material + technik möbel Ausgabe 05/2017

Page 1

www.schattdecor.com M_mt0617_Umschlag.indd 1

FAC H M AG A Z I N F Ü R D I E K A S T E N – , K Ü C H E N – , B Ü R O – U N D S I T Z M Ö B E L – F E R T I G U N G S OW I E D E N I N N E N AU S B AU · W W W. M AT E R I A L-T E C H N I K . D E · 3 0 8 3 5

m a t e r i a l + t e c h n i k m ö b e l 0 6 | 2 0 17

Besuchen Sie uns vom 10.–13. Oktober 2017 auf der Sicam in Pordenone (Halle 6, Stand A30/A34).

Wohn- und Küchenmöbel:

Fertigungstechnik:

Sitzmöbelbezüge:

Sicam-Neuheiten für die Einrichtungsindustrie

Digitale Features für Handwerkermaschinen

Nachhaltige Materialien für Möbelstoffe 29.09.17 12:39


Fokus

Internationalität ist gestiegen Die Sicam erwartet in diesem Jahr wieder Besucher aus über 7.000 Unternehmen. The Sicam fair expects visitors from more than 7,000 companies again this year.

Die Sicam im norditalienischen Pordenone geht vom 10. bis 13. Oktober 2017 in ihre neunte Runde – und bleibt weiterhin auf hohem Niveau stabil: Mit mehr als 580 Ausstellern, davon knapp ein Drittel aus dem Ausland, genauer gesagt aus 36 Ländern, konnte die Zahl aus dem vergangenen Jahr noch einmal überboten werden. In den neun Messehallen der „Fiera di Pordenone“ dreht sich im Herbst wieder alles um Komponenten, Zubehör und Halbzeuge für die Möbelindustrie.

­m aterial+technik möbel 06|17 ­­­5

M_mt0617_FO_Sicam.indd 5

02.10.17 07:49


Praktisch alle namhaften Hersteller sind in Pordenone mit einem eigenen Stand vertreten. Practically all of the well-known producers will be represented with stands of their own in Pordenone. Photos: Sicam, Barth Das Konzept der vergangenen Jahre hat sich laut Veranstalter bewährt, weshalb es nur wenige Neuerungen gibt. Zum einen wird das Buffet aus Halle 1 zusätzlich in eine provisorische Außenhalle verlegt, um mehr Platz für die Aussteller zu schaffen. Über 30.000 Quadratmeter beträgt die Ausstellungsfläche nun. Damit will man auch die Warteliste klein halten. Ein weiteres Buffet ist wie im Vorjahr in einem Anbau an Halle 9 untergebracht.

Die Aussteller bleiben der Messe offenbar treu: Mehr als 90 Prozent aus 2016 sind wieder dabei. Mit den neuen Ausstellern kommt die Messe laut Angaben des Veranstalters auf über 580 Aussteller. Der größte Teil von ihnen wird allerdings aus Italien stammen. Nichtitalienische Firmen werden einen Anteil von rund 28 Prozent haben. Auffallend in diesem Jahr ist, dass das Angebot bei Einbauleuchten weiter gewachsen ist. Beispielsweise ergänzt erstmals Hera aus

Deutschland das umfassende Angebot in diesem Segment, in dem wie in den Vorjahren namhafte Anbieter wie Elektra, L & S, D-Leuchten oder Halemeier zu finden sein werden. Auf der anderen Seite werden die Fachbesucher den einen oder anderen Aussteller aus dem Vorjahr vermissen. Beispielsweise ist der Holzwerkstoffhersteller Egger im Oktober nicht an Bord. Doch auch ohne ihn ist die Branche repräsentativ vertreten: Mit Pfleiderer,

Über 580 Aussteller werden auf der Sicam ein breites Design- und Technologieangebot zeigen. Over 580 exhibitors will show a wide range of design and technology at the Sicam fair. ­­­6

