Tabu

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Morbus Crohn

Patient Paolo und seine Freundin Annika sprechen im Interview über Leben und Partnerschaft mit einer chronischen Darmerkrankung.

Seite 04 – 05

Epilepsie

Univ.-Prof. Dr. med. Susanne Knake erklärt im Interview, weshalb im Umgang mit Epilepsie mehr Aufklärungsarbeit notwendig ist.

Seite 08

"PSYCHISCHE ERKRANKUNGEN KÖNNEN JEDE:N TREFFEN!"

Im Interview erklärt Dr. Leon Windscheid wie wir Tabus brechen und Strategien zur Stressbewältigung entwickeln können. Seite 06 – 07

10-11

Tabuthema Tod

Rechtsmediziner, Forensiker und Bestsellerautor Prof. Dr. med. Michael Tsokos gibt im Interview Einblicke in seinen Alltag.

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Project Manager: Antonia Dupke Business Development Manager Health: Viktoria Rubinstein Geschäftsführung: Johan Janing (CEO), Henriette Schröder (Managing Director), Philipp Colaço (Director Business Development), Lea Hartmann (Head of Design) Cover Leon Windscheid ©MarvinRuppert Alle Artikel, die mit “In Zusammenarbeit mit“ gekennzeichnet sind, sind keine neutrale Redaktion der Mediaplanet Verlag Deutschland GmbH. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter. Kontakt: de.redaktion@mediaplanet.com

TABU – Eine Kampagne für mehr Offenheit

Manche Themen sprechen wir einfach nicht an. Wir weichen aus, schweigen oder suchen nach unverfänglichen Worten, weil sie uns unangenehm sind oder mit Ängsten und Unsicherheiten behaftet sind. Doch gerade diese "Tabus" brauchen unsere Aufmerksamkeit, um Missverständnisse, Vorurteile und Unsicherheiten in der Gesellschaft abzubauen. Die crossmediale Kampagne "TABU" will genau das tun: Tabuthemen benennen, sie ins Gespräch bringen und aufklären.

Ich persönlich kenne diese Herausforderungen nur zu gut. Als Projektmanagerin mit hohem Anspruch an mich selbst habe ich oft das Gefühl, immer performen zu müssen – selbst an den Tagen, an denen ich mich körperlich oder mental nicht wohlfühle. Besonders Menstruationsbeschwerden sind im Arbeitsalltag ein oft tabuisiertes Thema, obwohl sie mich manchmal regelrecht ausbremsen und lähmen. Warum fällt es so schwer, über Frauengesundheit zu sprechen, sei es im beruflichen Umfeld oder privat?

Ein anderes persönliches Tabu: das Gespräch über Vorsorge und Testament in meiner eigenen Familie. Meine Großeltern und Eltern vermeiden dieses Thema konsequent – und ich frage mich, warum ich „als Kind“ diejenige bin, die den Mut aufbringen muss, solche existenziellen Gespräche anzustoßen.

Und was ist mit den schlechten Ernährungsgewohnheiten, die viele von uns aus der Kindheit mitnehmen? In meiner Familie fühle ich mich oft in der Zwickmühle, zwischen liebevoll gemeinten Traditionen und den gesundheitlichen Fakten, die ich als Erwachsene kenne. Warum fällt es uns so schwer, diese Diskrepanz offen anzusprechen?

Unsere Kampagne "TABU" beleuchtet genau solche sensiblen Themen, die im Alltag häufig ignoriert oder verdrängt werden. Beispiele gibt es viele: Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) sind ein Lebensthema, das Betroffene oft aus Angst vor Unverständnis verbergen. Aids und HIV sind dank medizinischer Fortschritte behandelbar, aber die Vorurteile und Stigmata sind geblieben.

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit den Deutschen Heilbrunnen im Verband Deutscher Mineralbrunnen e. V. entstanden.

Träge Verdauung & Sodbrennen natürlich wegtrinken

Heilwässer als natürliche Alltagshelfer für Magen und Darm

Bei vielen Verdauungsproblemen können natürliche Heilwässer kostengünstig, nachhaltig und auf sanfte Weise helfen. Es empfiehlt sich ohnehin, auf ausreichend Flüssigkeit zu achten, damit es im Darm stets gut vorangeht. Mit dem richtigen Wasser lassen sich Verdauungsbeschwerden aber auch gezielt lindern.

Hydrogencarbonat bei Sodbrennen & saurem Magen Bei Säureproblemen wie Sodbrennen oder zu viel Magensäure bieten sich Heilwässer mit viel Hydrogencarbonat (ab etwa 1.300 mg pro Liter) an. Hydrogencarbonat ist eine Base, die im Körper ganz natürlich verwendet wird, um Säuren zu neutralisieren. Zusätzliches Hydrogencarbonat kann helfen, das saure Brennen zu lindern und einen sauren Magen zu besänftigen. Das Hydrogencarbonat-Heilwasser kann man einfach vorm oder zum Essen oder zum Wein trinken.

Verdauung verbessern mit Sulfat-Heilwasser Sulfat hat sich seit Urzeiten bewährt, um die Verdauung anzukurbeln. Denn Sulfat fördert die Produktion von Verdauungssäften und regt die Darmtätigkeit an. Eine deutsche Studie zeigte: Bei Personen mit Ver-

stopfung, die täglich einen Liter sulfatreiches Heilwasser getrunken hatten, wurde der Stuhl weicher, sie hatten weniger Schmerzen und fühlten sich wohler.1 Um eine Wirkung zu erzielen, sollte das Heilwasser ab etwa 1.200 mg pro Liter Sulfat enthalten.

Praktische Tipps zum Trinken

• Natürliches Mineral- oder Heilwasser ist ideal, da es den Körper kalorienfrei mit Flüssigkeit versorgt, die nötig ist, damit im Magen und Darm alles reibungslos läuft.

• Ein Glas lauwarmes Wasser am Morgen auf nüchternen Magen regt die Darmbewegungen an.

• Achtung, Verdauungshelfer wie Flohsamen oder Kleie funktionieren nur, wenn man genug dazu trinkt! Hochprozentiger Alkohol hilft übrigens nicht beim Verdauen, sondern hemmt den Transport im Darm und verzögert die Verdauung.

• Natürliches Hydrogencarbonat-Heilwasser kann helfen, Sodbrennen, Übersäuerung und einen sauren Magen zu lindern.

• Natürliches Heilwasser mit viel Sulfat kann die Verdauung fördern und den Darm in Schwung bringen.

Psychische Erkrankungen, neurologische Diagnosen wie Epilepsie oder auch die sensible Thematik über Vorsorge und Sterben – all das sind Themen, die uns alle betreffen können, über die aber oft nicht offen gesprochen wird.

Doch Schweigen hilft niemandem. Tabuthemen offen anzugehen, bedeutet, Barrieren abzubauen und Menschen zu stärken. Es geht darum, Wissen zu teilen, Vorurteile zu entkräften und Betroffene nicht allein zu lassen. Jede Aufklärungskampagne, jeder Beitrag zählt, um gesellschaftliches Verständnis und Solidarität zu fördern. Mit "TABU" setzen wir einen Impuls für mehr Offenheit. Die Geschichten, Perspektiven und Informationen, die wir in dieser Kampagne teilen, sollen Mut machen, wichtige Gespräche zu führen – sei es in der Öffentlichkeit, im beruflichen Kontext oder im engsten Familienkreis. Denn nur durch das Ansprechen von Tabus schaffen wir die Grundlage für eine informierte, empathische und aufgeklärte Gesellschaft.

Schweigen hilft niemandem. Tabuthemen offen anzugehen, bedeutet, Barrieren abzubauen und Menschen zu stärken. Es geht darum, Wissen zu teilen, Vorurteile zu entkräften und Betroffene nicht allein zu lassen.

