DER Mittelstand. Ausgabe 05/2018

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5/2018 | Oktober / November 2018 | 4,90 Euro

Themenschwerpunkt: Mittelstand und Personal

Stellen.

Erfolgreich.

Was Unternehmen gegen den Fachkräftemangel tun können

20

Jahre

nt Präside W M BV hoven Mario O 0 S. 1

Chancenkontinent Afrika S. 8

Fachkräftesicherung im Fokus S. 28

Wie pflegende Mitarbeiter gehalten werden S. 50

Besetzen.


Von

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3 Prof. Dr. h.c. Mario Ohoven

Volldampf voraus in die Krise

Präsident Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) und Europäischer Mittelstandsdachverband European Entrepreneurs (CEA-PME), Herausgeber „DER Mittelstand.“

Was unterscheidet die letzte Fahrt der „Titanic“

d’Italia von 470 Milliarden Euro gegenüber, Spa-

vom aktuellen Kurs der Währungs- und Finanz-

niens Notenbank steht mit 400 Milliarden Euro

politik in der EU? Im Prinzip nichts. In beiden

in der Kreide. Müssten die deutschen Target-

Fällen wusste die Führungscrew um die Gefah-

Forderungen komplett abgeschrieben werden,

ren, negierte sie aber im Glauben an die eigene

wäre mehr als die Hälfte unseres Netto-Auslands-

Unsinkbarkeit. Die Konstrukteure der „Titanic“

vermögens von rund 1,7 Billionen Euro verloren.

vertrauten auf die 16 wasserdicht abgeschottete Kammern im Schiffsrumpf, die Finanzminis-

Durch normales Wirtschaftswachstum können

ter und Anleger in der Euro-Zone verlassen sich

die Staaten praktisch nicht mehr aus der Schul-

auf die schier unbegrenzten Mittel der EZB. Die

denfalle kommen. Es besteht vielmehr die große

„Titanic“ sank, weil sechs Kammern vollliefen, bis

Gefahr, dass die Südländer als vermeintlichen

zu vier oder fünf hätte sie wohl überstanden. Das

Ausweg aus der Schuldenkrise noch mehr Schul-

Unheimliche an der Schulden- und Euro-Krise ist:

den machen werden. Vor diesem gefährlichen

Wir wissen nicht so genau, wie viele Kammern

Irrweg habe ich seit Beginn der Finanzkrise vor

bereits geflutet sind, und wie viele das System

zehn Jahren immer wieder gewarnt. Denn er

bis zum Crash verkraftet. Was wir aber wissen:

mündet am Ende zwingend in eine noch größere

Seit der Pleite der US-Investmentbank Lehman

globale Finanzkrise.

Foto: © Thomas Imo

Brothers vor genau zehn Jahren, die eine weltweite Finanz- und Bankenkrise auslöste, haben

Was den Passagieren auf der MS Schuldenberg

wir nicht Wasser ab-, sondern zusätzliches hin-

– also uns Bürgern – zusätzlich zu denken geben

eingepumpt. Betrug der Schuldenstand der ent-

sollte: Im Vergleich zu 2008 hat sich die politische

wickelten Staaten vor zehn Jahren 25 Billionen

Großwetterlage dramatisch verschlechtert. Die

Dollar, sind es heute mit 45 Billionen fast dop-

„Big Player“ Frankreich und Deutschland beschäf-

pelt so viel. Die globale Schuldenquote liegt um

tigen sich in erster Linie mit sich selbst, Italiens

37 Prozentpunkte höher als vor Ausbruch der

Bankensystem ist schwer angeschlagen, Groß-

letzten Finanzkrise. Besonders brisant ist die

britannien fällt mit dem Brexit als Stabilitätsanker

Situation in Italien mit einer Verschuldung von

aus, und die politischen Spannungen innerhalb der

130 Prozent der Wirtschaftsleistung. Eigentlich

Europäischen Union nehmen tendenziell zu. Anti-

hätte das Land längst die Staatspleite anmelden

Euro- und Anti-Europa-Populisten erschweren in

müssen. Dass es dazu bisher nicht gekommen ist,

vielen Staaten Regierungsbildungen sowie ein ge-

liegt an den Target-Verbindlichkeiten. Gemeint ist

meinsames Vorgehen der EU und der Euro-Zone.

das von der EZB zusammen mit den Notenbanken

Die politische Krise verschärft die Finanz- und

der Euroländer betriebene Abwicklungssystem

Schuldenkrise. Und so steuert die „MS Schulden-

für grenzüberschreitende Geldtransaktionen.

berg“ ungebremst auf den Eisberg zu.

Die Target-Salden laufen seit zehn Jahren immer stärker aus dem Ruder. Hauptgläubiger ist die Deutsche Bundesbank mit Forderungen von mittlerweile über 900 Milliarden Euro. Dem steht ein Negativsaldo beispielsweise der Banca

Prof. Dr. h.c. Mario Ohoven

5|18  DER Mittelstand. | Editorial


4

IN DIESER AUSGABE POLITIK

Exklusiver Festabend: 20 Jahre BVMW-Präsident Mario Ohoven

POLITIK

SCHWERPUNKT

Personalgewinnung mit Social Media

23

Ruanda – wachsender Markt für

BWS

Der Streitschlichter Der „All“-wissende

37

den deutschen Mittelstand 6 Deutschland-News

Veränderung der Arbeitswelten

39

Berufsausbildung 4.0

Mittelstand und Personal

40

Gelassen in die Zukunft

Die Hürden des

41

Führung mit Gefühl

42

Agile Führung

Chancenkontinent Afrika

SCHWERPUNKT

10

Exklusiver Festabend:

25

20 Jahre BVMW-Präsident

26

Fachkräftemangels meistern

Mario Ohoven Gemeinsam zum Erfolg:

digitalen Pfaden 38

8

12

Bäckerhandwerk auf

28 Fachkräftesicherung

und Verstand

im Fokus

44

Zeugnis mit Profil

13 Impressum

30

Zeitgemäße Führungskultur

46

Mitarbeiter beteiligen

14

Job plus Wohnung –

31

Alles nach Plan(stellen)

eine Initiative des BVMW

32

#HappyRecruiting mit dem

48

Zeitwertkonten zur flexiblen

Fünf Jahre Mittelstandsallianz

16

34

22

Perspektiven für den Erfolg

50

Wie pflegende Mitarbeiter gehalten werden

35 Personalvermittlung

52

Dem Stress begegnen

digital gedacht

54

Personalmangel im

Russlands Wirtschaft in Aufbruchsstimmung:

Personalgewinnung mit Social Media

im Dialog 20 Europa-News

Personalsteuerung

Jobportal des Mittelstands

Transatlantische Deeskalation

18 Mittelstandspräsident

und motivieren

36

Homecare-Bereich

Neue Struktur in der Personalentwicklung

5|18  DER Mittelstand. | Inhalt

55

Diagnose per App


5

UNTERNEHMERSERVICE

Nachfolgeregelung – gerecht oder handlungsfähig?

56

Krank im Urlaub

58

Personal in Zahlen

BUNDESWIRTSCHAFTSSENAT 61

Der Streitschlichter

65

Der „All“-wissende

SERVICE 70 News

BVMW

KULTUR

Grüne Monsterroller

Kunst im Kraftwerk

80

103 100 Mittagsakademien

Nachfolgeregelung – gerecht oder handlungsfähig?

82

Finanzkolumne „Über Ihr Geld“

84

Kleine Helfer

86 Buchtipps

104 Deutschlands jüngster Datenschutzbeauftragter 105 Rock your Region

88 BVMW-Veranstaltungskalender

BVMW

KULTUR 106 The Big Short – die große Wette

90

BVMW-News aus

108 Kunst im Kraftwerk

den Regionen

110 Dann schmeiß ihn raus!

94

Qualität aus dem Glas

96

Von der Ziegelei zum

72

Erfolg durch Lizenzierung

74

e-Vergabe wird Pflicht

76

Game on: Arbeitest du noch,

98

oder spielst du schon?

100 Neues Öl aus Altöl

Externe Nachfolge

101 Bühne frei für Hypnos

optimal regeln

102 Pools aus dem Emsland

78

in 10 Jahren

Baustoffzentrum – eine mittelständische Erfolgsstory Grüne Monster im Erzgebirge

5|18  DER Mittelstand. | Inhalt

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6

Deutschland-News BVMW bei Anhörung zum Bürokratieabbau im Bundestag Der Bundestagsausschuss für Arbeit und

Sozialversicherungsbeiträge deckeln

Soziales hat jetzt über die Vorfälligkeit der

Die Bundesregierung beabsichtigt, die

Sozialversicherungsbeiträge diskutiert. Als

Arbeitslosenversicherungsbeiträge

Sachverständiger war Mittelstandspräsi-

von 3,0 Prozent auf 2,6 Prozent abzu-

dent Prof. Dr. h.c. Mario Ohoven geladen.

senken. Zusätzlich fällt der Beitrag um

Die Abschaffung der Vorfälligkeit müsse ein Prof. Dr. h.c. Mario Ohoven bei der Bestandteil des von der Bundesregierung Anhörung im Bundestag.

0,1 Prozentpunkte, wobei diese Sen-

geplanten dritten Bürokratieentlastungsgesetzes sein. Es sei angesichts der hohen

starkes Abschmelzen der Rücklagen

Überschüsse bei den Kassen längst überfällig, die Vorfälligkeit wieder rückgängig

zu verhindern. Im Gegenzug wird der

zu machen, so Ohoven. Das Bundeswirtschaftsministerium hat den BVMW gebe-

Beitrag zur Pflegeversicherung um

ten, konkrete Vorschläge für das dritte Bürokratieentlastungsgesetz zu nennen.

0,5 Prozent angehoben. Der BVMW

Dazu hat der Verband wie schon beim zweiten Bürokratieentlastungsgesetz mit

fordert eine Deckelung des Gesamt-

einer Mitgliederbefragung eine umfangreiche Vorschlagsliste erarbeitet und dem

sozialversicherungsbeitrags auf unter

Bundeswirtschaftsministerium übergeben.

40 Prozent, um den Anstieg der ArDie Stellungnahme zum Download:

kung bis 2022 befristet ist, um ein zu

beitskosten zu begrenzen.

https://bvmw.info/sozialversicherungsbeiträge

Steuerliche Forschungsförderung bringt neuen Schwung

Mittelstand trägt Hauptlast der Ausbildung Am 1. August startete in den meis-

In 31 von 36 OECD-Staaten

dungsjahr. Wie in den vergangenen

gibt es sie bereits, nun soll

Jahren finden sich die Auszubilden-

auch in Deutschland spätes-

den vorrangig in kleinen (27,8 Pro-

tens 2020 eine steuerliche

zent)

Forschungsförderung

(37,2 Prozent). Dagegen hat sich für

kom-

und

mittleren

Betrieben

men. Betriebe mit einer Beleg-

die Kleinstbetriebe der negative Trend fortgesetzt, der seit

schaftsgröße von bis zu 3.000

2008 zu beobachten ist: Nur 16,9 Prozent aller Auszubilden-

Mitarbeitern

bald

den starteten 2017 in den Betrieben mit höchstens neun sozi-

können

25 Prozent der Personalkos-

alversicherungspflichtig Beschäftigten – zum Vergleich: 2016

ten im FuE-Bereich steuerlich absetzen, gedeckelt bei einer

waren es noch 17,3 Prozent. Betrachtet man die Entwicklung

projektbezogenen Gesamtkostenhöhe von 15 Millionen Euro,

der vergangenen 15 Jahre, so stellt man fest, dass die Kleinst-

um eine Kollision mit dem EU-Beihilferecht auszuschließen.

unternehmen zunehmend ins Hintertreffen geraten: Wurde

Um auch kleinen Unternehmen ohne eigene Forschungska-

2003 noch jeder vierte Ausbildungsvertrag in einem solchen

pazitäten den Zugang zur Förderung zu ermöglichen, sollen

Betrieb geschlossen, so beginnt hier nur noch jeder sechste

25 Prozent der Auftragsforschungskosten absetzbar sein. Die

Auszubildende sein Berufsleben. In den kleinen und mittleren

Bundesregierung kommt damit einer langjährigen Forderung

Betrieben steigen hingegen die Auszubildendenzahlen. Damit

des BVMW entgegen, der eine Steuergutschrift für Klein- und

zeigt sich, dass weiterhin vorrangig der Mittelstand Träger des

Mittelbetriebe in Höhe von 15 Prozent der eigenfinanzierten

dualen Ausbildungssystems in Deutschland ist.

Aufwendungen für Forschung und Entwicklung fordert.

5|18  DER Mittelstand. | Politik

www.ifm-bonn.org

Foto o. r.: © Deutscher Bundestag; Foto l.: © FotolEdhar – www.fotolia.com; Foto r. © contrastwerkstatt – www.fotolia.com

ten Bundesländern das neue Ausbil-


7

Neue Umsatzsteuerpflichten bedrohen Online-Handel

Weniger Gründungen größerer Betriebe Im ersten Halbjahr 2018 wurden nach Auswertung der Gewerbeanmeldungen rund 63. 600 Betriebe gegründet,

Der Entwurf zum Jahressteuergesetz 2018 erlegt allen in

deren Rechtsform und Beschäftigtenzahl auf eine größe-

Deutschland tätigen Online-Händlern eine zusätzliche Regis-

re wirtschaftliche Bedeutung schließen lassen. Das ist im

trierungspflicht für umsatzsteuerliche Zwecke auf. Wer auf

Vergleich zum ersten Halbjahr 2017 eine Verringerung um

Online-Marktplätzen Waren verkaufen will, muss demnach

4,3 Prozent.

künftig einen Nachweis über seine umsatzsteuerliche Registrierung bei einem deutschen Finanzamt vorweisen. Gleichzeitig sollen Betreiber elektronischer Marktplätze für Umsatz-

betreiber diese Haftung nur vermeiden, wenn sie verschiedene

Russische Eliteuni ehrt Mario Ohoven

Daten ihrer Händler aufzeichnen und deren umsatzsteuerliche

Für seine großen Verdienste um den Mittelstand wurden

Registrierung verifizieren.

BVMW Präsident Mario Ohoven ein Mittelstands-Lehr-

steuern haften, die von Online-Händlern auf ihrer Plattform nicht abgeführt werden. Laut Entwurf können die Marktplatz-

www.bitkom.org

stuhl eingerichtet und die Ehrendoktorwürde und Hono-

https://bvmw.info/10-18-bitkom-stellungnahme

rarprofessur der Sankt Petersburger Staatlichen Universität für Wirtschaft (UNECON) verliehen. Zur feierlichen Übergabe der Ehrendoktorurkunde in der Bundeszentra-

Teure Rentenreform

le des BVMW reiste eigens eine hochrangige Delegation der UNECON, unter Führung des Vizerektors Prof. Dr.

Das Bundeskabinett hat ein umfängli-

Nikolai R. Toivonen, aus Russland an.

ches Rentenpaket geschnürt: Bis 2025 soll das Rentenniveau 48 Prozent nicht unterschreiten und der Beitragssatz zur Rentenversicherung nicht über 20 Prozent steigen. Das Rentenniveau gibt das prozentuale Verhältnis der Nettorente für jemanden, der 45 Jahre Beiträge in die Rentenkasse einzahlte, in Bezug zum durchschnittlichen Netto-Verdienst eines Arbeitnehmers an. Zudem erhalten Mütter mit der Mütterrente für jedes Kind, das vor 1992 geboren wurde, einen halben Rentenpunkt zusätzlich. Der BVMW wies auf die hohen zusätzlichen Kosten hin, bis 2025 rund 32 Milliarden Euro. Dies verteure den Faktor Arbeit.

Die hochrangige Hochschuldelegation beim BVMW (v. li.): Patrick Meinhardt, Prof. Dr. h.c. Markus Jerger, Oleg Kuzmin, Prof. Dr. Svetlana Malkhazova, Dr. Hans-Jürgen Völz, Prof. Dr. Nikolai R. Toivonen, Prof. Dr. h.c. Mario Ohoven, Prof. Dr. Nikolay Kasimov, Prof. Dr. Tamirlan Gassanov, Willi Grothe, Lencke Steiner, Dr. Jochen Leonhardt.

Foto l.: © BillionPhotos.com – www.fotolia.com

Der BVMW. Die Stimme des Mittelstands.

Erfolgreich vernetzen. Chancengeber für den Mittelstand. Der BVMW stärkt die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands! National und internatio­nal vertritt er erfolgreich die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen gegenüber der Politik – branchenübergreifend und parteipolitisch unabhängig.

Der BVMW repräsentiert mit seiner Mittelstandsallianz mehr als 650.000 Mitgliedern aller Branchen, die über 12 Millionen Mit­arbeiter beschäftigen ist mit 300 Geschäfts­stellen bundesweit vertreten hat mit den Repräsentanten vor Ort mehr als 800.000 Unternehmerkontakte jährlich bietet über 2.000 Veranstaltungen im Jahr ist führendes Mitglied in der europäischen Dachvereinigung nationaler Mittelstands­verbände (European Entrepreneurs).

5|18  DER Mittelstand. | Politik


8

Chancenkontinent Afrika Afrika wird sich im Zeitraffertempo entwickeln. Gerade innovativen deutschen Mittelständlern bietet der dynamisch wachsende Kontinent beste Chancen. Unterstützung bietet ihnen der „Marshallplan mit Afrika“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Vor kurzem hat mir der Wirtschaftsminister eines

Jede dieser Herausforderungen kann unterneh-

westafrikanischen Landes gesagt: „Mir sind zehn

merische Chance werden – auch für die vielen

deutsche Unternehmen lieber als zehn Prozent

erfolgreichen kleinen und mittelständischen Un-

mehr Entwicklungsgelder.“ Ähnliches habe ich auf

ternehmen aus Deutschland. Sie entwickeln neue

meinen Reisen in Afrika in vielen Gesprächen ge-

Lösungen, sie können helfen, einen afrikanischen

hört. Und es lohnt sich, dem Weckruf zu folgen.

Mittelstand aufzubauen. Gerade die innovativen

Afrika ist jung und dynamisch. Schon jetzt haben

Nachbarkontinent werden Entwicklungsstufen

42 der 54 afrikanischen Länder ein höheres Wirt-

übersprungen: digital statt analog, erneuerbar

schaftswachstum als Deutschland. Afrikanische

statt fossil. Nur ein Beispiel: 600 Millionen Afri-

Mittelschichten wachsen, Skylines ebenso. Soll-

kaner haben noch keinen Stromanschluss – und

te die vor kurzem beschlossene panafrikanische

90 Prozent des Potenzials an erneuerbaren Ener-

Freihandelszone verwirklicht werden, würde ein

gien sind noch ungenutzt. Ein Riesen-Markt! Im

riesiger Binnenmarkt mit 1,2 Milliarden poten-

marokkanischen Ouarzazate etwa steht das welt-

ziellen Konsumenten entstehen. Und weil die Be-

größte solarthermische Kraftwerk – die rinnen-

völkerung so rasant wächst – bis 2050 könnte sie

förmigen Spiegel stammen von einer bayerischen

sich auf 2,4 Milliarden verdoppeln –, wird Afrika

Spezialfirma.

bald das größte Arbeitskräfte-Potenzial der Welt

„„

haben. Gewaltige Investitionen stehen an: In eine

Aber noch sind von 400.000 im Ausland tätigen

Landwirtschaft, die genügend Erträge abwirft, in

deutschen Unternehmen nicht einmal 1.000 in

Strom- und Wasserversorgung für alle, in Straßen

Afrika aktiv. Das muss sich ändern! Daher hat

und Mobilität.

allein das Bundesministerium für wirtschaftliche

Afrika wird bald das größte ArbeitskräftePotenzial der Welt haben.

5|18  DER Mittelstand. | Politik

Foto: © HandmadePictures – www.fotolia.com

Unternehmen haben Chancen, denn auf unserem


9

Zusammenarbeit und Entwicklung seine Gelder

bereits fünf deutsche Unternehmen Vertriebs-

für die Kooperationen mit Unternehmen in den

büros aufgebaut. Ein Gewinn für beide Seiten:

letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht. Mit

Denn diese Unternehmen bringen nicht nur

dem „Marshallplan mit Afrika“ richten wir unse-

Produkte ins Land, sie schaffen meist auch

re Afrikapolitik neu aus. Moderne Entwicklungs-

Arbeitsplätze und bilden aus. Die Deutsche In-

politik heißt nämlich längst nicht mehr „Brunnen

vestitions- und Entwicklungsgesellschaft DEG

bohren“, sondern Bedingungen dafür schaffen,

hat inzwischen zwei „German Desks“ vor Ort,

dass andere tun können, was sie am besten kön-

in Kenia und Nigeria, für Beratung nicht nur in

nen. Wir setzen dafür an den unterschiedlichsten Stellschrauben an:

Finanzierungsfragen. 3. Wir stärken berufliche Bildung, denn Unter-

Autor: © BMZPhotothek.net; Foto: © vale_t – www.istockphoto.com

nehmen brauchen gute Fachleute vor Ort. 1. Wir stärken Investitionssicherheit: Denn

Viele junge Afrikaner sind sehr motiviert. Aber

viele Unternehmen fürchten korrupte Verwal-

ihnen fehlt praxisnahe Ausbildung. Darum ha-

tungen und schleppende Bürokratie. So unter-

ben wir gemeinsam mit der Afrikanischen Uni-

stützen wir beispielsweise den Aufbau von

on die „Skills Initiative for Africa“ entwickelt.

Rechnungshöfen und fördern schlanke Büro-

Und darum setzen wir auf Partnerschaften mit

kratie – in Marokko etwa können sich Unter-

deutschen Unternehmen. Denn sie wissen am

nehmen schon heute mit ein paar Klicks online

besten, wie duale Ausbildung funktioniert. Eine

registrieren.

deutsche Umwelt-Systemtechnikfirma etwa

2. Wir bauen das Dienstleistungsangebot für

bildet in Tansania für ein Wasser-Projekt eigene

kleine und mittelständische Unternehmen

Fachkräfte aus: wertvolles Fachpersonal für die

aus. Denn Projektentwicklung in unbekannten

Firma, bleibendes Know-how für die Region.

Märkten kostet Zeit und Geld. Wir sorgen für

Mit einer neuen Sonderinitiative „Ausbildung

Vorsprung. Durch die Finanzierung von Mach-

und Beschäftigung“ werden wir zusammen mit

barkeitsstudien. Vor allem durch Beratung und

der Wirtschaft in großem Maßstab Projekte

Vernetzung: hier in Deutschland etwa durch

entwickeln und einen „African Mittelstand“

die Agentur für Wirtschaft und Entwicklung.

fördern.

Und in afrikanischen Ländern durch unsere

4. Wir sichern Investitionen ab. „Mehr Hermes

Fachleute an den Botschaften und in den Aus-

für Afrika“ – darauf haben wir lange hingear-

landshandelskammern – vor wenigen Monaten

beitet. Vor kurzem sind nun die Exportkredit-

erst wurde in Tansania eine neue Außenstelle

garantien für den Senegal, die Elfenbeinküste,

eröffnet. Außerdem bauen wir unser Netz-

Ghana, Äthiopien und Ruanda erschwinglicher

werk der so genannten „ExperTS“ aus – 24 sind

geworden, der Selbstbehalt für Unternehmen

es weltweit, davon sieben in Afrika. In Sambia

wurde von zehn auf fünf Prozent gesenkt. So

beispielsweise haben mit Hilfe der „ExperTS“

helfen wir vor allem kleinen und mittleren deutschen Unternehmen, in afrikanischen Märkten Fuß zu fassen. Ich hoffe, viele Unternehmen nutzen die Chance und werden in Afrika aktiv. 5. Wir wollen neue Investitionsanreize setzen, durch mehr Doppelbesteuerungsabkommen und durch ein neues Entwicklungsinvestitionsgesetz, das wir im Koalitionsvertrag verankern konnten. 6. Wir reformieren unser größtes und bekann-

42 der 54 afrikanischen Länder haben

testes Programm für die Zusammenarbeit mit

ein höheres Wirtschaftswachstum als

der Wirtschaft: 2019 startet develoPPP mit

Deutschland

neuen Instrumenten – wir haben dafür viele

Nicht einmal 1.000 deutsche

Anregungen aus der Wirtschaft aufgenommen.

Unternehmen sind in Afrika aktiv

Denn die Welt ist im Umbruch, Afrika ist im

„Marshallplan mit Afrika“ soll die

Aufbruch. Und Investitionen in Afrika sind In-

deutsche Afrikapolitik neu ausrichten

vestitionen in unser aller Zukunft!

5|18  DER Mittelstand. | Politik

Dr. Gerd Müller, MdB (CSU) Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung


10

Exklusiver Festabend: 20 Jahre BVMW-Präsident Mario Ohoven Im Berliner „Wintergarten“ feierte der BVMW mit 350 hochrangigen Gästen aus Politik, Diplomatie und Wirtschaft das 20-jährige Jubiläum von Mario Ohoven als ehrenamtlicher Präsident des Verbandes.

Prof. Dr. h.c. Mario Ohoven mit den Laudatoren Vizekanzler a. D. Sigmar Gabriel und …

… EU-Kommissar Günther Oettinger.

Mit einem exklusiven Galaabend im traditionsrei-

persönlich gehaltenen Ansprache hob Regine Sixt

chen Berliner „Wintergarten“ beging der BVMW

den unermüdlichen Einsatz und die Erfolge des

das 20-jährige Jubiläum von Mario Ohoven als

Jubilars für den Mittelstand in unserem Land her-

ehrenamtlicher Präsident. Der Einladung in das

vor. Und fügte hinzu: „Ich bin stolz auf Dich und

bis auf den letzten Platz besetzte Varieté-Thea-

freue mich, Deine Freundin zu sein.“

ter waren 350 hochrangige Gäste aus Wirtschaft, Politik, Diplomatie und Kultur gefolgt. Das diplo-

Das

matische Corps der Hauptstadt war u. a. mit den

BVMW-Präsidenten stellte auch Günther Oettin-

Botschaftern Frankreichs, Chinas, Indiens, Ägyp-

ger in den Mittelpunkt seiner Festrede. Er habe

tens, Israels, der Türkei, Südafrikas und Pakistans

Mario Ohoven bei vielen Begegnungen in Brüssel

vertreten. Insgesamt erwiesen mehr als 40 Bot-

als hoch kompetenten, stets gut vorbereiteten

schafter und Konsuln dem deutschen und euro-

Streiter für den Mittelstand erlebt – hart in der

päischen Mittelstandspräsidenten ihre Reverenz.

Sache, aber immer charmant. „Ihren Titel ‚Mr.

Die Laudationes auf Mario Ohoven hielten die

Mittelstand‘ haben Sie sich hart erarbeitet“, lobte

Senatorin des Bundeswirtschaftssenates Regine

Sigmar Gabriel. Mit seiner humorvollen Würdi-

Sixt, EU-Kommissar Günther Oettinger und Vize-

gung der Verdienste Mario Ohovens brachte es

kanzler a. D. Sigmar Gabriel – der an diesem Tag

der Spitzengenosse auf den Punkt: „Unsere Zeit

zugleich seinen Geburtstag feierte. In ihrer sehr

braucht Typen – und Sie sind ein Typ.“

5|18  DER Mittelstand. | Politik

außergewöhnliche

Engagement

des


11

Volles Haus im Berliner Wintergarten.

Regine Sixt und S. E. Dr. Badr Abdelatty (Botschafter Ägypten).

Mario Ohoven mit Leon Löwentraut, dem Shootingstar der internationalen Kunstszene, der „junge Picasso“.

I. E. Anne-Marie Descôtes, Botschafterin von Frankreich und S. E. Dr. Mart Laanemäe, Botschafter Estlands.

Künstlerin Elvira Bach mit Sohn Lamine.

Israels Botschafter S. E. Jeremy Issacharoff.

Fotos: © Der Gottwald, Fotodesign Weber, Vistapress

Dr. h.c. Ute-Henriette Ohoven (re.) mit Tochter Chiara.

I. E. Mukta Dutta Tomar, die Botschafterin Indiens.

Der chinesische Botschafter S. E. Shi Mingde.

Stefan Aust (Herausgeber Die Welt) und Dr. Gregor Gysi (MdB, Die Linke).

Klassik-Pop-Trio Appassionante.

Prof. Dr. h.c. Markus Jerger (BVMW BVMW Vorstand Dr. Helmut Baur (Binder Optik) Bundesgeschäftsführer) und Lencke und I. E. Datin Sarah Nava Rani Al Bakri Devadason Steiner (Mitglied Bundesvorstand FDP). (Botschafterin Malaysia).

5|18  DER Mittelstand. | Politik


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Gemeinsam zum Erfolg: Fünf Jahre Mittelstandsallianz Mit einem 10-Punkte-Plan zur Bundestagswahl 2013 gründeten Mario Ohoven, Alexandra Horn und Bernd Adamaschek die Mittelstandsallianz des BVMW, um die Interessen des Mittelstands verbändeübergreifend zu bündeln und in die Politik zu tragen. Dieser Ansatz war bis dato neu in der Verbändelandschaft. Die positive Leistungsbilanz nach fünf Jahren zeigt, dass das Experiment gelungen ist: Die Mittelstandsallianz ist heute aus dem politischen Berlin nicht mehr wegzudenken.

Der vom BVMW 2013 initiierte Schulterschluss

bedingungen für mittelständische Kreditnehmer

ist bis heute einzigartig in der deutschen Verbän-

erreicht: Eine von der Mittelstandsallianz vor-

delandschaft. Insgesamt 33 Verbände mit über

geschlagene Mittelstandsklausel erleichtert die

650 000 Mitgliedern haben sich seither der Mit-

Kreditvergabe für Mittelständler. Dennoch gibt

telstandsallianz angeschlossen. Ziel ist es, hoch-

es noch viel zu tun: Energiekosten senken, Steu-

karätigen politischen Entscheidungsträgern auf-

erlast mindern, Bürokratie abbauen. An diesen

zuzeigen, dass trotz der Vielfalt des Mittelstands

Punkten arbeiten die Partner gemeinschaftlich

Einstimmigkeit in zahlreichen politischen Hand-

für den Mittelstand.

lungsfeldern herrscht. Dies betrifft vor allem die Themen Digitalisierung, Innovation, Arbeits-

Politik zeigt sich gesprächsbereit

marktpolitik, Energieversorgung und alternative

In den vergangenen fünf Jahren haben nahezu

Finanzierungsmodelle.

30 Gespräche mit EU-Kommissaren, Ministern und Staatssekretären stattgefunden. Das zeigt:

Forderungen fließen in die Gesetzgebung ein

die Politik ist mehr als offen für den Dialog mit

Die politische „Haben“-Seite der Fünf-Jahresbi-

Anfragen der Mittelstandsallianz an Politiker

lanz wird mit jedem Jahr länger: In nahezu jedem

wurden positiv beantwortet. Zukünftig sollen

Gespräch mit Politikern forderte Mittelstands-

die gemeinsamen Themen weiter vertieft wer-

präsident Prof. Dr. h. c. Mario Ohoven eine steuer-

den, dazu finden immer mehr Gespräche auf der

liche Forschungs- und Entwicklungsförderung.

Fachebene in den Ministerien statt. Die inhaltli-

Die stetige Erinnerung an die Bedeutung dieser

che Arbeit organisiert die Mittelstandsallianz in

Förderung für den Mittelstand war wirkungsvoll:

fünf Expertenkreisen, die Stellungnahmen und

Die Forderung wurde für den aktuellen Koaliti-

Positionspapiere für die Bereiche Arbeitsmarkt,

onsvertrag aufgegriffen und ist dort nachzulesen.

Digitalisierung, Finanzierung, Energie- und Roh-

Derzeit arbeitet das Bundesfinanzministerium an

stoffwende und Innovation erarbeiten. Das fünf-

einem Entwurf, der in Kürze vorliegen wird. Be-

jährige Jubiläum wird am 10. Oktober mit dem

reits im Gründungsjahr 2013 wurden zudem auf

Mittelstandsgipfel in der Parlamentarischen

europäischer Ebene verbesserte Finanzierungs-

Gesellschaft in Berlin gefeiert.

dem Mittelstand. Alle in diesem Jahr gestellten

Das BVMW Team Mittelstandsallianz

Alexandra Horn

5|18  DER Mittelstand. | Politik

Reinhard Rebbert

Marilyn Repp


13

2014

2015

im Gespräch mit Andrea Nahles (SPD).

Treffen mit Dorothee Bär (CSU).

Fünf wichtige Begegnungen in fünf Jahren

2016

2017

2018

Frühstück mit Dr. Katarina Barley (SPD).

im Europäischen Parlament, nach dem Gespräch mit zwei EU-Kommissaren.

mit dem Parlamentarischen Staatssekretär im Forschungsministerium, Dr. Michael Meister (CDU).

Impressum DER Mittelstand. Unternehmermagazin des BVMW Herausgeber BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e. V. Präsident Prof. Dr. h.c. Mario Ohoven Potsdamer Straße 7 / Potsdamer Platz 10785 Berlin www.bvmw.de Titelbild: © Nerthuz – www.istockphoto.com Redaktion Tel.: 030 / 53 32 06-16 Fax: 030 / 53 32 06-50 mittelstand@bvmw.de

Eberhard Vogt (Chefredakteur) Chiara Ohoven (Art Director) Friederike Pfann Tim Schöllmann Matthias Axtner Rotger H. Kindermann (Korrespondent)

Layout und Gestaltung, Mediadaten, Vermarktung v. Anzeigen & Beilagen mattheis. werbeagentur gmbh Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 bvmw-anzeigen@mattheis-berlin.de

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Das Magazin „DER Mittelstand.“ ist das offizielle Organ des BVMW. Mitglieder des Verbandes erhalten das Magazin im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sowie Selbstdarstellungen von Unternehmen müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Nachdruck und Verbreitung mit Angabe der Quelle gestattet. ISSN: 2510-425X

Druckerei Möller Druck und Verlag GmbH Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde

5|18  DER Mittelstand. | Politik

Druckauflage: 32.500 3/2018


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Job plus Wohnung – eine Initiative des BVMW Zwei Themen beherrschen die Schlagzeilen: der Fachkräftemangel und der Mangel an Wohnungen. Oft hängt beides direkt zusammen. Mit der Mittelstandsinitiative Mitarbeiterwohnungsbau will der BVMW nun Abhilfe schaffen – Mitstreiter sind willkommen.

lungsräumen zu beobachten. In Berlin, Frank-

Mit Zusammenschlüssen Abhilfe schaffen

furt, München, Hamburg und anderen deutschen

Für viele Mittelständler ist die Errichtung von Mit-

Großstädten wird Wohnraum immer knapper

arbeiterwohnungen im Alleingang natürlich nicht

und teurer. Selbst gut bezahlte und qualifizierte

möglich. Wenn sich aber mehrere Unternehmen

Fachkräfte bleiben bei Wohnungsbewerbungen

regional zusammenschließen und – getreu dem

häufig chancenlos.

Motto „Gemeinsam sind wir stark“ – eine Genos-

Der Wohnungsmangel ist vor allem in den Bal-

senschaft gründen, wird der Bau von zukünftigen

Städte werden weiter wachsen

Mitarbeiterwohnungen durchaus realistisch. Eine

Bevölkerungsforscher sagen voraus, dass im

wesentliche Rolle bei der Schaffung von preis-

Jahr 2050 mehr als 80 Prozent der Menschen in

wertem Wohnraum spielen die Kommunen. Der

Städten leben werden. Weil das urbane Leben zu-

BVMW-Plan sieht vor, dass die jeweilige Kommu-

nehmend attraktiver wird, nimmt der Wohnungs-

ne entweder als direktes Mitglied der Genossen-

mangel weiter zu. Derzeit ist noch kein Ende

schaft oder als Kooperationspartnerin auftritt. So

dieser Entwicklung abzusehen. Die politischen

können bis zu einem Drittel der zu errichtenden

Entscheidungsträger haben das Problem zwar er-

Wohnungen als Sozialbauwohnungen ausgewie-

kannt und benannt, doch die von der Politik einge-

sen werden (Sozialquote). Im Gegenzug kann die

führten Maßnahmen waren bislang wenig erfolg-

Kommune ein passendes Grundstück per Erbbau-

reich oder sogar kontraproduktiv.

recht einbringen und dann auch solche Mitarbeiter in ihrem Belegungskontingent auffangen, die

Anknüpfen an Traditionen

sich vom Arbeitgeber trennen und mit der Aufga-

Der BVMW nimmt die prekäre Lage zum Anlass,

be des Jobs auch die Wohnung einbüßen würden.