Swiss Krono, Kronospan Italia, Saviola, Fantoni und Gruppo Frati sind führende europäische Anbieter an Bord. Aus der Türkei ist auch wieder Kastamonu dabei. Eine breite Produktpalette wird auch bei Schichtstoffen zu sehen sein. Hier präsentiert sich die Branche allerdings nicht so geschlossen: Abet Laminati, Arpa, Cleaf, Fundermax und Gentas-Liri zählen hier zu den Teilnehmern. Im Bereich Beschlag liest sich das Ausstellerverzeichnis wie das Who-is-who der Branche: Alle namhaften Hersteller sind in Pordenone mit einem eigenen Stand vertreten, angefangen von Blum über Grass und Hettich bis hin zu Titus und Vauth-Sagel. Nicht so komplett zeigt sich ein halbes Jahr nach der interzum in Köln die Beteiligung der Oberflächenspezialisten. 2017 nehmen führende Dekordrucker wie etwa Interprint, Impress oder Surteco erneut nicht teil. Letzterer schickt nur sein Gruppenunternehmen Kröning ins Rennen. Wieder mit dabei sind auch Schattdekor und Confalonieri. Messebesucher, die sich für Oberflächenprodukte interessieren, werden in Pordenone dafür zahlreiche Lackproduzenten wie Adler, ICA oder ICRO Coating antreffen. Dazu kommt ein breites Angebot an Arbeitsplatten aus unterschiedlichsten Materialien, angefangen von Schichtstoff über Edelstahl bis hin zu Quarzstein und Keramik.

material+technik möbel 06|17

M_mt0617_FO_Sicam.indd 6

02.10.17 07:51


Erfolg mit Büromöbeln: Haworth konnte 2016 seinen Umsatz um 6,4 Prozent auf 1,94 Mrd. US-Dollar steigern. Success with office furniture: Haworth was able to increase its turnover by 6.4 per cent to US$ 1.94 billion in 2016. Photo: Haworth

Büromöbelindustrie erholt sich weiter Die Büromöbelindustrie konnte ein erfolgreiches Jahr 2016 verbuchen. In Deutschland und Italien, den beiden führenden Produktionsländern, wuchs der Produktionsumsatz deutlich. Die Branche profitiert dabei von der guten wirtschaftlichen Entwicklung in den meisten europäischen Ländern sowie im außereuropäischen Ausland. Die Büromöbelproduktion in Europa (27 Länder) konnte nach den jüngsten Berechnungen des europäischen Büromöbelverbandes FEMB 2016 um 3,5 Prozent gesteigert werden. Nachdem der Umsatz bereits 2015 um 11 Prozent gestiegen war, wuchs der Produktionsumsatz 2016 auf fast 8,5 Mrd. Euro. Besonders gefragt waren dabei Produkte aus Holz, die einen Zuwachs von 8,8 Prozent verzeichnen konnten. Bei Sitz- und Metallmö-

beln musste hingegen ein Produktionsrückgang von 3,3 Prozent hingenommen werden. Rund 1,23 Mrd. Euro des Gesamtumsatzes wurden außerhalb der EU erwirtschaftet, was im Vergleich zum Vorjahr einem Zuwachs von 2,6 Prozent entspricht. Die Importe nahmen laut FEMB um 5,3 Prozent zu. Von der positiven Geschäftsentwicklung zeugen auch die Umsatzzahlen der zehn führenden Büromöbelproduzenten, die 2016 einen

Deutschland: Büromöbelproduktion 2011–2016 (Produktion in Mrd. Euro, Veränderung zum Vorjahr in Prozent) Germany: Office furniture production 2011–2016 (Production in billion Euro, change over previous year in per cent)

2,13 (+15,8 %) 2.13 (+15.8%)

2,11 (–1,0 %) 2.11 (–1.0%)

2,00 (–5,0 %) 2.00 (–5.0%)

2,05 (+3,0 %) 2.05 (+3.0%)

2011

2012

2013

2014

2,20 (+7,2 %) 2.20 (+7.2%)

2,32 (+5,0 %) 2.32 (+5.0%)

2015

2016

Source: IBA, eigene Berechnungen/own calculations 2 ­­­ 2

Umsatz von fast 2,4 Mrd. Euro erzielten und damit in Europa auf einen Marktanteil von rund 28 Prozent kamen. Da 2016 allerdings nicht alle Unternehmen eine gleich gute Geschäftsentwicklung aufweisen konnten, ergaben sich in der Top Ten der Anbieter kleinere Veränderungen. So verdrängte die niederländische Royal-AhrendGruppe ihren Mitbewerber Nowy Styl vom dritten Platz: Das polnische Unternehmen rutschte beim Umsatz knapp hinter den Holländern auf Platz vier. Trotz eines Umsatzrückgangs ist die Kinnarps Holding aus Schweden mit 422 ­ Mio. Euro noch immer der größte Büromöbelhersteller in Europa. Steelcase aus den USA landete mit seinen europäischen Um­ sätzen auf Platz zwei. Neu in den Top Ten ist die Lienhard Office Group aus der Schweiz, die einen Umsatz von 140 Mio. Euro erwirtschaftete. Zu den führenden Büromöbelherstellern zählen auch zwei deutsche Unternehmen: Sedus Stoll auf Platz 7 sowie König+Neurath auf Platz 9.

