material + technik möbel Ausgabe 07/2017

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ZUSCHNITT FÜR

InPrint:

Holz-Handwerk: Heimtextil:

Digitaldruckmesse inspirierte im November Einrichtungsindustrie

Innenausbau-Event will 2018 noch mehr Besucher anlocken

Messe erweitert 2018 ihr Angebot an Bezugsmaterialien 06.12.17 11:08


Fokus

Digitaldruck im Fokus Zum zweiten Mal fand die Digitaldruckmesse InPrint in München statt. Ins­gesamt war es jedoch die fünfte Ausgabe, da die Messe zwischenzeitlich auch in Mailand und in Orlando veranstaltet wurde. 2018 geht eine Variante an den Start, die Architekten von den vielfältigen Möglichkeiten des Digitaldrucks überzeugen will. Die zweite Ausgabe der InPrint in München zog eine vergleichbare Zahl an Besuchern an wie beim Debüt im Jahr 2015. Auch konnte die Digitaldruckmesse, die vom 14. bis zum 16. November in einer Halle des Münchner Messegeländes durchgeführt wurde, bereits von der parallel veranstalteten Messe productronica (Entwicklung und Fertigung von Elektronik) profitieren. Rund 1.800 Besucher stammten von dieser Fachmesse, sie hatten freien Zugang zur InPrint. Zu dieser waren rund 2.951 Interessenten angereist, etwa die Hälfte stammte aus 63 Ländern der Welt. Insgesamt zählte die Veranstaltung 4.700 Besucher und damit ebenso viele wie 2015. Das hohe Interesse an dem DreiTages-Event täuschte allerdings darüber hinweg, dass die Veranstaltung gegenüber der vorausgegangenen Ausgabe nicht gewachsen war. Im Gegenteil, einige namhafte Player wie Durst, Barberan oder Padaluma waren nicht angetreten. Zu den Neuzugängen auf der Messe zählte u. a. Zimmer Austria, der sich auf die Herstellung von Digitaldruckmaschinen für die Textil- und Teppichveredelung spezialisiert hat und für die unterschiedlichen Fasertypen die geeigneten Tintenund Maschinenlösungen aus seiner „Colaris“- und „Chromojet“Serie bereitstellen kann. Vergleichbare Größe In München konnten sich die Besucher auch dieses Mal über die neuesten Digital-Lösungen informieren, mit denen sich neben Papier, Holz und Textil auch Glas sowie diverse Kunststoffmaterialien industriell bedrucken lassen. Hier sieht etwa Agfa Graphics seine Rolle: Zusammen mit seinen Kun­­­6

ne sehr breite Zielgruppe an, die neben der Einrichtungsindustrie vor allem die Verpackungsindustrie umfasst. Aber auch aus der Automobilindustrie, der Mode, der Elektronik- und Haushaltswarenproduktion sowie dem Medizinbereich stammten die Interessenten. Neue Besuchergruppen will Veranstalter FM Brooks durch die neue Fachmesse „Pure Digital“ in Amsterdam gewinnen. Mit ihr sollen im April 2018 die Kreativindustries sowie Architekten angesprochen werden, die für die Produktions­

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1| Die InPrint fand zum zweiten Mal in München statt. InPrint took place in Munich for the second time. den entwickelt er gezielt die richtigen Tintensysteme für die unterschiedlichsten Substrate und unterstützt sie auch bei der Integration des Digitaldrucks in den Produktionsprozess. Diese Aufgabe hat sich auch Tintenhersteller Mankiewicz gestellt, der mit seinen „Cyconjet“-UV-Tinten nicht nur Lösungen zum Bedrucken von Kunststoff bereit hält, sondern aktuell auch an Einsatzmöglichkeiten für Außenanwendungen arbeitet. Die Ausstellerzahl entsprach mit

