DER MITTELSTAND Ausgabe 4-2014

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Mittelstand.

DER

04 / 2014 | August 2014 | 4,90 Euro

Das Unternehmermagazin

Themenschwerpunkt: Mittelstand und Mobilit채t

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Mobilit채t im Umbruch F체r eine starke Infrastruktur Alexander Dobrindt

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Der Mittelstand. | 4 | 2014

M

Kaum ein Industrieland investiert so wenig in seine Infrastruktur. So gibt die Schweiz dafür 1,5 Prozent des BIP aus, Frankreich 0,9 Prozent, Deutschland dagegen nur 0,6 Prozent. Das Ergeb­ nis ist ein riesiger Investitionsstau. Laut Institut der deutschen Wirtschaft (IW) müssten in den nächsten zehn Jahren 120 Milliarden Euro in die Infrastruktur gesteckt werden. Je ein Drittel in Fernstraßen und Brücken, in den Ausbau der Stromnetze im Zuge der Energiewende sowie in die Modernisierung der IT-Netze. Sorgenkinder sind vor allem die Straßen und Brücken. Deutschlands Fernstraßennetz ist zu großen Teilen in den 1970-er Jahren entstanden. Über 40 Prozent der Bundesstraßen und 20 Prozent der Autobahnen befinden sich in schlechtem oder sehr schlechtem Zustand. In vielen Kommunen werden nicht einmal mehr die Schlaglöcher geflickt. Die Mehrzahl der 39.000 Straßenbrücken ist älter als 40 Jahre, jede sechste marode. Nicht viel besser sieht es auf der Schiene aus. Der Altersdurchschnitt der bundeseigenen Gleise liegt bei über 20 Jahren, Brücken sind im Schnitt sogar älter als 50 Jahre. Und gut ein Drittel der rund 25.000 Eisenbahnbrücken hat über 100 Jahre auf dem Buckel, stammt also aus Kaisers Zeiten. Dabei werden die Verkehrsströme in Zukunft noch wachsen. Der Autoverkehr wird bis 2030 um voraussichtlich zehn Prozent zulegen, der Lkw-Verkehr dürfte um 38 Prozent zunehmen.

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Mario Ohoven

In Infrastruktur investieren!

obilität setzt eine gut ausgebaute Infrastruktur voraus. Dazu gehören zunächst die klassischen Verkehrswege, im digitalen Zeitalter kommen die Datenautobahnen hinzu. Während das Breitbandnetz bei uns zügig ausgebaut wird, stocken die Investitionen in das Straßen- und Schienennetz. Schlimmer noch: Deutschland zehrt seit langem von der Substanz.

EDITORIAL

Präsident Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) und Europäischer Mittelstandsdachverband (CEA-PME), Herausgeber „Der Mittelstand“

Die Bahn rechnet in diesem Zeitraum mit einer Steigerung des Schienenverkehrs um 17 Prozent. Gleichzeitig stecken immer mehr Verkehrs­ teilnehmer im Stau. Mit 830.000 Kilometern wurde 2013 ein neuer Stau-Rekord erreicht. Inzwischen sehen 64 Prozent der deutschen Unternehmen ihre Geschäftstätigkeit durch Mängel im Straßenverkehrsnetz beein­ trächtigt. Höchste Zeit also, die Weichen für eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur zu stellen. Die Bundesregierung hat dies erkannt und will verstärkt in Straße und Schiene investieren. Mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein dürfte dabei kaum herauskommen. So soll bis 2017 eine Milliarde Euro in Brückensanierungen fließen. Erforderlich wäre mehr als das Sechsfache – und zwar jährlich. Ursache des Investitionsstaus ist die eigenwillige Mobilität der Haushaltspolitiker. Denn die Unter­ finanzierung sei „nicht auf ein gesamtstaatliches Einnahmeproblem zurückzuführen“, betont das IW. So nimmt der Bund aus Mineralölsteuer, Kfz-Steuer und Lkw-Maut seit 2006 jährlich gut 45 Milliarden Euro ein, investiert aber nur einen Bruchteil in den Straßenverkehr. Stattdessen werden die Milliarden für andere Zwecke „umgeleitet“.

Der Mittelstand. Ausgabe 4/2014

Mobilität im Umbruch Themenschwerpunkt: Mittelstand und Mobilität

Damit muss endlich Schluss sein. Deutschland hat zulange sein Straßen- und Schienennetz auf Verschleiß gefahren. Schon heute ist unsere Verkehrsinfrastruktur vielerorts von einem Standortvorteil zu einem Standortproblem geworden. Sie darf für unser Land nicht zu einem Standortnachteil werden.

Ihr

Mario Ohoven

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INHALT

Der Mittelstand. | 4 | 2014

POLITIK 06 Deutschland-News 08 Für eine starke Verkehrsinfrastruktur 10 Mittelstand braucht steuerliche Entlastung 12 Steuerreform(en) jetzt! 14 Wenn der Schiedsrichter mitspielt 15 Wege zur Entlastung 16 Demografischer Wandel 18 Europa-News 20 Bessere Finanzierung für Mittelständler 21 Junckers Jacke 21 EU-weit günstiger telefonieren

22 Spitzengespräche in Südamerika 24 Korea im kleinsten Kreise 24 Spaniens starke Seite 25 TTIP – Segen oder Fluch? 26 Deutsch-russische Rohstoffpartnerschaft

KOLUMNE

28 Digitale Freunde kann niemand trennen – oder doch?

ANGEZÄHLT 29 Mobilität in Zahlen

IBWF 30 Nachhaltigkeit im öffentlichen Nahverkehr 32 Flexible Firmenwagen 34 Syndikusanwälte verunsichert

UNTERNEHMERSERVICE 36 News 38 Mittelständler machen mobil

14 Wenn der Schiedsrichter mitspielt

16 Demografischer Wandel

40 Smarte Technologien im Mittelstand


Der Mittelstand. | 4 | 2014

42 Lautlos über Stadt und Land 44 Mit Boardcomputern sicher durch den Verkehr 46 Steuern sparen mit Dienstwagen und Dienstfahrrad 48 Verkehrsentlastung 50 Sixt – Ideen für die Mobilität von morgen

38 Mittelständler machen mobil

52 Interne Ermittlungen im Betrieb 54 Keine Energiewende ohne eMobilität

68 Buchtipps

55 Brückenschlag zum Kunden

70 Reisetipp: Erfurt lädt ein

56 Mobile Zielgruppen

BVMW

58 Finanzkolumne

72 News

59 Kleine Helfer

74 Per Mausklick zum Wunschkuchen

60 Keine Mobilität ohne Breitband 61 Dienstwagennutzung richtig regeln 62 BVMW-Veranstaltungskalender

KULTUR

76 Sterne-Reisen um die ganze Welt 78 Weltneuheit aus Eisenhüttenstadt 80 Wenn die Mutter mit der Tochter 82 Nach dem EEG ist vor dem EEG

64 Die andere Heimat

83 Konzepte gegen Fachkräftemangel

66 DVD-Tipp

84 Europas Houston liegt in Hessen

66 Maître Rôtisseur mit Liebe zu regionalen Produkten

86 Betriebspraktikant Cem Özdemir bei BVMW-Mitglied

30 Nachhaltigkeit im öffentlichen Nahverkehr

78 Weltneuheit aus Eisenhüttenstadt

INHALT

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POLITIK

Der Mittelstand. | 4 | 2014

Deutschland-News Maut wird Infrastrukturabgabe Das Konzept zur PKW-Maut für Ausländer wurde von Verkehrsminister Dobrindt unlängst in Berlin vorgestellt. Die Maut wird ausgedehnt von Autobahnen auf alle Bundes-, Landes- und Kommunalstraßen. Statt „Ausländermaut“ heißt sie jetzt „Infrastrukturabgabe“ und soll für alle gelten, In- wie Ausländer. Nur soll die Abgabe der Deutschen inZukunft mit der Kfz-Steuer verrechnet werden. Die Frage bleibt, ob das Konzept mit EU-Recht, vor allem dem Verbot der Diskriminierung, vereinbar ist. Einige Nachbarstaaten Deutschlands haben bereits mit Klagen gedroht.

Zahl der Selbstständigen bisher unterschätzt Im Jahr 2007 übten 6,8 Millionen Personen eine selbstständige Tätigkeit aus, das sind zwei Millionen mehr als bisher angenommen. Das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn hat statt des Mikrozensus die amtlichen Einkommensteuerdaten des Statistischen Bundesamtes aus dem „Taxpayer-Panel“ ausgewertet, in dem auch die rund 35.000 Selbstständigen mit ständigem Wohnsitz im Ausland auftauchen. Obwohl diese Methode einen differenzierteren Blick ermöglicht, ist die zeitliche Verzögerung ein Nachteil, denn Selbstständige können ihre Steuererklärung mit bis zu drei Jahren Verzögerung einreichen. Die vollständige Studie des IfM über die Eignung dieser Erhebungsmethode kann online abgerufen werden. Studie: www.ifm-bonn.org

Westerwelle Foundation nimmt Arbeit auf

Außenminister a. D. Dr. Guido Westerwelle, DIHK-Chef Dr. Eric Schweitzer und Mario Ohoven.

Schon als Außenminister trat Dr. Guido Westerwelle für die europäischen Werte Freiheit, Toleranz und Demokratie ein, die er künftig mit einer eigenen Stiftung in die Welt tragen will. Großer Andrang herrschte im Stiftungssaal der Westerwelle Foun­ dation, als Guido Westerwelle vor die Spitzenvertreter der Wirtschaft trat, unter ihnen BVMW-Präsident Mario Ohoven. Seine Stiftung, so Westerwelle, diene dem Ziel, die Kraft mittelständischen Unternehmertums dort nutzbar zu machen, wo die ökonomische Basis fehlt. Das diplomatische Netzwerk aus seiner Zeit als Außen­minister wird hilfreich sein bei der Verknüpfung mit Außenhandelskammern und Verbänden, die sich beim Aufbau neuer Unternehmen und Geschäftsbeziehungen einbringen. www.westerwelle-foundation.com Foto: Philipp Wehrend, www.philippwehrend.de

Mehr Renten­anträge als erwartet Die neue abschlagsfreie Rente mit 63 Jahren wird stärker angenommen als von der Bundesregierung erwartet. Schon 50.000 Anträge gab es nach nur einer Woche. Die Prognose der Regierung geht von 240.000 Anträgen in den nächsten 12 Monaten aus, 60.000 mehr durch die neue Rente. Kritik gibt es, weil befürchtet wird, dass eine Frühverrentung den akuten Fachkräftemangel noch verstärkt. Zudem wird geprüft, ob die Ausnahmen des Pakets, betreffend die letzten zwei Jahre vor der Verrentung, möglicherweise verfassungswidrig sind.

Foto oben links: © beermedia.de, Foto unten rechts: © Janina Dierks

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POLITIK

Studie: Korruption in deutschen Unternehmen Laut der „Global Fraud Survey“, einer Studie der Unternehmens­ beratung EY (früher Ernst & Young), war jedes vierte Unterneh­ men in Deutschland in jüngster Zeit von Wirtschaftskriminalität betroffen, zwölf Prozent waren es weltweit. Während Schmiergelder in Deutschland ein Tabu darstellen, gelten Einladungen an Geschäftspartner als unproblematisch. Üblich ist es auch, Verträge vor- oder zurückzudatieren oder wohltätige Spenden als Dank für einen Auftrag zu entrichten. Befragt wurden weltweit mehr als 2700 Manager in 59 Ländern, 50 davon in Deutschland. Studie: bit.ly/1mTYrQa

Foto oben rechts: © olly, Foto unten links: © Rido

Fracking-Verbot Gasförderung mit der Fracking-Technologie, bei der Gestein mit hydraulischem Druck und einem Chemikalien-Sand-Wasser-Gemisch aufgebrochen wird, ist in Deutschland umstritten. Die Minister Gabriel und Hendricks haben daher ein Gesetz verabschiedet, demzufolge Fracking oberhalb von 3000 Metern nur im Ausnahmefall zu Probe- und Forschungszwecken möglich sein soll, zum Schutz der Gesundheit und des Trinkwassers. Das Gesetz gilt zunächst bis 2021. Kritik an den Ausnahmen gibt es von Seiten der Grünen. EU-Kommissar Günther Oettinger sieht zudem keine Notwendigkeit für die Methode in Europa, da sie die Zahl der Gasimporte nur geringfügig verringern und langfristig maximal ein Zehntel des deutschen Bedarfs decken würde.

Gesellschaftliche Verantwortung in Unternehmen Insgesamt drei Viertel aller deutschen Unternehmen befürworten Gesellschaftliche Verantwortung. Doch nur 39 Prozent setzen entsprechende Maßnahmen in ihren Geschäftsprozessen und Wertschöpfungsketten um. Dabei geht es ihnen hauptsächlich um ökologische Entlastung, Pflege von Arbeitskraft-Ressourcen, Mitarbeiterzufriedenheit und Arbeitgeberattraktivität. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zum Thema Corporate Social Responsibility (CSR). Verbesserungen sind also möglich. Unter dem Titel „Zukunft.Mittelstand – Potenziale nutzen, Risiken minimieren“ hat der BVMW in Kooperation mit dem TÜV Rheinland in diesem Jahr eine Roadshow zum Thema nachhaltige Unternehmensführung durchgeführt, die Aspekte des CSR aufgegriffen und im Mittelstand verbreitet hat. Studie der Bertelsmann-Stiftung: bit.ly/1kviYqb BVMW-Projekt: zukunft-mittelstand.bvmw.de

Politischer Beirat Das Präsidium des BVMW hat den früheren OB von Leipzig, Bundesverkehrsminister a. D. Wolfgang Tiefensee, MdB, in den Politischen Beirat des Verbandes berufen. Der wirtschafts- und energiepolitische Sprecher der SPD-Fraktion verstärkt neben Thomas Strobl, MdB, stellvertretender Bundesvorsitzender der Union und Landesvorsitzender der CDU BadenWürttemberg, dieses Spitzengremium.

Deutsche beruflich wenig mobil Laut einer Forsa-Studie im Auftrag von Xing, dem beruflichen Online-Netzwerk, zur beruflichen Mobilität sind die Deutschen doch nicht so mobil und flexibel, wie es heutige Berufsanforderungen vermuten lassen. Ein Wohnortwechsel aufgrund eines neuen Jobs kommt für 48 Prozent gar nicht infrage, für 24 Prozent nur innerhalb der eigenen Region (200 km) und für acht Prozent deutschlandweit. Fast genauso sieht es mit der Heimatverbundenheit der jungen Generation aus. Unterschiede gibt es jedoch bei Fachkräften. Fast 50 Prozent derjenigen ohne Führungsverantwortung (im Gegensatz zu 37 Prozent mit Führungsverantwortung) würden gern an ihrem Heimatort bleiben, und nur 5 Prozent (gegenüber 11 Prozent) könnten sich vor­ stellen, in ein anderes Land zu ziehen. Rund 40 Prozent aller Befragten haben keinen einzigen beruflichen Kontakt im Ausland. Befragt wurden bundesweit 1001 Selbstständige, Arbeitnehmer, Freiberufler und Beamte. Studie: bit.ly/U9Juyb

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POLITIK

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Für eine starke Verkehrsinfrastruktur Mit dem „Fünf-Punkte-Plan Investitionshochlauf“ will die Bundesregierung Mobilität und Wachstum fördern

Mobilitätsinfrastruktur ist wichtiger Wohlstandstreiber In allen internationalen Vergleichsstudien rangiert unsere Verkehrsinfrastruktur auf obersten Plätzen. Die guten Noten dürfen aber nicht über

Defizite hinwegtäuschen. So hat es unser Land über viele Jahre versäumt, zukunftsgerecht in unsere Infrastruktur zu investieren. Zentrale Ursache hierfür war nicht zuletzt der Irrglaube, man könne Wachstum und Wohlstand von Verkehrszuwächsen entkoppeln. Diese Entkopplungstheorie hat sich als rundweg falsch erwiesen! Das Gegenteil ist richtig. Wachstum, Wohlstand und ein hoher Grad an Mobilität stehen in einem unauflösbaren Zusammenhang. Mehr noch: Unsere Mobilitätsinfrastruktur ist ein wichtiger Wohlstandstreiber. Wer versuchen würde, Wachstum und Mobilität zu entkoppeln, der würde uns lediglich vom Wohlstand abkoppeln. Ob Deutschland Innovationsland oder Stagnationsland sein wird, wird sich vor allem an unserer Bereitschaft zu Infrastrukturinvestitionen entscheiden. Mit dem gerade verabschiedeten Bundeshaushalt 2014 bekennen wir uns zu deutlich höheren Infrastrukturinvestitionen und gestalten den Einstieg in einen nachhaltigen „Fünf-Punkte-Plan Investitionshochlauf“: Mit den beschlossenen fünf Zusatzmilliarden steigt das Investitionsniveau in unsere Verkehrs­ infrastruktur von 10,5 Milliarden Euro in 2014 auf rund zwölf Milliarden Euro im Jahre 2017. Diese Zielmarke darf für die Zukunft nicht Limit, sondern muss Basis weiterer Anstrengungen sein. Zur Stärkung der Infrastruktur verbreitern wir zudem ihre Finanzierungsbasis durch sukzessive Ausweitung der Nutzerfinanzierung: Zum 1. Juli nächsten Jahres erfolgt die Verbreiterung der Lkw-Maut auf weitere 1.000 Kilometer autobahnähnlicher Bundesstraßen die Vertiefung der Lkw-Maut auf Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen folgt zum 1. Oktober 2015 die Pkw-Maut in Form der jüngst vorgestellten Infrastrukturabgabe wird ab 1. Januar 2016 starten und die Lkw-Maut auf allen Bundesstraßen kommt ab Mitte 2018.

Foto unten links: © thomaslerchphoto

Alexander Dobrindt, MdB Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur

Wohlstandssicherung erfordert ein Höchstmaß an Mobilität. Auf der Straße wächst der Güterverkehr bis 2030 um 40 Prozent, auf der Schiene um 43 Prozent. Auch der Personenverkehr steigt um 13 Prozent! Diese Daten der aktuellen Verkehrsprognose verdeutlichen vor allem zweierlei: Wachsende Verkehrsströme stehen für die anhaltend hohe Dynamik und den Erfolg unserer Volkswirtschaft. Zugleich stellen sie unsere Infrastruktur vor enorme Belastungen. Um diese bewältigen zu können, brauchen wir einen gewaltigen Modernisierungsschub!


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Wachstum, Wohlstand und ein hoher Grad an Mobilität stehen in einem unauf lösbaren Zusammenhang.

Die damit verbundenen Einnahmen kommen aus der Straße und müssen im Sinne der Kreislauffinanzierung auch wieder in die Straße zurückfließen. Es muss also eine klare Zweckbindung geben.

Wir werden darüber hinaus weiter offen sein für alternative Finanzierungsformen unter Einbeziehung von Privatkapital. Bei der Weiterentwicklung Öffentlich Privater Partnerschaften (ÖPP) wird das Postulat der Wirtschaftlichkeit ebenso im Vordergrund stehen wie die Bemühungen, diese Modelle mittelstandsfreundlicher auszugestalten. Natürlich sind kritische Hinweise wie die des Bundesrechnungshofes sehr ernst zu nehmen. Die Beurteilung von ÖPP-Projekten sollte jedoch nicht nur die Kosten der jeweiligen Bauphase, sondern den Mehrwert dieser Beschaffungsvariante über den kompletten Lebenszyklus in den Blick nehmen. Gegen manche Kritik sage ich in aller Offenheit: Die Alternative zu ÖPP-Projekten heißt oftmals Stau. Und Stau ist die schlechteste wirtschaftliche und volkswirtschaftliche Variante. Vierter Punkt ist eine klare Prioritätensetzung. Investitionen müssen sich an der verkehrlichen Gesamtwirkung und dem volkswirtschaftlichen Nutzen orientieren. Hieran muss sich künftig jedes Aus- und Neubauprojekt messen lassen. Es geht um Engpässe, es geht um Knotenpunkte, und es geht darum, das bestehende Netz zu stärken. Für die

Fünfter Punkt unseres Investitionshochlaufs: Wir wissen um den Wert der Infrastruktur. Wir dürfen sie nicht weiter auf Verschleiß fahren. Deshalb muss es heißen: Substanzerhalt und Modernisierung vor Neu- und Ausbau. Einen besonderen Schwerpunkt setzen wir bei unseren Brücken, den sensibelsten Stellen unserer Verkehrswege. Viele von ihnen sind Belastungen ausgesetzt, auf die sie bei ihrem Bau nur bedingt ausgerichtet waren. Wir haben deshalb ein „Sonderprogramm Brückenmodernisierung“ geschnürt, mit einem Volumen von gut einer Milliarde Euro in den Jahren 2015 bis 2017.

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Quelle: Bundesregierung / Kugler, Foto: © Kumbabali

Offen für Privatkapital

deutsche Wirtschaft sind zum Beispiel leistungsfähige Seehäfen-Anbindungen von existentieller Bedeutung. Um vor allem zusätzliche Schienenkapazitäten für den Güterverkehr zu und von den Häfen zu schaffen, werden wir ein „Seehafen-Hinterland-Anbindungsprogramm II“ mit einem Gesamtvolumen von rund 300 Millionen Euro auflegen. Ziel sind punktuelle und schnell umsetzbare Projekte zur Kapazitätserweiterung.

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Unser „Fünf-5-Punkte-Plan Investitionshochlauf“ verdeutlicht: Wir machen Ernst mit der dringend erforderlichen Infrastrukturoffensive; einer Offensive, die sich an dem Ziel orientiert, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit unseres Landes und seiner primär mittelständisch geprägten Wirtschaft zu stärken. 

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POLITIK

Der Mittelstand. | 4 | 2014

Mittelstand braucht steuerliche Entlastung BVMW präsentiert Abgeordneten des Deutschen Bundestages sein steuerpolitisches Konzept

Steuerpolitische Forderungen Im Mittelpunkt des Parlamentarischen Abends stand das Thema „Steuern und Finanzierung präsident Mario im Mittelstand“. Mittelstands­ Ohoven stellte den Parlamentariern das aktuelle Steuerpolitische Konzept des BVMW vor. Eindringlich wies Ohoven darauf hin, dass Deutschland bei den Abgaben Weltspitze ist. So macht der Anteil von Steuern und Abgaben bei uns circa 50 Prozent aus, in den USA sind es 30 Prozent. Daher forderte er die Abgeordneten auf, endlich einen Fahrplan zur steuer­lichen Entlastung von Bürgern und Betrieben zu entwickeln. Eine Grundlage könne das steuer­politische Konzept des BVMW sein. BVMW-Vorstandsmitglied und Steuerexperte Dr. Jochen Leonhardt, Uda Heller, MdB; Mario Ohoven (v. li.).

Nach dem überaus erfolgreichen Auftakt im Januar hatte der BVMW zum zweiten Mal zu einem Parlamentarischen Abend eingeladen. Die Abgeordneten des Deutschen Bundestags sowie hochkarätige Vertreter aus der Wirtschaft wurden in der politischen Mitte Berlins, im Haus der Commerzbank am Brandenburger Tor, empfangen.

270.000 Unternehmen

vertritt die Mittelstandsallianz unter dem Dach des BVMW

Hausherr Heiner Herkenhoff, Leiter des Verbindungsbüros Berlin und Brüssel der Commerzbank, sowie Michael Woltering, Geschäftsleitung des BVMW, begrüßten die hochrangigen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur. So war nicht nur der Politische Beirat des BVMW mit Staatssekretärin a. D. Dagmar Wöhrl, CSU, dem wirtschafts- und energiepolitischen Sprecher der SPD-Fraktion, Bundesminister a. D. Wolfgang Tiefensee, CDU-Bundesvize Thomas Strobl, Ex-FDPChef Dr. Wolfgang Gerhardt, dem Grünen-Vorsitzenden Cem Özdemir und Oppositionsführer Dr. Gregor Gysi anwesend. Als Vertreterin der Bundesregierung kam Brigitte Zypries, Parlamentarische Staatssekretärin im BMWi, um sich über die Positionen des Mittelstands zu informieren.

Erstmals hatten die Politiker die Möglichkeit, sich mit der Mittelstandsallianz auszutauschen. Sie vereint 31 mittelständisch geprägte Branchenverbände, die sich unter dem Dach des BVMW gemeinsam für eine mittelstandsfreundliche Gesetzgebung einsetzen. In der deutschen Verbändelandschaft ist dieser Zusammenschluss einzigartig. Im Rahmen der Allianz vertritt der BVMW die Interessen von rund 270.000 Unternehmen, die rund neun Millionen Mitarbeiter beschäftigen. Als Mitglied der Mittelstandsallianz verdeutlichte Dr. Viola Bronsema, Geschäftsführerin von BIO Deutschland, an der Biotechnologiebranche, die vor allem Kleinstunternehmen umfasst, wie wichtig steuerliche Forschungsförderung für unseren Wirtschaftsstandort ist. Zu viele Hürden behindern das Wachstum innovationstreibender Branchen in Deutschland. Dass das die Wirtschaftskraft nachhaltig schädigen kann, unterstrich Dr. Oliver Grün, Präsident des Bundesverbandes IT Mittelstand und Vorstandsvorsitzender der GRÜN AG. Deutschland dürfe die zweite digitale Welle mit Big Data nicht auch noch verschlafen. Dem müsse die Innovations- und Steuerpolitik Rechnung tragen. 

Fotos: Christian Lietzmann

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Dr. Oliver Grün, Präsident BITMi e. V.

POLITIK

Erste Reihe: Mario Ohoven, Wolfgang Strobl, MdB; Dr. Gregor Gysi, MdB; Wolfgang Tiefensee, MdB; Dr. Wolfgang Gerhardt; Dr. Viola Bronsema, Geschäftsführerin BIO Deutschland; Oliver Grün, Präsident Bundesverband IT-Mittelstand; Dr. Dieter Dehm, MdB (v. li.).

Der Vortrag von Dr. Grün zum Thema Steuern und Finanzierung hat es in anschaulicher Weise geschafft, die Problematik auf den Punkt zu bringen. Ich höre ja viele Vorträge. Aber dieser war einer der besten in den letzten sechs Monaten.

Thomas Strobl, MdB, stellvertretender Bundesvorsitzender der Union

Beatrice Brenner, BVMW-Verbands­ beautragte Bayerischer Untermain.

Überzeugend: Mario Ohoven.

Dr. Viola Bronsema, Geschäftsführerin BioDeutschland e. V.

Werner Röpert, BVMW-Leiter der Wirtschaftsregion Mecklenburg-Vorpommern; Bernd Rützel, MdB (v. li.).

Mitglieder der Mittelstandsallianz: Markus Kessel, BVBC; Rainer Föllmer, BVBC; Prof. Axel Uhrmacher, BVBC (v. li.).

Peter Schmerler, Geschäftsführer, VOI; Brigitte Zypries, Parl. Staatssekretärin im BMWi; Mario Ohoven; Dr. Oliver Grün, BITMi e. V.; Manuel Höferlin, BITMi e. V. (v. li.).

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POLITIK

Der Mittelstand. | 4 | 2014

Steuerreform(en) jetzt! BVMW bringt steuerpolitische Debatte in Gang

Das deutsche Steuersystem hat hehre Ziele: So soll nicht weniger als gerecht besteuert werden. Sowohl die soziale Umverteilung als auch die Belohnung guter Arbeit und des wirtschaftlichen Erfolgs müssen dabei unter einen Hut gebracht werden. Gleichzeitig soll die Besteuerung und somit die Finanzierung der staatlichen Ausgaben möglichst unbürokratisch und effizient sein. Doch der derzeitige Ist-Zustand ist weit von diesem Ideal entfernt. Der Verwaltungsaufwand ist enorm, so muss ein deutscher Mittelständler pro Jahr 86 Stunden mehr für die Steuererklärung aufwenden, als sein französischer Mitbewerber. Die Abgabenlast, also der Anteil aller Steuern und Abgaben am Gewinn, ist hierzulande in den letzten Jahren für Mittelständler auf 49,4 Prozent gestiegen. In der EU liegt die Gesamtbelastung im Schnitt bei lediglich 43,1 Prozent.

Bierdeckel oder Pragmatismus

Das Positionspapier Steuern und Finanzierung liegt zum Download bereit unter: www.bvmw.de/steuern Matthias Schweiger BVMW

Verbesserungsvorschläge scheitern oft an der emotional aufgeladenen Debatte; man erinnere sich nur an die berühmte Steuererklärung auf dem Bierdeckel. Radikale Reformvorschläge zur Einnahmenseite des Staates haben es immer schwer – und das ganz unabhängig von Konjunktur und Kassenlage. Geld ausgeben fällt nun einmal deutlich leichter als es einzusparen, das gilt auch für Politiker.

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Dabei bietet die laufende Legislaturperiode angesichts hoher Steuereinnahmen und einer übergroßen Regierungsmehrheit ideale Voraussetzungen für steuerpolitische Reformen. Nachdem sich auch die SPD langsam von dem vor der letzten Bundestagswahl eingeschlagenen steuerpolitischen Irrweg verabschiedet, ist eine offene Diskussion über das deutsche Steuersystem nicht nur geboten, sondern schlicht überfällig. Zwar wird der große Reformwurf auch dieser Regierung kaum gelingen, dennoch können punktuelle Entlastungen und Anreizsetzungen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Unternehmen erheblich verbessern. Der Mittelstand braucht pragmatische Lösungen – und keine ideologisch aufgeheizten Debatten. Mit gezielten steuerlichen Anreizen können Investitionen angestoßen werden. Investitionen schaffen Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum, was letztlich wieder zusätzliche Steuereinnahmen in die Staatskasse spült. Der BVMW hat die wichtigsten und wirkungsvollsten steuerpolitischen Reformvorschläge in einem Forderungskatalog zusammengefasst. So würde etwa die Abmilderung der Kalten Progression die Mittelschicht spürbar entlasten. Wenn Gehaltserhöhungen zu realen Einkommensverlusten führen, ist dies unsozial und leistungsfeindlich. Ebenso effektiv und schnell umsetzbar ist die Reform der Gewinnthesaurierung, zu der es bereits einen Prüfauftrag im Koalitionsvertrag gibt. Mit einer solchen Reform würde nicht nur die Eigenkapitalbasis der Unternehmen gestärkt, sondern auch endlich der Benachteiligung von Personen- gegenüber Kapitalgesellschaften ein Ende gesetzt werden. 

Wenn Gehaltserhöhungen zu realen Einkommensverlusten f ühren, ist dies unsozial und leistungsfeindlich.

