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ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur

Deutschland Juli & August 2019 / 8 Euro

Salone-Schönheiten

Die neuen Möbel aus Mailand!

Berlin wird erwachsen

David Chipperfield über die Vollendung der Museumsinsel

Retreat im Regenwald Ruanda auf den Spuren eines großen Entdeckers

Südseite! Sommerliche Hideaways von Apulien bis Bali und Marino bis Mahdavi





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einzeln stehenden Villa mit Privatpool angesprochen fühlt und exklusiven Service

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Kraftstoffverbrauch (in l/100 km) innerorts 11,6 · außerorts 7,6 · kombiniert 9,1; CO₂-Emissionen kombiniert 208 g/km




Inhalt Juli / August 65

Architektur

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Batik Boom

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Projekt Chipperfield Die Berliner Museumsinsel ist vollendet. Ein Rundgang mit David Chipperfield. 70 Radar

72

Cooles Chile

13 Editorial 14 Impressum 19 Entdeckung 20 Agenda 25 AD stellt vor

27

Stil 28

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Projekt Klotz Auf der Isla Coldita baute sich der chilenische Architekt Mathias Klotz einen vor der Welt verborgenen Hafen.

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Panorama 80

Reise Ruanda, wie von Henri Rousseau gemalt: das „One & Only Nyungwe House“. 84 Reise Neuheiten

90

Kunst Koloman Moser war ein Allesgestalter. Erst war er Maler, dann schuf er Brie öpfe, Bühnen, Mode, ganze Räume. 94 Ausstellungen 96 Bücher

Neuheiten Die Salone-Schönheiten aus Mailand sind famos geflochten, gebatikt, collagiert, vom Mond geholt und aus dem Meer gefischt.

Cover: Giorgio Baroni; Fotos: Roland Halbe; Carl Kleiner; Swarovski Crystal Palace Cyanometer; Felix Brandl / Studio Condé Nast

40 Talent

42

Louis Vuitton Die Objets Nomades von Louis Vui on zeigen zum Salone ihre neuste A raktion: die putzigen Sessel von Raw Edges. 44 Bellucci

46

Ikone Vally Wieselthier war die Diva der Wiener Werkstä e. Eine Verbeugung.

48

Inspiration Uhren Flower Power Hour: In diesem Sommer steht die Uhrmacherkunst in voller Blüte!

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Studio Runter vom Sofa! Hängema en und Schaukeln bringen Schwung ins Interior. 60 Praxis Bad 62 Molteni

48

Die Zeit ist reif!


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99

Leben 100

124

Große Geometrie

Kapstadt Enterprise

Was macht man mit einem Schuhschachtel-Grundstück? Peter Marino setzt auf Star Island noch zwei Rechtecke dazu – und schenkt so der fabelha en Kunst eines Sammlerpaars und den kecken Palmen einen angemessenen Rahmen.

110

Alles auf Blau Lange suchte ein Paar auf Ibiza nach einem Anwesen mit Wasserblick und Raffinesse. Als die beiden schon aufgeben wollten, fanden sie dieses alte Haus an der Klippe. Ein Neuanfang in Pontiblau.

116

Dornröschen

Fotos: Elsa Young / Frank Features; Rosenstein & Söhne; Jean-Marc Wullschleger

… blühen im kalifornischen Walnut Creek. Kakteen und Sukkulenten erzählen dort das Märchen einer Frau, die 109 Jahre alt wurde und ihren Garten in eine botanische Schatzkammer verwandelte: Ruth Bancro .

110 Blau auf Ibiza

124

150

Unendliche Weiten

Endloser Sommer

Das strahlende Blau des Ozeans toppen in Kapstadt zwei Modedesigner mit Farbflashs und entspanntem Science Fiction-Chic. Faszinierend!

Im süditalienischen Fasano wachsen die Häuser eng aneinandergeschmiegt aus der Tuffsteinklippe empor. Zwei davon hat ein Architekt in sein Zuhause verwandelt – und in eine Ode an Apulien.

132

Silbriges Glitzern Dem Zauber des Südens können wenige solche Sonnenbühnen bauen wie India Mahdavi. An der Côte d’Azur schenkte sie dem Haus einer Galeristenfamilie sogar eine glänzende Hülle.

156 AD bei … 157 Summaries 160 Apropos 162 Genie & Spleen

140

Bamas Haus Feriendorf der Extraklasse: Der Architekt Ian Chee baute an Balis malerischer Südostküste drei lu ige Sommervillen – und behielt zwei für sich.

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Ice Ice Baby


Italian Masterpieces Come Together sofa designed by Ludovica + Roberto Palomba Arabesque armchair + ottoman designed by Kensaku Oshiro Ilary low table designed by Jean-Marie Massaud poltronafrau.com


AD Editorial

„Fliegen lernen ist eine ganz einfache, eine herrliche Sache. Eine Erfahrung fürs Leben.“

Foto: Jean-Francois Jaussaud/Luxproductions; Porträt: René Fietzek

E rinnern Sie sich noch, wie es sich anfühlte, als Sie ein Kind waren und beim Sitzen den Boden nicht mit den Füßen berühren konnten? „Halt doch endlich mal die Füße still!“, hieß es da vielleicht am Abendbrottisch. Schon hatten Sie Bekanntschaft mit der Ungerechtigkeit der Welt gemacht, denn schließlich: Wie soll man die Beine ruhig halten, wenn sie in der Luft baumeln und es den Füßen langweilig wird und womöglich das Blut ungut in ihnen zu kribbeln beginnt? Einfacher wird die Sache mit der Tischdisziplin erst, wenn wenigstens die Zehen auf festem Grund stehen. Doch das wissen viele Eltern nicht. Oder nicht mehr. Ganz sicher aber können Sie in sich die freudige, helle Aufgeregtheit wieder wachrufen, die Sie empfunden haben, als Sie das Schaukeln lernten. Die Mühe und Anstrengung, die es kostete, bis Ihr Hintern endlich auf dem gemeinerweise viel zu hoch angebrachten Brett platziert war und irgendwer (Ihr Vater vielleicht oder eine Sandkastenfreundin) Ihnen von hinten Schwung gab. Wie es höher und höher hinaufging, bis Sie irgendwann merkten, wie Sie selbst für noch mehr Drive sorgen können: Oberkörper weit nach hinten und Beine strecken beim Vorstoß in den Him-

mel – Beine wieder anwinkeln und Oberkörper nach vorn beim Rückwärtsflug Richtung Erde. Fliegen lernen ist eine ganz einfache, eine herrliche Sache. Eine Erfahrung fürs Leben. Natürlich bleibt die Welt ein Ort der Exklusion. Oder kennen Sie einen Spielplatz ohne Hinweisschild, dass seine Benutzung nur für Kinder und Jugendliche bis 14 Jahren zulässig sei? Umso dankbarer sind wir, wenn wir als gestandene Erwachsene doch noch einmal abheben können in die gefühlte Schwerelosigkeit – wie oben links auf der Poolterrasse eines von Stéphane Parmentier gestalteten Anwesens auf Mauritius. Hier kann man sogar übers Wasser schwingen. Oder an jedwedem Ort, an dem die Last der Verantwortung vorübergehend suspendiert ist. Im Urlaub zumal, wenn kein Termin Pflöcke in den Tag rammt. Inzwischen arbeiten nicht nur Designer und Outdoor-Firmen daran, diesen Schwebezustand in unseren Alltag hinüberzuretten. Schaukeln und Hängematten halten Einzug in die Wohnungen und verführen zum Loslassen, wie wir Ihnen in unserer Rubrik Studio (S. 54) mit vielen beschwingten Beispielen zeigen. Nicht umsonst sprechen manche davon, „die Seele baumeln zu lassen“. Auch wenn das nicht mein Sprachbild ist, denke ich doch: Ab und zu die Füße vom Boden loszubekommen ist ein Stück Paradies auf Erden. Genießen Sie den Sommer!

O liver Jahn

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AD Entdeckung

Foto: Ivar Kvaal

Wunderkammer

Wie ein versunkenes Sehrohr liegt der 34 Meter lange Betonzylinder am Meeresboden vor der zerklüfteten Küste Norwegens. „Under“ heißt Europas erstes Unterwasser-Restaurant, entworfen von Snøhetta, das bis zu 40 Gästen die schroffe Lebenswelt der Tiefe näherbringt. Bei schlechtem Wetter ist es hier am schönsten – zu schade, dass „Under“ schon auf Monate ausgebucht ist. FS snohe t ta.com

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AD Agenda

Wer, wie, was? Redak tion Johanna Hänsch und Karin Jaeger

Nicht verpassen! Frauen und Bauhaus, Hamburg Designerinnen der Deutschen Werkstätten Hellerau, bis 18.8. mkg -hamburg.de

Ernst Gamperl, Winterthur

gewerb emuseum.ch

Hella Jongerius, Paris Web- und Stoffarbeiten, bis 8.9. lafaye t teanticipations.com

Skulpturen-Festival, Yorkshire Ausstellungen in Galerien und in öffentlichen Gärten, 22.6.–29.9. yorkshire -sculpture.org

200 Jahre Gipsformerei Berlin Design-Phantasmagorie Seit 20 Jahren schon zeigen Studio Job ihre vergnügten Kunststücke in Mailand, nun endlich haben sie sich in Porta Venezia eine dauerhafte Galerie eingerichtet.

Lebend- und Naturabformungen, James-Simon-Galerie, 30.8.19– 1.3.20 smb.museum

s tudio -job.com

Drei Fragen an Heinke Hagemann Sie haben MyArtWalk, eine Kunst-Tour-App, entwickelt. Wie funktioniert sie? Die Nutzer wählen Ausstellungen aus, die sie gern besuchen möchten. MyArtWalk erstellt daraus eine ideale Route mit Bildern, Öffnungszeiten etc. Auch persönliche Vorlieben wie z. B. eine Kunstrichtung werden berücksichtigt. Wie kamen Sie auf die Idee? Bei meinen Städtereisen war es ziemlich aufwändig, die Ausstellungen zusammenzusuchen und eine optimale Tour zu planen. Oft habe ich zeitraubende Umwege gemacht und stand dann hier und da vor verschlossenen Türen. In welchen Städten ist die App anwendbar? Momentan gibt es MyArtWalk für München und Berlin, in Kürze auch für alle weiteren wichtigen Kunststädte in Deutschland. Und in der Zukunft auch in den Kunstmetropolen Europas. Dr. Heinke Hagemann launchte MyArtWalk im April 2018. Die App kann kostenlos aus dem App Store oder Google Play Store heruntergeladen werden. mya r t wa lk.de

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Wiener Multitalent Gleich zwei Ausstellungen widmen sich dem Wirken von Otto Prutscher an­ lässlich seines 70. Todestages: Das Josef Hoffmann Museum in Brtnice erkundet persönliche Bande (bis 27.10.), das MAK in Wien zeigt eine Werkschau (ab 20.11.). mak.at

Fotos: Marco Antinori (2); © Moravská Galerie, Brnê; Porträt: Courtesy Heinke Hagemann

Holzskulpturen aus einer 230 Jahre alten Eiche, bis 3.11.


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… im Juli und August Jugendstil-Juwel in Wiesbaden Über 40 Jahre lang sammelte Ferdinand d Wolfgang Neess Jugendstil-Objekte auss ganz Europa (re., Tischlampe „Die Tintlinge“, 1902, von Émile Gallé) und lebte mit ihnen n, in seiner Villa. Nun trennte er sich davon schenkte Gemälde, Möbel, Glaskunst un nd Keramik dem Museum Wiesbaden. Ab 29. Juni sind die über 700 Schätze dauerha aft k! zu bestaunen. Ein zauberhaftes Geschenk museum -wie sbaden.de

Au ugenweide In Berlin hat Oskar Kohnen den dritten Store von Lunetttes Selection gestaltet. Die Brillen lagern in einem m pastellgrünen Apothekerschrank, darunter selten ne Vintagemodelle aus alten Optiker-Beständen. lune t tes-selec t tion.de

Politischer Stoff

Neu eröffnet

Dekolonial, antirassistisch: Designerinnen aus Senegal, Benin und Uganda rücken in „Connecting Afro Futures. Fashion x Hair x Design“ afrikanische Mode ins Zentrum und entlarven Stereo pe (ab 24.8., Kunstgewerbemuseum Berlin).

Lumisol, München Neuer Showroom zum 25-jährigen Bestehen, Barer Straße 3

smb.museum

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Arclinea, Hamburg Flagshipstore unter Leitung von Ulrich Stein, Ballindamm 11

Steinway & Sons, München Neuer Showroom im Zentrum, Maximiliansplatz 12b s teinway.com

Dior, München Neuer Store, Interior: Peter Marino, Maximilianstraße 30 dior.com

Bisazza, Mailand Neuer Flagshipstore, Via Solferino 22 bisazza.it

Fotos: Bernd Fickert / Museum Wiesbaden; Jacques Nguyen; Warner Fury, © Adama Paris

arclinea.com


Bodenbelag: Grande Marble Look Golden White Wandbeläge, Säulenverkleidung und Möbel: Grande Stone Look Ceppo di Gré

Human Design Seit mehr als achtzig Jahren gestalten wir keramische Produkte, deren Technologien und Innovationen für Menschen gedacht sind. Denn es ist die innige Beziehung zwischen Mensch und Objekt, die wahres Design ausmacht marazzi.it


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Marion Brenner

Friederike Weißbach & Nina Luisa Vesic

hat Ruth Bancroft dreimal porträtiert. Das erste Mal 1996, als Bancroft „quirlige 88 Jahre“ zählte, das letzte Mal mit 107: „Zwar im Rollstuhl, aber immer noch sprudelnd vor Begeisterung für ihre Kakteen!“ Den Garten, in dem sie sprießen, findet Brenner: „Einzigartig!“ S. 116

waren im Blumenrausch. Für unser Uhrenshooting schnitten, topften, zupften die beiden Styleredakteurinnen delikateste Blüten – und nahmen sogar einen Quadratmeter Rollrasen zur Pflege nach Hause. Das nennen wir: grünes Engagement! S. 48

Sally Fuls

Fotos: Marion Brenner; Felix Brandl/Studio Condé Nast; Fabian Beger; Ösel

möchte sich einmal im Jahr vierteilen: Zum Salone birst der Kalender unseres Head of Style. Wie bringt frau 100 Galerieund Messetermine unter? „Nicht zu vergessen das abendliche Cocktail-Hopping!“ Antwort: mit Elan, Messepumps und 19 Avataren. Nein, mit Hingabe! Erstmals entstand so ein ganzes Mailand-Heft. Jetzt am Kiosk. AD Choice

Judith Pretsch schlägt neue Wurzeln. Die vergangenen sechs Jahre hat unsere Editorial Designerin das ADTeam stets kreativ, mitreißend und fast immer: laut lachend komplettiert. Nach Hunderten Layouts, Dutzenden Stylings, zig Beilagen, zwei Relaunchs und einem Fliegenfischkurs gründet Judith nun ihr eigenes Studio. Und wir? Sagen zum Abschied leise Servus. Beilage Immobilien

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Stil

Salone-Neuheiten 2019! Plus: Ikone, Inspiration, Studio und Praxis

Foto: Stefan Giftthaler

Alles kann, Mix muss Guccis Kreativgenie Alessandro Michele hat zur Mailänder Möbelmesse einen Sturm heraufbeschworen, dessen türkisblaues Auge (o., Klapptisch „Star Eye“, 1100 Euro) sich in der Via Santo Spirito befand. Drumherum flirrten Farben und Muster, wirbelten Bienen, Blumen, Tintenfische, Quallen – Guccis fabelhaft quirlige Décor-Kollektion in den Wunderkammern einer Palastwohnung! Dass die übrigen Neuheiten des Salone zwar einen Hauch weniger exaltiert, aber genauso exquisit waren, zeigt unser Best of – made in Milano! SF gucci.com

Redak tion Simone Herrmann und Sally Fuls

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Salone 2019

Farben und Formen kommen sich in quirligen Assemblagen näher. Die fröhlichste Design-Liaison des Jahres mit unbedingt buntem Ausgang.

1 Collage Chic in

1 Fromentals Tapete „Raw“ bringt den Ritmo do Brasil ins

Zimmer, 659 Euro / m2 from ental.c o.uk 2 Ronan und Erwan Bouroullec lieben das Spiel – mit Ton für ihre großen „Vases Découpage“ vitra.com 3 Sonnenstrahlen en gros: Paravent „Stripe shade“ aus brüniertem Messing und Holz, 7320 Euro c arlo donati.it 4 Hanna Anonens „Plizé box“ wippt im bunten Plisseeröckchen aus Holz hannaanonen.com 5 Dieser Teppich holt das Eckige ins Runde: „Plasterworks“ aus Baumwolle, Wolle und Seide von David / Nicolas, 8033 Euro cc -tapis.com

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Fotos: Benjamin McMahon; Studio Bouroullec / Vitra; Carlo Donati Studio; Aino Huhtaniemi; David / Nicolas

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Salone 2019

New

Gothic Klarlinig statt ornamental. Und doch dramatisch bis düster. Ein Stil, der „Game of Thrones“ in den eigenen vier Wänden inszeniert. Todschick!

Starkes Stück: „Cohiba“, Aschenbecher (380 Euro) aus Kristall a r n o l f o dic ambio.com 2 Tafelrunde: Eichenkonsole „Sol“ und Fichtenstühle „Cle“, Preise auf Anfrage delcour tcollec tion. com 3 In Gummi-Optik: Regal „Cutting Edge“ (1280 Euro) aus lackiertem Schaum s tudiosain.com 4 Durch die antike Technik des Wachsausschmelzens gefertigte Bronzevasen, Editionen von 100, Preis auf Anfrage agap e c asa.it 5 Sakral! Handgearbeiteter „Sphere“-Kerzenständer aus Iroko, 60 cm, 1450 Euro arno de clercq.com

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3 4 30

Fotos: Compagnia Italiana del Cristallo; Delcourt Collection; Studio Sain; Agapecasa; Stan Guldemont

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lo

Batik

To tie-dye for: Marmor, Titan, Kristall & Co. tauchen in kräftige Farbbäder. Heraus kommen neue Unikate in Regenbogen-Schattierung.

Wellenbrecher: Marjan van Aubels „Crystal Palace Cyanometer“Applike aus weißem Opalkristall (Preis auf Anfrage) für swarovski. com 2 Gelackt ist Federica Elmos „Ondamarmo XL Table“ aus Carrara (14 586 Euro, Edition von 10) für bloc-s tudios.com 3 Mit SprayTan: Odd Matters Schaumscreen „Guise“ (Preis auf Anfrage) für nilufar.com 4 Kupfertisch: Patricia Urquiolas „L. A. Sunset“ mit Metallrohrbasis (ab 1793 Euro) für glasitalia.com 5 Fancy oxidation! Kunikazu Hamanishis Titantisch „Tig“, Prototyp hamanishi.ne t 1

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Fotos: Swarovski Crystal Palace Cyanometer; Carl Kleiner; Pim Top; Glas Italia; Hironori Tsukue

Boom!

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Salone 2019

1 Neue

Netz Werke Geflo hten oder gewoben? Leder, attan oder Alu? Egal! Licht und Luft in den Gewebe en bringen mehr gkeit für Möbel, Leichtig Art déco o-Flair und schöne Schattenspiel i d Raum aum.

