Stand Art

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Stand Art

De s i g n- Rar i t채te n um d i e J a hrta us e nd w e nd e

Hans Ulrich Maurer



StandArt Design - Raritäten um die Jahrtausendwende



Stand Art

Desi g n - Rar i t채ten um die J ahrtausend w ende

HAN S U LRICH MAU RER


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INHALT

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Vorwort

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Joris Laarman

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Sammlung und Sammler

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Marc Newson

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Kunst oder Design?

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Patrick Norguet

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Emiko Oki

Designer und Objekte 20

Ron Arad

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Satyendra Pakhalé

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Pieke Bergmans

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Cédric Ragot

40

A+A Cooren

130

Wieki Somers

46

Frédéric Dedelley

136

Studio Job

50

Demakersvan

140

Marcel Wanders

62

Piet Hein Eek

144

Oskar Zieta

66

Ruth Gurvich

ANHANG

70

Renate Hattinger

152

Sammeln aus Leidenschaft

78

Hella Jongerius

156

Bildnachweis

86

Patrick Jouin

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Impressum


Vorwort

Die Internet-Suchmaschine Google erzeugt für das Wort «Design» rund fünf Milliarden Ergebnisse. Offenbar ist «Design» kein Fach- sondern ein Allerweltswort, das sich inflationär in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen breitmacht. Ursprünglich bezeichnete Design im deutschen Sprachraum die

Wichtig ist dem Sammler die Anwendung von neuen Technologien in Verbindung mit Kunsthandwerk.

Gestaltung von Gebrauchsobjekten. Diese Disziplin bezeichnet man heute als «Produktdesign». Die Gestalter der in diesem Buch vorgestellten Objekte sind allesamt ausgebildete Produktdesigner. Sie nutzen die Möglichkeit, sich neben ihrem Alltagsge-

schäft, ohne jegliche wirtschaftlichen und produktionstechnischen Zwänge ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. So entstehen Klein- und Kleinstauflagen von Nutzgegenständen, die sich an eine kleine, jedoch stetig wachsende Sammlergemeinde richten und durch Galeristen unterstützt und angeboten werden. Für diese Sparte von Design gibt es seit den 1990er-Jahren den in der Fachwelt kontrovers diskutierten Terminus «Design Art». Wie soll man nun diese Werke einordnen, als Kunst oder als Design? Auf diese Frage wird im Artikel auf Seite 14 eine Antwort gesucht. Es handelt sich also um Unikate sowie kleine «Limited Editions» oder auch um Prototypen. Es sind Werke, die oftmals von den Designern selbst oder unter ihrer strengen Aufsicht handwerklich und/oder mit Hilfe innovativer Produktionsmittel hergestellt werden. Durch das Experimentieren mit Form, Material und Produktionsprozessen entsteht oftmals Einzigartiges. Dank unkonventionellen, neuartigen

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Ideen werden hergebrachte Fertigungsmethoden hinterfragt und neuen Technologien der Weg zur Serienfertigung geebnet. Der Initiant dieser Dokumentation, Hans Ulrich Maurer, ist Grafikdesigner und Sammler. Sein Interesse gilt insbesondere der Suche und Auswahl von raren und aussergewöhnlichen Objekten des Möbel- und Keramikdesigns ab den 1990er-Jahren bis heute. Die Idee und die formale Ausführung ist ihm ebenso wichtig wie die Anwendung von neuen Technologien in Verbindung mit Handwerkskunst. Angefangen hat alles mit ein paar Stühlen. Aber nicht etwa Stühlen, auf die man sich setzen kann, sondern Stühle, die als besondere Designobjekte gelten. «Nicht berühren, nur anschauen», muss jeder hören, der sich seinen Ausstellungsstücken nähert. Sein Bestreben ist es, eine kleine Selektion zusammenzutragen, die aus seiner Sicht einzigartige Designobjekte der Jahrtausendwende vereint. Als privater Sammler kann er ganz nach persönlichen Vorlieben wählen und muss keinen kuratorischen Kriterien folgen. Da er seine Objekte auf Podesten präsentiert bezeichet er sie gerne provokant als «Stand Art». Das vorliegende Buch ist eine subjektive und private Dokumentation des Sammlers, ein Katalog seiner Ausstellungsstücke mit Kurzbiografien der Designer und Informationen zu den Objekten, sowie persönlichen Kommentaren. Es richtet sich an Freunde und Bekannte, aber auch an all jene, die sich gerne mit schönen Dingen umgeben. An folgende Personen geht ein herzlicher Dank für die Mithilfe zur Entstehung dieses Buches: Michel Benedetti, Matthias Bruhin, Martina Gradmann, Jakob Hürlimann, Therese Lutz, meiner Mutter Ella Lieselotte Maurer, Karin Maurer, Linda Roethlisberger, Arne Wahlen, Alexander Wyssling

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Gussform des 2008 entworfenen Bone Rocker von Joris Laarman


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SAMMLUNG UND SAMMLER

Schon in jungen Jahren entwickelte ich ein besonderes Flair für das kreative Gestalten von Innenräumen. Für das Ausgestalten meines Zimmers in der elterlichen Wohnung scheute ich keinen Aufwand. Wenn sich ein Möbelteil nicht besorgen liess, versuchte ich es, im Eigenbau herzustellen. Es war die Zeit, in der es Mode wurde, moderne Möbel mit Antiquitäten zu kombinieren, und so bereicherten ein selbst restaurierter Bauernschrank und ein englischer Sekretär, den ich meiner Grossmutter abbettelte, die Einrichtung.

«Die Freude am Objekt sollte über dem monetären Interesse stehen.»

Es lag nahe, dass ich aus diesem Hobby meinen Beruf machen wollte. Ich belegte also den Vorkurs an der damaligen Kunstgewerbeschule in Zürich mit dem Ziel, mich im Anschluss in der Fachrichtung « Innenarchitektur und

Industrial Design » auszubilden. Von den damaligen drei Kandidaten aus dem Vorkurs, ich inklusive, schaffte keiner die Prüfung. Die Verantwortlichen der Fachklasse konzentrierten sich auf Interessierte, die bereits eine Ausbildung abgeschlossen hatten, und sahen sich als Schule für höhere Weiterbildung. Doch in der Jugend nimmt man solche Misserfolge nicht so schwer. Ich war pragmatisch und entschied mich stattdessen für eine Ausbildung als Grafikdesigner. Heutzutage können Auszubildende selbstverständlich mit ausgefeilten PCApplikationen zwei- und dreidimensional gestalten und zeichnen. Doch zu meiner Ausbildungszeit war der Beruf noch rein handwerklich. Die Umsetzung der skizzierten Entwürfe bedingte besonders exaktes Arbeiten und alles musste haargenau stimmen. Durch diese Arbeitsweise lernte ich das Auge schulen und mich mit Details und Feinheiten der Gestaltung auseinanderzusetzen.

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Nach der Ausbildung begann meine Karriere als Grafikdesigner in einer aufregenden Zeit. Die zweite Hälfte der 1980er-Jahre und – nach einer Börsen- und Wirtschaftskrise – die 1990er-Jahre waren von einem ungezähmten Wirtschaftswachstum geprägt. Unternehmen waren bereit, sehr viel Geld in Werbung zu stecken und die entsprechenden Budgets der Firmen waren unerschöpflich. In meinem 1986 gegründeten Grafikdesign-Atelier arbeiteten wir öfters ganze Nächte durch und der Erfolg spornte weiter an. In meiner spärlichen Freizeit widme ich mich hauptsächlich meinem Hobby, dem Sammeln von raren und besonderen Objekten. Eigentlich hatte alles in meiner Kinderzeit angefangen, mit dem eher zufälligen Sammeln von Zinnsoldaten oder Zigaretten-Blechdosen. Später konzentrierte ich mich auf den Erwerb von Manufaktur-Armbanduhren. Durch die Lektüre von Fachzeitschriften und das Beobachten der Preisentwicklung bei Auktionen gelang es mir, « Rosinen » aus dem Angebot herauszupicken. Allerdings gab es immer wieder Zeitabschnitte, in denen die Preise für Sammleruhren starken Schwankungen unterlagen. Doch mich trieb ja mehr die Freude am Objekt an als die Vorstellung, etwas Wertsteigerndes besitzen zu müssen. Nun also zu meiner Sammlung von raren Designobjekten rund um die Jahrtausendwende. Wie bereits erwähnt, baute ich als Jugendlicher einzelne Möbel

« Ich treffe die Auswahl aufgrund des Entwurfes und Innovationsgrads. »

selber. Ich schwärmte auch für das italienische Design und die Bauhausklassiker. 1997 entdeckte ich in der ersten deutschen Ausgabe des Männer-Magazins «GQ» einen Stuhl von Ron Arad. Ich erhielt einen Katalog des Ron Arad

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Studios mit Abbildungen der limitierten Design-Möbel sowie fotokopierte Blätter mit Preisangaben. Der Stuhl Tom Vac hatte es mir sehr angetan. Mich faszinierte neben der organischen Formgebung besonders der Werkstoff Carbon. Eigentlich verwendet man diesen sehr hitzebeständigen und widerstandsfähigen Werkstoff bei der Konstruktion von Rennautos oder auch in der Raumfahrt. Als ich die zwei bestellten interessanten Stücke

«Design hat sich zu einem vielbeachteten Sammelgebiet entwickelt.»

erhielt, stellte ich sie im Büro an den Konferenztisch zu meinen Eames-Alu-Chairs. Die Stühle bildeten somit den Grundstein zu meiner Sammlung. Fortan habe ich sehr viel über zeitgenössische Designobjekte recherchiert,

habe Museen und Fachmessen besucht. Alles mit dem Ziel, auf interessante Objekte zu stossen, die meinen Ansprüchen gerecht werden. Ich treffe die Auswahl meistens aufgrund des Entwurfes, des Innovationsgrads und der technischen wie handwerklichen Fertigung. Der Kreis der Sammler ist noch sehr klein und daher ergeben sich immer wieder überraschende Bezugspunkte oder gar Begegnungen mit den Designkünstlern. Als der Designer Frédéric Dedelley beispielsweise während der Schweizer «Expo 2002» aus Weide geflochtene Sitzbänke dort ausstellte, fragte ich ihn direkt an, ob er nach der Expo ein Stück für mich reservieren könnte. Auf meine Anregung hin erkundigte er sich dann bei der Austellungsleitung, ob er einige der Ausstellungsstücke zurückerhalten könnte. Ohne diese kleine Intervention wären wohl alle seine Sitzgelegenheiten an die Sponsoren gegangen, und so erfüllt es mich schon

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ein bisschen mit Stolz, dass ich den Designer und seine Kreationen wieder zusammenbrachte. In meinem Atelier am Zürichberg präsentiert sich die Kollektion der Designobjekte. Natürlich geniesse ich den Ausstellungsraum auch für mich persönlich als erweitertes, externes Wohnzimmer. Nach einem Arbeitstag nutze ich mein «Museum» zum Entspannen oder Lesen. Tatsächlich hat sich aus den paar Designbüchern aus der Anfangszeit eine ziemlich reich bestückte Bibliothek entwickelt. Als Anregung und zur Recherche konsultiere ich viele dieser Bücher und nutze daneben das Internet als Inspirationsquelle. Es gibt viele Websites oder Blogs zum Thema Design. Kein Vergleich zu früher, als der Informationsfluss noch sehr spärlich und nicht jedermann zugänglich war. Manchmal fragen mich Freunde, was mit den schönen Stücken dereinst geschehen wird, wenn ich nicht mehr unter den Sterblichen weile. Ehrlich gesagt, mache ich mir darüber vorläufig keine Gedanken. Was für mich zählt, ist die Freude oder der momentane Genuss, sich von Designkunst inspirieren zu lassen. Als langjähriger Grafikdesigner befruchtet dies auch meine tägliche Arbeit, denn neben dem blossen Handwerk braucht es oft den Mut, ungewöhnliche Wege zu gehen, neue Gedanken zu fassen und sich ausserhalb des Mainstreams zu bewegen. Die Designkünstler sind mir in dieser Beziehung ein grosses Vorbild.

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Kunst oder Design?

Der Sammler Harald Falckenberg vertritt die Meinung «Gutes Design muss wehtun, damit es auffällt», und weiter «[Es muss] Begehrlichkeiten wecken.» Beispiele aus der Designgeschichte, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten (Bauhaus versus Memphis) brachten zu ihren Blütezeiten bei weitem nicht die Summen ein, welche sie heute den Vintage-Furniture-Dealern in die Kassen spülen. Die heutigen Preise für rare Objekte nähern sich den Preisen für Kunstwerke an. Marc Newsons Lockheed Lounge, eine Chaiselongue aus einer 10er-Edition von 1988, wurde beim Auktionshaus Phillips de Pury 2010 für rund 2,1 Millionen Dollar versteigert. Ein Jahr zuvor erzielte der lederne Dragon Chair von der Art-Deco-Ikone Eileen Gray sogar sagenhafte 27,8 Millionen Dollar. Wenn aufgrund solcher Preise ein Möbel zu einem Anlageobjekt wird, macht das aus dem Gestalter noch keinen Künstler, schon eher ein Designobjekt zum Lectori Salutem von Jeroen Verhoeven, aus dem Jahr 2011

Statussymbol. Gerade in den letzten Jahren sind die beiden Disziplinen Kunst und Design immer mehr zusammengerückt. Dazu beigetragen haben die experimentellen «Limited Editions», welche von Designern kreiert werden und immer mehr an Bedeutung gewinnen. Über deren Zuordnung streiten sich die Experten beider Lager nun schon seit etlichen Jahren, zumal sich auch Künstler wie Donald Judd und Franz West intensiv mit dem Thema «Möbel» befasst haben. DesignObjekte dieser Art könnte man als angewandte Kunst mit einer künstlerischen

Der Dragon Chair von Eileen Gray

Ausdrucksform bezeichnen. Die Strategie dahinter ist wie bei herkömmlichem Design die Findung einer Lösung für ein vorgegebenes Problem, einen Stuhl, Tisch, eine Lampe etc. zu gestalten. 2009 zeigte das NRW Forum in Düssel-

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dorf eine Ausstellung unter dem Namen «UFO: Grenzgänge zwischen Kunst und Design». Dort präsentierten sich Kunst und Design demokratisch nebeneinander, bewusst ohne Zuordnung, dazwischen Zitate von Protagonisten der jeweiligen Disziplin zu der Frage: «Was ist Ihre Definition von Design?» Konstantin Grcic antwortete: «Ein Künstler versteht sich als Künstler, der Kunst produziert. Wir sind, glaube ich, alle Designer und verstehen uns als Designer, und was wir produzieren ist Design, egal, ob es nur ein Mal produziert wird, wie bei einem Einzelstück, oder zehntausend Mal.» Auch diese zeitgenössische Überblicksschau zeigte, dass es auf den Betrachtungswinkel ankommt. Design im klassischen Sinne schwankte schon immer zwischen Ingenieurswesen und künstlerischer Schöpfung. Bleibt zu sagen, dass es im Dschungel der Disziplinen immer Grenzüberschreitungen zwischen Kunst und Design gegeben hat. Denn wenn man das Designobjekt, beispielsweise eine Stuhlskulptur aus dem zur Präsentation eingerichteten, weissen Ausstellungsraum (White Cube), ins Wohnzimmer verfrachtet, kann man darauf sitzen. Im Gegensatz dazu erfüllt Kunst keine konkrete Aufgabe, sondern hat einen rein «dekorativen» beziehungsweise intellektuellen Anspruch. Der 1976 verstorbene Kunsttheoretiker und -kritiker Ad Reinhardts vertrat dagegen die Meinung «Art is Art. Everything else is everything else.» Man könnte es Experten, Journalisten und Käufern überlassen, wo sie das jeweilige Werk oder Objekt beheimaten wollen. Eine eindeutige Antwort auf die Frage «Kunst oder Design?» gibt es also nicht.

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Digital Matter von Joris Laarman, Installation im High Museum of Art Atlanta, 2011 Oben der pixelweise Aufbau durch einen Industrieroboter, unten das vollendete Werk


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RON ARAD

« Die Idee einer limitierten Edition hat durchaus etwas Artifizielles an sich. » 20


Der Rover Chair besteht aus einem alten Autositz, montiert auf einer Rohrkonstruktion

Ron Arad spielt an seinem Ping Pong Table von 1995

Ron Arad wurde 1951 in Tel Aviv geboren. Nach einem Studium an der Kunstakademie in Jerusalem zog er nach London, wo er an der Architectural Association studierte. Mit seiner 1981 in London gegründeten Firma One Off Ltd. verbuchte er in kurzer Zeit seine ersten grossen Erfolge. Hier entstanden in den 80er-Jahren Ikonen wie der Rover Chair, der Well Tempered Chair, sowie die Sessel Big Easy und Little Heavy. Seit 1994 ist Ron Arad als Professor für Möbel- und Produktdesign am Royal College of Art in London tätig. Verschiedene seiner zahlreichen Designs für renommierte Unternehmen sind mittlerweile zu Klassikern avanciert, zudem hat er sich als Architekt einen Namen gemacht, beispielsweise mit dem Holon Design Museum in Tel Aviv. Arads Werke und vor allem seine früheren Arbeiten sind von typischen expressiven Wölbungen und einer avantgardistischen Expermientierfreudigkeit geprägt. Eines findet man so gut wie nie in seinen Designs: einen rechten Winkel. Ron Arad zählt heute zu den erfolgreichsten und bekanntesten internationalen Designern. Seine Arbeiten werden mit renommierten Preisen ausgezeichnet und sind in zahlreichen Museen und Ausstellungen zu sehen. Ron Arad gilt als der Erfinder der «Limited Edition» für Designobjekte. Unterdessen haben viele Designer beziehungsweise ihre Galeristen das Konzept übernommen und produzieren teure Kleinstauflagen für den Sammlermarkt. Vom Auktionshaus Phillips de Pury wurde dafür der Begriff «Design Art» erfunden, um die hochpreisigen, limitierten Designobjekte als Contemporary Art im lukrativen Kunstmarkt zu etablieren. Diese Wortschöpfung sorgt bis heute in der Fachwelt für viel Diskussionsstoff und die Ansichten zu Sinn und Bedeutung des Begriffes gehen weit auseinander. Für mich haben solche Objekte meist skulpturalen Charakter. Indem ich sie auf ein Podest im «White Cube» setze und ihnen so die Funktion als Nutzgegenstand nehme, werden sie für mich zu Skulpturen, also zu Kunstwerken. Wird hingegen ein solch limitiertes Stuhlobjekt der Möblierung zugeordnet, bleibt es ein Stuhl, wenngleich ein extravaganter und zudem meist unbequemer.

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COLLECTOR’S Note


LITTLE HEAVY

Ursprungsland  Grossbritannien Entwurfsjahr  1989 Designer  Ron Arad Hersteller  One Off Ltd., London Edition  Nr. 13 von 20 produzierten Exemplaren Material  Stainless Steel (Edelstahl) Technik  Mirror Polished (Spiegelpolitur) Masse  B 61 x T 70 x H 75 cm

In den 80er Jahren prägten Designer, die mit Metall arbeiteten, das britische Design. Während es nicht ungewöhnlich war, dass handgemachte Holzmöbel in limitierten Auflagen hergestellt wurden, waren Möbel aus Metall für die Massenproduktion und den Einsatz in Büros bestimmt. Zu dieser Zeit begann Ron Arad, geschweisste Möbel, welche oft aus Altmetall bestanden, in kleinen Stückzahlen herzustellen. Diese skulpturhaften Möbel erhielten zusehens auch ein aufwändiges Finish und waren nicht für die breite Masse bestimmt. Er legte eine strenge Limitierung der Produktion fest und versah seine Designkreationen mit Namen und Preisschildern, wie sie sonst nur Kunstwerke trugen. Vom Little Heavy wurden lediglich 20 Stück produziert, zehn – wie hier vorgestellt – in spiegelblankem, handpoliertem Edelstahl, sowie zehn aus dunklem Stahlblech. Arad hat für die meisten Stücke dieser Serie bewusst ein unvollkommenes und unvollendetes Aussehen gewählt, indem er mit einem Gummihammer die Sitz- und Rückenflächen verbeulte. Die Nummer 13 der Kleinserie gehört jedoch zu den perfekt ausgeführten Exemplaren. Seit 1991 wird der Little Heavy vom italienischen Möbelhersteller Moroso in einer gepolsterten Version unlimitiert angefertigt. Obwohl die Form und das Volumen des Soft Little Heavy seinem Original entsprechen, verändert das Material den Charakter des Stuhles grundlegend. Er wandelt sich von einem skulpturalen Objekt zu einem bequemen Sitzmöbel für den täglichen Gebrauch.

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Zwei Version, bei der Sitzund Rückenflächen von Arad mit einen Gummihammer verbeult wurden

Little Heavy in spiegelpoliertem Edelstahl

Die Kölner Galeristin Gabrielle Ammann wusste, dass ich mich für die Entwürfe von Ron Arad sehr interessierte. 1999 bot sie mir einen sogenannten Little Heavy an. Das Objekt in der «stainless steel mirror polished» Version wurde gerade anlässlich des Salone del Mobile in Mailand im Showroom von Krizia präsentiert. Der Preis schien mir damals recht hoch für einen «Stuhl», jedoch für dieses aussergewöhliche Designobjekt durchaus angemessen. Also wurde das Stuhlobjekt nach der Ausstellung anstatt zurück nach London, nach Zürich transportiert. Wie sich dann später zeigte, hatte ich bei diesem Kauf eine gute Investition getätigt. Der grosse Rummel um Ron Arad hatte erst gerade begonnen, und heute wird auf Auktionen für ein solches Stück ein vielfaches des damaligen Preises geboten.

