Drei Generationen

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DREI GENERATIONEN

DOMiD

ARND KOLB GUENAY ULUTUNCOK




Foto: H체sn체 Dilaver | Selbstst채ndig



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18.02.2013

9:07 Uhr

Seite 6

Herausgeber: Arnd Kolb und Guenay Ulutuncok. Redaktion: Nadja Gawrisewicz | Copyright © alle Fotos (ohne Vermerk): Guenay Ulutuncok | Konzeption, Gestaltung und Produktion: Guenay Ulutuncok | Mediaproduction-Köln. Druck: book factory-Berlin Copyright © 2012 by Guenay Ulutuncok, Mediaproduction-Köln | Arnd Kolb, DOMiD. Alle Rechte ausdrücklich vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf in irgend einer Form ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers Guenay Ulutuncok reproduziert werden, insbesondere nicht als Nachdruck in Zeitschriften, Zeitungen oder in Digital-Medien, im öffentlichen Vortrag, für Verfilmungen oder Dramatisierungen, als Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen oder im Internet. Dies gilt auch für einzelne Bilder und Textteile. 1. Auflage Dezember 2012 | ISBN 978-3-9811827-0-5

Mit freundlicher Unterstützung von:



Š Graffiti: Harald Naegeli


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A r n d Ko lb

„Geteilte Heima t“ Guenay U 14 lutuncok Drei Gene Ömer Er rationen zeren 20 Yükse D i e l Pa z a E i n wa n d rkaya erung Deni z Bas 24 Aus de pina Yük n Tage r sel bücher P n, Teil 1 a zark Gu ena Wie aya 26 wa r y U Ara D eutsc lutu sÖ hlan nco ren Jür d so A k us d ge en T nB ageb Yü 40 ev üche ks D e rei el rs rn, T Au Gen eil 2 Pa za to era re rka Ein tion n eB en ya ilan 46 De z der r la letz ng eW Au ten sd e 50 g en 60 Jah Tag re eb üch ern , Te 72 il 3 78

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Wir sind Wir Wilfried Schmickler


W Wir sind Wir

Ich bin wir, und du bist wir, Und er ist wir, und sie ist wir, Wir vier sind wir! - So ist das hier! Doch die von da und der von da Sind nicht von hier und nicht wie wir.

Denn ich und du und er und sie Wir vier sind eben nicht wie die Und weder die noch der von da Kann sein wie wir, das ist doch klar. Selbst wenn er irgendwann vergisst, Dass er von ganz woanders ist Und glaubt, er wäre jetzt von hier Und wär jetzt auch genau wie wir, Dann geht das nich, Denn wir bin ich, Und wir bist du, Und er gehört da nicht dazu. Und so zu sein wie du und ich, Das will er in der Regel nicht. Und das ist ja auch richtig Und unwahrscheinlich wichtig, Dass jeder weiß, wer er ist Und niemals vergisst, Dass da da und hier hier Und die die und wir wir.

Weil's stets so war, Dass die von da, Und wir halt von hier, Und zwar aIle vier. Ich, du, er und sie, Und wären wir wie die, Dann wär'n wir ja von da, Und daran scheitert's ja. Wär'n wir von da Und die von hier, Dann wär'n die wir, Und wir wär'n die, Und wir wüssten nie, Wie es ist, dieses hier sein, Dieses ganz und gar wir sein. Weil nicht sein darf, was nicht sein kann, Drum fangen wir das erst gar nicht an! Ich bleib ich. Du bleibst du. Er bleibt er. Und sie bleibt sie. Wir vier bleiben wir, Und die bleiben die, Und so bleibt alles irgendwie Genauso, wie es immer war. Na, wunderbar!

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1200 Meter tief unter der Erde: T端rkische Arbeiter im Untertagebau in Gelsenkirchen, 1985

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„Geteilte Heimat“ von Arnd Kolb


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Drei Generationen türkischer Migranten in Lebensgröße porträtiert, als Teil der bundesdeutschen Wirklichkeit, als Teil dieser Republik, abgelichtet an ihren ehemaligen und aktuellen Arbeitsplätzen oder Schulen – so lautete die Idee, die das Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland (DOMiD) gemeinsam mit dem Fotografen Guenay Ulutuncok 2011 entwickelte. Das Fotoprojekt stellte einen wichtigen Bestandteil der Ausstellungsreihe „Geteilte Heimat – Paylaşılan Yurt“ dar, die anlässlich des 50. Jahrestages der Unterzeichnung des Deutsch-Türkischen Anwerbeabkommens von 1961 realisiert wurde. Die insgesamt drei Ausstellungen gaben einen Überblick über fünf Jahrzehnte Migration aus der Türkei und entwickelten sich an den Ausstellungsorten – dem Deutschen Historischen Museum Berlin, dem Historischen Rathaus zu Köln und dem Landtag des Landes NRW in Düsseldorf – zu einem Publikumsmagneten. Das Projekt ist vor allem als Würdigung der Vertreter der ersten Generation zu verstehen, die in den 1960er und 1970er Jahren mit viel Mut und Zuversicht in eine ihnen völlig fremde Welt aufbrachen, deren Sprache sie nicht verstanden und deren Sitten und Bräuche sie nicht kannten. Durch ihren Pioniergeist ermöglichten sie ihren Kindern und Enkeln in anderen, oftmals besseren Verhältnissen aufzuwachsen und dadurch neue Perspektiven in ihrer persönlichen Lebensgestaltung wahrzunehmen. Diese Frauen und Männer der ersten Generation hatten mit besonderen Schwierigkeiten zu kämpfen: Ihre Wohnsituation ließ oftmals zu wünschen übrig. In den Wohnheimen, in denen sie in den ersten Jahren untergebracht waren, gab es wenig Platz und praktisch keinerlei Privatsphäre. Mit ihren Sprachproblemen, die sie zwangsläufig hatten, wurden sie allein gelassen. Hinzu traten das Zurechtfinden im Alltag allgemein und das über allem schwebende Problem „Bleiben oder Gehen“. Bei all diesen Herausforderungen berichten "die" türkischen Migranten der ersten Generation aber auch immer wieder von positiven Begegnungen mit der einheimischen Bevölkerung, besonders mit Kollegen und Nachbarn. Mit der Zeit wurden die Bekannten häufig zu Freunden. Was zeigen die Porträts? Zum einen eine Verschiebung in der Arbeitswelt, das heißt in den ausgeübten Berufen und Tätigkeiten: Von der Industriearbeit der Großmutter und des Großvaters zu dienstleistungsorientierten beziehungsweise akademischen Berufen in der zweiten oder dritten Generation. Zum anderen dokumentieren die Bilder ein gestiegenes Selbstbewusstsein und eigenes Selbstverständnis in der dritten Generation: Wir gehören hier her, wir sind Teil dieses Landes. Besonders diese dritte Generation erfuhr bisher Unbekanntes aus dem Leben ihrer Eltern und Großeltern. Sie entwickelte über die Gespräche und die langfristige Einbettung ein Bewusstsein dafür, ein wichtiger Teil der Migrationsgeschichte zu sein. Gerade für diese jüngere Generation bilden Bildungs- und Aufstiegschancen zentrale Aspekte. Weitere Verbesserungen auf diesen Feldern bleiben in Zukunft zentrale gesellschaftliche Herausforderungen.

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Aber auch die anderen Generationen erlebten die Einbettung in den historischen Kontext als neue Erfahrung. Diese Erfahrung führte häufig zu einer gemeinsamen und bewussten Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte. Dabei ist jede Familiengeschichte individuell und lässt sich nur zum Teil generalisieren und unter dem Gesichtspunkt "Migration aus der Türkei" betrachten. DOMiD freut sich, dass die “Drei-Generationen-Porträts” ihren Weg in den vorliegenden Band gefunden haben. Das Ergebnis der guten Zusammenarbeit zwischen DOMiD und Herrn Ulutuncok ist sehens- und lesenswert, denn der Bildband zeigt die Porträts nicht nur auf ansprechende Weise, sondern verbindet sie mit künstlerischen und journalistischen Texten. Losgelöst von der Ausstellung „Geteilte Heimat – Paylaşılan Yurt“ dokumentiert der Band das, was die bundesdeutsche Gesellschaft gerade erst zu begreifen beginnt: Den Normalfall Migration als Ergebnis und Teil der allgemeinen historischen Entwicklung.

Foto: Aydin Gürbey | FORD

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Die Müllabfuhr - ein Job für Ausländer: Türkische Straßenkehrer während der Frühstückspause, Köln, 1982

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Drei Generationen

Die Anfrage von Aytac Eryilmaz kam im März 2011: „Lieber Herr Ulutuncok, ich habe da so eine Idee, können wir darüber diskutieren?“ Bis das Konzept klar war, gab es eine Vielzahl von Besprechungen und brainstormings. Resultat: Ganzkörperportraits von drei Generationen türkischer Einwanderer, möglichst in der authentischen Arbeitsumgebung. Ca. 20 bis 25 Familien sollten dafür ausgesucht werden. Dabei übernahm DOMiD die Recherchen. Mit 100 kg Gepäck (Ausrüstung, Lampen, Kabeln, Aufheller etc.) im Auto fuhr ich zwischen Mitte Juni und Ende September ca. 6500 km durch Nordrhein– Westfalen um die ausgewählten Menschen zu fotografieren. Mein letztes großes Projekt zum Thema „Gastarbeiter“ lag schon 27 Jahre zurück. Damals haben mein Kollege Ulli Dilmann und ich eine Reportage über die Rückkehrer in die Türkei gemacht. Danach arbeitete ich hauptsächlich zu Themen in Nahost und vor allem in Afrika. Nun, nach Abschluss des Projekts mit DOMiD, hatte ich zweieinhalb Monate lang mit mehr türkischen Landsleuten zutun gehabt, als zusammengenommen in den letzten 25 Jahren. Die Kommunikation mit der zweiten und dritten Generation lief zu 95 Prozent in Deutsch. Die Personen posierten für diesen Anlass zum ersten Mal vor einer Kamera und mein Anliegen war sie so aufzunehmen, wie sie sind. Sie sollten sich dabei wohl fühlen und sie selbst sein können. Für den Auf- und Abbau brauchten wir pro Person gut drei Stunden. Besonders für die Älteren war es mitunter recht anstrengend solange zu stehen. Wir machten immer wieder kleine Pausen, damit sie sich etwas erholen konnten. Natürlich wäre es schön gewesen, die ursprüngliche Idee annähernd realisieren zu können, die Protagonisten in den Firmen und Unternehmen zu porträtieren, in denen Sie gearbeitet haben als sie nach Deutschland gekommen waren oder heute noch tätig sind. Doch manche Firmen existieren heute nicht mehr, andere wiederum wollten nicht. Manche Räumlichkeiten wiederholten sich auch zu oft, so dass wir spontan andere Ideen zu der entsprechenden Person entwickeln mussten. Bis Ende September entstanden ca. 20.000 Fotos von etwa 20 Familien aus NRW. Ich möchte mich bei allen Beteiligten des Projektes, vor allem aber bei denen, die vor der Kamera standen, herzlich bedanken, zumal sie sich freiwillig und ohne jegliches Honorar an diesem Projekt beteiligt haben. Guenay Ulutuncok, Köln, 22.10.2011

Foto, von links: Melike Urtenur | Schülerin, Sükrü Urtenur | Rentner, Hayrettin Urtenur | Schiedsrichter




Leben wie in der Heimat: Im Wohnzimmer einer türkischen Familie in Köln Mülheim, 1982

