DER MITTELSTAND Ausgabe 02-2015

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DER

02 / 2015 | April / Mai 2015 | 4,90 Euro

Themenschwerpunkt: Mittelstand und Bildung

Jahresempfang der Superlative F체r die Chancenrepublik Deutschland Patrick Meinhardt

Duales Erfolgsmodell st채rken Patricia Lips


Forum Führung. Impulse – Dialoge – Orientierung.

| JENS CORSSEN

| CHRISTIAN GANSCH

| RENÉ BORBONUS

| KLAUS KOBJOLL

| DR. PERO MICIC

| GÖTZ WERNER

| DR. CAY VON FOURNIER

| PROF. DR. ARNOLD WEISSMAN

| DR. REINHARD K. SPRENGER

‘ ‘

| DIETER LANGE

Unsere Referenten 2015 Die Reihe – Forum Führung „Forum Führung“ will Impulse geben, für zündende Dialoge sorgen und eine Neuorientierung ermöglichen. In einem insgesamt 3-stündigen Vortrag eines hochkarätigen Referenten erhalten Sie wertvolle Information zur Führung Ihres Unternehmens und nutzen Sie das hervorragende Netzwerk des BVMW beim Get-together für den wichtigen Erfahrungsaustausch.

Veranstaltungstermine und -orte BOCHUM Dieter Lange Die Führungspersönlichkeit

DO 09.07.2015

HEIDELBERG Dr. Pero Mi´ci´c Zukunfts-Radar 2025

MO 11.05.2015

STUTTGART Dr. Reinhard K. Sprenger Meisterhaft führen

DO 24.09.2015

KÖLN Klaus Kobjoll Wa(h)re Herzlichkeit

MO 18.05.2015

HAMBURG Prof. Dr. Arnold Weissman Strategische Unternehmensführung

DI 06.10.2015

BREMEN René Borbonus Respekt!

DO 18.06.2015

MÖNCHENGLADBACH Dr. Reinhard K. Sprenger Meisterhaft führen

MO 26.10.2015

BIELEFELD Christian Gansch Dreiklang der Führungskompetenz

MO 22.06.2015

MÜNSTER Dr. Cay von Fournier Wertschöpfung durch Wertschätzung

DI 03.11.2015

HANNOVER Dr. Reinhard K. Sprenger Meisterhaft führen

MI 01.07.2015

BERLIN Götz Werner Erfolg hat Folgen

DO 19.11.2015

OSNABRÜCK Jens Corssen Der Selbst-Entwickler

Pro Person ab

159,– EUR*

(zzgl. Mw St.)

DO 23.04.2015

Leistungen: Vor tra g, Get ränke und Buf fet * Teilnehmer gebühr : 299,00 EUR, zzgl. Mw St. p. Per s. BVM W-Mitglieder: 159,00 EUR, zzgl. Mw St. p. Per s.

Weitere Infos unter: www.forum-fuehrung.bvmw.de

Die Veranstaltungsreihe „Forum Führung“ wird unterstützt von unseren Partnern

www.bvmw.de

Weitere Informationen und Anmeldungen unter www.forum-fuehrung.bvmw.de BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft · Unternehmerverband Deutschlands e.V. Leipziger Platz 15 · 10117 Berlin · Tel.: 030 533206-0 · Fax: 030 533206-50 · E-Mail: forum-fuehrung@bvmw.de


Der Mittelstand. | 2 | 2015

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Bei den Kleinstunternehmen sieht es nicht besser aus. Ihre Zahl ging im Vorjahr um 11,5 Prozent auf etwa 211.000 zurück. Das ist der schlechteste Wert seit mehr als einem Jahrzehnt. Auch im europäischen Vergleich erweisen die Bundesbürger sich als Gründungsmuffel. Nur jede dritte Deutsche zwischen 14 und 34 Jahren wäre bereit, sich selbstständig zu machen. Im EU-Schnitt ist es fast die Hälfte der jungen Menschen. Zugleich werden in den nächsten drei Jahren rund 130.000 Unternehmensnachfolger gesucht. Deutschland drohen die Unternehmer auszu­ gehen. Dafür gibt es mentale und objektive Gründe. Die Mehrzahl der Deutschen sucht traditionell Sicherheit. Nur eine Minderheit war und ist bereit, die Risiken der Selbstständigkeit auf sich zu nehmen. Zumal Unternehmer hierzulande kein allzu hohes Ansehen genießen. So ist im Fernsehkrimi der Unternehmer auf die Rolle des Fieslings abonniert, der oft genug sprichwörtlich über Leichen geht. Die Politik tut ein Übriges, um Unternehmern das Leben schwer zu machen. Das beginnt bei den Gründern. Anstatt den roten Teppich auszurollen, werden ihnen Steine in den Weg gelegt. Es fehlt bis heute an attraktiven steuerlichen Rahmenbedingungen für Wagniskapitalgeber. Im Ergebnis ist der Anteil von Venture Capital am BIP in den USA neunmal so hoch wie bei uns. Den unternehmerischen Alltag prägt der Kampf gegen die Bürokratie. Der Bundeswirtschafts­ minister schätzt die Bürokratiekosten auf 40 Milliarden Euro jährlich. Allein im Energierecht

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Mario Ohoven

Mehr Unternehmer braucht das Land!

ie Entwicklung ist besorgniserregend: Immer weniger Deutsche gründen ein eigenes Unternehmen. Mit 124.000 neuen Betrieben wurde im vergangenen Jahr im Zehnjahresvergleich ein trauriger Negativrekord erreicht. Hierbei fanden statistisch diejenigen Neugründungen Berücksichtigung, bei denen Rechtsform und Beschäftigtenzahl eine nennenswerte wirtschaftliche Bedeutung erwarten lassen.

EDITORIAL

Präsident Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) und Europäischer Mittelstandsdachverband European Entrepreneurs (CEA-PME), Herausgeber „Der Mittelstand.“

bestehen 500 Meldepflichten. Um ihre steuerlichen Verpflichtungen zu erfüllen, brauchen deutsche Mittelständler im Schnitt 218 Stunden. In der Schweiz sind es nur 63 Stunden. Immer neue Verordnungen und Vorschriften kommen hinzu. Mit dem Mindestlohn macht der Gesetzgeber Unternehmer zu Stechuhren: Sie müssen Arbeitsbeginn, Pausen und Arbeitsende ihrer Mitarbeiter notieren – und die Aufzeichnungen mindestens zwei Jahre aufbewahren. Ähnliches gilt künftig für alle(!) betrieblichen Datenverarbeitungsprozesse. Hier wirkt die „Datenschutz-Grundverordnung“ aus Brüssel als Bürokratietreiber. Dazu kommt die wachsende Abgabenlast. Laut Weltbank liegt die durchschnittliche Belastung mittelständischer Unternehmen weltweit bei 40,9 Prozent. Deutsche Unternehmer müssen aber 48,8 Prozent schultern. Kein Wunder, dass Deutschland als Standort für Familienbe­ triebe in Europa nur mittelmäßig attraktiv ist. Der Mittelstand. Ausgabe 2/2015

So schreckt man erfolgreich potenzielle Gründer ab. Es wäre viel gewonnen, würde wenigstens der Zuwachs an Bürokratie gestoppt. Sigmar Gabriels „One in, one out“-Klausel kann da nur ein erster Schritt sein. Am Ende des Weges sollte ein automatisches Verfallsdatum für alle neuen Gesetze stehen.

Jahresempfang der Superlative Themenschwerpunkt: Mittelstand und Bildung

„Neue Männer braucht das Land“ sang Ina Deter vor gut 30 Jahren. Heute braucht Deutschland eine neue Politik. Unsere Betriebe müssen endlich entlastet werden: Weniger Steuern und Abgaben, weniger Bürokratie. Dann kommen neue Unternehmer ganz von allein.

Ihr

Mario Ohoven

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INHALT

Der Mittelstand. | 2 | 2015

POLITIK

06 Deutschland-News 08 Jahresempfang der Superlative: 3.300 Gäste aus Wirtschaft und Politik 10 Akademisierungswahn 14 Sackgasse Arbeitsstättenverordnung 16 Duales Erfolgsmodell stärken 18 Für die Chancenrepublik Deutschland 20 Bündnis für Bildung 21 Mittelstandspräsident im Dialog

31 Bildung in Zahlen

22 Europa-News

IBWF

24 TTIP-Anhörung – Gefahren für den Mittelstand

32 IBWF-Akademie – Bildungspartner für den Mittelstand

25 Ja zu TTIP – aber nicht um jeden Preis

34 Teambildung – Trenderscheinung oder Notwendigkeit?

26 Risiko: Die EU-DatenschutzGrundverordnung

35 Mediation macht munter

28 Türöffner am Golf

KOLUMNE 30 Die Geister, die ich rief: Der tägliche Kampf gegen die Mailflut

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Akademisierungswahn

ANGEZÄHLT

UNTERNEHMERSERVICE 36 News 38 Gründen oder Forschen? 40 Digitalität in der Aus- und Weiterbildung 41 Der Weg zur modernen Führungskraft 42 e-Learning: betriebliche Weiterbildung der Zukunft? 46 Neben dem Beruf zum Master 48 Vorbild: Vorgesetzte


Der Mittelstand. | 2 | 2015

50 Hochschulen – privat versus staatlich 52 Inklusion ist unternehmerische Investition

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54 Haftungsfalle im Mindestlohngesetz

Digitalität in der Aus- und Weiterbildung

55 Kleine Helfer 56 Es könnte doch alles so einfach sein … 58 Soziale Verantwortung in der Praxis 60 Mehr Markenschutz in China

BVMW 70 News

61 Finanzkolumne

72 Symbiose aus Traum und Wirklichkeit

62 Buchtipps

74 Erfolgreich durch die Ausbildung

64 BVMW-Veranstaltungskalender

76 Starker Partner für den Mittelstand

KULTUR 66 Willkommen in Washington D. C. 67 Richard III. – Der Heilige ist ein wahrer Teufel

77 Minister a. D. neuer Bundesgeschäftsführer Politik beim BVMW 78 Vom Pfarracker zum Vorzeigebetrieb 80 Dual durchstarten!

68 Ich tue nur das, was mir Spaß macht

82 Der BVMW trauert um Dr. Hans Kremendahl

Ich tue nur das, was mir Spaß macht

68

82 Impressum

74 Erfolgreich durch die Ausbildung

INHALT

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POLITIK

Der Mittelstand. | 2 | 2015

Deutschland-News Energieaudits sind nun Pflicht Der Bundestag hat die Einführung verpflichtender Energieaudits für Unternehmen beschlossen. Künftig müssen Unternehmen, die laut Definition der EU keine kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sind, alle vier Jahre die Energiequellen und den Energieverbrauch überprüfen lassen.

Heftige Kritik an Schäubles Plänen für die Erbschaftsteuer Die Erbschaftsteuer muss reformiert werden, so hat das Bundesverfassungsgericht im Dezember 2014 geurteilt. Die Richter haben kritisiert, dass die bisherigen Gesetze besonders die Erben großer Betriebe bevorzugen. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) will die Reform nun rasch umsetzen. Es geht vor allem um die Frage, ab welcher Summe ein Unternehmen nachweisen muss, dass es die Steuer nicht stemmen kann und deshalb vom Fiskus verschont bleibt. Nach Schäubles Willen soll das Finanzamt ab einem Firmenvermögen von zwanzig Millionen Euro pro Erbe passieren. Heftige Kritik gab es für diesen Vorschlag von den südlichen Bundesländern, die eine großzügigere Regelung erreichen wollen, und aus der Wirtschaft. Auch der BVMW sieht den Fortbestand von Betrieben mit bis zu zwanzig Mitarbeitern in Gefahr und fordert die Abschaffung der Erbschaftsteuer. Entgültig entschieden ist über Schäubles Plan noch nicht.

Aussicht auf Lösung im Trassenstreit

Reiner Haseloff hat Ideen für die technische Lösung.

Im Streit mit Bayern um den Bau von Stromtrassen geht Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff davon aus, dass es noch vor der Sommerpause eine Lösung geben wird. Im Freistaat sei die Informationspolitik der Netzbetreiber nicht optimal gewesen, kritisierte der CDU-Politiker. Er schlug vor, existierende Stromtrassen, die es schon im Bereich des Wechselstroms gibt, zu nutzen und mit Gleichstromleitungen aufzurüsten. Diese Infrastruktur reiche aus, um das Problem technisch zu lösen. Die Energiewende sieht vor, alle Atomkraftwerke, die hauptsächlich im Süden Deutschlands stehen, vom Netz zu nehmen. Das soll in erster Linie durch Erneuerbare Energien wie Windkraft aus Norddeutschland und Sachsen-Anhalt kompensiert werden.

Problematisch ist, dass durch die Anwendung der KMU-Definition der EU künftig eben doch einige KMU die teuren Audits durchführen müssen – nämlich dann, wenn sie einer Unternehmensgruppe angehören. Auf dieses Problem hatte der BVMW mit einer Stellungnahme an den Wirtschaftsausschuss, mit Briefen an die Fraktionsvorsitzenden und Abgeordneten sowie in Gesprächen mit den Ministerien hingewiesen. Der Forderung des BVMW nach konsequenter Ausnahme für alle KMU wurde nicht entsprochen. Die betroffenen Unternehmen haben bis 5. Dezember 2015 Zeit, die Audits durchzuführen.

Foto oben links: © Jens Büttner - picture-alliance.com, Foto oben rechts: © Sergey Nivens - Fotolia.com, Foto unten rechts: © G.G. Lattek - Fotolia.com

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Foto oben links: © Sergey Nivens - Fotolia.com, Foto oben rechts: © Matthias Buehner - Fotolia.com, Foto Mitte: © Fotolia365 - Fotolia.com, Foto unten rechts: © alessia.malatini - Fotolia.com

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POLITIK

BVMW bezieht Stellung zum „Grünbuch“ des Wirtschaftsministeriums Zur künftigen Ordnung des Strommarktes hat das Bundeswirtschaftsministerium ein Grünbuch erarbeitet, das als Diskussionsgrundlage dienen soll. Der BVMW hat dazu seine Stellungnahme eingebracht. Darin sind die Forderungen nach einem flexibleren Strommarkt und der besseren Integration der Erneuerbaren Energien formuliert. Subventionen für das reine Vorhalten von alten, fossilen Kraftwerken (Kapazitätsmarkt) lehnt der BVMW entschieden ab.

Zwischen Tradition und Start-up Was Mittelstand für die Unternehmen selbst bedeutet, hat das Institut für Mittelstandsforschung Bonn untersucht. Zwei Studien belegen, dass die mittelständische Wirtschaft sehr breit aufgestellt ist: Vom Solo-Selbstständigen, über Start-ups bis zu Familienunternehmen. Je größer und je älter die Unternehmen sind, desto eher sehen sie sich selbst als Mittelstand (91 Prozent der Großunternehmen). Je kleiner und jünger die Unternehmen, desto seltener definieren sie sich selbst als Mittelstand. Bei den Kleinstunternehmen waren es 40 Prozent.

Die Frauenquote ist Gesetz Mit den Stimmen von CDU, CSU und SPD hat der Bundestag das Gesetz zur Frauenquote beschlossen. Von 2016 an gilt in börsennotierten Unternehmen, in denen Arbeitnehmer voll mitbestimmungsberechtigt sind, bei der Aufsichtsratswahl eine Frauenquote von mindestens 30 Prozent. Das betrifft etwa hundert Großunternehmen. Weitere 3500 mittelgroße Firmen müssen sich ab diesem Jahr verbindliche Ziele für die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen setzen. Gegen den Regierungsentwurf bestehen verfassungsrechtliche Bedenken. Auch vom BVMW kommt Kritik. Deutschlands führender Mittelstandsverband hält die Quote für ein „politisches Feigenblatt“. Sie sei nicht geeignet, das jahrelange Mauern der Politik beim Ausbau frühkindlicher Betreuungsangebote zu kompensieren.

Neue Bundesländer wollen Förderung auch nach Ende des Solidarpaktes Mit einem resoluten Sparkurs haben es die ostdeutschen Bundesländer geschafft, ihre Haushalte zu stabilisieren – und keine neuen Kredite aufzunehmen. Doch die Regierungschefs der neuen Länder warnen vor einer Schieflage in der Diskussion über den Länderfinanz­ ausgleich. Denn der Osten bräuchte auch zukünftig noch viel Hilfe. Die Staatskanzleien in Brandenburg und Sachsen haben dazu ein Positionspapier erarbeitet, das von allen neuen Ländern unterstützt wird. Darin wird auf die immer noch bestehende Strukturschwäche hingewiesen, die sich am meisten in der Finanzschwäche offenbare. Deshalb seien die Ostländer auch nach Auslaufen des Soli-Paktes 2019 auf ein leistungsfähiges Finanzausgleichssystem angewiesen.

30 Prozent

Dabei sind führende Frauen im Mittelstand häufiger zu finden als in den DAX-Unternehmen. Die KfW-Bankengruppe analysierte für das Jahr 2012, dass 20 Prozent der mittelständischen Unternehmen mindestens eine Frau in einer leitenden Position vorweisen konnten. Nur bei sechs Prozent der Großbetriebe war das der Fall.

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POLITIK

Der Mittelstand. | 2 | 2015

Jahresempfang der Superlative: 3.300 Gäste aus Wirtschaft und Politik

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Die Bundesregierung muss endlich umsteuern statt umverteilen. Es ist höchste Zeit f ür eine schwarz-rote Agenda 2020 zur Sicherung unserer Wettbewerbsf ähigkeit.

Mario Ohoven Glanzvoller Auftakt im Jubiläumsjahr 2015: Auf seinem traditionellen Jahresempfang in Berlin konnte der BVMW über 3.300 Unternehmer und hochrangige Repräsentanten aus Wirtschaft und Politik begrüßen, darunter 100 Abgeordnete des Bundestags und 70 Botschafter. Unter dem starken Beifall der Gäste forderte Mittelstandspräsident Mario Ohoven die Bundesregierung auf, den Standort Deutschland zukunftssicher zu machen. Dazu schlug er konkret in der Steuerpolitik eine Freistellung aller re-investierten Gewinne, Wiedereinführung der degressiven Abschreibung, Abschaffung der Erbschaftsteuer, Einführung einer steuerlichen Forschungsförderung sowie steuerliche Anreize für mehr Wagniskapital in Deutschland vor. Vize-Kanzler und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel dankte dem BVMW und insbesondere Mario Ohoven für die „faire Zusammenarbeit“. Gabriel warb für die Rentenpolitik der Großen Koalition und sprach sich für eine Stärkung der dualen Bildung aus: „Lieber Lehre mit 17 als Rente

mit 67“. Bei der Reform der Erbschaftsteuer versprach er, den Mittelstand nicht in die Arme der Banken zu treiben. EU-Digitalkommissar Günther Oettinger würdigte die erfolgreiche Arbeit des BVMW im 40. Jahr seines Bestehens. Er plädierte im Hinblick auf Russland für eine gemeinsame europäische Nachbarschaftspolitik. Auch beim Datenschutz müsse Europa viel enger kooperieren. Es gelte, die digitale Souveränität gegenüber den USA zurückzugewinnen. Der Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Cem Özdemir bezeichnete die Digitalisierung als „riesige Chance“ für den Mittelstand. Dazu gehöre allerdings auch ein verbesserter Datenschutz. In der Energiepolitik forderte Özdemir Bundesregierung und Wirtschaft zu verstärkten Anstrengungen bei der Energieeinsparung und -effizienz auf. Die Qualität von Produkten „Made in Germany“ müsse um die Nachhaltigkeit ergänzt werden. 

Foto: Königs-Fotografie, Berlin

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Sigmar Gabriel, MdB, Vize-Kanzler, Bundesminister für Wirtschaft und Energie, SPD-Bundesvorsitzender.

Politprominenz in der ersten Reihe.

Cem Özdemir, MdB, Bundesvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen.

POLITIK

Günther Oettinger, EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft.

Mario Ohoven, Präsident BVMW und European Entrepreneurs (CEA-PME).

Die BVMW-Vizepräsidenten Willi Grothe (li.) und Dr. Hans-Michael Pott (re.) mit Cem Özdemir und Mario Ohoven.

Foto: Christian Kruppa

Willkommen beim BVMW-Jahresempfang.

Pianist Vladimir Burkhardt entbot zum 40-jährigen Jubiläum des BVMW einen musikalischen Geburtstagsgruß.

V. li: Dr. Helmut Baur (BVMW-Vorstand), Günther Oettinger (EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft), Dr. h.c. Ute-Henriette Ohoven (Unesco Sonderbotschafterin), Mario Ohoven (BVMW-Präsident).

Networking: Die Gäste führten Gespräche bis in die Nacht.

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POLITIK

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Akademisierungswahn Das Studium an Hochschulen und Universitäten ist ein Erfolgsmodell. Die Studentenzahlen sind in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. Was bedeutet dieser Trend aber für das gesamte Bildungssystem, für die duale Ausbildung und nicht zuletzt für die jungen Menschen? Ein Plädoyer für eine Umkehr der Bildungspolitik.

Jahrzehntelang wurde Deutschland von Seiten der OECD und anderer Wirtschaftsnaher Institutionen, aber auch von Bildungstheoretikern seine niedrige Akademikerquote vorgehalten. Dies blieb lange ohne Wirkung. In Deutschland hatte in den späten 60er und frühen 70er Jahren eine starke Bildungsexpansion stattgefunden, aber seitdem stagnierten die Zahlen. Erst jetzt, seit etwas mehr als einer Dekade, zeitigt die Propaganda Wirkung: Das Abitur als Regelabschluss, das Studium als Normalfall. Zugleich aber wird den Menschen, auch den

bildungspolitisch Verantwortlichen, erst jetzt klar, welche Folgen diese Entwicklung hat, nämlich den absehbaren Ruin der stärksten Seite des deutschen Bildungssystems, der beruflichen Bildung, zumal im dualen System.

Dramatische Zahlen Das Bundesinstitut für berufliche Bildung prognostiziert für die nächsten Jahre bis 2030 einen wachsenden Mangel an Lehrlingen und zugleich einen wachsenden Überhang an Akademikern. Die Zahlen sind durchaus dramatisch: In einem Zeitraum von zwanzig Jahren (2010-2030) werden insgesamt über vier Millionen Arbeitsplätze im Bereich nicht-akademischer Fachkräfte nicht wieder besetzt werden können, während der Bedarf nach Akademikern trotz der demographischen Schrumpfung vom Angebot weit (um mehr als eine Million) übertroffen wird. Überall wird nach nicht-akademischen Fachkräften und zunehmend auch nach Lehrlingen gesucht, immer mehr Stellen bleiben unbesetzt.

Foto: © katatonia82 / Shutterstock.com

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Schwerelos

„„ Die Wertmaßstäbe Der Grund für die neue internationale Aufmerksamkeit auf die Besonderheit des deutschen Bildungssystems, das es so nur noch in Österreich, der Schweiz und Dänemark gibt, ist einfach zu erklären: Es ist die auffällig niedrige Jugendarbeitslosigkeit in diesen drei Ländern. Was ich der OECD, dem CHE (Centrum für Hochschulentwicklung), McKinsey und den begleitenden Stimmen aus der Bildungstheorie vorwerfe, ist, dass sie trotz aller fleißiger Sammlung von Daten und der regelmäßigen Präsentation interessanter Statistiken ihre Bewertungsgrundlagen nie geklärt haben. Nach welchen Maßstäben bewerten wir den Erfolg oder den Misserfolg eines Bildungssystems? Ich denke, es sind im Wesentlichen drei Wertmaßstäbe. Erstens: Trägt das Bildungssystem dazu bei, dass junge Menschen gut in einen Beruf finden? Zweitens: Ermöglicht es eine inklusive Gesellschaft, eine Gesellschaft, die nicht ausgrenzt, sondern einbezieht, die sozial mobil und demokratieverträglich ist? Und drittens: Wird zu Persönlichkeiten gebildet, die in der Lage sind, auch in schwierigen Situationen ihr Leben zu meistern, Autorin oder Autor ihres Lebens zu sein?

Finden junge Menschen einen Beruf? Nach dem ersten Kriterium haben die drei genannten Länder mit niedriger Akademikerquote (Deutschland hat über alle beruflich aktiven Jahrgänge hinweg eine durchschnittliche Akademikerquote von gegenwärtig 17 Prozent, Österreich liegt noch darunter) eine ungewöhnlich niedrige Jugend­

Unsere Art des Lernens

Wir sollten in Deutschland aufhören, unser eigenes Bildungs­ system mit seinen Stärken und Schwächen bankrottreif zu reden.

arbeitslosigkeit. Das viel gelobte Bildungsland Großbritannien mit zwei in der Tat bewundernswerten Spitzenuniversitäten, einer doppelt so hohen Akademikerquote wie Deutschland, einer Studienanfängerquote von gegenwärtig 64 Prozent hat bei vergleichbaren ökonomischen Bedingungen eine mehr als doppelt so hohe Jugendarbeitslosigkeit wie Deutschland. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 20 Prozent, in Deutschland, Österreich und der Schweiz bei weniger als der Hälfte. Weiter wird unverdrossen die Botschaft verbreitet, das Abitur sollte zur Regel werden und das Studium das von allen angestrebte Ziel sein. Dann blieben nur diejenigen für eine Ausbildung im dualen System, die auf diesem Wege irgendwo gescheitert sind. Wir brauchen in beiden Bereichen, dem der akademischen und dem der beruflichen Bildung, das gesamte Begabungsspektrum. Ein Bildungssystem, das allen den gleichen Weg in den Beruf, nämlich über Abitur und Studium, als Ziel vorgaukelt, das am Ende aber nur ein Teil erreichen kann, produziert zu viele Bildungsverlierer und Gescheiterte. Wir sollten in Deutschland aufhören, unser eigenes Bildungssystem mit seinen Stärken und Schwächen bankrottreif zu reden. Wer vernünftig ist, weiß um die Schwächen des deutschen Bildungssystems, aber auch um seine Stärken: Das duale System der beruflichen Bildung gehört zu seinen Stärken.

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POLITIK

Der Mittelstand. | 2 | 2015

Wird eine inklusive Gesellschaft ermöglicht?

Gekürzte Fassung, erschienen in Forschung & Lehre, Ausgabe 1-15

„„

der, die diesen Weg gehen, bezahlen dies mit hoher Jugendarbeitslosigkeit, wachsender unterwertiger Beschäftigung, Verdrängung nicht-akademischer Fachkräfte aus ihren angestammten Berufen und Verlust praktischer Kompetenzen.

Die Stärken fortentwickeln Wir sollten die Stärken des deutschen Bildungssystems nicht abwracken, sondern fortentwickeln. Die berufliche Bildung bedarf eines höheren Anteils an Allgemeinbildung und Wissenschaftsorientierung, sie bereitet auf anspruchsvolle Berufe vor, in denen Kreativität und Weltoffenheit unverzichtbar sind. Die Bundesregierung hat sich – zum ersten Mal in einem Koalitionsvertrag – die Förderung der beruflichen Bildung auf die Fahnen geschrieben. Es zeichnet sich ein Stimmungsumschwung ab. Man kann nur hoffen, dass die Bildungspolitik und ihre Berater eine Trendumkehr einleiten, deren Motto sein sollte: Gleicher Respekt vor unterschiedlichen Begabungen und Interessen, kein Akademikerdünkel, Ende des Akademisierungswahns. 

Die uferlose Ausweitung der Akademikerquote ist als Instrument sozialer Inklusion unter den heutigen Bedingungen ungeeignet.

Foto: © goodluz - Fotolia.com

Professor Dr. Julian Nida-Rümelin Staatsminister a. D., ist Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie IV an der Ludwig-MaximiliansUniversität München.

