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Fragen an

Am 27. Januar eröffnete Erbprinz Alois den Landtag und hielt die traditionelle Thronrede. Alterspräsident Albert Frick wandte sich ebenfalls an die Abgeordneten. Welche Botschaften erhofften Sie sich von den beiden Ansprachen und welche Schwerpunkte setzen Sie für die politische Arbeit des Landtages im Jahr 2022?

Daniel Oehry, FBP

Wie erwartet bedanken sich beide bei allen, die zur Bewältigung der Pandemie Ausserordentliches leisten und stellten in ihren Ansprachen das Verbindende in den Vordergrund. Beide bestätigten die gute Zusammenarbeit von Landtag und Regierung, welche immer das Ziel verfolgten, gute Lösungen für Liechtenstein zu finden.

In diesem Sinne kann auch die überparteiliche Initiative zur Klärung der zukünftigen Mobilität und der damit verbundenen raumplanerischen Weichenstellungen gesehen werden. Die Anzahl der Arbeitsplätze nimmt stetig zu und darum gilt es diesbezüglich landesweit, aber auch überregional mutig voranzuschreiten.

Wir werden immer älter, was an sich ein Segen ist. Mit Blick auf die Finanzierung führt dies zu Herausforderungen in den Bereichen der Altersvorsorge, sprich der Sicherung der AHV und Pensionskassen und der Pflege in der letzten Lebensphase.

Im Vergleich zu anderen Ländern ist bezüglich AHV und Pensionskasse noch keine Krisenstimmung angebracht, denn wir verfügen über ausreichend Reserven. Aber es ist an der Zeit, über die Bücher zu gehen, damit dies für kommende Generationen auch noch gilt. Auch bezüglich dem sich bereits abzeichnenden Mangel an Pflegekräften müssen wir uns fragen, wie wir diesen Beruf attraktiver gestalten können. Darum brauchen wir (analog der Mobilitätsthematik) einen ganzheitlichen Ansatz zum Leben im Alter.

Als dritten Schwerpunkt gilt es auch in Liechtenstein weitere Weichenstellungen vorzunehmen, damit wir unseren Beitrag zur CO2-Reduktion leisten können. Ohne Abkehr von fossilen hin zu erneuerbaren Energien, sprich weg von Gas oder Öl, werden wir unsere Klimaziele nicht erreichen. Ausserdem gilt es, Vorkehrungen zu treffen, damit wir auf die häufiger werdenden Unwetter vorbereitet sind.

Wir leben in herausfordernden Zeiten, welche es gemeinsam zu meistern gilt.

Manfred Kaufmann, VU

Die Ansprachen enthielten grundsätzlich die von mir erwarteten Themen wie Demographie, Raumplanung und Mobilität. Insbesondere den Appell des Erbprinzen an den Zusammenhalt der Bevölkerung in dieser schwierigen Zeit fand ich ein wichtiges Zeichen.

Als VU-Fraktionssprecher bin ich der festen Überzeugung, dass unsere Fraktion die gute Arbeit für die Bevölkerung und für Liechtenstein auch im Jahr 2022 fortsetzen wird. Themen wie die finanzielle Entlastung von Familien mit Kindern in Ausbildung, die Erhöhung der AHV-Renten, der Abbau von finanziellen und administrativen Hürden bei Vereinen stehen bei mir auch weiterhin im Fokus.

Obwohl ich es mir anders wünsche, gehe ich davon aus, dass wir auch weiterhin das Thema Corona an den ersten Landtagssitzungen im laufenden Jahr debattieren werden. Auch das meines Erachtens sehr wichtige Thema der Sicherung der Bergbahnen und der Weiterentwicklung von Malbun wird sicherlich Anfang dieses Jahres auf der Traktandenliste des Landtags stehen. Das Thema Hochspannungsleitung in Balzers liegt mir sehr am Herzen. Diesbezüglich hoffe ich, dass eine zufriedenstellende Lösung für die Betroffenen gefunden werden kann.

Mit grosser Aufmerksamkeit erwarte ich zudem die Antworten der Regierung auf die VU-Vorstösse zur Erhöhung des Strafmasses bei sexuellem Kindsmissbrauch, zur Errichtung eines Hospizes im Land sowie zur langfristigen Sicherung der AHV.

Generell wünsche ich mir für 2022 einen respektvollen Umgang untereinander, die Achtung und Akzeptanz von unterschiedlichen Meinungen sowie ein verstärktes Miteinander. Das gesellschaftspolitisch Einigende und nicht das Trennende soll in den Mittelpunkt des politischen Handelns gestellt werden.

Patrick Risch, FL

Es war zu erwarten, dass die Ansprachen des Erbprinzen sowie des Landtagspräsidenten auf die aktuelle Corona-Situation und die vorherrschenden Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Massnahmen eingehen würden.

Seitens der Freien Liste hätten wir uns einen umfangreicheren Part zur Erreichung der Klimaziele erwartet. Der Schwerpunkt der Thronrede lag eindeutig auf der Ausrichtung einer Altersstrategie mit den dazugehörigen Fragestellungen, wie etwa die Verbesserung des Arbeitens im Alter, die Regelung von Gesundheit, Pflege und Betreuung sowie das Wohnen im Alter.