Foto: © grafikplusfoto

Bund, Länder und Gemeinden werden nach aktueller Schätzung dieses Jahr 640 Milliarden Euro an Steuern einnehmen – so viel wie nie zuvor.


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POLITIK

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POLITIK

Der Mittelstand. | 4 | 2014

Wenn der Schiedsrichter mitspielt Ein Kommentar zum Mindestlohn von Mario Ohoven

Mario Ohoven ist Präsident des BVMW und des Europäischen Mittelstandsverbandes (CEA-PME).

Die Idee der Sozialen Marktwirtschaft, die Deutschland nach dem Krieg den Aufstieg zu einer der führenden Wirtschaftsnationen ermöglicht hat, ist simpel: Märkte sind effizient und in der Wirkung sozial, da sie Wohlstand schaffen. Da, wo das freie Spiel der Kräfte nicht zu den erwünschten Ergebnissen führt, kann der Staat jedoch korrigierend eingreifen. Bei den Löhnen hat er dies zum Beispiel durch ergänzende Leistungen für Geringverdiener mit Erfolg getan: Die Beschäftigung hat Rekordniveau erreicht, den Unternehmen geht es gut, und die Steuereinnahmen sprudeln. Der jetzige Eingriff der Großen Koalition durch die Einführung des Mindestlohnes bricht mit den Lehren der Wirtschaftswunderjahre. Der Staat begnügt sich nicht mehr mit einem Korrigieren der Löhne im Nachhinein. Die Politiker greifen direkt in den Markt ein. Die Höhe des mindestens zu zahlenden Lohns wurde per Gesetz auf 8,50 Euro pro Stunde festgesetzt. Die Löhne werden nicht wie bisher freiwillig durch die Tarifpartner ausgehandelt, die am besten wissen, mit welchem Lohn man im Wettbewerb bestehen

kann. Künftig wird die Erhöhung des Mindestlohnes alle zwei Jahre durch eine Kommission festgelegt, die aus Vertretern der Arbeitgeber und Gewerkschaften besteht. Der Mittelstand bleibt „außen vor“. Bereits heute warnen führende Wissenschaftler vor zum Teil erheblichen Arbeitsplatzverlusten durch den Mindestlohn. Eine Studie des ifo-Institutes sieht bundesweit 900.000 Arbeitsplätze in Gefahr. Besonders Arbeitnehmer in den ostdeutschen Bundesländern und Geringqualifizierte in den alten Bundesländern wird es treffen. Mit dem allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn verabschiedet sich die Politik von der Sozialen Marktwirtschaft. Einen so tiefgreifenden Eingriff trotz massiver Bedenken noch schnell vor der parlamentarischen Sommerpause im Schweinsgalopp zu verabschieden, war unverantwortlich. Der BVMW fordert deshalb ein Moratorium, um zumindest die gravierendsten Nachteile durch Änderungen abzumildern. Der Mindestlohn war erst der Anfang. Der Staat wird künftig noch stärker direkt in Marktprozesse eingreifen. Trotz des Lippenbekenntnisses aller Parteien zur Sozialen Marktwirtschaft, scheint eine wichtige Lehre des Vaters des Wirtschaftswunders, Ludwig Erhard, vergessen: „Ebenso wie beim Fußballspiel der Schiedsrichter nicht mitspielen darf, hat auch der Staat nicht mitzuspielen. Die Zuschauer würden es den Spielpartnern auch außerordentlich übel nehmen, wenn diese vorher ein Abkommen geschlossen und dabei ausgehandelt haben würden, wieviel Tore sie dem einen oder anderen zubilligten. Die Grundlage aller Marktwirtschaft bleibt die Freiheit des Wettbewerbs.“ 

Foto Schiedsrichter: © Dragonlmages - Fotolia.com, Foto Münzen: © eyetronic - Fotolia.com

Mit lediglich fünf Gegenstimmen wurde der allgemeine gesetzliche Mindestlohn im Deutschen Bundestag beschlossen. Ähnlich breite Zustimmung herrscht bei den Parteien aller Couleur zur Sozialen Marktwirtschaft – zumindest, wenn man den Sonntagsreden der Politiker Glauben schenken kann. Tatsächlich wird die Soziale Marktwirtschaft jedoch Stück für Stück ausgehebelt.


Der Mittelstand. | 4 | 2014

POLITIK

Wege zur Entlastung

Foto: Bundesverband Medien und Marketing

Foto: Christian Kruppa

CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt und Mario Ohoven loten Gemeinsamkeiten aus Steigende Steuern und Abgaben, Fachkräfteknappheit und vielerorts eine bröckelnde In­ frastruktur, die Sorgen des Mittelstands sind vielfältig. Diese und weitere Themen hat Mario Ohoven mit der Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe und 1. Stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundes­ tag, Gerda Hasselfeldt, gerade besprochen. In konstruktiver Atmosphäre haben sich beide über Möglichkeiten zur Entlastung des Mittelstands ausgetauscht. Dabei stellte Mario Ohoven die Vorschläge des BVMW an die Politik vor. Neben der kalten Progression, Erbschaftsteuer und Unternehmensbesteuerung lag der Schwerpunkt auf der steuerlichen FuE-Förderung, besseren Rahmenbedingungen für innovative Start-ups und Maßnahmen zur Fachkräftesicherung.  Mittelstand und Politik im Dialog: Mario Ohoven mit der Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe und 1. Stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Gerda Hasselfeldt.

Philipp Behm BVMW

Unternehmer warnen vor Folgen des Mindestlohnes

Prof. Dr. Gerald Lembke Vorsitzender des Bundesverband Medien und Marketing www.bvmm.org

Claus Alboth Geschäftsführer Dorotheenhof Weimar www.dorotheenhof.com Die pauschale Einführung des Mindestlohns ist der falsche Weg. Es wäre besser gewesen, die Berufsgruppen differenziert zu betrachten.

Der Mindestlohn wird den Einstieg junger Menschen in die Unternehmenswelt erschweren. Darüber hinaus wird die Flexibilisierung eingeschränkt, und das volatile Projektgeschäft gefährdet weitere Arbeitsplätze. Der Mindestlohn wird für kleinere Unternehmen, die oftmals Nischen in ihrer Region füllen, nicht leistbar sein.

Für uns im Hotel- und Gaststätten­gewerbe heißt das – bei 40 Angestellten – zusätzliche Lohnkosten in Höhe von 120.000 Euro im Jahr. Es ist ja nicht allein damit getan, den Mindestlohn zu zahlen, denn die Gehälter der Mitarbeiter, die einen Beruf erlernt haben, müssen nun entsprechend aufgestockt werden. Die Preisspirale wird nach oben gehen und letzten Endes alle treffen.

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POLITIK

Der Mittelstand. | 4 | 2014

Demografischer Wandel Herausforderung für den ländlichen Raum

Die Menschen werden immer älter – Gott sei Dank! Dieser demografische Wandel stellt die Politik, ja die Gesellschaft insgesamt aber vor große neue Herausforderungen. Das trifft vor allem auf die ländlichen Regionen zu: Diese haben nicht nur mit den Auswirkungen des längeren Lebens, sondern auch mit dem zunehmenden Wegzug junger Menschen in die Ballungsräume zu tun. Beide Entwicklungen werden zu tiefgreifenden Veränderungen führen.

„„

Starke Ballungsgebiete und starke ländliche Räume ergänzen sich gegenseitig.

Meine Überzeugung heißt: Starke Ballungsgebiete und starke ländliche Räume ergänzen sich gegenseitig, können mit je eigenen Vorzügen aufwarten. Ich bin nicht der Meinung des baden-württembergischen SPD-Landesvorsitzenden und Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid, dass es vernachlässigbar sei, wenn im Schwarzwald einmal ein Tal zuwachse oder es einen Bauern mehr oder weniger gebe. Diese Aussagen bringen eine gewisse Geringschätzung des ländlichen Raums und der Menschen, die dort leben, zum Ausdruck. Ein Blick alleine auf mein Heimatland Baden-Württemberg zeigt die Stärke, die der ländliche Raum hat. Er bietet nicht nur ein attraktives Umfeld mit günstigerem Wohnraum als in den

Ballungs­gebieten, mit Anschluss an die Natur samt dem daraus resul­tierenden Erholungswert, mit vielerorts intakten Sozialstrukturen und einem lebendigen Vereinsleben. Hinzu kommen auch wirtschaftliche Aspekte: Viele mittelständische Unternehmen – oft auch solche, die in ihren Branchen zu den Weltmarktführern gehören – sitzen hier und bieten sichere Arbeitsplätze. Mittelständische Unternehmer, Familienunternehmer zeichnet aus, dass sie nicht nur an den schnellen Gewinn denken, sondern dass sie zu ihrem Heimatstandort, zu ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch dann stehen, wenn die Zeiten einmal schwieriger sind. Deshalb sind starke mittelständische Unternehmen ein Gewinn für die ländlichen Räume und wichtige Voraussetzung für deren Erfolg. Eine Politik, welche die Belange der mittelständischen Wirtschaft, der Handwerks- und Familienbetriebe im Blick hat, ist deshalb auch eine Politik für den ländlichen Raum. Das gilt insbesondere für die Verkehrs­ infrastrukturpolitik. Ich halte überhaupt nichts von vielerorts – nicht nur beim erwähnten SPD-Landesvorsitzenden – spürbaren Tendenzen, den länd­ lichen Raum schlechtzureden und ihn als die schlechtere Alter­ native zu den Ballungsräumen zu sehen. Der ländliche Raum hat allen Grund, auf seine spezifischen Stärken stolz zu sein und sie offensiv zu vertreten. Entscheidend ist, dass er sich weiter­ entwickelt und auf Veränderungen in der Gesellschaft reagiert. Dann lässt sich der oben beschriebene Wandel positiv gestalten. Kurze Beine, kurze Wege! Auf dem Dorf, oder zumindest im Nachbardorf, muss es Schulen geben. Denn wichtige Voraussetzung dafür, dass der ländliche Raum für junge Menschen, junge Familien attraktiv ist, sind exzellente Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder – von der Kleinkindbetreuung bis

Foto oben: © george kuna - Fotolia.com

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POLITIK

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„„ Foto: Deutscher Bundestag / Lichtblick/Achim Melde

Der ländliche Raum hat allen Grund, auf seine spezifischen Stärken stolz zu sein.

zum Schulabschluss. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss selbstverständlich auch im ländlichen Raum möglich sein: Wir stehen zur Wahlfreiheit und trauen den Menschen zu, am besten zu wissen, was für sie und ihre Familie gut ist. Und gerade auch die ländlichen Räume benötigen eine gute Infrastruktur. Verkehrswege sind Lebensadern, für die Menschen wie auch für die Wirtschaft. Zu einer guten Infrastruktur gehören aber schon längst nicht mehr nur Straßen, Schienen, Wasserstraßen. Entscheidend für den Erfolg des ländlichen Raums ist zunehmend auch

die digitale Infrastruktur. Deshalb gilt: Die Breitbandversorgung sichert ein gutes Stück weit die Zukunftsfähigkeit des ländlichen Raums – sowohl mit Blick auf den Erhalt und die Ansiedlung von Unternehmen als auch für die Attraktivität als Wohnort. Der ländliche Raum hat Stärken und kann stark sein. Herausforderungen gilt es anzunehmen und Zukunft zu gestalten. Und dabei setzen wir auch weiterhin auf die ländlichen Räume und ihre wirt schaftliche, soziale und kulturelle Kraft.

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POLITIK

Der Mittelstand. | 4 | 2014

Europa-News EU-Außenpolitik Der neue Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat den Ausbau der gemeinsamen EU-Außen- und Sicherheitspolitik auf seine Wunschliste geschrieben. Auf diesem Gebiet war Europa bisher wenig effektiv. In kaum einer außenpolitischen Krise konnte sich die „Hohe Vertreterin der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik“, so ihr offizieller Titel, Gehör verschaffen. Selbst in der Ukrainekrise war von Catherine Ashton wenig zu hören, das Krisenmanagement lag in den Händen der Außenminister von Frankreich, Polen und Deutschland. Die mageren Ergebnisse stehen in keinem Verhältnis zu den Ausgaben. Die 1.900 EU-Diplomaten in 133 EU-Botschaften kassieren nicht nur ein durchschnittliches Grundgehalt von 7.000 Euro. Ihnen steht eine weitere Zulage von über 8.000 Euro zu, wie ein internes EU-Dokument offenlegt. Jeder dritte EU-Diplomat verfügt über einen Dienstwagen. Allein seit Anfang 2014 wurden 150 neue Karossen angeschafft. Die Europäisierung der Außenpolitik ist bisher auch daran gescheitert, dass kein nationales Außenministerium den eigenen diplomatischen Dienst schrittweise abbaut. www.eeas.europa.eu

EU-Erweiterung Die Einbindung in die Europäische Gemeinschaft hat den „EU-8“ genannten Staaten Estland, Lettland, Litauen, Polen, der Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn geholfen, den wirtschaftlichen Aufholprozess zu beschleunigen. Wie das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) errechnet hat, liegt das Pro-Kopf-Einkommen in den acht Staaten bei 61 Prozent des Niveaus der alten EU (2004: 49%). Die Wachstumsraten sind hoch, vor allem in Tschechien und Polen. Selbst Krisenstaaten wie Ungarn, Bulgarien oder Rumänien sind unter dem Dach der EU halbwegs stabil und kontrollierbar, meint das IW. Die Integration lässt sich Europa auch einiges kosten: 2012 flossen netto rund 18 Milliarden Euro von alten in die neuen Mitgliedsstaaten zur Förderung des Zusammenhalts.

Portal „EU Business in Japan“ Seit kurzem gibt es ein neues Online-Portal des EU-Japan-Zentrums für industrielle Zusammenarbeit. Die Plattform „EU Business in Japan“ soll KMU aus der EU gezielt den Zugang zu japanischen Märk-

ten erleichtern. Vor allem die Branchen Altenpflege, Gesundheitswesen, Erneuerbare Energien, Biotechnologie, Nanotechnologie, IT und Luxusgüter haben dort gute geschäftliche Aussichten. Die

Insolvenzen in Europa

Das Insolvenzgeschehen in Westeuropa stand auch 2013 unter dem Eindruck der schwelenden Wirtschaftskrise. Zu diesem Ergebnis kommt Creditreform e. V. in seiner neuesten Studie. Insgesamt 192.340 Unternehmensinsolvenzen wa-

ren 2013 in den 17 westeuropäischen Ländern (EU-15 Staaten plus Norwegen und Schweiz) zu verzeichnen. Gegenüber dem Stand von 2012 entspricht dies einem leichten Anstieg um 1,1 Prozent. Damit hat sich die Spirale des Insolvenzgeschehens verlangsamt. Noch im Vorjahr stieg die Insolvenzzahl um deutliche 9,2 Prozent. Der Anteil Deutschlands hat sich seit 2007 von 22,3 auf 13,6 Prozent aller Unternehmensinsolvenzen stetig verringert. Aber auch in den ehemaligen Krisenländern geht es nach dem Tal der Tränen wirtschaftlich wieder aufwärts. Sowohl in Irland als auch in Griechenland beruhigte sich das Insolvenzgeschehen merklich. www.creditreform.de

Online-Plattform dient als Praxisratgeber in Bereichen, wie interkulturelle Kommunikation, Marktdaten oder Steuerfragen. Die Nutzung des Portals ist kostenlos. www.eubusinessinjapan.eu

Schulden im Ausland Im Ausland Schulden einzutreiben, ist meist sehr schwierig. Rund eine Million Unternehmen in der Europäischen Union kämpfen mit dem Problem. Das soll sich dank neuer EU-Regeln künftig ändern. Demnach wird es Gläubigern ermöglicht, den geschuldeten Betrag auf einem Schuldnerkonto sperren zu lassen. Damit will man verhindern, dass Schuldner vor Erwirkung und Vollstreckung einer gerichtlichen Entscheidung Geld von ihrem Konto abheben und ihr Vermögen beiseiteschaffen. www.gplaw.de/de/aktuelles

Foto oben: © Frank Boston - Fotolia.com, Foto unten links: © Sergey Nivens - fotolia.com

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Der Mittelstand. | 4 | 2014

POLITIK

Foto oben: © Jan Kranendank - Fotolia.com, Foto unten links: © ijacky - fotolia.com, Foto unten rechts: © LaCatrina - fotolia.com

Oh, mon Dieu! Neue Züge in Frankreich zu breit für Bahnsteige Öffentliche Großaufträge sorgen auch im europäischen Ausland für peinliche Pannen und Planungsfehler. Das jüngste Beispiel liefert die französische Staatsbahn SNCF: Die neu bestellten Züge für den Regionalverkehr sind zu breit für zahlreiche Bahnhöfe. Insgesamt müssen nun 1300 Stationen angepasst werden, etwa 15 Prozent aller Bahnhöfe. Die Arbeiten können laut einem Sprecher des staatlichen Schienenbetriebes ein Abschleifen von Bahnsteigen oder die Verlegung von Elektrokästen umfassen. Er räumte ein, dass das Problem „etwas spät“ erkannt worden sei. Bis Ende 2016 sollen die neuen Regionalzüge im Einsatz sein. Die Umrüstung kostet rund 50 Millionen Euro.

Mutter-Tochter-Gesellschaften Staaten wie Irland, Luxemburg oder die Niederlande haben es bisher internationalen Finanzinvestoren und US-Konzernen erlaubt, wegen ihrer niedrigen Steuersätze Ableger zu gründen, deren einziger Zweck es ist, Unternehmen etwa in Deutschland zu besitzen. Deren Ausschüttungen an Eigentümer sind hierzulande steuerfrei. Die Europäische Union will nun dieses Vorgehen erschweren, wenn in den Holdings keine eigenständige Geschäftstätigkeit zu erkennen ist. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble bezeichnete die geplante Änderung der EU-Richtlinie für Mutter-Tochter-Gesellschaften als ersten Schritt im Kampf gegen Steuervermeidung. Auch fragwürdige Kredite innerhalb von Konzernen will die EU künftig stoppen.

Hintergrund Das Europaparlament ist in den letzten Jahren immer stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Jetzt konnte es sogar dem Europäischen Rat einen Kandidaten für den Kommissionspräsidenten aufzwingen, eine gewaltige Machtverschiebung im EU-Apparat, vor allem aber ein Zugewinn an Demokratie. Das EU-Parlament arbeitet transnational und transparent. Die Abgeordneten gruppieren sich nach Parteizugehörigkeit, nicht nach Nationalität. Dessen ungeachtet werden auch im neuen Straßburger Parlament deutsche Abgeordnete wieder in wichtigen Positionen und Schaltstellen präsent sein.

Sanktionen gegen Frankreich? Nach einer aktuellen Berechnung der EU-Kommission reicht der Kürzungsplan, den die Pariser Regierung vorgelegt hat, nicht, um 2015 die Defizitvorgaben einzuhalten. „Frankreich wird auch im nächsten Jahr die Drei-Prozent-Hürde reißen“, so EU-Kommissar Siim Kallas. Die bisherige Kommission hat bereits zweimal Fristverlängerung gewährt. Verfehlt die Regierung Hollande ein weiteres Mal die Drei-Prozent-Marke, muss sie mit einem EU-Defizitverfahren und Sanktionen rechnen. Die sozialistische Regierung hat zwar einen Sparplan von 50 Milliarden Euro bis 2017 vorgelegt, kämpft aber trotzdem gemeinsam mit Italien für eine flexiblere Auslegung der Euro-Stabilitätskriterien.

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POLITIK

Der Mittelstand. | 4 | 2014

Bessere Finanzierung für Mittelständler Fachtagung „Access to Finance for SME“ der CEA-PME in Brüssel

Prominente Gäste: Comte Jacques de Lalaing, Präsident der Deutsch-Belgischen Gesellschaft; Walter Grupp, Generalsekretär CEA-PME; Mittelstandspräsident Mario Ohoven; Rainer Wieland, MdEP und Vize-Präsident des Europäischen Parlaments, und Ghislain d’Hoop, designierter belgischer Botschafter in Berlin.

Großen Andrang erlebte die Tagung des europäischen Mittelstandsdachverbandes CEA-PME zum Thema „Access to Finance for SME“ bei Finanzierungsexperten, Vertretern von EU-Kommission, Europäischer Investitionsbank (EIB) und Europäischer Zentralbank (EZB), Verbandsvertretern sowie Europäischen Abgeordneten und politischer Prominenz. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie die Finanzierung des Mittelstandes in der Europäischen Union erleichtert werden kann. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) scheitern in ihrer Wachstumsphase oft daran, einen Kredit zu erhalten. Mario Ohoven, Präsident der CEA-PME und des BVMW, mahnte vor einer fatalen Fehlentwicklung, da vor allem in der südlichen Eurozone die Kreditvergabe durch Banken rückläufig sei. Alternative Finanzierungsformen wie Crowdfunding, Private Equity oder Venture Capital stellen in den wenigsten Fällen eine Lösung dar, da sie noch in den Kinderschuhen stecken und von der Politik zu wenig unterstützt werden, wie Ohoven bedauerte. Experten der Europäischen Institutionen berichteten in diesem Zusammenhang über die europäischen Initiativen, die die Finanzierungsmöglichkeiten von KMU erleichtern sollen, wie das Programm für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen COSME. Dass der Mittelstand ganz pragmatisch seine eigenen Ansätze und Ideen verfolgt, ohne auf

die Lösungen der Politik zu warten, zeigten die Beiträge aus den Reihen der CEA-PME. Ullrich Hänchen, Vorstandsmitglied der CEA-PME, präsentierte mit dem InCas-System eine Möglichkeit zur einfacheren Risikobewertung von Unternehmen. Francesca Minelli, die den italienischen Mitgliedsverband CONFAPI vertrat, stellte neue Wege der Mittelstandsanleihen durch Mini-Bonds vor. Abgerundet wurde die Konferenz durch eine hochkarätige Podiumsdiskussion, u.  a. mit dem früheren Präsidenten der slowenischen Zentralbank, France Arhar. In seinem Grußwort betonte der Vizepräsident des Europäischen Parlaments, Rainer Wieland, MdEP, die Bedeutung einer solchen gemeinsamen Konferenz, die den Austausch zwischen Experten, Politikern und Mittelstandsvertretern fördert. Die Unternehmensvertreter kritisierten gegenüber dem Abgeordneten des Europäischen Parlaments, Pablo Zalba Bidegain, MdEP, und dem Vertreter der EIB, Tilmann Kuhfuss, die fehlende Bekanntheit der Finanzinstrumente der EU sowie die unzureichende Bereitschaft der Banken, diese Kredite zur Anwendung zu bringen. Die CEA-PME wird sich als Dachverband von rund zwei Millionen mittelständischen Mitgliedsunternehmen mit mehr als 15 Millionen Beschäftigten weiterhin für die verbesserte Finanzierung von KMU in Europa einsetzen. 

Foto: Stefan Moritz

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Der Mittelstand. | 4 | 2014

POLITIK

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Junckers Jacke Der EU-Gipfel denkt zunächst an sich – und erst danach an Europa Ein Kommentar von Wolfgang Molitor: Man mag Jean-Claude Juncker nicht gerecht werden, wenn man ihn schon jetzt zum Schwarzen Peter Europas erklärt. Man mag naiv scheinen, wenn man das Auswahlverfahren als abstoßendes Hinterzimmer-Gemauschel geißelt. Man kann die starrköpfigen Briten abkanzeln, wenn sie sich partout jeglichem Kompromiss bei der Kür des künftigen EU-Kommissionspräsidenten verweigern, nicht willens, den schönen Schein der Einigkeit zu wahren. Man mag sich über das EU-Parlament wundern, das sich noch immer so mächtig wähnt, einem vorgesetzten Bewerber die kalte Schulter zeigen zu können, um dann feststellen zu müssen, dass man nicht mal stark genug ist, seinen eigenen Parlamentsvorsteher bestimmen zu dürfen. Weil die CDU-Chefin und der SPD-Vorsitzende den Posten zur Verfügungsmasse erklärt hatten, auf dass aus dem Gerangel um den deutschen Kommissarsstuhl kein Koalitionskrach werde.

demonstrativ halbherzig als europäischen Spitzenkandidaten gekürt, um ihn nach der Europawahl in aller Stille entsorgen zu können? Hatten ihn die Sozialdemokraten nicht nur deshalb unterstützt, um Zwietracht im gegnerischen Lager zu säen? Hatte die Kanzlerin nicht Fußangeln versteckt, als sie den Luxemburger für austauschbar erklärte?

„„

Jean-Claude Juncker tritt sein neues hohes Amt angeschlagen an, weil alle daran mitgewirkt haben, dass sich der Luxemburger von den Ränkespielen so schnell nicht erholen wird. Die Briten haben ihn als Mann von Gestern diffamiert. Das Etikett bleibt an Junckers Jacke heften. Hatten ihn seine konservativen Freunde mit deutschem Hintersinn nicht

Jean-Claude Juncker tritt sein neues hohes Amt angeschlagen an, weil alle daran mitgewirkt haben. Noch immer kommt Europa nicht an erster Stelle, sondern ist Produkt schmerzhafter nationaler Abwägungsprozesse. Brüssel ölt das britische Rad, solange es am lautesten quietscht. David Cameron weiß das nicht erst seit Margaret Thatchers anmaßenden Handtaschenschlägen. Frankreichs Staatspräsident François Hollande dagegen hat sich bei SPD-Chef Sigmar Gabriel der Unterstützung eingehakt, um seine Anführerpläne bei der Aushebelung des europäischen Stabilitätspaktes mit dem sedierenden Zauberwort Flexibilität zu vertuschen. In Brüssel haben sie sich gegenseitig beklatscht. Trotzalledem. Jeder glaubt, sein Bestes gegeben zu haben. Die Sache hat nur einen Haken: Das Beste für Europa war es wohl nicht. 

Wolfgang Molitor stellv. Chefredakteur Stuttgarter Nachrichten

EU-weit günstiger telefonieren Viele Geschäftsreisende vermeiden es im Ausland, ihr Smartphone zu benutzen. Sie befürchten horrende Kosten durch anfal­ lende Roaming-Gebühren. Solche Gebühren sollen in der EU ab 2015 verboten werden. Sobald man sich außerhalb Deutschlands befindet, werden aktuell für alle Mobilfunk­dienste erhöhte Preise fällig. Besonders das mobile Surfen im Ausland ist kostenintensiv. Wer sein Smartphone in der EU wie gewohnt nutzen will, kann jetzt aufatmen. Seit 2007 hat die EU-Kommission Maßnahmen ergriffen, um EU-Bürgern das Telefonieren im Ausland zu erleichtern: Es wurde eine Obergrenze für Roaming-Tarife festgesetzt und sukzessive gesenkt.

Zum 1. Juli 2014 wurde erneut die Ober­grenze der Roaming-Tarife gesenkt. Abgehende Anrufe kosten demnach höchstens 0,19 Euro pro Telefonminute, eine SMS nur 0,06 Euro. Auch das mobile Surfen wird günstiger: maximal 0,20 Euro pro MB (jeweils zzgl. MwSt). Ab 2015 sollen EU-Bürger innerhalb der Europäischen Union überall zum gleichen Preis telefonieren, surfen und SMS versenden können, so plant es die EU-Kommission. Die Abschaffung der Roaming-Aufschläge ist Teil eines umfassenden Gesetzespakets, das den Weg zu einem digitalen Binnenmarkt ebnet. Das EU-Parlament hat bereits für das Ende der Roaming-Gebühren gestimmt und sich für einen früheren Eintrittszeitpunkt eingesetzt. 

Friederike Zimmermann BVMW


POLITIK

Der Mittelstand. | 4 | 2014

German Rojas, Finanzminister Paraguays.

Mario Ohoven mit Eladio Loizaga, Außenminister Paraguays, und Héctor Prolong, Koordinator für internationale Beziehungen im Technologieministerium.

Spitzengespräche in Südamerika

Argentiniens Premierminister Jorge Milton Capitanich.

Wirtschaftswettbewerb Paraguay – Argentinien 1:0 Die Fußball-WM in Brasilien hat die sportlichen Qualitäten der Länder Mittel- und Südamerikas einmal mehr unter Beweis gestellt. Auf wirtschaftlichem Gebiet ist die Region diesen Nachweis bisher leider vielfach noch schuldig geblieben. Das könnte sich in naher Zukunft ändern: das gestiegene nationale Selbstvertrauen durch die Erfolge in Brasilien wird dazu seinen Beitrag leisten, aber auch die Rahmenbedingungen für Unternehmen haben sich in den letzten Jahren partiell verbessert. Einzelne Regierungen haben erkannt, dass sie größeren Reformeifer an den Tag legen müssen, um Investoren für ein Engagement in ihrem Land zu begeistern. Davon konnte sich der BVMW unlängst vor Ort selbst ein Bild machen. Der deutsche und europäische Mittelstands­

präsident Mario Ohoven be­ suchte gemeinsam mit EU-Kommissions­ vizepräsident und Industrie­kommissar Antonio Tajani sowie mit über 50 hochrangigen Unternehmensvertretern aus ganz Europa Argentinien und Paraguay. Im Mittelpunkt standen einmal mehr hochkarätige politische Gespräche mit insgesamt zehn Ministern und Staatssekretären der Ressorts Wirtschaft, Industrie, Tourismus und Außenbezieh­ ungen beider Länder. Höhepunkt war das Treffen mit dem argentinischen Premierminister Jorge Milton Capitanich, an dem Mario Ohoven als einziger Vertreter der Wirtschaft teilnahm. Ohoven hat bei diesen Treffen die Interessen des deutschen Mittelstandes nachhaltig vertreten und das internationale Netzwerk für unsere Mitglieds­ unter­nehmen weiter ausgebaut.

Bemerkenswert: nicht Argentinien, das nach wie vor in größten wirtschaftlichen Problemen steckt, sondern eindeutig Paraguay zog die größte Aufmerksamkeit auf sich. Von der wirtschaftsnahen, transparenten und gegenüber internationalen Investoren sehr offenen Politik konnten sich die Delegationsteilnehmer im Rahmen einer internationalen Wirtschaftskonferenz in Asunción überzeugen. Besonders ermutigend waren die positiven Statements zahlreicher Unternehmer, die bereits vor Ort sind. Fazit: Paraguay hat als Außenseiter durchaus Siegchancen im Wettbewerb um internationale Investoren. 

Rainer Ptok BVMW

Foto: Didier Herbert

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Der Mittelstand. | 4 | 2014

Diplomatische Mission: Mario Ohoven und Bernhard Graf von Waldersee, Deutscher Botschafter in Argentinien.

