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«In Schaan kann sich jeder entfalten»
Für Daniel Hilti hat am 1. Mai in seine letzte Legislaturperiode als Schaaner Vorsteher begonnen. In den vorangegangenen 20 Jahren hat er in der Gemeinde viel bewegt, das landesweite und regionale Beachtung gefunden hat. Auch in seinen letzten vier Amtsjahren stehen nochmals einige Projekte an, welche die ohnehin hohe Lebens- und Standortqualität in Schaan noch weiter steigern sollen.
Sie sind vor rund drei Monaten in Ihre sechste Legislaturperiode als Schaaner Gemeindevorsteher gestartet, wiedergewählt mit 82,3 Prozent der Stimmen. Wie interpretieren Sie Ihr Ergebnis und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit dem neu zusammengesetzten Gemeinderat?
Daniel Hilti: Mein persönliches Ergebnis hat mich selbstverständlich sehr gefreut. Es ist für mich aber auch ein Ausdruck der erfolgreichen Gemeinderatsarbeit in den vergangenen vier, acht und mehr Jahren. Zusammen konnten wir als Gremium immer viel erreichen und Schaan weitere wichtige Schritte vorwärtsbringen. Offenbar wird der Weg geschätzt, den wir als Team eingeschlagen haben. Gemeinderatsbeschlüsse sind bei uns in aller Regel einstimmig. Öffentlich ausgetragene, politische Grabenkämpfe gibt es in Schaan nicht. Dass diejenigen Gemeinderäte, die erneut zur Wahl standen, fast alle wiedergewählt worden sind, bestätigt diesen Eindruck. Auch deren Arbeit wurde ganz offensichtlich sehr geschätzt. Dass nun in der Legislatur 2023 bis 2027 gleich viele Frauen wie Männer im Gemeinderat vertreten sind – nimmt man mich als Vorsteher einmal aus der Rechnung heraus – freut mich sehr. Schaan war schon immer eine Gemeinde, die auf Ausgleich und Parität bedacht war und sich erfolgreich dafür eingesetzt hat. Jetzt wird dies auch in der politischen Vertretung mehr als nur deutlich. Die Zusammenarbeit mit allen bisherigen und neuen Gemeinderätinnen und -räten zum Wohl von Schaan funktioniert mit dem neuen Gemeinderat gewohnt reibungslos und fruchtbar. Die Altgedienten leisten Gewähr für Kontinuität und das Fortschreiten auf dem erfolgreichen Weg der vergangenen Jahre, während die Neuen auch neuen Schwung in die Gemeinderatsarbeit bringen.
Mit der Jahresrechnung 2022 durften Sie gemeinsam Ende Juni bereits ein sehr erfreuliches Traktandum behandeln. Schaan hat landesweit mit grossem Abstand am besten abgeschnitten. Worauf ist der Gewinn von 29,7 Millionen Franken zurückzuführen.
Es war eine Reihe von Faktoren, die zu diesem unerwartet guten und überaus erfreulichen Resultat beigetragen haben. Die Steuereinnahmen haben das Budget 2022 gesamthaft um
12,8 Millionen Franken übertroffen. Hinzu kommen Verkaufserlöse von Grundstücken, Mehrwertabgaben und die Auflösung des Corona-Hilfsfonds. Andererseits hat das schlechte Börsenjahr zu Wertschriftenverlusten in Höhe von 9,3 Millionen Franken geführt –wohlgemerkt aber zu Buchverlusten, die sich mit der Zeit wieder ausgleichen sollten. Die budgetierten Investitionen haben wir um 8 Millionen Franken unterschritten. Verschiedene Projekte haben sich Aufgrund der Corona-Pandemie und von Umplanungen sowie aufgrund der geopolitischen Lage auf das Jahr 2023 verschoben. Dies sind zum Beispiel die Fassadenbeleuchtung für das Rathaus, die Sanierung der Leichtathletikanlage, der Neubau des LFV-Campus auf der Sportanlage Rheinwiese und einiges mehr. Somit sind auch die Abschreibungen wesentlich tiefer ausgefallen als geplant.
Was bedeutet dieses neuerliche Glanzergebnis für Schaan?
Der Selbstfinanzierungsgrad liegt für das Rechnungsjahr bei 406,74 Prozent. Das bedeutet, dass nicht nur alle Investitionen direkt finanziert werden konnten. Auch das Netto-Finanzvermögen erhöhte sich – und zwar auf den historischen Höchststand von 357 Millionen Franken. Diese Mittel stehen der Gemeinde Schaan als Reserve zur Verfügung. Das Ziel, kein Vermögen abzubauen, um in schlechteren Jahren genügend Reserven zu haben, konnten wir also mehr als nur erreichen. Dadurch kann der Steuerzuschlag auf lange Sicht niedrig gehalten werden, und Schaan kann in seine Zukunft investieren, um die Lebensqualität und Standortattraktivität weiterhin stetig zu verbessern.