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Vor einem halben Jahrhundert also begann die Einwanderung von Ă–mer Erzeren


V

Vor einem halben Jahrhundert also begann die Einwanderung türkischer Horden nach Deutschland. Der Begriff Horde, ursprünglich die Bezeichnung eines Heeres, ist nicht nur türkisch-tatarischen Ursprungs. Die negative Konnotation im Sinne unzivilisierter, barbarischer Banden eignet sich vortrefflich zur Charakterisierung der Türken in Deutschland. Denn die Horde, die Deutschland bedroht, ist gesichtslos: Türken eben – muslimisch, schwarz, integrationsunwillig, zuweilen kriminell. Deniz Başpınar hat in diesem Band die kleine Veränderung nach dem 11. September registriert: „Plötzlich waren wir nicht mehr Kanaken, sondern muslimische Kanaken. Wir waren auch nicht mehr Postboten, Arzthelferinnen und Anwälte, sondern Muslime. Hauptberuflich. Wer die Rezeption der türkischen Immigration in der Politik und in der öffentlichen Meinung über die letzten Jahrzehnte verfolgt, wird immer wieder auf diese gesichtslose Horde treffen. Dafür mußte die Sprache entstellt werden. Doch nicht nur sie. Selbst bei der Auswahl von Fotos in Zeitungen und Magazinen achtete man auf die Konstruktion des gesichtslosen Kollektives, selbst wenn Menschen abgebildet wurden. Und nun kommt dieser Bildband von Guenay Ulutuncok daher und plötzlich sehen wir wirkliche Menschen: Glückliche und Unglückliche, Junge und Alte, Reiche und Arme. Sie malochen, sie kaufen ein, sie kicken, sie zocken, sie ziehen Kinder groß und machen Musik. Eine Zeitreise durch ein halbes Jahrhundert, durch drei Generationen. Und keine Spur von einer Horde. Wie mit einem Zauberstab hat Ulutuncok in seinen Fotos das Kollektiv aufgelöst und durch Menschen ersetzt. Ich kenne keinen Einzigen der Menschen, die in diesem Buch abgebildet sind. Und doch sind sie mir so vertraut. Ich wuchs in Deutschland in einer privilegierten, bürgerlichen, türkischen Familie auf. Ich kam erst als Jugendlicher in Berührung mit türkischen Einwanderern. Es waren vor allem junge Männer, die von Deutschland als billige Arbeitskräfte für die Fabriken angeworben worden waren. Sie schufteten fleißig in den Fabriken, lebten unter erbärmlichen Bedingungen in Heimen und bereicherten die deutschen Sozialversicherungskassen. Man nannte sie „Gastarbeiter“. Mein jugendlicher Gerechtigkeitssinn begehrte gegen die Verhältnisse auf. Um für minimale Grundrechte zu kämpfen, versuchten wir uns in politischer Organisation. Wir forderten Grundrechte. Wir redeten von „Ausbeutung“. Und die Öffentlichkeit, die Medien, die Politik? Die „Gastarbeiter“ waren in dem öffentlichen Bewußtsein und in der politischen Debatte faktisch nicht existent. Sie waren auch kein Problemfall, weshalb die rassistische Hatz ausblieb.

Der ausgefeilte, rassistische Diskurs kam erst später. Nach dem Familiennachzug der Immigranten und der Krise. Kriminelle, ausländische Jugendliche, die das Gemeinwohl bedrohen, Asylanten, die Deutschland überfluten, türkische Immigrantenkinder in Schulen, die das Niveau der Klasse drücken und der Schreck von Lehrern und Eltern sind und die türkischen Hartz IV Empfänger, die die Sozialkassen ausnehmen. Niemand soll sich etwas vormachen. Der Begriff „Türke“ ist in Deutschland negativ besetzt. Die kollektive Identität, durch Ideologie konstruiert, wird jedem Individuum, das Mehmet oder Fatma heißt, übergestülpt. Wenn es um Probleme der Einwanderung geht, tummeln sich Genetiker und Ideologen, die alles mit „Kultur“ und „Religion“ erklären. Ein Massenbombardement seitens der Politik und der Medien. Irgendwann ist man es leid. Es gibt kein Entrinnen im Lebensalltag. Man kommt als Türke in Deutschland nicht zur Ruhe. Obwohl der deutschen Sprache mächtig habe ich immer noch Angst mit Fremden Deutsch zu sprechen. Nur deshalb, weil ich Ömer heiße und einen schwarzen Bart habe. Nur einmal nicht: Im bolivianischen Urwald. Dort traf ich auf einen jungen, blonden Mann, der ein Hotel bewirtschaftete. Er, ein Nachfahre deutscher Einwanderer, sprach auf Deutsch zu mir. Er freute sich, daß ein Deutscher zu Gast war und wir plauderten herzlich. Weder wunderte er sich über meine schwarzen Haare, noch über meinen Namen. Es ist so unbeschreiblich schön Deutsch zu sprechen ohne Integrationsbekenntnisse aufzuzählen und den islamischen Terrorismus zu verurteilen. Eine junge, lesbische Türkin erzählte mir, wie sie einst in einer Berliner Diskothek mit einer Frau flirtete: Intimitäten, Körperberührung, Küsse. Beiläufig fragte die Frau, woher sie stamme. Als sie die Antwort „ich bin Türkin“ hörte, wandte sich die Frau erschrocken ab. Es ist für die Betroffenen zuweilen traumatisch in das Zwangskorsett des Türken gepreßt zu werden. Mir kommt es so vor als wollten die Menschen, die in diesem Band abgebildet sind, sprechen. Als suchten sie jemanden um sich verständlich zu machen. Erzählen über ihre kleinen und großen Nöte. Erzählen über Glück und Unglück, über Freude und Trauer. Hierin liegt die Kraft der Bilder. Türken versuchen sich verständlich zumachen. Doch auf der anderen Seite bedarf es jemandem, der versteht. Es ist nicht die deutsche Sprache, die dem entgegensteht. Es kommt vielmehr darauf an welchen Blick man auf Ulutuncoks Bilder richtet.

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Aus den Tageb端chern, Teil 1 von Y端ksel Pazarkaya/Gedichte, Guenay Ulutuncok/Fotos

Foto: Ibrahim B端y端kbezci | Rentner




halil güzel durstende sonne deine erde treibt dich und mich nach deutschland der deutsche das bier die wolke sind eins durst wird durch bier erst schön du trinkst es nicht trinkst es nicht

ist dies des leids widerspruch ein klagelied anstimmen wege entlang oh kind oh schwester ein klagelied wege entlang lachen auch einmal einen weg lang mich freuen auch einmal einen weg lang einen weg lang

du bist schön der durst nicht fein und uralt lachst du uralt und fern mein großvater seiest du nimm an du seiest mein vater in dir gewinne ich gestalt mit trockener zunge und sonne lang währt diese dürre nicht in der zeit

vielleicht ist dies des leids widerspruch ernten ein feld voller hoffnung oh kind oh schwester felder voller hoffnung lachen auch einmal einen weg lang mich freuen auch einmal einen weg lang einen weg lang

du lernst das w das a lern das wasser - lernst - wirst lernen schön das wasser schön der durst schön durst wird durch anatolisches wasser erst schön

da ist des leids widerspruch

29 Foto: Veli Tekin | Rentner


immerzu schlägt der puls heimat jahre des auszugs jahre der erschöpfung an immer gleicher stelle wird der puls zersägt auf immer gleiche art schlägt das herz heimat dämmer – der tag nagt an der finsternis der weiteste lauf zur hoffnung beginnt für den verbannten anatolier weder held noch weiser sein leben jahre der fremde jahre der flucht auf erden eine odyssee die die vernunft verbiegt

eisiger wind peitschte schnee fiel auf das nomadenland seitdem die fellzelte fort seit kamele und ochsen aufgebrochen die sonne hinter schmalen schafen verblichen

jahre des auszugs jahre der erschöpfung an immer gleicher stelle wird der puls zersägt am öden sonnenlauf auf immer gleiche art schlägt das herz heimat weit von der heimat weder held noch narr die fremde verweht alle vernunft des menschen der dem feuerschwamm gleicht

Foto: Zeynep Akdogan | Monteurin




uns sagen sie ihr seid anders als wir sagen sie uns wir sind anders ihr seid schlechter als wir sagen sie uns wir sind schlechter ihr seid rückständiger als wir sagen sie uns wir sind rückständiger ihr seid schmutziger als wir sagen sie uns wir sind schmutziger

wie anatolien sind wir anders wie memet sind wir schlecht rückständig wie namenlose dörfer wir sind schmutzig wenn ihr meint besser geht es nicht in eurer ordnung

ihr die ihr den anderen wie gewohnt ausnehmt fleiß um fleiß ihr die ihr den schlechten gut ausnehmt fleiß um fleiß ihr die ihr den rückständigen fortschrittlich ausnehmt fleiß um fleiß ihr die ihr den schmutzigen säuberlich ausnehmt fleiß um fleiß

ihr einmaligen ihr guten ihr fortschrittlichen ihr sauberen westeuropäisch hochrassigen deutschen

Foto: Melike Urtenur | Schülerin

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Wie gekommen so gehen wir Schimpft und flucht nach Herzenslust

Wie gekommen so gehen wir

So weit eure Zunge reicht

Gruß denen die bleiben

Wie gekommen so gehen wir

Gruß denen die nach uns kommen

Von dieser Stadt, von diesem Land, von dieser Welt.

In diese Stadt, in dieses Land, in diese herrliche Welt

Ihr wart schon immer da, immer werdet ihr hier sein

In dieses Leben, in dieses irrsinnig geliebte Leben

Euch für alle Ewigkeit einrammen

In die Liebe, derer wir nicht satt wurden.

Ihr werdet noch hier sein Wenn unsere Spur längst verloschen ist.

Baut feste Grundmauern Setzt euren Hintern auf Stahlbeton Gebt mit euren Straßen und Fabriken an Gebt mit eurer Mark und eurem Dollar an Aber lasst eure Wut nicht in euch, das bekommt nicht Sprecht sie aus, so weit eure Zunge reicht Haut auf den Tisch, lasst eure Faust sprechen Wie gekommen so gehen wir Von dieser Stadt, von diesem Land, von dieser Welt.

Eigentlich waren wir vernarrt In ihre Gassen und Bauten In ihre Berge und Täler In ihren Himmel und ihre Erde Ließen wir es uns auch nicht immer anmerken Ihren Menschen hatten wir den Thron unseres Herzens geöffnet Sagt nicht, bleibt doch, wir können nicht bleiben.

Foto: Hacer Toksözlü | Platinenbestückerin




deutsche tierliebe die uns bestellten zur arbeit – wollt ihr uns wirklich? vielleicht verstehen wir eure sprache nicht jedoch eure gebärden keine paläste wollte wir jedoch ein dach überm kopf für uns brauchen wir keine schulen jedoch für unsere kinder und seht auch wir lebten bislang mit haus und familie die wir gerne hier bei uns hätten

ein irrglaube uns von unserer arbeitskraft zu trennen: für euch unsere kraft und zum teufel mit uns selbst damit wir den herren nicht lästig werden

die uns bestellten zur arbeit – wusstet ihr nicht dass nur tiere oder menschen arbeitskraft haben die ihr uns nicht für menschen haltet haltet uns doch zumindest für tiere die ihr so sehr liebt mit euren sanften herzen und euren tierschutzvereinen

Foto: Ugur Tozan | Busfahrer

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Gastarbeiter als Straßenkünstler: Ibo als IBM-Charlie vor seinem Imbiss, Innenstadt Köln, 1985

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Ibo verdankt seine Karriere als Straßenkünstler einer IBM-Werbekampagne als Charlie Chaplin 1985 in Köln. Bald wurde er “IBMCharlie” genannt. IBM verbot ihm offizielle Auftritte als Charlie Chaplin.