Antonia Dupke Project Manager

Heilwässer sind natürliche Wässer, die ihre gesundheitlichen Wirkungen wissenschaftlich nachweisen müssen. Die meisten in Flaschen verkauften Heilwässer kann man auch täglich in größeren Mengen trinken. Man bekommt Heilwässer in gut sortierten Lebensmittel- und Getränkemärkten. Naumann et al, Effects of Sulfate-Rich Mineral Water on

Weitere Hintergründe und welche Heilwässer viel Sulfat oder Hydrogencarbonat enthalten, finden sich auf www.heilwasser.com

Text Antonia Dupke
Text Dipl. oec. troph. Corinna Dürr

Chronische Hauterkrankungen enttabuisieren: Gemeinsam gegen Stigmatisierung

Chronische Hauterkrankungen wie Schuppenflechte (Psoriasis), Neurodermitis und andere Ekzeme betreffen Millionen Menschen weltweit und sind oft mit mehr als nur körperlichen Symptomen verbunden. Neben Juckreiz, Rötungen und schmerzhaften Hautrissen leiden viele Betroffene auch unter den sozialen und psychologischen Folgen, die mit der Sichtbarkeit ihrer Erkrankung einhergehen. Sie kämpfen mit Stigmatisierung, Ekelreaktionen und einem Gefühl der Ausgrenzung. Es wird Zeit, diese Erkrankungen zu enttabuisieren und Vorurteile abzubauen.

Fakten zu chronischen Hauterkrankungen

Psoriasis ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise Hautzellen angreift, was zu schuppigen, entzündeten Plaques führt. Neurodermitis hingegen ist oft mit einer geschwächten Hautbarriere verbunden, die trockene, juckende und entzündete Hautpartien verursacht. Beide Erkrankungen sind nicht ansteckend, können jedoch das Leben der Betroffenen stark belasten.

Wie enttabuisieren wir Hauterkrankungen?

1. Aufklärung und Dialog fördern

Viele Menschen wissen wenig über chronische Hauterkrankungen, was zu Vorurteilen führt. Aufklärungskampagnen können helfen, Berührungsängste abzubauen. Öffentlichkeitsarbeit, die die Perspektiven von Betroffenen zeigt, schafft Verständnis.

2. Begegnungen ermöglichen

Der direkte Kontakt mit Betroffenen zeigt, dass es keinen Grund zur Distanz gibt. Berührungsängste können oft durch persönliche Gespräche oder den Austausch in inklusiven Gruppen überwunden werden.

3. Sprachsensibilität entwickeln

Begriffe wie „eklig“ oder abwertende Bemerkungen verletzen und verstärken das Stigma. Eine respektvolle und sensible

Sprache trägt dazu bei, die Akzeptanz zu fördern und das Selbstbewusstsein von Betroffenen zu stärken.

Berührungen wieder zulassen… Berührungen sind ein wesentlicher Bestandteil zwischenmenschlicher Beziehungen, doch viele Menschen meiden körperlichen Kontakt mit Hauterkrankten aus Angst oder Unsicherheit. Dabei können Berührungen nicht nur psychologisch heilsam sein, sondern auch ein Zeichen von Akzeptanz setzen.

Chronische Hautkrankheiten sind oft mit psychischem Stress verbunden, der die Symptome zusätzlich verschlimmert.

Wer sich traut, die Hand eines Betroffenen zu halten oder einen liebevollen Umgang zu zeigen, trägt aktiv dazu bei, Barrieren zu durchbrechen. Unterstützende Gesten und Empathie können den Weg zu einer offenen und inklusiven Gesellschaft ebnen.

…Vorurteile ablegen Chronische Hauterkrankungen erfordern nicht nur medizinische, sondern auch gesellschaftliche Unterstützung. Aufklärung, Dialog und ein bewusster Umgang mit Sprache und Berührungen sind der Schlüssel, um Vorurteile abzubauen. Nur so können wir gemeinsam eine Kultur schaffen, in der jeder Mensch – unabhängig von seiner Haut –respektiert und geschätzt wird.

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Mit sanfter Stärke gegen Hautprobleme

Hautprobleme haben eins gemeinsam: Sie stören und kommen immer zur falschen Zeit. Doch zum Glück gibt es sanfte Lösungen.

Ein neuer Pickel, Pigmentflecken, schuppige Haut oder Rötungen mit Juckreiz –Hautprobleme stören nicht nur optisch, sondern können zur Belastung werden. Die Ursachen sind vielfältig und doch können kleinere Herausforderungen und Hautprobleme mit der richtigen Pflege im Alltag gut bewältigt werden.

Die Pflegeserie von „Herbacin Skin Solutions“ hilft dabei, zu Problemen neigende Haut im Alltag zu unterstützen. Die sieben Produkte wurden auf die Pflegebedürfnisse abgestimmt von Haut, die zu Problemen wie Trockenheit, Pickeln oder Pigmentveränderungen neigt. Grundlage der Produkte ist ein sanftes Pflanzentrio aus Aloe-Vera, Ringelblume und Kamille. Die Extrakte dieser Pflanzen wirken antibakteriell, entzündungshemmend und regenerierungsfördernd. Je nach Produkt und Hautproblem werden weitere Wirkstoffe kombiniert.

Ein besonders spannendes Produkt aus der Skin Solutions Serie ist der „Dead Sea Salt Balm“. Die positiven Effekte, die die spezielle Mineralien-Zusammensetzung des Toten Meersalz auf den Hautstoffwechsel haben kann, werden hier voll ausgeschöpft. Der Balsam aus der Skin Solutions Serie zeichnet sich durch seine besonders hohe Salzkonzentration und den Verzicht auf jegliche Duftstoffe aus. Gerötete, juckende Haut kann so optimal bei der Regeneration unterstützt werden und auch der Hauterneuerungsprozess wird angekurbelt. Als ideale Ergänzung für dieses Spezial-Produkt bietet sich hier die „Special Care Cream“ aus der Skin Solutions Serie an. Pflanzliches Glycerin in Kombination mit der 3-fach Pflanzenformel versorgt die Haut mit reichhaltiger Feuchtigkeit und beruhigt sie zugleich – ideal für die Feuchtigkeitspflege besonders trockener, rauer und schuppiger Haut.

„Schöne Haut liegt in unserer Natur“ – dieser Grundsatz gilt seit Gründung des Unternehmens Herbacin durch zwei Apotheker im Jahr 1905. Ziel des Herbacin eigenen Labors ist stets gut verträgliche, wirksame und von der Natur inspirierte Pflegeformeln zu entwickeln.

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„Offenheit und gegenseitige Rücksichtnahme sind das A und O!“

Als Paolo 22 Jahre alt ist, bekommt er die Diagnose Morbus Crohn. Irgendwann wird es so schlimm, dass er einen künstlichen Darmausgang (sog. Stoma) bekommt. Ende 20, chronisch krank und Beutel am Bauch: So sah seine neue Lebensrealität aus.

Mittlerweile geht er offen mit seiner Erkrankung um und spricht ganz transparent über sein Leben mit CED und Stoma, um andere Betroffene zu unterstützen und aktiv Aufklärungsarbeit zu betreiben. Vor allem die Themen Partnerschaft und Intimität können für Betroffene große Stolpersteine sein.

Wir sprachen mit Paolo und seiner Partnerin Annika darüber, wie sie beide damit umgehen und warum ein offener Umgang mit chronischen Erkrankungen so wichtig ist.

Paolo, du hast Morbus Crohn und lebst zudem mit einem Stoma. Du gehst sehr offen mit deiner Erkrankung um. Das fiel dir sicher nicht immer leicht, oder?

Das war tatsächlich nicht leicht, am Anfang war das sogar eine Sache, für die ich mich sehr geschämt habe. Deswegen habe ich mich auch so schwer getan, das Stoma überhaupt machen zu lassen. Ich habe vor meiner Erkrankung als Personal Trainer gearbeitet, habe Sport studiert und sah dementsprechend fit aus. Die Vorstellung, diesen Beutel an meinem damals durchtrainierten Körper zu haben, fand ich schrecklich, abstoßend und ekelhaft. Ich habe sieben Jahre lang lieber in täglichem Schmerz verbracht. Als der Crohn lebensbedrohlich für mich wurde, stand ich dann vor der Entscheidung: Beutel oder Tod. Zum Glück hat die Vernunft gesiegt und ich habe mich für den Beutel entschieden.