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Der grosse Bruder Big Easy aus der Kollektion von One Off

COLLECTOR’S NOTE


Carbo Tom

Ursprungsland  Grossbritannien Entwurfsjahr   1997 Designer  Ron Arad Hersteller  One Off Ltd., London Edition  Nr. 2 & 3 von 5 produzierten Exemplaren Material  Kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff (Carbon), polierter Chromstahl Masse  B 68 x T 56 x H 78 cm

Der Carbo Tom ist eine sehr seltene Variante des Tom Vac mit einer Sitzschale aus Fibercarbon. Der Tom Vac Chair wurde erstmals als Element einer aus 70 Stapelstühlen bestehenden Skulptur namens Totem realisiert, die im Auftrag der Zeitschrift «Domus» während des Salone del Mobile 1997 in der Mailänder Innenstadt errichtet wurde. Die Sitzschale mit dem charakteristischen Wellenprofil basierte auf früheren Skizzen Ron Arads für das Esszimmer eines Hauses in Tel Aviv. Die erste Kleinserie für den Totem entstand in nur vier Monaten. Zur Herstellung erwies sich tiefgezogenes Aluminium als geeignetes, wenngleich aufwändig zu verarbeitendes Material. Mit dem Möbelhersteller Vitra, für den er 1986 bereits den Well Tempered Chair entworfen hatte, entwickelte Ron Arad in kürzester Zeit eine zur Grossserienfertigung geeignete Version des Tom Vac Chair. In Arads weitgehend von limitierten Editionen geprägtem Werk stellte dieser Stuhl in seiner industriellen und damit kostengünstigen Fertigungsweise eine Neuheit dar. Während der Tom Vac Chair vom ersten Entwurf formal nur geringfügig abweicht, bietet die elastische Sitzschale des Serienproduktes aus Polypropylen einen besonders hohen Sitzkomfort.

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Eine limitierte Variante in Chromstahl mit dem Namen Uncut

Der Well Tempered Chair 1986 für Vitra entworfen

Der Carbo Tom ist eine sehr seltene Version des Tom Vac

Der elegante und zugleich bequeme Carbo Tom ist das eigentliche Initial-Stück für den Aufbau meiner Sammlung. 1997 entdeckte ich in der Zeitschrift «GQ» einen Presseartikel, auf dem ein Tom Vac mit Alusitzschale abgebildet war. Ich liess mir umgehend eine Dokumentation durch die deutsche Vertretung, von Ron Arads Studio One Off Ltd. zusenden. Beim Durchblättern des Katalogs fiel mir eine etwas unauffälligere Version aus Fiberkarbon auf, die gegenüber der 500er-Edition mit Aluminuim-Schale nur mit 100 Stück angegeben war. Ich hatte schon von diesem kostspieligen, sehr leichten und äusserst strapazierfähigen Werkstoff gehört, der im Automobilrennsport eingesetzt wird. Der Preis des Carbo Tom war daher auch mehr als doppelt so hoch wie für einen Tom Vac mit Aluschale. Die Carbon-Version passte besonders gut zur Einrichtung meines Besprechungszimmer, daher orderte ich gleich zwei Stück davon. Wie ich später vernommen habe, soll Arad entschieden haben, wegen der aufwändig Machart nur fünf Stück dieser Version zu produzieren, was ihn heute zu einer beonderen Rarität macht. Der Carbo Tom soll das erste Möbelstück sein, das aus dem kohlenstofffaserverstärkten Kunststoff (Carbon) gefertigt wurde.

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COLLECTOR’S NOTE


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r.t.w.

Ursprungsland  Grossbritannien Entwurfsjahr 1996 (Design), 1999 (Herstellung) Designer  Ron Arad Hersteller  Hidden, Niederlande Edition  Unlimitiert (nur 25 Exemplare wurden hergestellt) Material  Aluminium Masse  Ø 130 x T 30 cm

Schlicht R.T.W. heisst das grosse, kreisförmige Aluminium-Regal. Der Kürzel steht für Reinventing the Wheel, was auf Deutsch soviel heisst wie «Das Rad neu erfinden.» Mit einem kleinen Anstoss lässt sich das Gestell seitwärts rollen. Ein geniales Rad-im-Rad System sorgt dafür, dass die im Regal befindlichen Bücher in der aufrecht stehen bleiben, während das Rad sich dreht. So kann man den R.T.W. ohne Mühe an einen neuen Standort rollen, ohne den Inhalt ausräumen zu müssen. Ermöglicht wird dies mittels einer im Inneren des breiten Ringes verborgenen Kugellagerkonstruktion. Zu diesem unkonventionellen Gestell inspirierte Arad ein Kinderspielzeug – eine durchsichtige, mit Flüssigkeit gefüllte Kugel, mit einem in einer Halbkugel eingeschlossenen aufrecht sitzenden Teddybären. Egal in welche Richtung man die Kugel nun dreht, der Teddybär bleibt immer aufrecht sitzen. Der R.T.W. ist in Arads Studio in London entwickelt und als Limited Edition in drei Grössen gefertigt worden. Die noch junge holländische Firma Hidden sicherte sich zwar die Rechte für die Serienproduktion, sie ging jedoch kurz nach ihrer Gründung Konkurs. Aus diesem Grunde wurden lediglich 25 Serienstücke hergestellt. In Auktionskatalogen wird der von Hidden produzierte R.T.W. allerdings oft fälschlicherweise als Exemplar aus einer limitierten Edition beschrieben.

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Eine Installation, bei der die Funktionsweise des R.T.W. demonstriert wird

1000 Arad Hüte wurden im Jahr 2000 anlässlich der Eröffnung des Alessi-Shops in London produziert

Das Roll-Bücherregal genutzt wie ein Setzkasten

Den R.T.W. hatte ich 2000 in einer Ausstellung des Möbelgeschäftes «Wohnbedarf» in Zürich gesehen und liess mir einen Prospekt geben. Ein Jahr später erinnerte ich mich wieder an das ungewöhnliche Bücherregal und erkundigte mich nochmals danach. Ich erfuhr vom Konkurs von Hidden und man riet mir beim ehemaligen Schweizer Vertreter in Baden nachzufragen. Also rief ich dort an. Der Geschäftsführer bedauerte, kein Exemplar mehr ordern zu können, habe jedoch einen R.T.W. aus der ersten Produktionsserie für seine private Sammlung im Lager eingestellt. Da ihm sowieso Platz fehle, könne ich sein Exemplar zum halben damaligen Listenpreis haben. Ich nahm das Angebot dankend an und liess das Objekt noch gleichentags per Taxi abholen. Dass ich einen guten Kauf gemacht hatte war mir bewusst, dennoch wunderte ich mich später über die hohen Auktions-Zuschlagpreise von bis zu 25 000 Euro für den Hidden-R.T.W.. Des Rätsels Lösung: Es wurden lediglich fünf «Serien»-R.T.W mehr produziert als bei der limitierten 20er One-Off-Edition.

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COLLECTOR’S NOTE


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PizzaKobra

Ursprungsland  Grossbritannien Entwurfsjahr  2007 Designer  Ron Arad Hersteller  iGuzzini Illuminazione, Italien Edition  Unlimitiert Material  Edelstahl, Aluminium, LED 6 x 1 W Masse  Ø 26 x H 1,8 – 73 cm

Die Schlange aus dem Pizzakarton. Der Körper dieser Leuchte besteht aus einer chromglänzenden Spirale aus Stahl und Aluminium. Im Inneren birgt sie leichtgängige Hightechgelenke, wodurch sie, wie ihre Namensgeberin, die Kobra, sehr beweglich ist. Sie rollt sich zusammen und auseinander, erhebt und wandelt sich von einer Tischleuchte zur Stehleuchte. Flach auf Tisch oder Boden liegend, sieht sie wie eine «harmlose» Spirale aus, die genau in den Pizzakarton passt. In einem solchen verpackt wird sie dann auch ausgeliefert. Mit der PizzaKobra hat der Gestalter Ron Arad eine Leuchte mit visuell eindringlicher Präsenz entworfen. Ihre skulpturale, organische Anmutung wird zusätzlich durch den raffiniert verborgenen Einschaltmechanismusbekräftigt. Im ausgeschalteten Zustand lässt nur ein durchsichtiges Kabel auf eine Leuchte schliessen. Der Stand-bySensor an ihrem Kopfende leuchtet, wie das wachsame Auge der Kobra, in einem intensiven Rubinrot. Dieser Sensor scheint darauf zu warten, dass eine sachte Berührung des Fingers das Licht einschaltet. Die PizzaKobra besitzt eine moderne Technik für punktuelle Ausleuchtung: Der Leuchtenkopf mit sechs leistungsfähigen LEDs von je einem Watt kann unabhängig vom Leuchtkörper zur effektiven Ausleuchtung von Flächen ausgerichtet werden. Die PizzaKobra wurde 2008 zum «Best of the best» des Red Dot Product Design Award gewählt.

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Das leuchtende «Auge» der Pizzakobra dient zum Einund Ausschalten

An der Unterseite der Schlange sorgen sechs LED Lampen für das Licht

Durch unzählige Verstellungsmöglichkeiten zur Skulptur

Die PizzaKobra kannte ich aus Zeitschriften und wusste irgendwie nicht so recht, wie ich die Lampe beurteilen sollte, zumal mir das Licht etwas schwach und kalt schien. 2009 besuchte ich die Ron-Arad-Reprospektive «No Disciplin» im Centre Pompidou in Paris. Hier sah ich die Lampe zum ersten Mal im Original. Ausgestellt waren mehrere Exemplare in verschiedenen Positionen. Ich war erstaunt darüber wie viele Möglichkeiten es gab, diese Lampe aufzustellen. Aufgrund dieses Erlebnisses bestellte ich die PizzaKobra sofort nach meiner Heimkehr. Ron Arad vermittelt dem Käufer die Illusion, etwas Eigenes mit dem erworbenen Designstück anstellen zu können. Dies trifft auch auf sein berühmtes Büchergestell Bookworm von 1993 zu.

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COLLECTOR’S NOTE


BabyBoop VASE

Ursprungsland Grossbritannien Entwurfsjahr 1989 (Design) 2002 (Alessi) Designer Ron Arad Hersteller Officina Alessi, Italien

Vasenunikate aus der B.O.O.P. Edition von 1998

Edition Unlimitiert Material Edelstahl 18/10 Technik Spiegelblank poliert Masse B 22,5 x T 9 x H 30 cm

B.O.O.P. – Blown Out Of Proportion ist eine Serie von Einzelstücken, die Ron Arad Associates 1998 in Zusammenarbeit mit der Galerie Mourmans produziert hatte: Aluminiumskulpturen mit Ausbeulungen, die ohne Mitwirkung von formgebenden Werkzeugen entstanden. Zur Fertigung wurde das Aluminium stark erhitzt und mit grossen Stahlrohren aufgeblasen, so ergaben sich Formen die dem Zufall folgten. Alessi übernahm vier der Objekte in miniaturisierten Grössen für die Serienproduktion, unter anderem die Babyboop Vase. Durch das Zusammenschweissen zweier tiefgezogener Pressgussteile entsteht eine organische Einheit, die auch ohne Blumen ein kleines Kunstwerk darstellt. Am besten eignen sich kurzstielige Blumen, die nicht zu weit über die Vase hinausragen und die geschlossene Form der Vase fortsetzen. Diese ausgefallene und zeitlose Designervase gehört zu den absoluten Klassikern von Officina Alessi.

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UFO

Ursprungsland Grossbritannien Entwurfsjahr 2008 (Design) 2010 (Herstellung) Designer Ron Arad Hersteller Métapack, Pinard and Valois for Kenzo Parfums Edition 1000 / 60 für die Schweiz Material Zamac (Zinn, Aluminium, Magnesium und Kupfer) Technik Handpoliert Masse B 7 x T 3,8 x H 12 cm

Ein UFO? Ja, richtig, Unidentified Fragrance Object. Kenzo Parfums ist ja bekannt für ihre wunderschönen, einzigartigen und beeindruckenden Verpackungen ihrer Düfte. Sie sehen wie richtige Mini-Kunstwerke aus. Kenzo beauftragte Arad, ein Flacon zu kreieren, das alle bisherigen Industriecodes brechen und Sinnlichkeit auf der Haut erregen sollte. Das ist ihm gelungen. Eine handpolierte Flasche aus Zamac, einer Metall-Legierung, mit einem komplett internalisierten Spray-Mechanismus. Die Flaschen wurden in einer limitierten Auflage von 1000 Stück produziert, jede einzelne handpoliert. Sie war im Rahmen der Ron Arad Retrospektive Ausstellung «No Discipline» 2008/2009 im Centre Pompidou in Paris und im Museum of Modern Art in New York ausgestellt.

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Der Flacon liegt durch seine Form perfekt in der Hand


Pieke Bergmans

« Ich bin neugierig darauf, was sich mit Materialien so alles anstellen lässt. » 36


Flasche auf Eames-Sessel aus dem Virus-Vitra-Projekt

Pieke Bergmans mit einer Light Blub, die Glühbirne wurde nach ihrer Intention von einem Virus befallen

Pieke Bergmans, geboren 1978, ist eine Produktdesignerin aus den Niederlanden. Am liebsten hinterfragt sie bestehende Fertigungsprozesse und sucht nach neuen Möglichkeiten und Wegen Produkte herzustellen. Ihre Arbeiten sind spontan, verspielt, frisch und zielen darauf ab, Funktion, Form und Botschaft auf einzigartige Weise zu verbinden. Egal ob sie mit Porzellan, Kunststoff oder Glas arbeitet, ihre Objekte zeichnen sich immer durch eine unverfälschte und natürliche Schönheit aus. Vielseitigkeit und die Fähigkeit, in jedem industriellen Bereich, in jedem Material neue Chancen der Anwendung zu sehen, gehören zu ihren Stärken. In Zusammenarbeit mit Industriebetrieben erkundet sie innovative Wege, wie Produktionsprozesse modifiziert werden können. Ihr Ziel ist es, individualisierte Produkte für den Massenmarkt zu entwickeln. Pieke Bergmans arbeitet mit unterschiedlichsten Materialien und schränkt diese nicht auf festgelegte Anwendungen ein. «Ich entdecke Materialien und bin neugierig darauf, was sich mit ihnen anstellen lässt. Ich schaue gerne über den eigenen Zaun und lasse mich durch Gesehenes und Erlebtes inspirieren. Für Recherchen und Experimente nehme ich mir viel Zeit und meine Entwürfe entstehen in diesem Prozess. Ich habe einen unersättlichen Forscherdrang und möchte mit meiner Arbeit neue Wege gehen.» Pieke Bergmans gehört meiner Meinung nach zu den bedeutenden Absolventinnen der Design Academy in Eindhoven, Holland. Sie stellt, wie viele ihrer Studienkollegen, mit ihrer Arbeit unsere althergebrachten Normen und vorgefassten Meinungen bezüglich Produktgestaltung auf den Kopf. Sie gehört zu den «Freaks», die das bestehende System hinterfragen und uns zeigen, dass sich der Begriff Design im Wandel befindet. Wie ein Virus verändert Pieke Bergmans die herkömmlichen Prozesse der Massenproduktion und schafft dabei eine Produktwelt, in der Mutationen und Unregelmässigkeiten die Norm und nicht die Ausnahme sind. Virus nennt sie auch einige ihrer Arbeiten.

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COLLECTOR’S NOTE


Taped Vase

Ursprungsland  Niederlande Entwurfsjahr  2005 Designer  Pieke Bergmans Hersteller  Rosenthal Studio Line Edition  Unlimitierte Herstellung 2006–2010 Material  Keramik Masse  Ø 13, 17, 21 cm

Die Blumenvase Taped Vase wurden von Rosenthal bis Ende 2010 hergestellt und in drei Grössen angeboten. Das besondere Aussehen und die klare äussere Form machen die Vase auch ohne eingesteckte Blumen zum idealen Dekorationsstück, insbesondere wenn die verschiedenen Grössenvarianten als Gruppe aufgestellt werden. Das Aussehen der Taped Vase erinnert an Gipsverbände, die um einen imaginären Ball gewickelt sind. Die offen gelassenen Stellen an diversen Kreuzungspunkten machen diese Hohlkugel aus Porzellan erst zur Vase. Das skulpturale Objekt wirkt trotz seiner neutralen Ballform nicht langweilig und ein klassischer Blumenstrauss, der darin arrangiert wird, erhält eine unkonventionelle, moderne Note.

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Mohn wächst aus der Kugel

Vasen aus der Reunion-Serie von Rosenthal Studio Line

Die Taped Vase wurde in drei Grössen hergestellt

Ursprünglich interessierten mich Pieke Bergmans Entwürfe skulpturhafter Vasen, die aussehen wie aufeinandergestapelte Schalen und Schüsseln, die innen jedoch durchgängig geöffnet und als Blumenvase zu benutzen sind. Gesehen hatte ich diese im Bildband «Fragiles», der 2008 erschien. Sie entstanden 2004 in einem Praktikum im Rosenthal Creative Center. Die Serien-Umsetzung gefiel mir dann nicht so gut wie die im Buch abgebildeten Prototypen und ich verzichtete auf den Erwerb. Ende 2010 wurde ich auf die Taped Vase aufmerksam, die seit 2006 Teil der Rosenthal Studio Line war. Zufällig erfuhr ich, dass sie auf Ende Jahr aus dem Sortiment genommen würden, was mich veranlasste, umgehend die drei angebotenen Grössen zu bestellen. Anscheinend war der Entwurf dem Publikum doch zu ungewohnt, was sich auf die Verkaufszahlen auswirkte. Dies sind für mich als Sammler immer wieder Möglichkeiten, Stücke zu ergattern, deren Designqualität erst in Zukunft verstanden wird und die vielleicht dann zu begehrten Sammlerstücken werden.

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COLLECTOR’S NOTE


A+A Cooren

« Wir lassen uns für unser Design von der Natur inspirieren. » 40


Void Stool (8er-Edition) aus weissem Carrara Marmor

Aki Cooren posiert in Israel im Design Museum Holon neben ihrer Tourbillon Vase

Das französisch-japanische Designerduo Aki und Arnaud Cooren lernten sich während des Studiums an der Ecole Camondo in Paris kennen. Nach Abschluss ihrer Ausbildung gründeten sie 1999 A+A Cooren und begannen ihr Berufs- sowie ihr privates Leben als Duo. Das Tätigkeitsfeld des Designer-Ehepaares umfasste unter anderem Raumgestaltung und Design von industriellen Luxuserzeugnissen (Parfumflakons, Leuchten), Möbeldesign und Szenografie. Ihrer Aussage nach lassen sie sich von der Natur inspirieren und erarbeiten so Designs, die Sehnsüchte wecken sollen. Für ihre Werke erhielten sie bereits mehrere Auszeichnungen. Aufgrund von zwei Preisen an der Messe Intérieur 06 in Belgien wurde den Coorens ein Künstlerstipendium zugesprochen, worauf sie drei Monate in Dänemark verbrachten und sich dem Studium natürlichen und künstlichen Lichts widmeten. Auf die limitierten Arbeiten des Ehepaares Cooren wurde ich 2010 durch einen Presseartikel aufmerksam. Sie haben zuvor für mehrere namhafte Firmen Gerbrauchs- und Ausstellungsdesigns entwickelt Für die Galerie YMER&MALTA in Paris entwerfen sie nun zusätzlich Objekte als Limited Editions. Solche Stücke sind für mich als Sammler natürlich interessant und wenn die Idee und die Umsetzung für mich stimmig sind, muss hinter einem Werk für meine Sammlung nicht zwingend ein berühmter Name stehen. Unterdessen habe ich schon manchen Pressebericht zu den limitierten Objekten des Entwerferpaares gesehen und somit werden ihre Objekte wohl nicht mehr lange ein Geheimtipp sein.

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Tourbillon Vase

Ursprungsland  Frankreich Entwurfsjahr  2010 Designer  A+A Cooren Hersteller  Wilfried Allyn (Glasbläser) Edition  21 Exemplare Material  Borosilikatglas Masse  Ø 21 x H 40 cm

Ein Tourbillon – zu deutsch Wirbel – ist ein kosmisches Naturphänomen. Die Natur ist nach hocheffizienten Prinzipien aufgebaut. Demnach ist der Wirbel eine der bedeutendsten Bewegungsformen im Makro- und Mikrokosmos. Durch Wirbelbewegungen werden vorhandene Energien in Systemen neu geordnet und in eine übereinstimmende Richtung gebracht. Wer in die Bewegung eines Wirbels schaut, verliert sich leicht in diesem wundersamen Schauspiel. So wie man stundenlang in ein loderndes Feuer blicken kann, zieht auch ein Wirbel im Wasser den Betrachter in seinen Bann. Je nach Befinden aktiviert oder entspannt er. Ein Wirbel zentriert und ordnet somit nicht nur Energien, sondern oftmals auch Gefühle und Gedanken. Diese meditative und beruhigende Wirkung ist ungemein wertvoll in unserer heutigen hektischen Zeit. Das Ziel des Designerehepaars Cooren war es, einen Weg zu finden, die Kraft und Schönheit der Wirbelbewegung des Wassers mit Hilfe von Computerdesign in einem Designobjekt festzuhalten. Dies gelang ihnen und das Resultat des Entwurfes wurde dann in traditioneller Machart von einem Glasbläser in eine aussergewöhnliche Vase verwandelt.