Und, wie war Deutschland so? von Deniz Baspinar


N

Nach den Anwerbeabkommen mit Italien, Spanien und Griechenland dachten sich die Türken: "Das muss was Schönes sein, das wollen wir auch!" Die Deutschen zierten sich ein wenig. Da aber die NATO eine stabile Türkei als Außenflanke und die deutsche Wirtschaft Arbeitskräfte brauchte, kam es zu dem Abkommen. Kurz darauf standen in der Verbindungsstelle in Istanbul die türkischen Bewerber nackt in einer Reihe und unterzogen sich einer Gesundheitsprüfung. Die Arbeiter sollten ja arbeiten und nicht den Krankenkassen zur Last fallen. Wer die Auslese bestand, wurde mit dem Zug nach München geschickt. Auf Bildern sieht man junge Männer in ihrem Sonntagsanzug mit einem kleinen Koffer in der Hand. Sie kamen mit sehr viel Ehrfurcht, denn sie empfanden den deutschen Zivilisationsstand als erdrückend überlegen. Irgendwie müssen sich die Details des zweiten Weltkrieges nicht bis nach Anatolien rumgesprochen haben. Das geplante "Rotationsprinzip" setzte sich nicht durch, denn die Wirtschaft wollte ihre einmal eingearbeiteten Arbeitskräfte nicht wieder hergeben. Zwischen Ende der 1950er Jahre und 1973, dem Jahr des Anwerbestopps, kamen aus allen Anwerberländern insgesamt 14 Millionen Menschen. 11 Millionen kehrten bis 1973 auch ohne Rotationsprinzip wieder in ihre Heimat zurück. Kann also nicht so doll gewesen sein in Deutschland. Die, die blieben, hatten in den kommenden Jahrzehnten oft Gelegenheit, diese Entscheidung zu bereuen. Zunächst allerdings waren es die Kinder der türkischen Gastarbeiter, die die Entscheidung ihrer Eltern bereuten. Nach dem Anwerbestopp 1973 holten die meisten ihre Familien nach. Da kleine Kinder allerdings stören, wenn beide Elternteile im Schichtdienst in der Fabrik arbeiten, wurden die Kinder munter zwischen Deutschland und den Verwandten in der alten Heimat hinund hergeschickt. Irgendwo zwischen der Akkordarbeit am Band und dem abendlichen Putzjob ging zuweilen das Gefühl dafür verloren, dass Kinder keine Gegenstände sind, die man beliebig oft woanders abstellen kann, ohne dass sie Schaden nehmen. Später strauchelten diese Kinder durch ein Schulsystem, das so recht nichts mit ihnen anzufangen wusste. Zunächst wurden sie in rein türkische Klassen gesteckt, in denen sie von türkischen Lehrern unterrichtet wurden. Dann, nach der Integration in das reguläre Schulsystem, stellte man erstaunt fest, dass sie oftmals nicht genügend Deutsch sprachen. Wer es nicht gut konnte, wurde in Haupt- oder Sonderschulen gesteckt – als sei das ein besonders geeigneter Ort, um Deutsch zu lernen. Jedenfalls konnten die Kinder irgendwann so viel Deutsch, um zu

verstehen, dass diese Sprache ganz viele böse und kränkende Wörter enthält. Türkenwitze kursierten auf dem Schulhof, und man wurde von ganz vielen Häuserwänden aufgefordert, die Bundesrepublik zu verlassen. Das war nicht nett. Mit dem industriellen Strukturwandel und der aufkommenden Massenarbeitslosigkeit Ende der 1970er Jahre, warf man den ausländischen Arbeiternehmern vor, den Deutschen die Arbeit wegzunehmen. Besonders logisch war das nicht, da die ausländischen Arbeitnehmer als erste entlassen wurden. Aber es klang nach einer guten Erklärung für die Arbeitslosigkeit. Dann nahm mit der Auflösung des Ostblocks die Zahl der Asylbewerber sprunghaft zu. Die Asylbewerber wurden Asylanten genannt, was sich auf Simulanten reimte und irgendwie ansteckend klang. Mit den hitzig geführten Debatten um Überfremdung rückten immer wieder die Lieblingsausländer der Deutschen, die Türken, in den Mittelpunkt. Das Boot war voll, und da dachten sich ein paar junge Männer in Solingen, man müsse einige Leute aus dem deutschen Boot werfen, damit es nicht untergehe. Am Ende verloren fünf türkische Frauen und Kinder ihr Leben. Diesmal waren die Türken nicht nur wie üblich beleidigt, sondern aufgebracht. Vor allem die zweite Generation sah in der stummen Anpassung ihrer Eltern einen gescheiterten Weg. Sie verachteten die Eltern dafür, dass sie sich von wildfremden Menschen duzen ließen, deren Toiletten putzten und das auf diese Weise verdiente Geld den gierigen Verwandten in der Türkei schickten. Sie probierten einen anderen Weg: Wenn man vor deutschen Diskos abgewiesen wird, dann gründet man eben eine türkische Disko. In der eigenen Community machte man es sich gemütlich – ein schönes deutsches Wort, zusammen mit einem Glas türkischen Tee noch schöner. Viele heirateten einen türkischen Partner aus der Türkei und die Sache mit dem Deutsch lernen ging wieder von vorne los. Zwischen Disko und Zwangsverheiratung zogen die halbstarken türkischen Jugendlichen dann noch schnell ein paar Kinder auf dem Schulhof ab, bevor sie die nächsten Jahre im Spielcasino zubrachten und ihre Familien in den Ruin trieben. Während also der eine Teil der Türken unseren Ruf ruinierte, lief der Rest als ehrenamtliche Türken-Erklärer durchs Land, und versuchte das schiefe Bild gerade zu rücken. Auf Schul- und Nachbarschaftsfesten übernahmen die Türken mit Baklava und Bauchtanz die Exotik-Nummer, was deutsche Sozialpädagogen entzückte. Überhaupt waren wir die Lieblinge des links-alternativen Milieus, die es sich in den Kopf gesetzt hatten, neben dem deutschen Wald uns arme wehrlose Türken zu retten. Sie waren immer sehr nett und redeten mit uns wie mit behinderten Kinder.

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Irgendwann wurden die meisten von uns Deutsche. Das überzeugte die Beamten an den Passkontrollen aber nicht sonderlich. Jedes Mal sahen sie zweifelnd zwischen unserem neuen Ausweis und unseren Gesichtern hin und her. Dann flogen in New York zwei Flugzeuge in Hochhäuser und plötzlich waren wir nicht mehr Kanaken, sondern muslimische Kanaken. Wir waren auch nicht mehr Postboten, Arzthelferinnen und Anwälte, sondern hauptberuflich Muslime. Dann war da noch ein Buch und ganz viel Aufregung, aber eigentlich war es eine Wiederholung des immer gleichen. Und weil immer mehr keine Lust auf das immer gleiche haben, ziehen ganz viele

Deutschtürken der zweiten und dritten Generation in die Türkei. Anwerbung umgekehrt. 50 Jahre Türken in Deutschland. War da noch was? Ach ja, eine Kindheit mit der Sendung mit der Maus und Nutellabroten. Brüder, die mit dem 1. FC Köln feierten und litten. Bafög, damit ich als Arbeiterkind studieren konnte. Thomas Mann und Birgit Vanderbeke. Lustige Dates mit türkischen Muttersöhnchen, italienischen Illusionskünstlern und deutschen Geizhälsen. Bio-Walnußbrot und Apfelkuchen. Vom Flughafen kommend der Anblick des Kölner Doms. Irgendwie herzerwärmend. Ach, irgendwie Heimat.

Am 30. Oktober 1961 wurde mit der Türkei ein Anwerbeabkommen zur Vermittlung von Arbeitskräften abgeschlossen. Ein kleiner Rückblick – völlig unausgewogen und arg verkürzt zusammengestellt von Deniz Baspinar, mit freundlicher Genehmigung der ZEIT-Online-Redaktion.

Foto: Sinan Beils | Schüler, während des Foto-Termins mit seinem Onkel Gökhan Büxükbezci

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Wir sind wir, du bist wir: Felten & Guilleaume-Kabelfabrik, Mitarbeiter während einer Pause, Keupstraße in Mülheim, Köln, 1981

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Aus den Tageb端chern, Teil 2 von Y端ksel Pazarkaya/Gedichte, Guenay Ulutuncok/Fotos

Foto: Melissa Meshur | Hausfrau



Gedanken über die Rückkehr 1 Kein Gesicht erinnert mich hier an meine Kindheitstage Hier rannte ich nicht in Gassen Weder brachten mir die Nachbarn hier Wöchnerinsorbet Noch süße Leichenkrapfen Nie hörte ich den ersten Schrei eines Kindes im Nachbarhaus Nie sah ich hier einen Sarg auf Schultern Kein Kanonenschuss als Zeichen zum Brechen des Fastens Und im Ramadanfest wird hier für Kinder kein Festplatz geschmückt Meine Schuhe setzen hier keinen Straßenstaub an Und die Sonne bringt mich an keinem Tag zum Schwitzen Weil ich die Sprache hier nicht verstehe komme ich in Verruf

Pflaumen und Mandeln sehe ich hier nicht mehr blühen Melonenberge und Körbe voller Feigen gibt es hier nicht Die Aprikose kenne ich kaum noch auf ihrem Zweig Blaue und weiße Maulbeeren sind längst nicht mehr Weder wurde ich hier Soldat noch hatte ich meine Hochzeitsnacht Den Tee den Anisschnaps brachte ich mit weiße Bohnen und Döner-Kebab Doch mich konnte ich hierher nicht bringen.

Foto: Necla Tapti | Rentnerin




Gedanken über die Rückkehr 2 Hier sind alle meine Kindheitstage Alle Worte meiner Zunge sind von hier Mit Ausnahme meines eigenen Namens Mit Ausnahme meiner Eltern Namen

In Kindergarten und Schule ging ich hier Auf Wurstbrot und Pfannkuchen könnte ich nicht verzichten Hier kenne ich den Marktplatz und das Kaufhaus Hier finde ich mich zurecht in der U-Bahn

In der E-Mannschaft unseres Bezirksvereins bin ich Rechtsaußen Hier findet die Geburtstagsfeier meiner Freunde statt Wie könnte ich von weit her dazu kommen Wie könnte ich sie einladen zu meinem Geburtstag Wenn ich eines Tages fort ginge von hier

Ich bin doch von nirgendsher gekommen Nirgendshin kann ich zurückkehren

Foto: Nizamettin Demirci | Gastronom

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Deutschland im Herbst Finstere Männer können kaum noch mehren die Angst eines Kindes das sich fürchtet vor der Dunkelheit. Die Angst im Oktober ist ein schwarzes Loch im Universum und sonst nichts.

Der Oktober verläuft erst recht sonnenklar ohne Nebel Abgase und Gewalt trüben ihn nicht. Der Oktober flutet die Reben wieder einmal mit Sonne und er ist weingelb und laubrot und kastanienbraun. Eine Katze wandelt und ein Kind radelt durch den buntscheckigen Oktober.

Im Oktober können nie mehr die Angst mehren finstere Männer mit kahl geschabten Köpfen.

