material + technik möbel Ausgabe 01/2016

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FAC H M AG A Z I N F Ü R D I E K A S T E N – , K Ü C H E N – , B Ü R O – U N D S I T Z M Ö B E L – F E R T I G U N G S OW I E D E N I N N E N AU S B AU · W W W. M AT E R I A L-T E C H N I K . D E · 3 0 8 3 5 M_mt0116_Titel_Hornschuch.indd 1

Wohn- und Küchenmöbel:

Fertigungstechnik:

Sitzmöbelbezüge:

ZOW fokussiert auf Ideen und Lösungen

Hersteller werden zu Systemanbietern

CAD/CAM-Systeme optimieren Produktion 03.02.16 09:42


Macher & Märkte

Rückblick Ausblick Ulrich Bühler (Gruppenleitung Marketing und Vertrieb Egger Gruppe): „Wir rechnen mit stabilen Verhältnissen“ „Bezogen auf die Entwicklung im Bereich der dekorativen Produkte für den Möbel- und Innenausbau hat sich Egger 2015 recht gut entwickelt. Einzig in Russland und der Ukraine blieben wir krisenbedingt hinter unseren Erwartungen. Die Ukraine-Krise und die RusslandSanktionen, einhergehend mit den Währungsturbulenzen des Rubels, haben sich negativ ausgewirkt. Positiv waren dagegen der niedrige Zins, die dadurch angefachte Wohnbauentwicklung sowie der schwache Euro. Da Egger breit aufgestellt ist und in Summe eine gesunde Verteilung seiner Werke und Märkte hat, konnten wir die Schwächen einzelner Märkte in den letzten Jahren gut ausgleichen und unsere Kapazitäten auslasten. 2015 ist viel – auch Unvorhersehbares – passiert. Trotzdem ist es keine neue Erkenntnis, dass nichts bleibt, wie es ist. Daher sollte man immer auch für eine „Krise“ vorsorgen und dafür vorbereitet sein. Für 2016 gehen wir daher für Egger – auf dem aktuellen Niveau – von stabilen Verhältnissen aus. Dazu beitragen wird sicherlich die Tatsache, dass im Sommer 2016 unser neues MDF-Werk in Gagarin (RU) in Betrieb gehen wird. Ebenso wird im zweiten Quartal dieses Jahres unsere PP-Kantenfertigung in Brilon starten. Beides sind herausfordernde Projekte, die unseren vollen Fokus im Bereich Möbel- und Innenausbau fordern. Letzten Monat haben wir mit „Design+“ eine neue Fußbodenkategorie vorgestellt. Bei den Baupro­­­6

dukten haben wir mit dem EggerKonzepthaus, dem „Ergo Board“ und der „Thermodiele“ zum Jahreswechsel 2015 viele Themen finalisiert, die 2016 ihre Wirkung entfalten werden.“ “We expect stable condition” – In 2015, according to Ulrich Bühler (Group Director Sales and Marketing, Egger Group), the Egger Group was highly successful in terms of its development in the field of decorative products for furniture and interior design. Only in Russia and the Ukraine did the group fall behind expectations due to the critical situation there. However, in view of Egger´s widely diversified structure, the weaknesses of individual markets have been well compensated for and the production capacity has been fully utilised. In 2016, Bühler expects stable economic conditions for Egger. Photo: Egger

Möbelkonsum 2016 wird der weltweite Möbelkonsum voraussichtlich um weitere 2,8 Prozent steigen. Das italienische Marktforschungsinstitut CSIL rechnet für 2015 mit einem Wert von 455 Mrd. USDollar (rd. 416 Mrd. Euro), nachdem 2014 der Absatz zu Fabrikabgabepreisen auf 438 Mrd. US-Dollar gestiegen war. Überdurchschnittliche Zuwächse soll es 2016 in der Asien-Pazifik-Region geben. Unter einem Prozent sollen die Zuwächse in Russland und in den Nicht-EU-Ländern in Zentral-Ost-Europa betragen. Furniture consumption – In 2016, furniture consumption worldwide will probably increase by a further 2.8 percent. In 2015, the market research institute CSIL estimates a value of USD 455 billion (approx. EUR 416 billion).