1 Kaleidoskop! Screen „Mandala“ aus Me-

tall und Lederflechtwerk von Zanellato/ Bortotto für Objets Nomades von louis vuit ton.com 2 Hommage an Pierre Jeanneret: „Capitol Complex Office Chair“ mit massivem Eichengestell und Wiener Geflecht auf Sitz und Lehne, 1805 Euro c a s sina.c om 3 Alusessel „Buit“ mit eingewebtem Polster, Mayice Studio, 2500 Euro gandiablasco.com 4 Otto Wagner forever! Storagemilanos Bett „OttoW“ aus Buche und Geflecht (4960 Euro) für gebrueder thonet vienna.com

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3

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Fotos: Louis Vuitton; Cassina R & D – Cassina Collection; Gandiablasco; Gebrüder Thonet Vien nna

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Salone 2019

Servierplatte „Abalone Shell“ glitzert wie das Sommermeer, 1440 Pfund b e thangray.com 2 Ins dekorative Netz gegangen! Handbemalte Porzellanschalen „HAV“, ab 75 Euro royalcop enhagen.com 3 Digital an Land gespült: Wang & Söderströms Gefäße „Low Tide“, 3D-gedruckt aus Jesmonite, ab 220 Euro wang soder s trom.com 4 Jacopo Fogginis Perlmutt-Tisch „Raja“ jacopofoggini.com 5 Kupfer lässt seine Schuppen schimmern! Schrank „Pankalangu“ aus Walnuss und Messing, 62 000 Euro trentjansen.com 1

Fang!

Unten im Meer ist es viel netter bei jedem Wetter … Aber die schönsten Designperlen sind jetzt an Land. Und bringen das Urlaubsflair gleich mit.

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Fotos: Bethan Gray Design; Royal Copenhagen; Wang & Söderström; Jacopo Foggini Collections; Dan Hocking

Frischer

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Salone 2019

1 3 2 1 Überirdisch speisen: Teller „Moon“,

59 Euro s e l e t ti.it 2 Pouf „Saturn Small“ aus Stahl und milchstra­ ßenweißem Wollstoff, 2603 Euro b o hin c s tu dio.c o m 3 Rare Materie: Tischchen und Hocker „Moon Rock“ aus Aluminiumerz, limitiert auf je vier Stück, 6500 und 3720 Euro s tu diofur thermore.com 4 Just landed! Leuchte „Cipher“, geschliffenes Glas und Titan, 3119 Euro l a sv it .c o m 5 Schwerelos scheint Sofa „Arai­ gnée“, 14 500 Euro lje dition.com

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Moon 5

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Möbel zum Leben, Design zum Träumen: neue Wohnideen frisch aus Mailand

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Fotos: Seletti; Bohinc Studio; Mihail Novakov; Lukas Pelech; LJ Edition by Marc Ange; Cover: Aino Huhtaniemi

50 Jahre nach Neil Armstrong betritt Design extraterrestrisches Terrain – galaktisch gebaut, mit magnetischer Anziehungskraft.

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Seit 1864 (und in mittlerweile fünfter Generation) errichtet das Traditionsunternehmen Ralf Schmitz exklusive Immobilien, etwa im Düsseldorfer Zooviertel – eine der besten Wohnlagen der Stadt

Extraklasse Mit seinem neuesten Projekt bringt das Immobilienunternehmen RALF SCHMITZ frischen Wind und modernen Wohnkomfort nach Düsseldorf

W er die erhabene Fassade des rötlichen Neubaus in Düsseldorfs Zooviertel passiert, vorbei an grünen Vorgärten, die das Haus diskret von der Straße abschirmen, mag kurz die Orientierung verlieren. Verkleidet mit hochwertigstem Wittmunder Klinker, durchbrochen nur von großen Rundbogenfenstern und geschmückt mit handgefertigten Stuckarbeiten, vermittelt diese Fassade einen Hauch britischen Charmes. Gleichzeitig aber ist das neueste Projekt des Traditionsunternehmens Ralf Schmitz eine Hommage an die Tradition des Düsseldorfer Backsteinbaus. Das Staunen geht im Inneren des Apartmenthauses, das aktuell in der Achenbachstraße 43 entsteht, weiter. Entworfen wurde das Gebäude von dem Berliner Architekten Sebastian Treese, der dank

langjähriger Praxis genau weiß, wo die Prioritäten liegen. Deshalb ist alles in diesem Haus auf die Bewohner und ihre Bedürfnisse sowie auf den Anspruch an die höchstmögliche Qualität und Ästhetik ausgerichtet. Vom Foyer führt ein geschwungenes Treppenhaus zu den 18 außergewöhnlichen Wohnungen (von 109 bis zu 195 Quadratmetern). Hier treffen lichtdurchflutete Wohnräume und lange Raumfluchten (sogenannte Enfiladen) auf die edelsten Materialien und vereinen sich zu einem privaten, klug durchdachten Rückzugsort vom pulsierenden Treiben der Großstadt. Für absolute Ungestörtheit sorgt außerdem die große Dachterrasse, die den Eindruck noch verstärkt, in einer urbanen Oase zu wohnen, obwohl mitten in Düsseldorf.


Salone 2019

Talent

Derek Castiglioni Redak tion Mona B ergers

Schattenspiele: Derek Castiglioni auf dem „Supernova“-Sofa mit Safari-Print oben. Vor den anderen Stücken unten verneigt sich eine Monstera. Thailand inspirierte ihn zum Licuala-Druck der „Aquiloni“-Linie o. re. Blattwerk: Screen „Roma“ u. re. ist eine Auftragsarbeit.

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ebendiges noch lebendiger machen, das kann Derek Castiglioni. Mit romantischer Extravaganz und architektonischer Strenge (aus dem Studium) gestaltet der Mailänder nostalgische Grünoasen. „Draußen ist für mich wie drinnen. Warum hier weniger mutig, weniger extrem sein?“ Für Dimore Studio, Stella McCartney, Alexander McQueen bespielte der Outdoor Space-Designer schon Gewächshäuser, Dachterrassen und Showrooms – am liebsten mit Dicksonia-Farn oder Licuala-Palmen. Und wenn er könnte, wie er wollte? „Dann würde ich einen Garten in Bewegung setzen. Exotische Pflanzen in rollenden Containern, die sich frei und wild arrangieren ließen. Grün im ständigen Wandel, wie in der Natur selbst.“ Seit letztem Jahr entwirft der 35-Jährige unter „Derek Castiglioni Collezioni“ auch Outdoor-Möbel. Das Hollywood der 70er inspirierte ihn zur Linie „Supernova“, die er gerade auf dem Fuorisalone im Depot der Galerie Nilufar zeigte: spacige Formen, plakative Drucke, knalliger Lack. Das Ganze natürlich in einem Farnwäldchen. Wo die Stücke bei ihm stehen? „Es mag paradox klingen, aber ich habe keinen Balkon. Dafür einen Dschungel in meinem Apartment.“ Drinnen ist eben auch draußen. derekcas tiglioni.com

Fotos: Maria Teresa Furnari (2); Derek Castiglioni Collezioni (2)

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Salone 2019

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Weit gereist, sanft gelandet und viel bestaunt

G leißend helles Licht strömt aus dem weißen, verspiegelten Raum in die dunklen Flure des ehrwürdigen Mailänder Palazzo Serbelloni. Geblendet und, ja, auch ein wenig verwirrt betritt der Besucher eine Szenerie, die vage an Stanley Kubricks „Space Odyssey“ erinnert. Wie kleine, er-

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wartungsvolle Außerirdische posieren hier die neusten Mitglieder von Louis Vuittons Möbelkollektion Objets Nomades: bunte Sesselchen auf zwei Beinen oder einem Zickzack-Fuß, bezogen mit Leder und Stoffen aus aller Welt. Gleich daneben stehen, wie stolze Eltern, Shay Alkalay und Yael Mer, die gemeinsam das Londoner Studio Raw Edges bilden. „Wir haben sie ,Dolls‘ getauft, denn sie sind lustig und niedlich.

Und irgendwie erinnern sie uns an Playmobil“, lacht Alkalay. Das kosmopolitische Aussehen ihrer aus Fuß, Sitzschale und Kissen zusammengesteckten Sprösslinge erklärt Partnerin Yael Mer mit der umfassenden Recherche zum Projekt: „Wenn wir für Louis Vuitton arbeiten, geht es immer um Leder. Diesmal hat uns interessiert, wie verschiedene Kulturen dieses ursprünglichste aller Materialien mit anderen kom-

Foto: Stéphane Muratet/Louis Vuitton; Porträt: Karen Hatch

Die Objets Nomades von Louis Vuitton sind im Mailänder Salone-Kosmos sesshaft geworden. Ihre neuste Attraktion: die putzigen Sessel von Raw Edges.


Invasion! Die Spiegel­ installation der Louis Vuitton­Präsentation macht aus den „Puppen­ stühlen“ eine kleine Armee. Acht realisier­ te Versionen, je 1000 Stück, ab 14 000 Euro. Raw Edges: Yael Mer und Shay Alkalay (u. re.) entwarfen bereits zum dritten Mal für die Objets Nomades.

binieren, allgemein, aber gerade auch bei Puppen.“ Daher die skandinavischen Prints, mexikanischen Stickmuster, Schottenröcke und Felle; die Kombinationsmöglichkeiten scheinen endlos. „Kein anderer als Louis Vuitton könnte eine Kollektion wie diese, mit so vielen Varianten, überhaupt realisieren. Alles ist handgemacht!“, betont Alkalay. Man kennt sich inzwischen. Zehn Jahre ist es her, dass sich Louis Vuitton bei den

beiden meldete: „Sie erzählten uns damals von der Idee, eine Kollektion mit Reisemöbeln zu entwerfen. Wir waren sofort dabei. Obwohl wir für die komplexen Faltmechanismen unserer ersten Stücke vier Jahre Entwicklungszeit brauchten.“ Die „Dolls“ aber seien nur optisch weit gereist, scherzt Mer. „Mittlerweile sind die Objets Nomades so etabliert, dass wir Möbel gestalten können, die einfach nur Spaß machen.“

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Salone 2019

Schöne Schräglage In Mailand präsentiert die Galleria Bellucci Paneele von Jean Prouvé in neuem Licht.

M it möglichst wenig Materialaufwand maximale Wirkung erzielen – das war eines der erklärten Ziele des großen französischen Gestalters Jean Prouvé. 1956 entwarf der gelernte Kunstschmied für den Schulkomplex Cité scolaire de La Dullague im südfranzösischen Béziers Sonnenschutz-Paneele aus Aluminium. Die entdeckte der Mailänder Galerist Federico Bellucci, erwarb 50 der wuchtigen, aber kaum 30 Kilo leichten Exemplare und restaurierte sie in seiner Werkstatt SpazioStudio78. „Prouvés Entwürfe sind so simpel und durchdacht!“, schwärmt Bellucci, der die Sicht- und Sonnenschutzelemente jüngst beim Salone del Mobile präsentierte. Dabei half ihm Architekt Hannes Peer, ein früherer Mitarbeiter von Rem Koolhaas und erklärter Fan von Vintages aus Stahl. Seine Installation in der Galleria Bellucci zeigte die ewig junge, gestalterische Kraft von Prouvés Designs und wie facettenreich sie sich zweckentfremden lassen – etwa als skulpturale Raumtrenner.

Tex t Valerie Präkelt

Fotos Stefan Gif t thaler

„Costruire Prouvé!“ Ar­ chitekt Hannes Peer (li.) installierte in der Mailänder Galerie von Federico Bellucci Jean Prouvés Sonnen­ schutz­Paneele (De­ tail, re.) wie Skulpturen im Raum, beziehungs­ reich kombiniert mit Warren Platners „Arm Chairs“ für Knoll, Giovanni Offredis Tisch „Paracarro“ und den Venini­Vasen von Toni Zuccheri (oben).

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Artikel N° 711552

VIA Terrazzoplatten – der Hahnentritt In der VIA Werkskantine in Bacharach sind Boden und Bänke mit dem klassischen Hahnentrittmuster aus grau-schwarzem Terrazzo belegt und „gepolstert“.

VIA PROJEKT N° 12 Très chique: Der Hahnentritt bekleidet Wände, Boden und läuft sogar um Ecken. Er unterstreicht die Tiefe und die Stimmung des Gewölbekellers.

Die Bühne des Lebens – VIA Terrazzoplatten für gutes Bauen.

ZEMENTMOSAIKPLATTEN | TERRAZZOPLATTEN | TROTTOIRPLATTEN | KREIDEFARBE

viaplatten.de


Stil Ikone Tex t Simone Herrmann

Küss die Hand, Fräulein Wiesel! Wenn Schalen zu Tieren, Frauen zu Fabelwesen werden und alle zusammen Farborgien feiern, dann steckt Vally Wieselthier dahinter: die Diva der Wiener Werkstätte. Eine Verbeugung.

Keramik-Kosmos (von li. im Uhrzeigersinn): Das Schälchen mit orangerotem Innenleben führt ein kleines Affentheater auf, 1928. Wiener Feminismus avant la lettre: Die „Bacchantin“ als Abbild ihrer rauschhaften Epoche, 1919 / 1920. Schnörkelhenkel und Beere on top – die Kaffeegarnitur entstand 1920. Schale mit „Spitzendeckel“, Röschen – und Rüssel, um 1922. Das „Fräulein Wiesel“, wie die Künstlerin genannt wurde, zeigte die fast lebensgroße, expressiv überlängte „Flora“ 1928 bei ihrer ersten Ausstellung in New York.

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Fotos: Courtesy Im Kinsky (3); 1stdibs; Georg Mayer/© MAK; Porträt: © Marianne Hussl-Hörmann

W

Gebrauchskeramik. Nur dass aus Wieselthiers Schälchen, Kaffeegarnituren, Lampenfüßen und Leuchtern Tiere wachsen, die jeden Moment anfangen können, wie in einem Disneyfilm zu tanzen, zu iener Weiberwirtschaft“ nannte man in gewissen Herrenzirkeln flirten, so lebendig sind sie! Mode, Stoffdesign, Schmuck, Wanddie Wiener Werkstätte. Und Vally Wieselthier (noch ein doppeltes malerei, Buchillustration, Plakatgestaltung – in allem brilliert sie. „W“!) hatte einiges dazu beigetragen. Lieblingsschülerin von Josef Aber das Arbeiten in Ton ist ihre Berufung, ein coup de foudre. Sie Hoffmann und Koloman Moser, dessen Zeichenklasse sie besuch- hat es in den Fingerspitzen, dieses Gefühl. Selten dreht sie etwas te, hochgelobt von Michael Powolny, der sie als Keramikerin aus- auf der Scheibe, baut alles von Hand auf, formt ihre Gedanken bildete, hatte sich die Tochter eines K.-u.-k.-Hofadvokaten 1914 den in Ton, wie andere zeichnen oder schreiben. „Nun weiß ich, dass Zugang zur Kunstgewerbeschule ertrotzt. Kaum 17-jährig, besteht Vally Bildhauerin ist“, hatte Hoffmann 1917 vor einer ihrer Figusie darauf, „nie heiraten zu müssen“, selbst etwas zu werden. Die ren ausgerufen, worauf sie in die Keramikabteilung der Wiener Eltern geben nach, eingeschüchWerkstätte eintritt. Es sei, sagt tert, aber auch voller Bewundesie später, „die glücklichste rung vor ihrem Elan. Und als Zeit meines Lebens“ gewesen. 1918 alles ins Bodenlose stürzt – Rauschhaftes, fieberhaftes Ardas Kaiserreich, die patriarchale beiten, durchfeierte Nächte. Gesellschaft mitsamt der PenDoch wo andere die Bodenhaftung verlieren, gründet sie 1922 sion des Vaters und der Somihre eigene Werkstatt, gewinnt merfrische am Semmering –, Preise in ganz Europa, verdient als nur noch Mut und BehaupGeld, ihr eigenes Geld; sie wagt tungswillen zählten, hatte sie da nicht gut gewählt, sich nur sich an Kaminverkleidungen, auf sich selbst zu verlassen? lebensgroße Gartenskulpturen, Weil sie spürte, dass etwas an Kunst am Bau, ihre Frauenköpfe pfeifen von Supraporten, in ihr war … Talent, nun ja, das und ihre Gefäße, immer ein rohatten viele, auch die, die dann ter Scherben, glühen vor Farbe, in Mode- oder Stickereiateliers landeten, Geschirrtücher webfast sieht es wie Action-Painten, artige Tässchen töpferten. ting aus, was da – Blau, Türkis, Nein, da war dieser innere Gelb, Rot, Pink, peng! – auf ihrer Keramik explodiert. Drang, sich auszudrücken. Eine Sturzflut an Fantasie, FormwilWieselthiers Glasuren, meint len, Eigensinn. Groß, expresMarianne Hörmann, Autorin einer Monografie über die siv, ungebärdig, voller Humor und Charme, geistreich, frei – Künstlerin, wirkten wie expresdas war ihre Kunst, denn das sive Malerei, während in der Fantastik ihrer Motive jener Kunstgewerbe ließ sie in ihren Ton mitschwingt, der so tybesten Stücken weit hinter sich. pisch für Wien sei. Auch das Da sprießen knallrote BluRokoko, die Lust am Asiatimen und Brustknospen auf „Großzügig und hypersensibel“, diese Eigenschaften las ihr eine geishaweißer Haut; ihre „Flora“ schen blitzen in ihren Werken Wahrsagerin aus der Hand: Vally Wieselthier (1895–1945, o. trägt Make-up und ein frivoles auf, der Surrealismus, Chagall bei der Arbeit an „Mädchenbüste mit erhobenen Armen“, 1928), Blumenhütchen, ist mehr Großund Schiele, Lehmbrucks madie bedeutendste Keramikkünstlerin der Wiener Werkstätstadtpflanze und Cabaret-Star te, zog 1928 nach New York, wo sie kurz nach Kriegsende starb. nieristisch überlängte Formen, als Blumengöttin. Überhaupt ist Archipenko … Aber immer bleibt diese „Flora“ fast lebensgroß und bis auf ein paar „Fetzn“ splitter- sie ganz bei sich, gibt den Dingen ihr eigenes Charisma, lineare nackt. Schamlos, sagen die Männer zu so einer, „ausgschamt“ Eleganz, funkelnden Witz, wilde, kitzelnde Sinnlichkeit. „Nach dem Krieg“, sagt Hörmann, habe man ihre unbändige nennt so mancher auch die Künstlerin selbst, vor allem ihre abgeblitzten Liebhaber. Sie trägt ihren Bubikopf raspelkurz und ringel- Lust am Dekorativen als Kitsch angesehen. Auch in New York, gelockt wie die Frauenköpfe, die sie modelliert. Die „Bacchantin“ wohin sie 1928 zieht und, hellsichtig vor der Gefahr, die sich in von 1920 etwa. Eine Frau im Rausch! Lallend, mit zitternden Lip- Europa zusammenbraut, bis zu ihrem frühen Tod 1945 bleibt, wird pen, Lider auf Halbmast, blau unterlaufene Augen, die Brauen ra- sie nach ein paar umschwärmten Jahren vergessen. Mit kleinen siert, zwei Clownsflecke auf den bleichen Wangen. Ein Porträt. Gebrauchs- und Dekorationsobjekten bringt sie sich durch. Fast Nicht von ihr oder von irgendwem, sondern von der Zeit, so „aus- unbemerkt erlischt der Elan dieser Frau, der noch in den letzten gschamt brutal“, wie die eben ist. Ihre Affenskulpturen sind bra- Zeilen ihrer selbstverfassten Kurzbiografie klingt: „Aber sind das chial naturalistisch, dunkel und wie mit Blumen tätowiert, einige nicht Erinnerungen eines alten Mannes? Und ich bin ja immer tragen platinblonde Perücken. Aber es gibt auch lustiges Spielzeug, noch am Leben. Heute mehr als gestern!“ In der Tat.

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Stil Inspiration

Tex t Friederike Weißbach Produk tion Nina Luisa Vesic und Friederike Weißbach Fotos Felix Brandl

Flower Power Hour

Orchideen, Iris, Flieder, Chronographen (v. o. li. im Uhrzeigersinn): Richard Milles Damenklassiker „RM 07-01“ in Weißgold mit onyx- und diamantbesetztem Zifferblatt, 220 500 Euro. Purpur-Stunde: Chronograph „Royal Oak Frosted Gold“ aus gehämmertem Weißgold mit violettem Blatt von Audemars Piguet, 63 700 Euro. Schön kompliziert! Louis Vuittons weißgoldene „Tambour Spin Time Air“ mit scheinbar schwebenden, rotierenden Würfeln mit Diamanten und Saphiren als Stundenanzeige, 72 000 Euro. Perfekt arrangiert: „Oyster Perpetual Datejust 36“ aus Stahl und hauseigener Weißgoldlegierung mit Perlmuttzifferblatt und diamantbesetzter Lünette von Rolex, 17 900 Euro. Bluse von Louis Vuitton, Cole & Son-Tapete „Bluebell“.