Aber wie steht es um das zweite von mir genannte Bewertungskriterium, das der Inklusion und der sozialen Mobilität? Ist nicht die in der Vergangenheit so starke Stellung der beruflichen, nicht-akademischen Bildung verantwortlich für ein hohes Maß an Bildungsselektivität? Deutschland gehört trotz der immer noch starken Stellung beruflicher, nicht-akademischer Bildung und einer hochqualifizierten Facharbeiterschaft zu den Ländern mit der am stärksten ausgeprägten sozialen Mobilität der Welt. Soziale Mobilität hängt ganz offenkundig von der Verteilung der Einkommen ab. Ist diese ungleich, ist die soziale Mobilität niedrig. Deutschland gehört zu den Ländern mit vergleichsweise geringen Einkommensungleichheiten nach staatlicher Umverteilung durch Steuern und Abgaben. Dies ist vermutlich eine der Ursachen dafür, dass die soziale Mobilität in Deutschland höher ist als in fast allen anderen westlichen Industrieländern, ausgenommen den skandinavischen und Kanada. Und die zweite Ursache ist, dass die Mittelschicht in Deutschland sich nicht nur aus Akademikern zusammensetzt, wie etwa in den USA, sondern eben auch aus erfolgreichen nicht-akademischen Fachkräften. Die uferlose Ausweitung der Akademikerquote ist als Instrument sozialer Inklusion unter den heutigen Bedingungen ungeeignet. Die Län-


büro und mobil werden eins

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POLITIK

Der Mittelstand. | 2 | 2015

Sackgasse Arbeitsstättenverordnung

Die Novelle der Arbeitsstättenverordnung ist zum Sinnbild der fehlgeleiteten arbeitsmarktpolitischen Agenda der Großen Koalition geworden. Man startet mit vermeintlich hehren Zielen, biegt unterwegs irgendwo falsch ab und landet schließlich in einer Sackgasse. Im Auge hatte man bei der Neuauflage der Arbeitsstättenverordnung ursprünglich Verbesserungen bei Arbeitssicherheit und Arbeitsbedingungen. Irgendwann hat man sich im Klein-klein der Paragraphen verloren und schließlich einen Entwurf vorgelegt, mit dem Ministerin Nahles ihr humoristisches Talent unter Beweis gestellt hat. Anders ist nicht zu erklären, warum Toiletten oder Erste-Hilfe-Räume eine „Sichtverbindung nach außen“, sprich: Fenster, haben müssen. Gleiches sollte übrigens auch für Labore oder Untersuchungszimmer in Krankenhäusern gelten.

Matthias Schweiger BVMW

Kurz vor dem Jahreswechsel 2014/15 passierte die Verordnung den Bundesrat. Dort kassierte man zwar die Fensterpflicht für Räume mit „geringer Aufenthaltsdauer“, wie Toiletten, wieder ein; hinzugekommen ist allerdings auf Initiative Sachsens die Pflicht, abschließbare Spinde bereitzu-

stellen. Im Freistaat regiert pikanter Weise ebenfalls eine schwarz-rote Koalition mit einem roten Arbeitsministerium. Warum ein abschließbarer Spind die Gesundheit von Beschäftigten oder deren Arbeitsbedingungen verbessern soll, ist nicht ersichtlich. Sehr wohl ersichtlich ist dagegen der bürokratische und auch finanzielle Aufwand, der sich für die Wirtschaft daraus ergeben würde. Von den Medien auf- und maßgenommen, geriet der Entwurf der neuen Arbeitsstätten­ verordnung Anfang des Jahres zum Bumerang für die Ministerin. Spätestens nach der klaren Zustimmung des Bundesrates schien die Messe schon gelesen. Letztlich sah sich wohl die Bundeskanzlerin gezwungen, über ihren Kanzleramtsminister etwas Dampf aus dem Kessel zu nehmen. Altmaier stoppte die Verordnung Ende Februar kurzerhand, was angesichts des Verfah-

Foto: © Christian Müller - Fotolia.com

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Foto: © seeyou | c. steps - Fotolia.com

rensstands ungewöhnlich war. Schließlich hatte sich Ministerin Nahles ihren Entwurf schon Ende 2014 vom Kabinett absegnen lassen. In den nächsten Wochen ist die Wiederauferstehung der Verordnung zu erwarten. Wenn sich die medialen Wogen erst einmal geglättet haben, wird man die Verordnung schleunigst verabschieden. Schließlich soll die „One in, one out“-Regelung umgangen werden, die zum 1. Juli in Kraft treten soll. Diese sieht vor, für jede neue bürokratische Belastung eine bestehende zu streichen. Dagegen ist es eher unwahrscheinlich, dass man den Kern der Kritik, nämlich die stetig ansteigende Bürokratie der unternehmerischen Tätigkeit, im Arbeitsministerium wirklich anpackt. Die Diskussion zur Arbeitsstättenverordnung fügt sich nahtlos in die bisherige rotgefärbte Politik der Großen Koalition ein. Statt die unternehmerische Basis unseres Landes zu stärken und Zeiten von Rekordsteuereinnahmen für Zukunftsinvestitionen und Entlastungen zu nutzen, hat man mit dem Mindestlohn bereits ein Bürokratiemonster sondergleichen geschaffen. 

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Der Entwurf der neuen Arbeitsstättenverordnung geriet Anfang des Jahres zum Bumerang f ür die Ministerin.

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Duales Erfolgsmodell stärken Das System der dualen betrieblichen Ausbildung ist ein Erfolgsfaktor der deutschen Wirtschaft und hat diese auch gut durch die Zeiten der Krise gebracht. Die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit in Europa und die hohe Produktivität belegen dies überzeugend.

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Während sich andere Länder vermehrt am hiesigen Modell orientieren, ist dieses „Flaggschiff“ inzwischen im eigenen Land in schwieriges Fahrwasser geraten: Den Betrieben fehlen zunehmend Bewerberinnen und Bewerber für die Ausbildung. Inzwischen beginnt mehr als die Hälfte eines Altersjahrgangs ein Studium, aber auch die abnehmende Zahl der Schulabsolventen insgesamt führt zum Rückgang der Ausbildungsverträge. Bundes- und Landesregierungen, Wirtschaft und Gewerkschaften, Arbeitsagenturen und Schulen müssen sich gemeinsam der Herausforderung stellen, die berufliche Ausbildung wieder attraktiver zu machen, um den Fachkräftebedarf der Unternehmen zu sichern.

Die Wertschätzung f ür die berufliche Ausbildung kann nicht der Gesetzgeber von oben verordnen. Vieles wurde dabei bereits auf den Weg gebracht: Bund, Länder und die Sozialpartner haben Ende 2014 die Allianz für Aus- und Weiterbildung unterzeichnet, um die Bedeutung und die Attraktivität

der beruflichen Bildung deutlich aufzuwerten, die Qualität der Ausbildung weiterzuentwickeln, die Weiterbildung und Aufstiegsfortbildung zu stärken und auch die Ausbildungsbeteiligung junger Migrantinnen und Migranten zu steigern. Es ist darüber hinaus wichtig für die Deckung des Fachkräftebedarfs, jeden Jugendlichen mitzunehmen und alle Potenziale verschiedener Zielgruppen für die Betriebe zu nutzen. Dies gilt auch für junge Menschen, die ihr Studium aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr fortsetzen wollen, für junge Erwachsene ohne Berufsausbildung oder auch für Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten oder Behinderungen. Dazu sind vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, den Arbeitsagenturen und anderen Trägern inzwischen zahlreiche Programme auf den Weg gebracht worden. Als kleiner Ausschnitt seien nur die Programme für Studienabbrecher (Jobstarter plus) oder für junge Erwachsene ohne Berufsausbildung (Die 2. Chance) genannt. Der Bund hat zudem im Bundeshaushalt 2015 die Mittel für die Berufsorientierung an den Schulen und für überbetriebliche Bildungsstätten weiter aufgestockt und zuletzt Ende Februar die sogenannte assistierte Ausbildung gesetzlich

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verankert, mit der lernbeeinträchtigte und sozial benachteiligte junge Menschen oder solche, die aufgrund besonderer Lebensumstände eine betriebliche Ausbildung ohne Unterstützung nicht beginnen, fortsetzen oder erfolgreich beenden können, bei der Ausbildung unterstützt werden sollen. Aber es gibt noch viel zu tun: In diesem Jahr wird das Berufsbildungsgesetz auf weiteren Anpassungsbedarf evaluiert; die Fördermöglichkeiten des Meister-BaföGs im Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz sollen verbessert und die Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen weiter erleichtert werden. Das Kardinalproblem aber bleibt, wie die betriebliche Ausbildung auch in kleinen Unternehmen, zum Beispiel des Handwerks, für die jungen Menschen mit ihren hohen Erwartungen an den Beruf attraktiver gemacht werden kann. Dies ist eine komplexe Herausforderung nicht nur für die Politik, sondern vor allem auch für die Unternehmen

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selbst. Dabei sind für die jungen Menschen Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten relevant, ergänzende akademische Weiterqualifizierung, Gestaltungsmöglichkeiten und Freiheiten, aber auch persönliche Faktoren wie Flexibilität und Mobilität oder die individuelle Vereinbarkeit von Familie und Beruf, und nicht zuletzt die Verdienstmöglichkeiten. Ein wesentlicher Punkt muss allen Beteiligten bewusst sein: Die Wertschätzung für die berufliche Ausbildung kann nicht der Gesetzgeber von oben verordnen. Das duale System muss in der Gesellschaft insgesamt wertgeschätzt werden, damit junge Menschen offener für diesen Weg zum beruflichen Erfolg werden. Die hervorragenden Jobperspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten in diesem System gilt es, den Schülerinnen und Schülern, deren Eltern und den Lehrkräften auch an weiterführenden Schulen zu vermitteln; das ist die zentrale Herausforderung und mindestens ebenso so wichtig wie alle Förderprogramme der diversen Träger. Dabei sollten Studium und berufliche Ausbildung nicht gegeneinander ausgespielt werden. Ziel ist es, offen und fair die große Bandbreite der Möglichkeiten den jungen Menschen vor Augen zu führen. 

Patricia Lips, MdB, CDU Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technik­ folgenabschätzung www.patricia-lips.de


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Für die Chancenrepublik Deutschland Selbstständigkeit für Schulen, ein höherer Bildungsetat und eine starke duale Ausbildung: Mit einem 10-Punkte-Programm will der BVMW zeigen, wie Deutschland sein starkes Potenzial in der Bildung verbessern kann.

Mit einem 10-Punkte-Programm für die Chancenrepublik Deutschland können wir auch im internationalen Wettbewerb wirklich punkten:

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Wir wollen, dass die Kleinstaaterei in der Schule ein Ende hat. Ein guter Wettbewerb um die beste Bildung zwischen Kindertagesstätten, Schulen,

Dieser Akademisierungswahn ist eine schallende Ohrfeige f ür alle, die mit einem Haupt- und Realschulabschluss in eine beruf liche Ausbildung gehen und sich dann auch selbstständig machen.

Hochschulen und den Bundesländern hat Sinn. Aber Ländergrenzen dürfen keine Bildungsgrenzen sein. Wir brauchen mehr Vergleichbarkeit, mehr Transparenz und mehr Durchlässigkeit. Schulen müssen endlich eigenverantwortlich entscheiden und in Ruhe arbeiten können. Nicht am Schreibtisch des Kultusministeriums wird die beste Bildungspolitik gemacht, sondern vor Ort! Und das heißt für Schulen: selbst über Profile, Schwerpunkte, Finanzen und die Einstellung und Entlassung von Lehrern zu entscheiden. Die Schulen müssen finanziell so gut ausgestattet sein, dass sie auch alle Vertretungsstunden finanzieren können. Um eine Schule gut zu leiten, braucht es neben einem pädagogischen Direktor auch einen Geschäftsführer. Alle internationalen Vergleiche machen deutlich, dass Lehrer vor Ort mit den Eltern zusammen sich ganz persönlich auf den Schüler einstellen müssen. Und da sind Schulen in freier Trägerschaft kein Angriff, sondern eine notwendige Ergänzung, die fair ausgestattet werden müssen. Jeder Handwerksmeister kann die Hauptprobleme einfach beschreiben: Die jungen Menschen müssten gut lesen, schreiben und rechnen können, sie müssen gelernt haben, sich für etwas zu begeistern und dieses auch mit dem notwendigen Maß an Selbstdisziplin zu erreichen, und sie müssen fit für ihr Leben und die Arbeitswelt gemacht werden. Deswegen brauchen wir eine

Foto links: © Sergey Nivens - Fotolia.com

Als Bundesverband mittelständische Wirtschaft machen wir uns große Sorgen um das Bildungsniveau in Deutschland. Drei Zahlen machen deutlich, mit welchen Herausforderungen wir zu kämpfen haben: Können wir es uns leisten, dass Woche für Woche eine Million Schulstunden ausfallen? Können wir es uns leisten, dass 1,3 Millionen junge Menschen bis 29 Jahre ohne Schul- und Berufsausbildung durchs Leben gehen? Können wir es uns leisten, dass wir in Deutschland 7,5 Millionen Erwachsene im Alter von 18 bis 64 Jahren haben, die nicht oder schlecht schreiben und lesen können?


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frühkindliche Sprachförderung auf bestem Niveau bereits in der Kindertagesstätte und deutlich mehr Schulstunden in Deutsch und Mathematik, die eben nicht ausfallen dürfen. Unser Bildungssystem ist chronisch unterfinanziert. Hier muss die Politik endlich einmal zeigen, wie wichtig die zentrale Zukunftsaufgabe für uns alle ist. Deswegen fordern wir als BVMW, dass ein Prozentpunkt aus dem bestehenden Mehrwertsteueraufkommen zusätzlich in die Bildung fließt: Das wären zehn Milliarden Euro im Jahr! Leistung macht Freude! Wir können es nicht verstehen, dass in vielen Bundesländern Leistungsgrenzen und -anreize aus der Schule herausgenommen werden. Selbstverständlich will sich jeder junge Mensch im positivsten Sinne mit anderen vergleichen. Und wir müssen auch zulassen, dass unterschiedliche Begabungen die Realität sind, und wir deswegen auch unterschiedliche Angebote brauchen. Dass in mehreren Bundesländern die Begabungsförderung reduziert statt ausgebaut wird, ist das vollkommen falsche Zeichen. Man hat das Gefühl, als ob in Deutschland das Leben erst mit dem Abitur und dem Studium beginnt. Dieser Akademisierungswahn ist eine schallende Ohrfeige für alle, die mit einem Haupt- und Realschulabschluss in eine berufliche Ausbildung gehen und sich dann auch selbstständig machen. Ohne die duale Ausbildung würde Deutschland nicht dort stehen, wo es steht. Deswegen muss endlich die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung ein fester Grundsatz unserer Gesellschaft sein.

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Jeder junge Mensch verdient in Deutschland eine zweite oder auch dritte Chance. Wir brauchen eine Bildungspolitik, die sich am Grundsatz: Kein Abschluss ohne Anschluss orientiert! Wir brauchen viel mehr Angebote für junge Menschen, um in ein Unternehmen zu kommen und zugleich noch einen Bildungsabschluss nachholen zu können. Und unsere duale Ausbildung muss so aufgebaut sein, dass ein Einstieg über zweijährige Einstiegsphasen normal wird. Bei den 50.000 Auszubildenden im 2-Jahres-Einstieg kommen sage und schreibe 60 Prozent mit einem Hauptschulabschluss. Geschätzt 7,5 Millionen funktionale Analphabeten dürfen wir nicht hinnehmen. Hierzu braucht es einen deutlichen Ausbau der Beratungsinfrastruktur, mehr Kursangebote und eine unkomplizierte erste Kontaktaufnahme. Die wichtigsten Bildungsbotschafter sind unsere Lehrerinnen und Lehrer. Hier brauchen wir eine vollkommen neue Anerkennungskultur. Jedoch ist auch eine Reform der Lehrerausbildung angesagt: Wer in die Lehrerausbildung geht, muss vom ersten Tag an vor der Klasse stehen und selbst erfahren, ob er oder sie die Fähigkeit mitbringt, zu begeistern und zu führen. Schule muss etwas mit dem Leben nach der Schule zu tun haben. Und genau deswegen brauchen wir Wirtschaftsthemen auch in der Schule – am besten in einem eigenen Fach. Wir müssen in der Bildung ein anderes Unternehmerbild vermitteln, wir müssen für die Selbstständigkeit motivieren und es Schülern ermöglichen, in so viele Berufsfelder wie es nur geht hineinzuschnuppern. 

Patrick Meinhardt BVMW, Mitglied der Bundesgeschäftsleitung

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Bündnis für Bildung Wie kann dem Fachkräftemangel im deutschen Mittelstand begegnet werden? Wie können mehr Jugendliche für die Ausbildungsberufe motiviert und die Duale Ausbildung attraktiver gestaltet werden?

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Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka (Mitte), Mario Ohoven und Vertreter der Mittelstandsallianz.

Die wenigsten wissen, dass ein studierter Geisteswissenschaftler nicht mehr verdient als ein Industriemeister oder Maschinenbautechniker.

Mario Ohoven

Marie Landsberg BVMW

Der steigende Fachkräftemangel und eine verbesserte Duale Ausbildung sind zwei Themen, die dem Mittelstand unter den Nägeln brennen. Der BVMW und seine Partner aus der Mittelstandsallianz diskutierten mit Prof. Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung, wie das Fachkräftepotenzial gemeinsam gestärkt werden kann. Eine Reihe von aktuellen Projekten und Initiativen, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiiert wurden, bieten Anknüpfungspunkte für eine enge Kooperation mit dem Mittelstand. Mittelstandspräsident Mario Ohoven zeigte auf, welche Faktoren dazu führen, dass den kleinen und mittleren Unternehmen die geeigneten Fachkräfte fehlen: „Die wenigsten wissen, dass ein studierter Geisteswissenschaftler nicht mehr verdient als ein Industriemeister oder Maschinenbautechniker – im Durchschnitt 4.000 Euro Brutto.“ Wäh-

rend Schulabgänger bei einem Angebot von 330 Ausbildungsberufen und über 7000 Bachelorstudiengängen keine konkreten Vorstellungen von den beruflichen Perspektiven hätten, blieben über 30.000 Stellen in mittelständischen Unternehmen unbesetzt. Dieser Herausforderung müssen sich Politik und Wirtschaft gemeinsam stellen. Ministerin Wanka plädierte für eine individuelle Berufsberatung und Potenzialanalyse von Schülern, die in Form des Projekts „Bildungsketten“ bundesweit seit Januar 2015 gefördert werden. So soll die Berufs- und Schulorientierung verbessert werden. Hierzu kann der BVMW mit seinem engmaschigen Unternehmernetzwerk einen wertvollen Beitrag leisten. Auch die Lehrinhalte der Ausbildungen müssen sich stärker an der Praxis orientieren, argumentierten Vertreter der Mittelstandsallianz. Dazu gehört auch eine verstärkte Digitalisierung der Ausbildungsstätten, damit die zukünftigen Fachkräfte für die digitale Arbeitswelt gewappnet sind. Um diesen Diskurs mit dem Mittelstand weiter zu führen, hat Ministerin Wanka den BVMW und seine Partner der Mittelstandsallianz eingeladen, sich in der Plattform des IT-Gipfels „Digitale Bildung und Forschung“ einzubringen. 

Foto: Christian Kruppa

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Mittelstandspräsident im Dialog In Gesprächen mit hochkarätigen Persönlichkeiten aus Politik und Diplomatie öffnet BVMW-Präsident Mario Ohoven Türen für den unternehmerischen Mittelstand.

Spitzentreffen mit Bodo Ramelow

Mario Ohoven mit dem Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringen, Bodo Ramelow.

Der neue Ministerpräsident des Freistaates Thüringen, Bodo Ramelow (Die Linke), und Mittelstands­ präsident Mario Ohoven haben sich zu einem ersten Spitzengespräch in Berlin getroffen. Neben Bürokratieabbau für den Mittelstand sowie den hohen Stromund Wasserpreisen in Thüringen standen die Themen Aus- und Weiterbildung im Mittelpunkt. Es bestand Einigkeit darüber, dass das geplante Thüringer Bildungsfreistellungsgesetz Ausnahmen für Kleinst­ unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern vorsehen muss. Beide waren sich zudem einig, dass die Duale Ausbildung gestärkt werden muss, um die Fachkräfteknappheit zu lindern. 

Dialog mit Russland Gerade wegen der zurzeit gespannten politischen Großwetterlage zwischen Russland und Deutschland ist es wichtig, den Gesprächsfaden aufrechtzuerhalten. So lautete der Grundtenor der Unterredung zwischen dem Botschafter der Russischen Föderation, S. E. Wladimir M. Grinin, und Mario Ohoven in der Russischen Botschaft Unter den Linden in Berlin. Neben den deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen und den negativen Auswirkungen der Handelssanktionen auf mittelständische Betriebe, insbesondere in den neuen Bundesländern, stand die Schaffung einer europäischen Freihandelszone unter Einbeziehung Russlands als Fernziel im Mittelpunkt der Gespräche. In Bezug auf den militärischen Konflikt in der Ost-Ukraine stimmten Ohoven und Grinin darin überein, dass alles unterlassen werden müsse,

Russlands Botschafter S.E. Wladimir M. Grinin, Rainer Ptok, Dr. Hans-Jürgen Völz, Mario Ohoven (v. li.) in der Russischen Botschaft in Berlin. was den Konflikt weiter anheizen könnte. Ohoven sprach sich dafür aus, die Sanktionen mit der Erfüllung des Minsk-II-Abkommens schrittweise zurückzunehmen. 

Kooperation mit Rumänien Aus Anlass der Verabschiedung des langjährigen rumänischen Botschafters Laza˘r Coma˘nescu traf Mario Ohoven mit dem scheidenden Botschafter zu einem Vier-Augen-Gespräch zusammen. Dabei wurde insbesondere die weitere Zusammenarbeit des BVMW mit dem neuen rumänischen Staatspräsidenten Klaus Johannis besprochen. Coma˘nescu wird zukünftig als Berater des Staatspräsidenten in Bukarest tätig sein. 

Der scheidende rumänische Botschafter Laza˘r Coma˘nescu (4. v. li.) und Honorarkonsul Dr. Nikolaus Petersen (3. v. li.) mit den BVMW-Repräsentanten.

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Europa-News Wirtschaftskongress Russland in Frankfurt am Main Mario Ohoven in seiner Eröffnungsrede. „Denn eines ist klar: Wir werden die Krise nicht ohne den Präsidenten der Russischen Föderation Wladimir Putin lösen können, und erst recht nicht gegen ihn.“ Ohoven warb dafür, auf diplomatischem Wege den Konflikt zu lösen und freundschaftliche Beziehungen zur Russischen Föderation zu pflegen. Als nächstes ist ein Roundtable im kleinen Kreis mit BVMW-Mitgliedern auf Einladung des russischen Botschafters Wladimir Grinin in der Botschaft der Russischen Föderation in Berlin geplant.

Spitzentreffen für Europas Jugend Zum zweiten Mal veranstaltete der Forum Verlag (BVMW-Mitglied) mit dem BVMW als Partner den Wirtschaftskongress Russland. Das rohstoffreiche Land mit seinem großen Marktpotenzial und einer Bevölkerung von über 140 Millionen Menschen ist ein wichtiger Handelspartner für Deutschland. Die Zahlen sprechen für sich: Mehr als 300 000 Arbeitsplätze sind in Deutschland vom russischen Markt abhängig. Mit Blick auf die Ukraine-Krise standen die Wirtschaftssanktionen und die Folgen im Mittelpunkt des Treffens. Der deutsche Mittelstand bekommt die Auswirkungen der EU-Sanktionen zunehmend zu spüren. Insgesamt sind die deutschen Exporte nach Russland um knapp 20 Prozent und die Importe aus Russland um 6 Prozent zurückgegangen. Vor allem die Auto- und Maschinenbauer sind davon betroffen. Es sei wichtig, den Dialog mit Russland auf allen Ebenen – politisch wie wirtschaftlich – aufrechtzuerhalten, betonte Mittelstandspräsident

Vor allem in den Ländern Süd-Europas ist die Jugendarbeitslosigkeit hoch, und in anderen europäischen Ländern wie Deutschland fehlen Fachkräfte. Besonders mittelständische Unternehmen beklagen fehlendes Personal und den Mangel an innovativen Unternehmern. Zu diesen Themen traten sich der Verband European-Entrepreneurs CEA-PME, die Friedrich-Ebert-Stiftung und der Rat der Gemeinden und Region Europas in Brüssel zu einem Jugendgipfel. Die Initiatoren sprachen über ihre Hauptziele, wie professionelle Ausbildung und Mobilität in Europa, und diskutierten mit hochrangigen Politikern, darunter Europaparlamentspräsident Martin Schulz, und Experten. Mario Ohoven eröffnete die Veranstaltung als Präsident des CEA-PME. www.bvmw.de/der-bvmw/europaverband.html

Neue Finanzquellen für EU-Unternehmen In der Europäischen Union soll eine Kapitalmarktunion entstehen. So will Brüssel noch bestehende Hindernisse für Investitionen in vielen Mitgliedstaaten beseitigen und Europas Unternehmen den Zugang zu neuen Finanzierungsquellen eröffnen. Mögliche Wege zu einer Kapitalmarktunion hat die EU-Kommission jetzt in einem „Grünbuch“ aufgezeigt. Zurzeit sammelt sie Vorschläge und Anregungen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Dann soll ein Aktionsplan folgen. „Die Kapitalmarktunion soll Finanzmittel freimachen, die zwar ausreichend vorhanden, aber zurzeit gebunden sind und sie in den Dienst der europäischen Unternehmen stellen, besonders der kleinen und mittleren Firmen“, sagte Jonathan Hill, der für finanzielle Stabilität und Finanzdienstleistungen zuständige EU-Kommissar. Sein Ziel ist es, den Markt für Risikokapital in der EU ähnlich zu entwickeln wie in den USA. Das Vorhaben ist eines der größten Projekte der Juncker-Kommission. Sie will bis zum Ende ihrer Amtszeit im Herbst 2019 den Grundstein für eine Kapitalmarktunion legen. www.bvi.de/regulierung/positionen/kapitalmarktunion www.ec.europa.eu/finance/capital-markets-union/index_de.htm

Foto oben: © denisismagilov - Fotolia.com, Foto unten: © jusep - Fotolia.com

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Foto oben links: © Gina Sanders - Fotolia.com, Foto oben rechts: © blende40 - Fotolia.com, Foto unten: © grafikplusfoto - Fotolia.com

Fördermilliarden auch für Mittelständler Aus dem Europäischen Sozialfond (ESF) fließen während der laufenden Förderperiode bis 2020 insgesamt 2,7 Milliarden Euro in verschiedene Programme der Bundesregierung. Berlin gibt weitere 2,14 Milliarden Euro zusätzlich in den Fördertopf, so dass über 4,8 Milliarden auf Bundesebene zur Verfügung stehen. Ziele der Programme sind die Sicherung des Fachkräftebedarfs und die Bewältigung des demographischen Wandels in kleinen und mittleren Unternehmen. Elf Programme sind explizit für Unternehmen und Existenzgründer ausgeschrieben. Dabei geht es um digitale Medien in der beruflichen Bildung, Gründer-Coaching oder die Besetzung von Arbeitsplätzen durch ausländische Fachkräfte. Wie zweckmäßig es ist, dass fünf Bundesministerien mit den ESF-Milliarden eigene Förderprogramme auflegen, muss die Praxis zeigen. Beteiligt sind das Arbeitsministerium (federführend) sowie die Ministerien für Bildung, Wirtschaft, Familie und Umwelt. Die Rede ist von insgesamt 26 verschiedenen Programmen. Der größte Anteil (38 Prozent) der Fördermittel fließt dabei in den Bereich soziale Integration und Hilfen für Migranten. www.esf.de | www.foerderdatenbank.de (>Startseite>Förderrecherche)

Altersvorsorge gefährdet Die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank hat zu Niedrigzinsen geführt. Unter Berücksichtigung der Inflationsrate und des Zinsabschlags ergeben sich für Spareinlagen und Bundesanleihen negative Renditen, was letztlich einen Substanzverlust bedeutet. Finanzexperten und Wissenschaftler haben diese Entwicklung und ihre Konsequenzen für die Ersparnisbildung kritisiert. Mit dem Rückgang der Zinsen sank die Sparquote privater Haushalte von 12,7 Prozent im Jahr 1991 auf 9,1 Prozent im Jahr 2013. Sparen, auch freiwillige Zukunftsvorsorge, lohnt nicht mehr im gewohnten Umfang. Dies führt insbesondere für die Berufsgruppe der Selbstständigen und Freiberufler, die eine kapitalgedeckte Altersvorsorge vornehmen müssen, zu Problemen. Nach Auffassung von Prof. Dr. Dirk Meyer von der Universität Hamburg verstößt dieser Tatbestand im wirtschaftlichen Sinne gegen die Eigentumsgarantie des Artikels 14 im Grundgesetz, beziehungsweise gegen Artikel 17 der Charta der Grundrechte der EU. Betroffen sei insbesondere der Mittelstand, der außer Immobilien wenige Möglichkeiten zur attraktiven und sicheren Geldanlage habe. Meyers Rechnung lautet wie folgt: Bei einem Nettogeldvermögen von 3.574 Milliarden Euro am Jahresende 2013 und einem Rückgang des Kapitalmarktzinses um drei Prozentpunkte gegenüber 2007 beträgt der kalkulierte jährliche Einkommensverlust der Sparer an nominal entgangenen Zinserträgen etwa 107 Milliarden Euro. www.ecb.europa.eu

Einheitliche Bemessungsgrundlage Die EU-Kommission hat jetzt weitere Details zu ihrer Untersuchung von Steuervereinbarungen zur Reduzierung der Steuerlast veröffentlicht. Besonders die Steuervermeidungspraktiken in Luxemburg waren ins Visier der Medien geraten. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager und der für Steuern zuständige EU-Kommissar Pierre Moscovici bekräftigten aus diesem Anlass in einem Gastbeitrag für die „Süddeutsche Zeitung“, dass die Kommission eine einheitliche Bemessungsgrundlage für die Unternehmensbesteuerung und einen automatischen Informationsaustausch über Steuervorentscheidungen anstrebt. „Steuerbehörden müssen wissen, welche Unternehmen in einem anderen Mitgliedstaat bevorzugt behandelt werden“, so Vestager und Moscovici. „Die meisten EU-Staaten sind bereits dafür, und wir glauben fest daran, dass wir auch diejenigen überzeugen werden, die noch zögern.“ www.ec.europa.eu/commission/2014-2019/vestager

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TTIP-Anhörung – Gefahren für den Mittelstand Mittelstandspräsident Mario Ohoven kritisierte bei einer Anhörung im Europäischen Parlament in Brüssel zentrale Aspekte des transatlantischen Freihandelsabkommens (TTIP). Seine Ausführungen stießen bei den Abgeordneten auf große Zustimmung.