Diese gesellschaftspolitischen Fragen sind wichtig. Angesichts der vorherrschenden Klimakrise und deren Folgen drängen sich jedoch weitere, wenn nicht gar existenziellere Fragestellungen auf und erfordern dringend Lösungsansätze. Es ist erfreulich, dass parteiübergreifend Entwicklungen sichtbar werden, die diesem Uranliegen der Freien Liste, die Klimaneutralität zu erreichen, entsprechen. Denn Klimaschutz ist ein gesellschaftspolitisches Anliegen von grosser Tragweite.

In den Ansprachen zu hören, dass die Profilierung nicht oberste Priorität hat, war ebenso erfreulich, wie erinnernd daran, dass der Landtag sich in der Sache für die Volkswohlfahrt und für gleiche Chancen zukünftiger Generationen einsetzen soll.

In diesem Sinne wird die Freie Liste diesem Auftrag gerecht mit weiteren Vorstössen zur Erreichung der Klimaziele in verschiedenen Themenfeldern und indem das Augenmerk auf Gesellschaftsthemen gelegt wird.

Pio Schurti, DU

Vermutlich erwarteten alle, dass sowohl Erbprinz Alois als auch der Alterspräsident in ihren Ansprachen zur Landtagseröffnung auf die Initiative zur Auflösung des Landtags, die am gleichen Tag eingereicht wurde, eingehen würden.

Erbprinz Alois tat dies nicht. In seiner Thronrede fokussierte er sich zurecht auf Themen und Herausforderungen, die weit wichtiger sind als der irre Aufstand der Coronamassnahmen-Gegner. Im Interview nach der Eröffnung des Landtags äusserte sich das Staatsoberhaupt dann aber klar: Er sehe keine Gründe für die Auflösung des Landtags, die Initiative halte er für falsch, man könne sich sogar fragen, ob die Initianten verantwortungsvoll handeln.

Landtagspräsident Albert Frick übertraf in seiner Ansprache die Erwartungen. Er hatte sich in den vergangenen Monaten vornehm zurückgehalten, hatte sich kaum zur Pandemie bzw. zu den Massnahmen geäussert. So hat er dazu beigetragen, dass manche Leute dermassen mit dem Landtag unzufrieden sind, dass sie ihn nun auflösen wollen. In der Ansprache zur Eröffnung des Landtags wurde er endlich einmal deutlich. Die Spaltung der Gesellschaft, von der so oft gesprochen wird, halte er für eine Abspaltung einer vergleichsweise kleinen Bevölkerungsgruppe. Und in Teilen innerhalb dieser Abspaltung sei eine Radikalisierung feststellbar.

Als wär' ihm ob der eigenen Courage für ausnahmsweise klare Worte schon wieder mulmig geworden, meinte Frick sagen zu müssen, die gesellschaftliche Entwicklung sei eine ernsthafte Herausforderung für den Landtag. Es müsse das Ziel sein, Gefühle von Ausgrenzung zu mildern und Verständnis für Andersdenkende aufzubringen. Albert Frick ist lange genug in der Politik, um zu wissen, dass noch jeder Landtag, noch jede Regierung von einigen als der bzw. die «minscht», die wir je hatten, beurteilt wurde. Warum sollte der Landtag Verständnis aufbringen für Leute, die ihm die «Daseinsberechtigung» absprechen? Klare Kante zeigen und für den Landtag einstehen, den er präsidiert – das wäre gefragt.

Thomas Rehak, DPL

Die Thronrede wurde wie jedes Jahr mit Spannung erwartet. Es ist jeweils sehr aufschlussreich, wenn der zweite Souverän seine Worte an den Landtag richtet und dabei seine Sicht und Schwerpunkte darlegt, die meist über einen langen Zeitraum ausgerichtet sind. Der Erbprinz unterstrich im Besonderen die Bedeutung einer langfristigen Altersstrategie und auch – was uns besonders gefreut hat –, dass dadurch keine Verzögerungen für Massnahmen, die kurzfristig in der Altersstrategie umgesetzt werden können, entstehen sollen. Eine erste Massnahme haben wir mit unserem Vorstoss zur Abschaffung der Franchise für die Rentnerinnen und Rentner gesetzt. Die VU will aber noch immer an einer ganzheitlichen Lösung festhalten, was im Grundsatz gut ist, aber kurzfristigen Resultaten und einem Weiterkommen in der Sache eher im Weg steht. Ausserdem erwähnte der Erbprinz das wichtige Bestreben nach einer hohen Lebensqualität bis ins hohe Alter, sodass man im Alter so lange wie möglich unabhängig und selbständig leben kann. Dazu gehört auch die elementare gegenseitige Unterstützung der Generationen. Land, Gemeinden, Wirtschaft, Gesellschaft und jeder Einzelne sollen Verantwortung für dieses Bestreben wahrnehmen, unterstrich der Erbprinz. Ausserdem hob er Erbprinz die Bedeutung der Pensionsvorsorge hervor und dass diese bald nachhaltig zu sichern ist. Besonders gefreut hat mich sein Aufruf, alle Generation miteinzubeziehen und auch, dass wir die Jugend nicht vergessen sollten, damit das Land auch für sie attraktiv bleibt.