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Fotos: Felix Brandl/Studio Condé Nast

Technisch versiert, aus Gold, Titan oder Tantal, mit Perlmutt, Lack und Diamanten: In diesem Sommer steht die Uhrmacherkunst in voller Blüte!


Schräge Ansichten (von oben li. nach unten re.)? Keineswegs! Die kleine Sekunde von Chopards „L.U.C XPS Twist QF“ aus Weißgold mit Alligatorlederband findet sich im Zifferblatt bei sieben Uhr, 18 800 Euro. Sattelfest: „Galop d’Hermès“ mit diamantbesetztem Edelstahlgehäuse in Steigbügelform, Quarzwerk und Band aus Alligatorleder, 7500 Euro. Zwei Zeitzonen auf einem Schlauch: „Heritage GMT“ aus Edelstahl mit Milanaise-Band von Montblanc, 2700 Euro. Für mehr als eine lauschige Sommernacht: Jaeger-LeCoultres diamantbesetzte „Rendez-Vous Moon“ mit neuem Mondphasen-Design und Alligatorband mit Schnellwechselsystem, 15 400 Euro. Gartenschlauch mit Düse von Garden Glory, Kleid von Emilia Wickstead.

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Alles, nur keine Mauerblümchen (von li. nach re.)! Das erste Damenmodell der Kooperation von Hublot mit Richard Orlinski: „Classic Fusion Orlinski“ mit markantem Facetten-Design, das sich dreidimensional ins Zifferblatt zieht, Titangehäuse und Kautschukband, 11 300 Euro. Lässiger Weltenbummler: „1919 Globetimer UTC“ aus Titan mit Datumsanzeige und zweiter Zeitzone, die sich über die beiden Drücker neben der Krone einstellen lässt, Porsche Design, 5950 Euro. Legitimes Erbe: Jubiläumsmodell „Max Bill Chronoscope 100 Jahre Bauhaus“ aus Weißgold mit Kalbslederband von Junghans zeigt auf dem gläsernen Gehäuseboden ein Bild der Bauhaus-Fassade Dessau, auf 100 Stück limitiert, 7950 Euro. Schaufel von Manufactum.

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Stil Inspiration

Die Guten ins Töpfchen (von oben im Uhrzeigersinn): Patek Philippes stählerne „Twenty-4 Automatik“ mit Datumsanzeige und 160 Brillanten auf der Lünette tickt mit hauseigenem Automatikwerk, 23 470 Euro. Die kleine Schwarze für das Handgelenk: Der Klassiker von Chanel kommt in der „Boyfriend Neo Tweed“ in Stahl mit einem Mosaik aus tweedigen Grautönen im Zifferblatt und schmalem Alligatorlederband, auch als Miniaturversion, 4200 Euro. Handfest! Maurice Lacroix’ automatische „Aikon Skeleton“ mit offenem Zifferblatt im Edelstahlgehäuse und Band aus Alligatorleder mit Schnellwechselsystem, 5600 Euro. Kleid mit Blumenmotiv aus der Winterkollektion 2019 von Prada. Wasserfeste Tapete „Carioca“ von LondonArt.

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Stil Inspiration

Erntezeit (von links im Uhrzeigersinn)! Omegas Taucheruhr „Seamaster Diver 300 M“ aus dem seltenen Metall Tantal, Titan und Roségold, limitiert auf 2500 Stück, 12 100 Euro. Ode an die ewige Stadt: Die Gehäuseform von Bulgaris „Octo Roma“ aus Edelstahl und Roségold ist von der Kasset­ tendecke der Maxentiusbasilika am Forum Romanum inspiriert, 7600 Euro. Echter Erfindergeist! Cartiers kleine „Santos­Dumont“, die sich eng am Originalmodell des Flugpioniers Alberto Santos Dumont von 1904 orientiert, nun mit Quarzwerk im Roségoldgehäuse und Alligatorlederband, 9550 Euro. Gartenschere von Manufactum, Jacke von Delpozo. Braqueniés Tapeten „La Grande Volière“ (li. Seite) und „À la Table du Roi“ (re. Seite).

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Stil Studio

Runter vom Sofa! Ein Wohnzimmer ist kein Spielplatz! Warum eigentlich nicht? Schaukeln und Hängematten bringen Schwung ins Interior.

Tex t Karin Jaeger

Südlich gemütlich: „Ein ruhiges Plätzchen für die ausgedehnte Siesta“ wünschten sich die Besitzer eines Hauses an der Costa Brava. The Room Studio erfüllte ihren Wunsch mit der Hängematte „Sambito“ aus Canvas von Ska­ gerak. Auch Guéridon und Teppich sind aus Naturmaterialien.

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S

Fotos: Ferran Freixa / RBA; Styling: Olga Gil-Vernet; © Lee Broom; Molly Culver; Gaelle Le Boulicaut

ie kennen sicher das berühmte Gemälde von Fragonard: eine junge Frau auf einer Schaukel, die Röcke vom Luftzug gebauscht, übermütig hin- und herschwingend zwischen zwei Verehrern. Die ganze Faszination des Schaukelns ist in dieser Ikone des Rokoko gebündelt: das Gefühl rauschhafter Leichtigkeit, von Schwere- und Sorglosigkeit; man schwebt über den Dingen, entflieht Zwängen und Konventionen, gewinnt neue Blickwinkel, verliert den Boden unter den Füßen und die Ernsthaftigkeit des Alltags aus den Augen. Ähnlich unseriös, wenn auch weniger frivol ist das Image der Hängematte: Wer entspannt abhängt, entzieht sich fast schon provokant der allgemeinen Geschäftigkeit, lässt sich tragen, kehrt geradezu in einen frühkindlichen Zustand sorgloser Geborgenheit zurück. „Whatever you’re doing, it can wait.“ Das Motto der „Porch Sitters Union“ (von porch = Veranda), einer Vereinigung aus den Südstaaten der USA, wo Schaukelbänke zum Inventar jeder Veranda gehören, lässt sich eigentlich auf alle Hänge- und Schaukelmöbel übertragen.

Schaukeln + offenes Feuer = maximale coziness; hier hängt ein Rattansessel von Expormim in einem Ferienapartment in der Bretagne (unesuiteavannes.com). Ein US-Klassiker ist die Veranda-Schaukel (o. re. vor dem Büro des Onlinemagazins camillestyles.com in Austin). Eher in eine glamouröse Manege gehört dagegen Lee Brooms „Hanging Hoop Chair“ oben.


Stil Studio

Das Kinderzimmer rechts stattete Sarah Lavoine mit einer Schaukel der schwedischen Marke Lillagunga aus. An etwas ältere Kunden richtet sich Ilse Crawfords Kollektion „Wellbeing“ für Nanimarquina unten. Und in Dedons „Nestrest Hanging Lounger“ o. passt gleich die ganze Familie.

dert aufgekommenen Schaukelstühle, nicht wirklich durchgesetzt. Neben ihrem informellen, lässigen Flair hat das technische Gründe: Man braucht Platz. Und stabile Decken oder Wände.

Doch obwohl man darin so wunderbar die Seele baumeln lassen kann, hängt die Menschheit schon seit dem Altertum hauptsächlich draußen ab: auf Volksfesten und Spielplätzen, in Gärten und Parks, allenfalls noch auf Terrassen oder eben Veranden. In Innenräumen haben sich Hängemöbel, anders als die erst im 17. Jahrhun-

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Während sich Schaukeln und Hängematten im Freien recht flexibel an Baumstämmen oder starken Ästen befestigen lassen, muss man in Zimmern zunächst eine Fixierung anbringen – unter Umständen auch zwei, je nach gewünschtem Schwungverhalten. „Besonders stabil lassen sich Hängesessel an Unterzügen und Balkenkonstruktionen befestigen, wie sie in offenen Dachstühlen oder Lofts vorkommen“, erklärt Cordelia Denks, Art Direktorin und Innenarchitektin beim Münchner Einrichtungsspezialisten Böhmler. Auch in normalen Decken lassen sie sich verankern, zuvor sollte allerdings unbedingt deren Tragfähigkeit geklärt werden (Auskunft gibt die Baudokumentation oder ein Statikbüro); insbesondere abgehängte Decken können speziell präpariert werden. Wer allzu wild schaukelt, warnt Denks, müsse allerdings trotzdem das Risiko in Kauf nehmen, dass es rund um die Aufhängung zu Rissen oder Abplatzungen kommen könnte. Zudem empfiehlt die Expertin eine Raumhöhe von mindestens drei Metern – nicht zuletzt aus optischen Gründen. „Je niedriger der Raum, desto kürzer die Abhängung. Und desto gedrungener und unvorteilhafter wirkt das Projekt.“ Doch Obacht: Eine längere


Abhängung muss mit mehr Abstand zu den Wänden einhergehen. „Damit rundum genug Platz bleibt zum Pendeln und Drehen!“ Hängematten sind da vergleichsweise unkompliziert. Mit Seilen und Karabinern, Bandschlingen oder fertigen Aufhängesystemen lassen sie sich (gegebenenfalls mit untergelegten Baumschonern) im Freien um Stämme schlingen. In der Wohnung werden sie mit Ringschrauben an Wänden oder Decken verankert; die Befestigungspunkte liegen dabei idealerweise zwei Meter weiter M i k iy a Kob ay a sh i

Fotos: Dedon; Francis Amiand; Karimoku Furniture; Sergio Chimenti / © Paola Lenti; Castle + Beatty; Albert Font

„Schaukeln hat etwas Kontemplatives. Zugleich gibt es ein Gefühl von Freiheit!“

Gemeinsam abhängen lässt es sich auf der Terrasse eines von Allen Jack + Cottier und Interiordesignerin Kelly Ross umgebauten Lofts in Sydney. O. links eine stoffbezogene Schaukel aus der Kollektion „Playscape“ von Mikiya Kobayashi für Karimoku New Standard. In Paola Lentis Schwingsitz daneben fühlt man sich wie im Kettenkarussell – nur bequemer.


Stil Studio

Apropos

Mit einem Schaukelsofa von Paola Lenti machten Arent & Pyke die Terrasse des Hauses in New South Wales u. zum gemütlichen Rückzugsort, der aber auch für Gartenpartys funktioniert. Der Hängesessel re. wird handgeknüpft im alten Fischerort Monte Isola (über Eligo).

Swinging Sixties Ob aus futuristischem Acrylglas oder ökologischem Rattan: Die Sechziger und Siebziger liebten Schwingsessel als unkonventionelle, jeglicher Spießigkeit unverdächtige Sitzgelegenheiten. Klassiker wie der „Bubble“-Chair (o.) von 1968 (Eero Aarnio Originals), das „Hanging Egg“ aus Rattan von Nanna und Jørgen Ditzel (heute bei Sika) oder „Eureka“ von Giovanni Travasa für Bonacina werden bis heute hergestellt und können noch immer erfrischend lässig wirken. Weniger gut gelingt das in der Regel dem noch etwas älteren Hybrid aus Schaukel, Couch und Gartenhäuschen, der auf der ein oder anderen Terrasse die Jahrzehnte überdauert hat: der Hollywoodschaukel. „Schon der Name bürgt für Illusion“, urteilt Jan Weiler im Roman „Antonio im Wunderland“. „Sie kostete ein Schweinegeld, quietschte, hatte hässliche Bezüge, war unbequem, ging kaputt und war schnell wieder out.“ Dann schwingen wir uns doch lieber auf das sperrig coole „BK13 Swing Sofa“ unten, das die gerade wiederentdeckte Bodil Kjær 1959 für Carl Hansen & Søn entworfen hat.

auseinander, als die Matte lang ist. Spezielle Hängemattengestelle sollte man nur als Notlösung in Betracht ziehen, aus ästhetischen Gründen, aber auch weil sie nicht recht zur minimalistisch-lässigen Grundidee passen: Ob Tuch-, Netzoder Stabvariante, eine Hängematte ist nicht viel mehr als ein Stück Stoff, das man im Zweifelsfall einfach zusammenrollt, um weiterzuziehen zum nächsten Lieblingsplatz. Die Berliner Architektin Ester Bruzkus hat dieses Prinzip perfektioniert: Sie kann wahlweise von einem „Ankerplatz“ in ihrer Wohnung den Sonnenaufgang hinter dem Fernsehturm beobachten, vom Westbalkon den Sonnenuntergang oder von einem Podest auf der Dachterrasse (mit wasserdichten Schubladen für Kissen) den Rundumblick über die Stadt genießen.

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Fotos: Eero Aarnio Originals; Eligo; Kettal; Hendrik Lemke / Freifrau; Jens Bösenberg; Felix Forest; Carl Hansen & Søn

Für eingefleischte Couch-Potatos klingt das alles vermutlich viel zu aufregend – doch wer Lust hat, seine Komfortzone neu zu denken, findet momentan viel Schwungvolles fürs Interior: Freifrau bietet Hängesessel an, die mit Samt oder Gobelin bezogen werden. Ilse Crawford bringt mit Nanimarquina die Kollektion „Wellbeing“ heraus, zu der neben Teppichen und Kelimkissen eine Hängematte aus Grobleinen gehört. Und der Japaner Mikiya Kobayashi hat für Karimoku New Standard die Serie „Playscape“ entworfen. „Schaukeln hat etwas Kontemplatives“, schwärmt der Designer. „Zugleich gibt es ein Gefühl von Freiheit!“ Und trainiert ganz nebenbei das Gleichgewichtsorgan im Innenohr. „Die Schaukel ist Ruhe und Bewegung“, so brachte es der Kulturhistoriker Jürgen von der Wense auf den Punkt. In diesem Sinne: Wir wünschen spannende Entspannung!

Urbanes Arkadien: Die Architektin Ester Bruzkus entspannt auf ihrer Berliner Dachterrasse links unter einem Baldachin aus Stahlrohr und Bambus. Oben ein Schaukelsessel mit Gobelinrücken von Freifrau und ganz o. Rodolfo Dordonis neues Schwebesofa „Bitta“ für Kettal.

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Stil Praxis

Bad des Monats Redak tion und Tex t Karin Jaeger

D e signer: Rodman Primack Architek t: Tom Kundig O r t: Kona, Hawaii Aus s tat tung:

∙ Wanne von Duravit ∙ Waschtisch und Spiegel maßgefertigt aus lasierter Amerikanischer Weiß-Eiche ∙ Rote Ablage aus pulverbeschichtetem Metall ∙ Armaturen „Axor Uno2“ ∙ Wand- und Pendelleuchten von Tokenlights ∙ „Kasese Chair“ von Hella Jongerius für Cappellini Materialien:

D as macht e s b e sonder s:

Ruhig, rough und nah an der Natur – Glasfronten holen viel Grün herein, und Interiordesigner Rodman Primack und Architekt Tom Kundig konzentrieren sich auf wenige, meist aus der Umgebung stammende Materialien, die sich durch alle Räume ziehen.

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Fotos: Dominique Vorillon; Best Made Co.; The Organic Company; KitchenAid; Alessi; Artemest; Luca Orsi; Rosenstein & Söhne; Zeroll; Berghoff; Urszula Domańska; Christofle (2)

∙ Bereich rund um die Wanne in lokalem Lavastein mit Akzentbändern aus glasierten Fliesen ∙ Bodendielen aus wiederverwerteter Tanne ∙ Wand und Decke aus wiederverwerteter Zeder


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#picobello

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P lastik zu vermeiden ist das Gebot der Stunde. Auf der Suche nach Alternativen kann man auf die Zukun hoffen – oder sich auf die Vergangenheit besinnen: In der Heian-Periode (ab 794 n. Chr.) kamen in Japan bedruckte Baumwolltücher auf, die zunächst repräsentativen Zwecken dienten, aber bald zu unentbehrlichen Alltagshelfern wurden: längliche, ungesäumte „Tenugui“ (o. handbedruckt, 33 × 90 cm, 29 Euro, b e s t m a d e c o. com ) und quadratische, etwas fester gewebte „Furoshiki“ (u. 90 × 90 cm, 11,25 Euro, th e o rganic c o mpany.dk ) dienten als Handtuch, Schweißband, Servie e, Beutel, Geschenkverpackung oder Wischlappen. Nachdem sie eine Weile in Vergessenheit geraten waren, wird es höchste Zeit für ein Comeback! Leger an die Handtasche geknotet, machen sie sich bei Bedarf als Einkaufs- oder Obstbeutel nützlich; um die Bentobox geschlungen, werden sie beim Lunch zu Tischset oder Servie e; als raffinierte Geschenkhülle (wie unten) sparen sie Papier und verdoppeln die Freude. Und indem man sie wäscht und immer wieder verwendet, setzt man ein elegantes Statement gegen das Wegwerfen, und mehr noch: für Spontaneität, Kreativität und Schönheit – archaisch und turistisch zugleich.

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Es ist Eiszeit!

Schlecklich schön Bis zu 1,9 Liter Sorbet schafft der Kühleinsatz für die Küchenmaschine, 110 Euro kitchenaid.de 2 Herzlöffel „Big Love“ im Finish „Golden Pink“, 4er-Set, 28 Euro ale s si.com 3 + 4 Glamouröser als Waffeln: Fußschälchen aus Joyce Wangs TerrazzoSerie „Flint“ (90 Euro, über ar teme s t .com ) und Kupferschale „Red Moon“, 109 Euro paolac.com 5 Mini-Manufaktur: Silikonformen von Rosenstein & Söhne, um 18 Euro, über amazon.de 6 Für den großen Hunger: Spachtel aus eloxiertem Aluminium, 26 Dollar zeroll.com 7 Kleiner Portionierer, 16 Euro b ergh of f worldwide. com 8 „Vovo“ aus lackiertem Borosilikatglas, Set von je drei frei kombinierbaren Sockeln und Kelchen, 429 Euro treproduc t .com 9 Versilberter Eisbecher mit Löffel aus Sterlingsilber, beides im Dekor „Malmaison“, 290 und 169 Euro chris tofle.com 1

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Tex t Nina Luisa Vesic

Der menschliche Faktor 50 Jahre UniFor! Moltenis Möbelmarke war immer einen Schritt voraus – und bestimmt mit, wie wir heute arbeiten.