Foto: Hayrettin Urtenur | Schiedsrichter




Anpassung Zuerst zogen sie dich aus – kleideten dich mit Konfektion Für dich hergestellt Deine Sprache dein Glaube Dein Gang auf der Straße Dein Lachen dein Schnurrbart – ein Ende nach Osten das andere nach Westen gezwirbelt Gefielen ihnen nicht Deine Art Brot zu brechen und Wasser zu trinken Deine Haltung die dich selbst von hinten verrät Deine Hände und Arme beim Sprechen Gefielen ihnen nicht Dein Geruch deine Farbe deine Gestalt Mochten sie offensichtlich nicht An deinem Lied Leid und Benehmen ließen sie kein gutes Haar Unter der Braue hast du ein Auge sagten sie und rissen es heraus Dein Mund war für sie kein Mund Über deine Nase rümpften sie die Nase Dann ließen sie dich Fronarbeit leisten Spannten dich für jede Drecksarbeit ein Dafür verkauften sie dir alles Videos Fernseher Musikanlagen Autos Waschgeschirr Plastik Die Seele ihrer Ahnen Schließlich glichen sie dich an sich an Sie zeigten mit dem Finger auf dich und sagten – seht den Sonderling Du hängst uns zum Hals heraus – hau ab Hau ab Mensch schrieen sie Foto: Sükrü Urtenur | Rentner

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Spitze Feder 1

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Fast hätte ich sie aus der Hand gelegt

Fast hätte ich weggelegt

meine Spitze Feder.

meine Spitze Feder

Hassrote Spitzen rauer Gewalt

sie klemmte jäh

schossen plötzlich mit zersprungener Iris.

zwischen klammen Fingern. Fast hätte die Gewalt

Scheiben gingen zu Bruch

mich arglos ertappt

Angstgesichter in tausend Splittern.

ausgebrütet im dunkelsten Kern

Wieder einmal vertrieben

der Verrohung.

von Kälte zu Kälte. Gesichter schweigen 2

durch zerbrochene Scheiben

Ich bleibe hier

verzerrt von Angst

in dieser Kälte

wieder Vertreibung von Kälte zu Kälte

sollen sie doch anzünden

Flucht vor Gewalt

mich wie Scheiter

von Finsternis zu Finsternis.

lichterloh knisternd erwärm ich den frostigen Ort.

4 Wieder spitze ich meine Feder gegen Gewalt.

Fast hätte ich sie aus der Hand gelegt.

Foto: Kemalettin Döner | Facility-Manager




Mittagsessen vor Schichtbeginn: T端rkischer Untertagebau-Arbeiter in seiner Wohnung in Gelsenkirchen, 1985

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Drei Generationen von Guenay Ulutuncok


Büyükbezci Ibrahim Büyükbezci, geboren 1933 in Isparta, Türkei. 1962-1989 Betriebselektriker bei den Ford-Werken in Köln. Heute Rentner in Köln.

Göksen Büyükbezci, geboren 1966 in Köln, Deutschland. Journalist. Seit 2002 Redaktionsleiter bei phoenix in Bonn.

Beils Sinan Beils, geboren 1993 in Köln, Deutschland. Gymnasiast in der 13. Klasse in Köln.

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Demirci Nizamettin Demirci, geboren 1943 in Hendek, Türkei. Seit 1969 selbständig als Gastronom. Firmeninhaber der Imbisskette “Nimet” in Deutschland.

Bahaddin Demirci, geboren 1971 in Köln, Deutschland. Seit 2005 Geschäftsführer der Imbisskette “Nimet” in Deutschland.

Aykut Demirci, geboren 1996 in Köln, Deutschland. Realschüler in der 8. Klasse in Köln.

Toksözlü Hacer Toksözlü, geboren 1952 in Balikesir, Türkei. Seit 1975 Gerätebau-Leiterplatinenbestu? ckerin der Firma Friwo in Osbevern.

Erhan Toksözlü, geboren 1978 in Telgte, Deutschland. Seit 1978 Lehrer der Anne-Frank-Gesamtschule für Englisch und Geschichte im Münsterland.

Kaan Toksözlü, geboren 2007 in Münster, Deutschland. Seit 2010 im Kindergarten in Ostbevern.


Akdogan Zeynep Akdogan, geboren 1957 in Nevsehir, Türkei. Seit 1989 Monteurin für Ösen- und Chipproduktion in der Autoindustrie im Ruhrgebiet.

Olcay Akdogan, geboren 1972 in Nevsehir, Türkei. Seit 2009 Geschäftsführer des Restaurants und Bistros “babaSU” in Duisburg.

Özbolat Durmus Özbolat, geboren 1937 in Tasova, Türkei. Zwischen 1970-2002 Produktionshelfer in der Autoindustrie. Heute Rentner in Bergneustadt.

Melissa Meshur, geboren 1962 in Tasova, Türkei. Hausfrau und lebt in Köln.

Cecile Akdogan, geboren 1998 in Duisburg, Deutschland. Realschülerin in der 8. Klasse in Duisburg.

Meshur Selin Meshur, geboren 1999 in Gummersbach, Deutschland. Realschülerin in der 6. Klasse in Köln.

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Döner Kemalettin Döner, geboren 1952 in Adapazari, Türkei. Seit 1969 Antriebs- und Steuerungstechnologie-Facility Manager bei Parker-Hannifin in Bielefeld.

Gonca Döner-Yavuz, geboren 1977 in Sakarya, Türkei. Zwischen 2000-2009 Fremdsprachenkorrespondentin in einem Übersetzungsbüro in Bielefeld.

Inci Mehmet Inci, geboren 1945 in Gediz, Türkei. Zwischen 1973-1996 Bergmann Zeche Consolidation in Gelsenkirchen.

Yavuz Miray Su Yavuz, geboren 2005 in Bielefeld, Deutschland. Grundschülerin in der 1. Klasse in Bielefeld.

Görken

Murat Inci, geboren 1978 in Gelsenkirchen, Deutschland. Seit 2008 als Bauingenieur bei ZERNA INGENIEURE in Bochum.

Senem Görken, geboren 1996 in Gelsenkirchen, Deutschland. Gymnasiastin in der 10. Klasse in Bochum.


Tapti Necla Tapti, geboren 1947 in Urfa, Türkei. Bis 2004 Schneiderin in der Textilindustrie in Münster.

Lüders

Neval Lüders, geboren 1978 in Urfa, Türkei. Seit 2010 Sozialarbeiterin in Münster.

Leyla Lüders, geboren 2007 in Münster, Deutschland. Seit 2010 im Kindergarten.

Dilaver Aydin Dilaver, geboren 1948 in Persembe, Türkei. Zwischen 1970-1997 Schweißfachmann und Bauleiter bei MAN- Apparatebau in Oberhausen.

Hüsnü Dilaver, geboren 1972 in Dinslaken, Deutschland. Seit 2002 Geschäftsführer der Firma Dilaver-Schweißtechnik in Oberhausen.

Enis Dilaver, geboren 1998 in Oberhausen, 65 Deutschland. Realschüler in der 10. Klasse in Oberhausen.


Urtenur Sükrü Urtenur, geboren 1938 in Kars, Türkei. Zwischen 1970-1994 Rangierer bei der Deutschen Bundesbahn in Oberhausen.

Bakim Günes Bakim, geboren 1938 in Gölcük, Türkei. Zwischen 1972-1988 Produktionshelferin in der Kunststoffindustrie in Bielefeld.

Hayrettin Urtenur, geboren 1969 in Kars, Türkei. Zwischen 1985-2010 Maschinenschlosser im Strassenbau. Heute ist er Schiedsrichter in Oberhausen.

Seker Yildiz Seker, geboren 1968 in Izmit, Türkei. Seit 2005 Büroleiterin im Übersetzungsbüro Özen in Bielefeld.

Melike Urtenur, geboren 1993 in Oberhausen, Deutschland. Berufsschülerin im Berufskolleg für Betriebswirtschaft in Oberhausen.

Öngider Kaan Öngider, geboren 1997 in Bielefeld, Deutschland. Realschüler in der 8. Klasse in Bielefeld.


Erdas

Nezih Erdas, geboren 1939 in Adapazari, Türkei. Zwischen 1970-2002 Produktionshelfer in der Autoindustrie.

Namik Erdas, geboren 1964 in Adapazari, Türkei. Seit 1994 Geschäftsführer der Erdas-Autowerkstatt in Oberhausen.

Nilsi Erdas, geboren 1998 in Oberhausen, Deutschland. Gesamtschülerin der 7. Klasse in Oberhausen.

Gürenc Edali Gürenc, geboren 1935 in Turhal, Türkei. Zwischen 1971-1984 Produktionshelferin in der Textilindustrie.

Muzaffer Gürenc, geboren 1935 in Turhal, Türkei. Seit 1994 Garten- und Landschaftsbau, Firmeninhaber und Musiker in Erkrath.

Murat Gürenc, geboren 1986 in Grevenbroich, Deutsch-67 land. Bachelor of Science in Psychologie, Student.


Tozan Ridvan Tozan, geboren 1937 in Istanbul, Türkei. Zwischen 1981-2002 Schreiner und Bauzimmermann in der Bauindustrie.

Ugur Tozan, geboren 1967 in Istanbul, Türkei. Seit 1996 Bus- und Strassenbahnfahrer in Duisburg.

Barbaros Tozan, geboren 1991 in Duisburg, Deutschland. Seit 2011 Student an der Hochschule Ruhr West.

Gürbey Alibaba Gürbey, geboren 1933 in Bingöl, Türkei. Zwischen 1976-1996 Produktionshelfer bei den FORDWerken in Köln.

Aydin Gürbey, geboren 1955 in Bingöl, Türkei. Seit 1976 Gabelstapler bei den FORD-Werken in Köln.

Can Gürbey, geboren 1984 in Köln, Deutschland. Seit 2005 Teilezurichter bei den FORD-Werken in Köln.


Tekin Zimmermann Veli Tekin, geboren 1937 in Tunceli, Türkei. Zwischen 1969-1993 Bauarbeiter bei Bayer und Thyssen.

Türkan Tekin-Zimmermann, geboren 1976 in Duisburg, Deutschland. Seit 2007 Sozialarbeiterin in einem Behinderten Wohnheim in Duisburg.

Kir Hulusi Kir, geboren 1936 in Usak, Türkei. Zwischen 1972-1989 Produktionshelfer in der Aluminiumproduktion der Firma Aleris Aluminum in Bonn.

Gündüz Burak Gündüz, geboren 1990 in Duisburg, Deutschland. Seit 2011 Student an der Universität in Venlo, Niederlande.

Oktay

Hasibe Oktay, geboren 1960 in Usak, Türkei. Seit 1984 Stationshelferin im St. Josef Hospital in Bonn.

Nilgün Oktay, geboren 1988 in Bonn, Deutschland. Seit 2008 Arzthelferin in Bonn.