Weltweites Wachstum Weltweit sehen die Perspektiven für die Branche ebenfalls positiv aus. Eine Untersuchung des britischen Marktforschungsinstituts Technavio schätzt das weltweite Branchenwachstum bis 2021 jüngst auf jährlich 5,2 Prozent. Nach Ansicht der Briten werden Bürositzmöbel dabei das wichtigste Produktsegment bleiben und rund 36 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen. Der weltweit größte Absatzmarkt war 2016 Nordamerika, wo 38,6 Prozent der weltweiten Büromöbelproduktion verkauft wurden. Allein in den USA beziffert der Branchenverband BIFMA den Büromöbelkonsum für 2016 auf fast 14 Mrd. US-Dollar (ca. 11,67 Mrd. Euro), was einem Plus von 7 Prozent gegenüber 2015 entspricht. Auch sind die USA ein führendes Produktionsland und ein großer Importeur. 2016 wurden Büromöbel im Wert von 10,4 Mrd. US-Dollar (ca. 8,66 Mrd. Euro), produziert, ein Anstieg von 2,3 Prozent gegenüber 2015. Absatzmärkte der Zukunft werden laut Technavio weiterhin die USA mit einem prognostizierten jähr­ lichen Wachstum von 12 Prozent bis 2021 und daneben vor allem Indien sein. Weitere Konzentration Nach Ansicht der Experten werden die Konzentrationen in der Branche weiter fortschreiten und die führenden Unternehmen ihre Marktanteile ausbauen können. Allerdings scheint das Tempo nicht mehr ganz so rasant zu sein wie in den letzten Jahren. Die Zusammenschlüsse führender Büromöbelunternehmen in Österreich beispielsweise haben dazu geführt, dass die zehn größten Anbieter heute mehr als 72 Prozent des Branchenumsatzes erwirtschaften. In Deutschland waren im bisherigen Jahresverlauf 2017 keine großen Insolvenzen zu verzeichnen. Größere Werksschließungen sowie Produktionsverlagerungen in Billiglohnländer fanden ebenfalls nicht statt.

material+technik möbel 06|17

M_mt0617_MM_Bueromoebelmarkt.indd 22

29.09.17 11:45


Macher & Märkte

Zu den wichtigsten Übernahmen des laufenden Jahres auf europä­ ischer Ebene zählte die Übernahme des schwedischen Büromöbelherstellers Offecct AB, des niederländischen Drehstuhlherstellers BMA Ergonomics sowie der Schweizer Marke Giroflex durch den Möbelkonzern Scandinavian Business Seating mit Sitz in Oslo. Offecct kommt auf einen Umsatz von 154 Mio. SEK, was umgerechnet rund 16,2 Mio. Euro sind. Giroflex wurde im vergangenen Juli übernommen und erreichte als Marktführer für Drehstühle in der Schweiz einen Umsatz von knapp 42 Mio. Euro. Die Scandinavian Business Seating Gruppe, die seit dem Sommer unter ihrem neuen Namen FloKK auftritt, erwirtschaftete 2016 einen Umsatz von 1,3 Mrd. NOK, rund 140 Mio. Euro. Unter ihrem Dach befanden sich vor den beiden Übernahmen bereits die Büromöbelmarken HAG, RH, BMA, RBM und Malmstolen. Mit Offecct haben die Norweger

ihr Sortiment nun um Lounge- und Büromöbel im Designbereich erweitert. Eigentümer der FlokkGruppe ist Triton Partners, eine deutsch-schwedische Private-Equity-Gesellschaft mit Sitz in Jersey. Im Jahr 2015 hatte die NowyStyl-Gruppe aus Polen mit der Sitag AG bereits einen schweizerischen ­Bürodrehstuhl-Produzenten übernommen. Zuvor waren bereits die Firmen Grammer Office (2011) und Rohde & Grahl (2013) gekauft worden. Zuwachs in Deutschland Eine positive Bilanz kann der Industrieverband Büro und Arbeitswelt e. V. (IBA) für das Jahr 2016 ziehen. Seine Mitglieder er­ wirtschaften rund 85 Prozent des gesamten Produktionsumsatzes. Laut IBA-Angaben konnte die Gesamtbranche im Berichtsjahr einen Umsatzzuwachs von 5 Prozent gegenüber 2015 verbuchen. Damit erzielte die gesamte Büromöbelindustrie einen Umsatz in Höhe von

Italien: Büromöbelproduktion 2011–2016 (Produktion in Mio. Euro, Veränderung zum Vorjahr in Prozent) Italy: Office furniture production 2011–2016 (Production in million Euro, change over previous year in per cent) 1033,2 (–7,0 %) 1033.2 (–7.0%)

