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GANJARIESE UND ALKOHOLHERSTELLER NÄHERN SICH AN

Die Einnahmen infolge der Legalisierung in den Vereinigten Staaten übertreffen alle Erwartungen, die Zahl der jungen Leute, die Marihuana ausprobieren, hat sich jedoch nicht erhöht. Hinsichtlich der Folgen der Legalisierung muss man sich jedoch Eines eingestehen: Die Befürchtung der Legalisierungsgegner bewahrheitet sich, dass sich die Giganten der Alkoholindustrie in das Cannabisbusiness einkaufen.

Darauf lassen starke Lobbytätigkeiten schließen. Die beiden Partner in diesem Geschäft sind der Alkoholgigant Constellation Brands, bekannt durch Corona-Bier, und die Canopy Growth Corporation, der größte Cannabishersteller der Welt. Dass diese beiden miteinander kooperieren, ist amtlich. Canopy Growth informierte Ende Oktober in einer Presseerklärung darüber, dass die beiden Firmen in Zukunft gemeinsam cannabishaltige Getränke entwickeln und in den Staaten, wo das Gesetz es erlaubt, für Erwachsene auf den Markt bringen werden. Um die Größenordnung dieses Geschäfts abzuschätzen, werfen wir einen Blick auf die Zahlen: Constellation Brands zahlt Canopy Growth 245 Millionen Dollar für einen Geschäftsanteil von 9,9 Prozent! Der leitende Direktor von Canopy Growth gab an, dass man die Vereinbarung vor mehr als einem halben Jahr angestrebt habe und es schnell gelungen sei, sich über die Details zu einigen. Constellation Brands, Inhaber von 100 Bier-, Wein- und Schnapsmarken, stieg auch in die Marktforschung und das Marketing ein, daher wird die größte Cannabisfirma bald die Erfahrungen des Partners in ihre Markttätigkeit einbringen können – sicher nicht zur Freude der kleineren Firmen auf dem Markt. Der leitende Direktor von Constellation Brands erklärte den Schritt damit, dass man in den nächsten Jahren mit einer Legalisierung des Cannabis auf Bundesebene rechne und man deshalb schon vorab geeignete Schritte zur Teilnahme am Markt tun möchte. Wenn die KundInnen Mischgetränke aus Bier, Wein, Spirituosen und Cannabis wünschten, sagte er, wolle er alle vier im Angebot haben. Somit erfüllt sich für viele die Befürchtung, dass die Legalisierungsmodelle in den USA die größten Akteure auf dem Markt, die mit ihren Marketingstrategien auch die Konsumneigungen der KonsumentInnen beeinflussen können, bevorteilen.

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Kritisiert wird die amerikanische Cannabisregulierung auch, weil sie nicht mit den Ungerechtigkeiten des jahrzehntelang geführten Krieges gegen die Drogen aufräumt, beispielsweise bei der unverhältnismäßigen Kriminalisierung der schwarzen und lateinamerikanischen Bevölkerung. Die Drug Policy Alliance, die größte Drogenreformorganisation der USA, ließ auf ihrer Konferenz im Oktober verlautbaren, dass der größte Teil der Einnahmen durch die Legalisierung für die Beseitigung sozialer Ungerechtigkeiten und die Hilfe für Bevölkerungsschichten, die am meisten unter den Ungerechtigkeiten des Krieges gegen die Drogen gelitten haben, zu verwenden seien. Von den Steuereinnahmen aus der Ehe zweier solcher Mammutfirmen könnte man reichlich auch für dieses Ziel abzweigen.

Michka, die Grande Dame des Sativa

„Über Cannabis müsste man genauso sprechen wie über Tomaten“

Michka Seeliger-Chatelain, Schriftstellerin und Hanfaktivisten, ist den meisten als „Grande Dame des Cannabis“ bekannt. Seit den 1970er-Jahren schreibt sie, 2000 gründete sie den Verlag Mama Editions, der Bücher mit positiver Einstellung publiziert und nicht über Cannabis. Auf der Spannabis in Barcelona sprachen wir mit ihr. Außer über ihre Aktivitäten und Ansichten erzählte sie uns auch von einer Cannabissorte, die man nach ihr benannt hat.