Als ich mich 2020 wieder besser fühlte, habe ich angefangen, TikTok-Videos zu machen, ursprünglich zum Thema Anime. Ich habe mir eine Community von 65.000 Menschen aufgebaut, und einer aus dieser Community wusste, dass ich ein Stoma habe. Er fragte mich, warum ich nicht darüber mal ein Video mache. Ich dachte: Warum sollte ich das tun und etwas so Vulnerables von mir preisgeben? Es ging mir aber nicht mehr aus dem Kopf und ich fragte mich dann, warum eigentlich nicht? Schließlich hat mir mein Stoma das Leben gerettet. Ich habe mich sehr überwinden müssen, aber habe das Video gemacht. Eigentlich bestand es aus einer Minute um den heißen Brei herumreden und am Ende ganz kurz zwei Sekunden lang das Stoma zu zeigen. Ich war schon auf alle möglichen Ekel-Kommentare eingestellt, aber genau das Gegenteil ist passiert: Das Feedback war überwältigend positiv und ich kam mit Menschen in Kontakt, die jemanden im nahen Umfeld hatten, der ein Stoma trägt, oder die selbst ein Stoma haben. Das war mein Start als Stoma-Content-Creator und mein Welcome in der Stoma-Community.

Wie war das für euch beide, als ihr euch kennengelernt habt?

Paolo : Da habe ich schon Content zu diesem Thema gemacht, dadurch war das Thema direkt vom Tisch.

Annika: Wir haben uns über Instagram kennengelernt, deswegen wusste ich, dass Paolo eine CED hat und mit Stoma lebt.

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Für mich war das überhaupt kein Thema, vor allem, weil ich auch im familiären Umfeld Menschen mit chronischen Erkrankungen habe. Klar, als wir uns dann näher kennengelernt haben, habe ich erst mal gemerkt, was es bedeutet, so eine Erkrankung zu haben und wie es einen im Alltag einschränken kann. Aber es war nie so, dass ich gedacht hätte: Nee, sowas geht gar nicht in einer Partnerschaft.

Welche Rolle spielt Paolos Morbus Crohn in eurem Alltag als Paar, besonders, wenn es Paolo gerade krankheitsbedingt nicht gut geht?

Paolo: Ich sage ganz offen, wenn es mir nicht gut geht. Ich möchte nicht, dass Annika sich Sorgen macht, wenn ich plötzlich abwesend scheine oder ihr nicht die Liebe entgegenbringe, die sie sonst von mir bekommt.

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Wenn man einen Schub hat, hat man einfach sehr mit seinen Schmerzen zu tun. Ich bin dann eher in mich gekehrt und suche mir Ruheinseln. Ein offener Umgang damit in der Partnerschaft ist wichtig, damit man sich gegenseitig unterstützen kann. Sie kocht mir dann z. B. leicht verträgliche Gerichte, krault mir den Kopf und ist einfach für mich da. Genauso mache ich das auch, wenn es ihr mal nicht gut geht und Annika z. B. Periodenschmerzen hat. Offenheit und gegenseitige Rücksichtnahme sind das A und O. Das Schlimmste, was man machen kann, ist, sich zu verschließen, denn dann besteht die Gefahr, dass der Partner/die Partnerin das persönlich nehmen könnte.

Verständnis und Einfühlsamkeit sind extrem wichtig in diesem Prozess, damit die betroffene Person merkt: Ich bin gut so, wie ich bin, und ich werde genau so geliebt.

Annika: Inzwischen spüre ich auch, ohne dass Paolo etwas sagt, dass es ihm nicht gut geht. Dann frage ich auch aktiv nach, gebe ihm den Raum, den er braucht und schaue, was ich tun kann, damit es ihm besser geht. Denn in gewisser Weise leide ich ja mit ihm mit und es fällt mir schwer, mit anzusehen, wenn es ihm schlecht geht.

Wie geht ihr das Thema Intimität mit CED/Stoma an und was ist besonders für dich, Paolo, dabei wichtig, damit du dich fallen lassen kannst?

Paolo: Ich war Annika da einen Schritt voraus, da ich das Stoma schon einige Jahre hatte und auch vorher bereits in Beziehungen war. Das erste Mal war es recht schwierig, mich dahingehend zu öffnen. Aber da meine erste Part-

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nerin, die mich mit Stoma kennengelernt hat, eine Mutter mit einer chronischen Erkrankung hatte, war das nötige Verständnis dafür direkt da. Ich habe damals schon vor dem ersten Date erwähnt, dass ich ein Stoma habe, und sie war vollkommen ok damit. Sie hat mir angeboten, dass wir uns mit dem Thema Intimität so viel Zeit nehmen können wie ich brauche. Das hat mir sehr geholfen. Genau diese Dynamik hatte ich direkt auch mit Annika. Sie nimmt mich an, wie ich bin und gibt mir so einen sicheren Raum für Intimität. Schwierig wird es, wenn die andere Person nicht das nötige Verständnis hat und sich vielleicht sogar ekelt. Das kann und sollte man aber keinem übel nehmen, denn schließlich habe ich mich anfangs selbst vor einem Stoma geekelt. Aber das zeigt, dass es immer noch viel Aufklärung rund um das Thema braucht.

Paolo, welche Tipps möchtest du anderen Betroffenen an die Hand geben, die sich nicht sicher sind, wie sie mit ihrer Erkrankung in Bezug auf das Thema Partnerschaft umgehen sollen?

• Tipp Nummer eins: Nehmt euch selbst an und reflektiert, wie ihr euch selbst seht. Denn wenn man eine positive Grundeinstellung hat und gut über die eigene Erkrankung informiert ist, gibt das Selbstsicherheit, die auch auf andere ausstrahlt. Es ist ein Unterschied, ob ich sage „Ich bin krank und habe ein Stoma, und das läuft ständig aus und mein Bett ist voller Kot, ist alles ganz furchtbar!“, oder ob ich erkläre „Hey, ich hab ein Stoma, und das hat mir mein Leben gerettet! Ich kann damit alles machen, treibe Sport, gehe auf Reisen. Ich muss alle zwei, drei Tage meine Platte wechseln und jeden Tag den Beutel, aber ist alles kein Ding.“ Selbstakzeptanz ist also extrem wichtig.

• Tipp Nummer zwei: Möglichst früh im Kennenlernprozess ehrlich sein. Klar, man muss sich nicht direkt vorstellen mit „Hallo, ich bin Franzi, bin 23 und hab ein Stoma“, aber spätestens, wenn man merkt, dass gegenseitige Anziehung da ist, sollte man das Thema ansprechen.

Und Annika, was ist aus deiner Sicht als Partnerin eines Menschen mit chronischer Erkrankung wichtig, wenn man die Partnerin oder den Partner dabei unterstützen möchte, Hemmschwellen in der Partnerschaft abzubauen?

Man sollte sich mit der Erkrankung auseinandersetzen, um zu verstehen, was es bedeutet, damit zu leben. Und man sollte viel und offen kommunizieren, um den anderen unterstützen zu können. Wir gesunden Menschen haben ja auch schambehaftete Themen; umso krasser muss es für chronisch kranke Menschen sein, darüber zu sprechen. Dass Paolo so offen damit umgeht und in der Öffentlichkeit dazu aufklärt, hat es für uns nur leichter gemacht.

Aber ich kann mir gut vorstellen, dass Menschen, die die Diagnose gerade erst bekommen haben, es schwer haben. Umso mehr muss der Partner in die Kommunikation investieren, damit viel Raum für Offenheit geschaffen werden kann. Verständnis und Einfühlsamkeit sind extrem wichtig in diesem Prozess, damit die betroffene Person merkt: Ich bin gut so, wie ich bin, und ich werde genau so geliebt.