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Macher & Märkte

Gerhard Blum (geschäftsführender Gesellschafter der Blum GmbH): „Die Kurzfristigkeit im Auftragseingang begleitet uns auch 2016“ „Mit der Geschäftsentwicklung im Jahr 2015 waren wir zufrieden. Die Märkte haben sich – mit wenigen Ausnahmen – positiv entwickelt. Negativ wirkte sich die Situation in Russland und Südamerika aus. In Westeuropa zeigten die Märkte im zweiten Halbjahr 2015 eine gute Entwicklung. Die EU-Staaten in Osteuropa verzeichnen weiterhin Wohnungsbau ein starkes Wachstum. In RussIn Deutschland wird für 2016 mit land sind die Auswirkungen der der Fertigstellung von insgesamt Sanktionen hingegen deutlich 290.000 neuen Wohnungen sowie spürbar. In Nordamerika setzte etwa 300.000 erteilten Baugenehsich der Aufwärtstrend des vermigungen gerechnet. Nach Einschätzungen von Exgangenen Wirtschaftsjahres fort, perten ist in den nächsten Jahren aufgrund der anwährend in Südamerika die wirthaltenden Binnenwanderung und der steigenden schaftlichen Rahmenbedingungen Zahl an Flüchtlingen der Bau von 400.000 Wohnununvermindert schwierig sind. Im gen erforderlich, um den Bedarf zu decken. 2015 asiatisch-pazifischen Raum bewurden laut ersten Hochrechnungen rund 265.000 wegte sich das Wachstum wieder Wohnungen gebaut. 2014 waren es rund 245.000. auf einem guten Niveau. Durch unHousing construction – In 2016, it is estimated that a sere internationale Präsenz und total of 290,000 new housing units will be completdie erfolgreiche Einführung von ed, and approx. 300,000 building permits will be isNeuprodukten konnten wir bei sued in Germany. According to initial estimates, Blum jedoch die negativen Auswirsome 265,000 housing units were built in 2015. kungen auf das Unternehmen in Grenzen halten. Allerdings stellen wir eine Kurzfristigkeit im Auftragseingang fest, die aus unserer Sicht auch 2016 anhalKonsumausgaben ten wird. Die HerNiedrige Zinsen werden auch 2016 den Konsum ausforderung für der privaten Haushalte stimulieren und maßgebliuns besteht darin, che Stütze des Aufschwungs bleiben. Das Ifo-Instiunseren Kunden tut rechnet daher damit, dass die privaten Ausgadurch den Ausbau ben um 2 Prozent (2015: 1,9 Prozent) steigen. Für 2017 rechnet das von Service- und Institut mit einem Rückgang auf 1,5 Prozent. Dienstleistungen Consumer spending – Private expenditure in Germany in 2016 is exbzw. Flexibilität eipected to increase by 2 percent (2015: 1.9 percent). For 2017, a fall of ne hohe Liefersi1.5 percent is forecasted. cherheit anzubieten. Den steigenden Differenzierungswunsch unserer Kunden sehen wir dabei als Chance, um mit entsprechenden Produkten geMöbelkonsum meinsame Lösungen zu finden. Die italienischen MöbelproduzenEine Prognose für das Jahr 2016 ten lassen 2016 die Krise hinter abzugeben, erachten wir für sich. Laut Prognosen von CSIL soll schwierig. Insgesamt gehen wir die Produktion um 2 Prozent steivon einer positiven Entwicklung gen. Beim inländischen Möbelabsatz wird mit eiaus. Allerdings können unvorhernem Plus von 1,2 Prozent gerechnet, die Exporte sehbare Ereignisse relativ schnell sollen um 4 Prozent zunehmen. zu einer veränderten Situation fühFurniture consumption – In Italy, growth of 2 percent ren. Eine besondere Rolle werden is expected for furniture production in 2016. in diesem Zusammenhang die ­Domestic furniture sales should increase by 1.2 perwirtschaftliche Entwicklung in Chicent, exports by 4 percent. na, die künftige Zusammenarbeit

