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Hoff nung, dass die pandemische Phase bald überstanden ist
Hoffnung, dass die pandemische Phase bald überstanden ist
Gesellschaftsminister Manuel Frick geht davon aus, dass aufgrund des hohen Infektionsgeschehens rasch praktisch alle Einwohnerinnen und Einwohner des Landes entweder durch die Impfung oder durch eine Erkrankung immunisiert sein werden. Er ist zuversichtlich, dass daher zeitnah auf einen Grossteil der Massnahmen verzichtet werden kann. Dann möchte er sich verstärkt anderen politischen Themen widmen, an denen er bereits heute arbeitet. Interview: Herbert Oehri
Herr Regierungsrat, Sie sind sicher auch schon entspannter in ein neues Jahr gestartet als dieses Mal. Die Debatten über Maskenpflicht für Schüler, Kinderimpfungen und Omikron an sich dürften viel Zeit und Energie in Anspruch genommen haben. Regierungsrat Manuel Frick: Ja, die vergangenen Monate waren in der Tat sehr intensiv. Und auch der Start ins Neue Jahr war nicht ohne. Die Entwicklungen in Zusammenhang mit der Pandemie sind schwierig vorauszusehen, und es besteht oftmals rascher Handlungsbedarf. Das hat sich durch die rasche Durchsetzung der Omikron-Variante, die deutlich ansteckender ist als die bis vor kurzem dominante DeltaVariante, weiter verstärkt. Die Diskussionen werden teils sehr emotional geführt, insbesondere wenn Kinder betroffen sind. Die Kinderimpfungen habe ich dabei weniger im Kopf – das ist einfach ein Angebot, das in Anspruch genommen werden kann oder eben nicht. Die Senkung des Alters für die Maskenpflicht auf 6 Jahre hat hingegen starke Reaktionen erzeugt, auch wenn das in anderen deutschsprachigen Ländern seit längerer Zeit normal ist.
In Bezug auf die Maskenpflicht ab der Primaschule kursieren die wildesten Theorien bis hin zu «Die Kinder sollen ihre Eltern schützen, die sich einer Impfung verweigern». Was hat die Regierung aber tatsächlich bewogen, auf diese Massnahme zu setzen?
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Das epidemiologische Geschehen war und ist insbesondere in den jüngeren Altersgruppen, die bis vor kurzem keine Möglichkeit hatten, sich impfen zu lassen, extrem hoch. Masken sind ein einfaches und geeignetes Mittel, um Ansteckungen zu vermeiden, auch wenn sie natürlich nicht angenehm sind.
Was sind die Beweggründe dahinter, Kinder ab 5 Jahren gegen das Virus zu impfen? Auch wenn das selten der Fall ist, können Kinder durch Covid-19 schwere Verläufe haben oder unter Long-Covid leiden. Die Impfung bietet einen guten Schutz. Zudem kann durch die Impfung auch die Quarantäne vermieden werden.
Abgesehen von diesen Neuerungen des Jahres 2022: Wo stehen wir als Gesellschaft im Kampf gegen Corona? Im Moment sieht es danach aus, dass die aktuelle Welle zumindest von den Ansteckungszahlen heftiger ist als alles, was wir in den bisherigen zwei Jahren der Pandemie gesehen haben. Gleichzeitig sind die Hospitalisierungszahlen nach wie vor tief, und es scheint sich zu bewahrheiten, dass das Risiko für schwere Verläufe durch Omikron deutlich niedriger ist. Auch die Impfungen tragen sicher zur Entspannung der Lage in den Spitälern bei. Aufgrund des hohen
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DES FÜRSTENTUMS LIECHTENSTEIN Infektionsgeschehens ist davon auszugehen, dass im Frühling praktisch alle Einwohnerinnen und Einwohner des Landes entweder durch die Impfung oder durch eine Erkrankung immunisiert sein werden. Das weckt die Hoffnung, dass in naher Zukunft die pandemische Phase überstanden sein wird.