Erfahrt mehr über chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und Stoma!

Auf seinen Social Media-Kanälen teilt Paolo viele persönliche Einblicke in sein Leben und klärt unter anderem über die Themen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und Stoma auf. Das macht der leidenschaftliche Musiker ganz bewusst auf seine ganz eigene, humorvolle Art und Weise.

Schaut doch mal bei Instagram oder TikTok vorbei!

Tabu-Thema CED – Chronisch-entzündliche Darmerkrankung

Themen, die sich mit unserem Darm und unserer Verdauung beschäftigen, sind in unserer Gesellschaft oft ein Tabu und häufig mit Scham behaftet. Für Menschen mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) ist es dadurch selbst im nahen Umfeld oft schwierig, über die Symptome ihrer Erkrankung zu sprechen.

Dabei ist Aufklärung wichtig, allein in Deutschland leben ca. 500.000 Menschen mit einer diagnostizierten CED. Bei der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) handelt es sich um einen Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, die auf eine krankhafte Immunreaktion zurückzuführen sind. Die häufigsten CED sind Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Typische Beschwerden reichen hierbei von Bauchschmerzen und Blähungen über unregelmäßigen Stuhlgang bis hin zu heftigen Krämpfen und Durchfällen, und das oft mehrmals am Tag.

Symptome ernst nehmen und abklären lassen

Bei einer CED ist die natürliche Schutzfunktion der Darmschleimhaut gestört, was einen andauernden Entzündungsprozess im Körper auslösen kann. So kann nicht nur die Lebensqualität stark eingeschränkt sein, der Entzündungsprozess kann auf Dauer auch Darmschleimhaut und Darmwand nachhaltig schädigen und zu einer Beeinträchtigung der normalen Darmfunktion führen. Um Organschäden zu vermeiden, sollten Symptome wie häufige Magen-Darm- und Verdauungsbeschwerden frühzeitig abgeklärt werden. Die meisten CED-Patient:innen erhalten die Diagnose im Alter zwischen 15 und 35 Jahren. Bei den Betroffenen befindet sich das Immunsystem quasi ständig in „Abwehrhaltung“. Ein einmal angestoßener Entzündungsprozess im Darm klingt nicht mehr ab. Es kommt lebenslang zu mehr oder weniger ausgeprägten Entzündungsphasen und auch das Risiko für andere chronisch-entzündliche Erkrankungen wie Schuppenflechte oder Arthritis steigt. Zur Behandlung einer CED stehen mittlerweile verschiedene Therapieoptionen und Medikamente zur Verfügung. Vorrangige Behandlungsziele sind schnelle Symptomverbesserung, Eindämmung der Entzündung und das Erreichen langer beschwerdefreier Phasen. Neben einer optimalen Therapie ist es auch wichtig, schubauslösende Faktoren wie z. B. Stress zu vermeiden und einen guten Umgang mit der Erkrankung zu finden.

Offen kommunizieren für mehr Verständnis

Denn häufig machen den Patient:innen nicht nur die körperlichen Beschwerden wie Bauchschmerzen und Durchfall zu schaffen, sondern auch Scham sowie fehlendes Verständnis ihres Umfelds. Begreiflicherweise ist es für viele Betroffene herausfordernd, über Verdauungsprobleme zu sprechen und es bleibt immer eine individuelle Entscheidung, ob und wem sie sich anvertrauen möchten.

Doch über die eigene Erkrankung zu sprechen kann durchaus Vorteile haben. Viele Menschen haben noch nie etwas von einem Morbus Crohn oder einer Colitis ulcerosa gehört und können sich nicht vorstellen, wie eine CED das Leben beeinflussen kann. So kann eine offene und ehrliche Kommunikation nicht nur dabei helfen, Verständnis und Akzeptanz zu fördern, auch die Unterstützung von Familie oder Freund:innen kann sehr wertvoll sein.

Podcasts von Betroffenen

In der „Klartext“-Podcast-Reihe von Johnson & Johnson erzählen Betroffene von ihren persönlichen Erfahrungen und warum es sich für sie gelohnt hat, offen von ihrer Erkrankung zu erzählen. Auch wenn CED bisher nicht heilbar sind, ist es selbst bei einem schweren Verlauf heute oftmals möglich, die Erkrankung zufriedenstellend zu kontrollieren und die Lebensqualität weitgehend zu erhalten.

Weitere Podcast-Folgen sowie zahlreiche Informationen zu CED und Tipps zum Umgang mit der Erkrankung gibt es auf www.meine-ced.de

paolo.phoenix

Psychische Erkrankungen können

jede:n treffen!

Über Krankheiten der Psyche reden wir nicht genug. Schlimmer noch: Depressionen, Angststörungen oder Schizophrenie tabuisieren und davon Betroffene stigmatisieren wir häufig. Dr. Leon Windscheid (36) erklärt im Interview, wie wir das Tabu brechen und die Stigmata abbauen können. Zudem zeigt der Psychologe, Unternehmer, Podcaster, Moderator und Autor bewährte Strategien zur Stressbewältigung auf. Text Doreen Brumme

Dr. Windscheid, wie enttabuisieren und entstigmatisieren wir psychische Krankheiten, um Betroffene zu unterstützen?

Indem wir – Betroffene und nicht Betroffene – uns zuallererst klar machen, dass es in Deutschland Millionen Menschen mit psychischen Erkrankungen gibt. Der Anteil der Erwachsenen hierzulande, die innerhalb eines Jahres die Kriterien einer psychischen Erkrankung erfüllen, liegt bei besorgniserregenden 27,8 Prozent1. Das sind etwa 18 Millionen Menschen – so viele, wie in ganz NordrheinWestfalen2 leben. Ebenso besorgniserregend: Bei Kindern und Jugendlichen sind es 20 Prozent 3, die innerhalb eines Jahres an einer psychischen Störung erkranken.

Betroffenen zeigen diese hohen Prozentsätze: Ich bin nicht allein mit meiner Krankheit. Uns allen zeigen sie: Psychische Erkrankungen sind kein Randphänomen unserer Gesellschaft – jede:r kann psychisch erkranken. Die große Betroffenheit bedeutet: Wir müssen dringend über psychische Krankheiten reden und uns damit auseinandersetzen. Wir müssen uns alle darin schulen, am

psychischen Erkrankungen öffentlich machen, tragen sie mit dazu bei, dass das Tabu gebrochen und Stigmata abgebaut werden.

Welche Strategien zur Stressbewältigung empfehlen Sie, um in einer Zeit psychisch stabil zu bleiben, in der berufliche, private und mediale Anforderungen sowie globale Herausforderungen viele Menschen zunehmend unter Druck setzen?

Die Anforderungen an uns alle sind sehr hoch und steigen stetig – im Job, im Bett, auf der Yogamatte, bei Instagram. Die meisten begegnen dem Stress, den der wachsende Anforderungsdruck ihnen bereitet, eher problemorientiert. Sie wenden sich einem Problem nach dem anderen zu, um diese zu lösen. Doch was tun, wenn ein Problem nicht lösbar ist? Oder bei zu vielen Problemen auf einmal?

Dann hilft uns der Fokus auf die Gefühle weiter, die die Probleme in uns wecken: Ärger, Wut, Sorge, Angst und andere. Wir müssen lernen, Unabänderliches ebenso wie Unperfektes als solches anzunehmen, lernen, die aufkommenden negativen Gefühle auszuhalten und

Mehr als jede:r vierte Erwachsene und jedes fünfte Kind in Deutschland leiden innerhalb eines Jahres an einer psychischen Erkrankung. Damit müssen wir uns dringend auseinandersetzen.