909,2 (–13,0 %) 909.2 (–13.0%)

848,8 (–7,0 %) 848.8 (–7.0%)

830,8 (–3,0 %) 830.8 (–3.0%)

854,2 (–2,0 %) 854.2 (–2.0%)

828,6 (–3,0 %) 828.6 (–3.0%)

2012

2013

2014

2015

2016

2011

Source: CSIL, eigene Berechnungen/own calculations

2,32 Mrd. Euro. Zum Umsatzplus trug ausschließlich das Inlandsgeschäft bei, das um 8,1 Prozent zulegte. Im Ausland hingegen mussten die Büromöbelhersteller einen Umsatzrückgang um 2,2 Prozent hinnehmen. Importen in Höhe von rund 461 Mio. Euro standen laut amtlicher Statistik Exporte von rund 689 Mio. Euro gegenüber. Der rein rechnerische Inlandsverbrauch hat sich damit auf 2,09 Mrd. Euro erhöht. Der Start ins Jahr 2017 war den Unternehmen weniger gut gelungen. Laut Angaben des Verbandes der deutschen Möbelindustrie (VDM) musste im ersten Halbjahr auf Basis der Daten der amtlichen Statistik ein 1,5prozentiger Umsatzrückgang auf 1 Mrd. Euro hingenommen werden. Zu anderen Ergebnissen kommt der IBA. Die im Verband angeschlossen Unternehmen konnten ihren Umsatz im Berichtszeitraum um 3,1 Prozent

Farbe hält Einzug: Die Büromöbel von Bosse sind seit kurzem auch in ausgewählten Farbtönen der „Polychromie Architecturale“ von Le Corbusier erhältlich. Here comes colour: Office furniture by Bosse has recently also become available in selected shades of colour from Le Corbusier’s “Polychromie Architecturale”. Photo: Dauphin steigern. Dazu trug vor allem das Inlandsgeschäft bei, das um 5,4 Prozent zulegte. Im Auslandsgeschäft wurde hingegen ein Minus von 1,3 Prozent verbucht. Der IBA rechnet für 2017 mit einem leicht geringeren Umsatzwachstum als 2016. Ergonomie puscht Umsätze Rückenwind im Inland bekommt die Branche vor allem durch die Investitionen der Unternehmen in die ergonomische Ausstattung ihrer Mitarbeiter-Arbeitsplätze, was

Anzeige/Advertisement

FUNKTION & DESIGN

Plako liefert Komponenten und Systeme für die Büromöbelindustrie

KLAPPTISCHSYSTEM TT-NATURE www.plako.de ­m aterial+technik möbel 06|17 ­­­23

M_mt0617_MM_Bueromoebelmarkt.indd 23

29.09.17 11:45


„Wir rechnen mit einer weltweit steigenden Dekorpapiernachfrage“ Durch Übernahmen und Zusammenschlüsse ist die Produktpalette des Papierherstellers Munksjö in den vergangenen Jahren gewaltig gewachsen. Nach dem jüngsten Zusammenschluss tritt der Spezialpapierhersteller nun nicht nur unter dem neuen Namen Ahlstrom-Munksjö, sondern auch mit einer komplett neuen Struktur und vier Business-Einheiten weltweit auf. Auch wenn sich für den Geschäftsbereich Dekor keine großen Änderungen ergeben haben, zeigen sich Norbert Mix (Executive Vice President Decor), Dr. Matthias Krull (Vice President Sales Decor) sowie Sébastian Alainé (Vice President Marketing Decor) im Gespräch mit material+technik möbel von den gewaltigen Möglichkeiten überzeugt, die Dekorpapiersparte weltweit auszubauen und mit innovativen Neuentwicklungen zu bereichern.

m+t: Herr Mix, nach dem Zusammenschluss ist das entstandene Unternehmen in den vergangenen Monaten neu strukturiert worden. Wie sieht die aktuelle Organisation aus? Mix: Bei der Übernahme existierten zunächst sechs unterschiedliche Geschäftsbereiche. Das erschien uns zu kompliziert. Wir haben uns daher dazu entschieden, 3 ­­­ 0

die gesamte Produktrange über vier Business Units abzubilden. Die Sparte Dekor, für die wir verantwortlich zeichnen, ist eine davon. Sie umfasst weiterhin die Papierfabriken in Aalen und Dettingen sowie die beiden Werke in Tolosa (Spanien) und Arches (Frankreich) mit zusammen neun Papiermaschinen. Durch den Zusammenschluss ist jedoch ein glo-

baler Konzern entstanden, der in 14 Ländern in 41 Produktionsstätten über 6.000 Mitarbeiter beschäftigt. Der Gesamtumsatz beläuft sich auf 2,15 Mrd. Euro. m+t: Was ist mit Firmen wie E2P und Spantex bei der Neugliederung passiert? Mix: Bei dem Zusammenschluss mit ArjoWiggens im Jahr 2013 sind