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Freizeit nach der Arbeit: TĂźrkische Gastarbeiter in einem Kaffeehaus in der Weidengasse, KĂśln,1982

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Tatsächlich? Ist es fünfzig Jahre her? von Aras Ören


T

Tatsächlich? Ist es fünfzig Jahre her, dass unsereins in Deutschland ist? Man nannte uns Gastarbeiter, Fremdarbeiter, später Mitbürger oder Bürger mit Migrationshintergrund. Sind wir tatsächlich Bürger dieses Landes geworden? Sind wir willkommen? Sind wir akzeptiert? Schon Ende der 60iger, Anfang der 70iger Jahre stieg die Zahl der aus der Türkei stammenden Menschen an die Millionengrenze. Heute haben wir es mit ungefähr drei Millionen Menschen zu tun, in der dritten und schon vierten Generation. Die ersten, die kamen, wollten nicht so recht ins Stadtbild passen. Sie waren existent und gleichzeitig nicht vorhanden. Sie existierten überall, in den Straßen und U-Bahnen, in den Discount-Märkten, in den Fabriken, an den Fließbändern, in den Tiefen der Zechen, in armen Vierteln, in abrissreifen Altbauten, in nassen Hinterhöfen, mit ihren Tiroler Hüten, den Billiganzügen, bunten Krawatten und den riesigen batteriebetriebenen Radiorekordern in den Händen. Dennoch waren sie nicht vorhanden: Ihre unterschiedlichen Identitäten, ihre persönlichen Schicksale wurden nicht anerkannt. Sie waren eine fremde Masse, keine Individuen. So lautete mein Befund als junger Schriftsteller, der die Erfahrungen teilte und sie zu seinem Thema machte. "Wir riefen Arbeitskräfte, aber es kamen Menschen", so beschrieb ein älterer Schriftsteller, Max Frisch, die Situation und diese Formulierung war schnell in aller Munde. Wir waren damit zwar gemeint, aber adressiert war dieser Satz nicht an uns. Adressat war die in Deutschland damals allgemein herrschende Meinung und Haltung.

Fuhren wir in Urlaub in die Türkei, erzählten wir viel. Aber nur Gutes. Wenn wir klagten, dann nur über das Wetter. Dabei hatten wir, als wir kamen jede Menge Gefühle, unsere Seelen flogen hoch. Wir waren alles andere als eine abstrakte Arbeitskraft. Was wir nicht wussten war, dass wir in Almanya, in diesem hochentwickelten Industrieland Klassenmenschen sein würden, ganz unten. Dass allein schon die Entscheidung, hierher zu kommen, die radikalste Entscheidung in unserem Leben sein würde, war uns nicht bewusst. Die klassische Frage eines jeden Menschen "Wer bin ich?" und "Woher komme ich?" war von Stund an falsch und ungültig. Für uns stellte sich nur noch die Frage "Wer und was soll und kann ich sein?" Es mussten viele kummervolle Jahre vergehen bis wir die Ursprungsfrage erneut stellen konnten. Als junger Schriftsteller auf der Suche nach seinem poetischen Ausdruck, wurde ich Zeuge all dessen. Ich erlebte die größte Arbeitskräftewanderung des Industriezeitalters im letzten Jahrhundert. Und so war es meine Idee und Hoffnung Deutschland eine Visitenkarte der Einwanderer zu überreichen und umgekehrt. Ich wollte beide mit Hilfe von Literatur miteinander bekannt machen. Und so entstand ein langes Poem, meine Berlin Trilogie. Der dritte Band enthält am Ende folgende Zeilen aus Emines Brief:

Als ich herkam, war ich fünf Jahre alt. Seit zehn Jahren bin ich hier, meine Brüder sind in Berlin geboren. Und gewiss waren wir Fremde, gewiss kamen wir aus einem ande- Wo ist jetzt die Fremde, wo die Heimat? ren Land, aus einer fremden, meist ländlichen Kultur. Wir kamen Die Fremde meines Vaters ist meine Heimat geworden. mit unserer Musik, mit unserer Sprache, mit unserer Küche, mit ethMeine Heimat ist die Fremde meines Vaters. nischen Eigenarten und Konflikten, mit Lebensgewohnheiten und Streichen sie bitte meinen Namen religiösem Glauben. im Pass meines Vaters. All das hatten wir in unserem Gepäck. Wir waren jung und gesund Ich möchte einen eigenen Pass in der Tasche haben. und voller Hoffnung. Aber hier existierten wir nur als Stückzahl und Wer mich danach fragt, dem will ich ehrlich sagen, wer ich bin. bürokratische Daten; als Gastarbeiter, als Türken, als Krummsäbel, Ohne Scham ohne Furcht als Kümmeltürken mit anonymen Gesichtern, als ein homogenes und fast noch ein bisschen stolz darauf. Gebilde. Merkwürdig eigentlich. Wir waren darüber enttäuscht, Das Jahrhundert, in dem ich lebe, hat mich so gemacht, traurig, gedemütigt, sogar gebrochen. Vom ersten Tag an. geboren 1963 in Kayseri, Unsere Träume hatten Risse aber wir schwiegen. Unsere verwun- Wohnort; Berlin Kreuzberg. deten Herzen bluteten, aber wir schwiegen. Wir sprachen schweigend! Das war eine bittere Sprache.

Emine

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Und der Schriftsteller verfasst auch folgendes: "Ein türkischer Metzger in Kreuzberg ist kein Metzger in der Türkei. Er ist ein türkischer Kreuzberger Metzger." Tatsächlich ist es fünfzig Jahre her, dass wir hier sind. Und in den 50 Jahren sind viele von uns Citoyens geworden. Die kleine Emine ist vielleicht schon selbst jetzt Mutter oder Großmutter. Schon lange sind wir nicht mehr gesichtslos, sind nicht nur anonyme Arbeitskräfte. Wir sind keine homogene Gruppe mehr. Wir entsprechen schon lange nicht mehr dem Klischeebild der Öffentlichkeit und haben ihm auch nie entsprochen. Wir sind schon lange nicht mehr ein homogenes Gebilde an der untersten Schwelle der sozialen Pyramide. Es hat schon längst die soziale Differenzierung eingesetzt. In jeder Schicht der deutschen Gesellschaft, gibt es Menschen mit Migrationswurzeln: Im Bundestag, im Landtag, in Parteien, in den Medien, als Führungskräfte in der Wirtschaft, in der Kultur und im Fußball, und so weiter. Auf den Straßen sieht man Frauen in hot pants und mit Kopftuch. Wir haben uns in den letzten 50 Jahren verändert, wir waren und sind eine Bereicherung nicht nur im Straßenbild. Wir haben nicht nur zum Wohlstand Deutschlands beigetragen, wir haben die deutsche Demokratie gefestigt, in dem wir sie auf den Prüfstand stellten. Denn man misst die Qualität und die Feinheiten einer Demokratie am Umgang mit ihren Minderheiten: mit anders Denkenden, anders Gläubigen, anders Sprechenden, anders fühlenden Menschen. All das haben wir für die Deutschen möglich gemacht. Es hat sich viel verändert in Deutschland. Was sich allerdings nicht geändert hat, ist die Integrationsdebatte in der Politik und in den Medien. Und das ist eine Schande. Immer, wenn es um knapper werdende Kassen geht, machen sich Demagogen daran, für die Volksseele, die um Sicherheit und Einkommen fürchtet, einen Buhmann zu finden. Dann wird das Migrationsthema neu aufgelegt. Politiker stehen dann vor Kameras und reden über Integration und niemand weiß, was sie meinen könnten. Sogar die Bundeskanzlerin erklärt dann von einem Tag auf den anderen - einer Offenbarung gleich - das "Multikulti" gescheitert sei. So, so .... ! Eine Bundeskanzlerin kann regieren, kann politische und wirtschaftliche Strippen ziehen, kann Wahlen gewinnen oder verlieren. Was sie aber nicht vermag ist die soziale Entwicklung einer Gesellschaft zurückzudrehen und diese für nichtig zu erklären.

Foto: Mehmet Inci | Rentner

Wenn sie wie andere auch sagt, wer hier lebe, solle sich integrieren, so klingt das in vielen Ohren wie eine Drohung. Integration ist dann eine Keule, die andauernd auf unsere Köpfe einschlägt und kommt einer indirekten "Mundhaltparole" gleich. Man fordert von uns eine Passivität, die uns minderwertig macht, weil sie uns in die Unmündigkeit abdrängt und uns zu Objekten degradiert. Und ist im Fernsehen die Rede von Integration, dann sind im Hintergrund stets die selben Streifen zu sehen: Kopftuch tragende Frauen mit schweren Plastiktüten in den Händen, laufen wie im Schlaf durch die Straßen. Natürlich gibt es in Deutschland solche Bilder, aber Deutschland ist nicht homogen. Es gibt unterschiedliche Schichten, es gibt viele Facetten und Farben. Es gibt die feinen Damen von der Elbchaussee oder von der Düsseldorfer Kö und die Hartz-IV Empfängerin aus Berlin Neukölln und die perspektivlosen jungen Menschen verschiedenster Herkunft – auch aus Deutschland. In einer Zeit, in der die Globalisierung unaufhörlich voran galoppiert, in der sich die Orte auf unseren Planeten immer mehr ähneln und sich gegenseitig beeinflussen, in der Konsum, Ideologien und Kulturen immer mehr gleichgeschaltet sind, ist eine solche eindimensionale Darstellung nicht zeitgemäß. Schon gar nicht in einem Land, das sich den Werten der Aufklärung verbunden fühlt, nach der jeder Mensch ein Individuum ist und ein Recht hat sich frei zu entfalten und über eine menschliche Würde verfügt, die unantastbar ist. Egal ob bildungsnah oder fern. Solche eindimensionalen Bilder passen nicht zu einem Deutschland, das ich mir wünsche und in das ich einst mit viel Hoffnung aufbrach. Denn es sind Bilder der Diffamierung und Verunglimpfung, die mit Hilfe von Sprache, Lebensart und Glauben einen Sündenbock für schwindenden Wohlstand und weniger Sicherheit in einer globalisierten Welt benennen wollen. Solche Bilder passen nicht zu meinem Deutschlandentwurf und ich hoffe, dass sie bald der Vergangenheit angehören. Ich bin immer noch zuversichtlich. Deutschland schafft sich selbst nicht ab. Aber Deutschland muss solch schiefe Bilder abschaffen. Deutschland sollte stolz auf uns sein und wir sollten Deutschland danken.