Europas mit Russland und die politische Entwicklung im Mittleren Osten spielen. Was Blum anbetrifft, so werden wir 2016 unseren Kurs mit dem Auf- und Ausbau der weltweiten Märkte sowie mit unvermindert hohen Investitionen in Neuprodukte halten. Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt liegt im laufenden Jahr auf der stetigen Verbesserung unserer Umweltmaßnahmen, mit dem Ziel der Klimaneutralität für unser Unternehmen.“ “The short-term nature of orders will stay with us in 2016” – Gerhard Blum (Managing Partner at Blum GmbH) expressed his satisfaction with business development in the year 2015. With few exceptions, the markets developed positively. The situation in Russia and South America had a negative influence. But with its international presence and successful introduction of new products, the company was able to limit the negative effects. In 2016, Blum believes that the short-term nature of orders will continue and that customers must be provided with very reliable delivery through the expansion of services and flexibility. All in all, Blum is expecting positive development for the current year and wants to continue on its course of establishing itself and expanding on worldwide markets as well as maintaining its high level of investment in new products. Photo: Blum ­m aterial+technik möbel 01|16 ­­­7

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Vielfalt ohne Marktführer Mit fast 250 Ausstellern geht die diesjährige ZOW in Bad Salzuflen an den Start. Mit dieser Ausstellerpräsenz übertrifft die Zulieferschau zwar die Vorjahresveranstaltung, verfehlt jedoch das ursprüngliche Ziel des Messeveranstalters, 350 Teilnehmer nach Ostwestfalen zu holen. Dennoch bietet das Treffen der Möbelzulieferer ein breitgefächertes Angebot in allen Produktsegmenten. Die diesjährige Ausgabe der ZOW startet mit einer wesentlichen Neuerung: Statt wie bislang montags öffnet die ostwestfälische Zuliefermesse ihre Pforten erst an einem Dienstag. Voraussichtlich fast 250 Zulieferunternehmen aus dem In- und Ausland werden vom 16. bis zum 19. Februar ihre jüngsten Neuentwicklungen und bewährten Zulieferprodukte den Fachbesuchern vorstellen. Während die Messegesellschaft etwa zu gleichen Teilen deutsche und ausländische Unternehmen in den drei Messehallen 20, 21 sowie 22.1 versammeln kann, sind die Erwartungen bezüglich der Besucheranzahl vor Messestart noch vage. Die Schätzungen belaufen sich auf 7.500 bis 9.000 Interessenten, wobei Veranstalter Clarion Events Deutschland das Besucherergebnis des Vorjahres auf jeden Fall toppen will. Geht die Rechnung auf, würde die Zulieferschau gegenüber dem Vorjahr ein leichtes ­­­16

Plus bei den Ausstellern (2015: 204) und bei den Besuchern (2015: 7.000) verzeichnen. Marktführer nicht an Bord Trotz der höheren Ausstellerzahl gelingt es der ZOW auch 2016 nicht, an ihre Glanzzeiten anzuknüpfen. In den Jahren, in denen die internationale Zuliefermesse interzum nicht stattfand, hatten sich im Messezentrum Bad Salzuflen regelmäßig bis zu 700 Aussteller versammelt. Entsprechend hoch war das Besucherergebnis: Zu Bestzeiten interessierten sich über 16.000 Fachbesucher für die ZOW. Besonders schmerzhaft für den Veranstalter war in den vergangenen Jahren das Fernbleiben der Marktführer in wichtigen Produktbereichen. Auch wenn hier der Tiefpunkt überwunden scheint und auf der bevorstehenden Ausgabe wieder einige namhafte Zulieferunternehmen dabei sind, feh-

len der Veranstaltung noch immer die Markführer aus dem Beschlagund Dekordruckbereich. Komplett verwaist wie im Vorjahr werden sich im Februar 2016 beide Produktsegmente allerdings nicht präsentieren: Mit Schock Metall, Salice, FGV, Indaux, Titus sowie Samet wird den Besuchern erstmals wieder ein repräsentatives Angebot an Beschlägen geboten. Auch der Oberflächenbereich ist an Bord und hat in Halle 22.1. eine eigene Ausstellungsfläche spendiert bekommen. Hier werden sich neben Hornschuch, Swiss Krono Group, Abet, Kröning sowie Westag & Getalit jedoch zusätzlich Unternehmen einfinden, die wie Hueck, Ungricht oder Sandvik in erster Linie an der Entwicklung von Möbeloberflächen beteiligt sind. Darüber hinaus treffen Messebesucher in den anderen beiden Hallen auf weitere Firmen wie z. B. Senosan, die ihre bisherigen Hallenpositionen beibehalten wollten. In den