Wenn Sie die Investitionen ansprechen, kommen wir nicht um ein Projekt herum, das Sie der Öffentlichkeit vor zwei Monaten präsentiert haben: das Freiraumkonzept, das landesweit seinesgleichen sucht. Was ist in diesem Zusammenhang schon alles geschehen?
Die Schaaner Bevölkerungs- und Arbeitsplatzzahlen haben sich während Jahrzehnten stetig nach oben entwickelt. Entsprechend haben auch Bautätigkeit und Verkehr zugenommen. Das ist eine Tatsache, die wir akzeptieren müssen. Doch Schaan sieht dieser Entwicklung nicht tatenlos zu, sondern gestaltet sie aktiv mit. Zum einen haben wir ein Verdichtungskonzept für den nördlichen Teil des Dorfzentrums, das sogenannte Bahnhofsdreieck, ausgearbeitet. Es hat die Verdichtung nach innen zum Ziel und definiert, wie und wie hoch künftig gebaut werden darf. Das Konzept bezieht sich auf jenen Bereich des Dorfes, der mittelfristig die grösste Entwicklung erfahren wird. Zum anderen verfolgen wir schon seit Jahren das Freiraumkonzept. Denn eine rege Bautätigkeit bedeutet leider, dass Grün- und Freiflächen zugunsten von Bausubstanz zurückgedrängt werden. An diesem Punkt setzt das Konzept an. Oberflächen werden entsiegelt, Grün- und Wasserelemente integriert. Das erhöht nicht nur die Aufenthalts- und Lebensqualität, sondern wirkt auch dem Hitzeeffekt entgegen und fördert das Mikroklima. Ebenso wichtig wie Grünflächen sind der Gemeinde Begegnungs- plätze im Zentrum, an denen Menschen zusammenkommen, sich austauschen und erholen können. Orte, an denen Gemeinschaftsgefühl entsteht und gelebt wird.
Das Freiraumkonzept sieht eine Reihe von solchen Plätzen mit unterschiedlichen Funktionen vor. Die meisten davon sind bereits realisiert. Jene rund um die Kirche St. Peter sind ein Ort der Begegnung. Der Platz südlich der Überbauung «Im Zentrum» ist derzeit im Entstehen begriffen. Mit schattenspendenden Bäumen und Sitzmöglichkeiten schafft er ab kommendem Frühling ein Wohlfühlambiente und kann für Anlässe genutzt werden, wie der Jahrmarkt bereits gezeigt hat. Der Platz zwischen «Skino» und «Scanaua» bietet sich speziell für kulturelle Veranstaltungen an, während die beiden Ebenen des Rathausplatzes mit ihrer grosszügigen
Bepflanzung und ihren Wasserflächen dazu einladen, kurz innezuhalten. Als Kontrapunkt dazu pulsiert auf dem Lindaplatz und im Lindahof bei Anlässen wie Jahrmarkt, Fasnacht, Konzerten oder Festivals das Leben.
Was sind die weiteren Pläne in Sachen Freiraumkonzept und Projekt «Schaan grünt».
Schaan grünt tatsächlich immer mehr. Das sieht man beispielsweise an den Rändern der Hauptstrassen mit ihren Rabatten und Bäumen sehr deutlich. Gerade vor kurzen sind neue Rabatten beim ehemaligen Café St. Peter hinzugekommen. Weitere werden folgen. Eine richtige grüne Oase wird dann aber der Lindagarta auf dem Areal des früheren Restaurants Central. Dieser sechste Platz im Freiraumkonzept wurde vom Gemeinderat bereits vor drei Jahren behandelt und gutgeheissen. Es wird ein kleiner Park entstehen, der durch Bäume, Pflanzen und Wasser charakterisiert ist und nicht nur Menschen Erholung, sondern auch Kleintieren und Insekten einen Lebensraum bietet. So wird die Gemeinde den Menschen einen attraktiven Erholungsraum und einen Ort zum Abschalten mitten im geschäftigen Zentrum schaffen. Wie genau der Lindagarta gestaltet wird, ist noch offen. Das wird ein Landschaftsarchitektur-Wettbewerb entscheiden, der in Kürze beginnt. Fest steht aber, dass er die Dorfplätze mit einem ganz eigenen, naturbelassenen Charme ergänzen und bereichern soll.
Bei Investitionen denken die meisten sofort an Hochbauprojekte. Was steht in diesem Bereich an?