Neben dem hat er angeregt, Überlegungen anzustellen, wie das Arbeiten im Alter erleichtert werden kann. Zum Schluss betonte der Erbprinz die Bedeutung einer guten Zusammenarbeit in der Politik, aber vor allem zwischen Regierung und Landtag, indem er auf den Nutzen einer konstruktiven Zusammenarbeit bei Zukunftsthemen hingewiesen hat. Die Thronreden sind wichtig und sollten noch etwas stärker in den Landtag und auch in das Handeln der Regierung hineinwirken.

Ein Plädoyer für den Hochstammbaum

Vor 70 Jahren gab es in Liechtenstein noch über 66’000 Obstbäume. Aus verschiedenen Gründen ging die Zahl der Bäume wie jene der Sorten seither stark zurück. Inzwischen stehen in Liechtenstein weniger als 10'000 Obstbäume. Privatpersonen, Vereine und Gemeinden stoppen diesen Trend. Vermehrt werden wieder Hochstammbäume gepflanzt.

Obst gehörte während vieler Jahrhunderte zu den Grundnahrungsmitteln der Liechtensteiner Bevölkerung. Es wurde frisch gegessen, verarbeitet und konserviert, gemostet oder gebrannt. Fast alle Familien hatten Obstbäume. Mit der Industrialisierung nach dem Zweiten Weltkrieg änderten sich auch die Bedürfnisse der Liechtensteiner Bevölkerung. Es bestand keine Notwendigkeit mehr, Äpfel, Birnen, Pflaumen, Kirschen oder Nüsse der eigenen Bäume zu ernten. Alles war im Supermarkt erhältlich. Bevölkerungswachstum, Landwirtschaftspolitik und Bautätigkeit trugen ebenfalls dazu bei, dass die Obstbaumbestände drastisch zurückgingen.

Trendwende hat eingesetzt

Inzwischen hat eine Bewegung eingesetzt, die dem heimischen Obstbaum mehr Beachtung schenkt. Mehrere Gemeinden und Vereine wie der Biohof Verein, Hortus und Pro Obstbaum engagieren sich dafür, dass wieder vermehrt Hochstammbäume gepflanzt werden. Gemeinden unterstützen dies finanziell oder durch Baumpflanzaktionen. An Schulen wird die Jugend für die Natur sensibilisiert. Auch Gemeindeförster kommen von der Monokultur im heimischen Wald weg und erlauben vereinzelt Obst- und Nussbäume. In der Politik hat ebenfalls ein Umdenken begonnen.

Blühten, Vögel, Bienen, Früchte

Es gibt viele Gründe, warum die Trendwende eingesetzt hat: Man besinnt sich auf historische Wurzeln und freut sich über die blühenden Hochstammbäume. Der Blütenhonig der Bienen ist seit der Antike eine Kostbarkeit, weil er gleichzeitig Genuss, Energiequelle und ein gesundheitsförderndes Lebensmittel ist. Hochstammbäume helfen dem Klima und sind der Lebensraum für Vögel und Insekten. Einheimische Früchte schmecken in aller Regel wunderbar.

Welche Sorten sind geeignet?

Obwohl es auf der Welt rund 20’000 verschiedene Apfelsorten und etwa 5000 Birnensorten gibt, beschränken sich industrielle Obstproduzenten auf nur zirka 20 Sorten. Sie achten auf bestimmte Eigenschaften, wie zum Beispiel, dass alle Früchte gleichzeitig reif sind. Dies ist im privaten Garten nicht überall erwünscht. Dort werden auch sogenannte Familienbäume gepflanzt – das sind Bäume, bei welchen mehrere Sorten auf dem gleichen Baum gedeihen. Die Frage, welche Sorten sich für unser Klima und unsere Böden unter natürlichen Bedingungen am besten eignen, wird seit Jahren in der umfangreichen Sortensammlung des Biohofs Ruggell untersucht. Neben den Sorten, welche die Vorfahren in Liechtenstein bereits angepflanzt hatten, gibt es auch ausländische Sorten und neue Züchtungen, die sich gut für Privatleute eignen, die keine Chemie einsetzen wollen.

Der Baum als Denkmal

Ein Hochstamm-Obstbaum ist auch ein Denkmal, weil er über 120 Jahre alt wird. Wer nicht selbst pflanzen und pflegen möchte, kann zum Beispiel mit dem Biohof Verein einen Service-Vertrag für seine Bäume abschliessen. Verpachtet man sein Grundstück dem Biohof Verein, können vom diesem als Pachtzins Bäume gepflanzt und gepflegt werden. Auch Familienbäume mit den Lieblingssorten vereint auf einem Baum können auf Bestellung produziert werden. www.biohof.li

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