153 Ausstellern aus 19 Ländern nahezu der von 2015 (150 Firmen). Wie 2015 konnten auch diesmal nur rund drei Viertel der Messehalle belegt werden, wobei ein Teil dieser Fläche für das Messerestaurant verwendet wurde. Allerdings war die Veranstaltung größer als die Mailänder Ausgabe. Im November vergangenen Jahres hatten sich dort 118 Aussteller – größtenteils die gleichen Firmen wie in München – versammelt. Der Event zog im November 2016 2.900 Interessen an. Neue Zielgruppe durch weitere Messe Mit ihrem umfassenden Angebot spricht die InPrint Jahr für Jahr ei-

lösungen der InPrint wenig In­ teresse zeigen. Ihnen will Messegründer Frazer Chesterman die Potenziale des Digitaldrucks nahebringen. Die Aussteller in München äußerten sich bei der diesjährigen Ausgabe sehr erfreut über das große Interesse aus der Einrichtungsindustrie, die neben Dekordruckern vor allem Vertreter der Holzwerkstoff- und Bodenbelagindustrie umfasste. Komplette Prozesskette im Fokus In München konnten sich die Kunden erneut über den kompletten Herstellungsprozess informieren, da auch die vor- und nachgeschal-

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teten Stufen zu den Ausstellern zählten. So waren führende Anbieter von Hochleistungsscannern ebenso unter den Teilnehmern anzutreffen wie Anbieter von Inspektionssystemen. Baumer Inspection etwa informierte über die Ent­ wicklung und Installation eines entsprechenden Kontrollsystems beim Bodenbelaghersteller Classen in Baruth, der damit den digitalen Druckprozess überwachen lässt. ColorGate und IPAC berichteten über ihre Kooperation, die die Entwicklung von Inline-Farbmesslösungen mit Rückkoppelung zur Druckdatengenerierung zum Ziel hat. Damit sollen farbrichtige und farbkonsistente Druckergebnisse auf Single-Pass-Anlagen gewährleistet werden. Basierend auf dem Offline-System „ACMS“ von IPAC, wird das Inline-Farbmesssystem „iCMS“ künftig eine Driftmessung und damit die Kontrolle der Schwankungen des Druckprozesses, die Zeritifizierung der Druckqualität sowie die Bereitstellung von Farbmessinformationen für die „Closed-Loop Color Correction“ ermöglichen. Weitere Informationen über diese sowie andere Neuheiten konnten die Messebesucher aber nicht nur auf den Messeständen, sondern auch auf den beiden Vortragsflächen erhalten. Auf der Konferenzbühne sowie im kleineren Forum referierten Experten aus der Industrie und aus der Forschung über Erfahrungen und neue Lösungen auf dem Gebiet der Digitaldrucktechnologie. Dabei stand an jedem Messetag ein bestimmter Anwendungsbereich im Mittelpunkt. Während sich die Vorträge am ersten Messetag mit innovativen Prozessen und Technologien für die dekorative und individuelle Gestaltung von Oberflächen und Wänden befassten, ging es am zweiten und dritten Tag um Funktion und Verpackung. Insgesamt standen an den drei Messetagen über 70 Vorträge auf dem Programm, die von Experten der ausstellenden Firmen gehalten wurden. InPrint-Award gab Debüt Premiere feierte in diesem Jahr der „Innovation Award“ der Messe, der erstmals in den Kategorien „Innovative Partnerschaften“ und

2| Wemhöner informierte über wasserbasierte Digitaldruck­ lösungen. Wemhöner provided information about water-based digital printing solutions. 3| Bei Tiger Coatings können durch die Kombination von Digitaldruck und Pulverbe­ schichtung haptische Oberflä­ cheneffekte erzielt werden. At Tiger Coatings, haptic surface effects can be created through a combination of digital printing and powder coating. 4| Hochleistungsscanner wie z. B. hier von Metis liefern die erforderlichen Höheninformatio­ nen für authentische Strukturen. High performance scanners such as this one from Metis provide the necessary height information for authentic structures. „Außergewöhnliche Produkte“ verliehen wurde. Den Preis in der ersten Katagorie gewann neben der britischen Firma Tonejet der italienische Maschinenhersteller Cefla, der in Zusammenarbeit mit dem Tintenhersteller Kuei eine Lösung für die Erzeugung einer ­ haptischen Oberfläche entwickelt hatte. In der zweiten Kategorie ging der Award an den belgischen Tintenproduzenten Sioen Chemi­ cals sowie an Thallosjet aus Italien. Ersterer hatte eine besonders widerstandsfähige und UV-stabile rote Tinte für die offiziellen belgischen Nummernschilder entwickelt. Angebotspalette Da in München industrielle Drucklösungen im Vordergrund standen, ging es auf der InPrint nicht allein um den Inkjetdruck. Breiter Raum wurde auch dem Siebdruck und dem Spezialdruck beigemessen, der insbesondere für die Besucher aus der Verpackungsindustrie eine große Rolle spielt. Allerdings zeigte sich auf der Veranstaltung, dass die Grenzen fließend werden und die für einen Anwendungsbereich entwickelten Prozesse durchaus auch für dekorative Zwecke im Einrichtungsbereich interessant sein können. Ein von Heidelberger Druckmaschinen entwickelter Inkjet­drucker, mit denen sich drei-