Dr. Leon Windscheid Psychologe, Unternehmer, Podcaster, Moderator und Autor

Gerade jungen Menschen wird der gesellschaftliche Drang nach Perfektion zum Verhängnis. Mehr und mehr von

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In den USA ist das U inzwischen keins mehr. Für Europa deutet sich eine ähnliche Entwicklung an: Junge Menschen sind immer unzufriedener und unglücklicher. Das besorgt mich sehr. Und es treibt mich an, mit meinen Büchern, Shows und Podcasts zu unterstützen, wo ich kann. Meine neue Show „Alles perfekt“ 4, mit der ich ab Ende November toure, dreht sich um den übertriebenen Anspruch an uns. Ich möchte dazu anregen, einen neuen Blick auf uns selbst zu werfen und zu erkennen, dass dann alles perfekt ist, wenn wir akzeptieren, dass niemals alles perfekt ist.

Viele Menschen, die an Depressionen oder Burnout leiden, fühlen sich allein, schuldig oder als hätten sie „versagt“. Wie kann man mit diesen Gefühlen klarkommen?

Das Gefühl, alleine zu sein, schildern mir viele Betroffene. Ich höre auch oft, wie psychisch angeschlagene Menschen ihr Leid ignorieren („Psychisch krank – ich doch nicht!“) oder unterdrücken („Stell dich nicht so an!“) – und beobachte, wie sie trotz zunehmendem Leidensdruck weitermachen wie gehabt, weil unsere Leistungsgesellschaft ihnen Leistungen abverlangt. Schluss damit!

• Ändern Sie bewusst, wie Sie über sich denken und wie Sie mit sich reden. Fragen Sie sich: Was würde ich meiner besten Freundin oder Freund in dieser Lage sagen? Wie würde ich mein Mitgefühl ausdrücken?

• Richten Sie dieses Mitgefühl auch auf sich! Legen Sie jedes Mal eine Selbstmitgefühl-Pause ein, wenn Sie sich dabei ertappen, dass Sie sich abwerten oder beschuldigen. Es hilft, diese Pause zu ritualisieren, beispielsweise mit einer Geste wie Hand aufs Herz oder mit einem Schlüsselwort. Unterbrechen Sie so Ihr eingefahrenes Denk- und Verhaltensmuster und trainieren Sie sich in Selbstwertschätzung!

Betroffenen rate ich im ersten Schritt, mit jemandem zu sprechen. Mir ist klar, dass es Überwindung kostet, sich einer Freundin oder einem Freund, den Eltern, der Hausärztin oder dem Hausarzt anzuvertrauen.

Doch psychische Krankheiten sind weder nebulös noch mysteriös. Im Gegenteil: Es gibt klare medizinische Kriterien dafür. Den Gang zu Psychologinnen und Psychologen sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten als zweiten Schritt scheuen noch viel zu viele, weil sie sich vor einer Diagnose fürchten. Dies leider auch wegen noch immer weit verbreiteter Vorurteile. Doch seien Sie versichert: Die Fachleute wollen niemanden „in eine Zwangsjacke stecken“ und „in die Klapsmühle bringen“. Sie wollen und können verstehen, was mit einer:m los ist. Und vor allem: Sie wollen und können die gegebenenfalls diagnostizierte psychische Erkrankung wirkungsvoll behandeln. Ich weiß von Betroffenen, wie erleichternd eine Diagnose wirkt: Endlich hat das Ganze einen Namen! Endlich lässt sich etwas gegen das Leiden tun!

Auch Angehörige von psychisch Erkrankten kennen diese Isolation, Schuldgefühle und Versagensängste...

Ich beobachte viele Angehörige, die sich hingebungsvoll um ihr psychisch krankes Kind oder ihre:n psychisch kranke:n Partner:in kümmern. Aber: So manche:r verausgabt sich dabei. Diesen Menschen sage ich: Passen Sie gut auf sich auf! Sie sind Angehörige – kein:e Therapeut:in! Sie können Ihren Erkrankten helfen, eine Diagnose zu bekommen, einen Therapieplatz zu finden und die Therapie zu bewältigen. Sie haben dabei aber nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht, sich um sich zu kümmern, um unter der Last dieser Aufgabe nicht selbst zu verkümmern.

Als Psychologe blicken Sie tief in die menschliche Psyche. Welche Rolle spielt die psychische Stabilität der:s Einzelnen für unser kollektives Wohlbefinden?

Bitte, lassen Sie uns diesen Druck gar nicht erst machen: Wir müssen psychisch Erkrankten nicht auch noch das gesamtgesellschaftliche Wohlbefinden auflasten. Im Gegenteil: Es ist Aufgabe der Gesunden, dafür zu sorgen, dass sich jede:r in unserer Gesellschaft wohlfühlt und gleichberechtigt daran teilhaben kann.

Gab es in Ihrem eigenen Leben Momente, in denen Sie die von Ihnen empfohlenen Strategien selbst anwenden mussten, um Ihre mentale Gesundheit zu stabilisieren?

Na klar. Beim Schreiben meines Buches „Besser fühlen“5 wollte ich kurz vor der Deadline alles hinschmeißen. Ich fand das, was ich bis dahin geschrieben hatte, nicht gut genug.

Es ist Aufgabe der Gesunden, dafür zu sorgen, dass sich jede:r in unserer Gesellschaft wohlfühlt und gleichberechtigt daran teilhaben kann.

In dieser Gefühlskrise rief ich meine Eltern an und meine Mutter sagte mir: „Leon, ruf den Verlag an und bitte um Aufschub. Sag, dass du am Buch sitzt, es ganz sicher beendest, aber dafür mehr Zeit brauchst.“ Ich befolgte den mütterlichen Rat und die Deadline wurde verschoben –eine problemorientierte Lösung. Als dieser Termindruck wegfiel, konnte ich mich auch meinen Gefühlen widmen, mich aufbauen und mein Manuskript beenden.

Quellen 1 https://www.dptv.de/fileadmin/Redaktion/Bilder_und_Dokumente/ Wissensdatenbank_oeffentlich/Report_Psychotherapie/DPtV_Report_Psychotherapie_2021.pdf 2 https://www.it.nrw/nrw-einwohnerzahl-auch-im-erstenhalbjahr-2023-bei-ueber-18-millionen 3 https://www.bptk.de/pressemitteilungen/fast-20-prozent-erkranken-an-einer-psychischen-stoerung/ 4 https:// leonwindscheid.de/ 5 https://www.rowohlt.de/buch/dr-leon-windscheid-besserfuehlen-9783499003776

Für Weitere Informationen scannen Sie den QR-Code oder besuchen Sie die Webseite von Dr. Leon Windscheid: www. leonwindscheid.de

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„Ich möchte dieser leisen Krankheit eine laute Stimme sein.

Eine Depression ist gut behandelbar, wenn sie frühzeitig erkannt wird.“

Simon Licht ist ein renommierter deutscher Schauspieler und erfolgreicher Unternehmensgründer. Zusätzlich setzt er sich auch als Botschafter ein und nutzt seine Reichweite, um auf Themen der mentalen Gesundheit aufmerksam zu machen.

Als Schauspieler haben Sie einen anspruchsvollen Beruf. Welche Auswirkungen hat dieser auf Ihre mentale Gesundheit gehabt, und wie haben Sie gelernt, damit umzugehen?

Mich persönlich haben vor etwa 12 Jahren starke Panikattacken heimgesucht, ich hatte meine größten Attacken in Zusammenhang mit meiner Arbeit. Zunächst am Theater, ich stand vor 500 Menschen auf der Bühne und merkte, wie ich plötzlich die Kontrolle verliere und schiere Angst die Kontrolle übernimmt. Von da an hatte ich vor jeder Vorstellung und dann auch vor jedem Drehtag starke Angstzustände. Begleitend zu den Panikattacken kamen oft depressive Verstimmungen.