Produktsegmenten Licht und Griffe kann die ZOW ebenfalls mit einem repräsentativen Angebot aufwarten: Mit Elektra, L&S und D-Beschlag sowie den Griffproduzenten Union Knopf, Schwinn und Schüco nehmen aus beiden Segmenten namhafte Anbieter teil. Überschaubar ist dagegen das Angebot im Kantensegment, das hauptsächlich von MKT, Giplast und Kröning repräsentiert wird. Inspirationen für morgen Mit neuen Sonderflächen sowie einem auf die Branche zugeschnittenen Vortragsprogramm will der Veranstalter die Attraktivität der Zuliefermesse bei der bevorstehenden ZOW auf andere Weise erhöhen und sie zu einer Kommunikationsplattform machen. Direkt neben dem Haupteingang in Halle 21 erwartet die Besucher unter dem Titel „ZOW_update“ ein neues Vortragsforum. Nachdem im vergangenen Jahr

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Li Edelkoort für die Trendschau der Messe verantwortlich zeichnete, obliegt die Inszenierung der 400 m2 großen Sonderfläche „ZOW_ trend“ in Halle 20 diesmal der Trendforscherin Katrin de Louw. Unter den drei Titeln ON, ON+OFF und OFF will sie den Besuchern Inspirationen geben, die sich auf das Möbeldesign und die Einrichtung von morgen auswirken. Themen wie die fortschreitende Vernetzung, die neue Arbeitswelt sowie Haptik und Materialität werden dabei im Fokus stehen. Zu den Highlights der Sonderfläche wird die Realisation einer „Smart Kitchen“ zählen, bei der zum ersten Mal sämtliche Gewerke herstellerübergreifend vernetzt und über eine technologische Plattform in eine Heimautomation zusammengefügt werden. Insgesamt elf Firmen, darunter Linak, Knoke, cap, D-Beschlag und Osram OLED sind mit ihren Produkten an der Verwandlung der von der Firma Warendorf gestellten Küche zu einer „Smart Kitchen“ beteiligt. Catering unverändert Was das Catering anbetrifft, so hat sich gegenüber der Vorjahresveranstaltung nur wenig geändert. Durch die Belegung der Halle 22.1. werden Besucher und Aussteller dort ein weiteres Bistro vorfinden, wo neben heißen Getränken und Obst auch Snacks gereicht werden. Seit dem Vorjahr werden jedoch nur noch Gäste von Ausstellern mit gebuchtem Verpflegungspaket kostenlos verköstigt. Events vor den Toren Parallel zur ZOW werden auch im Februar 2016 Zulieferunternehmen in der Region in ihre Ausstellungszentren einladen oder eigene Veranstaltungen durchführen. Egger

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beispielsweise öffnet vom 1. bis zum 26. Februar sein Ausstellungszentrum in Brilon zur jährlichen Produktschau „Eggerzum“, die dieses Mal unter dem Motto „Selection of contrasts“ steht. Glunz stellt während der ZOW im Alten Güterbahnhof in Herford seine überarbeitete Dekorkollektion „Innovus“ ins Rampenlicht. Fine Decor lädt nach Bielefeld, um am Firmensitz in seinem Ausstellungsraum neue thermoplastische Oberflächen vorzustellen. Resopal ist in seinem Showroom in Lemgo anzutreffen, wo das Unternehmen seine neuen Schichtstoffe vorführt. Besucher des Messestandes der Firma Samet sind zugleich zu einem Abstecher nach Bad Oeynhausen eingeladen, um sich im neugestalteten Showroom ein Bild von der Produktvielfalt des

„ZOW_trend“ wird auf 400 m2 Inspirationen für das Möbeldesign der Zukunft geben. On an area of 400 m², “ZOW_ trend” will provide inspiration for furniture design of the future. Photos: ZOW tükischen Beschlagproduzenten zu machen. Kantenhersteller Rehau veranstaltet am Freitag, den 19. Februar ein Kantensymposium in Lübbecke, bei dem das Unternehmen in den Räumlichkeiten des Maschinenherstellers IMA ein Update in Sachen Kanten gibt. Schattdecor wiederum lädt Anfang März zur „Decor Selection 2016“ ins Ausstellungszentrum Servicepoint A30 in Bünde ein, um dort der Branche die Dekor-Highlights für das Jahr 2016 vorzustellen. Richard Barth