Mittelstandspräsident Mario Ohoven bei der Anhörung zum transatlantischen Freihandelsabkommen (TTIP) im Europäischen Parlament.

Obwohl der BVMW mit der überwiegenden Mehrheit der Vertragsbestandteile einverstanden ist und grundsätzlich die Idee eines transatlantischen Freihandelsabkommens sehr befürwortet, kritisierte Mittelstandspräsident Ohoven den geplanten Investor-Staat-Streitbeilegungsmechanismus im Entwurf des Vertrags (ISDS). Er unterstrich, dass dies zu einer gravierenden Schieflage im Wettbewerb zu ungunsten von deutschen und europäischen Mittelständlern führt. Diese wären nicht in der Lage, solch ein Schiedsgericht anzurufen, angesichts der hohen Kosten von durchschnittlich 6,5 Millionen Euro.

Stefan Moritz Leiter des BVMW Europa Büros in Brüssel, Managing Director von European Entrepreneurs (CEA-PME)

Auch die Tatsache, dass es nicht möglich ist, gegen eine Entscheidung des Schiedsgerichts Einspruch einzulegen, sei nicht mit den entwickelten und bewährten Rechtssystemen in Europa und USA kompatibel. Ohoven forderte das Europaparlament und die Europäische Kommission auf, dieses Kapitel nachzuverhandeln. Er wies außerdem darauf hin, dass das US-amerikanische Nachsorgeprinzip sich grundlegend vom

europäischen Vorsorgeprinzip unterscheidet. Dies bedeute für die europäischen KMU einen weiteren, erheblichen Wettbewerbsnachteil im Rahmen von Genehmigungsverfahren für Produkte. Der geplante Regulationsrat, so Ohoven, habe derzeit eine viel zu schwache demokratische Legitimation. Zudem sei dringend die Teilnahme von Mittelstandsvertretern erforderlich, um einem Übergewicht der Lobby der Großindustrie bei der Festlegung von Regeln und Standards zuvorzukommen. Sehr viele Abgeordnete des Ausschusses begrüßten und unterstützten Ohovens Aussagen und baten ihn, nachdrücklich neben den zweifellos vorhandenen Vorteilen, gerade auch auf die Nachteile für KMU in der aktuellen Fassung des Vertragswerks TTIP bei weiteren Gelegenheiten hinzuweisen. Der Vorsitzende des ITRE-Ausschusses, Bernd Lange, schlug vor, in TTIP ein gesondertes Kapitel für den Mittelstand zu verankern. Für BVMW und CEA-PME erklärte Ohoven seine Bereitschaft, sich aktiv einzubringen. Das transatlantische Freihandelsabkommen wird seit Juli 2013 zwischen der Europäischen Union und den USA verhandelt und soll bis Ende 2015 zum Abschluss gebracht werden. Ziel des Abkommens ist die Belebung des Warenhandels zwischen der EU und den USA und somit Wachstum und Arbeitsplätze. Mit TTIP würde die größte Freihandelszone der Welt geschaffen werden. 

Fotos: Juha Roininen

Vor dem Ausschuss des Europäischen Parlaments für Industrie, Forschung, Energie (ITRE) und Außenhandel (INTA) hat BVMW-Präsident Mario Ohoven, auch als Vertreter des europäischen KMU-Dachverbandes European Entrepreneurs (CEA-PME), vor rund 120 Parlamentariern aus Sicht des Mittelstands zu der transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft (kurz TTIP) zwischen der EU und den USA Stellung genommen.


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Ja zu TTIP – aber nicht um jeden Preis Der BVMW setzt seine Aufklärungsarbeit zu den Auswirkungen des Transatlantischen Handels- und Investitionsabkommen (TTIP) auf den Mittelstand fort. Nachdem bisher Bundesregierung und mediale Öffentlichkeit im Fokus standen, kam es in Berlin erstmals zu einem öffentlichen Meinungsaustausch mit einem US-Regierungsvertreter. Die Debatte um TTTP spitzt sich zu. Auf Einladung der PEAG Unternehmensgruppe trafen sich der Botschaftsrat für Wirtschaft der US-Vertretung in Berlin, Robert T. Koepcke, und Dr. Hans-Jürgen Völz, Chef-Volkswirt des BVMW. Unter der Überschrift „TTIP – Chance oder Herausforderung für den deutschen Mittelstand?“ tauschten sie Argumente über das Für und Wider strittiger Bestandteile von TTIP aus. Beide Diskutanten machten deutlich, dass sie Befürworter des Freihandels zwischen der USA und der EU sind und Meinungsunterschiede in Detailfragen für überwindbar halten. „Mittelständische Unternehmen sind Jobmotor, Innovations- und Wachstumstreiber in Europa sowie in den USA. Aus diesem Grund liegt unser Augenmerk bei den Verhandlungen ganz besonders auf ihnen. Der Abbau von Zöllen und nicht-tarifären Handelshemmnissen schafft gleiche Ausgangsvoraussetzungen für alle Unternehmen. Davon profitieren ganz besonders kleine und mittelständische Firmen”, so Koepcke. Nach Ansicht des BVMW sollte ein Freihandelsabkommen nor-

maler Prägung abgeschlossen werden. Diese Abkommen sind erfahrungsgemäß für alle Beteiligten vorteilhaft, insbesondere für den deutschen Mittelstand, der durch den Abbau der Handelshemmnisse beiderseits des Atlantiks schlagartig einen Markt mit 800 Millionen Konsumenten bedienen kann. Die bislang vorgesehenen Regelungen zum Investitionsschutz benachteiligen hingegen die mittelständische Wirtschaft massiv und könnten indirekten Einfluss auf staatliche Entscheidungen nehmen. „Niemand von uns hat Zweifel an der Gültigkeit rechtsstaatlicher Prinzipien in den Ländern der TTIP-Vertragspartner. Daher sind Schiedsverfahren überflüssig und werden von uns strikt abgelehnt“, betonte Völz. Um den Abschluss der Verhandlungen in diesem Jahr nicht zu gefährden, schlug Völz vor, zunächst die Teile des Abkommens zu verabschieden, über die Konsens herrscht. Strittige Punkte wie Investitionsschutz, Regulationsräte oder die Gültigkeit des Vorsorge- bzw. Nachsorgeprinzips könnten später verhandelt werden. 

Dr. Hans-Jürgen Völz Chefvolkswirt BVMW

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Risiko: Die EU-DatenschutzGrundverordnung Seit fast drei Jahren berät Brüssel über eine europäische Datenschutz-Grundverordnung. In diesem Jahr soll die Verordnung verabschiedet werden. Nach dem aktuellen Stand der Verhandlungen hätte die Verordnung enorme Auswirkungen auf alle kleinen und mittleren Unternehmen in der EU. In einem Positionspapier warnt der BVMW vor möglichen Fallstricken und fordert eine Mittelstandsklausel.

Die Harmonisierung des europäischen Binnenmarktes ist ein richtiger und wichtiger Schritt zur Festigung der langfristigen Wirtschaftskraft der Europäischen Union (EU). Insbesondere eine flächendeckende und leistungsfähige IT-Infrastruktur sowie eine nachhaltige Digital- und Datenpolitik sind entscheidende Standortfaktoren in der sich immer weiter beschleunigenden Globalisierung. Nur ein verantwortungsvoller Umgang mit Daten kann die globale Wettbewerbsfähigkeit der EU gewährleisten.

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Mit Verabschiedung tritt die Verordnung in Kraft und ist in allen EU-Ländern bindend.

Bei Rechtsfragen zur EU-Datenschutz-Grundverordnung können Sie sich an das IBWF wenden: www.ibwf.org Siehe auch IBWF-BVMWRechtshotline Seite 60.

Diana Scholl BVMW

Die Verordnung wird für alle Unternehmen und öffentlichen Stellen gelten. Der BVMW hat sich mit einem Positionspapier an das zuständige Bundesministerium des Innern gewandt, damit die Interessen des Mittelstands Berücksichtigung finden, und KMU in Europa von unnötiger und unwirtschaftlicher Bürokratie verschont bleiben. Die Verordnung schreibt die lückenlose Dokumentation aller Verarbeitungsvorgänge von personenbezogenen Daten vor, wie zum Beispiel den Zweck der Verarbeitung, die Kategorisierung der Daten oder etwaigen Fristen zur Löschung. Ebenso sind die Unternehmen verpflichtet, jede Person, deren Daten verarbeitet werden, über die Verarbeitung zu informieren. Für KMU ist der Aufwand der Dokumentations- und Auskunftspflichten unverhältnismäßig hoch. Besonders kritisch sind außerdem die drohenden Sanktionen bei Fehlverhalten. Hinzu kommt eine große Planungsunsicherheit, da in vielen Punkten

die Ausgestaltung zu einem späteren Zeitpunkt mit Hilfe von Rechtsakten geklärt werden soll. Dazu zählen etwa Verwaltungssanktionen, unternehmensinterne Datenverarbeitung oder das Recht auf Löschung. Ein Beispiel: Wenn ein Unternehmer im Vertrieb mit Kundendaten arbeitet, muss er, sobald die Verordnung greift, alle Vorgänge, die mit der Verarbeitung der Daten zusammenhängen, vollumfänglich dokumentieren und im Falle einer Überprüfung vorlegen. Des Weiteren muss eine Person benannt werden, die für die Datenverarbeitung verantwortlich ist. Bei sensiblen Daten muss der Unternehmer vorab eine Risiko-Folgenabschätzung erstellen, in der mögliche Risiken, Auswirkungen und Behandlungsvorgaben festzuschreiben sind. Weiterhin muss der Unternehmer jede Person, deren Daten erhoben wurden, entsprechend informieren. Das beinhaltet unter anderem den Zweck der Verarbeitung, die Dauer der Speicherung und die Auskunft über den für die Verarbeitung Verantwortlichen. Die Person, deren Daten verarbeitet werden, kann zu jedem Zeitpunkt der Verarbeitung Widerspruch einlegen. Im Falle einer Nichteinhaltung der Vorgaben kann das Unternehmen Sanktionen von bis zu fünf Prozent des Jahresumsatzes auferlegt bekommen, unabhängig von dessen Gewinn. Sollte die Gewinnmarge unter fünf Prozent liegen, ergeben sich Verluste, und das Unternehmen verliert die Wirtschaftlichkeit. Mit Verabschiedung tritt die Verordnung in Kraft und ist in allen EU-Ländern bindend. Sie steht als europäische Verordnung über der nationalen Gesetzgebung, womit ein einheitlicher Standard in der EU sichergestellt werden soll. Die Ausmaße der Verordnung sind in ihrer aktuellen Fassung ein wirtschaftliches Hemmnis für alle kleinen und mittleren Unternehmen in der Europäischen Union. Der BVMW macht sich daher für eine Mittelstandsklausel stark, die vor allem bei der Dokumentationspflicht, der Auskunfts- und Informationspflicht sowie der Sanktionierung bei Fehlverhalten greifen muss. 


Kritiker bem채ngeln den fehlenden Nervenkitzel.

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Deutsch-saudisches Wirtschaftsforum in Riad (Saudi Arabien).

Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel mit dem Finanzminister von Saudi-Arabien Dr. Ibrahim Al-Assaf.

Türöffner am Golf Die Golfregion besuchte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel mit einer Wirtschaftsdelegation, zu der BVMW-Präsident Mario Ohoven gehörte. Der Mittelstandspräsident vermittelte für deutsche Unternehmer Kontakte vor Ort. Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate gehören zu den wichtigsten Exportländern Deutschlands.

Rainer Ptok BVMW, Leiter Außenwirtschaft

BVMW-Präsident Mario Ohoven nahm an einer hochkarätigen Wirtschaftsdelegation unter Leitung des Vizekanzlers und Wirtschaftsministers Sigmar Gabriel in die Golfstaaten Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate und Katar teil. Die Delegation wurde von über achtzig Unternehmensvertretern, dreißig Journalisten und weiteren etwa fünfzig Firmenrepräsentanten vor Ort begleitet. Neben zahlreichen Treffen mit Ministern und Mitgliedern der Herrscherhäuser war die Eröffnung des Deutschen Hauses in Katar durch Mario Ohoven ein weiterer Höhepunkt der Reise. Im Verbund deutscher Fachleute mit langjähriger Erfahrung und interkultureller Kompetenz bietet das “el-Bayet el-Almani Qatar“ gerade deutschen Mittelständlern alle Dienst- und Unterstützungs-

leistungen für den nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg am Golf. Geleitet wird das Deutsche Haus von der vor Ort ansässigen Tochter des BVMW-Mitglieds Strategy&Politics, das zukünftig auch die Interessen des BVMW in Katar wahrnehmen wird. Die sechs Golfstaaten (Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Katar, Kuwait, Oman, Bahrain) waren mit 25,65 Milliarden Euro auch im Jahr 2014 der drittwichtigste Exportmarkt – nach den Vereinigten Staaten und China – für Waren deutscher Unternehmen außerhalb Europas. Dies zeigt: Die deutsche Wirtschaft ist für die Golfstaaten ein wichtiger Partner bei der wirtschaftlichen Diversifizierung. Diese Chance müsse der deutsche Mittelstand nutzen, betonte Ohoven. 

Foto: BVMW

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Gastgeber und Gäste (v. li.): HRH Prinz Abdulaziz bin Salman, Sohn des saudi-arabischen Königs, Brigitte Zypries (Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium), Abdulrahman Al Zamil (Vorstand der saudi-arabischen Handelskammern), Mario Ohoven (BVMW-Präsident).

Mario Ohoven mit HRH Prinz Abdulaziz bin Salman und Dr. Hans Christoph Atzpodien, Vorstand ThyssenKrupp AG …

… mit Dr. Ibrahim Al-Assaf, Finanzminister Saudi Arabiens …

Länderinfos Im Jahr 2014 betrugen die deutschen Ausfuhren nach Saudi-Arabien 8,92 Milliarden Euro (-3,3 % gegenüber 2013), in die Vereinigten Arabischen Emirate 11,41 Milliarden Euro (+15,2 %) und nach Katar 2,09 Milliarden Euro (+67,3 %). Die Einfuhren nach Deutschland betrugen aus Saudi-Arabien 1,10 Milliarden Euro (-34,2 %), aus den Vereinigten Arabischen Emiraten 747,6 Millionen Euro (-6,4 %) und aus Katar 678,6 Millionen Euro (-19,7 %). … und beim deutsch-katarischen Wirtschaftsforum in Doha (Katar).

Fotos: Manfred Knopp

Deutsches Haus (El Bayet el Almani) Das Deutsche Haus ist als zentraler Knotenpunkt zum Kennenlernen, zum Erfahrungs- und Interessenaustausch und zur Geschäftsanbahnung für den deutschen Mittelstand konzipiert. In einer landestypischen Villa befinden sich Büro,- Ausstellungs-, Gesprächs- und Repräsentationsräume. Regelmäßige Veranstaltungen und Foren bringen im Majlis (Rat) deutsche, internationale und einheimische Geschäftsleute zusammen. www.deutscheshausqatar.com Mario Ohoven (li.) eröffnet das Deutsche Haus in Katar mit Abdullah Lahdan al-Mohannadi und Botschafter a. D. Bernd Mützelburg.

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Der Mittelstand. | 2 | 2015

Die Geister, die ich rief: Der tägliche Kampf gegen die Mailflut Guido Augustin macht sich Gedanken über unsere Welt und ihre Bewohner

Eines Morgens wachte ich auf wie Gregor Samsa, nur dass ich kein kafkaesker Käfer, sondern ein E-Mail-Junkie geworden war. Es war immer schwerer geworden, zwischen Systemnachrichten, Status-Bestätigungs-Mails und Newslettern die arbeitsrelevanten Nachrichten meines BVMW-Landesfürsten zu finden. Das war, sagte ich zu mir, ein untragbares Risiko. Also rauf auf die Zinne und der Flut Einhalt geboten!

Guido Augustin BVMW-Pressesprecher Rheinhessen Social Media-Experte, PR-Berater und Autor www.guidoaugustin.com

Dabei habe ich eine – wie ich finde – überaus erfolgreiche Doppeltaktik angewandt. Einerseits habe ich alles abbestellt, was ich nicht wirklich brauchte. Ganz ehrlich: Da blieb schon nicht mehr viel übrig. Den Status meiner Netzwerke wie Facebook oder XING sehe ich auf diesen Netzwerken mehrmals täglich, Laufklamotten habe ich eh genug, gute Lebensmittel gibt es um die Ecke, berufliche Impulse bekomme ich von meinen direkten Kontakten virtuell wie reell mehr, als ich verarbeiten kann. An manchen Tagen habe ich über zwanzig Newsletter oder Info-Services abbestellt – und hatte das

Gefühl, es würde nie enden. Irgendwann habe ich sogar Mailadressen gelöscht, die in irgendwelchen Presse-Recherche-Portalen gelandet waren, weil jeden Tag Pressemeldungen eintrafen, die mich überhaupt nicht interessierten. Und tatsächlich: Tapfer bleiben lohnt sich, denn mittlerweile hat sich die Dauerwelle tatsächlich verflacht. Fehlt der zweite Teil der Taktik, entlehnt von Ibrahim Evsan, einem der erfolgreichsten Digitalunternehmer in diesem Land, der viel stärker noch als ich online lebt. Der hat nämlich vier Mail-Ordner eingerichtet. Ausschließlich vier. Und alles, was reinkommt, verteilt er gleich in diese vier Ordner – es sei denn, eine Nachricht wird sofort gelöscht. Ordner 1 – richtig wichtig: Hier kommen wichtige Mails rein, die noch am gleichen Tag beantwortet werden müssen. Das ist übrigens der kleinste Ordner. Ordner 2 – wichtig: Das sind Mails, die innerhalb von einer Woche beantwortet werden sollen. Ordner 3 – nicht so wichtig: Hier landen Nachrichten, die bei Gelegenheit erledigt werden können, wenn mal sonst nichts ansteht, und die beiden anderen Ordner leer sind. Und dann noch Ordner 4 – erledigt: Hier landen alle Mails, die erledigt sind – oder die älter sind als vier Wochen. Wer jetzt der Meinung ist, er hätte mir etwas Wichtiges geschickt und länger als vier Wochen keine Antwort erhalten, ist erstens kein Kunde von mir und sollte es zweitens bitte noch einmal probieren. 

Foto: Heike Rost

Wie viele E-Mails bekommen Sie täglich? Ich bekam derer etwa 200, dazu Facebook-Messages, ab und zu auch SMS und XING- sowie Whats-App-Nachrichten. Einerseits sind Mails echte Produktivitäts-Turbos, weil sie orts- und zeitunabhängig beantwortet werden können. Wenn man allerdings nicht aufpasst, bedeutet dies nichts anderes als „jederzeit und überall“.


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ANGEZÄHLT

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Bildung in Zahlen

30.000 … Ausbildungsplätze in deutschen Betrieben bleiben pro Jahr unbesetzt. Dem gegenüber steht die Zahl der jungen Menschen, die eine Ausbildung suchen: 20.000. Dem Bildungsbericht des Wissenschaftsministeriums zufolge ist aber nicht nur die Zahl der Auszubildenden seit dem Jahr 2000 deutlich gesunken. Auch immer weniger Betriebe bilden aus (2012 noch 21,3 Prozent). Doch auch nicht jede angefangene Ausbildung wird beendet: 73,1 Prozent der jungen Menschen schließen ihre Ausbildung erfolgreich ab.

… der Deutschen unter 25 Jahren sind arbeitslos. Europaweit ist das die geringste Quote, vor allem im Vergleich zu Spanien und Griechenland mit über 50 Prozent. Die Einbindung in den Arbeitsmarkt gelingt in Staaten mit dualem Ausbildungssystem wie in Deutschland besser als in anderen Staaten. Zudem spielt die wirtschaftliche Leistung eine wichtige Rolle. So wurden in Deutschland in den vergangenen Jahren mehr Auszubildende in ihren Betrieben übernommen, vor allem in Ostdeutschland.

7.474

… Bachelorstudiengänge können junge Menschen an deutschen Hochschulen studieren. Davon werden etwa 800 als duale Studiengänge angeboten, die praktische und theoretische Ausbildung verknüpfen. Jedoch entscheiden sich nur vier Prozent der Erstsemester für diese Studienform, wie der Bundesbildungsbericht feststellt.

510.672 … junge Menschen haben im Jahr 2013 ihr Studium an einer deutschen Hochschule begonnen. Damit war die Zahl der Studienanfänger erstmals in der Bildungsgeschichte Deutschlands höher als die der Neu-Auszubildenden (497.427). Aber auch in der Präferenz der Hochschulen hat sich laut Bildungsbericht etwas verändert: 1993 begannen noch 70 der Erstsemester ihr Studium an einer Universität und 30 Prozent an einer Fachhochschule, 2013 waren schon 41 Prozent der Studienanfänger an einer Fachhochschule und noch 59 Prozent an einer Universität.

43 PROZENT … der 30- bis 35-Jährigen in Deutschland haben Abitur. Dem Bildungsbericht zufolge sind das mehr als doppelt so viele Menschen mit Hochschulreife als bei den 60- bis 65-Jährigen. Demnach hat sich der Bildungsstand der Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten deutlich erhöht. Der Bachelorabschluss ist inzwischen zum häufigsten Abschluss geworden. Aufgrund der hohen Übergangsquoten in das Masterstudium steigt auch die Zahl der Absolventen mit einem Masterabschluss.

44 Prozent Illustrationen: © kanate - Fotolia.com

7,8 Prozent

… der Uni-Absolventen in den Naturwissenschaften sind Frauen. Der aktuellen OECD-Studie zufolge ist der Frauenanteil bei Abschlüssen in diesen Studiengängen gestiegen. Im Jahr 2000 waren es noch 32 Prozent, 2012 beendeten 44 Prozent erfolgreich ihr Studium. Damit gehört Deutschland zu fünf OECD-Ländern, in denen überdurchschnittlich viele Frauen ihr Studium in Physik, Mathematik, Informatik und Statistik absolvieren.

50 PROZENT … der Deutschen zwischen 18 und 65 Jahren haben 2012 an einer Weiterbildung teilgenommen, wie der Adult Education Survey herausgefunden hat. Ebenso ist fast die Hälfte der Erwerbstätigen der Meinung, dass in ihrem Beruf eine Weiterbildung notwendig ist. Das lohnt sich offenbar nicht nur für die persönlichen Fähigkeiten, sondern auch auf dem Konto: Einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung zufolge können Beschäftigte durch Weiterbildung Einkommenssteigerungen von sechs Prozent erwarten.


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IBWF

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IBWF-Akademie – Bildungspartner für den Mittelstand Wissen ist der Schlüssel zu Innovation, Zukunftsfähigkeit und Erfolg – wenn es im betrieblichen Alltag nutzbar wird. Dazu will die IBWF-Akademie mit ihrem umfänglichen Bildungsangebot einen Beitrag leisten.

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Gemeinsam wollen wir die IBWF-Akademie zum bevorzugten Bildungsort des Mittelstands und dessen Berater machen.


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Mit der IBWF-Akademie unterstreicht das IBWF Institut e. V. (www.ibwf.org) seinen hohen Anspruch, durch seine Mitglieder den mittelständischen Unternehmen exzellentes Expertenwissen und eine zertifizierte Beratungsqualität anzubieten. Die IBWF-Akademie steht für praxisnahe Inhalte und Umsetzungskompetenz und dient gleichzeitig den Mittelstandsberatern als Weiterbildungsmöglichkeit und den mittelständischen Unternehmen als Wissensvermittler.

Mit fast hundert Bildungsangeboten für die Entwicklung von Führung und Personal, Fachwissen und Methodenkompetenz haben vierzig IBWF-Mitglieder zu einem gelungenen Start der IBWF-Akademie im Dezember 2014 beigetragen.

Auch eigene IBWF-Angebote stehen zur Verfügung, wie beispielsweise die Ausbildung zum „Experten für ein softwaregestütztes Wissensmanagement für mehr Wettbewerbsfähigkeit und nachhaltige Zukunftssicherung (Komp-A-S Moderator)“ oder zum „Prozessberater Personalund Organisationsentwicklung (POE Prozessberater)“. Diese Ausbildung kann auch Grundlage für die Autorisierung zum „Prozessberater UnternehmensWert: Mensch für zukunftsgerechte und mitarbeiterorientierte Personalpolitik“ sein, und zwar in den Bereichen Personalführung, Chancengleichheit & Diversity, Gesundheit, Wissen & Kompetenz.

Beim IBWF finden Sie Bildung in ausgesuchter Qualität. Wir achten auf die fachliche und methodische Eignung der Wissensvermittler. Lernen darf auch kurzweilig sein. Aber in jedem Fall resultatorientiert.

Foto: © Kzenon - Fotolia.com

Bildungsangebote Nutzen Sie praxisbewährtes Wissen und branchenrelevante Handlungsoptionen, damit Sie Ihre Leistungen überzeugend präsentieren und Ihre Ziele effizient erreichen können. Die Erfahrungen und Fachkompetenzen des qualitätsgesicherten IBWF-Expertenpools helfen Ihnen dabei.

Wissen aus der Praxis für die Praxis, Weiterbildung auf Spitzenniveau für den Mittelstand, Berater, die sich weiter qualifizieren, Unternehmer teilen ihre Erfahrungen: Das ist die IBWF-Akademie.

Die Bildungsangebote richten sich nach dem jeweiligen Bedarf: Referenten: Zertifizierte Berater und erfolgreiche Unternehmer teilen ihre Erfahrungen – aus der Praxis für die Praxis Formate: Vorträge, Seminare, Webinare, Workshops oder Fortbildung Teilhabe: Vor-Ort- oder Online-Veranstaltungen Zweck: offene, geschlossene oder firmenspezifische Veranstaltungen Bei der jüngsten BVMW-Bundestagung konnten wir mehr als 250 BVMW-Repräsentanten die Möglichkeiten und den Nutzen der IBWF-Akademie in persönlichen Gesprächen und Workshops nahebringen. Zur Erinnerung: Die BVMW-Repräsentanten organisieren bundes-

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weit pro Jahr circa 2.000 Veranstaltungen und haben 700.000 Geschäftskontakte. Wir haben aufgezeigt, dass mit der IBWF-Akademie den BVMW-Repräsentanten ein hervorragendes Akquiseinstrument und ein Ideenpool für Veranstaltungen und Projekte zur Verfügung stehen. Gemeinsam wollen wir die IBWF-Akademie zum bevorzugten Bildungsort des Mittelstands und dessen Berater machen.

Wissen ist der einzige Rohstoff, der sich nicht verbraucht, sondern bei richtigem Einsatz vermehrt. Ausgesuchte Experten mit nachgewiesener Beratungsqualität und didaktischer Kompetenz bieten Weiterbildung auf Spitzenniveau für beratende Berufe und mittelständische Unternehmen.

Wertversprechen

IBWF

Herbert Haberl Leiter IBWF-Akademie Mitglied im IBWF – Institut für Betriebs­ beratung, Wirtschafts­ förderung und -forschung e. V.