Keine klinischen Depressionen, aber doch auch starke mentale Tiefs. Ich habe dann intuitiv etwas getan, was ich heute jedem rate: Ich habe mir frühzeitig Hilfe geholt. Ich habe eine Therapie begonnen und auch ein Medikament bekommen. Die schnelle Reaktion hat dazu geführt, dass ich insgesamt relativ schnell wieder aus diesem Kreislauf herausgekommen bin. Interessanterweise hat mich diese Krise und die Auseinandersetzung mit den Panikattacken positiv beeinflusst und mein Leben nachhaltig verändert. Ich betreibe regelmäßig mentales Coaching, ich meditiere, treibe bewusst viel Sport und wenn ich spüre, dass mich etwas belastet, kann ich den Ursprung relativ schnell identifizieren und entsprechend reagieren. Sicher sind Panikattacken nicht mit diagnostizierten Depressionen zu vergleichen, aber dass ich diese mentalen Tiefs gespürt habe, gibt mir eine Ahnung, was diese Krankheit bedeutet. Und am Ende hat es mich zutiefst motiviert, mich für Betroffene einzusetzen und Aufmerksamkeit und Aufklärung für diese leise Krankheit zu erzeugen.

Sie unterstützen als Botschafter die Initiative „Gemeinsam gegen Depression“. Was machen Sie konkret?

In erster Linie mache ich medial auf das Thema mentale Gesundheit aufmerksam. Und ich unterstütze als Gast in Fernsehformaten und auf Panels die Themen Depressionshilfe und Suizidprävention. Wir haben innerhalb unserer Initiative „Gemeinsam gegen Depression“ unterschiedliche Focusfelder. So hatten wir im Oktober, dem Monat der seelischen Gesundheit, eine Veranstaltung mit dem Titel „Wege gehen –Auswege finden“ in Köln. Hier standen insbesondere Angehörige im Mittelpunkt, die innerhalb ihrer Familie oder ihres engsten sozialen Umfeldes eine an Depression erkrankte Person begleiten oder im schlimmsten Fall auch einen Menschen durch einen Suizid verloren haben. Eine schier unerträgliche Situation. Aber es ist trotzdem möglich, hier gegenseitige Hilfsangebote, Rat und Orientierung anzubieten.

Als Schauspieler habe ich eine entsprechende Reichweite, die möchte ich nutzen. Nun bin ich weder Arzt noch Betroffener. Aber aus meiner Erfahrung und aus meinem beruflichen und privaten Umfeld weiß ich, auf wie viel Unverständnis an Depression erkrankte Menschen stoßen. Deshalb nochmal ganz klar: Depression ist eine Krankheit und keine Reaktion auf widrige Lebensumstände. Und sich Hilfe zu holen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Ich möchte, dass wir offener mit Depressionen umgehen - und eine gesellschaftliche Atmosphäre schaffen, in der Menschen ganz selbstverständlich professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Depression ist eine Krankheit und keine Reaktion auf widrige Lebensumstände."

Frühzeitig zum Arzt gehen oder mithilfe von Freunden oder Angehörigen begleitet zu werden, wenn der eigene Antrieb krankheitsbedingt fehlt, hilft wahnsinnig, und dann ist die Krankheit meist auch gut behandelbar.

Gibt es spezielle Techniken oder Strategien, die Sie verwenden, um sich selbst zu stärken und Ihre mentale Gesundheit zu fördern?

Ich versuche einfach so „gesund“ wie möglich zu leben. Ich tue die Dinge, die ich tue, „bewusst“. Ich mache viel Sport, versuche mich bewusst zu ernähren, zu meditieren und gehe nach wie vor zum Coaching. Ich kann auch nicht immer Stress vermeiden oder habe manchmal Situationen, die mich aus der Balance bringen. Da geht es mir wie jedem anderen Menschen auch. Wichtig ist, denke ich, Routinen und Praktiken zu entwickeln, die einem gut tun und diese immer wieder einzuüben und einfach regelmäßig zu machen. Dann kann ich frühzeitig erkennen, wo Schwierigkeiten entstehen können und dagegen steuern.

Für weitere Informationen scannen Sie den QR-Code oder besuchen Sie unsere Webseite unter: www.gemeinsam-gegen-depression.de

Brechen wir das Tabu – sprechen wir über Epilepsien!

Im Interview Univ.-Prof.in Dr. med. Susanne Knake, Fachärztin für Neurologie, Intensivmedizin und Geriatrie, stellvertretende Direktorin der Neurologischen Klinik am Uni-Klinikum Marburg, Leiterin Epilepsiezentrum Hessen (EZH), 1. Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie

Epilepsieerkrankte werden bis heute stark tabuisiert. Univ.Prof.in Dr. med. Susanne Knake, Neurologin und erste Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie begründet hier, warum wir dringend über Epilepsien sprechen müssen:

1. Epilepsie kann jeden treffen.

2. Jeder Zehnte erlebt in seinem Leben einen epileptischen Anfall.

3. Jede:r Hundertste leidet an einer aktiven Epilepsie1 .

An Epilepsie Erkrankte und Angehörige sorgen sich wegen eines SUDEP. Wie hoch ist das Risko dafür – und wie lässt es sich senken?

Der SUDEP („sudden unexpected death in epilepsy“) ist zwar selten, dennoch ein reales Risiko, über das wir deshalb sprechen müssen: Pro Jahr kommt es bei ca. 1 von 1.000 erwachsenen Betroffenen zu diesem plötzlichen, unerwarteten Tod. Wie beim sogenannten plötzlichen Kindstod sind auch die Ursachen des SUDEP noch nicht hundertprozentig erforscht. Wir wissen aber, dass Männer ein erhöhtes Risiko haben, insbesondere im Alter von 20 bis 40 Jahren. Studien ergaben zudem, dass der SUDEP eher alleine sowie auf dem Bauch Schlafende trifft. Er tritt typischerweise 20 bis 40 Minuten nach einem epileptischen Anfall auf – Herz oder Atmung setzen dabei aus. Epilepsiepatientinnen und -patienten sowie Angehörige müssen das wissen, um für den seltenen Fall vorbereitet zu sein. Ratsam ist es, dass Letztere einen Ersthelfer-Kurs absolvieren, um sofort die richtigen Wiederbelebungsmaßnahmen ergreifen zu können. Für alleine Lebende können ggf. Überwachungssysteme geeignet sein, die ggf. die vor allem risikobehafteten nächtlichen Anfälle aufzeichnen können. Grundsätzlich ist Anfallfreiheit das Ziel der Epilepsiebehandlung – je weniger, vor allem nächtliche und vor allem weniger große, bilateral-tonisch-klonische Anfälle auftreten, desto geringer ist das SUDEP-Risiko.

Therapietreue zahlt sich zudem aus – laut Studien mit deutlich weniger Anfällen. Außerdem gilt – je früher die Erkrankung diagnostiziert wird und die Behandung startet, desto günstiger ist oft der Verlauf, auch bzgl. der begleitenden sozialen Einschränkungen. Sollten Patienten nach dem ersten oder zweiten Medikament nicht anfallsfrei werden, gilt: Eine frühe spezialisierte Behandlung ist wichtig, um dann die Diagnose im Epilepsiezentrum zu prüfen und herauszufinden, ob ein epilepsiechirurgischer Eingriff in Betracht kommt. In Deutschland dauert es aktuell immer noch 10 Jahre, bis ein Patient mit Anfällen zu einer solchen Diagnostik zugewiesen wird, das ist zu lange und so vergehen für den Patienten wichtige Jahre. Und, das zeigt die Praxis, ein erfolgreicher epilepsiechirurgischer Eingriff kann bei einem Teil der Patienten anhaltende Anfallsfreiheit erzielen

Wann kommt eine OP in Frage?