Unternehmen in den Ballungsräumen Deutsch-

Bezahlbarer Wohnraum ist keine Utopie

lands bereitzustellen. Die Initiative knüpft an den

Um die künftigen Bauvorhaben der BVMW-Mit-

traditionellen Werkswohnungsbau an, der aus

telstandsinitiative so schnell und preisgünstig wie

der Mode geraten ist, nachdem sich fast alle der

möglich zu realisieren, kann die serielle Bauweise

traditionsreichen Industriekonzerne von ihren

angewendet werden. Der moderne Modularbau

Werkswohnungsbeständen getrennt haben. Mit

erfolgt nachhaltig und entspricht hinsichtlich

dem Angebot „Job plus Unterkunft“ wird es mög-

der Energieeffizienz den Vorgaben der KfW. Die

lich, gesuchte Fachkräfte zu gewinnen und zu

Bauzeit für Mehrgeschosswohnungsbau in se-

binden. Das macht den Mitarbeiterwohnungsbau

rieller Bauweise liegt gegenwärtig bei wenigen

heute wieder attraktiv.

Monaten, die Kosten weit unter den üblichen

Wohnraum für Mitarbeiter von mittelständischen Dr. Peter Diedrich Rechtsanwalt und Notar Managing Partner der DSC Legal Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, Berlin Vorsitzender der Rechtskommission und stellvertretender Vorsitzender des Schiedsgerichts des BVMW www.dsc-legal.com

5|18  DER Mittelstand. | Politik

Foto o.: © Calado – www.fotolia.com

eine eigene Initiative zu starten, um bezahlbaren


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Anzeige

Baupreisen. Der BVMW wird mit seiner Initiative in den kommenden Wochen das Gespräch mit der Politik auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene suchen. Neben der Mittelstandsinitiative Mitarbeiterwohnungsbau kann die im Bauministerium angesiedelte „Initiative zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum“ ein bedeutsamer Baustein sein, um die politisch avisierten 1,5 Millionen bezahlbaren Wohnungen bis 2021 zu errichten. Der BVMW erklärt sich bereit, sich auch dieser Initia-

STAATLICH ANERKANNTE HOCHSCHULE

CFO-SUMMIT 2018

20. UND 21.11.2018 IN MANNHEIM Diskutieren Sie beim Gipfeltreffen der kaufmännischen Leiter aktuelle Entwicklungen im Mittelstand, lernen Sie neue Instrumente kennen und vernetzen Sie sich mit der CFO-Community. Top-Referenten aus Wissenschaft, Beratung und Praxis erwarten Sie.

tive zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums anzuschließen. Die Zeit drängt, denn diese Aufgabe gehört neben den Herausforderungen der Digitalisierung zu den wichtigsten sozialen Fragen des 21. Jahrhunderts in Deutschland. Ihre Meinung ist gefragt: Der BVMW nimmt die prekäre Lage

Die Themen: y Neue Wege der Unternehmensfinanzierung y Unternehmensbewertungsverfahren y Innovative Ansätze in Planung und Risikomanagement y Steuerliche Entwicklungen im Mittelstand y Brennpunkte der Verrechnungspreispraxis

zum Anlass, eine eigene Initiative zu starten, um bezahlbaren Wohnraum für Mitarbeiter von mittelständischen Unternehmen in den Ballungsräumen Deutschlands bereitzustellen. Der BVMW fordert den Gesetzgeber in einem Positionspapier auf, dass speziell der Mitarbeiterwohnungsbau z. B. mit Genossenschaften intensiv und effizient gefördert wird. https://bvmw.info/pdf-

Ihre Fragen beantwortet: Christine Mezger Telefon +49 (0) 7022 24452-12 Weitere Informationen und Anmeldung: https://www.ifc-ebert.de/cfo-summit/ Veranstaltet wird die Fachkonferenz von IFC EBERT, dem BVBC e.V. und der SRH Fernhochschule.

mitarbeiterwohnungsbau Sie sind BVMW-Mitglied und interessieren sich für die Mittelstandsinitiative Mitarbeiterwohnungsbau? Dann schreiben Sie an: politik@bvmw.de

WWW.MOBILE-UNIVERSITY.DE | WWW.IFC-EBERT.DE

5|18  DER Mittelstand. | Politik


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Transatlantische Deeskalation Die US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium sowie die drohenden Zölle auf Kraftfahrzeuge haben die Welt an den Rand eines Handelskriegs gebracht, der nur Verlierer produziert hätte. Die Washingtoner Übereinkunft zwischen US-Präsident Trump und dem Präsidenten der EU-Kommission Jean-Claude Juncker ist ein Lichtblick, mehr aber auch nicht.

„„

Der kaum noch zu verhindern geglaubte globa-

hervorgeht, verpflichten sich EU und USA

le Handelskonflikt wurde am 25. Juli in letzter

gegen Zölle, nicht-tarifäre Handelshemmnisse

Minute abgewendet. Die USA und die Europäi-

und gegen Subventionen für nicht-automobil-

sche Union einigten sich nicht nur auf die Bei-

gebundene industrielle Güter vorzugehen.

legung des Handelsstreits, sondern verständig-

Obwohl Autos und Autoteile von den Verhand-

ten sich auch auf ein gemeinsames Vorgehen

lungen ausdrücklich ausgenommen sind, sagen

gegen Chinas unfaires Handelsgebaren. Ob die

die USA zu, während der laufenden Verhand-

transatlantischen Verhandlungen letztlich eine

lungen keine neuen Auto-Zölle einführen zu

dauerhafte Befriedung der Handelsbeziehun-

wollen. Dies hätte insbesondere die deutsche

gen bringen, muss sich erst noch zeigen. Bislang

Autoindustrie stark getroffen. Über die beste-

jedenfalls zeichnete sich die Präsidentschaft

henden Zölle der USA auf Stahl und Aluminium

Donald Trumps aus durch ihre Unberechenbar-

sowie die im Gegenzug erhobenen Zölle der EU

keit und das Aufkündigen von Abkommen.

soll verhandelt werden. Der vereinbarte Abbau von Handelsbarrieren verfolgt das Ziel,

Die erzielte Einigung ist nur der Auftakt f ür Verhandlungen. Bisher sind weder ein Zeitplan noch die wichtigsten Unterhändler bestimmt.

Zölle, nicht-tarifäre Handelsbeschränkungen und Subventionen für Industriegüter weitestgehend zu senken. Auch für Dienstleistungen sollen Handelsschranken abgebaut werden. Ein Dialog über Standards und Regulierungen wird ebenfalls begonnen. Auch wenn nicht mehr von TTIP gesprochen wird, verhandeln beide Seiten über Bestandteile des pausierten Freihandelsund Investitionsabkommens zwischen der EU

Zwar werden zunächst keine bestehenden Zöl-

und den USA.

le aufgehoben, dennoch erklärten beide Seiten, eine Lösung finden zu wollen. Wie aus der ge-

Gänzlich ausgeschlossen ist allerdings der

meinsamen Erklärung Junckers und Trumps

diskriminierungsfreie

5|18  DER Mittelstand. | Politik

Zugang

europäischer


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Deutschland/USA Handels- und Wirtschaftsbeziehungen: Deutschland ist in den USA der größte ausländische Arbeitgeber bei Forschung und Entwicklung: Knapp ein Fünftel der Forschungs- und Entwicklungsausgaben in den USA wird von ausländischen Tochtergesellschaften in den USA geleistet. Mit einem Warenhandelsvolumen von insgesamt 172 Milliarden US-Dollar ist Deutschland der fünftgrößte Handelspartner der USA. Deutsche Unternehmen sind der viertgrößte ausländische Arbeitgeber in den USA: Insgesamt haben ausländische Unternehmen 6,8 Millionen Arbeitsplätze in den USA geschaffen. Davon sind 674.000 bei deutschen Tochterunternehmen angesiedelt. Deutschland ist der viertgrößte ausländische Investor in den USA: Über 3.000 deutsche Unternehmen haben 373 Milliarden US-Dollar in den USA investiert; 10 Prozent aller ausländischen Direktinvestitionen in den USA stammen aus Deutschland. Quellen: BMWi (2018)

Anbieter zu öffentlichen Ausschreibungen in

wichtigste Kehrtwende Trumps. Die erzielte Ei-

den USA. Diese bleiben auch weiterhin US-Un-

nigung ist nur der Auftakt für Verhandlungen.

ternehmen vorbehalten. Als innenpolitischer

Bisher sind weder ein Zeitplan noch die wich-

Erfolg für Trump wird die Zusage der EU be-

tigsten Unterhändler bestimmt. Mit der Unbe-

wertet, mehr Soja aus den USA einzuführen.

rechenbarkeit der US-Administration und dem

Unklar ist noch, wie das umgesetzt werden soll.

„America First“-Ansatz werden diese Verhand-

Schließlich sind Unternehmen Abnehmer, nicht

lungen nicht einfach werden. Aber auch in Eu-

die Politik.

ropa und vor allem in Deutschland ist nach den

Autor: © Philipp Wehrend; Foto: © Tono Balaguer – www.fotolia.com

TTIP-Erfahrungen mit Gegenwind zu rechnen. Ein Schritt zum Abbau des EU-Agrarprotek-

Dabei hat die Eskalation der letzten Wochen

tionismus ist dies allemal und damit eine gute

gezeigt, wie wichtig gute Handelsbeziehungen

Nachricht. Auch beim Erdgas kam die EU den

mit den USA für den Wohlstand in Deutschland

USA entgegen. Die EU hat angeboten, die In-

sind. Trotz der Richtungsänderung im transat-

frastruktur zur Aufnahme von Flüssiggas zu

lantischen Handelskonflikt wird das protektio-

erweitern. Aber auch hier gilt, dass der Gas-

nistische Klima zunächst anhalten.

preis konkurrenzfähig sein muss. Schließlich wollen Europa und Amerika bei der Reform der Welthandelsorganisation

WTO

zusammen-

Auf die Europäische Union und die USA

arbeiten. Baustellen sind hier der Schutz des

entfallen:

geistigen Eigentums und Wettbewerbsverzer-

60 % aller Bestände zu ausländischen

rungen durch Staatsunternehmen und Über-

Direktinvestitionen

kapazitäten. Beide Seiten bestätigen damit das

50 % der Weltproduktion (in US-Dollar)

beiderseitige Interesse an der Eindämmung

46 % des Bruttoinlandsproduktes

chinesischer Missbräuche im Handelsverkehr. Zugleich üben sie den Schulterschluss gegenüber China und stärken der multilateralen Handelsordnung den Rücken. Dies ist die vielleicht

(in Kaufkraftparitäten) Ein Drittel aller weltweiten Patentanmeldungen Quellen: BMWi (2018)

5|18  DER Mittelstand. | Politik

Dr. Hans-Jürgen Völz BVMW Chefvolkswirt hans-juergen.voelz@ bvmw.de


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Mittelstandspräsident im Dialog Als gefragter Keynote-Speaker, mit der Teilnahme an zahlreichen Veranstaltungen und in Gesprächen mit hochkarätigen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft öffnet Mario Ohoven im In- und Ausland Türen für den unternehmerischen Mittelstand. Hier eine kleine Auswahl hochrangiger Treffen:

Mittelstand in Israel Der

Dialog mit Südafrika

israelische

schafter,

S.  E.

Bot-

In

der

Bundeszentra-

Jeremy

le des BVMW empfing

Issacharoff, war zu Gast

Mario Ohoven den süd-

in der Bundeszentrale

afrikanischen Botschaf-

des BVMW. Themen des

ter, S. E. Phumelele Stone

Gesprächs

Mario

Sizani. Gemeinsames Ziel

Ohoven waren die kon-

ist es, die stetig wachsen-

krete

den

mit

Planung

einer

Handelsbeziehun-

BVMW-Delegationsreise nach Israel und der Ausbau der wirt-

gen zwischen Deutsch-

schaftlichen Kooperation zwischen dem deutschen und dem

land und Südafrika weiter zu vertiefen. Im Vordergrund stand

israelischen Mittelstand.

dabei der Energiesektor.

Mittelstandspräsident bei Hubertus Heil

Deutsch-amerikanische Beziehungen stärken In seiner Privatresidenz in Berlin-Dahlem

Im Bundesministerium für Ar-

empfing der amerikanische Botschafter

beit und Soziales stellte Mario

S. E. Richard Grenell Mario Ohoven. Im Zen-

Ohoven Minister Hubertus

trum des Gesprächs stand die Verbesserung

Heil (SPD) die Forderungen des

der transatlantischen Handelsbeziehungen.

Mittelstands zur Rentenpolitik

Ohoven sprach sich für eine Null-Zoll-Lösung

vor. Mit dem Positionspapier

aus. Grenell, der erst seit Mai als Boschafter

bezieht der BVMW Stellung

in Deutschland im Amt ist, plädierte für eine enge und vertrauens-

zur aktuellen Rentendebatte.

volle Zusammenarbeit mit dem deutschen Mittelstand.

Ausriss aus Mario Ohovens Terminkalender 31.07. Treffen mit S. E. Jean Maria Maguena, Botschafter von Gabun 03.08. Gespräch im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur mit dem Parlamentarischen Staatssekretär Steffen Bilger 09.08. Gespräch mit Dr. Michael Meister, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung 16.08. Empfang von S. E. Jeremy Issacharoff, Botschafter Israels in Deutschland, in der Bundeszentrale des BVMW 28.08. Treffen mit Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma 30.08. Besuch des südafrikanischen Botschafters, S. E. Phumelele Stone Sizani, in der BVMW-Bundeszentrale 12.09. Gespräch mit Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales 21.09. Empfang durch den Premierminister von Bosnien und Herzegowina, Denis Zvizdic … und viele weitere Termine im In- und Ausland 5|18  DER Mittelstand. | Politik

Neues Mitglied im Politischen Beirat Bei einem Treffen mit Mario Ohoven in der Bundeszentrale des BVMW sagte Bundesminister a. D. Jürgen Trittin, MdB, seine Mitarbeit im Politischen Beirat des BVMW zu. Der Grünen-Politiker gilt als führender Stratege der Partei.


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Advertorial

Zum Personal Sorge tragen heißt Kosten sparen Von Lucas Müller, CEO elipsLife Deutschland

Wie die regelmäßige Wartung von Autos führt auch die regelmäßige „Gesundheitswartung“ beim Personal zu signifikanter Kostenreduktion. Zum Beispiel mit dem richtigen Vorsorgekonzept.

Hohe Absenz- und Fluktuationskosten angehen

Gemäß DAT zahlten Firmen 2016 für Ver-

Interesse der Arbeitgeber selbst liegt.

Mensch verlängert. Mit dem Ziel, den

schleißreparaturen bei ihren Fahrzeug–

So dienen ergonomisch einstellbare

durchschnittlichen Krankenstand von

flotten EUR 171 pro Fahrzeug, dazu

Stehtische und Bürostühle der Gesund–

4 % markant zu senken. Eine Studie von

kamen weitere EUR 265 für die Wartung

erhaltung im Arbeitsumfeld und sind

Roland Berger Consulting (2011) sagt:

zur Verlängerung der Lebensdauer. Per-

Maßnahmen, die unter den Begriff der

„Programme zur betrieblichen Gesund-

sonaler kennen dagegen die Kosten des

betrieblichen

Gesundheitsförderung

heitsförderung führen zu einer Reduk-

gesundheitsbedingten Ausfalls von Mit-

(BGF) fallen. Die Früherkennung mögli-

tion von Abwesenheitszeiten von 30 bis

arbeitern oft nicht, obwohl bei Mitarbei–

cher Krankheiten dient der Prävention

40 %.“ Der erwähnte Betrieb mit 100

tern die „Verschleißkosten“ weit höher

— besonders im Bereich der Psyche —

Mitarbeitern könnte also jährlich rund

sind als bei Autos. Fällt nämlich ein Ar-

und verhindert oft längere Ausfälle

EUR 100.000 einsparen!

beitnehmer krankheitsbedingt aus, ent–

und höhere Kosten. Professionelle Care

stehen direkte Kosten durch die Lohn-

Manager können zum Beispiel ein sich

Ein Schweizer Vorsorgemodell kennt

fortzahlung sowie indirekte Kosten durch

abzeichnendes Burn-out mit geeigneten

die Kombination von Risikoabsicherung

den Ausfall von Wertschöpfung, Stellver-

Maßnahmen lindern oder gar verhin-

(gegen

treter- und Rekrutierungskosten sowie

dern. Doch auch bei Mitarbeitern lassen

gen von Tod oder Berufsunfähigkeit)

Qualitätseinbußen. Laut Bundesanstalt

sich längere krankheitsbedingte Aus-

und Präventions- bzw. Reintegrations-

für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

fälle nicht immer vermeiden. Allerdings

maßnahmen. Die Zusage einer kol-

(BAuA) sind bei deutschen Unterneh-

sehen viele Firmen für ihre Mitarbeiter

lektiven

men 4 von 100 Mitarbeitern durchgän-

keine „Reparaturmaßnahmen“ vor und

ergänzt der Versicherer mit umfas-

gig krank, der Wertschöpfungsausfall

verspielen so die Chance auf eine Rein-

senden Care-Management-Leistungen.

beläuft sich deshalb auf jährlich mehr als

tegration.

Die Kosten dieses auch in Deutschland

Erst das Kennen der tatsächlichen Absenz-

und

Fluktuationskosten

führt

zu einer verbesserten „Gesundheits–

your insurance

wartung“ der Mitarbeiter — die auch im

die

finanziellen

biometrischen

Auswirkun-

Absicherung

verfügbaren Vorsorgemodells neutra-

EUR 3.000 pro Mitarbeiter (Basis: durch-

lisieren sich bereits mittelfristig durch die

von EUR 72.000). Eine Firma mit 100

Erhalt der Arbeitskraft und Reintegration senken Kosten

Mitarbeitern sieht sich also Ausfallkos-

Die Reintegration von erkrankten Mit-

Fehlzeiten. Und: der Arbeitgeber erhält

ten von über EUR 300.000 gegenüber.

arbeitern und der Erhalt ihrer Arbeits-

quasi kostenneutral ein emotionales

Trotz dieser hohen Kosten halten viele

kraft

Alleinstellungsmerkmal bei den

Unternehmen ihre Fahrzeugflotte auf-

während Maßnahmen zur Gesunder-

nebenleistungen, was seine Reputation

wändiger gesund als ihre Mitarbeiter.

haltung die Lebensdauer der Ressource

als attraktiver Arbeitgeber stärkt.

schnittliche Bruttowertschöpfung 2016

reduzieren

die

Ausfallkosten,

Reduzierung der krankheitsbedingten

Lohn

elipsLife ist ein Unternehmen der Swiss Re Gruppe und agiert als Biometrieversicherer in ausgewählten europäischen Märkten. elipsLife hilft Unternehmen, die Kosten der Arbeitsunfähigkeit von Beschäftigten zu reduzieren und gleichzeitig die finanziellen Folgen einer dauerhaften Berufsunfähigkeit oder eines Todesfalls zu lindern. Ziel von elipsLife ist es, die erkrankte Person mit Hilfe von integriertem Care Management beim Erhalt der Arbeitskraft und bei der Rückkehr ins Unternehmen zu unterstützen. Hierdurch wird wertvolles Wissen im Unternehmen erhalten, und die Kosten für den Personal- und Wertschöpfungsausfall werden deutlich reduziert. www.elipslife.com

5|18  DER Mittelstand.


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Europa-News

Investoren meiden Brexit-Insel Der Brexit lässt das Interesse ausländischer Investoren an Großbritannien drastisch sinken. Das geht aus einer Studie des Köl-

66 Mrd.

ner Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) hervor. Demnach sind die Auslandsinvestitionen nach dem Brexit-Votum Mitte 2016 um mehr als 77 Prozent eingebrochen. Sie sanken im vergangenen Jahr auf nur noch 15 Milliarden Euro, nachdem das Vereinigte Königreich im Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2016

–77 %

jährlich knapp 66 Milliarden Euro angezogen hatte. Dagegen legten diese Investitionen in wichtigen Euroländern deutlich zu. So konnte Frankreich im vergangenen Jahr knapp 50 Milliarden Euro anlocken, Deutschland ver-

15 Mrd. 2016

2017

zeichnete eine leichte Zunahme auf 35 Milliarden Euro. Auch das Wirtschaftswachstum hat sich nach dem Brexit-

auf über drei Prozent, wodurch die Kaufkraft der Konsumen-

Votum erheblich abgeschwächt: 2014 betrug es 3,1 Prozent,

ten gemindert wurde.

2017 waren es nur noch 1,8 Prozent. Die Inflationsrate stieg

www.ec.europa.eu/commission/brexit-negotiations_de

Seit 2015 konnten durch den „Juncker-Plan“ Investitionen

Maßgeschneiderte

in Höhe von 335 Milliarden Euro angeschoben werden,

digitale Lösungen

20 Milliarden mehr als von der Kommission und der Euro-

für Unternehmen

päischen Investitionsbank geplant. Inzwischen sind fast

ohne zeitaufwän-

900 Projekte genehmigt, die mit Garantien des Europäi-

dige Dienstleister-

schen Fonds für Strategische Investitionen (EFSI) gesichert

suche und hohe

sind. 31 Prozent der EFSI-Garantien gingen an kleine und

Kosten: Über das

mittlere Unternehmen (KMU). Deutschland hat Finanzzu-

neue Projekt Digi-

sagen von 6,4 Milliarden Euro bekommen, wodurch Inves-

taliseSME können

titionen von 26,4 Milliarden Euro angestoßen werden. Der

sich Unternehmen

Kreditanstalt für Wiederaufbau zufolge, die die EFSI-abge-

mit Digitalisierungsbedarf wie auch Digitalisierungsexperten

sicherten Kredite vergibt, konnten damit viele innovative

ab sofort für eine Förderung anmelden. Die Initiative ermög-

KMU und Familienunternehmen unterstützt werden.

licht und vereinfacht als EU-weites Vermittlungsprogramm die

www.eib.org/de/efsi/index.htm

Zusammenarbeit zwischen beiden. www.digitalisesme.eu

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Foto o.: © Sergii Figurnyi – www.fotolia.com

EU-Förderung mit DigitaliseSME

Mittelstand profitiert vom Juncker-Plan


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Anti-EU-Attacke aus den USA Aus Frankreich kam die ers-

Zölle kennen – und vermeiden

te Bewegung („En Marche“), eine zweite kommt aus den

Der deutsche Mittelstand macht

USA und heißt „The Move-

mehr als ein Viertel seiner Umsätze

ment“. Das eine Projekt ver-

im Ausland. Dabei kommt er nicht

folgt der liberale Erneuerer

umhin, seine Waren zu verzollen, was

Emmanuel Macron, das an-

Zeit und Geld kostet. Zölle sind in al-

dere hat der erzkonservative

ler Munde, seit US-Präsident Trump

Architekt von Donald Trumps

glaubt, sie wären ein Problemlöser

Wahlsieg, Steve Bannon, an-

für die mangelnde Wettbewerbs-

geschoben. Die Sorge in Ber-

fähigkeit großer Teile der US-Wirt-

lin und Brüssel wächst, dass

schaft. Um Zollprozesse und Kosten

Bannon schon die nächste Eu-

zu optimieren, gibt es verschiedene

ropawahl im Mai 2019 massiv

Möglichkeiten: Unternehmen, die

beeinflussen könnte. Der Ex-Trump-Berater setzt Medien und Internet so geschickt

Waren im grenzüberschreitenden

ein, dass seine Winkelzüge von herkömmlichen Instrumenten der Demoskopie nicht

Verkehr bewegen, müssen sich im

erfasst werden. Auch in Deutschland baut er sein Netzwerk aus: Mit den AfD-Front-

Zolltarifschema

frauen Alice Weidel und Beatrix von Storch traf er sich in Zürich, um den Aufbau seiner

kann man eine verbindliche Zolltarif-

rechtspopulistischen Plattform vorzubereiten. Welche Bedrohung der Klimawandel-

auskunft anfordern. Deren Ergebnis

leugner, Migrationshasser und Kriegsprophet Bannon in der nächsten Europawahl

ist drei Jahre lang in allen EU-Staaten

darstellt, ist schwer abzuschätzen. Eine Antwort darauf ist Macrons Versuch, aus

gültig. Zoll soll grundsätzlich immer

der französischen „En Marche“ eine europäische Sammlungsbewegung mit eigenen

nur dann fällig werden, wenn Pro-

EP-Kandidaten zu machen. Doch Kanzlerin Merkel lehnt länderübergreifende Listen

dukte importiert und in den Wirt-

und Kandidatenaufstellungen ab, erst bei der Europawahl 2024 soll das möglich sein.

schaftskreislauf der EU eingebracht

Ihre Bedenken: Macrons Versuch würde die Verständigung zur faktisch großen Koali-

werden. Keine Zölle fallen an, wenn

tion in Straßburg durcheinanderbringen.

Waren nur repariert oder verarbeitet www.europawahl-bw.de

auskennen.

Dazu

werden. Zollersparnis und deutliche

Foto o.: © smartboy10 – www.istockphoto.com; Foto r.: kamasigns – www.fotolia.com

Liquiditätsvorteile können Unternehmen erzielen, die ein Zolllager

Griechen warten auf bessere Zeiten

nutzen. Das ist eine Art Parkplatz für Waren. Solche Zolllager werden auch von Speditionen betrieben, ein Ser-

Die positive Beurteilung der finanziellen Lage Griechenlands von EU-Finanzkom-

vice, der gerade von Mittelstandsbe-

missar Pierre Moscovici wird nicht überall geteilt. Doch angesichts der Negativ-

trieben gerne genutzt wird.

nachrichten aus Italien scheint der Optimismus für Griechenland im Moment nach offizieller EU-Lesart alternativlos. Die Zahlen sind zwar besser geworden, die Lage aber noch lange nicht. Die griechische Regierung erkauft sich ihr Finanzpolster bei der eigenen Bevölkerung durch immer neue Steuererhöhungen sowie Lohn- und Rentenkürzungen. Auf immer mehr Inseln gilt der hohe Mehrwertsteuersatz von 24 Prozent. Öffentlichkeitswirksame Steuerkontrollen in Cafés und Tavernen schrecken Steuersünder ab. Tatsächlich stuft Transparency International Griechenland auf der Liste der korruptionsbelasteten Länder inzwischen etwas freundlicher ein. Trotz des Touristenbooms hat der Traum von besseren Zeiten noch nicht richtig begonnen. Die Frist, die Probleme in den Griff zu bekommen, läuft im September 2019 ab. Dann muss sich der clevere Taktiker Alexis Tsipras einer Neuwahl stellen. www.consilium.europa.eu/de/policies/ financial-assistance-eurozone-members/greece-programme/timeline/

5|18  DER Mittelstand. | Politik

www.zoll.de


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Russlands Wirtschaft in Aufbruchsstimmung: Perspektiven für den Erfolg Auf dem Weg zu einer modernen Wirtschaft kommt den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) eine große Bedeutung zu. Sie prägen Konzepte wie die „Industrie 4.0“ und die „Wirtschaft des Wissens“ maßgeblich. Auch in Russland hat man die Relevanz des Mittelstands erkannt. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der deutschen

Beschäftigten in KMU soll von 19 auf 25 Millio-

Wirtschaftsleistung wird durch KMU erbracht.

nen Angestellte ansteigen. Laut Rating-Agenturen

Sie beschäftigen rund 60 Prozent aller Mitarbei-

verbessert sich gegenwärtig das Wirtschaftskli-

ter. In Russland sind sechs Millionen Unterneh-

ma in Russland enorm. So ist Russland im Ranking

men registriert. Davon zählen

„Doing Business“ der Weltbank um fünf Plätze auf

die meisten zu den Kleinstunternehmen

Rang 35 von insgesamt 190 gestiegen. Diese Entwicklung spiegelt sich unter anderem auch in der

270.000 Unternehmen zu den kleinen

Digitalisierung wider. So ist die Vergabe elektroni-

Unternehmen (15 bis 100 Angestellte),

scher Visa bereits in der Testphase und soll in na-

20.000 Unternehmen zu den mittleren Unternehmen (101 bis 250 Angestellte).

her Zukunft in ganz Russland eingeführt werden. Auch die Schaffung von inzwischen über 20 Son-

Zunehmend wird sich Russland der Attraktivität

derwirtschaftszonen (SWZ), in denen Unterneh-

und Notwendigkeit der Entwicklung von KMU

menstätigkeiten begünstig werden, befördert

bewusst. Damit verbessert sich das Geschäfts-

das wirtschaftliche Wachstum Russlands. Jede

klima für inländische und ausländische Betriebe.

SWZ verfügt über einen besonderen rechtli-

Zudem erhöht sich die Wettbewerbsfähigkeit,

chen Status, der den Investoren eine Reihe von

gemeinsame Projekte werden gefördert, und aus-

Steuerprivilegien und Zollpräferenzen einräumt

ländischen Unternehmen wird die Etablierung

sowie den Zugang zur Infrastruktur garantiert.

von Repräsentanzen und Produktionsstätten in

Die Sonderwirtschaftszonen werden unter ande-

Russland erleichtert.

rem für die Entwicklung von Verarbeitungs- und High-Tech-Industrien, Tourismus oder der Hafen-

Vladimir Putin hat der Regierung Russlands die

und Transportinfrastruktur ins Leben gerufen.

Tamirlan Gassanov Leiter BVMW Russland

Aufgabe gestellt, bis zum Jahr 2025 den Beitrag

Die Kosten von Projekten in der SWZ sind durch-

der KMU zum BIP Russlands auf 40 Prozent zu

schnittlich um 30 Prozent niedriger als in der Rus-

tg@bvmw.ch

erhöhen und damit zu verdoppeln. Die Zahl der

sischen Föderation.

Die Vorteile der Sonderwirtschaftszone am Beispiel Kaliningrad: Die Einwohner erhalten Steuervergünstigungen für einen Zeitraum von bis zu 15 Jahren Unternehmen in der SWZ ist es erlaubt, Importgüter einzuführen, ohne die Mehrwertsteuer zahlen zu müssen Projektbezogene Co-Finanzierung Garantien für die Einwohner, wie eine gleichbleibende Grundstücksmiete und Steuerlast Garantien zur Rückführung der Gewinne 5|18  DER Mittelstand. | Politik

Foto: castenoid – www.istockphoto.com

(bis zu 15 Angestellte),


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Ruanda – wachsender Markt für den deutschen Mittelstand Mit hohem Investitionsbedarf lockt das ostafrikanische Ruanda verstärkt deutsche Unternehmen ins Land. Welche Branchen besonders gefragt sind, erläutert im Interview der Botschafter Ruandas in Deutschland, S. E. Igor Cesar. DER Mittelstand.: Exzellenz, vielen Menschen

hen. Dabei kommt uns ent-

in Deutschland sind die Ereignisse des Völker-

gegen, dass wir ein Land mit

mords von 1994 in Erinnerung. Wie ist die Si-

sehr vielen Seen und Was-

cherheitslage heute, knapp 25 Jahre nach diesen

serläufen sind. Wir sind das

Gräueltaten?

erste Land in Afrika, das ein

S. E. Igor Cesar: Wir haben Ruanda sehr schnell

Carsharing-Programm

wieder aufgebaut, erstmal als Ort der Versöh-

baut. In diesem Zusammen-

nung, und dann haben wir die Wirtschaft wieder

hang freuen wir uns, dass sich

in Gang gesetzt. Das war auch durch den Aufbau

Volkswagen für Ruanda als

eines Gerichtshofs möglich, der über zwei Millio-

Partner entschieden hat, um

nen Fälle klären konnte. Mittlerweile ist Ruanda

hier in seinem neuen Werk an

das sicherste Land in Afrika.

Mobilitätskonzepten für die

auf-

Zukunft zu arbeiten. Wie ist die wirtschaftliche Lage heute? Welchen Investitionsbedarf gibt es?

Welche Unterstützung können deutsche Mittel-

Seit 2007 hat Ruanda ein jährliches Wachstum

ständler erhalten, wenn sie in Ruanda investie-

von sechs bis acht Prozent erlebt. Ruanda ist Mit-

ren wollen?

glied im Freihandelsabkommen der Ostafrikani-

Für ausländische Investoren haben wir das „Ru-

schen Gemeinschaft (East African Community,

anda Development Board“ (RDB) eingerichtet

EAC) zu der noch Burundi, Kenia, Tansania und

(www.rdb.rw). So funktioniert eine Firmengrün-

Uganda gehören. Das Marktpotenzial der EAC

dung online über das RDB, und innerhalb eines

liegt bei rund 150 Millionen Konsumenten. Eine

Tages ist ihr Unternehmen registriert. Viele Pro-

wichtige Grundlage für die fortschreitende In-

zesse wie Steuerabrechnungen, Anträge von Zu-

dustrialisierung ist der Aufbau einer tragfähigen

lassungen oder Grundbucheinträge können online

Wasserversorgung. Zudem besteht die Nach-

erledigt werden. Unsere staatliche Steuerbehörde

frage nach über 300 lokalen Wasserkraftwer-

stellt jedem ausländischen Investor beim Markt-

ken, um den Energiebedarf in den Regionen zu

eintritt kostenlos einen Berater zur Seite. 

Ruandas Botschafter S. E. Igor Cesar und Uta Georgi (BVMW Pressesprecherin Sachsen).

decken. In einem nächsten Schritt sollen große Wasserkraftwerke als zentrale Versorger entste-

Das Gespräch führte Uta Georgi.

Foto: © BVMW Sachsen

Ruanda: Ruanda ist ein Binnenstaat in Ostafrika und mit über 12 Millionen Einwohnern dicht besiedelt. Nach dem Völkermord 1994 kam ein erstaunlicher wirtschaftlicher Aufbauprozess in Gang. Seit 2000 regiert Paul Kagame das Land autoritär. Im Doing Business Index der Weltbank belegt Ruanda den zweiten Platz in Afrika hinter Mauritius. Im Jahr 2015 bescheinigten die Vereinten Nationen Ruanda einen Spitzenplatz bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau, noch vor Deutschland oder Frankreich.

5|18  DER Mittelstand. | Politik


24

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


25

Foto: © Rawpixel – www.istockphoto.com

Mittelstand und Personal Auch der international renommierte deutsche Mittelstand muss sich den Herausforderungen unserer Zeit stellen. Nur eine umsichtige Personalpolitik in Bezug auf die demographische Entwicklung und den digitalen Wandel ermöglicht langfristigen unternehmerischen Erfolg. In unserem Themenschwerpunkt finden Sie hilfreiche Ansätze zur Gewinnung und langfristigen Bindung von Fachkräften im In- und Ausland, Anleitungen zum Umgang mit den Veränderungen der Arbeitswelt, Konzepte zur digitalen Weiterbildung der Mitarbeiter sowie neue Methoden der Personalplanung. Im Vordergrund stehen dabei zahlreiche Vorschläge, wie Unternehmen ihre Attraktivität als Arbeitgeber im Wettbewerb um Fachkräfte steigern können.

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


26

Die Hürden des Fachkräftemangels meistern Wettbewerbsfähigkeit, Schnelligkeit und Flexibilität sind Herausforderungen, denen sich Unternehmer Tag für Tag stellen müssen – zum einen, um im Wettbewerbsumfeld zu bestehen, zum anderen, um den Erfolg des Unternehmens und dessen nachhaltigen Fortbestand zu sichern. Was Mittelständler tun können, und die Politik leisten muss, erläutert der erfolgreiche Unternehmer Ferdinand Munk. Der Vorsitzende der BVMW-Kommission Arbeit und Soziales ist Mitglied des Bundeswirtschaftssenates.

In der aktuellen Konjunkturlage mit hoher Nachfrage und vollen Auftragsbüchern sind die Wachstumschancen im Mittelstand erfreulich positiv. Jedoch entstehen Wachstum und Erfolg, auch in Zeiten fortschreitender Digitalisierung und Automatisierung, nicht durch Geisterhand. Produkte und Dienstleistungen fertigen sich nicht von selbst, verkaufen sich nicht von selbst, versenden sich nicht von selbst.