Gustavo Leite, Minister für Industrie und Handel, Paraguay.

POLITIK

Österreichs Ex-Bundeskanzler Viktor Klima, Präsident von EUROCAMERA.

Argentiniens Außenminister Héctor Timermann.

Länderinfos

Argentinien

Paraguay

Fläche

2.780.400 qkm

406.752 qkm

Einwohner 2014

42,0 Mio.*

6,9 Mio.*

Rohstoffe

Agrarisch: Limonen, Sojabohnen, Trauben, Mais, Tabak, Erdnüsse, Tee, Weizen, Vieh Mineralisch: Blei, Zink, Zinn, Kupfer, Eisenerz, Mangan, Erdöl, Uran

Agrarisch: Baumwolle, Zuckerrohr, Sojabohnen, Mais, Weizen, Tabak, Maniok, Früchte, Gemüse, Rindfleisch, Schweinefleisch, Eier, Milch, Holz Mineralisch: Eisenerz, Mangan, Kalkstein

BIP (Mrd. US$)

2013: 488,2*

2013: 28,3*

Wirtschaftswachstum 2013: 4,3*, 2014: 0,5*, 2015: 1,0* (BIP-Veränderung in %, real)

2013: 13,0*, 2014: 4,8*, 2015: 4,5*

Inflationsrate (%)

2013: 10,6*

2013: 2,7*

Außenhandelsquote (Ex- & Importe/BIP in %)

2012: 31,4

2012: 75,9

2012 Lieferer: Brasilien 26,1%, China 14,5%, USA 12,4%, Deutschland 5,4%, u.a. Abnehmer: Brasilien 20,4%, Chile 6,3%, China 6,2%, USA 5,1%, u. a.

2013 Lieferer: China 28,3%, Brasilien 26,4%, Argentinien 14,2%, USA 6,5%, Japan 2,3%, Korea (Rep.) 2,0%, Deutschland 1,9% Abnehmer: Brasilien 30,0%, Russland 10,0%, Argentinien 8,2%, Chile 5,6%, Deutschland 3,6%, u. a.

Wichtige Handelspartner

*Prognose/Schätzung Quellen: Germany Trade & Invest, Wirtschaftsdaten kompakt | Mehr Informationen unter: www.gtai.de/argentinien oder www.gtai.de/paraguay

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POLITIK

Der Mittelstand. | 4 | 2014

Korea im kleinsten Kreise BVMW-Unternehmer elitäre Gäste beim Botschafter

Privatissimum: S. E. Jae-Shin Kim mit Unternehmern auf der Terrasse seiner Berliner Residenz.

S. E. Jae-Shin Kim, der Botschafter Südkoreas, empfing in seiner Residenz 15 Topunternehmer des BVMW zu einem exklusiven Meinungs-, Informationsaustausch und Dinner. Bei dem Treffen in dem ehemaligen Senatsgästehaus des Landes Berlin, in dem berühmte Persönlichkeiten wie Martin Luther King, Robert Kennedy oder der Dalai Lama genächtigt haben, konnte der BVMW sein beim indischen Botschafter begonnenes Format erfolgreich fortsetzen. Weitere exklusive Botschafts­besuche sind in Planung. 

Spaniens starke Seite Ohoven wirbt baskischen Unternehmerverband für CEA-PME Spanien einen Namen gemacht. Der dortige Unternehmerdachverband ADEGI mit Sitz in San Sebastian vertritt als bedeutendster branchenübergreifender Arbeitgeber- und Wirtschafts­ verband 1.200 Unternehmen, überdurchschnittlich viele Mitglieder kommen aus dem Metallbereich.

Spaniens starker Verband mit Mario Ohoven: José Miguel Ayerza, Ana Belen Juaristi owner, ADEGI-Präsident Pello Guibelala, Arantza Tapia, Ministerin für wirtschaftliche Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit im Baskenland, Koldo Arandia, Vizepräsident, Ricardo Gonzalez Vizepräsident (v. li.)

Rainer Ptok BVMW

Wer Spanien hört, denkt zunächst an die wirtschaftliche Krise, hohe Arbeitslosigkeit, insbesondere unter Jugendlichen – und das frühe Ausscheiden bei der Fußball-WM. Doch von dieser negativen Stimmung ist nicht das ganze Land betroffen. Ein kleiner Landstrich im Norden, das Baskenland, zeigt, dass es auch anders gehen kann. Mit einem Industrieanteil von über 30 Prozent und einer ausgeprägten mittelständischen Zulieferstruktur hat sich Gizpukoa als kleinste, aber wirtschaftlich stärkste Provinz in ganz

Als Key-Note-Speaker auf der Jahreshauptversammlung hatte ADEGI Mario Ohoven in seiner Eigenschaft als Präsident des Europäischen Mittelstandsverbands (CEA-PME) ins Baskenland eingeladen. Er sprach über das Erfolgsmodell „Mittelstand“, der dank seiner Innovationsstärke und Exportorientierung maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands beiträgt. Zahlreiche Interviews und Presseartikel in führenden spanischen Zeitungen verdeutlichen das große Interesse unserer europäischen Nachbarn am deutschen Mittelstand. ADEGI wird zukünftig als neuer Mitgliedsverband den europäischen Mittelstandsdachverband CEAPME in Brüssel stärken. Über die politische Ebene hinaus gibt es aber auch ganz konkretes Interesse an einer Zusammenarbeit von Mitgliedsunternehmen. Erste konkrete Projekte sind für das zweite  Halbjahr vorgesehen.


POLITIK

Der Mittelstand. | 4 | 2014

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TTIP – Segen oder Fluch? BVMW-Umfrage: Deutscher Mittelstand hat erhebliche Bedenken Misstrauen von allen Seiten: Nicht nur die Bundesbürger, sondern auch der deutsche Mittelstand ist deutlich verun­ sichert über das geplante Transatlantische Freihandels­ abkommen (TTIP) zwischen Deutschland und den USA. TTIP-Befürworter betonen, dass die Idee des freien Handels als Chance für die Exportwirtschaft und für Hidden Champions in Deutschland zu begreifen sei. Jedoch ist die Skepsis der Wirtschaft besonders stark: 94 Prozent der deutschen Mittelständler fühlen sich nur unzureichend informiert. Das ergab eine Umfrage des BVMW. Sie wären diejenigen, die angeblich am meisten von TTIP profitieren könnten. Die Unternehmerinnen und Unternehmer bemängeln jedoch vor allem die Intransparenz, mit der die Verhandlungen bislang geführt wurden.

sie sehen, dass TTIP vor allem von der Großindustrie in den USA vorangetrieben wird. Warum sollten Konzerne ausgerechnet die Interessen des deutschen Mittelstands im Blick haben? Daher hat sich der BVMW am Konsultationsverfahren der Europäischen Kommission beteiligt. In einer Stellungnahme äußerte der deutsche und europäische Mittelstandspräsident Mario Ohoven seine Bedenken: „Die geplanten Regelungen benachteiligen die mittelständische Wirtschaft, hebeln die Rechtsstaatlichkeit aus und gehen so zu Lasten der Mitgliedsstaaten der EU.“ Ohovens Forderung: Bei einem solch umfassenden Vorhaben wie dem TTIP müsse der Mittelstand bei der Gestaltung des Handelsabkommens eingebunden werden. Damit TTIP für Deutschlands Mittelständler zum Segen wird – und nicht zu Fluch. 

Gleichzeitig sind sie äußerst skeptisch, wenn etablierte deutsche Standards bedroht sind, wenn von Schiedsgerichten die Rede ist, weil sie der Macht der Konzerne nicht gewachsen sind, und wenn

Judith Blask BVMW

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Deutsch-russische Rohstoffpartnerschaft Dresdener Konferenz setzt Impulse für wirtschaftliche und wissenschaftliche Kooperation

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Deutsche Unternehmen sind bevorzugte Partner bei der Modernisierung der russischen Wirtschaft, andererseits ist Deutschland besonders abhängig von russischen Gaslieferungen und wichtigen Rohstoffen wie seltenen Erden. Daher liegt es allemal im Interesse der deutschen Politik, Störfaktoren wie wirtschaftliche Sanktionen zu vermeiden.

Auf deutschen und russischen Deponien lagern große Mengen von Industriemetallen.

Elena Harrer BVMW Ständige Vertretung Russland und Moskau Expont Trading und Consult GmbH

Moderne Rohstoffpartnerschaft: Unter diesem Motto stand die 7. Deutsch-Russische Rohstoffkonferenz, die vor kurzem in Dresden unter Mitwirkung des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft stattfand. Die Teilnehmer kamen überein, dass es gerade angesichts der aktuellen politischen Spannungen mit Russland besonders wichtig sei, den Dialog fortzusetzen und die wirtschaftliche und wissenschaftlich-technische

Zusammenarbeit beider Länder zu vertiefen. Dabei wurden vor allem die Schaffung nachhaltiger Wertschöpfungsketten bei der Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen und die gemeinsame Erschließung des Potenzials an Hightech-Rohstoffen in Russland für die innovative Entwicklung in beiden Ländern diskutiert. Es wurde auch über neue Ansätze im Bereich des Recycling, neuer Technologien oder der Energieeffizienz nachgedacht. Auf deutschen und russischen Deponien lagern große Mengen von Industriemetallen, dies gilt gerade auch für Halden in Bergbauregionen. Für die mittelständisch geprägte deutsche Wirtschaft ist es immer lohnender, sich mit dem russischen Rohstoffmarkt auseinanderzusetzen, Produktion und Lieferung von Rohstoffen zu sichern und in der Verarbeitung die eigene technologische Kapazität anzuwenden. Unterstützung vielfältiger Art für den Gang nach Russland, hilfreiche Kontakte und spezielle Preise für BVMW-Mitgliedsunternehmen bietet das BVMW – Business Information Center in Moskau. 

Foto: © emevil - Fotolia.com

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POLITIK

Der Mittelstand. | 4 | 2014

Die Reihe – Forum Führung „Forum Führung“ will Impulse geben, für zündende Dialoge sorgen und eine Neuorientierung ermöglichen. In einem insgesamt 3-stündigen Vortrag eines hochkarätigen Referenten erhalten Sie wertvolle Information zur Führung Ihres Unternehmens und nutzen Sie das hervorragende Netzwerk des BVMW beim Get-together für den wichtigen Erfahrungsaustausch.

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VERANSTALTUNGSTERMINE UND -ORTE

UNSERE REFERENTEN IN 2014

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Forum Führung. Impulse – Dialoge – Orientierung.

| DR. REINHARD K. SPRENGER

04 | SEP 2014

MÖNCHENGLADBACH Jens Corssen Der Selbst-Entwickler®

15 | SEP 2014

BERLIN Dr. Reinhard K. Sprenger Meisterhaft führen

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BREMEN Klaus Kobjoll Wa(h)re Herzlichkeit

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MAINZ Jörg Löhr Erfolgreich Führen in Zeiten der Veränderung

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BIELEFELD Dr. Pero Mi´ci´c Zukunftsradar 2025

2014 28 | OKT

MERSEBURG bei Halle / Saale Klaus Kobjoll Wa(h)re Herzlichkeit

30 | OKT 2014

HANNOVER Dieter Lange Leader-Personality

05 | NOV 2014

ERFURT Dieter Lange Leader-Personality

06 | NOV 2014

STUTTGART Prof. Dr. Arnold Weissman Strategische Unternehmensführung

19 | NOV 2014

OSNABRÜCK Prof. Dr. Arnold Weissman Strategische Unternehmensführung

Weitere Infos unter: www.forum-fuehrung.bvmw.de

Die Veranstaltungsreihe „Forum Führung“ wird unterstützt von unseren Partnern

Weitere Informationen und Anmeldungen unter www.forum-fuehrung.bvmw.de BVMW - Bundesverband mittelständische Wirtschaft · Unternehmerverband Deutschlands e.V. Leipziger Platz 15 · 10117 Berlin · Tel.: 030 533206-0 · Fax: 030 533206-50 · E-Mail: forum-fuehrung@bvmw.de

www.bvmw.de


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KOLUMNE

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Digitale Freunde kann niemand trennen – oder doch? Guido Augustin macht sich Gedanken über unsere Welt und ihre Bewohner

Wie oft höre ich Klagen über die Oberflächlichkeit und Idiotie sozialer Netze, als Experte muss ich mir das ja alles anhören. Und in den allermeisten Fällen kommt nach wenigen Sätzen die Beschwerde, was dieser oder jener für Unsinn postet, immer diese Katzenbilder, unlustigen Spaßvideos und hohlen Sinnsprüche – überhaupt nur leeres Gebrabbel. Warum tun Menschen sich das an? Guido Augustin BVMW-Pressesprecher Rheinhessen, Social Media-Experte und PR-Berater www.guidoaugustin.com

Es gibt aus meiner Sicht KEINEN Grund, eine Facebook-Freundschaft aufrecht zu erhalten, wenn man von den Beiträgen einer Person genervt ist oder sie einen nicht interessieren. Es ist wie im richtigen Leben: Wenn mir jemand entgegenkommt, der mir nicht gefällt, mir unheimlich ist, mir Angst macht oder mit dem ich aus sonstwel-

chen Gründen nicht den Bürgersteig teilen möchte, wechsle ich die Straßenseite. Ganz einfach. Ich muss mich dafür vor niemandem rechtfertigen. Und so ist es bei Facebook auch. Einfach als Freund entfernen oder auf der Profilseite das Häkchen „abonniert“ wegnehmen. Schon haben Sie Ruhe. Und NIEMAND kann das sehen. Es ist Ihr Netzwerk. Andersrum muss ich auch niemandes Freundschaftsanfrage annehmen, wenn ich das nicht möchte. Es ist Ihre Aufgabe, Ihr Netzwerk zu gestalten – wie im richtigen Leben auch. Da lässt sich ja kaum jemand an der Salattheke von jemandem zuquatschen, obwohl er es eilig hat oder sich überhaupt nicht dafür interessiert, oder? Also bitte, wer darüber jammert, dass auf Facebook nur Quatsch gepostet wird, sollte dringend anfangen, sein Netzwerk zu bereinigen. Viele meiner aktuell rund 1.500 (sic!) „Freunde“ auf Facebook kenne ich persönlich. Manche aus anderen Leben, viele sehe ich regelmäßig. Viele kenne ich auch nicht persönlich – und doch habe ich eine Verbindung mit ihnen, weil wir mal die Klingen gekreuzt, über die gleichen Witze gelacht oder einen Beitrag eines gemeinsamen Freundes debattiert haben. Facebook ist wie Beton: Es kommt drauf an, was man daraus macht! 

Foto: Heike Rost

Als Deutschland 1966 bei der WM in England Vizeweltmeister wurde, sang ein blutjunger Spieler namens Franz Beckenbauer das legendäre Lied­ chen „Gute Freunde kann niemand trennen“. Die Single landete zum Glück weit abgeschlagen auf Platz 31 der Charts, sodass sich Beckenbauer dann doch lieber auf den Sport konzentrierte – zu unser aller Vorteil. Damals hatte man freilich noch maximal elf Freunde und nicht zum Beispiel 1.500. Müsste ich des Kaisers Gassenhauer heute neu texten, um Sie mit einem entsprechenden Facebook-Post zu beglücken, ersetzte ich die zitierte Zeile durch ein geschmettertes „Facebook-Freunde darfst immer trennen!“


Der Mittelstand. | 4 | 2014

ANGEZÄHLT

Mobilität in Zahlen aller Erwerbstätigen benötigten 2013 weniger als zehn Minuten zur Arbeit. Insgesamt hat die Mehrheit (70 Prozent) auch nur einen Weg von bis zu 30 Minuten. Dabei arbeitete rund die Hälfte der Erwerbstätigen in einem Umkreis von zehn Kilometern. Mehr als zehn Kilometer mussten immerhin 44 Prozent bis zum Arbeitsplatz zurücklegen. Während in Ballungszentren öffentliche Verkehrsmittel immer wichtiger werden, spielen diese im ländlichen Raum kaum eine Rolle. Quelle: Statistisches Bundesamt

22 Prozent

Zu sind die Plätze im Öffentlichen Personennahverkehr durchschnittlich ausgelastet. Eisenbahnen und S-Bahnen sind zu 25 Prozent, Linienbusse zu 21 Prozent und Straßenbahnen, einschließlich U-Bahnen, zu 18 Prozent belegt. Verteilt auf einzelne Fahrten ist die Auslastung jedoch sehr unterschiedlich, abhängig von Ort und Zeit. Quelle: Statistisches Bundesamt

1996

wurde erstmals die Anzahl der Erwerbstätigen, die von zu Hause aus arbeiten, in Deutschland ermittelt. Damals waren es 8,8 Prozent. Heute sinkt die Zahl derer, die Home Office betreiben, immer mehr. 2012 sank der Prozentsatz mit 7,7 Prozent auf den niedrigsten Wert seit 1996. Der Höchststand wurde 2008 mit fast zehn Prozent erreicht. Technische Neuheiten und flexible Arbeitszeiten haben seitdem offenbar ihre Wirkung verfehlt. Quelle: Die Welt, Statistisches Bundesamt

Passagiere wurden 2013 an deutschen Flughäfen abgefertigt. Das ist ein Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Während die Zahl an Auslandsreisen mit dem Flugzeug zunahm, sank die Anzahl der Fluggäste um knapp vier Prozent auf 23 Millionen. Die Fahrgastzahlen bei Bus und Bahn stiegen ebenfalls um knapp ein Prozent, am meisten bei der Bahn. Quelle: Statistisches Bundesamt

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Foto oben links: © Anna - Fotolia.com, Foto mitte rechts: © alexyndr - Fotolia.com, Foto mitte links: © Atlantis - Fotolia.com, Foto unten links: © nuiiun - Fotolia.com, Foto unten rechts: © Mierestockfis - Fotolia.com

60 %

der E-Book-Nutzer greifen zu ihrem Smartphone, um darauf zu lesen. Damit werden Smartphones zum beliebtesten Lesegerät elektronischer Bücher. Ähnlich häufig werden Laptops (57 Prozent) zum Lesen genutzt. Andere mobile Endgeräte wie PCs, Tablets und selbst E-Book Reader bleiben deutlich dahinter zurück. Am meisten nutzen Jugendliche zwischen 14 und 29 Jahren ihr Mobiltelefon zum Lesen (21 Prozent). Quelle: BITKOM

23 %

3.339 Menschen

kamen vergangenes Jahr in Deutschland bei Verkehrsunfällen ums Leben. Das sind durchschnittlich neun Tote im Straßenverkehr pro Tag. Seit Beginn der Erhebung 1953 sind das so wenig wie noch nie. Auch die Anzahl der Schwer- und Leicht­ verletzten ging etwas zurück. Dennoch war 2013 das unfallreichste Jahr seit 1991. Die Polizei erfasste rund 2,4 Millionen Verkehrsunfälle. Quelle: Statistisches Bundesamt

3,50 €

kosten 100 Kilometer mit dem Elektroauto bei einem Strompreis von 0,25 Euro/ kWh und einem Stromverbrauch von 14 kWh/100 Kilometer. Für dieselbe Strecke, zurückgelegt mit einem Auto mit Verbrennungsmotor, muss der Fahrer deutlich tiefer in die Tasche greifen. Bei einem Benzinpreis von 1,60 Euro/Liter und einem Spritverbrauch von 6 Liter/100 Kilometer sind das insgesamt 9,60 Euro. Quelle: Bundesverband eMobilität e. V.

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Nachhaltigkeit im öffentlichen Nahverkehr Chancen des Elektrobusses im Netzwerk erschließen

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Das Thema Elektromobilität steht immer mehr im Fokus eines gesamtgesellschaftlichen Diskurses. Wesentliche Impulse gehen dabei von einer global veränderten Umweltpolitik aus. Aber auch das gestiegene Umweltbewusstsein der Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel ist zunehmend auf Nachhaltigkeit orientiert. Ein Gegenstand dieses Diskurses sind Vollelektrobusse. In der Vergangenheit dominierten hier Forschungsaktivitäten zu Batteriekonzepten und Ladetechnologien. Mehr und mehr ist zu beobachten, dass international sowohl etablierte Bushersteller als auch neue Marktteilnehmer Elektrobusse für den Linieneinsatz im Öffentlichen Personennahverkehr zumindest in Modellvorhaben prä-

Schrittweise werden diese Pilotprojekte in den Routinebetrieb überf ührt.

sentieren. Schrittweise werden diese Pilotprojekte in den Routinebetrieb überführt. Dabei zählen Hersteller aus Asien, vor allem aus China, aber auch aus Korea zu den Marktführern. Diese Einschätzung trifft insbesondere auf die Firma BYD aus Shenzhen zu. BYD ist ein international agierendes Unternehmen, das als Hersteller von Elektrobussen gegenwärtig in Europa versucht, Marktanteile zu generieren. Als Referenz- und gleichzeitig Prestigeprojekt kann das Unternehmen auf die Universiade in Shenzhen 2011 verweisen. Für diese Veranstaltung wurden 200 Elektrobusse eingesetzt. Die dort genutzten Busse fahren gegenwärtig im Linienverkehr in Shenzhen. Auch in Deutschland gewinnt das Thema Elektrobus an Gewicht. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat aus

Foto: © spuno - Fotolia.com

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Foto oben links: © Fideles - Fotolia.com, Foto unten links: © fotohansel - Fotolia.com

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dem Konjunkturprogramm II für die „Modellregionen Elektromobilität“ insgesamt 500 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Gerade in der jüngsten Vergangenheit werden auch explizit Elektrobusprojekte umgesetzt und neu initiiert. Dennoch steht der Markt für Elektrobusse noch am Anfang seiner Entwicklung. Er wird sich aber künftig als ein deutlicher Wachstumsmarkt nicht nur in Europa, sondern auch in ausgewählten Teilmärkten Asiens etablieren. Dies eröffnet den Marktteilnehmern gerade jetzt Chancen, durch routinetaugliche Systemkonzepte einen Konkurrenzvorteil zu generieren und kommerziell umzusetzen. Seit 2013 ist in diesem Kontext unter dem Namen E-Bus-Pro ein mittelständisch geprägtes Netzwerk aktiv. Im Fokus steht ein Systemansatz, der den Vollelektrobus in den Mittelpunkt stellt, gleichzeitig aber auch die notwendige Infrastruktur als integrales Systemmodul betrachtet. Geführt vom Verband Paneuropäischer Reisebusbahnhöfe e. V. arbeiten hier Unternehmen und Forschungseinrichtungen an neuen Lösungen. Dies betrifft beispielsweise ein neues Klimatisierungssystem, ein Fahrerassistenzsystem zur Unterstützung einer energieoptimierten Fahrweise, neue Konzepte für die Traktionsbatterie und ein neuartiges Batteriewechselsystem. Zentraler Anspruch des Netzwerkansatzes ist es, einen Vollelektrobus für den öffentlichen Personennahverkehr zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Er soll modernste Technologien repräsentieren, emissionsfrei einsetzbar

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sein und auf Grund seines Herstellungspreises im Routinebetrieb genutzt werden können. Die wirtschaftlichen Ziele der im Netzwerk aktiven Unternehmen sind: Erschließung neuer Kundengruppen Umsatzsteigerung Einstieg in ausgewählte internationale Märkte signifikante Erhöhung des Exportanteils am Umsatz effizienter Einsatz von Forschungsund Entwicklungsaufwendungen Senkung von Entwicklungsund Vermarktungsrisiken Sicherung der Marktfähigkeit unternehmensinterner Forschungsund Entwicklungstätigkeit Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit Aus Sicht der perspektivischen Entwicklung verfolgt das Netzwerk ambitionierte Ziele und wird sich dabei auch international orientierten Fragestellungen zuwenden. So ist beabsichtigt, Modellregionen zu unterstützen, in denen Elektromobilität im Sinne eines ganzheitlichen Verständnisses entwickelt werden soll. Ein adäquates Instrument, um die finanzielle Basis für einen solchen Ansatz zu schaffen, ist das Programm INTERREG, in dem zur Zeit für die einzelnen Regionen in Europa die Abstimmungsprozesse stattfinden. Die Vision des Netzwerkes besteht darin, wirtschaftlich jene kritische Masse zu erreichen, die die Basis für die Akzeptanz, Förderung und Weiterentwicklung der vielversprechenden Technologie des Vollelektrobusses bildet. Das Netzwerkmanagement wird in diesem Bemühen den Austausch zu Entwicklungs- und Produktkonzepten, Produktionserfahrungen sowie insbesondere Forschungs- und Entwicklungskooperationen zwischen den Netzwerkpartnern gezielt fördern und anregen. Ziel ist es, ein mittelständisch geprägtes Angebot in einem sehr zukunftsträchtigen Marktsegment mit überdurchschnittlichem Wachstumspotential zu etablieren. 

Dr. Thomas Rüsch PromoTool Unternehmensberatung www.promo-tool.de Mitglied im IBWFInstitut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V.


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Flexible Firmenwagen Mit Fuhrparkmanagement immer auf dem neuesten Stand „In den nächsten zehn Jahren wird sich mehr im Bereich Automobil verändern als in den letzten hundert Jahren davor“, so ein hochrangiger Automobil-Manager bei der Verleihung des deutschen Innovationspreises 2014. Treibende Faktoren sind die zunehmende Urbanisierung, der ökologische Wertewandel und die globale Vernetzung. Doch wo liegt die Zukunft des Firmenwagens? Beim E-Auto, beim Hybridfahrzeug, beim Car-Sharing? Es fährt an, es steuert, es bremst, es weicht aus – ganz ohne die Einwirkung eines Menschen. In weniger als zehn Jahren wird das selbstfahrende

Foto: © STALLGÄU - Fotolia.com

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Auto für den Endkunden erhältlich sein. Mithilfe hoch entwickelter Sensoren erkennt es die Umgebung: andere Autos, Fußgänger, Hindernisse, Verkehrszeichen. Es findet den schnellsten Weg und vermeidet Staus und Unfälle. Es ist global vernetzt und bietet den Insassen Informationen, E-Mail, mit Smartphone und Tablet synchronisierte Termin- und Kalenderfunktionen und Infotainmentangebote.

Was bedeuten diese Veränderungen für Unternehmer? Für viele Mitarbeiter ist und bleibt der Firmenwagen wichtig: Es geht um steuerliche Vorteile,


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Es geht um steuerliche Vorteile, um Image, um ökonomische und zunehmend auch ökologische Aspekte.

um Image, um ökonomische und zunehmend auch ökologische Aspekte. Dabei ist nicht nur die Wahl des richtigen Fahrzeugs von Bedeutung. Wie kann ein Fuhrpark so organisiert werden, dass er die Anforderungen an eine im Wandel begriffene Mobilität flexibel abdeckt und gleichzeitig im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit und einen reibungslosen Ablauf optimal funktioniert?

Die Flatrate-Angebote entsprechender Dienstleister reichen von der Wartung und Versicherung über die Kfz-Steuer und GEZ-Gebühren bis hin zu Ersatzwagen im Schadensfall. Komplette Fuhrparkanalysen optimieren Kosten und CO2-Ausstoß. Belegverwaltung, Rechnungsprüfung und Kostenkontrolle werden übernommen.

Interessant sind auch Langzeitmieten, zum Beispiel für die Dauer der Probezeit eines Mitarbeiters, oder flexible Modelle, bei denen man sich wahlweise für dreißig Tage Mittelklasse oder zehn Tage Kleinwagen/zehn Tage Cabrio entscheiden kann. Für alle diese Fragen gibt es regional wie bundesweit professionelle Ansprechpartner, die sich persönlich um den Fuhrpark kümmern und die Mitarbeiter in den Unternehmen gut betreuen. Ob Fahrzeugauswahl, Probefahrt oder Servicetermin, ein spezialisierter Mobilitäts­ berater findet für alle Anforderungen die richtige Lösung. Somit können Unternehmer Zeit, Geld und Nerven sparen. 

Bernd Müller Geschäftsführender Gesellschafter, Auto-Innovativ GmbH und Senior-Consultant im Conlab Unternehmerverbund Mitglied im IBWF – Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderungund forschung e. V. www.bm-innovativ.de

Bisherige Lösungen von Herstellerbanken (Eigenversicherungsunternehmen) und großen freien Anbietern bieten günstige Konditionen bei Kauf, Finanzierung oder Leasing und diverse Dienstleistungen: Flat-Rate-Angebote für Wartung / Verschleiß, Versicherung Kfz-Steuer, GEZ-Gebühren, Ersatzwagen im Schadenfall usw. Services zur Unterstützung und Entlastung sowie zur Reduzierung der hohen Komplexität, um Geld zu sparen: Fuhrpark-Analyse und -Management unter Optimierung der Kosten und des CO2-Ausstoßes Beleg-Verwaltung, Rechnungs-Prüfung und Kostenkontrolle sowie Schadensmanagement Diverse Auswertungen, Terminüberwachung Unterstützung bei der Entwicklung der Dienstwagenordnung

NEU: Langzeit-Miete: Flexibel für mehrere Monate, wie zum Beispiel für die Dauer der Probezeit eines Mitarbeiters Flexible Flat-Rate-Konzepte: Mit einer monatlichen Rate flexibel sein: zum Beispiel 30 Tage Mittelklasse oder die 10-Tage-Kleinwagen / 10-Tage-Cabrio-Kombination Ein komplettes Fuhrparkmanagement bietet beispielsweise die „Fleetcar und Service Community“ für die Marken des VW-Konzerns (www. fsc-fleetmanagement.de). Solche Lösungen verbinden lokale Orientierung zum Unternehmen vor Ort mit bundesweiten hochprofessionellen Leistungen zu günstigen Konditionen.


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Syndikusanwälte verunsichert Bundessozialgericht kippt berufsständische Alterssicherung

Dr. Franziska v. Kummer, M.C.L. Fachanwältin für Arbeitsrecht BEITEN BURKHARDT Rechtsanwalts­gesellschaft mbH www.beitenburkhardt.com Mitglied im IBWF-Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V.

Bisher waren angestellte Rechtsanwälte von dieser Versicherungspflicht befreit, da sie bereits durch die berufsständische Versorgung abgesichert waren. Eine Doppelversicherung sollte vermieden werden; Befreiungen waren gängige Verwaltungspraxis. Diese Praxis erklärte das BSG für falsch und schaffte sie so faktisch ab. Die Versicherungspflicht in der DRV besteht für zugelassene Rechtsanwälte nun zusätzlich zur Pflichtmitgliedschaft im Versorgungswerk, und zwar ohne Befreiungsmöglichkeit. Versorgungswerke ermöglichen eine Beitragsreduzierung, aber keine Befreiung mehr. In Deutschland sind etwa 20.000 Rechtsanwälte als Syndikusanwälte tätig. Soweit Angehörige dieser Gruppe keine aktuelle Befreiung haben, werden sie nun auch keine mehr bekommen. Problematisch ist dies insbesondere für Befreiungen aus einer vergleichbaren Tätigkeit bei einem vorherigen Arbeitgeber. Die Verwaltungspraxis erweckte über Jahre den Anschein, dass es bei einem Wechsel keines Wiederholungsantrags bedürfe. Auch dem war das BSG jedoch schon Ende Oktober 2012 entgegengetreten, woraufhin die DRV im Januar 2014 erklärte, dass Anträge noch nachgeholt werden könnten.

