Abschlussbericht Architecture and Design Department 4. September bis 15. Dezember 2012 Kursbesuch Finanzierung: TU/DAAD Stipendium und Auslands-BAFรถG Architektur Bachelor 5. Fachsemester
Matthias Lieb
University of Massachus Amherst USA
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Inhalt 1 ■ Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes 2 ■ Abfahrt, Ankunft und die ersten Tage
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3 ■ Wohnsituation 7 4 ■ Kurswahl 8 5 ■ Unileben 9 6 ■ Freizeit 12
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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Die wichtigsten Schritte zur Vorbereitung des Auslandssemesters (neben der eigentlichen Bewerbung bei dem Akademischen Auslandsamt) waren vor allem die Visumsbeantragung und der TOEFL Sprachtest. Deshalb an dieser Stelle ein Überblick über beides, angefangen mit dem Visum: Das Highlight des Visumsantrags war das Interview in der US Botschaft, in der sich das Botschaftspersonal einen Überblick über meine Situation und Pläne in den Staaten verschaffen und vorallem sichergehen wollte, dass ich nach dem Auslandssemester das Land auch wieder verlasse. Bevor es zu diesem Interview kam, waren aber erst einige Schritte in die Wege zu leiten. Das wichtigste war, den Termin für das Interview möglichst frühzeitig festzulegen. Das funktioniert über die Homepage der Botschaft (http://germany.usembassy.gov/). Hier muss man erst ein umfangreiches Formular ausfüllen mit Fragen zu eventuellen Terrormotiven in den USA. Da die meisten Antragsteller wenig Erfahrung mit Menschenhandel oder Sprengsätzen haben, kann man sich durch diese Fragen schnell durchklicken. Wichtig ist, dass man zuvor schon das DS-2019 von seiner Auslandsuni bekommen hat, denn das braucht man, um die SEVIS Gebühr zu bezahlen - und ohne den Zahlungsnachweis der SEVIS Gebühr läuft gar nichts. Damit sind wir auch bei der ersten finanziellen Hürde: 180 Dollar, am besten mit Kreditkarte zu bezahlen. Um schließlich das Interview in der Botschaft zu terminieren fällt nochmal eine Bearbeitungsgebühr von zehn Dollar an. Dann kann man sich aber endlich einen freien Termin aus dem Online-Kalender der Botschaft aussuchen. Da die Termine sehr begehrt sind, sind sie meistens schon auf mehrere Wochen im Voraus ausgebucht. Ich habe auf meinen Termin etwa sechs Wochen warten müssen. Wichtig ist dann, bis dahin unbedingt die letzte Gebühr (Visumantragsgebühr) von etwa 160 Dollar zu überweisen. Das läuft auf ein deutsches Konto, das heißt hier funktioniert auch eine Online-Überweisung. Vor Allem zählt aber: Organisiert zu dem Interview-Termin erscheinen! Wenn man da alle Unterlagen beisammen hat, muss man zwar die ein oder andere Stunde warten, bis man schließlich aufgerufen wird, ab dann geht es aber schnell und relativ unkompliziert. Deshalb hier alle benötigten Unterlagen auf einen Blick:
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• Gültiger Reisepass • Passfoto nach den Richtlinien der US-Botschaft (frontal, 5x5 cm, Höhe des Kopfes auf dem Bild etwa 2-3 cm) • DS-160 Confirmation Page • Nachweis der Visumsantragsgebühr (kommt etwa zwei Tage nach der Zahlung per Mail) • Selbstadressierter und mit 1,45 Euro frankierter A4-Briefumschlag (kann man auch in der Botschaft für teures Geld kaufen - einfacher und billiger ist aber direkt einen mitzubringen. Wer es eilig hat, kann bei der Post auch einen Expressbrief kaufen. Dann aber unbedingt darauf achten, auch die Zusatzmarke zu kaufen!) • Nachweis der SEVIS-Registrierung (die Bestätigung bekommt man per Mail, nachdem man die SEVIS-Gebühr bezahlt hat) • DS-2019-Formular
Der TOEFL Test ist sollte auch vorbereitet sein. Zwar hat es mir gereicht, das zugehörige Buch zu kaufen und die dort enthaltenen Übungsfragen zu bearbeiten, das sollte man aber wenigstens gemacht haben. Auch, damit man sich an die Aufgabenmuster des Tests gewöhnen kann. Überall wird natürlich geraten, möglichst früh schon einen Termin festzulegen, mit etwas Glück hat es bei mir aber auch relativ kurzfristig geklappt. Wenigstens drei bis vier Wochen muss man aber mindestens warten.