Qualifizierte Mitarbeiter sind der Schlüssel zum Erfolg Wachstum braucht Mitarbeiter. Qualifizierte Mitarbeiter. Nicht immer geht es dabei zwangsläufig abschluss, denn ein Mitarbeiter im Lager ist ein

Bürokratie steigert Fachkräftemangel In Spitzen- und Saisonzeiten auf befristete Beschäftigungsverhältnisse und Zeitarbeitskräfte

Die Arbeitswilligkeit darf nicht bestraft werden

zurückgreifen zu können, erleichtert den unternehmerischen Erfolg. Auch der gezielte Einsatz von Teilzeitkräften und Kollegen, die in den Ruhestand verabschiedet wurden und gerne wieder auf Teilzeitbasis arbeiten möchten, ist in Zeiten

qualifizierter Kollege, genauso wie der Berufs-

der Vollbeschäftigung ein probates Mittel, um die

kraftfahrer oder Maschinist. Ohne sie alle wer-

personellen Kapazitäten der Marktlage anzupas-

den Erfolg und Wachstum, ja nicht einmal die

sen. Die Arbeitswilligkeit darf nicht bestraft wer-

Wahrung des Status quo, gelingen. Umso weniger

den, nicht auf Seite des Arbeitgebers und nicht auf

ist es für die kleinen und mittleren Unternehmen

Seite des Mitarbeiters. Leider ist dies häufig der

in Deutschland nachvollziehbar, warum der Fort-

Fall, auch bei der jungen Mutter, deren Verdienst

schritt, der unserem Staat mit der Steigerung des

in der Elternzeit auf das Elterngeld in Anrechnung

Bruttonationaleinkommens und des Bruttoin-

kommt. Arbeit muss interessant gemacht werden.

landsproduktes sowie mit höheren Steuereinnah-

Es gibt viele Fachkräfte, die arbeiten möchten,

men zugutekommt, nicht mit der einfacheren Ge-

doch die starren und bürokratischen Regeln hal-

winnung und Beschäftigung von Arbeitskräften

ten sie davon ab. Den Unternehmen bleiben so

unterstützt wird.

qualifizierte Mitarbeiter vorenthalten.

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto: © andresr – www.istockphoto.com

„„

um den Ingenieur mit internationalem Studien-


27

Angehörige zu pflegen sind oder in der Kindererziehung. Bei der Günzburger Steigtechnik GmbH wird mit den Steigtechnik-Kids zum Beispiel ein attraktives Ferienprogramm für Mitarbeiterkinder angeboten. Ein Mitarbeitergarten und ein Fitnessraum mit Wellness bieten Ruheoasen und sollen die Work-Life-Balance genauso positiv fördern wie Sportgruppenangebote, Seminare für die ganze Familie und vieles mehr. Zudem wird aktiv ausgebildet und darauf gesetzt, Fachkräfte aus den eigenen Reihen zu gewinnen. Um die Abwerbung von Mitarbeitern bei anderen Unternehmen zu vermeiden, werden auch intensiv

Foto: © dglimages – www.fotolia.com

Mitarbeiter aus dem europäischen Ausland rekBetriebskindergärten machen Unternehmen für Mitarbeiter attraktiver.

rutiert, denen neben einem sicheren Arbeitsplatz auch Wohnraum und integrative Maßnahmen angeboten werden. Die Suche nach Fachkräften ist

Attraktiver Arbeitsplatz

für die Günzburger Steigtechnik GmbH längst zur

Um den Bedarf an Fachkräften zu sichern, ergrei-

Unternehmensstrategie geworden und stellt das

fen Arbeitgeber zahlreiche Maßnahmen, um ihre

Unternehmen immer wieder vor neue Herausfor-

Attraktivität für Bewerber zu erhöhen. Dazu ge-

derungen, die kreative Lösungen erfordern. Der

hören flexible Arbeitszeitmodelle, die sich auch

BVMW setzt mit seinen Positionspapieren und

temporär an die persönliche Situation des Mit-

praktikablen wie unternehmensnahen Problem-

arbeiters anpassen lassen, beispielsweise wenn

lösungsvorschlägen an genau dieser Stelle an.

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Ferdinand Munk Geschäftsführer Günzburger Steigtechnik GmbH Vorsitzender der BVMW-Kommission Arbeit und Soziales www.steigtechnik.de


28

Fachkräftesicherung im Fokus Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, müssen sich die politischen Rahmenbedingungen ändern. „DER Mittelstand.“ sprach mit der baden-württembergischen Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) darüber, was die Politik konkret tun kann. Der BVMW gehört der Fachkräfteallianz der Landesregierung an. gestellt werden muss. Beides kann sich auf den Wohlstand des Landes auswirken. Deshalb haben wir die Fachkräftesicherung seit langem im Blick und arbeiten in der Fachkräfteallianz mit mittlerweile über 40 Partnern an Lösungen für diese Zukunftsaufgabe. Seit wann gibt es die Fachkräfteallianz, und welche Themenschwerpunkte hat sie? Die Fachkräfteallianz wurde 2011 gegründet und hat mittlerweile elf Mal getagt. Ziel ist es, einen Beitrag zur Sicherung des Fachkräfteangebots zu leisten, insbesondere in den mittelständischen Unternehmen und Einrichtungen des Landes. Im Fokus stehen die inländischen Potenziale, beispielsweise die Stärkung der beruflichen Ausbildung, der Ausbau der beruflichen Weiterbildung und die Qualifizierung von Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) ist Abgeordnete

an- und ungelernten Personen zu Fachkräften.

des Landtags Baden-Württemberg. Seit Mai 2016 ist sie

Auch die Integration von Geflüchteten in die

Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau.

Arbeitswelt sowie die Fachkräftesicherung in den IT-Berufen gehören zu unseren zentralen Handlungsfeldern. Denn laut einer von uns in

DER Mittelstand.: Wie viele Fachkräfte fehlen

Auftrag gegebenen Studie wird sich die Zahl der

derzeit und in Zukunft in Baden-Württemberg,

fehlenden IT-Fachkräfte von derzeit 3.000 auf

mit welchen wirtschaftlichen Auswirkungen

etwa 6.700 im Jahr 2030 verdoppeln.

muss gerechnet werden? Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut: Wir haben zur-

Mit welchen konkreten Maßnahmen kann die

zeit Engpässe vor allem in technischen Berufen,

Landesregierung gerade Mittelständler beim

IT und Pflege, beim Hoch- und Tiefbau und in ei-

Personal unterstützen?

nigen Handwerksberufen. Nach Berechnungen

Neben unserer Förderung in der Aus- und Wei-

des Baden-Württembergischen Industrie- und

terbildung haben wir im ganzen Land neun Wel-

Handelskammertags beläuft sich der Engpass

come Center etabliert, die Anlaufstellen für inter-

derzeit auf etwa 300.000, bis 2030 sollen über

nationale Fachkräfte und für Unternehmen sind.

500.000 Fachkräfte fehlen. Wenn die erfreulich

Sie unterstützen bei der erfolgreichen Integration

gute Konjunktur weiter anhält, wird sich die Situ-

in die baden-württembergische Wirtschaft. Und

ation weiter zuspitzen. Außerdem wird sich der

wir haben zusätzlich regionale Fachkräfteallian-

demografische Wandel auswirken, wenn in Kürze

zen aufgebaut, um die Aktivitäten vor Ort und in

die Baby-Boomer-Generation in Rente geht. Alles

der Fläche des Landes zu unterstützen.

in allem kann das heißen, dass Aufträge abgelehnt oder die Entwicklung von Innovationen zurück-

Das Interview führte Dr. Ulrich Köppen.

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


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30

Zeitgemäße Führungskultur Soll dem Fachkräftemangel begegnet werden, dann hilft der Dreiklang Ausbildung, Entwicklung und Bindung. Zusammengehalten von der Klammer einer zeitgemäßen Führungskultur und vorangetrieben von einem Personalmanagement, das in der obersten Firmenhierarchie angekommen ist.

Immer mehr Mittelständler haben damit zu kämp-

Bindung

fen, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Egal ob

Die Menschen bleiben in den Unternehmen,

Schreinerei,

An-

die ihnen Verlässlichkeit, Transparenz und Ge-

waltskanzlei oder Großbäckerei mit 500 Mitarbei-

staltungsmöglichkeiten geben. Wo sie aufrichtig

tern, alle Arbeitgeber treffen auf junge Menschen,

ernst genommen werden. Wo eine Vertrauens-

denen die Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit immer

kultur und Gerechtigkeit gegeben ist. Wo mitei-

wichtiger wird. Daher gibt es zwei Handlungsop-

nander gesprochen wird. Menschen kommen in

tionen für die Führungsetage: Man kann auf die

ein Unternehmen wegen seines Rufes oder seiner

jungen Leute schimpfen oder der Realität ins Auge

Marktausstrahlung. Sie verlassen es oft wegen

sehen. Es braucht Führungskräfte, die den Effekt

ihrer Führungskraft.

Softwareentwicklungsfirma,

vorbildhafter und zeitgemäßer Personalarbeit im Auge behalten. Konkret bedeutet das: Menschen

In die Tat umsetzen

ausbilden, entwickeln und an Bord behalten.

Neues Denken und Vertrauen sind die Kür. Offenheit für Veränderungen in den Herzen der

Ausbildung

Führungsmannschaft ist der Schlüssel. Und die

Es gilt, über den Bedarf hinaus auszubilden. Das

Pflicht im Sinne einer konkreten Maßnahme ist

kann dann auch ein Beitrag des Unternehmens

das sogenannte „Employer Branding“. Bei richti-

für die Gesellschaft sein. Kooperationen mit

ger Durchführung eröffnen sich dadurch groß-

Partnerfirmen für einen Azubi- oder Mitarbei-

artige Chancen. Denn so werden die Menschen

teraustausch können gewinnbringend sein. Das

angesprochen, die ausgebildet, entwickelt und

Unternehmen sollte interessant gemacht und

gehalten werden können.

Ausbildungs- und Entwicklungschancen im Unternehmen bewerben, zum Beispiel mithilfe ei-

Eine weitere Möglichkeit bei einem akuten Fach-

nes YouTube-Kanals. Wichtig ist, den „Wert“ des

kräfteengpass im Mittelstand sind aber natürlich

Unternehmens aufzuzeigen, Netzwerke aktiv zu

auch Zeitarbeit oder Interim-Management. Zeit-

nutzen und in die Ausbildung zu investieren.

arbeit empfiehlt sich für den ungeplanten Engpass an der Produktionslinie oder in der Buchhaltung.

Thomas Schulz Geschäftsführer und Mitinhaber Rau | Interim GmbH BVMW-Mitglied

Entwicklung

Interim-Management zum Beispiel für die geplan-

Entwicklungszeiten für Mitarbeiter und für die

te Weiterentwicklung eines Projektteams. Das

gerade ausgelernten Azubis müssen eingeplant

kostet Geld, Kraft und Mühe, ist aber günstiger,

werden. Ergebnisbezogenes Führen und Vertrau-

als immer wieder von neuem die „richtigen“ Mit-

en in die eigenen Leute sind von großer Relevanz.

arbeiter zu suchen.

Führungskräfte müssen die Effekte einer zeitgemäßen Personalarbeit beachten, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken Ausbildung, Entwicklung und Bindung sollen im Einklang stehen Auch Zeitarbeit und Interim-Management können Lösungsansätze sein

www.rau-interim.de

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


31

Alles nach Plan(stellen) Das BVMW-Mitgliedsunternehmen Agenda Informationssysteme GmbH & Co. KG aus Rosenheim arbeitet bei der Stellenbesetzung seit drei Jahren mit Planstellen. Welche Vorteile das dem Mittelständler mit 270 Mitarbeitern bringt, erklärt Personalleiterin Melanie Gauland im Interview mit DER Mittelstand.

„„

DER Mittelstand.: Das Konzept der Planstellen kommt ursprünglich aus dem Konzernumfeld.

Der Stellenkatalog liefert die Basis f ür das Reporting der Personalsituation.

Warum arbeiten Sie als Mittelständler damit? Melanie Gauland: Im Mittelstand stehen wir bei der Stellenbesetzung vor ähnlichen Herausforderungen wie ein Großunternehmen. Als Softwarehersteller benötigen wir Mitarbeiter mit unterschiedlicher Berufserfahrung, verschiedenen Qualifikationen und Kenntnissen. Bei einem Unternehmen unserer Größe wäre es ohne Personalmanagement-Software schwer, die verabschiedeten Planstellen, die bereits besetzten Positionen und die unterjährig entstandenen Ersatzstellen zu überblicken. Klar definierte Stel-

und Austritte, können wir schnell und unkompli-

lenkataloge und das Recruiting nach Planstellen

ziert erstellen.

schaffen hier Abhilfe.

Foto: © Agenda Informationssysteme GmbH & Co. KG

Und wie unterstützt dieses Vorgehen die UmsetWie haben Sie das Konzept bei sich im Unter-

zung der Geschäftsstrategie?

nehmen umgesetzt?

Es erleichtert die Personalplanung enorm. Die

Zunächst haben wir einen Katalog mit circa

Geschäftsleitung plant den Personalbedarf an-

20 Stellen angelegt. Ich habe damals selbst in-

hand der Planstellen. Dann übernimmt die Per-

tensiv beim Recruiting mitgearbeitet, um ein

sonalabteilung die darauffolgenden Schritte

tiefes Verständnis für die von uns benötigten

hinsichtlich Personal-Recruiting und Bewerber-

Funktionen zu entwickeln. Zudem habe ich mich

management. Das erspart beiden Seiten einen

über Stellenprofile und Budgets mit den Füh-

hohen Abstimmungsaufwand. Zudem ist im

rungskräften abgestimmt. Mittlerweile gehen

System frühzeitig ersichtlich, welche Positionen

wir bei der Besetzung offener Positionen nach

schwierig zu besetzen sind. Das ermöglicht uns,

unserem Stellenkatalog vor. Der Recruiting-Pro-

angemessen auf die Situation zu reagieren. Bei-

zess ist somit weitestgehend standardisiert. Un-

spielsweise indem wir unsere Recruiting-Maß-

terstützt werden wir hierbei von unserer Soft-

nahmen entsprechend anpassen.

ware-Lösung Agenda Personalmanagement, die wir auch an mittelständische Unternehmen ver-

Das Interview führte Achim von Michel.

treiben. Welche konkreten Vorteile haben Sie durch die

Melanie Gauland ist Abteilungsleiterin Personalwesen bei Agenda

Arbeit mit Planstellen?

Informationssysteme. Das 1984 gegründete Unternehmen ist heute

Die Personalabteilung kann die Bereichs- und

einer der führenden Hersteller von betriebswirtschaftlicher Software

Abteilungsleiter beim Recruiting umfassend be-

in Deutschland.

raten. Der Stellenkatalog liefert die Basis für das Reporting der Personalsituation. Wichtige Aus-

Weitere Informationen erhalten Sie unter presse@agenda-software.de oder telefonisch unter 08031-2561625.

wertungen, wie die Mitarbeiteranzahl oder Ein-

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


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#HappyRecruiting mit dem Jobportal des Mittelstands Seit Anfang Oktober unterstützt der BVMW seine Mitgliedsunternehmen durch einen neuartigen e-Recruiting Service beim Finden neuer Mitarbeiter – und das deutschlandweit. Die meisten KMU in Deutschland bewerben aktuell ihre Stellenanzeigen als PDF auf ihrer eigenen Homepage. In der Regel haben diese Seiten jedoch eine verhältnismäßig geringe Reichweite, die gerade in Zeiten von Fachkräftemangel wichtig ist, denn qualifiziertes Personal ist schwer zu finden. Hinzu kommt noch, dass der erste Kontakt des Bewerbers oftmals per E-Mail gefordert wird. Dies wird leider in den meisten Unternehmen nicht konform im Sinne der Datenschutzgrund-

„„

verordnung abgebildet und steht seit Mai 2018 unter hohen Geldstrafen.

Egal wo der Kandidat auf die Stellenausschreibung aufmerksam wird, kann er sich in wenigen Schritten ganz unkompliziert bewerben.

veröffentlicht werden. Die Karriere-Seite des BVMW wird damit zum Jobportal des Mittelstands. Der Verband bietet jedem einzelnen Unternehmen somit eine effiziente Unterstützung, um sich untereinander, zum Beispiel auch auf re-

Jobportal des Mittelstands

gionaler Ebene, zu vernetzen. Denn der Connec-

Als Interessenvertreter von über 650.000 Mit-

toor kann beliebig oft „connected“ werden.

gliedern im Rahmen der Mittelstandsallianz mit BVMW seit kurzem einen zentralen Stellen-

Wie wirbt der Verband für eine Stellenanzeige eines Mitglieds?

markt an, der als Anlaufstelle für alle Mitglieder

Nach der Anmeldung im Connectoor können

genutzt werden kann. Dafür wird die bereits vor-

die Mitglieder anhand von einfachen Eingabe-

handene Karriere.bvmw.de-Seite einem Facelift

masken in wenigen leichten Schritten die Stel-

unterzogen und Ende Oktober mit einer eigenen

lenanzeigen erstellen und diese mit einem Klick

Kampagne online gehen. Damit dieses vernetzte

online veröffentlichen. Diese Stellenausschrei-

Recruiting auch vollautomatisch gelingt, nutzt der

bung wird dann in dem automatisierten Connec-

BVMW den Connectoor der jobEconomy GmbH.

toor-Stellenmarkt auf der eigenen Homepage

über zwölf Millionen Beschäftigten bietet der

Der Connectoor ist eine webbasierte Software

des Verbandsmitglieds angezeigt. Um mehr

und kann den einzelnen Unternehmen bei der

Reichweite für jede Ausschreibung zu generie-

Personalbeschaffung eine große Hilfe sein, denn

ren, werden diese Stellen zusätzlich auf sozialen

in Zukunft können alle offenen Stellen bei den

Netzwerken, auf den Connectoor-Stellenbör-

Mitgliedern auch auf der Karriere.bvmw.de-Seite

sen, kostenlos auf Indeed und optional auf bis zu

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


33

Kandidat auf die Stellenausschreibung aufmerk-

Facebook einsetzen und Stellenanzeigen viral bewerben

sam wird, kann er sich in wenigen Schritten ganz

Und wer noch mehr Bewerber erreichen möchte,

unkompliziert bewerben. Seine Unterlagen wer-

kann über das Einbinden des Connectoor-Stel-

den daraufhin datenschutzkonform in das Con-

lenmarktes über die Homepage hinausgehen.

nectoor E-Recruiting System übertragen und

Denn dieser Stellenmarkt kann auch noch auf

können an diesem zentralen Ort von den Per-

Facebook eingebunden werden. Facebook bietet

sonalern der KMU im Team gemanagt werden.

viele Vorteile bei der Bewerbersuche. Durch das

Auch hier ist mit dem Connectoor wieder eine

Posten und Teilen der Stellenanzeigen können

prozessoptimierte

Foto o.: © sdecoret – www.fotolia.com

1.000 Stellenbörsen veröffentlicht. Egal wo der

möglich,

Bewerber einer bestimmten Zielgruppe ange-

die den Unternehmen pro Bewerber im Schnitt

Automatisierung

sprochen werden – und das mit kleinem Werbe-

40 Minuten Zeit einsparen soll.

budget.

e-Recruiting für alle KMU möglich Bislang waren e-Recruiting Lösungen vor allem großen Unternehmen vorbehalten, da die benötigte Software meist zu groß, zu teuer und zu unflexibel war. Mit dem Connectoor der jobEconomy kann sich jedes Unternehmen, gleich welcher Größe, modernes e-Recruiting leisten. Die browserbasierte Software ist in der Starter-Lizenz bereits ab 19 Euro pro Monat verfügbar. www.connectoor.com Kontakt: Oliver Reinsch Connectoor CEO & Founder, E-Mail: reinsch@connectoor.com

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Michael Dammenhein BVMW, Mitglied der Bundesgeschäftsleitung Ressort Finanzen, Controlling und Projekte michael.dammenhein@ bvmw.de


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Personalgewinnung mit Social Media Personalbeschaffer müssen neu denken: Mit einer ausgefeilten Social-Media-Strategie, einer ansprechenden und zielgenauen Karriereseite können Unternehmen die Fachkräfte gewinnen, die sie suchen. Junge Fachkräfte dort finden, wo sie unterwegs sind

seite regelmäßig interessante Beiträge über In-

Das klassische „Post & Pray“-Prinzip bei der

werden. Geht es jedoch um Authentizität und

Schaltung von Stellenanzeigen, egal ob print oder

den weichen Faktor des Unternehmens als Part-

online, funktioniert schon länger nicht mehr. Der

ner, eignet sich auch Instagram. Hier können mit

Fachkräftemangel im Mittelstand macht ein aus-

Fotos und Videos von Mitarbeitern, Produkten,

geklügeltes Personalmarketing unverzichtbar.

Firmenevents oder ähnlichem vertrauensbinden-

Das wichtigste hierbei ist, genau dort professio-

de Kontaktpunkte aufgebaut werden. Da rund

nell aufzutreten, wo sich potenzielle Bewerber

70 Prozent der 14- bis 29-Jährigen diesen Kanal

aufhalten: in den Sozialen Medien. Ohne sie wird

nutzen, bietet sich die Plattform besonders für

Personalarbeit zukünftig nicht mehr auskom-

die Suche nach Auszubildenden an.

neneinsichten des Unternehmens veröffentlicht

men, denn dort tummeln sich die „Digital Natives“, die so heiß umworbene Generation unter 30 Jahren.

Vorhandene Netzwerke nutzen, die eigene Website anpassen Neben diesen Kanälen ist es unerlässlich, die eige-

Punkten mit Professionalität: Eine Social-Media-Strategie ist das Gebot der Stunde

ne Karriereseite auf dem eigenen Firmenauftritt

Die wichtigsten beruflich genutzten Sozialen

muss auf mobilen Geräten einwandfrei lesbar

Netzwerke in Deutschland, vor allem für Akade-

sein mit Eingabefeldern, die die Bewerber mo-

miker und Absolventen weiterführender Schu-

bil ausfüllen können. Sämtliche Maßnahmen auf

len, sind Xing und LinkedIn. Auf Xing können

Social-Media-Kanälen sollten auf die eigene Kar-

Kandidaten über den Talentmanager oder den

riereseite hinweisen und auf sie verlinken. Neben

Stellenmarkt direkt angesprochen werden. Das

reinen Informationen ist auch hier der Platz für

Unternehmen kann Stellenangebote und Unter-

ein ansprechendes Kurzvideo, in dem zum Bei-

nehmensprofil veröffentlichen und mit Anzeigen

spiel ein Mitarbeiter zu Wort kommt oder der

bewerben. Kontakte sind schnell und unkompli-

Chef sich selbst oder die Vorzüge seines Unter-

ziert herzustellen. Vor allem in Kombination mit

nehmens in Szene setzt.

im Netz so einzurichten, dass sie mit potenziellen

der größten Plattform für Arbeitgeberbewertung, Kununu, ist Xing die wichtigste deutsch-

Social Recruiting und die Direktansprache poten-

sprachige Business- und Recruiting-Plattform.

zieller Kandidaten führt damit zu einem Umdenken bei Personalverantwortlichen und fordert

Oliver Hickfang Leiter Webmasterteam, Social Media BVMW

Facebook ist als direkter Rekrutierungskanal

eine ganz neue Herangehensweise an das Thema

eher dann interessant, wenn auf der Firmen-

Personalbeschaffung.

Das vom BVMW geführte Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin stellt eine Checkliste für erfolgreiches E-Recruiting zur Verfügung: https://gemeinsam-digital.de/materialien/

oliver.hickfang@bvmw.de

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto o.: © DisobeyArt – www.fotolia.com

Kandidaten auf Augenhöhe kommuniziert. Sie


35

Personalvermittlung digital gedacht Technologische On-Demand Plattformen und HR-Tech-Start-ups zeigen, wie sich die Zukunft der Personalvermittlung und Zeitarbeit verändert. Dank automatisierter Technologien und neuen digitalen Produkten wird die Personalbuchung für mittelständische Unternehmen zukünftig schneller und einfacher sein. Vor allem Unternehmen aus den Bereichen Retail, Logistik, Hotellerie und Event werden durch die digitale Transformation viele Vorteile spüren. Der Einsatz von neuen Technologien reduziert zeitaufwändige administrative Aufgaben, beschleu-

„„

Durch den automatisierten Prozess lässt sich Personal innerhalb eines Tages finden.

nigt die Personalbeschaffung und erhöht die Flexibilität und Motivation von Arbeitnehmern.

Gutes Personal zu finden, ist für Personalvermittler und Zeitarbeitsfirmen in Zukunft eine große

Jobanfrage via App

Herausforderung. Bereits jetzt schon können Un-

Start-ups aus dem Bereich der Personalver-

ternehmen im Einzelhandel oder in der Logistik

mittlung bieten bereits intuitive, webbasierte

hohe Bedarfsschwankungen im Personalbereich

Lösungen, um Personal mit wenigen Klicks zu

kaum regeln.

bestellen. Der Online-Buchungsprozess ist deutlich einfacher und schneller als eine unflexible,

Zudem sind sich Experten einig, dass Deutschland

unübersichtliche Papierlösung. Zudem ist die On-

noch viele Jahre von einem Arbeitskräftemangel

line-Buchung nicht nur zeitsparend, sondern auch

geprägt sein wird. Deshalb ist es umso entschei-

effizienter. Haben Unternehmen mit ein paar

dender, dass die digitale Transformation inner-

Klicks ihre Anfrage für Personal online verschickt,

halb der Personalbranche vorangetrieben wird.

schlagen Algorithmen passende Kandidaten vor.

Denn davon profitieren am Ende alle: Unterneh-

Innerhalb kurzer Zeit erhalten ausgewählte Kan-

men und Arbeitnehmer.

Fritz Trott Geschäftsführer Zenjob BVMW-Mitglied www.zenjob.de

didaten eine Jobanfrage auf ihr Smartphone. Mit einem Klick in der App kann der Job bestätigt oder abgelehnt werden. Durch den automatisierten Prozess lässt sich so Personal innerhalb eines Tages finden.

Foto u.: © Andrey Popov – www.fotolia.com

Flexibel und selbstbestimmt arbeiten Die Vermittlung von kurzfristigen Jobs via App trifft den heutigen Zeitgeist. Junge Nachwuchskräfte wünschen sich mehr Flexibilität und Selbstbestimmtheit im Berufsleben. Sie wollen selbst entscheiden, wann und wie oft sie arbeiten. Automatisierte Prozesse und digitale Lösungen ermöglichen genau diese Art von Flexibilität, die sich junge Arbeitnehmer wünschen. Dadurch er-

Im Zuge der Digitalisierung wird die Personalbuchung vereinfacht

höht sich auch die Motivation und Zufriedenheit

Zeitaufwändige administrative Aufgaben werden so minimiert

im Job.

Apps ermöglichen es, Personal mit wenigen Klicks zu bestellen

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Neue Struktur in der Personalentwicklung Strukturierte und qualifizierte Personalentwicklung ist für Unternehmen eine der größten Herausforderungen in den nächsten Jahren. Geeignetes Personal, das extern gesucht wird, ist immer schwieriger zu bekommen. sich sinnhaft nutzen? Auf diese und weitere Fragen müssen Personalverantwortliche mittelständischen

aus

Unterneh-

men Antworten finden.

Häufig fehlt es an Know-how Zahlreiche Mitarbeiter in den Personalabteilungen von Unternehmen verfügen – bedingt durch ihr Tätigkeitsfeld in den letzten Jahren – über nur wenig bis gar kein Handwerkszeug, um diese Prozesse strukturiert anzugehen und aktiv zu steuFür Personalverantwortliche wird es zunehmend

ern. Für Unternehmen gilt es, die vorhandenen

wichtiger, interne Personalressourcen im Unter-

Wissenslücken schnellstmöglich und mit einfa-

nehmen besser nutzbar zu machen. Gerade für

chen Methoden zu schließen, damit die so wich-

kleine und mittlere Betriebe ist das eine beson-

tigen Prozesse aktiv gestaltet und nicht nur ver-

dere Herausforderung. In den letzten Jahren

waltet werden können.

Cornelia Jeschek Geschäftsführerin PREALIZE® GmbH Mittelstandsberaterin im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und –forschung e. V. www.prealize.de

Personalverwaltung im klassischen Lohnbüro-Stil

Digitaler Leitfaden

betrieben. Nun sollen die Mitarbeitenden dieser

Personalverantwortliche sollten sich in einem

Lohnbüros innerhalb kurzer Zeit strukturierte,

ersten Schritt selbst mit dem nötigen Handwerks-

qualifizierte und digitale Personalentwicklung

zeug rund um die Personalführung ausstatten.

umsetzen. Bei diesem Prozess drängen sich viele

Vordergründig sollten sie Wissen rund um die

Fragen auf: Wie beginne ich mit einer strukturier-

Führung und strategische Weiterentwicklung von

ten Personalentwicklung? Auf was muss ich dabei

Menschen aufbauen und darauf achten, dass die

achten? Welche Maßnahmen und Methoden sind

Führungskräfte ihre Aufgabe und Verantwortung

geeignet? Welche digitalen Möglichkeiten lassen

in der Personalweiterentwicklung ihrer Mitarbeitenden wahrnehmen und in diesem Bereich eng mit der Personalabteilung zusammenarbeiten.

Eine IBWF vor Ort Veranstaltung zu dem Thema findet am 11. Oktober

Um einen Überblick über die strategische Perso-

2018 in Nürnberg statt, bei der Sie mehr über die Möglichkeiten einer

nalentwicklung im Unternehmen zu bekommen,

modernen und digitalen Personalentwicklung erfahren können.

gibt es für Personalverantwortliche Hilfestellung

Nähere Informationen erhalten Sie unter www.mittelstandsberater.de

in Form eines digitalen Leitfadens. Hier können

im Bereich Veranstaltungen.

sie sich Unterstützung holen und die Personalentwicklung projektorientiert umsetzen.

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Foto o.: © kasto80 – www.istockphoto.com

haben Unternehmen im Mittelstand vorwiegend


37

Bäckerhandwerk auf digitalen Pfaden Urlaubsplanung, Abrechnung, Schichtentausch: Die Personalplanung ist komplex und stellt Geschäftsführer kleiner und mittlerer Unternehmen vor eine große Herausforderung. Dabei gibt es zahlreiche Möglichkeiten, den Prozess effizient zu gestalten und gleichzeitig zeitliche Ressourcen einzusparen. Welches Tool ist das richtige?

Mitarbeiter zu identi-

Natürliche Rohstoffe und frische Produkte:

fizieren.“

Bäcker Wahn betreibt mehrere Filialen an ver-

Philipp Fumfahr, Ge-

schiedenen Standorten in Brandenburg mit rund

schäftsführer Bäcker

50 Mitarbeitern. Eine besondere Herausforde-

Wahn

rung für das Unternehmen ist es, Personalplanung

Nicht immer ist ein komplexes Tool notwendig, um

Kleine, nutzerzentrierte Lösungen erarbeiten …

seine Personalplanung und Abrechnung effizient

Das Projekt begann

Im Erlebnisraum von

zu gestalten.

im

_Gemeinsam digital

und Abrechnung so effektiv wie möglich zu gestalten. Auf dem Markt existieren bereits zahlreiche digitale Lösungen, doch welche ist die passende?

Frühjahr

2018.

Das Expertenteam von _Gemeinsam digital und

können Unternehmer

Medienbrüche vermeiden

seinen Projektpartnern führte Interviews mit der

die Matrix selbst aus-

WhatsApp, Telefon und Excel-Tabellen: die Wege,

Geschäftsführung und erfasste die Bedürfnisse

probieren. Mehr zu

auf denen Mitarbeiter Veränderungen in der

der Mitarbeiter. Im Hinblick auf bereits existie-

diesem und weiteren

Schichtplanung, Krankmeldungen oder Urlaubs-

rende Tools wurde deutlich, dass jede Branche

Projekten unter:

anträge mitteilen, sind vielfältig. Umso aufwän-

individuelle Anforderungen an die Personal-

https://gemeinsam-

diger ist es für den Geschäftsführer der Bäckerei,

planung hat. In zahlreichen Workshops konnten

digital.de/portfolio/

hier den Überblick zu behalten und eine korrekte

verschiedene Prozesse optimiert und prototypi-

digitale-

Abrechnung vorzunehmen. Zumeist geschieht

sche Lösungen, speziell für das Bäckerhandwerk,

personalplanung/

dies in einem händischen Soll/Ist-Vergleich, was

entwickelt werden. Gemeinsam mit dem Unter-

wertvolle Zeit beansprucht. Ziel ist eine vollstän-

nehmen wurden Personas erstellt, in Kategorien

dig digitale Zeiterfassung und Personalplanung

eingeteilt und schließlich mit verschiedenen Tools

aus einem Tool, bei dem die Mitarbeiter persön-

abgeglichen. Dabei wurde deutlich, dass es oft-

liche Daten (Bankdaten, Adressänderungen etc.)

mals ausreicht, einheitliche Kommunikationswe-

selbstständig ändern können.

ge in bereits vorhandene Prozesse zu integrieren, ohne ein komplexes Personalplanungstool zu ver-

„Die Komplexität der Personalplanung stellt uns

wenden.

täglich vor neue Herausforderungen. Ich freue mich über die Unterstützung durch _Gemeinsam

… und ausprobieren

digital, mit dessen Team wir unsere Personalpla-

Im Ergebnis wurde eine Matrix entwickelt, die

nungsprozesse umfangreich analysiert haben.

verschiedene Bedürfnisse, Anforderungen und

Auf dieser Basis gelang es uns, Potenziale der Di-

Tools der Personalplanung abbildet. Unterneh-

gitalisierung in der Personalplanung zu erkennen

mer erhalten so einen Überblick, welche Perso-

und bedürfnisorientiert auf uns anzupassen. Die

nalplanungstools speziell für ihre Bedürfnisse in

Unterstützung hat uns geholfen, geeignete digi-

Frage kommen und welche Vorteile diese mit sich

tale Lösungen für das Unternehmen und für die

bringen.

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Kjell Schneider BVMW Projektmanagement Verbandskooperationen und Projekte kjell.schneider@bvmw.de


38

Veränderung der Arbeitswelten Um auch in Zukunft erfolgreich arbeiten und wachsen zu können, ist es besonders für mittelständische Unternehmen wichtig, sich zukunftssicher aufzustellen. Denn heute gibt es Herausforderungen, die man als Unternehmer vor einem Jahrzehnt noch nicht einmal kannte. Wie können Arbeitsabläufe im Unternehmen optimiert werden? Und welche Tools braucht es zur Unterstützung dieser Verbesserungen? Wie kann man ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem sich Mitarbeiter wohlfühlen und das gleichzeitig die Kreativität und die Produktivität steigert? Welche rechtlichen und gesetzlichen Vorgaben – wie Informationssicherheit und Datenschutz – gilt es für Unternehmen einzuhalten? Je nach individueller Situation eines Unternehmens kann jede dieser sechs Dimensionen den Viele Unternehmen, die in den vergangenen

konkreten Startpunkt zur Umsetzung von Verän-

Jahren

derungen der eigenen Arbeitswelt darstellen.

keine

Anstrengungen

unternommen

allem für junge Berufsanfänger – als Arbeitge-

Steht für ein stark wachsendes Unternehmen der

ber nicht mehr attraktiv. Andererseits ist bei

Umzug in neue Geschäftsräume an, kann diese

bestehenden Mitarbeitern die Angst zu spüren,

Veränderung genutzt werden, um mit der Neuge-

den durch die Digitalisierung bedingten Verän-

staltung des Arbeitsumfeldes und der Büroräume

derungen nicht standhalten zu können. Daraus

in den Wandlungsprozess einzusteigen. Hier kön-

resultiert zuweilen eine sinkende Motivation der

nen die physischen Arbeitsplätze den Bedürfnis-

Mitarbeiter, die Zukunft des Unternehmens wei-

sen der Mitarbeiter angepasst werden. Dem kön-

terhin aktiv mitzugestalten.

nen sich dann weitere Dimensionen anschließen.

Sechs Dimensionen

Jeder Wandlungsprozess eines Unternehmens

Mit welchen konkreten Schritten können Verän-

kann nur von innen heraus stattfinden. Gute An-

derungen im eigenen Unternehmen umgesetzt

sätze beginnen im Unternehmen und binden die

werden? Sechs Dimensionen bieten eine Orien-

vorhandenen Mitarbeiter in ein ganzheitliches

tierung im Transformationsprozess:

Konzept aktiv ein. Nur so kann der Prozess zum

Im Zentrum jedes Wandlungsgedankens sollte

Hebel für die Digitalisierung des Unternehmens

der Mensch stehen. Wie bleibt das Unterneh-

werden und sorgt – bei bestehenden und künf-

men für bestehende Mitarbeiter attraktiv, und

tigen Mitarbeitern – für eine hohe Attraktivität

wie anziehend kann es für künftige werden?

und Bejahung ihres Arbeitsplatzes.

Wie muss die Unternehmenskultur beschaffen sein, um Veränderung im Unternehmen zu ermöglichen und nachhaltig integrieren zu Paiman Minavi Geschäftsführender Gesellschafter migosens GmbH BVMW-Mitglied www.migosens.de

können? Welche Werkzeuge erleichtern es Mitarbeitern, ihre Arbeit effizient und unabhängig von Raum und Zeit bestmöglich erledigen zu können?

