ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur
Sonderausgabe 2019
Choice Trends 2020
Möbel zum Leben, Design zum Träumen: neue Wohnideen frisch aus Mailand
B E R L I N BY HERRENDORF, LIETZENBURGER STR. 99 - T. 030 755 4204 56 M Ü N C H E N BY EGETEMEIER WOHNKULTUR, OSKAR VON MILLER RING 1 - T. 089 55 27 32 510 AUCH BEI ANDEREN AUTORISIERTEN HÄNDLERN UND IN ANDEREN STÄDTEN. PLZ 0/1/2/3/4/5 HANDELSAGENTUR STOLLENWERK - T. 0221 2828259 - TIM.STOLLENWERK@WEB.DE PLZ 6/7/8/9 HANDELSAGENTUR GOESCHEN - T. 09131 4057047 - MAIL@AGENTURGOESCHEN.COM
SITZSYSTEM ALEXANDER | DESIGN RODOLFO DORDONI ENTDECKEN SIE MEHR BEI MINOTTI.COM/ALEXANDER
Editorial Choice
„In Mailand sind alle zusammen verliebt.“
Foto: Ivan Grianti; Porträt: René Fietzek
E
in ganzes Heft über eine Möbelmesse. Kann das was werden? Hallenatmosphäre, Terminhast und Produktflut – fürchten Sie vielleicht. Endlich! Dachten wir. Die Woche des Mailänder Salone del Mobile ist die spannendste im Designkalender, so wichtig, als wären in der Modebranche alle Schauen des Jahres in einer vereint. Hersteller und Entwerfer aus aller Welt treffen sich jeden April auf der Messe und auf dem Fuorisalone, präsentieren die neusten Kollektionen und Produkte – und sind zusammen verliebt. Die Sonne scheint (gefühlt viel mehr, als sie es meteorologisch tut), der Spritz perlt spritziger, als er es beim besten Barkeeper in München je könnte, und selbst die cleane Metrostation des Messegeländes ist plötzlich hinreißender als ein Jugendstilbahnhof in Berlin. Kurz: Die rosarote Brille wird ausnahmsweise negronirot. Doch auch wenn die Stimmung Jahr für Jahr vorzüglich ist, musste man zuletzt aufkeimende Enttäuschung verdrängen: die neue Leuchte bei Rossana Orlandi? Hatte man schon auf Instagram gesehen, den crazy Sessel auf Sight Unseen. So wunderbar leicht das Internet die Recherche für uns Journalisten gemacht hat, so schwer ist es geworden, sich von neuen Entwürfen überraschen zu lassen. Doch Entwarnung: nicht so dieses Jahr! Stardesigner wie Cristina Celestino kleideten ganze Apartments neu
ein, junge Wilde zelebrierten ihren Hang zum Esoterischen, ganze Messestände wurden als Birkenwälder nachgebaut, Marmor wurde bunt (o. links), und der allgegenwärtige Midcentury-Hype zog sich endlich wieder in die 50er Jahre zurück. Omnipräsent war dafür Dimore Studio. Das Duo – so prophezeien wir – wird vermutlich bald das Fach und zum Film wechseln. Die Inszenierung ist eben (manchmal) wichtiger als das Produkt. Umso mehr lag uns am Herzen, ein Heft zu gestalten, das kein gleichförmiger Neuheiten-Katalog sein soll, sondern ein lebendiger Spiegel unserer Eindrücke. Sicher, das Möbel von heute muss Platz sparen, die Umwelt schonen, den Geldbeutel meist leider nicht. Doch dass es opulent oder geradlinig, in Pilzform oder Regenbogenfarben, düster oder erhellend sein kann, zeigen die folgenden Seiten. Zur Lektüre empfehle ich ein Glas Vino und ein Stück Pizza. Denn, um Ihnen ein Geheimnis zu verraten: Nichts schmeckt besser als eine Margherita abends um elf. Nach einem langen Messetag in einer übervollen, viel zu lauten Trattoria.
Oliver Jahn 5
Inhalt Choice 5 8 10
Editorial Impressum Out of Space
Trends 12
Color Collage Bunte Begegnungen machen Lust auf Interior-Experimente. 16
Talks 48
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Pilzleuchten
Naturburschen
Cristina Celestino
Das Interior zeigt sich grün wie nie und lässt exotische Gewächse sprießen.
über das Vergnügen großer Kollektionen – etwa für Fendi Casa.
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Folklore Junge
Olafur Eliasson über
Die neuen Schirmlampen versprechen sofortige Erleuchtung. Ihre Wirkung: hypnotisch. 50 Fäden & Fransen Vier Meisterinnen des textilen Designs und ihre neusten Kreationen. 52
Schimmernde Metalle Von irisierend blau bis spiegelnd pink – Stahl und Aluminium locken mit einprägsamen Oberflächen.
Viel Meer
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Diese Saison wagt sich unter Wasser – und spült Designperlen an Land.
schönsten neuen Kurvenstars zum Denken, Lesen oder einfach Nichtstun.
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Mondlandung 50 Jahre
Durchlässigkeit
nach der Mondmission: galaktisch gute Entwürfe.
Raffiniert durchbrochen, sorgen diese Luftikusse für Licht und Leichtigkeit.
Designer schenken altem Kunsthandwerk ein Revival. 90 Regenbogen Besprühter Marmor, laminiertes Spiegelglas – das Wohnen wird bunter.
Lichtdesign als erhellende Kommunikation. 78
Sebastian Herkner über Komfort und die Frage: Wo ist man zu Hause?
Rooms
Polstermöbel Die
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Ladies & Gentlemen! Großer Bahnhof mit Tapete: Eric Egans vibrierende Showroom-Wohnung.
22 Anleihen beim Sport bringen auch das Interior ordentlich in Schwung.
76 Unter Spannung Oben mit unten verbinden, links mit rechts? Eine gute Idee!
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80
Over the Top Diese Kuriositäten zeigen ihr Talent in der Kunst der Übertreibung. 38
In Shape Klare Kante mit grafischen Linien und geometrischen Formen.
New Gothic Alexandre Dumas trifft Piranesi: Requisiten für mehr Drama, Baby!
People 18 Sterne, die immer leuchten An diesen Superstars des Designs kam auf dem Salone niemand vorbei. 36
Da bahnt sich was an 85 Zylinder Entwürfe in Stelenform weisen uns den Weg – sogar im Dunkeln.
Wir wagen eine Prognose: Diese jungen Entwerfer werden uns in Zukunft noch viel Freude bereiten. 60
Großes Kino
Mailand ist ihre Bühne: die multiplen Facetten von Dimore Studio.
6
40 Zwei wie H und O Mit diesem Muster-Apartment feiern Elisa Ossino und Josephine Akvama Hoffmeyer ihre erste Kollektion. 64
La Grande Bellezza Zu schön, um wahr zu sein – ist Guccis Mailänder Popup-Store. Deswegen schließt er Ende Juni wieder. 92
Zurück zur Zukunft mit fliegenden Teppichen. Willkommen im Kosmos von Besana Carpet Lab!
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Gewinnspiel
Cover: Aino Huhtaniemi
Gymnastiktape
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ARCHITECTURAL DIGEST. STIL, DESIGN, KUNST & ARCHITEKTUR erscheint in der Condé Nast Germany GmbH
Redaktionsanschrift Oskar-von-Miller-Ring 20, 80333 München Telefon 089 38104-0 www.admagazin.de
Verlagsanschrift Oskar-von-Miller-Ring 20, 80333 München Telefon 089 38104-0 www.condenast.de
Chefredakteur Oliver Jahn
Publisher André Pollmann
Redaktion Stv. Chefredakteur & Style Director Dr. Simone Herrmann Redaktionsleitung Sally Fuls Art Director Inka Baron Managing Editor Eike Schrimm Stil & Textredaktion Mona Bergers, Florian Siebeck, Nina Luisa Vesic, Friederike Weißbach Bildredaktion Thomas Skroch (Ltg.), Isa Lim, Samantha Taruvinga Art Department Viviana Tapia (Stv. Art Director), Judith Pretsch, Anastasia Novikova (Trainee) Assistenz der Chefredaktion Johanna Hänsch Mitarbeiter dieser Ausgabe Reinhard Krause, Sophia Lierl Autor dieser Ausgabe Ulrich Clewing Fotografen dieser Ausgabe Helenio Barbetta, Stefan Giftthaler, Ricardo Labougle, Giorgio Possenti
Anzeigen / Vermarktung Sales Christina Linder, Head of Sales christina.linder@condenast.de, Tel. -430 Christine Weinsheimer, Head of Digital Sales christine.weinsheimer@condenast.de, Tel. -466 Brand Advertising Andrea Latten, Brand Director Vogue & AD andrea.latten@condenast.de, Tel. -276 (verantwortlich für Anzeigen) Marketing Angela Reipschläger, Head of Marketing angela.reipschlaeger@condenast.de, Tel. -793 Ingrid Hedley, Marketing Director ingrid.hedley@condenast.de, Tel. -142 Kathrin Ölscher, Marketing Director kathrin.oelscher@condenast.de, Tel. -746 Creative Studio Carsten Schilkowski, Head of Creative Studio carsten.schilkowski@condenast.de, Tel. -365 Advertising Operations Katharina Schumm, Head of Revenue Management, Ad & Marketing Service katharina.schumm@condenast.de, Tel. -135
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Finanzen Roland Riedesser, Finanzdirektor
Geschäftsführerin und Herausgeberin Jessica Peppel-Schulz
Zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 23 vom 1. 1. 2019. Alle Rechte vorbehalten. Die Zeitschrift und alle darin enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Ver wer tung ohne Einwilligung des Verlags strafbar. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haf tung übernommen. ISSN-Nr. 1433-1764
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Photo Andrea Ferrari
LAZE DESIGN GORDON GUILLAUMIER
www.rodaonline.com
Trends 2020
Eine dicke Lippe riskieren? Können so schön nur die Haas Brothers. Die beiden teratophilen Designer haben für L’Objet eine vergoldete Tableware-Kollektion entworfen, die unter anderem eine Kanne und zwei Tellerhüter (die beiden haben je vier Untersetzer verschluckt) beinhaltet. Welch monstermäßiger Speisespaß! 400 bzw. je 475 Euro.