Das Leitthema 2015 des IBWF Instituts e. V. ist „Digitale Kompetenz“. Auf dem 1. IBWF Zukunftsforum am 24. April 2015 in Duisburg erfahren Sie, wie Sie mit wirksamen digitalen Inhalten und interaktiver Wertschöpfung Ihre Marktposition Gerne steht das Team der IBWF-Akademie Ihausbauen können. nen für weitere Informationen zur Verfügung. Über unsere Webseite www.ibwf.org können Das Zukunftsforum ist Sie Ihre Weiterbildungsmaßnahmen buchen. Auftakt für weitere Bildungsangebote rund um 1. IBWF Zukunftsforum die „Digitale Kompetenz“, für Rechtsanwälte, Steuerberater zu Themen wie Reputaund Unternehmensberater tionsmanagement sowie Erfolgsfaktor Digitale Kompetenz Mitarbeiter- und KundenWirksame digitale Inhalte und gewinnung mit Hilfe von interaktive Wertschöpfung in der Praxis themenspezifischen InFreitag, 24. April 2015, 10.00 bis 17.00 Uhr ternetpräsenzen und eiHaus der Unternehmer, nem moderierten Dialog Düsseldorfer Landstr. 7, 47249 Duisburg in den sozialen Medien. 


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Peter Kunzweiler Geschäftsführer ProConception Mitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V. www.proconception.net

Teambildung – Trenderscheinung oder Notwendigkeit? Wie kann theoretisch vermitteltes Wissen aus Coachingangeboten in die betriebliche Praxis transferiert werden? Reicht die reine Wissensvermittlung aus? Oder sind das Verhalten der Teilnehmer und deren Wille zur Verhaltensänderung von ebenso großer Bedeutung? Welche Rolle spielen dabei die Führungskräfte und das Management?

Viele Unternehmen haben erkannt, dass zukunftsfähige Konzepte einer Unternehmenskultur bedürfen, in der Werte gelebt, Talente gefördert und Teamleistungen dem Einzelkämpfertum vorgezogen werden. Die Zeiten, in denen technische Managementkonzepte den Arbeitsalltag bestimmten, scheinen der Vergangenheit anzugehören. Die weichen Faktoren, also menschliche Werte, spielen eine immer größere Rolle.

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motivation, innerlicher Kündigung und zur Vernachlässigung der Potenziale von Mitarbeitern. Erfolgreiche Teams vereinen Menschen mit verschiedensten Kenntnissen, Fähigkeiten, Erfahrungen und unterstützen deren Willen zur Umsetzung ihrer Ideen. Allen ist klar, dass gute Teams herausragende Arbeit leisten können. Wie aber setzt man gute Teams zusammen? Wer eignet sich für welche Teamrolle und wer verfügt über die dafür notwendigen Kompetenzen? Nicht selten werden Teams zusammengestellt, bei denen zum Beispiel die Abteilungsvertreter die Interessen der eigenen Abteilung verteidigen, oder Menschen willkürlich in ein Team berufen werden. So sitzt der Kollege Zufall mit am Tisch. Dass auf diese Weise keine kreative und schon gar keine erfolgreiche Teamleistung erbracht werden kann, liegt auf der Hand.

Menschen, die mehr schlecht als recht in einem Team verharren, sind in der Regel unzufrieden.

Dabei wissen neun von zehn Mitarbeitern, die sich einem Team zugehörig wähnen, wenig bis gar nichts über die Spielregeln der Teamarbeit. Teamziele sind nicht bekannt oder werden erst gar nicht vereinbart. Fragen nach der Rolle im Team, den Aufgaben des Teamleiters und dem Verhältnis zwischen Einzel- und Teaminteresse sind oft „Böhmische Dörfer“. Es ist also wichtig zu vermitteln, welche mannigfaltigen Möglichkeiten gerade Teamwork in Unternehmen bietet. Menschen, die mehr schlecht als recht in einem Team verharren, sind in der Regel unzufrieden. Das führt zu De-

Durch Trainings von der Stange werden nur geringfügige Änderungen im Verhalten der Mitarbeiter erreicht. Gerade in der Teambildung hat sich die Erlebnispädagogik bewährt. Traditionelle Bildungsprogramme und Trainingsmaßnahmen verfehlen dagegen oft ihre Wirkung. Theoretische Wissensvermittlung allein genügt nicht. Entscheidend ist das Handeln. Voraussetzung dafür ist wiederum die Einsicht von Management und Mitarbeitern in die Notwendigkeit der Veränderungen. 

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Mediation macht munter Das IBWF Institut e. V. hat sich auf die Beilegung von Konflikten im Mittelstand spezialisiert. Mit seinem Bundesarbeitskreis „Mediation und Konfliktmanagement“ bietet es eine Plattform für Beratung und konkrete Anwendung außergerichtlicher Lösungen.

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Nahezu 80 Prozent dieser Verfahren f ühren zu einem Ergebnis, das beide Konfliktparteien zufriedenstellt.

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Am Ende eines Gerichtsverfahrens sind fast immer alle Beteiligten unzufrieden. Denn ergeht ein Urteil, obsiegt zwar eine Partei, aber die andere Partei, die sich zu Unrecht verurteilt fühlt, steht als Verlierer da. Oder man schließt einen Vergleich, bei dem beide Parteien nachgeben und damit beide verlieren. Aber auch im ersten Fall ist der vermeintliche Gewinner des Prozesses ein Verlierer, denn er verliert vielleicht einen teuer ausgebildeten und fachlich qualifizierten Mitarbeiter oder eine wichtige Geschäftsverbindung. Wenn beide Parteien sich als Gewinner sehen wollen, bedarf es einer dritten Person, die aber nicht wie ein Richter in dem Konflikt ein Urteil fällt. Vielmehr führt sie die Parteien durch ein klar strukturiertes Verfahren, bei dem nicht die Positionen der Parteien, sondern deren Interessen wesentlich sind, und das am Ende die Parteien selber ihren Konflikt lösen lässt. Dieses Verfahren wird als Mediation bezeichnet. Nahezu 80 Prozent dieser Verfahren führen zu einem Ergebnis, das beide Konfliktparteien zufriedenstellt. Mit einer Mediation ist aber auch ein deutlicher Kosten- und Zeitgewinn gegenüber einem Gerichtsprozess verbunden, denn eine Medi-

ation kann jederzeit beginnen, ohne auf oft ferne Gerichtstermine warten zu müssen. Vor allem aber bringt dieses Vorgehen die Konfliktparteien aus ihrem Konflikt heraus, so dass sie danach wieder friedlich miteinander umgehen können, innerbetrieblich oder für zukünftige Geschäftsbeziehungen. Dies erreicht der neutrale Mediator, der die Geschichte und Ursachen des Konflikts auslotet und sich die Interessen und persönlichen Bedürfnisse der Widersacher beschreiben lässt. Er zeigt Wege auf, den Konflikt aufzubrechen, und versetzt die Parteien in die Lage, selbst Lösungsoptionen für eine dauerhafte Lösung zu finden. Diese Lösung wird in einer Vereinbarung schriftlich niedergelegt und kann, soweit nötig, auch für vollstreckbar erklärt werden. Verfahrensablauf und Pflichten des Mediators sind seit 2012 im Mediationsgesetz geregelt. Die Mediation, aber auch andere alternative Konfliktlösungsverfahren wie Moderation, Mini-Trial, das Kooperative Anwaltsverfahren oder eine Mediation in Verbindung mit einem Schiedsverfahren, sind besonders für den Mittelstand geeignet, also für Unternehmen, die schnell und flexibel am Markt reagieren müssen und für die ein Gerichtsverfahren immer eine schwerwiegende finanzielle und zeitliche Belastung ist. 

Dr. Dietrich Pielsticker, M.A. Rechtsanwalt Notar Mediator Gesellschafter der adribo Wirtschaftsmediation Mitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V. www.adribo.com


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News

Unternehmerpreise Gesundheit, Nachhaltigkeit und Ehrenamt werden in den kommenden Monaten ausgezeichnet. Hier stellen wir Ihnen die Unternehmerpreise genauer vor.

Corporate Health Award Die Ausschreibung richtet sich an Unternehmen und Organisationen jeder Größe. Wichtig ist nur, dass sie ein betriebliches Gesundheitsmanagement eingerichtet haben – ob das Unternehmen dabei noch am Anfang steht oder schon sehr lange etabliert hat, spielt keine Rolle. Die Bewerber füllen den Bewerbungsbogen aus, der wichtige Eckpunkte zum Gesundheitsmanagement erfasst. Daraus werden 22 Finalisten bestimmt, die auditiert und über ihren Entwicklungsstand informiert werden. Eine Expertenjury kürt danach die Erstplatzierten. Bewerbungen bis 29. Mai 2015 www.corporate-health-award.de

Berlin fördert Investitionen 35 Millionen Euro hat die Berliner Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer für den Doppelhaushalt 2016/2017 angemeldet. Damit will sie Unternehmen bei Investitionen helfen. Diese Zuschüsse sind vor allem für Firmen gedacht, die beim Bund-Länder-Programm „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ leer ausgehen. Das betrifft zum Beispiel Unternehmen aus dem Bereich Informationstechnologie. www.berlin.de

Deutscher Nachhaltigkeitspreis Die Auszeichnung wird an Unternehmen vergeben, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen erfolgreich ökologischen und sozialen Herausforderungen begegnen und damit Nachhaltigkeit als wirtschaftliche Chance nutzen. Der Preis wird in drei Größenklassen vergeben: für KMU, mittelgroße und große Unternehmen. Zudem prämiert ein Sonderpreis die nachhaltigste Marke und besondere Orientierung auf Ressourceneffizienz. Die teilnehmenden Unternehmen müssen eine Gebühr zahlen, die je nach Unternehmensgröße zwischen 150 Euro und 750 Euro liegt. Bewerbungen bis 5. Juni 2015 www.nachhaltigkeitspreis.de

Ehrenamtspreis Deutschland Zum 13. Mal wird in diesem Jahr der größte Ehrenamtspreis Deutschlands vergeben, unter dem Motto „Kultur leben – Horizonte erweitern“. Der Bürgerpreis wird in fünf Kategorien vergeben: U21, Alltagshelden, Lebenswerk und Engagierte Unternehmer. Dafür können sich Inhaber von Unternehmen bewerben, die persönliche Verantwortung für die Gemeinschaft übernehmen. Zudem wird ein Online-Publikumspreis verliehen, der das beste Kurzvideo über ein soziales Engagement auszeichnet. Interessierte können sich online bewerben oder andere vorschlagen. Die Preisträger erhalten Geld für ihre Projekte. Bewerbungen bis zum 30. Juni 2015 www.deutscher-buergerpreis.de

Check für Handystrahlung Viele Menschen haben Angst vor unsichtbarer Mobilfunkstrahlung und Elektrosmog. Um diese Befürchtung zu untersuchen, bietet das Unternehmen At Home Beratungsgespräche und Messungen an. www.at-home.de

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Beratung für internationale Projekte

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Die Zusammenarbeit in internationalen Teams und Projekten stellt mittelständische Unternehmen vor zahlreiche Herausforderungen. Machtbefugnisse, Projektmanagement und Meetings sind nur einige dieser Themen. Das BVMW-Mitglied Holzhauser & Partner berät seit 30 Jahren internationale Unternehmen in der Organisationsentwicklung und bietet Fortbildungen an. Das Auslandsbüro Frankreich hat mit Holzhauser & Partner eine enge Zusammenarbeit bei der Vorbereitung von Projekten und dem Aufbau von Teams vereinbart. www.holzhauser-partner.de

Leitfaden zu Big Data in Unternehmen Wie organisieren und analysieren Unternehmen große Datensätze? Und wie können sie die Ergebnisse gewinnbringend für das Unternehmen nutzen? Der Branchenverband Bitkom stellt in seinem Leitfaden mehr als 40 Best-Practice-Beispiele von Unternehmen und Organisationen vor. Sie alle nutzen Big-Data-Technologien für ihre unterschiedlichen Geschäftsmodelle. Das Dokument ist kostenfrei unter dem Link www.tinyurl.com/nr243ut abrufbar.

Deutsche Unternehmen fürchten Wettbewerb Wie gehen europäische Unternehmen mit dem Druck um, international zu bestehen? Wie schätzen sie ihre eigene Entwicklung ein? Die internationale Managementberatung A.T. Kearney hat 831 Führungskräfte unterschiedlicher Branchen in Europa gefragt, davon 101 aus Deutschland. Ergebnis der Studie ist, dass deutsche Unternehmen am meisten den internationalen Wettbewerbsdruck fürchten und deshalb vor allem auf ihre Grundkompetenzen setzen. Weniger achten die Unternehmen auf ihre Agilität und die Kostenvorteile.

Kleinstbetriebe finden keine Lehrlinge Wie das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn ermittelt hat, beklagen 82 Prozent der Betriebe den Mangel an qualifizierten Bewerbern. Junge Menschen meiden Kleinstbetriebe, weil sie in unbeliebten technisch-gewerblichen Berufen ausbilden und schlechter als große Unternehmen vergüten. So verlassen Lehrlinge häufig einen Kleinstbetrieb nach ihrem Ausbildungsabschluss, um in attraktivere Unternehmen zu wechseln oder einen höheren Bildungsabschluss nachzuholen. IfM-Präsidentin Prof. Friederike Welter ruft Kleinstbetriebe zum Umdenken auf. Denn nach aktuellen Prognosen werde die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen sinken. Diese Entwicklung könnte die Situation der Kleinstbetriebe weiter verschärfen.

Obergrenze für Freiberufler In einer Personengesellschaft von Freiberuflern dürfen alle Mitglieder nur Umsätze aus freiberuflichen Tätigkeiten erzielen. Verstößt nur einer dagegen und gerät in den mit Gewerbesteuer belegten Teil, unterliegen alle Einnahmen der Gesellschaft der Gewerbesteuer. Allerdings gilt dabei eine Unschädlichkeitsgrenze von drei Prozent. Bis zum Umsatzanteil in dieser geringen Größenordnung im Gewerbesteuerbereich bleibt die Gewerbesteuerfreiheit insgesamt erhalten. So entschied der Bundesfinanzhof (Urteile vom 27. August 2014, Az. VIII R 41/11, Az. VIII 6/12, Az. VIII R 16/11). Das Gericht zog auch eine weitere Obergrenze: Mehr als 24.500 Euro Umsatz im gewerbesteuerbelegten Raum führen ebenfalls zum Verlust der Gewerbesteuerfreiheit.

Privatadresse muss privat bleiben Arbeitgeber dürfen die Privatanschrift ihrer Angestellten nicht an Dritte weitergeben. Das hat der Bundesgerichthof in seinem Urteil vom 20. Januar 2015 entschieden. In der Begründung wurde auf den Datenschutz verwiesen. Denn die Privatadresse sei nur aufgrund des Beschäftigungsverhältnisses vermerkt worden.

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Gründen oder Forschen? An deutschen Hochschulen wird geforscht und erfunden – daraus können Marktideen entstehen. Aber wollen Wissenschaftler damit auch unternehmerisch tätig werden?

Das wollte das Bonner Institut für Mittelstandsforschung (IfM) wissen und hat 5.992 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an 73 deutschen Hochschulen aus den Fächergruppen MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik), Kreativwirtschaft, Gesundheit sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften befragt – wohlgemerkt nach Gründungsabsichten, nicht nach dokumentierten Erfolgsgeschichten.

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Die Studie „Der Einfluss institutioneller Rahmenbedingungen auf die Gründungsneigung von Wissenschaftlern an deutschen Hochschulen“ liegt nun vor. Koautor Dr. Arndt Werner und seine Kollegen vom IfM haben dabei sowohl Erwartbares wie Erstaunliches zusammengetragen. Zunächst nimmt es nicht Wunder, dass gutdotierte Professoren relativ wenig Gründungsneigung zeigen. Mehr Männer als Frauen hegen Pläne zur Selbstständigkeit, und insgesamt ist der Drang in die Privatwirtschaft an den eher praxisorientierten Fachhochschulen ausgeprägter als an Universitäten.

Durch mehr Anreize zur Forschung entdecken die Wissenschaftler mehr Marktideen.

Ingenieure wollen seltener gründen Was die Autoren überraschte, ist die geringe Gründungsneigung bei Wissenschaftlern aus den mathematisch-naturwissenschaftlichen und technologischen Fachbereichen. „Dabei sind gerade sie in der Wirtschaft stark nachgefragt“, sagt Werner. Befragt man diese Hochschulmitarbeiter nun nach ihren Arbeitsbedingungen, zeigt sich: Sobald in den MINT-Bereichen Zufriedenheit mit der aktuellen Entlohnung und dem Arbeitspensum herrscht, sinkt die Gründungsneigung. „Wenn man sich als Arbeitnehmer wohlfühlt, geht man ungern woanders hin. Das heißt, man gründet auch seltener.“ Doch Werner warnt vor dem Schluss, schlechtere Arbeitsbedingungen, niedri-

ges Gehaltsniveau und Angst vor Arbeitslosigkeit wären ein guter Anreiz, Gründungen „aus Unzufriedenheit“ zu motivieren. „Dann entsteht ein Selektionseffekt: Wer bekommt die schlechteren Arbeitsbedingungen? Wohl die weniger Erfolgreichen, und genau die drängt man dann in die Wirtschaft.“ Das könne nicht das Ziel sein.

Geld in die Forschung investieren Von den untersuchten „institutionellen Rahmenbedingungen“ sind die Arbeitsbedingungen jene, die die Hochschulen am aktivsten selber steuern können. Denn die Studie zeigt: Verbessern sie in ganz bestimmten Bereichen die Arbeitsbedingungen noch mehr, wirkt sich das positiv auf den Mut ihrer Mitarbeiter aus, Erfindungen und Forschungsergebnisse selber zu vermarkten. Geld, das direkt in die Forschung investiert wird in Form von leistungsabhängigen Entlohnungssystemen, Förderung von Kooperationen mit externen Wissenschaftlern sowie der Bildung externer Netzwerke, die Berufung bereits unternehmerisch tätiger Dozenten, letztlich auch die persönlichen Anerkennung – „all das hat den Nebeneffekt, dass mehr gegründet wird. Durch mehr Anreize zur Forschung entdecken die Wissenschaftler mehr Marktideen und somit Gelegenheiten zum Gründen. Es ist ein Nebeneffekt, ohne Zwang.“ Eine Win-win-Situation, schließlich profitieren auch die Hochschulen von Vermarktungen der Innovationen ihrer Mitarbeiter. Denn seit dem Wegfall des Hochschullehrerprivilegs liegen die Eigentumsrechte von patentfähigen Forschungsergebnissen bei der Hochschule, nicht bei den Wissenschaftlern.

Hochschulen helfen – es wissen nur wenige Ohnehin sind deutsche Hochschulen nach allen Landeshochschulgesetzen verpflichtet, Technologietransfer und Gründungen zu fördern. Das tun sie auch: Die Gründungslehre umfasst Informations­

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veranstaltungen zur Gründungsqualifizierung, Ideenwettbewerbe, Gründerwerkstätten zur Produktentwicklung, Technologietransferstellen sowie Patentverwertungsagenturen. Die Hochschule kann und soll Inkubatorin sein. Doch bei ihren Befragungen mussten Werner und seine Kollegen feststellen, dass lediglich 25 Prozent der Wissenschaftler von den Angeboten wussten, fünf Prozent nahmen sie wahr. Wenn unter den verbleibenden 75 Prozent gründungsinteressierte Akademiker sind, läge viel Potenzial brach. Werner weiß: „Von jenen, die gründungsfördernde Veranstaltungen wahrnehmen, wollen tatsächlich einige gründen. Die Wahrscheinlichkeit steigt nach der Beratung um zehn Prozentpunkte. Man sollte diese Maßnahmen bekannter machen.“ Vor allem ist es die durchaus sinnvolle Einrichtung der Technologietransferstelle, die den Wissenstransfer der Wissenschaftler in die Wirtschaft organisiert. Doch ihre Arbeit fokussiert die Anbahnung von Kontakten zu Unternehmen, nicht jedoch die Gründung durch Wissenschaftler. Hier schlägt die Studie vor, finanzielle Anreize für die Mitarbeiter in den Transfergesellschaften zu schaffen, denen es gelingt, Gründungen zu stimulieren.

Teamgründungen versprechen Erfolg Ein Faktor, der Gründungen aus der Hochschule heraus fördert, ist schlicht Freundschaft – ein Aspekt, den die Studie nicht gesondert untersucht hat, der Dr. Werner aber gut bekannt ist: „Viele erfolgreiche Gründungen beruhen auf Freundschaften unter Kommilitonen: Oft tut sich der Naturwissenschaftler mit dem Betriebswirt zusammen. Man kennt sich und die jeweiligen Kompetenzen und man hat keine Angst vor Trittbrettfahrern. Zugleich herrscht ein ‚Peer-Pressure‘ Effekt, schließlich müssen Erwartungshaltungen erfüllt werden.“ An Hochschulen ist es also wie im richtigen Leben: Beziehungen nach innen und außen und persönliche wie finanzielle Anerkennung der eigenen Forschungsergebnisse sind ausschlaggebend. So werden Wissenschaftler mutiger, ihren Elfenbeinturm zu verlassen. 

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor


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Digitalität in der Aus- und Weiterbildung Mitarbeitern und Führungskräften steht in Unternehmen nicht viel Zeit für ihre Weiterbildung zur Verfügung. Doch gerade diese ist wichtig, um Fachwissen zu aktualisieren und arbeitsmethodisches Verhalten weiterzuentwickeln. Ein Dilemma, das mit Digitalität nur teilweise aufgelöst werden kann. Der Umgang mit Digitalität ist für viele Unternehmen aktuell eine paradoxe Herausforderung. Auf der einen Seite fehlt es den Mitarbeitern an notwendiger Medienkompetenz. Auf der anderen Seite wird die Nutzung von frei zugänglichen digitalen Medieninhalten von einer zunehmenden Anzahl von Unternehmen behindert oder verhindert. Die Angst der Chefs wächst, Mitarbeiter würden ihre Arbeitszeit mit sinnfreien Smartphone- und Surfaktivitäten verbringen und ihre originären Aufgaben vernachlässigen.

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www.Gerald-Lembke.de

für die Akquise und Kommunikation mit Kunden und künftigen Zielgruppen zu nutzen. Dies beinhaltet nicht nur die Fähigkeit, ein digitales Endgerät bedienen zu können, sondern es geht darum, digitale Kommunikation und digitalen Vertrieb zugleich zu initiieren, zu gestalten, zu pflegen und betriebswirtschaftlich auszuwerten.

Die Angst der Chefs wächst, Mitarbeiter würden ihre Arbeitszeit mit sinnfreien Smartphone- und Surfaktivitäten verbringen.

Tatsächlich ist diese Angst nicht unbegründet. Jeder zweite Mitarbeiter nutzt E-Mails und Chatfunktionen auf seinem Smartphone auch während der Arbeitszeit (Quelle: Tomorrow Focus 2013). Medienkompetenz im Unternehmen sieht anders aus. Darunter ist nicht die Wischund Daumendrückkompetenz gemeint. Vielmehr muss es darum gehen, digitale Medien und Endgeräte als Werkzeuge für betriebliche Aktivitäten und nicht als Unterhaltungsinstrumente oder als privaten Arbeitsplatz im Unternehmen zu nutzen.

Medienkompetenz in Unternehmen zielt darauf ab, digitale Kommunikationskanäle zum Beispiel

Diese Kompetenzen können nur beschränkt über digitale Lernumgebungen vermittelt werden. Zwar kann durch „Learning on the Job“ vereinzelt die Sensibilität für die digitale Mediennutzung unterstützt werden. Doch für den Erwerb dieser zukunfts- und wettbewerbs­ entscheidenden Kompetenzen ist ein interdisziplinäres Weiterbildungskonzept notwendig, in welchem Tutoren und Mentoren das Learning on the Job begleiten. Diese Aufgabe übernehmen immer mehr junge und digitale Medienmanager, die einerseits aus der Gruppe der Digital Natives kommen und andererseits eine zugleich betriebswirtschaftliche, medientechnische sowie marketing- und vertriebsorientierte Aus- und Weiterbildung genossen haben oder im Unternehmen erfahren. 

Der Bundesverband Medien und Marketing e. V. (BVMM) ist Ansprechpartner für Investitionssicherheit in Marketing und Kommunikation. Der Verband vereinigt Kommunikations- und Marketingverantwortliche aus allen Wirtschaftszweigen und Unternehmensgrößen sowie Akteure aus der Medien-, Werbeund Kommunikationswirtschaft. www.BVMM.org

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Prof. Dr. Gerald Lembke Geschäftsführer Präsident Bundesverband Medien und Marketing Medienmanager Duale Hochschule BadenWürttemberg in Mannheim.

Mitglied der Mittelstandsallianz


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Der Weg zur modernen Führungskraft „Eines Tages sind Sie plötzlich Chef!“, mit diesem Ausruf gibt Jack Welch in seinem Manager-Klassiker „Winning“ die Richtung vor. Doch wie funktioniert der Weg vom Mitarbeiter zum Vorgesetzten? Darüber wird viel diskutiert.

Und so stellen sich folgende Fragen: Kann man Führung lernen? Welche Eigenschaften benötigt eine Führungskraft? Was ist guter Führungsstil? Wie begegnet man Veränderungen? Und: Sind Zahlen und Bilanzen wirklich das Wichtigste?

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Erst wenn sich Veränderungen gut anf ühlen, werden diese auch effektiv umgesetzt.

Wenn die bisherigen Wirtschaftskrisen und der heutige Fachkräftemangel eines zeigen, dann dass Führungskräfte gebraucht werden, die die Balance zwischen betriebswirtschaftlichem und humanistischem Denken und Handeln beherrschen.

Die Qualifikation setzt sich aus fünf Modulen zusammen, die in einzelnen Seminaren angeboten werden. Erst mit Abschluss aller fünf Module erhält man das Zertifikat zum Junior Manager in Technical and Engineering Sector. Ausführliche Infos unter weiterbildung.dpfa.de.

Dazu gehört außerdem die Bereitschaft und Fähigkeit, Veränderungen professionell zu begegnen und sie gezielt zu steuern. Deshalb ist wichtig, sich und sein Unternehmen fit zu machen, um schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Leider wird diese Fähigkeit in Deutschland immer noch stark unterschätzt. Es ist wichtig zu erkennen, warum und wie man Entscheidungen trifft. Und ebenso wesentlich ist es zu wissen, wie Ziele und Prozesse authentisch kommuniziert werden. Ein Mensch wirkt nur dann authentisch, wenn seine emotionale Körpersprache mit der rationalen, verbalen Aussage und der auditiven Untereigenschaft des Kontextes übereinstimmt. Denn erst wenn sich Veränderungen gut anfühlen, werden diese auch effektiv umgesetzt.

Thomas Gritz Regionalmanager der DPFA Akademiegruppe

Dies, und einiges mehr, müssen moderne Führungskräfte beherrschen, und das gilt ganz besonders für das mittlere Management des Mittelstandes. Die DPFA Akademiegruppe bietet mit der Qualifikation zum Junior Manager in Technical and Engineering Sector den Erwerb dieser Fertigkeiten. 

Foto: BK

So beschreiben die Autoren Laurence J. Peter und Raymond Hull das Phänomen der Spitzenunfähigkeit, welches als Peter-Prinzip berühmt wurde. Demnach werden Beschäftigte so lange befördert, bis sie auf einer Position ankommen, der sie nicht gewachsen sind. Das kann keiner wollen!


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e-Learning: betriebliche Weiterbildung der Zukunft? Vom kurzen Video auf dem Smartphone bis zum virtuellen Klassenzimmer: Elektronisches Lernen kann Unternehmen Geld und Zeit sparen. Vor allem KMU profitieren davon.

Modernes e-learning bietet Mitarbeitern Videos, Online-Kurse, „Webinare“ im virtuellen Klassenzimmer und viele andere multimediale, interaktive Lernformen. Keine teuren Reisen mehr zu Seminaren, keine Abwesenheit vom Arbeitsplatz, dafür flexible und individuelle Zeiteinteilung. Nehmen kleine und mittlere Unternehmen e-Learning wahr? Das wollte Dr. Lutz Michel vom Essener MBB-Institut für Medien- und Kompetenzforschung herausfinden und hat im letzten Jahr 193 Unternehmen, davon 95 Mittelständler, nach ihren innerbetrieblichen Fortbildungsstrategien befragt. Nun liegen die Ergebnisse vor.