Um für Mitarbeiter attraktiv zu bleiben, müssen sich Unternehmen verändern Ältere Mitarbeiter haben Angst vor Veränderungen Verbesserungen des Arbeitsplatzes können zum Hebel der Digitalisierung werden

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Autor: © migosens; Foto: © LIGHTFIELD STUDIOS – www.fotolia.com

haben, sich zu modernisieren, sind heute – vor


39

Berufsausbildung 4.0 Die Zahlen sind erschreckend: Allein der grundlegende Sanierungsbedarf im deutschen Ausbildungssystem wird von Experten auf etwa 50 Milliarden Euro geschätzt. Doch zeitgleich muss die Schule fit für das digitale Zeitalter gemacht werden. Fällt die Digitalisierung wirklich in den Kompetenzbereich unseres Ausbildungssystems? Die Antwort auf diese Frage ist so simpel wie zwingend: Natürlich muss das System dies leisten. Sicher nicht aus eigener Kraft und ohne zusätzliche (auch finanzielle) Hilfe. Aber der gerade von mittelständischen Unternehmen dringend benötigte Zufluss an digitalen Kompetenzen funktioniert nur, wenn auch die Aus- und Weiterbildungseinrichtungen mitziehen können.

Beste Chancen für die Berufsbildung Umso wichtiger ist es, jetzt mutig anzupacken und die Dinge pragmatisch voranzutreiben, wo gegenwärtig am meisten bewegt werden kann – bei der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Tatsächlich sind die Einrichtungen der beruflichen Bildung in ihrem eigenen digitalen Wandlungsprozess

Bildungsinseln verweisen. Im Brückenschlag zwi-

vielfach schon weiter, als dies von außen erkenn-

schen digitaler Lebenswelt und Wirtschaft nimmt

bar ist. Allerdings lag der Fokus hier bisher auf

das digitale Klassenzimmer damit die zentrale,

der Schaffung der digitalen Grundlagen im Sinne

transitive Rolle eines Kompetenzmediums ein.

einer digitalen Infrastruktur für die internen Verwaltungs- und Organisationsprozesse. Nun muss

Gemeinsam gestalten

der qualitative Quantensprung folgen.

Was sich darüber hinaus noch weiterentwickeln Vielleicht sollte man aber auch hier den Lehrkräf-

Wo dieser erste Schritt inzwischen abgeschlossen

ten grundsätzlich mehr zutrauen und auf das hohe

ist, beginnt jetzt die spannende Phase: der Aufbau

Motivationspotenzial der Pädagogen setzen. Alle

von „digitalen Klassenzimmern“. Deren Funktion

Erfahrungen zeigen, dass es in der Berufsbildung

ist es zunächst, die im betrieblichen Alltag einge-

weder am Engagement noch an der Qualifikation

übten digitalen Prozesse – von der übergreifen-

fehlt, wenn die übrigen digitalen Voraussetzun-

den Nutzung digitaler Werkzeuge zum Schreiben,

gen stimmen.

Rechnen und Präsentieren bis zu den fach- und kursspezifischen digitalen Anwendungen – nahtlos in den Alltag der Bildungseinrichtungen zu überführen. Gleichzeitig muss das digitale Klassenzimmer aber auch ein Umfeld schaffen, das die digitale private Lebenswelt der Schüler mit der Welt der Berufsbildung verbindet. Wer als Digital Native digital kommuniziert und sich digital informiert, den kann man nicht mehr auf analoge

Bei der Aus- und Weiterbildung muss ein stärkerer Fokus auf den digitalen Wandel gelegt werden Dazu gehört auch das Schaffen von „digitalen Klassenzimmern“ Zudem muss sich eine zeitgemäße, digitale Pädagogik entwickeln

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

© 3dart – 123rf.com

Foto o.: © Wavebreakmedia – www.istockphoto.com

muss, ist eine zeitgemäße digitale Pädagogik.

Digitale Klassenzimmer

Herbert Schmidt Direktor Berufsförderungswerk Oberhausen BVMW-Mitlgied www.bfw-oberhausen.de


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Gelassen in die Zukunft In der digitalen Transformation wird Gelassenheit zu einem der wichtigsten Erfolgsfaktoren. Denn: Je unvorhersehbarer die Zukunft wird, desto bedeutsamer ist es, besonnen auf Veränderungen zu reagieren. Algorithmen, künstliche Intelligenz, Robotik und Genetik verändern klassische Geschäftsmodelle, Berufsbilder sowie unsere Gesellschaft in einer nie dagewesenen Form und Geschwindigkeit. Manche Experten befürchten, dass innerhalb der

Die Digitalisierung verändert Geschäftsmodelle und Berufsbilder grundlegend

nächsten Jahre allein in Deutschland Millionen von Jobs wegfallen könnten. Da kann man nur mit

Mitarbeiter müssen auf diesen Wandel eingestimmt werden

Karl Valentin sprechen: „Früher war die Zukunft

Führungskräfte sind gefordert,

auch besser.“

eine Vorbildfunktion einzunehmen

Zukunftssorgen trotz Boom Die Folge solcher Schreckensmeldungen: Zahlreiche Menschen machen sich trotz einer boo-

beiter auf die zu erwartenden Änderungen vorzu-

menden Konjunktur Sorgen um ihre (berufliche)

bereiten. Der Personalentwicklung kommt haupt-

Zukunft. Das lähmt schon heute die Produktivität

sächlich die Aufgabe zu, die zukünftig gefragten

in vielen mittelständischen Betrieben.

Fachkompetenzen der Mitarbeiter rechtzeitig auf- und auszubauen – dies können branchenab-

Auch wenn wir letztlich nicht wissen, ob die Prog-

hängig völlig unterschiedliche sein. Die Führungs-

nosen von Millionen bedrohter Stellen tatsäch-

kräfte sind in ganz anderer Hinsicht gefragt, denn

lich so eintreffen werden, so müssen wir doch da-

sie müssen eine Vorbildfunktion einnehmen.

Jahrtausendwende hat sich nämlich etwas Ent-

Vorgesetzte sollten Gelassenheit vorleben

scheidendes geändert: Veränderungen vollziehen

Konkret sollten verantwortungsvolle und zu-

sich nicht mehr linear, sondern exponentiell. Den-

kunftsorientierte Unternehmer jetzt, auch wenn

noch ist das kein Grund, ängstlich in die Zukunft

dazu noch keine Notwendigkeit erscheint, ihr

zu schauen. Entscheidend ist es, die Mitarbeiter

Führungsteam für das Thema Veränderung sen-

jetzt auf den anstehenden Wandel einzustimmen.

sibilisieren und ihnen klar machen, dass sie eine

wird, was heute noch gewohnt für uns ist. Zur

Schlüsselrolle in der digitalen Transformation ein-

Personalentwicklung und Führung sind gefordert

nehmen. Je besser es den Vorgesetzten selbst ge-

Prof. Dr. Martin-Niels Däfler Hochschullehrer an der FOM in Frankfurt/Main Redner, Trainer und Coach BVMW-Mitglied

Was ist zu tun, um die Mitarbeiter fit für die Ar-

Flexibilität zu beweisen, neugierig Herausforde-

beitswelt 4.0 zu machen? Zunächst ist es Aufgabe

rungen anzunehmen, Selbstverantwortung zu zei-

der Geschäftsführung, zukunftsfähige Strategien

gen und Optimismus statt Zukunftsangst auszu-

zu entwickeln. Darüber hinaus sind es vor allem

strahlen, desto eher werden sich die Mitarbeiter

die Führungskräfte und die Personalentwicklung,

diese positiven Eigenschaften aneignen und damit

www.daefler.de

die maßgeblich dazu beitragen können, die Mitar-

erfolgreich im digitalen Zeitalter sein.

lingt, in stressigen Situationen gelassen zu bleiben,

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto o.: © alashi – www.istockphoto.com

von ausgehen, dass sich vieles von dem wandeln


41

Führung mit Gefühl und Verstand Fachkompetenz und Menschlichkeit, das sind die Kernbegriffe für Führungskräfte, die verantwortungsvoll, motivationsfördernd, innovativ und erfolgreich die Zukunft gestalten wollen.

Mitarbeiter führt, stößt schnell an seine Gren-

Verbindungen schaffen – Vertrauen leben

zen. Dabei steht fest: Bevor sich Führungskräfte

Wer als Führungskraft einen vertrauensvollen

Gedanken machen, wie sie verantwortungsvoll

Umgang mit seinen Mitarbeitern pflegt, för-

Menschen führen wollen, sollten sie sich die Fra-

dert kreatives Schaffen und neue Ideen. Offene

ge stellen, wie sie sich selbst führen würden und

„„

Wer ohne Empathie seine Mitarbeiterinnen und

was nötig ist, damit sie sich geistig und körperlich in ihrem Arbeitsumfeld wohlfühlen. Diese Selbsteinschätzung kann zur Unternehmenskultur beitragen. Doch welche elementaren Bestandteile bringen und halten Mensch und Unternehmen auf Erfolgsspur? Bei Befragungen in Unternehmen, welche Werte wichtig sind, stehen Vertrauen, Re-

Kommunikation auf Augenhöhe ist so wertvoll wie Zeit für wichtige Gespräche. In entspannter

Es gibt keine besseren Markenbotschafter f ür das Unternehmen als zufriedene und begeisterte Mitarbeiter.

Foto: © Jirsak – www.istockphoto.com

spekt, Gesundheit, Familie, Menschlichkeit, Ehrlichkeit, Offenheit, Zuverlässigkeit und Toleranz

Atmosphäre redet es sich leichter und offener –

ganz oben. Führungskräfte sollten also mehr sein

gerade über sensible Themen. Emotional führen,

als Dompteur oder Dirigent: Das soziale Mitein-

authentisch handeln: Nur wer „echt“ ist, wirkt

ander, wertschätzender Umgang, das Leben der

ehrlich, fördert Vertrauen, wird zur anerkannten

eigenen sozialen Kernwerte sind die gestaltenden

Führungskraft – nicht nur auf fachlicher Ebene.

Elemente. Um Mensch und Unternehmen weiterzubringen, steht immer auch die Frage nach den Antriebskräften im Raum. Wer seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut kennt, wer um die Talente, Sehnsüchte, Befindlichkeiten weiß und weiß, wofür sie brennen, für den ist vor allem klar: Nur wer sich am richtigen Platz wiederfindet, wird seiner täglichen Arbeit mit Freude und Zufriedenheit begegnen. Und das ist ein Gewinn für Führungskraft, Unternehmen und Mitarbeiter. In der Summe sind es die gemeinsamen Ziele des Schaffens, wie Kundenbegeisterung und Produktstolz, die verbinden. Und: Arbeitsqualität ist auch Teil der Lebensqualität. Es gibt keine besseren Markenbotschafter für das Unternehmen als zufriedene und begeisterte Mitarbeiter. Ein Mehrwert für alle.

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Erwin Schottler Geschäftsführer Erwin Schottler bewegt UG Mitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und –forschung e. V. www.donnersberger.de


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Agile Führung Die Zielvereinbarung „agile Führung“ bereitet mancher Führungskraft schlaflose Nächte. Vermutlich hat der Vorgesetzte vergessen zu erklären, was er darunter versteht. letzten Jahren in einer Branche verändert? Hier liegt der Kern der Agilität: Es braucht heute Unternehmer und Führungskräfte, die sich flexibel auf Veränderungen einstellen und schnell auf diese reagieren können, die Mut zur Veränderung, zur Innovation haben und die wissen, dass es dabei auch mal zu Rückschlägen und Misserfolgen kommen kann. Sportler lernen daraus übrigens am meisten. Warum nicht auch Unternehmer?

Agile Führung beachtet das Warum Um den immer komplexer werdenden Herausfor-

„„

derungen gerecht werden zu können, bedarf es einer leistungsfähigen IT, optimaler Prozesse, eines kontinuierlichen Anpassungs- und Verbesse-

Die Lust auf Kontrollverlust schafft beste Voraussetzungen, um den multilateralen Herausforderungen agil und erfolgreich begegnen zu können.

rungsprozesses und vor allem: des richtigen Mitarbeiters, des richtigen Teams am richtigen Platz. Wie steht es eigentlich um Haltung, Wissen und Erwartungen der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen? Weiß der Unternehmer, was ihnen wirklich wichtig ist? Mitarbeitergespräche sind im Zeitalter der Digi-

Was bedeutet der Begriff „agil“ eigentlich? „Von

leitung hat ihre Werte, Führungskräfte haben

großer Beweglichkeit zeugend; regsam und wen-

sie. Und Mitarbeiter wissen gleichermaßen, was

dig“ und „flink, lebhaft, beweglich“, heißt es im

ihnen wirklich wichtig ist. Das Zusammenspiel

Duden und einem englischen Wörterbuch. Sind

dieser Wertekonstrukte macht die Unterneh-

das die Bestandteile eines neuen Zaubertranks,

menskultur aus. Und wenn sich in dieser Kultur

der Führung um vieles einfacher und erfolgrei-

nicht alle wirklich wohl, motiviert, gefordert und

cher macht?

gefördert fühlen, wird es die Firma nie zu einem agilen Unternehmen bringen. In Mitarbeiterge-

Carsten Bollmann Geschäftsführender Gesellschafter Bollmann & Partner Unternehmensberater: Die Kursoptimierer Mitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und –forschung e. V. www.kursoptimierer.de

In Seminaren zum Ausbau der Führungskompe-

sprächen sollte weniger Zeit mit der Diskussion

tenz kommt nach dem Kapitel über agile Führung

um Leistungskennzahlen und Prozesse verbracht

immer die Frage auf: Was ist denn neu daran?

werden. Führungspersönlichkeiten müssen ihren

Tatsächlich gibt es keine neue Toolbox mit der

Gesprächspartnern vor allem zuhören können,

Aufschrift „agile Führung“. Es gibt neue Rahmen-

viel mehr und immer wieder die Antwort auf die

bedingungen. Und für die muss das passende

Frage nach dem Warum geben. Das stärkt die Be-

Handwerkszeug gefunden werden.

reitschaft zur Selbstorganisation und Übernahme von Verantwortung. Die Lust auf Kontrollverlust

Auf Veränderungen einstellen

schafft beste Voraussetzungen, um den multila-

Kunden, Märkte, Mitarbeiter, wachsende Regel-

teralen Herausforderungen agil und erfolgreich

werke: was hat sich bei diesen Kriterien in den

begegnen zu können.

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Autor: © André Stephan; Foto : © FotolEdhar – www.fotolia.com

talisierung wichtiger denn je. Die Unternehmens-


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Zeugnis mit Profil Zur Erstellung rechtssicherer Arbeitszeugnisse werden umfangreiche Tools angeboten – von Fachbüchern über kostenlose Generatoren bis hin zur komplexen ZeugnisSoftware. Um Mängel zu vermeiden, sollten Zeugnisse jedoch ausführlich, individuell und mit Bedacht formuliert werden.

Jährlich werden über 30.000 Prozesse vor deut-

spezifischen Anforderungsprofil genau abzuglei-

schen Arbeitsgerichten über Formulierungen

chen, sodass in der nachfolgenden Bewertung

in Arbeitszeugnissen geführt. Den häufigsten

im Zeugnis keine Leerstellen entstehen. Eine

Streitpunkt stellt dabei die Note der Leistungs-

individuelle Note erhält das Arbeitszeugnis

zusammenfassung dar.

durch eine detaillierte Hervorhebung von Kernkompetenzen, wie spezifischem Fachwissen und

Um Konflikte zu vermeiden, helfen regelmäßige

Weiterbildungen sowie durch die Beschreibung

Personalgespräche im Vorfeld. Diese vermitteln

konkreter Berufs- und Branchenerfahrungen.

einen genauen Leistungseindruck, sodass der

Auch die Bewertung praxisrelevanter Sprach-

Arbeitnehmer bereits bei der Aushändigung des

kenntnisse und spezieller IT-Fähigkeiten ma-

Zeugnisses weiß, was ihn erwartet. Aber auch

chen ein Zeugnis aussagekräftig. Darüber hi-

der Streit um das Fehlen berufsspezifischer Be-

naus empfiehlt es sich, bei der Bewertung von

wertungen, was nach einem Urteil des Bundesar-

guten bis sehr guten Leistungen auch konkrete

beitsgerichts von 2008 als unzulässiges Geheim-

Erfolge zu nennen, sofern das Arbeitsverhältnis

zeichen gewertet wird, ebenso wie die Korrektur

über ein Jahr andauerte.

inhaltlicher und stilistischer Mängel bestimmen die Mängelrügen vieler Arbeitnehmer.

Auch die Tätigkeitsbeschreibung hat für viele bei sollte die aktuelle Position in sieben bis acht

Viele Personalverantwortliche verstehen Ar-

Punkten beschrieben und diese der Hierarchie

beitszeugnisse nicht mehr als sinnvolles Mittel

nach genannt werden. Eine besondere Wert-

zur Personalbeurteilung oder als Visitenkarte des

schätzung wird dem Arbeitnehmer nicht nur

Unternehmens, sondern als notwendiges Übel, für

durch einen Dank für die erbrachten Leistungen

das oft wenig Zeit zur Verfügung steht. Das Ergeb-

und ein Bedauern über das Ausscheiden, son-

nis sind Zeugnisse, die kaum auf die individuellen

dern auch durch die Höhe des Rangs der Unter-

Leistungen von Arbeitnehmern eingehen und

zeichner entgegengebracht.

vermeidbare Mängel aufweisen. Solche Zeugnisurkunden erhöhen nicht nur den nachfolgenden Korrekturaufwand, sondern führen auch zur unThomas Redekop Geschäftsführer der Personalmanagement Service GmbH BVMW-Mitglied

nötigen Verärgerung der Arbeitnehmer.

www.arbeitszeugnis.de

kompetenzen des Mitarbeiters mit dem berufs-

Mehr über vermeidbare Mängel in Arbeitszeugnissen unter:

Die individuelle Note

https://arbeitszeugnis.com/

Daher empfiehlt es sich, im Vorfeld die Kern-

maengel-arbeitszeugnis

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto o.: © Stockfotos-MG – www.fotolia.com

Personaler einen hohen Informationswert. Da-

Zu wenig Zeit für Arbeitszeugnisse


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blog.segro.com

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Partnerverband der Mittelstandsallianz

46

Mitarbeiter beteiligen und motivieren Im Kampf um die besten Köpfe bringen Großunternehmen und Start-ups mit ihren modernen Anreiz- und Vergütungsmodellen den Mittelstand unter Zugzwang. Mit einer finanziellen Teilhabe am Unternehmen können Mitarbeiter zusätzlich motiviert werden. gesenkt und das Engagement sowie die Motivation der Beschäftigten gefördert werden. Unter Mitarbeiterbeteiligung wird die finanzielle Teilhabe der Mitarbeiter am Kapital des arbeitgebenden Unternehmens verstanden. Unabhängig von der Rechtsform können Unternehmen ihre Mitarbeiter als stille Gesellschafter oder über Genussrechte beteiligen. Aktiengesellschaften haben zusätzlich die Möglichkeit, die Mitarbeiter über Belegschaftsaktien zu echten Miteigentümern zu machen.

Mit 360 Euro Miteigentümer werden Dass sich Arbeitnehmer mit Abstand am meisten durch die Vergütung und Arbeitgeberleistungen motivieren lassen, ergab auch eine Umfrage des Personaldienstleisters ADP: 47 Prozent der Be61 Prozent der deutschen Mittelständler bewer-

fragten begründeten damit ihr Engagement und

ten den Fachkräftemangel mittlerweile als Ge-

ihre Motivation im Beruf.

schäftsrisiko – so viele wie noch nie seit Beginn einer entsprechenden Umfrage des Deutschen

Es verwundert daher nicht, dass die Mitarbeiter-

Industrie- und Handelskammertags im Jahr 2010.

beteiligung eine zunehmende Rolle in der Personalpolitik der Unternehmen spielt. Schließlich

Finanzielle Anreize erhöhen die Attraktivität als Arbeitgeber

sind die Mittel für die Unternehmen limitiert, mit

Der Druck wächst, dass die Mittelständler ihre

Gutes für ihre Mitarbeiter tun können. Mit einem

Attraktivität als Arbeitgeber steigern müssen. Im

jährlichen Zuschuss von bis zu 360 Euro bie-

Kampf um die besten Köpfe locken sie Fach- und

tet die Mitarbeiterbeteiligung eine einzigartige

Führungskräfte mit Anteilen an der Firma. Ein

Möglichkeit, Mitarbeitern zusätzliche finanzielle

Trend, der in der deutschen Wirtschaft zuneh-

Mittel steuer- und sozialabgabenfrei zukommen

mend Beachtung findet. So warben Ende vergan-

zu lassen. So bezuschussen unter anderem der

genen Jahres Siemens, Adidas und die Deutsche

Bielefelder Hochbauspezialist Goldbeck, der ost-

Telekom in einem öffentlichen Appell für die Mit-

westfälische Landmaschinenhersteller Claas und

Dirk Lambach Bundesverband Mitarbeiterbeteiligung – AGP Partner in der Mittelstandsallianz des BVMW

arbeiterbeteiligung, und der Bundesverband der

der schwäbische Gerätehersteller Stihl seit vielen

Personalmanager sieht dieses Thema als einen

Jahren den Erwerb von Unternehmensanteilen

von acht bestimmenden Trends für 2018. Aus

ihrer Mitarbeiter. Für alle drei Familienunterneh-

ihrer Sicht können Mitarbeiter damit enger an das

men steht dabei die Bindung der Mitarbeiter an

www.agpev.de

Unternehmen gebunden, die Personalfluktuation

das eigene Unternehmen im Fokus.

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto o.: © adrian_ilie825– www.fotolia.com

denen sie über eine steuerliche Förderung etwas


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Zeitwertkonten zur flexiblen Personalsteuerung Früher in Rente gehen, einfach mal eine Auszeit nehmen und trotzdem Lohn erhalten? Zeitwertkonten werden bei Arbeitnehmern und Arbeitgebern immer beliebter. Stimmen die Bedingungen, profitieren alle Beteiligten.

Mit persönlichen Zeitwertkonten können Arbeitnehmer, wie auch beteiligte Geschäftsführer und Vorstände, Arbeitsentgeltansprüche über einen längeren Zeitraum ansparen und später davon

„„

profitieren. Das Modell besteht aus einer Ansparphase und einer Entnahmephase.

Zeitwertkonten sind freiwillige Angebote des Arbeitgebers. Die Ansparphase bedeutet, dass ein Teil des Arbeitsentgeltes nicht sofort ausgezahlt, sondern im Rahmen einer Vereinbarung in ein „Wertguthaben“ eingebracht wird. Mit der späteren Freistellung beziehungsweise Reduzierung der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit beginnt die Entnahmephase. Die Wertentwicklung der Kapitalanlagen steht üblicherweise vollständig dem Arbeitnehmer zu, ohne dabei mit der Kapitalertragssteuer belastet zu werden. Der Arbeitgeber verpflichtet sich, das Wertguthaben in der Freistellungsphase als Brutto-Arbeitslohn an den jeweiligen Arbeitnehmer auszuzahlen. Dafür ist eine Rückstellung zu bilden. Die Abzinsung der Rückstellung unterbleibt, sofern dem Mitarbeiter eine Wertentwicklung zugesagt wird. Die Verpflichtung beruht auf dem Wert der Rückdeckung und führt in der Steuerbilanz zu gleichlaufenden Bilanzpositionen.

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


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Trotz Spielraum bei Sabbatical, Überstunden und Co. gilt es einiges zu beachten, denn das Instrument unterliegt trotz der generierten Flexibilität einigen Regeln und Besonderheiten: Bei betrieblichem Ausscheiden können dem Arbeitnehmer (entsprechend der arbeitsrechtlichen Grundlage) widerrufliche, freiwillige Arbeitgeberzuschüsse lohnsteuerneutral entzogen werden. Bei Beendigung eines mindestens einjährigen Arbeitsverhältnisses kann die „Fünftelungsregelung“ zur Verminderung der Steuerprogression führen. Der lohnsteuerliche Zufluss kann bei sozialversicherungsfreien Einmalauszahlungen von Wertguthaben auf einen zukünftigen Veranlagungszeitraum verschoben werden. Diese Wertguthaben sind frei vererbbar. Die Besteuerung richtet sich nach den Merkmalen des Erben. Für eine Rückbildung mittels klassischer Rückdeckungsversicherung oder Kapitalisierungstarifen ist die Ertragsneutralität stets gegeben. Bei einer fondsbasierten Rückdeckung (auch im Versicherungsmantel) ist dies nur bei einer positiven (oder neutralen) Wertentwicklung der Fall. Bei einer Rückdeckung mittels Investmentfonds kommt es bei einer positiven Wertentwicklung zu einer Steuerstundung. Die Höhe ist auf die Anschaffungskosten beschränkt. Die Option einer steuerfreien Umwandlung in die betriebliche Altersversorgung sollte nicht in die arbeitsrechtliche Vereinbarung Foto m.: © Pogonici – www.istockphoto.com

aufgenommen werden. Denn eine individuelle Vereinbarung beim betrieblichen Ausscheiden ist zielführender. Die komplexen Regeln zeigen: Zur Einführung ist eine fachkompetente Beratung erforderlich. Zeitwertkonten sind freiwillige Angebote des Arbeitgebers. Beachtet man die Besonderheiten, können sie ein zusätzliches Instrument der Mitarbeiterbindung darstellen – gerade auch für den Mittelstand.

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Stefan Albrecht von Dewitz MLP Bochum / TPC Betriebliche Vorsorge BVMW-Mitglied www.tpc-management.com


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Wie pflegende Mitarbeiter gehalten werden Mit einer pflegesensiblen Personalpolitik können Mitarbeiter, die alte oder kranke Angehörige versorgen, unterstützt und entlastet werden. Das stärkt den Zusammenhalt der Belegschaft und macht Firmen attraktiv. Zwei bayerische BVMW-Unternehmen zeigen, wie es geht. sen, haben sie nach dem Pflegezeitgesetz das Recht, dafür berufliche Auszeiten in Anspruch zu nehmen. „Arbeitgeber mit mehr als 15 Beschäftigten – oder mehr als 25 bei Pflegezeiten über sechs Monaten – sollten ihre Mitarbeiter darüber informieren, um eine pflegesensible Personalpolitik zu etablieren.“ Wer Angehörige pflegerisch versorgt, muss

allerdings

mindestens

15 Stunden pro Woche arbeiten, um kranken- und rentenversichert zu bleiben. Gerhard Schuhmacher hat deshalb Kontakt zu zahlreichen Firmen in der Region. „Wir treffen dann Vereinbarungen, dass Pflegebedürftige während der Arbeitszeit pflegender Angehöriger bei uns in der TaGerhard Schuhmacher, Mitbegründer und lang-

gespflege versorgt werden – bis zu drei Tage pro

jähriger 1. Vorsitzender der Caritas-Sozialstation

Woche kommt dafür die Pflegeversicherung auf.“

Thema Pflege. „Viele Unternehmen achten be-

„Soziale Verantwortung gegenüber der Region und den Mitarbeitern“

reits auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie“,

Vor allem größere Mittelständler seien am ehes-

sagt der Bankkaufmann und Versicherungsbera-

ten in der Lage, auf pflegende Beschäftigte und

ter, „und jetzt entwickelt sich auch die Vereinbar-

deren Bedürfnisse einzugehen. Geradezu vor-

keit von Beruf und Pflegeverantwortung extrem

bildlich, so Schuhmacher, funktioniere das beim

positiv.“ Aus gutem Grund: Schon 2011 gab es in

Unternehmen WIKA im benachbarten Klingen-

Deutschland 2,5 Millionen Pflegebedürftige mit

berg am Main. Dabei spielt die Tagespflegeein-

einer Pflegestufe. Nach einer Prognose des Sta-

richtung der Erlenbacher Caritas-Sozialstation

tistischen Bundesamtes wird diese Zahl bis 2020

(Mitglied im BVMW) eine besondere Rolle. Bei

auf 2,9 Millionen steigen, bis 2030 sogar auf fast

WIKA wird die Vereinbarkeit von Familie und

3,4 Millionen.

Beruf optimal gefördert – durch Gleitzeitrege-

am Main, befasst sich seit Jahrzehnten mit dem

lungen oder Kinderbetreuung in den Ferien. Die Wenn Mitarbeiter alte oder kranke Angehörige in

Firma unterhält eine eigene Kindertagesstätte,

häuslicher Umgebung pflegen wollen oder müs-

und mit Werksbuslinien erreichen die Mitarbei-

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto: © De Visu – www.fotolia.com

St. Johannes e. V. im unterfränkischen Erlenbach


51

ter stressfrei ihre Arbeitsplätze. „Für uns stellt das einen Teil unserer sozialen Verantwortung gegenüber der Region und den Mitarbeitern dar“, sagt Peter Ballweg, Leiter Personal- und Sozialwesen des Unternehmens, das ebenfalls Mitglied im BVMW ist.

Tagespflege-Kooperation mit Caritas-Sozialstation

darauffolgenden zwei Jahren der passiven Alters-

„„

teilzeit ist sie dann bis zur Verrentung freigestellt.

Arbeitgeber sollten eine pf legesensible Personalpolitik etablieren.

„Es gibt bei uns sehr individuelle und bedarfsgerechte Maßnahmen und eine, die allen unseren

Thema Pflege wird immer akuter

Beschäftigten zur Verfügung steht“, erläutert

Das Thema Pflege fange jetzt langsam an, in der

Personalchef Ballweg. Das sei die Kooperation

Belegschaft akut zu werden. „Bei uns sind Fami-

mit der Tagespflegeeinrichtung der Erlenbacher

lien als sozialer Rahmen noch viel mehr intakt als

Caritas-Sozialstation. „Steht ein Mitarbeiter oder

in Großstädten, was dazu führt, dass die Pflege

eine Mitarbeiterin plötzlich vor dem Problem, ein

von Angehörigen meist zu Hause von Angehöri-

krankes Familienmitglied versorgen zu müssen,

gen abgedeckt wird.“ Vor allem Mitarbeiter, die

kann die betroffene Person dort während der

vor der Rente stehen, kümmern sich um ihre El-

Arbeitszeit untergebracht werden.“

tern oder Schwiegereltern. Die Unterstützung pflegeverantwortlicher Beschäftigten ist von An-

Peter Ballweg schätzt, dass es zurzeit vier bis

fang an breit kommuniziert worden.

Almut Friederike Kaspar Journalistin mittelstand@bvmw.de

sechs schwere Pflegefälle gibt, „und für die versuchen wir, individuelle Lösungen zu finden – zum Beispiel mit darauf zugeschnittenen Arbeits-

3,4 Millionen Pflegebedürftige bis 2030

zeitregelungen.“ Ein aktuelles Beispiel: Als eine

70 Prozent der Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt –

bereits in Teilzeit beschäftigte 61-jährige Mit-

allein oder mit Unterstützung von Pflegediensten

arbeiterin in verantwortlicher Stellung um Hilfe

Vor allem größere Mittelständler sind in der Lage,

bat, weil ihr älterer Ehemann dement und pflegebedürftig wurde, bot ihr die Personalabteilung einen Altersteilzeitvertrag an. Zwei Jahre muss sie

auf die Bedürfnisse pflegender Angehöriger einzugehen Digitaler Ratgeber: www.bundesgesundheitsministerium.de/ service/pflegeleistungs-helfer.html

in der aktiven Altersteilzeit noch arbeiten, in den

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52

Dem Stress begegnen Einen Großteil seines Tages verbringt der Mensch am Arbeitsplatz. Immer mehr Arbeitnehmer empfinden diese Zeit als psychische Belastung. Eine anonyme Befragung durch den Stressmonitor ermittelt individuell belastende Faktoren und bietet Empfehlungen zu passenden Maßnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements.

Frank Winkler ist müde. Trotz regelmäßiger Ruhepausen fühlt er sich nach Feierabend erschöpft und kraftlos. Er kann im Büro nicht mehr die Leistung erbringen, die von ihm erwartet wird. Ähnlich wie Frank Winkler ergeht es in Deutschland tausenden Menschen. Die postmoderne Arbeitswelt mit beschleunigten Prozessen und ständiger Erreichbarkeit beein-

„„

flusst unsere psychische Gesundheit.

Die postmoderne Arbeitswelt beeinflusst unsere psychische Gesundheit. Gesellschaftliche Tendenzen wie diese veranlassten 2012 eine große Betriebskrankenkasse dazu, eine Ausschreibung zur Entwicklung eines wissenschaftlichen Messinstruments zu starten. Das Ziel: Die individuelle Belastung von Arbeitnehmern konkreter abzufragen und deren Gefährdungslage besser zu analysieren. In Burnout-Experte und Chefarzt der Schön Klinik,

interne Portfolio im Bereich Stress, psychische

entwickelte die Firma medicaltex den Stressmo-

Belastung und Burnout durch ein wissenschaft-

nitor – und gewinnt die Ausschreibung.

lich fundiertes Befragungsinstrument erweitern“, erklärt Ralf Mayr, Geschäftsführer von

Durch erprobte Messinstrumente kann der

medicaltex. Dabei ist das System nicht mehr

anonyme Online-Fragebogen in nur wenigen

nur auf die Anforderungen der Krankenkasse

Minuten den persönlichen Stresslevel eines

ausgelegt. Ein großer Vorteil liegt in der indi-

Mitarbeiters einordnen und passende Emp-

viduellen Anpassbarkeit auf unterschiedlichste

fehlungen für Maßnahmen des Betrieblichen

Arbeitsbereiche. „Wir können den Fragebogen

Gesundheitsmanagements geben. „Mit dem

an die spezifischen Anforderungen von Unter-

Einsatz des Fragebogensystems lässt sich das

nehmen angleichen.“

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto o.: © Elnur – www.fotolia.com

Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Andreas Hillert,


53

38 %

klagen über regelmäßige Schlafstörungen

39 %

haben das Gefühl, ausgebrannt zu sein

17 %

gehen trotz Krankheit zur Arbeit

7,5 %

zeigen Anzeichen für eine Depression

Autor: © Ralf Mayr

Quelle: Stressmonitor

Von der Möglichkeit der Individualisierung profi-

zu können. Die Analyse der Ergebnisse liefert ent-

tieren Auftraggeber aus den verschiedensten Be-

scheidende Erkenntnisse. So ist zum Beispiel der

reichen. So erfragt der Bayerische Beamtenbund

Klinikverbund zu dem Ergebnis gekommen, dass

durch den Stressmonitor den Stresslevel seiner

der Stressmonitor dabei hilft, ein Umfeld zu schaf-

Beamten. Ein ähnliches Ziel verfolgt das Kultusmi-

fen, in dem die Mitarbeiter gerne und nachhaltig

nisterium Niedersachsen, das mithilfe des Frage-

gesund arbeiten können. „Es zeigt sich, dass schon

bogens die Lehrergesundheit in den Fokus rückt.

die konkrete Auseinandersetzung der Beschäftig-

Auch mittelständische Unternehmen und ein grö-

ten mit dem Thema dazu geführt hat, Potenziale

ßerer Klinikverbund machen von der individua-

für eine effektivere und bessere Gestaltung des

lisierbaren Befragung Gebrauch, um die Gefähr-

beruflichen Alltags zu erkennen und proaktiv um-

dungslage ihrer Mitarbeiter besser einschätzen

zusetzen“, bemerkt Geschäftsführer Mayr.

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Ralf Mayr Geschäftsführer medicaltex GmbH BVMW-Mitglied www.medicaltex.de


54

Personalmangel im Homecare-Bereich 2015 gab es bereits 2,9 Millionen pflegebedürftige Menschen in Deutschland, von denen über zwei Millionen zu Hause versorgt wurden. Bis 2050 ist mit einem Anstieg auf 4,5 Millionen Pflegebedürftige zu rechnen. Vor diesem Hintergrund wird Homecare zu einer zentralen Branche.

nal für sich zu gewinnen. Dem wachsenden Bedarf an Homecarefachkräften und den komplexen Anforderungen an die Homecaretätigkeiten muss schnell begegnet werden.