I n den 70er Jahren entsteht in Turate, einem 30 Kilometer nördlich von Mailand gelegenen Örtchen im Brianza-Tal, ein einzigartiges Bauwerk. Seine simple Eleganz wird

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von einer türkis schimmernden Stahl-GlasFassade mit überhängendem Flachdach bestimmt, das auf einem System aus Stahlbetonelementen ruht und vom legendären Architekten Angelo Mangiarotti entworfen wurde. Es ist der Firmensitz und Produktionsstandort von UniFor. Die Geschichte

des Bürospezialisten beginnt mit einem Meisterwerk klassischer Einfachheit, einem formgewordenen Ausdruck der Unternehmensphilosophie. Dieses Jahr feiert die Marke, die Angelo Molteni 1969 gründete und die bis heute zum Molteni-Konzern gehört, ihr 50-jähri-


Salone 2019

Neue Arbeitsstrukturen benötigen neue Konzepte: Die mobile Workstation „Touch Down Unit“ (oben) von Studio Klass schafft Flexibilität für arbeitende Nomaden. Persönliche Dinge verschwinden im kompakten Metallkorpus, die holzbeschichtete Arbeitsfläche ist vertikal und horizontal justierbar, sodass man sie im Stehen oder Sitzen nutzen kann.

israelische Designer Ron Gilad eine Reihe „Fabrik-Labor“, in dem die Kreativität sämtmultimedialer Installationen. Dabei präsen- lichen Reglementierungen des Metiers ein tierte er wichtige Designs aus Vergangen- gestalterisches Schnippchen schlägt. So heit und Gegenwart, um zu zeigen, wofür entstanden Büroeinrichtungen, die den UniFor steht: funktionale Eleganz, Innova- Rahmen industrieller Fertigung und den tion, Kompetenz und exzellente Qualität. Anspruch der Designer wunderbar italieBereits eine der ersten Möbelserien, Man- nisch in Einklang bringen – indem sie ihn giarottis „4D“, und „Modulo 3“, der ikoni- sprengen! Seit den 1980er Jahren realisiert sche Schreibtisch von 1973 aus dunklem die Molteni-Tochter Großprojekte in enEichenfurnier mit Aluprofilen und Roll- ger Zusammenarbeit mit Architekten wie container, werden zu Bestsellern. Auch Andrée Putman, Foster + Partners („EleAldo Rossis „Parigi“-Chair oder Jean Nou- ment Office Collection“), Jean Nouvel, Rem vels klarlinige „LessLess“-Linie, die so Koolhaas oder Renzo Piano. Schon früh hat wirkt, als sei sie mit dem Silberstift ge- UniFor erkannt: Visionäre Bürolösungen zeichnet, kommen aus Turate. Eine Art erfordern visionäre Persönlichkeiten. Ren z o P i a no

Fotos: Mario Carrieri; Molteni & C (3)

„UniFor steht mir bei meinen Abenteuern zur Seite: Wir experimentieren mit dem Raum.“

ges Bestehen. Mit einem Bildband lässt UniFor die letzten fünf Jahrzehnte Revue passieren. Jahre, in denen der Entwickler moderner Bürolandschaften italienische Designgeschichte schrieb. Anlässlich der Buchpräsentation während der Mailänder Möbelwoche – zu deren Mitbegründern Angelo Molteni 1961 zählte – entwarf der Maltas Parlamentsgebäude (oben) stattete UniFor in Zusammenarbeit mit Architekt Renzo Piano aus. Entworfen von OMA, öffnete 2018 die Qatar National Library in Doha (rechts). Auf 42 000 m2 fanden nicht nur über eine Million Bücher Platz, sondern auch UniFors Einrichtungssysteme.


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Architektur

Foto: © ICD/ITKE University of Stuttgart

Projekt und Radar

Der schiefe Turm von Urbach Der Visionär aus der Zukunft der Tragwerkskonstruktionen hat wieder zugeschlagen: Achim Menges’ jüngster Streich ist ein 14 Meter hoher Turm aus selbst verformten Schichtholzelementen. Für die Krümmung der Bauteile braucht es weder schwere Maschinen noch viel Energie: Die Form entsteht beim Trocknen des Werkstoffs von selbst – entsprechend exakt berechnet, lässt sich so das Verhalten des Holzes quasi von innen heraus programmieren. Zu sehen ist der Urbachturm im Rahmen der Remstal Gartenschau. AK icd.uni-s tut tgar t .de, rems tal.de

Redak tion Andreas Kühnlein

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Architektur Projekt

Agora an der Spree Tex t Andreas Kühnlein Por trät Peter Rigaud

Nach fast zwei Jahrhunderten ist die Berliner Museumsinsel endlich komplett – so gut wie jedenfalls. Wir trafen David Chipperfield zu einem Rundgang durch die nagelneue James-Simon-Galerie. 66


Fotos: © Ute Zscharnt für David Chipperfield Architects (2)

W arum brauchte es noch einen weiteren Bau auf der Museumsinsel? Die James-Simon-Galerie geht auf den Masterplan zurück, und der resultierte aus unserer Arbeit am Neuen Museum. Ursprünglich sollte das der Haupteingang für das gesamte Ensemble werden. Aber wenn man den historischen Teil bewahren will, kann man da keine fünf, sechs Millionen Menschen durchschleusen. Wo also hin mit den nötigen Servicefunktionen? Genau das versuchen wir hier zu beantworten. Die Galerie ist also als eine Art Schnittstelle und als Servicegebäude gedacht … … das alle Funktionen umfasst, die den anderen Häusern fehlen. Aber es wird hier auch Wechselausstellungen und ein Auditorium geben, das ist für die Museumsinsel ganz neu. Alles in allem beantworten wir Fragen, die noch gar nicht gestellt waren, als die anderen Häuser gebaut wurden. Damals haben Museen noch anders funktioniert – ich meine, das Neue Museum hatte ursprünglich eine Klingel an der Tür! Das heißt, das Verhältnis zum Museum selbst hat sich gewandelt?

Ja, Museen sind Teil unserer Freizeitgestaltung geworden, man geht nicht mehr gezielt hin, um sich mit einem Exponat zu beschäftigen, sondern will einen zugänglichen, möglichst unterhaltsamen Überblick. Und der umfasst hier fünf Museen, die direkt nebeneinanderliegen und doch keine echte Verbindung haben. Es geht also um drei Dinge: eine klare Orientierung, die nötigen Servicefunktionen – und ein Angebot an die Bürger der Stadt. Eine Dauerausstellung allein kann das nicht leisten; wenn

Säulenreihe (oben): Schlanke Betonpfeiler mit Marmorzuschlag über dem wuchtigen Sockel u. stellen die Verbindung zum monumentalen Nachbarbau, dem 1930 fertiggestellten Pergamonmuseum, her. Der Entwurf aus dem Büro von David Chipperfield (li. Seite) übersetzt historische Motive in beispiellose Leichtigkeit – so wirkt das Haus weder introvertiert noch zu stark.


gehend aufgegeben. Schauen Sie sich den Lustgarten drüben an. Haben Sie eine Vorstellung, was der inzwischen wert ist? Kein Mensch würde heute auch nur daran denken, das für einen Garten zu opfern. Die Frage ist also, wem die Stadt gehört. Absolut! Einen Investor bringt so leicht nichts dazu, etwas von seinem Projekt abzugeben. Auch wenn es sogar Sinn machen könnte: Der Central Park zum Beispiel war wahrscheinlich ein cleverer Schachzug, rundherum sind die Immobilienpreise ja explodiert. Wäre spannend, das mal nachzurechnen. Aber so läuft es nicht, jeder verfolgt nur seine eigenen Interessen. Bei einem Projekt wie diesem muss man die Gelegenheit deshalb nutzen. Wie reagiert Ihr Entwurf dabei auf seine monumentalen Nachbarn? Wir wollten die Historie nicht imitieren, mussten uns aber darauf beziehen. Also haben wir den Bau „entmonumentalisiert“ und in seiner Präsenz zurückgenommen. nicht so problematisch; es gibt halt immer Wir haben das Gebäude quasi aufgelöst, Leute, die moderne Architektur lieben, lassen es zum Bestandteil einer urbanen und solche, die sie hassen. Landschaft werden. Die Kolonnade, der SoWelches Kapitel in der langen Geschich- ckel, die Freitreppe – alles Elemente einer te der Museumsinsel füllt dieses Haus? Art Camouflage. Von keiner Seite präsenDas Seltsame ist, dass alle über die Muse- tiert sich das Haus als geschlossene Einumsinsel sprechen, als wäre sie eine ge- heit. Und doch greifen wir die „Sprache“ schlossene Einheit. Aber eine Menge Leute der Historie auf, etwa mit den Kolonnaden, gehen ins Pergamonmuseum und wissen die zugleich ein physisches Element sind nicht mal, dass es nebenan noch mehr gibt. mit eigenen Qualitäten. Damit spielen wir, Das Pergamon war immer der Hauptanzie- ohne dass das Ganze historisch aussehen hungspunkt, weil es am zugänglichsten ist. würde. Doch wir reagieren unwillkürlich Aber zur Museumsinsel gehört mehr, des- auf so ein gleichermaßen umschlossenes halb ist der Überblick hier so wichtig. und offenes Element. So kann man das Aber es geht schon um mehr als ein GeHaus erfahren, ohne überhaupt reinzugegengewicht zum Pergamonmuseum … hen. Dazu braucht man solche Flächen ohUnbedingt, ich meine, was haben wir hier? ne definierte Funktion. Dieser „nutzlose“ Ein Museum? Toiletten und Garderoben? Aspekt von Architektur geht mehr und Eine Art Bahnhof? Ein Café? Natürlich all mehr verloren. Dabei sind genau das die das, vor allem aber einen Ort, an dem man Orte in einer Stadt, die wir am meisten gehoffentlich gern ein wenig Zeit verbringt. nießen! Also haben wir sie zum AusgangsDas Haus selbst ist übrigens gar nicht so punkt von Komposition und Form gemacht. groß, es sind vor allem die Terrassen, die Wie sehen Sie die gesamte Anlage nun, Kolonnaden und der Hof, die eine Menge da sie – so gut wie – fertig ist? Raum einnehmen. Berliner werden nicht Im Moment will ich einfach einen Schritt unbedingt sagen, heute gehe ich in die zurücktreten, und Alexander Schwarz, dem James-Simon-Galerie. Aber wenn sie in der für den Entwurf verantwortlichen Partner, Gegend sind, setzen sie sich vielleicht für geht es wohl ähnlich. Mal abwarten, wie eine Pause in den Hof oder ins Café. So soll das Projekt in die Stadt hineinwächst. Wir bauen ein Boot und schieben es ins Wasser. das Haus in die Stadt hineinwirken. Wird es sinken? Oder schwimmt es? Wenn Öffentlicher Raum auf hohem Niveau? Da sind wir bei einer viel größeren Debat- es dann durch die Wellen gleitet, die Segel te: Wie entsteht öffentlicher Raum? Wer sich im Wind bauschen, dann erst können baut ihn? Der Staat hat die Initiative weit- wir sagen: Ja, es ist ein gutes Boot.

Sie Nofretete mal gesehen haben, kommen Sie ja so schnell nicht wieder. Dieses Haus soll auch ein angenehmer Ort sein, an dem man sich gern aufhält. Berlin wird erwachsener und muss dabei die Balance finden zwischen Touristen und den eigenen Bürgern. Genau das versuchen wir hier. Wie wird der Besuch künftig ablaufen? Nun, Sie kommen hierher, entweder über die Freitreppe oder den Eingang an der Seite, kaufen Ihre Tickets und verschaffen sich eine grobe Orientierung. Für die kurze Tour gehen Sie direkt weiter ins Hauptgeschoss des Pergamonmuseums. Von dort aus können Sie die Archäologische Promenade zum Neuen Museum nehmen. In ein paar Jahren wird es von dort auch eine unterirdische Verbindung ins Pergamon geben. Man kann natürlich weiterhin direkt in die einzelnen Häuser gehen. Aber es braucht auch die Highlight-Tour, bei der man in einer Stunde das Wichtigste sieht. Sie mussten verschiedenste Perspektiven vereinen, vom Staat über die Stadt Berlin bis hin zu Kuratoren, Denkmalschützern, der Öffentlichkeit. Wie geht das? Die Architektur war die leichteste Übung (lacht). Auch wenn es auf unser erstes Konzept schon ziemlich heftige Reaktionen gab. Hätte man mich damals gefragt, ob das je umgesetzt wird, hätte ich nicht meine Hand dafür ins Feuer gelegt. Doch mit dem Neuen Museum wuchs dann das Vertrauen in die Sache. Der Rest war gar

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Fotos: © Simon Menges (2); © Ute Zscharnt für David Chipperfield Architects

Mit ihrer ausladen­ den Freitreppe und der offenen Säu­ lenhalle links wird die James­Simon­ Galerie zu einer Art moderner Agora – öffentlicher Raum, mit dem Chipper­ field nicht nur Tou­ risten, sondern vor allem die Berliner selbst ansprechen und einladen will.


Architektur Projekt

Weil das Pergamon­ museum wenige Me­ ter vor dem Fenster aufragt, entschieden sich die Architekten im Foyer li. für eine transluzente Schicht aus hauchdünnem Marmor. Die Galerie unten stellt die phy­ sische Verbindung zwischen den Häu­ sern der Museums­ insel her und vollen­ det das Ensemble. David Chipp er f ield

„In Amerika würde das Haus wahrscheinlich Google Center heißen – je nachdem, wer am meisten Geld gibt.“


Architektur Radar Hinter Gittern Ein lang gestrecktes Doppelhaus im australischen Miami verbargen die Architekten von Studio Workshop hinter der Lattenfassade unten. Die schützt vor der Sonne und allzu viel Einblick und rahmt zugleich das Panorama auf den nahen Pazifik. s tudioworkshop.com.au

Neues unter der Sonne Im Periodensystem der Moderne ist E.1027 die Ordnungszahl für die Formvollendung der Avantgarde am Mittelmeer. Seiner Erbauerin Eileen Gray und ihrem gerade frisch restaurierten House under the Sun, das sie unsterblich machen (und auf ewig mit Le Corbusier entzweien) sollte, widmeten Charlotte MalterreBarthes und Zosia Dzierżawska eine farbenfrohe und lehrreiche Graphic Novel.

Um die Ecke gedacht Ein hölzernes L macht aus dem Lo links mi en in Seattle ein aufgeräumtes Piedà-terre: Quasi im Schrank brachte Designerin Corey Kingston Bad, Dusche und sogar eine kleine Sauna unter, geschlafen wird darüber in einem lauschigen Zwischengeschoss direkt unter den historischen Holzbalken. builtbyplum.com

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Redak tion Andreas Kühnlein

Fotos: Zosia Dzierzawska © Nobrow Press (2); Andy Macpherson; Adrià Goula (2); Charlie Schuck

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Klotzen statt kleckern Seinen Namen hat das weiße Anwesen von der auskragenden Aussichtsplattform oben: Catwalk. Die Terrasse verbindet die Aussicht aufs Meer mit jener ins menorquinische Hinterland und die Berge der Insel. Den Rest des Hauses löste Nomo Studio in eine 3D-Pixelgrafik aus Kuben mit drei Meter Kantenlänge auf. So ergeben sich allerlei Terrassen und stille Winkel (rechts), um ungestört – die Bauklötze zu bestaunen. nomos tudio.eu

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Tex t Andreas KĂźhnlein

Fotos Roland Halbe

Basislager fĂźr den Geist Auf der Isla Coldita baute der chilenische Architekt Mathias Klotz sich und seiner Familie einen vor der Welt verborgenen Hafen.


Architektur Projekt

A ls stressgeplagter Städter stelle man sich diesen Ort als ein Klanggemälde vor: In den Pinien rauscht der Wind, Möwen schreien hier und da, dahinter gurgelt das Meer und schlägt im Takt der Flut an den Strand. Aufs Dach trommelt in dicken Tropfen der Regen, der hier kaum einen Tag auslässt, und unter den Füßen knirscht leise der Sand. Ab und an nur hört man ein Nebelhorn in der Ferne, und manchmal zieht nachts die „Caleuche“ vorüber, jenes mythische Geisterschiff, von dem in stürmischen Nächten festlich-lockende Klänge herüberwehen. Wir sind auf Coldita, ei-

nem kleinen Eiland vor der Küste der chilenischen Insel Chiloé, wo es keine Straßen gibt und keine Dörfer, nur ein paar abgeschiedene Anwesen und Gehöfte. Eines davon gehört Mathias Klotz, einem der wichtigsten Architekten dieses an herausragenden Gestaltern nicht eben armen Landes, dessen einzigartige Kombination aus exzellenten Schulen, inspirierender Landschaft und entspannter Gesetzgebung in den vergangenen Jahren eine Vielzahl charaktervoller Bauten hervorgebracht hat. Auch eine lange Tradition gehört dazu, die zu eigensinnigen Formen wie den traditionellen, aus dem Bootsbau entwickelten Holzkirchen Chiloés – seit 2000 Unesco-Weltkulturerbe – führte. Vor allem das raue Wetter hat das Land geprägt; warm ist es auf Coldita nur selten, einem

„Quadratmeter sind nicht alles, Raum braucht Kubikmeter!“, sagt Klotz – und öffnete die Casa Francisca links bis unters Dach. Die Inspiration für den schlichten Baukörper (linke Seite) fand der Architekt in den historischen Holzkirchen Chiloés, die ihrerseits auf den Bootsbau zurückgehen.

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Architektur Projekt

Schwarz-Weiß-Malerei: So wolkenlos wie rechts ist der Himmel über Coldita nur selten. Doch das Panorama unten auf den Canal Moraleda ist auch im häufigen Dauerregen unvergleichlich.

Mathias Klotz Architekt, Santiago de Chile

mathiasklotz .com

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Porträt: Jurica Galoic/Pixsell/dpa Picture-Alliance

Seine praktische Karriere begann Klotz mit einem Sommerhaus für seine Mutter – der Typologie ist er bis heute treu geblieben. Zugleich baut der Dekan an der Universität Diego Portales auch im großen Stil: Bibliotheken, Schulen und Weingüter gehören ebenso in sein Œuvre wie Notunterkünfte und große Wohnprojekte.


Die Casa Francisca zelebriert die Rück­ kehr zum Wesent­ lichen und hütet sich, mit ihrer Um­ gebung in Konkur­ renz zu treten. Ihre schlichte, schwar­ ze Hülle fügt sich still in den Wald ein, drinnen aber ist alles Licht und Luft und freier Raum, auch links im Bad.

Ort, der mit seinen tief eingeschnittenen Fjorden und Gletschern und den steil aus dem Meer aufragenden Bergen dahinter an Norwegens Küsten erinnert – und mit seinen endlosen Wäldern an Finnland. Wer an einem solchen Ort baut, mittendrin in weitgehend unberührter Natur, der braucht Respekt, Feingefühl, Verantwortungsbewusstsein; und unbedingt ein Boot. Ansonsten muss er mit dem auskommen, was ihm die Gegend bietet. Sowohl was die Baustoffe angeht als auch die Handwerker, mit denen er arbeitet. Deshalb griff Mathias Klotz, der andernorts auch in bedeutend größerem Maßstab zu bauen weiß, für die Casa Francisca vornehmlich auf Caneloholz zurück, das hier überall wächst. Das Anwesen ist komplett off the grid; versorgt werden die beiden Häuser durch einen Mix aus Solarenergie und einem Dieselaggregat. „Sommer für Sommer segelten meine Familie und ich in dieser Gegend unzählige Meilen“, erzählt Klotz. „Irgendwann meinten meine Frau und meine Kinder, ob es nicht an der Zeit sei, auch einmal irgendwo anzukommen. Dies ist unser Basislager“, eine Art letzte Bastion auf dem Seeweg ins ganz und gar wilde Patagonien. Im nach ihr benannten Haupthaus des Anwesens ist seine Frau die Hausherrin, für sich selbst sah der Architekt einen kleinen, dem Prinzip nach ähnlichen Nebenbau direkt am Strand vor; die Cabaña Coldita, die ihrem größeren Nachbarn das Modell lieferte. Gemeinsam haben beide Häuser die geschwärzte Außenhülle aus Stahl, die als passives Heizelement dient, und weiße Räume, die das Tageslicht im Inneren verstärken und auch graueste Tage zum Leuchten bringen. Vor allem aber teilen die Casa Francisca und die Cabaña Coldita den bis unter den DachFür sich selbst sah der Architekt frei nach Le Corbusier eine eigene klei­ ne Cabaña direkt am Strand vor. Das Häuschen unten re. diente als Mo­ dell für das lang ge­ streckte Haupthaus, das nebenan auf einer Anhöhe ruht.

first offenen Innenraum. „Ich brauche Höhe, Licht und Raum“, sagt Klotz. „Quadratmeter haben wir genug, ich will Kubikmeter.“ Zu denen im Inneren kommen hier jene drumherum dazu, einem überaus weiten Drumherum, in das sich beide Häuser in jede Richtung hin öffnen. Auch direkt gen Himmel: Klotz durchbrach die Dächer mit durchsichtigen Plexiglaspaneelen, im Fall der Casa Francisca über die komplette Länge von 30 Metern hinweg. „Licht bringt Bewegung und Wärme in den Raum“, sagt Klotz, „und einen direkten Kontakt in die Natur.“ Auch nach Norden sah der Architekt deshalb große Öffnungen vor, dazu zwei niedrige Fenster direkt über dem Boden, die einen drinnen selbst beim ärgsten Wetter vor den Elementen geschützt die Umgebung erleben lassen. Um die Aussicht im Wortsinn zu erhöhen, ruhen beide Häuser auf Betonpylonen, die den einfachen, einschiffigen Baukörper außerdem vor der Bodenfeuchtigkeit schützen. Von dem schmalen, lang gestreckten Haupthaus auf einem kleinen Plateau sieht man so gleich zwei Strandabschnitte. Oben befinden sich zwei Gästezimmer und ein Mezzanin, der Rest des einfachen, weitgehend offenen Raumprogramms konzentriert sich aufs Erdgeschoss. Ein wenig wie in einem auf einer Sandbank liegenden Segelschiff. Nur dass hier keine Havarie dahintersteckt, sondern nach langer Reise die Ankunft in einem sicheren Hafen.