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Eine Lampe von Ingo Maurer die eingeschaltet einen Wasserwirbel erzeugt

Air Sundae, Glasvase bestehend aus zwei Teilen Gestaltet wie der Abfluss einer Wanne oder eines Beckens

Als ich erstmals Bilder der Tourbillon Vase sah, war ich sofort von der Idee und Umsetzung begeistert. Entdeckt hatte ich die Fotos im Frühling 2010 in einem Design-Blog und entschloss mich, die als Bezugsadresse vermerkte Gallery S. Bensimon in Paris zu kontaktieren. Der Galerie-Leiter François Leblanc erklärte mir, dass nur noch wenige Stücke der 21er-Edition verfügbar seien und diese in einer zweiten Fertigungsserie erst noch hergestellt werden müssten. Weiter erfuhr ich, dass zwei Museen die Vase bereits angekauft hätten. Nun stand mein Entschluss fest, ein solches Stück zu erwerben. Es dauerte dann über ein Jahr, bis sich mir die Gelegenheit bot, das delikate Objekt in Paris persönlich abzuholen. Bei diesem Stück bin ich ein wenig von meiner selbst auferlegten Disziplin abgewichen, da sonst alle Vasenobjekte meiner Kollektion aus Keramik oder Porzellan sind. Hier konnte ich jedoch nicht widerstehen, da das Objekt formal und konzeptionell hervorragend in die Sammlung passt.

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COLLECTOR’S NOTE


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FRéDéRIC DEDELLEY

« Am schönsten ist es, wenn mich fertige Objekte selbst überraschen. » 46


Aschen-Reliquiar aus Glas vom Projekt Memento Mori aus dem Jahr 2010

Frédéric Dedelley in seiem Atelier

Frédéric Dedelley wurde 1964 im schweizerischen Freiburg geboren. Er studierte an der Ecole cantonale d’art de Lausanne (ECAL) und am Art Center College of Design in La Tour-de-Peilz. Seit 1995 hat er in Zürich sein Designstudio. Daneben war er Professor für Möbeldesign an der Hochschule für Gestaltung in Basel. Seit 2010 leitet er an der Hochschule Luzern die Studienrichtung Objektdesign. Frédéric Dedelley ist als Designer oft erfolgreich mit Objekten, die eine spielerische Komponente aufweisen. Zum Beispiel Fleur, eine Art überdimensionalen Büroklammer aus gebogenem Draht, die druch aufstecken ein normales Trinkglas in eine Vase für grosse Blume verwandelt. «Da scheint einer mit viel Witz und leichter Hand die Tradition des Bauhauses in die Gegenwart zu übertragen», schreibt das deutsche Kunstmagazin «Art» über Dedelley. Frédéric Dedelley ist der einzige in meiner Sammlung vertretene Schweizer Designer. Er gehört zu den wenigen der hiesigen Szene, die auch «Limited Editions» entwerfen. Seine Arbeiten werden von der Berliner Galerie HELMRINDERKNECHT angeboten. Mit den Designobjekten der Serie Memento Mori geht er einen ganz eigenen Weg. Die Idee der eigenen Endlichkeit und Sterblichkeit wird in unserer modernen westlichen Kultur oft ignoriert und verdrängt. Der Tod darf nicht sichtbar werden; er wird zu einer abstrakten Vorstellung. Ganz anders ist man im Barock mit dem Thema umgegangen: der Tod wurde von und für die Lebenden kunst- und lustvoll zelebriert. Dedelley zelebriert das Thema der Vergänglichkeit mit seinen Memento Mori Arbeiten. Diese funktional und symbolisch aufgeladene Objekte sind zugleich schön und schlicht.

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OUI !

Ursprungsland  Schweiz Entwurfsjahr  2001 Designer  Frédéric Dedelley Hersteller Burri Public Elements (Metallgerüst) Blindenwerkstatt in Horw (Flechtwerk) Edition  Eines von 8 Exemplaren Material  Weidenzweige um Metallgerüst Technik  Handgeflochten Masse  B 130 x T 85 x H 40 cm

Dedelley nahm an einem von den Organisatoren der Schweizer Expo 2002 ausgeschrieben Wettbewerb für Produktdesigner teil. Es ging darum, für den Pavillon Oui ! in Yverdon-les-Bains, wo die Besucher symbolisch für einen Tag heiraten konnten, ein Erinnerungsobjekt zu entwerfen. In der Produktion sollte dieses dann nicht mehr als einen Franken pro Stück kosten. Dedelley gewann den Wettbewerb, indem er ganz einfach an einen Leuchtstab (auch Knicklicht genannt) einen Kugelschreiber-Clip montierte. Nach der Trauung steckte man sich den Stab an und zeigte so leuchtend für 24 Stunden das junge Glück. Die Jury beauftragte Dedelley daraufhin, auch die Möblierung für den Warteraum des Pavillons zu gestalten. Auf Sitzgelegenheiten sollten die heiratswilligen Besucher paarweise auf die bevorstehende Trauung warten können. Er entwarf eine Sitzbank für den in den See hinaus gebauten Pavillon Oui !. Der spezielle Standort inspirierte Dedelley zu einem Objekt, das in der Form einer Reuse ähnelt, einem kegelförmigen Netzschlauch, in dem man in der Uferregion Fische fängt. Die Wartenden sollten sich zudem auf der Sitzgelegenheit ein wenig unwohl fühlen, denn sie waren ja gespannt, was sie bei der Heirat für 24 Stunden erwartete. Hergestellt wurden die acht aus Weidenzweigen geflochtenen Sitzobjekte in reiner Handarbeit in einer Behindertenwerkstatt.

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Dieser Ansteck-Clip gewann den Wettbewerb zum Projekt Oui !

Das leuchtende Symbol für die 24-stündige Ehe

Die Sitzbank aus geflochtenen Weidenzweigen zum Pavillion Oui ! an der Expo ’02 in Yverdon-les-Bains

Im Juni 2002 stiess ich auf einen Zeitschriften-Artikel, in dem Dedelley mit seinem Expo-Projekt vorgestellt wurde. Mich erinnerte das dort abgebildete Sitzmöbel irgendwie an Entwürfe von Marc Newson. Ich entschloss mich, den Designer anzurufen und erkundigte mich, ob man so einen Oui ! nach Schluss der Ausstellung kaufen könne. Da die Pavillons von Sponsoren finanziert wurden, erklärte er mir, gehörten ihnen auch die Objekte. Er hatte sich selbst noch gar kein Belegsexemplar gesichert, und ich gab ihm nun den Anlass, sich darum zu bemühen. Es wurden ihm dann fünf Stück zugestanden. Nach Ende der Expo, als seine Exemplare im Atelier eingetroffen waren, rief er mich an und ich durfte mir als Erster eines der Sitzobjekte aussuchen. Er bot mir das Stück zu einem sehr moderaten Preis an, der deutlich unter den Herstellungskosten lag.

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DEMAKERSVAN

«Wir respektieren Traditionen, wollen jedoch das Neue.» 50


Lederhocker Lost & Found von Judith de Graauw

Demakersvan vor ihrem Atelier in Rotterdam

Die Zwillinge Joep und Jeroen Verhoeven sowie Judith de Graauw, alle drei Jahrgang 1976, bilden Demakersvan. 2005 nahmen sie die Vermarktung ihrer an der Design Academy in Eindhoven präsentierten Diplomarbeiten selbst in die Hand. Der Hocker Lost & Found von Judith de Graauw, mit alten Lederverarbeitungstechniken gefertigt, steht nun in der Sammlung des MoMA in New York. Jeroen Verhoevens Tisch Cinderella Table erzielt Verkaufspreise von bis zu 200 000 Euro und ist ebenfalls dort anzutreffen. Joep Verhoeven ist der Erfinder der mit Spitzenmotiven verfremdeten Maschendrahtzäune, für deren serielle Herstellung Demakersvan in Indien eigens eine Produktionsstätte eingerichtet haben. Die holländische Wortschöpfung Demakersvan bedeutet zu Deutsch soviel wie «Die Macher von». Sie wählten diesen Namen für ihre Firma, damit keiner der drei Designer besonders hervorgehoben wird. Ihre Projekte bearbeiten sie gemeinsam und jeder bringt bei den Entwürfen seine besonderen Fähigkeiten ein. So beginnt jeweils eine neue Geschichte, ein neues Design in Verbindung von Computertechnik und Handwerk. Ihr Ideenlabor befindet sich in einer Lagerhalle beim Rotterdamer Hafen. Ich liebe die Entwürfe von Demakersvan, da ihre Arbeiten Geschichten erzählen, verzaubern, aber auch irritieren. Ein Beispiel ist der Cinderella Table. Aus schlichten Schichtholzplatten entstand ein optisch prunkvolles Objekt, bei dem zwei barocke Möbelumrisse in einer 90-Grad-Bewegung miteinander verschmelzen. Der gewählte Name versinnbildlicht die Verwandlung von Aschenputtel zur Prinzessin. An erster Stelle steht für Demakersvan immer das Experiment und «geht nicht» gibt es nicht. Das macht sie so interessant. Bei Lace Fence verfremden und idividualisieren sie gewöhnliche Maschendrahtzäune, indem sie von Hand Motive wie Spitzen einflechten. Das Resultat ist verblüffend, aus einem Zaun, der eigentlich absperren, sichern und ausgrenzen soll, wird ein ungewöhnliches, verspieltes Dekorationselement dessen gestalterische Aussage sich auf seinen Standort bezieht.

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CINDERELLA TABLE

Ursprungsland  Niederlande Entwurfsjahr  2005 Designer  Jeroen Verhoeven Hersteller  Jeroen Verhoeven/Id Productions Edition  Nr. 20/0 (Artist’s Proof) Material  Weiss pigmentiertes Schichtholz Technik  CNC gefräst, Handfinsh Masse  B 132 x T 102 x H 80 cm

Der Cinderella Table ist eine Neuinterpretation historischer Möbelformen mit Hilfe von computergestützer Entwurfs- und Produktionstechnik. Er ist ein virtuoses Beispiel für die Verwendung von Schichtholz. Der Tisch wurde von Jeroen Verhoeven noch während seines Studiums an der renommierten Design Academy in Eindhoven entwickelt. Mit diesem Entwurf wollte er die Kunstfertigkeit und Poesie vergangener Zeit wieder zum Leben erwecken, welche durch die heutigen rationellen Entwurfs- und Produktionsverfahren in Vergessenheit gerieten. Die Umrisse einer Kommode sowie einer Konsole aus dem 17./18. Jahrhundert, im rechten Winkel angeordnet, wurden durch eine mit dem Computer berechneten morphosen Bewegung miteinander verbunden. Der Tisch besteht aus 741 Holzschichten, dessen Form mit einer CNC (Computerized Numerical Control) Schneide-Maschine aus 57 Schichtholzteilen passgenau geschnitten wurde. Die danach zum Tisch zusammengefügten einzelnen Teile erhielten ihr «Finish» in Handarbeit. 2008 erschien zusätzlich eine Edition von sechs Stück in Marmor, zu welcher der New Yorker Sammler Denis Freedman sagte: «Welch eine Enttäuschung, man fragt sich, ob diese Entscheidung durch den Irrglauben ausgelöst wurde, dass kostbare Materialien ein Objekt ‹wichtiger› und damit wertvoller machen.» Nur gerade 20 Exemplare gibt es vom Cinderella Table weltweit. Ausgestellt sind sie in renommierten Museen wie dem Museum of Modern Art New York, dem Victoria & Albert Museum in London oder dem Centre Pompidou in Paris.

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57 zugeschnittenen Teile werden zusammengeleimt

Jeroen Verhoeven signiert seinen Cinderella Table mit Widmung

Der Cinderella Table besteht aus 741 Holzschichten

Die Marmor-Variante der 6er-Edition von 2008

Der Cinderella Table sorgte bei seiner Präsentation 2005 in der Fachwelt für viel Aufsehen und wurde von manchen Experten sogar als ein Design-Meisterwerk des 21. Jahrhunderts bezeichnet. Ich hatte Fotos des Tisches intensiv studiert und mich in «she», wie Jeroen zu sagen pflegt, verliebt. Im März 2010 bat ich Marisa Wagner von der Zürcher Möbelgalerie Raum49 die Verfügbarkeit eines Cinderella Tables abzuklären. Sie hatte mir bereits das Keramik-Centerpiece Lucky Charms von Demakersvan (Seite 60) vermittelt. Dank ihrer Beziehung zu Demakersvan konnte sie mir dann ein AP (Artist’s Proof) anbieten. Ein AP ist ein Probeexemplar, das nicht der limitierten Auflage zugerechnet wird und über das der Künster frei verfügen darf. Einen Monat später wurde das Prunkstück von Jeroen Verhoeven persönlich nach Zürich gebracht. Seine Lieblingsansicht des Tisches sei die Rückseite, verriet er mir bei dieser Gelegenheit.

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Lucky Charms

Ursprungsland  Niederlande Entwurfsjahr  2007 Designer  Judith de Graauw Hersteller  Cor Unum Contemporary Ceramics Edition  Nr. 35 von 50 Exemplaren Material  Glasierter Ton Masse Ø 75 x H 20 cm

Lucky Charms, auch Bettelarmbänder genannt, sind Armbänder mit Kettengliedern, an die kleine Talismane (Jou-Jous) eingehängt werden. Die Anhänger können unterschiedliche Bedeutung haben, beispielsweise sind sie Liebeszeugnis, Glücksbringer oder Glaubenszeichen. So gibt es Herzen, Kaminfeger, Kleeblätter, Schlüssel, Kreuze, Buddhas oder Erinnerungsstücke an Orte oder Personen im Kleinformat. Der Name kommt vermutlich daher, dass die Trägerin des Armbandes ihre Jou-Jous von verschiedenen Personen zu "erbetteln" pflegt – denn nur geschenkte Anhänger sollen angeblich Glück bringen. Porzellan ist auch im Schmuckbereich schon seit geraumer Zeit ein beliebter Werkstoff. Das dachte sich wohl auch Judith de Graauw von Demakersvan, die für ihren überdimensionalen Lucky Charms gleich ein halbes Tafelservice an die Kette hängte. Die tatsächliche Tragbarkeit als Schmuck sei einmal dahin gestellt. In diesem Fall könnte man die Kette durchtrennen und das Geschirr als solches tatsächlich benutzen. Früher stellte man Schaustücke wie beispielsweise Tafelsilber in Vitrinen, denn sie waren zum Benützen einfach zu schade – dieses Schicksal ist auch Lucky Charms beschieden. Die holländische Porzellanmanufaktur Cor Unum hat den Entwurf von Demakersvan in «weissem Gold» umgesetzt.

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Schmückt Dame und Tisch

Bettelarmband mit Jou-Jous

Zerschlüge man die Kette, könnten die «Charms» genutzt werden

Das verspielte Keramikobjekt kannte ich aus dem 2008 erschienenen Buch «Fragiles», in dem zeitgenössisches Porzellan vorgestellt wurde. Aufgrund des Hinweises aus dem Index versuchte ich Cor Unum zu kontaktieren, allerdings ohne Erfolg. Es stellte sich heraus, dass die Manufaktur wegen Konkurses nicht mehr aktiv war. Marisa Wagner aus Zürich führte die Marke auf ihrer Homepage auf, also rief ich sie an und fragte, ob sie das begehrte Objekt Lucky Charms aus der Konkursmasse besorgen könnte. Sie nahm mit Demakersvan direkt Kontakt auf und gab mir die erfreuliche Nachricht, dass ich ihr persönliches Belegexemplar zum von Cor Unum veröffentlichen Preis erwerben könne. Für den Transport des zerbrechlichen Objektes wurde ein Speditionspreis von 800 Euro veranschlagt. Trotz diesen zusätzlichen hohen Kosten willigte ich ein. Zwei Mitarbeiter von Demakersvan machten sich nun frühmorgens mit dem Auto von Rotterdam auf den Weg nach Zürich, um die Fracht persönlich zu überbringen, und traten noch gleichentags die lange Rückreise an.

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PieT Hein Eek

ÂŤIch liebe es aus Abfallprodukten Wertiges zu machen.Âť 62


Die typischen Möbel aus der Werkstatt von Piet Hein Eek

Der Designer in seiner Fabrik in Eindhoven

Piet Hein Eek wurde 1967 in Holland geboren und machte eine Ausbildung an der Design Academy in Eindhoven. Eek erlangte in den 90er-Jahren mit einer Möbelserie aus Abbruchholz internationale Bekanntheit. Diese Kreationen gehören heute zum festen Bestandteil seiner Kollektion. Zur Herstellung von Tischen, Schränken, Stühlen und Betten verwendet er Abbruch- und Abrissholz, dessen « Charme » eine ungewöhnliche Oberflächentextur aus abblätternder Farbe und durchscheinender Holzmaserung ausmacht. In einer ehemaligen Fabrikhalle von Philips in Eindhoven verarbeiten der Designer und sein Team darüber hinaus auch Stahl, Aluminium und Kunststoff zu Einzelanfertigungen oder zu Prototypen für die Serienproduktion. Eine aussergewöhnliche Accessoire-Serie beinhaltet zudem Objekte aus Keramik, Kupfer und Messing. Eeks vielfach prämierte Arbeiten zeichnen sich durch einen überraschend modernen, nicht kopierbaren Stil aus, der sie zu zeitlosen Kunstwerken werden lässt. Diese Originale sind in zahlreichen Gallerien weltweit zu erstehen und wurden bereits im Museum of Modern Art in New York sowie auf der Milan Furniture Fair in Italien und auf der Cïbone in Tokyo ausgestellt. Als ich 2009 für meine Wohnung einen besonderen Tisch suchte, stiess ich beim Recher- COLLECTOR’S NOTE chieren auf die Arbeiten von Piet Hein Eek. Die Möbel aus Holz sind alle Unikate, da sie aus Abbruchholz zusammengezimmert sind. Während einer Reise im selben Jahr hatte ich in Hamburg die Gelegenheit, in einer Möbelgalerie einige seiner Arbeiten im Original zu bewundern. Hier fielen mir dann auch aussergewöhliche Keramiken auf, die auf einem der Tische platziert waren. Zurück in Zürich musste ich feststellen, dass die Möbelstücke von Piet Hein Eek nicht richtig zu meiner bestehenden Möblierung passen wollten, daher verwarf ich die Idee, ein solches Möbelstück zu erwerben. Allerdings wollte ich dennoch einen Entwurf dieses eigenwilligen Designers besitzen und somit boten sich die Keramiken als mögliche Kandidaten für meine Sammlung an.

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Kan Keramiek Hoog

Ursprungsland  Niederlande Entwurfsjahr  2005 Designer  Piet Hein Eek Hersteller  Piet Hein Eek, Eek & Ruijgrok Edition  Unlimitiert Material  Keramik Technik  Aus Tonzuschnitten zusammengesetzt Masse  B 21 x T 15 x H 33.5 cm

Eek bastelte gerne mit seinen Kindern und beim Auswalzen von Tonmasse kam er auf die Idee, aus flachen Tonplatten eine Serie von Gefässen zu entwickeln. Im Gegensatz zum üblichen Verarbeiten des Materials auf der Töpferscheibe sollten zugeschnittene Stücke zusammengefügt werden. Er montierte nun die Tonplatten so aneinander, wie man üblicherweise Blechteile miteinander verbindet. So entsteht aus einem zweidimensionalen Zuschnitt durch Falten ein dreidimensionales Gefäss. Für den Zusammenbau der Krüge fügt die einzelnen keramischen Teile so zusammen, wie es ein Metallschweisser macht, daher rührt die Optik der gut sichtbaren Nähte. Bis die Form dann durchgetrocknet ist, besteht immer die Gefahr, dass die Struktur des noch weichen Materials in sich zusammenfällt oder sich die Nähte wieder lösen. Fertiggestellt und brauchbar sind die Gefässe erst, wenn sie unbeschadet auch den zweiten Brand mit der Glasur überstanden haben. Jedes Stück wird in aufwändiger, qualifizierter Handarbeit zusammengesetzt, und durch die Machart sieht keines der Objekte am Schluss genau gleich aus. Dies erinnert an Eeks Möbelstücke, die bedingt durch die Verwendung von Abfallholz auch alle ein etwas anderes Aussehen haben. Da bereits Teile aus Metall als Vorlagen für die Zuschnitte vorhanden waren, lag es nahe, auch eine geschweisste Version des Kurgs aus Edelstahl herzustellen. Es folgte dann noch eine weitere Serie aus versilbertem Messing.

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Krüge aus Metall gefertigt

Der Krug Hoog auf einem Tisch von Piet Hein Eek aus Holzfundstücken

Die Serie der Keramik-Krüge

Von der Entstehungsgeschichte dieser Kannen war ich derart fasziniert, dass ich mich nach den Preisen erkundigte. Die geforderten Beträge schienen mir dann doch sehr hoch für diese auf den ersten Blick so einfach aussehenden Keramiken. Mir wurde erklärt, dass bedingt durch die Machart nur etwa 10 bis 20 Prozent der Rohlinge am Schluss den Brennofen unbeschadet verlassen, also ein sehr hoher Ausschuss entsteht. Dies mag wohl die Kalkulation rechtfertigen, dennoch konnte ich mich nicht zum Kauf durchringen. Eines der drei Krugmodelle ging mir dann nicht mehr aus dem Kopf. Als 2010 der Euro zum Franken auf einen neuen Tiefststand gesunken war, entschloss ich mich, die Kan Keramiek Hoog doch noch in Hamburg bei der Möbelgalerie von Birgit Lakke zu bestellen.