Aras Ören, Berlin, 17.7.2011

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Auf dem Weg zur Frühschicht: Türkischer Fordarbeiter morgens um 5:00 Uhr in der Linie 5, Köln, 1980

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Der lange Weg vom „Gastarbeiter“ zum Mitbürger von Jürgen Bevers


A

Als 1961 die ersten Züge mit den für das deutsche Wirtschaftswunder dringend benötigten Arbeitskräften aus der Türkei nach Deutschland rollten, schien alles so einfach: Das Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik und der Türkei versprach die Chance, Arbeitslosigkeit und Armut in der Heimat hinter sich zu lassen und in Deutschland zu Geld und Wohlstand zu kommen. Es sollte ein Besuch auf Zeit sein: Die meisten Arbeiter wollten sich mit dem gesparten Geld und den erworbenen Fachkenntnissen nach ihrer Rückkehr eine selbständige Existenz aufbauen. Die wirtschaftliche und soziale Situation in der Türkei war damals geprägt von hohem Bevölkerungswachstum, Arbeitslosigkeit und Armut. Besonders in einem rückständigen Gebiet wie Anatolien, aus dem sich die meisten Bewerber rekrutierten, musste oft ein Einzelner mit seinem geringen Lohn eine ganze Großfamilie ernähren. Da versprach die Arbeit im fernen Deutschland Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Der Aufenthalt war zunächst von beiden Seiten als Gastauftritt geplant. Die türkischen Arbeiter fühlten sich nicht als Einwanderer, wollten nicht „Deutsche“ werden, sondern in die Türkei zurückkehren. Auch die Deutschen wollten nur die Arbeitskraft ihrer „Gastarbeiter“ eine Zeitlang nutzen, an eine dauerhafte Niederlassung, also eine Einwanderung, war nicht gedacht. Deshalb war auch ursprünglich im Vertrag festgelegt, dass die Arbeiter nach zwei Jahren ausgewechselt werden sollten. Aber schon 1964 wurde dieses Rotationsprinzip auf Druck der Arbeitgeber gestrichen. Ihnen war das ständige Anlernen und Ausbilden zu aufwändig und zu teuer. Dass viele „Gastarbeiter“ in der Bundesrepublik bleiben würden, schien damals unvorstellbar. Deshalb verschwendete auch niemand einen Gedanken an ihre Integration. Nach getaner Arbeit sollten sie ihr Gastland bitteschön in Richtung Heimat wieder verlassen. Ein folgenschwerer Irrtum und zugleich der Auslöser eines jetzt schon 50 Jahre dauernden gesellschaftlichen Problems. In den folgenden Jahren waren es Hunderttausende, die aus der Türkei in die Bundesrepublik kamen, hauptsächlich ungelernte Arbeiter aus dem ländlichen Anatolien. Eigentlich sollten die Bewerber über deutsche, englische oder französische Sprachkenntnisse verfügen, was angesichts ihrer Ausbildung völlig illusorisch war und in der Praxis der Anwerbung auch nicht weiter beachtet wurde. Da der Aufenthalt nur provisorisch sein sollte, lebten türkische Arbeitsmigranten und ihre deutschen Nachbarn ohne engere Kontakte getrennt in Parallelwelten. Die Deutschen wussten damals kaum etwas über die Türkei und ihre Bewohner, z.B. über die Auseinandersetzungen zwischen Türken und Kurden. Und schließlich gab es 1961 auch noch keine Billigflieger nach Antalya, die Massen deutscher Touristen an die Sonnenstrände der „türkischen Riviera“ karren. Die Arbeiter schliefen in Wohnheimen oder teilten sich zu mehreren kleine Zimmer in billigen Stadtvierteln. Nach der Arbeit ging man zu den Kollegen oder in die türkischen Männertreffs mit

so geheimnisvollen Namen wie „Orient-Musik-Verein“. Viele holten allmählich ihre Familien nach, es entstanden türkische Restaurants und Läden. Eigene Metzgereien und Lebensmittelhändler versorgten die meist moslemischen Arbeiter mit geeigneten und gewohnten Lebensmitteln. Man blieb unter sich in den Ghettos, die vor allem in den Großstädten entstanden, in oft schäbigen Vierteln mit niedrigen Mieten. Hier war Türkisch die Umgangssprache und so mancher sprach noch nach zehn Jahren kaum ein Wort Deutsch. Zu Hause schaute man türkische Fernsehsender, sah türkische Videos, las türkische Zeitungen. Auch die türkischen Frauen, die meist in der Heimat geheiratet und nachgeholt wurden, besaßen so gut wie keine deutschen Sprachkenntnisse. Daher sprachen auch die jungen Familien Türkisch und erzogen ihre Kinder in der Muttersprache. So manifestierten sich Sprachgrenzen, die eine mögliche Annäherung der Kulturen in Deutschland schwierig machte. Der traditionell-islamisch geprägte Kulturkreis und der säkularisierte, westlich-orientierte standen sich gegenüber. Auf Unverständnis bei den Deutschen stieß besonders das vom Islam geprägte traditionelle Frauenbild, das Männlichkeitsgehabe einerseits und die Fügsamkeit der „Kopftuch“ tragenden Frauen andererseits. In der Türkei selbst wurde im Zuge der kemalistischen Reformen der Islam aus dem öffentlichen Leben weitgehend verbannt. So war auch das Tragen von „Kopftüchern“ in öffentlichen Institutionen verboten worden. Ab Mitte der 1980 Jahre wurde das Kopftuch in der Türkei immer mehr zum politischen und islamischen Symbol gegen die Kontrolle der Religion durch staatliche Behörden. Die Gesellschaft sollte geteilt werden in Gläubige und Ungläubige. Eine Entwicklung, die sich auch in Deutschland bemerkbar machte. Besonders auffällig war, dass anders als zuvor auch junge Frauen mit dem Kopftuch ihre islamisch-kulturelle Identität öffentlich demonstrierten. Zu Beginn der Arbeitsmigration hatte der Islam überhaupt noch nicht die spätere Bedeutung als Selbstbehauptungsmittel auf der einen Seite und als Auslöser von Aggressionen und Ängsten auf der anderen Seite. Dazu spielte sich die Religion meist zu wenig in der Öffentlichkeit ab. Erst als die Moscheen aus den Hinterhöfen herauskamen, mit der stärkeren religiösen Erziehung der Kinder, etwa in Koranschulen, mit dem auch in der Öffentlichkeit proklamierten islamischen Fundamentalismus und erst recht mit militanten Hetzern wie dem „Kalifen von Köln“ und dem Auftreten eines islamistischen Terrorismus wurden Projektionsflächen für die Aversion gegenüber dem Islam geschaffen und mehr oder weniger heimliche Vorurteile schienen sich zu bestätigen. Das Wirtschaftswunder, das die Arbeitsemigranten angelockt hatte, dauerte nicht ewig. Anfang der 70er Jahre drohte mit der Ölkrise eine erste Rezession, der Anstieg der Arbeitslosigkeit machte zusätzliche Arbeitskräfte überflüssig und daher wurde im November

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1973 ein Anwerbestopp ausgesprochen. Eine Maßnahme, die allerdings nicht beabsichtigte Wirkungen zeigte, denn sie verstärkte die Tendenz der Arbeiter, bleiben zu wollen und die Familien nachkommen zu lassen. In der Türkei war die politische Lage nach dem Militärputsch unsicher, die hohe Arbeitslosigkeit dauerte an und viele Arbeitsemigranten hatten noch nicht genug gespart, um sich in der Heimat eine neue sichere Existenz aufzubauen. Also entschlossen sie sich, vorläufig in Deutschland zu bleiben und die Rückkehr zumindest aufzuschieben. Und damit bekam die Bundesrepublik ein Einwanderungsproblem – eine Tatsache, die allerdings von der Politik ignoriert wurde, obwohl bereits 700.000 Menschen aus der Türkei in Deutschland arbeiteten. Integration war weiterhin kein Thema. Und die Krise zeigte auch Wirkung im Verhältnis der Menschen zueinander. Nach Jahren wirtschaftlichen Aufstiegs ging in Deutschland die Angst um vor Arbeitslosigkeit und sozialem Abstieg. Die früheren „Gastarbeiter“ wurden als unerwünschte Konkurrenz empfunden. Auch am Arbeitsplatz gab es kaum Solidarität von Seiten der Deutschen, z.B. im Kampf gegen Entlassungen. 1973, beim wilden Streik im Kölner FORD-Werk, dem ersten größeren Arbeitskampf, der überwiegend von Arbeitsmigranten geführt wurde, hatten die Streikenden nicht nur IG Metall und Betriebsrat gegen sich, sondern auch die Mehrzahl ihrer Kollegen. Stimmung wurde auch gegen ausländische Arbeitslose gemacht. Flugblätter hetzten: „Deutsche wollt Ihr ewig blechen?“ Ängste und über Jahre gepflegtes Misstrauen gegenüber einer fremden Kultur schlugen um in „Türkenhass“. Auch die Politik und Regierung sahen sich veranlasst, auf die Stimmung im Volk zu reagieren. So warnte der CDU-Fraktionsvorsitzende Alfred Dregger vor einer drohenden „kulturellen Überfremdung“ des deutschen Volkes. Und der damalige Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann (CSU) stellte fest, die türkischen Gastarbeiter seien hauptsächlich „Moslems“, die „in Wirklichkeit ja nicht auf Dauer bleiben wollen, sich nicht integrieren wollen, auch nicht deutsche Staatsbürger werden wollen, sondern mit dem erkennbaren Willen einreisen, hier Geld zu verdienen und dann wieder zurückzugehen". Genau dabei wollte Zimmermann ihnen 1983 helfen – mit einem befristeten Rückkehrförderungsgesetz als Köder. Es versprach ein Abschiedsgeld von 10 500 Mark (plus 1500 Mark je heimkehrendes Kind) für jene „Gastarbeiter“, die während der Laufzeit des Gesetzes durch Konkurs oder Stilllegung ihres Betriebes arbeitslos wurden oder mindestens ein halbes Jahr Kurzarbeit hatten. Zusätzlich konnten sie sich auch ihre Rentenbeiträge auszahlen lassen. Allerdings wurde der Anteil des Arbeitgebers nicht ausgezahlt und Rückkehrer verzichteten auf alle weiteren Ansprüche. Weil aber statt der einkalkulierten 50.000 innerhalb von 2 Jahren 150.000 Gastarbeiter zurückkehrten, wurde das Gesetz 1985 nicht mehr verlängert. Statt der veranschlagten 1 Milliarde DM hatte die Rentenversicherung 2,5 Milliarden DM zahlen müssen und das tat weh. Letztlich blieb der Versuch, die Zahl der türkeistämmigen Arbeitsmigranten in der Bundesrepublik entscheidend zu senken, erfolglos.

Foto: Göksan Büyükbezci | Redaktionsleiter

Inzwischen war auch schon die zweite Generation herangewachsen. Kinder, die oft ohne die nötige Förderung unter erschwerten Bedingungen groß geworden waren. Zum Teil lernten sie erst in der Schule mühsam die ihnen fremde deutsche Sprache. Aber auch die Schulen, besonders in den Vierteln, in denen viele Arbeitsmigranten wohnten, waren sichtlich überfordert. Klassen mit 80% Migrantenkindern nützten weder ihnen, noch ihren deutschen Mitschülern. Kein Wunder, dass in solchen Fällen deutsche Eltern ihre Kinder oft an eine andere Schule brachten. Statt dass man sich näher kam, wurde die Kluft immer tiefer. Berufliche Karriere und sozialer Aufstieg blieben für einen Teil dieser Generation nur ein Traum. Und gerade diejenigen, die in Deutschland aufwuchsen, hatten besondere Schwierigkeiten, ihre eigene Identität zu finden. So war diese zweite Generation hin- und hergerissen zwischen dem Erhalt der türkisch-islamischen Identität und der Anpassung an die westliche Kultur. Mit der Türkei verband sie nicht mehr viel, aber als Deutsche fühlten sie sich auch nicht. Eine Generation, die soziale Anerkennung ebenso wie nationale Identität vermisst. Selbst wenn sie hier geboren wurden und einen deutschen Pass besitzen, fühlen sie sich oft als Außenseiter, als Mischwesen „Deutschtürke“. Oder wie der deutsch-türkische Anwalt Mehmet Daimagüler in seinem Buch über die gescheiterte Integration konstatiert: „Wir bleiben Kanaken, egal was wir tun.“ Der türkeistämmige Schriftsteller Aras Ören hat dieses Problem der eigenen Identität in einem Gedicht thematisiert: „Wer bin ich? Wo bin ich? Was soll ich sagen? In einem Stadtteil, dessen Häuser, Kneipen, Bars, Hinterhöfe, Parkplätze und Spielhallen ich auswendig kenne, frage ich nach mir unbekannten Straßen.“ Ende er 80er/Anfang der 90er Jahre, mit der Verschärfung von Arbeitslosigkeit und Armut, der verstärkten Zuwanderung von Aussiedlern aus der Sowjetunion und der starken Zunahme von Asylbewerbern wurde das Thema Ausländerpolitik zum Reizthema in der Bundesrepublik. Besonders rechtsradikale Parteien und Neonazis machten mit dem Schreckgespenst einer drohenden „Überfremdung“ und Parolen wie „Deutschland den Deutschen! Ausländer raus!“ Stimmung. Auch Politiker von CDU/CSU machten Konzessionen an die grassierende Ausländerfeindlichkeit. Der damalige bayerische CSU-Innenminister Edmund Stoiber warnte denn auch vor einer „durchrassten Gesellschaft“. Alfred Dregger, Chef der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, stellte klar, dass Ausländer „keine Mitbürger“ seien. Bundeskanzler Kohl (CDU) versicherte: „Deutschland ist kein Einwanderungsland“ und der bayerische Mi-