Selbst ausbilden ist ein Teil der Lösung Obwohl die Homecarebranche, die inzwischen Millionenumsätze erwirtschaftet, eine immer wichtigere Rolle auf dem deutschen Gesundheitsmarkt spielt, mangelt es an einer Grundlage zur Professionalisierung des Berufszweiges. Es gibt weder eine einheitliche Berufsbezeichnung für die Mitarbeiter im Homecarebereich, noch eine generalisierte, offiziell anerkannte Berufsausbildung. Aber der Mittelstand wäre

Rebecca Hesselbach Leitung des Fachbereichs Homecare KCS Medical GmbH BVMW-Mitglied www.kcs-medical.de/ homecare

Deutschland, wenn er nicht Probleme direkt an-

von Patienten mit medizinischen Hilfsmitteln,

packen würde. So hat die KCS Medical GmbH

Verbandmitteln sowie medizinischer Ernährung

auf die Situation reagiert und einen Homeca-

zu Hause und in Pflege- oder Altenheimen“. Der

re-Intensivkurs entwickelt. Zum einen bietet er

Fachbereich schließt die Lücke zwischen der

Pflegefachkräften eine neue Perspektive durch

Entlassung aus dem Krankenhaus und häuslicher

Fortbildung, und zum anderen ermöglicht er mit-

Pflege. Sämtliche am Versorgungsprozess betei-

telständischen Homecare-Unternehmen eine

ligten Akteure wie der Hausarzt, die Apotheke,

Verkürzung der Einarbeitungszeit ihrer eigenen

der Pflegedienst, Angehörige und die Kranken-

Mitarbeiter. Eigentlich als Personaldienstleister

kasse werden in eine koordinierte ambulante Be-

in den Bereichen Medizin, Pflege, Erziehung, Ho-

handlung einbezogen. Zentrale Voraussetzung

mecare, Fitness und betriebliche Gesundheits-

dafür ist eine hohe Qualifikation der Homecare-

förderung bei der Gründung 2017 angetreten,

fachkräfte.

wurde das Unternehmen so zum Personalentwickler. Der Homecare-Intensivkurs bietet so-

Fachkräftemangel ist bittere Realität

wohl Pflegefachkräften als auch versorgenden

Aber auch der Homecaremarkt sieht sich von der

Unternehmen die entsprechenden Wissens-

Pflegesituation unmittelbar betroffen und steht

grundlagen, um in Zukunft auf dem Gesundheits-

vor der Herausforderung, geeignetes Fachperso-

markt erfolgreich mitzuhalten.

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto o.: © Tyler Olson – www.fotolia.com

nicht so relevant für die Wirtschaft in Als Homecare bezeichnet man „die Versorgung


55

Diagnose per App Viele Menschen leben bereits in einer digitalen Welt. Unternehmen können durch ein zeitgemäßes Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) genau an dieser Stelle mit einem gelungenen Employer Branding ansetzen. BVMW-Mitglied Dr. Alexander Hackmann, Business Development Manager bei ottonova, weiß, worauf es ankommt. DER Mittelstand.: Herr Hackmann, warum muss Betriebliches Gesundheitsmanagement digital sein? Und was genau kann man sich darunter vorstellen?

Dr. Alexander Hackmann ist

Dr. Alexander Hackmann: Per Smartphone mit

Business Development Manager

dem Arzt sprechen, anschließend Krankschrei-

bei ottonova, einer digitalen

bung aus der App herunterladen, an Vorsorgeter-

privaten Krankenversicherung

mine per Push-Nachricht erinnert werden – das alles ist Teil eines digitalen Gesundheitsmanagements. Zukunftsweisend ist es deshalb, weil junge, gut ausgebildete und vernetzte Mitarbeiter das erwarten. Und genau das sind die Mitarbeiter, die sich jeder Chef wünscht. In anderen EU-Ländern ist die Digitalisierung der Gesundheit schon voll angekommen. Google, Apple und Co. machen es vor: Alles geht intuitiv, schnell und unkompliziert. Die einfachen Prozesse der digitalen Welt erhöhen die Erwartungshaltung signifikant, auch

„„

mit Sitz in München.

Ein digitales Gesundheitsmanagement macht das Unternehmen attraktiver f ür bestehende Mitarbeiter und neue Talente.

im Gesundheitsbereich. Ein solches Gesundheits-

einem längeren Arbeitsausfall vermeiden. Mitar-

management spart Zeit und Geld. Es ist auch viel

beiter nutzen es bereitwillig, weil sie den Vorteil

effektiver, denn wer jederzeit spontan via Smart-

für sich sehen. Das kommt am Ende wieder dem

phone auf medizinische Hilfe zugreifen kann, ver-

Unternehmen zugute – eine Win-win-Situation

bringt weniger Arbeitszeit im Wartezimmer und

für beide Parteien.

ist produktiver. Wie hoch ist der Aufwand, um digitales GesundProfitiert auch das Unternehmen von den ge-

heitsmanagement in ein mittelständisches Un-

nannten Vorteilen für Mitarbeiter?

ternehmen zu integrieren?

Unterstützt ein Arbeitgeber seine Mitarbeiter

Es ist oftmals gar nicht so leicht, das eigene Un-

dabei, ihre Gesundheit und Vorsorge aktiv und

ternehmen mit seinen gewachsenen Strukturen

unkompliziert zu managen, hebt sich dieser posi-

digital aufzustellen. Digitales Gesundheitsma-

tiv von anderen Wettbewerbern auf dem Markt

nagement allerdings ist ein klar umgrenztes Ge-

ab. Ein digitales Gesundheitsmanagement macht

biet, auf dem man schnelle Erfolge sieht. Ein digi-

das Unternehmen damit attraktiver für beste-

tales Betriebliches Gesundheitsmanagement ist

hende Mitarbeiter und neue Talente. Außerdem

ein Schritt in die Zukunft, der für jedes Unterneh-

kosten kranke Arbeitnehmer ein Unternehmen

men machbar ist. ottonova bietet unter anderem

viel Geld – im Schnitt 3.600 Euro pro Mitarbei-

digitale Versicherungen mit telemedizinischen

ter jedes Jahr. Ein innovatives Gesundheitsma-

Services an, für die keine betriebseigene techni-

nagement mit integrierter Telemedizin kann dazu

sche Aufrüstung nötig ist, da alles über digitale

beitragen, dass Arbeitnehmer früher ärztlichen

Produkte und Services läuft.

Rat am Arbeitsplatz oder auf Dienstreisen in Anspruch nehmen und ernstere Erkrankungen mit

Das Interview führte Mechthild Heppe.

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt


56

Krank im Urlaub Eine Krankschreibung rund um die Ferienzeit führt immer wieder zu Konflikten zwischen Chef und Mitarbeiter. Die Rechtslage ist klar geregelt. Kranke Urlaubstage im Nachhinein zurückzufordern, funktioniert allerdings nicht.

Grundsätzlich brauchen sich Arbeitnehmer

Kehrt ein arbeitsunfähig erkrankter Arbeit-

nicht für den Zeitpunkt einer Krankheit zu recht-

nehmer ins Inland zurück, so ist er verpflichtet,

fertigen, allerdings ist während der Ferienzeit in

dem Arbeitgeber sowie der Krankenkasse seine

der Regel das Personal dünn besetzt und für die

Rückkehr unverzüglich mitzuteilen.

Personaleinteilung daher oft eine Herausfordedass der Mitarbeiter nur „krankfeiert“, um eine

Verstöße können Kündigung rechtfertigen

Urlaubsreise früher anzutreten, zu verlängern

Beginnt die Krankheit bereits vor dem bewilligten

oder um Urlaubstage einzusparen.

Urlaub und reicht die voraussichtliche Arbeitsun-

rung. Dazu kommt regelmäßig der Verdacht auf,

„„

fähigkeit in den Urlaubzeitraum hinein, stellt sich

Grundsätzlich gilt, dass die Genesung immer im Vordergrund steht. Der Arbeitnehmer darf alles, was der Genesung nicht entgegensteht.

die Frage, ob der Arbeitnehmer trotzdem eine Urlaubsreise antreten oder sogar früher losfahren darf. Grundsätzlich gilt, dass die Genesung immer im Vordergrund steht. Der Arbeitnehmer darf alles, was der Genesung nicht entgegensteht. Hierfür gibt es natürlich keine allgemein gültige Regel, sondern nur Fallbeispiele, und es sind die Gegebenheiten jedes Einzelfalls zu berücksichtigen. Im Allgemeinen wird allerdings angenommen, dass

Arbeitsunfähigkeit muss schnellstmöglich mitgeteilt werden

ein Arbeitnehmer sich auf einer Urlaubsreise er-

Wird ein Arbeitnehmer während seiner Urlaubs-

nichts dagegen spricht, dass der Arbeitnehmer

zeit krank, dann gilt, dass die Tage, an denen er

seine Reise antritt. Er sollte jedoch zuvor eine Ein-

nachgewiesenerweise arbeitsunfähig war, nicht

schätzung seines Arztes einholen und Arbeitge-

auf die Urlaubstage angerechnet werden. Der

ber und Krankenkasse darüber informieren.

holt und dies die Genesung sogar fördert, sodass

Nachweis wird durch die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung eines Arztes erbracht. Ist der Arbeit-

Diese Mitteilungsverpflichtung stellt zwar nur

nehmer bei der Erkrankung bereits im Ausland,

eine Nebenpflicht aus dem Arbeitsvertrag dar,

wird auch die Bescheinigung eines ausländischen

dennoch kann ein Verstoß dagegen die Kündigung

Arztes als Beweis anerkannt. Der Arbeitnehmer

des Arbeitsverhältnisses rechtfertigen. Eine frist-

seinerseits muss dem Arbeitgeber die Arbeitsun-

lose Kündigung kommt regelmäßig aber nur dann

fähigkeit, deren voraussichtliche Dauer und sei-

in Betracht, wenn die Pflichtverletzung durch be-

ne Adresse am Aufenthaltsort schnellstmöglich

sondere Umstände erheblich verstärkt wird.

Ein Brief genügt der Verpflichtung nicht. Etwaige Francesco Jorno Rechtsanwalt WEILER WELINA JORNO Rechtsanwälte Partnerschaft www.wwj-legal.com

Übermittlungskosten trägt der Arbeitgeber. Die

Die BVMW-IBWF-

Mitteilung des Aufenthaltsortes hat den Zweck,

Rechtshotline erreichen Sie:

dass der Arbeitgeber grundsätzlich die Möglich-

Mo bis Fr 10.00 – 17.00 Uhr

keit erhält, den arbeitsunfähigen Arbeitnehmer

Tel.: 030 / 53 32 06-963 | Fax: 030 / 53 32 06-50

an dessen Aufenthaltsort von einem Arzt seines

rechtshotline@bvmw.de

Vertrauens untersuchen zu lassen.

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto o.: © AllebaziB – Fotolia.com

übermitteln, also per Telefon, E-Mail oder Fax.


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Personal in Zahlen

21.727

EU Blue Card

hochqualifizierte Fachkräfte wanderten 2017 mit der Blue Card EU in Deutschland ein. Damit wählten insgesamt 84 Prozent aller Blue Card EUInhaber Deutschland als Ziel. Mit fast einem Fünftel machen Zuwanderer aus Indien die größte Gruppe aus.

89 Prozent der Deutschen waren mit ihrer Arbeitsstelle zufrieden.

Quelle: Bundesamt f ür Asyl und Migration

33,2 Prozent waren sogar sehr zufrieden. Unter den verschiedenen

Altersgruppen

sowie

unter

Männern

und Frauen sind keine statistischen Unterschiede auszu-

44.794.000 Erwerbstätige

machen. Quelle: Statistisches Bundesamt

waren im zweiten Quartal 2018 in Deutschland registriert. Der Wert stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1,4 Prozent und markiert einen neuen Rekord. Quelle: Statistisches Bundesamt

6,9 Prozent

28,9 Urlaubstage haben deutsche Arbeitnehmer im Schnitt pro Jahr. Mit 29,1 freien Ta-

betrug die durchschnittliche Arbeitslosenquote in der Europäi-

gen liegt Baden-Württemberg an der

schen Union im Juni 2018. Mit 3,4 Prozent liegt Deutschland

Spitze, während das Schlusslicht mit

an zweiter Stelle und deutlich unter dem Durchschnitt.

27,5 Tagen Sachsen ist.

Quelle: Statistisches Amt

Quelle: Frankfurter

der Europäischen Union

Allgemeine Zeitung

1,21 Millionen

offene Arbeitsstellen zählte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung im August. Somit kommen auf 100 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte fast drei unbesetzte Stellen. Quelle: Institut f ür Arbeitsmarkt- und Berufsforschung

5|18  DER Mittelstand. | Schwerpunkt

Foto o.li.: © etraveler – www.istockphoto.com; Foto m. li.: © ronnarid – www.fotolia.com; Fotos u. li.: © appleuzr – www.istockphoto.com; Foto o. re.: © -VICTOR- – www.istockphoto.com; Foto m. r.: © appleuzr – www.istockphoto.com; Foto u.: © appleuzr – www.istockphoto.com

58


59

IM DIALOG MIT SPITZENUNTERNEHMERN MEDIENEXPERTE PROF. DR. JO GROEBEL

S. 61

PROF. DR. STEFAN NÄGELE Naegele · Kanzlei für Arbeitsrecht Der Streitschlichter

S. 65

THOMAS REITER European Space Agency Der „All“-wissende

230 Unternehmerpersönlichkeiten 4 Nobelpreisträger Weltmarktführer, Wissenschaftler, Künstler Jahresumsatz circa 100.000.000.000 Euro 1.100.000 Arbeitsplätze

5|18  DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat


60

PROF. DR. STEFAN NÄGELE Naegele · Kanzlei für Arbeitsrecht

4|18  DER 5|18  DER Mittelstand. | Bundeswirtschaftssenat


61

Der Streitschlichter Fundiertes Know-how und Hartnäckigkeit sind für Prof. Dr. Stefan Nägele der Schlüssel zum Erfolg. Mit seiner Kanzlei für Arbeitsrecht ist der Stuttgarter längst am Markt etabliert und setzt sich erfolgreich für das Recht seiner Mandanten ein – auch in aufsehenerregenden Verfahren.

Prof. Dr. Jo Groebel: Lieber Herr Kollege Nägele, zunächst fällt auf, dass Sie Ihren Namen persönlich mit ‚ä‘, als Kanzlei aber mit ‚ae‘ schreiben. Mein eigener Name wurde vor Jahrzehnten einmal offiziell ins ‚oe‘ geändert. Bei Ihnen vermute ich aber die internationale Online-Welt als Grund für den Wegfall des Umlauts. Prof. Dr. Stefan Nägele: Als in Stuttgart Geborener, als in Stuttgart Lebender stehe ich zu meinem ‚ä‘ und unterschreibe auch entsprechend. Für den internationalen Gebrauch firmieren wir als ‚Naegele‘, die Schreibweise ist auch der Digitalisierung geschuldet.

Foto: © Dr. Ulrich Köppen

Sie sind einer der führenden Arbeitsrechtler Deutschlands. Bei der Betrachtung Ihrer Arbeit bekommt man den Eindruck, dass Sie die Exaktheit der Mathematik mit der Kreativität eines Künstlers verbinden. Als Jurist muss man zunächst von Fakten, von bestehenden Zusammenhängen ausgehen. Für die Lösung eines Problems aber kommt es darauf an, auch ungewohnte, bislang noch nicht erprobte Wege zu finden, ohne dabei den Weg der Exaktheit zu verlassen. Das gilt ganz besonders für den unternehmerischen Kontext. Auf die möglichst genaue Analyse eines Sachverhalts folgt wie bei einem Künstler das Erkennen der Ansatzpunkte für das im Sinne des Unternehmers optimale Gesamtbild. Oder in anderen Worten: Die mathematische Präzision ist die Pflicht, das Kreative die Kür. Beide sind unabdingbar für den juristischen Erfolg. Beide versuche ich in meiner Arbeit in Einklang zu bringen. Sie gehen dabei empathisch mit den jeweils beteiligten Parteien um. Offenbar gehören Sie nicht zu den Anwälten, die vor allem auf Konflikteskalation setzen, um möglichst viel Gewinn zu erreichen … Geld wollen wir alle verdienen, aber der Erfolg in der Sache steht an erster Stelle. Meine Frau, von Beruf Richterin, vergleicht mich häufig mit einem Terrier, der sich in die Angelegenheit verbeißt und so lange nicht loslässt, bis die beste Lösung gefunden ist. Egal, ob dieser Mandant ein Unternehmen ist, im Streit mit seinem Betriebsrat, der Gewerkschaft oder den Mitarbeitern, oder ob es sich um Angelegenheiten der Vorstände, Geschäftsführer und der sonstigen Führungskräfte handelt. Das kann immer noch heißen, eine juristische Eskalation zu vermeiden … Genauso ist es. In den meisten Fällen raten wir unseren Mandanten von einem langwierigen, aufschaukelnden

Procedere ab. Auch hier gilt wieder, dass es häufig juristisch saubere, kreative Lösungen außerhalb der Zuspitzung in Gerichtsprozessen gibt. Wenn allerdings nötig, können wir diese mit aller Härte führen. Trotzdem, man begegnet sich immer zweimal im Leben. Prozesse hinterlassen meist verbrannte Erde. Das sollte man zunächst vermeiden. Beraten. Einsetzen. Vertreten. Das ist ein Leitmotiv Ihrer Kanzlei. Es klingt für mich nach der Trias aus sachlicher Analyse, leidenschaftlichem Engagement und der optimalen Positionierung Ihrer Mandanten. Mir ist wichtig, dass wir uns nicht die Sichtweise der Mandanten automatisch zu eigen machen, sondern mit kühlem Verstand die Angelegenheit und ihre Erfolgschancen abwägen. Einen Fall nehme ich nicht emotional mit nach Hause in mein Privatleben. Ich lasse ihn im Büro. Nur so diene ich der Sache optimal. Man kann es mit einem Arzt oder mit einem Therapeuten vergleichen. Die Professionalität, die innere Distanz muss das Leitprinzip bleiben. In Deutschland ist der Anwalt immer auch ein Teil der Rechtspflege, er ist der Einhaltung der juristischen Grundprinzipien verpflichtet … Hier würde Ihnen meine Frau aus ihrer Praxiserfahrung als Richterin heraus vermutlich eine andere Antwort geben. Dass nämlich viele Kollegen dieses Prinzip nicht einhalten, sondern mit Tricks zum vermeintlichen Wohl der Mandanten die Grenzen zu überschreiten versuchen – bis hin zum Prozessbetrug, zum Beispiel, wenn es um die Einhaltung von Fristen geht und die Verfälschung von Dokumentendaten. Ein böses, zuspitzendes Wort wäre hier Winkeladvokat. Ich setze dagegen auf die Kunst, innerhalb der gegebenen Rechtsordnung meine Ziele zu erreichen. Das mag aufwändiger sein, lohnt aber letztlich mehr. Als Laie lobe ich mir da tatsächlich das deutsche Rechtssystem, die hohe Rechtssicherheit … Sicherlich kann das deutsche Rechtssystem auch international als vorbildlich gelten. Bei allen Mängeln, die es auch hier gibt, bei all den Möglichkeiten für Querulanten oder Übeltäter, das System auszunutzen: Wir können stolz darauf sein. Das hängt auch mit der universitären Ausbildung zusammen. In manch anderen Ländern, auch den USA, kann man ohne universitäre Ausbildung zum Richter gewählt werden. Das schafft spektakuläre, aber leider oft nicht solide Urteile.

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Die Kanzlei von Prof. Dr. Stefan Nägele gehört zu den führenden Kanzleien auf dem Gebiet des Arbeitsrechts.

Können Sie einige aktuelle, spektakuläre Fälle nennen? Viel Aufmerksamkeit in den Medien gab es beim Fall des Klinikums Stuttgart. Hier wurden zu horrenden Preisen libysche Kriegsverletzte behandelt. Wie sich herausstellte, waren dabei Millionenbeträge für Korruption mit im Spiel. Hier vertreten wir in einer hochkomplexen Angelegenheit Führungskräfte. Und das in einer Gemengelage aus Wirtschaft und Politik. Oder nehmen Sie die Autoindustrie. Wer haftet für entstandene Schäden bei den jüngsten Ereignissen rund um den Dieselskandal? Sie erinnern sich sicher an den Mannesmann-Vodafone-Fall und den damaligen Vorstand Herrn Esser. Die Rechtssätze, die der

Bundesgerichtshof in diesem Fall aufgestellt hat, haben den Blick auf die Haftung von Vorständen, Geschäftsführern und Aufsichtsräten geschärft. Seither gehören Haftungsprozesse gegenüber den Organen der Gesellschaft zum Tagesgeschäft. Ist kein ausreichender Versicherungsschutz gegeben, können die Haftungssummen schnell zum wirtschaftlichen Ruin führen. Sind die Zeiten geschlossener Führungszirkel also eher vorbei? Die Internationalisierung hat dazu beigetragen, dass die früher oft übliche Einigung ‚bei einer guten Zigarre‘ heute die Führungskultur nicht mehr angemessen beschreibt. Schon aus Rechtsgründen kann ein Aufsichtsrat heute nicht mehr auf die Durchsetzung von Haftungsansprüchen gegenüber dem Vorstand oder Geschäftsführer verzichten, weil er sich hierdurch selbst einer persönlichen

VITA Prof. Dr. Stefan Nägele, 1955 in Stuttgart geboren, studierte nach seinem Abitur Jura an der Universität Konstanz und ist seit 1983 als Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht tätig. Parallel hierzu übte er Lehrtätigkeiten an der Humboldt Universität zu Berlin und an der Wissenschaftlichen Hochschule Lahr aus. Prof. Dr. Nägele hat als Herausgeber und Autor von Kommentaren, Handbüchern und Wissenschaftszeitungen publiziert. Für sein Engagement als Vorsitzender des Förderkreises krebskranke Kinder e. V. wurde er 2015 mit der goldenen Staufermedaille gewürdigt. Prof. Dr. Nägele ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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Foto: © Naegele-Kanzlei für Arbeitsrecht Partnerschaftsgesellschaft mbB

Zurück zu Ihrer eigenen Tätigkeit. Übereinstimmend werden Sie, ob bei Juve oder Nomos, zu den führenden Kanzleien auf Ihrem Gebiet gezählt. Geschätzt wird die Sachlichkeit, die klaren Worte in Ihrer anwaltlichen Arbeit. Was sind Ihre Qualitätskriterien? Zunächst muss der Mandant uneingeschränktes Vertrauen haben können. Dann geht es darum, wie geordnet, wie diszipliniert die Arbeitsweise eines Anwalts ist. Das beginnt schon beim Erscheinungsbild des Büros, der Akten. Ordnung ist dabei kein Selbstzweck, sondern signalisiert den sorgsamen Umgang mit der Sache des Betroffenen. Auch die frühzeitige Abklärung des Honorars gehört zur Professionalität. Qualität hat ihren Preis, sie ist oft nicht mit den Tarifen einer herkömmlichen Rechtsschutzversicherung zu erreichen. Auf der Basis von Haftungssachen gegenüber Vertretern meiner eigenen Zunft weiß ich, wovon ich spreche, so bedauerlich das ist. Neben der hohen fachlichen Qualifikation, die jeder Mandant von unserer Kanzlei erwarten darf, ist die Sozialkompetenz wichtig. Ich muss den Menschen, der mir gegenübersitzt, verstehen, weil ich nur so die richtige Lösung entwickeln kann.


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Haftung gegenüber dem Unternehmen aussetzen würde. Andere Verhältnisse herrschen noch in der Schweiz. Ich bin selbst Verwaltungsrat eines großen Schweizer Unternehmens. Dort steht noch immer die interne Konsenslösung weit vor einer gerichtlichen Auseinandersetzung. Wie wichtig sind juristische Online-Informationssysteme? Für den Anwalt unerlässlich. Dem Mandanten, der sich allerdings durch Vorabrecherche schon für juristisch fast kompetent hält, sage ich klar: Die rechtliche Bewertung des Sachverhaltes und die strategische Vorgehensweise obliegt mir. Dafür übernehme ich auch die Verantwortung.

Foto: © Naegele-Kanzlei für Arbeitsrecht Partnerschaftsgesellschaft mbB

Apropos Digitales. Wie wirkt sich der Online-Arbeitsplatz juristisch aus? Die neue Datenschutzgrundverordnung hat das Bewusstsein über Datenschutz nochmals deutlich erhöht. So erfreulich das zunächst erscheinen mag, durch Rechtsunsicherheiten können Sie Betriebe regelrecht lahmlegen, weil das Risiko der Verletzung des digitalen Schutzes auch am Arbeitsplatz so groß ist, dass man vorsichtshalber alle möglichen Absicherungen einführt. Ein Vorgeschmack waren die tausenden von Mails, die wir alle in den letzten Monaten auch außerhalb des Arbeitszusammenhangs erhalten haben. Die neuen Datenschutzbestimmungen geben den Mitarbeitern weitreichende Rechte an die Hand. Darüber hinaus ist der Interessenkonflikt zu lösen, der dadurch entsteht, dass der Arbeitgeber Kontrollen durchführen will und muss, andererseits aber das Persönlichkeitsinteresse des Arbeitnehmers zu wahren hat. Wir sprachen schon über die Rolle der Medien. Spielen diese heute durch die Berichterstattung über spektakuläre Fälle auch bei der juristischen Entscheidungsfindung eine wichtigere Rolle? Welche Bedeutung hat zum Beispiel die so genannte „Litigation PR“, die Öffentlichkeitsarbeit rund um juristische Abläufe? Justitia sollte ohne jede Außenbeeinflussung auskommen. Das ist die Theorie. In der Praxis muss man leider feststellen, dass sehr häufig vertrauliche Anwaltsinformationen und Prozessakten durchgestochen werden. Dennoch halte ich es hier im Großen und Ganzen mit meinem schon erwähnten Vertrauen in das deutsche Rechtssystem. Es gewährleistet nach wie vor eine weitgehend unbeeinflusste Rechtsprechung. Ausnahmen gibt es immer. Ihre Wünsche an die deutsche Regierung? Es sind nur zwei einfache Anliegen: Zunächst erwarte ich von der Bundesregierung, dass sie eine dringend erforderliche Rechtsbereinigung vornimmt. Der Europäische Gerichtshof hat eine ganze Reihe gesetzlicher Regelungen für europarechtswidrig erklärt. Dem Gesetzgeber ist es bislang nicht gelungen zu reagieren und diese nicht mehr anwendbaren Regelungen aus dem nationalen Gesetz zu streichen. Als zweites wünsche ich mir Rechtsklarheit. Insbesondere neue Gesetze zeichnen sich nämlich dadurch aus, dass für den Anwender unklar bleibt, was der Regelungsinhalt ist. Die Leidtragenden sind hier die

Arbeitgeber, da die Gerichte zu entscheiden haben, wie Verfahren auszugestalten sind, und jede Anhörung des Arbeitgebers, die den Vorstellungen der Gerichte nicht entspricht, sich als fehlerhaft erweist. Was war Ihre schwierigste Entscheidung? Entscheidungen sind für mich nicht schwierig, da ich sie gut vorbereite und dann dazu stehe. Und Ihre beste Entscheidung? Meine Frau zu heiraten. Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Ich koche leidenschaftlich gerne, da ist vor mir nichts sicher. Und mit mehr Zeit würde ich gerne an meinen belletristischen Manuskripten weiterarbeiten. Auf deren Lektüre freue ich mich schon. Vielen Dank für das Gespräch.

DAS UNTERNEHMEN Rechtsform: Partnergesellschaft mbB Gründung: 2003 Sitz: Stuttgart Geschäftsführer: Prof. Dr. Stefan Nägele Mitarbeiter: 10

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Umsatz: 2,5 Millionen Euro Branche: Kanzlei Produkte: Beratung von Unternehmen und Führungskräften im Bereich des Arbeitsrechts Webseite: http://naegele.eu


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THOMAS REITER European Space Agency

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Der „All“-wissende Für Thomas Reiter ist Grenzenlosigkeit nicht nur ein Begriff, sondern etwas, was er hautnah erleben durfte. Von 1992 bis 2007 war er ESA-Astronaut und der erste Deutsche im All, der einen Weltraumausstieg unternahm. Bis heute bestimmt die Raumfahrt sein Leben.

Prof. Dr. Jo Groebel: Herr Reiter, Sie waren der achte deutsche Astronaut im All und der erste Deutsche überhaupt, der außerhalb der Station im Weltraum „spazieren ging“, sich also dort frei bewegte. Einige Ihrer Missionen waren internationale Premieren, zum Beispiel die Langzeitflüge von Mir und ISS. Bitte erläutern Sie doch kurz die Schwerpunkte der ESA. Thomas Reiter: Die ESA, die European Space Agency, ist eine zwischenstaatliche Organisation, die 1975 in dieser Form von zehn Staaten gegründet wurde. Inzwischen wird sie von 22 Ländern getragen und hat rund 2.200 Mitarbeiter, verteilt über acht Zentren in ganz Europa. Der Hauptsitz ist in Paris, in Deutschland sind Köln und Darmstadt, wo auch ich arbeite, zentrale Standorte. Für das europäische Raumfahrtprogramm unter dem ESADach steht ein jährliches Budget von 5,6 Milliarden Euro zur Verfügung. Zu unseren Aufgaben zählen die Entwicklung von Trägerraketen, die Einrichtung von Satelliten für Telekommunikation und Navigation, Erdbeobachtung und wissenschaftliche Studien, natürlich die bemannte und robotische Weltraumexploration, die Erforschung und Anwendung neuer Technologien und der Betrieb von Satelliten. Letzteres ist hier in Darmstadt am „European Space Operations Centre“ unser Schwerpunkt.

Foto: © Jürgen Mai

Können Sie auch noch etwas zu den Projekten Mir und ISS sagen? Die russische Raumstation Mir wurde 1986 in Betrieb genommen, war dann bis 2001 im Orbit, mit 15 Jahren eine recht lange Laufzeit. Ich selbst war 1995/1996 für sechs Monate an Bord. 1998 begann dann unter amerikanischer Ägide, der NASA, der Aufbau der ISS in Kooperation mit Russland, Kanada, Japan und Europa. Dabei vergrößerten sich durch den technologischen Fortschritt und die wissenschaftlichen Anforderungen auch die Dimensionen. Die Mir hatte eine Masse von 135 Tonnen, die ISS von rund 400. Weltraumfahrt heißt ja zunächst Technologie und Forschung. Aber es muss doch auch emotional überwältigend sein, sich zum ersten Mal im All zu bewegen und auf die Erde zu schauen. Zunächst muss man sich zwangsläufig auf die Arbeit an Bord konzentrieren. Aber natürlich zieht es einen in den Bann, Schwerelosigkeit zu erleben. Vor allem aber, aus einer Höhe von über 350 Kilometern zum Beispiel den europäischen Kontinent und den größten Teil unseres Planeten mit seiner Krümmung zu überblicken. Da stockt einem der Atem, das ist in der Realität noch einmal etwas ganz

anderes als jede noch so gute Simulation. Geschweige bei einer Dauer von neunzig Minuten für eine Erdumrundung alle anderthalb Stunden einen Sonnenaufgang und einen Sonnenuntergang mitzubekommen. Das ist schlicht überwältigend. In der gesamten Zeit im Orbit wurde der Ausblick niemals langweilig. Bekommt man da nicht eine unglaubliche Sehnsucht danach, das alles häufiger zu erleben? Ich würde keine Sekunde zögern, wieder ins All zu gehen. Aber die Erinnerungsbilder sind auf der anderen Seite ständig präsent. Und vor allem ist es auch sehr schön, den Staffelstab an die nächste Generation, wie jetzt an Alexander Gerst, weiterzugeben. Zweifellos eine sehr kluge Erkenntnis auch für den Mittelstand. Die nächste Generation muss die Erfolge weiterführen können, dafür lohnt es sich loszulassen. Zurück zum All: Gibt es bei einem so langen Aufenthalt auf engstem Raum Momente der Klaustrophobie? Wir müssen als Team, ob zu dritt oder zu sechst, in einer extrem lebensfeindlichen Umgebung vollständig aufeinander eingespielt sein und uns ständig aufeinander verlassen können. Das erfordert höchste Konzentration, für negative Gefühle ist da kein Platz. Zudem hilft auch der notwendige, täglich rund zweieinhalbstündige Sport, um den Organismus fit zu halten. Man hat gar keine Zeit für eine Art Koller, dafür gibt es viel zu viele herausfordernde Aufgaben zu bewältigen. Bleibt das Team, das gemeinsam im All gearbeitet hat, zurück auf der Erde eine eingeschworene Gemeinschaft? Auf jeden Fall. Einmal im Jahr trifft man sich während eines Fachkongresses, da führt man Gespräche über die gemeinsamen Erlebnisse und zukünftige Pläne in der Raumfahrt, tauscht sich aus. Insgesamt ist die internationale Gruppe der Astronauten ja immer noch eine recht überschaubare Community. Wie wichtig sind Soft Skills wie Teamkompetenz und Belastungsresistenz bei einer Weltraummission? Für Einzelkämpfer ist so etwas jedenfalls nichts. Das wird im Auswahlverfahren bereits psychologisch getestet. Teamkompetenz ist einer der Schlüssel zu diesem Beruf. Zudem gibt es auch intensive Trainings für Überlebensstrategien, in denen man an seine Grenzen geführt wird. Nicht zuletzt, um gegebenenfalls nach einer Notlandung auf der Erde überleben zu können.

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Thomas Reiter war der erste Deutsche im All, der einen Weltraumausstieg unternahm.

Gibt es an Bord auch eine Art Wochenendfreizeit? Und auf wieviel Schlaf kommt man pro Nacht? Abhängig von der erforderlichen Arbeit ist selten vor Mitternacht an Bettruhe zu denken. Und mit Glück kommt man dann auf fünf bis sechs Stunden Schlaf. Häufig aber gibt es Situationen, die sofortigen Einsatz erfordern, dann sind auch vier Stunden schon gut. Allerdings braucht man aufgrund der Schwerelosigkeit etwas weniger Schlaf. Eine geregelte Dienstzeit gibt es nur auf dem Papier. Aber auch im Orbit sind Phasen der Ruhe und Erholung für die Regeneration unverzichtbar. Den Blick einfach nur ein paar Minuten in den Weltraum schweifen zu lassen, ist dabei immer wieder unbeschreiblich inspirierend. Bei aller Ratio, entstehen da auch spirituelle Gefühle, Gefühle des Geheimnisses und der eigenen Endlichkeit? Auf den Punkt. Auch der unsentimentalste Ingenieur kann sich dieser Demut, diesem kindlichen Staunen nicht entziehen. Da entsteht schlicht eine im wörtlichen Sinne

grenzenlose Begeisterung über die Schöpfung. Übrigens nicht nur beim Blick auf die Erde, sondern erst recht, wenn man auf der Nachtseite des Orbits in die Tiefe des Weltraums mit seiner Unendlichkeit schaut. Die Sterne sind gestochen scharf, denn ohne den Filter der Erdatmosphäre sieht man ein Vielfaches von ihnen. Und all das nimmt man auf, ohne den eigenen Körper zu spüren durch die Schwerelosigkeit. Unbeschreiblich, jenseits jeder Wissenschaft. Waren Sie schon als Kind fasziniert von der Raumfahrt? Meine Eltern waren begeisterte Segelflieger, in die Lüfte zu gehen war also schon frühzeitig positiv besetzt. Das setzte sich fort in meinem großen Interesse für Raumfahrtmissionen in Lektüre und TV. Selbst heute bekomme ich eine Gänsehaut bei der Vorstellung, dass meine

VITA Thomas Reiter, Jahrgang 1958, studierte Luft- und Raumfahrttechnik und wurde 1992 in das Astronautenkorps der ESA (European Space Agency) berufen und 1995 für die bis dahin längste bemannte ESA-Weltraummission „Euromir 95“ nominiert. Von Juli bis Dezember 2006 war Reiter Flugingenieur der Internationalen Raumstation ISS. Damit ist er der europäische Astronaut mit der längsten Weltraumerfahrung (insgesamt 350 Tage). Im Anschluss an seine berufliche Laufbahn als Astronaut wurde Thomas Reiter 2007 in den Vorstand des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt berufen. Heute ist er ESA Koordinator Internationale Agenturen und Berater des Generaldirektors.

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Foto: © NASA

Nicht zu vergessen natürlich die Kernausbildung in den Grundlagen von Weltraumfahrt und Technologie … Man wird mehrere Jahre auf eine Mission vorbereitet. Nach dem ersten Auswahlverfahren, an dem Kandidaten unterschiedlicher Berufsgruppen wie zum Beispiel Wissenschaftler, Ingenieure oder Piloten teilnehmen, wird die verbliebene Kerngruppe zunächst auf einen gemeinsamen Wissensstand gebracht. Das beginnt mit wissenschaftlichen Grundlagen der Raumfahrt, gefolgt von der Einweisung in die Bordtechnologie. Nach einer erneuten Auswahl wird dann ein kleineres Team auf eine konkrete Mission hin sehr spezifisch trainiert. Das schließt die geplante Forschung, aber auch nötige Wartungsarbeiten ein. Allein diese Phase kann nochmal bis zu zwei Jahren dauern.