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Panorama

Foto: Yehia Eweis/Finnish National Gallery

Reise, Kunst und Bücher

Selbstkontrolle Das Modell schaut zurück. Modern ist diese Frau – und ernüchtert. Es ist die Malerin, Helene Schjerfbeck (1862–1946), die sich da kühl prüft. Rund 40 Selfies gibt es von der Finnin. Nicht aus Eitelkeit. Schonungslos hält sie Alter und Erschöpfung fest. Sondern: „Weil mein Modell dann stets verfügbar ist. Obwohl es nicht lustig ist, dauernd sich selbst anzustarren.“ Einige, wie „Selbstporträt vor schwarzem Hintergrund“ (1915), werden nun vom 20. Juli bis 27. Oktober in der Londoner Royal Academy ihre Betrachter mustern. BG royalac ademy.org.uk

Redak tion Barbara G är tner und Florian Siebeck

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Das dunkle Herz des Waldes Ruanda, als hätte Henri Rousseau es gemalt: Inmitten einer alten Teeplantage, gleich an der Grenze zum Kongo, liegt das „One & Only Nyungwe House“ – das Eingangstor zum Urwald.

Tex t Florian Siebeck

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Panorama Reise

Die Hauptlodge des „One & Only Nyungwe House“, in der Lobby und Restaurant untergebracht sind, greift Ruandas traditionelles Kunsthandwerk auf: Die geometrischen Imigongo-Bilder werden seit vielen Generationen hergestellt. Die Lodge ist von einer alten Teeplantage umgeben, an deren Rand die Häuser unten liegen. Hinter ihren Balkonen beginnt der sich auftürmende Regenwald.

Fotos: Rupert Peace Ltd.

A ls der deutsche Psychiater Richard Kandt sich im August 1898 durch das Dickicht des ruandischen Regenwalds schlägt, kommt ihm Schiller in den Sinn. „Die Welt ist vollkommen überall, wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qual.“ Mit 29 Jahren hatte Kandt Deutschland den Rücken gekehrt, um nach der Quelle des Nils zu suchen. Seine Entbehrungen hält er in Briefen fest. „Es war eine böse Zeit für uns alle, und es kostete wahrlich manche Überwindung, nicht zu verzagen“, schreibt er. „Da heißt es, die Zähne zusammenbeißen und an das ‚Never give up‘ denken, das ich einst über dem Tor eines Palazzino in der Villa Borghese hatte leuchten sehen.“ Gut 120 Jahre nach Kandts Ankunft ist der Nyungwe-Dschungel im Südwesten Ruandas noch immer ein geheimnisvoller Ort. Er zählt zu den ältesten Wäldern Afrikas, beheimatet Tausende Pflanzen- und

mindestens 300 Vogelarten. Vor wenigen Monaten hat an seinem Rand eine der prächtigsten Lodges des Landes eröffnet, das „One & Only Nyungwe House“. Weitab von den Nationalparks des Nordens, wo betuchte Touristen auf Tuchfühlung mit den vom Aussterben bedrohten Berggorillas ge-

hen (ein zweites „One & Only“ wird dort Ende des Jahres eröffnen), liegt das „Nyungwe House“ in einem touristisch noch weitgehend unerschlossenen Teil des Landes, im Grenzgebiet zur Republik Kongo. Das Resort liegt eingebettet in eine sieben Hektar große Teeplantage, die deutsche


Panorama Reise R ich a rd K a ndt

„Die Bäume traten erst einzeln auf, dann in Gruppen, und zuletzt nahm uns das Dunkel des Urwaldes auf.“ Siedler vor 70 Jahren in den Wald pflanz­ ten. „Die Felder werden lokalen Koopera­ tiven zur freien Bewirtschaftung überlas­ sen“, sagt Sam Kiruttura, ein 27 Jahre alter Wildführer, der uns in den kommenden Tagen begleiten wird. „Nur die drei jüngs­ ten Blätter eines Triebes werden gesam­ melt, eine geübte Pflückerin erntet am Tag 100 Kilogramm.“ Das Resort fügt sich in die Plantage ein, als stehe es schon immer an diesem Ort. Die traditionellen ruandischen Farben Schwarz, Weiß und Rot ziehen sich nicht nur durch die Hauptlodge, sondern schmü­

cken auch die 22 Gästezimmer und Suiten, die sich auf fünf Häuser verteilen. An vie­ len Stellen wird einer uralten ruandischen Kunstform gehuldigt, die nach dem Geno­ zid vor 25 Jahren fast verschwunden wäre: Imigongo. Die Bilder, oft im Zickzack­ oder Spiralmuster, werden mit Kuhdung auf

Holzplatten modelliert und dann mit Erden eingefärbt. Die warme Farbpalette des In­ teriors soll auch an Umutara erinnern, eine Region im Osten Ruandas, durch die sich semiaride Landschaften ziehen. Jedes Zimmer öffnet sich mit einem Bal­ kon zum Wald hin, der sich direkt vor dem Schlafzimmer aufbäumt. „Manchmal sitzen morgens ein paar Äffchen auf dem Balkon“, sagt Kiruttura. Denn auch wenn es hier keine Berggorillas gibt: Ein Fünftel aller afrikanischen Affenarten lebt im Nyung­ we­Wald, darunter viele Schimpansenfa­ milien. Wir haben das Resort keine fünf Minuten verlassen, da kreuzen Rote Stum­ melaffen und schwarze Diademmeerkatzen unseren Weg. Afrikanische Schwarzkehl­ chen und Weißbrüstige Schwarzköpfchen singen in den Bäumen, und eine Dominika­ nerwitwe im Balzkleid zieht ihren langen Federschwanz hinter sich her. „Früher“, sagt Sam Kiruttura, „mussten Männer die flinken Witwenvögel erlegen, um zu bewei­ sen, dass sie ehrbare Ehemänner sind.“ Auf

Neben einem Infinity Pool liegt das Spa des Resorts, dessen Eingangsbereich oben ebenfalls mit Imigongo-Bildern ausgestaltet ist. Auch in den 22 Zimmern mit Böden aus Bambusholz unten werden traditionelle ruandische Muster aufgegriffen. Alle Zimmer öffnen sich zum Wald hin, morgens sind oft Vögel und Äffchen auf dem Balkon zu Gast. Für Wanderungen steht ein Rucksack im Zimmer bereit.

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Fotos: Rupert Peace Ltd.

Die Teeplantage, auf der das „One & Only Nyungwe House“ liegt, wurde vor 70 Jahren in den hügeligen Wald gepflanzt (o.). Die Blätter werden von Kooperativen geerntet – Gäste sind willkommen, sich daran zu beteiligen. Die Geheimnisse von Ernte und Fermenta­ tion können während einer Zeremonie erkundet werden. Die Bar unten ist dagegen auf Gin und südafrikanische Weine spezialisiert.

einer Anhöhe geht der Blick über den Kiwusee bis in den Kongo hinein, über die Kronen afrikanischer Mahagonibäume hinweg, die wie Brokkoli in der Landschaft stehen. Kiruttura erzählt, dass es hier vor langer Zeit Elefanten und Jaguare gegeben haben soll, die der Mensch aus ihrem Lebensraum verdrängte. In den Sumpfgebieten am Rande des Waldes seien die Tiere ertrunken. In den kommenden Tagen unternehmen wir mehrere Trekkingtouren, etwa zum Igishigishigi-Trail, der zu einer gigantischen Hängebrücke 70 Meter über dem Waldboden führt, aber auch erschöpfendere Wanderungen, um eine Schimpansenfamilie um fünf Uhr in der Früh beim Aufwachen zu beobachten. Wenige Minuten währt das Glück, ehe die Primaten mit behänden Schritten über unsere Köpfe hinweg ins dunkle Grün verschwinden. Wir verbringen die nächsten Stunden damit, ihnen nachzuspüren, auch wenn der Mensch im Wald heillos unterlegen ist. Die Tour wächst sich zu einer kraftzehrenden Expedition aus, die nur mit Machetenkraft zu bewerkstelligen ist. Jeder falsche Schritt auf dem feucht-steilen Waldboden führt in den Abgrund, Ameisen beißen sich in

Hautfalten fest, Nashornvögel am Himmel kündigen sich mit unheilvollen Schreien an. Hat Richard Kandt auf seiner „empfindsamen Reise zur Quelle des Nils“ Ähnliches gefühlt? „Es war eine schlimme Arbeit; für je 500 Meter brauchten wir fast eine Stunde. Mit Äxten und Messern brachen wir uns Bahn, und oft im Morast bis zum Leib versinkend, oft auf allen vieren kriechend, erreichten wir nach mühevollen Stunden, erschöpft, durchnässt, von oben

bis unten besudelt, einen kleinen feuchten Kessel am Ende einer Klamm.“ Kandt hatte sie gefunden, die Quelle des Nils. Ihn hat am Ende dieser Strapazen niemand mit einer Massage und einem fantastischen warmen Mahl empfangen. Bisweilen, so scheint’s, kann die Welt vollkommen sein, sogar dort, wo der Mensch hinkommt. DZ ab 660 Euro, alles inklusive. Buchbar u. a. über Strohbeck Reisen, Telefon 0711/933 42 80 stroh b ec kre i se n .d e, o n e an d on l yre so r t s.co m


Reise Neuheiten Sommer, Sonne, Salzwasser In der Wüste Schardschas hat das Büro Anarchitect das Boutiquehotel „Al Faya Lodge“ (DZ ab 175 Euro) samt Salzwasser-Spa errichtet. Kaum zu glauben, dass die Grundstruktur der Gebäude schon vor 50 Jahren existierte: Damals standen hier ein Krankenhaus und ein Supermarkt.

Würstelbude in Budapest

hotels-sharjah - uae.com

Über der Theke leuchtet das Wort „Hús“ (Fleisch), damit jeder Vegetarier weiß, dass es hier nichts zu holen gibt: Die Neonröhre, Relikt einer alten Metzgerei, ist das Herzstück des Bistros „Faszaládé“ in Budapest, das sich ausgefallenen Wurstsorten (etwa Hähnchenkeule mit Entenleber und Birnensenf) verschrieben hat.

Neue Hotels in Japan

In der Präfektur Nagano hat Shigeru Ban das „Shishi-Iwa House“ in einen Wald gesetzt. Das überschaubare Resort – die zehn Zimmer (ab 220 Euro) gehen alle vom großen Eingangsraum ab – soll Mensch und Natur einander wieder näherbringen.

Wo genau das „Enso Ango“ in Kyoto eigentlich liegt, ist gar nicht so leicht zu sagen: Das Hotel verteilt sich auf fünf „Basen“ in der Stadt. Die Gründer wollen Besucher ermutigen, Kyoto auch abseits der Touristenpfade zu erkunden.

Schlafen, wo andere einkaufen: Der japanische Haushaltswarenladen Muji hat ein Hotel über seinem Tokioter Flagshipstore in Ginza eröffnet. Die mujimalistisch eingerichteten Zimmer (ab 225 Euro) sind zwischen 14 und 52 Quadratmeter groß.

shishiiwahouse.jp

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Redak tion Florian Siebeck

Fotos: Fernando Guerra; Daniel Dömölky; Hiroyuki Hirai; Tomooki Kengaku; Muji

Zen-Minimalismus von Tokio bis Kyoto


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Reise Neuheiten Neues Tor zur Stadt Mailands Chinatown tauchte bisher eher selten auf der touristischen Landkarte auf. Ändern könnte sich das mit dem Hotel „Viu“ (DZ ab 250 Euro), der selbst erklärten „neuen Primadonna Mailands“. Das Haus im Herzen des Stadtviertels Porta Volta schickt sich an, Anlaufpunkt für Kreative aus aller Welt zu werden. Die Fassade schmücken Blauregen und Clematis, innen ist das Hotel von Kopf bis Fuß in Molteni & C gekleidet. hotelviumilan.com

Lustwandeln in toskanischen Gärten Gut 800 Jahre lang blieb das „Castello Del Nero“ der Öffentlichkeit verborgen. Nun ist es ein Hotel: Die Como-Gruppe, bisher bekannt vor allem für ihre Resorts auf den Malediven und Bali, hat den 300 Hektar großen Landsitz zwischen Florenz und Siena gekauft und Paola Navone mit der Gestaltung der 50 Zimmer und Suiten (ab 476 Euro, inkl. Frühstück) betraut. Das hauseigene Restaurant „La Torre“ führt Sternekoch Giovanni Luca Di Pirro. comohotels.com

Das Woodlark Building war 1912 Portlands erstes Hochhaus. Sein Nachbar, das „Cornelius Hotel“, zählte zu den ältesten und bekanntesten Unter­ künften der Stadt. Nun verband das Architekturbü­ ro R & A die verlassenen Gebäude zum „Woodlark“­ Hotel (DZ ab 155 Dollar), eingerichtet von Smith Hanes. wo o dlarkhotel.com

Fotos: Como Hotels and Resorts; Claus Brechenmacher & Reiner Baumann; Woodlark Hotel (2)

Alte Bekannte in neuem Licht



Illustration: Benedikt Rugar


Die Eleganz des Handgemachten

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Aussteller: Meissen Porzellan-Manufaktur, Wittmann Möbelwerkstätten, von Poschinger Glasmanufaktur, Niessing Schmuckdesign, u.v.m.

ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur


Panorama Kunst

Die Entdeckung der Linie „Tausendkünstler“ wurde Koloman Moser genannt. Er war ein Allesgestalter, erst Maler, dann schuf er Briefköpfe, Bühnen, Mode, ganze Räume. Endlich wird er angemessen gewürdigt.

E r ist seit einem Jahrhundert tot – und doch ein Künstler von heute. Koloman Moser nutzte jedes verfügbare Medium, vereinte Malerei, Grafik, Design, Innenraumgestaltung, Mode, Bühnenbild zu einem Gesamtkunstwerk. Er war ein begnadeter Netzwerker. 1868 in einfachen Verhältnissen geboren, war er zu Beginn des 20. Jahrhunderts verbunden mit der Elite der Wiener Gesellschaft, befreundet mit den Heroen der österreichischen Moderne: Gustav Klimt, den Architekten Otto Wagner und Josef Hoffmann. Er selbst war der Motor dieser Bewegung, die Wien um 1900 zur Kunsthauptstadt machte, die sogar Paris überstrahlte. Seine Designs und Interieurs markierten die Abkehr von den geschwungenen Linien der Art nouveau zugunsten von geraden, klaren Formen. Die von ihm und Josef Hoffmann 1903 gegründete Wiener Werkstätte rückt ab von historisierender und feudaler Kunst und steht für einen

selbstbewussten, bürgerlichen, durchaus bourgeoisen Stil, der eine neue Epoche definiert. Und doch gibt es bei Moser kein klares Bild, kein wirklich ikonisches Werk. Am bekanntesten ist sein weißer, würfelförmiger Armlehnsessel von 1903 mit schachbrettartigem Quadratgeflecht, der minimalistisch und theatralisch zugleich wirkt. Vielleicht sind da die Friese mit Eulen, Bäumen oder Kranzträgerinnen, die er für das Gebäude der von ihm mitbegründeten Künstlervereinigung Wiener Secession entwarf. Oder das verschmitzte Heiligenbild, das ihn 1903 in einem Kreidekreis zeigt, der ihn umgibt wie eine Gloriole. Doch all diese Eindrücke blitzen nur auf, treiben im Meer der Dinge, die dieser Mann in zwei Jahrzehnten geschaffen hat: Möbel, Leuchten, Schalen, Dosen, Tassen, Vasen, Kleider, Bühnenbilder. Erstmals gibt die Retrospektive des Wiener Museums für angewandte Kunst (MAK), die anlässlich des 100. Todestages von Koloman Moser nun auch in der Münchner Villa Stuck zu sehen ist, die Möglichkeit, die Pionierleistungen dieses Universalkünstlers neu zu erfassen. Mit über 600 Exponaten, von denen viele erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, bebildert sie Mosers Weg von der Malerei zur „Raumkunst“ und wieder zurück zur Malerei. Nach dem Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien entwickelt sich Moser vor allem zum genialen Illustrator. Seine von der Art nouveau geprägten Plakate und Broschüren

Die Wiener Moderne macht Station in der Münchner Villa Stuck. Dort werden auch Koloman Mosers wichtigste Werke gezeigt, wie li. sein Armlehnstuhl mit Schachbrettmuster (Entwurf von 1903) für das Sanatorium Purkersdorf und o. das Plakat für die XIII. Secessionsausstellung von 1902.

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Fotos: © MAK (2); Manfred Thumberger / Leopold Museum, Vienna

Tex t Oliver Koerner von Gus tor f


„Künstlerisch schaffen heißt, künstlerische Erlebnisse haben“, hat Koloman Moser ein­ mal gesagt. Ob er sich hier bei seinem Selbst­ porträt von 1903 mit Kreide einen Heiligen­ schein verlieh? Viel­ leicht probierte er auch nur die Propor­ tionen für die Heiligen, die er für die Bleiglas­ fenster der Kirche am Steinhof zeichnete.


Er war Maler. Am Anfang und am Ende. O.: Mosers „Blick auf die Rax von der Villa Mautner v. Markhof im Abendlicht“, 1913. Dazwischen revolutionierte er das Design. Etwa mit dem Likörglas (o. re., 1900). Den intarsierten Schrank re. und den Schiebetisch links schuf er 1903 für die Wohnung Eisler von Terramare.