s Sie un 16, n e h Besuc er ZOW 20 d D7 auf d 22-1, Stan Halle

Variety without a market leader This year´s edition of the ZOW in Bad Salzuflen (16.02.–19.02.2016) has approx. 250 supplier firms from home and abroad “on board” and extends over the three Halls 20, 21 and 22.1. German and foreign companies in equal numbers will present a wide range in all product segments. Admittedly, at this year´s edition of the fair, almost all major suppliers of surfaces and hardware will be missing. However, several German and foreign exhibitors will demonstrate a representative program of hardware. The surfaces segment also is “on board”, presenting itself with a dozen exhibitors in Hall 22.1. The ZOW will also be showing a representative range in the product segments lighting and furniture handles. In addition, in the regional periphery, other supplier firms will be introducing new products in their own show rooms. With new, special areas and a program of lectures appropriate to the industry, the fair organiser Clarion Events Deutschland plans to enhance the attractiveness of the ZOW in another way. Directly next to the main entrance in Hall 21, a new lecture forum awaits visitors under the title “ZOW_ update”. Responsible for the staging of the trend show “ZOW_trend” is the trend scout Katrin de Louw. This year, with an estimated total of 7,500 to 9,000 persons, the number of trade visitors is expected to exceed the number (7,000) recorded in the previous year.

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Eiche und Nussbaum waren die beiden dominierenden Holzarten auf der imm cologne. Hier Nussbaum bei Team 7 (unten) und Balkeneiche bei Gwinner (rechts). Oak and walnut were the two dominant woods at the imm cologne. Here: walnut from Team 7 (below) and beam-oak from Gwinner (right). Photos: Team 7, Gwinner

imm cologne 2016: Urwüchsiges und Ausgeklügeltes Die imm cologne hatte dieses Jahr keine Küchen an Bord und konnte daher nur einen Überblick über die aktuellen Produktentwicklungen im Wohn-, Schlaf- und Esszimmerbereich bieten. Hier reichte die Palette von preiswerten Möbeln für den Discountbereich bis hin zu edlen Einrichtungsprogrammen internationaler Möbelmarken. Eine Revolution bei Materialien und Farben blieb zwar aus, doch dafür konnte die Möbelschau mit einer Reihe von ausgeklügelten Detaillösungen punkten.

In den geraden Jahren hat die imm cologne nur Wohnmöbel und keine Küchen an Bord, allerdings fehlten der diesjährigen Ausgabe (18.– 24.1.2016) einige große deutsche Produktionsbetriebe aus dem Wohnmöbelsegment. Nur alle zwei Jahre nehmen im Rahmen der LivingKitchen die Küchenproduzenten teil, wenngleich im Januar dennoch die eine oder andere Küche zu sehen war. Auf der Sonderfläche „Smart Home“ des Ausstellungsbereichs LivingInteriors beispielsweise war die NolteGruppe mit einer Küche sowie einem Schlafzimmer vertreten. Obwohl Nolte Möbel nicht zu den Ausstellern der Möbelmesse zählte, präsentierte der Germershei3 ­­­ 0

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1| Dreidimensionaler Lichteffekt beim Schlafzimmerschrank von Nolte Germersheim. Three-dimensional light effect in bedroom cupboards by Nolte Germersheim. Photos: Nolte Germersheim

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mer Betrieb ein Schlafzimmer, bei dem ein Gewebe der Firma Ettlin in Verbindung mit LED-Licht einen dreidimensionalen Effekt auf der Front sowie auf der Abdeckplatte der Kommode entstehen lässt. Die vorgestellte Küche wiederum verfügte über Sockelleisten, die den Sound übertragen, sowie über eine in die Arbeitsplatte eingelassene Steckdose der Firma Schulte mit integriertem USB-Anschluss und induktiver Auflademöglichkeit für Smartphones. Über ein Dutzend Unternehmen hatten sich an der Sonderschau beteiligt, mit der gezeigt werden sollte, wie eine intelligente Vernetzung im Haus das

2| Holz setzt bei Hülsta mar­kante handwerkliche Akzente im Möbeldesign. Hülsta uses wood to set striking accents of handcrafted flavour in furniture design. Photo: Hülsta