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COLLECTOR’S NOTE


Ruth Gurvich

«Die Grenzen zwischen Nutzwert und reiner Ästhetik kommen ins Fliessen.» 66


Typische papierene Geschirrteile als Unikate hergestellt

Ruth Gurvich bemalt eine Lightscape Teekanne

Ruth Gurvich wurde 1961 in Cordoba, Argentinien geboren. In ihrem Heimatland studierte sie zunächst Architektur. 1979 wechselte sie zur freien Kunst und setzte ihr Studium von 1987 bis 1991 in Paris fort. In ihren Entwürfen möchte Ruth Gurvich die Formen und Strukturen von Alltagsdingen so zeigen, wie sie sind. Bekannt wurde sie mit ihren dreidimensionalen Arbeiten aus Papier, die eine ganz eigene, filigrane Ästhetik entwickeln. Sie setzt in ihren Entwürfen bewusst die Materialität des Papiers ein – ein Werkstoff, der es erlaubt, Licht, Bewegung und Lebendigkeit in die Dinge zu bringen. «Porzellan ist Papier, Papier ist Porzellan – die Grenzen zwischen Nutzwert und reiner Ästhetik kommen ins Fliessen.» so umschreibt Gurvich ihre Beziehung zu diesen Materialien. Eigentlich wollte sie Malerin werden, doch während ihres Kunststudiums wurde ihr das reine Bemalen von Leinwand und Papier zu eng. Sie begann deshalb, Papier zu zerschneiden und zu Objekten zusammenzusetzen, was bis heute ihre Abeitsweise prägt. Mit Vorliebe arbeitet sie mit Alltagsgegenständen. Mit Stühlen, Tischen, Vasen und Tassen. Indem die Wahlpariserin die Gebrauchsobjekte in Papier nachbildet, macht sie sie zu Kunstwerken. Ruth Gurvich ist keine klassische Designerin im eigentlichen Sinne, sondern eine Papierkünstlerin. Typisch für ihre Arbeit sind die papierenen Geschirrteile, die man so nicht benutzen kann. Diese Werke zeigen, welche kreativen und spielerischen Möglichkeiten im Werkstoff Papier verborgen sind. Die Münchner Porzellan Manufaktur Nymphenburg wurde auf ihre Kreationen aufmerksam und wagte den Versuch, das diffizile Papiergeschirr in Porzellan umzusetzen. Somit erhalten die unkonventionellen Werke einen Gebrauchswert, ohne den Charakter zu verlieren. Es gelang den Modelleuren der Manufaktur, die Struktur von Büttenpapier auf die Porzellanteile zu übertragen. Um dies zu erreichen, braucht es viel Erfahrung und Können auf höchstem Niveau. Mir fiel die aussergewöhnliche, filigrane Teekanne von Nymphenburg auf und so wurde ich erstmals auf Gurvich aufmerksam.

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COLLECTOR’S NOTE


Lightscape

Ursprungsland  Frankreich/Deutschland Entwurfsjahr  2008 Designer  Ruth Gurvich Hersteller  Porzellan Manufaktur Nymphenburg Edition  Unlimitiert Material  Porzellan Masse  Diverse

Die Porzellankollektion Lightscape ist zart wie Papier und besticht durch ihre Ästhetik des Unperfekten, jedoch mit absoluter Perfektion gefertigt. Ruth Gurvichs Entwürfe zu dieser Serie basieren komplett auf Papiermodellen und zeigen Knicke, Falten, Spannungen. Die 29 verschiedenen Gefäss- und Tellerentwürfe entstanden aus handgeschöpftem Papier, das gebogen, gefaltet und so zu Skulpturen geformt wurde. Die Nymphenburger Porzellanmeister haben aus diesen hauchdünnen Papiermodellen delikate Porzellanobjekte geschaffen, die bis in die Faserstruktur dem Originalentwurf entsprechen. Möglich macht solch lebendigen Detailreichtum erst die Erfahrung, welche auf eine über 260-jährige Handwerkstradition zurückgeht und die Einmaligkeit von NymphenburgPorzellan ausmacht. Lightscape ist ein Beispiel für die Verschmelzung von traditioneller, rein handwerklicher Herstellung mit ungewöhnlicher zeitgemässer Gestaltung. Der Lightscape Teekrug gewann 2011 den Wallpaper Design Award in der Kategorie «Best High Tea».

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Papierentwurf und Ergebnis

Sterlingsilber-Gefässe von 2011, als limitierte Edition hergestellt

Die Teekanne, eine der ingesamt 31 Geschirrformen

Wieder einmal war ich in einer Zeitschrift auf ein Objekt gestossen, das ich unbedingt haben musste. Bei Renate Kroner, der Geschäftsführerin der damaligen Zürcher Filiale von Füglistaller Home Design, erkundigte ich mich nach der Teekanne aus der Serie Lightscape. Diese Geschirrserie von Nymphenburg war im Spätsommer 2009 vorgestellt worden und noch nicht im Handel erhältlich. Renate Kroner hatte bereits ein Stück bestellt und bot mir an, dieses zu reservieren. Mitte Dezember erhielt ich dann Bescheid, dass die Kanne eingetroffen sei. So konnte ich mir das erste Lightscape-Stück selber unter den Weihnachtsbaum legen. Inzwischen haben sich 28 verschiedene Serviceteile der Kollektion dazugesellt. Als ich im Frühling 2011 in Paris die Tourbillon-Vase von A+A Coren in der Gallery S. Bension abholte, entdeckte ich dort Sterlingsilber-Gefässe von Ruth Gurvich im gleichen Design wie Lightscape. Die Silberarbeiten waren kurz zuvor als limitierte Edition von je sieben Stück vorgestellt worden. Diese Arbeiten sind meiner Meinung nach eine weitere gelungene Umsetzung ihrer papierenen Grundidee.

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COLLECTOR’S NOTE


RENATE HATTINGER

«Ich betrachte mich weder als Künstlerin im klassischen Sinne noch als Designerin.» 70


Der Think Tank, eine Porzelandose mit Platinlüster

Renate Hattinger in ihrem Wiener Atelier

Renate Hattinger wurde 1965 im österreichischen Bruck an der Mur nahe Graz geboren. Nach ihrer Ausbildung zur Keramikerin in Graz studierte sie Produktdesign für Keramik bei Matteo Thun an der Universität für angewandte Kunst in Wien. 2003 gründete sie ihr eigenes Atelier in Wien und beteiligt sich seither immer wieder an Ausstellungen. Sie hat sich auf die Produktion von Einzelstücken und kleinen Serien spezialisiert und arbeitet mit verschiedenen Techniken der Feinkeramik. Renate Hatinger betrachtet sich weder als Künstlerin im klassischen Sinne noch als Designerin. Die Grenzen zwischen nützlich und unnütz, Alltagsgegenstand und Kunstobjekt werden von ihr bewusst ignoriert. Man könnte von keramischen Absurditäten oder gar dem Missbrauch oder der Artentfremdung von Porzellan-Handwerkskunst sprechen, gleichzeitig arbeitet Hattinger in handwerklicher Hinsicht traditionell sowie hochwertig und bedient sich aller Möglichkeiten, die der Werkstoff bietet. Der formale und symbolische Ausdruck ist für sie wichtiger als der ergonomische Nutzen und so entstehen kleine Kunstwerke, die man auch nutzen kann – beispielsweise als Dose. Auf der Suche nach einem Keramik-Objekt, das unter den Hat Plate von Emiko Oki passen könnte (Seite 118) wurde ich auf der Website von Renate Hattinger fündig. Dort sah ich eine Porzellandose in Form eines Hirns. Also erkundigte ich mich danach und bestellte dann eine Ausführungsvariante, die extra für mich angefertigt wurde. Als der Think Tank dann per Post bei mir eintraf, brachte ich es nicht übers Herz, die sorgfältig gearbeitete Keramik wie geplant unter dem Hutdeckel zu verstecken, und stellte das Hirn gut sichtbar separat aus. Mit der Zeit kamen dann die weiteren Organe aus der ungewöhnlichen Serie Human Interiors der Wiener Keramikerin hinzu.

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COLLECTOR’S NOTE


Human Interiors

Ursprungsland  Österreich Entwurfsjahr  2001 bis 2009 Designer  Renate Hattinger Hersteller  Renate Hattinger Edition  Unlimitiert Material  Porzellan Technik  Schlickerguss, mit Lüster veredelt Masse  Diverse

Der Think Tank war eine Auftragsarbeit für ein Gymnasium im Jahre 2001. Das symbolträchtige Porzellanobjekt in Form des menschlichen Gehirns wurde den Schülern zum erfolgreichen Abschluss der Maturität überreicht. Renate Hattinger kam dann 2005 auf die Idee, ein Goldherz und 2009 eine Niere als Vase zu kreieren. So entstand Human Interiors, eine kleine Serie von Porzellanobjekten, welche die zentralen menschlichen Organe darstellen. Das sonst nicht Sichtbare wird sichtbar und erhält so eine konkrete emotionale Bedeutung, die für Leben, Intelligenz und Liebe steht. Besonders durch die subtile Bearbeitung der Keramikoberflächen erhalten die Objekte ihren Symbolgehalt. Man kann die Kreationen sicher verwahrt in eine Vitrine stellen, aber auch einfach als Dose oder Vase nutzen. Von zartbesaiteten Personen könnte dies als respektlos verstanden werden, andere wiederum betrachten das Ganze unbefangener von der humoristischen Seite.

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Schädel aus schwarzem Biscuit-Porzellan von Nymphenburg-Manufaktur

Der Think Tank neben dem Hat Plate von Emiko Oki

Als erstes Objekt dieser Serie besass ich den Think Tank, den ich als Sonderanfertigung aus Biscuit-Porzellan mit Platinlüster im Innern anfertigen liess. Meine Idee war, durch das silberne Glänzen im Innenteil der Dose einen brillanten Gedanken zu symbolisieren. Von der Website kannte ich auch das Goldherz, welches in verschiedenen Ausführungen erhältlich ist. Nach längerem Abwägen liess ich mich von Renate Hattinger wegen des Symbolgehalts von der vergoldeten Version überzeugen. Nebenbei erfuhr ich, dass sie auch eine Vase in Nierenform entworfen hatte, also bestellte ich auch diese, um die Serie zu komplettieren.

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Attack

Ursprungsland  Österreich Entwurfsjahr  1998 (Design Attack) Herstellungsjahr 2010 Designer  Renate Hattinger Hersteller  Renate Hattinger Edition  Einzelstück Material  Porzellan mit Platinlüster Masse  Ø 39 x H 12 cm

Der Colt M1911 gehört zu den bekanntesten Pistolen und ist eine Entwicklung des Amerikaners John Moses Browning. 1911 wurde die Waffe zum Sieger einer Ausschreibung und dann zur offiziellen US-Dienstwaffe erklärt. Bei den vorangegangenen Tests wurde die Pistole jeweils nach 1000 Schuss gereinigt und nach 6000 abgefeuerten Schüssen mit fehlerhafter Munition getestet, in Säure getaucht, mit Sand und Schlamm verschmutzt und weiter abgefeuert. Nachdem die Waffe alle Tests überstand, wurde sie am 29. März 1911 als «U.S. Pistol, Calibre .45 of 1911» definitiv eingeführt. Diese aussergewöhnliche Waffe inspirierte Renate Hattinger 1998 zur Anfertigung einer Pistole als zerbrechliches Porzellanobjekt. Nach der Anfertigung einer Gussform entstand eine Serie von Objekten, bei denen mehrere der Pistolen in unterschiedlicher Weise zusammengefügt wurden und von ihr Attack getauft wurden. Die Idee, Waffen aus Porzellan herzustellen, wurde dann später von verschiedenen Keramikkünstlern aufgenommen. Sie verzierten ihre Porzellanpistolen mit traditionellen Mustern der Porzellanmalerei, machten aus ihnen Vasen oder montierten Pistolengriffe an Tassen. Somit hat Renate Hattinger mit ihrem Einfall manchen Nachahmer gefunden.

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Nach dem ersten Brand in noch unglasiertem Zustand

Machine in violettem Lüster aus der Attak-Serie von 1998 Das Attack-Unikat Russian Roulette verdankt seinen Namen der Anordnung der Pistolen

Die von mir in Auftrag gegebene Skulptur erfüllt keinen Zweck und ist somit streng genommen Keramikkunst und kein Design. Ich machte Renate Hattinger den Vorschlag, die Pistolen im Kreise anzuordnen und das Objekt Russian Roulette zu taufen. Ein klassischer Revolver hat üblicherweise eine Trommel für sechs Patronen. Beim russischen Roulette, dem Spiel mit dem Tod, wird eine Patrone geladen und die Gefahr, als Mitspieler das Leben zu lassen, ist sechs zu eins. Pistolen haben hingegen Magazine, und damit das schaurige Spiel dennoch funktioniert, hat das Objekt sechs Pistolen, bei der eine Patrone geladen wird – allerdings nur symbolisch. Die Anfertigung dieser Keramik war sehr delikat. Sie musste mit grösster Sorgfalt zusammengesetzt und gebrannt werden.

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Hella Jongerius

«Ich entwerfe nur Produkte, die ich auch selbst gern hätte.» 78


Bodenvasen aus der Serie IKEA PS Jonsberg von 2005

Hella Jongerius in ihrem Berliner Studio

Die niederländische Designerin Hella Jongerius wurde 1963 in De Meern bei Utrecht geboren. Nach einer Tischlerlehre studierte sie von 1988 bis 1993 an der Design Academy in Eindhoven und wurde anschliessend Mitglied der renommierten niederländischen Designergruppe Droog Design in Amsterdam. Im Jahr 2000 gründete sie in Rotterdam ihr eigenes Büro. Unter dem Namen JongeriusLab produziert die Designerin eine aussergewöhnliche Fülle von Textilien, Geschirr und Möbeln. Ihre Entwürfe verbinden neue technologische Errungenschaften mit der Einzigartigkeit und Bedeutung, die nur handgemachten historischen Objekten eigen ist. Sie sagt, sie entwerfe nur Produkte, die sie auch selbst gern hätte. Auch die Entwicklung von Farbkonzepten, beispielsweise für Vitra, gehören zu ihren Leidenschaften. Hella Jongerius’ Arbeiten sind oft in Grenzbereichen von Design und Handwerk, von Kunst und Technik angesiedelt. Ihre Produkte wurden schon in vielen Ausstellungen gezeigt und sind im Museum of Modern Art in New York zu sehen. Hella Jongerius war auch Dozentin an der Design Academy in Eindhoven. Seit 2008 lebt und arbeitet die Holländerin in Berlin. Hella Jongerius ist Vollblut-Designerin und hat weder gegenüber dem Kunst- noch dem Massenmarkt Berührungsängste – jedoch eine Aversion gegen Design ohne Tiefgang. Nachdenklicher als viele ihrer Kollegen sucht sie nicht nur des Dekors wegen Mischformen zwischen Handwerk und Massenproduktion. Hella Jongerius gehört, als eine der wenigen Frauen, zur Generation der etablierten, zeitgenössischen Designer. Namhafte Firmen wie Vitra, Nymphenburg und Nike gehören zu ihren Kunden – aber auch IKEA, für die sie in China persönlich Fabrikarbeiter in der Umsetzung ihrer Entwürfen anleitete. So entstehen Jongerius-Design-Stücke, die für jedermann erschwinglich sind. Im Gegenzug entwirft sie teure limitierte Editionen, beispielsweise für die Galerie Kreo in Paris oder Moss in New York.

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COLLECTOR’S NOTE


Big White Pot

Ursprungsland  Niederlande Entwurfsjahr  1997 Designer  Hella Jongerius Hersteller  JongeriusLab Edition  Unlimitiert Material  Biscuit-Porzellan Masse  Ø 28 x H 35 cm

Der Big White Pot ist die Neuinterpretation eines Gefässes aus dem Mittelalter. Er soll die Aura des Vergangenen den Werten der Serienproduktion gegenüberstellen – Handwerk versus Industrie. Früher wurden Gefässe ausschliesslich von Hand auf der Töpferscheibe hergestellt. Die am Big White Pot sichtbaren Nähte entstehen durch die heutige rationellere Giesstechnik und werden bewusst belassen. Somit bleibt die Produktionsweise am fertigen Objekt erkennbar und kann als unkonventionelle Dekoration interpretiert werden. Das Gefäss ist aus Porzellanmasse hergestellt und wird vor dem zweiten Brennen nicht glasiert. Das Ergebnis, die matte Oberfläche, nennt man dann Biscuit-Porzellan. Auf dem Objekt befindet sich ein kleines Schild, darauf eingeprägt sind ein Fingerabdruck und die Angabe der Brenntemperatur (1280 °C). Der Abdruck ist ein Hinweis auf die zugrunde liegende Form aus dem Mittelalter. Damals waren die Töpfer meist Analphabeten und signierten ihre Werke mit ihrem Fingerabdruck. Den Big White Pot findet man in mehreren Museumskollektionen.

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Bestickte Version als Limited Edition für Moss in New York

Die Installation Colourd Vases von 2010, besteht aus 300 Vasen

Der Big White Pot mit seinen typischen Nähten

Der ehemalige Vitra Shop in Zürich hatte neben der eigenen Kollektion auch ein paar ausgesuchte Designobjekte anderer Hersteller, welche die Ausstellung ergänzten. Dort sah ich Porzellangeschirr von Hella Jongerius, die sie für Royal Tichelaar Makkum entworfen hatte. Von dieser Manufaktur interessierte mich speziell ihr Big White Pot. Wieder einmal ein Objekt, das der Zürcher Kundschaft anscheinend zu eigenwillig ist und daher vom Vitra Shop nicht angeboten wurde. Denise Bernal kümmerte sich gerne um meinen persönlichen Wunsch und bestellte dieses Stück bei der holländischen Manufaktur. Bei einem meiner vielen Besuche im Vitra Shop wurde mir die für Vitra freischaffende Dekorateurin Connie Hüsser vorgestellt. Sie recherchiert und redigiert als Journalistin zudem eine Rubrik zum Thema Design bei der Zeitschrift «Annabelle». Bei meinen Geschichten zu Oskar Zietas Objekten werden wir Näheres von ihr hören (siehe dazu Seiten 151/153).

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COLLECTOR’S NOTE


Groove Bottle

Ursprungsland  Niederlande Entwurfsjahr  2000 Designer  Hella Jongerius Hersteller  JongeriusLab Edition  Unlimitiert Material  Porzellan, Glas, Klebeband Masse  Ø 18 x H 44 cm

Hella Jongerius dachte über die Ähnlichkeiten zwischen Glas und Keramik nach. Sand oder Ton – beide Materialien basieren auf Erde und beide brauchen Wärme, um nutzbar zu werden. Doch merkwürdigerweise verunmöglicht der chemische Aspekt des Herstellungsprozesses ihre Vereinigung zu einem Element. Unterschiedliche Schmelz- und Härtungstemperaturen verhindern das Zusammenfliessen der beiden Komponenten. Jongerius fand dennoch auf ihre Art eine Möglichkeit, die beiden Materialien miteinander zu fusionieren. Sie verbindet ganz einfach durch Umwickeln mit einem Klebeband den Glas- mit dem Keramikteil. Das Band bildet somit das Grundgerüst der Flasche und überwindet die Furche zwischen den Hälften. Die Bandaufschrift «handle with care» verweist auf das Verpacken von zerbrechlichen Gegenständen. Da Porzellan beim Brennen schrumpft, war die Formfindung der beiden unterschiedlichen, aufeinander passenden Teile nicht ganz einfach. Das Resultat der Umsetzung steht sinnbildlichen für Unmögliches möglich macht. Es gibt noch eine zweite Flaschenform, die Long Neck Bottle. Durch die unterschiedliche Farbgebung der Glas- und Keramikteil ist eine Anzahl von Varianten der beiden Flaschen erhältlich. Die Groove Bottle befindet sich in der ständigen Sammlung des Indianapolis Museum of Art und im Stedelijk Museum in den Niederlanden, die Long Neck Bottle ist im Centre Pompidou in Paris ausgetellt.

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Die Serie besteht aus zwei Formen in verschiedenen Farbvarianten

Limitierte Edition mit Harz als Verbindungsmaterial für die Galerie Kreo in Paris, 2009

Glas und Porzellan werden durch ein Klebeband verbunden

Die Flaschenobjekte von Hella Jongerius waren mir bekannt als Stücke, die nur über Galerien verkauft werden. Erstaunt war ich dann, als ich 2009 drei solche Objekte im damals noch existierenden Vitra-Shop in Zürich sah. Mir waren auch die Galeriepreise der Flaschen bekannt und ich fand die angeschriebenen Preise durchaus angemessen. Mir wurde von der Geschäftsführerin erklärt, dass sie für die Lancierungs-Ausstellung des Jongerius-Sofas für Vitra ausnahmsweise drei dieser Objekte erhalten habe. Da ich die Geschichte zu diesen Stücken kannte, wollte ich nun eine der Flaschen besitzen. Ich durfte alle drei zum Probestellen mitnehmen, da in Zürich angeblich keine grosse Verkaufschance bestand und die Besucher des Vitra-Shops sich sowieso nur über den hohen Preis wunderten. Die Groove Bottle kaufte ich dann, da das blaue Klebeband farblich perfekt zu meinem Firmenlogo passt.