Erster Anhaltspunkt ist, dass zwei Anfallssuppressiva der ersten Wahl keinen Behandlungserfolg brachten. Sobald das der Fall ist, sollten sich Betroffene in einem Epilepsiezentrum vorstellen. Dort prüfen Spezialistinnen und Spezialisten die Eignung für einen epilepsiechirurgischen Eingriff: Unter anderem werden Betroffene dann Tag und Nacht mit einem Video-EEG untersucht, um ein Bild ihrer individuellen Erkrankung zu gewinnen. Aus welcher Hirnregion kommen Anfälle, wie breiten sie sich aus? Um einen oder mehrere Anfallherde zu lokalisieren, messen wir die Hirnaktivitäten bei Anfällen und suchen im Gehirn Läsionen, im MRT-Bild oft angeborene oder im Laufe des Lebens erworbene, oder sehr diskrete Organisationsstörungen der Hirnstruktur. Am Ende ergibt sich eine Art Landkarte des Gehirns: Ein einzelner Anfallsherd (fokale Epilepsie, etwa 60 Prozent aller Epilepsien), der operativ gut erreicht und entfernbar ist, und dessen Entfernung wahrscheinlich keine wichtigen Hirnfunktionen beeinträchtig, spricht für eine OP.

Epilepsien – was sind die großen Tabus? Im Gespräch mit Betroffenen erkenne ich zwei große Tabus: „Epilepsie und Kinderwunsch“ sowie „Epilepsie und Job“. Müssen Frauen mit Epilepsie auf ein Kind verzichten? Epilepsie-Patientinnen können eine gesunde Schwangerschaft erleben, ein gesundes Kind zur Welt bringen und dieses stillen. Auch darüber müssen wir dringend sprechen, denn laut einer Umfrage glaubt die Hälfte der betroffenen Frauen noch immer, dass dem nicht so sei und verzichtet zum Teil auf Nachwuchs. Das muss nicht sein. Mein Rat: Epilepsie-Patientinnen mit Kinderwunsch sollten sich ihren Ärztinnen und Ärzten frühzeitig anvertrauen und medikamentös bestmöglich einstellen lassen. Es gibt inzwischen Anfallssuppressiva, die nach aktuellem Wissen kein Risiko fürs Kind darstellen – weder im Mutterleib, noch beim Stillen. Wichtig ist, dass sich die werdende Mutter hier möglichst vor einer Schwangerschaft beraten lässt.

Epilepsie und Depressionen – gibt es da einen Zusammenhang?

Bei Epilepsie-Patientinnen und -Patienten treten Depressionen und krankhafte Ängste (Angststörungen) häufiger auf. Die behandelnden Mediziner:innen sollten die Möglichkeit einer solchen psychischen Begleiterkrankung immer in Betracht ziehen, wenn sich die Epilepsie-Patientinnen und – Patienten erstmals vorstellen. Das ist wichtig, da manche Anfallssuppressiva die Gefühlslage depressiver Betroffener noch weiter verschlechtern können.

... Das komplette Interview finden Sie online unter: www.gesunder-koerper.info

Hier gibt’s verlässliche Infos zu Epilepsie Deutsche Gesellschaft für Epileptologie e.V. (DGfE) www.dgfe.org

QR-Code scannen! Hier finden Sie aktuelle Infos zu EpilepsieLeitlinien für Patientinnen und Patienten.

Quelle https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/neue-gentherapie-gibt-hoffnung-fur-epilepsie-erkrankte-15473.php

Auf der Suche nach mehr Lebensqualität bei medikamentenresistenter Epilepsie?

Manche Formen der Epilepsie lassen sich mit Medikamenten nicht kontrollieren. In diesem Fall sollte man alternative oder ergänzende Behandlungen in Betracht ziehen.

VNS Therapy™ ist eine mögliche Zusatztherapie für Menschen mit medikamentenresistenter Epilepsie. Studien* zeigten, dass sie u.a. dabei hilft Anfälle zu verringern, zu verkürzen und die Lebensqualität zu verbessern.

Mehr als 125.000 Patienten, darunter über 35.000 Kinder, wurden weltweit bereits mit der VNS Therapy™ behandelt.

Mehr erfahren oder Eignung testen unter: www.vnstherapy.de

* Elliot RE et al, Epilepsy & Behavior 2011; 20: 57-63

Das VNSTherapie-System ist als Zusatztherapie für die Reduzierung der Anfallshäufigkeit bei Patienten indiziert, deren epileptische Erkrankung von partiellen Anfällen (mit oder ohne sekundäre Generalisierung) oder von generalisierten Anfällen geprägt ist, die refraktär auf Anfallsmedikamente sind. Die häufigsten Nebenwirkungen von VNSTherapyTM sind Heiserkeit, Kurzatmigkeit, Halsschmerzen und Husten. Diese Nebenwirkungen treten im Allgemeinen nur während der Stimulation auf und lassen üblicherweise im Laufe der Zeit nach. Die häufigste Nebenwirkung des chirurgischen Eingriffs ist eine Infektion. Wichtige Sicherheitsinformationen finden Sie unter www.vnstherapy.de/safety-information

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Deutschen AIDS-Stiftung entstanden.

Wohnen: mit HIV, ohne Vorurteile

Menschen mit HIV und Aids sind willkommen –Vorurteile müssen draußen bleiben. In den Wohnhäusern der Deutschen AIDS-Stiftung haben Intoleranz und Klischeevorstellungen zu HIV keinen Platz. Damit sich die Menschen dort wohlfühlen können.

In Deutschland gehört HIV zu den Tabu-Themen. Darüber zu sprechen, fällt oftmals schwer. Viele Menschen mit HIV trauen sich nicht, von ihrer Infektion zu erzählen – aus Angst vor Ausgrenzung. Andere sind unsicher im Umgang mit HIV-positiven Menschen oder meiden den Kontakt. Weil sich falsche Vorstellungen zum Leben mit HIV hartnäckig halten. Nicht immer ist es böser Wille, doch für Betroffene ist es stets schmerzhaft.

Wohnen in toleranter und respektvoller Umgebung Wer schon im Alltag spürt, dass HIV ein Stigma ist, soll vorurteilsfrei wohnen können. Das ist der Wunsch der Deutschen AIDS-Stiftung. Deshalb hilft sie nach ihren Möglichkeiten, die Lage zu verbessern. Früh hat die Stiftung für geschützten Wohnraum gesorgt. In Berlin, Köln und Essen gibt es schon lange ihre Wohnhäuser, nun ist ein Haus in Hannover dazugekommen. Alle Wohnhäuser sind auf die Bedürfnisse von Menschen mit HIV ausgerichtet.

Zum Beispiel in der Reichenberger Straße in Berlin. Seit 1999 gehört das Haus, das von ZIK, Zuhause im Kiez, betrieben wird, der Deutschen AIDS-Stiftung. Hier leben Frauen und Männer, die eine intensive psychosoziale Betreuung brauchen. Ein Pflegedienst, der auf HIV spezialisiert ist, ist täglich im Haus. Die Bewohnerinnen und Bewohner fühlen sich sicher und gut betreut.

Offen über das Leben mit HIV reden Sie können offen über ihr Leben und ihre Infektion reden – ohne Furcht vor Ablehnung. Im Schnitt altern Menschen mit HIV zehn Jahre früher als Menschen ohne HIV. Für sie ist es wichtig, ohne Angst vor einer Pflegesituation in die Zukunft zu schauen. Viele ältere Menschen mit HIV sind froh, dass sie mit ihrer Infektion alt geworden sind. Aber: HIV war oft ein gut gehütetes Geheimnis, mitunter jahrzehntelang. Für das Alter wünschen sie sich ein Umfeld, in dem sie ihre Infektion nicht verschweigen müssen.

Wichtig sind deshalb Betreuende und Pflegekräfte, die sich mit HIV auskennen und wissen, dass sich das Virus im Alltag nicht übertragen lässt, auch nicht in Pflegesituationen. Und es braucht Personen, die offen sind für bunte, interessante Lebensläufe.

Ein Umfeld, in dem sie ihre Infektion nicht verschweigen müssen.

Ein neues Haus der Deutschen AIDS-Stiftung Ende Oktober hat die Deutsche AIDS-Stiftung ein neues Wohnhaus in Hannover eröffnet. Mit 12 barrierefreien, teils rollstuhlgerechte Apartments, die mit bodengleichen Fenstern bewusst so gebaut sind, dass auch bettlägerige Bewohnerinnen und Bewohner einen Blick nach draußen haben.