Out of Space
Foto: Elio Tolot for L’Objet
Wie die wilden Kerle wohnen – wollen wir jetzt auch. Der Salone 2019 zeigte: Die Möbel der Saison beflügeln die Fantasie. Und das Zuhause!
Trends 2020 Fingerübung Aus einer Tonplatte
Fotos: Studio Bouroullec / Vitra (12); Rosenthal; Glas Italia; KFF; Aino Huhtaniemi; Minotti (3); Carlo Donati Studio
Mix & Remix!
schneiden die Brüder Ronan und Erwan Bouroullec spontan Formen. Und stecken sie für Vitra auf, an und in gegossene Zylinder. Was nicht reinpasst, wird eben außen befestigt. Nur eins fehlt den skurrilen „Découpage“-Keramikvasen (limitierte Edition, Preise auf Anfrage) jetzt noch: frei arrangierte Stengel.
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2 1
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Color Collage Kugel trifft Säule, Waldgrün küsst Safran – unverhoffte Begegnungen wecken die Lust auf Experimente.
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6 1 Bethan Laura Woods Teekanne und Milchkrug „Tongue“ aus gefärbtem Porzellan (hier in „Pelican“) von Rosenthal. Trio mit Zuckerdose 790 Euro. 2 Fünf Glasschichten klebt Patricia Urquiola für Glas Italia zum Beistelltisch „Bisel“, 1571 Euro. 3 Monica Armanis „Gaia Lounge“ für KFF, 1114 Euro. 4 Säulenheilige der Postmoderne: Holzdosen-Prototypen „Plizé“ von Hanna Anonen. 5 Bei Minottis „Grant“ entsteht die Ablage in Rauch, Rost und Beere durch Glasfusing, ab 2150 Euro. 6 Feinste Farbmarketerie: Screen aus Holz und Messing von Carlo Donati Studio, 9760 Euro.
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Trends 2020
Einleuchtend?Bei den Ägyptern war Ra der
Volle Verschmelzung Draga Obradovic und Aurel Basedow lernten sich in den 80ern während des Studiums an der Accademia di Belle Arti in Florenz kennen. Heute teilen sie Leben und Label. Für ihre Applike „Judd“ (5269 Euro) brennen Draga & Aurel getönte Glasplatten zu tiefem Rubinrot oder Pflaumenblau zusammen. Inspiriert ist die limitierte Edition vom gemeinsamen Vorbild Donald Judd.
Nicht nur für Püppchen: Raw Edges’ individualisierbare „Dolls“-Stühle aus der Objets NomadesKollektion von Louis Vuitton. Acht Versionen, je ab 14 000 Euro.
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Mit Stein, Pardon, Filz baut Patricia Urquiola weiche Gebirgslandschaften für Gan: Die Teppiche und Poufs „Nuances“ gibt es in drei Mustern und Farben, Preise auf Anfrage.
Fotos: Allegra Martin & Daniele Iodice (2); Simon Schmitz; Gan; Louis Vuitton (2); Porträt: Piero Gemelli
Sonnengott, dessen Namen man nachts nie aussprach. Lichtdesigner Simon Schmitz spielt bei seiner Stehlampe „Raa“ mit der Idee der Sonnenscheibe. Je nach Abstand des Leuchtkopfs vom Reflektor fällt das Licht auf die plane Mitte und durch sie hindurch oder auf den geriffelten Rand – der es breit zurückstreut. Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel! 1400 Euro.
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MANUFAKTUR AM BODENSEE
Trends 2020 1
2 Aussicht auf Meer
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1 Aufgetaucht aus dem digitalen Ozean: 3D-gedrucktes Gefäß „Sebae“ aus der „Low Tide Collection“ von Wang & Söderström. Jesmonite, 360 Euro. 2 Gefischt und gefedert – Bethan Grays Sidetables zieren Muscheln und Gänsefedern, ab 8485 Pfund. 3 Dekorativer Fang: Schrank „Pankalangu“ von Trent Jansen aus Nussbaum und Messing mit kupfernem Gefieder, 62 000 Euro. 4 Schuppenfrei war gestern: Royal Copenhagens Porzellankaraffe „HAV“, 199 Euro. 5 Sitzt gern auf dem Trockenen: Stuhl „Spritz“ aus einer Fiberglasmischung von Vondom, 104 Euro.
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Fotos: Wang & Söderström; Bethan Gray Design (2); Dan Hocking; Royal Copenhagen; Vondom
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Diese Saison wagt sich unter den Meeresspiegel und spült allerlei Designperlen an Land.
Timeless by Tradition
SIEMATIC STILWELT PURE
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Sterne, die immer leuchten Text ULRICH
CLEWING
An diesen Designern kommt auf dem Salone niemand vorbei. Ihre Entwürfe sind so allgegenwärtig wie ihre Ideen unerschöpflich.
Patricia Urquiola Irgendwo in ihrem verwinkelten, ein wenig unübersichtlichen Büro in Mailand muss sie ein Minikraftwerk versteckt haben, das unablässig Energie für frische Einfälle produziert. Ob Privathäuser oder Shops, Restaurants oder Hotels, die Architektin findet stets einen Weg, den Dingen überraschende Twists zu geben. Den Armchair „Band“ (oben) hat sie gerade als Outdoor-Sessel für Kettal designt: ein paar Kanthölzer, die aussehen, als hätte sie ihnen Bandagen angelegt. Eigentlich ganz einfach, vor allem aber: einfach großartig.
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Formafantasma Die beiden Italiener aus Amsterdam interessiert bei ihrer Arbeit vor allem, was so alles unter der Oberfläche der Gegenstände schlummert. Deshalb haben Simone Farresin (links) und Andrea Trimarchi in den letzten zwei Jahren nicht nur erforscht, wie man Computerplatinen recyceln kann. Mit den Material-Freaks von Dzek aus London entwickelten sie jüngst die Fliesenserie „Ex-Cinere“ (u.), deren Glasur aus Vulkanasche vom Ätna besteht. Durch leichte Unregelmäßigkeiten während des Brennvorgangs wird jede Kachel zum Unikat.
Fotos: Patricia Urquiola; Delfino Sisto Legnani & Marco Cappelletti, Courtesy of Formafontasma & Dzek; Nendo / Wonderglass; Andrea Agrati; Porträts: Roger Decker; Bettina Genten; Takumi Ota; Sara Magni
People 2020
Nendo „Breeze of Light“ hieß die Sinne verwirrende Installation, in der sich Oki Sato oben rechts auf dem Salone fotografieren ließ. Die Illusion von Nebel erzeugten allein LEDs und rotierende Polfilter. Licht als sanfte Brise oder Möbel aus Glas, die zu schmelzen scheinen wie Eis – das sind poetologische Anverwandlungen, wie sie der Designer aus Tokio liebt. „Melt“ (oben), eine Arbeit für die venezianische Manufaktur Wonderglass, macht klar, worum es Sato bei jedem Projekt seines Büros Nendo geht: aus Handwerkskunst und praktischem Nutzen kleine Alltagswunder zu kreieren.
Serena Confalonieri Dass man das kulturelle Erbe bewahren und in Ehren halten muss, darüber braucht Serena Confalonieri (unten links) nun wirklich keine Aufklärung. Mit geistigen Landmarken wie Gio Ponti, Art déco und Bauhaus im Kopf interessiert die Mailänder Designerin eher, den Hinterlassenschaften großer Geister eine schöne Zukunft zu bereiten. Oskar Schlemmers Triadisches Ballett inspirierte sie zu ihren „Arabesque“-Gefäßen (u. re.) – kurios, dass nicht schon früher jemand darauf gekommen ist. Aber das denkt man ja bei allen brillanten Ideen.
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Trends 2020 1 In 29,5 Jahren um die Sonne? Hocker „Saturn Small“ landet schneller im Designkosmos als sein Namensgeber. Stahl und Wollstoff, von Lara Bohinc, 2603 Euro. 2 Zu Hause über den Mond spazieren! Jan Kaths Teppich „Moon 1“ aus der Kollektion „Spacecrafted“, Wolle und Seide, 2800 Euro / m2. 3 Ein Finish wie Mondstaub: Bücherregal „Primordial“ von Raphael Navot für Roche Bobois, 4300 Euro. 4 Extraterrestrisch wirkt das Sofa „Araignée“ von LJ Edition by Marc Ange, 14 500 Euro.
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Men on the Moon 50 Jahre nach Neil Armstrongs Mondmission bekommen wir Gegenbesuch. Science Fiction? Nein, galaktisch gutes Design!
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Lichtjahre voraus: Gio Tirottos Tischleuchte „Television“ aus der Reihe „Intimate Phenomena“ für Secondome. Aluminium, Stahl und Plexiglas, 4550 Euro.
Für Perspektivwechsel sorgt Seletti mit „Cosmic Diner“: Artig aufessen und die Erde vom Mond aus sehen! „Earth“-Teller, 49 Euro.
Over the Moon Jedes Jahr pünktlich zum Salone del Mobile beamt Marni seine Kollektion von Gartenmöbeln in ein neues Universum – dieses Mal unter dem Motto „Moon Walk“ auf eine Reise zum Mond! Exklusiv von Kunsthandwerkern in Kolumbien als limitierte Edition gefertigt. „Double Chair“ aus Eisen und PVC, 790 Euro.
Fotos: Bohinc Studio; Jan Kath; Roche Bobois; LJ Edition by Marc Ange; Federico Villa; Marni; Mihail Novakov; Seletti
Lunatics Studio Furthermore treibt ein kosmisches Spiel: Die Tischchen und Hocker der Serie „Moon Rock“ haben sie – im Geiste – aus Mondgestein geformt. Auf der Erde ist das galaktische Trio dann aber doch in Aluminiumerz gelandet. Handgefertigt, limitiert auf je vier Stück, 7200, 6500 bzw. 3720 Euro.
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Trends 2020
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Gymnastiktape & schwarzer Gürtel
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Diese fünf dynamischen Entwürfe zeigen: Anleihen beim Sport bringen auch das Interior in Schwung!