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damalige Begeisterung mich schließlich wirklich in den Weltraum geführt hat. Dazwischen lagen ein Studium der Raumfahrttechnologie und die Ausbildung zum Piloten bei der Luftwaffe. Ich werde nie den Moment vergessen, als mich mein damaliger Kommandeur fragte, ob ich an der Ausbildung zum Astronauten interessiert sei. Traumhaft! Zurück zum wirtschaftlichen Aspekt der Raumfahrt. Welchen Stellenwert hat dieser? Vielen mag es nicht bewusst sein, aber die Raumfahrt und die Ergebnisse der Raumfahrtforschung sind heute schon ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Alltags und gehören mit zu den wichtigsten Motoren für wirtschaftliche Innovation überhaupt. Denken Sie an Themen wie Telekommunikation, Satellitennavigation, Erdbeobachtung – Dienste, die wir tagtäglich nutzen. Das weite Spektrum wissenschaftlicher Forschung unter Weltraumbedingungen ermöglicht neue Erkenntnisse und technologische Durchbrüche in vielen Disziplinen, wie beispielsweise in der Materialforschung. Raumfahrt findet statt an der Grenze des technisch Machbaren. Extremer Leichtbau, minimaler Verbrauch von Energie und Treibstoff und höchste Zuverlässigkeit sind in der Raumfahrt zwingend erforderlich – das sind Entwicklungskriterien, die vielen Anwendungen auf der Erde zugutekommen. Der Fokus unserer Arbeit ist also nicht zuletzt kommerziell.

um die zukünftige Entwicklung der mittelständischen Wirtschaft geht. Eine persönlich schwierige Entscheidung? Als es um die Weichenstellung rund um die Balance zwischen wirtschaftlichen und allgemeinen Interessen beim Raumfahrtprogramm ging. Ihre beste Entscheidung? Die Familie. Ohne sie könnte man niemals diese langjährigen Belastungen durchhalten. Ihr bin ich angesichts der Opfer, die sie zwangsläufig für Wochen, für Monate bringen musste, unendlich dankbar. Was sind Ihre Freizeitvorlieben? Immer noch Fliegen? Das geht leider kaum noch. Aber nur zu gerne Gärtnern und auch das Gitarrenspiel. Musik passiv im Raum und aktiv am Boden. Und nach der Reise in das Universum das Graben in die Erde. Vielen Dank für das wunderbare Gespräch.

Welche Rolle spielen hier die wichtigen Industrieplayer wie China neben Russland und den USA? China ist hier absolut auf Augenhöhe. Inzwischen gibt es sehr intensive Kooperationen. Früher war gerade die astronautische Raumfahrt eher ein Wettlauf in den Weltraum, doch jetzt dienen die Missionen vor allem dem Wohl der Menschheit insgesamt.

Foto: © ESA CNES Arianespace Optique Video du CSG

Wohin geht es als nächstes mit der Weltraumfahrt? In der Exploration unterscheiden wir verschiedene Zielbereiche: den erdnahen Orbit, den Mond, der wieder stärker ins Blickfeld für Anwendungs- und Wissenschaftsinteressen rückt, und den Mars. Der Mond kann zudem Ausgangspunkt für astronautische Expeditionen zum Mars sein, die mindestens zwei Jahre dauern würden. Ihre Wünsche an den BVMW und an die Politik? Die USA setzen im Moment gerade in der Raumfahrt massiv auf Deregulierung, um die Bedingungen für eine Ausweitung der kommerziellen Nutzung des Weltraums zu verbessern. Das sollten wir in Deutschland und Europa intensiv verfolgen, uns auf nationaler und europäischer Ebene besser abstimmen, und wo immer erforderlich, entsprechende Maßnahmen einleiten, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie zu gewährleisten. Erfahrungsgemäß ist man bei der Festlegung nationaler Schwerpunkte, ob in der Raumfahrt oder in anderen Bereichen der Wirtschaft, in Frankreich schon recht gut abgestimmt, doch in Deutschland sehe ich da noch Raum für Verbesserungen. Vor diesem Hintergrund kann auch der BVMW ein wichtiger Motor sein, da es nicht zuletzt auch

DAS UNTERNEHMEN Gründung: 1975

Budget: 5,6 Milliarden Euro

Sitz: Paris (Hauptsitz), weitere Zentren u. a. in Darmstadt, Köln, Noordwijk (NL)

Tätigkeitsfeld: Entwicklung und Koordination der europäischen Raumfahrt

Generaldirektor: Johann-Dietrich Wörner Mitarbeiter: 2200

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Webseiten: www.esa.int www.esa.de


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News

David gegen Goliath

Der demografische Wandel trifft kleine und mittelständische Unternehmen besonders hart. Auf dem Arbeitsmarkt müssen sie in Konkurrenz zu großen

Unternehmerpreise

Unternehmen treten. Was müssen KMU tun, um in diesem Wettbewerb zu bestehen? Antworten auf diese Frage liefert eine Studie der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit. 500 junge Nachwuchskräfte haben Ideen entwi-

Es gibt viele Gründe, sich mit anderen Unternehmen in einem Wettbewerb zu

ckelt, was mittelständische Unterneh-

messen: Gute Presse, individuelle Förderung, Kontakte knüpfen und, nicht zu

men tun sollen, um Absolventen für sich

vergessen, das Preisgeld. Hier stellen wir Ihnen drei der aktuellen Unternehmer-

zu gewinnen. Auf dieser Grundlage wer-

preise vor.

den Empfehlungen abgeleitet, welche zur Bewältigung aktueller personalpoli-

Science4life Venture Cup

tischer Herausforderungen der KMU

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aber Bedarf besteht, erhalten sie keine

Deutscher Rohstoffeffizienz-Preis 2018 Das Bundeswirtschaftsministerium zeichnet mit Hilfe des renommierten Preises herausragende Neuerungen aus, um die nachhaltige Nutzung und das Recycling

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Jugend gründet

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de Abhilfe schaffen: Unternehmer und

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Selbstständige können ihre Bonität kos-

weisen können. Sie können sich in Teams von bis zu sechs Personen bewerben.

tenlos online prüfen und optimieren.

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Gleichzeitig können bei Bedarf Angebo-

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Die Bewerbungsfrist endet am 11. Januar 2019.

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Service- und Einkaufsvorteile auf

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nik, Mode und vieles mehr. Die zu-

kationsbetonenden Aspekten menschlicher Interaktionen.

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Fachkräftemangel ade Ein nachhaltiges Mittel gegen den Fachkräftemangel ist

Kontakt: Thomas Zimmermann,

die familienbewusste Personalpolitik. Ob Home Office,

Geschäftsführer Mitarbeitervor-

Jobsharing, Eltern-Kind-Büro oder mobiles Arbeiten, die

teile GmbH und Generalbevoll-

Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist entscheidend für

mächtigter Degussa Bank AG,

die Wettbewerbsfähigkeit vieler Betriebe. Besondere Arbeitgeberleistungen machen

E-Mail: thomas.zimmermann@

Betriebe attraktiv für Mitarbeitende. Weitere Informationen gewährt das Netzwerk

degussa-bank.de

Familienbewusste Unternehmen. www.familienbewussteunternehmen.de

IT-Sicherheit aus einem Guss Längst stehen auch mittelständische Unternehmen im Fadenkreuz von Cyberkriminellen. IT-Verantwortliche stehen daher vor der Herausforderung, die Systeme bedarfsgerecht und lückenlos abzusichern. Entscheidend ist ein durchdachtes und ganzheitliches IT-Sicherheitskonzept. Das „Layered Security“-Konzept, wie es der BIT-Security-Hersteller G DATA (BVMW-Mitglied) anbietet, vereint klassische Antiviren- mit den modernsten Schutztechnologien der neuesten Generation. Mit den Software-Lösungen kann die gesamte Infrastruktur vor Angriffen und teuren Ausfällen abgesichert werden. www.gdata.de

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Erfolg durch Lizenzierung Patentauktionen, Patentzentren oder Patentfonds – die Liste der mit Patenten in Verbindung stehenden Akteure ist groß. Der heutige internationale Patentmarkt hat dabei mit dem Patentwesen des 20. Jahrhunderts kaum noch etwas gemein. Der Patentmarkt entwickelt sich dynamisch und

verwerter beraten lassen. Diese unterstützen bei

folgt immer mehr den Gesetzen eines funktionie-

der Konzeptionierung einer geeigneten Lizensie-

renden Gütermarktes mit dem dazu gehörenden

rungsstrategie und suchen darauf basierend po-

Finanzierungs- und Dienstleistungsangebot.

tenzielle Kaufinteressenten oder Lizenznehmer für das Patent.

Ein Patent ist per Definition ein Monopolrecht, das in der Regel bis zu 20 Jahre lang ausgeübt

Die Bewertung von Patenten

werden kann. Ist der Eigentümer ein produzie-

Seit

rendes Unternehmen, fließt das Patent oft in ein

sind Unternehmen in der Bundesrepublik ge-

Produkt ein, das vom Patentinhaber auch exklusiv

zwungen, ihre immateriellen Vermögenswerte

vertrieben werden kann. Ergänzend zur eigenen

zu bilanzieren. Daraus resultiert, dass Patente

Produktion kann der Inhaber des Patents dieses

erstmals einer rationalen Kosten-Nutzen-Ana-

zum Beispiel auch lizensieren.

lyse unterzogen werden. Das hat dazu geführt,

dem

Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz

Es kann sich lohnen, durch Lizenzeinnahmen am Erfolg der anderen teilzuhaben, statt die eigene Monopolstellung erzwingen zu wollen Patente können lizensiert werden

Patentverwerter können Unternehmen dabei helfen

Mit einer durchdachten Lizenzvergabe eröffnet

dass Unternehmen verstärkt darüber nachden-

sich die Möglichkeit, an Märkten teilzuhaben, die

ken, brachliegende Patente, die nur Kosten ver-

sonst kaum bedient werden können. Denn kleine

ursachen, gewinnbringend zu veräußern oder zu

und mittelständische Unternehmen verfügen sel-

lizenzieren. Den Preis für den Verkauf oder eine

ten über die Produktions- und Vertriebskapazi-

Lizenz zur Nutzung eines Patents bestimmt letzt-

täten, um den gesamten Weltmarkt beliefern zu

lich der Markt.

können. Haben sie weder die Ressourcen noch sierungsstrategien, kann man sich von einem der

Reaktionsmöglichkeiten bei Patentverletzungen

inzwischen zahlreichen professionellen Patent-

Ob ein Patent in der Schublade bleibt, als Mono-

das Know-how zur Entwicklung eigener Lizen-

5|18  DER Mittelstand. | Service


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polanspruch genutzt oder aktiv vermarktet wird, keine der Alternativen garantiert Sicherheit vor Patentverletzung. Ist eine Technologie erfolgreich am Markt eingeführt, kann der Patentinhaber Patentverletzungen meist nicht mehr

Verwalten Sie Ihre Mitarbeiter nicht als Einzelteile.

73

Mit Agenda entdecken Sie ihr volles Potenzial.

aufhalten. Spätestens dann ist es oft wirtschaftlich sinnvoller, am Erfolg der anderen durch Lizenzeinnahmen zu partizipieren, statt die eigene Monopolstellung gerichtlich erzwingen zu wollen. Diese Option ist gerade für kleine und mittlere

„„

Unternehmen interessant.

Der Patentinhaber kann langfristig von der Verletzung seiner Patente profitieren.

Professionelle Verfolgung der Patentverletzung Da Patente – wie jedes andere Eigentum auch – vom Eigentümer frei veräußert werden können, nutzen Patentinhaber, deren Patent verletzt wird und dadurch Schaden nehmen, Dienstleister. Diese erwerben das verletzte Patent vom Patentinhaber und verfolgen dessen Verletzung komplett

Foto li.: © Gorodenkoff – www.fotolia.com, Foto r.: © andyller – www.fotolia.com

auf eigenes Risiko mit dem Ziel, Lizenzeinnahmen zu generieren. Der ursprüngliche Patentinhaber erhält so neben einem Verkaufspreis auch Lizenzgebühren, wenn die Verfolgung erfolgreich abgeschlossen werden kann. Dadurch kann er langfristig von der Verletzung seiner Patente profitieren.

Personalwesen-Software, die ganze Arbeit leistet.

Vorteile für die Kooperation mit einem professionellen Patentverwerter sind unter anderem zusätzliche Einnahmen aus der Lizenzvergabe, die Finanzierung der gesamten Patentverwertung durch den Verwerter oder die Umgehung von direkten Konflikten mit Kunden. Mit der sich durchsetzenden Einsicht, dass Patente einen eigenen Wert darstellen, sollten diese ihr Dasein als Stiefkind ablegen und mithilfe von Patentanwälten sowie Patentverwertungsunternehmen proaktiv eingesetzt werden. Daraus ergibt sich die Chance, mit professioneller Unterstützung Umsatzbeiträge aus Patenten zu erzielen. 

Daniel G. Papst Patentanwalt, Dipl.-Ing. Geschäftsführer PAPST LICENSING GmbH & Co. KG BVMW-Mitglied www.papstlicensing.com

5|18  DER Mittelstand. |

agenda-personal.de


74

e-Vergabe wird Pflicht Bereits heute wird ein Großteil der öffentlichen Aufträge elektronisch vergeben. Ab Mitte Oktober 2018 wird die elektronische Abgabe von Teilnahmeanträgen und Angeboten für Vergabeverfahren im Oberschwellenbereich verpflichtend. Aufträge der öffentlichen Hand machen einen

In Kürze für alle Bieter Pflicht

wesentlichen Teil des Umsatzes vieler mittelstän-

Ab dem 18. Oktober 2018 müssen nun alle öf-

discher Unternehmen aus. Die streng formalen

fentlichen Auftraggeber und Bieter vollständig

Regelungen zur öffentlichen Auftragsvergabe

auf die elektronische Abwicklung von Vergabe-

sehen die schrittweise Umstellung auf elektro-

verfahren im Oberschwellenbereich umstellen.

nische Vergabeverfahren vor. Im Oktober 2018

Ab diesem Zeitpunkt dürfen Angebote, Teilnah-

findet nunmehr die Einführung der „e-Vergabe“

meanträge, Interessensbekundungen und Inter-

(elektronische Vergabe) ihren Abschluss.

essensbestätigungen von Bietern grundsätzlich nicht mehr per Post oder auf einem anderen Weg

Darunter versteht man die elektronisch gestützte

übermittelt werden.

Durchführung des gesamten Vergabeverfahrens.

„„

Durch die e-Vergabe können Vergabeverfahren

e-Vergabe im Unterschwellenbereich

vollständig elektronisch über spezielle Vergabe-

Im Unterschwellenbereich haben sowohl öffentli-

plattformen im Internet abgewickelt werden –

che Auftraggeber als auch Bieter noch etwas Zeit

von der Einreichung von Teilnahmeanträgen und

bis zur verpflichtenden Einführung der e-Verga-

Angeboten bis hin zur sonstigen Kommunikation

be. Die neue Unterschwellenvergabeverordnung

zwischen Auftraggeber und Bieter.

(UVgO) sieht ebenfalls eine schrittweise Umstellung vor. Im Bund und in einer Vielzahl von Bundesländern ist eine Umsetzung – zumindest teil-

Die ersten Erfahrungen zeigen, dass sowohl öffentliche Auftraggeber als auch Bieter von der e-Vergabe profitieren können, denn sie spart Papier, Zeit und Geld.

weise – bereits erfolgt. Ab dem 1. Januar 2019 müssen öffentliche Auftraggeber eine elektronische Angebotsabgabe von Unternehmen zulassen, auch wenn sie eine Abgabe der Angebote auf anderem Weg vorgeben. Ab dem 1. Januar 2021 ist dann auch im Unterschwellenbereich eine Abgabe der Angebote und Teilnahmeanträge für Bieter ausschließlich elektronisch möglich. Ausnahmen gelten aber für Vergaben mit einem Auftragswert von bis zu

Vergabe im Oberschwellenbereich

25.000 Euro sowie für Vergabeverfahren, bei

Bereits seit dem 18. April 2016 müssen öffentli-

denen eine beschränkte Ausschreibung ohne Teil-

che Auftraggeber und interessierte Unterneh-

nahmewettbewerb oder eine Verhandlungsver-

men als Bieter bei Vergaben oberhalb bestimm-

gabe ohne Teilnahmewettbewerb durchgeführt

ter Grenzwerte (siehe Infokasten) grundsätzlich

werden.

elektronische Mittel zur Kommunikation nutzen Dies gilt für alle wesentlichen Bereiche der öf-

Viele Gründe sprechen für die e-Vergabe

fentlichen Auftragsvergabe und für jedes Sta-

Die ersten Erfahrungen zeigen, dass sowohl öf-

dium des Vergabeverfahrens – von der Auftrags-

fentliche Auftraggeber als auch Bieter von der

bekanntmachung bis hin zur Information über die

e-Vergabe profitieren können, denn sie spart Pa-

Zuschlagserteilung.

pier, Zeit und Geld. Durch einheitliche, standardi-

(siehe u. a. § 9 Abs. 1 Vergabeverordnung, VgV).

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75

1. Bauaufträge: 5,548 Millionen Euro

te zum r e w n : hwelle h c c S i e i e r D nbe

2.

lle e w h c Obers

Konzessionen: 5,548 Millionen Euro

3. Dienstleistungsaufträge, betreffend soziale und andere besondere Dienstleistungen:

in 6. Oberste Bundesbehörde: 144.000 Euro

750.000 Euro

5. Liefer- und Dienstleistungen:

4. Sektorenauftraggeber

221.000 Euro

(Trinkwasser-, Energieversorgung, Verkehr): 443.000 Euro

Ab Oktober 2018 werden elektronische Vergabeverfahren im öffentlichen Bereich zur Pflicht Seit April 2016 gilt dies bereits für den Oberschwellenbereich

Foto o.: © fotomek – www.fotolia.com

Im Unterschwellenbereich folgt die Umstellung im Januar 2021

sierte Verfahren ist sie sowohl für öffentliche Auf-

Einreichung der Teilnahmeanträge und Angebote

traggeber als auch für Unternehmen effizienter

sowie zur Kommunikation mit dem Auftragge-

und unbürokratischer. Der Aufwand für öffentli-

ber in der Bekanntmachung im Detail studieren

che Auftraggeber und Bieter ist nach einer ersten

und die entsprechenden Vorgaben einhalten.

Eingewöhnungsphase im Ergebnis geringer.

Auch sollten sie sich auf einer vom öffentlichen Auftraggeber verwendeten Vergabeplattform

Für Unternehmen, die sich an Auftragsvergaben

registrieren, deren elektronische Adresse vom

beteiligen, ist die Umstellung auf die elektroni-

Auftraggeber in der Bekanntmachung des Auf-

sche Angebotsabgabe und Kommunikation zwin-

trags anzugeben ist, und in diesem Fall dann aus-

gend erforderlich. Bei Interesse an einzelnen

schließlich über diese Vergabeplattform kommu-

Auftragsvergaben sollten Bieter die Angaben zur

nizieren.

5|18  DER Mittelstand. | Service

Dr. Oliver Esch Rechtsanwalt / Partner Fachanwalt für Vergaberecht BVMW-Mitglied https://eschbahnerlisch.de/


76

Game on: Arbeitest du noch, oder spielst du schon? Der Mittelstand kann von Kreativen und Start-ups aus der Gaming-Szene lernen, denn Gamification kann Unternehmen überraschende Erfolge bescheren. Worum geht es bei Gamification? Spiele schaffen es, Menschen durch das Aktivieren ihres natürlichen Spieltriebs in ihren Bann zu ziehen. Der spielerische Kontakt zu Kunden und Mitarbeitern stellt auch für den Mittelstand ein äußerst nützliches Mittel dar. Durch die Anwendung von Spielelementen in einer spielfremden Umgebung (=Gamification) können Sie Ihre Inhalte und Produkte leichter, schneller und einfacher kommunizieren und so nachhaltiger im Gedächtnis verankern. Diese psychologischen Kniffe lassen sich in abgewandelter Form auf die verschie-

nung, Marketing, E-Learning, u. v. m.) anzukur-

densten Prozesse des Alltags- und Berufslebens

beln und Informationen wirksamer zu kommu-

übertragen. So entstehen Produkte und Prozesse, die Mitarbeiter oder Kunden nachhaltig moti-

nizieren um die Attraktivität des eigenen Unternehmens gegenüber Young Professionals zu

vieren.

steigern

Wozu Gamification?

Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin

um lästige Punkte von der inneren „Muss-ich-

– gemeinsam-digital.de – organisiert zahlreiche

machen-Liste“ auf die „Will-ich-machen-Liste“

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Wir laden Sie herzlich zu unserer Veranstaltung am 7. November 2018 ab 18.00 Uhr in das Vollgutlager, Rollbergstraße 26, 12053 Berlin, ein. Freuen Sie sich auf einen kreativen Abend voller Spiele, Inspiration und Informationen, zu dem auch der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier, angefragt ist. Tobias Thimm BVMW Projektreferent tobias.thimm@bvmw.de www.gemeinsam-digital.de

Mehr Informationen zu Gamification, Experten dieses Themenbereiches und zu den Angeboten des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin finden Sie unter www.gemeinsam-digital.de

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78

Externe Nachfolge optimal regeln Jahr für Jahr suchen Betriebe externe Nachfolger, da Erben oder geeignete Nachfolger fehlen. Im Interview mit DER Mittelstand. erklärt BVMW-Mitglied Roland Benarey-Meisel, worauf es bei der Bestimmung eines geeigneten Nachfolgers ankommt. Einer meiner Klienten suchte einen Nachfolger für die Alleingeschäftsführung seines Betriebes. Die Ertragslage war befriedigend, der Betrieb Roland Benarey-Meisel ist seit 1996

litt aber unter erheblichem Modernisierungs-

Partner der Mentis Consulting

stau. Außerdem überlagerten Spannungen zum

Gruppe (BVMW-Mitglied) und

angeheirateten Geschäftsführer die Betriebs-

geschäftsführender Gesellschafter

entwicklung. In persönlichen Gesprächen habe

der Mentis Managementberatung

ich nachgespürt, welche Ängste und Hoffnungen

GmbH in Bonn.

die Beteiligten haben, worin sie eine gute Nach-

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folgelösung sehen, und wer letztlich über die Besetzung entscheiden würde. Meine Einschätzung habe ich dann in ein Exposé übertragen, und wir

DER Mittelstand.: Herr Benarey-Meisel, immer

haben Kandidaten angesprochen, die sich für das

mehr Mittelständler suchen externe Nachfolger.

Thema begeistern konnten.

Was raten Sie Unternehmern, denen die Erben fehlen?

Wie gelingt es Ihnen, sich auf den speziellen

Roland Benarey-Meisel: Die externe Nachfolge

Kontext sowie die unterschiedlichen Rollen und

kann eine gute Lösung sein. Sie ermöglicht es, ge-

Motive der Beteiligten einzustellen?

zielt fehlende Kompetenzen ins Haus zu holen.

Ich versuche hier, all meine Erfahrungen einzu-

Das Wichtigste ist allerdings zu berücksichtigen,

bringen. Sowohl das theoretische Wissen aus

was anders ist als bei „normalen“ Besetzungspro-

meinem Studium als auch meine praktische Er-

jekten.

fahrung als mittelständischer Unternehmer kommen mir dabei zugute.

Woran denken Sie dabei? Die Erwartungslandschaft, auf die ein Externer

Ihr Vorgehen klingt überzeugend, aber auch auf-

trifft, ist komplex. So finden sich in der Geschäfts-

wendig. Damit können sich gegebenenfalls nur

führung Personen, die gleichzeitig als Familien-

größere Mittelständler einen professionellen

mitglied, Eigentümer oder Manager agieren und

Service wirklich leisten ...

aus den unterschiedlichen Rollen heraus Interes-

Ja und nein. Aufgrund der hohen „Kosten“ einer

sen verfolgen. Außerdem sind gewachsene Struk-

Fehlbesetzung gilt sicher auch hier die Lebens-

turen und Verhältnisse zu berücksichtigen. Für

weisheit, dass sich Sparen an der falschen Stelle

dieses System eine passgenaue Lösung zu errei-

meist nicht auszahlt. Und das sehen auch kleinere

chen, ist besonders wichtig, aber auch besonders

Unternehmen. Wichtig ist, dass die Gesellschaf-

schwierig. Mit einer Anzeige nach dem Motto

ter im Personalberater ihrer Wahl einen kompe-

„Wir suchen, Sie bieten, bitte hier bewerben“ ist

tenten und vertrauenswürdigen Partner erken-

es sicher nicht getan.

nen – dann sind sie auch gerne bereit, gute Arbeit entsprechend zu honorieren.

Worauf legen Sie beim Versuch, einen passgenauen Match zu finden Wert, und wie gehen Sie vor?

5|18  DER Mittelstand. | Service

Das Interview führte Thomas Kolbe.


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80

Nachfolgeregelung – gerecht oder handlungsfähig? Ein tiefsitzendes Dilemma führt dazu, dass es gerade einmal 30 von 100 mittelständischen Familienunternehmen in die zweite Generation schaffen. Das Ringen um unvereinbare Rollen und Werte kann für die nachfolgenden Generationen schwerwiegende Konsequenzen haben, wie ein fiktives Fallbeispiel zeigt.

Um das Erbe gerecht zu verteilen, will ein mittelständischer Unternehmer seine Firma, die Anteile und Geschäftsführerposten zu gleichen Teilen an den Sohn und die Tochter übergeben. Aus Sicht des Gründers erzeugt er damit in diesem fiktiven aber repräsentativen Familienmodell maximale Gerechtigkeit und sichert den Familienfrieden. Es ist jedoch fraglich, ob ihm dies wirklich gelingt, oder ob es nicht bessere Optionen gibt.

an einen Mitarbeiter oder externen Interessenten wären zumindest überlegenswerte Optionen

Der risikobereite und führungsstarke Sohn

gewesen. Es hat sich bewährt, Anteile mehrheit-

Rainer führt den kaufmännischen Bereich, die

lich in eine Hand zu geben.

eher introvertierte Tochter Judith wird technische Geschäftsführerin. Das unterschiedliche

Als beide auf die 60 zugehen, rät der Steuerbe-

Wesen, ihr Führungsstil und die Risikobereit-

rater, frühzeitig ihre Anteile zu übertragen, um

schaft führen dazu, dass sie gemeinsame Abspra-

hohe Erbschaftsteuerzahlungen zu vermeiden.

chen für den Betrieb in der Regel vermeiden.

Dadurch entsteht in der zweiten Nachfolgegeneration folgendes Gesellschafterbild:

Judith und Rainer managen ihre Bereiche nach bestem Wissen und Gewissen. Die unterschied-

Nach dem Studium tritt Judiths Tochter Christi-

lichen Charaktere stoßen sich aber eher ab. Die

na mit nun den meisten Stimmrechten operativ

Frage, was das Unternehmen für die Zukunft

in das Unternehmen ein. Rainers Söhne Niklas

braucht, wird nie gemeinschaftlich beantwortet.

und Max haben andere Pläne. Durch die vorgezo-

Beide fühlen sich der Tradition und dem Auftrag

gene Anteilsübergabe stehen sich in der Gesell-

des Vaters verpflichtet.

schafterversammlung nun zwei Familienstämme gegenüber, worunter das Unternehmen leidet.

Hätte es Alternativen für den Gründer gegeben?

Mitarbeiter beginnen, das Unternehmen zu ver-

Aus Sicht des Familienvaters wohl nicht. Aus Sicht

lassen.

men braucht in erster Linie Handlungsfähigkeit.

Hätte der Gründer geahnt, dass sein Nachlass

Bringen die Nachfolgekandidaten Kompetenz

einmal zur Lagerbildung führt und so das wich-

und Unternehmertum mit und sind sie in der

tigste Entscheidungsgremium lähmt, dass der

Lage, dieses auch vollumfänglich auszuspielen?

Familienfrieden massiv bröckelt, und kein Kind in

Vielleicht wäre Judith dankbar gewesen, wenn

seiner Rolle wirklich glücklich ist, wäre er sicher

sie sich dem Willen des Vaters nicht hätte beu-

über alternative Lösungen froh gewesen. Die

gen müssen. Gerechtigkeit entsteht stets auf der

Auswahl der optimalen Unternehmensführung

empfangenden Seite. Der Verkauf an den Sohn,

ist wesentlich in ihrer Tragkraft und Reichweite,

5|18  DER Mittelstand. | Service

Foto: © yellowj – www.fotolia.com

des Unternehmers einige. Denn jedes Unterneh-


81

Beatrice Rodenstock Rodenstock – Gesellschaft für Familienunternehmen mbH www.rodenstock-gfu.de

Bei der Unternehmensnachfolge ist eine scheinbar gerechte Aufteilung nicht immer ratsam Klare Mehrheitsverhältnisse vermeiden Familienstreitigkeiten und sichern langfristig das Überleben des Unternehmens den externen Interessenten fehlt eine attraktive

Holger Habermann Partner bei K.E.R.N – Die Nachfolgespezialisten

Mehrheit, mithin genau der Gestaltungsspielwie das Beispiel zeigt. Zudem gibt es die Möglich-

raum, den Vollblutunternehmer benötigen. Mit

keit, im Gesellschaftsvertrag auch eine Regelung

zunehmendem Alter des Geschäftsführerduos

für zukünftige oder ungeplante Erb- und Nach-

und abbauender Ertragskraft fährt der Wert des

folgen mit einer Rückübertragung der Anteile an

Unternehmens in den Keller.

verbleibende Gesellschafter bei gleichzeitigem Ausgleich für die Erben zu berücksichtigen.

Bei der Konstruktion der Nachfolge sollte ein Unternehmer immer die Handlungsfähigkeit des

Aus Altersgründen steht nun auch die Nachfol-

Unternehmens im Auge behalten. Es empfiehlt

gefrage der zweiten Generation im Raum. Chris-

sich, zukünftige oder ungeplante Erb- und Nach-

tina erhält immer noch nicht das Vertrauen der

folgen im Gesellschaftervertrag zu regeln, denn

anderen Familienseite. Rainer kann bislang kei-

Gerechtigkeit entsteht immer erst im Auge der

nen geeigneten Nachfolger präsentieren, denn

Empfangenden!

Roland Greppmair Partner bei K.E.R.N – Die Nachfolgespezialisten www.dienachfolgespezialisten.eu Mitglied des BVMW Expertenkreises Nachfolge

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82

Finanzkolumne „Über Ihr Geld“ Liechtenstein – klein, aber oho Wie kann ein kleines Land wie Liechtenstein,

dürfen. Hier ist kaum eine Änderung zu erwar-

der sechstkleinste Staat auf unserem Globus,

ten. Denn die Miet- und Kaufpreise für Immobi-

wirtschaftlich so erfolgreich sein? Die wichtigste

lien würden explodieren, wenn allein die Pendler

Entscheidung war der Beitritt zum Europäischen

in Liechtenstein wohnen wollten. Das Bruttoin-

Wirtschaftsraum EWR. Damit ist Liechtenstein –

landsprodukt liegt bei rund 5,3 Milliarden Schwei-

anders als die Schweiz – im gesamten EU-/EWR-

zer Franken, das sind gut 160.000 Franken pro

Raum willkommen, ohne selbst Mitglied der EU zu

Einwohner. Die Staatsquote des „schlankesten

sein oder werden zu müssen.

Staates“ in Europa beträgt nur 20,6 Prozent. Der durchschnittliche Bruttolohn pro Einwohner liegt

Es gibt einige Besonderheiten: Jeder kann in oder

bei 6.603 Franken monatlich.

über Liechtenstein Geld anlegen, ohne dortigen Wohnsitz. EU-/EWR-Bürger können in Liechten-

Im nächsten Jahr feiert Liechtenstein seinen

stein zudem eine aktive Firma gründen und be-

300. Geburtstag, und bis dahin will Regierungs-

treiben, und das zu Steuersätzen von einheitlich

chef Adrian Hasler Liechtenstein zum Mittel-

zwölf Prozent, weniger als die Mehrwertsteuer

punkt der Blockchain-Technologie machen. Die

in den meisten EU-Ländern. Der Staat hat einen

Gesetzvorlagen sind schon in Vorbereitung.

Haushaltsüberschuss von elf Millionen Franken, die Alters- und Hinterbliebenen-Versorgung

Nur die drei Großbanken LTG Bank, VP Bank und

AHV einen Sicherheitspuffer von elf Jahren –

die Liechtensteinische Landesbank LLB bedienen

auch dank einer erfolgreichen Anlagestrategie in

neben den Superreichen aus aller Welt tradi-

Wertschriften. Kein Wunder, dass Liechtenstein

tionell auch die örtliche Kundschaft, die übrigen

mit AAA bewertet wird. Geht es der Wirtschaft

Banken sind wesentlich in der Vermögensverwal-

gut, geht es auch den Bürgern gut. Liechtenstei-

tung tätig. Trotz der hohen Bankgebühren (eine

ner selbst sind allerdings keine großen Aktionäre,

günstige Online-Bank gibt es nicht) lohnt es sich

sie investieren lieber in inländische Grundstücke

offenbar, sein Vermögen in oder über Liechten-

und Immobilien und nutzen die günstige Situation

stein anzulegen.

Hans-Peter Holbach Herausgeber des im 46. Jahrgang erscheinenden Informationsdienstes Geldbrief www.geldbrief.com und Chefredakteur beim Vertraulichen Schweizer Brief www.vertraulicher.com

rung. Eine Partei, die dies ändern wollte, würde

Wie es scheint, wird Liechtenstein für Mittel-

nicht mehr gewählt.

ständler und Großunternehmen eine Lücke nach dem Brexit schließen und erwartet deshalb wei-

Über 4.300 Unternehmen, darunter einige Welt-

tere Firmenansiedlungen. Da Liechtenstein nicht

marktführer, haben sich im wirtschaftspolitisch

in der EU ist, verhandelt es zielstrebig mit Lon-

liberalen Liechtenstein angesiedelt. Über 20.000

don. Denn Liechtensteiner Unternehmen können

Menschen pendeln täglich aus Österreich und der

problemlos die Schweiz (Zoll- und Währungsver-

Schweiz zur Arbeit nach Liechtenstein, weil sie

trag!) und ebenso die gesamte EU (dank EWR-

selbst dort nicht wohnen, sondern nur arbeiten

Abkommen) abdecken und bedienen.

5|18  DER Mittelstand. | Service

Foto: © photocrew – Fotolia.com

von Uralt-Bewertungspreisen in der Steuererklä-


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84

Kleine Helfer Digitalisierung der Weiterbildung Lern-App für Mitarbeiter spart Zeit und steigert Motivation Weiterbildun g smaßnahmen

kos-

ten Zeit und Geld. Aber oft sind selbst stundenlange Seminare nach wenigen Tagen wieder vergessen.

Innovative Wundbehandlung

Denn

eine Wiederholung der Lerninhalte findet zumeist nicht

Das BVMW-Mitgliedsunternehmen

schiedlichen Fachgebieten wie der

statt. Doch gerade dies wäre wichtig, um das

Sanotape beschreitet neue Wege in

Oralchirurgie, der Plastischen Chir-

neue Wissen nachhaltig im Gehirn der Teil-

der ästhetischen Dermatologie. Halb-

urgie, Kosmetik und der Traditionel-

nehmer zu verankern. Eine Lösung bietet das

durchlässige Transparentpflaster aus

len Chinesischen Medizin zu unter-

BVMW-Mitglied institute of microtraining mit

Polyurethan behandeln hypertrophe

stützen. Das Hagener Unternehmen

der Microtraining® App. Sie wird individuell

Narben, Keloide und Aknenarben.

hat sich vor allem in Sportlerkreisen

auf die Themen von Unternehmen zugeschnit-

durch innovative Wundbehandlungs-

ten und gibt Mitarbeitern die Möglichkeit, die

Die Idee dahinter ist die Verzahnung

methoden bereits einen Namen ge-

Inhalte aus externen und internen Trainings

aus Therapie und Diagnostik, um kon-

macht.

auf dem eigenen Smartphone zu wiederholen

trollierte Therapieschritte in unter-

www.sanotape.com

und direkt am Arbeitsplatz anzuwenden. Die Fragenkomplexe sind so aufbereitet, dass sie

Kleiner Rüttel-Scanner

interaktiv bearbeitet werden können, und zwar immer dann, wenn die Zeit es erlaubt, wie z. B. auf dem Arbeitsweg oder in der Pau-

Die Digitalisierung

ckelt. Das Besondere: Wie bei einem

se. Vorteile für den Arbeitgeber: Alle Trainings

beginnt mit dem

großen Produktionsscanner gibt es

sind einfach abrufbar, können schnell aktuali-

Scannen von Pa-

einen „Rüttler“. Er richtet die Ein-

siert und für alle Mitarbeiter skaliert werden.

pierdokumen-

zugskante des Papiers automatisch

Zudem lassen sich der Lernfortschritt beob-

ten. Diese Erkenntnis nicht

so aus, dass Fehl- und Mehrfach-

achten und Lernimpulse setzen, wo sie nötig

ist

einzüge vermieden werden. Zudem

sind.