Die Deutsche AIDS-Stiftung versteht sich als Anwältin von Menschen mit HIV und Aids. Viele von ihnen haben gesundheitsbedingt besondere Anforderungen an ihr Wohnumfeld. Das senkt ihre Chancen auf dem ohnehin zugespitzten Wohnungsmarkt drastisch. Mit dem neuen Wohnhaus „Leine38“ in Hannover gibt es nun eine gute Aussicht auf eine passende Wohnung und auf eine spezialisierte, ambulante Pflege durch den Sozialdienstleister Der Paritätische Hannover.

Den Bau von Leine38 unterstützten: Deutsche Fernsehlotterie, Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, enercity.ProKlima und die Landeshauptstadt Hannover.

Die Deutsche AIDS-Stiftung ist sich sicher, dass auch das neue Wohnhaus ein Ort zum Wohlfühlen wird. Mit einer Atmosphäre, die zum Austausch und zu Begegnungen einlädt. Ohne Vorbehalte, ohne Tabu.

Für mehr Informationen zur Deutschen AIDS-Stiftung und ihren Wohnprojekten www.aids-stiftung.de

Die Deutsche AIDS-Stiftung klärt auf und hilft: in Deutschland und im besonders betroffenen südlichen Afrika.

Mit Ihrer Unterstützung!

ONLINE SPENDEN

aids-stiftung.de/spenden

Text Andrea Babar
„Der

Tod ist nie ein angenehmer Besucher“

Das sagt Prof. Dr. med. Michael Tsokos (57). Im Interview berichtet der international bekannte Rechtsmediziner, Forensiker und Bestsellerautor von seinen alltäglichen Begegnungen mit dem Tod und seiner teils detektivischen Arbeit – nicht nur mit Toten, sondern auch mit Lebenden.

Prof. Tsokos, Sie haben als Rechtsmediziner und Forensiker Tag für Tag den Tod vor Augen. Was treibt Sie an?

Ich habe in meinen mehr als 30 Jahren in der Rechtsmedizin bestimmt schon 250.000 Tote gesehen. Eins kann ich Ihnen sagen: Der Tod kommt zu jedem Menschen anders – und ist nie ein angenehmer Besucher. Indem ich den Tod Einzelner untersuche, lerne ich tagtäglich Neues über den menschlichen Körper – und unsere Gesellschaft. Oft weiß ich morgens nicht, was mich am Tag erwartet: Wer wird auf meinem Untersuchungstisch liegen und warum? Woran ist dieser Mensch gestorben – wurde er gar umgebracht? Mich treibt mein Spürsinn. Wie ein Detektiv möchte ich den Todesfall klären. Für mich gibt’s nix Spannenderes. Mein Befund trägt dazu bei, dass in unserer Gesellschaft Rechtssicherheit herrscht. Auch das ist mir wichtiger Antrieb.

Wie wahren Sie die nötige Distanz zum Toten vor Ihnen und zu dessen Tod?

Habe ich einen Leichnam vor mir, ist der nur noch die leere Hülle – die Pilotin oder der Pilot steckt da nicht mehr drin. Mit diesem Wissen kann ich mich sehr gut meiner Aufgabe widmen.

Nehmen Sie Ihren Job manchmal mit nach Hause? Meist gelingt mir das Abschalten zum Feierabend. Das Zusammensein mit meiner Familie und unserem Hund Fidi erdet mich. Und „zu therapeutischen Zwecken“ schreibe ich meine Bücher und mache ich meine Shows.

Was geschieht im Körper unmittelbar nach dem Tod – und was sagt das der Rechtsmedizin?

Die Rechtsmedizin hat den Tod entschlüsselt. All seine Facetten sind bekannt.

„Ich habe bestimmt schon 250.000 Tote gesehen und kenne den Tod in all seinen Facetten. Jede:n sucht der Tod in einem eigenen Gewand auf –angenehm ist sein Besuch nie.“

Prof. Dr. med. Michael Tsokos

Rechtsmediziner und Forensiker, Leiter des Landesinstituts für gerichtliche und soziale Medizin in Berlin-Moabit, Bestsellerautor von Sachbüchern, Thrillern und True-Crime-Büchern

Wenn das Herz aufhört, zu schlagen, sackt das Blut der Schwerkraft folgend ab und rutscht auch aus den Gefäßen heraus: Stirbt jemand auf dem Rücken, bilden sich entsprechende Ansammlungen auf der Rückseite des Leichnams: sogenannte Totenflecken. Ereilt der Tod eine:n im Sitzen, finden sich diese Flecken im Sitzfleisch. Auch die Schleimhaut des Darms wird rasch durchlässig, so dass sich Darmbakterien ungehindert ausbreiten und vermehren können. In Folge setzt rasch Fäulnis ein.

Geraten Sie dann unter Zeitdruck?

Nein. Wir können heutzutage selbst bei starker Fäule und Verwesung noch aussagekräftige Befunde erheben. Was gehört neben dem Obduzieren von Leichen noch zu Ihrer Arbeit?

Ich starte meinen Tag meist um acht Uhr im Sektionssaal. Für eine Obduktion brauche ich im Schnitt eine bis anderthalb Stunden. Anschließend sitze ich viel am Schreibtisch in meinem Büro: Dort fertige ich das zugehörige Protokoll an, das umfasst etwa 15 Seiten. Außerdem studiere ich die Akten zum jeweiligen Todesfall – eine zeiteinehmende Tätigkeit, die in TV-Serien oft untergeht. Mit Blick auf die Hinterbliebenen: Was macht den Tod eines Angehörigen besonders belastend?

Bei uns im Institut landen nur Leichname, die die Staatsanwaltschaft beschlagnahmt hat. Wir klären die Todesumstände und sorgen damit für Rechtssicherheit im Staat. Unter unseren Toten sind Opfer und Täter:innen. Die Angehörigen von Opfern wünschen sich meist umfassende Aufklärung zum Tod ihres Menschen. Das hilft ihnen, den Tod zu akzeptieren und zu bewältigen. Zugleich schmerzt gerade die Klarheit sie oft

Text Doreen Brumme

Was empfehlen Sie, wenn es angesichts des Todes um die Patientenverfügung oder Organspende

Sie arbeiten nicht nur mit Toten, sondern auch mit Lebenden – was hat es damit auf sich?

Prof. Dr. Michael Tsokos lesen und live erleben!

Zum neusten Buch: „Mit kaltem Kalkül. Ein Rechtsmedizin-Thriller“ (erschienen 2024 im Verlag Knaur TB) Erlebe die Spannung auf 368 Seiten

ISBN: 978-3-426-52872-3

Zur aktuellen Show: Für Infos und Tickets QR-Code scannen!

Weitere Informationen finden Sie auf Instagram @ dr.tsokos

MESSETIPP

Leben und Tod

Die Messe, die Mut macht

Seit über 16 Jahren bietet die Veranstaltung LEBEN UND TOD sowohl Fachleuten als auch Laien eine Plattform, um sich gemeinsam allen Themen am Ende des Lebens zu widmen. Während die haupt- und ehrenamtlich Begleitenden das Fortbildungsprogramm wahrnehmen, können Betroffene, Angehörige sowie Interessierte die vielfältige Messe besuchen, Lesungen hören oder Live-Musik lauschen. Die freundlich-herzliche Atmosphäre lädt dazu ein, sich über die Themen am Ende des Lebens zu informieren und auszutauschen. Sterben, Tod und Trauer sind ebenso vielfältig wie das Leben. Deshalb widmet sich die LEBEN UND TOD im nächsten Jahr dem Schwerpunkt Vielfalt unter dem Titel „Am Ende … sind wir alle gleich?“ – Vielfältig und einzigartig sein in der Sterbe- und Trauerbegleitung.

Die Termine: 16.+17. Mai 2025 in Bremen sowie 17. + 18. Oktober 2025 in der Messe Freiburg

Weitere Informationen finden Sie unter: www.leben-und-tod.de

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