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dimensionale Gegenstände bedrucken lassen, findet inzwischen bei der individuellen Gestaltung von Automobilinterieurs Anwendung. Ursprünglich war der Drucker entwickelt worden, um Fußbälle oder Koffer zu individualisieren. Der Hersteller berichtet inzwischen

von weiteren Anfragen, bei denen es um Individualisierungen auf Sitzflächen geht. Verlässlichere Druckköpfe Auf der anderen Seite ist nach dem Hype der vergangenen Jahre vor allem in der Einrichtungsbran­m aterial+technik möbel 07|17 ­­­7

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Firmenporträt

Update

„2018 erhält das Designcenter ein Restyling“

Company Profile

Der Dekordrucker Chiyoda bewegte sich in den vergangenen zehn Jahren in unruhigem Fahrwasser. Denn kurz nach der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise stand am Standort Genk ein Generationswechsel im Management sowie im Kreativteam an. Für Mitarbeiter der ersten Stunde mussten adäquate Nachfolger gefunden werden. Ein Prozess, der nun erfolgreich abgeschlossen ist und bis Mitte 2018 durch die Neugestaltung des Designcenters auch nach außen hin sichtbar gemacht wird.

Am europäischen Standort des japanischen Dekordruckers Chiyoda im belgischen Genk blickt man zuversichtlich ins Jahr 2018. Nach den Turbulenzen der vergangenen Jahre sieht sich die Unternehmensleitung wieder im richtigen Fahrwasser und schmiedet eine Reihe von Investitionsplänen, mit Olaf Leonhardt zeigt mit „Giallo Sienna“ ein Dekor aus dem Trendthema „reculture“. Olaf Leonhardt shows “Giallo Sienna” – a decor from the “reculture” trend collection. Photos: Barth 1­­­ 0

denen der Standort in seiner Wettbewerbsposition gestärkt und weiter ausgebaut werden kann. Das soll spätestens im Sommer nächsten Jahres auch nach außen sichtbar sein: Das Designcenter wird nach einem großzügigen Restyling seine Tore wieder öffnen. Noch Ende dieses Jahrs will das Unternehmen mit dem Umbau und der Modernisierung beginnen. Herzstück der neuen Ausstellung wird ein „Trend-Tunnel“ sein, in dem die Dekorhighlights präsentiert werden. In einer weiteren tunnelartigen Installation sind Besprechungsmöglichkeiten unterge-

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Macher & Märkte

Olaf Leonhardt und Rudy Theelen (v.l.n.r.) besprechen digitale Dekorneuheiten von Chiyoda. Olaf Leonhardt and Rudy Theelen (left to right) discuss Chiyoda’s new digital printing decors. Photo: Chiyoda