KMU investieren viel Tatsächlich verwenden 60 Prozent der Unternehmen e-Learning, weitere 17 Prozent planen dies. Für Konzerne ist unter anderem die Entlastung des Ausbildungspersonals ein Grund. KMU haben in

der Regel keines, und so stehen für sie die zeitliche und räumliche Flexibilität sowie die Zeit- und Kostenersparnis im Vordergrund. „Für solche Unternehmen ist es wichtig, dass sie auch kleine Gruppen kosten- und zeiteffizient beschulen können“, sagt Michel. Mittelständler investierten 2014 sogar 21 Prozent ihrer Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen in e-Learning, Konzerne lediglich 15 Prozent. Doch in welchen Bereichen wollen kleine Betriebe ihre Mitarbeiter fit machen? Vom produktionsintensiven Mittelstand könnte man einen hohen Bedarf an gewerblich-technischer Fortbildung und Schulungen an Produkten und Maschinen erwarten. Hier zeigt die Studie jedoch, dass für KMU IT-Anwendungen (etwa Office-Programme), Personalmanagement- und Führungskompetenz sowie Betriebsmanagement ganz oben im Weiterbildungsprogramm stehen.

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Wenig Maßgeschneidertes für kleine Unternehmen Michel glaubt auch zu wissen, warum: „Buchhaltung und Management sind branchenübergreifende Lehrfelder, für die die e-Learning-Industrie vorgefertigte Produkte von der Stange anbietet. Produkt- und Technikkompetenz sind sehr speziell und erfordern auf die Betriebe maßgeschneiderte, teure Lernprogramme.“ Um elektronisches Lernen auch für KMU attraktiv zu machen, sind in Michels Augen die Branchenverbände gefordert. „Betriebe, die in Verbänden organisiert sind, haben einen Anspruch auf die Bereitstellung spezifischer Lernprogramme. Beim VDMA und anderen herrscht Unwissen über e-learning.“ Doch einige Handwerksbildungszentren und ähnliche Branchenverbände haben mittlerweile die Möglichkeiten des Web 2.0 für die betriebliche Weiterbildung erkannt und entwickeln digitale Lernangebote. So zum Beispiel die Handwerkskammer Bildungszentrum Münster (HBZ): Im Bemühen, die klassische Präsenzlehre mit dem Web 2.0 zu verbinden, hat das HBZ das netzbasierte Lernkonzept für das Bauwesen „NetProBau“ entwickelt. Diese interaktive Lernplattform ermöglicht Teilnehmern, mit dem Lerntool „SkizzenCAD“ Planungsaufgaben zu lösen, mit anderen Teilnehmern online zu diskutieren und gemeinsam zu verbessern.

Augmented Reality in der betrieblichen Fortbildung Ein ehrgeiziges Online Projekt für die Fortbildung im Druckhandwerk, das ganz besonders von der fortschreitenden Digitalisierung betroffen ist, hat der ZFA, der Zentral-Fachausschuss Berufs-

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bildung Druck und Medien, gestartet: SAL, Social Augmented Reality, verbindet das gemeinsame Lernen in sozialen Netzwerken mit der computergestützten Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Konkret können für Lernende Abläufe an der laufenden Druckmaschine an mobilen Endgeräten wie Tablet oder Smartphone visualisiert werden, um die Technik greifbar zu machen.

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Das Lernen im virtuellen Klassenzimmer ist effizient und kostensparend.

Dr. Lutz Michel Beispielhaft geht das Bundestechnologiezentrum für Elektro- und Informationstechnik (BFE) in Oldenburg vor: Es bietet allen 1.000 Innungsbetrieben einen Bereich auf seiner e-Learning Plattform an, auf dem passgenaue Lernprogramme für die Fortzubildenden bereitgestellt werden: Ob neueste Entwicklungen in der Messund Regelungstechnik oder Fortschritte in der Brennstoffzellentechnologie – KMU können so online weiterbilden, ohne ihre Mitarbeiter auf Reisen zu schicken. Lutz Michel ist sich sicher: e-Learning bietet gerade für Mittelständler nur Vorteile. „Das Lernen im virtuellen Klassenzimmer ist effizient und kostensparend. Nur das gemeinsame Bier hinterher, das fällt weg.“ 

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor

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Der Mittelstand. | 2 | 2015

Neben dem Beruf zum Master Weiterbildung nutzt Arbeitgebern und Arbeitnehmern gleichermaßen. Hier geht die Westfälische Wilhelms-Universität in Münster neue Wege. Mit dem Konzept „Lebenslanges Lernen“ öffnet die Traditionshochschule jetzt auch älteren Arbeitnehmern die Türen.

Die Herausforderungen der demografischen Entwicklung und der damit wachsende Bedarf an qualifizierten Fachkräften verlangen ein möglichst hohes Bildungsniveau der Bevölkerung. Dabei ist es einerseits von Bedeutung, ältere Arbeitnehmer im Rahmen des Konzeptes des „Lebenslangen Lernens“ für ihren Beruf weiter zu qualifizieren. Andererseits muss das Erwerbs­ potenzial der Jüngeren erschlossen werden, damit diese relativ mehr zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung beitragen können. Viele Experten sehen eine Straffung der beruflichen Erstausbildung bei gleichzeitiger Ausweitung von Weiterbildungen als beste Reaktion auf diese Entwicklung an. Wenngleich die Bereitschaft zur Weiterbildung laut Studien bei den Jüngeren eher gegeben ist als bei älteren Erwerbspersonen, ist sie doch in hohem Maße vorhanden. Ein Grund: Weiterbildungen lassen sich in bare Münze umrechnen. Im Schnitt können Beschäftigte Einkommenssteigerungen von sechs Prozent erwarten. Arbeitgeber nutzen Weiterbildungen im „War for Talents“ als Instrument, um Mitarbeiter und damit Wissen an die Unternehmen zu binden.

Mit dem Wunsch sich weiterzubilden, kommen die Fragen: Studium oder Lehrgang? Wochenendkurs oder Seminar? Aufgrund seiner hohen Reputation gilt nach wie vor ein Hochschulabschluss als erstrebenswert für die berufliche Laufbahn. Dabei wollen Weiterbildungswillige jedoch immer seltener ihre Karriere unterbrechen, um Vorlesungen zu besuchen. Es sind daher innovative Konzepte gefragt, die es Arbeitnehmern und Arbeitgebern ermöglichen, Berufsalltag und Studium miteinander zu kombinieren. An den Hochschulen gewinnen weiterbildende Studiengänge, die auf einen ersten Hochschulabschluss aufbauen, an Relevanz – so hat die Zahl der Angebote in den letzten fünfzehn Jahren zugenommen. Dies darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass den Weiterbildungs­ aktivitäten der Hochschulen, gemessen an dem gesamten Spektrum der klassischen Hochschulaufgaben, in Deutschland bis heute keine zentrale Bedeutung zukommt. Um ihren Weiterbildungsaktivitäten mehr Gewicht zu verleihen, bündelt die Westfälische Wilhelms-Universität Münster ihre Weiterbil-

Foto: Judith Kraft; Grafik: WWU Münster

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dungsaktivitäten für Berufstätige seit 2006 in einer gemeinnützigen GmbH, der WWU Weiterbildung. Angeboten werden Seminare, Zertifikatslehr­ gänge und Masterstudiengänge im gesamten Fächerspektrum der Universität, die die Teilnehmenden neben dem Beruf absolvieren können. Vorlesungen finden als Blockveranstaltung, abends oder am Wochenende statt. Ergänzt werden die Präsenzphasen durch Selbstlernphasen. „Die Impulse und Konzepte für Weiterbildungsangebote kommen in der Regel aus den Fachbereichen, die über hervorragende Praxiskontakte verfügen.“, so Dr. Kristin Große-Bölting, Geschäftsführerin der WWU Weiterbildung. „Gute Kontakte unserer Professoren in die Praxis helfen uns dabei, unsere Studiengänge zu vermarkten. Denn im Gegensatz zum grundständigen Studium muss ein weiterbildender Studiengang vom Teilnehmenden selbst oder seinem Arbeitgeber finanziert werden.“ Beiträge bis zu 10.000 Euro oder mehr für einen zweijährigen Masterstudiengang sind dabei branchenüblich – für Studierende und Universitäten ein Neuland, das beide Seiten eher zögerlich betreten. „Aufgrund des großen Vorteils, nicht aus dem Beruf ausscheiden zu müssen, verbunden mit der Tatsache, dass oft schon während der Weiterbildung eine Gehaltserhöhung winkt, entscheiden sich immer mehr Arbeitnehmer für einen berufsbegleitenden Master“, so Große-Bölting. Größere Skepsis herrsche auf Seiten der Fachbereiche, wenn es um die Initiierung neuer Studiengänge

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gehe, so Große-Bölting weiter. Zwar haben diese die fachlichen Voraussetzungen für ein hoch qualifiziertes Lehrangebot. Es mangelt aber oft an Erfahrung in der Umsetzung und den zeitlichen Ressourcen für die Organisation. „An der Universität Münster wird daher ein Franchise-System genutzt, bei dem die WWU Weiterbildung den Fachbereichen genau diese Tätigkeiten abnimmt.“

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Es sind daher innovative Konzepte gefragt, die es Arbeitnehmern und Arbeitgebern ermöglichen, Berufsalltag und Studium miteinander zu kombinieren.

Beispiele sind das Marketing Executive Program oder der Masterstudiengang „Angewandte Ethik“, die seit zehn Jahren schon über 300 Studierenden einen universitären Masterabschluss ermöglicht haben. Die Professoren konzentrieren sich auf die Lehre, während die WWU Weiterbildung die Organisation und Durchführung des Studiengangs gemäß der Prüfungsordnung übernimmt – in separaten Räumlichkeiten der Uni und nach einem Zeitplan, der den Berufstätigen entgegenkommt. Die Universität Münster ermöglicht es so schon heute einer Vielzahl von Berufstätigen, Weiterbildungen wahrzunehmen. „Das Ziel ist es, diese Palette an Angeboten in den nächsten Jahren stetig auszubauen“, erläutert Dr. Kristin GroßeBölting. 

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Der Mittelstand. | 2 | 2015

Vorbild: Vorgesetzte Die soziale und emotionale Intelligenz von Vorgesetzten wirkt sich positiv auf das Betriebsklima und die Mitarbeiterbindung aus. Vorbilder in den Führungsetagen mindern Fehltage und steigern die Produktivität der Mitarbeiter.

Die meisten Entscheidungen − auch in der Wirtschaft – werden aus dem Bauch heraus getroffen. Weiterbildung steht bei Unternehmen hoch im Kurs. 86 Prozent der Unternehmen investieren in die betriebliche Weiterbildung und gaben im Jahr 2013 pro Mitarbeiter 1.132 Euro für Lehrgänge, Kurse und Seminare aus, wie das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) errechnete. Mit dem Weiterbildungsangebot möchten die Unternehmen die Kompetenzen ihrer Mitarbeiter erhöhen, dem Fachkräftemangel entgegensteuern und die Mitarbeiter an sich binden. Doch erreichen die Unternehmen ihr Ziel und binden sie die Mitarbeiter tatsächlich? Die Zahlen der letzten Arbeitnehmerbefragung des Berliner Gallup-Instituts lassen aufmerken: Demnach hat jeder sechste Arbeitnehmer innerlich bereits gekündigt. 67 Prozent der Mitarbeiter verrichten Dienst nach Vorschrift. Und das hat Folgen: Die Kosten durch Fehltage, hohe Fluktuation und niedrige Produktivität werden zwischen 112 bis 138 Milliarden Euro im Jahr beziffert. Kosten, die sich negativ in den Bilanzen niederschlagen.

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Betriebliche Weiterbildung mit Wertekanon Wie kommt es zu dieser Schieflage in den Unternehmen? Zum einen gibt es bestimmte Gruppen in

Führungskräfte bestimmen das Betriebsklima Doch wie definiert man im 21. Jahrhundert Vorbild? Ein Vorbild zeichnet sich aus durch: Verantwortung Organisationstalent Respekt Bewusstes Handeln Intuition Loyalität Durchhaltevermögen Diese persönlichen Eigenschaften bilden das Fundament einer Unternehmenskultur, die aus Mitarbeitern zufriedene Mitarbeiter macht. Lebenslanges Lernen und Weiterbildung ist die Pflicht. Zur Kür gehören der respektvolle und wertschätzende Umgang. Und dieser schlägt am Ende des Tages positiv zu Buche. 

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Unternehmen, die sich beruflich weniger weiterbilden als andere. Dazu zählen die Berufsanfänger, Arbeitnehmer in Elternzeit und die Gruppe der über 40-Jährigen. Im deutschen Mittelstand werden in nur drei Prozent der Unternehmen Schulungen und Trainings von Beschäftigten über 40 Jahren wahrgenommen. Zum anderen geht es beim Thema Weiterbildung oft ausschließlich um die Qualifikation und das Leistungsvermögen der Arbeitskraft und nicht um den Menschen und seine soziale und emotionale Intelligenz. Das Hauptaugenmerk der Weiterbildungsangebote richtet sich auf die „Hard Facts“ und nicht auf die Softskills. Dabei werden die meisten Entscheidungen − auch in der Wirtschaft − aus dem Bauch heraus getroffen. Doch worauf gehen diese Entscheidungen zurück? Richtschnur für das Bauchgefühl sind die Werte, die jeder Mensch verinnerlicht hat. Gelernt werden diese über Spiegelneuronen in unserem Gehirn, die von Eltern und Vorbildern aktiviert werden. Das hört auch im Berufsleben nicht auf.


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Hochschulen – privat versus staatlich Die tertiäre Bildung findet in Deutschland innerhalb eines klassischen Staatsmonopols statt. Damit unterscheidet sich die deutsche Hochschullandschaft von den meisten anderen Industrieländern, in denen private Initiative in der Bildung eine stärkere Bedeutung hat.

Privathochschulen sind in Deutschland ein relativ junges Phänomen. Anders als in den USA, wo die ersten Universitäten private Gründungen waren, und erst im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts Staatshochschulen gegründet wurden, gab es vor dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland bis auf wenige Ausnahmen nur staatliche Hochschulen.

Prof. Klaus Hekking Vorstandsvorsitzender Verband der Privaten Hochschulen www.privatehochschulen.net

Hochschulbildung wird in Deutschland daher traditionell als öffentliche Aufgabe verstanden. Der Staat bestimmt die Hochschulpolitik, er reguliert den Hochschulmarkt, ist mit einem Marktanteil von 93 Prozent Marktführer und entscheidet außerdem noch über die Zulassung privater Konkurrenten. Vor 1970 gab es in Deutschland gerade mal zehn private Hochschulen, nach einem regelrechten Gründungsboom seit den Neunzigerjahren sind es inzwischen über 120. Mit derzeit über 160.000 Studierenden haben sie sich einen Marktanteil von insgesamt knapp 7 Prozent, bei den Fachhochschulen sogar von fast 17 Prozent, erobert und sind in den letzten fünf Jahren mit zweistelligen Raten gewachsen. Der Wissenschaftsrat und der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft haben festgestellt, dass Privathochschulen nicht mehr bloße Ergänzung der staatlichen Hochschulen, sondern ein wesentliches Element der deutschen Hochschullandschaft sind. Die Privaten haben sich diese

Stellung weitgehend ohne politische Rückendeckung, ohne staatliche Unterstützung und trotz intensiver gesetzlicher Regulierung und administrativer Wettbewerbsverzerrungen geschaffen. Ihre Raison d‘Être und ihr Selbstverständnis beziehen sie daraus, dass sie gerade nicht staatlich von oben verordnet wurden, sondern von unten aus der Gesellschaft gewachsen sind – aus mäzenatischen, philantropischen oder unternehme­ rischen Initiativen, von Stiftungen, Unternehmen oder Einzelpersönlichkeiten. Sie sind Hochschulen des Volkes für das Volk. Sie liefern zwar auch nicht das „Ei des Kolumbus“, aber sie haben gegenüber den Staatshochschulen einige entscheidende Vorteile: Privathochschulen reagieren aufgrund ihrer unternehmerischen Ausrichtung rasch und unmittelbar auf neue Bildungsanforderungen, die sich aus der Entwicklung von Gesellschaft, Arbeitsmarkt, Wirtschaft und Technologie ergeben. Privathochschulen zeichnen sich durch eine bessere Integration und Partizipation der Studierenden in das akademische Leben aus. Sie haben eine kundenorientierte Grundeinstellung gegenüber den Studierenden und eine partizipative Organisationskultur, die sich in einem unternehmerisch geprägten Umfeld leichter realisieren lässt als in einer staatlich geprägten Bürokratie.

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Privathochschulen haben eine schlanke und effektive University Governance. Sie verfügen über eine politische, rechtliche, finanzielle und organisatorische Autonomie, die ihnen notwendige Spielräume gibt, Alleinstellungsmerkmale und Stärken herauszubilden. So konnten sie in den letzten zwei Jahren rasch und unbürokratisch ihre Kapazitäten ausweiten und zusätzliche Studienplätze für die stark steigenden Bewerberzahlen anbieten. Privathochschulen sind Vorreiter bei der institutionalisierten Qualitätssicherung. Anders als die Staatshochschulen unterziehen sie sich nicht nur der Programmakkreditierung einzelner Studiengänge, sondern alle fünf bis zehn Jahre auch der institutionellen Akkreditierung durch den Wissenschaftsrat, bei der die gesamte Hochschule in Bezug auf Leitbild, Strategie, Führung, Organisation, Personal, Finanzierung und Qualitätssicherung auf Herz und Nieren geprüft wird. Privathochschulen sind besser aufgestellt bei der Verzahnung von Wissenschaft und Praxis als staatliche Hochschulen. Ihre Kooperation mit Wirtschaftsunternehmen bei der anwendungsorientierten Forschung, die Mitwirkung von Führungskräften der Wirtschaft in Hochschulräten, der Einsatz von Praktikern in der

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Lehre und Pflichtpraktika der Studierenden sind wesentliche Elemente für den systema­ tischen Dialog mit der Praxis. Privathochschulen verfügen durch ihre Finanzierungsstruktur traditionell über eine bessere Expertise in der Bildung von Alumni-Netzwerken und im Fundraising.

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Vor 1970 gab es in Deutschland gerade mal zehn private Hochschulen.

Fazit: Privathochschulen sind ein lebendiger und intelligenter Beitrag der Zivilgesellschaft für ein leistungsfähiges Bildungswesen. Privathochschulen sorgen für Systemwett­bewerb und Pluralität im Hochschulwesen. Privathochschulen setzen besonders in der Lehre, im Management und in der effektiven Organisation von Hochschulbildung regelmäßig neue Impulse. 

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Inklusion ist unternehmerische Investition Behinderte Mitarbeiter können Unternehmen bereichern. Aber kleine Betriebe scheuen das Thema. Zumeist ist mangelndes Wissen der Grund. Behinderte in den beruflichen Alltag zu integrieren ist nicht nur moralische Pflicht, sondern schlicht Gesetz. Betriebe mit mehr als 20 Arbeitsplätzen müssen wenigstens fünf Prozent Mitarbeiter mit Handicap einstellen. Wer glaubt, dem finanziell oder infrastrukturell nicht gewachsen zu sein, kann sich durch eine Ausgleichsabgabe freikaufen. Der unlängst erschienene „Inklusionsbericht“ der Aktion Mensch zeichnet für das Jahr 2013 ein positives Bild: Die Beschäftigungsquote Schwerbehinderter mit 4,64 Prozent nähert sich dem gesetzlich vorgeschriebenen Wert an.

Die größten Sorgen: Barrierefreiheit und Kündigungsschutz Doch sind nicht alle Unternehmen gleichermaßen motiviert. Kleine Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitern stellen deutlich weniger Menschen mit Behinderungen ein. Für Arnim von Buttlar, Vorsitzender der Aktion Mensch, liegt das vor allem an mangelndem Wissen über Unterstützungsmöglichkeiten. „Unternehmer- oder familiengeführte Betriebe haben Angst vor den Kosten der Barrierefreiheit und wissen nicht, wo und wie sie Gelder dafür beantragen können. Außerdem fürchten sie den strengeren Kündigungsschutz.“ Der existiert tatsächlich – jede Kündigung muss dem Integrationsamt vorgelegt werden. Doch die Erfahrung zeigt: Ist die Kündigung berechtigt, stimmt das Amt in 80 Prozent der Fälle zu.

Die Barriere ist eher im Kopf Überhaupt, so von Buttlar, werde der Faktor Inklusion zu sehr durch die defizitäre Brille einer pessimistischen Kosten-Nutzen Rechnung betrachtet. Das Gegenteil ist der Fall: Zwei Drittel aller Arbeitgeber, die Behinderte einstellen, bemerken keinen Leistungsunterschied, aber oft eine Steigerung: „Behinderte zeigen mehr Loyalität, sind aufgrund ihres Handicaps besser organisiert und bringen mitunter spezielle Fähigkeiten mit. Menschen mit Sehstörungen sind mit ihrem entwickelten Tastsinn im medizinisch-diagnostischen Bereich einsetzbar, Autisten sorgen mit ihrer Detailgenauigkeit für

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Erste Schritte für Arbeitgeber zur Inklusion behinderter Arbeitnehmer: Informationen zu den Integrationsfachdiensten (IFD), die bei der Durchführung von Maßnahmen zur Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben beteiligt werden. www.ifd-bw.de www.arbeitsagentur.de/ Unternehmen/Arbeitskräftebedarf/ Beschäftigung/Menschen mit Behinderung Die zuständigen Integrationsämter nach Postleitzahl: www.integrationsaemter.de Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur an 600 Standorten: arbeitsagentur.de (Unternehmen) Bundesweite Rufnummer: 0800 4 5555 20

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hohe Qualitätsstandards.“ Inklusion ist zugleich Investition in die Zukunft. Fachkräfte fehlen, und wir werden älter. Mit dem Alter kommen auch Behinderungen, so dass Barrierefreiheit bald zum Standard für Unternehmen werden wird – klug, wer sich jetzt schon rüstet.

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Zwei Drittel aller Arbeitgeber, die Behinderte einstellen, bemerken keinen Leistungsunterschied, aber oft eine Steigerung.

Daher fordert von Buttlar von der Arbeitsmarktpolitik mehr Transparenz bei der Kommunikation über Fördermöglichkeiten für KMU und weniger Bürokratie. „Man muss es den Unternehmern leicht machen, die Zwangsabgabe zu sparen und stattdessen in die Integration zu stecken, unabhängig von jedem Fürsorgegedanken. Denn behinderte Mitarbeiter sind eine Chance.“ 

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Haftungsfalle im Mindestlohngesetz Das Mindestlohngesetz (MiLoG) ist in Kraft. Die Unternehmen haben mit einem Bündel neuer Probleme zu kämpfen. Eines dieser Probleme ist die Klärung der Frage, was es mit der Haftung des Auftraggebers nach § 13 MiLoG auf sich hat. § 13 MiLoG bestimmt, dass § 14 des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes entsprechende Anwendung findet. Mit diesem Verweis auf das Arbeitnehmer-Entsendegesetz (AEntG) begründet das MiLoG eine eigenständige Haftung des Unternehmers, der einen anderen Unternehmer mit der Erbringung von Werk- oder Dienstleistungen beauftragt, soweit dieser seine Verpflichtungen aus dem MiLoG gegenüber seinen Arbeitnehmern nicht erfüllt. Das heißt, dass ein Unternehmer, der einen anderen Unternehmer beauftragt, den Mindestlohn an dessen Arbeitnehmer bezahlen muss, wenn der beauftragte Unternehmer dieser Verpflichtung nicht nachkommt. Die Haftung erstreckt sich auch auf die sich hieraus ergebenden Sozialversicherungsbeiträge. Die Nachunternehmerhaftung nach § 14 AEntG hat sowohl die Billigung des Bundesverfassungsgerichts, wie auch des Europäischen Gerichtshofs erfahren.

Prof. Dr. Stefan Nägele Fachanwalt für Arbeitsrecht, Stuttgart www.naegele.eu

Im Verhältnis zu § 14 AEntG hat sich die Erkenntnis herausgearbeitet, dass die Nachunternehmerhaftung nur als sogenannte Generalunternehmerhaftung zu verstehen ist. Diese Sichtweise wird durch das Bundesarbeitsgericht ausdrücklich gebilligt. Es solle also nicht jeder Unternehmer in die Haftung einbezogen werden, sondern nur Generalunternehmer, die Bauleistungen an Subunternehmer vergeben. Mit Inkrafttreten des MiLoG stellt sich jetzt die Frage, ob dieses einschränkende Verständnis der Nachunternehmerhaftung auch nach § 13 MiLoG gilt. Dazu werden in der arbeitsrechtlichen Literatur völlig unterschiedliche Auffassungen vertreten. Bei der Gesetzesbegründung zu § 13 MiLoG findet sich folgender Hinweis: Die Regelung zur Haftung des Auftraggebers in § 13 wird durch Verweis auf die entsprechende Vorschrift des § 14 Arbeitnehmer-Entsendegesetz

an die dortige Rechtslage angeglichen. Die dortige Ausgestaltung der Haftung – wie sie insbesondere durch die Rechtsprechung stattgefunden hat – hat sich über Jahre bewährt. In den bislang in das Arbeitnehmer-Entsendegesetz einbezogenen Branchen wird diese Haftung praktiziert. Nach dieser Begründung könnte man zum Ergebnis kommen, dass die Bundesregierung die Nachhaftung nach dem MiLoG auch nur als Generalunternehmerhaftung ausgestalten wollte. Von der arbeitsrechtlichen Literatur wird hierzu eingewandt, dass das MiLoG, anders als das AEntG, keinen Branchenbezug aufweisen würde, und deshalb § 13 MiLoG eine Haftung von Unternehmen gleich welcher Branche begründe, die andere Unternehmen mit der Erbringung von Werk- oder Dienstleistungen oder ähnliches beauftragen. Anstelle von Generalunternehmerhaftung sei daher von Nachunternehmerhaftung zu sprechen. In der gegenwärtigen Erkenntnisphase ist es schon unter Sicherheitsaspekten verfehlt, darauf zu vertrauen, dass durch § 13 MiLoG ausschließlich eine Generalunternehmerhaftung (in der Baubranche) begründet werden sollte. Vielmehr muss jeder Unternehmer sich mit dem Risiko auseinandersetzen, nach § 13 MiLoG im Rahmen der Beauftragung von Nachunternehmern in Anspruch genommen zu werden. Ob diese Risikobetrachtung auf lange Sicht erforderlich ist, wird man sehen, sobald die Gerichte sich mit dieser Thematik befasst haben. Die Haftung selbst erfolgt nach den Regeln der Bürgenhaftung, das heißt, die Arbeitnehmer des Nachunternehmers können sich direkt an das beauftragende Unternehmen wenden und diesem gegenüber Ansprüche durchsetzen. In der jetzigen Phase kann ich deshalb nur empfehlen, der Beauftragung von Nachunternehmern eine hohe Sorgfalt zu widmen, mit den Nachunternehmern Freistellungsvereinbarungen zu treffen und – soweit geboten – das Haftungsrisiko durch die Stellung von Sicherheiten zu verringern. 

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Vokabeln lernen mit Bildern und Audios Deutschland – nun ein gelobtes Land Die neuen sprechenden Deutschland, dem Land der Kritiker und Nörgler, fehlt es an Motivationskultur. Die Lobkärtchen© haben eine Antwort darauf. Unter dem Motto „Gelobt sei, wer gut ist“ wirken die 100 Kärtchen in der Box auf gleich 10 verschiedene Arten und Weisen. Die Lobkärtchen© werden vom Lobenden persönlich signiert, kommentiert und überreicht. Sie geben Ansporn in den eigenen vier Wänden, aber auch darüber hinaus. Man kann für ein gutes Essen, außergewöhnliche Taten, herausragende (Handwerks-) Leistungen, gelungenen Einladungen, bestandenen Prüfungen, oder, oder, oder loben. Bezugsquelle: www.wolpertingerswarenhaus.de

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Mit den neuen universalen PONS Bildwörterbuch-Apps für Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch kann man sich auf dem Tablet oder auf dem Smartphone pro Sprache über 15.000 Wörter, Übersetzungen, Sprachdateien und Fotos ansehen, anhören und lernen. 65 Prozent aller Menschen sind visuelle Lerntypen, die sich Vokabeln auf diese Art eindeutig am besten merken. Mit den neuen Apps für iOS und Android kann man den Grund- und Aufbauwortschatz der Sprache nachschlagen und lernen: Man steigt über eines von 13 Kapiteln (von „Unterwegs“ über „Essen und Trinken“ bis hin zu „Sport und Fitness“ und „Erde und Natur“) in das Bildwörterbuch ein und klickt sich durch die ansprechenden Einzel- oder Szenenfotos von „Sandburg“ bis „Fähre“. Zu jedem Begriff gibt es eine von Muttersprachlern eingesprochene Tonausgabe, das heißt, die App spricht alle gezeigten Begriffe vor. So lernt man gleich die richtige Aussprache, auch die Lautschrift wird angezeigt. Über die Bildübersicht lassen sich einzelne Begriffe auch direkt ansteuern. Wer auch gleich auf unterhaltsame Weise lernen will, kann das integrierte Lernspiel nutzen. Hier gilt es, die gezeigte Vokabel dem richtigen Foto zuzuordnen. Der Download der neuen Bildwörterbuch-Apps von PONS ist kostenlos, freigeschaltet ist hier das Kapitel „Unterwegs“. Wer weiter lernen will, bekommt für einmalig 7,99 EUR das Upgrade mit den restlichen 12 Kapiteln. www.pons.com

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Es könnte doch alles so einfach sein ... Gebrauchstauglichkeit (Usability) ist nicht nur eine Frage der Höflichkeit und des Respekts gegenüber den Nutzern. Usability und eine zufriedenstellende Benutzererfahrung (User Experience, UX) sind signifikante Wettbewerbsvorteile bei Webseiten, Software oder Apps und auch analogen Produkten.