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Leben seiner Bewohner erleichtert. Auf der Möbelmesse selbst stellten rund 1.200 Unternehmen aus, von denen 70 Prozent aus dem Ausland stammten. Zusatzfeatures Unter den Exponaten fanden sich eine Reihe von Lösungen, die das Leben komfortabler und vor allem „entspannter“ machen sollen. Schlafzimmerspezialist Staud hatte mit „myAURA“ ein LED-Funktionspaneel mit Wecker mitgebracht, das – als Auflageplatte auf der Nachtkommode oder an der Wand hängend – für Wohlfühl-Ambiente im Schlafraum sorgen soll. Per App lassen sich mit einem Smartphone verschiedene Lichtstimmungen einstellen, die mit der Musikuntermalung des Weckers das Einschlafen bzw. Aufwachen erleichtern sollen. Entsprechende Aufsteller für die Vermarktung im Möbelhaus bietet das Unternehmen zusätzlich an. Immer

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häufiger wird auch LED-Licht eingesetzt, um dem Möbel nicht nur Funktion sondern auch gestalterische Akzente zu verleihen. Bei Wöstmann setzte indirektes Licht die Vitrinenrückwand aus sandgestrahlte massiver Eiche in Szene, während bei Staud ein LED-Band bei Kommoden und Schränken als Sockelbeleuchtung eingesetzt wird. Generell konnten Besucher der Messe feststellen, dass moderne Medien-Elektronik in allen Preissegmenten Einzug gehalten hat, sich durch geschickte Gestaltungslösungen jedoch ohne qualitative Einbußen im Verborgenen hielt. Wöstmann hat Medienmöbel entwickelt, die durch eine Lochung der massiven Fronten den Klang durchlassen. Stoffbespannungen eröffnen dem Sound bei Wellemöbel freie Bahn, während bei Interlübke eine schalldurchlässige Front mit Hexagonallochung für unverfälschte Klangqualität sorgt. Komfortable Funktionen Vielfältig und vor allem komfortabel zeigten sich die Beschlaglösungen auf der Messe. Wie ein querliegender Baumstamm wirkt die zwei Meter breite Schubkastenfront des neuen Wohnprogramms bei Gwinner, die sich dank elektromotorischer Unterstützung auf Fingerdruck öffnet. Kettnaker hat bei seinen neuen Vitrinen das Scharnierband von Blum geschickt versteckt, indem eine Seite in einen Doppelboden integriert und die andere Seite an die Glastür geklebt wurde. Kaum sichtbar ist das Scharnierband bei den Garderobenlösungen von Voglauer, da hier erstmals das filigrane „Air“-Scharnier von Salice zum Einsatz kommt, das in das untere

3| Arte M zeigte unter der Bezeichnung „Feelwood“ melaminbeschichtete Oberflächen mit Synchronstruktur. Under the designation “Feelwood”, Arte M presented melamine-coated surfaces with synchropore structure. Photo: Arte M 4| Lichtpaneel „myAURA“ von Staud mit Einschlaf- und Aufwach-Funktion. Light panel “myAURA” by Staud, with sleep and wake-up function. Photo: Barth 5| Elegante Scharnierlösung von Voglauer mit Hilfe des Scharniers „Air“ von Salice. Elegant hinge solution by Voglauer, with the help of the hinge “Air” by Salice. Photo: Barth und obere Paneel eingelassen wird. Erfreuliche Botschaft für die Griffhersteller: Die in Köln gezeigten Möbel verfügten wieder häufiger über Griffe und Griffleisten, wobei sich aufgesetzte Griffprofile als besonders beliebt erwiesen. Grifflose Fronten wiederum ließen sich mit Hilfe neuer mechanischer Lösungen bequem öffnen und schließen. Komfortabel traten auch die neuen Schlafzimmerschränke auf: Während bei Drehtüren gedämpfte Scharniere ein sanftes Schließen ermöglichen, verfügten die Schweber vielfach über Synchronöffnungsmechanismen. Dämpfungsbeschläge sorgen auch hier für ein sanftes Öffnen und Schließen und vermeiden eine Kollision der Türen. Auf der imm cologne waren auch wieder häufiger Falttüren zu ­m aterial+technik möbel 01|16 ­­­31

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Live-Vorführung eines effizienten Lederzuschnitts mit dem „Versalis“-System. Live demonstration of efficient leather cutting with the “Versalis” system. Photo: Barth 4­­­ 2