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Fotos: Flos; Alessio D’Aniello; Arseni Khamzin; Max Rommel; Joseph De Leo
1 Turnübung am Elastikband: „WireLine“-Leuchten von Formafantasma für Flos, Preis auf Anfrage. 2 Als Robie, die Katze, war Cary Grant stets auf dem Sprung, Poltrona Fraus Pouf „Grant“ (ab 6400 Euro) hält mit! 3 Heiliges Band: Lambert & Fils’ „Sainte“-Leuchten aus Farbglas hängen in Nylonschlaufen. 4 Fesselnde Lösung: Moltenis Bett „Twelve A.M.“ mit Ledergurten. 5 Florettscharfes Roll & Hill-Design: Leuchtbogen „Pole“ aus Alu, 3689 Euro.
VOXEL CHAIR by Karim Rashid
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Talks 2020
Dolce far Fendi!
„Back Home“ heißt Cristina Celestinos Kollektion für Fendi Casa. Sie ist warm, glamourös – und echt römisch. Interview SALLY
FULS
Mit Ihren Entwürfen reisen Sie gern in die Vergangenheit. Wohin geht es diesmal? Ich wurde eingeladen, eine Kollektion rund um Fendis ikonische Pequin-Streifen zu entwerfen, die 1987 lanciert wurden – gemeinsam mit Fendis erster Casa-Kollektion. Sie präsentieren die Stücke aber in einem Setting aus den wilden Siebzigern, angelehnt an Willy Rizzo. Ja, in einer Installation, die an ein pisches römisches Zuhause der 70er erinnern soll. Ich mag den Optimismus dieser Ära, die Überzeugung, dass die Zukun gut werden würde. Rizzo hat luxuriöse Looks geschaffen, deren Formen trotzdem einfach sind. Das schien mir die perfekte Kombination für Fendi.
Cristina Celestino schläft nicht viel, wenn es auf den Salone del Mobile zugeht. Zum einen entwarf sie dieses Jahr sechs weitere Kollektionen, zum anderen hat sie eine aufgeweckte fünfjährige Tochter.
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Fotos: Omar Sartor; Fendi (3); Porträt: Helenio Barbetta / Living Inside
Der Sessel o. und das Sofa u. re. wurden mit Leder bezogen, Spiegel o. und Manschettenknopf-Leuchte li. bekamen Messingdetails. Passend zu den Möbeln entwarf Silvia Fendi eine fünfteilige Taschenkollektion (u. Henkelbox), die ebenfalls auf Streife geht.
Was hat Sie an der Zusammenarbeit besonders gereizt? Ich mag es, große Kollektionen zu entwerfen. Dieses „Können Sie bi e ein Stück für uns gestalten?“ liegt mir nicht besonders. Ich experimentiere gern – mit Materialien genauso wie mit Formen.
Zeit erzählt die faszinierendsten Geschichten. QLOCKTWO® CREATOR’S EDITION METAMORPHITE
QLOCKTWO zeigt die Uhrzeit in Worten an. Die Worte wechseln in Schritten von fünf Minuten, vier Leuchtpunkte in den Ecken sorgen für die genaue Minutenanzeige. Ausgezeichnet mit einer Vielzahl an Design Awards, gibt es QLOCKTWO in verschiedenen Größen, Farben und Materialien und in über 20 Sprachen. Made in Germany.
QLOCKTWO® STORE STUTTGART Eberhardstraße 6 | 70173 Stuttgart Weitere Fachhändler: www.qlocktwo.com
Ladies & Gentlemen! Text REINHARD
KRAUSE
Fotos RICARDO
LABOUGLE
Großer Bahnhof mit Tapete: Zum Salone lud Decorator Eric Egan in sein vibrierendes Showroom-Apartment.
Die chinoise Tapete in der Bibliothek (Schreibtisch: Maison Jansen) malten Lizzie Deshayes und Tim Butcher von Fromental nach einer Vorlage aus dem 18. Jahrhundert von Carlo Antonio und Vittorio Raineri. Im Wohnzimmer (re. S.) liefern sich ein Muranospiegel aus den Zwanzigern und ein Filmplakat von Saul Bass einen Wettstreit um den schönsten Kontrast zum Zackenmuster „Bargello“.
Rooms 2020
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Rooms 2020
Gesetz der Serie: In seinem Pied-à-terre in Buenos Aires vereint Decorator Eric Egan sämtliche Geschmacksrichtungen von Warhols „Campbell’s Soup“ an einer Wand – im Mailänder Esszimmer hängen drei seiner „Ladies and Gentlemen“ (1975) über „Raw“, einem Screen von Fromental und Maresca Interiors. Im mit Samt ausgeschlagenen Entree (re. S.) geht es dagegen betont barock zu.
„Bei Prada shoppen – toll! Aber so wohnen…?“ ERIC EGAN Designer
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Rooms 2020 Mix and (mis-)match: Mit Unterstützung von Fromental gelingt es Eric Egan, Sehgewohnheiten elegant zu torpedieren. Das Muster von „Bargello“ (auch auf der re. Seite, 229 Euro / m2) hat sich als schmaler Streifen sogar in die Bibliothek geschlichen. Bei solch zackiger Konkurrenz macht das erhaltene Fischgratparkett etwas betretene Miene.
„Zickzack gab es schon vor 1000 Jahren!“ LIZZIE DESHAYES Designerin
G
roßartig, das Wohnzimmer sieht jetzt aus wie ein old lady's room!“ Wenn Eric Egan, Decorator mit US-Wurzeln, über sein Mailänder Showroom-Apartment spricht (zum Schlafen besitzt er ein zweites), liegt Ironie in der Luft wie ein flüchtiges Parfum. Die grandiosen Damen, die er meint und von denen er in seinem Leben etliche kennengelernt hat, sind nämlich larger than life, wie etwa die Zwillingsschwester des letzten Schahs von Persien, aus deren einstigem Besitz Egans Pissarro zwischen den Wohnzimmerfenstern stammt. Die Wohnung mit Blick auf das Castello Sforzesco gehörte zuvor 40 Jahre lang einer Signora namens Carlotta – wahrscheinlich auch sie eines dieser heiligen Monstren. Das erste
Gebot bei der Sanierung lautete: Die sternförmige Anlage der Zimmer rund ums Entree bleibt unangetastet! Die Einrichtung bestritt Egan aus Lieblingsstücken seiner in Jahrzehnten gewachsenen Kunst- und Möbelsammlung. Wirklich vollendet allerdings wurde die Ausstattung erst zum diesjährigen Salone, mit zwei Tapeten von Fromental. „Ich kenne Tim und Lizzie schon lange, für das ,Mandarin Oriental‘ am Comer See haben wir gerade eine Printvariante der handgemalten chinoisen Tapete in meiner Bibliothek entwickelt.“ Noch frappierender ist das an Missoni-Stoffe erinnernde Zackenmuster „Bargello“ im Salon. Tantchen-Style? Pustekuchen. Souverän hängte Egan einen Siebdruck aus Warhols Drag-Serie „Ladies and Gentlemen“ davor. Diese Dame lässt es krachen.
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Trends 2020 Hereinspaziert! Zirkus Bitossi
Fotos: Guido Barbagelata; Seletti (2); Altreforme; Gufram; L’Objet
Over the Top
präsentierte auf dem Salone „La Tavola Scomposta“. Bei Funky Table hieß es: „Verpassen Sie nicht die neuen Porzellanobjekte von Paula Cademartori, kommen und staunen Sie über farbenfrohe Vasen und Dosen (ab 500 Euro), so verführerisch schön wie die Blüten exotischer Kakteen!“ Gesagt, getan, genossen.
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In die Vollen! Minimalismus kann jeder. Diese Kuriositäten zeigen ihr Talent in der Kunst der Übertreibung.
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1 Es kreucht und fleucht! Wandhaken „Mushroom“ und „Snails“ aus Kunstharz von Marcantonio für Seletti, ab 25 Euro. 2 Über-überlebensgroß: Elena Salmistraros Garderobenschrank „Grifo“ für Altreforme hat noch ein weibliches Pendant, je 30 500 Euro. 3 Disco-Hit: Guframs getufteter und mit 3D-Effekt bedruckter Teppich „Infinity“, 5400 Euro. 4 Monster AG? Nein, Terrine „Fox Salad Monster“ (1250 Euro) und Duftkerze „Mojave Unicorn“ (in vier Düften, 495 Euro) der Haas Brothers für L’Objet. 5 Relax! Studio Jobs Sessel „Lazy Painter“ für Seletti.
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Trends 2020 Objekt der Begierde
Viele, viele bunte …! Für die süßen, hier mutig gestapelten Beistelltische „Explorer“ aus Fiberglas ließ sich Jaime Hayon von Jelly Beans inspirieren. In drei Größen, ein- und mehrfarbig, für BD Barcelona, ab 1636 Euro (ganz o.).
Welcome to Milan! Oder doch Memphis in Miami? Am Messestand von Vitra knallte Design auf Farbe: vorn, grün gemasert, der „Coconut Chair“, 1955 von George Nelson, hinten in Magenta Verner Pantons „Heart Cone Chair“, 1958, rechts Jasper Morrisons Sofa „Soft Modular“ (2016) in Gelb. Eine Wohncollage, die Klassiker in frische Bezüge hüllt und sorglos kombiniert. Wir sind geblendet!
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Fotos: Fornasetti; Eugeni Aguiló; Eduardo Perez / ©Vitra
Die Schlange räkelt sich in ihrem Blätterbett, den verlockend roten Apfel schon im Maul. Der Ausgang der von Hand auf den Teppich getufteten Geschichte ist hinlänglich bekannt. Und trotzdem – oder vielleicht deswegen? – ist Fornasettis Sündenfall „Peccato Originale“ (28 000 Euro) Verführung pur, auf 2 × 3 Metern. Denn wer lernt schon gern aus den Fehlern anderer?