Diese Anträge werden nun seit April 2014 aber durchweg abgelehnt. Die Hürden für einen Arbeitgeberwechsel werden dadurch spürbar angehoben, weil ein solcher nur noch gegen Einbußen in der Altersversorgung realisierbar ist. Deshalb wird es jetzt für Unternehmen schwerer, Rechtsanwälte anzuwerben, weil diese bei einem anwaltlichen Arbeitgeber schon aus rentenversicherungsrechtlichen Gründen günstigere Bedingungen vorfinden.

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Die Entscheidungen des BSG haben insgesamt erhebliche Rechtsunsicherheit ausgelöst.

Zwar scheint sich auf den ersten Blick die Zahl der Betroffenen in Grenzen zu halten; ähnliche Modelle der berufsständischen Versorgung gibt es aber zum Beispiel auch für Ärzte, Apotheker und Architekten. Diese Berufsgruppen müssen nun ebenfalls mit dem Risiko leben, dass sie jedenfalls bei einer Tätigkeit als Angestellte zukünftig einer doppelten Versicherungspflicht unterliegen könnten. Zweifel an der Möglichkeit einer erneuten Befreiung können auch hier ein Hindernis für einen Arbeitgeberwechsel sein. Die Entscheidungen des BSG haben insgesamt erhebliche Rechtsunsicherheit ausgelöst. Diese Unsicherheit kann letztlich nur durch den Gesetzgeber wieder behoben werden, indem ein Gesetz die berufsständische Versorgung bedingungslos an den Berufsstand als solchen anknüpft. Bis dahin sollte sich jeder Betroffene gegen entsprechende Bescheide wehren – und sich für eine gesetzliche Neuregelung einsetzen. 

Foto: © rashadashurov - Fotolia.com

Anfang April erschütterte ein Erdbeben die Berufsgruppe der Rechtsanwälte in Unternehmen: Das Bundessozialgericht (BSG) entschied, dass Syndikusanwälte keine „richtigen“ Rechtsanwälte seien. Für die Altersversorgung sei daher nicht etwa das Rechtsanwaltsversorgungswerk maßgeblich, sondern es bestehe eine Versicherungspflicht in der gesetzlichen Rentenversicherung (DRV).


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Wagen Sie den Qualitätssprung! Als Unternehmensberater* Rechtsanwalt / Notar / Patentanwalt Steuerberater / Wirtschaftsprüfer im IBWF-Beraternetzwerk genießen Sie das Vertrauen in Ihre Erfahrung und Zuverlässigkeit als Mittelstandsberater – bei Beraterkollegen und Klienten. * Die IBWF-Zertifizierung der Unternehmensberater wird vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) als Voraussetzung für geförderte Beratung anerkannt.

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IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e.V. im Verbund mit dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft e.V. Bundesgeschäftsstelle: Leipziger Platz 15 · 10117 Berlin · Tel. 030 /53 32 06 11 · ibwf@ibwf.org

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News

Spurlos kommunizieren Chat-App für den Datenschutz

Unternehmerpreise Mitmachen lohnt sich – gute Presse ist Wettbewerbsgewinnern sicher! Und Unternehmensgründern winken Fördergelder. Hier stellen wir Ihnen einige der aktuellen Unternehmerpreise vor.

Europäischer Erfinderpreis 2015 KMU werden mit diesem Preis für außergewöhnliche Erfindungen geehrt, die sich neben technischer Originalität durch wirtschaftliche und gesellschaftliche Wirkung auszeichnen. Jeder, der ein Patent beim Europäischen Patentamt hält, kann nominiert werden und als Gewinner die Siegestrophähe in Form eines Segels entgegen nehmen. Auf zu neuen Ufern. Nominierungen bis zum 30. September 2014 www.epo.org/learning-events/european-inventor_de

Der Instant-Chat-Messenger enjoystr erlaubt dem Benutzer, anonym zu bleiben und die Kontrolle über seine Daten zu behalten. Nachrichten werden verschlüsselt per SSL-Verbindung übertragen und nicht auf den eigenen Servern gespeichert. Die individuelle Lebenszeit-Einstellung (Voreinstellung: 24 Stunden) ermöglicht das spurlose Löschen der Nachricht sowohl auf dem eigenen als auch auf dem Empfängergerät. Zudem macht die Anwendung das Speichern von Fotos unmöglich. Die App kann im AppStore und bei GooglePlay kostenlos heruntergeladen werden. www.enjoystr.com

„Fabrik im Seminarraum“ (FiS) – Unternehmenssimulation

Deutschlands beste Arbeitgeber / Great place to work Engagierte, motivierte Mitarbeiter sind Zeichen einer gezielten Personalförderung und erfolgreichen Unternehmensentwicklung. Die Great Place to Work® Benchmarkstudie und der angeschlossene Wettbewerb “Deutschlands beste Arbeitgeber” zeichnen Unternehmen aus, die sich besonders um ihre Mitarbeiter verdient machen. Bewerbung bis Oktober 2014 www.greatplacetowork.de

TOP 100 – Die 100 innovatvisten Unternehmen im Mittelstand Anhand von fünf Kriterien wird das Innovationsmanagement von KMU bewertet und jeweils 100 Unternehmen der drei Größenklassen mit dem angesehenen TOP 100-Qualitätssiegel ausgezeichnet. Wer Qualifikationsrunde, Fragebogen und Benchmarkstudie absolviert, darf sein Unternehmen mittels Firmenportrait im TOP 100-Buch und im Internet vorstellen. Bewerbung bis 31. Oktober 2014 www.top100.de

Studie zu Firmenfahrzeugen Der Ansatz der „Total Cost of Ownership (TCO)“ ist in den deutschen Flotten angekommen: Die Gesamtkosten eines Fahrzeugs sind, über alle Unternehmensgrößen hinweg, das wichtigste Kriterium bei der Auswahl von Firmenfahrzeugen. Dies ist ein Ergebnis des CVO Fuhrpark-Barometers 2014, einer fest etablierten jährlichen Studie zu Trends in der Fuhrparkbranche. In diesem Jahr wurden 3.634 Fuhrparkentscheider in 12 europäischen Ländern, davon 301 in Deutschland, zu Trends im Flottenmanagement befragt. Die gesamte Studie kann ab sofort kostenlos bezogen werden. www.arval.de

Foto: privat

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Prozesse sind Prozesse sind Prozesse. Jedoch gibt es gute und weniger gute Prozesse im täglichen Betriebsablauf. Um zu lernen, wo der Unterschied liegt, und wie Verbesserungen möglich sind, können Unternehmen ihre Mitarbeiter in einem Qualifizierungstraining schulen. Die „Fabrik im Seminarraum“ (FiS), anerkannt im Rahmen des EU-Förderprogramms Leonardo da Vinci, simuliert Betriebsabläufe nicht nur für klassische Unternehmen, sondern auch für Verwaltungen, Banken oder Versicherungen. Die Mitarbeiter werden in den kompletten Betriebsablauf und in Entscheidungsfindungs- und Verbesserungsprozesse eingebunden und lernen so, ihr Arbeitsumfeld zu analysieren und eigenständig in kleinen Schritten zu verbessern. www.spiel-lern-fabrik.de


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UNTERNEHMERSERVICE

Intelligente Stromspeicherung In dem Forschungsprojekt INEES („Intelligente Netzanbindung von Elektrofahrzeugen zur Erbringung von Systemdienstleistungen“) testet der Stromanbieter LichtBlick zur Zeit mit einigen anderen Firmen, inwieweit sich Speicherbatterien von E-Autos eignen, um den dort gespeicherten Strom zwischenzeitlich wieder ins Stromnetz einzuspeisen. Wer mit seinem E-Auto zur Arbeit fährt und es dort abstellt, kann mit seinem Smartphone einstellen, wieviel Strom aus der geladenen Batterie wieder ins Stromnetz eingespeist werden kann, wenn mal kein Wind weht oder die Sonne mal nicht scheint und nicht genügend Strom produziert wird. Würden viele E-Autos zusammen an das Stromnetz angeschlossen, hätte man viele kleine Stromspeicher, die man nutzen könnte. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert und wurde von der Bundesregierung auf dem Elektroauto-Gipfel 2013 zum „Leuchtturm der Elektromobilität“ erklärt. www.lichtblick.de

30 Tage für Rechnungen Künftig müssen Rechnungen innerhalb von 30 Tagen beglichen werden. Im Zuge dessen wurden Verzugszinsen erhöht, und bei Zahlungsverzug können Gläubiger nun einen Pauschalbetrag von 40 Euro erheben. Nur unter besonderen Umständen können 60 Tage und mehr veranschlagt werden. Das Gesetz gilt seit Juli 2014.

Foto unten links: © thesis303 - Fotolia.com

Energiekosten-Rückerstattung durch individuelle Netzentgelte Energieabgaben und Umlagen bestimmen zunehmend die Energiekosten. Durch die wenig bekannte §19-Umlage, basierend auf der Stromnetzentgeltverordnung (StromNEV), können mittelständische Unternehmen ein individuelles Netzentgelt beantragen und sich Nutzungsgebühren vom Netzbetreiber zurückerstatten lassen. Viele Unternehmen erfüllen mit ihrem Nutzungsverhalten die von der Bundesnetzagentur festgelegten Anforderungskriterien, ohne es zu wissen. Je nach Energieverbrauch sind Rückerstattungen in bis zu sechsstelliger Höhe möglich. Die Frist für die Antragstellung ist der 30. September 2014. Das Münchener Unternehmen Weitblick hat sich auf diese Thematik spezialisiert, prüft kostenlos die Einsparpotentiale und bietet die vollständige Antragsabwicklung an. www.energie-weitblick.de

Responsives Webdesign Die Zahl der Wiedergabegeräte, mit denen man sich im Internet bewegt, steigt. Damit nimmt auch die Anzahl der Formate und Auflösungen, denen Webseiten heute gerecht werden müssen, zu. Die Voraussetzung für einen guten Internetauftritt ist daher ein „Responsive Design“. Dahinter steckt das technologische Konzept der Media Queries in den Stilvorlagen (CSS). Mit deren Hilfe lässt sich jede Internetseite auf jedem Bildschirm und in jedem Format optimal anzeigen. Zudem dürfen die Struktur der Webseite, Benutzerfreundlichkeit und Suchmaschinenoptimierung nicht vernachlässigt werden. Bei der Einführung eines neuen Content-Management-Systems (CMS) sollte zu Beginn fachmännische Unterstützung hinzugezogen werden. Ein gutes CMS ermöglicht Website-Eigentümern jedoch, die Inhalte längerfristig selbst zu pflegen. www.ehlers-kohfeld.de

Höhere Maschinen-Auslastung durch Gamification Maschinen optimal auszulasten, ist eine Kunst. Selbst kleine Fehler oder Nachlässigkeiten können gewichtige Auswirkungen haben. Hier setzt das Münchener Unternehmen instingo an und verbindet dabei die digitale mit der realen Welt. Wer beispielsweise zügig reinigt, schnell Fehler behebt und umrüstet oder Material effizient verwendet, bekommt dafür sofort Punkte, die graphisch aufbereitet direkt am Arbeitsplatz angezeigt werden. Gamification nennt sich dieser geschickte Einsatz von Spielmechanismen, um Verhaltensänderungen bei den Mitarbeitern herbeizuführen. Die Einsatzmöglichkeiten der Software sind vielfältig und reichen von Gesundheitsprävention über effizientes Energiesparen bis hin zur optimalen Maschinen-Auslastung. Geschäftsführer Andreas Lenge: „Mit unserem Produkt können wir auch Mitarbeiter verschiedener Schichten untereinander konkurrieren lassen. Das macht Spaß, motiviert und führt zwanglos zu mehr Effizienz.“ www.instingo.de

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Mittelständler machen mobil Neue Mobilitätskonzepte als Chance für KMU

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In den Ballungszentren der industrialisierten Welt wird Mobilität zu einem der großen Themen, die Wirtschaft und Gesellschaft beschäftigen. Zunehmende Verkehrsdichte auf begrenztem Raum, die Anforderungen der Energiewende und des Umweltschutzes verlangen ein verkehrsplanerisches Umdenken.

Mit dem Austausch konventioneller PKW durch E-Autos ist es f ür Betriebe nicht getan. Von den Veränderungen sind auch kleine und mittlere Betriebe betroffen, die sich oft schwer tun, in alternative Energien, Antriebe und Mobilitätskonzepte zu investieren. Doch der Wandel wird kommen und in vielen Bereichen ist er bereits da: Der vorwiegend produzierende deutsche Mittelstand muss mit ansehen, wie immer mehr junge, gebildete, städtische Konsumenten auf das Auto als Statussymbol verzichten, alternative Mobilität mittels Carsharing praktizieren oder schlicht mehr Rad fahren. Das betrifft zahlreiche mittelständische Zulieferer der Automobilindustrie, aber auch Dienstleister, die mobil sein müssen.

Elektroauto, Bus und Fahrrad Dr. Wolfgang Christl kennt das Problem. Als Referatsleiter des Sonderprojekts E-Mobility der Handwerkskammer für München und Oberbayern berät er Handwerksbetriebe und bildet Handwerker, Ingenieure und Stadtplaner zum „Smart Advisor“ aus, zu Experten, die Mittelständlern helfen, den Mobilitätswandel im eigenen Betrieb zu realisieren. Christl erstellt Mobilitätsanalysen für Betriebe mit Fuhrparks von wenigen Autos bis hin zu 100 Fahrzeugen. Wie zum Beispiel für den Münchener Sanitärbetrieb, der eine Flotte von 100 Fahrzeugen unterhält, die sich aber alle auf kurzen Wegen im Innenstadtbereich bewegen. Das Unternehmen muss bei hoher Verkehrsdichte möglichst viele Kunden ohne Verlustzeiten erreichen. Hier empfiehlt Christl das „intermodale“ Mobilitätsmodell, denn: „Ich muss nicht alles mit dem Auto abdecken“. Wie und wann kann ich vorhandene Infrastruktur wie Busse und Bahnen nutzen? Kann ich Kurzstrecken mit Rad und Lastenrad abdecken? In Zeiten hoher Auslastung Carsharing nutzen? Kann ich mich mit anderen Unternehmen zum Corporate Carsharing zusammen tun? Lohnt sich bei zahlreichen Kurzstrecken die Investition in Elektroautos? Wolfgang Christl wünscht sich gerade im Bereich E-Mobility Unterstützung vom Staat: „Die von Verkehrsminister Dobrindt erwogene Sonderabschreibung für

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E-Autos ab 2015 und andere Zuschüsse bei der Elektrifizierung des betrieblichen Fuhrparks sind ein richtiger Weg.“

Neue Mobilität ändert das Energiemanagement

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Doch mit dem Austausch konventioneller PKW durch E-Autos ist es für Betriebe nicht getan: Christl bildet Smart Advisor auch dazu aus, Firmen bei der Integration von Elektromobilität in die dezentrale Energieversorgung zu beraten, denn viele unterschätzen den Zusammenhang zwischen dem unternehmenseigenen Energiehaushalt und einer vorwiegend elektrischen Fahrzeugflotte. Sie muss betrieben werden können, ohne die Spitzenlasten zu steigern. Investitionen in Photovoltaik, Kraft-Wärme-Kopplung, andere Formen eigener Energieproduktion und die Ladeinfrastruktur sind angezeigt. Bei einem entsprechenden integrativen Energiekonzept können mehr als zehn Prozent der Fahrzeuge auf Elektro- oder Hybridantrieb umgestellt werden.

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wie eine intelligente Einbindung in das lokale Verkehrsnetz erreicht werden. Dort, wo sich mehrere KMU in Technologieparks und Gewerbegebieten konzentrieren, ist eine gemeinsame Nutzung der Flotte sinnvoll. In der Tat sprechen die Ergebnisse einer Umfrage des Fraunhofer Instituts bei Unternehmen mit Fuhrpark für ein Sharing-Modell. Im Schnitt werden die Standzeiten der PKW auf 60 bis 80 Prozent geschätzt, die zurückgelegten Strecken liegen meist unter 50 Kilometer, und selten wird eine besondere Ausstattung verlangt. Wer sich hier nicht mit anderen Unternehmen zusammentut und so gemeinsam Elektromobilität nutzt, verschenkt Potenzial, so das Ergebnis der Umfrage.

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Der moderne Straßenverkehr ist keine Frage mehr von PS, Hubraum, Status oder Zweitwagen.

Teilen ist das neue Haben

Neue Mobilität auf dem Smartphone

Nicht immer ist die reine Umstellung auf alternative Antriebe für Unternehmen der beste Weg. Carsharing-Konzepte und -Anbieter gibt es immer mehr, und auch in diesem Geschäftsfeld wird Elektromobilität immer attraktiver. In Deutschland existieren rund 100.000 Unternehmen mit Fuhrparks, darunter zahlreiche Mittelständler mit insgesamt 10 Millionen Fahrzeugen. Die Hälfte davon befindet sich dabei in kleineren Dienstwagenflotten mit weniger als 100 Fahrzeugen. E-Mobility und Corporate-Carsharing haben hier also großes Potenzial.

Der moderne Straßenverkehr ist keine Frage mehr von PS, Hubraum, Status oder Zweitwagen. Weniger ist mehr, darüber sind sich Verkehrsplaner und immer mehr Unternehmer einig: Sie erkennen die Bedeutung moderner Informationstechnologie. Niels Benninghoff von Bettertaxi hat eine App entwickelt, mit der Kunden online ein Taxi rufen können, das sich in unmittelbarer Nähe befindet. Das spart Wartezeit für den Kunden wie auch für den Fahrer. Vor allem für Transfers von Firmenmitarbeitern vom Flughafen zum Hotel oder Kongress­zentrum ist die mobile Buchung per App sinnvoll. Benninghoff berichtet, dass manche Chefs ihre Mitarbeiter verpflichten, seine App zu installieren.

Das Fraunhofer Institut in Stuttgart untersucht in seinem Projekt „Shared E-Fleet“ die Möglichkeiten einer Cloud-basierten Informations- und Kommunikationstechnologie, die intelligente Technik in E-Autos (Smart Cars) mit Energieversorgungs(Smart Grid) und Verkehrssteuerungssystemen (Smart Traffic) verbindet. Damit soll eine optimale Auslastung und Einsatzplanung aller Fahrzeuge so-

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Ob die kostengünstige App oder die aufwendige Umstrukturierung des eigenen Fuhrparks: Unternehmen, deren Mitarbeiter mobil sein müssen, sollten umdenken, besser jetzt als morgen. 

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor


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Smarte Technologien im Mittelstand Wie Laster lernen, intelligent den Parkraum zu nutzen Nicht nur Telefon oder Fernseher sind „smart“ – Datenverkehr, Produktionsabläufe, Straßenverkehr, Landwirtschaft und zahlreiche andere Bereiche des wirtschaftlichen und öffentlichen Lebens werden zunehmend intelligent gesteuert. Ein Zukunftsmarkt, nicht nur für Siemens, Microsoft und Co.

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Smarte Technologien bieten ein breites Anwendungsfeld für mittelständische Unternehmen. So haben nur wenige Kleinbetriebe Zeit, Geld und Personal, um eine effizientere Datenverwaltung und schnelleren Datenverkehr zu organisieren. Für sie bietet sich der Einkauf von IT-Technologie zur Nutzung von Cloud-Diensten an. Das entlastet den Energieverbrauch der betrieblichen Rechner und organisiert die ökonomische Datenspeicherung. Intelligente Mess- und Regelverfahren schalten Geräte auf Stand-by Modus oder ganz aus.

Smart Traffic soll neue Kommunikationstechnologie in die Verkehrsleitzentralen bringen. Das gilt nicht nur für Computer und Drucker, sondern auch für die Gebäudetechnik. Ein Großteil der Endenergie in Deutschland wird in und an Gebäuden verbraucht: Heizung, Kühlung, Warmwasser und der Betrieb von Elektrogeräten können mit smarter Steuerungstechnik energieeffizient geregelt werden. Aber auch die flächendeckende Energieversorgung wird künftig intelligent gesteuert werden. „Smart Grid“, das intelligente Netz, verbindet Stromerzeugung, Stromnetze, Stromspeicherung und die nötigen Informationstechnologien, um eine ökonomische Auslastung der Netze zu gewährleisten.

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Verkehrsströme intelligent lenken Auch der Verkehr wird smart: Smart Traffic soll neue Kommunikationstechnologie in die Verkehrsleitzentralen bringen, um so für einen zeitund energieeffizienteren Verkehrsfluss zu sorgen. Elektroautos sollen besser in das Energieversorgungssystem eingebunden werden. So können sie etwa Strom speichern, um ihn in Zeiten hoher Nachfrage ins Verteilnetz zurückzuspeisen. Wie eine smarte Informationstechnologie nicht nur die Verkehrsinfrastruktur verbessert, sondern auch Gefahren, Kosten und Umweltbelastung reduziert, zeigt ein Projekt des BVMW-Mitglieds MANNS Ingenieure im rheinland-pfälzischen Wirges im Westerwald. Verkehrsingenieur Klaus Manns hat nichts Geringeres als einen intelligenten Parkplatz für LKW geschaffen. Transportunternehmen und ihre Fahrer klagen seit Langem über die Parkplatzsuche auf überfüllten Rastanlagen. Neben der unnötigen Verlängerung der Lenkzeiten entstehen dabei veritable Gefahrenquellen. So können zum Beispiel unbeleuchtet abgestellte LKW an Einfahrten Auffahrunfälle verursachen. Die Ingenieure aus Wirges haben daher ein Verfahren entwickelt, das den Parkraum intelligent nutzt: Beim „telematisch gesteuerten LKW-Kolonnen-Parken“ suchen die Fahrer nicht einzelne Parkplätze, sondern ihnen werden Plätze in einer Parkreihe zugewiesen. Mehrere LKW parken hintereinander, ähnlich wie auf Fähren. Eine Situation, die jeder Fahrer eigentlich zu vermeiden sucht, weiß er doch nicht, ob der Vordermann rechtzeitig die Reihe verlässt.

Der richtige Platz zur richtigen Zeit Hier kommt die smarte Informationstechnologie ins Spiel. Vor der Einfahrt muss jeder Fahrer einchecken. Ein mehrsprachiges Menü auf einem Touchscreen führt ihn intuitiv durch den Anmeldevorgang. Wichtigste Information ist die gewünschte Abfahrtszeit. Außerdem registrieren spezielle Messtechniken Fahrzeuglänge und -typ, Gefahrguttransporter und Kühlfahrzeuge werden am Parkplatzrand positioniert. Neuankömmlinge werden über bereits geleerte Parkreihen zu ihrem Platz geleitet. Das System stellt sicher, dass nie ein LKW hinter einem Fahrzeug steht, das später losfährt. Kameras, Bodenradar und Bewegungsmelder überwachen die Parkflächenauslastung rund um die Uhr sowie jeden einzelnen Ein- und Ausparkvorgang. Bereits 2005 hat Manns das System erstmals auf der Rastanlage Montabaur an der A3 getestet. Aus

MANNS Ingenieure wurde im Jahre 1991 mit dem Ziel gegründet, kommunalen und staatlichen Verwaltungen kompetente Ingenieurleistungen auf den Sektoren Verkehrswesen, Städtebau und Umweltschutz anzubieten. www.manns-ingenieure.de

den dort vorhanden 42 Parkplätzen machte er 84. Seit 2012 ist das System dort vollautomatisch in Betrieb. Das System funktioniert inzwischen gut, und die anfängliche Betreuung durch geschulte Mitarbeiter ist nicht mehr nötig. Neben dem vollautomatischen Betrieb existieren auch „Handheld“-Lösungen (tragbares, elektronisches Gerät mit Stromversorgung) für den Einsatz an Anlagen mit Parkwächtern. Vollends „smart“ wird das telematische Kolonnen-Parken durch die Vernetzung mit anderen Informationsträgern wie Internet, Navigationsgeräten und Parkleitsystemen.

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Die Parkraumkapazität wird um 40 bis zu 100 Prozent erhöht.

„Smart Parking“ spart Kosten und schont die Umwelt Die infrastrukturellen Vorteile liegen auf der Hand: Die Parkraumkapazität wird um 40 bis zu 100 Prozent erhöht – eine effiziente Alternative zum Aus- oder Neubau von Parkflächen angesichts des wachsenden Güterverkehrs nicht nur auf deutschen Straßen. Weniger Neubau bedeutet weniger Kosten, weniger Flächenversiegelung und einen schonenden Umgang mit Natur und Umwelt. Die Innovation von MANNS Ingenieure ist ein gelungenes Beispiel für das Know-how, mit dem mittelständische Unternehmen die Entwicklung smarter Technologien bereichern und in einer vernetzten Welt für mehr Energieeffizienz, Produktivität und Zeitersparnis sorgen. Darauf hinzuweisen ist wichtig, denn ist eine neue Technologie erst mal erfolgreich getestet und implementiert, brüsten sich meist die großen Akteure mit der verbesserten Umwelt- und Energiebilanz: Verkehrsunternehmen, Energieversorger, Bundesministerien oder die großen Kommunen. Doch die mühselige Forschung und Entwicklung kommt häufig vom innovativen Mittelstand – zum Beispiel aus Wirges im Westerwald. 

BVMW-Mitglied ebm GmbH & Co KG bietet eine App, die freie Parkplätze für LKW anzeigt. Das Unternehmen entwickelt innova­ tive Magnetfeld­ sensoren für Systemeinsätze und Anwendungen in der Verkehrs- und Leittechnik. www.ebm-os.de

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor


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Der Mittelstand. | 4 | 2014

Lautlos über Stadt und Land Mit E-Bikes wird Elektromobilität alltagstauglich Die motorunterstützten Fahrräder werden immer beliebter. Ein hoher Kaufpreis und fehlende Sicherheitsstandards machen die Wahl allerdings noch schwer. Experten raten deshalb zu Probefahrten und einem gezielten Vergleich. Es fühlt sich ein wenig an wie Magie: Kaum trete ich etwas stärker in die Pedale, gibt eine unsichtbare Kraft meinem E-Bike einen sanften Schub und ich erreiche in Sekundenschnelle laut Display eine Geschwindigkeit von mehr als 20 km/h. Auch am nächsten Berg zeigt sich die Stärke des E-Bikes: Ich schalte den Motor auf Stufe 3 und gleite zügig an schnaufenden Fahrradfahrern vorbei. Sportlich muss man nicht sein, um ein E-Bike zu fahren – mit ein wenig Trethilfe fährt es fast von allein. Wer nur ab und zu elektrische Unterstützung braucht, kann den Motor aber auch abschalten und einfach nur Radfahren. Das passiert übrigens auch, wenn der Akku mal leer ist. Der Spaß beim E-Bike-Fahren kommt allerdings definitiv mit der motorunterstützten Beschleunigung.

Pedelecs: Beliebt, aber teuer Das neue Fahrgefühl des eingebauten Rückenwinds findet zunehmend Anhänger: Nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) sind derzeit bereits 1,6 Millionen E-Bikes auf Deutschlands Straßen unterwegs. Mit einem Plus von rund 8 Prozent und 410.000 verkauften E-Bikes

ist der Absatz 2013 deutschlandweit weiter angestiegen – trotz Anschaffungskosten von bis zu mehreren tausend Euro. Mehr als 95 Prozent der verkauften Modelle sind sogenannte Pedelecs (Pedal Electric Cycles). Bei diesen Fahrzeugen wird das Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h mit einer Motorleistung von bis zu 250 Watt unterstützt. Im Straßenverkehr gelten für das Pedelec-Fahren die gleichen Vorschriften wie für das Radfahren. Anders sieht es aus bei den schnellen S-Pedelecs: der Motor schaltet erst bei 45 km/h ab und hat mit 500 Watt eine doppelt so hohe Nennleistung. Das S-Pedelec ist daher nach EU-Recht ein Leichtkraftrad, für das eine Betriebserlaubnis, eine Haftpflichtversicherung und mindestens ein Mofa-Führerschein nötig sind. Auch bei der Ausstattung gibt es zusätzliche Anforderungen. Zudem dürfen S-Pedelecs nur außerorts auf Radwegen fahren, ansonsten müssen sie auf die Straße.

Höher, weiter, jünger Vor allem im urbanen Umfeld sind Pedelecs als Citybikes und Tiefeinsteiger auf der Überholspur. Dabei seien Senioren nach wie vor die stärkste Zielgruppe, sagt Stephan Behrendt vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Das „Reha-Image“ der allerersten Elektro-Fahrräder gilt inzwischen aber als veraltet. Die Industrie

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Derzeit sind bereits 1,6 Millionen E-Bikes auf Deutschlands Straßen unterwegs.

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nimmt jetzt junge Zielgruppen in den Fokus und setzt dabei auf ausgefeilte Technologien und innovative Designlösungen.

Probefahrten sind unerlässlich Doch die Wahl des richtigen E-Bikes ist nicht einfach. Vor dem Kauf empfehlen Experten deshalb den Vergleich verschiedener Modelle und Probefahrten. Stephan Behrendt rät außerdem, einige individuelle Ansprüche zu klären: Wo soll das Elektro-Fahrrad zum Einsatz kommen? In der Stadt oder in den Bergen? Fahre ich öfter mit Gepäck oder Kindersitz? Nicht zu vernachlässigen ist auch das im Vergleich zu einem motorlosen Fahrrad höhere Gewicht, falls das Pedelec täglich in die Wohnung oder den Keller getragen werden muss. Hinsichtlich der Reichweite gibt es ebenfalls große Unterschiede. Bis zu 200 Kilometer motorunterstütztes Fahren versprechen manche Hersteller. Dabei sei allerdings immer von optimalen Angaben auszugehen, so der ADFC. Beim Probefahren empfiehlt Behrendt auf die Stabilität des Rads und ein gutes Sicherheitsgefühl zu achten. Abschließend warnt Behrendt vor dem Kauf günstiger, aus dem Ausland importierter Elektroräder oder den oft im Internet angebotenen Tuning-Paketen zum Aufrüsten normaler Fahrräder. Denn bislang gebe es keine verpflichtende Sicherheitskennzeichnung für Pedelecs. Ausnahme ist das CE-Prüfzeichen, das allerdings nur besagt, dass ein E-Bike in der EU verkauft werden darf. Immer mehr Hersteller lassen deshalb ihre Räder zusätzlich mit dem freiwilligen GS-Zeichen auszeichnen.