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Schneller zum fertigen Polstermöbel Entwurf, Prototyping und Herstellung von Polstermöbeln standen im Mittelpunkt eines Workshops, zu dem Lectra die Branche an den Firmensitz nach Bordeaux einlud. Dort zeigte der CAD/CAM-Spezialist, wie sich ein Polstermöbel künftig in wenigen Tagen wirtschaftlich produzieren lässt. Entstehung und Produktion dieses Lectra-Sofas wurden exemplarisch vorgeführt. The development and production of this Lectra sofa served as an example. Photos: Lectra, Barth

Der zweitägige Event, den die französische Firma Lectra erstmals für die Polstermöbelindustrie veranstaltete, zog über 120 Branchenvertreter aus 16 Ländern der Welt an. Bislang hatte der französische CAD/CAM-Spezialist lediglich Workshops für die Hersteller von Automobilsitzen veranstaltet, welche die Hauptumsatzquelle des Franzosen darstellen. Bei dem Event im November ging es nicht allein darum, die umfangreiche Produktpalette des Unternehmens vorzustellen, sondern vor allem darum, Wissen über integrierte Systeme für die Polstermöbelproduktion zu vermitteln.

Schneller entwickeln Höhepunkt der Veranstaltung war die Vorstellung eines Sofamodells, das von dem französischen Designbüro Sylvain Joly Design exklusiv für den Workshop entworfen worden war. Die Produktion hatte die auf Prototypenbau spezialisierte Firma Daveluy Creations übernommen. Ziel des Events war es, den internationalen Polstermöbelproduzenten vorzuführen, wie schnell und wirtschaftlich sich mit Hilfe der Soft- und Hardware-Lösungen von Lectra heute und künftig marktgängige Produkte herstellen lassen. Das Unternehmen hat hierfür

eine Fülle an unterschiedlichen Lösungen entwickelt, die auf die ganz individuellen Wünsche und Anforderungen der Polstermöbelindustrie ausgerichtet sind. Diese reichen von Designsoftware über den virtuellen Prototyp bis hin zur Endfertigung. Mit „DesignConcept Furniture“ bietet Lectra beispielsweise eine Software für 2D/3D-Design, Kalkulation und virtuelles Prototyping in der Polstermöbelindustrie. Sie vereinfacht den Entwurf und die Planung von Sitzmöbeln. Herstellern von Stoffpolstermöbeln stehen unter der Bezeichnung „Vector“ Zuschnittautomaten mit ausgeklügelten Software-Lösungen zur Verfügung. Für die jeweiligen Belange der Kunden werden Einzellagenoder Hochlagencutter sowie Systeme zur Mustererkennung geboten. Lederpolstermöbelproduzen-

ten wiederum erhalten unter der Bezeichnung „Versalis“ eine Komplettlösung, mit der sich nicht nur Zeit, sondern vor allem auch Material sparen lässt. Internationale Testimonials Neben der Entstehungsgeschichte des Lectra-Sofas erfuhren die Teilnehmer während des zweitägigen Workshops auch, wie erfolgreich führende internationale Polster­ möbelhersteller in jüngster Zeit das umfassende Hardware- und Dienstleistungsangebot von Lectra bereits einsetzen. Ein wesentlicher Punkt dabei war, dass die einzelnen Unternehmen jeweils mit ganz unterschiedlichen Wünschen und Ansprüchen an den CAD/ CAM-Spezialisten herangetreten waren, worauf die Experten von Lectra mit ihnen maßgeschneider-

120 Polstermöbelhersteller verfolgen die Entstehung des Lectra-Sofas im Zeitraffer. 120 upholstered furniture producers watch the creation of the Lectra sofa in fast motion. Photo: Lectra

Weltweites Wachstum Dass der Franzose speziell für die Produzenten von Sofas einen solchen Event veranstaltete, lag nicht zuletzt an den rosigen Perspektiven der Branche. Über diese berichtete Giovanna Castellina vom Marktforschungsinstitut CSIL aus Mailand. Sie informierte in Bordeaux darüber, dass Polstermöbel 2014 rund 15 Prozent der weltweiten Möbelnachfrage in Höhe von 455 Mrd. US-Dollar ausmachten und für 2016 mit einem 4,1-prozentigen Wachstum des Segments zu rechnen sei. Überdurchschnittliche Zuwächse (+7%) erwarte CSIL in China. Mit 3 Prozent Zuwachs könne in den USA und mit 1,7 Prozent in Westeuropa und Polen gerechnet werden. ­m aterial+technik möbel 01|16 ­­­43

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