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Fotos: Galerie Sylvia Kovacek, Spiegelgasse Wien; Kristina Wissik / © MAK; Georg Mayer / ©MAK (2); Lisa Rastl / Leopold Museum, Vienna; Manfred Thumberger / Leopold Museum, Vienna

Panorama Kunst


Josef Hof f m a n n

„Seine Begabung für Flächenkunst und jede Art kunstgewerblicher Erfindung schien uns fabelha .“ wirken so psychedelisch und psychologisch aufgeladen wie Graphic Novels. Für die Wiener Secession gestaltet er vom Briefkopf bis zur Zeitschrift des Künstlerbundes „Ver Sacrum“ das gesamte Erscheinungsbild. In der Secession werden internationale Einflüsse vorgestellt, die die österreichische Bewegung befeuern: traditionelle japanische Kunst, französischer Impressionismus, Symbolismus, Auguste Rodin, Henry van de Velde. Vor allem aber sind es die britische Arts and Crafts-Bewegung und Charles Rennie Mackintosh, die Moser begeistern. Als Reaktion auf die industrielle Revolution fordern sie die Einheit von bildender und angewandter Kunst, die Durchdringung des gesamten Alltags mit Kunstgegenständen – auch für die arbeitende Bevölkerung. Doch in Wien, wo Sigmund Freud 1899 sein Hauptwerk „Die Traumdeutung“ veröffentlicht, paart sich diese Vision mit romantischer Dekadenz – mit dem Denken Friedrich Nietzsches und Richard Wagners, der Forderung nach innerem Erleben, der Erforschung von Träumen, Sexualität, der Sehnsucht nach radikaler Subjektivität und geradezu nervöser Empfindsamkeit. Nicht die Welt soll abgebildet werden, sondern die Seele, die sie

hervorbringt. Moser schafft Schränke, die zugleich Bild und traumgleiche Erzählung sind – weinende Prinzessinnen, vorbeiflitzende Fischschwärme, blumenumkränzte Götter. Und er spielt dabei mit Flächen, Volumen, Rastern. Seinen von japanischen Holzdrucken abgeleiteten Stoffmustern und Möbeln gibt er Namen, die wie Titel von Gemälden oder Gedichten klingen: „Zerschnittene Blätter“, „Die Tausend Raben“, „Der reiche Fischzug“. Zu Mosers größten Werken gehören 1903 die Räume für die XVIII. Secessionsausstellung, die sogenannte „Klimt Personale“. Er umrahmt die weißen Wände mit feinen Linien, verwandelt sie in Passepartouts für Klimts Gemälde, entstofflicht den Raum, schafft den ersten White Cube, in dem die Bilder schweben. Die weiße Leere, die unausgefüllten Zwischenräume sind Mosers metaphysisches Thema, das zu Design wird. Auch in den InneneinrichAus Striche werden Flächen und aus Kinderzimmern Gesamtkunstwerke: Die Wiener Werkstätte fertigte Mosers Schlafzimmer für die Tochter des Textilindustriellen Max Biach (li. Seite unten). Oben: Mosers Entwurf für das Südfenster der Kirche St. Leopold am Steinhof, 1905 / 06.

tungen für sein Haus im Wiener Prominentenviertel Hohe Warte oder für das Sanatorium Purkersdorf, 1904 gemeinsam mit Hoffmann, gestaltet er weiße, klinische Räume, in denen die Möbel aussehen, als seien sie in den Raum gezeichnete Kulissen. Bis 1907 entwirft Moser das radikalste Design seiner Zeit, dann verlässt er nach finanziellen Streitigkeiten die Wiener Werkstätte – auch weil er es satthat, ausschließlich die Bedürfnisse reicher Kunden zu befriedigen. Er widmet sich ganz seiner von dem Schweizer Symbolisten Ferdinand Hodler beeinflussten Malerei, malt merkwürdig wuchtige, halluzinogene Landschaften, wagnerianische Titanen, Nymphen und Götter. Eines seiner letzten Selbstporträts zeigt ihn mit entblößter Brust und aufgerissenen Augen – ein dekadenter Heiliger, ein Seher, der stumm bleibt. 1918, in jenem Jahr, als mit dem Tod von Gustav Klimt, Egon Schiele und dem Architekten Otto Wagner die Wiener Moderne zu Ende geht, stirbt auch Koloman Moser an Kehlkopfkrebs – als hätte ihm seine Zeit tatsächlich die Stimme verschlagen. Bis 15.9. in der Villa Stuck, München. Der Begleitkatalog erscheint im Birkhäuser Verlag. villastuck.de

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Panorama Ausstellungen

Reigen rustikal Mürrisch war er, mochte lieber Katzen als Kinder, die Ehe machte ihn trübsinnig. Im Roman „Das mörderische Leben“ lässt Félix Vallotton alle sterben; seine Holzschnitte und Gemälde sind nur vordergründig farbenfroh, auch beim „Bad an einem Sommerabend“ (u., 1893) zeigt er das Leben in fieser Faltigkeit. Nun feiert die Royal Academy die Schönheit der Misanthropie. 3 0.6 .–2 9. 9., London royalac ademy.org.uk

Apokalypse allüberall Selten war die Gegenwartskunst so po­ litisch und so pessimistisch wie dieser Tage. Das Louisiana bei Kopenhagen widmet sich in „Homeless Souls“ (27.6– 22.9.) Exil und Vertreibung, während man im Garage Museum in Moskau mit „The Coming World“ nach vorne schaut. Zukunftsprognosen kommen von John Akomfrah (o. „Purple“, 2017) und Patricia Piccinini (g. o. „Litter“, 2010). 28.6.–1.1 2 . garagemc a.org, louisiana.dk

Klangkunst

Künstler in Bild und Ton

Pop(art)stars gibt es seit Andy Warhol, doch gerade tourt die thematische Verbandelung von Musik und Kunst exzessiv durch die Ausstellungshäuser. Im Stuttgarter Kunst­ museum gastiert (20.7.–20.10.) der Alles­ könner Ragnar Kjartansson (o. „God“, 2007).

Nach Scooters Bierzelt­Hit ist in Hamburg die Crossover­Schau „Hyper!“ (bis 4.8.) mit Stars der Musik­ und Kunstwelt be­ nannt. Darunter: Gursky, Tillmans und Kim Gordon (o. „Weak Sisters“, 2015), die auch eine Soloshow in Dublin hat (27.7.–10.11.).

Carsten Nicolai (o. „Bausatz Noto“ (1998/ 2015) heißt als Elektro­Musiker Alva Noto und gehört zu den 16 Künstlern, die in der Frankfurter Schirn mit skulpturalen Arbeiten (die auch Instrumente sind) ein „Big Orchestra“ (bis 8.9.) erklingen lassen.

kuns tmuseum -s tut tgar t .de

deichtorhallen.de, imma.ie

schirn.de

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Redak tion Barbara G är tner


Fotos: © Kunsthaus Zürich; Courtesy of the artist; © Smoking Dogs Film, Courtesy Lisson Gallery; © Yayoi Kusama, Ota Fine Arts Tokyo/Singapore/Shanghai; © Jon Cazenave; © Archivo Fotográfico Museo Nacional del Prado; Julija Stankeviciene, Courtesy Galerie Eigen + Art Leipzig/Berlin; © Kim Gordon, Courtesy of 303 Gallery, New York; Rafael Pinho, Courtesy of the artist, Luhring Augustine, New York and i8 Gallery, Reykjavík

Raum Blüten Vielleicht sind es vor allem zwei Leiden­ schaften, die den Menschen vom Tier un­ terscheiden: die Kunst und das Kultivieren von Landschaften. Beides bringt nun der Berliner Gropius Bau mit dem „Garten der irdischen Freuden“ zusammen und be­ ruft sich auf einen großen Ahnen: Hie­ ronymus Boschs Triptychon „Garten der Lüste“ aus dem 16. Jahrhundert. Die Tafeln zeigen den Garten als Himmel und Hölle – und als Metapher auf die Welt an sich. Diese Welt nun interpretieren 21 zeitge­ nössische Künstler mal sehnsuchtsvoll sinnlich oder wie re. Yayoi Kusama („With All My Love for the Tulips, I Pray For­ ever“ 2013–2014) eher grotesk. 26 .7.–1 .1 2 . b erliner fe s t spiele.de

Mode vergeht, Stil bleibt Wie sich Cristóbal Balenciaga von den spanischen Malern inspirieren ließ, führt eine fulminante Ausstellung in Madrid vor: Die Robe von 1951 (o.) steht mit großer Allure Zurbaráns „Heiliger Elisabeth von Portugal“ (li., 1635) zur Seite. Bis 2 2 .9., Museo Nacional Thyssen- B ornemisza muse othys sen.org

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Panorama Bücher

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3 eseprobe Redak R d k ti tion Oliver O Jahn und Florian Siebeck

1 Humorist des Jugendstils Wer war Carl Strathmann? Er zählt zu den bekanntesten Vertretern des Münchner Jugendstils – wenn es aber um die Tiefe seines Lebens und seiner Kunst (g. o. „Satan“, 1896) geht, verwischt das Bild. Dieser Band taucht in die irritierenden Bildwelten eines Künstlers hinab, der nach dem Krieg weitgehend vergessen wurde.

2 Gestalterinnen der Reform Die Deutschen Werkstätten Hellerau katapultierten Dresden ins Zentrum der internationalen Kunstgewerbe- und Reformbewegung. Das ist auch das Verdienst starker Frauen, die mit Mut und Chuzpe Konventionen sprengten. Als „Appell, viele bislang außer Acht gelassene Nachlässe zu ergründen“, versteht sich dieses Buch.

3 4 Möbelmarke der Moderne Fotograf des Neuen Sehens Der 1961 von Otto Kolb ent„Das Watt“ heißt 1937 Alfred Ehrhardts Erstlingswerk, mit worfene „Sessel 457“ war eine Messesensation. Für ihn dem der Kirchenmusiker seischaltete Walter Knoll zum ers- ne Laufbahn als AvantgardeFotograf begründet. Ehrhardts ten Mal eine Anzeige. Autor Bernd Polster hat sie zusamStiftung veröffentlicht nun die besten Fotografien des „Naturmen mit anderen Zeugnissen der Zeitgeschichte in der Firphilosophen mit der Kamera“ – menbiografie versammelt, die als Buch und Edition in Leinachzeichnet, wie Knoll von nen-Kassette samt Print. A l fre d Stuttgart aus die Welt eroberte. Ehrhardt Stif tung, 2 3 2 S .,

W ienand, 24 8 S ., 3 9, 8 0 Euro.

Hirmer, 24 6 S ., 3 9, 9 0 Euro.

Te N eue s, 3 5 2 S ., 5 0 Euro.

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3 9, 8 0 Euro, Edition: 6 5 0 Euro.

Cover- und Innenabbildungen: Münchner Stadtmuseum; Wienand Verlag; © SKD, Robert Vanis; Hirmer Verlag; Walter Knoll (2); Alfred Ehrhardt Stiftung

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Foto: Manuel Nieberle / Condé Nast Verlag; Bildschirmfoto: Ames

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Leben

Foto: Marion Brenner

in Miami, Ibiza, Walnut Creek, Kapstadt, Le Muy, Denpasar und Fasano

Sonnenkinder! Lange, es kann Jahrzehnte dauern, sammelt die Agave (o. Agave parryi) in ihrer dornigen Blattrosette Kraft, bis sie gloriose Blüten ausbildet – und dann stirbt. So viel Selbstlosigkeit im Dienst der Schönheit! Nicht zuletzt deshalb zählten Agaven zu den Lieblingen von Ruth Bancroft (1908–2017), in deren berühmtem Kakteengarten bei San Francisco „die Artischocke“ heute – immer noch nicht blüht.

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Miami

GroĂ&#x;e


Miami Modern: Die künstlich angelegten Inseln vor Miami sind hoch begehrt. Nur eine schmale Seite des Grundstücks, auf das Peter Marino seinen kantigen Kalksteinbau setzte, hat Meerblick. Den Garten gestaltete Nievera Williams.

Geometrie

Was macht man mit einem Schuhschachtel-Grundstück? Peter Marino setzt auf Star Island noch zwei Rechtecke dazu – und schenkt so der fabelhaften Kunst eines Sammlerpaars und den kecken Palmen einen angemessenen Rahmen. Tex t Michael B oodro

Fotos Manolo Yllera

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Pe ter M arin o

„Hier geht es vor allem um einen entspannten Lebensstil. Und um die Kunstsammlung.“

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Selbst kapriziöse Primadonnen wie Wendell Castles goldener „Triad Chair“ und die eckig-silbrigen Tischchen von Juan und Paloma Garrido fügen sich bei Peter Marino zu einem entspannt eklektischen Ensemble. Er designte Sofa und Sessel, die den Raum sanft umarmen. Darüber versammeln sich Werke von Alber-

to Burri, Lucio Fontana und (über der Tür) Damien Hirsts Schmetterlingskonzert. Formgeschwister, die Epochen und Kontinente überwinden, sind Claude Lalannes maßgefertigter Couchtisch und die Statuen aus Südostasien. Ganz rechts: eine Skulptur von Miró. Und über allem schwebt sacht ein Calder-Mobile.



Marmor, Kalkstein – und Peter Marino (u.). Der Architekt und Designer ist berühmt für seine gekonnte Ba­ lance aus Opulenz und Reduktion. Links schafft er in der Kom­ bination aus zurück­ haltendem Kalkstein und expressivem Mar­ mor eine geradezu erhabene Stimmung.

Als einen modernisti­ schen Wandelgang hat Peter Marino den über­ dachten Eingang (li. Seite) in die subtropi­ sche Vegetation ge­ schlagen. „Kalkstein ist eines meiner Lieblings­ materialien“, erklärt der Architekt, der selbst am liebsten Leder trägt. Mit den Auftragge­ bern verbindet ihn ei­ ne lange Beziehung – und einige Anwesen.

Wie Urwaldregen um­ fassen die gemalten Wandstreifen das Bett im Elternschlafzimmer (re.). Es kostete Ma­ rino Überzeugungsar­ beit, den Masterbed­ room dunkel­mondän zu halten. So kommt der antike, in Phulkari bestickte Bettüber­ wurf zum Glimmen. Licht spenden die Vin­ tage­Tischleuchten von Josef Hoffmann.


Pe ter Marino

„Die Fenster habe ich so arrangiert, wie ich es mit Bildern an einer Wand machen würde.“

W er sich an Peter Marino wendet, weiß in der Regel, was ihn erwar­ tet – und kann sich doch nicht ganz sicher sein, was er bekommen wird. Marino ist ein Modernist, der wieder und wieder gezeigt hat, dass die Begriffe „reduziert“ und „raffiniert“ kein Widerspruch sind. Sein Gefühl für Luxus ohne Übertreibung macht ihn zur ers­ ten Wahl, wenn anspruchsvolle Investoren und Luxusmarken ei­ nen Architekten suchen. Für Chanel, Louis Vuitton und Fendi gestaltet er Boutiquen, die so schillernd und sinnlich sind, dass keine Website mithalten kann; ganz gleich wie „versandkostenfrei“ dort alles angeboten wird. Und wenn er sich bereit erklärt, ein Privathaus zu entwerfen, mögen die Ergebnisse vielleicht etwas subtiler sein, doch keinesfalls weniger spektakulär. Mit dem Paar, für das er dieses sehr spezielle Haus plante, ver­ bindet Marino schon seit Jahrzehnten eine Freundschaft. Er hat für die beiden Wohnsitze in Manhattan und Greenwich, Connec­ ticut, entworfen und danach auch ihrer Tochter ein Haus gebaut. Auf ihrem Anwesen in Palm Beach errichtete er eine Gruppe schattiger Pavillons mit Walmdächern, die Anklänge an Polyne­ sien heraufbeschworen und die Sammlungen der Eigentümer be­ herbergten – moderne Kunst, Art déco­Möbel und Skulpturen aus Südostasien in Museumsqualität. Doch der Zauber von Palm Beach ist verblasst. Einer der Söhne des Paars lebte mit seinen

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Kindern in Miami – verlockend nah, aber doch zu weit entfernt, als dass sie ihre Enkel so oft hätten sehen können, wie sie woll­ ten. Viele ihrer großartigen asiatischen Kunstwerke hatten sie als Schenkungen an Museen abgegeben. Und wie sie ihrem Architek­ ten anvertrauten: „Miami ist einfach viel hipper.“ Die ideale Lage, so fanden die beiden, wäre eine der kleinen künstlich angelegten Inseln, die die Biscayne Bay durchsprenkeln: abgeschieden, aber nicht weit von all den Aktivitäten in South Beach – oder ihrem Sohn. Und ein Wohnsitz auf einer Insel wür­ de es ihnen ermöglichen, ihre Yacht (natürlich auch von Marino entworfen) auf einem Dock direkt vor dem Haus aus dem Wasser zu holen. Doch auf den Privatinseln vor Miami tummeln sich be­ reits zahlreiche Reiche und Prominente, und eine Premium­Lie­ genschaft war nicht leicht aufzutreiben. Das Grundstück auf Star Island, das die beiden schließlich erwarben, war ein lang gestreck­ tes Rechteck, am schmalen Ende mit einem Zugang zum Wasser. Der Architekt musste sich, wie er es beschreibt, mit „einem Schuh­ schachtel­Grundstück“ begnügen. „Ein schwieriger Standort. Di­ rekten Blick aufs Wasser gab es nur für wenige Räume. Meine Lösung für die Schuhschachtel waren weitere Schuhschachteln.“ Sein genialer Entwurf besteht also aus zwei rechteckigen Schachteln. Die eine ist lang, schmal und zweistöckig – sie beher­ bergt eine Bibliothek und die Mastersuite, darüber Gästezimmer; die andere ist zurückgesetzt, kürzer und breiter – hier befindet sich der Wohn­ und Essbereich, der sich über zwei Etagen streckt.


Blickachsen: Die lo­ dernden Bilder von Richard Prince (darun­ ter eine „Nurse“) set­ zen die Akzente im Wohnzimmer (li. Seite), während sich die von Marino ent­ worfenen Sitzmöbel, Tische und Kommo­ den farblich mit einem Gemälde von Jean Dubuffet abstimmen. Wie ein Wärter aus einer anderen Welt: die fragile Skulptur von Yonel Lebovici.

Lebhafter Wellengang! „Ich kann gar nicht sa­ gen, wie viel Spaß es gemacht hat, diese Bäder zu entwerfen“, sagt Peter Marino. Für jedes schuf er ei­ ne eigene Kombina­ tion aus Marmor oder wie hier in einem Gäs­ tebad: Tiger Onyx. Am Boden ließ er ihn im Cross Cut, an der Wand im Vein Cut ver­ legen. Die Leuchte ist von Georges Jouve.


Peter Marino hat zwei Kuben miteinander verbunden. Klarlinig, fast zurückhaltend wirkt der Eingangs­ bereich. Den Stein un­ terbrechen unregel­ mäßig große Fenster.

Pe ter Marino

„Es ist ein schwieriger Standort. Wenige Blicke aufs Wasser. Meine Lösung für die Schuhschachtel waren weitere Schuhschachteln.“ Die Verbindung zwischen beiden schafft ein lang gezogenes, geräumiges Entree, das den Blick sofort aufs Wasser lenkt. „Ich finde es in einem Haus am Ufer immer wichtig, dass man das Wasser sieht, sobald man eintritt“, erklärt der Architekt. Die Wände sind aus Kalkstein, „eins meiner Lieblingsmaterialien“, erklärt Marino. Jedes der Gebäude ist von kleinen, hohen oder breiten Fenstern durchbrochen. „Die Fenster habe ich so arrangiert, wie ich es mit Bildern an einer Wand machen würde. Eine direkte Sicht aufs Wasser kann auch langweilig sein“, fügt er hinzu. „Meine beste Sicht aufs Wasser hatte ich, als ich ganz jung war und im legendären Apartmenthaus Beekman Terrace wohnte, mit einer langen, diagonalen Aussicht über den East River.“ Um einen ähnlichen Effekt zu erzielen, ist die Glaswand des Esszimmers, die den Blick über den Pool und die Bucht freigibt, stark angewinkelt. „Ich habe den Winkel nach Norden gesetzt, um die Hitzeeinwirkung möglichst niedrig zu halten.“ Die Bibliothek, ein Raum, so hoch wie zwei Geschosse, bekam den Meerblick – nicht die Mastersuite, die dunkler und düsterer wirkt. „Ich musste die Kunden davon überzeugen, sich auf ein dunkelfarbenes Schlafzimmer einzulassen. In heißen Klimazonen streicht man Räume dunkel, damit sie kühler bleiben. Und glamouröser wirken.“ Vom Essbereich aus geht der Blick auf einen von Mauern umrandeten grünen Garten: eine weitere Schachtel, die diesen Raum weitläufiger wirken lässt. Der Boden im Entree ist ein Mosaik aus silbernem, braunem und rostfarbenem Marmor, das einem Teppich ähnelt und als Inspi-

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ration für die echten Teppiche im Wohnzimmer diente. Die Badezimmer sind mit kraftvoll gemusterten, gelben, orangefarbenen und grünen Steinen eingefasst. „Ich habe verschiedene Marmorsorten und Onyx ausgewählt“, erzählt Marino, „und dann passte ich die Farbpaletten der Räume entsprechend an. Ich kann gar nicht sagen, wie viel Spaß es mir gemacht hat, diese Bäder zu entwerfen.“ Das Haus demonstriert eine weitere Stärke Marinos – sein tiefes Verständnis für Kunst. Er ist selbst ein leidenschaftlicher Sammler (unlängst gründete er eine Stiftung, um seine Collection auszustellen, die von Renaissance-Bronzefiguren bis zu zeitgenössischen Arbeiten reicht) und Mäzen. Die Kunstwerke, die er für seine Projekte in Auftrag gegeben hat, füllen inzwischen ein ganzes Buch. Hier integrierte er die asiatischen Skulpturen und die Gemälde von Fernand Léger, Joan Miró, Anselm Kiefer und Richard Prince aus der Sammlung der Eigentümer, konnte aber auch Stücke in Auftrag geben, darunter Möbel von Lalanne und eine geometrische Leuchte von Johanna Grawunder im Essbereich, außerdem schuf er eine Serie großer Bronzebehälter. Zwar ist dieser neue Wohnsitz ganz anders als das schattige, exotische Anwesen des Paars in Palm Beach – „in diesem Haus geht es mehr um ihre zeitgenössische Kunst und einen unkomplizierten Lebensstil“, findet Marino –, doch er bringt das Leben und den Geschmack der Eigentümer ebenso deutlich zum Ausdruck. Und unverkennbar ist das hier ein echter Peter Marino; eine frische Neuinterpretation von Miami, maximal modern.