60%

von 160 befragten Unternehmen berichten, durch eine verbesserte Usability ein starkes bis sehr starkes Umsatzwachstum erzielt zu haben (Abschlussbericht des Forschungsprojekts „Gebrauchstauglichkeit von Anwendungssoftware als Wettbewerbsfaktor für kleine und mittlere Unternehmen“ der UIG, Usability in Germany)

Schlaftrunken stolpere ich morgens im Hotel in die Dusche, greife nach der Duscharmatur – und schreie beinahe vor Schmerz auf: viereckiges, scharfkantiges Metall schneidet in meine Haut – ich halte ein Designerteil in der Hand, fein signiert und, tja, an sich ästhetisch. Aber alles andere als benutzerfreundlich … Vielleicht kommt Ihnen dieses kleine Beispiel aus der analogen Welt bekannt vor, in der Designer versuchten, etwas besonders schön oder originell zu gestalten, aber sich nicht an den Bedürfnissen der Benutzer orientierten. Verstärkt spüren wir diese Diskrepanz in der digitalen Welt. Dabei könnte doch alles etwas einfacher sein, denken wir verzweifelt, wenn wir uns durch die Bedienungsanleitung des neuen Smart-TVs hangeln. Oder wir wieder einmal auf einer Webseite gelandet sind, die uns zwar herzlich willkommen heißt (und meist auch mit fälschlicherweise groß geschriebenem „Willkommen“), bei der wir uns aber erst einmal durch einen langen Vorspann

lesen müssen, bis wir eine Ahnung bekommen, wovon die Seite handelt. Und oft erst dann feststellen müssen, dass sie uns nicht das Gesuchte bringt. Oder wir möchten etwas bestellen, haben das entsprechende Produkt angeklickt und endlich auch den Einkaufskorb gefunden. Dann jedoch kämpfen wir uns durch viele Seiten Formulare, bei denen wir nicht verstehen, weshalb oder wie wir das eine oder andere ausfüllen sollen. 70 Prozent Kaufabbrüche an dieser Stelle sind keine Seltenheit. Das Gleiche gilt für Software, die uns alles erleichtern soll, z. B. die Buchhaltung, das Erstellen von schöneren Präsentationen oder die uns Unterstützung für den Vertrieb verspricht. Wir suchen z. B. nach einem Bestätigungs-Button und finden ihn ganz klein unten auf der Seite direkt neben dem Löschen-Button. Beides in gleicher Schriftgröße wie der Rest und in grau. Und nach dem nächsten Update ist alles wieder ganz anders. Auch in manchen Apps gelangen wir ungewollt auf falsche Seiten, weil die Links zu nahe beieinander liegen oder schlicht zu klein für unsere Finger sind.

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Schickes Design vs. Benutzerfreundlichkeit


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Vorbilder Google und Apple Spätestens seit Google oder den Innovationen von Apple-Chef Steve Jobs wissen wir jedoch, dass es auch anders geht. Dass wir bei benutzerfreundlich entwickelten Produkten eine Bedienungsanleitung getrost ignorieren können, weil sich die Bedienung weitestgehend intuitiv selbst erklärt, oder wie bei Google der Sinn und Zweck der Startseite nicht durch ablenkende Werbung und Texte wie damals bei Yahoo zugepflastert ist, und man das Eingabefeld der Suchfunktion lange suchen musste.

Benutzerfreundlichkeit als signifikanter Wettbewerbsvorteil Gebrauchstauglichkeit bzw. Usability ist eine Frage der Höflichkeit und des Respekts gegenüber den Nutzern. Aber nicht nur das. Denn eine hohe Usability und eine zufriedenstellende Benutz­ erfahrung in der Mensch-Maschine-Interaktion (HMI) sind mit Abstand die wichtigsten Faktoren im digitalen Universum. Und sie bedeuten einen signifikanten Wettbewerbsvorteil, nicht zuletzt im Hinblick auf das Suchmaschinenranking. Eine ansprechende visuelle Gestaltung und eine intuitive Bedienbarkeit zeugen zudem von Kompetenz und binden den Anwender emotional an das Produkt. Keine Webseite, Software oder App ist auf Dauer ohne eine zufriedenstellende User Experience überlebensfähig. Es sei denn, dass es kaum nennenswerte Alternativen gibt (wie z. B. inzwischen Facebook). Denn gerade im Internet ist die Konkurrenz nur einen Mausklick oder Finger-

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tipp entfernt. Ein verärgerter oder sogar frustrierter Nutzer ist dauerhaft verloren.

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Report Beispiele für gute und weniger gute Buttons. Als Nutzer wollen wir für keine Sekunde darüber nachdenken müssen, ob etwas anklickbar ist oder nicht.

Nicht nachdenken müssen „Don’t make me think!“, ist laut Steve Krug, Autor und Usabilityexperte der ersten Stunde, das erste Gesetz der Usability. Diese Aufforderung ist auch der Titel seines Buches aus dem Jahre 2000 – und hat an Aussagekraft bis heute nichts verloren. Nur wenn wir sofort und intuitiv begreifen, was uns eine Webseite bringt, und was wir als Nächstes tun können oder wie wir diese Software oder jenes Produkt bedienen sollten, Die Definition von Usability laut Steve und alle Schritte naheliegend Krug und die Fragen, die man sich immer und selbsterklärend sind, stellen sollte: werden wir dabei bleiben, die Software oder App kaufen nützlich: Kann es etwas, oder die Dienstleistungen das Menschen brauchen? der Webseite weiter nutzen. erlernbar: Kann man intuitiv Denn nur dann haben wir das herausfinden, wie es funktioniert? Gefühl der Klarheit, Über einprägsam: Muss man es für sicht und Beherrschbarkeit, jeden Gebrauch erneut lernen? was die Grundvoraussetzung effektiv: Erledigt es seinen Job? dafür ist, Freude an einem effizient: Tut es das in einem Produkt oder einer Webseite angemessenen Zeitraum und zu empfinden. mit zumutbarem Aufwand? begehrenswert: Werden Im Zweifelsfall verzichten Sie die Nutzer es wollen? lieber auf ein schickes Design reizvoll: Ist der Gebrauch zugunsten einer höheren Beerfreulich, oder macht es sogar Spaß? nutzerfreundlichkeit. 

Einige Tipps für mehr Benutzerfreundlichkeit: Beschreiben Sie kurz, aber klar, worum es sich bei Ihrer Webseite handelt Nutzen Sie Landingpages, wenn Sie ein großes Produktsortiment anbieten Bestätigen Sie ausgeführte Aktionen klar und deutlich, z. B. mit einem grünen OK-Button oder einer (Pop-up)-Nachricht Nutzen Sie verschiedene Farben für unterschiedliche Aktionen, z. B. das Ampelsystem Kennzeichnen Sie Aktionsbuttons klar als solche

Lassen Sie Überflüssiges weg, konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche, verteilen Sie längeren, aber notwendigen Inhalt auf weitere Seiten Formatieren Sie den Inhalt und nutzen Sie Zwischenüberschriften, damit die Leser den Text leichter überfliegen können Fügen Sie einen Fortschrittsbalken bei aufeinanderfolgenden Aktionen hinzu Teilen Sie bei Formularen freundlich die Gründe mit, warum Sie diese oder jene Informationen brauchen

Und ganz wichtig: Optimieren Sie Ihre Webseiten für mobile Geräte. Ab April 2015 ist dies ein besonders wichtiger Rankingfaktor bei Google. Hier können Sie Ihre Seiten daraufhin kostenlos überprüfen: www.google.com/webmasters/tools/mobile-friendly/

Siegbert Mattheis Geschäftsführer der mattheis. Werbeagentur GmbH und Mitglied im German UPA, dem Verband der Usability Experten und User Experience Professionals www.mattheis-berlin.de


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Soziale Verantwortung in der Praxis In Berlin hat sich eine Arbeitsgruppe von BVMW-Mitgliedern zusammengefunden, um für soziale Verantwortung (Corporate Social Responsibility-CSR) zu werben. Den Teilnehmern geht es darum, Erfahrungen zu sammeln und den Umgang mit dem Thema im eigenen Unternehmen publik zu machen. Sechs von ihnen skizzieren, warum sie sich für CSR im Mittelstand stark machen.

Die Europäische Kommission definierte CSR als „Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern zu integrieren“. Ende 2011 hat die Kommission die Definition verändert und versteht unter CSR „die Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft“. Stakeholder sind dabei alle Personen oder Gruppen, die von den Aktivitäten eines Unternehmens direkt oder indirekt betroffen sind, oder die ein Interesse an diesen Aktivitäten haben. Was bedeutet CSR für den Mittelstand in Zeiten, in denen Energiekosten steigen, es zunehmend schwieriger wird, Mitarbeiter zu finden, die Gesundheit der Mitarbeiter diskutiert wird, Lieferketten unter dem Aspekt der Fairness hinterfragt und Ressourcen knapp werden?

Klaus-Dieter Paul “Unternehmen müssen Geld verdienen, um zu bestehen, doch das ist nicht ihr einziger Zweck. Ihr Handeln hat Auswirkungen auf das gesellschaftliche Umfeld, die eigenen Mitarbeiter, den Markt, in dem sie agieren, und die Umwelt. Daraus ergibt sich eine Verantwortung, der wir uns als Unternehmer und Unternehmerinnen nicht entziehen können und sollten. Kommen wir dieser Verantwortung als Corporate Citizen gezielt nach, investieren wir gleichzeitig in die eigene Wettbewerbsfähigkeit und Zukunft. Mit CSR-Initiativen können Produktivität und Zufriedenheit der Mitarbeiter gesteigert, die Kosten gesenkt und die Auswirkungen auf die Umwelt verbessert werden.“ Geschäftsführer u.bus, Gesellschaft für regionale Entwicklung und europäisches Projektmanagement mbH www.ubus.net

Philipp Wodara „Unsere Mitarbeiterin in der Buchhaltung äußerte mehrfach ihr Unverständnis gegenüber der Implementierung von CSR in unserem Unternehmen. Für uns ist CSR ein Organisationsinstrument, um unser Projektablaufsystem zu optimieren. Irgendwann konnten wir Erfolge verzeichnen, die direkt die Buchhaltung betroffen haben. Bei unseren neuen Kunden kamen Zahlungseingänge pünktlicher, die Liquidität verbesserte sich, und dadurch erweitern sich natürlich die Handlungsspielräume. Wir haben mehr Kunden und eine spürbare Zeitersparnis durch die strukturierten Abläufe.“ Geschäftsführer Gebäudeservice Wodara GmbH www.qualitrauen.de

Dr. Johann-Friedrich Huffmann „Meine Mitarbeiter werden aktiv an der Gestaltung der Werte des Unternehmens beteiligt. Sie können sich beruflich an Praxisprojekten weiterentwickeln. Diese Kombination aus Wertschätzung und Kompetenzentwicklung führt zu hoher Identifikation mit Produkten und Unternehmen, die sich auf die Kundenberatung überträgt. Sie ist qualitativ besser und markengerechter und entspricht den Erwartungen der Kunden.“ Geschäftsführender Gesellschafter Corporate Publisher HuffmannBusiness Publikationen www.huffmann-business.de

Daniela Potzel „Unter dem Label CSR kann ich mein persönliches Engagement mit meiner Arbeit als Unternehmerin verknüpfen. Ich kann CSR als Marketing­ instrument und zur Imagepflege meines Unter-

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Michael Stein

nehmens einsetzen. Wir reden nicht nur, sondern wir tun auch etwas. Und das gilt für alle Projekte, die wir planen und umsetzen. Die Vernetzung mit Schulen, Umweltinitiativen oder sozialen Einrichtungen schafft gegenseitiges Verständnis und soziale Kompetenz. Wenn die Einbindung aller gesellschaftlichen Gruppen gelingt, die Anonymität abnimmt und Unternehmen Stellung beziehen, verbessert sich das soziale Klima.“ Geschäftsführende Gesellschafterin Intelligenz System Transfer, Zehlendorf GbR www.ist-zehlendorf.de

Kira von Moers „CSR im Zusammenhang mit Mitarbeitern bedeutet den nachhaltigen Umgang mit jedem einzelnen Mitarbeiter in Bezug auf Gesundheit, Qualifikation und Bindung ans Unternehmen. Extern sind alle Aktivitäten gemeint, mit denen das Unternehmen durch seine Personalarbeit gesellschaftlich wirksam wird. Also zum Beispiel durch das Ausbilden junger Menschen, die es schwer haben, einen Ausbildungsplatz zu finden oder die gemeinsame Teilnahme an ehrenamtlichen Aktivitäten. Nachhaltiger Umgang mit Mitarbeiterinnen ist in kleinen und mittleren Unternehmen und in großen Konzernen möglich. Wichtig ist, genau zu prüfen, welche Maßnahmen zum Unternehmen passen und eine wirkliche Verbesserung mit sich bringen.“ Inhaberin Coaching/Beratung KMU/Training www.kiravonmoers.de

„CSR bedeutet für unser Unternehmen, ein Geschäftsmodell umzusetzen, das wirtschaftlich rentabel ist und zugleich positive Auswirkungen auf Mensch und Umwelt hat. In einer Welt mit knappen Ressourcen ist ein lineares Wirtschaftssystem nach dem Grundsatz take, make and dispose nicht nachhaltig. Es gibt einen besseren Weg: ein Geschäftsmodell, das Produkte im Sinne einer Kreislaufwirtschaft herstellt, nach dem Vorbild der Natur. Bei dem Cradle-to-Cradle®-Konzept werden Produkte und Produktionsweisen so gestaltet, dass die enthaltenen Stoffe am Ende der Nutzungsphase immer wieder als Rohstoff für neue Produkte dienen. Durch den Verzicht auf schädliche Inhaltsoder Zusatzstoffe in der Produktion unserer Teppiche und im fertigen Produkt schaffen wir ein positives, gesundes Arbeits- und Lebensumfeld. Einmal geschöpfte Werte bleiben erhalten. Unternehmen, die diesen Prinzipien folgen, gehen über die reine Nachhaltigkeit hinaus.“

Geschäftsleiter Desso GmbH www.desso.de  Die Mitglieder der CSR-Arbeitsgruppe geben Anregungen für die Praxis und entwickeln Angebote für den Mittelstand. Kontakt: AG-CSR@bvmw-berlin.de Weitere Infos zum Thema unter: www.csrforum.eu www.csrgermany.de www.csr-in-deutschland.de www.bertelsmann-stiftung.de/csr www.wikipedia.org/wiki/Bruttonationalglück www.forum-csr.net www.arbeitswelten.at www.4sustainability.de www.deutscher-bürgerpreis.de

www.teamcsr.de www.handelsblatt.com/finanzen/ boerse-maerkte/anlagestrategie/ linksammlung-zum-thema-csrservice-fuer-mittelstaendler-und-konzerne/2666576.html Ausschreibungen und Preise: www.ihk-berlin.de www.deutscher-bürgerpreis.de

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Mehr Markenschutz in China Inzwischen legen auch chinesische Unternehmen Wert auf einen effektiven Schutz ihrer Unternehmenswerte. Verkürzte Fristen und beschränkte Widerspruchsverfahren im neuen Markenrecht verlangen aber auch von ausländischen Marktteilnehmern erhöhte Aufmerksamkeit und eine durchdachte Markenstrategie in China.

„„

Gerichte können sogar einen Strafschadensersatz bis zur dreifachen Höhe des eigentlichen Schadens auferlegen. Die Volksrepublik China übt als Markt mit über 1,3 Milliarden Konsumenten nicht erst seit gestern eine überragende Anziehungskraft auch auf deutsche mittelständische Unternehmen aus. Dabei ist in der Vergangenheit immer wieder die Diskussion nach einem effektiven Schutz geistigen Eigentums, vor allem des Markenschutzes aufgekommen. In einem Land, das seit langem durch Nachahmen und Kopieren auffällig ist, ist der Schutz davor eine besondere Herausforderung für Unternehmen. Bereits im Mai 2014 hat die Volksrepublik China eine Reform des Markengesetzes in Kraft gesetzt, die auch ausländischen Unternehmen mehr Sicherheit bringen soll. Viele der Neuerungen gehen auf die bisherigen Durchführungsbestimmungen und existierenden Interpretationen des Obersten Volksgerichts zum Markenrecht zurück.

Dr. Benjamin Weiler Rechtsanwalt Mitglied im IBWF www.drweiler-law.de

Das Verfahren zur Eintragung von Marken in China wurde deutlich beschleunigt: Das chinesische Markenamt muss jetzt Markenanträge innerhalb von neun Monaten prüfen. Zudem können Marken nunmehr nicht mehr nur in einer Waren- und Dienstleistungsklasse, sondern wie in Deutschland, für Marken und Dienstleistungen in mehre-

ren Klassen angemeldet werden. Auf diese Weise ist mit einer einzigen Anmeldung die Erfassung der gesamten Produktpalette möglich. Bisher waren dafür mehrere Single-Class-Anmeldungen notwendig, die natürlich mit höheren Kosten verbunden waren. Zulässig ist jetzt zum Beispiel auch die Anmeldung von Klangmarken. Neu ist auch, dass Markenanmeldungen zurückzuweisen sind, wenn der Anmelder wusste, dass die Marke in Wahrheit einem Anderen zusteht, dieser also „bösgläubig“ hinsichtlich der Markenanmeldung war. In diesem Fall sind auch Strafen vorgesehen. Markenverletzern drohen jetzt Schadensersatzzahlungen bis zu drei Millionen Renminbi (derzeit etwa 420.000 Euro), Gerichte können sogar einen Strafschadensersatz bis zur dreifachen Höhe des eigentlichen Schadens auferlegen. Dieser Strafschadensersatz entspricht den aus dem US-System bekannten punitive damages (Schadensersatz). 

Die BVMW-IBWFRechtshotline erreichen Sie: Mo bis Fr 10.00 – 17.00 Uhr Tel.: 030. 533206-963 (bitte beachten Sie die neue Telefonnummer) Fax: 030. 533206-50 rechtshotline@bvmw.de

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Finanzkolumne „Über Ihr Geld“ Banken im Visier Der große Weltpolizist hat zunächst die Schweizer Banken angegriffen, die sich erdreistet hatten, Gelder von US-Bürgern anzunehmen und teilweise zu „verstecken“. Die angesehene Wegelin-Bank, die älteste Bank der Schweiz, blieb auf der Strecke. Die Schweizer Großbanken konnten sich mit Milliarden-Strafen „freikaufen“. Doch das „Spiel“ geht weiter: Luxemburg, Deutschland etc. – überall liegen „Leichen im Keller“. Neu im Visier der Amerikaner sind jetzt die „Geldwäsche“ und die „Austrocknung“ der ausländischen „Steueroasen“. Und zunächst geht es an die Kleinen, die kaum eine Chance haben, sich gegen den großen Bruder zu wehren. Erstes Opfer ist die Banca Privada d’Andorra BPA, bislang die viertgrößte Bank im Fürstentum Andorra.

Foto: © photocrew - Fotolia.com

Was ist geschehen? Diese Bank hat Geld für den früheren katalanischen Präsidenten Jordi Pujol „versteckt“, Kunden geholfen, über „Briefkastenfirmen“ in Steueroasen Vermögen der Besteuerung zu entziehen und (auch über ausländische „Töchter“) Milliardenvermögen aus Südamerika, Russland, China etc. angenommen und „gewaschen“ – so der Vorwurf. Ergebnis: Die Konten der BPA im Ausland bei den Korrespondenzbanken wurden „eingefroren“, die erst kürzlich erworbene Banktochter Banco de Madrid geschlossen, in Andorra können Kunden nur noch 2.500 Euro pro Woche von ihren BPA-Konten abheben. Siehe zuvor Zypern. Die Kreditkarten der BPA können im Ausland nicht mehr eingesetzt werden. Auch Andorra als Staat muss leiden: Die Kreditwürdigkeit wurde sofort auf fast Ramschniveau heruntergestuft. Und es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis Visa und/oder Mastercard die Lizenzen entziehen. Siehe zuvor die Krim.

Andorra ist überall. Die BPA wird kein Einzelfall bleiben. Jetzt geht es erst richtig los! Andere Banken sind schon im Visier der US-Behörden: Geldwäsche, internationale Kriminalität, „Mafia“, also nicht nur Konten von US-Amerikanern im Ausland.

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Die Folgen sind abzusehen: Die finanzielle Freiheit der Banken und ihre Liquidität ist in akuter Gefahr.

Wissen Sie, wie viele Banken aus Deutschland, der Schweiz und Österreich Filialen oder Töchter in Luxemburg, in Panama, Singapur oder sonst wo haben? Diese wurden doch nicht ins Leben gerufen, um dortiges Klientel zu befriedigen! Nein, regelmäßig ging es nur darum, heimisches Vermögen bei eigenen Banken im Ausland zu „verstecken“. Und ausländisches Großvermögen anzulocken, dessen Herkunft in amerikanischen Augen „kriminell“ ist. Es wird nicht lange dauern, bis es all diesen Banken an den Kragen geht, nicht nur deren Kunden.

Die Folgen sind abzusehen: Die finanzielle Freiheit der Banken und ihre Liquidität ist in akuter Gefahr. Ihr Geld ist nicht mehr verfügbar, wenn die Bankguthaben eingefroren werden. Wenn die Bank pleite geht. Wenn die Kreditkarten im Ausland nicht mehr akzeptiert werden. Wenn Sie kein Geld mehr aus dem Bankomaten ziehen können. Viele Banken werden die US-Strafen nicht zahlen können und müssen schließen. Fragen Sie sich also, ob Sie Ihre Konten noch bei der „richtigen Bank“ haben. Die Intelligenz plündert bereits ihre Bankkonten, um in Wertpapiere umzuschichten. Denn die Kundendepots bleiben auch bei einer Bankpleite als „ausgesonderte Vermögen“ sicher. 

Hans-Peter Holbach ist Herausgeber des im 43. Jahrgang erscheinenden Informationsdienstes Geldbrief www.geldbrief.com und Chefredakteur beim Vertraulichen Schweizer Brief www.vertraulicher.com


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Buchtipps Flash Boys

Persönliche Empfehlung von Mario Ohoven!

Wie man heute an der Börse Milliarden absahnt Der gute, alte Aktienhandel an der Wall Street ist tot. Heute werden in Bruchteilen einer Sekunde Milliardendeals getätigt. „Flash Boys“, das neue Buch von Michael Lewis, entführt seine Leser in die dunkle Welt der New Yorker Hochfrequenzhändler. Die neue Generation von Aktienhändlern mietet modernste Glasfasernetze und baut Rechenzentren, möglichst in unmittelbarer Nähe der Börsen. Sie programmiert automati­ sierte Kauf- und Verkaufs­ programme, speist Informationen über Aktienorders ein, die erteilt, aber – und das ist der Trick – noch nicht überall ausgeführt worden sind. Aber wie wird aus Geschwindigkeit Gewinn? Der US-amerikanische Erfolgs­ autor Lewis erklärt es so: Angenommen, die Aktie von Procter & Gamble steht an allen US-Börsen bei 80 Dollar. Jetzt wird in New York ein großes Paket ver-

kauft, der Kurs an der New Yorker Stock Exchange sinkt auf 79,98 Dollar. Die Flash Trader kaufen an der New Yorker Börse für den neuen, niedrigeren Kurs und verkaufen an alle anderen Börsen zu 80 Dollar, ehe der Kurs dort offiziell angepasst ist. Ihr Kursgewinn, nach Expertenschätzungen ein zweistelliger Milliardenbetrag pro Jahr, ist der Kursverlust der normalen Aktionäre. Die zynische Pointe besteht darin, dass große Banken der Wall Street mit den Tempotradern zusammenarbeiten. Michael Lewis Flash Boys Revolte an der Wall Street Campus 288 Seiten

24,99 €

Bitte richten Sie Ihre Bestellungen an: BVMW-Servicegesellschaft mbH, Berlin theresa.collberg@bvmw.de • Tel. 030-533206-26

Alle Bücher erhalten Sie versandkostenfrei!

Deutschland im Tiefschlaf Wie wir unsere Zukunft verspielen

Das Bildungsprivileg Ursachen und Umstände der Bildungsmisere

Stefan Hebel

Geld – Die wahre Geschichte Über den blinden Fleck des Kapitalismus

Felix Martin

Bruno Preisendörfer Elektrischer Verlag 200 Seiten

16,90 €

Westend 240 Seiten

16,99 €

DVA 432 Seiten

22,99 €


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Der Akademisierungswahn Die Irrwege der deutschen Bildungspolitik Die deutsche Bildungspolitik ist auf dem Holzweg: Die berufliche Bildung wird vernachlässigt, die akademische Bildung wird immer beliebiger und flacher. Mit dieser These trat Julian Nida-Rümelin eine Debatte los. Er plädiert für ein Bildungssystem, das sich konsequent an der Vielfalt von Begabungen, Interessen, Berufs- und Lebenswegen orientiert. Das kann durch eine gute und gründliche universitäre Ausbildung geschehen, die jedem begabten jungen Menschen, der studieren will, offenstehen soll. Zu diesem System gehört aber auch die berufliche Bildung, um die Deutschland in der ganzen Welt beneidet wird. Es kann nicht sein, dass wegen schiefer internatio­naler Vergleiche die Stärken des deutschen Bildungssystems geopfert werden, erklärt Nida-Rümelin. Berufliche und akademische Bildung sind unterschiedliche, aber gleichwertige Wege zu einem gemeinsamen Ziel: jede Person nach ihren Fähigkeiten zu bilden.

Julian Nida-Rümelin Der Akademisierungswahn Zur Krise beruflicher und akademischer Bildung edition Körber-Stiftung 256 Seiten

16,00 €

Die Lüge der Digitalen Bildung Foto: donatas1205 - Fotolia.com

Warum unsere Kinder das Lernen verlernen Gerald Lembke und Ingo Leipner sind Experten für Digitale Medien – und gleichzeitig der Überzeugung, dass deren Nutzung für Kinder vor dem 12. Lebensjahr aus entwicklungspsychologischer Sicht fatal ist. Die Bildschirme fressen zusehends die Lebenszeit der Kinder und fördern ein bulimieartiges Lernverhalten: Dinge werden schnell und kontextfrei auswendig gelernt, in der Prüfung „ausgekotzt“ – und sofort wieder vergessen. Die Autoren belegen diese und andere Gefahren für unser Bildungssystem. Eine eindringliche Warnung und ein Plädoyer für eine durchdachte Nutzung der digitalen Möglichkeiten.

Die Kunst des Zusammenarbeitens Sich selbst und andere wirksam führen

Gerald Lembke, Ingo Leipner Die Lüge der Digitalen Bildung Warum unsere Kinder das Lernen verlernen Redline Verlag 256 Seiten

19,99 €

Bildung statt Bologna! Rettet die Hochschulen

Anna, die Schule und der liebe Gott Der Verrat des Bildungssystems an unseren Kindern

Franz Fendel, Dorothée Fendel

Dieter Lenzen

Richard David Precht

Haufe 288 Seiten

Ullstein 112 Seiten

Goldmann 352 Seiten

39,95 €

9,99 €

9,99 €

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BVMW-Veranstaltungskalender Der BVMW veranstaltet eine Vielzahl erstklassiger Veranstaltungen in den kommenden Monaten auf Bundesebene und in den Regionen vor Ort. Unternehmer und Unternehmerinnen sind herzlich eingeladen, sich zu informieren, Netzwerke zu spannen, sich einzubringen und sich unterhalten zu lassen. Eine Auswahl finden Sie hier.