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Abfahrt, Ankunft und die ersten Tage
Den Flug möglichst rechtzeitig zu buchen, würde ich dagegen sehr empfehlen. Am besten mit skyscanner.com oder swoodoo.de vergleichen und einen günstigen Flug suchen. Am einfachsten kommt man meines Erachtens nach nach Amherst, wenn man den Flug nach Boston bucht, und dann von dort mit einem Peter Pan Bus nach Amherst fährt. Der bringt einen direkt vom Flughafen auf den Campus. Ohne Umsteigen funktioniert das aber nur am Wochenende, von Montag bis Freitag kann man deshalb besser den Bus von Boston (South Station) als von Boston Flughafen buchen, da ohnehin ein kostenloser Shuttle Service zwischen Logan Airport und South Station besteht und man so zehn Dollar sparen kann. Ich hatte mich jedoch dazu entschieden, nach New York zu fliegen und von dort mit dem Bus nach Amherst zu fahren. Mit megabus.com kann man (vorausgesetzt man bucht ein paar Wochen im Voraus) sehr günstig fahren, ich habe für das Ticket lediglich sechs Dollar bezahlt. Dafür ist der Motor des Busses auch überhitzt und ich bin viel später als geplant an der University of Massachusetts angekommen. Trotzdem wurde mir da sofort geholfen – ich bekam eine Mappe mit den wichtigsten Unterlagen, wurde zum Verwaltungsgebäude gefahren, um meinen Studentenausweis zu erhalten, und zu den Lincoln Apartments, meinem Wohnheim. Obwohl das Wohnheim sehr nahe am Fine Arts Center (in dem ich die meiste Zeit meines Studiums verbracht habe) befindet, hat es sich für mich sehr gelohnt, ein Fahrrad zu kaufen. Besonders um kleinere Einkäufe oder ähnliches zu erledigen, ist das Rad einfach die sinnvollste Möglichkeit. Am University Drive gibt es den Hampshire Bicycle Exchange. Hier kann man günstig gebrauchte Fahrräder kaufen und auch verkaufen. Das allerbilligste zu nehmen, würde ich aber auch nicht raten, zumindest eine Gangschaltung sollte es haben. Etwas die Straße weiter ist Big Y, ein Supermarkt, der eigentlich alles abdeckt, was man braucht. Am besten gleich beim ersten Besuch die Silver Card beantragen, damit gibt es auf einige Artikel zusätzliche Rabatte und sie ist für Studenten kostenlos. Will man dann mit seinen Einkäufen zurück zum Wohnheim radeln, merkt man auch schnell warum die Gangschaltung so wichtig ist; Amherst ist etwas hügelig und es geht immer wieder die ein oder andere Steigung hoch und wieder runter. Um zum Einzug die passenden Küchenutensilien, Geschirr oder gar Möbel kaufen will, kann das am besten bei Walmart erledigen. Vom Fine Arts Center aus fährt ein Bus zur Hampshire Mall, wo es neben Walmart auch Target (Supermarkt), Trager Joe‘s (Lebensmittel), Best Buy und Radioshack (Elektronik) und auch ein paar Modegeschäfte gibt. Ein Kino und eine Laser Tag-Halle gibt es dort auch.
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Wohnsituation
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Da ich als Graduate student eingestuft wurde, hatte ich bei den Wohnheimen keine große Auswahl: entweder Lincoln oder gar keins. Da ich keine Zeit hatte, mich um eine ordentliche Wohnungssuche zu kümmern, habe ich mich für das Wohnheim angemeldet. Alles in allem kann ich das Lincoln dorm empfehlen; es gibt dort viele internationale Studenten, und es ist unschlagbar nah an der Uni. Im Gegenzug ist es aber auch unschlagbar teuer. Man zahlt hier stolze 750 bis 800 Dollar pro Monat. Für mein Praktikum in Amherst nach dem Semester hatte ich auf Anhieb Wohnungen bzw. WG-Zimmer für 500 Dollar im Monat gefunden. Wer trotzdem gerne in das Wohnheim einziehen will, dem empfehle ich, sich für Haus 5 zu bewerben, da dieses vor einigen Monaten erst renoviert worden ist. Es lässt sich vermuten, dass die anderen Häuser in absehbarer Zeit ebenfalls renoviert werden, aber mein aktueller Kenntnisstand ist, dass es nur hier neue Küchen etc. gibt. Waschmaschinen und Trockner sind im Wohnheim auch vorhanden und stehen rund um die Uhr zur Verfügung. Wer selbst auf Wohnungssuche geht, dem kann ich vor allem natürlich craigslist.com ans Herz legen.