bracht. Ebenso wird Platz für das Dekorarchiv geschaffen, in dem Kunden sich anhand von fast 1.000 haptischen Mustern einen Über­ blick verschaffen können. Nach­ dem im vergangenen Jahr das Ge­ bäude bereits mit einem Anbau versehen wurde, erhält dort künf­ tig die komplette Kreativabteilung ihr neues Zuhause, angefangen von der Dekorentwicklung über die Gravur bis hin zur geplanten Di­ gitaldruckanlage. Darüber hinaus will das Unternehmen in ein voll­ automatisiertes Lager mit einer Kapazität von bis zu 3.000 Zylin­ dern und einer Höhe von 15 Me­ tern investieren, das Ende 2018 seinen Betrieb aufnehmen soll. Familienunternehmen Chiyoda Europa gehört zu den we­ nigen westeuropäischen Druck­ standorten, die sich noch in Privat­ besitz befinden. Inhaber ist die Fa­ milie Sato. Seit 2002 steht mit Hiro Sato der Enkel des Firmen­ gründers als Vorstandsvorsitzen­ der und CEO der Chiyoda Gravure Corp. in Tokio an der Spitze des Unternehmens. Die Druckerei in Genk hatte Anfang der 70er-Jahre ihren Betrieb aufgenommen, 1986 wurde sie unter der Bezeichnung

Chiyoda Europa ein eigenständi­ ges Tochterunternehmen. In Genk ist Olaf Leonhardt seit 2015 als Kreativdirektor im Amt. Der neue, kreative Kopf von Chiyoda Europa hatte zuvor 18 ­ Jahre lang Erfahrungen bei den Fußbodenspezialisten Tarkett und Pergo sammeln können. „Mein Wissen über Produkte und Märkte habe ich unverzüglich in Genk ein­ gebracht, so dass Chiyoda heute im Fußbodensegment als Liefe­ rant von bedruckten Kunststofffoli­ en eine führende Rolle spielt“, er­ läutert der Designdirektor. Nach Angaben von Leonhardt erzielt das Unternehmen inzwischen etwa ein Viertel seines Umsatzes mit bedruckten Kunststofffolien, wobei der Dekordrucker insbesondere von dem rasant wachsenden Seg­ ment der LVT-Böden profitieren konnte. Chiyoda war zunächst das einzige Unternehmen, das tech­ nisch in der Lage war, die Kunst­ stofffolien in zwei Metern Breite in höchster Qualität mit den ge­ wünschten Dekoren zu bedrucken.

die Anschaffung einer Digitaldruck­ anlage in Vollbreite geprüft, mit der individuelle Kundendesigns und kleinere Volumen erstellt werden sollen. Dass der Dekordrucker hier noch keine Anlage vorweisen kann, führt Theelen darauf zurück, dass sowohl Papier als auch Kunststoff-Oberflä­ chen für den Designbodenbereich zu bedrucken sind und ­die Techno­ logie hierfür noch nicht ausgereift war. Um künftig sowohl auf Papier als auch auf PVC und Polymerfolien drucken zu können, soll spätestens im Jahr 2018 eine UV-Tinten-basier­ te Single-Pass-­Digital-Druckanlage angeschafft werden, weil mit was­ serbasierten Farben nach Ansicht des Experten nicht die gewünsch­ ten qualitativen Ergebnisse erzielt werden können.

Historisch betrachtet war Chiyoda allerdings beim Digitaldruck Vorrei­ ter: Im Jahr 2004 hatte das Unter­ nehmen bereits in eine Digital­ druckanlage der belgischen Firma Barco Graphics investiert und war damit weltweit der erste Dekor­ drucker mit diesem zukunftswei­ senden Verfahren. „Leider waren Technologie und Tinten seinerzeit nicht weit genug entwickelt, so dass zu viele Probleme mit der Metamerie auftauchten und wir die Anlage nicht weiter betreiben konnten“, bedauert Theelen. Seit­ her wird Digitaldruck nur bei der Ausmusterung eingesetzt. Boden zurückgewonnen Bei den Dekorentwicklungen konnte Chiyoda in der letzten Zeit Boden zurückgewinnen. Mit sei­

Investitionen in Digitaldruckanlage Auf diesem Gebiet sehen Peter Coenegrachts (COO) sowie Andy de Ceulaer (CFO) auch weiteres Wachstumspotenzial für Chiyoda Europa. Wie Rudy Theelen (Head of Technical Decor Development & Engraving) informiert, wird derzeit „Sebastian Oak“ ist ein Dekor aus der Trendwelt „bioplanet“. “Sebastian Oak” is a decor from the “bioplanet” trend collection.