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COLLECTOR’S NOTE



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Patrick Jouin

«Ich suche nach einem Gleichgewicht zwischen Tradition und Innovation.» 86


Der Solid C2, wurde limitiert von MGX im Rapid Prototyping Verfahren hergestellt

Patrick Jouin auf seinem Oneshot posierend

Patrick Jouin wurde 1967 in der französischen Stadt Nantes geboren. Nach Abschluss seines Studiums an der Ecole nationale de création industrielle (Ensci) gründete der Designer 1998 sein eigenes Studio im 11. Pariser Arrondissement. Sein Studio wurde im Laufe der Zeit durch seine Projekte in den Bereichen Innenarchitektur, Produktgestaltung, Möbeldesign, Ausstellungsgestaltung und Architektur zu einer Referenzadresse mit internationaler Bedeutung. Charakteristisch für Patrick Jouins Stil sind Eleganz und Klarheit im Dienste des Projekts: Die Suche nach einem Gleichgewicht zwischen Tradition und Innovation führt zu aussergewöhnlichen, einzigartigen Produkten. Patrick Jouin experimentiert mit Freude in Zusammenarbeit mit anderen Designern aus den verschiedensten Bereichen. Seine Möbel befinden sich in den Kollektionen von Cassina, Alessi, Kartell und Ligne. Die herkömmliche Verarbeitung von Werkstoff fordern ihn heraus: Durch seine Hand vollziehen sich in Plastik, Kristall, Porzellan, Aluminium und Holz erstaunliche Veränderungen. Sein gutes Stilempfinden und die Ausschöpfung der technischen Möglichkeiten sind charakteristisch für Patrick Jouins Produkte. Er experimentiert mit grosser Freude mit den Wandlungen, welche die Technik bei der Struktur eines Objekts bewirken kann: 2005 revolutionierte die Sitzmöbelserie Solid aus Stereolithographie die Designwelt. 2010 würdigte eine Retrospektive Patrick Jouin im Centre Pompidou in Paris, wo schon ein Jahr zuvor Ron Arads Werke dort gezeigt wurden. Jouin gehört somit zu den ganz wichtigen Designern von heute. Zur Zeit der Ausstellung war ich eigentlich in Paris, erfuhr aber erst nach meiner Heimkehr von dieser Show. Ein Jahr später kaufte ich mir dann zum Trost im Museumsshop des Centre Pompidou eine Miniaturausgabe seines berühmten und auf dem Titelblatt des Ausstellungskataloges abgebildeten Stuhles Solide C2. Natürlich hätte ich lieber das Original gehabt, aber dieses wurde 2004 in einer auf 30 Stück limitierten Auflage hergestellt und ist längst vergriffen.

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One Shot

Ursprungsland  Frankreich Entwurfsjahr  2006 Designer  Patrick Jouin Hersteller  MGX by Materialise, Belgien Edition  Unlimitiert Material  PA – Polyamide (Nylon) Technik  3D Material Printing Process Masse Offen Ø 32 x H x 40cm, gefaltet Ø 11 x H 65 cm

Patrick Jouin ersann für die Firma Materialise MGX im belgischen Leuven einen zwölfbeinigen Hocker, der sich mit Bezug auf das Herstellungsverfahren One Shot nennt. Immer mehr sogenannte Whow-Möbel entstehen heute mittels «Rapid Prototyping». Dabei wird das Objekt am Bildschirm entworfen und dann dreidimensional «ausgedruckt». Statt Tinte verarbeiten die Rapid-Drucker Kunstharz, Plastik, Keramik oder sogar Metallpulver, das mit einem Laser punktgenau geschmolzen wird. Schicht für Schicht, Zehntel Millimeter um Zehntel Millimeter, spucken die Monsterdrucker die Objekte aus. Mit dem 1987 vorgestellten Verfahren kann man heute nicht mehr nur Modelle (Prototypen), sondern auch gebrauchsfertige Endprodukte wie den One Shot herstellen. Rapid Prototyping ist unschlagbar, wenn es um komplexe, sich überschneidende Formen in kleiner Auflage geht. Sie können in nur einem einzigen Arbeitsgang hergestellt werden. Der One Shot lässt sich spiralförmig zusammenfalten; die dazu nötigen 24 Gelenke werden einfach mit ausgedruckt. Weitere Arbeitsschritte sind nicht erforderlich. Bis zur Massentauglichkeit der Rapid-Verfahren ist es aber noch ein weiter Weg. Die Maschinen sind heute noch sehr teuer und für den «Ausdruck» eines One Shot braucht ein Printer über zwei Tage. Der One Shot hat auch die Experten des MoMa in New York überzeugt und er wurde in die permanente Ausstellung des Museums aufgenommen.

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Der One Shot ist leicht und einfach in der Handhabung

Alles ist in einem Durchgang geprintet, inklusive aller Scharniere

Hocker in offenem und geschlossenem Zustand

Bei einem Podiumsgespräch zum Thema Design, das 2009 vom Einrichtungshaus Wohnbedarf in Zürich veranstaltet wurde, sprach mich beim anschliessenden Apéro ein jüngerer Mann an. Da wir beide keine der anderen Gäste kannten, kamen wir ins vertiefte Fachsimpeln, er erzählte mit von seinen Lieblings-Design-Stücken und fragte mich ob ich das Eine oder Andere kenne. Dabei schwärmte er auch vom One Shot, einer ganz besonderen Möbel-Innovation. Wir tauschten unsere Visitenkarten aus und vereinbarten, per E-Mail in Kontakt zu bleiben. Kurz darauf erhielt ich aus Bern, wo er als Einrichtungsberater tätig ist, per E-Mail Bilder und Infos zu besagtem Stück. Und wieder einmal war es um mich geschehen: Diesen Hocker musste ich unbedingt haben. Die Beschaffung entpuppte sich als gar nicht so einfach, da diese Extravaganz nur schwer erhältlich ist.

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COLLECTOR’S NOTE


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Joris Laarman

ÂŤIch frage mich immer, warum die Dinge so sind wie sie sind.Âť 92


Mit dem Heat Wave Radiator gelang Laarman 2003 ein Studiumabschluss cum laude

Joris Laarman vor seinem Bone Rocker

Joris Laarman wurde 1979 in Holland, nahe der deutschen Grenze, geboren. 1998 begann er sein Studium an der Design Academy in Eindhoven. Durch seinen Abschluss cum laude im Jahr 2003 erwarb er bereits grosse Bekanntheit. Seine Diplomarbeit, ein Heizkörper in Rokoko-Stil, wurde umgehend als Heat Wave Radiator in Serie hergestellt und mit Preisen und Auszeichnungen geradezu überhäuft. Noch im gleichen Jahr eröffnete Laarman in Rotterdam sein eigenes Studio, wo er durch konzeptionelles Engineering mit poetisch-ästethischen Ansätzen zu neuen Designformen fand. So entstanden schon früh spektakuläre, innovative Kleinserien, welche die Fachwelt begeisterten. Neben dieser Limited Edition arbeitet sein Studio Joris Laarman Lab, unterdessen in Amsterdam domiziliert, für international renommierte Unternehmen wie Flos, Artecnica, Swarovski, Droog, und andere. Laarmans Werke sind weltweit in Museen zu bestaunen. In Paris im Centre Pompidou, in New York im MoMA und im Cooper-Hewitt, weiter in Museen in Houston, Atlanta, Chicago und Montreal, in Deutschland im Vitra Design Museum und im Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg und natürlich in vielen niederländischen Museen. Er war auch Gastprofessor an europäischen Universitäten wie London, Amsterdam und Eindhoven. Der innovative Entwicklungsprozess von Joris Laarmans Bone Chair beeindruckte mich sehr und so kam der Wunsch auf, auch eines von Laarmans Objekten in meine Sammlung aufzunehmen. Bei einer Reise nach Köln im Frühling 2009 ergab sich die Gelegenheit, bei der Galeristin Gabrielle Ammann vorbeizuschauen. Nebenbei erwähnte ich ihr gegenüber meine Begeisterung für Joris Laarmans Entwürfe. Sie pflichtete mir bei und erklärte, dass diese Stücke bei Sammlern und Museen sehr begehrt und daher schwer erhältlich seien.

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COLLECTOR’S NOTE


Bone Rocker

Ursprungsland  Niederlande Entwurfsjahr  2008 Designer  Joris Laarman Hersteller  Joris Laarman Lab Edition  Nr. 9 von 12 Exemplaren +3 AP Material  Schwarzer Mazy-Marmor-Komposit Technik  Rapid Prototyping, Handfinish Masse  B 86 x T 96 x H 74 cm

Joris Laarman erlangte internationale Bekanntheit mit seiner Serie von Sitzmöbeln, welche vom evolutionsbiologischen menschlichen Knochenbau inspiriert sind. So entstand auch die zeitgenössische Interpretation des altbekannten Schaukelstuhles, der Bone Rocker. Er ist der vierte Entwurf der Bone-Serie, welche durch den neusten Stand von Technik, Wissenschaft und Design ermöglicht wurde. Die Grundparameter wie Grösse und ungefähre Gewichtsverteilung gab der Designer dazu in den Rechner ein. Die Stützen für das Möbel errechnete der Computer analog zu Wachstumsdaten von Knochen. Wo viel Druck ausgeübt wird, sieht das Rechenmodell mehr, wo wenig, auch weniger Material vor. Das Ergebnis folgt laut Laarman, trotz der ungewohnten Optik, einer höchst effizienten Logik. Das Stuhlmodell ist aus 170 Einzelteilen zusammengesetzt, welche in Rapid-Prototyping-Technik hergestellt wurden. Das verwendete Material für die Ausführung ist eine Pulvermischung, die schwarzen Mazy Marmor enthält. Die Prozesse des Pulverspritzgusses, der Montage, des Gusses und der anschliessenden Handpolitur (über 300 Stunden!) erfolgten in Laarmans Studio in einem längeren Zeitraum. Erstmals wurde der Bone Rocker im Frühjahr 2010 bei Friedman Benda in New York öffentlich gezeigt. Ausser dem Ausstellungsstück waren bereits alle Exemplare der Edition zuvor «unter der Hand» verkauft worden, so beispielsweise an das Montreal Museum of Fine Arts und das Museum of Fine Arts in Houston, Texas.

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Der Bone Chair von 2006 aus Aluminium

Bone Armchair, der weisse «Bruder» aus einer Mischung von Marmor, Porzellan und Harz, in der Bearbeitung

Wie aus einem Guss, hergestellt aus schwarzem Mazy-Marmor-Komposit

Einen Monat nach meinem Besuch bei der Kölner Galeristin, am Gründonnerstag, erhielt ich von Gabrielle Ammann einen Anruf und ein E-Mail mit dem Foto des noch nicht ganz fertigen Bone Rocker. Ich hatte dieses Stück trotz all meiner Internet-Recherchen noch nie gesehen und war auf Anhieb begeistert. Wie zu erwarten war, hat ein solches Stück natürlich seinen Preis. Das Osterfeiertage boten mir nun viel Zeit zum Überlegen, doch eigentlich stand mein Entscheid schon fest. Am Dienstagmorgen rief ich in Köln an und sagte dem Angebot zu. Die schwarze Ausführung mit ihrem spinnenartigen Aussehen ist regt die Fantasie an. Durch die Kufen, welche die Gesamtform abrunden, bekommt der Bone Rocker für mich etwas von einer Skulptur. Das organische Aussehen des Möbelstücks erinnert mich zudem ein wenig an die Jugendstilepoche.

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COLLECTOR’S NOTE



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Asimov Chair

Ursprungsland  Niederlande Entwurfsjahr  2010 Designer  Joris Laarman Hersteller  Joris Laarman Lab Edition  Ein Exemplar der Installation in New York Material  Edelstahlblech Technik  Industry Robot Prototype Masse  B 20 x T 10 x H 15 cm

Die Miniatur Asimov Chair ist ein Prototyp und gehört zu einer Installation, die wegweisende Fertigungsverfahren durch Industrierobotern demonstriert. Das Projekt soll zeigen, wie mit «Rapid-Manufacturing» Blechteile so verbogen werden können, dass gerundete Faltkanten ermöglicht werden. Dieser computergesteuerten Fertigung liegen komplexe Berechnungen zugrunde und durch den technologischen Fortschritt in diesem Bereich werden immer ausgefeiltere Formgebungen möglich. Der Schlüssel dazu ist die Programmierung komplexer Daten, die den Prozess in einem einzigen Arbeitsschritt umsetzen. Die Software ermöglicht es, widerstandsfähige Materialien wie Aluminium oder Edelstahl mit mehreren Roboterarmen in Sekundenschnelle zu komplexen, elegant geformten Objekten wie beispielsweise diesen Stuhl zu falten. Laarman verfolgt die hypothetische Idee, weltweit Produktionsstätten einzurichten, in denen vor Ort sein Asimov Chair per Roboter gefaltet werden kann. Der Name des Stuhles bezieht sich auf Isaac Asimov (1920–1992), den US-amerikanischen Biochemiker, Sachbuchautor und Science-FictionSchriftsteller und soll wohl eine Anspielung auf dessen Zukunftsvisionen sein.

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Installation bei Friedman Benda New York im März 2010

Der Roboter beim Biegen der Aluminiumplatte

Die Stuhlminiatur aus einem Stück hegestellt

In Presseberichten über die erste Einzelausstellung von Joris Laarman bei Friedman Benda in New York 2010 sah ich erstmals ein Foto des Asimov Chair. Er wirkte etwas anders als seine bisherigen Entwürfe, was auf die Vielseitigkeit dieses Designtüftlers hinweist. Gabrielle Ammann bot mir an, sich bei Friedman Benda nach einem Asimov Chair zu erkundigen. Es hiess, dass es sich um eine Installation zum Fertigungsprozesses handele und ein Verkauf der Stuhlmodelle nicht vorgesehen sei. Dank ihrer guten Beziehungen zur New Yorker Galerie wurde dann doch ein Stück freigegeben und während der Vernissage der Design Miami wurde mir das fein säuberlich verpackte Stück übergeben.

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COLLECTOR’S NOTE


Marc Newson

«Ich fühle mich am inspiriertesten, wenn ich an einem Strand bei Sydney den Wellen zusehe.» 100


Der Embryo Chair von 1988 mit Neopren-Bezug

Der von Marc Newson entworfene Innenraum des Spaceplane von EADS

Der 1963 in Sydney (Australien) geborene Marc Newson gehört zu den einflussreichsten Designern seiner Generation. Nach seinem Designstudium (Schmuck und Skulptur) am Sydney College of the Arts zog Newson 1987 für vier Jahre nach Tokio, wo seine ersten bekannten Serienprodukte entstanden. 1991 eröffnet er ein Studio in Paris, zog dann 1997 nach London und gründete dort die Marc Newson Ltd. Er wurde hier sogleich zum gefeierten Liebling der jungen Londoner Geldszene. Seine revolutionären Designideen erhalten Form in den Bereichen Raumfahrt, Möbel, Produktgestaltung, Schmuck, Raumausstattung sowie Fahrzeugbau. Firmen wie Nike, Ford, Dom Perignon, Cappellini, Qantas, Samsonite und Jaeger Le Coultre zählen zu seinen Top-Kunden und für seine Arbeiten hat er bereits zahllose Auszeichnungen erhalten. Seine Liege Lockheed Lounge glit als Möbeldesign-Ikone schlechthin und ist bis dato das teuerste Möbelstück eines lebenden Designers, das je an einer Auktion versteigert wurde. 2007 vollendete er das Kabinendesign des Spaceplane, einem von EADS Astrium gebauten Raumschiff, das gutbetuchten Passagieren einen Ausflug in den Weltraum ermöglicht. Seine Werke sind in den ständigen Ausstellungen der renommiertesten Designmuseen weltweit zu sehen. Vertreten wird er von der Gagosian Gallery. Marc Newson darf natürlich nicht in meiner Favoritenliste fehlen. Allerdings besitze ich die auf der Folgeseite präsentierte Lockheed Lounge nur als Miniatur. Seit langem fasziniert mich sein dreibeiniger Embryo Chair von 1988, vorzugsweise mit dem ChloroprenKautschuk-Bezug (Neopren). Die Surfer in seinem Heimatland Australien inspirierten ihn zur Wahl dieses Materials. Der Embryo Chair wird heute noch vom Möbelmacher Cappellini hergestellt und daher wird sich vielleicht die Gelegenheit ergeben, dieses Stück gelegentlich in meine Sammlung aufzunehmen.

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COLLECTOR’S NOTE


Lockheed Lounge

Ursprungsland Australien Entwurfsjahr  1988 Designer  Marc Newson Hersteller Miniatur  Vitra (2004 - 2008) Edition 500 Vitra-Miniaturen (Original 10 + 4 AP) Material Aluminium um Fiberglaskern Masse Miniatur (1:6) B 28 x T 10.6 x 14.8 cm (Original B 152.5 x T 63.5 x H 89 cm)

Ein Exemplar der legendären Lockheed Lounge von Marc Newson wurde 2010 für den Rekordpreis von 2 098 500 Dollar (ohne Verkaufsprovision) vom Auktionshaus Phillips de Pury zugeschlagen. Damit ist die Liege das mit Abstand teuerste Objekt zeitgenössischer Designerkunst. Es gilt in Fachkreisen als das bedeutendste Werk des modernen Designs. Alles auf dem Markt wird daran gemessen. Die Lockheed Lounge erlangte einige Berühmtheit, als sich Madonna in dem Video zu ihrer Single «Rain» auf dem futuristisch anmutenden Möbel räkelte. Die ab dem Jahr 1988 in einer Stückzahl von zehn Exemplaren plus vier Künstlerausführungen produzierte Chaiselongue hatte schon in der Vergangenheit auf Auktionen Rekordpreise erzielt, zuvor kam eine Ausführung im Jahr 2007 bei Christie’s mit rund 750 000 Pfund (ohne Aufpreis) unter den Hammer. In einem Artikel in der FAZ hiess es damals über die Entstehungsgeschichte des Möbels: Newson hatte 1984 ein Stipendium des Australian Crafts Council erhalten, dessen Ergebnisse zwei Jahre später in einer Ausstellung gezeigt wurden: Die Lockheed Lounge, die aussah wie ein Quecksilbertropfen, sorgte für Aufregung. Zuvor hatte Newson mehrere «harte Monate» damit verbracht, eine Haut bestehend aus hunderten von Aluminiumplatten auf einen Kern aus fiberglasverstärktem Polyester zu nieten.

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Die Designikone in einem der bedeutenden Designmuseen

Videoclip von 1992 zu «Rain» von Madonna

Die Lockheed Lounge im Massstab 1: 6 aus der Vitra-Miniatur-Kollektion

Ich muss leider zugestehen, dass ich die Lockheed Lounge nicht in Originalgrösse besitze –. Zur Zeit, als ich meine Ron Arad Stücke kaufte, wurde ich auf die Arbeiten von Marc Newson aufmerksam. Im Mai 2000 bot sich dann die Gelegenheit, bei Christie’s eine Lockheed Lounge zu ersteigern. Der Schätzpreis lag bei 40 000 bis 60 000 Dollar, was mir damals teuer erschien. Tatsächlich lag der Zuschlag dann bei 105 000 Dollar. Aus heutiger Sicht war das gewiss eine verpasste Chance. Als ich dann in den späteren Jahren von der weiteren exzessiven Preisentwicklung dieses Stückes hörte, musste ich wenigstens die originalgetreue Vitra-Miniatur im Massstab 1:6 haben. Die auf 500 Stück limitierte Auflage war dann bei Vitra bereits ausverkauft. Daher machte ich mich im Internet auf die Suche und wurde bei einem Anbieter in Los Angeles fündig. Dort hatte man anscheinend noch nicht erfahren, dass kein Nachschub mehr möglich ist, und ich kaufte sie zum Vitra-Katalogpreis. Bei cleveren Händlern wurde für die nicht ganz billige Miniatur bereits der doppelte Preis verlangt.

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COLLECTOR’S NOTE


Patrick Norguet

«Design sollte mehr präzisiert als diskutiert werden.» 104


2010 vorgestellte Möbelentwürfe von Patrick Norguet

Der Designer in seinem Atelier

Patrick Norguet wurde 1969 in Tours, Frankreich geboren. Er studierte an der Superior School of Industrial Design in Paris und gründete im Jahr 2000 ebenfalls in Paris sein eigenes Designstudio. Sein Tätigkeitsbereich erstreckt sich vom eigentlichen Industriedesign bis hin zur Innenarchitektur. Lösungsansätze für seine Gestaltungsaufträge findet er vorzugsweise in einfachem und funktionalem Design. Der Rainbow Chair, ein farbiger Plexiglasstuhl, machte ihn weltweit bekannt und wurde in die permanente Sammlungen des Museum of Modern Art in New York aufgenommen. Im Jahre 2009 wurde er vom Magazin «Wallpaper» zum «Möbeldesigner des Jahres» gewählt. Heute entwerfen er und sein Team Produkte für Kunden wie Cappellini, Fasem, Poltrona Frau, Lapalma, Crassevig, GlasItalia, Flaminia, Frighetto, Molteni & C, Thonnet Wien, Modus, Artifort in den Niederlanden und architektonische Projekte für Accor, Renault und Lancel. Norguets Arbeiten zeichnen sich durch ein originelles und innovatives Design aus. Sie beruhen auf einer gründlichen Kenntnis der Materialien und der Produktionstechniken. Für ihn heisst Design auch geniessen. Es freut ihn ungemein, wenn er in einem Sessel bequem sitzt und dieser zudem sein Auge erfreut. Seiner Ansicht nach ist Produktdesign ein ganz normales Business welches vorrangig zum Ziel hat, gestalterische Lösungen zu finden, die überzeugen. Norguets Design ist abstrakt, intellektuell und letztlich radikal. Er ist der Meinung, das Design mehr präzisiert als diskutiert werden sollte.