Ein Weg mit vielen Baustellen Neben der fehlenden verbindlichen Prüfzeichen kritisiert der ADFC auch die bislang nicht stan-

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dardisierte Ladetechnik der einzelnen Hersteller. Dazu kommen die nach wie vor hohen Kosten für ein Elektrofahrrad, die viele potenzielle Käufer abschrecken. Mit dieser Problematik beschäftigt man sich auch am „Zentrum für E-Bike-Entwicklung“ an der Technischen Hochschule RWTH Aachen. Der Leiter des Zentrums, Prof. Achim Kampker, sieht vor allem die hohen Produktionskosten bei der Herstellung des E-Bikes als Ursache für den hohen Preis. Er hält effiziente, in Deutschland gefertigte Baukastensysteme für eine Möglichkeit, sich gegen die billige technische Konkurrenz aus dem Ausland abzusichern und forscht unter anderem an 3D-Druck-Elementen, die sich im E-Bike verbauen lassen.

Gute Zukunftsaussichten So viele Baustellen die Branche noch zu bearbeiten hat, die Experten sind sich einig, wenn es um eine gute Zukunftsprognose für das E-Bike in Deutschland geht. Stephan Behrendt prophezeit in den kommenden Jahren eine noch bessere Akkuleistung und auch Prof. Kampker ist von der Alltagstauglichkeit der Elektrofahrräder überzeugt: „Die Fahrradindustrie hat mit dem E-Bike eine Erfolgsgeschichte vorzuweisen, die man sich in anderen Bereichen der E-Mobilität nur wünschen kann.“ Und ihre Attraktivität werde weiter steigen, dank zusätzlicher Anreize wie den geplanten Fahrradautobahnen in Nordrhein-Westfalen oder der steuerlichen Gleichstellung des Dienstrads mit dem Dienstwagen. ­

Anne Gottschalk Journalistin

Rund 1.500 verschiedene E-Bike-Modelle sind auf dem Markt. Auf e-bike-finder.com erhalten Inter­ essenten einen kompletten Überblick über den Markt und eine echte Hilfestellung bei der Auswahl des passenden Elektrorads. In der Detailsuche lässt sich die Datenbank nach vielen Kriterien durchsuchen, auch auf Smartphones und Tablets. „Fragen und Antworten“ sowie „Wichtige Begriffe“ versorgen den E-Biker mit allen wichtigen Informationen. Einsteigern hilft außerdem die Kaufberatung. Hier stellt der eBikeFINDER durch Fragen nach der durchschnittlichen Fahrstrecke, dem Fahrstil – gemütlich oder sportlich – oder auch der Körpergröße automatisch eine Liste mit passenden Modellen zusammen. News zum Thema runden das Angebot ab. www.e-bike-finder.com

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Mit Boardcomputern sicher durch den Verkehr Über das Für und Wider moderner Datentechnik in neuen Autos „Starkes Beschleunigen gefährdet Ihre Gesundheit“

Moderne PKW haben mehr Datentechnik an Bord als die erste Mondfähre. Durch Internetverbindung und Ortsbestimmung können „connected cars“ sicherer, aber datenschutzrechtlich gefährlich werden.

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Der gläserne Bürger existiert schon längst. Seine Bankdaten gehören weder ihm noch der Bank, sein Internet- und Telefonverhalten wird ausgewertet, seine Einkäufe registriert. Wenn schon die Datenkrake in den eigenen vier Wänden haust, so mag er sich in der Geborgenheit der Fahrgastzelle seines Autos sicher fühlen. Ein Trugschluss. Die zahlreichen Datenströme in modernen PKW werden zum Objekt vieler Begehrlichkeiten. Das hat Folgen für zahlreiche mittelständische Unternehmen, zum Beispiel für freie Werkstätten. Bislang verblieben Motordaten im Bordsystem und wurden von den Werkstätten ausgelesen. Doch heute werden Autos ab Werk bereits mit Internetverbindung, GPS-Systemen und Telefonkarten ausgerüstet, die im Hintergrund Wegstrecken, Fahrverhalten und Technikdaten direkt an den Hersteller übermitteln. Künftig dürfen sich Fahrer nicht wundern, wenn ihnen eine Inspektion in einer Vertragswerkstatt samt Termin nahegelegt wird. Freie Werkstätten sind ohne diese exklusiven Daten handlungsunfähig. Das verzerrt den freien Markt.

Datenschützer bemängeln, dass das eCall nicht abgeschaltet werden kann.

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor

Es sind nicht nur technische Informationen, die den peripheren Branchen der Autoindustrie Probleme bereiten. Jede Autofahrt übermittelt personenbezogene Daten: Beschleunigungs- und Bremsverhalten, Abfahrts- und Zielort, gefahrene Wege, Informationen, die Polizei und Versicherungen nach Unfällen helfen, die Schuldfrage zu entscheiden. Doch unabhängig vom Ernstfall kann ein Fahrerprofil ermittelt werden, das Auswirkungen auf Tarife hat. Vorauseilenden Gehorsam erwartet etwa die Sparkassen-Direktversicherung für ihren günstigen Tarif mit der Telematik-Box. Diese Box erfasst das Fahrverhalten, wertet aus und übermittelt die Daten an den Versicherer. Gegebenenfalls hebt es den digitalen Finger, um forsche Fahrer vor allzu sportlichem Beschleunigen zu warnen – Big Brother ist immer an Bord. Dieses System kann allerdings auch Leben retten: „eCall“ ist eine digitales Notrufsystem, das bei Aktivierung des Airbags eine Meldung an die nächstgelegen Rettungsstelle sendet, samt genauer Ortsbestimmung und Sprechverbindung. Einer Studie der EU-Kommission zufolge könnten so jährlich 2.500 Unfallopfer überleben. Also hat das EU-Parlament im Februar entschieden, dass eCall ab 2015 verpflichtend zur Serienausstattung jedes Neuwagens gehören muss.

Hehres Ziel, fragwürdige Umsetzung Datenschützer bemängeln, dass das eCall nicht abgeschaltet werden kann. Die Missbrauchsgefahr sei hoch, denn nicht nur unfallbezogene Daten würden gesammelt, sondern ein komplettes Bewegungsprofil erstellt. Das ermögliche auch personenbezogene Werbung. Es gibt keine gesetzliche Regelung, wie mit den erfassten Daten umgegangen wird. Schließlich betrifft das Datenschutzdilemma bislang nur wenige Fahrer: Die EU-Kommission spricht von 0,7 Prozent aller Autos in der EU, die „connected“ sind. Doch wer den Kauf eines Neuwagens plant, sollte das Kleingedruckte im Vertrag genau lesen. Oder den Rat von Softwarehersteller Kaspierski, dem Antivirenspezialisten, beherzigen: „Kaufen Sie ein altes Auto.“ 

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Viking gewährt Mitgliedsunternehmen des BVMW bei jeder Bestellung einen Sofortrabatt in Höhe von 10% des Nettowarenwertes auf alle angebotenen Produkte und Waren (z.B. Büroartikel, Bürotechnik und Büromöbel). Eine Übersicht von mehr als 10.000 Büroartikeln finden Sie unter www.viking.de. Bei Bestellung bis 17 Uhr erfolgt die Lieferung bereits am nächsten Werktag. Frachtfreie Lieferung bei allen Bestellungen über 49 Euro (netto).Das Zahlungsziel beträgt 30 Tage. Sie haben 30 Tage kostenloses Rückgaberecht.

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Steuern sparen mit Dienstwagen und Dienstfahrrad Was Arbeitgeber wissen müssen

Der Dienstwagen ist Gehalts­ bestandteil und in das zu zahlende Jahresgehalt einkalkuliert. Der Unternehmer zahlt lediglich die auf den Betrag des geldwerten Vorteils zu erhebenden Sozialversicherungsbeiträge.

Die Kosten für die Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte können in Höhe des als Werbungskosten beim Arbeitnehmer geltend zu machenden Betrages mit 15 Prozent pauschal vom Arbeitgeber besteuert werden. In diesem Fall werden keine Sozialversicherungsbeiträge auf den Betrag erhoben. Dies kann für den Arbeitgeber vorteilhaft sein.

Zuzahlungen (pauschal, nach Kilometern oder Kostenarten abgerechnet) durch den Arbeitnehmer oder Gehaltsumwandlungen (Sachbezug anstelle von Barlohn) sind möglich, sodass die Kosten für das Unternehmen gemindert werden können.

Fahrtkostenzuschüsse sind nur steuerfrei in folgenden Fällen: Einsatzwechseltätigkeit, Dienstreisen, beruflich veranlasste doppelte Haushaltsführung und Sammelbeför­derung.

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor

Auch hier besteht Beitragsfreiheit in der Sozialversicherung.

Der geldwerte Vorteil für die Benut­ zung des Dienstwagens zu reinen Privatfahrten ist monatlich mit einem Prozent des auf volle 100 Euro abgerundeten Bruttolistenpreises anzusetzen. Begünstigt sind lediglich Elektrooder Hybridelektrofahrzeuge, auch bei der Ermittlung des Bruttolistenpreises für die Ein-Prozent-Regelung (pauschaler Abzug der Kosten des Batteriesystems). Da der lohnsteuerliche Wert auch für die Sozialversicherungsbeiträge die Bemessungsgrundlage darstellt, kann bei Elektrofahrzeugen eine Ersparnis eintreten.

Rückwirkend zum 1. Januar 2012 sind Dienstfahrräder dem Dienstwagen steuerlich gleichgestellt, auch bei privater Nutzung durch den Arbeitnehmer. Es gilt die Ein-Prozent-Regelung vom Bruttolistenpreis. Der geldwerte Vorteil wird vom Arbeitnehmer versteuert, die finanziellen Vorteile verglichen mit einer Lohnerhöhung sind für den Arbeitgeber höher. Eine attraktive Alternative für Firmen, die die hohen Ausgaben für Firmenwagen scheuen. Studien berichten außerdem von deutlich niedrigerem Krankenstand radeln-

der Mitarbeiter. Leasingverträge für teure High-Tech Räder senken die Kosten ebenfalls.

Bei E-bikes (Geschwindigkeit unter 25km/h), ist der Wert der Fahrten zwischen Wohnung und Arbeits­stätte nicht zusätzlich als Sachbezug zu versteuern (bei PKW indes muss dies erfolgen).

Ob Dienstwagen oder Firmenfahrrad: Es wird die Führung eines (elektronischen) Fahrtenbuches empfohlen. Daran stellt die Finanzverwaltung hohe Anforderungen (zeitnah, lückenlos, in gebundener Form, nicht änderbar etc.). In der Praxis zeigt sich regel­ mäßig, dass Fahrtenbücher nicht den Anforderungen entsprechen. Hier wird der Rat eines Experten empfohlen.

Es gibt derzeit keine günstigere Methode für Mitarbeiter, an ein Elektrofahrrad zu gelangen als über das Leasing nach der Ein-Prozent-Regelung. Dabei profitiert der Arbeitnehmer von steuerlichen Vorteilen, der Arbeitgeber spart zusätzlich bei den Sozialabgaben. Hilfe bei Auswahl und Realisierung bietet das Berliner Unternehmen sinCO2 UG: e-bike-finder.com 

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Verkehrsentlastung Was Unternehmer für Mitarbeiter und Umwelt tun können Mobilitätsmanagement – ein Schlagwort, das immer mal wieder auftaucht. Aber was bedeutet das für Unternehmen in einer Zeit, in der Nachhaltigkeit groß geschrieben wird? Der Mittelstand. hat beim ökologischen Verkehrsclub Deutschland (VCD) nachgefragt. Was ist (nachhaltiges) Betriebliches Mobilitätsmanagement ? Betriebliches Mobilitätsmanagement hilft Unternehmen, alle Prozesse rund um die betriebliche Mobilität zu erfassen, zu optimieren und Kosten zu senken. Dazu zählt nicht nur Mitarbeitermobilität, sondern auch der Warentransport und Aufwand für Dienstleistungen. Nachhaltiges Mobilitätsmanagement betrachtet zusätzlich ökologische und soziale Kriterien, mit dem Ziel, alle negativen Effekte so weit wie möglich zu minimieren. Warum lohnt es sich für Betriebe, dem nachzugehen? In den meisten Fällen gehen Ökonomie und Ökologie Hand in Hand. Werden Fahrzeuge mit einem geringerem Verbrauch angeschafft, sinken neben den CO2- und Luftschadstoffemissionen auch die Ausgaben für Sprit. Wird statt eigenen Firmenwagen ein Auto nur bei Bedarf gemietet oder beim Car-Sharing-Anbieter geordert, ist das ebenfalls preiswerter. Werden Mitarbeitern Jobtickets oder Firmenräder zur Verfügung gestellt, müssen keine teuren Kapazitäten für Firmenparkplätze bereitgehalten werden. Die bewusste Verkehrsmittel- und Fahrzeugwahl reduziert so die Kosten eines Unternehmens. Wer Umwelt und Klima weniger beansprucht, verschafft sich ein positives Image und kann bei Kunden und Partnern, aber auch Mitar­ beitern punkten. Zu welchen konkreten Maßnahmen raten Sie kleinen und mittleren Arbeitgebern, was ist zumutbar? Wichtig ist zunächst die Analyse der betrieblichen Mobilität des eigenen Fuhrparks: Wofür benötige ich ein Fahrzeug? Wie groß­ muss es sein? Wo und wie häufig bin ich damit unterwegs? Oft zeigt sich, dass es sinnvoller ist, einen kleinen Stadtliefer­ wagen à la Caddy und Co zu nutzen, statt eines großen Transporters. Immer öfter kommen aber auch Lastenräder zum Einsatz.

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Foto: Andreas Labes

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Unternehmen sind also nicht nur mit dem eigenem Firmenwagen mobil. Es gibt verschiedene preiswerte wie flexible Alter­ nativen. Auch per Rad und mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind Mitarbeiter gerade in Ballungszentren und Innen­ städten kostengünstig und sicher unterwegs. Sind weite Distanzen zu einem Geschäftstermin zu überwinden, ist die Bahn eine gute Option. Ein weiterer Vorteil: Die Fahrtzeit kann effektiv zum Arbeiten genutzt werden. Nicht jeder Termin muss persönlich wahrgenommen werden. Telefon- und Webkonferenzen ersetzen in vielen Fällen Geschäftsreisen­ und sparen damit erhebliche Kosten. Gleichzeitig können Arbeitgeber ihren Mitarbeitern ein Spritspartraining anbieten. Erfahrungen zeigen, dass im Schnitt zehn Prozent

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weniger Kraftstoff benö­tigt wird. Das ist sicherer, hat geringere Ausfall­zeiten und eine niedrigere Schadensquote zur Folge. Betriebliches Mobilitätsmanagement kann schnell ausufern – Unternehmen lösen Verkehrsprobleme. Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang die Kommunen? Kommunen müssen den notwendigen Rahmen für Unternehmen schaffen. Der Verkehr muss grundsätzlich auch ohne das Eingreifen der Betriebe funktionieren. So sind Kommunen für die notwendige Infrastruktur zuständig: sichere Radwege, leistungsfähiger ÖPNV, aktive Bewerbung von Jobtickets inklusive Lösungen für Kleinbetriebe wegen Mindestmitarbeiterzahl etc. Kommunalverwaltungen müssen selbst mit gutem Beispiel vorangehen. 

Michael Müller-Görnert Referent für Verkehrspolitik Verkehrsclub Deutschland e. V. VCD-Leitfaden „Effizienter Fuhrpark“ www.vcd.org/flotten­ management.html

Das Interview führte Judith Blask.


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Sixt – Ideen für die Mobilität von morgen Der Mittelstand. im Gespräch mit der Vorzeigeunternehmerin Regine Sixt mern sich um den Ausbau von Sixt im Ausland. Wo sehen Sie noch Wachstumspotenzial?

Der Mittelstand: Frau Sixt, in Berlin und anderen Großstädten sind immer mehr Autos mit Münchner Kennzeichen und der Aufschrift DriveNow unterwegs. Wie ist es Ihnen gelungen, mit dem Carsharing-Konzept DriveNow in kürzester Zeit so erfolgreich zu werden?

Sixt Autovermietung wurde 1912 gegründet, und ist mit rund 4000 Niederlassungen auf fünf Kontinenten und in 105 Ländern vertreten. Das Unternehmen zählt heute zu den größten Autovermietern in Deutschland. www.sixt.de.

Indem wir permanent an der Mobilität von morgen arbeiten. Das ist für uns keine hohle Phrase, denn die Einstellung der Menschen zur Mobilität ist längst im Wandel begriffen. Insbesondere in den Großstädten verzichten immer mehr Menschen auf ein eigenes Auto, weil ihnen die Unterhaltskosten zu hoch sind, weil die Parkplätze fehlen – und weil sie nicht mehr auf ein einziges Auto festgelegt sein wollen. Diese Entwicklung haben wir frühzeitig erkannt und offensichtlich die richtige Lösung entwickelt: DriveNow bietet attraktive Fahrzeuge von BMW und MINI für den individuellen Bedarf und arbeitet mit seinen Partnern daran, das Auto auf intelligente Weise mit anderen Verkehrsmitteln zu vernetzen. So erhalten unsere Kunden ein Mobilitätskonzept, das optimal auf ihre Wünsche und Bedürfnisse zugeschnitten ist. Sie sind häufig auf Reisen, immer auf der Suche nach neuen Kooperationspartnern. Sie küm-

Unsere Kunden können die Farben Orange und Schwarz – also unsere Unternehmensfarben – inzwischen in mehr als 100 Ländern weltweit entdecken. Und wir arbeiten hart daran, dass es immer mehr werden. Dabei legen wir besonderes Augenmerk auf unsere Aktivitäten in Nordamerika: Wir sind auf dem Kontinent vor wenigen Jahren gestartet und bauen unsere Präsenz nun kontinuierlich aus, ob nun in Miami, in Boston oder in Las Vegas. Damit verbunden erweitern wir natürlich auch unser Geschäft in Lateinamerika und in der Karibik, um den Reisenden dort eine reibungslose Mobilität bieten zu können. Doch genauso haben wir auch andere Regionen auf der Welt im Blick. Ein gutes Beispiel dafür ist Europa, wo wir kontinuierlich unsere Marktstellung stärken, etwa in Frankreich und Spanien. Gemeinsam mit Ihrem Mann haben Sie Sixt zu dem gemacht, was es heute ist. Gibt es so etwas wie Arbeitsteilung? Die gibt es – und sie ist ganz einfach. Mein Mann ist der Vorstand. Das heißt, er leitet das Unternehmen und trifft die strategischen Entscheidungen. Ich dagegen verantworte das internationale Marketing und kümmere mich um den Ausbau unserer Partnerschaften überall auf der Welt. Doch mein Mann weiß, dass er mir vertrauen kann. Er hat mir stets die Freiräume gegeben, um meine Ideen und Ziele an seiner Seite verwirklichen zu können. Ein besonderes Anliegen ist mir dabei die Regine Sixt Kinderhilfe Stiftung, die inzwischen auch das offizielle Corporate Social Responsibility-Programm unseres Unternehmens ist. Sie haben auf dem Gebiet der Autovermietung Pionier-Arbeit geleistet. Was sind Ihre zukünftigen Pläne? Sixt ist heute kein einfacher Autovermieter mehr. Wir verstehen uns als Mobilitätsdienst-

Foto: Sixt

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DriveNow bietet attraktive Fahrzeuge von BMW und MINI f ür den individuellen Bedarf.

leister. Das bedeutet, dass wir unseren Kunden eine umfassende Mobilität aus einer Hand bieten, vom Carsharing über die Miete und unseren Limousine-Service bis zum Carpooling und dem Full-Service-Leasing. Diese Entwicklung werden wir konsequent fortsetzen: Wir werden immer wieder neueste Technologien nutzen, um unseren

Kunden genau die Mobilität zu bieten, die sie auch wirklich benötigen, und zwar über Landesgrenzen hinweg. Dabei bin ich sehr glücklich und auch stolz, dass mit meinen Söhnen Alexander und Konstantin bereits die nächste Sixt-Generation in unserem Unternehmen arbeitet und die Entwicklung neuar tiger Mobilitätskonzepte vorantreibt.

Das Interview führte Friederike Pfann.

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Der Mittelstand. | 4 | 2014

Interne Ermittlungen im Betrieb Mitbestimmungsrechte des Betriebsrats Im Rahmen von internen Ermittlungen (Corporate Investigations) zur Aufklärung von Rechtsverstößen oder sonstigen Pflichtverletzungen hat der Arbeitgeber nicht nur die Vorgaben des Datenschutzes und das Persönlichkeitsrecht der Mitarbeiter zu beachten. Auch der Betriebsrat hat ein Wörtchen mitzureden. Einen einheitlichen Mitbestimmungstatbestand „interne Ermittlungen“ kennt das Gesetz nicht. Die Beteiligungsrechte richten sich vielmehr nach der jeweiligen Ermittlungsmaßnahme.

Einsatz technischer Anlagen

Tobias Grambow Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Buse Heberer Fromm Rechtsanwälte Steuerberater PartG mbB, Berlin www.buse.de

Bei der Einführung oder Anwendung technischer Anlagen, die dazu geeignet sind, Mitarbeiter zu überwachen, hat der Betriebsrat mitzubestimmen (§ 87 Abs. 1 Nr. 6 BetrVG). Technische Anlagen werden zur selbstständigen Kontrolle eingesetzt und generieren eigenständige neue Informationen. Beispiele sind die Installation und Nutzung von Kameras oder Zeiterfassungssystemen und das Mithören und Aufzeichnen von Telefonaten. Ein Mitbestimmungsrecht besteht auch dann, wenn der Arbeitgeber bereits vorhandene Daten mittels EDV abgleichen möchte (Mitarbeiterscreening). Der Einsatz von Hilfsmitteln (wie zum Beispiel Taschenrechner, Google Maps etc.) ist mitbestimmungsfrei.

Befragung von Mitarbeitern Der Betriebsrat hat gemäß § 94 Abs. 1 BetrVG mitzubestimmen, wenn der Arbeitgeber im

Rahmen einer Mitarbeiterbefragung standardisierte Fragebögen verwenden möchte. Deren Auswertung ist allerdings mitbestimmungsfrei. Der Arbeitgeber muss den Betriebsrat jedoch rechtzeitig und umfassend informieren und ihm erforderliche Unterlagen zur Verfügung stellen, damit dieser zum Beispiel die Einhaltung der Datenschutzgesetze überwachen kann (§ 80 Abs. 2 BetrVG).

Betriebliche Ordnung Ermittlungsmaßnahmen, die das Ordnungsverhalten der Mitarbeiter oder die Ordnung im Betrieb tangieren, sind nach § 87 Abs. 1 Nr. 1 BetrVG mitbestimmungspflichtig. Das betrifft zum Beispiel die Einrichtung eines Whistleblowingsystems, Taschen- und Torkontrollen, Einführung einer Meldepflicht bei Rechtsverstößen etc. Die Teilnahme von Mitarbeitern an Befragungen im Rahmen interner Ermittlungen ist eine arbeitsvertragliche Nebenpflicht und betrifft nicht die Ordnung des Betriebes; ein Mitbestimmungsrecht nach § 87 Abs. 1 Nr. 1 BetrVG besteht daher insoweit nicht. Ebenfalls mitbestimmungsfrei sind zum Beispiel die Anweisung zur Herausgabe dienstlicher Unterlagen und der Einsatz von Privatdetektiven.

Rechtsfolgen Eine Verletzung der Rechte des Betriebsrats kann Unterlassungsansprüche auslösen. Folge wäre zum Beispiel, dass bereits installierte Systeme nicht genutzt oder gar entfernt werden müssten. Beweismittel, die durch Verletzung von Grundrechten der Mitarbeiter erlangt wurden, dürfen nicht verwertet werden (wie nicht verhältnismäßige Videoüberwachung). Alleine die Verletzung der Rechte des Betriebsrats hat nicht per se ein Verwertungsverbot zur Folge. 

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Der Mittelstand. | 4 | 2014 4 | 2014

ADVERTORIAL ADvErtoriAl

Erholung in Zeiten der modernen Kommunikation Entspannter mit dem Business Center

Lang, lang sind sie her, die Zeiten, in denen man im Urlaub tatsächlich nicht erreichbar war und der Geschäftsbetrieb vorübergehend auch ohne Führung auskommen musste. So manchem Unternehmer fiel es schwer, sich darauf zu verlassen, dass das tägliche Geschäft auch während seiner Abwesenheit reibungslos weiterlaufen würde und verzichtete gar gänzlich auf den wohlverdienten Urlaub. Doch dank moderner Kommunikation ist das heute kein Thema mehr: Jeder ist jederzeit und überall erreichbar, doch wo bleibt die Erholung?

Sonderveröffentlichung / Fotos © Fotolia.com

Mobile Kommunikation bringt nicht nur Vorteile Die durchgehende Erreichbarkeit hat ihre Tücken: Selbst während des Urlaubs fällt das Abschalten schwer – zu groß ist die Versuchung, die neu eingehende E-Mail zu lesen oder den Anruf des Kunden entgegen zu nehmen. Kleinunternehmer geraten schnell unter Druck, denn ruckzuck ist ein Auftrag weg. Ein Business Center ist die entlastende Lösung: Die Mitarbeiter des Business Centers funktionieren – nicht nur während der Urlaubszeit – wie eine eigene, interne Abteilung. Sie nehmen Anrufe entgegen, empfangen die Post, damit selbst in der Ferienzeit keine wichtige Sendung zurückgeschickt wird, und leiten wichtige Nachrichten nach Vorgabe umgehend weiter. Kunden fühlen sich gut aufgehoben, weil stets ein persönlicher Ansprechpartner zur Verfügung steht und Unternehmer können sich darauf verlassen, dass ihre Abwesenheit nicht einmal bemerkt wird.

Mit skalierbaren Dienstleistungen flexibel auf Auftragsschwankungen reagieren Mittelständische Unternehmer verfügen meist

über ein eigenes Sekretariat, dennoch profitieren auch sie von den Dienstleistungen der Business Center: sei es durch die Buchung von Dienstleistungen, um Arbeitsspitzen auszugleichen oder Urlaubs- und Krankheitszeiten des eigenen Personals zu überbrücken oder durch die Anmietung exklusiver Konferenzräume. Der Service der Business Center reicht dabei von der Telefonannahme über die Auftragsabwicklung bis hin zur vorbereitenden Buchhaltung. Selbst die dauerhafte Auslagerung der Telefonzentrale in ein Business Center ist möglich, was den unschätzbaren Vorteil hat, dass eine durchgehende Erreichbarkeit gewährleistet wird – den ganzen Tag, das ganze Jahr, unabhängig von Mittagspausen, Urlaubszeiten und Krankheitstagen.

Mit dem Business Center entspannter arbeiten – ob im Tagesgeschäft oder im Urlaub Und steht der Urlaub dann doch vor der Tür, sorgen Business Center nicht nur mit Telefonund Postservice für Entspannung. So betreibt bspw. die ecos office center-Gruppe, der größte Anbieter inhabergeführter Business Center in Deutschland, ebenfalls internationale Standorte – seit kurzem auch auf Mallorca. Hier können Unternehmer während ihres Urlaubs „einchecken“ und stundenweise Büros oder Besprechungsräume anmieten, um dringende geschäftliche Angelegenheiten zu bearbeiten. Durch die bestehende Infrastruktur ist nur der eigene Laptop nötig, um sofort mit der Arbeit beginnen zu können. Ein Business Center im Ferienparadies eignet sich aber auch für Incentive-Veranstaltungsort für Mitarbeiter oder für Gespräche mit internationalen Kunden in angenehmem Ambiente. Definitiv eine Win-win-Situation für Unternehmer und Kunden! 

ecos office center GmbH & Co. KG info@ecos-office.com www.ecos-office.com

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Keine Energiewende ohne eMobilität

Mitglied der Mittelstandsallianz

Wenn nicht jetzt, wann dann? Der Verkehrssektor in Deutschland hat einen Anteil am Endenergieverbrauch von etwa dreißig Prozent. Auch der Anteil des Verkehrs am CO2-Ausstoß ist mit circa zwanzig Prozent erheblich. Berücksichtigt man zudem die seit Jahren steigende Verkehrsleistung, so machen die Zahlen deutlich: Energie- und Mobilitätswende müssen gemeinsam gedacht und angepackt werden.

Kurt Sigl Präsident Bundesverband eMobilität e. V. www.bem-ev.de

Entscheidend für eine ambitionierte Mobilitätswende als integraler Teil der Energiewende sind folgende Punkte: Der Verkehrssektor muss stärker als bisher im Sinne einer ganzheitlichen Lösung in die Energiewende einbezogen werden. Es ist dringend erforderlich, dass Elektromobilität und Bausektor viel stärker als bisher miteinander verknüpft werden. Ein geschlossenes, engagiertes Auftreten aller an der Energie- und Mobilitätswende beteiligten Ministerien. Leider lässt sich in der politischen Praxis beobachten, dass häufig streng nach Zuständigkeit der Ministerien wichtige Teil-Aspekte der Mobilitätswende ausgeblendet werden oder Kompetenzgerangel sachdienliche Lösungen verzögert oder gar verhindert. Fördermittel für Elektromobilitäts-Projekte müssen wieder aus dem Bundeshaushalt kommen. Die Finanzierung aus dem Energie- und Klimafonds funktioniert ganz offenkundig nicht. Bereits bewilligte Förderprojekte im Bereich Elektromobilität warten zum Teil seit Monaten auf die Freigabe von Fördergeldern.