GAIA
by Monica Armani
Da bahnt sich was an Text ULRICH
CLEWING
Ocra Studio Sie haben sich in Paris kennengelernt, doch mittlerweile leben und arbeiten sie wieder in Mailand. Stefania Loschi (re.) gründete dort ihr Interiorlabel Ocra Studio, das altgedienten Nobelmaterialien wie Marmor und Alabaster eine Wiedergeburt beschert. Gemeinsam mit der Architektin Isabella Garbagnati (links) entwickelte Loschi die Kollektion „Odeon“. Der Ritterschlag ließ nicht lange auf sich warten: Ihre UpcyclingSchönheiten wie der Tisch „Rideau“ stehen jetzt in der Dimore Gallery. 36
Custhom Tapeten, Keramiken und Stoffe sind ihre Spezialität, und sie lieben schlichte Designs, die man gern anfasst: Klingt leicht, sollte man sich in der Praxis aber nicht zu einfach vorstellen. Für den Tumbler „Oblique“ ließen sich Jemma Ooi und Nathan Philpott von der avantgardistischen Mail Art-Bewegung der 1970er Jahre inspirieren. Das Geflecht von Kunst und Informationen, das damals entstand, abstrahierten die beiden Londoner erst zu einem Muster – und druckten es dann aufs bleifreie Glas.
Färg & Blanche Nach einem Aufenthalt in Japan entwarfen sie Sessel, die aussahen wie die Rüstungen eines Samurais. Manchmal nähen (!) sie auch dünne Holzplatten zusammen, um daraus Möbel zu bauen: Emma Marga Blanche und Fredrik Färg aus Stockholm denken bei ihrer Arbeit gern über den Gestalter-Tellerrand hinaus, um in Galaxien vorzudringen, in denen vor ihnen noch kein Designer war. Ihr neuster Entwurf (g. o.) ist eine Bodenleuchte in Form eines Herzens – und zwar in der klinisch korrekten Darstellung.
People 2020
Fotos: Isabella Garbagnati & Stefania Loschi; Megan Taylor; James Stokes; Julien Deceroi; Morten Fog; Federica Biasi Studio (2); Porträts: Isabella Garbagnati & Stefania Loschi; Petri Haggrén; Studio Färg & Blanche; Sandra Hildebrandt; Morten Fog; Matteo Imbriani
Zwischen Hochschule und Startrampe: Diese jungen Designer werden uns in Zukunft noch viel Freude bereiten.
Émilien Jaury An der ECAL in Lausanne gibt es tatsächlich einen Lehrgang „Advanced Studies in Luxury and Craftsmanship“. Wohin das führen kann, hat der junge Schweizer Émilien Jaury gezeigt: Für seinen Master entwarf er ein Glasbesteck, das Barkeepern hilft, ihre flüssigen Kreationen mit Raucharomen anzureichern. Hut ab, gut durchdacht! Jaurys neustes Werk ist eine modular erweiterbare Sitzbank aus Stahlblechen, die (auch wenn sie nicht so wirkt) ausgesprochen stabil und sogar bequem ist.
Julie Strange Wie erlangt man als Designstudentin internationale Aufmerksamkeit? Indem man Entwürfe hinlegt wie diesen Stuhl, der auch ein Sessel oder ein Minisofa sein könnte. Julie Strange (oben) aus Herning, Dänemark, die sich diesen kraftvollen Prototyp mit ihrer Kommilitonin Anne Elming ausdachte, hat immerhin schon mal eine eigene Website. Und auch die richtigen Partner: JT Møbler aus Aalborg und die Stoffkönige von Kvadrat. Prognose: Von den beiden wird man in Zukunft noch öfter hören.
Federica Biasi So sehen Biografien von Shootingstars aus: Mit 26 gründete sie ihr Büro in Mailand, da besaß sie schon fünf Jahre Berufserfahrung, von denen sie eines in Amsterdam verbracht hatte, um ein Gefühl für nordisches Design zu bekommen. 2016 wurde Federica Biasi Art Direktorin von Mingardo. Inzwischen ist sie 30 und kann sich erlauben, als Designberaterin auch für andere Firmen zu arbeiten. Ihren Sessel „Lucia“ entwarf sie für Ditre, für Gallotti & Radice die retrofuturistische Leuchte „Jolie“. 37
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3 Five Shapes of Great Darf’s ein bisschen Bauhaus sein? Mit grafischen Linien und geometrischen Formen zeigen Sie klare Kante!
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Fotos: Gan; Atelier Areti; Draenert; Savoir; Maria Großmann
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1 Der Strichcode ist aufgestickt: Kelim „Backstitch“ von Raw Edges für Gan, Preis auf Anfrage. 2 Geometrie in Messing oder Nickel: Deckenleuchte „Flat Shapes“ von Atelier Areti, Preis auf Anfrage. 3 Draenerts „Totem“-Tischchen gibt’s für jede Sesselhöhe, je 1480 Euro. 4 In diesem Savoir-Bett stecken: lateinamerikanisches Rosshaar, mongolischer Kaschmir, britische Lammwolle. Ab 23 000 Euro. 5 Handarbeit aus dem Sauerland: Mymitos „Cubit“-Leuchten aus Pappel und Esche, ab 180 Euro.
Rooms 2020 Strahlendes Entree: Elisa Ossino und Josephine Akvama Hoffmeyer (von li.) wählten das Begleitprogramm zum Salone, um sich als Duo zu präsentieren. Spektakulär geriet ihr rot gekachelter Küchenschrank; die Relieffliesen (rechte Seite) ergeben den Firmennamen H + O, 80 Euro / m2.
Zwei wie H und O
Mit diesem Muster-Apartment in Brera feiern Elisa Ossino und Josephine Akvama Hoffmeyer ihre erste Kollektion. Text REINHARD
KRAUSE Fotos GIORGIO POSSENTI
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Alle Wandfarben stammen aus dem Sortiment von File Under Pop. Den Eingang prägen Salbeitöne und das Weinrot einer zweiten gekachelten Raumskulptur. Gino Sarfatti entwarf seine „Le Sfere“-Leuchten 1959; die Milchglasgloben gibt’s von der Einzelapplike bis zum 24-flammigen Lüster.
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Das schmale Bad zeugt von den Anfängen der Designerfreundschaft: Das Pünktchendekor der „Geo Dot Tiles“ entwarf Elisa Ossino bereits für File Under Pop. Die Fliesen der Kopenhagener sind handbemalt, die monochromen Kacheln von H + O hingegen werden industriell produziert.
Die Pracht der Kacheln: Ledrig wirkendes Purpur („Triangolo“, 115 Euro / m2) und funkelndes Feuerrot („Rettangolo“, 80 Euro / m2) definieren die Farbstimmung des Salons. Zu Finn Juhls Sesseln „Pelican“ und „Chieftain“ gesellen sich ein Daybed und Tischchen von Menu. Im Vitrinenrahmen: ein Kleid von Stine Goya.
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„Ein Interior, das ganz von Fliesen definiert wird – so etwas gab es noch nicht.“ JOSEPHINE AKVAMA HOFFMEYER Designerin
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„Unser Ziel: eine Einheit aus dem Besten des dänischen und italienischen Designs.“ JOSEPHINE AKVAMA HOFFMEYER Designerin
Unter mürben Dielen entdeckten die Designerinnen historische Terrazzoböden. Die italienisch-dänische Freundschaft bewährt sich auch im Esszimmer: Sämtliche Möbel sind von Finn Juhl (Onecollection), Gino Sarfattis Leuchte „2065“ (Flos) vertreibt exklusiv die Firma Astep aus Kopenhagen.
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Ausgerechnet in der Küche o. lag kein Terrazzo. Diesen Umstand nutzten Hoffmeyer und Ossino für ein postmodern anmutendes Kachelmeisterwerk in Schwarz und Weiß mit zum Teil roten Fugen. Der Herd ist von Pitt Cooking. Ganz o. die Raumflucht vom Wohnzimmer zur Küche.
s gehört schon eine gehörige Portion Witz dazu, eine Wohninstallation im dritten (!) Stock eines historischen Mailänder Wohnhauses auf den Namen „Perfect Darkness“ zu taufen. Und Sachkenntnis: Tatsächlich zeigt sich die Designmetropole während des Salone del Mobile nur allzu oft von ihrer grauen Seite, jedenfalls meteorologisch. Dass der Aufstieg in der Via Solferino 11 dennoch mitten hinein in ein aufmöbelndes Erlebnis führt, liegt an der Meisterschaft, mit der Elisa Ossino und Josephine Akvama Hoffmeyer auf die Gegebenheiten ihres Showroom-Apartments – fantastische alte Terrazzoböden, rundeckige hölzerne Fensterrahmen – reagiert und sie für sich genutzt haben. Die beiden Designerinnen kennen sich schon lange; nun feiern sie Premiere als Duo H + O. Hoffmeyer ist die Gründerin des schicken Kopenhagener Fliesen- und Tapetenlabels File Under Pop, Ossino machte sich mit klirrend klaren Interiors über Mailand hinaus einen Namen. Das Farbkonzept der Wohnung entwickelten beide gemeinsam: Dunkle Wände bereiten den flirrenden Böden eine großzügige Bühne, wobei einfarbige, bisweilen geometrisch akzentuierte Fliesen aus der ersten Kollektion „Rilievi“ den Grad der darkness steuern. Centerpieces sind ein lackroter Kamin im Wohnzimmer, der wirkt, als wäre er aus riesigen Legosteinen gebaut, und das handtuchschmale Bad mit Tausenden Polkadots auf weißem Fliesengrund. Bei der Möblierung setzte Ossino, die Mailänderin, vor allem auf … Dänisches. Klassiker von Finn Juhl treffen auf Beistelltische von Menu und wirken auf den Steinböden und inmitten all der keramischen Pracht springlebendig und gar nicht mehr strikt nordisch. Fürs Licht indes ist ein italienischer Maestro zuständig: Gino Sarfattis Leuchten aus den Fünfzigern werden von Flos neu aufgelegt und von der dänischen Firma Astep vertrieben. H + Os MusterApartment soll von nun an zehn Monate im Jahr geöffnet bleiben und jeweils zum Salone ein Makeover erhalten. Platz für neue Kacheln. „Auch die kann man entfernen“, sagt Josephine Akvama Hoffmeyer. „Klar, das macht Arbeit, aber niemand sagt, dass im Leben alles einfach ist.“
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Magic Mushrooms Erleuchtung versprechen die neuen Schirmlampen. Ihre Wirkung, einzeln oder gleich im Doppelpack: hypnotisch.