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COLLECTOR’S NOTE


Rainbow Chair

Ursprungsland  Frankreich Entwurfsjahr  2000 (Prototyp 1999) Designer  Patrick Norguet Hersteller  Cappellini, Italien Edition  Unlimitiert Material  Methacrylat (Plexiglas) Technik  Farbige Streifen durch Ultraschall verbunden Masse  B 39 x T 51 x H 45/80 cm

Von Cappellinis Deutschlandvertretung in Nürnberg kursiert folgende Anekdote aus dem Lancierungsjahr 2000. «Da rief neulich einer an und wollte vier von den schönen bunten Plastikstühlchen. Macht 50 000 Mark, genauer: 13 380 Mark pro Stück. Nie mehr was von ihm gehört.» Den stolzen Preis des Rainbow Chairs begründet Cappellini mit dem aufwändigen Herstellungsverfahren: Plexiglasplatten unterschiedlicher Farbe und Stärke werden per Laser in Scheibchen geschnitten und im Ultraschallverfahren unsichtbar verklebt, so dass der Stuhl (42 Teile) wie aus einem Guss erscheint. Drei Jahre lang geisterte die Idee im Kopf des Jungdesigners Patrick Norguet herum – bis er die 30 000 Francs für die Herstellung des Prototyps zusammenhatte. Als er den Rainbow Chair 1999 in Paris präsentierte, zeigte Giulio Cappellini sofort Interesse; der italienische Möbelhersteller sah den Stuhl schon in der Tradition der «Kuramata»-Entwürfe. Sehr zur Freude Norguets, der seinen Lebensunterhalt bislang als Dekorateur unter anderem für Louis Vuitton verdiente hatte, wurde sein Rainbow Chair in die Sammlung des MoMA New York aufgenommen.

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Sorgfältige Handarbeit ist für das Gelingen notwendig

Blick in den Showroom von Cappellini in Paris

Der angestrahlte Stuhl wirft einen farbigen Schatten

Durch den Rainbow Chair fand ich 2007 wieder zurück zum Sammeln von Möbeldesign. Mit dem Lancierungsjahr 2000 ist er also das Referenzstück meiner Sammlung. Ich war fasziniert von der Vorstellung, dass niemand den Kaufpreis dieses so einfach aussehenden «Plastikstuhles» erahnen würde. Nach der Lieferung entdeckte ich kleine Blasen zwischen den Acrylglasschichten. Daher kontaktierte ich den Hersteller. Mir wurde eine Dokumentation zugestellt, in der die Produktion in Wort und Bild gezeigt wird. Der Stuhl ist in aufwändiger Handarbeit hergestellt und daher ergeben sich diese kleinen Unregelmässigkeiten; besser gesagt gehören sie dazu. Erst jetzt wurde mir richtig bewusst, weshalb der Rainbow Chair einen so hohen Preis hat. Obwohl der Stuhl nicht limitiert ist, werden jährlich nur ganz wenige Exemplare hergestellt. Hier verknappt also der Preis automatisch die Stückzahl.

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COLLECTOR’S NOTE


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Emiko Oki

ÂŤIch sehe die Dinge in der westlichen Kultur mit etwas anderen Augen.Âť 110


Pint-Glas als Vase, Kerzen­ständer, Weinglas und Aschenbecher (v.l.)

Emiko Oki präsentiert ihre Pint-Glases

Die 1971 in Tokio geborene Produktdesignerin Emiko Oki bildete sich am Buckingham Chilterns University College aus und erlangte den MA in Möbeldesign und Technologie. Kraft und Zerbrechlichkeit treffen sich in ihren Arbeiten. Sie verbindet japanische und europäische Einflüsse in ihren Kreationen und auf diese Art entstehen oft verblüffende Designlösungen. Neben der gestalterischen Arbeit betätigt sie sich auch als Journalistin und Koordinatorin. Ihre Entwürfe wurden schon auf vielen Ausstellungen gezeigt, unter anderem 2009 ihre Trophy Tableware im Museum of Arts and Design (MAD) in New York. Das aussergewöhnliche Porzellanobjekt schaffte es auf die Titelseite des Ausstellungskataloges. Die in Japan aufgewachsene Emiko Oki, sieht durch ihren kulturellen Hintergrund die Dinge in der westlichen Kultur mit etwas anderen Augen. Als sie nach London zog, musste sie sich erst an die dortigen Gepflogenheiten gewöhnen. Die Formgebung des hier allgegenwärtigen Pintglases hatte es ihr besonders angetan. Als sie in den Pubs sah, dass die Leute die Gläser auch zweckentfremdet nutzten, beispielsweise als Aschenbecher, oder Wein daraus tranken, kam sie auf die Idee, für diese Zwecke modifizierte Pintgläser zu entwerfen. Im Innern der traditionellen Glasform waren nun die Umrisse einer Vase, eines Kerzenhalters, Aschenbechers oder Weinglases zu sehen. Genau so unkonventionell sind Okis Objekte in meiner Sammlung, die auf den folgenden Seiten vorgestellt werden.

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COLLECTOR’S NOTE


Trophy TableWare

Ursprungsland  Grossbritannien Entwurfsjahr  2006 Designer  Emiko Oki Hersteller  Emiko Oki Edition  Limitiert in Platinum Material  Keramik mit Platinlüster Masse  Ø 26.5 x H 40 cm

Trophy Tableware ist ein Tafelgeschirr-Set, welches die Form eines Siegerpokales nachahmt, wenn die einzelnen Geschirrteile aufeinander gestapelt sind. Von oben nach unten aufgezählt sind das eine Teeschale, ein Frühstücksteller, eine Suppenschüssel, eine Früchteschale, ein Eierbecher, ein Teekrug und zuunterst der Essteller. Das Geschirr wird zu einem ungewöhnlichen Dekoobjekt, wenn es aufgestapelt und somit nicht in Gebrauch ist. Emiko Oki war angetan von Pokalen, die in Grossbritannien gerne präsentiert werden. Es sind eigentlich nutzlose Gegenstände der Sport- und Männerwelt, die einen rein symbolischen Zweck erfüllen. «Ich wollte einen anderen Pokal machen, das genaue Gegenteil: Er sollte feminin, fragil und nützlich sein.» Mit seinem neuen Zweck trägt dieser «Pokal» nun zum besonderen Genuss von Mahlzeiten bei.

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Einzelteile in Anwendung

Eine Ausführung in Gold

So zerlegt man die Trophy Tableware – alle Teile können als Essgeschirr genutzt werden

Die Idee dieses «Pokals» gefiel mir auf Anhieb. Im Internet war keine Bezugsadresse ausfindig zu machen, also bat ich Marisa Wagner, die mir bei der Beschaffung von Designobjekten behilflich ist, direkten Kontakt mit Emiko Oki in London aufzunehmen. Von den verschiedenen Farbvarianten gefiel mir die silberne Version am besten, da sie die Idee des Siegerpokals am besten symbolisiert. Also liess ich abklären, ob die als «Limited» bezeichnete Ausführung noch zu haben sei. Ich erhielt positiven Bericht und ein Foto vom gewünschten Objekt. Es fiel mir auf, dass der abgeklappte Haltegriff der Teekanne weiss war. Oki erklärte, dass er aus einem anderen Material sei, offerierte mir jedoch, diesen für mich zusätzlich zu versilbern. Somit ist meine Trophy Tableware in gewisser Hinsicht ein Unikat.

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COLLECTOR’S NOTE


Hat Plate

Ursprungsort  Grossbritannien Entwurfsjahr  2007 Designer  Emiko Oki Hersteller  Takashi Wakamiya, Japan Projekt WAJIMA x Kakitsubata, Japan Edition  Einzelstück und Prototyp Material  Wajima-nuri Lack Technik  Urushi, japanische Handwerkskunst Masse

Ø ca. 28 x H 13 cm

Der Hat Plate ist in der japanischen Urushi-Lacktechnik ausgeführt, einer jahrhunderte alten Handwerkskunst, die heute nur noch ganz wenige Fachleute beherrschen. Der Rohstoff für den Lack wird aus dem Wundsaft des ostasiatischen Lackbaumes (Rhus verniciflua) gewonnen. Bei diesen Objekten wurde die aufwändigste Lack-Technik «Wajima-nuri» angewendet. Wajima ist eine Stadt an der Westküste Japans. Im März 2007 zerstörte ein Erdbeben der Stärke 7 grosse Teile der Infrastruktur. Das Wajima x Kakitsubata Projekt wurde gestartet, um die traditionelle Industrie wieder aufzubauen und die Stadt aufleben zu lassen. Oki engagierte sich bei diesem Projekt und machte die Bekanntschaft mit Takashi Wakamiya, einem begnadeten Urushi-Künster. So entwickelte Oki die Idee des zweckentfremdeten Hutes, der aus einem Teller und einer Cloche besteht, welche zum Warmhalten der Mahlzeiten dient. Bei einem echten Panamahut wurde die Krempe entfernt und der «Hutrand» als Teller aus Holz geschnitzt. Danach begann die Lackierung in reiner Handarbeit. Es wurde grundiert, geschliffen, lackiert, getrocknet und der gleiche Prozess unzählige Male wiederholt. Jede Schicht muss unter absolut staubfreien Bedingungen bei hoher Luftfeuchte und knapp 30 °C aushärten. Früher liess man den Lack oft auf Flossen aushärten, die auf das Meer hinausgezogen wurden. Dort über dem Wasser gab es praktisch keinen Staub, was für die Erzielung von Hochglanz wichtig ist. Urushiobjekte haben einen einzigartigen Glanz und eine Tiefe, die weder mit Schellackpolitur noch mit modernen Kunstharzlacken erreicht werden kann. Urushiwaren sind beständig gegen Wasser, Alkohol, Lösemittel und Säuren, dauerelastisch und lebensmittelecht. Nur lang andauernde Einwirkung von intensivem Sonnenlicht beschädigt Urushi.

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Teller und «Cloche» zum Warmhalten von Speisen

«Le fils de l’homme» 1964, vom Surrealisten René Magritte

Links der Prototyp, rechts das ausgeführte Unikat

Auf der Website von Emiko Oki und später in Buchabbildungen sind mir ihre UrushiHüte aufgefallen. Marisa Wagner, die durch die vorangegangene Vermittlung der Trophy Tableware einen guten Kontakt zu Oki hatte, fragte für mich nach der Verfügbarkeit des Hat Plate, der mir aus der Serie von drei Hutformen am besten gefiel. Ihr wurde gesagt, diese seien sehr teuer, und sie wurde an eine Galerie in Japan verwiesen. Von dort aus wurde dann das von mir begehrte Stück verschickt. Da mir versichert wurde, dass es sich um ein Unikat handle, verglich ich den Hut nach Erhalt mit den mir bekannten Fotos. Das Stück sah sehr schön aus, jedoch unterschied es sich im Detail vom Hut auf den Fotos. Auf Nachfrage erfuhr ich, dass versehentlich der Prototyp versandt worden war. Man schickte mir nun noch das «Original», damit ich mich zwischen einem der beiden Stücke entscheiden könne. Das gelang mir dann jedoch nicht und somit sind nun beide Hat Plates in meiner Sammlung zu bestaunen.

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COLLECTOR’S NOTE


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Satyendra Pakhalé

«Wir Designer haben die Aufgabe, verantwort­ungsvolle Systeme und Produkte mit kultureller Relevanz zu kreieren.» 118


Der Fish Chair von 2005 ist aus Kunststoff und wird von Cappellini mit einer innovativen Drehtechnik hergestellt.

Designer und Sammler an der Design Miami/Basel 2009

Satyendra Pakhalé, 1967 in Indien geboren, studierte Industriedesign in Mumbai sowie Advanced Product Design am Schweizer Art Center College of Design in La Tour-de-Peilz. Anschliessend arbeitete er als Senior Product Designer bei Philips in Eindhoven, Holland, und entwarf Produkte in den Bereichen Digitale Kommunikation und Transportmittel. 1998 gründete er sein eigenes Studio in Amsterdam und kreirt seither für Kunden wie Alessi, Bosa, Cappellini, Hästens, Magis, Moroso, Material ConneXion und Tubes. Mit einer die Sinne berührenden Gestaltungssprache, die herkömmliche Grenzen überschreitet, hat er sich in der internationalen Designszene eine einzigartige Position erarbeitet. Die Design Academy in Eindhoven lud ihn 2006 ein, das «Master’s Programme in Humanitarian Design and Sustainable Living» als Leiter zu entwickeln und die Art Direction zu übernehmen, die er bis 2010 inne hatte. Pakhalés Werke befinden sich in zahlreichen öffentlichen Sammlungen und werden in der permanenten Ausstellung des Victotia & Albert Museum in London, des Centre Pompidou in Paris und des Montreal Museum of Fine Arts ausgestellt. Die Limited Editions von Satyendra Pakhalé werden exklusiv von der Gabrielle Ammann // Gallery in Köln produziert und angeboten. Sie vertritt den Künstler seit 2003. Da ich von Gabrielle Ammann immer Einladungen zu den Vernissagen ihrer Ausstellungen erhalte, wurde ich auf Pakhalé aufmerksam. Ende 2008 kam eine Einladungskarte, auf der eigenwillige Bronzemöbel abgebildet waren, die vom Stil her nicht richtig einzuordnen sind, der Titel lautete «Satyendra Pakhalé – OriginS». Obwohl ich die Ausstellung aus zeitlichen Gründen nicht besuchen konnte und die Exponate nicht im Original gesehen hatte, entschloss ich mich den B. M. Horse Chair, die «Ikone» von Pakhalés Entwürfen, in meine Sammlung aufzunehmen.

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COLLECTOR’S NOTE


B.M. Horse Chair

Ursprungsland  Indien und Niederlande Entwurfsjahr  1998–2007 Herstellung 2008 Designer  Satyendra Pakhalé Galerie  Exklusiv bei Gabrielle Ammann // ˚ Gallery, Köln Edition  Nr. 2 von 7 Exemplaren +2 AP Material  Bronze Technik  Lost-Wax-Process Masse  B 55 x T 85 x H 96 cm Gewicht  ungefähr 100 kg

Der B.M. Horse Chair wurde im «lost wax» Verfahren hergestellt, eine Technik, die schon vor Jahrhunderten entwickelt wurde. Pakhalé, in Indien geboren, arbeitete für eigene Projekte mit Metallgiessern in Zentralindien zusammen, die über eine lange Tradition in der Herstellung von Kunstobjekten verfügen. Diese Handwerker wickeln spaghettiähnliche Bienenwachsstränge um eine Form aus Ton. Nach dem vollständigen Austrocknen tragen sie eine weitere Schicht Ton auf. In einem einfachen Brennofen wird der Bienenwachs herausgeschmolzen und der Ton gehärtet. Die flüssige Bronze kann nun in die hohle Form gegossen werden. Nach dem Abkühlen wird das so entstandene Objekt aus der Tonform befreit und hat nun die Form der Bienenwachsstränge. Pakhalé versuchte, diese Methode für eine Serie von zeitgenössischen Objekten zu verwenden. Die Herausforderung, den ganzen Stuhl in einem Stück zu giessen, beschäftigte Pakhalé fast sieben Jahre lang. Zuerst machte er Versuche, das Projekt mit den Kunsthandwerkern in Indien zu realisieren, diese waren dann nach mehreren gescheiterten Versuchen wegen der Grösse des Objekts überfordert. Er wandte sich nun an eine Bronzegiesserei in Italien, die auf die Herstellung von Bronzeskulpturen spezialisiert ist. Hier hatte man das notwendige Knowhow für die Umsetzung des Entwurfes, und der fertige Stuhl konnte dann erstmals 2007 an der Design Miami in Basel bei Gabrielle Ammann // Gallery der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Seit 2012 ist eines der raren Exemplare in der permanenten Ausstellung des Museum für angewandte Kunst Köln (MAKK) ausgestellt. Im Victoria & Albert Museum London wird der Hocker aus der Serie präsentiert.

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Pakhalé beim Bearbeiten eines der unzähligen Modelle

Der Bronzeguss erhält zum Schluss seine dunkle Patina

Der ganze Stuhl ist mit dem typisch indischen Rillenmuster überzogen

Erst richtig bewusst wurde mir der Aufwand, der zur Fertigung dieses Stückes notwendig ist, als ich nach dem Kauf eine CD mit einer Filmreportage über die Herstellung des Bronzemöbels erhielt. Nun war mir auch klar, weshalb dieses Stück soviel kostet wie ein gehobener Mittelklassewagen. Das Stuhlobjekt scheint, obwohl erst kürzlich entworfen, absolut zeitlos und könnte ohne besseren Wissens als eine kunsthandwerkliche afrikanische oder asiatische Bronzeskulptur aus früheren Jahrhunderten gehalten werden. Wer jedoch die indische Kultur kennt, dem wird sofort die Inspiration der Formgebung bewusst. Viele Jahre haben Pakhalé und sein Team in das Projekt investiert, von den ersten Modellen bis zum ersten gelungenen Bronzeguss. Und dies für eine Edition von lediglich sieben Stück. Die Ankäufe von Museen und die Aufnahme in deren permanente Ausstellungen erfüllen mich ein wenig mit Stolz, da ich bereits bei der ersten Präsentation des Stuhles von der Qualität des Entwurfes überzeugt war.

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COLLECTOR’S NOTE



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Flower Offering chair (Mini FOC)

Ursprungsland  Niederlande Entwurfsjahr  2001–2005 Designer  Satyendra Pakhalé Hersteller  European Ceramic Work Center (EKWC) Edition  Miniatur unlimitiert (Original 7 + 3 AP) Material  Porzellan mit Platinumlüster Masse Miniatur (1:3) B 24.5 x T 23 x H 28 cm (Original B 74 x T 70 x H 85 cm)

Meiner Miniatur liegt der ebenfalls aus Keramik gefertigte Flower Offering Chair zugrunde. Ein funktionales Objekt wie ein Stuhl wird hier in ein ganz neues Licht gerückt. Pakhalé meint dazu: «Es geht mir bei diesem Entwurf nicht um das Sitzen an sich, sondern um das Einladen zum Sitzen, indem symbolisch eine Blume angeboten wird. Auf dieser Idee basiert das Konzept des Flower Offering Chair.» Dieses zeremonielle Möbel ist eine poetische, innovative Keramik. Pakhalé wollte schon lange einen Stuhl aus Keramik machen, doch er hatte keine technische Möglichkeit, um zu experimentieren. Als er ins European Ceramic Work Center (EKWC) eingeladen wurde, nutzte er diese Gelegenheit und die Einrichtung, um etwas Neuartiges zu kreieren. Der Keramik-Stuhl lag ihm sehr am Herzen und es brauchte mehrere Anläufe und Versuche, bis es schliesslich funktionierte. Der Erfolg ist den herausragenden Technikern des EKWC und der Ausdauer des Designers zuzuschreiben. Der Flower Offering Chair zeigt die Empfindlichkeit des Materials in einer sinnlich, eleganten Form und das Talent des Designers, ausgeführt in modernster Technik. Nach dem Erfolg der ersten Auflage wurde eine Serie als Mini Flower Offering Chair im Massstab von 1:3 produziert. Diese gibt es in diversen Farben und ist zur Nutzung als Vase gedacht.

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Der Flower Offering Chair ist ein delikates Sitzmöbel

Präsentation der Mini-Ausführung im Massstab 1:3

Die Stuhl-Miniatur in der seltenen, platinbedampften Ausführung

Die massstäbliche Verkleinerung des Keramikstuhles Flower Offering Chair hatte ich in der Galerie von Gabrielle Ammann gesehen. Sie waren hier in schwarz, weiss und kräftigen Farben ausgestellt. Ich erfuhr, dass es auch eine spiegelblanke Version mit Platinum-Lüster gäbe, die auf Wunsch hergestellt würde. Diese Ausführung wurde von mir bevorzugt, da ich fand, dass eine spiegelblanke Ausführung besonders gut in die Sammlung passen würde. Die Vase konnte ich dann 2009 an der Design Miami/Basel an Gabrielle Ammanns Stand bewundern. Sie trug bereits eine persönliche Widmung von Satyendra Pakhalé, der hier auch anwesend war. Die Vase wurde mir dann seitens der Galeristin und des Designers geschenkt. Das hat mich sehr gefreut und daher halte ich das Stück besonders in Ehren.

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COLLECTOR’S NOTE


Cédric Ragot

«Meine Entwürfe sollen auf natürliche Weise die Gedanken, Emotionen und Wünsche der Betrachter herausfordern.» 126


La Chose – ein eigentümlicher Hocker von 2003

Céderic Ragot in seinem Pariser Studio

Cédric Ragot wurde 1973 in Frankreich geboren. 1999 schloss er sein Designstudium an der renommierten Pariser Designschule ENSCI Les Ateliers ab und gründete 2002, im Alter von nur 29 Jahren, sein eigenes Designstudio. Sein Anspruch ist es, die funktionalen Aspekte eines Objektes in ungewöhnliche Optiken und Konzepte einzubinden. Bei aller Kreativität ist es Ragot wichtig, die Realität der industriellen Herstellungsbedingungen nicht aus den Augen zu verlieren. Somit unterscheidet sich für ihn der gestalterische Prozess, bei dem der Hocker In Vitro mit seiner kniffligen Geometrie entsteht, nicht von dem eines Handys. Diese pragmatische Sicht auf die Welt der schönen Dinge hilft dem Designer sicher dabei, nicht die Bodenhaftung zu verlieren. Ragot arbeitet für verschiedene Unternehmen der Luxusgüterindustrie wie LVMH, Cappellini, Swarovski und Rosenthal, aber auch für Hersteller wie Alcatel, Salomon und Krups. Einige seiner Entwürfe im Bereich Möbeldesign und Interior-Design werden gelegentlich in Ausstellungen sowie in Design-Galerien präsentiert. Neben den grossen Namen der Designerwelt entwickelt sich Ragot zur vielversprechenden Entdeckung von Design-Sammlern. Er ist studierter Industriedesigner. Seine innovativen Entwürfe bringen ihm die notwendigen Einkünfte sowie Auszeichnungen und einen «Stern des Designs» 2007 für seinen Roboter Wifi, den er für den englischen Spielzeughersteller Meccano designte. Doch andere Arbeiten rücken Ragot ins Rampenlicht. An der Mailänder Möbelmesse 2006 präsentierte Giulio Cappellini einen Hocker des Franzosen, dessen Prototyp er ein Jahr zuvor dort entdeckt hatte. Heute werden seine Limited-Editions von der Galerie Ymer & Malta vertreten. Bereits 2003 erregte Ragot Aufsehen mit La Chose, einem ungewöhnlichen Hocker, der von der Pariser ToolsGalerie angeboten wurde.