Die daraus resultierende fehlende Planungsund Finanzsicherheit stellt insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen vor große Probleme und bremst Innovation. Beim Aufbau der Lade-Infrastruktur für Elektrofahrzeuge werden den beteiligten Unternehmen unzählige Steine in den Weg gelegt. Häufig mangelt es an klaren Zuständigkeiten und Regelungen. Ein Bürokratieabbau im Sinne kürzerer Entscheidungswege ist dringend notwendig. Eine öffentliche Beschaffungsinitiative, die Bund, Länder und Kommunen bei der Umstellung ihrer Fuhrparks auf saubere Antriebe unterstützt. Die öffentliche Hand schafft auf diese Weise einen wichtigen Absatzmarkt für alternative Antriebe, über den sich wichtige Skaleneffekte realisieren lassen, und trägt damit außerdem zum Erreichen der nationalen Klimaschutzziele bei. Die jüngst bekannt gewordenen Pläne zur Verabschiedung eines Elektromobilitätsgesetzes sind grundsätzlich begrüßenswert und ein Schritt in die richtige Richtung. Nach einer langen Phase des Beinahe-Stillstands im Bereich Elektromobilität müssen die Pläne jetzt und schnell umgesetzt werden, damit den vielfachen Ankündigungen auch endlich sichtbare Taten folgen. Nur durch eine ambitionierte Energie- und Mobilitätswende kann gewährleistet werden, den starken Wirtschaftsstandort Deutschland für die Zukunft erfolgreich aufzustellen und gleichzeitig die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu reduzieren. 

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Brückenschlag zum Kunden Mit gezielter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Entscheider erreichen Schubkarre, Klettverschluss, Internet-Protokoll – nicht immer erschließen sich geniale Erfindungen auf den ersten Blick. Um potenzielle Kunden vom Nutzen komplexer Produkte und Lösungen zu überzeugen, ist qualifizierte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit hilfreich. „Auch das noch!“, denkt sich so mancher Firmenchef, wenn die Rede auf Public Relations (PR) kommt. Um Marketing bzw. Werbung kümmern sich qualifizierte Mitarbeiter – weshalb also noch Geld für PR in die Hand nehmen? Gerade erklärungsbedürftige Produkte oder Dienstleistungen lassen sich häufig nicht in einer Werbeanzeige vermitteln. Wenn es darum geht, komplexe Zusammenhänge darzustellen, ist ein längerer fachlicher Beitrag – etwa eine Pressemitteilung, ein Fachartikel oder ein Anwenderbericht – die geeignete Form. Dafür spricht außerdem, dass sich Untersuchungen zufolge Manager vor Investitionsentscheidungen immer noch am

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PR strategisch planen Wie andere unternehmerische Aktivitäten basiert die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ebenfalls auf einer Strategie. Sie umfasst: die Analyse der Ist-Situation: Welches Image haben das Unternehmen bzw. seine Produkte/Dienstleistungen in der Öffentlichkeit? konkrete aktuelle/zukünftige Zielstellungen, zum Beispiel: Welches Image soll vermittelt werden? Wie viele Neukunden sollen gewonnen werden? die Festlegung der Zielgruppen: Wer soll mit den Informationen angesprochen werden? Vorhandene oder neue Kunden? Welche Medien? die Botschaften: Was soll kommuniziert werden? einen Maßnahmenkatalog einen Zeitplan die Wirkungskontrolle.

liebsten im direkten Gespräch oder per klassischer Zeitschrift sowie Internet informieren. Hinzu kommt, dass erfolgreiche Pressearbeit einen viel größeren Nutzen verspricht als die klassische Werbung: Während Anzeigen in Zeitungen oder Fachzeitschriften häufig überblättert werden und somit ihr Ziel verfehlen, zieht die Nennung eines Unternehmens im redaktionellen Teil die Aufmerksamkeit der Leser auf sich. Dabei wird neben den fachlichen Informationen quasi als Subtext die Botschaft transportiert, dass es sich hier um ein seriöses Unternehmen handelt. Regelmäßig verschickte Pressemitteilungen etwa lenken den Fokus auf das eigene Unternehmen und erhöhen dessen Bekanntheit. Allmählich kann auf diese Weise ein bestimmtes Image aufgebaut werden.

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Erklärungsbedürftige Produkte oder Dienstleistungen lassen sich häufig nicht in einer Werbeanzeige vermitteln.

Eine weitere probate Möglichkeit, sich Präsenz in Print- oder Onlinemedien zu verschaffen, ist ein Fachartikel. Auf diese Weise lassen sich gelungene Anwendungsbeispiele ausführlich in Form einer Erfolgsgeschichte kommunizieren, oder Unternehmensvertreter profilieren sich als Experten ihres Fachgebiets. Damit eine Redaktion die Veröffentlichung in Betracht zieht, sollte ein Fachbeitrag gut recherchiert sein, einen logischen Aufbau besitzen und sich an den Grundlagen des journalistischen Handwerks genauso orientieren wie an den Bedürfnissen der Zielgruppen. 

Heike Lischewski PR-Redakteurin Mitglied der Medienexperten – eine Fachgruppe im BVMW www.heike-lischewski.de


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Mobile Zielgruppen

Noch nie wurde die Mediennutzung rasanter und gründlicher revolutioniert, als durch die Einführung von Smartphones und Tablets. Die mobilen Geräte haben sich innerhalb kürzester Zeit so stark im Alltag etabliert, dass manche Nutzer das Gefühl haben, schon immer via Wischen und Tippen auf interaktiven Bildschirmen mit der restlichen Welt kom­muniziert zu haben. Tatsächlich aber stehen – Apple sei Dank – Smartphones erst seit 2007 und Tablets seit 2010 dem Massenmarkt weltweit zu erschwinglichen Konditionen zur Verfügung. Heute nutzen alleine in Deutschland über 40,4 Millionen Menschen ein Smartphone und 25,9 Millionen ein Tablet*. Und es sind nicht nur die Jungen, die gerne mobil online sind: 2013 waren über 50 Prozent der Smartphone-Nutzer und mehr als 60 Prozent der Tablet-Nutzer älter als 40 Jahre.

Das Surfverhalten unterwegs Smartphone und Tablet begleiten uns zunehmend durch den ganzen Tag. Welche Konsequenzen dies für das Marketing von Unternehmen und Medien hat, untersuchte jetzt die Mediaagentur Mediaplus anhand einer besonders mobilen Zielgruppe: Die Pendler auf ihrem Weg zum Arbeitsplatz und wieder zurück. Rund 38 Millionen gibt es nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes in Deutschland. Vor allem in Städten und Ballungsräumen sind sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Speziell morgens haben die meisten den Blick nach unten auf ihr Display gesenkt, um mobil zu lesen, zu spielen oder zu kommunizieren. Wo früher noch Tageszeitungen oder Bücher der Unterhaltung und Information während der Fahrt dienten, sind es nun vorwiegend das Internet oder Apps.

Claudia Mattheis Geschäftsführerin mattheis. Werbeagentur GmbH www.mattheis-berlin.de

Zusammengefasst wurde folgendes mobiles Nutzerverhalten identifiziert: Smartphones werden überwiegend im öffentlichen Personennahverkehr genutzt sowie für kurze Informationen zwischendurch. Tablets dagegen kommen bei längeren Wartesituationen zum Einsatz, zum Beispiel um bei Zugfahrten ein Buch zu lesen oder einen Film zu sehen. Konsumiert werden die mobilen Inhalte vor allem über Apps, 63 Prozent aller Befragten

nutzen sie häufig, 33 Prozent gelegentlich. Bei den 18- bis 35-Jährigen bezeichnen sich sogar 76 Prozent als häufiger User. Während des Tages ändert sich die App-Nutzung, morgens geht der Trend zur Information (Nachrichten, Bücher, Nachschlagewerke), abends sind Entspannung, Kommunikation und Musik wichtiger. Soziale Netzwerke dagegen kommen rund um die Uhr zum Einsatz. Doch bei aller Begeisterung: App-Werbung stört 78 Prozent der 18- bis 35-Jährigen und 61 Prozent der 36- bis 59-Jährigen. Auch QR Codes auf anderen Werbeträgern kommen nur bei 33 Prozent der Befragten gut an, 24 Prozent sind enttäuscht von den dahinter liegenden Inhalten und 17 Prozent haben noch nie welche genutzt und werden dies auch in Zukunft nicht tun. Da sind also innovative und kreative mobile Werbeformen gefragt, um dieses große Potenzial an Kontakten nicht weiter zu vergeuden. Interessant ist aber trotz aller Online-Affinität: Auch herkömmliche Werbeträger sorgen dafür, dass die Pendler sich online weiter informieren: 65 Prozent lassen sich über Außenwerbung inspirieren, 58 Prozent von der Werbung im Fernsehen und 48 Prozent von Anzeigen in Zeitschriften.

Machen Sie Ihre Werbung mobil nutzbar und mit Mehrwert Das Fazit aus diesen Zahlen für Ihre Werbung: Wo vor wenigen Jahren noch eine einfache Website für die Darstellung auf StandardBildschirmen ausreichte, müssen heute Ihre Firmenwebseite und Ihr Onlineshop zusätzlich auch für Aufrufe auf Tablets und Smartphones geeignet sein. Denn über 70 Prozent der mobilen Nutzer verlassen eine Internetseite nach weniger als fünf Sekunden, wenn diese nicht für die Darstellung auf dem Display optimiert ist. Über 30 Prozent wechseln unmittelbar danach sogar zu einem Mitbewerber. Gründe, einer Webseite sofort wieder den Rücken zu kehren sind zu kleine Texte, umständliches Zoomen und fehlerhafte Darstellungen (z. B. durch Flash-Einbindungen). Zudem sollten Sie über alle Kanäle Ihre Werbung neu denken und sinnvoll verknüpfen, seien Sie originell, bieten Sie Unterhaltung und vor allem einen echten Mehrwert. Dann klappt es auch mit der flüchtigen Zielgruppe der mobilen Nutzer. 

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Wie Smartphones und Tablets die Mediennutzung verändern – und welche Konsequenzen dies für Ihre Werbung hat


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42 %

2014

besitzen sowohl Smartphone als auch Tablet.**

gibt es in Deutschland

40,4 Mio

über Smartphone-Nutzer

25,9 Mio

und Tablet-Nutzer*

*Quelle Statista ** Quelle Mediaplus

Morgens auf der Hinfahrt zur Arbeit werden fast nur Nachrichten oder Bücher mobil gelesen, auf dem Rückweg steht die Kommunikation über soziale Netzwerke im Vordergrund.**

85 %

greifen zum Tablet bei längeren Wartesituationen z. B. Zugfahrten. **

Jeder Zweite

nutzt das Tablet auf dem Arbeitsweg. Zum Smartphone greifen

neun von zehn Pendlern.** 47 %

nutzen das Smartphone selbst bei kurzen Wartezeiten wie an der Supermarktkasse.**

76 %

der 18–bis 35 Jährigen nutzen häufig Apps auf ihrem Smartphone oder Tablet, wenn sie pendeln.

App-Werbung stört 78 % der 18- bis 35-Jährigen und 61 % der 36- bis 59-Jährigen.**

QR Codes finden 33 % der Befragten hilfreich, doch weitere 24 % sind enttäuscht von den Inhalten und 17 % wollen gar keine nutzen.** Mobile Endgeräte werden parallel zum Fernseher genutzt: Von den Fernsehzuschauern schauen zusätzlich auf Tablet oder Smartphone:

49 % zwischen 13 und 17 Uhr 43 % zwischen 17 und 20 Uhr 33 % zwischen 20 und 23 Uhr*

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Finanzkolumne „Über Ihr Geld“

Geld im Ausland zu haben, ist nicht verboten. Steuerpflichtig sind nur Erträge – wie in Deutschland. Statt diese zu „vergessen“, hätte man von Anfang an auf steuerpflichtige Erträge verzichten sollen. Stichwort: ertragssteuerfreie Anlagen. Und die gibt es auch heute noch. Jahrzehntelang sammelten Schweizer Banken große und kleine Summen ein. Zwei Argumente stachen ins Auge: Der Schweizer Franken ist die sicherste Währung der Welt, und „das Bankgeheimnis ist nicht verhandelbar“. Das Ergebnis kennen wir mittlerweile: „Schweizer Banken verraten ihre Kundschaft.“ Und jetzt steht der Automatische Informationsaustausch über die Ländergrenzen vor der Tür. Mit anderen Worten: Jeder – außer demjenigen, der Edelmetalle in einem Schließfach aufbewahrt – ist in Zukunft betroffen.

Hans-Peter Holbach ist Herausgeber des im 42. Jahrgang erscheinenden Informationsdienstes Geldbrief www.geldbrief.com und Chefredakteur beim Vertraulichen Schweizer Brief www.vertraulicher.li

Ausweg Selbstanzeige? Davon haben viele noch Abstand genommen. Dabei ist es wichtig, eine Selbstanzeige noch in diesem Jahr unter Dach und Fach zu bringen. Denn voraussichtlich zum 1. Januar 2015, also schon in vier Monaten, kommen heftige Verschärfungen. Die „neue“ Selbstanzeige wird sich für alle statt auf fünf Jahre auf zehn Jahre erstrecken. Und richtig teuer wird es auch noch werden: Es soll obendrein zur geschuldeten Steuer einen gestaffelten „Strafzuschlag“ geben, zehn Prozent bei einem Hinterziehungsbetrag ab 25.000 Euro, 15 Prozent bei einem Hinter-

ziehungsbetrag von mehr als 100.000 Euro und 20 Prozent bei einem Hinterziehungsbetrag von über einer Million Euro – das alles zusätzlich zu den jetzt schon üblichen Verzugszinsen von sechs Prozent pro Jahr! Und jetzt gibt es für Tausende Bundesbürger neue Herausforderungen: Die Schweizer Banken kündigen die Kontoverbindungen. Aber Sie kommen trotzdem nicht an Ihr Geld: Auszahlungen sind in der Regel bei 10.000 Euro pro Quartal beschränkt. Sogar Ihr bei der Bank gelagertes Gold (Barren oder Münzen) wird Ihnen nicht mehr ausgehändigt. Richtig, die Banken machen sich in die Hose. Nach Millionen-Bußen in den USA fürchten die Schweizer Banken Strafen auch durch die EU-Staaten, und man will in keinem Fall (mehr) der Beihilfe zu Steuerverfehlungen verdächtigt werden. Deutschland zu verlassen ist in der Regel keine Lösung. Denn es gibt einfache, praktikable und vor allem legale Lösungsmöglichkeiten. Als Leser von „Der Mittelstand.“ haben Sie die Möglichkeit, bei mir eine (Zweit-) Meinung einzuholen und sich zu informieren. Allerdings müssen Sie zu mir nach Liechtenstein oder nach Bad Ragaz kommen. Bitte vorher einen Termin per E-Mail mit mir unter vieraugengespraeche@gmail.com vereinbaren. 

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Kleine Helfer

Immer so groß wie nötig: Dieser robuste Stehsammler aus PP-Folie passt sich flexibel dem Inhalt an. Wie eine Ziehharmonika lässt er sich von 6 bis 56 cm ausziehen. Die 23 Fächer bieten dabei viel Platz für zahlreiche A4-Dokumente. www.velof lex.de

Mobile Apps zum Selbermachen

Hövding – Airbag für Radfahrer Fahrradhelme. Oftmals werden sie als hässlich und einengend empfunden und schlicht nicht getragen. Anna Haupt und Terese Alstin, zwei schwedische Studentinnen, machten zu Beginn ihrer Masterarbeit dieses Problem zu ihrem Ansatz bei der Entwicklung eines gut aussehenden, bequemen und sicheren Helms. Der unscheinbare Kragen (inklusive Überzügen in unterschiedlichen Designs), bläst sich erst bei Aufprall mittels Airbag-

Technik auf und stülpt sich um den gesamten Kopf bis auf den Sichtbereich. Auf diese Weise schützt der Helm genau dann, wenn er soll – und nur dann. Und die Frisur sitzt. Die beiden Entwicklerinnen haben das System jahrelang in Kooperation mit dem Airbag-Hersteller Alva Schweden ent­wickelt und perfektioniert. www.hovding.sportimport.de www.hovding.com

Foto: © Thep Urai - Fotolia.com

Bromton-Fahrräder – faltbar unterwegs

Sie wollen eine eigene App für Ihr Unternehmen oder Ihren Verein? Mit dem Apptimierer der Firma Time4Innovation können Sie diese ohne Programmierkenntnisse jetzt selber erstellen. Einfach aus dem Katalog ein Layout auswählen sowie Aufbau, Struktur und Zusatzmodule bestimmen. Über das eingebundene ContentManagement-System kann die App jederzeit von Ihnen aktualisiert werden. www.apptimierer.com

Falträder gewinnen wieder an Reiz in Städten, in denen es stets gilt, flexibel auf Unwägbarkeiten zu reagieren. Das Bromton-Fahrrad ist ein moderner Klassiker, der handlich verpackt bei Regen auch in Bus oder Bahn mitgenommen werden kann. Diebstahl ist kein Problem mehr, denn es kann an Garderoben abgegeben oder mit in den Supermarkt genommen werden. Wer sich selbst etwas Bewegung verschaffen und zugleich die Umwelt schonen will, der ist mit einem solchen Rad gut beraten. Eine große Auswahl an Zubehör sorgt zudem für hohen Komfort. Die Original Bromton-Räder werden in London gefertigt und in Deutschland durch die Voss Spezial-Rad GmbH vertreten. Sie verbinden hochwertiges Design mit robuster Alltagstauglichkeit. www.hwb.biz

Quelle: www.mynewsdesk.com/uk/hovding/images

Mobile Ablage


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Keine Mobilität ohne Breitband Fördermaßnahmen bleiben oftmals ungenutzt Um Mobilität zu verwirklichen, ist eine individuell angepasste Breitbandversorgung f ür alle Unternehmensbereiche entscheidend. Zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit werden Unternehmen und ihre Mitarbeiter immer mobiler. Erreichbarkeit, Datenzugriff und Verarbeitungsprozesse sollen von überall und jederzeit möglich sein. Ohne Zugang zum Internet sind Mobilgeräte, Services und Apps jedoch nutzlos. Eine ausreichende Breit­ bandver­sorgung ist daher unverzichtbar. Das Internet bietet einen Weg, Informationen so schnell und sicher wie möglich von A nach B zu transportieren. Trotz aller Entwicklungen ist dies im Prinzip unverändert. Hinzugekommen ist lediglich, dass Informationen von überall gesendet werden. Doch so effizient und systemsynchron der Einsatz mobiler Endgeräte und Apps sein mag, praktisch hilft das wenig, wenn der hierfür erforderliche Internetzugang bei einem Kunden oder in bestimmten Regionen nicht vorhanden ist. F. Christian Rupprecht Dipl.-Jur. Geschäftsführender Gesellschafter EAD Corryn GbR www.ead-corryn.com

Aus diesem Grund hat die Bundesregierung eine Breitbandstrategie entwickelt und Unter­ nehmen eine Reihe von Fördermaßnahmen zur Verfügung gestellt, die zum Teil bis zu 100 Prozent der Kosten übernehmen. Auch gibt es landesspezifische und länderübergreifende Projekte mit dem Ziel,

Unternehmen an eine ausreichende Versorgung heranzuführen, denn für Unternehmen allein ist es kaum zu leisten, einen stets aktuellen Überblick über Lösungsmöglichkeiten zu behalten, die die Infor­ mationstechnologie für ihre Branche bietet. So will beispielsweise ein Projekt der EUREGIO gezielt KMU der deutsch-niederländischen Grenzregion Möglichkeiten zur produktiven Nutzung von Breitbandinfrastrukturen aufzeigen und bietet kostenlose, unabhängige Beratung. Diese Angebote zur Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit nutzen jedoch viele Unternehmen nicht. Leider. Denn hierbei könnten die Zusammenhänge zugang und IT-Infrastruktur in zwischen Internet­ ihrer Gesamtheit berücksichtigt werden, damit die IT zu einem schlagkräftigen Instrument unter­ nehmerischen Wachstums wird. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, der Geländewagen (= aktuelle Anwendungs-, Betriebssoftware), den Sie bisher auf dem Weg von A nach B nutzen, ist Ihnen zu langsam geworden. Würden Sie sich einen Sportwagen zulegen, ohne vorher zu prüfen, ob die Straße hierfür geeignet ist? Sicher nicht. Denn wenn diese einem Feldweg mit Schlaglöchern gleicht, sind Sie mit dem Geländewagen trotzdem schneller am Ziel. Andererseits benötigen Sie keine dreispurige Autobahn, wenn Sie sie lediglich hin und wieder benutzen. Eine individuell angepasste Breitbandversorgung ist nicht nur zur Verwirklichung von Mobility entscheidend, sondern wirkt sich auf sämtliche Unternehmensbereiche aus. Es ist also sinnvoll, die angebotenen Fördermaßnahmen zu nutzen und mit kompetenter Beratung einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Entwicklung des gesamten Unternehmens zu schaffen. 

Foto: © mekcar - Fotolia.com

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Dienstwagennutzung richtig regeln Wie Streitigkeiten beim Dienstwagen zu vermeiden sind

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Für Außendienstmitarbeiter sind Dienstwagen eine Selbstverständlichkeit. Dienstwagen sind aber auch ein beliebtes Mittel, Arbeitnehmern einen Vorteil zu gewähren, um sie an das Unternehmen zu binden. Einen Anspruch auf einen Dienstwagen hat ein Arbeitnehmer aber nur, wenn ein entsprechender Vertrag dies vorsieht. Um Streitigkeiten zu vermeiden, sollte in einem solchen Vertrag immer mit festgelegt werden, welche Art von Auto (Fabrikat, Typ, Ausstattung etc.) der Arbeitnehmer zur Verfügung gestellt bekommt, und dass der Arbeitgeber die Auswahl des Dienstwagens selbst vornehmen kann. Unbedingt geregelt werden muss weiterhin, ob der Arbeitnehmer den Dienstwagen auch zu Privatfahrten nutzen darf. Eine solche Vereinbarung ist möglich, beinhaltet aber die Gewährung eines geldwerten Vorteils, der als Vergütungsbestandteil entsprechend versteuert werden muss. Wird die Privatnutzung in einer Dienstwagenvereinbarung zugesagt, so kann diese grundsätzlich nicht einseitig widerrufen werden. Eine Änderung ist nur durch Änderungskündigung oder einvernehmliche Änderung der Arbeitsvertragsparteien möglich. Für Zeiträume, in denen der Arbeitnehmer abwesend ist (Urlaub, Arbeitsunfähigkeit bis zum Ablauf der Entgeltfortzahlungsfrist, bezahlte Freistellung etc.), steht dem Arbeitnehmer das Recht zur Nutzung weiterhin zu. Es besteht aber nicht für Zeiträume, in denen der Arbeitgeber kein Entgelt schuldet. Sofern das Recht auf private Nutzung des Dienstwagens nicht mehr besteht, kann der Arbeitgeber das Fahrzeug aber regelmäßig nur nach einer gewissen Ankündigungsfrist heraus verlangen. Soll die private Nutzung dem Widerruf durch den Arbeitgeber unterliegen, so muss im Vertrag

selbst angegeben sein, welche Gründe einen Widerruf rechtfertigen sollen. Der Widerruf selbst muss dann auch sachlich gerechtfertigt sein. Eine einfache Klausel zur jederzeitigen Widerrufbarkeit ist unwirksam. Für die Zeit einer Freistellung nach Ausspruch einer Kündigung kann dagegen ein Widerruf der Privatnutzung vereinbart werden, wenn eine angemessene Auslauffrist gewahrt wird. Bei der Gestaltung einer Dienstwagenvereinbarung muss demnach sorgfältig verfahren werden. Bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses hat der Arbeitnehmer den Dienstwagen herauszugeben. Unproblematisch ist dies in Fällen, in denen die Privatnutzung nicht vereinbart war. Dann handelt es sich bei dem Dienstwagen um ein Arbeitsmittel, das wie alle anderen Arbeitsmittel herauszugeben ist. Wenn hingegen die Privatnutzung vereinbart wurde, so kann der Arbeitnehmer den Dienstwagen bis zum Beendigungszeitpunkt nutzen. Schließlich handelt es sich bei der Privatnutzung um einen Vergütungsbestandteil. Wird ein Dienstwagen nach Ausspruch einer Kündigung zu Unrecht entzogen, so muss der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer den Nutzungswert der Privatnutzung erstatten. Hierbei wird auf die lohnsteuerrechtliche Vorteilsermittlung abzustellen sein. 

Die BVMW-IBWF-Rechtshotline erreichen Sie: Mo bis Fr 10.00 – 17.00 Uhr Tel.: 030. 533206-963 (bitte beachten Sie die neue Telefonnummer) Fax: 030. 533206-50 rechtshotline@bvmw.de

Dr. Benjamin Weiler Rechtsanwalt Mitglied im IBWF www.zl-legal.de Dr. Jens Kaspers Fachanwalt für Arbeitsrecht www.zl-legal.de

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BVMW-Veranstaltungskalender Der BVMW veranstaltet eine Vielzahl erstklassiger Veranstaltungen in den kommenden Monaten auf Bundesebene und in den Regionen vor Ort. Unternehmer und Unternehmerinnen sind herzlich eingeladen, sich zu informieren, Netzwerke zu spannen, sich einzubringen und sich unterhalten zu lassen. Eine Auswahl wichtiger Veranstaltungen finden Sie hier. BusinessLunch@Indochine – die Nachfolgeregelung Donnerstag, 21. August 2014, 12.00 Uhr IndoChine waterfront + restaurant Neumühlen 11, 22763 Hamburg Mittelstand trifft Politik Polit-Talk mit Dr. Gregor Gysi Mittwoch, 22. Oktober 2014, 18.00 Uhr

Erfolgsfaktor IT im Mittelstand Mittwoch, 10. September 2014, 18.30 Uhr Top Technologies Consulting GmbH Buchenweg 11 – 13, 25479 Ellerau Einfluss nehmen ohne Macht Mittwoch, 17. September 2014, 16.00 Uhr Berlitz Deutschland GmbH Alter Markt 13, 24103 Kiel

Fokus Motivation mit Drum Cafe Donnerstag, 25. September 2014, 18.00 Uhr Autohaus Schwarte Lingener Str. 89, 49716 Meppen Bremer Normentag Mittwoch, 8. Oktober 2014, 14.00 Uhr Handelskammer (Schütting) Am Markt 13, 28195 Bremen

Meeting Mittelstand – Die Markenphilosophie Donnerstag, 28. August 2014, 18.00 Uhr FRANZ KLEINE AUTOMOBILE GmbH & Co. KG Rathenaustraße 79-83, 33102 Paderborn

Netzwerken auf dem Neckar Mittwoch 27. August 2014, 18.00 Uhr Charterschiff des Neckar-Käpt’n Anlegestelle Wilhelma, 70376 Stuttgart, Bad Cannstatt Politischer Kaminabend: Große Koalition – (k)eine Liebesehe Mittwoch, 17. September 2014, 18.00 Uhr Kongresshotel Europe Siemensstraße 26, 70469 Stuttgart Meeting Mittelstand Dienstag 30. September 2014, 18.30 Uhr Motorworld Wolfgang-Brumme-Allee 55, 71034 Böblingen

Mondschein-Tour Freitag, 22. August 2014, 15.30 Uhr Hachenburger Erlebnis-Brauerei Gehlerter Weg 12, 57627 Hachenburg

BVMW.strategisch – Was macht meine Konkurrenz? Mittwoch, 20. August 2014, 08.00 Uhr Rhein-Main/Südhessen Ort wird noch bekannt gegeben BVMW.kommunikativ - Sprache: Wort & Körper – erfolgreich kommunizieren Mittwoch, 17. September 2014, 08.00 Uhr Rhein-Main/Südhessen Ort wird noch bekannt gegeben

Mittelstand Vital Forum gesunde Wirtschaft Donnerstag, 18. September 2014 Augsburg

Pecha Kucha Dienstag, 21. Oktober 2014, 18.30 Uhr Vineria Kleinreuther Weg 87, 90408 Nürnberg

Illustration: Stefan-Xp - wikipedia.org

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AK Strategische Personalplanung Mittwoch, 17. September 2014, 08.00 Uhr Mecklenburger Obstbrand Gut Schwechow GmbH Am Park 5, 19230 Schwechow Möglichkeiten eines Direktmarketings Donnerstag, 25. September 2014, 18.00 Uhr VSP Direktmarketing KG Plate Am Bahnhof 3, 19086 Plate

UNTERNEHMERSERVICE

Moderne Fuhrparks erfordern innovatives Management Mittwoch, 17. September 2014, 17.00 Uhr TÜV Rheinland Berlin Alboinstraße 56, 12103 Berlin Mittelständischer Metalltag 2014 Dienstag, 30. September 2014, 11.00 Uhr Stadtklubhaus Hennigsdorf Edisonstr.1, 16761 Hennigsdorf

Ostdeutsches Energieforum 2014 in Leipzig Mittwoch, 3. September 2014, 19.00 Uhr bis Donnerstag, 4. September 2014, 18.00 Uhr Hotel The Westin Leipzig Gerberstraße 15, 04105 Leipzig Bautzener Unternehmertage Mittwoch bis Freitag, 17./18./19. September 2014, 10.00 bis 18.00 Uhr Deutsch-Sorbisches Volkstheater Seminarstraße 12, 02625 Bautzen BVMW-Führungstag Mittwoch, 17. September 2014, 12.30 Uhr - 20.00 Uhr Konsumzentrale Leipzig, Großer Saal Plagwitzer Industriestraße 85-95, 04229 Leipzig 10. MUT – Mittelständischer Unternehmertag Mutiger Jubiläumskongress für Mittelständler Dienstag, 18. November 2014 Congress Center Leipzig Messe-Allee 1, 04356 Leipzig Betriebliches Gesundheitsmanagement Donnerstag, 18. September 2014, 17.00 Uhr Elbelandhaus Benediktiner Straße, 39112 Magdeburg Energiepreis – Schrecken ohne Ende? Donnerstag, 18. September 2014, 17.00 Uhr Holzbau Schnoor Tuchmacherweg 1, 39288 Burg

Der BVMW. Die Stimme des Mittelstands.

Erfolgreich vernetzen für den Mittelstand. Der BVMW bündelt die Kräfte des unternehmerischen Mittelstands. National und international vertritt er erfolgreich die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen gegenüber der Politik – branchenübergreifend und parteipolitisch unabhängig. Der BVMW • repräsentiert mit seiner Verbändeallianz rund 270.000 Unternehmen aller Branchen, die über neun Millionen Mitarbeiter beschäftigen • ist mit rund 300 Geschäfts­ stellen bundesweit vertreten • hat mit den Repräsentanten vor Ort mehr als 600.000 Unternehmerkontakte jährlich • bietet über 2.000 Veranstaltungen im Jahr • ist führendes Mitglied in der europäischen Dachvereinigung nationaler Mittelstands­verbände.

e-Mobilität – Entwicklungsstand und Tendenzen Freitag, 19. September 2014, 10.00 Uhr Autohaus Röttig Carnotstraße 3, 39120 Magdeburg

1. Vogtländischer Führungskongress Mittwoch, 3. September 2014, Oberes Schloss in Greiz

8. Kooperationsbörse Dienstag, 16. September 2014, 13.00 Uhr Altes Schloss Dornburg Max-Krehan-Str. 4, 07778 Dornburg/Saale

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KULTUR

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Familie Simon vor ihrem Anwesen in Schabbach.