Die individuellen Lerninhalte können

neu,

sorgt die kontrollierte Ausgabesta-

zudem mit bereits vorhandenen Trainingsbau-

doch noch

pelung dafür, dass die Belege auch

steinen ergänzt werden, z. B. zu den Themen

immer ist zu viel

nach dem Scannen wieder ordentlich

Beratung und Verkauf, Betriebliches Gesund-

Papier im Umlauf, und Pro-

angeordnet sind. Gerade bei der Er-

heitsmanagement, Führung, Interkulturelle

zesse werden verzögert. Die handli-

fassung im direkten Kundenkontakt

Kompetenz, Kommunikation, Kundenorien-

chen Scanner S2000 von Alaris wur-

oder beispielsweise von Reisekos-

tierung, Reklamationsmanagement, Software

den für das dezentrale Erfassen am

tenbelegen ist dies ein enormer Zeit-

Skills, usw.

Arbeitsplatz, in der Workgroup oder

gewinn.

im direkten Kundenkontakt entwi-

AlarisWorld.com

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Kontakt: Timo Schäfer tsc@micro-training.com



86

Buchtipps Machtbeben Die Welt vor der größten Wirtschaftskrise aller Zeiten – Hintergründe, Risiken, Chancen

ser kommenden Weltwirtschaftskrise.

Crash oder Jahrhundertchance? Dirk

hende Krise rechtzeitig entdeckt, und

Müller, Finanzexperte und Autor mehre-

wie sie diesen Umbruch nicht nur unbe-

rer Bestseller, ist sich sicher: Wir stehen

schadet überstehen, sondern auch noch

vor der nächsten Weltwirtschaftskrise

davon profitieren können. Auch die

und einer gigantischen Umverteilung.

Wirtschaftswelt der Zukunft spart Dirk

Ob China, Russland, Nordkorea, Na-

Müller nicht aus. Er zeigt, welchen Wan-

her und Mittlerer Osten oder USA und

del Digitalisierung und Automatisierung

Europa – Müller erklärt in verständ-

bringen, welche Rollen Geld, Arbeit und

licher Art Hintergründe, Zusammen-

Gesellschaft spielen werden. Dabei

hänge und Konsequenzen der aktuellen

liegt sein Fokus auf Kryptowährungen,

Konflikte. So thematisiert er beispiels-

Onlinehandel und darauf, wie die neue

weise die Auswirkungen des Internets

Mobilität unser Leben verändern und

und des nahenden Endes des Erdölzeit-

beeinflussen wird.

Persönliche Empfehlung von Persönliche Empfehlung Prof. Dr. h.c. Mario Ohoven! von Mario Ohoven!

Außerdem erläutert er den Lesern, an welchen Anzeichen man die heraufzie-

alters auf die Konjunktur. Besonders vielversprechend ist der kritische Blick Dirk Müllers auf den Boom in China, der durchaus genauer hinterfragt werden kann, als es in herkömmlichen Berichten geschieht. Klug und glaubhaft schildert

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Wer länger sitzt, ist früher tot Das Erste-Hilfe-Programm für Vielsitzer gegen Haltungsschäden und Schmerzen Sitzen nimmt einen Großteil des Tages ein – doch es schädigt die Gesundheit enorm, verkürzt die Lebens- und verlängert die Lei-

Frank Thömmes Wer länger sitzt, ist früher tot

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BERLIN

Wirtschaftskongress Oberpfalz Donnerstag, 29. November 2018 09.00 Uhr ACC Amberg Schießstätteweg 8 92224 Amberg er@wirtschaftskongressoberpfalz.de

Kaminabend mit Rainer Holznagel, Präsident des Bundes der Steuerzahler Dienstag, 16. Oktober 2018, 18.00 Uhr Burghotel Nörten-Hardenberg Hinterhaus 11A, 37176 Nörten-Hardenberg suedniedersachsen@bvmw.de

Zu Gast bei Mitgliedern Unternehmer Talk Donnerstag, 25. Oktober 2018 19.00 Uhr Smacc GmbH Albert-Einstein-Ring 11 14532 Kleinmachnow silke.landgraf@bvmw.de

BRANDENBURG Business Lunch Potsdam/TF Mittwoch, 12. Dezember 2018 12.30 Uhr Van der Falk Hotel Eschenweg 18 15827 Blankenfelde-Mahlow marcel.sturm@bvmw.de

HAMBURG Arbeitswelten der Zukunft „Digitale Führung“ Dienstag 09. Oktober 2018, 18.00 Uhr RENT24 Bleichenbrücke 10 20354 Hamburg guenther.enger@bvmw.de Diplomatische Lounge – Mittelstand meets India Mittwoch 28. November 2018, 14.00 Uhr Generalkonsulat Indien Kohlhöfen 21 20355 Hamburg ingrid.hausemann@bvmw.de

Speed Connect-Veranstaltung mit 20 Referenten Donnerstag, 8. November 2018, 17.30 Uhr Technologie- und Gründerzentrum Oldenburg Marie-Curie-Straße 1, 26129 Oldenburg detlef.blome@bvmw.de BVMW Unternehmer | STOLZ mit Dr. Hubertine Underberg-Ruder & Brigitte Zypries Montag, 12. November 2018, 18.00 Uhr NOZ Medienzentrum Breiter Gang 10–16, 49074 Osnabrück beate.boettger-goewecke@bvmw.de Business-Meeting mit Dieter Lange und Vergabe des BVMW-Unternehmerpreises Donnerstag, 22. November 2018, 18.00 Uhr Mercedes Benz EF Autocenter in Göttingen Willi-Eichler-Straße 34, 37079 Göttingen suedniedersachsen@bvmw.de Zipfelbobrennen zum Jahresschluss Mittwoch, 12. Dezember 2018, 12.30 Uhr Snow Dome Bispingen Horstfeldweg 9, 29646 Bispingen heino.geritz@bvmw.de

FabLab-Tour – Innovation richtig angehen Dienstag, 06. November 2018 10.00 Uhr FabLab Berlin Prenzlauer Allee 242 10405 Berlin info@gemeinsam-digital.de GAME ON: Arbeitest du noch, oder spielst du schon? Mittwoch, 07. November 2018 17.30 Uhr Vollgutlager Berlin Rollbergstraße 26, 12053 Berlin info@gemeinsam-digital.de Fachgruppe Bau Mittwoch, 21. November 2018 19.00 Uhr Rechtsanwaltskanzlei von Saldern Leibnitzstraße 57, 10629 Berlin birgid.zoschnik@bvmw.de

HESSEN BVMW Oktoberfest Freitag, 26. Oktober 2018 18.00 Uhr Enzianhütte, Bornbergstraße 36115 Hilders ruediger.muth@bvmw.de

5|18  DER Mittelstand. | Service

Thementag Mensch & Wirtschaft Donnerstag, 22. November 2018 16.00 Uhr 3G Hotel, Werner-von-Siemens-Straße 12 36041 Fulda ruediger.muth@bvmw.de


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MECKLENBURG-VORPOMMERN

RHEINLAND-PFALZ

Löwenpitch V Donnerstag, 22. November 2018, 16.00 Uhr Gymnasium Malchin Am Zachow 39, 17139 Malchin robert.gardlowski@bvmw.de

Top Speaker Sabine Asgodom – Eigenlob stimmt Montag, 12. November 2018, 19.00 Uhr Fritz Wunderlich Halle Kusel, Am Roßberg, 66869 Kusel andrea.schneider@bvmw.de Meeting Mittelstand Donnerstag, 15. November 2018, 18.00 Uhr Maurer Kollegen, Gleiwitzer Straße 5a, 55131 Mainz horst.schneider@bvmw.de

Betriebliches Gesundheitsmanagement im Unternehmensalltag Donnerstag, 22. November 2018, 17.00 Uhr DRK Rostock Trelleborger Straße 11, 18107 Rostock rainer.junold@bvmw.de

Connect Dienstag, 27. November 2018, 18.00 Uhr Hotel Atrium, Flugplatzstraße 44, 55126 Mainz horst.schneider@bvmw.de

NORDRHEIN-WESTFALEN Runder Tisch „Personal“ Donnerstag, 18. Oktober 2018 18.30 Uhr Hotel Nikko Immermannstraße 41 40210 Düsseldorf alexandra.rath@bvmw.de Young Entrepreneurs, Digital Natives und die New Economy Dienstag, 30. Oktober 2018 18.00 Uhr Gute Botschafter – Büro Köln Kaiser-Wilhelm-Ring 3–5 50672 Köln margit.schmitz@bvmw.de

Business Talk: Der Fachkräftemangel Dienstag, 30. Oktober 2018 18.00 Uhr codeks working people Moritzstraße 14 42117 Wuppertal uwe.steinweh@bvmw.de Business Frühstück „Der (andere) Weg zum Kunden“ Mittwoch, 07. November 2018 08.00 Uhr Am Kieswerk 3 40789 Monheim am Rhein alexandra.rath@bvmw.de

SCHLESWIG-HOLSTEIN Erfolgreich im digitalen Zeitalter Donnerstag, 25. Oktober 2018, 18.00 Uhr Telekom Shop Kiel, Holstenstraße 96, 24103 Kiel hans.kemeny@bvmw.de

SACHSEN Netzwerkmesse „Dresdner Weitsicht“ Donnerstag/Freitag 25./26. Oktober 2018 14.00 Uhr und 07.30 Uhr Erlweinforum Messering 01067 Dresden hans-josef.helf@bvmw.de Mittelstand trifft Mittelstand Donnerstag 08. November 2018 18.00 Uhr Hoffbauer & Gebauer Datenservice GmbH Robert-Koch-Straße 31 01589 Riesa albrecht.brosius@bvmw.de

Illustration: Stefan-XP – wikipedia.org

THÜRINGEN 1. BVMW Tennisturnier Ostthüringen Samstag, 20. Oktober 2018, 10.00 Uhr Pro Sport Arena Gera Zopfstraße 6, 07549 Gera ralph.walter@bvmw.de Thüringer Wirtschaftsball Samstag, 17. November 2018, 18.00 Uhr Erfurter Kaisersaal Futterstraße 15/16, 99084 Erfurt guenther.richter@bvmw.de Weitere zahlreiche Veranstaltungen unter www.bvmw.de/unsere-veranstaltungen

5|18  DER Mittelstand. | Service

Mittelstand trifft Mittelstand Donnerstag 15. November 2018 17.00 Uhr Moments Boutique Hotel Bautzen Goschwitzstraße 27 02625 Bautzen sirko.rosenberg@bvmw.de Generationen im Wandel – Erwartungen und Lebensentwürfe der „Digitalen Eingeborenen“ Donnerstag 29. November 2018 18.00 Uhr VDI GaraGe gGmbH Karl-Heine-Straße 97 04229 Leipzig constanze.weiss@bvmw.de


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BVMW-News aus den Regionen Bluecue Consulting wird TOP-Innovator Die Bielefelder Digitalisierungsexperten der bluecue consulting GmbH & Co. KG wurden mit dem Preis des TOP-Innovators ausgezeichnet und zählen damit zu den 100 Innovationsführern 2018. Zudem erhielt das BVMW-Mitglied zum fünften Mal in Folge den Preis als TOP Consultant für den Mittelstand. Die Auszeichnungen nahmen Bundespräsident a. D. Christian Wulff und Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar vor, die dem Team um Geschäftsführer Nico Lüdemann gratulierten. Die IT-Spezialisten entwickelten eine Software, die bislang manuell ausgeführte Beratungsleistungen künftig vollautomatisiert steuert. Hoang Huy Tran (Inhaber Transmedial) bei der Preisverleihung in Berlin.

Doppelte Auszeichnung für Transmedial Transmedial, BVMW-Mitglied in der Wirtschaftsregion Leipzig, konnte bei der Verleihung des diesjährigen German Brand Awards gleich zwei Preise in Empfang nehmen, und zwar in den Kategorien „Excellence in Branding“

V. li.: Die vier Preisträger Christian Reuter, Marco Rische, Rico Risse, Eric Pfüller mit Prof. Clauß Dietz (DPFA Akademiegruppe, Mitglied im Bundeswirtschaftssenat).

Preiswürdige Techniker für Sachsen

und „Excellence in Brand Strategy“. Be-

Zur Verleihung des renommierten Technikerpreises Sachsen konnten 120 hoch-

worben hatte sich die Agentur mit ihrem

rangige Gäste aus Politik und Wirtschaft begrüßt werden. Insgesamt wurden in vier

Konzept für die Siblitz-Group, Europas

Kategorien Staatlich geprüfte Techniker für ihre Abschlussarbeiten ausgezeichnet.

größte Gießereigruppe. Vom Logo bis zu

Alle vier Preisträgerarbeiten zeichnen sich durch Innovationskraft, Kreativität und

den Räumlichkeiten sorgten die Desig-

Wirtschaftlichkeit aus. Damit verdeutlichen sie die außergewöhnlichen Qualitäten

ner, Mediengestalter und Architekten

eines Staatlich geprüften Technikers. Unter der Schirmherrschaft des Präsidenten

von Transmedial für ein neues einheit-

des Sächsischen Landtags, Dr. Matthias Rößler, zeichnen die Förderer wie die DPFA

liches Erscheinungsbild.

Akademiegruppe, der BVMW und die Wirtschaftsförderung Erzgebirge alljährlich die

www.transmedial.de

besten Techniker ihres Jahrganges aus.

IT-Systemhaus feiert 25-jähriges Jubiläum Helge Stolz hat das IT-Systemhaus im rheinland-pfälzischen Ort Oldenbach 1993 gegründet. Seitdem ist der fachkundige IT- und EDV-Experte seinen Kunden ein zuverlässiger Partner in allen Fragen zur IT- und Computertechnik. Das Portfolio des Spezialisten umfasst neben Beratung, Verkauf und vieles mehr. Zudem ist Stolz DEKRA-zertifizierter EDV-Sachverständiger, IT-Forensiker und als Certified Ethical Hacker ausgezeichnet, einem weltweit anerkannten Zertifikat im Bereich der IT-Security.

5|18  DER Mittelstand.  | BVMW

Foto o. r.: © Agentur Transmedial

Die junge Design- und Kreativagentur


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Netzwerken auf dem Neckar Auch in diesem Jahr stand beim BVMW Baden-Württemberg wieder eine gemütliche Schifffahrt mit dem Neckarkäptn auf dem Programm. Dieses Mal gab es auf dem Partyfloß neben einem leckeren Büffet und gutem Wetter auch noch zwei besondere Ehrengäste: Helmut Roleder und Timo Hildebrand. Beide waren Torhüter beim VfB Stuttgart, wurden mit ihm Deutscher Meister und spielten außerdem in der Nationalmannschaft. Unter den Gästen war auch der neue österreichische Vizekonsul für Baden-Württemberg, Siegfried Weidlich.

Golfen für einen guten Zweck.

Charity Golf Bei strahlendem Sonnenschein schlugen 54 Golfer und 18 Neulinge zum neunten Mal für den guten Zweck ab: Die BVMW Greenvesting-Golfcharity 2018, organisiert vom rheinland-pfälzischen Landesbeauftragten Horst Schneider, erbrachte 19.000 Euro an Spenden. Diese gingen an Mainz 05 hilft e. V., die Alfred Keschtges-Stiftung und die Alli-

Sporttalk auf dem Neckar (v. li.): Timo Hildebrand, Kurt Mezger (BVMW), Dr. Ulrich Köppen (BVMW) und Helmut Roleder.

anz Pro Menschlichkeit des Deutschen Roten Kreuzes.

Foto o. l.: © Gunzenhauser; Foto o. r.: © Marcus Steinbrücker; Foto u. r.: © Marcel Dullien

BVMW Business Golfcup in Dresden

Süße Kostproben mit der Bundesbildungsministerin

Bis auf den letzten Platz ausgebucht war der 1. Golfcup, zu

Beim Besuch der Bun-

dem das Team der BVMW-Wirtschaftsregion Dresden im

desbildungsministerin

Sommer in den Golfclub Dresden Elbflorenz geladen hatte.

Anja

Damit konnte der BVMW in Sachsen ein neues Premium-Ver-

der Confiserie Rabbel

anstaltungsformat etablieren. Die Teilnehmer kamen nicht

(BVMW-Mitglied) stand

nur aus dem Großraum Dresden, sondern auch aus München,

die Entwicklung von Le-

Köln, Berlin, Leipzig und Chemnitz. Am Rande des Turniers

bensmittel-Kompetenz

hatten mitgereiste Nichtgolfer im Familienprogramm Gele-

an Schulen im Mittel-

genheit, sich die sächsische Landeshauptstadt bei einer Sightseeing-Tour anzuschauen.

Die Geschäftsführer Mehtap und Christian Rabbel mit Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (li.).

Karliczek

bei

punkt. Gemeinsam mit einer Delegation nutzte die Ministerin die Gel e g e n h e i t ,   E i n b l i c ke

in das anspruchsvolle Handwerk des Westerkappelner (Nordrhein-Westfalen) Familienunternehmens zu gewinnen. Beim Genuss exquisiter Kostproben tauschte sich die Politikerin zudem mit Geschäftsführer Christian Rabbel intensiv über den Stellenwert der Nahrungsmittelbranche in Deutschland aus. www.rabbel.com Große Resonanz beim 1. Golfcup Dresden.

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Chefredakteur Tilo Vogelsang (re.) mit seinen Gästen bei der Führung durch das Funkhaus.

BVMW im Funkhaus Magdeburg Nachrichten standen im Mittelpunkt eines Unternehmertreffens im Funkhaus von radio SAW in Magdeburg. Informationen aus erster Hand gab es dabei von Chefredakteur Tilo Vogelsang, der sich viel Zeit für das Gespräch mit den Mittelständlern aus der Region nahm. Zudem erhielten die Unternehmerinnen und Unternehmer eine Führung durch das Funkhaus, konnten einer Nachrichtenredakteurin bei der Arbeit über die Schultern schauen und sich über die trimedialen Angebote von radio SAW informieren.

V. li.: Günther Richter (BVMW), Botschafter S. E. Dr. Badr Abdelatty und Ministerpräsident Bodo Ramelow.

Mittelständische Ideen für Ägypten

Münsterländische Mittelstandsdelegation in Japan Das Ziel der diesjährigen Unternehmerreise des BVMW Münster war Japan mit den Stationen Tokio und Kyoto. Die 14-köpfige Delegation erlebte während der zehntägigen Reise spannende Unternehmensbesuche, wurde vom deutschen Botschafter empfangen, tauschte sich mit dem japanischen Unternehmerverband SNRJ aus und erhielt tiefe Einblicke in die sehr traditionsbewusste japanische Kul-

Auf Einladung von Landesgeschäfts-

tur. So fern manche Praktiken erscheinen, so gleich sind einige Werte wie Präzision,

führer Günther Richter kam der ägyp-

Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit.

tische Botschafter S. E. Dr. Badr Abdelatty zu einem Besuch nach Erfurt. Im Rahmen des Treffens wurden ihm der Wirtschaftsstandort Thüringen und die Aktivitäten von Thüringen International bei der Landesentwicklungsgesellschaft mbH vorgestellt. Der Wunsch des Botbesuchen, um das duale Bildungssystem kennenzulernen, konnte mit einem Besuch beim Erfurter Bildungszentrum erfüllt werden. Höhepunkt war der Antrittsbesuch bei Ministerpräsident Bodo Ramelow in der Thüringer Staatskanzlei. Bei einem vertrauensvollen Gespräch ging es um Wirtschaftskontakte zum gegenseitigen Vorteil. Das nordafrikanische Land Ägypten ist für mittelständische Unternehmen ein interessanter Markt und Investitionsstandort. www.transmedial.de

Die BVMW-Delegation mit Regional-Geschäftsführer Bernd Adamaschek (v. re.) in Japan.

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Foto o. r.: © Sascha from TA; Foto o. l.: © Klaus-Peter Voigt

schafters, eine Bildungseinrichtung zu


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Unternehmerreise nach Stuttgart Einmal im Jahr organisiert Rainer Jung (BVMW) eine zweitägige Unternehmerreise für seine Mitglieder aus der Region Olpe und Siegen. In diesem Jahr ging es nach Stuttgart. Für die Teilnehmer eine gute Gelegenheit, neue Eindrücke unter Gleichgesinnten zu sammeln. Neben zahlreichen Kulturhighlights war die Besichtigung der Sportwagenschmiede Porsche ein Erlebnis, das Einblicke in eine komplexe Welt bot.

Landeswirtschaftssenat Sachsen-Anhalt on tour

Vive la Frankophonie à Hambourg

Die BVMW Kollegen Alexander Treizel und Gerd Woldmann organi-

In Kooperation mit dem Club d‘Affaires Franco-All-

sierten eine wirtschaftspolitische Reise in die Bundeshauptstadt. Auf

emand de Hambourg veranstaltete die BVMW Metro-

dem Programm standen ein Besuch des Bundestags mit individueller

polregion Hamburg ein Mittelstandsforum Frankreich.

Führung des MdB Torsten Schweiger (CDU), der Besuch der tschechi-

Zahlreiche deutsche und französische Teilnehmer

schen Botschaft sowie der Besuch der BVMW Zentrale am Potsda-

waren gekommen, um sich über die Initiative Le Mit-

mer Platz. In der Schaltzentrale des BVMW gab es nach einer Führung

telstand und über die Maßnahmen zur Förderung

durch das Haus eine Diskussionsrunde mit Patrick Meinhardt, BVMW

der Wirtschaft durch die Regierung von Emmanuel

Bundesgeschäftsleiter Politik.

Macron zu informieren und zu diskutieren. Bienvenue Angui, stellvertretende Leiterin Außenwirtschaft und Leiterin BVMW Le Mittelstand, ging auf die Entwicklung und den Serviceumfang der Initiative ein. Dabei betonte sie, dass die Ausrichtung von Le Mittelstand nicht nur Frankreich betrifft, sondern auch die französisch sprachigen Länder Afrikas, Kanada und Belgien. „Wachstumschancen, die wohlüberlegt ergriffen werden sollten“, so Günther Enger, BVMW Hamburg und Mitinitiator der Veranstaltung. „Als BVMW sind wir der

Landeswirtschaftssenat Sachsen-Anhalt und interessierte Unternehmer im Bundestag mit MdB Torsten Schweiger (CDU).

zentrale Ansprechpartner der Politik und bieten dementsprechend umfassende Informationen.“

Dialog für die Praxis Das Konzept für die Veranstaltungsreihe BVMW Entscheider.FORUM wird vom Veranstalter Roland Lüdemann (BVMW Metropolregion Hamburg) und den Moderatoren Jörg Janßen, Gerhard Ludwig und Ulrich Sucker getragen. Die Teilnehmer nutzen im Workshop die Chance, eine eigene, aktuelle unternehmerische Herausforderung einzubringen. Der Schwerpunkt liegt darin, aus den zunächst eingebrachten Einzelthemen selbst ein „Thema des Abends“ zu gestalten. Für das gewählte Thema erarbeiten zwei Gruppen im interaktiven Dialog, geführt von den Moderatoren, V. li.: Ulrich Sucker (Moderator), einen praxisnahen Handlungsfaden mit konkreten Lösungsansätzen. Damit nutzen die Teilnehmer Gerhard Ludwig (Moderator), aktiv die Gelegenheit, den Workshop durch eigene Erfahrungen dynamisch mitzugestalten.

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Roland Lüdemann (BVMW), Jörg Janßen (Moderator).


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Qualität aus dem Glas In jeder Ausgabe stellt DER Mittelstand. BVMW-Mitgliedsunternehmen und deren Produkte vor. Diesmal das Unternehmen HAINICH Konserven GmbH der TUPAG-Holding-AG im thüringischen Niederdorla.

Regional erzeugte Produkte auf höchstem Qualitätsniveau Produktionsstätte und Anbaugebiet der Hainich Konserven GmbH liegen direkt am Nationalpark Hainich, dem UNESCO-Weltnaturerbe. Hier produziert das Unternehmen eine breite Produktpalette an leckeren Obst- und Sauerkonserven sowie süßen Brotaufstrichen in bester Qualität und mit einem unvergleichlichen Geschmack.

Naturbelassene Produkte mit natürlichem Geschmack Die Konserven werden nach alt bewährten Original Thüringer Hausrezepten hergestellt. So werden zum Konservieren traditionsgemäß ausschließlich Wärme, Salz, Zucker und Essig verwendet, wie bereits vor über 100 Jahren. Ausdruck der Naturbelassenheit und Nachhaltigkeit der hochwertigen Produkte sind das Hainich Qualitätssiegel und das Thüringer Qualitätszeichen. Bereits seit 14 Jahren ist das Unternehmen IFS Food zertifiziert.

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Weltweiter Vertrieb

Nur das Beste im Glas

Sauerkonserven und ein großer Teil der

Obst und Gemüse werden erntefrisch

Obstkonserven werden saisonal produziert.

verarbeitet. Engagierte Mitarbeiter

Konfitüre und Beerenobst können ganzjährig

sorgen mit viel Liebe zum Produkt für

hergestellt werden. Die Konserven sind

eine hohe Qualität. Gemeinsam im Team

nicht nur im Inland beliebt, sondern werden

wird immer wieder an der Entwicklung

weltweit, unter anderem nach Amerika, Asien

neuer Produkte gearbeitet, die den

und Afrika, geliefert. Zudem wird jährlich im

hohen Qualitätsanforderungen des

Frühjahr und Herbst zum Werksverkauf das

Unternehmens entsprechen müssen.

gesamte Produktsortiment präsentiert – ein in der Region beliebtes Spektakel.

Nachhaltigkeit und Effizienz Konsequentes ökologisches Denken wird in allen Unternehmensbereichen umgesetzt. Dies bestätigt die Energiezertifizierung nach DIN EN ISO 50001 und der Gewinn des Thüringer Energieeffizienzpreises 2015 für die effektive Nutzung von Biogas für Produktionszwecke. Damit konnten 65 Prozent der Wärmekosten eingespart werden. Zudem ist das Unternehmen Unterzeichner des Nachhaltigkeitsabkommens Thüringen.

Familienfreundlichkeit Eine Vielzahl familienfreundlicher Maßnahmen ermöglicht den jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dies zeigt auch die mehrfache erfolgreiche Teilnahme am Wettbewerb Erfolgsfaktor Familie.

Unternehmenssteckbrief: Geschäftsführerin: Dipl.-Ing. Cornelia Beau Sitz: Vogtei OT Niederdorla (Thüringen) Gründung: 1990, umfirmiert aus einer Thüringer Genossenschaft Mitarbeiter: 55 Mitarbeiter, 70 Saisonkräfte Branche: Obst- und Gemüseverarbeitung BVMW-Mitglied www.hainichkonserven.de

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Von der Ziegelei zum Baustoffzentrum – eine mittelständische Erfolgsstory Klaus-Dieter Willkommen trägt eine schöne Botschaft in seinem Namen: Wer bauen will, ist bei ihm herzlich willkommen. In sechster Generation führt er ein Unternehmen, das aus einer historischen Ziegelei hervorgegangen ist. In dieser Tradition hat er einen alten Rohstoff neu entdeckt. „Es konnte ja nur nach vorne gehen, schlechter ging

fortan die Ziegelei ersetzen, denn Baubetriebe und

ja nicht mehr“, so berichtet Klaus-Dieter Willkommen

langjährige Kunden brauchten so viel Baumaterial wie

über die Nachwendejahre seines Unternehmens, das

nie. Dennoch funktionierte der Start nicht aus eigener

er 1990 von seinem Vater übernommen hatte. „Im Au-

Kraft. Mit einem Bauunternehmen aus Baden-Würt-

gust 1990 haben wir die letzten Mauerziegel aus dem

temberg ging Willkommen ein Joint-Venture ein, wo-

historischen Hoffmannschen Ringofen ausgefahren.

durch die Anschubfinanzierung von 200.000 D-Mark

Wir wussten, dass wir mit der alten Ziegelproduktion

gesichert war, und ein westdeutscher Gesellschafter

keine Chance mehr hatten.“ Im selben Jahr wurde die

versorgte ihn bis 1996 mit dem nötigen unternehme-

Ziegelei unter Denkmalschutz gestellt, und das Schick-

rischen Know-how. Die ersten Jahre mussten vor al-

sal des Familienunternehmens schien besiegelt.

lem Baustoffe beschafft werden, denn der Bedarf war riesig. „Von Marketing war damals noch keine Rede“,

Seit 1834 hatte in Helmsdorf bei Dresden die Familie

so Willkommen. „Zweimal im Monat fuhren wir rund

Willkommen Ziegel gebrannt, deren Rohstoff Lehm aus

800 Kilometer in den Westen, um Ziegel zu kaufen.

einem benachbarten Tagebau kam. 1972 wurde das Un-

Ständig brauchten wir neue Lagerkapazitäten. 1994

ternehmen zwangsverstaatlicht, und Vater Hans Will-

ging es dann regelrecht durch die Decke, da hatten

kommen durfte den Volkseigenen Betrieb immerhin als

wir bereits 18 Millionen D-Mark Umsatz gemacht.

Werksleiter weiterführen. „Dabei hat er immer wie ein

Wir haben die Gewinne immer wieder in unser Unter-

selbstständiger Unternehmer agiert“, erzählt sein Sohn.

nehmen investiert und konnten so stetig wachsen.“

Dieses Durchhaltevermögen sollte sich knapp 20 Jahre

Heute beschäftigt das Baustoffzentrum 38 Mitarbei-

später bezahlt machen, als

ter an zwei Standorten in

1991 Klaus-Dieter Willkom-

Sachsen,

men eine GmbH gründete.

le spielt für den Chef auch

und

mittlerwei-

Marketing eine Rolle. „Jeder „1990 war die Ziegelei vor

Baustoffhandel versucht sich

ihrer Schließung noch repri-

zu spezialisieren“, sagt Will-

vatisiert worden. So hatten

kommen, der den modernen Lehmbau für sich entdeckt

lage. Wenn ich überlege, wie die Ziegelei damals dastand,

Klaus-Dieter Willkommen mit seinem Dienstwagen, einem Elektromobil, das aus der hauseigenen Solaranlage gespeist wird.

hat. „Lehm hat zwei grundlegende geniale Eigenschaften.

dann wundere ich mich, dass

Er hält die Luftfeuchtigkeit in

ich nicht abgehauen bin“, be-

Räumen bei 45 Prozent und

schreibt er seine Erinnerungen. Ein Baustoffhandel sollte Uta Georgi BVMW Pressesprecherin Sachsen uta.georgi@bvmw.de

Bauzentrum Willkommen Geschäftsführer: Klaus-Dieter Willkommen Gründung: 1834 Mitarbeiter: 38 Sitz: Helmsdorf bei Dresden BVMW-Mitglied www.bauzentrum-willkommen.de

5|18  DER Mittelstand.  | BVMW

ist

geruchsabsorbierend.“

Ein absolutes Wohlfühlklima für den Menschen, und für das

Baustoffzentrum

eine

spezielle Produktpalette, die Kunden aus ganz Sachsen und Tschechien anlockt.

Foto: © Daniel Schäfer

wir wenigstens eine Grund-


Moderne Personalentwicklung strukturiert gestalten und digital steuern Wie kann die interne Personalentwicklung einfach aufgebaut und digital abgebildet werden? Mit der Schritt-für-Schritt-Anleitung unserer Best-Practice-2go!-Konzepte lassen sich Prozessabläufe digital sichtbar machen, und praktisches digitales Wissensmanagement kann zur Nutzung von Personalressourcen aufgebaut werden. Die Best-Practice-2-go!-Konzepte des IBWF wurden speziell entwickelt, damit Sie schneller bessere Ergebnisse erzielen. Erfahren Sie, was sich dahinter verbirgt. IBWF vor Ort - Best-Practice-2-go! am 11. Oktober 2018 ab 17 Uhr in Nürnberg. Weitere Termine auf mittelstandsberater.de.

MITTELSTANDSBERATER.DE


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Grüne Monster im Erzgebirge Als sich der Unternehmer Torsten Kürbis 2008 in Oberwiesenthal ein Hotel kaufte, war ihm schnell klar, dass er für die Sommermonate etwas finden musste, um Gäste ins Haus zu locken. Bald rollten dann grüne Monster mit dicken Reifen über den Erzgebirgskamm rund um den Fichtelberg.

Oberwiesenthal, Deutschlands höchstgelegene Stadt, ist bekannt für seine Skipisten und Langlaufloipen, die tausende Besucher anziehen. Im Sommer dagegen wirkte der Ort lange verschlafen, bis plötzlich immer öfter grün gestrichene Zweiradmobile auf den Bergwiesen und Wanderwegen gesichtet wurden. Auf extrabreiten Reifen mit tiefem Profil bewältigen sie gemächlich bis rasant fast jeden Höhenunterschied, und ihre Piloten haben sichtlich Spaß bei den Manövern, die an vergangene Kindertage erinnern. Torsten Kürbis ist der Geburtshelfer der grünen Monster. Vor Jahren sah er in der Schweiz einen ähnlich überdimensionierten Roller, den er gemeinsam mit einem Dresdner Ingenieurbüro weiterentwickelte. Nach dem Bau von drei Prototypen und einer „Tortour“ durch die TÜV-Instanzen gingen die ersten 50 Roller in Serie. Der Monsterroller – übrigens ein geschützter Name mit geschütztem Design – ist ein Produkt made in Germany, denn alle Einzelteile kommen von hier und werden in einer kleinen Garage im Ort zusammengebaut. „Insgesamt habe ich zwei Jahre gebraucht, um die

6.000 bis 8.000 Tourengäste. Zurzeit hat der

Monsterroller auf den Weg zu bringen“, so Tors-

findige Unternehmer 70 Roller im Verleih. „Mit

ten Kürbis. „Das hatte ich mir alles viel leichter

dem Monsterroller hat man die Möglichkeit, die

vorgestellt, zumal Entwicklung und Produktion

Schönheit der Region mit ganz anderen Augen zu

eine Investition von 140.000 Euro verschlungen

genießen“, so Torsten Kürbis. „Hinzu kommt die

haben.“ Inzwischen verkauft er seine Roller auch

Bewegung, die wie eine Kombination aus Laufen

schon ins Zillertal und nach Schweden, und längst

und Fahren ist.“

haben sich die Rollertouren positiv auf seinen Betrieb im K1-Sporthotel am Fuße des Fichtel-

Angeboten werden verschiedene Touren mit un-

berges ausgewirkt. Pro Jahr kommen zwischen

terschiedlichen Schwierigkeitsgraden für Gäste

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Ein Monsterroller ist für Torsten Kürbis ein „Must have“ am Fichtelberg.

im Alter von zehn bis 70 Jahren. Es gibt Touren

Bis 2020 will Torsten Kürbis seine Monsterroller

mit einem Guide oder Ausflüge für Individual-

in anderen deutschen Tourimusregionen via Li-

touristen, die mit einer Tourenkarte ausgestattet

zenz etablieren.

Foto: © Chris Cloek-ZA

werden. Die Touren binden meistens eine Fahrt mit der Schwebebahn oder der historischen Dampfeisenbahn mit ein. Zu den Kunden gehören einzelne Tagestouristen genauso wie Familien, Schulklassen oder Firmen, die eine Tour mit dem Monsterroller gern als Motivation für ihre Mitarbeiter nutzen oder für teambildende Events.

Monsterroller K1 Sporthotel GmbH & Co. KG Geschäftsführer: Torsten Kürbis BVMW-Mitglied im Kreisverband Erzgebirge www.monsterroller.info

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Uta Georgi BVMW Pressesprecherin Sachsen uta.georgi@bvmw.de


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Neues Öl aus Altöl Die zähe Energiewende zeigt, dass es auf Innovationskraft und marktwirtschaftliche Steuerung ankommt, wenn diese gelingen soll. Die AWAS International GmbH zählt zu den Innovatorenaus dem Mittelstand, die weltweit erfolgreich sind. Die AWAS International GmbH aus dem nord-

satz von Strom und Chemikalien, aus dem Abwasser

rhein-westfälischen Wilnsdorf hat sich mit außerge-

zurückgewonnen. Zusätzlich zur Abwasseranlage wur-

wöhnlicher Innovationskraft im internationalen Öl- und

de ein großes Pflanzenbeet (Wetland) angelegt. Fauna,

Gasmarkt etabliert und zum Teil Verkrustungen im

Flora und Klima entwickeln sich evolutionär mitten in

Energiemarkt aufgebrochen. Aus ölhaltigem Abfallwas-

der Omanischen Wüste. Hier verschmelzen Ökonomie

ser transformieren die Siegerländer klares Wasser und

und Ökologie zu einer erfolgreichen Einheit.

sauberes Öl, das wieder dem Raffinerieprozess zugeführt werden kann – ein wichtiger Beitrag zur Energie-

Neben Raffinerien sind vor allem Flughäfen sowie die

und Umwelteffizienz in der Branche. Die Experten um

metallverarbeitende Industrie weltweit Kunden von

den geschäftsführenden Gesellschafter Heinz E. Ihne

AWAS, die mit ihrem Erfolg einen wichtigen Beitrag

gingen vor 40 Jahren mit einer Abscheidetechnik zur

zur notwendigen Akzeptanz der Aufbereitungstechno-

Aufbereitung industrieller Abwässer an den Start, die

logie und zur ökologischen Sensibilität leisten. AWAS

sie zu einem Exportschlager

brachte

made in Germany machten.