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Fokus

Größte Sicam aller Zeiten Der Veranstalter der diesjährigen Sicam konnte eine erfolgreiche Bilanz ziehen. Die italienische Zuliefermesse bot den Besuchern das bislang größte Produktangebot in ihrer neunjährigen Geschichte. Die hohe Internationalität der Besucher stimmte Veranstalter und Aussteller gleichermaßen zufrieden.

Die diesjährige Sicam, die in diesem Jahr eine Woche früher stattfand als sonst, punktete bei Ausstellern und Besuchern gleichermaßen. Trotz vorausgegangener interzum in Köln konnte Veranstalter Carlo Giobbi Vom 10. bis zum 13. Oktober die höchste Ausstelleranzahl seit dem Debüt der Zuliefermesse im Jahr 2009 vermelden. Eine Reihe von Neuausstellern ließ die Zahl auf 583 Firmen (davon 28 Prozent aus dem Ausland) ansteigen, so dass die Messehalle 1 erstmals vollständig belegt werden konnte und das dortige Buffetrestaurant in ein Zelt ausweichen musste. Zum Vergleich: 2016 stellten in Pordenone 560 Firmen aus. Bei den BesuGlobal Player wie Rehau waren erneut an Bord. Global players such as Rehau were on board again. Photo: Rehau

Kesseböhmer hatte seine Ergonomie-Tochter mitgebracht. Kesseböhmer had brought its ergonomics subsidiary along. Photo: Kesseböhmer chern legte die Zuliefermesse ebenfalls zu: Waren im Vorjahr Vertreter von 7.378 Firmen unter den Besuchern, so stieg die Firmenpräsenz dieses Mal auf fast 7.800 Unternehmen. Angaben zur Personenzahl macht Giobbi seit Jahren nicht, da er diese für die Beurteilung einer Messe nicht für aussagekräftig hält. Zuletzt war von rund 18.000 Besuchern die Rede. Die belegte Standfläche gab der Veranstalter mit über 15.000 m2 an. Entsprechend positiv äußerten sich namhafte Aussteller zur Sicam. So bilanziert Marco Aquino von Schattdecor (Generaldirektor Italien): „Für den italienischen Markt ist die Sicam einfach die Messe schlechthin. Von Jahr zu

Jahr beobachten wir, dass immer mehr Besucher und Aussteller auf die Messe drängen“. Im gleichen Tenor äußert sich auch Jochen Luft von Rehau (Leiter Vertrieb & Marketing Möbel Zentraleuropa): „Die Messe ist ein wichtiges internationales Treffen geworden“. Dass die Veranstaltung auch Anziehungspunkt für deutsche Interessenten ist, zeigt die Bewertung von D-Beschlag: „Ihrem Ruf als Kontaktmesse wurde die Sicam vor allem in Bezug auf die relativ stark vertretenen deutschen Kunden gerecht“, kommentiert das Unternehmen seine Messepräsenz. Eckhallen ausgebucht Da sich in Halle 1 auch einer der drei Besuchereingänge befand, konnte die Halle mit prominenten Ausstellern aufwarten: Deutlich größer als in den Vorjahren präsentierte sich hier beispielsweise die

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Pfleiderer-Gruppe. Auch die Surteco-Tochterfirmen Kröning sowie Proadec/Probos hatten dort ihre Zelte aufgeschlagen, während die Konzernmutter nicht zur Sicam angetreten war. Ähnlich voll wie die Halle 1 zeigte sich in diesem Jahr auch die Halle 9, wo sich dem internationalen Publikum mit dem türkischen Holzwerkstoffkonzern Kastamonu und dem italienischen Schichtstoffhersteller Arpa ebenfalls zwei Besuchermagneten präsentierten. Während Arpa mit seiner „Fenix“-Oberfläche als Vorreiter des Anti-Fingerprint-Trends gilt, richtete sich das Publikumsinteresse verstärkt auf Kastamonu, da das türkische Unternehmen den italienischen Holzwerkstoffproduzenten Trombini kaufte und im ersten Quartal 2018 am Standort Pom­ posa mit der Spanplattenproduktion starten will. Einen Termin für den Produktionsstart am zweiten