Medijuana: Wann und wie bist du mit Cannabis in Berührung gekommen? Michka Seeliger-Chatelain: 1970 bin ich nach British Columbia ausgewandert. In Frankreich herrschten damals falsche Vorstellungen über das Cannabis vor, und in Kanada wurde ich mit einer neuen Kultur konfrontiert. Damals rauchte ich meinen ersten Joint und sah, dass man keinen Tabak hinein drehen muss. Von dieser Art des Konsums hatte ich noch nie gehört. Als Schriftstellerin entschied ich, dass es wichtig wäre, ein Buch über die falschen Vorstellungen zu schrei-ben, die unseren Alltag beherrschen. Ich wollte den Menschen die Wahrheit mitteilen und schrieb in den 1970ern mein erstes Buch zu diesem Thema. Es erschien 1978 unter dem Titel „Le dossier vert d‘une drogue douce“ (Das grüne Dossier einer süßen Droge).

MED: Hast du darin über deine eigenen Erlebnisse geschrieben? Oder über den Stand der Wissenschaft, von dem damals in Frankreich noch wenig bekannt war?

Michka: Damals habe ich nicht über meine eigenen Erfahrungen geschrieben, sondern habe geforscht. Ich studierte sämtliche Publikationen des ganzen Jahrhunderts. Ich habe damals wirklich eine umfassende Forschungsarbeit geleistet, durch die ich später zur Cannabissachverständigen wurde.

MED: Was war das Hauptmotiv? Warum hast du dich jahrzehntelang mit Cannabis beschäftigt?

Michka: Ich war der Meinung, dass Cannabis sich auf meine Intuition auswirkt und mich, mit anderen Worten, mit meinem höheren Ich verbindet. Dieses höhere Ich weiß besser als mein Ego, was gut für mich ist.

MED: Willst du damit sagen, dass du Cannabis zuerst für spirituelle Zwecke benutzt hast?

Michka: Ich rauche jetzt seit 50 Jahren Cannabis und in dieser Zeit gab es verschiedene Phasen. Es gab Zeiten, in denen ich täglich mehrmals geraucht habe, dann auch Zeiten, wie jetzt auch, wo ich es höchstens am Wochenende konsumierte und manchmal abends. In erster Linie konsumiere ich es, um Kreativität in mein Leben zu bringen.

MED: Was ist deine Meinung zum medizinischen Gebrauch? Vor Kurzem erschien dein neues Buch zu dem Thema, unter dem Titel „Healing with cannabis”.

Michka: Zuerst möchte ich klarstellen, dass ich es nicht aus therapeutischen Gründen konsumiere. Ich habe keine Schmerzen oder Entzündungen, gegen die ich es verwenden könnte. Gegen das Zittern, das du bei mir siehst, hilft kein Cannabis. Ihr wisst ja sicher, dass mit der Entdeckung des Endocannabinoidsystems klar wurde, dass die Cannabinoide auf zahlreiche Körperfunktionen Einfluss haben. Damit wurde auch wissenschaftlich belegt, dass Cannabis sich auf viele Arten positiv auf die Gesundheit auswirken kann. Das kommt in dem erwähnten Buch zum Ausdruck.

MED: Der Cannabisgebrauch dient jetzt also deinem allgemeinen Wohlbefinden?

Michka: Ja, bei mir ist es so, aber ich bestreite nicht, dass verschiedene Menschen es für verschiedene Ziele einsetzen. Ich meine, jeder muss für sich selbst herausfinden, was das Cannabis ihm bringt.

