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Starke Frauen, starker Mittelstand

Wie wird man Unternehmerin? Und welche Erfahrungen kennzeichnen diesen Weg? Drei Unternehmerinnen sprechen im Interview mit DER Mittelstand. über ihre Position als Unternehmerin: Alina Käufer, TFC Training & Development GmbH; Christina Guth, CGW GmbH; und Dr. Sonja Sulzmaier, Navispace GmbH.

Alina Käufer

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DER Mittelstand.: Wie sind Sie dazu gekommen, Unterneh-

merin zu werden?

Alina Käufer: Das Unternehmer-Gen wurde mir bereits in die Wiege gelegt. Schon meine Großeltern (beiderseits) waren selbstständig, und ich bin in einem Familienunternehmen aufgewachsen, das mein Vater noch immer leitet. Meine Entscheidung, eine eigene Unternehmung gründen zu wollen, formte sich über einige Jahre hinweg. Der Gedanke, eigene Visionen verfolgen zu können, meinen Arbeitsalltag und den Arbeitsplatz von anderen Menschen positiv gestalten zu können, beflügelte mich.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg noch einmal gehen, oder würden Sie etwas anders machen?

Da ich an meinem aktuellen Punkt im Leben (beruflich und privat) sehr glücklich bin, würde ich den Weg genauso noch einmal gehen. Man kann natürlich nie sagen, wie unterschiedliche Abzweigungen ausgesehen hätten. Aber ich bin dankbar für die Erfahrungen, die ich an den verschiedenen Punkten des Weges machen konnte.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als die wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Am wegweisendsten waren die Entscheidungen, welche ich selbstbestimmt getroffen habe. Sie waren nicht immer richtig oder gut, aber sie haben mir genau gezeigt, wer ich bin, was meine Ziele sind und mich aus Fehlern lernen lassen.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Besonders intensiv beschäftige ich mich momentan mit dem Spagat zwischen eigenständiger Unternehmung und dem Bezug dieser Unternehmung zum bestehenden Familienunternehmen. Ich versuche, die Expertise der vergangenen knapp 40 Jahre mit meiner Vision zu verbinden. Dabei geht es darum, den Kundenbereich zu erweitern, in andere Märkte einzutreten und moderne Themen wie die Digitalisierung mit aufzunehmen.

Welche Botschaft möchten Sie anderen UnternehmerInnen mitgeben?

Persönliche und berufliche Weiterentwicklungen und Ideen müssen keinem genauen Fahrplan entsprechen. Die Hauptsache ist, dass der Fahrplan zu einem persönlich passt. Denn wie ich bereits erwähnt

Alina Käufer, Geschäftsführerin von TFC Training & Development GmbH.

habe, sind es für mich die selbstbestimmten Entscheidungen, die uns weiterbringen und uns zeigen, worin wir gut sind und was für uns wertvoll ist. Vielleicht auch genau aus dem Grund sind meiner Meinung nach gerade inhaberInnengeführte Unternehmen häufig so voll Energie, Leidenschaft und individueller Note.

Gut zu wissen

Alina Käufer, Jahrgang 1989, ist Pilotin, Trainerin für Human Factors und Wirtschaftspsychologin. Ihr Unternehmen TFC Training & Development GmbH in Essen bietet Training und Coaching für Führungskräfte, Teams und Einzelpersonen an. Es werden bewährte Konzepte und Modelle aus der Luftfahrt genutzt und auf Non-aviation-Bereiche projiziert. Die Trainings finden in Kombination mit Sessions in Flugsimulatoren statt.

Christina Guth

DER Mittelstand.: Wie sind Sie dazu

gekommen, Unternehmerin zu werden?

Christina Guth: Vor 40 Jahren wollte mich – eine junge Mutter mit Kleinkind – keine Werbeagentur an verantwortlicher Stelle haben und entsprechend einstellen. Das war die Motivation, mich selbstständig zu machen.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg noch einmal gehen, oder würden Sie etwas anders machen?