Exklusiv vor Ort Exclusive on the spot

diese beiden Unternehmensbereiche aus der Dekorsparte ausgegliedert worden. Inzwischen bedienen diese beiden Bereiche auch andere Märkte außer Möbeloberflächen und werden deshalb auch weiter einer anderen Business Area zugewiesen. m+t: Bisher verfügten Ahlstrom und Munksjö über eigene F & EAbteilungen. Welche künftigen Möglichkeiten sehen Sie in der Bündlung der Kompetenzen beider Unternehmen? Krull: Da beide Unternehmen sich auf andere Segmente konzentriert hatten, könnte die Zusammenarbeit der Forschungs- und Entwicklungsabteilungen in Apprieu und Pont-Evêque in Frankreich zu neuen Produkten führen. Dabei sehe ich nicht nur Papier basierte Qualitäten, sondern auch Impulse durch den neu hinzugekommenen Bereich „Filtration“. Hierbei handelt es sich um sog. „Non-wovens“, also synthetisch erzeugte Fasern

material+technik möbel 06|17

M_mt0617_MM_Munksjoe.indd 30

29.09.17 11:57


Macher & Märkte

Dr. Matthias Krull, Nobert Mix sowie Sébastian Alainé informierten Richard Barth (v.l.n.r.) über den weltweiten Dekorpapiermarkt und die künftige Unternehmensstrategie. Dr Matthias Krull, Norbert Mix and Sébastien Alainé discussing with Richard Barth (l.t.r.) the decor paper market worldwide and the future corporate strategy. Photos: Abeln

und Filme. Unsere Kunden können sicherlich davon profitieren, dass unsere Forschungsabteilung in Apprieu, die für Decor zuständig ist, künftig auch komplexe Lösungen anbieten kann.

2011 das wichtigere Ereignis, denn auf einen Schlag konnten wir unsere Kapazitäten in diesem Marktsegment deutlich steigern. Da 2013 unser Plan, von Ahlstrom auch die Produktion von Vorimprägnaten in Osnabrück zu übernehmen, vom Kartellamt nicht genehmigt wurde, konnten wir unser Sortiment letztlich aber nur in anderen Produktbereichen ausbauen und dort unsere Marktanteile vergrößern. Das Werk in Osnabrück mit seinen drei Papiermaschinen befindet sich heute übrigens komplett in anderen Händen, da vor dem letzten Zusammenschluss die Tapetenpapier-Produktion ebenfalls verkauft worden war.

„Dekorpapiere haben nach wie vor einen starken Umsatzanteil“

„Dekorpapier-Nachfrage weltweit gestiegen“

m+t: Das Produktsortiment des neuen Unternehmens ist durch den Zusammenschluss deutlich gewachsen. Welche Rolle spielt bei Ahlstrom-Munksjö heute die Dekorpapiersparte? Mix: Die Dekorpapiersparte ist weiterhin ein starkes Standbein des Unternehmens geblieben, hat aber im Vergleich zu früher einen geringeren Anteil. Für unsere Kunden hat sich allerdings nichts verändert. Der Sitz der Verkaufs- und Marketingniederlassung ist nach wie vor hier in Aalen. Von hier aus wird unser weltweiter Kundenservice gesteuert, der ein wichtiger Erfolgsfaktor auch im neuen Konzern ist.

m+t: In ihrer jüngsten Marktstudie haben Sie die Produktionsmengen weltweit erneut unter die Lupe genommen. Welche Rückschlüsse lassen sich auf die Marktanteile von AhlstromMunksjö für 2016 schließen? Krull: Bei Dekorpapieren sehen wir uns mit einer Kapazität von 210.000 Tonnen und verkauften 180.000 Tonnen aktuell auf Rang zwei weltweit, was einem Marktanteil von rund 24 Prozent entspricht. In unserer jüngsten Studie haben wir die weltweite Nachfrage nach Dekorpapier für 2016 auf 745.000 Tonnen (ohne China) beziffert. Sie ist gegenüber 2015 um 4,9 Prozent gestiegen. Inklusive China schätzen wir die Nachfrage übrigens auf 1,4 Mio. Tonnen, was einer Steigerung von 8,5 Prozent