Lincoln Apartments 7
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Kurswahl
Bereits einige Wochen vor meiner Abreise musste ich mich für meine Kurse online anmelden. An- und Abmeldungen finden komplett über Spire (spire.umass.edu) statt. Die Kursbeschreibungen sind dort jedoch sehr knapp gehalten. Davon sollte man sich jedoch nicht verunsichern lassen: In den ersten beiden Uniwochen kann man noch nach Belieben Kurse an- und abwählen. Generell sollte man sich hier nicht übernehmen: die Kurse sind umfangreicher und größtenteils auch aufwändiger als in Deutschland. Dabei sind die Kurse nicht unbedingt schwerer! Da es aber jede Woche Hausaufgabe oder Tests oder Online-Abgaben gibt, empfiehlt es sich höchstens drei bis vier Kurse zu belegen. Ich hatte neben meinem Studioentwurf noch ein Fach für digitale Darstellungen, Computer Arts und – weil man ja auch die Vielfalt der angebotenen Fächer nutzen muss – ein Astronomie-Einsteigerkurs gewählt. Mit diesen vier Kursen hatte ich schon jede Menge zu tun. Pro Fach gibt es mindestens zwei Veranstaltungen pro Woche. Man kann sich ungefähr daran orientieren, dass ein amerikanischer credit-Punkt etwa 2 bis 2,5 Leistungspunkten entspricht. Da aber meiner Meinung nach das Niveau eher niedriger ist als an der TU, führt die viele Arbeit manchmal nicht wirklich zu einem intellektuellen Gewinn, sondern zu Frust und Genervtheit. Deshalb würde ich auch Bachelor-Austaschstudenten das Belegen von Graduate-Kursen empfehlen (die Unterscheidung zwischen Graduate- und Undergraduate-Kursen entspricht von der Bedeutung her ungefähr dem Unterschied zwischen Bachelor- und Masterstudium). Gerade da kann es dann sein, dass man sich über das Online-Portal Spire nicht für die Kurse anmelden kann (ähnlich auch, falls der gewünschte Kurs auf anderen Kursen aufbaut, die man natürlich nicht gemacht haben kann, aber ähnliche Kurse in Deutschland bereits bestanden hat). Auch hier darf man sich nicht verunsichern lassen. Einfach eine Mail an den entsprechenden Professor schreiben und im Normalfall nimmt dieser einen dann innerhalb von ein paar Tagen in dem Kurs auf. Außerdem möchte ich an dieser Stelle auch das Fach Analysis and Reprensentation (Professorin: Caryn Brause) empfehlen. In erster Linie geht es in dem Kurs um das Arbeiten mit verschiedenen Programmen wie Illustrator, AutoCAD, Photoshop und Rhino. Aber selbst wenn man diese Programme beherrscht, kann sich der Kurs lohnen. Die Vorlesungen sind ausgesprochen gut und sehr strukturiert und die Kritiken der Projekte sind absolut nachvollziehbar und hilfreich.
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Unileben
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Wie in Berlin auch verbringt man in Amherst die meiste Zeit des Architekturstudiums im Studiosaal. Und das ist auch okay so. Die Ausstattung des Fine Arts Centers ist mit dem Architekturgebäude in etwa vergleichbar. Der Computerraum ist mit Macs und teilweise sogar Zeichentabletts ausgerüstet, ist aber nur bis 21 Uhr geöffnet und immer mal wieder von Kursen belegt. Sehr positiv finde ich aber, dass es einen Plotterraum gibt, in dem das Plotten kostenlos ist. Natürlich ist dementsprechend kurz vor den Endpräsentationen der Andrang groß, ich hatte aber immer noch jeden Druckbogen rechtzeitig geplottet bekommen. Über einen Lasercutter verfügt das Fine Arts Center auch, der Gebrauch ist ebenso kostenlos, jedoch nur für Graduate students zugänglich (da ich einen Undergrad Studiokurs belegt hatte, durfte ich ihn nicht benutzen). Außerdem gibt es auch eine Holzwerkstatt (obwohl sich diese im Studio Arts Gebäude und nicht im Fine Arts Center befindet, beide Gebäude sind aber nur etwa drei Gehminuten entfernt). Um die Werkstatt benutzen zu können, muss man sich wie in Berlin für einen Einführungskurs anmelden und bekommt dann jedes der Geräte erklärt. Da immer wieder auch Kurse in der Holzwerkstatt stattfinden, ist sie aber nur sporadisch für den Modellbau geöffnet. Drucken kann man am besten in der Biibliothek, die fast 24/7 geöffnet ist (lediglich Samstag abend auf Sonntag morgen geschlossen). Als Austauschstudent bekommt man gleich zehn Dollar gratis auf den Studentenausweis (der gleichzeitig als Copykarte dient) gebucht. Die sind natürlich schnell weg, Schwarz-Weiß-Drucke kosten fünf Cent, Farbdrucke 50 Cent. Hier sei vielleicht auch erwähnt, dass auch Copyshops in Amherst nicht sonderlich teuer sind. Gerade für Portfolios oder Ähnliches kann es sich lohnen, in einen Copyshop zu gehen wegen der deutlich besseren Qualität. Empfehlen kann ich Copycat in der East Pleasant Street: freundlich, schnell, preiswert. Materialien für Modelle oder Zeichenzubehör kann man im UMass Store kaufen. Neben TShirts, Mützen und allen erdenklichen Merchandise-Produkten gibt es hier eben auch Pappen, Cutter, Zirkel und Co. Nur eine Empfehlung am Rand: Unbedigt ein Geodreieck aus Deutschland mitbringen. Die gibt es nähmlich so in den USA nicht. Ein wichtiger Teil des Unilebens ins natürlich auch die Ernährung. Für etwa zehn Dollar kommt man in eine der Dining Halls und kann dort so viel essen bis man platzt oder die Dining Hall schließt. Tatsächlich gibt es hier starke Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Dining Halls, die größte davon – Berkshire Dining Hall – ist jedoch sehr gut und bietet reichlich Vielfalt. Außerdem gibt es noch ein abwechslungsreiches Angebot an Kulinarischem in der Student Union – von Pizza, Mac‘n‘Cheese und Burger bis Asiatisch und Mexikanisch.