Mit großen Versprechungen werben Agenturen für die Einwanderung nach Brasilien. Der junge Jakob Adam Simon (Jan Dieter Schneider) ist fest entschlossen auszuwandern.

Jettchen (Antonia Bill) und Florinchen (Philine Lembeck ) sind ausgelassen und haben noch Flausen im Kopf.

Die andere Heimat

Die andere Heimat Filmregisseur Edgar Reitz erzählt in großen epischen Bildern die Geschichte unserer Vorfahren

Deutschland 2013 Drama, 222 Minuten, FSK ab 6 Regie: Edgar Reitz Drehbuch: Edgar Reitz, Gert Heidenreich Mit Jan Dieter Schneider, Marita Breuer, Rüdiger Kriese, Antonia Bill, Maximilian Scheidt, Philine Lembeck, Werner Herzog. Als DVD und Blue-Ray erhältlich. Friederike Pfann BVMW

Achtelfinale der Fußball-WM 2014 in Brasilien: Die Welt blickt nach Porto Alegre, dort siegt die deutsche Nationalmannschaft mit Hängen und Würgen gegen das Team aus Algerien und entgeht damit haarscharf einer nationalen Katastrophe. Der Ort Porto Alegre, die Hauptstadt des südlich gelegenen brasilianischen Bundes­ staates Rio Grande do Sul, stand im 19. Jahrhundert für die Sehnsucht nach einem besseren Leben. Tausende Deutsche zog es damals nach Südamerika. Hierzulande wurde das Volk von Armut, Krieg, Abgaben, Krankheiten und Missernten geplagt. Wer noch jung genug und gesund war, packte seine Habseligkeiten und verließ für immer die Heimat. In der Ge­gend um Porto Alegre siedelten vor allem Menschen, die aus dem Hunsrück kamen. Heute leben etwa 1,5 Millionen Menschen mit deutschen Wurzeln in dieser Region, in vielen Gemeinden wird noch deutsch gesprochen, sogar das Hunsrücker Platt. Ihnen hat Regisseur Edgar Reitz mit seinem filmischen Meisterwerk „Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht“ ein Denkmal gesetzt.

Nach Porto Alegre sehnt sich auch der junge Schmiedsohn Jakob Adam Simon (Jan Dieter Schneider). Er trägt sich wie viele andere mit dem Gedanken, die Heimat für immer zu verlassen, die „nichts als Knechtschaft bereithält“. Der Kaiser von Brasilien lockt Einwanderer mit kostenloser Überfahrt, Landbesitz und Steuerfreiheit. Am 1. April 1842 beginnt Jakob mit seinen Aufzeichnungen, seinem Tagebuch will er ab sofort jeden seiner Schritte anvertrauen. Heimlich schreibt er in der Nacht, dass ja der Vater nichts merkt, auch das Lesen muss er vor dem Vater verbergen. Für den Alten, der weder lesen noch schreiben kann, ist das nichts als Faulenzerei. Der Bub soll in der Schmied und auf dem Feld arbeiten, doch einen größeren Bücherwurm als Jakob aus dem Dörfchen Schabbach gibt es im ganzen Hunsrück nicht. Jakob ist begabt, er hat Talent, studiert die indigenen Sprachen, aber für die Leute im Dorf ist er nur ein Träumer, den sie Indianer nennen. Nur Jettchen (Antonia Bill) hört ihm zu, wenn er in der Sprache der Indianer redet, wenn er zu schwärmen anfängt von dem fernen Land, in dem zu Weihnachten die Rosen blühen.

Fotos: © Concorde Filmverleih GmbH

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KULTUR

Die große Auswanderungswelle nach Brasilien: Vollgepackt auf dem Weg zum Rhein, von dort aus geht es weiter mit dem Schiff nach Rotterdam, Rio de Janeiro, Porto Alegre.

Zwischen den beiden entspinnt sich eine zarte Liebe. Aber der schüchterne Jakob wagt es nicht, den ersten Schritt zu tun. Jakob lässt sich von Agenten anwerben und stellt ein Auswanderungsgesuch beim Preußischen Staat. Er will es anders machen als die andern, keinen Hausrat mitnehmen, sondern nichts als das Wissen in seinem Kopf, das Wissen, das er aus Büchern kennt. „Denn alles kann verloren gehen und im Sturm auf den Meeren versinken, nicht aber das Wissen der Herzen“, schreibt er in sein Tagebuch. Und immer wieder fahren hochbeladene Pferdefuhrwerke durch die karge Landschaft hinunter zum Rhein mit Menschen voller Hoffnung, die versuchen, der Armut zu entkommen. Bei der Schabbacher Kerb (Kirchweih) gerät Jakob Adam Simon mit der Obrigkeit in Konflikt. Diese Begebenheit macht alle seine Träume und Pläne zunichte und verändert sein Leben. Doch Jakob hadert nicht mit seinem Schicksal, er weiß so viel über die Welt, braucht nur die Augen zu schließen, um alle Ziele dieser Welt zu erreichen, denn „wenn man nichts sieht, muss man die Welt im Kopfe haben“.

Zunehmend vertieft er sich in Wissenschaft und Forschung, führt Briefwechsel mit Gelehrten wie Alexander von Humboldt. Und eines Tages geschieht das Unglaubliche: Alexander von Humboldt (Werner Herzog) will den Privatgelehrten Jakob Adam Simon auf der Durchreise in Schabbach besuchen. Bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2013 gab es 20 Minuten lang Standing Ovations nach der Vorführung. Den Deutschen Filmpreis 2014, die Goldene Lola für den besten Film, beste Regie und bestes Drehbuch und zahlreiche weitere Preise hat Reitz für dieses Filmepos erhalten. Es ist, als hätte der Regisseur, nach der weltberühmten „Heimat-Trio­ logie“, mit „Die andere Heimat“ sein Lebenswerk vollendet. Nachdem er die Geschichte der Familie Simon von 1919 bis zu Beginn der 21. Jahrhunderts erzählt hat, dreht er die Zeit zurück in die Mitte des 19. Jahrhunderts, spürt die Ahnen seiner späteren Helden und Heldinnen auf. Und das (fiktive) Dörfchen Schabbach im Hunsrück ist wie immer der magische Mittelpunkt der Welt. 

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KULTUR

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DVD-Tipp The Human Scale

Dänemark 2012 Dokumentarfilm, 83 Minuten, FSK 0

Seit über 40 Jahren steht für den Architekten und Städteplaner Jan Gehl das Leben der Menschen in Großstädten im Mittelpunkt seiner visionären und revolutionären Arbeit. Jan Gehl und seine Kollegen haben es sich zur Aufgabe gemacht, neues Leben in die Innenstädte zu bringen, sie wieder lebenswert zu machen. Ihre Städteplanung zielt auf die Optimierung der Beziehung zwischen gebauter Umwelt und der Lebensqualität ihrer Bewohner. Sie wollen die Großstädte von der Überflutung durch Autos bewahren, Platz für Fußgänger und Fahrradfahrer schaffen, öffentliche Plätze „zurücker-

obern”. Prominente Beispiele dafür sind die Fußgängerzone und die Fahrradwege in Kopenhagen, die Wiederbelebung der Innenstadt von Melbourne, die Fußgängerbereiche mit Sitz­ gelegenheiten auf dem Times Square in New York, der Wiederaufbau nach einem Erdbeben der Innenstadt von Christchurch, Neuseeland, in enger Zusammenarbeit mit den Bewohnern, die Millionenstädte Chongqing in China und Dhaka in Bangladesch – der nachhaltige Ansatz Jan Gehls und der Architekten, die seinem Weg folgen, veränderte diese Innenstädte merklich zu Gunsten ihrer Bewohner. 

Drehbuch und Regie: Andreas M. Dalsgaard. Als DVD erhältlich.

Times Square in New York.

Architekt und Städteplaner Jan Gehl.

Foto links: Heikki Färm Foto rechts: Adam Morris Philp

The Human Scale

Maître Rôtisseur mit Liebe zu regionalen Produkten

Klaus-Peter Voigt BVMW-Pressesprecher Sachsen-Anhalt

Der 30-jährige Sebastian Vogel machte sich 2008 mit seinem Restaurant „Theophano“ im barocken Palais Salfeldt in der Harzstadt Quedlinburg selbstständig.

Rund 1.300 Fachwerkhäuser aus sechs Jahrhunderten prägen die Unesco-Welterbestadt Quedlinburg in Sachsen-Anhalt. Mitten im Herzen eines der größten Flächendenkmäler Deutschlands betreibt Chefkoch Sebastian Vogel seit 2008 im barocken Palais Salfeldt das Restaurant „Theophano“. Der gebürtige Sachse machte sich mit 24 Jahren selbstständig und erkochte in kürzester Zeit für sein Haus einen Eintrag in den „Guide Michelin“. Die Chaîne des Rôtisseurs, die Bruderschaft des guten Geschmacks, nahm ihn als Maître Rôtisseur auf. In der Tourismusregion betreut er mit seinen zehn Mit­arbeitern nicht nur das eigene Restaurant. Er kümmert sich ebenso um das Catering in den Tagungsräumen des Palais sowie auf Schloss Wer­ nigerode. Frische Zutaten aus der Region wie Forellen aus Altenbrak und Obst und Gemüse aus dem Harz zählen für ihn zum absoluten Muss in der Küche. 

Foto: Klaus-Peter Voigt

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Kritiker bemängeln den fehlenden Nervenkitzel.

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RECHNUNGSWESEN

LOHN- UND GEHALTSABRECHNUNG

KULTUR

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KULTUR

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Buchtipps Persönliche Empfehlung von Mario Ohoven!

Gefangen im Euro Die Euro-Zeitbombe tickt weiter. Viele Staaten Süd-und Westeuropas stecken in der Wettbewerbsfalle und leiden unter einer kaum noch beherrschbaren Massenarbeitslosigkeit. Über tausend Milliarden Euro wurden durch staatliche Rettungsschirme und die Europäi­ sche Zentralbank (EZB) bereitgestellt. Das hat die Schmerzen gelindert, doch die Selbstheilung verzögert. Die Kapitalanleger konnten sich aus dem Staub machen, denn deutsche Steuerzahler und Rentner haften für sie – auch wenn Politiker das nicht zugeben, weil sie an ihre Wiederwahl denken. Gewohnt deutlich zeigt Hans-Werner Sinn die Entwicklungen in der Eurokrise auf: vom Krimi hinter den Kulissen über die Vermögensverluste, die Deutschland erleidet, bis zur verkündeten Alternativlosigkeit der Scheckbuchpolitik.

Entschieden plädiert er für einschneidende Reformen, darunter schnelle Schuldenschnitte, eine veränderte Zusammensetzung der Eurozone, die radikale Veränderung der EZB-Stimmengewichte und eine neue Vision für Europa. Nur so können der Frieden in Europa gesichert, die schleichende Entmündigung der Bürger und die Entwertung unserer Sparvermögen gestoppt werden – nur so entkommt Europa der Gefangenschaft im Euro.

Hans-Werner Sinn Gefangen im Euro Edition Debatte Redline Verlag, München 2014 196 Seiten

9,99 €

Bitte richten Sie Ihre Bestellungen an: BVMW-Servicegesellschaft mbH, Berlin theresa.collberg@bvmw.de • Tel. 030-533206-26

Was Frauen und Männer kaufen Erfolgreiche Gender-Marketing­ konzepte von Top-Unternehmen

Diana Jaffé (Hrsg.) Haufe. 334 Seiten

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Führungsstärke Was erfolgreiche Führungskräfte auszeichnet

Tom Rath & Barry Conchie Redline Verlag 300 Seiten

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Der Circle Roman über einen mächtigen Internetkonzern und den gläsernen Menschen Dave Eggers Kiepenheuer & Witsch (erscheint am 14. August 2014) 560 Seiten

22,99 €


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KULTUR

Was wird hier mit uns gespielt? Es wächst ein neues soziales Monster heran, das aus Egoismus, Misstrauen und Angst zusammengesetzt ist und gar nicht anders kann, als im anderen immer das Schlechteste zu vermuten. Und nichts, was man sagt, bedeutet noch, was es heißt. Dies ist die Geschichte einer Manipulation: Vor sechzig Jahren wurde von Militärs und Ökonomen das theoretische Modell eines Menschen entwickelt. Ein egoistisches Wesen, das nur auf das Erreichen seiner Ziele, auf seinen Vorteil und das Austricksen der anderen bedacht war: ein moderner homo oeconomicus. Nach seiner Karriere im Kalten Krieg wurde er nicht ausgemustert, sondern eroberte den Alltag des 21. Jahrhunderts. Aktienmärkte werden heute durch ihn gesteuert, Menschen ebenso. Er will in die Köpfe der Menschen eindringen, um Waren und Politik zu verkaufen. Das Modell ist zur selbsterfüllenden Prophezeiung geworden. Der Mensch ist als Träger seiner Entscheidungen abgelöst, das große Spiel des Lebens läuft ohne uns.

Frank Schirrmacher (†) zeichnet in seinem bahnbrechenden neuen Buch die Spur eines monströsen Doppelgängers nach und macht klar, dass die Konsequenzen seines Spiels das Ende der Demokratie sein könnte, wie wir sie heute kennen.

Frank Schirrmacher EGO – Das Spiel des Lebens Blessing Verlag 352 Seiten

19,99 €

Foto: donatas1205 - Fotolia.com

Raubzug der Algorithmen So schnell geht es mit der Cyberkriminalität. Ein Knopfdruck, und alle Persönlichkeitsrechte sind geraubt, verändert und missbraucht. Jedes Jahr entstehen so wirtschaftliche Schäden in Mil­ liardenhöhe. Die Naivität von Firmen und der sorglose Umgang mit Daten und Sicherungssystemen führen dazu, dass Cyberkriminalität ein „Verbrechen mit Zukunft“ ist. Der Autor Hubert-Ralph Schmitt klärt über die Gefahren auf und gibt wertvolle Tipps, wie sich Einzelpersonen und Unternehmen schützen können.

Das Fahrrad Kultur, Technik, Mobilität

Hubert-Ralph Schmitt Raubzug der Algorithmen FinanzBuch Verlag 80 Seiten

9,99 €

Generation Mietwagen Die neue Lust an einer anderen Mobilität

Mario Bäumer (Hrsg.) & Museum der Arbeit (Hrsg.)

Kapitalismus neu gedacht Was die besten Unternehmen so viel besser macht

Michael Adler

Dieter Heinrich

oekom Verlag 120 Seiten

Walhalla Fachverlag 240 Seiten

Junius Hamburg 216 Seiten

24,90 €

12,95 €

29,00 €

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KULTUR

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Die mit Häusern bebaute Krämerbrücke in Erfurt.

Reisetipp: Erfurt lädt ein Rendezvous in der Mitte Deutschlands Auf den Spuren Luthers „Die Erfurter Universität ist meine Mutter, der ich alles verdanke“, dieser Ausspruch Martin Luthers wird gerne zitiert, wenn es um die Thüringer Landeshauptstadt geht. Sie reiht sich in die berühmten Lebensstationen des Reformators wie Wittenberg, Eisenach und Worms ein. Hier lebte er von 1501 bis 1512, studierte an der Universität zunächst Jura und trat im Juli 1505 in das Kloster der AugustinerEremiten ein. Im April 1507 wurde er im Erfurter Dom zum Priester geweiht.

„„

in vielen kleinen Geschäften, Cafés und Galerien. Die darunter fließende Gera und das Grün am Flusslauf laden zum Verweilen ein. Nur wenige Schritte entfernt, befindet sich der Domplatz, von dem sich das imposante Kirchenensemble von Mariendom und St. Severi mit seinem 70-stufigen Aufgang erhebt. Jedes Jahr im Juli/August ist das die Kulisse der DomStufen-Festspiele. Inszeniert werden klassische Theaterstücke – ein deutschlandweiter Publikumsmagnet. Mit Erfurts Geschichte untrennbar verbunden ist das jüdische Leben, dessen Zeugnisse bis ins frühe Mittelalter zurückreichen. Die aufwendig sanierte Alte Synagoge beherbergt mit dem „Erfurter Schatz“ eine einzigartige kulturhistorische Kostbarkeit: einen filigranen Hochzeitsring aus dem frühen 14. Jahrhundert.

Mit Erfurts Geschichte untrennbar verbunden ist das jüdische Leben. Eine Stadt wie aus dem Bilderbuch Auf den Besucher wirkt die Stadt wie ein Bilderbuch der deutschen Geschichte. Das reicht von der Gründung einer der ersten Universitäten 1392 bis zum wegweisenden innerdeutschen Gipfel zwischen Willy Brandt und Willi Stoph im Jahr 1970. Ein bekanntes Wahrzeichen der Stadt ist die Krämerbrücke. Auf der durchgehend mit Häusern bebauten und bewohnten Brücke drängen sich Einheimische wie Touristen

Knotenpunkt des Handels Bei einem Spaziergang durch Erfurt spürt man aber auch, wie sich die Stadt dank ihrer zentralen Lage am Schnittpunkt zweier historischer Handelswege in Europa, der Via Regia und der Nürnberger Geleitstraße, zu einem wirtschaftlichen Drehkreuz entwickelt hat.


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Das imposante Kirchenensemble von Mariendom und St. Severi.

Im Augustinerkloster studierte Martin Luther Theologie.

KULTUR

Das zweitgrößte Messeglände in den neuen Bundesländern.

Nach der Wiedervereinigung wurde sie wieder zu einem Anziehungspunkt für Verwaltung und Industrie, für Handel und Logistik sowie zu einem attraktiven Ort für Tagungen. „Europas größter Kleiderschrank“ nennen die Erfurter das 2013 fertiggestellte Versandzentrum von Zalando, das Kunden in sieben europäischen Ländern beliefert. Noch spektakulärer ist der fast fertiggestellte Bau des Medienlogistikers Koch, Neff & Volkmar, der am Stadtrand auf einer Fläche von 44 Fußballfeldern Europas größtes Versandlager errichtet.

Foto Krämerbrücke & Augustinerkloster: Stadtverwaltung Erfurt Foto Messegelände: Messe Erfurt GmbH; Foto Kirchenensemble & Fachwerkhäuser: Barbara Neumann

Seit Erfurt vor fast 25 Jahren zur Landeshauptstadt auser­ koren wurde, sind hier in Ministerien, Verwaltungen, bei mittelständischen Dienstleistern und im Medienbereich zahl­­ reiche Arbeitsplätze entstanden. Großer Beliebtheit erfreuen sich die lustigen Gesellen des KiKA, der Fernseh-Kinderkanal von ARD und ZDF, der seit 2007 auf dem Gelände des Mitteldeutschen Rundfunks sendet. Auch große TV-Shows gehen gerne in Erfurt auf Sendung. So wird am 4. Oktober eine der letzten Sendungen von „Wetten dass…“ aus Halle I der Erfurter Messe übertragen.

Grüne Stadt Erfurt verfügt über das zweitgrößte Messegelände in den neuen Bundesländern und wirbt mit dem Slogan „Messe im Grünen“. Die Versorgung mit hundert Prozent Ökostrom soll Veranstalter und Aussteller locken, die nachhaltiges Tagen bevorzugen. Ausgesprochen innovativ wirkt die Idee von Messedirektor Wieland Kniffka, der auf den begrünten Dächern der Messe­hallen Bienenstöcke aufstellen ließ. Hier werden Jahr für Jahr circa 280 Kilo Honig produziert, die die Messegesellschaft zu Werbezwecken an ihre Kunden verschenkt. Nur wenige Meter entfernt befindet sich der egapark, eine denkmalgeschützte Garten- und Freizeitparkanlage – wohl einer der Orte der Bundesgartenschau 2021 in Erfurt.  Rotger H. Kindermann Korrespondent

Einwohner: 205.000 Landeshauptstadt des Freistaates Thüringen www.erfurt-tourismus.de

Tagungshotels: www.pullmanhotels.com/erfurt www.mercure-hotel-erfurt.de

Fachwerkhäuser am Erfurter Domplatz. Anzeige

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News „Kooperationsoffensive“ tunesischer Ministerien zusammenarbeiten wollen. Auf der Hannover Messe dieses Jahres hatte der BVMW bereits mit dem tunesischen Unternehmerverband produzierender Unternehmen (UPMI) eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Deutschland gehört zu den wichtigsten politischen und wirtschaftlichen Partnern Tunesiens. Tunesische Delegation in der BVMW-Geschäftsstelle zu Besuch.

Der BVMW empfing in Berlin eine Delegation tunesischer Unternehmer und Manager, um ihnen einen Einblick in die Verbandsarbeit zu geben. Ein erstes Ergebnis sind konkrete Vorschläge tunesischer Ministerien, die mit dem BVMW zukünftig

Die tunesische Industrie hat sich seit der Januarrevolution 2011 als robust erwiesen. Unter der Übergangsregierung von Premierminister Mehdi Jomaa findet das Land seit Anfang 2014 auch zu politischer Stabilität und Wirtschaftswachstum zurück.

100 Jahre Krenzer Hammer Ein Blick auf die Fertigungsanlagen entführt den Gast auf eine Zeitreise: Vor 100 Jahren gründete Friedrich Wilhelm Krenzer, Urgroßvater des aktuellen Geschäftsführers Wilfried Krenzer, die Werkzeugschmiede im Ennepetal. Heute zählt sie zu den Unikaten der Moderne und ist eine der letzten noch aktiven Freiformschmieden Deutschlands. In dieser musealen Atmosphäre entstehen vielfältige Arten von Brechstangen, Spezialhämmern oder Pfahleisen, unverwechselbar in ihrer fachmännisch und individuell gefertigten Qualität. Was hier an der Schwelle des Ersten Weltkriegs entstand, fasziniert heute und kann mit interaktiven Führungen über das Gelände erkundet werden. www.krenzerhammer.de

„Top-Personaldienstleister 2014“ Das Magazin FOCUS hat in einer Personal dienstleister groß angelegten Umfrage die Personalberater von serviceline als eiDeutschlanDs nen der Top-PerPersonalDienstleister sonaldienstleister im Vergleich 2014 ermittelt. Das von Geschäftsführerin Annette Vasquez eingeführte „serviceline-internen-interview“ zur effizienten Kandidatenauswahl hatte sicherlich seinen Anteil an dem Erfolg. www.serviceline-online.de

toP

2014

Findling-Wäscherei wächst Wie andere müssen auch Traditionsunternehmen wachsen. Mit dem Umzug nach Bernau und einem neu entstandenen Produktionsvolumen von täglich 12 Tonnen sauberer Wäsche ist den Geschäftsführern der Findling Wäscherei Angela und Peter Findling eine Investition gelungen, die trotz der horrenden Wasser- und Energiekosten dem schwierigen Markt standhält. Die neue 2000 qm große Halle gibt der Wäscherei eine neue Zukunftsperspektive. Täglich verlassen über 40.000 Wäschestücke die mit diversen Umweltzertifikaten ausgestattete Wäscherei in Bernau bei Berlin, die bereits seit über 20 Jahren existiert und nun noch weiter wachsen will. www.findling.cc


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Gütesiegel für P2 Medien Die Wirtschaftsregion Mittlerer Niederrhein kürte im Mai das BVMW-Mitgliedsunternehmen P2 Medien GmbH mit dem goldenen Gütesiegel „Zukunft Mittelstand“. Die Grevenbroicher überzeugten mit Innovationskraft und Kreativität in den Bereichen Online-Marketing, Videoproduktion und Werbung. Das Team um Gründer und Firmenchef Peter Pfänder entwickelt sich zielstrebig zu einer Top-Adresse für den Mittelstand und begleitet seine Partnerunternehmen branchenübergreifend und individualisiert in die virtuelle Welt. www.p2-medien.de

Peter Pfänder (zweite Reihe Mitte), Inhaber der P2 Medien GmbH, bei der offiziellen Entgegennahme der Auszeichnung im Schloss Dyck.

Start-up im Bereich Energieeffizienz ausgezeichnet Das deutsch-schwedische Unternehmen Ecofective hat sich gegen 106 Mitbewerber durchgesetzt und wurde von der internationalen Jury der Nordic Cleantech Open als bestes Start-up Skandinaviens im Bereich Energieeffizienz und kategorienübergreifend als drittbestes Start-up ausgezeichnet. Das Start-up bietet ein IT-basiertes System für mehr Energieeffizienz in Bestandsimmobilien. Es misst, speichert und analysiert alle Daten, die das thermische Verhalten des Gebäudes und damit seinen Bedarf an Wärmeenergie beeinflussen und bestimmt den richtigen Zeitpunkt, die Heizung anoder auszuschalten. Deutschland ist ein wichtiger Zielmarkt für Ecofective. Aktuell ist das EE2-System schon in 140 großen Wohn- und Bürogebäuden in Deutschland und Schweden installiert. www.ecofective.com

Wettbewerb: Zeitgemäße Führungskultur Der erstmals ausgetragene Wettbewerb BMM-Award 2014 zeichnet „Bestes Management im Mittelstand“ aus. Die Baden-Württembergische Beratungsfirma 100PersEnt GmbH & Co. KG aus Rottenburg hat es sich zur Aufgabe gemacht, mittelständische Unternehmen für das Thema „Führung“ zu sensibilisieren. Mit dem Führungsbaro­ meter 100PersEnt FVI-KMU®, einem Fragebogen zur Diagnose der Führungsqualität, gelingt ein systematischer Einstieg in die Thematik. Das Führungsbarometer bildet auch die Basis des BMM-Awards. Für schnell entschlossene BVMW-Mitglieder bietet der Veranstalter einen Rabatt von 15 Prozent auf die Startgebühr an. Im November findet ergänzend das erste Führungssymposium für den Mittelstand im Stuttgarter Römerkastell statt. Anmeldung ist für BVMW-Mitglieder auch nach dem offiziellen Schlusstermin noch möglich. www.bmm-award.de

CSR Regio.Net Ruhrgebiet zeichnet Teilnehmer aus Zwei Jahre lang arbeiteten elf Mittelständler aus dem Ruhrgebiet an einer Strategie zur verantwortlichen Unternehmensführung (CSR). Ziel war es, den Nutzen von CSR-Strategien für andere Mittelständler aufzuzeigen und mögliche Implementierungsstrategien zu erarbeiten. Vor kurzem wurden die Projektteilnehmer von CSR Regio.Net Ruhrgebiet in einer Abschlussveranstaltung im Mülheimer Rathaus für ihr Engagement ausgezeichnet. www.csrregio.net

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Per Mausklick zum Wunschkuchen BVMW-Mitglied macht es möglich, Kuchenwünsche zu verwirklichen In jeder Ausgabe stellt Der Mittelstand. Mitgliedsunternehmen und deren Produkte vor. Diesmal die Firma KATHI Rainer Thiele GmbH aus Sachsen-Anhalt mit Kuchen im Glas.

KATHI – feine Backideen Seit über 60 Jahren produziert und vertreibt das Familienunternehmen Backmischungen, Mehle und Backzutaten verschiedener Art. Besonders erfolgreich sind die hauseigenen Backmischungen, die den Kern des Geschäfts ausmachen. Mit Kuchen im Glas baut das Unternehmen nun ein neues Geschäftsfeld auf.

Die Idee Der Browser wird zum Backofen – mit mein-lieblingskuchen.de folgt die KATHI Rainer Thiele GmbH dem Trend der Individualisierung. Per Mausklick können Kunden online ihren Wunschkuchen bestellen. Ein Geschenk für jeden Anlass.

1. Teig aussuchen

Der Kuchen kommt ins Glas Als Grundlage für den Wunschkuchen im Glas dienen die eigenen Rezepturen und Zutaten der Backmischungen. Die ausgewählten Zutaten werden von KATHI in der firmeneigenen Konditorei verarbeitet. Der Paketbote bringt das fertige Produkt nach wenigen Tagen frisch ins Haus.

2. Zutaten aussuchen

Fotos: KATHI Rainer Thile GmbH

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Fast alles ist möglich Über www.mein-lieblingskuchen.de bestellen Kunden ihr individuelles Produkt. Zwei Teigarten, 16 flüssige sowie 19 feste Zutaten lassen sich mit vier Glasuren und acht Dekoren zur eigenen Kreation zusammen­fügen. So sind mehr als eine halbe Millionen Kombi­nationsmöglichkeiten vorstellbar. Jeder Kuchen ist ein Unikat. Unentschlossene können auf bereits vorhandene Rezepturen zurückgreifen.

3. Topping aussuchen


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Unternehmensphilosophie

Verschenken Anderen eine Freude zu machen und Kuchen im Glas an Familie, Freunde oder Kunden zu verschicken, auch das ist möglich. So gibt es ein Geburtstagsset, das zusätzlich eine Blume zum selber pflanzen und Besteck enthält. Oder man stellt den Kuchen nach eigenen Wünschen mit einer Grußbanderole selbst zusammen.

KATHI ist ein inhabergeführtes Familienunternehmen. Alle Produkte werden aus hochwertigen Rohstoffen hergestellt. Regelmäßige Innovationen beleben das Angebot. Nicht nur die eigene Nachwuchsausbildung zählt. In diesem Jahr stiftet das Unternehmen zum 14. Mal die „Goldene Kathi“ für den besten Lehrling des Ausbildungsjahrgangs im Süden Sachsen-Anhalts.

Unternehmensprofil KATHI Rainer Thiele GmbH Geschäftsführer: Marco Thiele Gründung: 1951 Umsatz 2013: 29,8 Millionen Euro (brutto) Mitarbeiter: 90 Auszubildende: 11 Internet: www.kathi.de

Geschäftsführer Marco Thiele und seine Frau Susen.

Geschichte Kaethe und Kurt Thiele gründeten die Firma 1951 in Halle an der Saale. Sie entwickelten die erste fertige Backmischung Deutschlands, um Hausfrauen die Versorgung der Familie in der Nachkriegszeit zu erleichtern. Auch Kloßmehl, Fertigsuppen und -soßen kamen später aus Halle. Nachdem KATHI 1972 zwangsenteignet wurde, begann Rainer Thiele 1990 mit der Reprivatisierung des einst elterlichen Betriebes und gründete zwei Jahre später die KATHI Rainer Thiele GmbH. Heute liegt die Geschäftsleitung in den Händen seines Sohnes Marco. Dessen Frau Susen arbeitet seit 2013 als Unternehmenssprecherin im Betrieb.

