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Smart Services: mehr Umsatz, weniger Kosten
Produkt-Service-Systeme (PSS) wurden in den letzten Jahren in diversen Branchen entwickelt. Neben den etablierten Smart-MobilityAngeboten im Business-to-Customer (B2C)- Bereich ergeben sich vielseitige Potenziale für Industrielle-Produkt-Service-Systeme (IPS²) im Business-to-Business (B2B)-Bereich.
Gerade in der Industrie lassen sich durch IPS², auch hybride Leistungsbündel genannt, Ressourcen entlang des gesamten Produktlebenszyklus einsparen. Sie ermöglichen unter anderem die Entwicklung von der linearen hin zur zirkulären und ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft. Zudem sind IPS² ein wesentlicher Treiber, um die industrielle Digitalisierung bis zur Industrie 4.0 maßgeblich zu gestalten.
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Die mit der digitalen Transformation einhergehende Vernetzung und
Interaktion digitaler Systeme ermöglichen eine weitere Form der PSS, sogenannte Smart Services (Intelligente Dienstleistungen). Durch die se können PSS um die vernetzte, daten- und plattformbasierte, intelligente Wertschöpfung und Wertschöpfungsnetzwerke erweitert werden. Smart Services ermöglichen somit die Aufbereitung, Analyse und
Interpretation der im Lebenszyklus entstehenden Daten und weite ren Informationen, um daraus höherwertige Informationen zu generieren. Aus den daraus gewonnenen Informationen können innovative und auf den Kunden zugeschnittene Geschäftsmodelle und Angebo te entwickelt werden.
Digitalisierung macht intelligente Produkte und Dienstleistungen erst möglich Die Grundlage hierfür bildet das Internet of Things (IoT, dt.: Internet der Dinge). Es verbindet physische Objekte mit dem Internet oder an deren virtuellen Inhalten – von Smartphones oder Computern über Haushaltsgeräte, aber auch Industrieanlagen (Industrie 4.0), medizini sche Apparate, Fahrzeuge (Smart Mobility) bis hin zu Städten (Smart Cities). Die Analyse und Auswertung der entstehenden Systemdaten erfolgt durch Künstliche Intelligenz (KI) unter Nutzung von Big Data oder Cloud Computing. Smart Services sind eng mit dem Internet of Things verbunden – und das mit wachsender Bedeutung. Aktuelle Studien gehen davon aus, dass die Anzahl der an das IoT an geschlossenen Geräte bis 2024 von derzeit 35 Milliarden auf 83 Milliarden ansteigen wird. Der Industrie wird dabei das größte Wachstum prognostiziert. Die Integration des IoT ermöglicht vielfältige ökonomische und ökologische Synergien, die zu Umsatzsteigerun gen und gleichzeitiger Kostensenkung, Steigerung der Produktivität und Arbeitseffizienz sowie Verbesserung der Ressourcennutzung führen können. Intelligente Produkt-Service-Lösungen erlauben es, Rückschlüsse auf Maschinenzuverlässigkeit, Lebensdauer, Verbrauch und Nutzungs muster zu ziehen. Mit diesen Daten können Unternehmen ihre Geschäftsmodelle besser auf ihre Zielgruppen anpassen, erweitern und wertvolle Synergieeffekte, wie Ressourceneffizienzpotenziale, nutzen. Diese individualisierten Angebote sind gerade für B2B-Kunden von hohem Wert, da sie die Potenziale der unterschiedlichen Wertschöp fungsstrukturen und Geschäftsmodelle ausschöpfen.
Neue Rahmenbedingungen Im europäischen Wirtschaftsraum können sich Unternehmen die Vorzüge des Binnenmarkts zunutze machen und durch die Etablierung kundenindividueller, datenbasierter und ressourcenschonender PSS verstärkt im globalen Wettbewerb durchsetzen. Durch einheitliche EU-Bestimmungen können auch länderübergreifend Daten erhoben und zurückverfolgt werden sowie in Entwicklungs- und Verbesserungsprozesse einfließen. Zudem können EU-weit Liefer- und Rückführungsstrukturen sowie Servicenetzwerke eingerichtet wer
den. Dabei ist nicht nur der Know-how-Transfer zwischen Unternehmen und Branchen entscheidend, sondern auch die Schaffung digitaler Strukturen sowie gemeinsamer Datenbanken und Plattformstrukturen für Unternehmen. Mit der Etablierung von Smart Services steigt gleichzeitig die anfallende Datenmenge. Um erfolgreiche und nachhaltige Lösungen bereitstellen zu können und den Anforderungen der Industrie 4.0 gerecht zu werden, müssen PSS-Anbieter und staatliche Instanzen zuverlässi ge und weitreichende digitale Infrastrukturen implementieren, um die notwendigen Kapazitäten zu schaffen, große Datenmengen zu verar beiten, zu speichern, zu analysieren und auszutauschen. Neben den technologischen Anforderungen müssen auch Vorausset zungen wie neue Liefer- und Vertriebsstrukturen sowie Produktionsverfahren und die Entwicklung neuer Kompetenzen und Fähigkeiten (Know-how) geschaffen werden, um neue PSS-Geschäftsmodelle zu entwickeln und umzusetzen. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, tra gen intelligente Dienstleistungen maßgeblich einen Teil zu einer ressourcenschonenden Industrie 4.0 bei. Darüber hinaus muss der damit verbundene höhere Implementie rungs-, Betriebs- und Betreuungsaufwand bewältigt werden. Auch im Hinblick auf die Einhaltung von Richtlinien und Gesetzgebung (bei spielsweise Datenschutz und Umweltvorschriften) und die Gefahr durch Kriminalität im digitalen Raum (Cybercrime) müssen Unterneh
Wiederaufarbeitung von Wasserzählern.
men geeignete Lösungsstrategien finden. Produkt-Service-Systeme, insbesondere Smart Services bzw. IPS² der Industrie 4.0, sind eine spannende, zukunftsträchtige, aber an spruchsvolle Form der Wertschöpfung, auf die es sich jedoch für Unternehmen einzulassen lohnt.
Gut zu wissen
VDI ZRE Webtool „Produkt-Service-Systeme“
n Mit dem Webtool für die Entwicklung ressourceneffizienter
PSS-Geschäftsmodelle zeigt das VDI ZRE mögliche Ziele, Motivatoren und Grundlagen sowie konkrete Handlungsempfehlungen (u. a. PSS-Blueprints) zur PSS-Geschäftsmodellentwicklung auf n Erstellt wurde das Tool im Auftrag das Bundesumweltministeriums
Teresa Kelterborn
Wissenschaftliche Mitarbeiterin VDI Zentrum Ressourceneffizienz
www.ressource-deutschland.de