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COLLECTOR’S NOTE


Fast Vase

Ursprungsland  Frankreich Entwurfsjahr  2008 Designer  Cédric Ragot Hersteller  Rosenthal für Lumas Edition  Nr. 37 von 500 Exemplaren Material  Schwarzes Porzellan Masse

B 18 x T 30 x H 30 cm

Für den Entwurf dieser Vase hat sich Cédric Ragot von einer Vasenform der chinesischen Ming-Dynastie inspirieren lassen. Allerdings ist seine Interpretation in einer Art digitalem Zeitraffer erstarrt, wie eine in der Bewegung eingefrorene Momentaufnahme. Mit bizarren metaphorischen Verzerrungen symbolisiert der Designer so die schnellen gesellschaftlichen und technischen Veränderungen unseres Zeitalters. Die Vase mit der abstrakten Darstellung der kulturellen Veränderung der letzten 500 Jahre wurde mit renommierten Preisen ausgezeichnet. Diese Version der Fast Vase aus schwarzem Porzellan wurde 2008 exklusiv für die Fotogalerie Lumas in einer limitierten Edition von 500 Stück hergestellt. Sie ist auf der Unterseite mit «Rosenthal for Lumas» und der Limitierungszahl gekennzeichnet. Für die Vasenfamilie Fast wurde Ragot 2007 mit dem Good-Design-Preis des Chicago Athenaeums ausgezeichnet.

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Vasen-Prototypen in einer Pariser Galerie

Die ganze Fast-Familie aus der aktuellen RosenthalKollektion

Statisch und dynamisch – der Computer-Entwurf macht es möglich

Auf der Website von Lumas, eigentlich eine Galerie für Fotokunst, entdeckte ich die limitierte, schwarze Fast Vase. Die weisse Ausführung der regulären Rosenthal-Kollektion war mir bekannt, schien mir jedoch für meine Sammlung zu wenig exklusiv. Als ich wenige Tage später erneut die Website aufrief, war die Vase mit «nur auf Anfrage» gekennzeichnet. Ich fürchtete, etwas zu verpassen und eilte gleichentags zu Lumas in Zürich – und siehe da, die Fast Vase stand in der Ausstellung. Die Verkäuferin konnte allerdings den Preis nicht ausfindig machen, vorsorglich liess ich das Ausstellungsstück reservieren. Am nächsten Tag ging ich dann nochmals vorbei und das Rätsel um den geheimnisvollen Vermerk hatte sich unterdessen gelöst. Durch einen Fehler auf der Lumas-Website wurde statt des Preises «nur auf Anfrage» angezeigt. Anscheinend verkaufte sich die Vase bei Lumas doch nicht so gut, denn Mitte 2010 sah ich ein Exemplar im Schaufenster der damaligen Filiale von Füglistaller Home Design in Zürich. Ich tröste mich damit, dass ich mit der Nummer 37 immerhin eines der ersten Stücke dieser limitierten Edition habe.

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COLLECTOR’S NOTE


Wieki Somers

«Meine Arbeiten sind durch die Verflechtung von Praktikabilität, Materialien und Gefühlen geprägt.» 130


Das Bathboat von 2005 soll «Traumreisen» ermöglichen

Wieki Somers an ihrer Garderobe Merry-Go-Round

Wieki Somers wurde 1976 in den Niederlanden geboren. Sie gehört zur zweiten Generation zeitgenössischer niederländischer Designer von internationaler Bedeutung. Im Gegensatz zur ersten Generation, die sich vor allem auf konzeptionelles, funktionales Design konzentrierte, bekommt für die zweite Generation die Ästhetik einen zusätzlichen hohen Stellenwert. Nach ihrem Abschluss an der Design Academy in Eindhoven gründete sie im Jahr 2000 in Rotterdam das Studio Wieki Somers. Jede ihrer Arbeiten ist eine Gratwanderung zwischen gestalterischem Anspruch und Materialbedingung. Durch Ausloten des Machbaren findet sie zu ihren Lösungen, die eine Symbiose aus Funktion, Bedeutung und Material bilden. Auf jede erdenkliche Weise erzählen ihre Objekte Geschichten. Es sind nie abschliessende Wahrheiten, sondern sie lassen viel Raum für persönliche Fantasie und Interpretationen. «Was ich tue? Ich schau mir die Dinge in meiner Umgebung genau an und analysiere, was sie sind und was sie sein könnten. Ich übersetze meine Erkenntnisse in funktionale Gegenstände und versuche so ihren alltägliche Stellenwert bewusster zu machen.» Weltweit haben bedeutende Museen Somers Arbeiten in ihre Sammlungen aufgenommen. Weil das Rotterdamer Boijmans Van Beuningen Museum im engen Foyer für die Garderobe COLLECTOR’S NOTE nicht ausreichend Platz bieten konnte, entwickelte Wieki Somers 2009 als Problemlösung Merry-Go-Round, eine schwebende, geniale Konstrukion. Mäntel und Jacken werden an Kleiderbügel gehängt und dann durch Ziehen an Flaschenzügen zu einer karussellähnlichen Konstruktion an der Decke hochgezogen, dort sind die persönlichen Effekten sicher untergebracht und dem Zugriff Unbefugter entzogen. Diese ungewöhnliche Umsetzung ist ein gutes Beispiel für Somers Ausloten von verstecktem Potential. Wir brauchen keine Gadgets, sondern Produkte, die wir ein Leben lang schätzen. Designer können vor diesem Hintergrund Objekte erschaffen, die das Bewusstsein der Menschen für das Wesentliche schärfen.

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High Tea Pot

Ursprungsland  Niederlande Entwurfsjahr  2003 Designer  Wieki Somers Hersteller  Studio Wieki Somers Edition  Unlimitiert Material  Porzellan, Rattenpelz, Leder Masse B 47 x T 20 x H 25 cm

Irgendwo zwischen Poesie, Biotechnologie und Dekadenz liegt die Teekanne, die Wieki Somers als Designerin international bekannt gemacht hat: Eine Teekanne in Form eines knochenblanken Schweineschädels, mit einem Überstülper aus Rattenfell, die irgendwie an die Felltasse von Meret Oppenheim erinnert. Der High Tea Pot irritierte als mögliches Sinnbild eines neuen Designs. Mit dem Projekt Deliciously Decadent!, folgte Somers einer Einladung des National Ceramic Museum Princesshof in Leeuwarden. Sie wollte die Bedeutung von «dekadent» untersuchen. Es erscheint ihr als ein Zustand, in dem Geschmack und Geschmacklosigkeit, Vollkommenheit und Beschädigung nicht mehr als konträr empfunden oder überhaupt wahrgenommen werden. Inspiriert haben sie Rezepte der Römer und die Barockmalerei von Frans Snijders, einem Schüler von Pieter Bruegel dem Jüngeren. Die surreale Schädelknochenkanne setzt Bone China, das Material, aus dem sie gefertigt ist, im wörtlichen Sinne um. Diese Teekanne ist somit ein ironisches Surrogat, das die Untersuchungen zur Wahrnehmung von Dekadenz als Objekt bündelt. Schlussendlich ist ein Objekt entstanden, das zum Nachdenken anregt und die Vorstellungskraft der Menschen provozieren soll.

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Zum Warmhalten des Inhalts wird ein Rattenfell übergestülpt

Ist das noch Design? Durch Beimischung von Asche eines Verstorbenen entsteht im 3DRapid-Prototyping-Verfahren ein sonderbares, symbolträchtiges Kunstobjekt.

Im Vordergrund die «nackte» Kanne in Form eines Schweineschädels

Im Katalog zur Ausstellung «Telling Tales», die 2009 im Victoria and Albert Museum in London gezeigt wurde, war der High Tea Pot prominent abgebildet. An dieser Ausstellung wurden ausgefallene Arbeiten der Shootingstars der jungen Designergarde gezeigt. Darunter waren unter anderem auch der Cinderella Table (siehe Seite 54) von Jeroen Verhoeven und der Heat Wave Radiator (siehe Seite 97) von Joris Laarman. Die Exponate wurden dem Thema entsprechend in einer skurrilen, märchenhaften Kulisse präsentiert. Mich begeistern Designobjekte, mit denen Designer eine Geschichte zu erzählen pflegen. Der High Tea Pot ist ein Paradebeispiel dafür und durfte daher nicht in meiner Sammlung fehlen.

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COLLECTOR’S NOTE


Blossoms Vase

Ursprungsland  Niederlande Entwurfsjahr  2004 Designer  Wieki Somers Hersteller  Cor Unum (in Schwarz 2007) Edition  Nr. 48 von 50 Exemplaren Material  mattschwarze Keramik Masse B 27 x T 15.5 x H 52 cm

Wieki Somers Blossoms Vase hat eine organische Form und sieht aus, als würden Knospen aus ihr wachsen; an der Stelle, wo die Knospen sich öffnen, können echte Blüten eingesetzt werden. Somers Design-Prozess beginnt entweder mit einer klaren Idee oder mit märchenhaften Geschichten; beim Entwurf der Blossoms Vase schwebte ihr eine Vase vor, aus der die Blüten von selbst zu wachsen scheinen. Indem Somers bei der Umsetzung ihrer Entwürfe altes Handwerk mit modernsten industriellen Techniken mischt, flösst sie ihren Objekten tieferen Sinn und erzählerische Kraft ein. Ein subtiles Zusammenspiel aus purer Funktion, einfallsreichem Inhalt und ausgeklügelter Verwendung von Materialien zeichnen ihre Kreationen aus. Somers erforscht die Grenzen alten und neuen Handwerks und schöpft, in Hinsicht auf den Inhalt und die Funktion ihrer Entwürfe, alle Möglichkeiten der Materialien aus. Das Endprodukt wird in einem konventionellen Produktionsprozess hergestellt und weckt die Fantasie, die Geschichten, welche Somers begonnen hat, zu Ende zu denken.

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Eingesteckte Blüten bei Weiss – Orchideenblüten auf Schwarz

In der Form wie Knospen, die sich bald öffnen

Die auf 50 Exemplare limitierte Ausführung in Weiss

Diese eigentümliche Vase hatte ich 2009 auf einem Foto gesehen, das zu einer HomeStory über Clémence und Didier Krzentowski, den Inhabern der Galerie Kreo in Paris, gehörte. Ich wusste, dass Cor Unum, eine Manufaktur für zeitgenössische Keramik und Herstellerin der Vase, wegen Konkurses nicht mehr existierte. Da ich dennoch ein solches Stück haben wollte und Marisa Wagner von Raum49 für die Beschaffung des High Tea Pot gerade mit Wieki Somers in Kontakt stand, bat ich sie, nach der Verfügbarkeit einer schwarzen Blossoms Vase zu fragen. Ich hatte Glück und besitze nun ein persönliches Exemplar von Wieki Somers. Meine Vase trägt die Nummer 48 aus der auf 50 Stück limitierten Edition.

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COLLECTOR’S NOTE


Studio Job

«Wenn wir religiös wären, wären wir wohl radikale Fundamentalisten.» 136


Pouring Jug, ein Unikat aus polierter und bemalter Bronze, 2008 entworfen und 2010 gegossen

Studio Job bei der Produktion ihrer Kreationen

Job Smeets und Nynke Tynagel bilden zusammen Studio Job. Im beruflichen wie im privaten Leben ein Paar, lernten sich beide während des Studiums an der Design Academy in Eindhoven kennen. Nach seinem Abschluss in Produktdesign gründet Job Smeets (geboren 1970 in Belgien) im Jahr 2000 das Büro Studio Job in Antwerpen, dem sich Nynke Tynagel (geboren 1977 in den Niederlanden) nach ihrem Abschluss in Grafikdesign anschloss. Schon früh begannen sie zusammen mit überdimensionalen, comicartigen Formen zu arbeiten und verwenden für den Designkontext eher ungewöhnliche Materialien wie Bronze oder vergoldete Oberflächen. Mit ihrer sehr eigenen Formensprache, die stets kindlich-fröhliche Motive mit subtiler Ironie verbindet, sind sie dem limitierten Editionsdesign von Anfang an verbunden. Unternehmen aus dem Luxusbereich wie Bisazza, Swarovski, Royal Tichelaar Makkum oder Venini zählen zu ihren Auftraggebern, für die sie auf wenige Exemplare limitierte Serien entwerfen. Ihre aus Pappmachée gefertigten Möbel für das niederländische Label Moooi zählen zu den wenigen Entwürfen, die regulär in Serie gingen. Ihre Zukunft sehen die beiden Gestalter jedoch in einem Kontext jenseits des Designs, was sie mit ihren immer aufwändigeren Installationen in Design-Galerien oder Museen unterstreichen. Die Arbeiten von Studio Job sind tiefer verwurzelt in den «Dekorativen Künsten» als in dem, was man heute als «Design» bezeichnet. Die Grenzen zwischen Möbel und Kunstobjekt sind dabei fliessend, sie lassen ihre Objekte Geschichten erzählen und spielen virtuos mit den ikonografischen Bildwelten der modernen Gesellschaft. Da finden sich schon einmal Spermien oder Totenköpfe als Dekor auf einem Porzellan-Service. Es verwundert nicht, dass die beiden Designer von sich selbst sagen, sie empfänden eine grössere Nähe zu Jeff Koons als zu Philippe Starck.

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COLLECTOR’S NOTE


Biscuit Collection

Ursprungsland  Belgien Entwurfsjahr  2006 Designer  Studio Job Hersteller  Royal Tichelaar Makkum Produktion  Unlimitiert Material  Biscuit-Porzellan Masse  Ø von 11 bis 27 cm

Nach einem ersten gemeinsamen Projekt von Studio Job und dem holländischen Porzellanhersteller Royal Tichelaar Makkum folgte 2006 eine Serie von Geschirrteilen aus Biscuit-Porzellan. Die Manufaktur hatte vor Jahren eine veraltete Presse stillgelegt und durch eine bedeutend effizientere Produktionsanlage ersetzt. Die alte Maschine konnte jedoch ausgesprochen tiefe Reliefs prägen. Diese Besonderheit inspirierte Studio Job zu einem neuen Projekt, bei dem das Relief die zentrale Rolle spielte. So kam die alte Maschine wieder zum Einsatz. Zwei Jahre setzten sie sich mit der Thematik der Porzellanherstellung auseinander, experimentierten mit verschieden Tonarten und vermengten Porzellanmasse mit Gips. Resultat dieser Versuche war eine ungewöhnliche Kollektion aus Biscuit-Porzellan, einem Porzellan, das vor dem zweiten Brand keine Glasur erhält und so als Resultat seine matte Oberfläche behält. Auf den neun weissen Tellern sind durch die Reliefprägung deutlich fantasievolle, märchenhafte Motive zu erkennen, welche man auch bei anderen Arbeiten des Studio Job findet. Als Besonderheit wurden die Rückseiten der Teller ebenfalls mit Reliefs versehen, die sich thematisch rätselhaft von den Vorderseiten unterscheiden. Fünf Tischaufsätze in Form von Torten und eine Laterne ergänzen die Serie. Für den Gebrauch eignen sich die Teile der Biscuit Collection nicht, sie sind vielmehr als Schaustücke zu betrachten.

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Der Peace Cake aus der Biscuit Collection

Ausschnitt einer mit Intarsien geschmückten Truhe mit typischen Motiven von Studio Job

Verschiedene Teller und die Laterne aus der Biscuit-Porzellan-Serie

Bei den Objekten von Studio Job handelt es sich fast ausschliesslich um Repräsentations-Stücke, die sich wohl den wenigsten Designliebhabern erschliessen. Nichtsdestotrotz haben es mir zunächst der Peace Cake und dann die Teller-Serie angetan. Sie sind nicht nutzbar und stehen in der Tradition von Schaustücken, ähnlich aufwändig bemalter Teller, die man zur Dekoration wie Bilder an die Wand zu hängen pflegt. Bei der Porzellantellern von Studio Job ersetzt das Relief die Malerei und so erschliessen sich einem die teilweise recht makabren und ironischen Darstellungen erst auf den zweiten Blick.

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COLLECTOR’S NOTE


Marcel Wanders

ÂŤIch habe keine Angst vor Kitsch und betrachte das Design mit einem Augenzwinkern.Âť 140


Mit dem Knotted Chair von 1996 erlangte Marcel Wanders internationale Aufmerksamkeit

Der Designer präsentiert seine Eden And Babel Kollektion

1963 wurde Marcel Wanders in Boxtel/Niederlande geboren. Nachdem er von der Design Academy in Eindhoven wegen «Unbelehrbarkeit» (sic) weggewiesen wurde, studierte er in Maastricht und Hasselt (Belgien) und schloss 1988 an der Kunstakademie in Arnheim seine Studienzeit cum laude ab. Danach arbeitete Wanders zunächst als freier Designer, gründete 1995 sein eigenes Designbüro Wanders Wonders. 2001 trat Wanders den kommerziellen Teil seines Büros ab, woraus das Unternehmen Moooi hervorging. Fortan konzentrierte sich Wanders verstärkt auf die eigenen Entwürfe, die er in seinem Studio in einer ehemaligen Autowerkstatt in Amsterdam ersann. Internationale Bekanntheit erlangte Wanders vor allem durch seinen Knotted Chair, den er 1996 entwarf. Dieser ist sowohl im Museum of Modern Art (MoMa) in New York als auch in der Pinakothek der Moderne in München anzutreffen. Aber auch mit anderen Produkten für bekannte Hersteller wie Droog Design, Magis, Flos und natürlich Moooi etablierte sich Marcel Wanders als anerkannter Designer in der Fachwelt. Wanders Entwürfen ist ohne Zweifel ein gewisser Humor zu entnehmen, jedoch legt er selbst grossen Wert auf die Trennung von Witz und Humor. Wie kaum ein anderer hat der Niederländer das Produktdesign der letzten Jahre massgeblich geprägt. Gleichzeitig bereitete er einer neuen Generation von Gestaltern den Weg und entwickelt heute Produkte und Architektur, die exemplarisch für die Gestaltung des zweiten Jahrzehnts stehen werden. Er verbindet handwerkliches Können mit visionärer Energie und war beispielsweise mit seinen Porzellanarbeiten, wie der Egg Vase, der Zeit weit voraus. Heute ist er meiner Meinung nach zu kommerziell geworden: In Mailand werden von ihm jeweils unzählige neue Entwürfe präsentiert, und die ganz grossen Ideen fehlen dabei. Seine früheren Arbeiten, jene aus den 90er-Jahren, sind jedoch für die Design-Welt ohne Zweifel wichtige Meilensteine.

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COLLECTOR’S NOTE


Egg Vase

Ursprungsland  Niederlande Entwurfsjahr  1997 Designer  Marcel Wanders Hersteller Marcel Wanders Studio (Platinum 2003) Edition  Nr. 28 von 50 Exemplaren Material  Porzellan mit Platinlüster Masse Ø 12.5 x H 14.5 cm

Egg Vase heisst eine Kollektion verspielter Vasen-Objekte, die Marcel Wanders 1997 entworfen hat. Wir fragen jetzt lieber nicht, wie Marcel Wanders auf die Idee kam, mehrere gekochte Eier in ein Kondom zu füllen, und somit die Form für seine Eiervase zu finden. Sehen lassen kann sich das Ergebnis aber definitiv und bietet eine seltsam ungewöhnliche und doch irgendwie vertraute Erscheinung. Da die Vasen aus mattem weissem Porzellan gefertigt sind, erinnert ihre Aussenhaut durchaus an die Schale von Eiern. Somit ist den Vasen wie den Eiern die Zerbrechlichkeit gemein. Egg Vase gibt es in drei Formvarianten bei Moooi, dem von Marcel Wanders gegründeten Möbelhersteller, zu kaufen. Ausschliesslich in Galerien wurde die auf 50 Stück limitierte und vergriffene Variante mit Platinbedampfung angeboten. Sie gehört zu Marcel Wanders exklusiver «Personal Edition».

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Do Egg Vase heisst diese eigenwillige Interpretation von Mathieu Mainguard

Die Sponge Vase wird aus einem Naturschwamm hergestellt, jedes Stück erhält so sein individuelles Aussehen Kleine Vase aus der Kollektion, von der Platin-Version gibt es nur 50 Stück

Ich hatte bereits alle frühen Vasenentwürfe von Marcel Wanders erworben und fand sie allesamt vom Ansatz her sehr interessant. Nun wünschte ich mir jedoch ein limitiertes, «museumswürdiges» Exemplar für meine Sammlung. Beim Recherchieren stiess ich auf eine vergoldete Version der Egg Vase, die mir nicht so gut gefiel. Auf der Website der Galerie Mitterand+Cramer in Genf entdeckte ich dann die Platinausführung. Diese wollte ich haben, schob dann aber die Kontaktaufnahme mit der Galerie vor mir her. Als ich Ende März 2010 in Paris die Kunstmesse Pavillon des Arts et du Design (PAD) besuchte, sah ich das besagte Stück am Messestand von Mitterand+Cramer. Es sei das letzte verfügbare Exemplar, versicherte man mir. Ein völlig überflüssiges Argument, denn ich griff ohnehin sofort zu. Da ich die Vase nicht mit ins Reisegepäck nehmen wollte, wurde vereinbart, dass ich die Vase zu einem späteren Zeitpunkt beim Galerieableger in Zürich abholen würde. Es dauerte dann doch länger als gedacht, bis die silberspiegelnde Egg Vase via Genf endlich in Zürich eintraf.

