SCHÜLERPATEN DEUTSCHLAND
SACHSEN-ANHALT, WIR KOMMEN Schülerpaten gibt es bereits an sieben Großstadt-Standorten. Nun wird ein Standort in Merseburg aufgebaut. Was läuft in einer kleinen Stadt anders? Wir trafen Karim vom Dachverband Schülerpaten Deutschland und Sebastian vom neuen Merseburger Standort zum Interview. Was hat euch dazu bewogen, Schülerpaten nach Merseburg zu bringen? Sebastian: Ich habe nach einer neuen ehrenamtlichen Tätigkeit gesucht. Hier im Landkreis gibt es Bedarf an Patenschaften, aber nicht genügend Vereine und Organisationen, die diesen decken. Und ich habe die Möglichkeit, Schülerpaten in die östlichen Bundesländer zu bringen. Warum nicht mal was Neues versuchen? Wie läuft ein Standortaufbau normalerweise? Karim: Wir haben keine Landkarte, an der wir mit Pinnnadeln potenzielle neue Standorte markieren. Wir wollen, dass der Impuls aus dem Lokalen kommt. Dann schauen wir: Was für Strukturen gibt es, die die Gründung eines Standorts begünstigen? Welche Merkmale sprechen dagegen? Das wissen nur die Leute vor Ort. Passen die Rahmenbedingungen, machen wir einen Kick-offWorkshop mit den Initiator:innen, bilden das Team und zeigen, wie man Schritt für Schritt vorgeht, um den Standort aufzubauen. Was ist anders bei diesem Standortaufbau? Sebastian: Das Kick-off hat im Gegensatz zu anderen Städten an 44
einem Samstag nicht so gut funktioniert. Aber wir haben es genutzt, um zu besprechen: Wo stehen wir gerade? An wen gehen wir jetzt ran? Wer könnten Förderer sein? Wie kommen wir an Teammitglieder?
nicht auf einen Schlag so viele Menschen wie in einer Millionenstadt. Das mussten wir lernen. Und die Frage, mit wem wir kooperieren könnten, kommt normalerweise auch erst viel später in unserem Prozess.
Karim: In den anderen Städten hat die Bewerbung über Social Media und unsere Verteiler genügt, um ausreichend Anmeldungen für das Kickoff zu haben. In Merseburg lief das anders. Die Formeln, die wir in den Großstädten entwickelt haben, funktionieren nicht automatisch auch in einer kleinen Stadt. Das ist ja auch das Spannende an jedem Transfer! Wir haben dann umdisponiert, viel mehr Zeit und Energie in die Suche nach Ehrenamtlichen investiert und Flyer gedruckt. In einer Stadt wie Merseburg erreicht man einfach
Welche Aspekte könnten allgemein für kleine Städte gelten? Karim: Nicht nur für die Anwerbung, auch für die Standortanalyse braucht man eine längere Vorlaufzeit. Man muss viel besser wissen, welche Angebote und Akteure es gibt. In einer Großstadt ist das oft präsenter. Andererseits habe ich noch nie erlebt, dass es so schnell und so positives Feedback von behördlicher Seite und von anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen gibt! In großen Städten ist dies ein viel längerer Prozess. Und es ist
Schülerpaten Deutschland Der Verband vermittelt seit 2009 1:1-Patenschaften zwischen deutschsprachigen Pat:innen und Schüler:innen aus Familien mit Einwanderungsgeschichte. In aktuell sieben Städten setzen sich die Schülerpaten-Teams so für Chancengerechtigkeit im Bildungssystem und mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt ein. Die Standorte werden ehrenamtlich als Vereine getragen und sind als Mitglieder im Dachverband organisiert. www.schuelerpaten-deutschland.de