Meeting Mittelstand: Wertschöpfung durch Wertschätzung Mittwoch, 29. April 2015, 18.00 Uhr Sievers SNC Hans-Wunderlich-Str. 8, 49078 Osnabrück FOKUS Kommunikation: Herzenssache Kunde Montag, 11. Mai 2015, 18.00 Uhr connectiv! eSolutions GmbH Halle 31 Kaiserstr. 10b, 49809 Lingen (Ems) Preisvergabe für beste Unternehmensnachfolgeregelung Dienstag, 12. Mai 2015, 18.00 Uhr Bankhaus Neelmeyer AG Am Markt 14-16, 28195 Bremen mittelstand - Die Macher Mittwoch, 13. Mai 2015, 9.00 Uhr Hannover Congress Centrum Theodor-Heuss-Platz 1-3, 30175 Hannover BVMW Forum Energiewirtschaft Dienstag, 09. Juni 2015, 13.00 Uhr Heinz Viere Kfz. GmbH & Co. KG Teutoburger-Wald-Str. 15, 49124 Georgsmarienhütte Mittelstandsforum „Fehler im Auslandsgeschäft – Zehn sichere Wege, Geld zu verbrennen“ Mittwoch, 22. April 2015, 19.00 Uhr Unternehmerzentrum St. Wendel Werschweilerstr. 40, 66606 St. Wendel

mittelstand - Die Macher Donnerstag, 7. Mai 2015, 9.00 Uhr Congress Park Hanau Schloßplatz 1, 63450 Hanau

My Coaching Day 2015 Samstag, 30. Mai 2015, 08.45 Uhr Airport Hotel Düsseldorf Am Hülserhof 57, 40472 Düsseldorf BVMW-Frühschicht Donnerstag, 18. Juni 2015, 08.00 Uhr Seneos GmbH Josef-Lammerting-Allee 8, 50933 Köln BVMW Connect Dienstag, 28. April 2015, 18.30 Uhr Landesmuseum Mainz Große Bleiche 49-51, 55116 Mainz Die TEMP-Methode als Managementinstrument Dienstag, 12. Mai 2015, 17.30 Uhr Dornbach GmbH – Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Rechtsanwälte Anton-Jordan-Str. 1, 56070 Koblenz Netzwerktreffen Lager & Logistik Donnerstag, 16. April 2015, 15.00 Uhr bis Samstag, 19. April 2016, 18.00 Uhr TÜV Rheinland Akademie GmbH An der Silbergrube 7, 07551 Gera Energieeffizienz in der Praxis Dienstag, 02. Juni 2015, 16.00 Uhr electronic Stadtroda GmbH Geraer Str. 74, 7646 Stadtroda

IT-Trend – Arbeitsplätze in der Cloud Mittwoch, 22. April 2015, 12.00 Uhr German Graduate School of Management and Law GmbH Bildungscampus 2, 74076 Heilbronn

Netzwerkabend mit aktuellen Mittelstandsthemen Dienstag, 12. Mai, 18.30 Uhr Badhotel Otto-Neidhard-Platz 1, 73337 Bad Überkingen

Erfolgreiche Direktmarketingkonzepte Donnerstag, 23. April 2015, 17.00 Briefzentrum der Deutschen Post Ziegeleistr., 71332 Waiblingen

Exkursion zur Uhrenmanufaktur Junghans Mittwoch, 24. Juni, 08.30 Uhr Geißhaldenstr. 49, 78713 Schramberg

Illustration: Stefan-Xp - wikipedia.org

Zukunft.Mittelstand Dienstag, 28. April 2015, 17.30 Uhr Riviera Pool Klöcknerstraße 2, 49744 Geeste – Dalum

BusinessFrühstück Rhein Main Mittwoch, 13. Mai 2015, 07.15 Uhr expertNet.IT Mergenthalerallee 45-47, 65760 Eschborn


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Brand Constellation – eine Marke stellt sich auf Donnerstag, 07. Mai 2015, 18.00 Uhr Neue Flora/Copper Consulting Stresemannstr. 163 (2. Stock), 22769 Hamburg FORUM FÜHRUNG Montag, 18. Mai 2015, 15.00 Uhr Atrium der Vattenfall Europe AG Überseering 12, 22297 Hamburg

Symposium Ethik & Moral in Zusammenarbeit BVMW-MV und Konrad-Adenauer-Stiftung MV Freitag, 24. April 2015, 13.30 Uhr Baltic College Schwerin, August-Bebel-Str. 11/12, 19055 Schwerin

Wirtschaft trifft Politik mit MdB Sonja Steffen (SPD) und MdB Peter Stein (CDU) Donnerstag, 28. Mai 2015, 18.30 Uhr Berufsföderungswerk Stralsund Gr. Parower Str. 133, 18435 Stralsund

Der BVMW. Mittelstand im Fokus zwischen Wirtschaftspolitik und Unternehmeralltag Mittwoch, 22. April 2015, 18.00 Uhr CMS Hasche Sigle Partnerschaft von Rechtsanwälten und Steuerberatern mbH Lennéstr. 7, 10785 Berlin Ruppiner Wirtschaftsgespräche Mittwoch, 06. Mai 2015, 18.00 Uhr Sparkasse Ostprignitz Fontaneplatz 1, 16816 Neuruppin

Spaziergang durch den Zoo mit Direktor Dr. Kai Perret Mittwoch, 06. Mai 2015, 17.00 Uhr Zoo Magdeburg Zooallee 1, 39124 Magdeburg Schnupperkurs Golf Freitag, 22. Mai 2015, 15.00 Uhr Golfplatz Magdeburg Herrenkrug 4, 39114 Magdeburg Fußball-Benefizspiel: Unternehmer gegen Presse Samstag, 13. Juni 2015, 14.00 Uhr SV Großgrimma Am Rippachtal 1, 06679 Hohenmölsen

Ist der Tourismus als Wirtschaftsbranche in der Politik angekommen? Dienstag/Mittwoch, 14./22./29. April 2015, 09.00 Uhr Pobershau/Ehrenfriedersdorf/Schwarzenberg www.bvmw.de/landesverband-sachsen mittelstand - Die Macher Mittwoch, 29. April 2015, 9.00 Uhr Hotel und Internationales Congress Center Dresden Ostra-Ufer 2, 01067 Dresden Unternehmertag Nordsachsen Dienstag, 05. Mai 2015, 09.00 Uhr Bürgerhaus Delitzsch Securiusstr. 34, 04509 Delitzsch

Regulierungswahn und Folgen für den Mittelstand Donnerstag, 16. April 2015, 18.00 Uhr Bethmann Bank AG Promenadeplatz 9, 80333 München

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mittelstand - Die Macher Donnerstag, 21. Mai 2015, 9.00 Uhr Allianz Arena Werner-Heisenberg-Allee 25, 80939 München

Die Stimme des Mittelstands.

Erfolgreich vernetzen für den Mittelstand. Der BVMW bündelt die Kräfte des unternehmerischen Mittelstands. National und international vertritt er erfolgreich die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen gegenüber der Politik – branchenübergreifend und parteipolitisch unabhängig. Der BVMW • repräsentiert mit seiner Verbändeallianz rund 270.000 Unternehmen aller Branchen, die über neun Millionen Mitarbeiter beschäftigen • ist mit rund 300 Geschäfts­ stellen bundesweit vertreten • hat mit den Repräsentanten vor Ort mehr als 700.000 Unternehmerkontakte jährlich • bietet über 2.000 Veranstaltungen im Jahr • ist führendes Mitglied in der europäischen Dachvereinigung nationaler Mittelstands­verbände. Alle Veranstal­tungen werden unter www.bvmw.de angekündigt. In der Rubrik „Standorte“ können die Veranstaltungskalender der jeweiligen Regionen sowie die Kontaktdaten der Veranstalter abgerufen werden. Termine für die Veranstaltungs­reihe Forum Führung finden Sie auf Seite 2. Informationen zum Format mittelstand - Die Macher finden Sie unter www.mittelstand-die-macher.de

Unternehmer[TREFFEN] Dienstag, 02. Juni 2015, 18.30 Uhr Kolpinghaus Regensburg Adolph-Kolping-Str. 1, 93047 Regensburg

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KULTUR

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Willkommen in Washington D. C. Serien werden seit kurzem auch im Internet präsentiert. Die amerikanische Firma Netflix machte es möglich und setzte damit einen Wendepunkt. Das Unternehmen startete 2013 mit dem bitterbösen Polit-Drama House of Cards und landete einen Volltreffer.

genau, wie seine Mitmenschen ticken, kann überrumpeln, umgarnen und schmeicheln, mani­ pulieren und dreist lügen. Selbst wenn er sein Innerstes offenbart, ist es pure Heuchelei. Er ist ein Meister der Intrige, dem es immer wieder gelingt, den Zuschauer mit einem seiner Schachzüge zu überraschen.

Ein perfektes Paar: Frank (Kevin Spacey) und Claire Underwood (Robin Wright).

House of Cards

USA 2013-2015 Serie, Politikdrama, FSK ab 16 Regie: David Fincher, Jodie Foster u. a. Mit Kevin Spacey, Robin Wright, Kate Mara, Michael Kelly u. v. a. Staffel 1 und 2 als DVD und Blu-Ray erhältlich. Die komplette dritte Staffel ist über Sky und Netflix abrufbar.

Einer der skrupellosesten Serienhelden unse­ rer Tage ist Frank Underwood (Kevin Spacey). Der ehrgeizige Kongressabgeordnete sitzt für die Demokraten im US-Kongress. Seit 22 Jahren kämpft er für diese Partei und hält die Fraktion zusammen. Dann gewinnt seine Partei die Präsidentschafts-Wahlen. Underwood wurde vor der Wahl der heiß begehrte Posten des Außenministers versprochen. Doch nun hat Parteifreund und Präsident Garrett Walker (Michael Gill) plötzlich andere Pläne. Underwood wird schlichtweg übergangen. Soll er sich dafür abgestrampelt haben? Das riecht nach Vergeltung, Underwood startet seinen Rachefeldzug. Bereits die erste Szene lässt keinen Zweifel, dass Underwood zu allem fähig ist. „Ich bin nicht sehr geduldig, wenn etwas sinnlos ist“, sagt er. „Momente wie dieser erfordern jemanden, der handelt“, dabei drückt er mit bloßen Händen einem verletzten Hund die Luft ab. Wenn es um seine Interessen geht, ist ihm jedes Mittel recht, und wehe dem, der sich ihm in den Weg stellt. Über Menschen, die nur nach Geld anstatt nach Macht streben, rümpft er die Nase. Geld, das sei ein Billighaus, das nach zehn Jahren auseinanderfällt, Macht hingegen das Steingebäude, das Jahrhunderte überdauert. Underwood weiß

Mit seiner Ehefrau Claire (Robin Wright) hat Frank Underwood die ideale Partnerin an seiner Seite. Ebenso machthungrig und berechnend, unterstützt sie ihn in allem, was er tut. Sie duldet sogar seine Seitensprünge, wenn es denn der gemeinsamen Karriere nützlich ist. Die Underwoods trauen niemandem. Wenn sie Freundschaften pflegen, dann verfolgen sie damit ganz bestimmte Absichten und Ziele. Die Vorlage für diese erfolgreiche Politikserie schrieb der Politiker Michael Dobbs, der für die Tories im britischen Oberhaus saß und Berater von Margaret Thatcher war. Sein erster Roman mit dem Titel House of Cards erschien 1989, zwei weitere Romane folgten und wurden von der BBC als Miniserie verfilmt. Der machtgierige Frank war hier im Unterschied zur US-Version ein konservativer Politiker. „Es ist alles noch viel schlimmer“, sagt Dobbs, der als Executive Producer bei der amerikanischen Serie mitmischt. Da wünscht man sich insgeheim, dass deutsche Politiker weit von solchen Szenarien, wie Dobbs sie schildert, entfernt sind. Unter der Ägide von Star-Regisseur David Fincher (Seven, Fight Club) wird House of Cards in ruhigen, klaren, mitunter kalten und düsteren Bildern inszeniert. Mit Kevin Spacey und Robin Wright in den Rollen von Frank und Claire Underwood, hat

Foto und Cover: © House of Cards Sony Pictures Home Entertainment

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Fincher seine Hauptfiguren brillant besetzt. Underwoods Charakter könnte man als eindimensional bezeichnen, doch Kevin Spacey spielt den Bösewicht mit einer Überzeugungskraft, dass es ein Vergnügen ist, ihm zuzusehen. Immer wieder gibt es Momente, in denen der Zyniker Underwood direkt zum Zuschauer spricht, ihn damit zum Komplizen seiner Skrupellosigkeit macht. Ganz in der Tradition von Shakespeares Richard III., der das Publikum in seine machthungrigen Pläne einweiht. Den mordenden

KULTUR

König spielte Spacey übrigens über einen länge­ ren Zeitraum am Old Vic Theater in London. Die Serie wurde bis zur letzten Nebenrolle per­ fekt besetzt. Die Handlungsstränge sind geschickt und glaubhaft ineinander verwoben. Der Internetfirma Netflix ist es mit House of Cards gelungen, eine Serie zu produzieren, die den Zuschauer regelrecht süchtig macht. Politiker sollten sich jedoch fragen, warum in Zeiten großer Politikverdrossenheit gerade diese politische Serie in der Gunst des Publikums ganz weit oben steht. 

Friederike Pfann BVMW

Richard III. – Der Heilige ist ein wahrer Teufel Seit 2008 spielt Lars Eidinger an der Berliner Schaubühne den dänischen Königssohn Hamlet vor ausverkauftem Haus. Nun hat Schaubühnenchef Thomas Ostermeier – wieder mit Lars Eidinger in der Hauptrolle – Richard III. inszeniert. Gespielt wird in einem Globe-Theatre wie zu Shakespeares Zeiten.

Foto: Arno Declair

Richard, der Herzog von Gloster, von der Natur aus missgestaltet, sieht sich als ewig Zukurzgekommener und beschließt, ein Bösewicht zu werden. Seinen Bruder Eduard IV. (Thomas Bading) hetzt er gegen Bruder Clarence auf und lässt diesen ermorden. Als Eduard IV. stirbt, entfaltet Richard seinen monströsen Charakter. Er beherrscht die Sprache des Verführens und des Manipulierens. Das Unheil, das er anstiftet, legt er anderen zur Last, er spielt den Heiligen und ist ein wahrer Teufel. Richards Boshaftigkeit trifft auf fruchtbaren Boden. Nur mit Hilfe seiner Günstlinge – allen voran Herzog von Buckingham (Moritz Gottwald) – wird er schließlich zum König gekrönt. Lars Eidinger spielt den Bösewicht mit Charme und Hingabe, nuancenreich verführt er das Publikum so wie Richard seine Gegenspieler. Keiner, der sich Richard ent­ ziehen kann, mit Scharfsinn, Klugheit und brillanter Rhetorik gelingt es ihm, sogar Lady Anne in den Bann zu ziehen, deren Vater und Gatten er getötet hat. Es sind es überwältigende Bilder, die Ostermeier findet, und bei all der Eidinger-Präsenz ist nicht zu übersehen, dass hier ein großartiges Ensemble agiert. Wenn beispielsweise die entmachtete Königin Margarete (Robert Bayer) ihre Flüche ausstößt, wenn Buckingham seine Belohnung einfordert,

oder wenn König Eduard vor seinem Tod um Aussöhnung ringt. Günstling Buckingham läuft zu den Feinden über, denn Richard versäumt es, seine Versprechen einzulösen. Am Ende sehen wir einen einsamen König, der mit sich selbst einen erbitterten Kampf ausficht und zum Gespenst seiner selbst wird. In der Nacht vor der großen Schlacht erscheinen ihm die Gemordeten und verkünden seinen Tod. Vor kurzem erhielt Regisseur Ostermeier in Frankreich die höchste kulturelle Auszeichnung, den Commandeur de l’Ordre des Arts et des Lettres. Richard III., das ist ein großartiger und genialer Shakespeare-Abend. Dank Ostermeiers Regieleistung und seines wunderbaren Ensembles sind weitere hohe Preise zu erwarten.  www.schaubuehne.de

Sind nur Marionetten in Richards Spiel: Die Kinder des Königs und Thronfolger. Thomas Bading, Laurenz Laufenberg, Jenny König, Eva Meckbach, Christoph Gawenda, Lars Eidinger (v. li.).

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„„

In jedem Unternehmen gibt es Mitarbeiter, die sich gut auskennen und eine Lösung haben.

Ich tue nur das, was mir Spaß macht Sein Name ist sein Markenzeichen: Jussi Adler-Olsen zählt zu den erfolgreichsten Thrillerautoren Europas. Allein in Deutschland hat der 64-Jährige mehr als fünf Millionen Bücher verkauft. Vor kurzem ist „Verheißung“ erschienen, der sechste Fall seiner Serie um den Ermittler Carl Mørck. Im Exklusiv-Interview spricht der dänische Bestsellerautor über seine Erfahrungen als Unternehmer, Irrenanstalten und das Geheimnis seines Erfolgs.


Foto: © Martin Hangen

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Der Mittelstand.: Vor Ihrem Durchbruch als Autor waren Sie Unternehmer, Komponist, Redakteur, Aufsichtsratsvorsitzender und Handwerker. Wie kam es zu diesem permanenten Jobwechsel?

auskennen und eine Lösung haben – doch man lässt sie in vielen Fällen nicht zu Wort kommen. Wer jedoch weiß, was die Mitarbeiter wirklich denken und können, und das auch nutzt, ist im Vorteil.

Jussi Adler-Olsen: Das liegt daran, dass ich mir schon früh vorgenommen habe, nur das zu tun, was mir Spaß macht. Und zwar immer nur so lange, wie ich Lust dazu habe. Daran halte ich mich bis heute.

Was ist noch wichtig, um Erfolg zu haben?

Haben Ihre Eltern Sie darin unterstützt? Absolut. Als ich 16 war, nahm mich mein Vater zur Seite und meinte: „Junge, du hast so viele fantastische Talente. Versprich mir bitte, dass du sie alle ausprobierst. Folge deinem Herzen!“ Mein Vater war Psychiater und ein Meister der Empathie. Als Leiter mehrerer psychiatrischer Einrichtungen gehörte das zu seinem Job. Stimmt es, dass Sie in diesen „Irrenanstalten“, wie sie früher genannt wurden, aufgewachsen sind? Ja. Meist lagen die Kliniken in wunderschöner Natur, da gab es Fjorde und Wälder. Aber ich sah auch schreiende und tobende Patienten, verrückt simulierende Mörder und verschlagene Pädophile. Beim Spielen im Wald entdeckte ich Insassen, die sich an Bäumen erhängt hatten. Manchmal schlich ich mich in die Behandlungszimmer und konnte zusehen, wie mit Elektroschocks behandelt wurde. Durch ein Dachfenster habe ich regelmäßig bei Autopsien zugeschaut. Haben die Klinik-Erlebnisse Spuren bei Ihnen hinterlassen? Überhaupt nicht. Aber seit dieser Zeit bin ich sehr sensibel gegenüber jeglichem Machtmissbrauch. Schon damals ist mir aufgefallen, wie unmenschlich manche Ärzte mit ihren Patienten umgingen. Ich versuche, es anders zu machen, ob als Unternehmer oder Bestsellerautor. Ich will die Welt in einem positiven Sinne verändern. Was zeichnet Ihrer Erfahrung nach einen guten Chef aus? Man sollte abweichende Meinungen der Mitarbeiter nicht unterdrücken, sondern fördern. Denn oft stecken irgendwo zwischen der üblichen Zustimmung und Ablehnung die besten Ideen. In jedem Unternehmen gibt es Mitarbeiter, die sich gut

Ständig evaluieren, was wie gelaufen ist. Gestern, letzte Woche, letzten Monat, vor einem Jahr. Schon klar, dazu fehlt oft die Zeit. Wer jedoch bereit ist, permanent aus der Vergangenheit zu lernen und die Zukunft zu analysieren, wird erfolgreich sein. Auch Politiker sollten das tun, doch sie vermasseln es immer wieder. Diese Arroganz und Dummheit ärgert mich. Ziel jedes Unternehmens ist es, zur eigenen Marke zu werden. Ihr Name steht weltweit für erfolgreiche Thriller. Wie haben Sie das geschafft? Ohne das Engagement von Verlagen, Buchhändlern, Journalisten und vor allem meiner Leser, wäre es nicht so weit gekommen. Dass mein Name ein Markenzeichen ist, hat aber vielleicht auch damit zu tun, dass es keinen Graben zwischen mir und den Käufern meiner Romane gibt. Ich bin sehr nah an ihnen dran, bei Lesungen und beim Schreiben. Meine Leser wissen, dass ich ihre Fantasie anrege, und ich mache sie zu Mitarbeitern, denn sie stellen sich meine Figuren vor und denken meine Geschichten weiter. Ich glaube, sie spüren auch, dass ich kein Blender bin. Ich bin einer, der ihnen auf Augenhöhe begegnet – das ist auch für einen Unternehmer immer gut.

KULTUR

Jussi Adler-Olsen Verheißung Der Grenzenlose Der sechste Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q 608 Seiten dtv; 19,90 €

Wofür geben Sie Ihr Geld aus? Ich brauche keine dicken Autos oder Designerklamotten. Luxus ist für mich meine Gibson GGC Gitarre, das Tonstudio in meinem Keller oder die Wohnung in Barcelona, in der ich drei Monate pro Jahr mit meiner Frau verbringe. Mir liegt viel daran, dass mit meinen Einkünften sinnvolle Sachen gefördert werden. Ich habe zum Beispiel viel Geld in eine Firma gesteckt, die kleine, billige Häuser mit eigener Energieversorgung entwickelt. An der Nordküste Dänemarks stehen die ersten Prototypen und wir sind gerade dabei, sie zu verkaufen. 

Das Interview führte Günter Keil.

Jussi Adler-Olsen wurde 1950 in Kopenhagen geboren. Er studierte Medizin, Soziologie, Politische Geschichte und Film. Den internationalen Durchbruch schaffte er mit seiner Thriller-Serie um den Ermittler Carl Mørck. Die sechs Bände erschienen in mehr als 40 Ländern und werden nach und nach verfilmt. Jussi Adler-Olsen ist verheiratet und Vater eines erwachsenen Sohnes. In seiner Freizeit spielt er Rockgitarre und renoviert alte Häuser. Adler-Olsen lebt in der Nähe von Kopenhagen und in Barcelona.

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News

Berliner Lesezirkel feiert 90-jähriges Bestehen

Feierliche Preisverleihung: Wirtschaftsminister Harry Glawe (2.v.r.) und Prof. Udo Kragl von der Universität Rostock (r.) überreichten die Auszeichnung.

Ausgezeichnetes Gesundheitsmanagement Der BVMW in Mecklenburg-Vorpommern zeichnet Unternehmen aus, die besonders auf die Gesundheit ihrer Mitarbeiter achten. Das betriebliche Gesundheitsmanagement ist ein wichtiger Teil der Unternehmenskultur. Denn gesunde Mitarbeiter sind entscheidend für den Erfolg

des Unternehmens. So kürte der Landesverband die Gewinner des Wettbewerbs um das beste Gesundheitsmanagement 2014: Die Cortronik GmbH aus Rostock. Das Unternehmen arbeitet selbst in der Gesundheitswirtschaft und ist auf Stents spezialisiert.

Sie liegen in Arztpraxen, Cafés und Friseursalons: die Zeitschriften mit den Schutzumschlägen. Der Weißgerber Leserzirkel ist ein Berliner Familienunternehmen, das seit 90 Jahren Zeitschriften und Magazine vermietet. Jede Woche bekommen die Abonnenten ihre Lesemappen. Sie werden dann wieder abgeholt und zum nächsten Abonnenten gebracht. Vor 90 Jahren gründete Emil Weißgerber den Lesezirkel, heute führt seine Urenkelin das Unternehmen mit 35 Mitarbeitern. Mit 15 Lieferfahrzeugen werden monatlich über 150.000 Zeitschriften ausgeliefert. www.weissgerberlesezirkel.de

Internationale Fachkräfte für das „Ländle“ Mit Welcome Centern will Baden-Württemberg dem drohenden Fachkräftemangel der nächsten Jahre entgegensteuern. Sie erfüllen zwei Aufgaben: Den mittelständischen Unternehmen beim Suchen und Binden der Fachkräfte aus dem Ausland helfen. Zudem helfen sie den eingewanderten Arbeitnehmern bei Arbeitssuche,

Aufenthaltsrecht, Wohnen und Kinderbetreuung. Finanziert werden die Welcome Center durch das baden-württembergische Wirtschaftsministerium und den Europäischen Sozialfonds. Die Idee zu diesen Anlaufstellen hatte die Allianz für Fachkräfte, deren Mitglied der BVMW ist.

Mit Treppenliften zum Erfolg Vom Notbehelf zum Lifestyleprodukt: Die Lifta GmbH ist bundesweit marktführend im Vertrieb von Treppenliften. Seit der Gründung 1977 hat das Unternehmen mehr als 100.000 Lifte verkauft. Der Erfolg gibt Hartmut Bulling, einem der drei Geschäftsführer, und seinen Mitarbeitern Recht. Denn das Kölner Unternehmen setzte sich zum Ziel, dem Treppenlift ein neues Image zu geben. Für die erfolgreiche Pflege und Weiterentwicklung der Marke wurde Lifta mit dem „Axia Award 2014“ ausgezeichnet. Verliehen wird der Preis von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte an mittelständische Unternehmen.

Foto: Deloitte/Lifta

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Vorbildliches Markenimage: Die Geschäftsführer Harald Seick, Frank Schönau und Hartmut Bulling von Lifta (Mitte) freuen sich über den Axia Award 2014.


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Foto: BVMW-News-Gründer Hartnack

100 Jahre Lehren und Lernen

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Ausgezeichnete Politik-Netzwerker zu Besuch im politischen Berlin

Die private Sprachschule Hartnack feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Spezialisiert hat sich die Hartnackschule, die ihren Sitz in Berlin hat, auf Deutsch- und Englischkurse. Zudem gibt es spezielle Kurse für Asylberechtigte und Aussiedler, die sie auf die Integration in die deutsche Gesellschaft vorbereiten soll. Die Ursprünge der Sprachenschule lagen bei ihrer Gründung durch Paul Emil Hartnack 1915 bei Nachhilfeunterricht Gründer der in Englisch und Sprachschule Französisch. Nach Paul Emil Hartnack. Ende des Zweiten Weltkrieges übernahm Arthur Lauterbach die Schulleitung, heute führt sie sein Sohn Henning Lauterbach.

Die Politik-Netzwerker 2015 in der Galerie des Bundeskanzleramts.

Russische Hotelkette erfolgreich in Europa

Fit für die Wirtschaft von morgen

Die „schnellste wachsende Hotelmarke in Europa“ ist Azimut Hotels. Ausgezeichnet wurde die russische Hotelmarke von der Hotel-Consultingfirma PKF Hotelexperts. Eigenen Angaben zufolge wurde das Ergebnis durch europaweite Marktforschungsanalysen ermittelt. Zudem würdigte das Onlineportal Hotel.de die Azimut Hotels in Berlin und München für ihre guten Bewertungen in der Kategorie „Kundenfreundlichkeit“.

Rund zwanzig Beauftragte des BVMW wurden für ihr außerordentliches politisches Engagement und ihre erfolgreiche Netzwerkarbeit für den Mittelstand mit einem Besuch spannender Berliner Politik-Highlights ausgezeichnet. Als Anerkennung ihrer Leistung wurde das Bundeskanzleramt besucht. In der „Waschmaschine“, wie das Gebäude im Berliner Volksmund heißt, haben die BVMW-Beauftragten den großen Kabinettssaal, Zentrum der Macht von Bundeskanzlerin Merkel, besichtigt. Abgerundet wurde der Tag mit einem gemeinsamen Mittagessen auf der Reichstagskuppel und einem Treffen mit Staatssekretär Thomas Rachel, MdB, im neugebauten Bundesministerium für Bildung und Forschung an der Spree. Herzlichen Glückwunsch an alle Politik-Netzwerker 2015!

Effektiv und digital sollen Unternehmen künftig arbeiten. Einige Firmen haben das bereits zu ihrem Geschäftsmodell gemacht. Im Wettbewerb „NRW-Wirtschaft im Wandel“ zeichnete Wirtschaftsminister Garrelt Duin das Unternehmen Green IT aus. Damit gehören die Dortmunder zu den 20 profiliertesten Firmen des Bundeslandes. Das Team um Geschäftsführer Thomas Lesser hat sich darauf spezialisiert, Unternehmen mit IT-Konzepten auf die Verankerung moderner Infrastruktur vorzubereiten. Stromverbrauch und Co2-Emissionen NRW-Wirtschaftsminister lassen sich damit deutlich reduzieren. Garrelt Duin (li.) und Thomas www.greenit.systems Lesser, Geschäftsführer Green IT.