m+t: Herr Dr. Krull, haben sich durch die Übernahme auch die Weltmarktanteile verändert? Krull: Durch den Zusammenschluss sind wir zu einem der weltgrößten Produzenten von Spezialpapieren geworden. Aber für uns war die Übernahme der Dekorpapiersparte von ArjoWiggins im Jahr

gegenüber dem Vorjahr entspricht. Genaue Daten liegen hier allerdings nicht vor, da der Anbietermarkt dort schwer durchschaubar ist. Unser Weltmarktanteil würde in diesem Fall knapp 13 Prozent betragen. m+t: Wie haben sich Oberflächenmaterialien generell entwickelt? Krull: In den vergangenen Jahren konnten Dekorpapier basierte Oberflächen und damit auch die Anbieter weiterwachsen. In unserer Studie ermittelten wir bei papierbasierten Holzwerkstoffoberflächen (exkl. China) einen Produktionsanstieg von 4,6 Prozent auf knapp 8,8 Mrd. m2. Im Jahr 2011 waren es noch 7,15 Mrd. m2. Inklusive China schätzen wir die Produktion für 2016 sogar auf über 16 Mrd. m2. m+t: Konnten alle Produktsegmente gleichermaßen zulegen? Krull: Etwa 73 Prozent der Gesamtproduktion (ohne China) entfielen 2016 auf LPL sowie imprägnierte Filme. Finishfolien hatten bei Oberflächen einen Anteil von 13 Prozent und büßten damit gegenüber 2011 einen Prozentpunkt ein, was an dem starken Wachstum bei melaminbeschichteten Papieren liegt. In absoluten Zahlen ist die Produktionsmenge bei Finishfolien mit ca. 1,15 Mrd. m2 seit 2011 jedoch weiter gestiegen. Bei

HPL/CPL-Oberflächen ermittelten wir einen Anteil von 13 Prozent. m+t: Bei diesen Angaben handelt es sich um die Produktionsmengen. Wie sieht es mit den Kapazitäten aus? Krull: Die Kapazitäten sind deutlich höher, da jeder Anbieter noch erhebliches Produktionspotenzial hat. Wir können in Dettingen beispielsweise auf beiden Papiermaschinen auch nur Vorimprägnat herstellen, tun dieses aber aktuell nur auf einer Maschine, die zweite Papiermaschine produziert auch für andere Produktsegmente. Im Jahr 2016 kamen wir hier auf rund 30.000 Tonnen Vorimprägnat, haben aber durchaus Kapazität für 50.000 Tonnen. Angesichts einer weltweiten Produktion (inkl. China) von rund 71.000 Tonnen kamen wir 2016 in diesem Segment auf einen Marktanteil von etwas mehr als 42 Prozent und waren damit führender Anbieter. „Wir können künftig mehr produzieren“ m+t: Bedeutet dies, dass es weltweit Überkapazitäten gibt? Krull: Ganz im Gegenteil. Wir gehen mittelfristig von einer durchschnittlichen Steigerung der Dekorpapier-Nachfrage in Europa von zwei bis drei Prozent aus, weltweit rechnen wir sogar mit einem Anstieg um fünf Prozent. Daher

Norbert Mix: „Durch Debottlenecking-Maßnahmen wollen wir unsere Kapazitäten steigern“ “We intend to extend our capacity by means of debottlenecking projects.” ­m aterial+technik möbel 06|17 ­­­31

M_mt0617_MM_Munksjoe.indd 31

29.09.17 11:57


Tavelmo ließ sich von tropischer Botanik inspirieren. Tavelmo was inspired by the tropical plant world. Photo: Barth

Möbelstoffe aus Cannabis Die Möbelstoffmesse MoOD fand Anfang September zum zweiten Mal im Ausstellungszentrum Tour & Taxis in Brüssel statt. Nach dem Auszug aus dem Gelände am Fuße des Atomiums will sich die Messe als kleines, aber qualitativ hochwertiges Branchenevent neu positionieren. Ein erneuter Besucherrückgang konnte dieses Mal verhindert werden, zugleich hatten mehr außereuropäische Anbieter in die nostalgischen Backsteinhallen Einzug gehalten. Mit der Wahl des Ausstellungszentrums Tour & Taxis im Hafengebiet der belgischen Metropole hatte der Veranstalter der MoOD im vergangenen Jahr auf die rückläufigen Aussteller- und Besucherzahlen reagiert. Über das Ergebnis der zweiten Ausgabe am neuen Ort zeigt sich Messechef Patrick Geysels wieder zufrieden: „Uns ist es gelungen, den Besucherrückgang zu stoppen. Gleichzeitig konnten wir das qualitativ hohe Niveau des Angebots halten.“ Laut Messebilanz wurde die Veranstaltung an den drei Messetagen (6.–8.9.2017) von insgesamt 4.000 Interessenten besucht. Damit verbuchte die MoOD die gleiche Anzahl an Messegästen wie im vergangenen Jahr. Rund 78 Prozent aller Besucher waren aus Europa angereist. Sie kamen hauptsächlich aus Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden sowie Deutschland. Im vergangenen