Etwas Altes, etwas Neues und etwas Ge­ mustertes … An der Decke des Esszimmers hängt eine Leuchte von Johanna Grawun­ der, die Peter Marino anfertigen ließ. Sie gibt die Form vor und lässt doch dem Ge­ mälde von Fernand Léger den großen Auftritt. Im Entree prangt ein von Marino entworfener „Tep­ pich“ aus unterschied­ lichen Steinsorten.


Ibiza


Alles auf

Tex t Florian Siebeck Produk tion T ina Hom Fotos Jean- Marc Wullschleger

Let the sunshine in: Der Sessel „F545 Big Tulip“ von Pierre Paulin im Wohnzimmer (li. S.) ist mit sonnengelbem Kvadrat-Stoff bezogen (Leuchte: Schottlander). Die Bodenfliesen von Gio Ponti, die sich durch das ganze Haus ziehen, sind eine Reminiszenz ans Mittelmeer, das gleich vor der Haustür liegt (li.).

Lange suchte ein Paar nach einem Anwesen mit Wasserblick und Raffinesse. Als die beiden schon aufgeben wollten, fanden sie dieses alte Haus an der Klippe. Ein Neuanfang in Pontiblau.

Blau 111


Wie Gemälde lenken die schwarzen Fensterrahmen die Blicke nach draußen. Die „Globe“-Sessel von Pierre Guariche oben ließ das Paar passend zum Gartengrün mit Kvadrat-Stoffen beziehen; die perforierte Eingangstür unten ist eine Hommage an Jean Prouvé. Der Strand ist nur sieben Gehminuten von der Terrasse rechts entfernt.


Pa s c a l Chei k h Djavad i

„Die größte Herausforderung war es, das Haus zu modernisieren, ohne seine Anfänge zu verraten.“

Finnisch-dänische Moderne am Meer: Im Esszimmer bilden Stühle von Hans Olsen für Frem Røjle mit dem Tulip Table von Eero Saarinen ein Ensemble (auf dem Tisch Tabletts von India Mahdavi). Die Röntgenaufnahme eines Skorpionfischs stammt vom französischen Künstler Xavier Lucchesi.

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Hinter der Eingangstür aus Corian und Glas (re.), die der Architekt selbst entwarf, stehen Sessel und Hocker von Gio Ponti für Cassina (u.), auf der Terrasse Möbel von Lobster’s Day. Die Leinenbettwäsche oben ließen die Be­ sitzer bei Heritage Textiles in Jaipur fertigen.


E in gutes Dutzend Häuser hatte sich das Paar – er Franzose, sie Iranerin – schon angesehen, und langsam machte sich ein Gefühl der Ernüchterung breit. Es konnte doch nicht so schwer sein, dachten die beiden, ein Haus auf Ibiza zu finden, das im Wesent­ lichen zwei Kriterien erfüllt: so nah am Meer, dass immer eine frische Brise geht, und so gut gebaut, dass jeder Blick eine Wohl­ tat ist. Doch auf Ibiza ist es nun mal so, dass die besten Wohnun­ gen selten annonciert werden. Das einzige Haus, das ihnen auf Anhieb gefiel, stand mitten auf dem Land: eine umwerfend modernisierte Finca. Er will sie sofort kaufen, sie aber bleibt bei ihrer Devise: ein Haus am Meer oder keins. Immerhin unterbreitet sie ihm einen Vorschlag zur Güte: „Wenn wir ein Haus finden, das mich begeistert, dann sorge ich dafür, dass es der gleiche Architekt umbaut wie dieses hier.“ Und das war Pascal Cheikh Djavadi, das hatte sie gleich gesehen. „Er hat ein erstaunliches Auge für den Raum. Ich liebe seine Präzisi­ on und Strenge.“ Sie kannte ihn noch aus Jugendtagen in Paris, wo er neben seinem Architekturstudi­ um auch Mode entwarf. „Für mich ist er ein wahrer Ästhet, was er gestaltet, hat große Raffinesse.“ Djavadi ist es auch, der sie um die Jahrtausendwende zum ersten Mal nach Ibiza bringt – sie ist nicht die Erste, die er mit seinem Insel­ fieber ansteckt. An einem dunklen Novembertag un­ ternimmt sie einen letzten Versuch und besucht ein Haus im Norden der In­ sel, das sie im Internet gefunden hat. „Es schüttete wie aus Eimern, aber ich wusste sofort: Das ist es“, sagt sie. Vor 60 Jahren hatte jemand das Gebäude auf einen kleinen Hügel gesetzt, vor dem eine Klippe steil ins Meer fällt. Seitdem schien es, als ob die Zeit in diesen Räu­ men stillgestanden hätte. Tatsächlich gewinnt sie den Archi­ tekten Djavadi für die Wiederbelebung der alten Schönheit. Er hat schon viele Häuser auf Ibiza herausgeputzt, er spielt mit dem Licht, den Proportionen und Perspektiven. „Ich suche das Zeitlose in Acapulco-Feeling auf meinen Projekten, das Volumen und die Ibiza: Der Architekt puren Linien, die zum Minimalismus Pascal Cheikh Djavadi neigen. Ein Minimalismus, der Ruhe, vergrößerte die TerFrieden und Wohlbefinden ausstrahlt. rassen des Hauses, um mehr Platz für BeDie größte Herausforderung war es, das gegnungen zu schafGebäude zu modernisieren“, erzählt fen. Wem das nicht Djavadi, „ohne seine Anfänge zu verra­ ausreicht, kann durch ten.“ Es bestand ursprünglich aus zwei den 2000 QuadratEinheiten, die über eine Außentreppe meter großen Garten wandeln, der vom miteinander verbunden waren. Der Ar­ Landschaftsgestalter chitekt verlegte das Treppenhaus nach Mazdak Rohani entinnen und brach tragende Wände im worfen wurde.

Erdgeschoss auf, um den Wohnbereich nach außen hin zu öffnen. Vier Schlafzimmer gibt es – „es ist immerhin ein Ferienhaus“, sagt Pascal Cheikh Djavadi, „die Hausherren wünschten sich so viele Schlafplätze wie möglich“. Er vergrößerte auch die Terrassen und legte dort einen Pool an, im Innenraum entwarf er Küche und Bä­ der von Grund auf neu. Wegen der strengen Bauvorschriften für Häuser in solch exponierter Lage dauerte der Umbau des 240 Quadratmeter großen Anwesens neun Monate. Übrig blieb nur die Kubatur des Baus, seine klaren Linien, weißen Flächen. Die schwarzen Profile der Fenster, die spektakuläre Landschafts­ ansichten rahmen, lassen das Innenleben des Hauses von außen „wie eine Aufeinanderfolge von Gemälden wirken“, sagt Djavadi. Gezeigt werden Meister der Moderne: „Das Haus ist aus dieser Zeit, deshalb schien es uns logisch, das auch im Innenraum fortzu­ führen“, erklärt die Hausherrin. Ihre Vorliebe für Lehnstühle, ins­ besondere von Paulin, Guariche und Ponti, kam dabei gelegen: Sie fand alte Klassiker in Rotterdam, Antwerpen und in der Schweiz. Alle außer Ponti ließ sie mit Kvadrat­Stoffen beziehen, die sinn­ bildlich für die Sonne und die Vegetation Ibizas stehen. Reminis­ zenzen an den Meeresboden und die Sechziger finden sich in Form von Bodenfliesen, die Gio Ponti einst für das Hotel „Parco dei Princi­ pi“ entworfen hatte. „Ich wollte ur­ sprünglich Teppiche, aber Pascal war dagegen“, sagt die Hausherrin. Es brauchte nur einen Besuch in Sorrent, und sie war überzeugt. „Als ich dann noch herausfand, dass Ponti die Villa Namazee in Teheran entworfen hatte, die Freunden von mir gehörte, war ich hin und weg.“ Jetzt führen die Kacheln wie ein kohärentes Band vom Wohnzimmer über das Schlafzimmer bis zur Haustür, wo das durchfallende Licht im Sommer gegen 14 Uhr ein fantas­ tisches Spiel mit den Fliesen treibt. Es ist auch eine Hommage an Jean Prouvé, der oft mit perforierten Strukturen arbeitete und den Djava­ di besonders schätzt. Vor der Haustür legt sich ein 2000 Quadratmeter großer, kaska­ dierender Garten wie ein Teppich um das Anwesen herum. Entworfen hat ihn der französisch­ iranische Gartenkünstler Mazdak Rohani, ebenfalls ein Freund der Familie. „Er schlug vor, auf der fruchtbaren Erde auch Zitronengras, Radieschen, Zucchini, Gurken und Auberginen zu pflanzen – eine großartige Idee!“ Unter Aleppokiefern, Pinien und Phönizischem Wacholder, die störrisch jeder Brise trotzen, wachsen nun Thymian, Rosmarin und Oregano, deren zarter Duft sich mit der frischen Meeresluft vermengt. „Wo gibt es das schon, dass sich Lebensart, Licht und Natur zu einem so harmonischen Ganzen fügen?“, fragt die Haus­ herrin, die ihren Platz auf dieser sonnenverwöhnten Insel ganz abseits des Trubels gefunden hat. Das ibizenkische Paradies, nach dem sie so lange suchte: ein Ort himmlischen Friedens.

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Walnut Creek

Im Garten von Ruth Bancroft (re. Seite, vor einer Agave fran­ zosinii) tragen selbst die Stei­ ne Grün – nämlich den Blätter­ überzug der Deuterocohnia brevifolia. Dazwischen lugen die Spitzen der weißstachli­ gen, behaarten Säulenkakteen Cleistocactus strausii und des Oreocereus celsianus hervor.


Porträt: Brown Cannon/Look

Dornröschen

… blühen im kalifornischen Walnut Creek. Kakteen und Sukkulenten erzählen dort das Märchen einer Frau, die 109 Jahre alt wurde und ihren Garten in eine botanische Schatzkammer verwandelte: Ruth Bancroft. Tex t Simone Herrmann

Fotos Marion Brenner

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Botanisches Theater (von links oben): Die Blü­ tenfransen der Gaste­ ria acinacifolia. Aus dem Agavenwäldchen ragen die Blütenbäume von Agave salmiana in den Himmel. Yucca in allen Varianten – rigida, thomp­ soniana und die große Yucca carnerosana. Die Blüte der Cheiridopsis öffnet sich am Mittag.

Wie mit Gold umsponnen wirkt die sechsteilige Kak­ teenstele des Cleistocac­ tus (M.). Während die große stachlige Opuntia robusta dahinter einen Fächertanz aufzuführen scheint, wirkt die Cylin­ dropuntia rosea (li.), als habe eine Spinne sie weiß umwebt. Hoch oben ra­ scheln die Palmblätter der Washingtonia filifera.

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Als wäre es eine riesige Artischocke – dabei sind es die blauen dorngespickten Rosetten der Agave parryi. Daneben bildet Agave striata so nadelfeine Blätter aus, dass man eher an Gräsertuffs als an dickfleischige Sukkulenten denkt. Agave salmiana mit dunkelgrün gezahnten Blättern (o. re.) blüht gelb.

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Br i a n Kemble

„Ruth wollte, dass man das Gefühl hat, mitten unter den Pflanzen zu sein, nicht auf einem botanischen Lehrpfad.“


S ie war schon über 100 Jahre alt, als sie sich mit der großen Agave fotografieren ließ, eine kleine alte Dame in Wildledermokas­ sins, die Hose bis zur Brust hochgezogen, mit plustrigem weißem Haar und einem verschmitzten Lächeln, zierlich und mär­ chenhaft wie ein Blumenelf. Ruth Bancroft. Ein geheimes Einverständnis schien zwi­

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schen ihr und der Agave franzosinii zu be­ „Einmal wollte ich Ruth eine Binde ho­ stehen, selbst auf dem Foto ist es zu sehen: len, nachdem ihr eine Agave den Arm blu­ Etwas Zartes, Inniges verbindet die beiden. tig gestochen hatte“, erzählt Kemble, „aber Behutsam neigen sich ihr die mächtigen sie sagte nur: ,Wenn ich bei jedem Kratzer gezackten Blätter entgegen, beschirmen sie, aufgehört hätte zu arbeiten, hätte ich nie fast zärtlich wirken die Blattkrallen, ganz etwas zustande gebracht.‘“ Und das hat­ nah an ihrer Wange. „Agaven, Aloen und te sie. Einen der berühmtesten Kakteen­ Echeverien“, sagt Brian Kemble, der heuti­ und Sukkulenten­Gärten der Welt näm­ ge Chefgärtner des Ruth Bancroft Garden, lich. Was hier, in Walnut Creek, umso seien ihre Lieblinge gewesen, wobei es staunenswerter sei, meint Kemble, „denn durchaus auch zur Sache gehen konnte … unser Garten liegt im nördlichen Hinter­


Blütentapisserie mit Kiefer (Pinus edulis). Ruth Bancroft wollte ihren Garten wild. Nichts sollte „dressiert und brav gestutzt“ aussehen. Auch das alte Blätterkleid der Yuccapalmen ließ sie stehen; die roten Blätterbüschel der Keulenlilien, Mohn und Steinbrech wuchern noch heute über die gemulchten Wege – den Besuchern entgegen. ruthbancrof tgarden.org

land der San Francisco Bay, wo das Wetter von extremer Sommerhitze zu klirrender Kälte im Winter wechselt“. Keine guten Be­ dingungen also, aber für Ruth Petersson Bancroft (1908–2017) zählte das nicht. Als Kind einer schwedischen Gelehrtenfami­ lie geboren, der Vater war Lateinprofes­ sor in Berkeley, hatte sie Architektin wer­ den wollen, bevor der Börsenkrach ihren Traum zunichtemacht. Vorerst. Denn wer die Säulenarchitekturen ihrer Kakteen und

Agaven, die präzise geplanten Perspektiven, umsponnen und von pummeliger Lieblich­ den beschwingten Formenreichtum ihres keit. Charakterpflanzen, deren Magie der Gartens kennt, weiß, dass sie diesen Traum tschechische Schriftsteller und „Kakteen­ doch noch verwirklicht hat. Allen Wider­ narr“ Karel Čapek so beschrieben hat: ständen zum Trotz. Aber erst einmal wird „Aber es gibt geheimnisvolle Augenblicke, Miss Petersson Lehrerin – und sorgt für wo der widerspenstige und kratzbürstige sich selbst. Artig in der Ecke sitzen und Starrkopf ein wenig träumt und vergisst, auf den Richtigen warten, wie all die ande­ dann bricht eine Blüte aus ihm hervor, ren jungen Damen in dieser Zeit? Nicht mit groß und leuchtend, eine königliche Blüte ihr. Außerdem gärtnert sie, seit sie denken unter gezückten Waffen. Es ist eine Selten­ kann. „Ich war die Einzige mit dieser Pas­ heit und eine besondere Gnade, die zu erle­ sion in meiner Familie“, wird sie später zu ben nicht jedem vergönnt ist.“ Suzanne B. Riess sagen, die sie zwischen Solche Momente wachsen in Ruth Ban­ 1991 und 1992 für die Universität in Berke­ crofts Garten, denn auch die Agaven ma­ ley interviewt. Das deutsche Kinderbuch chen dort ihrem Namen alle Ehre, „erhaben, „Etwas von den Wurzelkindern“ habe sie edel“ bedeutet er im Griechischen. Lange regelrecht verschlungen. „Und das Buch bereiten sie sich auf ihre Blüte vor, sam­ mich.“ Der Richtige kommt trotzdem. 1939 meln Kraft und Lebenssäfte in ihren flei­ heiratet sie Philip Bancroft Jr. und zieht schigen, dornenbewehrten Blättern, und mit ihm auf die Familienfarm nach Wal­ wenn sie dann nach vielen Jahren blühen – nut Creek, 400 Acres voller Birnen­ und prächtige Blütenkandelaber in Gelb, Cela­ Walnussbäume. Sie bekommt drei Kinder don, Orange, Rosa, die wie Fanfaren meter­ und legt einen englischen Blumengarten hoch in den Himmel schießen –, sterben an, geht zu Charity­Dinnern und mit ihrem sie noch im selben Jahr. Und bei aller Erha­ „Phil“ in die Oper – das typische Leben ei­ benheit mochte Bancroft wohl ihre Genüg­ ner kalifornischen Upperclass­Lady, könn­ samkeit am liebsten, erzählt Brian Kemble, te man meinen. Wenn da nicht diese un­ der 1980 nach Walnut Creek kam „und mit bezähmbare Leidenschaft für den Garten Ruth ihre To­do­Listen abarbeitete. Abends wäre, für ihre Sammlung an Sukkulenten, berieten wir dann beim Bier, wo wir etwas für Kakteen. Zu Hunderten hat sie sie in Neues pflanzen konnten, denn es gab im­ kleine Töpfe gepflanzt. Wer weiß, ob sie mer etwas, das dem Garten noch fehlte.“ So nicht doch noch einen Kakteengarten anle­ wie die vom Samen gezogene Aloe plicatilis, gen würde, später einmal … der argentinische Kaktus Gymnocalycium 1971 bekommt sie von ihrem Mann oder Berlandiera lyrata, die jetzt im Juni mit drei Acres Gartenland als Geschenk; sie ist ihrem Schokoladenduft den ganzen westli­ 63 und voller Tatendrang. Gemeinsam mit chen Teil des Gartens überflutet. Oder die dem Gartendesigner Lester Hawkins legt Bärentraube und der zartblaue Hibiskus sie in der Mitte des Grundstücks einen „Ruth Bancroft“. Bis 2006 habe Ruth noch Teich an, modelliert das Land, gibt der Ebe­ täglich im Garten gearbeitet, dann wurde ne Relief, lässt kleine Hügel, Täler, Wege, es zu beschwerlich für sie, aber sie war im­ Felsen, einen Pavillon bauen. Doch dann, mer für eine Stippvisite gut, sagt Kemble. schon im nächsten Jahr, das als „the big Er sehe sie noch an den Reihen der Yucca­ freeze“ in die kalifornischen Wetteranna­ palmen vorbeigehen, „die ihre Baströcke len eingehen wird, liegt alles am Boden, aus alten Blättern tragen, weil Ruth keine erfroren, vertrocknet. „Da dachte ich mir, ,manikürten Pflanzen‘ wollte“. Es wirkt wie ich könnte genauso gut etwas pflanzen, ein Defilee – die kleine 100­jährige Dame was weniger Wasser benötigt.“ Kakteen vor diesen mächtigen Palmen, auf denen und Sukkulenten also! Besonders die Eche­ hier und da weiße Blütenbüschel empor­ verien haben es ihr angetan, dicke Blät­ schießen, als salutierten sie vor ihr. terrosetten, aus denen unversehens (man 109 Jahre wurde sie alt, und nie waren muss dabei den Atem anhalten, so zart sind Karel Čapeks Worte lebendiger als in ih­ sie!) filigrane Stengel mit rosigen Blüten­ rem Garten: „Frühling ist das ganze Jahr glöckchen sprießen. Auch bei den Kakteen hindurch und Jugend das ganze Leben. scheint Zauberei im Spiel, sie gleichen in Denn ständig blüht irgendetwas. Was aber Bancrofts Garten riesigen Gurken, Kürbis­ blüht, weiß nichts vom Herbst, kennt nur sen, Elchgeweihen oder Kerzenleuchtern, den Sommer, weiß nichts vom Welken, stachlig, keck, weißbärtig, manche gold­ kennt nur das Blühen.“

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Produktion: Luanne Toms/Frank Features; Fotos: Elsa Young/Frank Features

Auf der Kommandobrücke: Tatsächlich war „Star Trek“ eine der Inspirationen, die die beiden Modedesigner ihren Architekten an die Hand gaben. „Wir lieben rare Farbkombinationen“, sagt Malcolm Kluk. Die Schrankfront aus Grobspanplatten ist als zentrales Gestaltungselement in Sherwin-Williams’ Weinrot „Show Stopper“ getaucht; sie disharmoniert vorzüglich mit dem knalligen „Bohemian Chair“, dem lachsrosa Sesselduo (alles von Moroso) und dem Karminrot im Teppich von Kartell. Die Edelstahl-Kücheninsel soll ans Deck der Enterprise erinnern. Von der Terrasse kann man Gleitschirmfliegern und Schiffen auf Ostafrikakurs zusehen.