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nisterpräsident Max Streibl (CSU) fügte hinzu: „Und darf auch keines werden.“ Dabei war die Bundesrepublik seit Anfang der 70er Jahre längst ein De-facto-Einwanderungsland, auch wenn sogar das Bundesverwaltungsgericht einmal entschieden hatte, dass eine Niederlassung von Ausländern „für längere Dauer“ die „Belange der Bundesrepublik“ beeinträchtige. Anfang der 90er Jahre kam es dann verstärkt zu Ausschreitungen und Anschlägen gegen Ausländer und Asylbewerber, etwa in Hoyerswerda, Rostock, Mölln und Solingen. Einen ersten Schritt zur Überwindung der Barrieren machte die rotgrüne Regierungskoalition mit der längst überfälligen Reform des Staatsangehörigkeitsrechts zum 1.1.2000. Die Neuregelung sieht vor, dass die in Deutschland geborenen Kinder ausländischer Eltern unter bestimmten Voraussetzungen schon mit der Geburt Deutsche werden können. Mit Erreichen des 23. Lebensjahres müssen die Kinder ausländischer Eltern dann entscheiden, ob sie die deutsche Staatsbürgerschaft behalten oder lieber die Staatsbürgerschaft ihrer Eltern übernehmen wollen. Anfang 2005 trat auch ein neues Zuwanderungsgesetz in Kraft, das allerdings kaum neue Chancen für Einwanderung eröffnet. Auch ein kommunales Wahlrecht für Ausländer, die nicht aus EU-Staaten kommen, wird bislang abgelehnt. 2010 wurde die endlose Integrationsdebatte durch die polemischen Thesen des Bundesbank-Vorstands und SPD-Mitglieds Thilo Sarrazin neu angeheizt. Seine Muslim-Schelte spaltete die Nation. Das Thema Integration steht immer noch auf der Tagesordnung. Eine 2009 vorgestellte Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung stellte fest: Egal ob Arbeitslosenquote, Hausfrauenquote oder Abiturquote, türkische Migranten seien „am schlechtesten integriert“, und „die jüngere Generation lasse wenig Bildungsmotivation erkennen“. Tendenzen, die 2010 von einer Studie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge bestätigt werden. Nur 41% verfügen über eine mittlere oder höhere Schulbildung und der Anteil türkeistämmiger Studenten ist entsprechend gering. Ein Bildungsgefälle, das die Chancen auf dem Arbeitsmarkt entsprechend mindert, viele bekommen nur Jobs als

Foto: Murat Gürenc | Psychologe

ungelernte Arbeiter. Die Arbeitslosenquote liegt bei über 15%. Darüber hinaus geht jetzt verstärkt ein Teil der gut Ausgebildeten nach ihren Studien in die Türkei um, sich dort im Wirtschaftsboomland lukrative Jobs zu sichern. Auch die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschen und Türkeistämmigen bestehen fort. Familien aus der Türkei bleiben weiterhin unter sich und haben wenig Kontakte zu Deutschen. Viele in Deutschland aufgewachsene Männer heiraten junge Frauen aus der türkischen Heimat. Daher wird in diesen Familien zwangsläufig weiter Türkisch gesprochen, die Sprachprobleme werden an die Kinder weitergegeben. Hinzu kommt, dass mehr als 7% der türkeistämmigen Frauen Analphabeten sind. 70% haben keinen Beruf erlernt. Sie heiraten früh und bleiben zu einem großen Teil Hausfrauen. Trotz dieser immer noch festzustellenden Defizite fühlen sich die meisten Jugendlichen der dritten und vierten Generation Deutschland viel näher als der Türkei. Sie können sich meist auch nicht mehr vorstellen, dort zu leben. Sie sind Teil unserer gemeinsamen Wirklichkeit geworden, wie z.B. der Politiker Cem Özdemir, der Schriftsteller Feridun Zaimoğlu, der Filmemacher Fatih Akin, der Komiker Kaya Yanar oder der Fußballspieler Mesut Özil. Einige haben auch den Aufstieg in qualifizierte Stellungen geschafft, z.B. als Unternehmer oder Manager, oft auch gegen Widerstände von deutscher Seite. Aber damit mehr Jugendliche berufliche Qualifikationen und sozialen Aufstieg schaffen, bleibt im Bildungsbereich noch viel zu tun. Verstärkte Förderung in Kindergarten und Schule sind unverzichtbar. Dagegen sind die Äußerungen des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, Türken in Deutschland sollten ihren Kindern zuerst Türkisch beibringen, schlicht eine Absage an die Integration. Zu einem Abbau der Schranken und Unterschiede gehört allerdings auch die Bereitschaft vor allem der Jüngeren, sich mehr in diese Gesellschaft einzubringen. Da machen die Generationenporträts türkeistämmiger Arbeitsmigranten von Guenay Ulutuncok Mut. Sie lassen auf eine bessere gemeinsame Zukunft hoffen. Eine Zukunft in der es keinen Gegensatz von „Wir“ und „Ihr“ mehr gibt.

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Freizeit am Wochenende: TĂźrken in der Weidengasse am Eigelstein, KĂśln, 1982

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Aus den Tageb端chern, Teil 3 von Y端ksel Pazarkaya/Gedichte, Guenay Ulutuncok/Fotos

Foto: Ridvan Tozan | Rentner




geliebte fremde sich begeistern fürs wieder sehen außer sich sein vor freude die zähne zusammenbeißen um eine hürde zu nehmen sich einer arbeit hingeben – solch eine fremde ist wunderbar

du hast die heimat verlassen trennung eine zeitlang bist beim militär oder auf dem bau oder lastenträger der fremde bleibt dir die rückkehr immer im sinn – solch eine fremde ist wunderbar

zwingt dich eine krankheit unters messer sitzt du im kerker der ehre zuliebe du weißt, als hörtest du von einer klaren stimme ein lied oder einen koranvers musst du leben fürs wieder sehen – solch eine fremde ist wunderbar

doch der mensch möge nicht sein in der fremde ohne hoffnung ohne ausweg ohne einen halt

Foto: Aydin Dilaver | Rentner

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Herbst, Deutschland Auch der Altweibersommer wechselte die Route Zugvögeln gleich, die nach Süden fliegen Umweltfinsternis im Frost verfangen konnten sie nicht ziehen.

Gift und Galle, Stock und Stein Herbsteiszeit Nacht, 24 Stunden der Farben Schwingen gebrochen verwelkt alle Gerüche.

Pest die Angst lässt in Scharen verenden die Zugvögel über Fluss und Flur schweift schwarze Herbsteiszeit.

Er zog fort von hier der Altweibersommer in ein Land ohne Natur hier die Jahreszeit jenseits des Lebens.

Ein finsteres Wesen sternlose Nacht die Umwelt frostig sein Atem erlebt den Winter noch kaum Herbst, Deutschland.

Foto: Hulusi Kir | Rentner




Gedanken auf der Flucht 1

Schritte die ich gemacht

Wo blieb mein Holzkoffer

Die Kraft meiner Arme dahin auf Fließbändern

Wie ich in weiter Ferne

Die Jahre verflossen vor meinen Augen Alles alles möchte ich mitnehmen

Dieser Fernseher passt jedoch nicht in ihn

Dazu noch meine Träume gerade die Träume

Der Waschautomat und der Geschirrspüler

Die Luftschlösser die ich baute

Die Sitzgruppe und das Schlafzimmer

Und all meine Verbrauchtheit all meine Erschöpfung

im Möbelhaus gekauft Und die Kücheneinrichtung

Ich soll gehen na gut ich soll gehen von hier

Sie passen nicht in meinen Holzkoffer

Hier hinterlassen möchte ich jedoch

Nicht einmal die Kaffeemaschine

Nichts von mir

- Da ich hier süchtig wurde nach gefiltertem Bohnenkaffee -

3

Der Staubsauger und die Musikbox

Wo ist mein Holzkoffer

Wie kann doch das alles und noch viel mehr

Wo blieb er liegen

Hineinpassen in den Holzkoffer

Wo abhanden gekommen mein Ich darin

Eine Handvoll Weizengrütze

Mit meinem Ich besiegt und verloren

Ein Pfund weiße Bohnen und

Passe ich nicht mehr in den Holzkoffer

Eine kleine Flasche Raki und

Dafür ins Auto vorm Haus passt allemal

Die selbst gemachte Hirtenflöte

Ein verlorenes Ich mit seinen sieben Sachen

Hatte ich eingepackt für die Reise

Gekauft für den Preis jener Hoffnung der bangen

In die Hoffnung die bange Und einige Lieder die nach Erde rochen

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Nach Trennung und Sehnsucht

Seele haucht sich aus Hoffnung nicht

Einige Lieder verstaut im Holzkoffer

Abgründe reißen sich auf vorm Flüchtling Es ist kein Fluchtauto das vorm Haus

2

Der dich zum Gehen auffordert

Meine gestauten Ängste kann ich hier nicht zurücklassen

Hat hier nichts verloren

Meine verbrauchten Hoffnungen Auch sie will ich mitnehmen

Und hinterlassene Spuren

Beschimpfungen gesammelt durch so viele Jahre

Lassen sich nicht mitnehmen

Beleidigende Blicke gehäuft zu einem Buckel

93 Foto: Edali Gürenc | Rentnerin


deutsche sprache die ich vorbehaltlos liebe die meine zweite heimat ist die mir mehr zuversicht die mir mehr geborgenheit die mir mehr gab als die die sie angeblich sprechen

sie gab mir lessing und heine sie gab mir schiller und brecht sie gab mir leibniz und feuerbach sie gab mir hegel und marx sie gab mir sehen und hören sie gab mir hoffen und lieben eine welt in der es sich leben lässt

die in ihr verstummen sind nicht in ihr die in ihr lauthals reden halten sind nicht in ihr die in ihr ein werkzeug der erniedrigung die in ihr ein werkzeug der ausbeutung sehn sie sind nicht in ihr sie nicht

meine behausung in der kälte der fremde meine behausung in der hitze des hasses meine behausung wenn mich verbiegt die bitterkeit in ihr genoss ich die hoffnung wie in meinem türkisch

Foto: Olcay Akdogan | Gastronom




Lady Lovely Locks Meine Grundsätze sind einfach

Ich liebe alle Lieder der Erde

Wählerisch bin ich nicht wenn

Bewegt fröhlich getragen traurig

Feste zu feiern

Mal solo mal vom Chor zum Tanz oder auch so der Gaumen zu erfreuen und Lieder zu hören sind

Wenn sie Tod und Leben besingen Sieg und Niederlage Hoffen und Bangen Reden sie in meiner Zunge