4 1 Standhaft: Theoreme Editions’ Tisch- und Bodenleuchte „Jellyfish“ aus SchamotteZement, ab 1880 Euro. 2 Licht to go dank USB: Jaime Hayons „Setago“ für &Tradition, 94 Euro. 3 Barber & Osgerbys „Hécate“ aus schwarzem Granit für Hermès, um 12 700 Euro. 4 Nun auch als Freiluftversion: „Bellhop“ von Flos, Preis auf Anfrage. 5 Gut in Form gebracht: Jamie Wolfonds Prototyp „Stamp Lamp“ aus Aluminium. 6 „CHL01“ aus japanischer Kastanie von Karimoku New Standard, Preis auf Anfrage.
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Fotos: Services Généraux; &Tradition; Eric Poitevin; Flos (2); Jeroen van der Wielen; Karimoku New Standard
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Schräg! Wie entsteht flirrende textile Leichtigkeit? Indem man auch „das Schwere und Staubige“ andeutet. Auf ihrem Jacquardwebstuhl fertigt Marie Schumann gespinstartige Raumkunst wie li. „Softspace #23“, bei der eine Diagonale und volantartige Partien einen Hauch Dachatelier-Bohème heraufbeschwören. 2500 Euro.
Von Fäden & Fransen Sie beherrschen Garne wie Dompteurinnen ihre Löwen: vier Textilmeisterinnen und ihre neusten Kreationen.
Pssst … Mit Webstrukturen, die sie japanischen Tatami-Matten abgeschaut hat, erobert Mae Engelgeer nun fast unbegrenzte Flächen. Die Reihe „Lavish“ vereint Papiergarne, Leinenfäden und Metallbänder zu Webkunst mit 3D-Effekt. Und schallschluckend sind die Gewebe (3200 Euro) auch noch. 50
Geduldsschnur Für das Textillabel Sunbrella schuf US-Künstlerin Liz Collins zum Salone eine Installation in Rossana Orlandis „Summit Suite“: zwei signalartige Rechtecke, verbunden durch Hunderte gleich langer Fäden. An zwei Wänden platziert, erobert die dreifarbige Seilschaft den Raum. Merke: Hängepartien können sehr … spannend sein!
Fotos: Alexander Schlosser; Courtesy Rossana Orlandi Gallery; Aleksi Tikkala; Porträts: Alexander Schlosser; Allison Michael Orenstein; Naomi Jamie Studio
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Hippie-Chic Nichts ging in den späten Sixties über glatt gebügeltes Haar: Überlange Ponyfransen schränkten die Sicht junger Frauen zwar stark ein, dafür ahnten sie, dass sie alle Blicke auf sich zogen. Laura Väre, Designerin aus Helsinki, macht sich den SchnittlauchLook zu eigen und kreiert mit „Hide“ eine Lampenfamilie, die ihr Licht mondän unter den Scheffel stellt. Vorhang auf für ein Design, das nicht lange Prototyp bleiben wird.
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Schimmern schön!
Es geht rund: Metall funkelt jetzt von irisierend blau bis spiegelnd pink. Und lockt mit einprägsamen Oberflächen.
1 Smaragdgrün bis saphirblau reflektiert das individualisierbare Spiegelobjekt „Nucleus“ aus aufgeblasenen Edelstahlkissen von Zieta. Durchmesser: drei Meter, 36 000 Euro. 2 Lampe mit Lunte! LED-Leuchte „Big Bang“ aus satiniertem Stahl und Plexiglas von Secondome, limitierte Edition, 4880 Euro. 3 Warme Tropfen: Tobias Graus dimmbare „Niceone“-Lampe aus poliertem Aluminium, je ab 450 Euro. 4 Fingerabdrücke inklusive: Piero Lissonis „Poltrona 02“ aus Aluminiumguss entstammt der „Uncollected Collection“ für Living Divani, Preis auf Anfrage.
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Fotos: Bartek Jankiewicz; Federico Villa; Tobias Grau; Living Divani; Ronald Smits; Mingardo; M-L-XL
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Glanzleistung! Bei „Chunk“ von Oddness wird Alublech unter Druck zum zweiarmigen Kerzenleuchter geformt, 240 Euro.
Für geladene Gäste „Shirudo“ bedeutet Schild auf Japanisch. Mit Mingardos gleichnamigem Coffeetable (ab 1450 Euro) ist man demnach gegen alle Eventualitäten gewappnet. Und dank des galvanischen Finishs der gerundeten Metallprotektoren sogar gegen elektrische Ladungen. Entspannend!
Boxenstopp gefällig? Einfache L-Profile schraubt das italienische Label M-L-XL (für Medium, Large, Extralarge) zur schnittigen Messingbank „Elle“. Holografischer Autolack gibt dem getunten Einzelstück dann die restliche Street Credibility, 2500 Euro.
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Hochrangig Als Adres-
Foto: Sally Fuls
se für erstklassige Antiquitäten hat sich 1stdibs einen Namen gemacht. In Mailand holte der Onlinehändler mit Stücken von Gufram die goldene Disco-Ära zurück, darunter das Sofa „Jimmy“, der ikonische Kleiderständer „Cactus“ und der „Dance Floor Mirage Carpet“.
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Möbel und Wohnaccessoires von conmoto.home ergänzen nicht nur stilvoll Einrichtungs- und Raumkonzepte im Rahmen von conmoto.projects, sondern bieten auch für das eigene Heim viele Gestaltungsmöglichkeiten. Dabei haben wir unsere Wurzeln im Handwerk – und unsere Verbundenheit zum Handgemachten spürt man bei jedem Stück und jedem Projekt.
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Talks 2020
Hier spricht das Licht
Olafur Eliasson über Design als erhellende Kommunikation.
Interview MONA
BERGERS
Was ist Ihre erste Erinnerung an Licht? Das war Anfang der 70er, in der Zeit der Ölkrise. Island schaltete abends die Lampen aus, als Sparmaßnahme. Von draußen floss plötzlich tie laues Abendlicht zu uns rein. Ein starker Wandel! Was fasziniert Sie heute an Licht? Dass es keine Form hat, kein Objekt an sich ist. Es wird erst sichtbar, wenn es auf etwas trifft. Letztlich geht es um Psychologie: Licht ist eine Möglichkeit, mit Menschen in Dialog zu treten. In Mailand haben Sie Ihr 90 Zentimeter hohes „OE Quasi Light“ für Louis Poulsen präsentiert. Gehen Sie beim Design wie in der Kunst vor? Meine Idee war, eine Lampe von innen nach außen zu stülpen. Die tragende Struktur wird zum Gehäuse, aus dessen Innerem die Reflektoren das Licht in den Raum strahlen lassen. Und das alles auf mathematischer Grundlage. Was steht hinter den Geometrien? Die versetzten Körper – Ikosaeder und Dodekaeder – imitieren seltene quasikristalline Strukturen aus der
Gibt’s auch hier Recyclingmaterial? Ja! Wie schon bei meinem Leuchtendebüt „Li le Sun“ zählt für mich das persönliche Engagement. Die Hülle besteht zu 90 Prozent aus wiederverwertetem Aluminium. Olafur Eliasson sah die erste „PH“-Leuchte von Louis Poulsen bei Mitschülern. Heute ist er Künstler, Designer, Architekt und Professor für Raumexperimente. Sein eigener Entwurf links ist ab Herbst erhältlich.
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Fotos: Marie Louise Munkegaard
Natur. Sie nktionieren wie eine Skulptur – in Wechselwirkung mit der Umgebung.
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Die kriegen die Kurve
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… in den Stil-Olymp: sieben gut gepolsterte Plätze zum Denken, Lesen oder Nichtstun. 1 Perfekte Welle: Yabu Pushelbergs Sofa „Surf“ für Molteni. 2 Nomen est omen: Giorgettis „All Around“, ab 3632 Euro. 3 „Thomas Outdoor“ mit dickem Sitzpolster und Gestell aus Teak von Flexform, ab 2992 Euro. 4 Binfarés neuster Streich: „Grande Soffice“ mit intelligenten Kissen von Edra. 5 Rodolfo Dordonis Sessel „Lawson“ für Minotti, 2740 Euro. 6 Hommage an eine Göttin: Sofa „Oshun“ aus der Fortsetzung zu Ini Archibongs erster Kollektion für Sé. 7 Wohninsel „Westside Divano“ von Poliform.
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Fotos: Molteni; Giorgetti; Flexform; Edra; Minotti; Sé Collections; Poliform
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Taumel befiel uns im Vorraum zu Studiopepes mystisch raunender
Foto: Giuseppe Dinnella
Installation „Les Arcanistes“ in einer alten Goldschmelze. Appliken von Atelier Areti, „Primitiva“-Fliesen von Ceramica Bardelli, dazu Roberto Mattas Polsterpuzzle und das nervöse Ticken von Uhren – fast fielen wir selbst aus der Zeit.
PRÄKELT
Dimore Studio zeigten quer durch Mailand galaktische Möbel, eine Kollektion für Dior und Gefühle im Instagram-Format.
Britt Moran und Emiliano Salci präsentierten von li. im Uhrzeigersinn Reeditionen von Gabriella Crespi, debütierten für Dior und stellten ihr neues Label Dimore Milano vor.
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Fotos: Silvia xxxxxxxxxx Rivoltella; Paola Pansini; Andrea Ferrari; Porträt: Christophe Coënon
Text VALERIE
Großes Kino
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ie hört sich ein gebrochenes Herz an? Für Dimore Studio manifestiert sich Liebesleid in einem klagenden Ton: Dumpf, laut und erdrückend begleitete er in ihrer Präsentation für den französischen Kofferhersteller Au Départ melancholische Videoszenen zweier verlorener Seelen an einem Pariser Regentag. Konservierter Herzschmerz, der mit einer Länge von je 15 Sekunden haargenau in eine Instagram-Story passt. Britt Moran und Emiliano Salci planen eben immer bis ins letzte Detail. Und bewiesen in einer regelrechten Flut an Mailänder Schauen, was für ausgezeichnete Regisseure sie sind. Da war ihre erste, nur auf Anfrage erhältliche, 14 Stücke umfassende Kollektion für Dior, die sie in der Villa Casa degli Atellani zeigten, in der einst Leonardo malte. Im Cinema Arti präsentierten sie mit „Interstellar“ ihr neues Label Dimore Milano. Das ist laut, frisch und Punkrock. Nein, Dimore braucht keine Vorstellungspause. Der Vorhang geht jetzt erst auf!