MED: In Ländern, in denen ein Verbot herrscht, besteht dazu keine Möglichkeit. Was ist deine Meinung zum Cannabisverbot?

Michka: Es hat katastrophale Folgen, die wir schon längst nicht mehr ungeschehen machen können. Es gäbe keine Notwendigkeit zur Legalisierung, wenn es nicht schon lange diese Verbote gäbe. Wir müssen das Cannabis behandeln wie die Tomaten, die jeder essen kann, sich beschaffen und verkaufen kann und die Nachrichten sind nicht voll von ihnen. Durch das Verbot müssen wir aber anders damit umgehen und ich glaube nicht, dass ich mit irgendeiner Form der Legalisierung zufrieden sein werde.

MED: Das heißt also, du würdest das Cannabis nicht nur für Patienten freigeben?

Michka: Ich glaube, dass es bei jedem einen Grund für den Gebrauch gibt. Außerdem machen die Verbote alle Drogen schädlicher, weil man in der Prävention solche simplen Slogans benutzt, dass du stirbst, wenn du sie benutzt, was niemand ernst nimmt. Das Verbot heizt einen Krieg zwischen Jugend und Polizei an, was absolut nicht wünschenswert ist.

MED: Siehst du in Frankreich die Chance zu einer Veränderung? Die Entkriminalisierung steht auf der Tagesordnung, was Grund zur Hoffnung gibt.

Michka: Das kann man nie wissen, weil das Gesetz und seine Anwendung stark auseinanderklaffen können. Warten wir ab, wie es sich entwickelt. Die Legalisierungsbewegung formuliert natürlich bei Weitem bessere Dinge, als die Anhänger des Verbots, aber meine Bedenken in diesem Zusammenhang habe ich schon früher zum Ausdruck gebracht. Die Drogenpolitik verbreitet sich immer aus den USA über die ganze Welt und ich glaube, dass es mit der Legalisierung nicht anders sein wird. Man kann sie nicht mehr aufhalten.

MED: Rauchst du, vaporisierst du, oder wie konsumierst du dein Cannabis?

Michka: Den größten Teil meines Lebens habe ich es rein, ohne Tabak, geraucht. Ein paar tiefe Züge genügen schon, um die erwünschte Wirkung zu erreichen – etwas Stärkeres möchte ich nicht. Letzten Sommer kaufte ich in Seattle, wo Cannabis schon legalisiert ist, in einem Geschäft Marihuanaschokolade. Es ist sehr nützlich, wenn man sehen kann, welche Dosis genau eine Tafel enthält. Ich muss zugeben, dass ich diese Schokolade sehr genossen habe. Die Sorte Gras, die ich liebe, Sativa, war drin – wahrscheinlich war es eine Haze.

MED: Wenn irgendwann einmal in Holland und Frankreich Cannabis legalisiert wird, kommt dann auch die Michka Schokolade auf den Markt?

Michka: Ganz sicher. Als Sensi Seeds mir mitteilte, dass sie eine Sorte nach mir benennen wollen, war meine Bedingung, dass es eine Sativa sein soll – möglichst eine Haze – und mir die Wirkung gefallen müsse. Und sie hielten sich genau daran. Die Sorte Michka von Sensi Seeds hat eine sehr reine Wirkung, so wie ich sie liebe.

MED: Du bevorzugst also eindeutig Sativa?

Michka: Ja, weil ich mich stimulieren will. Der CBD-Gehalt ist für mich unwichtig. Ich sehe, dass er bei vielen sehr nützt, und freue mich darüber, aber das ist nichts für mich.

MED: Was wäre deine Botschaft an unsere Leser, die zum großen Teil medizinische Anwender sind?

Michka: Experimentiere zu deinem eigenen Wohl! Meine allgemeine Botschaft lautet: Suche dein Vergnügen! Wer Vergnügen in seinem Leben findet, hat viel für die Gesundheit getan.

text: Tamás Kardos

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