Bis wann ist ein Ende der einschneidendsten Massnahmen in Sicht? Ich bin zuversichtlich, dass wir aufgrund der genannten Entwicklung und dem erwarteten saisonalen Rückgang der Ansteckungszahlen ähnlich wie im vergangenen Jahr im Frühling einen Grossteil der Massnahmen lockern oder aufheben können.
Wann auch immer Corona überwunden sein wird, kommt auf Sie als Gesellschaftsminister schon von der Amtsbezeichnung her eine besondere Aufgabe zu: Wie lässt sich der Riss in der Gesellschaft zwischen lauteren und weniger lauten Massnahmengegnern, also Montagsdemonstranten, Parteigründer, Leserbriefschreiber, Kritikern auf den Sozialen Medien, und Massnahmenbefürwortern flicken? Eine klare Mehrheit der Bevölkerung ist mindestens doppelt geimpft und unterstützt gemäss einer repräsentativen Umfrage den Kurs der Regierung bei der Pandemiebekämpfung. Meinungsverschiedenheiten gehören in einer Demokratie dazu – es gibt keine politischen Massnahmen, bei denen alle einer Meinung sind. Die Minderheit der Massnahmengegner ist aber sehr laut, was zu dem Bild der gesellschaftlichen Spaltung beiträgt. Ich habe mich immer wieder gegen das Bild der Spaltung gewehrt und ich bin zuversichtlich, dass die Verwerfungen überwunden werden können.
Ein anderes Thema, das Sie als Gesundheitsminister beschäftigen dürfte, ist der Neubau des Landesspitals, der Ende 2021 ebenfalls für einiges Aufsehen gesorgt hat. Wie ist der aktuelle Stand und wie steht es um den Fahrplan? Bis wann hat Liechtenstein sein neues Spital? Und wie hoch ist die Kostenüberschreitung? Aktuell wird die Vorprojektphase abgeschlossen. Diese hat länger gedauert als geplant, es ist aber nach wie vor von einer Fertigstellung und Inbetriebnahme des neuen Gebäudes im Jahr 2025 auszugehen. Eine detaillierte Kostenschätzung wird im Frühjahr vorliegen, vorher kann keine seriöse Aussage zur Einhaltung bzw. Nichteinhaltung des Budgetrahmens getroffen werden.
Man merkt Ihnen zuweilen an, dass Sie es bedauern, aufgrund der Pandemie nicht mehr Zeit für den Geschäftsbereich Kultur zu haben. Dennoch geben Sie sich augenscheinlich grösste Mühe, dieses Feld nicht brachliegen zu lassen. Worauf dürfen sich Kulturschaffende und Kulturgeniesser im Jahr 2022 freuen? Glücklicherweise konnte ich mir trotz der Pandemie auch für den Geschäftsbereich Kultur Zeit nehmen. Durch die Zertifikatspflicht konnten wir trotz der hohen Fallzahlen auf Veranstaltungsverbote verzichten, und ich durfte seit Amtsantritt viele grossartige Kulturveranstaltungen besuchen, was mir nicht nur als Kulturminister, sondern auch persönlich grosse Freude bereitet. Ich hoffe, dass mit dem erwarteten Ende der Einschränkungen im Rahmen der Pandemiebekämpfung auch das kulturelle Leben im Verlauf des Jahres wieder stattfinden kann wie früher.
Welche Ziele haben Sie sich ganz persönlich für das neue Jahr gesetzt? Ich hoffe, dass es dieses Jahr gelingen wird, die Covid-19-Pandemie hinter uns zu lassen und mehr Energie in andere wichtige Themen zu stecken. Dies betrifft insbesondere die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Aufgleisung einer Altersstrategie im Gesellschaftsbereich. In der Kultur möchte ich insbesondere die Weiterentwicklung der Burg Gutenberg unter neuer Trägerschaft vorantreiben.