Jahr waren zum Debüt der MoOD in der neuen Veranstaltungslocation 4.020 Besucher angereist, zwölf Prozent weniger als im Jahr davor. Indigo ergänzt Messe Neben rund 100 Anbietern von Möbel- und Dekostoffen hatten sich in den vier Sheds genannten Hallen des Backsteingebäudes aus dem 19. Jahrhundert weitere knapp 100 Designstudios im Rahmen der parallel stattfindenden Fachmesse Indigo versammelt. In Nebengebäuden der vier Hallen waren zusätzlich die Innovationsplattform, die Trend-Ausstellung „Passages“ sowie der Bereich „Launch Pad“ untergebracht. Seit dem vergangenen Jahr können

sich dort Start-ups im Bereich Textildesign präsentieren. Sechs „Blue Drop“-Preisträger Der „Blue-Drop“-Preis für besonders innovative Möbelstoffe und Vermarktungskonzepte wurde in diesem Jahr zum neunten Mal vergeben. Neben einer Auszeichnung im Bereich „Launch Pad“ gab es fünf weitere Kategorien, in denen die Fachjury die besten Entwürfe prämierte. Im Bereich „Strong Identity“ zählte der italienische Weber Imatex zu den Gewinnern; prämiert wurde das Vermarktungskonzept der Firma. Der Preis in der Kategorie „Colour Passage“ ging an den türkischen Weber Teksko Kadife Kumas, da es ihm gelungen war, einen Stoff zu kreieren, der je

nach Lichteinfluss in verschiedenen Farben schimmert. Die Firma Audejas erhielt einen weiteren „Blue Drop“ im Bereich „Circular Material“ für einen Möbelstoff aus wiederaufbereiteter Wolle. Im Bereich „Remarkable Technique“ wurde nicht etwa ein Weber ausgezeichnet, sondern der DigitaldruckDienstleister Big Impact aus den Niederlanden. Er erhielt den „Blue Drop“ für seine Innovation eines „2,5D“-Drucks auf Oberflächen. Der Award im Bereich „Contract“ ging an den belgischen Weber De Poortere Frères für einen Velours mit Bicolor-Effekt. Reliance statt Trevira Bei der zweiten Ausgabe im neuen Ausstellungszentrum waren einige namhafte Anbieter der Vorjahre nicht mehr angetreten, etwa der Faserhersteller Trevira CS. Dafür war erstmals die indische Firma Reliance vertreten, der weltgrößte Hersteller von Polyesterfasern, und präsentierte die schwer entflammbare Fasertype „Recron FS“. Im wachsenden Markt der schwer entflammbaren Heimtextilien soll sie künftig eine Alternative zu Trevira CS darstellen und auch mit einem ähnlichen Marketingkonzept vermarktet werden. Laut Reliance werden weltweit jährlich mehr als 340 Mio. m2 an schwer entflammbaren Heimtextilien verkauft. Davon entfallen ein Drittel auf PolyesBig Impact stellte digital gedruckte Oberflächen­ strukturen vor. Big Impact presented digitally printed surface structures. Photo: Big Impact

Multicolorgarne verleihen dem Bezugstoff von Algemene Two einen handwerklichen Charakter. Multicolour yarns give the cover material from Algemene Two a handcrafted look. Photo: Barth 4­­­ 6

material+technik möbel 06|17

M_mt0617_FO_MoOD.indd 46

29.09.17 12:48


Fokus

Rund 140 Anbieter von Lösun­ gen für die digitale Druckpro­ duktion gehen an den Start. About 140 providers of solutions for digital printing production will be at the starting point. Photo: Mack Brooks