Ja, ich würde sofort denselben Weg wieder gehen. Unser Unternehmen hat sich langsam, aber stetig zur heutigen Größe entwickelt. Unternehmerin zu sein bedeutet, Dinge gestalten zu können, eigene Ideen zu realisieren, unabhängig zu sein und am Ball zu bleiben. Es ist herrlich, wenn man sich selbstverantwortlich auf den Weg macht und dabei Erfolg hat.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als die wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Nach einer über 40-jährigen Berufslaufbahn, Christina Guth (mi.) mit ihren Töchtern Anna-Maria (li.) und Kristiane (re.).ohne große Niederlagen, bin ich überzeugt davon, dass es immer Chancen gibt. Schnelligkeit, Anpassungsfähigkeit und nicht Aufgeben sind meines Erach- Weg zu gehen. Frauen ticken anders – sie setzen andere Schwertens die größten Hebel für eine gute Unternehmensentwicklung. Für punkte und agieren und führen anders. Authentisch bleiben und unser 35-jähriges Firmenjubiläum haben wir das Motto „Alles bleibt selbstbewusst auftreten ist hier die Devise. Wichtig ist auch, den Geanders“ und als Symbol das Chamäleon gewählt – beides symboli- nerationenwechsel frühzeitig einzuleiten. Meine Töchter haben von siert die Arbeitsweise der CGW: Die Märkte verändern sich und die Anfang an erlebt, was es heißt, sich zu engagieren und für das eigeCGW mit. ne Unternehmen einzubringen – vielleicht war das der Grund, warum Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv? gen. Das war ein großer Gewinn. Als Kommunikations- und Medienunternehmen sind wir digital schon sehr gut aufgestellt, natürlich bleibt die Digitalisierung eine permanente Herausforderung. Das heißt, in dem Bereich müssen wir Gut zu wissen schneller sein als unsere Kunden. Womit ich beim Thema bin: Kunden sind unsere alltägliche Herausforderung – wir wollen, dass un- Christina Guth, Jahrgang 1957, hat die CGW GmbH 1985 gegründet. Sie sere Kunden erfolgreich auf dem Markt agieren. Dafür müssen sie führt die mittelständische Full-Service-Agentur mit Sitz in Willich am heute alle Kanäle bespielen, hochaktuell und attraktiv für Mitarbei- linken Niederrhein mit ihren beiden Töchtern Kristiane und Anna-Maria. tende sein. Die Agentur hat sich bewusst sehr breit aufgestellt und bietet vor allem mittelständischen Unternehmen das komplette Portfolio von PR- und Welche Botschaft möchten Sie anderen UnternehmerInnen mit- Pressearbeit.

geben?

Jungen UnternehmerInnen möchte ich mit auf den Weg geben, sich www.c-g-w.net nicht wegzuducken, Profil zu zeigen und ihren ganz persönlichen sie sich sehr früh entschieden haben, in das Unternehmen einzustei-

Dr. Sonja Sulzmaier

DER Mittelstand.: Wie sind Sie dazu

gekommen, Unternehmerin zu werden?

Dr. Sonja Sulzmaier: Alle meine beruflichen Stationen waren gefühlt eine „grüne Wiese“, auf der ich unternehmerisch agieren konnte. Bei einem der Top10 Tech-Integratoren habe ich Navispace als Kunde kennen und schätzen gelernt. Ich wollte noch mehr selbst machen, ohne monatelange Freigabeprozesse, und mit meiner Geschwindigkeit. Seit sieben Jahren leite ich nun die Navispace GmbH. Wir vernetzen jedes Jahr Hunderte von Innovatoren und Unternehmen mit dem Ziel, deren Geschäftsentwicklung nach vorne zu bringen – und lassen uns dabei auch gerne über den Vertriebserfolg messen. Es rockt inhaltlich, wir sind agil und schnell und können auf die jeweiligen Zielsetzungen unserer Kunden optimal eingehen. Wir unterstützen heute als kleines Unternehmen den Mittelstand und viele internationale Tech-Giganten in ihren Innovationstätigkeiten. Darauf sind wir stolz.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg noch einmal gehen, oder würden Sie etwas anders machen?

Im Leben gibt es immer wieder Wegverzweigungen, und man muss sich entscheiden, Dr. Sonja Sulzmaier, Managing Partner bei der Navispace GmbH und welchen Weg man geht. Hier gibt es oft kein Board Member bei der OSB International Consulting AG. besser oder schlechter, sondern es gilt, den Weg, den man zu einem bestimmten Zeitpunkt gewählt hat, mit vol- Seid mutig, macht selbst, sprecht über das, was Ihr macht auf der lem Einsatz und frohen Mutes zu gehen. Ich bin kein Mensch, der zu- „großen Bühne“ – und vernetzt Euch miteinander. rücksieht und sich fragt, ob es besser gewesen wäre, einen anderen Weg zu gehen. Es kam aber schon vor, dass ich zu viel Energie und Einsatz in ein Thema oder ein Geschäftsmodell gesteckt habe. Ich Gut zu wissen bin eben ein unverbesserliches Arbeitstier und eine treue und hartWie wir Innovatoren in der Corona-Zeit durch internationale Visibilitig die digitale Transformation größerer Unternehmen voranbringen. näckige Seele. Dr. Sonja Sulzmaier, Jahrgang 1970, ist Managing Partner bei der Navispace GmbH und Board Member bei der OSB International ConsulWelche Entscheidung würden Sie für sich als die wegweisendste ting AG. Die Navispace GmbH ist ein internationales Technologie- und bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben? Innovationsunternehmen mit Sitz in Herrsching (Bayern). Seit 2004 Man muss sich nicht immer mit viel Energie durch den Berg fräsen, unterstützt Navispace Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetum auf die andere Seite zu gelangen. Es gibt manchmal auch einen zung von digitalen Geschäftsmodellen und Open Innovation ProgramWeg um den Berg herum. men. Navispace bringt Akteure aus verschiedenen Branchen zusammen, Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv? wicklung zu schaffen. tät und Vernetzung über den Berg helfen können und dabei gleichzei- www.innovationworldcup.com um neue Impulse, neue Märkte und Plattformen für die Geschäftsent-

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