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Die diesjährige Sicam zog Besucher von fast 8.000 Firmen an. This year’s Sicam attracted visitors from almost 8,000 companies. Photo: Sicam Standort Frossasco sowie über die Inbetriebnahme der vorhandenen CPL-Anlage nannte das Unternehmen nicht. Zusammen verfügen die Werke über eine Kapazität von rund 800 Mio. m3. Durch den Kauf des Italieners stärkt Kastamonu seine Position als siebtgrößter Holzwerkstoffhersteller der Welt und verfügt nun über 18 Produktions-Standorte in sechs Ländern. Global Player an Bord Besuchern der Sicam wurde in diesem Jahr erneut ein sehr umfassendes Zulieferangebot präsentiert, das neben Beschlägen und Oberflächen auch Einbaugeräte,

Spülen, Dunstessen sowie Quarzund Keramikoberflächen umfasste und dabei aus allen Produktsegmenten führende Anbieter an Bord hatte. Umfangreich war beispielsweise das Angebot an Einbauleuchten, da namhafte Unternehmen aus Deutschland und Italien angetreten waren, um ihre jüngsten Entwicklungen vorzustellen. Erstmals ausgestellt hat in diesem Jahr der Leuchtenspezialist Hera, während D-Beschlag mit seiner Schiene D-Leuchten bereits im Vorjahr hinzugestoßen und nun zum zweiten Mal dabei war. Lückenlos angetreten war die eschlagindustrie, von den Ober­ ­ flächenspezialisten waren dagegen erneut nicht alle namhaften Anbieter anwesend. Impress hatte seine Kunden am Vortag der Sicam zu einem speziellen Event nach Venedig eingeladen, Interprint, Lamigraf und Chiyoda stellten ­

nicht aus. Von den großen Dekordruckern nahmen lediglich Schattdecor und Confalonieri an der Messe teil. Ebenfalls nicht vollzählig waren die Schichtstoffplattenproduzenten, von denen Firmen wie Resopal, Homapal und Formica nicht ausstellten. An Bord waren neben Arpa beispielsweise Abet, Fundermax, Gentas, Puricelli und Greenlam. Nahezu vollständig war die Holzwerkstoffindustrie angetreten. Bis auf Egger waren alle namhaften europäischen Holzwerkstoffproduzenten präsent. Die Frati-Gruppe

Die Schweizer Schiebetürenspezialisten Hawa und Eku traten unter dem neuen Firmennamen Hawa Sliding Solutions an. The Swiss sliding door specialists Hawa und Eku appeared under the new company name Hawa Sliding Solutions. Photo: Hawa nutzte die Veranstaltung sogar, um dem Fachpublikum ihre neue Kollektion „Expand“ dem Fachpublikum vorzustellen, die Dekore ohne Motiv-Wiederholung auf einer Vollplatte bietet, was die Realisierung ­m aterial+technik möbel 07|17 ­­­19

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interieur – Photo: Roland Liegl

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Interieur – Home & Contract

„Wir sind die Messe für das Holz verarbeitende Handwerk“ Die Messe Holz-Handwerk in Nürnberg ist längst ein fixer Termin für Möbel-Hersteller und Schreiner. Rund 500 Aussteller und über 110.000 Besucher (im Verbund mit der Fensterbau Frontale) machen die fränkische Metropole alle zwei Jahre für vier Tage zum Zentrum der Holz-Branche. material+technik möbel sprach mit Stefan Dittrich, Abteilungsleiter Holz-Handwerk bei der NürnbergMesse, und Manager Marcel Mönkemöller über die Ausgabe 2018. material+technik möbel-Redakteur Klaus Leonhard im Gespräch mit dem Holz-Handwerk-Team: Abteilungsleiter Stefan Dittrich und Manager Marcel Mönkemöller. material+technik möbel editor Klaus Leonhard in a conversation with the Holz-Handwerk team: department head Stefan Dittrich and manager Marcel Mönkemöller. Photos: Barth, Leonhard