People 2020
Illustration: Benedikt Rugar
Die Eleganz des Handgemachten
13.–15.9. 2019
Alte Heeresbäckerei Berlin
Offizieller Partner
Aussteller: Meissen Porzellan-Manufaktur, Wittmann Möbelwerkstätten, von Poschinger Glasmanufaktur, Niessing Schmuckdesign, u. v. m.
ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur
Rooms 2020
La Grande Bellezza
Zu schön, um wahr zu sein – ist Guccis Mailänder Pop-up-Store. Deswegen schließt er Ende Juni wieder. AD durfte ihn verewigen. Text SALLY
FULS
Fotos STEFAN
GIFTTHALER
Total eclipse of the art: Kreativchef Alessandro Michele will keine Komplettlösung verkaufen, sondern individuelle Elemente anbieten, die jedes Zuhause persönlicher machen. Etwa die „Angry Cat“-Kissen auf den maßgefertigten Jacquardsesseln.
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Rooms 2020 Gucci galore! „Floral Print“ gibt dem weinroten Samtsofa einen romantisch-dramatischen Rahmen. Kissen ab 980 Euro. Auf der linken Seite bietet die „Glade Print“-Tapete den perfekten Hintergrund für VintageStücke wie Standtelefon und Hutschachtel.
Was als florale Tapisserie dekoriert wurde, ist eigentlich eine Wolldecke („Vintage Flower Wool Throw Blanket“, 790 Euro). Re. S.: Vintage-Porzellan vor „Grotesque Garden“, einem Motiv aus Guccis Ready to wear-Kollektion.
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Guccis moderne Romantik vom Laufsteg nach Hause zu bringen – darum ging es hier.
Rooms 2020
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Die traditionell holzbraunen ChiavariStühle unten, 2250 Euro, wurden für die neue Kollektion farbig lackiert und mit typischen Gucci-Dekoren (etwa dem „GG Jacquard“) gepolstert. Die Tapete o. ist ein Entwurf von À Paris chez Antoinette Poisson.
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lessandro Michele weiß es vermutlich nicht, aber Udo Jürgens dürfte ihm gut gefallen. Sinngemäß deklarierte der nämlich einst: „Wer über Liebe spricht, muss immer auch von ihrer Vergänglichkeit sprechen.“ Nichts also ist ewig – und deshalb noch schöner. Frei nach diesem Motto hat der Gucci-Kreativchef in Mailand zum Salone eine zweigeschossige Wunderwelt geschaffen, die zwar nur drei Monate lang blüht – aber genau deswegen bunter, summender, lebendiger ist, als es der fadenscheinige Arbeitstitel „Popup-Store“ je ahnen lassen könnte. Guccis zeitgenössische Romantik vom Laufsteg nach Hause zu bringen, darum ging es hier. Also wurde nahezu jede Wand des 250 Quadratmeter großen Palazzo Borghese mit Motiven aus der aktuellen Décor-Kollektion tapeziert. Pittoreske Landschaften, groteske Gartenmotive und Blumenranken à la Pompadour wuchern über die Wände. Dazwischen: knallig lackierte Chiavari-Stühle mit Jacquardsitzbezügen, Tagesdecken, die auch als Tapisserien durchgehen, und immer wieder charmante Vintage-Funde, die Michele und sein Team auf Flohmärkten zusammengetrödelt haben. Und auch wenn das zarte, grün-weiß geblümte Dekor anderes nahelegen könnte – die Porzellankollektion „Herbarium“ (samt passender Tapete) ist brandneu, produziert vom florentinischen Traditionsunternehmen Richard Ginori. Noch bis Ende Juni bleibt die neobarocke Wohninstallation, wie sie ist, danach löst sich der Zaubertrick in Luft auf. Sollten Sie nun Interesse haben, den exaltierten Obdachlosen in spe ein permanentes Zuhause zu bieten, hätten wir einen klitzekleinen Wunsch: Dekorieren Sie los! Aber bitte mit Sahne.
Vertical garden: Das Porzellan „Herbarium“ wird vom Florentiner Traditionshaus Richard Ginori für Gucci produziert und umfasst neben Tellern und Tassen auch Kännchen, Zuckerdose und cake stand. Nur die passende Tapete fertigt das Modehaus selbst.
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Raffiniert durchbrochen, sorgen diese Luftikusse für Licht und Leichtigkeit. Hängen bleibt: unser Blick!
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4 1 Qiu Designs Highboard verfügt über Extra-Ablagen im Geflecht. 2 „Rattan“, öffne dich! Tischchen von Studio Ryte, 500 Euro. 3 Schwerelos scheint Cassinas „Elling Buffet“ nach Rietvelds Entwurf von 1919, 21 860 Euro. 4 Armchair „Ortigia“ von Flexform, Nussbaum mit Ledergeflecht, ab 3398 Euro. 5 Lichtblick: Unopiùs Alutischleuchte „Sketch“, 440 Euro. 6 Geflecht im Buchenrahmen: Bett „OttoW“, Storagemilano für Gebrüder Thonet Vienna, 4960 Euro.
Fotos: Qiu Design; Stephanie Blanchard, Nicolau Marques; Stefano De Monte / Cassina I Maestri Collection; Flexform; Unopiù; Gebrüder Thonet Vienna; Sven Geboers; Julien Deceroi; Studio Marfa; Gandiablasco
Offen für Neues
Gut vernetzt Fasziniert von der belgischen Modewelt, schneiderte Ilia Eckardt den OutdoorLampen „M. Lebonnet“ und „Mme Latoque“ ein Hightech-Strickmäntelchen auf den Astralleib. Tribù, ab 775 Euro.
Diener mit Durchblick: Ablage „Valet“ aus perforiertem und gefaltetem Metallblech von Shizuka Saito, 2650 Euro.
Von der Rolle … ist „Andy“ vom deutschen Designduo Studio Marfa. Ganz selbstverständlich paart der Stuhl-Prototyp traditionelles Wiener Geflecht und angetäuschtes Volumen. Sein Gestell besteht aus lackiertem Ahorn.
Alles im Fluss Wie eine Welle schwappt der Sessel „Buit“ mit seiner kühn geschwungenen Gitterstruktur in den Sommer hinein und strandet in minimalistischen Outdoor-Refugien. Aus filigranem Aluminium-Mesh gefertigt, garantiert der skulpturale Madrilene selbst bei größter Hitze eine kühle Siesta – ein Entwurf des spanischen Mayice Studio für Gandiablasco. Limitierte Edition, eloxiert oder beschichtet, 1300 Euro.
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Winds of Style Für den Stand des Stoffspezialisten Sunbrella übersetzte Designerin Élise Fouin das Leitmotiv „Energie und Natur“ in Textil. Filigrane Windräder rotierten leise über Feldern aus stilisierten Blüten – gefertigt aus den Resten nachhaltig und ressourcenschonend produzierter Stoffe.
Foto: Friederike Weißbach
Trends 2020
40 JAHRE VOGUE DEUTSCHLAND
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Spannung pur!
Oben mit unten verbinden, links mit rechts? Eine gute Idee, wie dieses Quintett beweist.
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Fotos: B & B Italia; Eric Poitevin; Mingardo; Anna Karlin; Bocci
1 Mit „Jack“ für B & B Italia schreibt Michael Anastassiades Italiens große Tradition des Raumteiler-Regals fort. 2 Diesen Korb bekommt jeder gern: „Centerpiece“ aus Zaumzeugleder und Ahorn von Hermès, Preis auf Anfrage. 3 Gestatten, „Marianne“ – wie Brandt. Federica Biasis Regal gewordene Hommage ans Bauhaus. Element ab 2100 Euro. 4 Licht emittierendes Stabile: Anna Karlins „Form“ aus Bronze, Marmor und mundgeblasenem Glas, 16 000 Dollar. 5 White currant: Köstliches Licht liefert Boccis Leuchtrispe „38.3Vsf“, 2660 Euro.
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ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur
Talks 2020 Fällt es Ihnen schwer, einen Entwurf gehen zu lassen? Es ist immer spannend, ein Design zu vollenden, mit dem man sich über Monate oder sogar Jahre beschä igt hat. Umso schöner ist es, wenn – wie im Fall von Freifrau – bereits zum Launch eine Produkterweiterung ins Auge gefasst wird.
Interview VALERIE
PRÄKELT
Fragen der Balance
Ihre Sitzmöbel sind elegant und komfortabel. Wie wichtig ist dieser Aspekt? Ein Dining Chair sollte bequemer sein als ein Stuhl, den man im Wartebereich kurz nutzt – die Anforderungen sind unterschiedlich. Ein guter Designer findet die Balance. Ziehen Ihre Designs bei Ihnen ein? Mein Partner und ich leben mit eigenen Entwürfen und Objekten von befreundeten Designern und Künstlern. Es ist kein Showroom, sondern ein sehr persönlicher Ort, der unsere gemeinsame Zeit widerspiegelt. Wo verbringen Sie mehr Zeit? Zu Hause in Offenbach oder on the road? Die meiste Zeit bin ich unterwegs. Das empfinde ich als bereichernd, es ist ein Privileg, so viel zu entdecken. Der Gedanke, an einem Ort zu Hause zu sein, ist zwar romantisch – aber ich kann mich überall wohlfühlen. Es kommt schlichtweg darauf an, ob ich alleine oder mit meinem Partner unterwegs bin. Sebastian Herkner zeigte in Mailand u. a. den Freifrau-Stuhl „Ona“ (Stoff: Christian Trzaskas „Oasis Gobelin“), das Sofa „Miles“ für Wittmann und die Laterne „Ambient“ für Gloster.