Foto: Acksteiner Events

Aus dem Tal der Gründungen Über die Digitalisierung in der Wirtschaft und das Gründungspotential in Deutschland diskutierten Michael Woltering, Mitglied der BVMW-Geschäftsleitung, und Christoph Keese, Vize-Präsident der Axel Springer AG. Keese hat mehrere Monate im Silicon Valley gelebt und sprach über seine Eindrücke vom Tal der Gründungen. Woltering thematisierte die schleppende Bereitschaft zur Digitalisierung im Mittelstand. Gleichzeitig verwies er auf „Antrieb Mittelstand“ des BVMW – die größte Veranstaltungsreihe zur Digitalisierung in Deutschland.

Michael Woltering (li.), Christoph Keese mit Moderatorin Sylvia Acksteiner.

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Symbiose aus Traum und Wirklichkeit In jeder Ausgabe stellt Der Mittelstand. BVMW-Mitgliedsunternehmen und deren innovative Produkte vor. Diesmal die Firma Handmade Interactive aus Lübbecke in Nordrhein-Westfalen mit dem dreidimensionalen DREAMOC™.

Magic Moments Mit der innovativen DREAMOC™-Technologie ist es möglich, faszinierende holografische Animationen zu zeigen. Dafür werden unter anderem Prototypen, Produktneuheiten, technische Bauteile oder Logos als Film, auf Wunsch mit oder ohne Ton, inszeniert. Auf Messen und Events, am Point of Sale, in Lounge-Bereichen oder im Foyer sorgen die 3D-Animationen für magische Momente.

Spiel mit dem Feuer Physikalisches Element in Kombination mit 3D-Holografie.

Fotos: © Realfiction, Handmade Interactive ®

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Unternehmensprofil

Dipl.-Grafikdesigner Andreas Joseph (li.) und Geschäftsführer Christian Joseph präsentieren den Dreamoc ™ Scandinavia 360.

Edles Design Die gradlinige Optik in mattschwarz und das pyramidenförmige, gläserne Display bilden das Gerüst für die 3D-Animationen. Dabei ist das DREAMOC™-Modell in technischer Ausstattung und Größe individuell wählbar und hängt vom jeweiligen Geschmack und vom Einsatzzweck ab. Der Sockel ist geschlossen oder als stehendes Element mit Ablageflächen erhältlich. Alternativ steht der DREAMOC™ auch ohne Sockel zur Verfügung.

Einfache Bedienung Über die abschließbare Rückwand erfolgt der Zugang zum Media Player, zur SD-Speicherkarte und auch zum Innenraum des Glaskörpers, um darin Produkte zu platzieren.

Alles ist machbar Mittels Speicherkarte werden die Contents auf den DREAMOC™ übertragen und im pyramidenförmigen Glaskörper als 3D-Filme in Full HD-Qualität abgespielt.

Die Handmade Interactive® Werbegesellschaft mbH ist ein inhabergeführtes Unternehmen, das sich auf Sonderlösungen für die Bereiche Kommunikation und Präsentation spezialisiert hat. Das Geschäftsmodell basiert auf Design, Produktion und Service. Vergleichbar mit einem großen Netzwerk bündelt Handmade sein qualifiziertes Team aus Grafikdesignern, Werbetechnikern, Digitaldruckexperten und Eventplanern zentral an einem Ort. Idee, Gestaltung und Umsetzung fließen auf diese Weise unmittelbar ineinander, kurze Wege garantieren schnelle Abläufe, und die Projektverantwortlichkeiten liegen in einer Hand. Geschäftsführer: Christian Joseph Sitz: Lübbecke in Nordrhein-Westfalen Gründung: 1995 als Einzelunternehmen Mitarbeiter: 17 Branche: Werbeagentur, Digitaldruck Portfolio: Design, Produktion, Services www.hmwa.de www.3d.hmwa.de

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Erfolgreich durch die Ausbildung Bundesweit engagieren sich die Beauftragten des BVMW in unterschiedlichsten Bildungsprojekten. Vier von ihnen stellen wir hier vor. Soft Skills von Knigge bis Verkauf

Azubis bei Übungen zu Achtsamkeit und Kommunikation.

Der Start in den Beruf ist ein bedeutender Schritt im Leben eines jungen Erwachsenen. Das gewohnte Leben an der Schule wird abgelöst von neuen Aufgaben und Herausforderungen in einem Unternehmen. Um die persönliche Entwicklung zu fördern, haben der Bundesverband mittelständische Wirtschaft Bayerischer Untermain und Mission Zukunft eine eigene Workshopreihe konzipiert. Durch regelmäßige Ausbildertreffen werden die Trainingsinhalte immer am aktuellen Bedarf der Unternehmen erarbeitet.

In verschiedenen Modulen zu einem Themen­ spektrum von Smalltalk und Knigge über Kommunikationstechniken bis hin zu Verhandlungs- und Gesprächsführung werden den Teilnehmern Theorie und Praxis des Berufseinstiegs vermittelt. Die Workshops können auch bundesweit als Inhouse oder offene Workshops mit Teilnehmern von verschiedenen Unternehmen durchgeführt werden. Angela Kappes, Personalreferentin von taa GmbH, Großwallstadt bestätigt: „Die Trainer verstehen es, die Schulungsteilnehmer für die Themen zu begeistern und tolle Übungen in die Workshops einzubauen. Unsere Azubis freuen sich schon auf die nächsten Workshops. Danke an die Organisatoren.“

Nähere Information im Info-Center unter www.untermain.bvmw.de oder www.mission-zukunft.eu.

Azubis treffen Azubis Dieses firmenübergreifende Projekt wurde 2014 von Reiner Plöger, Ausbildungsleiter der Hansa-Flex AG aus Bremen und der BVMW Repräsentantin Daniela Bessen ins Leben gerufen. „Wir schauen über den Tellerrand, unsere Auszubildenden erfahren von Auszubildenden anderer Firmen, wie dort ausgebildet wird. Azubis kom-

munizieren eher wenig und stellen kaum Fragen“, erläutert Plöger. Am ersten von sechs Einführungstagen laden die Azubis einer Firma externe Auszubildende in ihren Betrieb ein. Sie stellen ihre Ausbildung vor und organisieren eine Unternehmensführung. Die Verantwortung für die Planung dieses Tages liegt bei den einladenden Auszubildenden. Ein Feedbackbogen gibt anschließend Auskunft darüber, was an dem Tag interessant war, welche Zusammenhänge zu den anderen Betrieben erkannt wurden, und welche Ideen übernommen werden könnten.

Anschließend können die Auszubildenden bis zu fünftägige Mini-Praktika in den teilnehmenden Unternehmen absolvieren. „Dort trauen sie sich auch eher nachzufragen“, so Reiner Plöger. BVMW-Verbandsbauftragte Daniela Bessen mit Ausbildungsleiter Reiner Plöger. www.bvmw-de/landesverband-niedersachsen-bremen

Foto: Silvia Maria Frank und Holger Weber

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Foto: Christian Klant

Onlineplattform vernetzt Unternehmen und Schulen Die Fachkräfte von morgen schon heute erreichen – das ermöglicht das Online-Netzwerk SchulePLUS. Die Plattform bringt Unternehmen mit Schulen zusammen, die Angebote zur Berufsorientierung suchen. SchulePLUS funktioniert dabei wie ein soziales Netzwerk mit Profilen und einer digitalen Pinnwand. Ein Algorithmus verbindet Gesuche und Angebote, Ansprechpartner können direkt kontaktiert werden. So entstehen schnell und einfach Kooperationen: Für Praktika, Betriebsführungen oder einen Career Day. SchulePLUS gehört zur Unternehmensfamilie SWiM Bildung, Mitglied im BVMW. Der Verband hat das Projekt von Anfang an unterstützt. „SchulePLUS ist ein innovatives Angebot für Unternehmen, um Partnerschulen zu finden und Kooperationen zu schließen. Dadurch fördern Betriebe den Nachwuchs und wirken dem Fachkräftemangel

Das Leitungsteam von SchulePLUS.

entgegen“, sagt Birgid Zoschnik, Regionalleiterin des BVMW Berlin Süd. SchulePLUS steht seit Ende 2014 deutschlandweit zur Verfügung. Bisher wurden über 250 erfolgreiche Kooperationen über die Plattform geschlossen. www.schule-plus.de

Auf in die Schule! Auf in den Job! Unterricht im Autohaus? Geht! Unterricht auf einem Milchviehbetrieb mitten in Mecklenburg? Geht auch – und im Feriencamp an der Ostsee sowieso.

Foto: Katrin König.

Das von BVMW-Mitgliedern, Pädagogen aus dem Schuldienst und der Universität Rostock gemeinsam entwickelte Projekt „Auf in die Schule! Auf in den Job!“ geht im Schuljahr 2014/15 in die dritte Runde – nun für fast hundert Schüler an vier Schulen.

über die Wünsche und Fähigkeiten ihrer Azubis von Morgen. „Auf in den Job!“, heißt es hingegen für die Schülerinnen und Schüler, denn sie gründen im Rahmen des Projekts virtuelle Unternehmen und können sich von Experten und Unternehmenspaten dabei beraten lassen.

Unter der Federführung des BVMW Rostock heißt es für über dreißig Unternehmer aus Rostock und dem Landkreis: „Auf in die Schule!“ Um berufliche Anreize und Perspektiven für Jugendliche in der Region zu fördern und deren Blick für lokales Unternehmertum zu schärfen, gehen die Unternehmer in Schulen in Rostock, Bützow und Graal-Müritz und erfahren so mehr

Das Projekt schlägt eine Brücke zwischen Schulalltag und unternehmerischer Praxis und verbindet erfolgreich Unternehmensplanspiele mit klassischen Unterrichtsformen in einem flexiblen Methodenkonzept. Die Schülerinnen und Schüler beweisen erste unternehmerische Fähigkeiten und lernen praktische Themen aus der Wirtschaftswelt kennen. Gleichzeitig dient ihnen das Projekt zur Berufsorientierung mit Blick auf die vielfältigen Möglichkeiten in der eigenen Region. 

Auf Jobtour: Die Schüler der Klasse 9b, Regionale Schule Käthe-Kollwitz in Bützow, beim Landwirtschaftsbetrieb Griepentrog KG …

… und die Schüler der 8. Klasse, Privatschule Universitas gGmbH, bei der Little John Bikes Rostock GmbH.

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Starker Partner für den Mittelstand Das Angebot der Thüringer Stiftung für Bildung und berufliche Qualifizierung und des ERFURT Bildungszentrum Unternehmensverbunds (EBZ) reicht von Berufsorientierung über Aus- und Weiterbildung für die Industrie bis hin zu Bildungsmaßnahmen in Unternehmen. Der Mittelstand. sprach mit Frank Belkner, dem geschäftsführenden Vorstand der Thüringer Stiftung für Bildung und berufliche Qualifizierung und Geschäftsführer des EBZ.

Der Mittelstand: Viele Auszubildende und Studenten brechen ihre Ausbildung vorzeitig ab. Wie kann dieser Entwicklung entgegengewirkt werden?

Frank Belkner, geschäftsführender Vorstand der EBZ

Thüringer Stiftung für Bildung und berufliche Qualifizierung www.thueringer-stiftung.de ERFURT Bildungszentrum Unternehmensverbund www.ebz-verbund.de

Frank Belkner: Der entscheidende Faktor, solche Entwicklungen zu stoppen und Abbrecherquoten zu senken, ist, die berufliche Praxis erlebbar zu machen, bevor man eine Ausbildung beginnt. Es ist strategisch von entscheidender Bedeutung, kontinuierlich und regelmäßig technische und praktische Inhalte in die Schulausbildung zu integrieren.

Gegenwärtig treffen immer mehr Flüchtlinge in Deutschland ein. Wenn diese Menschen länger bei uns bleiben, brauchen sie eine Beschäftigung. Hat sich das EBZ bereits auf diese Herausforderung eingestellt? Das EBZ stellt sich dieser neuen Aufgabe bereits. Die individuellen Besonderheiten von Flüchtlingen und ausländischen Menschen bei der Integration in den deutschen Arbeitsmarkt erfordern neben der wichtigen Ausbildung der deutschen Sprache auch vor allem soziale Integration, Unterstützung und Begleitung. Sie hatten persönlich großen Anteil an der Fachkräftebereitstellung für das Wartungswerk von Triebwerken N3 am Erfurter Kreuz. Welche Erfahrungen wirken heute noch fort?

Das Interview führte Günther Richter.

Das Projekt zur Bereitstellung von Fachkräften bei der Ansiedlung des Triebwerks-Wartungswerkes war eine unserer größten Herausforde-

rungen. Die enge und sehr gute Zusammenarbeit mit der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen, Lufthansa Technik, Lufthansa Technical Training und Rolls Royce war die Grundlage dafür, dass unser Haus die entsprechenden Triebwerksmechaniker und Fachkräfte termingerecht und auf höchstem Niveau ausgebildet bereitstellen konnte. Der EBZ-Verbund investierte auch dazu in neue Ausbildungsgebäude und modernste Technik, wurde aktiv durch alle Beteiligten unterstützt und konnte bis heute die Ausbildung auch in diesem Gebiet kontinuierlich fortsetzen. Welche Angebote hat das EBZ für Führungskräfte technischer Fachrichtungen? Aufgrund des hohen Bedarfs, besonders auch im mittleren Management, bilden wir zum Beispiel Industriemeister für Metall, Elektrotechnik, Mechatronik oder Technische Betriebswirte und Technische Fachwirte aus. Einer unserer Hauptschwerpunkte ist in unserer Akademie für Wirtschaft und Technik die Weiterbildung zum Staatlich geprüften Techniker mit den Fachrichtungen Elektrotechnik, Maschinentechnik und Mechatronik. Welche Angebote machen Sie dem regionalen Mittelstand im Bereich gewerblich-technische Dienstleistung? Wir bieten Unterstützung und Dienstleistungen auf den Gebieten Fertigungen für die Metall- und Elektroindustrie, Prototyping, freie Kfz-Werkstatt und -Restaurierung, Facility Management, Kaufmännische Dienstleistungen, IT- und Bürodienstleistungen, Controlling, Mediendesign und -gestaltung, Veranstaltungsmanagement, Personaldienstleistungen, Coaching, Rekrutierung, Vermittlung, Jobbörse und aktive Bewerbervermittlung. Vielen Dank für das Gespräch.


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Minister a. D. neuer Bundesgeschäftsführer Politik beim BVMW Prof. Dr. Wolfgang Reinhart – ein Politikprofi für den Mittelstand Der Mittelstand.: Was reizt den erfahrenen Landes-, Bundes- und Europapolitiker an der neuen Aufgabe im BVMW? Prof. Dr. Wolfgang Reinhart: Dass der BVMW Mittelstand pur ist. Die Millionen mittelständischen Unternehmen sichern den Erfolg des Wirtschaftsstandortes Deutschland im internationalen Wettbewerb. Ich sage immer gern: Der Mittelstand ist der Joker im Standortpoker. „German Mittelstand“, diese Marke steht weltweit für Qualität und Innovation. Ich selbst bin seit Jahrzehnten Mittelständler, als selbstständiger Unternehmer und auch als Berater von Mittelständlern. Und außerdem komme ich aus Baden-Württemberg, dem mittelständischen Musterländle schlechthin. Ich war, bin und bleibe ein leidenschaftlicher Kämpfer für den Mittelstand – jetzt erst recht im BVMW.

Foto: © psdesign1 - Fotolia.com

Der BVMW ist die Stimme des Mittelstands. Wie wollen Sie dieser Stimme in der Politik auf nationaler und europäischer Ebene noch mehr Gehör verschaffen? Der Mittelstand muss gegenüber der Politik mit einer Stimme sprechen. Es ist deshalb sehr gut, dass sich zahlreiche Verbände unter dem Dach des BVMW zur Mittelstandsallianz zusammengeschlossen haben. In Brüssel arbeitet der europäische Mittelstand im Dachverband European Entrepreneurs zusammen, da wurde ich gerade in den Vorstand berufen. Mein Ziel ist es, Kommission, Rat und Europaparlament für die Bedeutung des Mittelstands für Wachstum und Beschäftigung zu sensibilisieren. Das ist

eine echte Herausforderung. Aktuell kommt es darauf an, dass der Mittelstand bei der Juncker-Initiative für mehr Investitionen stärker berücksichtigt wird. Auf welchen Politikfeldern werden Sie Schwerpunkte setzen und das Profil unseres Verbandes schärfen? Der BVMW muss auf allen Politikfeldern powern und punkten. Ob das die Steuerpolitik ist, ich denke da vor allem an Erbschaftsteuer, Kalte Progression und Soli, ob bei der Mittelstandsfinanzierung, in der Digitalisierung, bei TTIP oder bei den Zukunftsthemen Bildung und Innovation, unser Verband, allen voran Präsident Mario Ohoven, kämpft auf allen politischen Ebenen für seine Mitgliedsunternehmen, für den Mittelstand insgesamt. Und kann auf seine bisherige Erfolgsbilanz sehr stolz sein. Wir dürfen uns damit aber nicht zufriedengeben und schon gar nicht in unserem Engagement für den Mittelstand nachlassen. Die Politik legt den Unternehmern ja ständig neue Steine in den Weg – aktuelles Stichwort Mindestlohn. Es hängt von den Rahmenbedingungen ab, ob der Wachstums- und Jobmotor Mittelstand auch in Zukunft rundläuft. Hier müssen wir der Politik, wenn es notwendig ist, Paroli bieten, andererseits immer wieder die Hand zur Zusammenarbeit reichen. Kurz gesagt: Wir müssen unseren klaren Kurs halten, in Berlin und in Brüssel.  Das Interview führte Eberhard Vogt.

Prof. Dr. Wolfgang Reinhart.

Prof. Dr. Wolfgang Reinhart (CDU) gehört seit 1992 dem Landtag von Baden-Württemberg an. Nach seiner Zeit als Staatssekretär im Stuttgarter Finanzministerium war Prof. Reinhart von 2005 bis 2011 Minister für Bundes-, Europa- und internationale Angelegenheiten sowie Bevollmächtigter des Landes Baden-Württemberg beim Bund; in dieser Funktion koordinierte er alle 16 Bundesländer im Vermittlungsausschuss in Berlin und war gleichzeitig Koordinator aller unionsgeführten Länder im Bundesrat und damit ein enger Vertrauter von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. Als Wirtschaftsanwalt ist der promovierte Jurist und Honorarprofessor Begründer der Anwaltskanzlei Reinhart Kober Großkinsky.

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Blick in die Baumschule von Priorau.

Vom Pfarracker zum Vorzeigebetrieb

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Als erster Gartenbaubetrieb in Sachsen-Anhalt erhielt das Familienunternehmen ein Zertifikat, das die Aufzucht gebietseigener Gehölze bestätigt. Ein Zufall hatte das Ehepaar Voigt aus den alten Bundesländern ins anhaltische Dörfchen Priorau in der Nähe von Dessau verschlagen. Kurz nach der politischen Wende in der DDR besuch-

ten sie die Region. Bei einem Autostopp an einer Wiese, die ihnen als Baumschule geeignet schien, kam der Gedanke an die eigene Selbstständigkeit auf. Noch bevor das Ehepaar Zukunftspläne schmieden konnte, hielt ein Trabbi. Fahrer war der Pfarrer des Ortes, mit dem sie schnell ins Gespräch kamen. Das Stück Land entpuppte sich als Eigentum der Kirche, das zur Pacht zur Verfügung stand. Günstige Rahmenbedingungen machten die Entscheidung möglich, und das Ehepaar wagte 1991 den Aufbau eines eigenen Betriebs. Anfangs war es jedoch eine mühsame Zeit. Die beiden Gärtnermeister pendelten ständig zwi-

Fotos: Klaus-Peter Voigt

„Eigentlich sind wir eine grüne Familie“, versichert Birgit Kleinwort-Voigt mit einem gewinnenden Lachen. Ohne Natur und Pflanzen könne sie sich den Alltag nicht vorstellen. Ihr und ihrem Mann Claus-Dieter Voigt wurde das Gärtnern von den Eltern gewissermaßen schon in die Wiege gelegt.


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Birgit Kleinwort-Voigt unterwegs in der familieneigenen Baumschule.

Claus-Dieter Voigt bei der Pflege von Pflanzen.

schen ihrer damaligen Heimat und Sachsen-Anhalt hin und her, kümmerten sich anfangs vor allem an den Wochenenden um die neue Existenz. Da eine Baumschule viel Zeit verlangt, bis das erste Geld verdient werden kann, startete das Unternehmen im Nebenerwerb. In vielen Etappen entstanden eine erste Baumschulhalle, Bürogebäude und eine Wohnung. Inzwischen sind Voigts im 300-Seelen-Ort heimisch, betreiben nicht nur ihre Baumschule, sondern seit gut fünf Jahren auch einen Pflanzenhandel. Das zusätzliche Angebot sei notwendig, weil vor allem Privatkunden – sie sorgen für ein Drittel des Umsatzes – zwar zunehmend im Fachbetrieb einkaufen, dort aber dann das volle Sortiment erwarten. Veranstaltungen wie ein Obstfest, der Weihnachtsbaumverkauf oder das Heideblütenfest, helfen, den Betrieb bekannt zu machen und Kleingärtner anzulocken. Bäume und Sträucher werden fast ausschließlich selbst gezogen oder in der Baumschule veredelt.

Als erster Gartenbaubetrieb in Sachsen-Anhalt erhielt das Familienunternehmen vom Bund deutscher Baumschulen ein Zertifikat, das die Aufzucht gebietseigener Gehölze bestätigt. „Das ist für uns ein wichtiger Aspekt, wollen wir doch solche Gewächse erhalten und wieder bekannt machen“, sagen die beiden Gärtner einstimmig. Außerdem sei dieses Sortiment wichtig, um zum Beispiel auch die Wünsche von Kommunen erfüllen zu können, die in der freien Natur nur noch gebietseigene Gehölze auspflanzen dürfen. Inzwischen umfasst der Betrieb rund 40 Hektar, fünfzehn Mitarbeiter sind angestellt. Zwei Lehrlinge erlernen die Grundlagen der Gärtnerei. „Nicht jeden der jungen Leute können wir übernehmen, trotzdem halten wir es für wichtig, für Nachwuchs zu sorgen. Unsere einstigen Lehrlinge haben sich super entwickelt, und mancher hat es nach einem Studium bis zum Landschaftsarchitekten gebracht“, berichtet Birgit Kleinwort-Voigt mit Stolz in der Stimme. 

Klaus-Peter Voigt BVMW-Pressesprecher Sachsen-Anhalt

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Dual durchstarten! Immer weniger Schulabgänger beginnen eine duale Ausbildung, das ist schlecht für den Mittelstand. Die Kölner Firma Einstieg hilft, den Mittelstand bei den Jugendlichen wieder mehr in den Fokus zu rücken.

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„Unsere zentrale Botschaft an die Schülerinnen und Schüler ist, dass sie im Mittelstand richtig durch­ starten können.“

Einstieg GmbH bietet Jugendlichen auf Fachmessen Informationen aus erster Hand.

Tilman Strobel, Geschäftsführer der 1997 in Köln gegründeten Einstieg GmbH, hat sich den Kampf gegen den Fachkräftemangel auf seine unternehmerischen Fahnen geschrieben. Strobel, selbst seit Jahren BVMW-Mitglied, weiß, wo der Schuh drückt, wenn der Mittelstand um Nachwuchs ringt: „Immer mehr junge Menschen wollen heute nach der Schule studieren. Wir wissen aus Umfragen auf unseren Messen, dass die klassische duale Ausbildung für viele Abiturienten einfach nicht mehr attraktiv genug ist. Und wenn doch, dann bewerben sie sich erst mal bei den großen Unternehmen mit bekannten Namen. Der Mittelstand hat dann das Nachsehen, obwohl er mit seinen flachen Hierarchien häufig bessere Karrierechancen bietet.“

Thomas Kolbe BVMW-Pressesprecher Nordrhein-Westfalen

Es gibt viele Argumente, mit denen Mittelständler auf Events der Einstieg GmbH trumpfen können. Seit 2001 organisiert Strobel mit seinem Team Jahr für Jahr neun Berufswahlmessen an zen­ tralen Standorten in ganz Deutschland. „Unternehmen aus den verschiedensten Branchen stellen bei uns aus und lernen so ihren potenziellen Nachwuchs kennen“, sagt Strobel, der auf jährlich etwa 140.000 jugendliche Messebesucherinnen und -besucher verweisen kann. Über die Messen

Tilman Strobel

hinaus bietet Einstieg seinen Kunden aber auch individuelle Beratung. „Wir helfen Unternehmen beispielsweise, ihr Arbeitgeber-Image zu verbessern, und bahnen auf Wunsch langfristige Kooperationen mit Schulen in ihrer Region an.“ Gerade für Mittelständler, die sich bei der Suche nach Auszubildenden oft schwer tun, sind die Einstieg-Produkte und -Dienstleistungen interessant. Tilman Strobel: „Unsere zentrale Botschaft an die Schülerinnen und Schüler ist, dass sie im Mittelstand richtig durchstarten können, weil sie dort schnell Verantwortung übertragen bekommen. Den Unternehmen sagen wir: Macht die Jugendlichen neugierig und zeigt ihnen auf den Messen, was ihr Spannendes zu bieten habt.“ 

Einstieg GmbH Gründung: 1997 Umsatz: 5 Mio. EUR Mitarbeiter: 50 Branche: Personaldienstleister Firmensitz: Köln Geschäftsführung: Tilman Strobel, Christian Langkafel www.einstieg.com


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Der BVMW trauert um Dr. Hans Kremendahl

Klar und überzeugend: Dr. Hans Kremendahl (3. v. re.) prägte die Arbeit im Politischen Beirat des BVMW.

Mit Bestürzung und tiefer Trauer hat der BVMW den Tod von Dr. Hans Kremendahl, Staatssekretär und Oberbürgermeister a. D., aufgenommen. Der erfahrene Kommunalpolitiker und profilierte Politikwissenschaftler ist am 10. Februar 2015 überraschend in seiner Heimatstadt Wuppertal verstorben. Dr. Hans Kremendahl

Dem BVMW war Dr. habil. Hans Kremendahl auf das Engste verbunden. Als Gründungsmitglied des Politischen Beirats wirkte der leidenschaftliche Sozialdemokrat vom ersten Tag an gestaltend mit. Engagiert brachte er seine ganze Erfahrung als ehemaliger Oberbürgermeister von Wuppertal und langjähriger Staatssekretär im Berliner Senat insbesonde-

re bei der Erarbeitung der Kommunalpolitischen Leitlinien des Verbandes ein. BVMW-Präsident Mario Ohoven würdigte ihn als kompetenten und zugleich einfühlsamen Berater. „Hans Kremendahl war ein wunderbarer Mensch und eine großartige Persönlichkeit. Für ihn waren soziale Gerechtigkeit und politische Verantwortung keine Floskeln, er lebte diese Werte. Ich habe einen verlässlichen Freund und klugen Ratgeber verloren.“ Dr. Hans Kremendahl hat sich um den BVMW, um den deutschen Mittelstand verdient gemacht. Wir werden ihn in dankbarer, respektvoller Erinnerung behalten.“ 

Impressum Der Mittelstand. Unternehmermagazin des BVMW Herausgeber BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e. V. Präsident Mario Ohoven Mosse Palais, Leipziger Platz 15 10117 Berlin www.bvmw.de Dieser Ausgabe liegen die Broschüren „Der Bundeswirtschaftssenat im Dialog“ mit Frank Bornemann und Horst Wagner bei. Titelbild: Christian Kruppa

Redaktion Tel.: 030 / 53 32 06-16 Fax: 030 / 53 32 06-50 mittelstand@bvmw.de Judith Blask Rotger H. Kindermann (Korrespondent) Juliane Meißner Chiara Ohoven (Art Director) Friederike Pfann Eberhard Vogt (Chefredakteur) Verlag mattheis. werbeagentur gmbh Kastanienallee 4 10435 Berlin Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 info@mattheis-berlin.de www.mattheis-berlin.de

Layout und Gestaltung, Mediadaten, Vermarktung v. Anzeigen & Beilagen mattheis. werbeagentur gmbh Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 bvmw-anzeigen@mattheis-berlin.de Rechnungsstelle BVMW Servicegesellschaft mbH Mosse Palais, Leipziger Platz 15 10117 Berlin Tel.: 030 / 53 32 06-26 Fax: 030 / 53 32 06-50 theresa.collberg@bvmw.de Druckerei Möller Druck und Verlag GmbH Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde

Das Magazin „Der Mittelstand.” ist das offizielle Organ des BVMW. Mitglieder des Verbandes erhalten das Magazin im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sowie Selbstdarstellungen von Unternehmen müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Nachdruck und Verbreitung mit Angabe der Quelle gestattet.

Druckauflage: 30.000 1/2015

Foto: Jörg Carstensen

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