Ich bekenne mich zu allen Religionen

Von Liebe und Sehnsucht

Wenn sie Feste haben

Von Trauer und Leidenschaft

Ich feiere nicht nur das Ramadanfest

Von Wagemut und meinem Girlfriend Lady Lovely Locks

Möchte auch nicht außen vor stehen An Ostern und Weihnachten

Wie gesagt ich habe meine Grundsätze

Der Jom Kippur ist mir lieb Lieber noch Thanksgiving Bei meinem Girldfriend Lady Lovely Locks

Ich bin zwar kein Gourmet Aber auch kein Muffel Wenn es darum geht Fremde Gaumenfreuden zu entdecken Meilenweit gehe ich dafür nicht Eher bin ich ein Abdal – ein Müßiggänger mit Eisenschuh Geht er jedoch einmal meilenweit Möchte ich unbedingt Neues am Zielort kosten Wie bei meinem Girlfriend Lady Lovely Locks

Foto: Bahaddin Demirci | Geschäftsführer

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Abgeschoben in die Heimat: T端rkische R端ckkehrer kurz vor der Abfahrt in ihre Heimat in M端lheim, K旦ln,1984

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Die Suche nach der Sehnsucht : Ein tĂźrkisches Kind liegt am provisorischem Sandkasten am Sudermannplatz, KĂśln, 1981

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R A N I P S A B DENIZ S R E V E B N E JÜRG N E R E Z R E R ÖME ARND KOLB ARAS ÖREN A Y A K R A Z A YÜKSEL P R E L K C I M H C S D E I R F L I W K O C N U T U L GUENAY U


Deniz Baspinar, wurde 1972 in Köln geboren. Ihr Diplomstudium der Psychologie absolvierte sie an der Universität zu Köln. 2008 gewann sie mit ihrem Beitrag "Zu Gast" den Hörspielwettbewerb des WDR zum Thema "Sind sie zu fremd, bist du zu deutsch". In Ihrer "Kölümne" für ZEIT-Online schreibt sie regelmäßig über Deutschland und Deutsche mit und ohne Hintergrund. Sie lebt in Köln und arbeitet dort als Psychotherapeutin.

© Foto: Privat

Jürgen Bevers, Jahrgang 1946, Jurastudium in Köln sowie Studium der Medienwissenschaften, Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte in Köln und Osnabrück, seit 1976 Film- und Fernsehkritiker, 1981 - 1985 freier Journalist und Redakteur für Zeitungen und Zeitschriften, seit 1985 freier Rundfunkjournalist. Aktuelle Politik- und Kulturberichterstattung sowie Features für Hörfunk und Fernsehprogramme verschiedener ARD-Sender, vor allem für den WDR und Arte.

Ömer Erzeren, wurde 1958 in Ankara geboren. Er besuchte die Schule in beiden Ländern, studierte in Göttingen bis 1981 Sozialwissenschaften und ging 1985 in die Türkei zurück. 13 Jahre lang war er in Istanbul Korrespondent für »die tageszeitung« (taz) und die »Zürcher Wochenzeitung«. Als Vorstandsmitglied zeichnete er von 1985 bis 1995 für das von Aziz Nesin gegründete alternative Bildungsforum BILAR verantwortlich. Später lebte er in Buenos Aires. Seit 1998 lebt Erzeren in Berlin und Istanbul und in dem Buch „Eisbein in Alanya“ schrieb er Lebensläufe von Immigranten nieder. Heute arbeitet er als Verleger in Istanbul.

© Foto: Servet Dilber

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Arnd Kolb, (37) ist Geschäftsführer des Dokumentationszentrums und Museums über die Migration in Deutschland (DOMiD) in Köln. Der Historiker arbeitete bisher als Redakteur beim Südwestrundfunk (SWR), wo er die erfolgreiche Wanderausstellung »Zwischen Kommen und Gehen – und doch Bleiben« konzipierte, die sich mit der Arbeitsmigration nach Deutschland ab 1955 beschäftigt. Kolb sammelte Projekterfahrungen als freier Kulturmanager und als Veranstaltungsleiter im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart. Daneben betätigte er sich auch publizistisch. Zuletzt erschien sein Buch »Autos-Arbeit-Ausländer«, die erste Studie, die die Geschichte der Arbeitsmigration eines Autoherstellers nachzeichnet.

Aras Ören, 1939 in Bebek-Istanbul, Türkei, geboren. Schreibt seit 1957 Gedichte, 1958 erste Prosa. 1959 – 1969 Schauspieler und Dramaturg vornehmlich in Istanbul. 1960 erster Gedichtband in der Türkei, Teilnahme am internationalen Wettbewerb der Jugendtheater Erlangen. 1962 Schauspieler an der »Neuen Bühne« in Frankfurt am Main, 1965–1967 Versuche, eine Theatergruppe für die türkischen Arbeiter in der BRD und Westberlin zu gründen. 1966–1969 Schauspielarbeit in Istanbul, dort auch Theaterpreis. 1969 Umzug nach Westberlin. Arbeit in Fabriken, in der Gastronomie und als Schauspieler. Anfang der 70er Jahre stößt er zur »Gruppe der schreibenden Arbeiter« in der Berliner Künstlervereinigung »Rote Nelke«. Seit 1974 arbeitet er als Redakteur, seit 1996 als Leiter in der türkischen Redaktion im Sender Freies Berlin (SFB). 1999 hatte er die Poetik-Dozentur an der Universität Tübingen inne. Nach dem Förderpreis des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie (1980) und der Literarischen Ehrengabe der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (1983) erhielt er 1985 als erster Autor den Adelbert-von-Chamisso-Preis der Robert-Bosch-Stiftung.

Yüksel Pazarkaya, 1940 in Izmir, Türkei, geboren. 1958 kam er zum Studium der Chemie nach Stuttgart, das er 1966 abschloß. Danach Studium der Germanistik, Promotion zum Dr. phil. 1972. Tätigkeit als Fachbereichsleiter an der Volkshochschule in Stuttgart. Von 1986 bis 2002 Redaktionsleiter beim Westdeutschen Rundfunk in Köln, unterbrochen 1994 durch einen Aufenthalt in den USA als Writer in Residence an der Washington University St. Louis. Seit 1960 schreibt er Gedichte auf türkisch und deutsch. 1980–82 Herausgeber der zweisprachigen Zeitschrift Anadil. Außer mehreren Literaturpreisen in der Türkei erhielt er 1987 das Bundesverdienstkreuz, Adelbert-von-Chamisso-Preis 1989, 1994 den Kinderbuchpreis des Berliner Senats. Im Frühjahr 2000 hatte er die Chamisso-Poetik-Dozentur an der TU Dresden inne, seit 2003 lebt er als freier Schriftsteller in Bergisch-Gladbach. 2006 erhielt er den Ehrendoktor der Universität Çanakkale.


Wilfried Schmickler, geboren 1954 in Leverkusen, ist der „Scharfrichter unter den deutschen Kabarettisten“. Seine satirisch brillante Analyse der bundesdeutschen Wirklichkeit weist ihn als kompromisslosen Moralisten aus. Seine Opfer sind immer Täter. Allemal die Großen in Wirtschaft und Politik, Kirche und Medien. Auch die Kleinen, vor allem die Kleinen im Geiste. Und wenn man ihn fragt, wie lange die alle noch so weitermachen dürfen, sagt er: „Ich weiß es doch auch nicht“. Aber Schmickler macht weiter und feuert in seinem neuen Soloprogramm wieder sein charakteristisches Feuerwerk punktgenauer Pointen ab, mal rotzig und bitterböse, oft wütend und grimmig, fast immer schreiend komisch. Er ist mit den 4 wichtigsten Kabarett-Preisen ausgezeichnet worden: 2007 mit dem PRIX PANTHEON, 2008 mit dem DEUTSCHEN KABARETTPREIS, 2009 mit dem DEUTSCHEN KLEINKUNSTPREIS und 2010 mit dem SALZBURGER STIER.

© Foto: Privat

Guenay Ulutuncok, 1954 in Istanbul geboren. Während des Studiums arbeitete er als Volontär, Fotograf und Layouter bei der Stadtzeitung “Kölner Volksblatt”. Studium der Architektur und Tropen-Technologie in Köln. Ende 1981 Mitbegründer der Fotografenagentur “laif Photos & Reportagen” in Köln. Schwerpunkt seiner Arbeit: Reportagen über politische und soziale Konflikte, sowie kulturelle und ethnische Vielfalt, für deutsche und internationale Magazine. 1982-1986 mehrere Reisen und Aufenthalte in den Nahen Osten und nach Nordafrika mit den Themen-Schwerpunkten Nahostkrise, Libanonkrieg, Afghanistan, Zypernkonflikt, Westsaharakrieg etc. Ab 1986 liegt der Schwerpunkt der Reportagen bei Themen aus Afrika, südlich der Sahara. 1992 Veröffentlichung des Bildbandes “ANGOLA - Ich spreche von einem Land, das wir suchen” (Marino-Verlag, München). 1993 Herausgeber des Buches “Ez Kurdim - Ich bin eine Kurdin” Aufstand der kurdischen Frauen, (Marino-Verlag, München). 1994 Veröffentlichung des Bildbandes ”AFRIKAS KINDER” (Peter Hammer Verlag, Wuppertal). 2004 Mitherausgeber des Buches “Zehn Jahre seit dem Genozid. Ruanda.”, sowie Entwurf und Produktion eines multimedialen Gesamtkonzeptes für die “Gedenkstätte Murambi” in Ruanda. Heute arbeitet er als Fotojournalist, Editor und Publisher.

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Fotoausstellung 3-Generationen-Porträts Technische Daten: 51 Farbdrucke auf Leinwand Je 90 x 190 cm Wahlweise in Stahlrahmen oder per Wandaufhängung Ausleihe: In vollständigem oder partiellem Umfang möglich Leihgebühr auf Anfrage Kontakt: DOMiD Venloer Str. 419 50825 Köln Tel: 0221-800 28 30 Fax: 0221-800 28 31 www.domid.org info@domid.org

DOMID-Ausstellung “Geteilte-Heimat”-”Paylaşılan Yurt” im Deutschen Historischen Museum Berlin, Okt. 2011

© Fotos: Metin Yilmaz

Foto, links: Enis Dilaver | Schüler

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Foto: Risvan Tozan | Rentner mit seiner Enkelin w채hrend des Fototermins




DREI GENERATIONEN Deniz Baspinar Jürgen Bevers Ömer Erzeren Arnd Kolb Aras Ören Yüksel Pazarkaya Wilfried Schmickler Guenay Ulutuncok

Herausgeber: Arnd Kolb Guenay Ulutuncok

Drei Generationen türkischer Migranten in Lebensgröße porträtiert, als Teil der bundesdeutschen Wirklichkeit, als Teil dieser Republik, abgelichtet an ihren ehemaligen und aktuellen Arbeitsplätzen oder Schulen – so lautete die Idee, die das Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland (DOMiD) gemeinsam mit dem Fotografen Guenay Ulutuncok 2011 entwickelte. Das Fotoprojekt stellte einen wichtigen Bestandteil der Ausstellungsreihe „Geteilte Heimat – Paylaşılan Yurt“

dar, die anlässlich des 50. Jahrestags der Unterzeichnung des Deutsch- Türkischen Anwerbeabkommens von 1961 realisiert wurde. Die insgesamt drei Ausstellungen gaben einen Überblick über fünf Jahrzehnte Migration aus der Türkei und entwickelten sich an den Ausstellungsorten – dem Deutschen Historischen Museum Berlin, dem Historischen Rathaus zu Köln und dem Landtag des Landes NRW in Düsseldorf – zu einem Publikumsmagneten.

DOMiD | mediaproduction | edition

ISBN 978-3-9811827-0-5


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