InPrint geht in die dritte Runde Während in wenigen Wochen die dritte deutsche Ausgabe der Digital­ druckmesse InPrint in München an den Start geht, hat Veranstalter Mack Brooks bereits eine weitere Fachmesse für den Bereich im Köcher. Fast ein halbes Jahr nach dem Münchner Event wird der britische Messeveranstalter Mack Brooks Exhibition unter dem Namen „Pure Digital“ 2018 in Amsterdam eine weitere Messe für den Digitaldruck veranstalten, auf der aber weniger die Industrie als vielmehr die Kreativbranche als Besucher angesprochen werden soll. Austragungsort wird das Amsterdamer Messezentrum RAI sein, in dem die Veranstaltung vom 17. bis zum 19. April 2018 stattfindet. Zu den Ausstellern werden laut Aussagen von Messechef Marcus Timson führende Anbieter von Digitaldruck-Systemen- und -Konzepten wie HP, Canon, Felix Schoeller, Mimaki, Tonejet und Sihl zählen. Der Veranstalter begründet die Schöpfung der Messe mit dem Umstand, dass Digitaldruck noch immer lediglich 3 Prozent des gesamten Drucks ausmache und die kreative Industrie das große Potential des Digitaldrucks nicht voll ausnutze. Aus diesem Grund soll die PureDigital-Messe Technologiean4­­­ 8

bieter sowohl mit Druckunternehmen als auch mit Designern aus allen Bereichen der Industrie zusammenbringen. Darüber hinaus will Timson Markeninhaber, Marketingspezialisten sowie Kreativagenturen mit dem neuen Event ansprechen. Führende Industrieverbände wie IGI (Tapeten), S ­ I`BON (Werbeschilder) sowie DGI International (Graphik) unterstützen die Amsterdamer Digitalmesse. 118 Aussteller auf InPrint Zuvor geht jedoch vom 14. bis zum 16. November 2017 die InPrint 2017 an den Start. Nachdem die Fachmesse für industrielle Drucktechnologie 2014 in Hannover ihr Debüt gab, findet sie in der Halle A6 des Münchner Messegeländes zum zweiten Mal statt. Insgesamt ist es jedoch die fünfte Ausgabe der Messe, da die InPrint 2016 auch in Mailand und im Frühjahr 2017 in Orlando/USA durchgeführt worden war. In München werden dieses Mal mehr als 138 Aussteller aus 17

Ländern teilnehmen und Maschinen, Komponenten sowie Zubehör und Dienstleistungen für den funktionalen und dekorativen Druck sowie den Verpackungsdruck ausstellen. Damit spricht die Veranstaltung eine breite Besuchergruppe aus unterschiedlichen Industriezweigen an. Durch die Präsenz von namhaften Maschinenherstellern aus der Einrichtungsindustrie wie Hymmen, Wemhöner oder

Cefla findet die Messe auch bei den Dekordruckern, Holzwerkstoffherstellern sowie Möbelproduzenten großes Interesse. Außerdem umfasst sie auch andere Technologien für die industrielle Druckproduktion wie den Spezialdruck und den Siebdruck. Gezeigt werden den Besuchern innovative Techniken und neueste Verfahren für das Bedrucken von Metall, Kunststoff, Textil, Glas, Keramik, Holz und anderen Oberflächen. Neben den Technologie-Anbietern stellen in München auch Produzenten von UV- und wasserbasierten Tinten für den Inkjet-Druck aus. Außerdem nehmen Anbieter von Scanund Inspektionssystemen sowie die Druckkopf-Hersteller an der Messe teil. Laut Messeveranstalter kann die InPrint eine Reihe von Neuausstellern aufweisen: Decosystem (Italien), Graphtech (Schweiz), HP Speciality Printing Systems (Deutschland), Sandvik Process Systems (Schweden) sowie Van Dam Machine Europe (Niederlande). Bei ihrem Debüt in München versammelte die InPrint 2015 laut Schlussbericht insgesamt 145 Aussteller aus 16 Ländern und wurde von 3.400 Interessenten aus 65 Ländern besucht. Die Italien-Ausgabe lockte 2016 insgesamt 2.900 Besucher aus 13 Ländern nach Mailand. 118 Firmen stellten aus. ba

InPrint moving towards the third round While the third German edition of the digital printing fair InPrint will begin in Munich in a few weeks‘ time, fair organisers Mack Brooks already have a further specialist fair for the industry in their planning diary. The “Pure Digital” will be held from 17 to 19 April 2018 at the RAI exhibition centre in Amsterdam. It aims to bring together technology providers and printing companies as well as designers from all areas of the industry, because – in the opinion of the organisers – the creative segment is still not fully utilising the great potential of digital printing. But before this, from 14 to 17 November 2017, the InPrint 2017 will be at the starting point in Munich – attracting more than 138 exhibitors from 17 countries and presenting accessories and services for functional and decorative printing in addition to package printing.

material+technik möbel 06|17

M_mt0617_FO_InPrint.indd 48

29.09.17 12:50


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.