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COLLECTOR’S NOTE


Oskar Zieta

ÂŤIn der Regel setze ich nur die Rahmenbedingungen, das Material Blech macht den Rest.Âť 144


Prototypen in Zietas Fabrik in Warschau

Oskar Ziete demonstriert die Leichtigkeit eines aufgeblasenen Stahlblech-Objekts

Oskar Zieta, 1975 in Polen geboren, studierte in Settin Architektur und hat sich in den Folgejahren als Architekt, Designer und «Blechforscher» eine unverwechselbare Nische geschaffen. Seit 2003 forscht das junge Multitalent an der renommierten Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) am Lehrstuhl für CAAD (Computer-aided architectural design), wo er auch aktuell an seiner Doktorarbeit schreibt. 2007 gründete er das Unternehmen Zieta Prozessdesign mit Sitz in Zürich und Warschau. Zietas Design-Entwürfe basieren auf FiDU (Freie Innendruck Umformung), ein von ihm ersonnenes Verfahren, das dünnes Blech mithilfe von Lasern und Robotern aufbläst und stabilisiert. Zieta wurde für seinen Hocker Plopp mit dem Red Dot Award und dem Designpreis der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Seine Werke findet man im Badischen Landesmuseum Karlsruhe, im Museum für Gestaltung Zürich (ZHdK), der Pinakothek der Moderne in München und im Centre Pompidou in Paris. Zieta stellt auch Limited Editions her, die nur in ausgesuchten Design-Galerien erhältlich sind. Oskar Zieta lernte ich persönlich kennen, als er mir einen seiner Prototypen vom Chippensteel brachte. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich viel über seine Arbeit und seine Zukunftspläne. Er bewunderte meine raren limitierten Design-Exponate und fühlte sich geehrt, auch mit einem seiner Entwürfe in der Sammlung vertreten zu sein. Er wollte von mir wissen, bis zu welcher Stückzahl für mich als Sammler eine «Limited Edition» interessant sei. Ich meinte, wenn es nicht die ganz teuren Objekte sind, dürften es 50 bis maximal 100 Exemplare sein. Unterdessen werden seine Entwürfe in der Chromstahl- oder Kupferausführung mit Limitierungen von 20 bis 100 Stück angeboten.

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COLLECTOR’S NOTE


Plopp

Ursprungsland  Polen/Schweiz Entwurfsjahr  2008 Designer  Oskar Zieta Hersteller  Zieta Prozessdesign Edition  Unlimitiert Material  polierter Edelstahl Technik  FiDU Technologie Masse  ø 35 x H 51 cm

Der Hocker Plopp, dessen Optik aus seiner aussergewöhnlichen Herstellungsmethode resultiert, ist auf dem besten Weg, zum Designklassiker zu avancieren. Zieta begann während des Studiums in Zürich mit dem Material Stahlblech zu experimentieren und entwickelte dabei seine FiDU-Technologie (Freie Innendruck Umformung). Ein Plopp entsteht, indem zwei Bleche über eine präzise Schweissnaht entlang der Aussenkontur miteinander verbunden und dann unter Innendruck mit Luft aufgeblasen werden. Dadurch dehnen sich die dünnen Stahlplatten in die gedachte Form aus. Auf drei Beinen stehend hat der Hocker ein Loch in der Mitte der Sitzfläche und sieht auch tatsächlich aus wie aufgeblasen. Nur ist dieses Sitzmöbel trotz seiner an Schwimmringe erinnernden Formensprache sehr belastbar, dies dank der Festigkeit und Strapazierfähigkeit des Stahlbleches. Durch das innovative Herstellungsverfahren entspricht am Ende kein Exemplar exakt dem anderen, weil nicht jede Deformation des Blechs steuerbar ist. So erhält jeder Käufer im Ergebnis seinen ganz persönlichen Plopp – ein besonderer Reiz, der in Zeiten der Massenproduktion zur Ausnahme geworden ist.

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Erste Versuche, mit Wasserdruck das Metall zu (ver-) formen

Oskar Ziete beim Aufblasen eines seiner Objekte

Plopp in poliertem Edelstahl, in rohem Zustand und lackiert

Als Connie Hüsser, die ich im Zürcher Vitra-Shop kennenlernte, auf einem ihr gemailten Foto meines «Museums» den Plopp entdeckte, schrieb sie mir sofort zurück. Der Hocker sei eines ihre Design-Lieblingsstücke und sie habe auch ein von Oskar Zieta persönlich signiertes Exemplar. Als Design-Redaktorin kennt sie ihn persönlich und bot mir an, den Kontakt zum Designer zu vermitteln. Kurz darauf sandte sie mir den Entwurf ihrer Seite für die kommende Ausgabe der Zeitschrift «Annabelle» zur Orientierung. Hier war der Chippensteel in der polierten Edelstahl-Ausführung abgebildet mit einem Bezugshinweis zur Firma Depot. Da ich unterdessen weiter zu Zietas Möbeln recherchiert hatte, machte ich sie darauf aufmerksam, dass es sich beim abgebildeten Stuhl um einen Prototypen handle und nur eine weisslackierte Ausführung im Handel erhältlich sei. Somit konnte sie die Bildlegende noch vor dem Druck bereinigen und sich allfällige Nachfragen ersparen.

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COLLECTOR’S NOTE


Chippensteel

Ursprungsland  Polen/Schweiz Entwurfsjahr  2009 Designer  Oskar Zieta Hersteller  Zieta Prozessdesign Edition  Nr. 3 von 50 Exemplaren Material  polierter Edelstahl Technik  FiDU Technologie Masse  B 41 x T 60 x H 45 / 78 cm

Der Chippensteel ist das bisher extravaganteste und komplexeste Sitzmöbel, das Oskar Zieta im FiDU-Verfahren (Freie Innendruck Umformung) herstellt. Den Namen erhielt der Stuhl wegen seiner Löcher in der Sitzfläche und Rückenlehne. Durch diese Optik erinnert das Design an die Polsterung von Chippendalemöbeln und so entstand auch das Wortspiel Chippensteel, abgeleitet von Material und Aussehen. Zur Herstellung werden wie beim Hocker Plopp zwei hauchdünne ausgestanzte Edelstahlplatten aufeinander gelegt und an den Aussenkanten miteinander verschweisst. Nun folgt der eigentliche Clou, die endgültige Formgebung. Durch ebenfalls eingeschweisste Ventile wird unter hohem Druck Luft eingeblasen und das Material verformt sich so zu einem dreidimensionalen Objekt. Nach Absetzen des Drucks bleibt die Form erhalten und hat nun durch die Verformung eine sehr hohe Stabilität. Mit bis zu zwei Tonnen Gewicht konnte der Stuhl bei Tests belastet werden, ohne das er einknickte. Von der Ausführung in poliertem Edelstahl gibt es weltweit lediglich 50 Stück. Die Version aus lackiertem Stahlblech ist hingegen nicht limitiert.

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Nach dem Aufblasen müssen die Stühle noch gebogen werden

Den Chippensteel gibt es in verschieden Farben lackiert

Sieht unstabil aus, trägt jedoch ein Gewicht von über zwei Tonnen

Den Chippensteel kannte ich lediglich von Aufnahmen und Beschreibungen her und fand er würde sowohl optisch als auch vom konzeptionellen Ansatz her sehr gut in meine Sammlung passen. Allerdings war mir keine Bezugsadresse bekannt, daher kontaktierte ich Oskar Zieta direkt an der ETH. Ich erkundigte mich beim Designer nach der polierten Edelstahl-Ausführung und erfuhr, dass erst ein paar Prototypen davon gefertigt wurden, jedoch eine limitierte Serie in Planung sei. Zieta bot mir einen der Prototypen an. Anfang Dezember 2009 brachte er mir den Stuhl persönlich vorbei. Er hatte ihn von einem Besuch in seiner Fabrik in Polen mitgebracht und gemeinsam platzierten wir nun das «Glanzstück» auf einem Podest. Die Prototypen wurden auch der limitierten Edition zugerechnet und so erhielt ich ein Jahr später ein Zertifikat mit der Nummer 3/50.

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COLLECTOR’S NOTE



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Anhang

«Das Aufstöbern per se ist die Leidenschaft, und nicht der bedingungslose Besitz.» 152


SAMMELN AUS LEIDENSCHAFT

Ich erinnere mich noch gut, wann und wie ich vom Sammlervirus infiziert wurde. Das Schweizerische Landesmuseum feierte 1972 sein 75-jähriges Jubiläum. Anlässlich dieser Festlichkeiten wurden an einem Markt im Innenhof des Museums allerlei kunsthandwerkliche Gegenstände feilgeboten. Ich entdeckte einen Marktstand, wo Nachgüsse von historischen Zinnfiguren verkauft wurden. Die Gussformen stammten von ehemaligen Schweizer Zinngiessereien und sind heute im Besitz des Landesmuseums. Ein Soldat, der eine Kanone abfeuerte, hatte es mir angetan. Mein Vater kaufte mir auf meine Bitten die Begehrlichkeit. Stolz platzierte ich nun die Trophäe in meinem Zimmer. Von meinem Taschengeld begann ich nun am Zürcher Flohmarkt und in Antiquitäten-Geschäften weitere Figuren zu kaufen. Mit jedem neuen Stück erweiterte sich mein Wissen, und ich wurde immer kritischer bei der Wahl meiner Erwerbungen. Um die Übersicht im vielfältigen Angebot zu behalten, begann ich mich zu spezialisieren und konzentrierte mich fortan auf zivile Figuren. Im Laufe der Jahre kamen Serien von Jahrmärkten, Zirkusszenen, Zoologische Gärten, Eisenbahnen, und weitere Serien wie Wüstenkarawanen bis zu Polarexpeditionen zusammen. Parallel zu den Zinnfiguren, angeregt durch Ausstellungen im Zürcher Bellerive-Museum, begann ich Orangenpapiere und Zigaretten-Blechdosen zu sammeln. Weitere Sammlungen folgten, beispielsweise zu Coca-Cola, Modell-

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autos von Rolls-Royce und Bentley, Blechspielzeug wie mechanische Roboter, alte Papp-Bierdeckel und seit kürzerem schwarze Bisquitporzellan-Tierfiguren der Manufaktur Nymphenburg. Das Faszinierende am Sammeln ist für mich das Entdecken der Vielfältigkeit des vermeintlich immer Gleichen. Das Aufstöbern per se ist die Leidenschaft, und nicht der bedingungslose Besitz. Eine besondere Sammlung ergab sich durch das Zusammentragen der Zigarettendosen. Beim Recherchieren auf der Internetplattform Ebay entdeckte ich Reklamemarken zum Thema Zigaretten und Tabak. Solche Marken wurden etwa von 1900 bis etwa 1920 zu Werbezwecken herausgegeben. Es gab Reklamemarken zu allen erdenklichen Konsumgütern und Dienstleistungen. Sie wurden beim Einkauf kostenlos abgegeben, und fast jedermann sammelte und tauschte sie eifrig. Von den Herausgebern wurden ganze Marken-Serien kreiert, um die Sammelwut zu steigern. Dieses Phänomen war besonders in Deutschland nach dem ersten Weltkrieg bei Jung und Alt zu beobachten. Es gab Händler, die mit dem entgeltlichen Tauschen ihren Lebensunterhalt bestritten. Ab den 1920er-Jahren legten dann die Produzenten stattdessen ihren Packungen Sammelbildchen bei, welche in dazu erhältlichen Alben eingeklebt werden sollten, ähnlich wie heute die populären PaniniFussballerbildchen. Von Philatelisten werden diese sogenannten Vignetten nicht ernst genommen und viele Sammlungen wurden von den Nachkommen achtlos weggeworfen oder im zweiten Weltkrieg vernichtet. Aus heutiger Sicht sind dies interessante zeitgeschichtliche Dokumente. Da die Marken oft von damals berühmten Künstlern gestaltet wurden, zeigen sie exemplarisch den

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damaligen Zeitgeist. Auf Englisch werden Reklamemarken «Poster Stamps» genannt, denn sie erinnern in der Tat an miniaturisierte Plakate. Dass ich auch meine mechanischen Manufaktur-Armbanduhren als Sammlung bezeichnen kann, wurde mir erst bewusst, als ich in einem Uhrengeschäft auf meine Uhrensammlung angesprochen wurde, da ich dort ein paar besondere Stücke erworben hatte. Bis anhin meinte ich, lediglich ein paar schöne, meist limitierte Armbanduhren zu besitzen, ohne ein besonderes Ziel zu verfolgen. Allerdings haben alle meine Armbanduhren als Gemeinsamkeit jeweils ein dezentes Weissmetall-Gehäuse und alle Zeitmesser zeichnen sich durch eine uhrmacherische Besonderheit aus. Eine lediglich auf die Gehäuseform beschränkte Limitierung ist für mich uninteressant, denn es kommt mir hier genauso wie bei meinen Design-Objekten auf die technische Innovation und Erstmaligkeit des Uhrwerks an. Somit wären wir thematisch wieder am Anfang meiner Dokumentation, bei den Raritäten im Allgemeinen und den Design-Raritäten im Besonderen.

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BILDNACHWEIS Titelbild Arne Wahlen, 2 /4 Arne Wahlen, 6 Satyendra Pakhalé Design Studio, 7 Joris Laarman Lab, 8/9 Arne Wahlen, 10 Alexander Wyssling, 11 /12 Hans Ulrich Maurer,14 (o) Christie’s, (u) Nicole Martini, 15 (o/u) Joris Laarman Lab, 16 – 19 Arne Wahlen, 21 (l) Bruno Vincent, (m) Eric and Petra Hesmerg, (r) Barbican-Centre, 22 Hans Ulrich Maurer, 23 (l) Arne Wahlen, (o) V & A Museum, (m) Phillips de Pury & Comagny, (u) Ron Arad Associates, 24 / 25 (l) Hans Ulrich Maurer, 25 (o) Jean-Claude Planchet, (u) Vitra Design Museum, Weil am Rhein, 26 – 27 Arne Wahlen, 28 Camard & Associés, 29 (l) Hans Ulrich Maurer, (o) Barbican-Centre, (u) Ron Arad Vipp, 30 Stedelijk Museum, 31 Hans Ulrich Maurer, 32 iGuzzini, 33 (l) Arne Wahlen, (o/u) iGuzzini, 34 (l) Hans Ulrich Maurer, (r) Kenzo Parfums, 35 (l) Hans Ulrich Maurer, (o) Thibeaut Jeanson, (u) unbekannt, 37 (l/m/r) Pieke Bergmans /Studio Design Virus, 38 Hans Ulrich Maurer, 39 Pieke Bergmans / Studio Design Virus, 41 (l) A+A Cooren, (m) YMER&MALTA Bernard Maltaverne, (r) Chauncey Zalkin, 42 Joao Vieira Torres, 43 (l) Joao Vieira Torres, (r) iStock, (o) Ingo Maurer GmbH, (u) A+A Cooren, 44 / 45 Joao Vieira Torres, 47 (l/m) Frédéric Dedelley (r) Vera Hartmann, 48 Hans Ulrich Maurer, 49 (l) Hans Ulrich Maurer, (o/u) Frédéric Dedelley, 51 (l/m/r) Demakersvan, 52 Hans Ulrich Maurer, 53 (l) Alexander Wyssling, (o) Linda Roethlisberger, (u) Carpenters Workshop Gallery, 54 – 55 Demakersvan, 56 – 57 Arne Wahlen, 58 Demakersvan, 59 (l) Arne Wahlen, (o) Demakersvan, (u) Fashionmile Blog, 60 – 61 Arne Wahlen, 63 (l) Piet Hein Eek, (m) Karlijn Boersma, (m) Seebee, 64 Hans Ulrich Maurer, 65 (l) Brigit Lakke, (o/u) Piet Hein Eek, 67 (l) Porzellan Manufaktur Nymphenburg, (m) Ruth Gurvich, (r) P.O.A./Sigi Jantz, 68 MCC, 69 (l) Porzellan Manufaktur Nymphenburg, (o) Ruth Gurvich, (u) Hans Ulrich Maurer, 71 (l/m/r) Renate Hattinger, 72 Alexander Wyssling, 73 (l) Renate Hattinger, (o/u) Hans Ulrich Maurer, 74 Hans Ulrich Maurer, 75 (l) Hans Ulrich Maurer, (o) Renate Hattinger, (u) Renate Hattinger, 76 / 77 Hans Ulrich Maurer, 79 (l/m) Gerrit Schreurs Fotografie, (r) Oliver Mark, 80 / 81 Hans Ulrich Maurer, 81 (o) Moss NY, (u) Gerrit Schreurs Fotografie, 82 Hans Ulrich Maurer, 83 (l/o) Gerrit Schreurs Fotografie (u), Dan Whipps/The Nature Conservancy, 84 Hans Ulrich Maurer, 85 Arne Wahlen, 87 (l) Giacomo Bretzel, (m/r) Patrick Jouin ID, 88 Hans Ulrich Maurer, 89 (l) MGX by Materialise, (o) Patrick Jouin ID, (u) Hans Ulrich Maurer, 90 Arne Wahlen, 91 Hans Ulrich Maurer, 93 (l/m) Joris Laarman Lab, (m) Philip Ficks, 94 Alexander Wyssling, 95 (l) Alexander Wyssling, (u/o) Joris Laarman Lab, 96 / 97 Arne Wahlen, 98 Joris Laarman Lab, 99 (l) Arne Wahlen, (o) Friedman Benda, (u) Aus Video von altNres, 101 (l/m) Marc Newson Ltd, (r) Michael Surtees, 102 Marc Newson Ltd, 103 (l) Hans Ulrich Maurer, (o) Rainer Viertlböck / Neues Museum Nürnberg, (u) Madonna Official Clips, 105 (l/m) Patrick Norguet, (r) Conor Catherine Clarke, 106 Cappellini (Poltrona Frau Group), 107 (l) Hans Ulrich Maurer, (o/u) Cappellini (Poltrona Frau Group), 108 / 109 Arne Wahlen, 111 (l) Sachiko Yatabe, (m) Sean Myers, (r) Emiko Oki, 112 Hans Ulrich Maurer, 113 (l) Takashi Kamei, (o) SOCIALisBETTER, (u) Sean Myers, 114 Hans Ulrich Maurer, 115 (l/o) Hans Ulrich Maurer, (u) ProLitteris, 116 / 117 Arne Wahlen, 119 (l/m) Satyendra Pakhalé Design Studio, (r) Gabrielle Ammann, 120 Hans Ulrich Maurer, 121 (l) Alexander Wyssling, (o/u) Satyendra Pakhalé Design Studio, 122 / 123 Arne Wahlen, 124 Hans Ulrich Maurer, 125 (l) Hans Ulrich Maurer, (o/u) Satyendra Pakhalé Design Studio, 127 (l/m/r) Cédric Ragot Design Studio, 128 Hans Ulrich Maurer, 129 (l) Arne Wahlen, (o) Cédric Ragot Design Studio, (u) Rosenthal GmbH, 131 (l/r) Studio Wieki Somers, (m) Elian Somers, 132 Alexander Wyssling, 133 Studio Wieki Somers, 134 Hans Ulrich Maurer, 135 (l) Hans Ulrich Maurer, (o/u) Studio Wieki Somers, 137 – 139 Studio Job (D. Stier, K. Vrancken, M. Aukes), 141 (l/m/r) Marcel Wanders Studio, 142 Hans Ulrich Maurer, 143 (l) Hans Ulrich Maurer, (o) dopirate.free.fr, (u) Marcel Wanders Studio, 145 (l/m/r) Zieta Prozessdesign, 146– 148 Zieta Prozessdesign, 149 (l) Hans Ulrich Maurer, (o/u) Zieta Prozessdesign, 150 – 151 Arne Wahlen, 153 Dieter Schwarz, 154 Hans Ulrich Maurer, 155 (o) Hans Ulrich Maurer 155 (m) Girard-Perregaux, 155 (u) Porzellan Manufaktur Nymphenburg 157 Arne Wahlen, Rückseite (o/m) Arne Wahle, (u) Studio Job

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Impressum Design Raritäten der Jahrtausendwende Herausgeber Hans Ulrich Maurer Idee/Konzept/Text Hans Ulrich Maurer Bildrecherchen Hans Ulrich Maurer, Alexander Wyssling Gestaltung Alexander Wyssling Produktion MCC Maurer Creative Concepts AG Lektorat Therese Lutz Druck Blurb Ltd., Netherlands, 190 g/m2 Mohawk Pearl Photo © 2012 All rights reserved MCC Books c/o MCC Maurer Creative Concepts AG Titlisstrasse 41, Postfach, CH-8032 Zürich www.mcc.ch

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Der Initiant dieser Dokumentation, Hans Ulrich Maurer, ist Grafikdesigner und Sammler. Sein Interesse gilt insbesondere der Suche und Auswählen von raren und aussergewöhnlichen Objekten des Möbel- und Keramikdesigns ab den 1990er-Jahren bis heute. Sein Bestreben ist es, eine kleine Selektion zusammenzutragen, die aus seiner Sicht einzigartige DesignHans Ulrich Maurer «Wichtig ist mir bei den Objekten neben der Idee und der formalen Ästhetik die Anwendung von neuen Technologien in Verbindung mit Handwerkskunst.»

objekte der Jahrtausendwende vereint. Als privater Sammler kann er ganz nach persönlichen Vorlieben wählen und muss keinen kuratorischen Kriterien folgen. Das vorliegende Buch ist eine subjektive und private Dokumentation des Sammlers, ein Katalog seiner Ausstellungsstücke mit Kurzbiografien der Designer und Informationen zu den Objekten, sowie persönlichen Kommentaren.


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