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Fotos: Freifrau; Wittmann; Gloster Furniture; Porträt: Ingmar Kurth
Wo ist zu Hause, wenn man fast nie daheim ist? Sebastian Herkner über Komfort.
Mit Freifrau haben Sie erstmals zusammengearbeitet. Wie sieht das Ergebnis aus? Wir haben uns stark mit der jungen Marke auseinandergesetzt und uns gefragt, wie wir sie interpretieren wollen. Der Stuhl „Ona“ spricht die explizit weibliche und sinnliche Sprache von Freifrau, die wir mit feiner Handschri umgesetzt haben.
Trends 2020
Foto: COR Sitzmöbel
Terrakotta total Am Circo Solferino in Brera inszenierte sich COR, der Sitzexperte aus Rheda-Wiedenbrück, in der wohl italienischsten aller Farben. Möbelskulpturen wie Bank und Sessel (1380 bzw. 1280 Euro) aus der neuen Serie „Nenou“ von Jörg Boner erwiesen sich dabei als ultimatives COR-Gestühl. Bravissimo!
Trends 2020 1 1 Für Maestros: Occhios Stehleuchte „Mito Terra Bronze“ wird mit Gesten (oder per App) dirigiert, 2820 Euro. 2 Chefsache: Zigarrenascher „Montecristo“ von Arnolfo di Cambio, 380 Euro. 3 Licht in Bronzeketten: Stéphane Parmentiers „Chandelier Flexible“ für Pouenat, ab 31 500 Euro. 4 Hocker wie Skulpturen: Christophe Delcourts Reihe „Geo“. Preise auf Anfrage. 5 Edras Drehsessel „Ester“ aus Polycarbonat, 4610 Euro.
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Dark Delights Alexandre Dumas trifft Piranesi: Manchmal braucht es nur ein, zwei Requisiten für mehr Drama, Baby!
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Fotos: Mierswa & Kluska / Occhio; Compagnia Italiana del Cristallo; Pouenat; Courtesy by Delcourt Collection; Edra; Stan Guldemont
Ave Iroko! Man nehme: acht Kugeln (und eine halbe) aus wundervollem Hartholz. Kugeln flammen, waschen, bürsten, beizen, wachsen, montieren – fertig ist Arno Declercqs Leuchter „Sphere“, für den man sofort einen Andachtsraum bauen möchte. 60 cm hoch, 1450 Euro. 81
Eherne Kunst Angelo Mangiarottis Bronzegefäße „CAP53“ für Agapecasa werden im aufwändigen Wachsausschmelzverfahren hergestellt. Preise auf Anfrage.
Dr. Yes! Gar nicht erstaunt wären wir, wenn Oscar Niemeyer oder 007-Setdesigner Ken Adam den Marmor-Esstisch „986“ für Rolf Benz entworfen hätten. Tatsächlich hatte This Weber die geniale Idee, das Kreismotiv der Platte in der Basis als Negativform aufzugreifen. Mit Drehplatte 16 675 Euro.
Fotos: Ojovivofoto; Namuun Zimmermann & Martijn Rigters; Faina; Alissa Volchkova; Rolf Benz; Agapecasa
Verzehrend Die in Madrid lebende niederländische Designerin Marre Moerel hat ein Faible für Keramik. Und für Vanitasmotive, wie ihre Kerzenkollektion „Memento Mori“ zeigt. „Faro“ (re.) ist wie das Leben: zum schnellen Abbrennen eigentlich viel zu schade. 145 oder 190 cm, 145 bzw. 190 Euro.
Trends 2020 Graue Magie Tuchartige Draperien prägen die „Fade“-Kollektion von Studio Sain. Beim Spiegel aus geschwärztem Glas wirkt die Gravitation scheinbar im 90-Grad-Winkel. 1120 Euro.
Wächterpaar Ton ist das Urmaterial des Menschen: Aus Erde, Wasser und Feuer werden bergende Gefäße. Beim Vasenduo „Motanka“ lässt sich die Archaik mit Händen greifen. Die mystischen Formen gehen auf ukrainische Talismane in stilisierter Puppengestalt zurück. Über Faina, 420 Euro.
Design-Druidin Alissa Volchkova huldigt der Vorzeit. Statt Kristallglas durch Schleifen und Polieren zu höchster Perfektion zu verfeinern, schneidet sie ihre „Stone Age Glasses“ geradezu roh aus dem Material. Jeder Tropfen wird so zum Zaubertrank. Preis auf Anfrage.
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Schiefer Turm von Pisa? Nein, die Säule „Pompei“ steht kerzengerade. Eine Reise in die antike Stadt mit ihren mehrfarbigen Pilastern inspirierte das Mailänder Duo Opere Varie zu 13 Tischchen, handgefertigt aus Epoxidharz in delikatem Dégradé. Einzeln oder zur römischen Halbsäule getürmt – das reinste ornamentale Vergnügen. Preise auf Anfrage.
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Foto: Opere Varie / Matteo & Allina Cor
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Fotos: Santi Caleca; Ilja Huber; Jonathon Griggs; James Andrew Rosen; Cassina
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Scusi, Brancusi! Nicht jeder Hochstapler ist auch eine Leuchte. Doch diese Stelen weisen den Weg in Sachen Design – selbst im Dunkeln.
1 Mannshoch: Konstantin Grcics modulare Leuchtenserie „Noctambule“ für Flos, drei Zylinder, 4450 Euro. 2 Ab 2020 wird Ilja Hubers Prototyp „Baschnja“ von Classicon verlegt. 3 Akustik-Skulptur: „Totem“-Pfahl aus Holz mit strukturiertem Filz von Figgoscope Curates, ab 3500 Euro. 4 Pendelleuchte „Luna“ aus farbigen Glasmodulen von Gabriel Scott, 7100 Euro. 5 Vorbild Kaktusfeige: Cassinas Bodenlampe „Ficupala“ wächst auf Marmor, 2166 Euro.
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Grüne Welle
Affenzirkus Wenn „Vogue Italia“ acht Kreative einlädt, ihre Räume für den Salone umzugestalten, wird der Großstadtdschungel – begleitet von lautem Affengeschrei – zur Bühne für Exzentriker wie Storagemilanos Daybed „Ingot“ aus poliertem Messing, 3000 Euro.
Fotos: Delfino Sisto Legnani; Ronald Smits (4); Qeeboo; Eric Poitevin; Giuseppe Dinnella
Das Design zeigt sich naturverbunden wie nie und lässt exotische Gewächse sprießen. Wir genießen die neue Artenvielfalt!
Trends 2020
Evergreens Für diese zauberhaften Geschöpfe braucht man keinen grünen Daumen. Handgefertigt aus Keramik, sorgen Michela Castagnaros botanische Unikate jeden Tag ganz von allein für Frühlingserwachen. Aus der Serie „Giardino Immaginario“, ab 150 Euro / Topf.
Stachelige Sukkulenten? Von wegen! Sessel „Filicudi“ ist weich gepolstert und trägt auf zarten Metallbeinen Mittelmeer-Flair in Haus und Garten. Marcantonio für Qeeboo, auch in Hellgrün, Weiß und Schwarz, 599 Euro.
Hellseher Dem Geheimnis von morgen auf der Spur, ersann Studiopepe eine weiße Wüste – und bedeckte den Boden seiner Installation „Les Arcanistes“ mit Salz. An Desaltos „Clay“Tischen und Keramikhockern von Pulpo orakelte ein Wahrsager, magisch illuminiert von Atelier Aretis „Side Triangle Pendants“.
Tapete „Animaux Camouflés“ öffnet die Pforten in ein Traumreich, in dem Affen, Zebras und Tukane tropisches Erwachen feiern. Von Hermès, Rolle à 10 m, in drei Farben.
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Trends 2020
Neuer Spross USMs Modularsystem kennt jeder? Stimmt! Doch jetzt erblüht der Klassiker aus Chrom und Stahl in einer begrünten Version, die die Raumluft reinigt. Die limitierte Edition ist eine Kooperation mit ecosphere.institute und Green4Cities.
Tiefe Wurzeln verbinden das Designlabel Cypraea mit Mauritius. Die Kollektion „Rising Ocean“ macht den Klimawandel greifbar: Der „Ile Maurice Low Table“ trägt eine Glasplatte in Form der Insel, die Basis aus Lavastein bildet den im Meer versinkenden Piton de la Petite Rivière Noire nach. Zu sehen bei Rossana Orlandi, 11 550 Euro. 88
Fotos: Marcel Wanders; USM; Eric Lee
Untergehen mit üppiger Blütenpracht? Kommt für Pflanztopf „Suave“ nicht infrage. Von Marcel Wanders für Vondom, aus Kunstharz, zwischen 235 und 1303 Euro.
Haus der Kulturen
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Cultural Appreciation: Junge Designer holen altes Handwerk zurück.
Fotos: Apparatus (2); CC-Tapis; Skagerak; Unopiù
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4 1 Von Apparatus’ Kabinett „Interlude“ aus Ulme, Leder, Bronze und Messing (Preis auf Anfrage) gibt es nur vier Stück – sie sind Teil der Apparatus Editions, die feines Kunsthandwerk feiern. 2 Raumschiff, auf dem Teppich geblieben: „Tabriz Destroyer“ von CC-Tapis, 7222 Euro. 3 Gesa Hansens „Ropes“-Bank für Skagerak gibt der Drechselkunst einen neuen Dreh, 4280 Euro. 4 Unopiùs „Grottaglie“-Teller werden in Apulien handbemalt, Paar ab 120 Euro. 5 Französische Web- trifft persische Holzkunst: Marketeriestoff „Isfahan“ von Le Manach für Apparatus, 271 Euro / m.
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Trends 2020 Tageslicht … zu jeder Zeit! Die Lichtinstallation „Crystal Palace Cyanometer“ von Designerin Marjan van Aubel verspricht genau das. Lädt man den zugehörigen Solarkristall in der Sonne auf, ahmen die Opale der kreisförmigen Swarovski-Leuchte die Farbe des Himmels in ganzer Schönheit nach.