Vielfalt zählt

4. Extras aussuchen

Das Unternehmen stellt seit 1953 klassisches Tortenmehl in unveränderter Rezeptur her. Insgesamt kommen heute aus dem Haus KATHI mehr als 70 unterschiedliche Produkte wie Papageien- und Nusskuchen, Muffins, Biskuit und Pizzateig. Bei Backmischungen war das Unternehmen 2013 mit einem Anteil von rund 42 Prozent Marktführer in den neuen Bundesländern, belegte national mit fast zwölf Prozent den dritten Platz.

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Sterne-Reisen um die Welt Exzellenter Komfort und Abenteuer mit Hapag Lloyd Kreuzfahrten Kreuzfahrten gehören heute ganz selbstverständlich zur Tourismusbranche. Mit immer größeren Schiffen ist die Eroberung der Meere inzwischen nahezu für jedermann erschwinglich. Das Fernweh statt mit Discountreisen mit Luxus-Seereisen zu stillen, hat sich hingegen die Hapag-Lloyd Kreuzfahrten GmbH wieder als Pionier in dieser Branche auf die Fahnen geschrieben. Bereits 1891 schickte der Hapag-Direktor Albert Ballin das Passagierschiff „Augusta Victoria“ auf die erste Lustreise in wärmere Gewässer. Die Idee zur Kreuzfahrt war geboren. Heute kann Hapag-Lloyd Kreuzfahrten auf eine traditionsreiche Unternehmensgeschichte zurückblicken. Ursprünglich gehörte der Veran-

Hapag-Lloyd Kreuzfahrten MS Europa 2.

stalter von Luxuskreuzfahrten zur Hapag-Lloyd Gruppe, die 1970 aus der Fusion der 1847 gegründeten Reederei Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (HAPAG) und des nur zehn Jahre jüngeren Bremer Unternehmens Norddeutscher Lloyd (NDL) entstand. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg fuhren die Schiffe beider Unternehmen rund um die Welt. Im Jahr 2008 wurde das Unternehmen an den Reiseveranstalter TUI verkauft und nennt sich seitdem Hapag-Lloyd Kreuzfahrten. „Hapag-Lloyd Kreuzfahrten ist ein Hamburger Unternehmen, bei dem Fortschritt Tradition hat“, erklärt dazu Geschäftsführer Karl J. Pojer. „Wir gelten heute als führender Anbieter von Kreuzfahrten im Luxus- und Expeditionsbereich im deutschsprachigen Raum. Auch über 120 Jahre nach Erfindung der Seereise steht Hapag-Lloyd Kreuzfahrten aus dieser Tradition heraus für Innovation im Kreuzfahrtmarkt.“ Konkret bedeutet dies, dass Passagiere beispielsweise auf der MS Europa den traditionellen Luxus einer klassischen Kreuzfahrt im kleinen Kreis von maximal 400 Gästen erwarten dürfen. Ihnen werden allerhöchste Standards in Service und Gastronomie geboten, die vom Berlitz Cruise Guide bereits vierzehn Mal in Folge mit dem Prädikat 5-Sterne-plus ausgezeichnet wurden. Ihre Routen führen fast um die ganze Welt. Auch die MS Europa 2 bietet Kreuzfahrten auf höchstem Niveau. Ihr Routenkonzept umfasst beispielsweise das östliche und westliche Mittelmeer, Westeuropa mit Deutschland, Dänemark, Schweden und Norwegen sowie die Karibik und Südamerika. Die MS Hanseatic – das weltweit einzige Expeditionsschiff mit fünf Sternen – und die MS Bremen kombinieren hingegen exzellenten Komfort mit Abenteuer. Ihre außergewöhnlichen Expeditionsrouten,


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Hapag-Lloyd Kreuzfahrten MS Hanseatic.

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Hapag-Lloyd Kreuzfahrten ist ein Hamburger Unternehmen, bei dem Fortschritt Tradition hat.

beispielsweise in die Antarktis, wurden 2011 mit dem Kreuzfahrt Guide Award ausgezeichnet. Mit nur maximal 175 Gästen an Bord, bekommen diese Reisen einen individuellen Charakter.

Geschäftsführer Karl J. Pojer.

Die Hapag-Lloyd Kreuzfahrten GmbH ist eine 100-prozentige Tochter der TUI AG. Mit ihrer aus vier Schiffen bestehenden Flotte, MS Europa, MS Europa 2, MS Hanseatic und MS Bremen bietet sie Hochseekreuzfahrten und Expeditionen an. Im Jahr 2013 lag der Umsatz bei 261 Millionen Euro. Im Jahresdurchschnitt arbeiten über 200 Mitarbeiter an Land für die Hapag-Lloyd Kreuzfahrten GmbH.

„Wir sehen eine sehr positive Entwicklung im internationalen Wettbewerb, dies gilt sowohl für die Luxus- als auch die Expeditionskreuzfahrten“, erklärt Karl J. Pojer mit Blick auf die Zukunft seines Unternehmens. „In diesen Segmenten werden wir auch durch den Ausbau der internationalen Vermarktung wachsen. Im Luxussegment wird mit der MS Europa 2 und im Expeditionsbereich mit der MS Hanseatic jeweils ein Schiff aus den Segmenten international vermarktet. Die wesentlichen Märkte, die hierbei im Fokus stehen, sind die USA, Großbritannien, die Niederlande, Belgien, Skandinavien sowie Australien. Gemäß unseres Mottos ‚Fortschritt mit Tradition’ werden wir dabei nach hanseatischen Werten handeln und unsere Erfolgsgeschichte fortsetzen.“ 

Ingrid Hausemann BVMW-Pressesprecherin Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein


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Weltneuheit aus Eisenhüttenstadt Verladeroboter und der lange Weg auf den Markt Der Verladeroboter UniPack in Aktion.

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Normalerweise wird mit dem Label Made in Germany vor allem Qualität aus Germany verbunden. Wer allerdings einmal erlebt hat, wie schwer es für ein mittelständisches Unternehmen sein kann, eine Weltinnovation auf dem internationalen Markt zu platzieren und durchzusetzen, der weiß, dass sich dahinter vor allem auch Geduld in Germany verbergen kann. Eckhard Wilberg, Geschäftsführer der Unitechnik Automatisierungs GmbH Eisenhüttenstadt, kann ein langes Lied davon singen.

Mit diesem Know-how einen Verladeroboter f ür Fluggepäck zu konstruieren, müsste doch zu schaffen sein.

Eckhard Wilberg Der Chef des ingenieurtechnischen Unternehmens, das in vielen Ländern der Welt tätig ist, bemerkte vor Jahren ein Manko bei der Abfertigung von Fluggepäck. Die Gepäckstücke der Passagiere rollen über Fließbänder zu Normcontainern und müssen von Mitarbeitern Stück für Stück in die Metallbehälter gehievt werden,

möglichst schnell und möglichst raumsparend, mehrere Tonnen pro Schicht. Die schwere körperliche Arbeit führt jedoch zu einer hohen Fluktuation der Mitarbeiter und stellt Personalabteilungen aufgrund der notwendigen Sicherheitsüberprüfungen vor Probleme. Dafür müsse sich doch eine Lösung finden, meinten Wilberg und sein Team, doch alte Branchenhasen winkten ab: Roboter ja, wenn sie immer dasselbe tun: Autos lackieren, Schraubensätze festziehen oder elektronische Bauteile verlöten. Aber die Koordination von menschlicher Hand und menschlichem Auge ersetzen, das aus Erfahrung resultierende Einschätzungsvermögen für die räumliche Situation, hunderte Formate optimal zu packen, das könne kein Roboter leisten. „Wir bauen mit unseren Partnern, die Marktführer im Maschinenbau sind, modernste Walzwerke in China, liefern die Steuerungs- und Automatisierungstechnik für Komplettanlagen“, sagte sich Wilberg, „mit diesem Know-how einen Verladeroboter für Fluggepäck zu konstruieren sein, müsste doch zu schaffen sein“. Mit Dietmar Jost hatte Willberg einen Gleichgesinnten an seiner Seite, mit dem er das Projekt vorantrieb. Nach zwei Millionen programmierten Rechenschritten pro Arbeitsgang und einer patentierten Teleskophand konnte er seine Entwicklung


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Tüftler-Team: Dietmar Jost mit Eckhard Wilberg und dem Entwicklerteam des UniPack-Verladeroboters während der Entwicklungsphase (v. re.).

Fotos: Henry-Martin Klemt

schließlich als Pilotanlage in der Praxis vorführen. Gepäck und Container werden gescannt, alle Bewegungen des UniPack-Verladeroboters darauf abgestimmt und koordiniert, die normative Füllhöhe des Containers annähernd erreicht. „Noch ist der Mensch etwas schneller, allerdings auch nach zwei Stunden erschöpft. Der Roboter, der vier Sekunden länger für ein Gepäckstück braucht, läuft 24 Stunden am Tag. Trotzdem bleiben wir an einer weiteren Zeitoptimierung dran.“ Die teleskopierbare Hand des UniPack ist inzwischen so weit ausgereift, dass sie sogar industriell gefertigt werden kann. Anerkennung fand das System beim Wettbewerb Deutschland – Land der Ideen, beim Zukunftspreis des Landes Brandenburg und beim Innovationspreis Berlin-Brandenburg. Die Flughafen- und Luftfahrtunternehmen aber blieben skeptisch. Dass UniPack konkurrenzlos war, schien die Zweifel noch zu nähren. „Manchmal war es zum Verzweifeln“, gibt Eckhard Wilberg zu. „Wir waren kurz davor, die Flinte ins Korn zu werfen.“ Auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld wurde inzwischen ein Standort für den Verladeroboter UniPack gefunden: Easyjet nutzt die Gunst der Stunde. „Nach sieben Jahren Entwicklung und Optimierung haben wir einen Vertrag unterschrieben, der auf einen weltweiten Einsatz

zielt“, erklärt Wilberg. Sechs Monate soll der Roboter laufen, drei Monate davon unter alltäglichen Betriebsbedingungen, dann will sich Easyjet entscheiden. „Daraus könnte eine ganze Industrie für die Ausrüstung großer Flughäfen europa- und weltweit entstehen“, so Wilberg. Vorausschauend hat der Firmenchef seine Mannschaft schon auf knapp hundert Mitarbeiter verstärkt. Seit drei Jahren setzt das Unternehmen auf die duale Ausbildung, die gemeinsam mit der Staatlichen Studienakademie Bautzen realisiert wird. Studenten werden gefördert, Diplomarbeiten entwickelt und begleitet, die den Absolventen den Einstieg in das Unter­nehmen erleichtern. An einer Privat­ hochschule in Teltow werden eigene Spezia­ listen weiter­ qualifiziert. Der seit 1992 langfristig heran­ gezogene Nachwuchs bildet inzwischen nahezu die Hälfte des Unitechnikteams und erlaubt es, immer anspruchsvollere Herausforderungen anzunehmen. 

Henry-Martin Klemt BVMW-Pressesprecher Berlin-Brandenburg

Unitechnik Automatisierungs GmbH, Eisenhüttenstadt Der Fokus liegt auf den Bereichen Metallurgie, Verfahrens­ technik, Produktionsautomation, Robotik und Schaltanlagenbau. Geschäftsführer: Eckhard Wilberg, Thorsten Ley. www.unitechnik.com

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Bettina (r.) und Jana Kretschmer leiten die Geschicke eines Containerbaubetriebs im Süden Sachsen-Anhalts.

Wenn die Mutter mit der Tochter Zwei Frauen an der Spitze eines Stahlbauunternehmens Bettina Kretschmer muss lachen, wenn sie über die weibliche Doppelspitze in ihrem Stahlbauunternehmen spricht. Zwar gibt es zwischen der Mutter als Geschäftsführerin und Tochter Jana als Prokuristin dann und wann Differenzen, das will sie keineswegs bestreiten. Trotzdem bleiben sie bei der Suche nach gemeinsamen Entscheidungen immer sachlich, und dabei sei ein gutes Streitgespräch der beste Weg. Schließlich ticken junge Leute anders, lösen Probleme und Aufgaben vielleicht sogar unkonventioneller und kennen sich viel besser in den neuen Medien aus.

Die 57-jährige Firmenchefin der CONTALL Con­ tainer- & Behälterbau GmbH aus Zörbig im Süden Sachsen-Anhalts gibt sich zuversichtlich. Es war schließlich ihr Wunsch, dass ihre Tochter eines Tages ins Unternehmen einsteigt, gedrängt hat sie nie. Vor vier Jahren dann die wohlabgewogene Entscheidung der jungen Frau. „Ganz offiziell habe ich damals eine Bewerbung geschrieben und mit der Post abgeschickt“, erinnert sich die gelernte Werbekauffrau. Zwei Tage später kam kurz vor Mitternacht der Anruf ihrer glücklichen Mutter, ein halbes Jahr später bezog Jana Kretschmer ihr eigenes

Foto: Martin Jehnichen

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Keine Probleme in einer Männerdomäne hat Jana Kretschmer. Mit Arbeitsvorbereiter Markus Beyer bespricht sie ein Projekt.

CONTALL Container- & Behälterbau Kretschmer GmbH

Die Firmenchefin kann auch mit der Flex umgehen.

Am Standort Zörbig/Ortsteil Schrenz in Sachsen-Anhalt werden seit 1995 die verschiedensten Container und Behälter für jeden Bedarf gebaut. Geschäftsführerin Dipl.-Ing. Bettina Kretschmer. www.contall.de

Büro, und seitdem kümmert sie sich als Prokuristin um Marketing und Personalmanagement. Und es gilt wie für ihre Mutter, sich in der Männerdomäne der Stahlbauer Respekt zu erarbeiten. Technologien wollen verstanden sein, das Schreiben von Angeboten setzt fachliche Kenntnisse voraus. Kein leichter Weg, doch die 33-jährige ist ehrgeizig. Während der Babypause wurden wichtige Aufgaben von zu Hause aus erledigt, gegenwärtig heißt es, Theorie in der vierjährigen berufsbegleitenden Ausbildung zur Betriebswirtin zu büffeln. „Es ist eigentlich ideal, wie wir in aller Ruhe die Firmenübergabe regeln“, sagt Bettina Kretschmer. Da bleibe ausreichend Zeit, die Nachfolgerin einzuarbeiten, ihr Stück für Stück Verantwortung zu übertragen, Bedenken auszuräumen.

Foto links: Contall, Foto rechts: Klaus-Peter Voigt

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Zu den Produkten des Unternehmens zählen bespielsweise Abrollcontainer und Absetzkippermulden. Auf Wunsch der Kunden werden in Kleinserie auch Einzelstücke angefertigt. Die Stahlbauerinnen haben sich unter anderem auf Magazincontainer für Feuerwehren oder Technisches Hilfswerk spezialisiert, komplett ausgestattet mit Regalen, Stromanschlüssen und Jalousien. Andere Exemplare finden ihren Einsatz bei der Holztrocknung, in Biogasanlagen oder im Wasserbau. Ständige Innovationen gehören auch im Containerbau zum Alltag, neues, leichteres Material kommt zunehmend zum Einsatz. Die 25 Mitarbeiter sind gut ausgelastet, um für Kunden aus Deutschland, Norwegen, Dänemark und den Niederlanden spezielle Stahlbehälter anzufertigen.

Es ist eigentlich ideal, wie wir in aller Ruhe die Firmenübergabe regeln.

Bettina Kretschmer Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) besuchte in diesem Jahr den mittelständischen Betrieb. „Im Land stehen bis 2018 rund 2.700 Unternehmen vor der Herausforderung, die Nachfolge regeln zu müssen“, sagte der Politiker. Davon seien mindestens 37.000 Arbeitsplätze betroffen. Eine tragfähige Lösung wie bei CONTALL nannte er vorbildlich.

Bettina Kretschmer hat den Betrieb erst vor zehn Jahren übernommen. Zu DDR-Zeiten wurden dort Traktoren des Typs RS09 instandgesetzt. Nach der Wende löste sich der einstige Kreisbetrieb für Landtechnik in Wolfen mit seinen Zweigbetrieben auf. Die Diplom-Wirtschaftsinformatikerin suchte eine neue Aufgabe, wollte sich am liebsten selbstständig machen, stieß aber bei den Banken auf Vorurteile und Unverständnis. So kam zunächst ein Investor von außerhalb zum Zuge, der auf den Willen und die Branchenerfahrung von Bettina Kretschmer setzte. Er ließ ihr freie Hand und verkaufte ihr schließlich 2004 die Niederlassung. 

Klaus-Peter Voigt BVMW-Pressesprecher Sachsen-Anhalt

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Der Mittelstand. | 4 | 2014

Nach dem EEG ist vor dem EEG BVMW-Energiekommission kämpft für mittelstandsfreundliche Energiepolitik Nach dem EEG ist vor dem EEG – diese alte politische Weisheit hat sich nach der Verabschiedung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) wieder bewahrheitet. Der Bundestag hatte das Gesetz Ende Juni 2014 beschlossen. Doch bereits 2016 soll es erneut novelliert werden – wenn der Streit zwischen EU und Bundesregierung nicht sogar eine frühere Änderung notwendig macht. Der BVMW wird sich unter Federführung seiner Energiekommission auch an der Debatte um das EEG 3.0 beteiligen. Das jetzt verabschiedete Gesetz hat der Verband mit dem energiepolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Wolfgang Tiefensee, auf der Sitzung der Energiekommission disku­tiert und die für den Mittelstand wichtigsten Punkte erläutert. Schon zuvor hatte der BVMW sich in die Debatte eingebracht und durch Positionspapiere, eine Stellungnahme zur Anhörung im Bundestag sowie einen eindringlichen Appell an die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses für eine Novelle im Sinne des deutschen Mittelstandes geworben. Neben dem EEG standen die Themen Geothermie, Netzausbau und der Ausblick auf die energiepolitischen Vorhaben der Großen Koalition auf der Tagesordnung der Sitzung der Energiekommission in der Bundesgeschäftsstelle in Berlin.

Philipp Behm BVMW

Thomas Müller von der NHF Netzgesellschaft Heilbronn-Franken mbH wies in seinem Vortrag über den Netzausbau auf ein grundlegendes Problem der derzeitigen Energiewende hin: Es besteht ein Ungleichgewicht zwischen dem Angebot von Strom aus Erneuerbaren Energien im Norden und der Nachfrage nach Strom im Süden. Die vorhandenen Kapazitäten der Übertragungsnetze reichen nicht aus, um den Strom zu transportieren. Der Netzausbau stockt und ist zudem unverhältnismäßig teuer. Verschärft wird das Problem

durch den Ausstieg aus der Kernenergie, die zu weiteren Abschaltungen von Kraftwerken im Süden führt. Die Lösung wäre eine Energiewende, die stärker auf eine dezentrale Versorgung setzt, wie es der BVMW vorgeschlagen hat. Für eine dezentrale Energiewende muss jedoch bei der Planung des Netzausbaus stärker auf Verteilnetze und weniger auf Übertragungsnetze gesetzt werden. Am Ende könnten sogar Kosten gespart und die Akzeptanz der Energiewende erhöht werden.

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Die Lösung wäre eine Energiewende, die stärker auf eine dezentrale Versorgung setzt.

Auch die Geothermie kann einen Beitrag zur Energiewende leisten. Sie ist grundlastfähig und zeichnet sich durch einen geringen Flächenverbrauch aus. In seinem Vortrag wies Franz Heidelsberger von GEOKRAFTWERKE.de GmbH zudem darauf hin, dass sich besonders geeignete Gebiete für die Geothermie im Münchner Umland befinden. Als Problem für die stärkere Nutzung der tiefen Geothermie in Deutschland stellen sich allerdings lange Genehmigungsverfahren dar. Der Ausblick auf die geplanten energiepolitischen Vorhaben der Großen Koalition, wie eine Reform der Finanzierung der Netze, Novelle des KWK-Gesetzes oder Einführung von Kapazitätsmärkten, macht deutlich: Die Energiekommission muss auch in den kommenden Monaten und Jahren ihren Sachverstand in die energiepolitische Diskussion im Sinne des deutschen Mittelstandes einbringen. 

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Konzepte gegen Fachkräftemangel Kommission Arbeit und Soziales entwickelt modulare Ausbildung weiter

Bei der jüngsten Tagung der Kommission Arbeit und Soziales des BVMW standen der zunehmende Fachkräftemangel und konkrete Lösungsansätze für mittelständische Unternehmen auf der Agenda. Auch im vergangenen Jahr war der Mangel an qualifizierten Arbeitnehmern in vielen Branchen spürbar; und das trotz einer eher durchwachsenen konjunkturellen Entwicklung.

Foto: © ehrenberg-bilder - Fotolia.com

Sowohl akademische als auch nichtakademische Fachkräfte werden etwa im Maschinen- und Metallbau sowie im IT-Bereich händeringend gesucht. Für ein mittelständisches Unternehmen bedeuten unbesetzte Stellen reale Umsatzeinbußen. Studien schätzen, dass dem deutschen Mittelstand so jährlich 31 Milliarden Euro an Umsatz entgehen. Der Hauptgrund für das Problem ist der demografische Wandel, jedoch ist vieles auch hausgemacht. So wurde die Akademisierung über Jahre vorangetrieben, die Duale Ausbildung jedoch sträflich vernachlässigt. Im Ergebnis steigt die Zahl der Studenten seit Jahren an, die Zahl der Azubis nimmt dagegen ab. Die Wirtschaft stellt das vor große Schwierigkeiten, im Ausbildungsjahr 2012/13 blieben 34.000 Lehrstellen unbesetzt. Oftmals sind es die vermeintlich besseren Entwicklungs- und Verdienstaussichten, die junge Erwachsene zur Aufnahme eines Studiums statt einer Ausbildung bewegen. Dass dies sich in vielen Fällen in der Realität als Trugschluss erweist, verdeutlicht das Imageproblem der Dualen Ausbildung. Die berufliche Ausbildung muss daher weiterentwickelt werden. Die Kommission Arbeit und Soziales hat hierzu die Idee der modularen Ausbildung weiterentwickelt. Kern des Ansatzes ist die Unterteilung der Berufsausbildung in zwei Phasen. In der ersten Qualifikationsphase werden Kernkompetenzen und berufsspezifische Qualifikationen vermittelt, während die zweite Phase einer inhaltlichen Vertiefung und Spezialisierung dient. Auszubildende und Unternehmen können so die Ausbildung und die vermittelten Lerninhalte dem entsprechenden Anforderungsprofil anpassen. Zudem sind einzelne Module auch für eine zusätzli-

che Qualifizierung oder nach Abschluss der Ausbildung zur Fortbildung nutzbar. Dadurch kann eine Brücke sowohl zur Hochschulbildung als auch zum lebenslangen Lernen geschlagen werden. Für Jugendliche bedeutet das ein Plus an Flexibilität und persönlichem Entwicklungspotenzial.

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Für Jugendliche bedeutet das ein Plus an Flexibilität und persönlichem Entwicklungspotenzial.

Bei der Umsetzung ist in erster Linie die Politik gefordert, jedoch kann es sich der Mittelstand nicht erlauben, allein auf politische Reformprogramme zu setzen. Bereits heute gibt es motivierende Beispiele, wie mittelständische Unternehmen dem Fachkräftemangel begegnen. Entscheidend ist der frühe Kontakt zu den Fachkräften von morgen, etwa durch Praktika oder Mentorenprogramme für Schüler. Die Kommission Arbeit und Soziales wird weiter intensiv an Konzepten zur Fachkräftesicherung arbeiten und die Forderungen des Mittelstands im politischen Berlin vertreten. 

Matthias Schweiger BVMW

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Europas Houston liegt in Hessen Bundeswirtschaftssenat bei der ESA in Darmstadt – Ehrung von Ausnahmeforscher und Astronaut Thomas Reiter ten getragenen ESA. Seit 1967 ist es für den Betrieb aller ESA-Satelliten und für das weltweite Netz der Bodenstationen verantwortlich.

Mario Ohoven (li.) überreicht ESA-Direktor und Direktor des ESOC Dr.-Ing. e.h. Thomas Reiter die Berufungsurkunde zum Senator h.c.

Diese beeindruckende Veranstaltung werde lange in Erinnerung bleiben. So lautete das übereinstimmende Urteil der Teilnehmer des Senatsevents bei der Europäischen Weltraum­agentur ESA in Darmstadt. Dort ist das European Space Operations Centre (ESOC) beheimatet, das Satel­ liten-Kontrollzentrum der von 20 Mitgliedsstaa-

Zum Erfolg dieser überaus gut besuchten Veranstaltung trug ganz wesentlich Thomas Reiter bei, einer der bekanntesten deutschen Astronauten. Er unternahm als erster Deutscher einen Weltraumausstieg. Seit 2011 ist der Bundeswehr-Luftwaffenoffizier ESA-Direktor für bemannte Raumfahrt und Missionen und Direktor des ESOC. In dieser Funktion präsentierte er kaum bekannte Details vergangener und zukünftiger Missionen der Europäischen Weltraumagentur. So erfuhren die Unternehmer, dass ESOC-Teams bislang über 60 Satelliten der ESA operationell betreut, schwierigste Satelliten-Rettungs­ aktionen durchgeführt und besondere Expertise für die Weltraumschrottproblematik haben. Aufgrund seiner hoch entwickelten Technik und seiner Spezialisten ist das ESOC in der Lage, gleichzeitig über 15

Bundeswirtschaftssenat zu Gast bei der Europäischen Weltraumagentur ESA im European Space Operations Centre (ESOC) in Darmstadt.

Fotos: Arno Fischer

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Alles unter Kontrolle: Die ESA bereitet sich auf die ROSETTA-Landung vor.

Satelliten zu kontrollieren. Beim abschließenden Rundgang in die Herzkammer des zentrums stand die nach über zehnKontroll­ jähriger Reise für den 11. November geplante Absetzung des Landegerätes der Raumsonde ROSETTA auf einem rund vier Kilometer großen Kometen im Fokus. „Mit dieser in der unbemannten Raumfahrt einmaligen Mission macht sich die ESA auf den Weg zu den Anfängen des Sonnensystems“, betonte Reiter. Das ESOC mit seinen 260 Festangestellten und 600 Mitarbeitern von Vertragsfirmen steht jedoch nicht nur für Exzellenz in der Weltraumfahrt,

sondern stellt auch einen erheblichen Wirtschaftsfaktor in der Region dar. Vom 150 Millionen Euro Budget profitieren mit einem Anteil von 70 Prozent in erster Linie mittelständische Unternehmen, die Messgeräte, Sensoren und Ausrüstung für das Satellitenprogramm und die Raumstation liefern. „Eine klassische Win-win-Situation“, wie Mittelstandspräsident Mario Ohoven hervorhob. Für seine Verdienste um die deutsche und euro­päische Raumfahrt sowie für den Mittenstand wurde Dr.-Ing. e.h. Thomas Reiter zum Senator h. c. des Bundeswirtschaftssenats berufen. 

Dr. Hans-Jürgen Völz BVMW

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Betriebspraktikant Cem Özdemir bei BVMW-Mitglied Grünenchef gewinnt bei ebm-papst Einblicke der ganz besonderen Art

Produktionsleiter Thorsten Haberkorn erklärt die einzelnen Schritte bei der Herstellung von Ventilatoren.

Drei Tage lang dauerte das Praktikum, das Grünenchef Cem Özdemir bei der ebm-papst GmbH & Co. KG absolvierte. Der Weltmarktführer in Mulfingen (Baden-Württemberg) stellt Elektromotoren und Ventilatoren her und gilt als Vorreiter auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit. Das BVMW-Mitgliedsunternehmen wurde 2013 mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet. Özdemir hatte Gelegenheit, alle Abteilungen des Unternehmens kennen zu lernen. Ihm war wichtig, einen konkreten Einblick in den Arbeits- und Entscheidungsalltag eines Unternehmens zu gewinnen, Produktionsabläufe besser zu verstehen und unternehmerische Entscheidungen aus nächster Nähe nachzuvollziehen. Die Politik trifft laufend Entscheidungen, die den Alltag der Bevölkerung beeinflussen. Das betrifft auch das Wirtschaftsleben. Aufgrund der Rahmenbedingungen, die die Politik für Unternehmen und Betriebe vorgibt, werden Entscheidungen getroffen. Welches Produkt wird an welchem Standort produziert? Wie steht es um Fachkräftemangel, Ausbildung und Betrie­ bliches Gesundheitsmanagement? Sind Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein Thema?

Für Özdemir waren die Tage bei ebm-papst eine ganz besondere Erfahrung: „Alle leisten ihren Beitrag zu einem hervorragenden Produkt und alle erfahren auch die nötige Wertschätzung. Neben den exzellenten Produkten muss man immer auch die Menschen sehen, die dahinter stehen und die für dieses Produkt Verantwortung haben. Wichtig ist es, dass wir die Spielregeln zwischen Politik und Wirtschaft gut kennen und uns daran halten. Die Politik sollte keine Technologieentscheidungen im Regelfall treffen, sie sollte sich auf die Spielregeln beschränken.“ Bleibt zu wünschen, dass andere Politiker ihm  nacheifern.

ebm-papst Mulfingen GmbH & Co. KG Umsatz: 775 Millionen Euro (2013) Mitarbeiter: 3.014 Mitarbeiter weltweit: 11.701 Produktionsstandorte: 18 www.ebm-papst.de

Impressum Der Mittelstand. Unternehmermagazin des BVMW Herausgeber BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e. V. Präsident Mario Ohoven Mosse Palais, Leipziger Platz 15 10117 Berlin www.bvmw.de Dieser Ausgabe liegen die Broschüren „Der Bundeswirtschaftssenat im Dialog“ mit Dr. Helmut Baur und Robin Schild bei. Titelbild: © graphicsdunia4u - Fotolia.com

Redaktion Tel.: 030 / 53 32 06-16 Fax: 030 / 53 32 06-50 mittelstand@bvmw.de Eberhard Vogt (Chefredakteur) Rotger H. Kindermann (Korrespondent) Judith Blask Sabrina Mielke Chiara Ohoven Friederike Pfann Verlag mattheis. werbeagentur gmbh Kastanienallee 4 10435 Berlin Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 info@mattheis-berlin.de www.mattheis-berlin.de

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Das Magazin „Der Mittelstand.” ist das offizielle Organ des BVMW. Mitglieder des Verbandes erhalten das Magazin im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sowie Selbstdarstellungen von Unternehmen müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Nachdruck und Verbreitung mit Angabe der Quelle gestattet.

Druckauflage: 30.000 2/2014


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88 BVMW Der Mittelstand. | 4 | 2014 Dell empfiehlt Windows.

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