Vorarlberg NEUE , Samstag, 31. August 2013, Seite 14
Vorarlberger der Woche
Kämpfer für die Rechte der Schüler Die Interessen der Schülerinnen und Schüler der 14 Allgemeinbildenden Höheren Schulen (AHS) in Vorarlberg vertritt seit Juli der 17-jährige Maximilian Blassnig. Während seiner Amtszeit als AHSLandesschulsprecher will der Dornbirner einiges ändern und vor allem die Landesvertretung der Schülerinnen und Schüler bekannter machen. Dunja Gachowetz
G
ut überlegt hat sich der Dornbirner Maximilian Blassnig, ob er als Landesschulsprecher für die Allgemeinbildenden Höheren Schulen (AHS) kandidieren soll oder nicht. „Meine Mutter hat mir davon abgeraten. Warum weiß ich nicht. Wahrscheinlich hat sie sich Sorgen gemacht, dass es mir zu viel werden könnte. Mein Vater meinte, ich solle es tun. Aber nur wenn ich es wirklich wolle und es mir gut überlegt habe“, sagt der 17-Jährige. Und das tat der junge Mann mit den kurzen blonden Haaren. Er nahm sich Zeit. Dachte darüber nach, ob sich das Amt mit der Schule vereinbaren lässt. Immerhin beginnt im Herbst das Matura-Schuljahr. „Meine Vorgängerin Larissa Nenning war in der selben Situation, stand auch vor der Matura, als sie Landesschulsprecherin wurde. Sie meinte, es wäre zu schaffen,
wenn man es sich gut einteilt und Aufgaben auch abgibt“, berichtet Maximilian. Denn der Gymnasiast ist keineswegs ein einsamer Kämpfer. Neben ihm gibt es zwei weitere Landesschulsprecher: Jeremias Hefel für die Berufsbildenden Mittleren und Höheren Schulen und Michael Dreher für die Berufsschulen. Neun weitere Mitstreiter vervollständigen das Gremiums der LandesschülerInnenvertretung (LSV). Dies ist die gesetzlich gewählte Vertretung aller Schülerinnen und Schüler Vorarlbergs.
Dass der Einfluss der Landesschulsprecher auf die politischen Entscheidungsträger nur gering ist, ist dem Dornbirner bewusst. „Beispielsweise habe ich im SIP zweimal den Antrag gestellt, dass politische Bildung als Unterrichtsfach im Lehrplan verankert wird. Jedesmal wurde dieser angenommen. Von politischer Seite hieß es immer, es sei ein guter Vorschlag. Passiert ist jedoch bis heute nichts“, sagt Maximilian mit ein wenig Bedauern in der Stimme.
Einen Monat überlegte Maximilian Blassnig, ob er als Landeschülervertreter kandidieren soll oder nicht. Er ist der erste in seiner Familie mit diesen Ambitionen. Bernd Hofmeister
Politische Karriere
v.l.: Michael Dreher, Maximilian Blassnig und Jeremias Hefel sind die Landeschülervertreter. VLk (2)
Anlass für Kandidatur Ausschlaggebend, warum Maximilian sich überhaupt für oder gegen eine Kandidatur entscheiden musste, war seine Teilnahme beim LandesJugendredewettbewerb 2012. In seiner Rede appellierte er an die Jugendlichen, sich einzumischen. Oder zumindest zu versuchen, etwas zu ändern, wenn die Möglichkeit dazu besteht. „Anlass dafür waren die damals bekannt gewordenen Korruptionsfälle in Österreich. Diese Problematik betrifft schließlich auch die Jugend. Denn da geht es um Gelder, die später einmal fehlen werden“, sagt der Dornbirner. Den Landesbewerb gewann er. Beim Bundesbewerb schaffte er es auf den zweiten Stockerlplatz. Und nicht nur das, er nahm seinen eigenen Aufruf auch zum Anlass, selbst aktiv zu werden und etwas zu verändern. Er trat bei der Wahl zum Schulsprecher des BG Dornbirn an und war erfolgreich. Im Jänner 2013 wagte er schließlich den nächsten Schritt: die Kandidatur bei der Wahl zum Landesschulsprecher. Bei dieser musste sich der jüngste von drei Brüdern ge-