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Familie Regenbogen
Fotos: Swarovski Crystal Palace Cyanometer; Hironori Tsukue; © Artek; Carl Kleiner; Glas Italia; Pim Top
Besprühter Marmor, laminiertes Spiegelglas, glühendes Metall – das Design wird bunter!
3 1 Lichterloh: Titan-Prototyp „Flame“ von Hamanishi Design. 2 Arteks Klassiker „Stool 60“, nun auch mit japanischem Neonanstrich, 392 Euro. 3 Abendwolke aus Marmor: „Ondamarmo XL Table“ von Bloc Studios, 14 586 Euro. 4 Patricia Urquiolas Sidetable „L. A. Sunset“ für Glas Italia, ab 1793 Euro. 5 Autolack auf Styropor: „Guise Screen“ von Odd Matter zieht Blicke auf sich, für Nilufar.
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Rooms 2020 Text FRIEDERIKE
WEISSBACH
Fotos HELENIO
BARBETTA
ZurĂźck zur Zukunft
Fotos: Helenio Barbetta / Living Inside
Cristina Celestino verwandelt mit Besana Carpet Lab das Brera Design Apartment in einen samtigen Kosmos aus gestern, heute und morgen.
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Mattes Nougat an der Wand beruhigt die Unterwasserwelt auf Celestinos Teppich „Nebula“ an der Decke. Stableuchten „Diva“ mit Kristallglas von Esperia. Im Wohnzimmer (li. S.) steigt aus eisblauem Teppich das Podest des Sofas auf. Die Stehleuchte „Giraffa“ komplettiert den Retro-Future-Look.
Spacelab: Weinrot gerahmt, wabert „Nebula“ unter der Küchenzeile von AlpesInox diagonal Richtung Wohnzimmer. Effektlicht zaubern Esperias Alu-Skulptur „Malizia“ (links), Deckenleuchte „Gaspare“ im IndustrieLook und Celestinos geflügelte Standleuchte „Leila“ aus Stahl und Kristallglas.
Rooms 2020
Träume in Velours: Das Podest und den Boden im Schlafzimmer u. überzieht „Nebula“ in Apricot; Wandpaneele und Kommode kleidet cremefarbener Teppich. Rollos aus Dedar-Stoff dienen als Bettvorhang. Sämtliche Leuchten – rechts etwa Celestinos „Pulsar Single“ – sind von Esperia.
„Hier treten die drei Dimensionen der Zeit in Dialog.“ CRISTINA CELESTINO Designerin
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Rooms 2020 Warme Füße! Boden und Wand sind im Bad unten bis zum Waschbecken mit tiefblauem Teppich von Besana bedeckt. Aluplatten schützen gefährdete Stellen. Schmeichelndes Licht verbreiten Celestinos „Leila“, hier in der Pendelvariante, und Esperias Leuchtspiegel „Casanova Murano“.
Petrol-Station: Passend zur Wandfarbe, überzieht Besanas „Nebula“ in Blaugrün auf der rechten S. den Boden, das stilisierte Sideboard und die Basis des gläsernen Esstischs. Ihn umsteht ein Quartett aus „Botolo“-Dreibeinern von Arflex. Auch hier sind alle Leuchten aus dem Esperia-Portfolio.
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as Apartment im dritten Stock an der Via Palermo ist Showroom und inoffizielles Herz des Brera Design District. Unzählige Fans pilgern zum Salone durch die hohen Räume, und wer in diesem Jahr die enge Treppe erklommen hatte, wurde gleich an der Tür mit dem vagen Gefühl empfangen, in eine Zeitfuge geraten zu sein. Dicker Teppich dämpft Schritt und Geräusche; Bordeaux, Petrol und Eisblau gehen mit Chrom eine hypnotische Symbiose ein; alles ist plüschig-futuristisch. Ein Interieur, wie man es sich vor 50 Jahren für die Zukunft vorstellte, designt von jemandem, der sie selbst erlebt und weitergedacht hat. Multitalent Cristina Celestino hat mit „Planetario“ eine Utopie geschaffen, die Werkschau und Zeitreise zugleich ist: „Ich denke, das Heute hat die Zukunftsvisionen der 1960er längst verwirklicht, ja sogar übertroffen. Aber das visuelle Erbe dieser Interieurs ist noch immer aktuell. Ich wollte diese Atmosphäre in ein Setting bringen, in dem die drei Dimensionen der Zeit – gestern, heute, morgen! – in Dialog treten und in Balance sind.“ Ihr Stilmittel? Teppich. An den Wänden und der Decke, im Bad und als Gewand für das stilisierte Mobiliar. Für den italienischen Teppichhersteller Besana Carpet Lab hat Cristina Celestino die Kollektion „Nebula“ kreiert, deren unwirkliche Weltall- und Tiefseemotive eine traumartige Atmosphäre erschaffen. Aus der Zeit gefallen wie die Mischung aus ihren Leuchten für Esperia und den Klassikern der 60er und 70er. Wenn RetroFuturismus ein Stil sein soll – eccolo!
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Gewinn spiel
Guter Ton Trends aus Mailand als Erster zu Hause haben? Gemeinsam mit Artek verlosen wir zwei handgemachte Objekte der Keramikserie „Secrets of Finland“. Teilnehmen auf ad-magazin.de/choice
Chief Executive Officer Roger Lynch In the USA Artistic Director, Anna Wintour Vogue, Vanity Fair, Glamour, Brides, Self, GQ, GQ Style, The New Yorker, Condé Nast Traveler, Allure, AD, Bon Appétit, Epicurious, Wired, W, Golf Digest, Teen Vogue, Ars Technica, Pitchfork, Them, Iris International Wolfgang Blau, President London HQ, Vogue Business, Condé Nast College of Fashion and Design Großbritannien Vogue, House & Garden, Brides, Tatler, The World of Interiors, GQ, Vanity Fair, Condé Nast Traveller, Glamour, Condé Nast Johansens, GQ Style, Love, Wired Frankreich Vogue, Vogue Hommes, AD, Glamour, Vogue Collections, GQ, AD Collector, Vanity Fair Italien Vogue, Glamour, AD, Condé Nast Traveller, GQ, Vanity Fair, Wired, La Cucina Italiana, Experienceis Deutschland Vogue, GQ, AD, Glamour, GQ Style Spanien Vogue, GQ, Vogue Novias, Vogue Niños, Condé Nast Traveler, Vogue Colecciones, Vogue Belleza, Glamour, AD, Vanity Fair Japan Vogue, GQ, Vogue Girl, Wired, Vogue Wedding, Rumor Me Taiwan Vogue, GQ, Interculture Mexiko und Lateinamerika Vogue Mexico and Latin America, Glamour Mexico, AD Mexico, GQ Mexico and Latin America Indien Vogue, GQ, Condé Nast Traveller, AD
100 Jahre Freundschaft 1919 reiste erstmals eine finnische Delegation nach Japan. Zum Jubiläum entwarf das Design-Duo Company für Artek die an nordische Bräuche erinnernde Vase „Easter Dog“ und den Leuchter „Lucia“. Die Lichtbringerin erfreut auch in Sommernächten.
Published under Joint Venture Brasilien: Vogue, Casa Vogue, GQ, Glamour Russland: Vogue, GQ, AD, Glamour, GQ Style, Tatler, Glamour Style Book
Urheber- und Reproduktionsrechte © VG Bild-Kunst, Bonn 2019
© 2019 The Andy Warhol Foundation for the
S. 36: Emma Marga Blanche, Leuchte S. 36: Fredrik Färg, Leuchte S. 72: Gerrit Thomas Rietveld, Sideboard
Visual Arts, Inc. / Licensed by Artists Rights Society (ARS), New York S. 28: Andy Warhol, Druckgrafik
S. 74: Élise Fouin, Windräder
S. 30: Andy Warhol, Druckgrafik
S. 80: Stéphane Parmentier, Leuchte
Abonnementbetreuung Deutschland und Österreich: AD ARCHITECTURAL DIGEST Leserservice, Postfach 290, 77649 Offenburg, Tel. 0781 6394509, E-Mail abo@ad-magazin.de. Schweiz: AD ARCHITECTURAL DIGEST Leserservice, Postfach, 6002 Luzern, Tel. +41 41 3292244, E-Mail ad@leserservice.ch. USA: AD ARCHITECTURAL DIGEST (German) (USPS no 0024066) is published monthly by Condé Nast Verlag GmbH. Subscription price for USA is $ 80 per annum. K.O.P.: German Language Pub., 153 S Dean St, Englewood NJ 07631. Periodicals postage is paid at Englewood NJ 07631 and additional mailing offices. Postmaster: Send address changes to: AD Architectural Digest (German), GLP, P.O. Box 9868, Englewood NJ 07631. All other countries: see Deutschland. © 2019 by Condé Nast Germany GmbH, München. AD ARCHITECTURAL DIGEST is published 10 times in 2019. AD Choice, Sonderausgabe © 2019 Condé Nast Germany GmbH ARCHITECTURAL DIGEST erscheint in den USA bei The Condé Nast Publications Inc.
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Australien: Vogue, Vogue Living, GQ Bulgarien: Glamour China: Vogue, AD, Condé Nast Traveler, GQ, GQ Style, Condé Nast Center of Fashion & Design, Vogue Me, Vogue Film Deutschland: GQ Bar Berlin Griechenland: Vogue Hongkong: Vogue Island: Glamour Korea: Vogue, GQ, Allure, W Mittlerer Osten: Vogue, Condé Nast Traveller, AD, GQ, Vogue Café Riyadh Niederlande: Vogue, Glamour, Vogue The Book, Vogue Man, Vogue Living Polen: Vogue, Glamour Portugal: Vogue, GQ, Vogue Café Porto Rumänien: Glamour Russland: Vogue Café Moscow, Tatler Club Moscow Serbien: La Cucina Italiana Südafrika: House & Garden, GQ, Glamour, House & Garden Gourmet, GQ Style, Glamour Hair Thailand: Vogue, GQ Tschechische Republik und Slowakei: Vogue, La Cucina Italiana Türkei: Vogue, GQ, La Cucina Italiana Ukraine: Vogue, Vogue Café Kiev Ungarn: Glamour
Chairman of the Board of Directors Jonathan Newhouse
Fotos: Artek (2)
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