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Studio Raum 433
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Die Ausstattung des Studios an sich ist leider etwas bedürftig. Die Zeichentische sind alt, der Raum ist klein, Lüften geht nur über Lüftungsanlage. Praktisch ist aber, dass alle Wände bis auf eine Höhe von etwa 2,5 Metern mit Pinnwänden verkleidet sind. Darüber gibt es Sichtbeton und Dachverglasung.
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Freizeit
Besonders in den ersten Wochen werden von der Uni Socialising-Events veranstaltet, bei denen man Leute kennen lernen und gratis essen kann. Gerade wenn man neu ist und noch nicht viele andere Studenten kennt, lohnt es sich, dort hinzugehen. Außerdem ist es in Amerika natürlich ein Muss, den zahlreichen Sportevents beizuwohnen. Für Studenten sind die meist kostenlos. Da das UMass-Footballteam vor einem Jahr aufgestiegen und deshalb jetzt in einem größeren Stadion in Boston spielen muss, muss man hier jedoch zehn Dollar für ein Busticket zahlen. Dafür gibt es am Stadion aber auch wieder Essen umsonst. Eishockey dagegen ist direkt auf dem Campus und sehr unterhaltsam. Wer selber auf das Eis will, kann sich zu festgelegten Terminen in der Eishalle Schlittschuhe ausleihen und losskaten. Für besonders sportbegeisterte gibt es natürlich auch das Fitnesscenter, welches ich selbst nie besucht habe (als Graduate student muss man dafür bezahlen, als Undergraduate kommt man kostenlos rein), aber nur Gutes darüber gehört habe. Besonders abends merkt man, dass Amherst eine Studentenstadt ist. Es gibt eine Handvoll Bars, so dass man schnell seine Lieblingskneipe gefunden hat. Das High Horse ist der richtige Ort für ein gemütliches Bier mit den Kumpels, in The Pub weichen abends die Tische einer Tanzfläche. Allerdings schließen alle Kneipen schon um ein Uhr. Leider ist das ein Gesetz des Staates Massachusetts und so findet man beispielsweise auch in Boston keine Bar, die länger geöffnet ist. Nach Zapfenstreich endet der Abend dann für viele bei Antonio‘s: sehr gute Pizza, viele verschiedene und kreative Sorten und Freitag nachts gibt es das Cheese Slice für nur einen Dollar. Außerdem hat Amherst zwei Kinos, wobei das in der Innenstadt eher auf alternative IndieProduktionen und das in der Mall auf die Kassenschlager ausgelegt ist. Ob zum feiern oder zum shoppen, ein Ausflug nach Northampton lohnt sich desweiteren auf jeden Fall! Hier finden sich auch gerne mal etwas alternativere Menschen und schnuckelige Geschäfte. Weil ich eine Freikarte gewonnen habe, war ich hier auch einmal auf einer Comic Convention gewesen und habe den Erfinder der Teenage Mutant Ninja Turtles getroffen. Ein großes Event ist außerdem das alljährliche Big E in Springfield. Hier kommen alle sechs New-England-Staaten zusammen und präsentieren Typisches aus den jeweiligen Gebieten – vor allem aber Essen. Das ganze Event ist eine Mischung aus Farmerconvention und Rummelplatz. Vor allem aber ist es eine gute Möglichkeit, ganz Neuengland an einem Tag kennenzulernen.
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Big E Springfield
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