Exklusiv vor Ort Exclusive on the spot

m+t: Wie ist der aktuelle Stand bei der Holz-Handwerk? Dittrich: Auf Wunsch unserer Kunden haben wir den Vorbereitungszeitraum in diesem Jahr verlängert und bereits Anfang April die Anmeldeunterlagen versandt. Seit September sind wir ausgebucht. m+t: Wie viele Unternehmen sind derzeit auf der Warteliste? Mönkemöller: Der Nachfrageüberhang beträgt mehrere Tausend Quadratmeter Fläche. m+t: Wie viele Platz belegen Sie? Mönkemöller: Das ganze Messegelände ist belegt: Die Holz-Handwerk hat sechseinhalb Hallen und die Fensterbau Frontale zehneinhalb. m+t: Die Doppelmesse ist die größte Veranstaltung im Nürnberger Messezentrum? Dittrich: Es ist unsere größte Eigenveranstaltung. Wir hatten 2016 einen Rekord für das Mes­­sege­län­ de: Am zweiten Messetag zählten wir 38.500 Besucher. So viele hat 3 ­­­ 8

das Messezentrum an einem Tag noch nie gesehen. „Wir wollen weiter wachsen“ m+t: Wie viele Besucher waren es 2016 insgesamt? Dittrich: Zum ersten Mal in der Geschichte der Verbundmesse haben wir die Besuchermarke von 110.000 überschritten und zudem deutlich an Internationalität zugelegt.

Dittrich: Es kommen auch Tischler aus dem Norden zu uns, allerdings haben wir deutlich mehr Besucher aus dem Süden. m+t: Bei den Besuchern der letzten Veranstaltung war aber auch der Auslandsanteil sehr hoch. Dittrich: 32 Prozent kamen aus dem Ausland, vor allem aus Österreich, Tschechien, Italien, Polen und der Schweiz . Nicht nur hier profitiert die Holz-Handwerk vom Verbund mit der Fensterbau Fron-

m+t: Können Sie das überhaupt noch steigern? Andere Messen verzeichnen ja einen Rückgang bei den Besuchern. Dittrich: Wir wollen weiter wachsen. Unser Ziel für 2018 sind 112.000 Besucher. Viel wichtiger als die absolute Zahl ist uns allerdings, dass die Qualität der Fachbesucher stimmt. Dies schätzen unsere Aussteller sehr. m+t: Kommen die Besucher aus Norddeutschland zur Holz-Handwerk oder ist Ihre Zielgruppe eher aus dem Süden?

tale, die sehr international aufgestellt ist. m+t: Für Polen ist das schon eine weite Anreise. Dittrich: Ja, aber sie kommen, weil sie hier alles finden. Überhaupt ist die Wertschätzung für die Holz-Handwerk im europäischen Ausland in den letzten Jahren stark gestiegen. m+t: Wie sieht die Parkplatzsituation aus? Dittrich: Wir bauen ein neues Parkhaus, das zur Holz-Handwerk fertig ist, wir haben also genügend Parkplätze. Die Herausforderung ist eher die Anfahrt zum Gelände. Wir versuchen, die Besucher für den öffentlichen Nahverkehr zu gewinnen. Wir bieten Kombitickets an: Jeder Besucher und Aussteller kann mit seiner Eintrittskarte kostenlos öffentlich anreisen. Hierfür wollen wir das Bewusstsein schärfen. Wir haben ein ganzes Paket unterschiedlicher Maßnahmen geschnürt, wie ein vergünstigtes ICE-Ticket oder eine Kooperation mit der Bahn, dass das Bayern-Ticket schon vor neun Uhr gilt. Außerdem bieten wir einen Shuttleservice zur S-Bahn-Haltestelle Frankenstadion. „Alles, was Rang und Namen hat, ist da“

Stefan Dittrich, Abteilungsleiter/ department head Holz-Handwerk.

m+t: Das gab es aber auch beim letzten Mal schon? Dittrich: Ja, und die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs ist gegenüber 2014 um 25 Prozent gestiegen. Ein maßgeblicher Erfolg war 2016 auch, dass wir die Öffnungszeiten von neun auf zehn Uhr verlegt haben. Dadurch entzerren wir den Anreiseverkehr während der Rushhour.

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