Maximilian Blassnig (l.) mit anderen Teilnehmern des Landes-Jungendredewettbewerbs 2012. gen eine weitere Kandidatin durchsetzen. Der von der Aktion kritischer Schülerinnen und Schüler Vorarlberg (AKS) unterstütze Maximilian überzeugte beim Hearing schließlich und setzte sich gegen seine Konkurrentin durch. Diese ist nun gemeinsam mit ihm Mitglied der LSV. Kritik an Wahlmodus Nicht richtig findet er den Wahlmodus, wie der Landesschulsprecher gewählt wird. Maximilian überlegt einen Moment. Sucht nach den pas-
senden Worten. Dann sagt er: „Das ist keine offizielle LSVMeinung, aber ich persönlich finde es nicht in Ordnung, wie die LSV gewählt wird. Nur die Schulsprecherinnen und Schulsprecher der 14 AHS dürfen ihre Stimme abgeben. Nicht mal deren Stellvertretungen sind wahlberechtigt. Meine Meinung ist, dass alle Mädchen und Buben der Oberstufenklassen berechtigt sein sollten, ihre Vertretung zu wählen. Immerhin steht diese ja für deren Interessen ein“, meint Maximilian. Wie die Wahl vonstatten
gehen könnte, dafür gebe es bereits seit längerem einen Vorschlag. „Die Wahl für die jeweilige Vertretung der Schülerinnen und Schüler und die der LandesschülerInnenvertretung könnte in einem abgehalten werden. Der Aufwand wäre sicherlich geringer, als wenn zwei Mal gewählt werden müsste. Aber dazu müsste das Gesetz geändert werden“, sagt der Dornbirner. LSV bekannter machen Die Meinung und Interessen möglichst vieler Schülerinnen
und Schüler will Maximilian Blassnig vertreten. Um das zu schaffen, muss die Existenz der LSV jedoch erst bei ihrer Zielgruppe bekannter werden: eben den Schülerinnen und Schülern. „Als ich kandidiert habe, fragte ich in meiner Klasse, wer die LSV überhaupt kennt. Nur den wenigsten war diese ein Begriff. Die LSV hat daher gewisse Aktionen geplant, um sich und ihre Arbeit bekannter zu machen“, erklärt der Gymnasiast. Unter anderem wollen die LSV-Mitglieder sich direkt bei den Schülern
und Schülerinnen in den jeweiligen Bildungseinrichtungen vorstellen. Geplant sind auch eine Informationskampagne, Video-Podcasts und eventuell eine eigene LSV-Zeitung. Neben der PR in eigener Sache stehen aber im kommenden Jahr auch Treffen unter anderem mit dem Landesschulrat und der zuständigen Landesrätin auf dem Programm des AHS-Landesschulsprechers. Organisieren wird er ebenso das SchülerInnenparlament (SIP), welches zweimal pro Jahr tagt.
Ob die Kandidatur als Landesschulsprecher ein erster Schritt in Richtung politischer Karriere ist, kann Maximilian heute noch nicht sagen. Er ist übrigens der erste in seiner Familie, der sich für die Rechte der seiner Meinung nach größten Berufsgruppe Vorarlbergs einsetzt. „Solange das politische System in Österreich so ist, wie es ist, kann ich es mir nicht vorstellen. Ich will mich für das einsetzen was wichtig ist. Und mich nicht einer Partei und deren Meinung unterwerfen müssen Als Landesschulsprecher bin ich zwar auch von der AKS unterstützt worden. Aber auch wenn AKS und Schülerunion der einen oder anderen Partei nahe stehen, wird von diesen kein Einfluss auf die Organisationen ausgeübt“, meint Maximilian. Er hofft, dass zumindest einige seiner ambitionierten Vorhaben im kommenden Jahr umgesetzt werden. Zu tun gebe es im Schulbereich einiges, ist er überzeugt. Am meisten wünscht er sich jedoch, dass die Anliegen der Schülerinnen und Schüler endlich ernst genommen werden und dass die LSV für ihre Arbeit Feedback von den Schülerinnen und Schülern bekommt. „Wir vertreten ja nicht nur unsere Meinung, sondern wir wollen die von vielen weitertragen“, sagt Maximilian Blassnig