Ein grosses Projekt haben wir mit der Sanierung des in den 1940er-Jahren erbauten Anwesens Steinegerta kürzlich abgeschlossen. Innerhalb von rund zweieinhalb Jahren hat die Gemeinde 6,85 Millionen Franken in die Instandsetzung der drei Gebäude investiert und 1,6 Millionen Franken in die des 13'500 Quadratmeter grossen Parks. Acht Jahrzehnte nach dem ersten Spatenstich auf dem weitläufigen Areal im Jahr 1942 liess sich eine umfassende Sanierung nicht mehr lange hinauszögern. Leitungen und andere Installationen standen kurz vor dem Ende ihrer Lebensdauer, vor allem war aber die Barrierefreiheit in einigen Bereichen des Anwesens nicht gegeben, und auch die Raumaufteilung der ursprünglich für den Privatgebrauch erstellten Gebäude war für heutige und künftige Nutzung nicht mehr zeitgemäss. Daher hat sich der Gemeinderat schon 2019 für eine umfassende Sanierung entschieden, aber auch dafür, das Areal inklusive Park unter Denkmalschutz zu stellen. Damit haben die Gemeinderätinnen und -räte ein starkes Zeichen gesetzt und gezeigt, dass sie gewillt sind, die lange Geschichte des Anwesens, seine grossartige Architektur und seine einmalige Umgebung zu würdigen. Sie wollten diese Ausnahmeerscheinung im architektonischen Formengut Liechtensteins für die Bevölkerung dauerhaft erhalten und sogar noch aufwerten. Dies gilt ganz besonders auch im Hinblick auf die riesige Parkfläche, auf der sich auch andere Projekte hätten realisieren lassen.
Aber zurück zur Frage. Das nächste grosse Projekt hat nach zweijähriger Vorarbeit am 28. Juni mit dem Spatenstich begonnen: die Neugestaltung der Sportanlage Rheinwiese, die wir zusammen mit dem Liechtensteiner sind wir aus den Betriebsferien zurück und freuen uns, Sie wieder bei uns begrüssen zu dürfen.
Fussballverband in Angriff nehmen. Der grösste Teil des Projekts, der LFV-Campus, wird vom Fussballverband mit Geldern von UEFA und FIFA finanziert. Die Gemeinde beteiligt sich aber mit rund 9 Millionen Franken an der Sanierung der Landesleichtathletikanlage, am neuen Sportplatzgebäude, von dem auch der FC und der LC Schaan sowie andere Vereine profitieren werden, an der Indoor-Sprintbahn im Raum unter der neuen Haupttribüne, an der Optimierung der Rasen- und Kunstrasenplätze und an der grosszügigen Neugestaltung des Aussenraums mit Spielplatz und Fitnessgeräten. Wir setzen gemeinsam wirklich ein Projekt mit Strahlkraft um, das für Sportler, Vereine und die ganze Bevölkerung einen grossen Mehrwert haben wird.
Plant die Gemeinde mittelfristig noch weitere grössere Investitionen?
Nein, jedenfalls keine Neubauten. Aber insbesondere die Instandhaltung und teilweise auch Sanierung unserer Schulen wird jährlich mit einem gewissen finanziellen Aufwand verbunden sein. Die Gebäude – sowohl das Schulzentrum Resch als auch die dezentralen Standorte in den Quartieren – haben alle ein gewisses Alter erreicht. Daher sind regelmässige Investitionen unumgänglich.
Weg von den Immobilien und hin zu den Menschen: Sie haben stets den hohen Stellenwert betont, den der Zusammenhalt in der Gemeinde und ein funktionierenden Dorflebens für Sie haben. Was unternimmt die Gemeinde in diesem Zusammenhang?
Vieles (schmunzelt). Wir sind in den verschiedensten Bereichen aktiv. Wir haben eine sehr initiative Jugendarbeit, die sich schon bald dem Umzug des gutbesuchten Jugendtreffs Bermuda aus dem aktuellen Standort in den neuen Im Bretscha widmen wird. In der Seniorenarbeit können wir mit dem Kulturausflug am 20. Juni auf einen sehr schönen Anlass zurückblicken. Fast 170 Seniorinnen und Senioren haben mehrere Standorte mit kultureller Bedeutung für Schaan besichtigt und anschliessend das gesellige Beisammensein in der «Braustube» genossen. Bald steht der jährliche Seniorenausflug an, bei dem die Teilnahme auch immer ausgezeichnet ist und den ich selbst ebenfalls sehr geniesse.
Ich schätze den Austausch mit der älteren Generation ausserordentlich und kann stets davon profitieren. Und was die jüngsten Mitglieder der Gesellschaft betrifft, haben wir im April das Label «Kinderfreundliche Gemeinde» verliehen bekommen. Einige Anlässe, die Schulkinder von A bis Z selbst gestalten konnten, haben bereits stattgefunden. An diesem Konzept möchten wir in Zukunft festhalten und die Kinder noch mehr in sie betreffende Entscheidungsfindungen auf politischer Ebene einbinden. Denn in Schaan findet wirklich jeder seinen Platz und kann sich entfalten. Wir arbeiten daran, dass dies nicht nur so bleibt, sondern sogar noch besser wird.
Am 16.