Marktreife, deren Namen für

Innovationen

zur

den Laien extrem technisch In eigenen Vertriebsdepen-

klingen, die aber für aller-

dancen in Russland, in wich-

höchste Aufbereitungseffek-

tigen

und

tivität stehen, wie Wirbel- und

Golf-Staaten ist die Firma

Affinitäts-Abscheidersyste-

Wegbereiter und damit in Re-

me, Photonen-Transmitter mit

gionen präsent, die stark von

Nano-Flotation oder die Kavi-

der Ölindustrie geprägt ist.

tationstechnologie.

Wie in Oman, wo man gerade

die unter anderem an zehn

erst nach erfolgreicher fünf-

NATO-Flughäfen, dem Ma-

jähriger Zusammenarbeit mit

rinearsenal

Bauer Nimr LLC und Petro-

Häfen am Schwarzen und Kas-

leum Development of Oman

pischen Meer, in Raffinerien

(PDO) eine Vertiefung der Kooperation beschloss. AWAS konstruierte und montierte Abwasseraufberei-

tungsanlage für „produced water“. Hier werden 99,9 Prozent des in die Abscheideranlage eingeleiteten Rohöls gravitativ, also ohne den EinThomas Kolbe BVMW Pressesprecher Nordrhein-Westfalen thomas.kolbe@bvmw.de

Wilhelmshaven,

und in zahlreichen StahlwerAWAS transformiert aus ölhaltigem Abfallwasser klares Wasser und sauberes Öl.

im Wüstenstaat die weltweit größte

Technik,

ken zum Einsatz kommt. Lohn für die Innovationskraft

Kennzahlen der AWAS International GmbH Gründungsjahr: 1978 Geschäftsführung: Heinz E. Ihne Markt: Wasseraufbereitung für die Industrie per Strömungstechnik, per Frequenzen-/Licht und unter Nutzung der molekularen Wasserrestrukturierungen Standorte: Wilnsdorf bei Siegen, Dresden Mitarbeiter: ca. 60 BVMW-Mitglied www.awas.de

5|18  DER Mittelstand.  | BVMW

der Firma war die Vergabe des „National Global Award“, mit dem das Land Oman AWAS in diesem Jahr auszeichnete. Und die weitere Zukunft entwickelt sich prächtig. Dafür sucht die Firma begeisterungsfähigen Nachwuchs, den auf einem globalen Wachstumsmarkt beste Karriereperspektiven erwarten.

Foto: © AWAS International GmbH

kaukasischen


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Bühne frei für Hypnos Flugangst überwinden oder Fremdsprachen schnell erlernen – Hypnos bietet mit Hilfe von Hypnose persönliche Lösungsansätze für zahlreiche Anliegen aller Art. Inmitten der hektischen Friedrichstraße, im Zentrum Berlins, befindet sich die Praxis von Hypnos. Nikolai Hanf-Dressler und Katharina Marquardt gründeten hier 2003 zusammen das Zentrum für Hypnose. Für ihr Vorhaben war ihnen von Anfang an eine farbenreiche, kreative und angenehme Innenausstattung wichtig: „Wir wollten einen Ort schaffen, wo man das Gefühl hat, hier ist es so, wie es sonst nirgends ist“, erklärt Katharina Marquardt. So entstand ein Umfeld, in dem Klienten frei von beeinträchtigenden Erinnerungen oder Assoziationen an sich arbeiten können. Ein Raum ist beispielsweise mit Scheinwerfern ausgestattet, um Patienten in das Rampenlicht zu rücken und das Szenario eines öffentlichen Auftritts zu schaffen. Dieses Angebot richtet sich vor allem an Unter-

Das Hypnos-Team in der Berliner Praxis.

nehmer und Politiker, die an ihrem Erscheinungsbild feilen wollen.

Hypnos

Die angebotene Beratung und Therapie und die Werkzeuge zur Selbstoptimierung sind dabei äußerst vielfältig. Die Bandbreite des Angebots reicht von Gewohnheitsänderung wie Essstörung und Rauchentwöhnung über Therapien gegen Ängste sowie andere

Fachliche Leitung: Nikolai Hanf-Dressler Geschäftsführung: Katharina Marquard Hauptsitz: Berlin Gründung: 2003 BVMW-Mitglied www.hypnose-zentrum.com

psychische und psychosomatische Belastungen, Leistungssteigerung für Sportler bis hin zur Unterstüt-

Neustadt an der Waldnaab (Bayern). Die Mitarbeiter ha-

zung für schnelles und effektives Lernen von Fremd-

ben verschiedene berufliche Hintergründe, absolvierten

sprachen. Die Praxis ist dabei gegenüber weiteren

eine Ausbildung zum Hypnotherapeuten und Heilprakti-

Betätigungsfeldern aufgeschlossen.

ker für Psychotherapie und haben unterschiedliche thematische Schwerpunkte. Der weit gefächerte Schatz an

Hypnos unterstützt zum Beispiel Firmen mit Coa-

gesammelten Erfahrungen vereint sich mit therapeuti-

chings, indem sie Mitarbeitern Hilfestellung im Um-

scher Expertise. Das persönliche Verständnis der Thera-

gang mit dem digitalen Wandel bietet.

peuten verbessert so den gewünschten Erfolg. Jedes einzelne Foto von ehemaligen Klienten auf den Rollbahnen

Kurzfristiger und rasch einsetzender Erfolg, anstatt

weitentfernter Flughäfen ist für Katharina Marquardt

langwieriger Therapie ist Kern des Konzepts von Hyp-

eine Erfolgsgeschichte. Die Bilder sind Zeichen des Dan-

nos. Ziel ist es, bereits nach einer bis vier intensiven

kes, denn die Reisenden haben dank der Therapie end-

Sitzungen Ergebnisse vorweisen zu können. Die rasche

lich ihre Flugangst überwunden. Ein Ende der Bilderflut

Umsetzung bei gleichzeitiger Nachhaltigkeit der Resul-

ist zum Glück nicht

tate steht also besonders im Vordergrund.

in Sicht, weil längst noch nicht alle Ge-

Neben dem Standort Berlin befinden sich weitere Nie-

schichten

derlassungen in Frankfurt am Main, Hamburg und in

sind.

erzählt

5|18  DER Mittelstand.  | BVMW

Matthias Axtner BVMW Redaktion DER Mittelstand. matthias.axtner@bvmw.de


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Pools aus dem Emsland Die RivieraPool Fertigschwimmbad GmbH setzt auf Glücksmomente und Energieeffizienz. Begonnen hat die Erfolgsgeschichte aber nicht mit Pools, sondern mit Produkten für die Landwirtschaft. Mit einer innovativen Geschäftsidee wagten Gisela

sächlich Privatleute, aber auch Hotels, Pensionen, Fit-

und Josef Rengers vor über 50 Jahren den Sprung in

nesszentren und Werften.“

die Selbstständigkeit: Aus dem damals neuen Material Polyester produzierten sie Kunststoffprodukte

Während der Betrieb immer weiter wuchs, entwickel-

für die Landwirtschaft. Bevor der 1970 eingeleitete

ten sich auch die Pools stetig weiter. „Wir bieten unse-

Subventionsabbau in der Agrarwirtschaft seine Ge-

ren Kunden beispielsweise serienmäßig neun Monate

schäfte negativ beeinflussen konnte, suchte Josef

im Jahr 28 Grad Celsius Pooltemperatur bei null Kos-

Rengers nach alternativen Anwendungsbereichen für

ten“, erzählt Rengers. „Dabei sind die Betriebskosten

das Material Polyester und entdeckt eine neue Markt-

und der Pflegeaufwand für unsere Pools nicht mehr

lücke: Schwimmbecken. „Seither ist die Begeisterung

nennenswert. Unsere kindersicheren Abdeckungen

für Pools die Antriebsfeder unseres mittelständisch-

nutzen gleichzeitig Solarenergie.“ Dazu kommt ein be-

en Familienunternehmens“, so

stechendes Design, denn je-

der heutige Geschäftsführer

der Pool soll zu einer echten

Guido Rengers.

Bereicherung

des

Gartens

und des täglichen Lebens seiSchon wenige Jahre nach der

nes Besitzers werden.

cleveren und mutigen Idee wurde ein Handelsvertrieb,

„Was wir da machen, ist hoch

die RivieraPool GmbH, auf-

emotional“,

gebaut. Sie agierte zunächst

„Unsere Kunden sollen mit

in Deutschland und Öster-

ihrem RiveraPool nicht nur zu-

reich, schnell auch in der

frieden sein. Wir wollen, dass

Schweiz und den umliegenden

sie glücklich sind.“ Um dieses

Ländern. Gleichzeitig wurde

Ziel zu erreichen, sei es wich-

eine Filiale in den arabischen

tig, langfristig zu denken und

Emiraten

meint

Rengers.

die

seinen Werten treu zu bleiben.

RiveraPool Middle East Tra-

„Internet und Amazon haben

ding Company, die im Mitt-

unsere Welt verändert. Die

leren Osten Schwimmbäder, Wassertanks und Carports

Private Badegärten gehören zum Produktportfolio des Unternehmens.

do Rengers. „Wir liefern in alle europäischen Länder mit dortigen Vertriebsnetzen. Unsere Endkunden sind haupt­ -

Ingrid Hausemann BVMW Pressesprecherin Bremen, Hamburg, SchleswigHolstein, Niedersachsen mittelstand@bvmw.de

ihrem Inneren nicht verändert. Sie wünschen sich Verlässlich-

baute. „Heute arbeiten wir an drei Standorten“, erklärt Gui-

Menschen haben sich aber in

RivieraPool Fertigschwimmbad GmbH Neben dem Stammsitz in GeesteDalum verfügt RivieraPool über einen Standort in Geeste und in der Slowakei. Das Unternehmen beschäftigt rund 200 Mitarbeiter. In den eigenen Fertigungsstätten werden Pools für private Badegärten und Hallenbäder, Hotels und Kreuzfahrtschiffe produziert. BVMW-Mitglied www.rivierapool.com

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keit, Ehrlichkeit und wollen wissen, woran sie sind. Das ist die Basis für jede Kundenbeziehung. Bei aller Innovation und Begeisterung, die wir in unsere tägliche Arbeit bringen, darf niemand bei uns diese Werte vergessen oder unterbewerten. Denn sie sind der eigentliche Erfolgsfaktor jedes Geschäftes“, sagt Rengers.

Foto: © Tom Bendix / RivieraPool

gegründet,


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100 Mittagsakademien in 10 Jahren Bilden und fortbilden, wenn andere Mittagspause machen – das ist das Erfolgsrezept der BVMW-Mittagsakademien. Im September fand die 100. Mittagsakademie statt. DER Mittelstand. sprach mit Dr. Ulrich Spitaler, Leiter der BVMW Kreisgeschäftsstelle Heilbronn, der die Akademien seit 2008 organisiert. DER Mittelstand.: Welches Profil hat Ihr Kompetenznetzwerk? Dr. Ulrich Spitaler: Es ist ein regionaler Kooperationsverbund, der mittelständische Unternehmen im Fokus hat. Er bündelt das Know-how von Dienstleistern, die in der Summe ihrer Leistungen nahezu jeglichen Beratungsbedarf abdecken, den mittelständische Unternehmen meistens nicht im eigenen Hause haben. Die beteiligten Dienstleister sind mit ihren eigenen Unternehmen nochmals gegenseitig vernetzt. Worin liegt der Erfolg des Netzwerks? Im Vordergrund stehen Themen zur Sicherung und Entwicklung der Unternehmen. Die beteiligten zehn Dienstleister haben sich als kompetente und zielorientiert arbeitende Partner erwiesen.

V. li.: Dr. Ulrich Spitaler, Leiter der BVMW Kreisgeschäftsstelle Heilbronn und Prof. Dirk Zupancic, ehemaliger Leiter der German Graduate School of Management and Law, die Gastgeber der Mittagsakademie ist.

Der Besuch der Mittagsakademien, zu denen zwischen 25 und 50 Personen kommen, ist kos-

Warum treffen Sie sich zur Mittagszeit?

tenfrei. Kommt es zu weiterer Zusammenarbeit,

Jeder macht in der Regel eine Mittagspause.

entsprechen die Konditionen den Möglichkeiten

Wenn er diese nutzt, um sich über aktuelle The-

der Unternehmen. BVMW-Mitglieder erhalten

men über die Arbeit am Unternehmen zu infor-

darüber hinaus einen Bonus. Aus Gründen der

mieren, verliert er kaum Arbeitszeit. Er ist um

Glaubwürdigkeit als Dienstleister sind alle Teil-

diese Zeit noch wesentlich aufnahmefähiger als

nehmer am Netzwerk BVMW-Mitglieder.

am Abend. Außerdem gibt es begleitend einen Imbiss. Dieses Format wird laut einer Umfrage

Wie ist das Kompetenznetzwerk organisiert?

bei den Gästen favorisiert. Themen sind dabei

Die Kooperation erfolgt auf der Grundlage ge-

unter anderem Change Management, Zoll- und

genseitigen Vertrauens. Es findet ein regelmäßi-

Außenwirtschaftsrecht, Datenschutz, Nachfolge

ger, intensiver Erfahrungsaustausch statt – jeder

und Fachkräfte.

Auftraggeber bucht somit automatisch die geballte Kompetenz des gesamten Netzwerkes mit. Bei

Das Interview führte Dr. Ulrich Köppen,

mehrfachem Beratungsbedarf eines Unterneh-

BVMW Pressesprecher Baden-Württemberg.

mens wird einer der beteiligten Dienstleister als Projektleiter eingesetzt. Im Übrigen wird der Informationsbedarf durch regelmäßige Feedbackaktionen ermittelt.

Weitere Informationen unter www.mittagsakademie.de

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Deutschlands jüngster Datenschutzbeauftragter In der einen Hand das Abiturzeugnis, in der anderen die Gewerbeanmeldung. So präsentiert sich der 18-jährige Alexander Dobert aus Sangerhausen (Sachsen-Anhalt) als wahrscheinlich jüngster Datenschutzbeauftragter Deutschlands beim Interview mit DER Mittelstand.

Alexander Dobert Inhaber und Geschäftsführer Datenschutz Dobert. www.deindatenschutzexperte.de

DER Mittelstand.: Herr Dobert,

Warum gerade Datenschutz?

was hat Sie dazu bewogen, sich

Der Datenschutz hat in der heutigen Zeit einen

unmittelbar nach dem Abi

immer größeren Stellenwert. Wenn wir von einem

selbstständig zu machen?

Zeitalter der digitalen Medien sprechen, dann

Alexander Dobert: Das war ein

sprechen wir ebenso vom Zeitalter der Daten-

großer Schritt, der gut überlegt

sammlungen. Durch die neue Datenschutzgrund-

sein sollte, denn dadurch kommen

verordnung soll das Zeitalter der Datensammlun-

neben Vorteilen auch Pflichten

gen kontrolliert werden, sodass jeder Mensch in

auf einen zu. Deshalb habe ich

der EU das Recht auf Schutz seiner persönlichen

mich im Vorfeld informiert und

Daten durchsetzen kann. Und genau an dieser

mich dann schlussendlich selbst-

Stelle setze ich an – mein Unternehmen und ich

ständig gemacht. Der Grund dafür war haupt-

sehen uns als Binde- und Überwachungsglied

sächlich, dass ich durch eine selbstständige Tätig-

zwischen dem Datengeber und dem Datenneh-

keit unabhängig bin und so meine Arbeit schnell

mer, also zwischen Mensch und Unternehmen.

und kundenorientiert ausführen kann mit dem Zweck, Unternehmer bei der Umsetzung der Da-

Gibt es schon Kunden?

tenschutzregelungen zu unterstützen.

Ich habe bereits erste Kunden aus der Region. Das sind mittelständische Handwerksunterneh-

Was sagen Ihre Eltern und Freunde?

men, aber auch Versicherungsagenturen und Pro-

Sie unterstützen mich in allen Angelegenheiten, in

duktionsbetriebe.

denen ich Hilfe benötige. Es war und ist zunächst ungewohnt, wenn ich in meinem Freundeskreis

Wollen Sie „nebenberuflich“ studieren?

berichte, dass ich mich selbstständig gemacht

Hauptberuflich werde ich im Oktober mein Ju-

habe, weil das für mein Alter eher untypisch ist.

rastudium beginnen. Ich will aber darauf achten, dass mein Studium und mein Unternehmen eng

Was ist Ihr Geschäftsfeld, und welche

miteinander „kooperieren“ und sich gegenseitig

Leistungen bieten Sie Ihren Kunden an?

weiter bringen.

Das Hauptgeschäftsfeld ist die Betreuung und Beratung von Unternehmen in Sachen Daten-

Wie sehen Ihre Pläne für die nächsten

schutz. Durch die neuen EU-weiten Regelungen

fünf Jahre aus?

hat der Datenschutz in Unternehmen einen im-

Ich möchte mein Jurastudium mit dem ersten

mer größeren Stellenwert, zumal er zu einer ge-

Staatsexamen beenden, sodass ich dann mein Re-

setzlichen Pflicht für beinahe jede Firma gewor-

ferendariat beginnen kann. Gleichzeitig möchte

den ist. Meine Tätigkeit beginnt bei der Beratung

ich meinen unternehmerischen Stand in der Re-

und Betreuung von Unternehmen als externer

gion Mansfeld-Südharz weiter festigen.

Datenschutzbeauftragter und endet beispielsweise in der Durchführung von Datenschutzschu-

Das Interview führte Gerd Woldmann,

lungen für Mitarbeiter.

BVMW Pressesprecher Sachsen-Anhalt.

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Rock your Region Der Junge Mittelstand im BVMW nimmt Fahrt auf und trägt die Stimme junger Unternehmerinnen und Unternehmer in die Politik. Vor kurzem startete nun in Berlin das neue Veranstaltungsformat „Rock your Region“.

Foto: © www.der-gottwald.de for #JungerMittelstand inside BVMW 2018

Die Teilnehmer der Auftaktveranstaltung mit BVMW Bundesgeschäftsführer Prof. Dr. h.c. Markus Jerger (vorne, 4. v. re.).

Zahlreiche junge Unternehmerinnen und Unter-

direkt an die Verantwortlichen im Deutschen

nehmer aus den verschiedensten Bereichen,

Bundestag und in den Landesparlamenten wei-

vom produzierenden Gewerbe bis hin zum inno-

terzutragen. Top-Themen waren vor allem die

vativen Start-up, folgten der Einladung des Vor-

schlechten

standsvorsitzenden des Jungen Mittelstands,

durch eine „kaputtgesparte“ Verwaltung, aus-

Olaf Marsson.

ufernde Bürokratie, die mangelnde Unterstüt-

politischen

Rahmenbedingungen

zung bei Unternehmensgründungen und die Unter dem Motto „Von Unternehmern lernen –

fehlende Flexibilisierung und Digitalisierung am

Herausforderungen mit anderen Unternehmern

Arbeitsmarkt.

diskutieren – Lösungen gemeinsam erarbeiten und große Problemstellungen an die Politik wei-

Gelungenes Veranstaltungsformat

tergeben“ wurden die drängendsten Herausfor-

Die Kick-off-Veranstaltung stieß auf regen Zu-

derungen des unternehmerischen Alltags in der

spruch und war insgesamt ein großer Erfolg.

Metropolregion Berlin-Brandenburg diskutiert.

Gemeinsam mit dem Vorstand des Jungen Mittelstands und in enger Zusammenarbeit mit den

Konkrete Forderungen an die Politik

Kolleginnen und Kollegen aus allen Wirtschafts-

In verschiedenen Workshops erarbeiteten die

regionen des BVMW soll „Rock your Region“ als

Teilnehmer ihre persönlichen „Aufreger“. Diese

feste Größe etabliert werden, um jungen Mittel-

wurden von Vertretern der Bundeszentrale des

ständlern eine starke Stimme zu verschaffen, die

BVMW zusammengetragen, um die Anliegen

von der Politik gehört wird.

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Julian Horvath Referent BVMW Public Affairs julian.horvath@bvmw.de


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The Big Short – die große Wette Die Finanzkrise von 2008 ist nicht vorbei. Im Moment erschüttern Zollkriege und Währungsverluste die Märkte, die eigentliche Gefahr geht aber von irrationalen Finanzprodukten aus. Zeit, sich die Wall-Street-Groteske “The Big Short” noch einmal anzuschauen.

The Big Short

Als „The Big Short“ im Januar 2016 in die deut-

diesen Hypotheken Finanzprodukte zu schnei-

schen Kinos kam, lag die Finanzkrise damals

dern, in die Renten- und Pensionskassen, Invest-

schon acht Jahre zurück. Aber vielleicht braucht

mentbanken und Privatpersonen investieren

solch ein kollektives Trauma eine Art therapeu-

konnten. Warum auch nicht? Der Häusermarkt in

tische Distanz. Jedenfalls hat Regisseur Adam

den USA wird nie, nie ins Wanken geraten.

Drama, Komödie USA 2015 FSK ab 6 Jahren

und komischste filmische Trauerarbeit inszeniert,

Und so werden munter Hypotheken vergeben, die

die das Genre kennt; eine Art Rock ’n’ Roll auf dem

in Finanzprodukte eingelagert werden, die wie-

Börsenparkett.

derum von Banken und Investmentunternehmen verkauft werden. In einem dieser Unternehmen

Ein Kredit ist ein Kredit ist ein Kredit ...

arbeitet Michael Burry (Christian Bale), ein sozio-

Regie: Adam McKay

McKay beginnt seinen Tanz auf dem Vulkan zu ei-

er tut, was kein Investmentbanker tut, er liest die

nem Zeitpunkt, an dem die Welt noch in Ordnung

Hypothekenverträge, aus denen milliardenschwe-

Drehbuch: Charles Randolph, Adam McKay, nach einem Buch von Michael Lewis

ist, zumindest die Welt der Kreditvergabe. Denn

re Hypothekenanleihen gebastelt wurden. Und

was einst der Goldstandard für den Dollar war,

ihm wird klar: Das ist das Ende der Finanzmärkte.

ist Ende der 1990er Jahre die Immobilie für den

Denn die überwältigende Mehrheit all dieser Kre-

Kreditgeber: der Sachwert als Sicherheit in der

dite ist faul. Vergeben an kreditunwürdige, gering-

wirklichen Welt. Doch irgendwann kurz vor der

verdienende Kunden, die bei der nächsten Zins-

Jahrtausendwende kam jemand auf die Idee, aus

wende in die Knie gehen werden. Ein Crash mit

Mit: Ryan Gosling, Christian Bale, Brad Pitt, Steve Carell u. a.

Michael Burry (Christian Bale) hat verstanden, was passieren wird.

5|18  DER Mittelstand.  | Kultur

pathischer Autist mit Inselbegabung: er liest. Und

Fotos: © Paramount Pictures. Alle Rechte vorbehalten.

McKay Jahre später die schnellste, nervöseste


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„Sie sind verrückt!“ Jared Vernett (Ryan Gosling) will gegen den Immobilienmarkt wetten.

Ansage, den keiner sehen will: Rating-Agenturen,

Immobilienmarkt bricht zusammen, die einstmals

die hemmungslos A-Bewertungen abgeben, eine

sichersten Anleiheprodukte der USA werden

Börsenaufsicht, die nicht hinschaut und Fondsma-

schlagartig wertlos. 500 Billionen Dollar werden

nager, die faule B- und BB-Kredite in ihre Anlage-

vernichtet, acht Millionen Jobs gehen verloren,

produkte nach unten schichten, während auf der

sechs Millionen Amerikaner verlieren ihr Zuhau-

Oberfläche A++ Bonitäten schwimmen. Fallen die

se. Und Michael Burry gewinnt mit seinen Aus-

unteren Tranchen dieser Produkte aus, wird die

fallversicherungen 2,7 Milliarden Dollar. Man ist

ganze Anleihe wertlos.

geneigt, sie ihm zu gönnen.

Antizyklische Glücksritter

Aberwitzig und deprimierend

Burry ist nicht der Einzige, dem die Augen auf-

Das aberwitzige Tempo, in dem McKay diesen

gehen. Der skrupellose, aalglatte Jared Vennett

Wirtschaftshorror als Groteske inszeniert, macht

(Ryan Gosling), Trader bei der Deutschen Bank,

„The Big Short“ zu einem zutiefst deprimierenden

schaut sich die Idee ab und holt den frustrier-

und zugleich hochkomischen Film. Wenn Fern-

ten wie cholerischen Fondsmanager Mark Baum

sehkoch Anthony Bourdain uns erklärt, dass fau-

(Steve Carell) ins Boot. Dazu gesellt sich Wall-

le Anleiheprodukte genauso funktionieren wie

Street-Legende Ben Rickert (Brad Pitt), der –

Fischsuppe aus altem Fisch, oder Popstar Selena

geläutert vom Zynismus auf dem Börsenparkett

Gomez das Prinzip der Wetten auf Wetten auf

– als Privatier hochmoralisch und vegan Salat an-

Wetten erläutert, lehnt sich McKay formal gehö-

baut. Alle wetten sie gegen die heilige Kuh des

rig aus dem Fenster. Er lässt Ryan Gosling direkt

US-Marktes: die Immobilie. Die antizyklischen

in die Kamera zum Zuschauer sprechen, schnelle

Glücksritter kaufen Kreditausfallversicherungen

Schnitte wie im Werbefilm machen die Erzählung

zu absurd hohen Summen und werden von jeder

hastig und atemlos. Dennoch ist es eine Narration

Bank für verrückt gehalten: Kein vernünftiger

aus einem Guss, in sich schlüssig, denn sie spiegelt

Mensch wettet gegen den Häusermarkt! Natür-

die Realität, von der sie erzählt. Und doch bleibt

lich gehen genau diese Banken den Deal allzu ger-

ein tiefe Ratlosigkeit, die auch heute, Jahre später

ne ein.

nicht nachlässt, im Gegenteil. Vor dem Hintergrund einer suizidalen Nullzinspolitk in Europa

Es braucht über ein Jahr, bis diese Wette aufgeht.

und unkontrollierten Schattenbanken in den USA,

Ein Jahr, in dem der Wert der Hypothekenanlei-

die wieder hemmungslos Anleiheprodukte aus

hen sogar gegen jede Vernunft steigt, obwohl

leichtfertig vergebenen Krediten basteln, lohnt

die Kreditausfallrate bedrohliche Ausmaße er-

sich der Griff zum Video allemal. Aber Achtung:

reicht. Doch am 2. April 2008 ist es soweit: Der

Das ist kein Wohlfühlfilm.

5|18  DER Mittelstand.  | Kultur

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor mittelstand@bvmw.de


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Kunst im Kraftwerk Beruflich erforscht Professor Dr. Markus Löffler als Arzt und Physiker an der Universität Leipzig Naturphänome in der Medizin. In seiner Freizeit verbindet er die Wissenschaft mit neuen Wegen in der Kunst. Wer den Leipziger Westen aufsucht, bekommt

einer Technik, die den

noch heute eine vage Vorstellung davon, wie einst

Besucher in eine Welt

große Industriebetriebe das Leben der Menschen

mitnimmt, in der er selbst

hier in eine graue Kulisse gehüllt haben müssen.

Teil des Kunstwerkes sein

Wenige hatten wohl vor Jahrzehnten die Vision,

kann.

dass Kunst an diesen Ort passen könnte. Inzwischen suchen jedes Jahr tausende Besucher die

Fast 50 Beamer an zwölf

Saalfelder Straße 8b auf, um etwas zu erleben,

Meter hohen Wänden

was es so kein zweites Mal in Deutschland gibt.

und Decke lassen eine

Das Kunstkraftwerk Leipzig ist ein Projektraum

Bild- und Klangwelt ent-

für zeitgenössische Kunst und immersive Installa-

stehen, in der Realität

tionen. Ein Ort künstlerischer Freiheit, der Illusio-

und Illusion zusammen-

nen zulässt.

fließen. Immersiv heißt dieser Effekt, der Illusio-

Prof. Dr. Markus Löffler.

„„

Gegründet wurde das Kunstkraftwerk 2012 von

nen so übersteigert, dass

Markus Löffler und dem Innenarchitekten Ulrich

sie als real empfunden

Maldinger. Der Arzt und Physiker Löffler wollte

werden. Innovativ – di-

sein Geld nicht in eine Eigentumswohnung ste-

gital – interaktiv sind die

cken, sondern etwas schaffen, das er beim „Le-

Stichworte des Kunstun-

bendigwerden“ begleiten kann: „Zu sehen, wie es

ternehmers Löffler. „Wir

gedeiht und beginnt zu leben, ist ein sehr schönes

setzen uns mit der Frage

Abenteuer mit Gestaltungskraft“, so Löffler. Das

auseinander, was die neuen Medien für die Kunst tun können.“ Lichtjahre

Zu sehen, wie es gedeiht und beginnt zu leben, ist ein sehr schönes Abenteuer mit Gestaltungskraft.

entfernt von der spontanen Freihandarbeit eines Malers oder Bildhauers werden Wände, Decke und Boden des Installationsraumes am Rechner in Cluster eingeteilt, das sogenannte Mapping. Dieser Raumkarte folgend werden die Bildbefehle für die Beamerprojektionen programmiert, die bei der Aufführung wie ein Orchester zusammenspielen. Diese Technik ist nach Einschätzung

Wandern zwischen Wissenschaft und Kunst ist

von Markus Löffler zurzeit stark im Umbruch. Er

für ihn ein Weg mit vielen Gemeinsamkeiten. „Es

macht keinen Hehl daraus, auf französische Part-

gibt die Ästhetik der vollendeten Geschichte so-

ner zu schielen, die bei den digitalen Entwicklun-

wohl in der Wissenschaft als auch in der Kunst“,

gen der immersiven Kunst die Nase vorn haben.

sagt der 63-Jährige, der sich auch als Kunstunter-

Ähnliche Kunsträume sind auch in Kanada, Süd-

nehmer sieht, auch wenn das Kunstkraftwerk

korea oder Japan im Entstehen.

weder Atelier noch Galerie ist. Stattdessen liegt ihm am Herzen, etwas zu „unternehmen“, um je-

Aktuell werden im Leipziger Kunstkraftwerk

den Menschen, egal aus welcher Bildungsschicht,

drei große immersive Installationen gezeigt.

mit einer Kunst zusammenzubringen, die etwas

Unter

Identitätsstiftendes hat. Dies gelingt ihm mit

„Renaissance Experience – Florenz und die

5|18  DER Mittelstand. | Kultur

anderem

die

Deutschlandpremiere


109

Das Kunstkraftwerk Leipzig ist ein unabhängiger Projektraum für zeitgenössische Kunst. Es befindet sich auf dem ehemaligen Gelände eines Leipziger Straßenbahnunternehmens, zu dem seit 1900 ein Braunkohlekraftwerk gehörte, das die elektrischen Straßenbahnen mit Strom versorgte. Aus dieser Historie heraus entstand der Name Kunstkraftwerk. Das Braunkohlekraftwerk wurde 1992 stillgelegt und 2012 von Markus Löffler erworben.

Uffizien“. Hier erwachen 150 Bildschätze des

Titel „Giganten der Renaissance“ zu sehen sein.

berühmten Florentiner Museums zu neuem

Rund 80.000 Besucher waren bisher im Leipzi-

Leben, darunter Gemälde von da Vinci, Giotto

ger Kunstkraftwerk zu Gast. Hinzu kommen all

und Botticelli. Eigens dafür komponierte Musik

jene, die über Events großer Firmen den Weg

rundet diesen außergewöhnlichen Blick in die

hierher gefunden haben. Ob das Porsche-Werk,

Kunstwelt der Renaissance ab. Außerdem zieht

KPMG, die Leipziger Stadtwerke oder der Mit-

die Weltpremiere von 2016 „Hundertwasser

teldeutsche Unternehmertag MUT – die Liste

Experience“ die Besucher weiter in ihren Bann.

der B2B-Kunden im Eventbereich ist lang, denn

Hierbei handelt es sich um eine freie Interpre-

in der Kulisse, die hervorragend den Bogen zwi-

tation der Arbeit von Friedensreich Hundert-

schen Vergangenheit und Zukunft spannt, lässt

wasser, bei der die ehemalige Maschinenhalle

es sich auch prächtig feiern.

Uta Georgi BVMW Pressesprecherin Sachsen uta.georgi@bvmw.de

des alten Kraftwerkes in eine farbenprächtige Hundertwasser-Welt verwandelt wird. Arrangiert und technisch realisiert werden die Arbei-

Kunstkraftwerk Leipzig GmbH

ten von einem internationalen Team aus Grafik-

Saalfelder Straße 8b

designern, Komponisten und Regisseuren sowie

04179 Leipzig

Mitarbeitern des Kunstkraftwerks. Als nächstes

www.kunstkraftwerk-leipzig.com

großes Projekt ist eine immersive Installation

Eventanfragen: vermietung@kunstkraftwerk-leipzig.com

zum 500. Todestag von Leonardo da Vinci in

Mitglied im BVMW Wirtschaftsregion Leipzig

Arbeit. Sie wird im kommenden Jahr unter dem

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Dann schmeiß ihn raus!

Guido Augustin macht sich Gedanken über unsere Welt und ihre Bewohner

Wenn in einer Kiste Äpfel ein fauler Apfel liegt,

lernen. Hast du einen Mitarbeiter, der über die

schadet er den anderen. Ein guter Obstbauer wird

Stränge schlägt, unsolidarisch ist oder gierig wird,

diesen Apfel sofort rausnehmen, um die anderen

schmeiß ihn raus, so schnell du kannst. Dann hat

zu schützen. Doch viele von uns haben Angst vor

er die Chance, zu lernen oder ein anderes Unter-

den Konsequenzen, wenn sie konsequent sind.

nehmen zu finden, zu dessen Anforderung er besser passt – und der Platz bei dir ist frei für den viel

Wenn du einen Kunden hast, der dich nur noch

besseren Mitarbeiter, den es da draußen gibt.

nervt, schmeiß ihn raus! Er raubt dir deine Zeit, deine Nerven und deine Energie. Schmeiß ihn

Wenn du eine Agentur bezahlst oder einen Dienst-

raus, frage dich, wie ihr zueinander finden konntet

leister, mit dem du unzufrieden bist – schmeiß sie

und suche dir Kunden, die besser zu dir passen. So

raus. Ausgenommen sind vielleicht emotionsfreie

kannst du lernen, klarer zu kommunizieren und

Lieferverhältnisse für Schrauben oder Drucker-

die richtigen Kunden anzuziehen.

patronen, bei denen es relativ egal ist, wer sie packt und über den Kassenscanner zieht.

Ich weiß, es ist schwer, Kunden rauszuschmeißen. Das halbe Leben auf der Jagd nach Kunden, die

Wenn du auf sozialen Netzwerken „Freunde“

andere Hälfte stets bemüht, sie zufrieden zu stel-

hast oder auch nur Beiträge siehst, die dich ner-

len. Da kündigt man keinem Kunden.

ven, deiner politischen oder moralischen Grund-

Guido Augustin BVMW Pressesprecher Rheinhessen Kommunikationsberater ga@guidoaugustin.com

auch in „echten“ Netzwerken gilt das unverän-

sich schnell, denn dann ist auf der Kundenliste

dert: Wenn in deiner Gruppe Menschen sitzen,

Platz für ein besseres Exemplar.

die den Anforderungen der Gruppe nicht entsprechen und keine Unterstützung annehmen –

Wenn du einen Mitarbeiter hast, der nicht gut ar-

schmeiß sie raus. Es wird zwar kurzfristig die

beiten will – und nichts anderes ist seine Aufgabe,

Zahl der Köpfe verringern, doch dem Obstbau-

dafür bezahlst du ihn – schmeiß ihn raus. Wenn

ern nutzt eine volle Apfelkiste auch nur, wenn alle

er nicht gut arbeiten kann, unterstütze ihn, es zu

gesund sind.

5|18  DER Mittelstand. | Kultur

Foto: © Heike Rost

haltung widersprechen, schmeiß sie raus. Und Warum denn nicht? Die Erfahrung lehrt: Es lohnt



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