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Tex t Larissa B eham

Das strahlende Blau des Ozeans toppen zwei Modedesigner mit Farbflashs und entspanntem Science Fiction-Chic. Faszinierend!

Produk tion Luanne Toms

Fotos Elsa Young

Unendliche Weiten

Kapstadt



Die Felderdecken sehen nicht nur spacig aus, sondern sind auch mit relativ wenig Beton zu realisieren und darum ökologisch gedacht. Der Stab, der links daran befestigt ist, gibt der Esszone sanftes Licht für elektronische Candle-Light-Dinner. Den Tisch entwarfen die Hausherren, er ist aus „Arctic Cream“-Granit gemacht. Ihr Lieblingskünstler Andrzej Urbanski malte das Bild an der Wand, die Stühle sind von Kartell und heißen „Mr. Impossible“. Die Esszimmerterrasse wurde strategisch windgeschützt und lichtexponiert gen Norden (in Südafrika die Sonnenseite) angelegt.

Hinter der roten Schrankfront verbirgt sich die Spülküche (unten links). „Espressoschwarz bringt ein bisschen dunklen Glamour hinein“, findet Malcolm Kluk. Rietvelds „Zig Zag Chair“, unten rechts als Reedition von Cassina im Gästezimmer, ist einer seiner „all-time favourites“. Das Streifenthema findet seine Fortsetzung – jetzt waagerecht statt blitzförmig – in der Mixed-Media-Arbeit „Di nuovo paesaggio (The Landscape, Again)“ von Paolo Bini (2016) im Flur. Das weiße Regal ist eigentlich ein Industriemöbel, das Kluk und Du Toit mit Schubladen ergänzten.

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Malcolm Kluk

„Uns macht es Spaß, Elemente in einen Raum einzufügen, die die ganze Komposition ein wenig aus der Balance bringen.“

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Zwischen den Fenstern mit Bergblick im Schlafzim­ mer unten ersetzt das Kunstwerk „Quando posso vedere il paesaggio (When I Can See the Landscape)“ von Paolo Bini (2016) hintersinnig das fehlende Stück Aussicht. Bett, Stehlampe und Astronautenlampe lieferte die Einrichtungskette Weylandts. Die Nacht­ tische sind umlackierte Vintage­Funde, die weiße Leuchte links ist von Kartell. Re. Seite: Der muldenrei­ che Holzsessel im unteren Wohnzimmer stammt aus einer Auktion. Cassinas Sofaklassiker „Maralunga“ – in waldgrünem Bouclé von Raf Simons für Kvadrat – bietet ein Flokati von Mae Artisan Rugs quietschvio­ lett Paroli, und über allem schwebt Galia Gluckmans Großformat „Sto“ wie eine rote Wolke vom Mars.




Christiaan Gabriël Du Toit und Malcolm Kluk (oben rechts im Esszimmer) hängten auch in die Lounge (linke Seite) ein Op Art-verwandtes Kunstwerk von Andrzej Urbanski. Auf den Coffeetables von Cassina stehen kleine Plastiken aus bemaltem Stahl von Rodan Kane Hart. Der Boden aus Terrazzoplatten zieht sich durch alle Räume, die Terrassen eingeschlossen – so wirkt es wie aus einem Guss. Die Architektur des Gebäudes versöhnt die schönsten Aussichtspunkte mit einer energieeffizienten Bauweise (oben links).

H

ier wohnen Männer, kein Zweifel: In der oberen Lounge des 530 Quadratmeter großen Neubaus regiert eine kantige Kücheninsel aus kühl schimmerndem Stahl – als befänden wir uns auf der Kommandobrücke der Enterprise. Daneben ragt dynamisch ein Granit-Tisch aus einer Ecke der großzügigen Wohn- und Esszone: Auch das ein Schaltpult, was auch sonst? Im ganzen Haus von Malcolm Kluk und Christiaan Gabriël Du Toit schweift der Blick zudem durch riesige Fensterrechtecke auf den Atlantik, um dann in die astralen Weiten darüber abzuheben. „Star Trek“ fiel wirklich als Stichwort beim Briefing der Architekten Christiaan van Aswegen und Annemie van den Heever. Im Dialog mit ihnen entstand das Haus an einem Hügel in Kapstadt, 500 Meter über dem Meer; nach einer Zeichnung, die Kluk spontan im Flugzeug gekritzelt hatte. Zwei gleich große Wohnungen gibt es darin, die sein Lebenspartner und er nun beide nutzen. „Wir hatten vor, das Objekt zu gestalten und dann zu verkaufen. Stattdessen sind wir selbst eingezogen“, erzählt Kluk. Die Mode-

schöpfer sind seit 17 Jahren ein Paar und entwerfen gemeinsam Couture, Prêt-à-porter-Kollektionen und Brautkleider: Ihr Label KLûK CGDT ist eines der erfolgreichsten in Südafrika. Seit Kurzem treten sie auch als Interiordesigner auf: „Wir versuchen, bewohnbare Räume zu gestalten; ohne starres Thema oder Schema.“ Trotz dieser Prämisse meint man sogar, die Kassettendecke, die fast im ganzen Haus zu finden ist, von Kameraschwenks in „Star Trek“ zu kennen. Sie ist aber auch beeinflusst vom US-Architekten John Lautner und dessen legendärer Sheats-Goldstein Residence, verewigt im Film „The Big Lebowski“. Doch der Umgang mit Farben und Formen – fahle Wände, knallbunte Möbel und Objekte wie Rietvelds „Zig Zag Chair“ – lässt die verschiedensten Querverweise zu, ob zum Bauhaus, zu Gemälden von Richard Hamilton oder den Kulissen bei Stanley Kubrick. Aha, auch Kubrick … Und dann diese Fassade in Milchstraßenweiß und brutalistischem Tiefgaragengrau … Nein, kein Zweifel: Christiaan Gabriël Du Toit und Malcolm Kluk haben hier eine Pop Art-Raumfähre gelandet.

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Le Muy

Beste Aussicht: Louis Benech, Gestalter der Tuilerien in Paris, entwarf den Park für die Familie Mitterrand. Hier ließen die Pari­ ser Galeristen Skulp­ turen von Claudia Comte, Wim Delvoye und Sol LeWitt in­ stallieren. Den Pool gestaltete Peter Kog­ ler. Im Esszimmer (rechte Seite) sind sich die sonnengelben Rattanstühle freund­ lich zugeneigt. Tisch, Stühle, Bank und Ke­ ramiken entwarf In­ dia Mahdavi. Darüber hängen Papierar­ beiten der Schweizer Performance­Künst­ lerin Katja Schenker.


Silbriges

Dem Zauber des Südens können wenige solche Sonnenbühnen bauen wie India Mahdavi. An der Côte d’Azur schenkte sie dem Haus einer Galeristenfamilie sogar eine glänzende Hülle.

Glitzern Tex t Ulrich Clewing

Produk tion Cédric Saint André Perrin

Fotos Ambroise Tézenas

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Die Außenfassade o. li. ließ India Mahdavi in kühlem Silber streichen. Innen im Living (li.) beugen sich die Sessel „Cap Martin“, zwei „Jelly Pea“-Sofas um den Coffeetable „Week End“. Eckensteher: die Leuchten „Casanova“ und „Don Giovanni“, alles von India Mahdavi. An der Decke strahlt eine Arbeit von Liam Gillick.

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Zackenspiel: In der Küche oben kulminiert das Spiel der Linien und der Schatten. Den Möbeln gab Mahdavi eine Oberfläche aus Valchromat, auf der sich das Licht bricht. Am Boden ließ sie ihre Fliesen „Hexagonal“ (Bisazza) verlegen. Die Fliesen an der Wand fand sie in Marokko, der Hocker ist ihr Klassiker „Bishop“.


Jean-Gabriel Mitterrand (li.), India Mahdavi und Edward Mitterrand auf einer der Terrassen. Vater und Sohn sind seit Jahrzehnten Galeristen in Paris. Der Tisch ist vom KĂźnstler Peter Kogler, die emaillierte Tonschale darauf von der Poterie Ravel.

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Etwa 70 Skulpturen befinden sich in dem 25 Hektar großen Landschaftspark. „Red on Red“ von Mark Handforth wurde exakt für diesen Platz konzipiert. Nach Anmeldung kann man den Park besuchen. Informationen unter domaine dumuy.com

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Palmen drinnen, Pinien draußen: Im Wohnzimmer steht India Mahdavis Sofa „Jetlag“. Coffeetable: Takis, die Kunst-Palme „First Time“ ist von Gary Webb. Rechts eine „Femme AssiseNana“ von Niki de Saint Phalle. Am Boden liegen Mahdavis Zementfliesen im NeoGeo-Stil für Bisazza.


Im Masterbedroom für besondere Gäste der Mitterrands be­ gegnet einem wieder das grafische Spiel der Formen. Die Kis­ sen auf Patricia Urquiolas Bett entwarf Mahdavi. Das Foto da­ rüber ist von Anne und Patrick Poirier. Stuhl: Pierre Jeanneret.

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anche Namen klingen einfach nicht französisch oder deutsch, sondern: europäisch. Jean-Gabriel Mitterrand, Neffe des ehemaligen Staatspräsidenten François Mitterrand, würde das garantiert unterschreiben. Er und sein Sohn Edward finden sich trotz übervollem Terminkalender in bester Laune zum Gespräch ein. Meine Herren, dieses Haus ist ja spektakulär. Eine silberne Fassade ist in dieser Gegend sicher sehr ungewöhnlich. Jean-Gabriel Mitterrand: Oh, an der Côte d'Azur gibt es eine Menge grandioser Anwesen, das hat hier Tradition. Edward Mitterrand: Als mein Vater die Domaine erwarb, dachten wir zuerst, es wäre mit ein paar kleineren Umbauten getan. Doch uns war bald klar, dass ein radikaler Schritt nötig war. JGM: Architektonisch war das Haus unbedeutend, es war nicht einmal richtig zu Ende gebaut. EM: Wir wollten, dass es etwas Besonderes wird, ein SignaturePiece. Die Silberfarbe an der Fassade ist Teil davon. Kannten Sie India Mahdavi bereits persönlich, bevor Sie sie als Architektin und Designerin engagierten? EM: Wir schätzen ihre Arbeit seit Langem sehr. Ich habe sie über meinen guten Freund Patrick Seguin kennengelernt. JGM: Damit waren auch die letzten Zweifel beseitigt, ob wir mit dem ganzen Projekt noch einmal neu beginnen sollten. Nur einige kleinere Modifikationen an einem schlecht konstruierten, uninteressanten Haus, dafür hätte sie nie ihren Namen hergegeben. Hatte Ihre Familie schon davor eine Verbindung zu Le Muy? JGM: Um ehrlich zu sein, nein. Wir sind aus Paris, wir fahren deshalb immer in die Normandie, das liegt einfach näher. EM: Ich habe als Kind mal eine Zeit lang im Süden gewohnt … JGM: Um diesen Ort zu entdecken, brauchten wir etwas Hilfe. Wir haben deshalb einen Bekannten um Rat gebeten, den Bildhauer Bernar Venet. Er empfahl uns, es doch mal bei Le Muy zu probieren. Haus und Grundstück haben wir recht schnell gefunden. Sie sagen, das Haus sei schon fast fertig gewesen, als Sie es erwarben. Was hat India Mahdavi daran verändert? EM: Eigentlich alles. Während der Bauphase gab es einen Zeitpunkt, da standen hier nur noch die Außenmauern. Wir mussten es schließlich an unsere Bedürfnisse anpassen, deshalb hat India Mahdavi den Grundriss völlig neu organisiert. Jetzt haben wir im Erdgeschoss ein größeres Wohnzimmer, in dem wir auch Empfänge geben können. Dann gibt es dort noch eine Art Schaulager: einen 200 Quadratmeter großen Raum, der als Lager dient, in dem wir aber auch bestimmte Arbeiten präsentieren können. Was ist noch anders geworden an der Struktur des Hauses? EM: Im Souterrain haben wir ein paar Büros für das Personal, das Obergeschoss hat drei Zimmer und ist privat. Dort übernachten wir, wenn wir im Süden sind, oder wir überlassen die Etage Gästen. Das können Gäste der Galerie sein oder auch Künstlerinnen und Künstler, die im Park an Skulpturen arbeiten.

Wie empfanden Sie die Zusammenarbeit mit India Mahdavi? EM: Wir sind sehr zufrieden, es ist genau so geworden, wie wir es uns erhofft haben, eine Mischung aus mediterranem Flair und Design-Avantgarde. India Mahdavi hat mit den grafischen geometrischen Elementen bei den Fliesen am Boden, den Einbauschränken und auf der Terrasse wirklich großartige Arbeit geleistet. Sie hat dem Haus Noblesse und die Eleganz des Extravaganten gegeben. Und die grafischen Elemente ergänzen sich hervorragend mit der Landschaft und der Kunst, die man dort sehen kann. JGM: India Mahdavi hatte schon öfter Projekte im Süden, sie kennt die Verhältnisse hier. Sie ist der Ansicht, dass zur Côte d'Azur nicht nur das Licht, die Pinien und das blaue Meer gehören, sondern auch das Spiel der Schatten, die sich im Lauf des Tages verändern. Ich finde, dem hat sie adäquat Ausdruck verliehen. Wer hatte die Idee zu dem Skulpturenpark? JGM: Die trug ich schon lange mit mir herum. Anfang der achtziger Jahre hatte ich Gelegenheit, den Park der Sammlung Gori bei Pistoia zu besuchen, der damals gerade eröffnet worden war. Das war sehr imposant, monumentale zeitgenössische Skulpturen wie das Labyrinth von Robert Morris oder Alberto Burris Stahlskelett im Freien zu sehen. Später hatten wir so etwas Ähnliches auch mal für eine Saison bei uns in der Normandie probiert. Aber da hat es die ganze Zeit nur geregnet (lacht). Stammen die Werke alle von Künstlern Ihrer Galerie? EM: Im Gegenteil, die machen nur ungefähr ein Drittel aus. Wir haben den Park zusammen mit einem Experten entwickelt, Simon Lamunière, der zehn Jahre Leiter der Art Basel Unlimited war. Seine Erfahrung mit großen Skulpturen hat uns sehr weitergebracht. JGM: Der Skulpturenpark sollte nicht der verlängerte Arm unserer Galerie sein. Er ist als Showcase gedacht, um damit zu zeigen, was man in einer solchen Landschaft mit Kunst alles machen kann. Sie dürfen nicht vergessen: Hier an der Côte d'Azur, überhaupt in der ganzen Provence, hat sich in den letzten Jahren unheimlich viel getan. Ich halte es für nicht übertrieben zu sagen, dass sie inzwischen der internationalste Teil von Frankreich ist. EM: Es ist eine Kulturregion, die von Monaco bis nach Arles reicht, wo die Kunstsammlerin Maja Hoffmann mit der Luma-Stiftung für viel frischen Wind gesorgt hat. In der Nähe von Aix gibt es jetzt den Skulpturenpark von Patrick McKillen bei seinem Weingut Château La Coste, auf Porquerolles haben Sie die Fondation Carmignac. Diese Orte reihen sich aneinander wie Perlen. Und wir sind hier nur 45 Minuten vom Flughafen Nizza entfernt. Wo halten Sie sich in Haus und Park am liebsten auf? JGM: Ich mag die Terrasse sehr. Wir mussten das Haus auf eine stabile Fundamentplatte stellen, deshalb ist sie ansprechend groß, und man hat von dort einen tollen Blick. Weil unser Grundstück an ein Naturschutzgebiet grenzt, reicht der Park praktisch von hier bis zum Meer. Aber am liebsten gehe ich spazieren, wobei mich die Skulptur von Sol LeWitt immer wieder besonders anzieht. EM: Mein Lieblingsplatz ist die Küche. Ich finde, man kann da am besten sehen, worauf es India Mahdavi ankam, weil dort alle grafischen Elemente versammelt sind. Es ist fast so, als würde man in diesem Raum in ihren Gedanken herumgehen. Wenn ich eine Skulptur auswählen müsste, dann wohl die von Tomás Saraceno. Natur, Kunst, der Himmel, die Spinnen, die sich langsam in den transparenten geometrischen Modulen einnisten: In dieser Arbeit steckt alles, worum es sich hier für uns dreht.

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Denpasar

Bamas Haus Feriendorf der Extraklasse: An Balis Südostküste baute Ian Chee drei luftige Sommervillen – und behielt zwei für sich.


Nur 300 Meter trennen die Terrasse der Rumah Sandiwara vom Indischen Ozean. Hausherr Ian Chee entwarf den Tisch. Der Lüster „Agnes“ ist ein Design von Lindsey Adelman für Roll & Hill. Eine frische Brise weht auch li. auf einer WolkenCollage aus balinesischen Stoffen.

Tex t Reinhard Krause

Fotos Giorgio Baroni

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Ian Che e

„Keep it simple ist auf der Insel immer ein gutes Motto. Zugleich begeistern sich die Balinesen für alles, was neu ist.“

Einige Bereiche der drei Ferienvillen sind traditionell indonesisch möbliert, Chees Entwürfe in der Rumah Panjang (li. und oben) orientieren sich an westlichen Vorbildern. Die Flos-Leuchten entwarf Michael Anastassiades. Keramiken wie das rostfarbene Riesengefäß zählen zu den Faibles des Hausherrn (oben).

Rechts lehnt Architekt, Designer und in diesem Fall auch: Projektentwickler Ian Chee an einer Mauer aus Airbricks in der Rumah Panggung. Sein Büro VX Design betreibt er von seiner Heimat Singapur aus; auf Bali unterhält er ein Entwurfsbüro samt eigener Werkstatt. v xde sign.com


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Schwimmen unter Orchideenzweigen. Die Rumah Panjang macht ihrem Namen Langes Haus alle Ehre: Der Riegel misst 50 Meter und wird von einem Kßhle spendenden Pool flankiert. Vom Obergeschoss mit seinen drei Gästezimmern kann man bei guter Sicht den Vulkan Gunung Agung sehen.

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Ian Che e

„Zur Eröffnung kamen 60 Gäste. Im ersten Haus gab es eine Bar, im zweiten das Buffet, im dritten spielte eine Keroncong-Band.“

Das tropische Klima auf Bali macht Ven­ tilatoren zu einem must – innen wie au­ ßen. Im überdachten zweigeschossigen Hof der Rumah Pan­ jang (li. S.) wirkt die extralange „Agnes“­ Leuchte selbst wie eine Orchidee. Beton, Kunststein und Zementflie­ sen mixt der Haus­ herr äußerst subtil.

Eine zweifarbige Va­ riante der indone­ sischen Fliesen klei­ det o. die Rückwand der Küche in der Rumah Panggung. Zum Masterbath­ room re. gehört eine gemeißelte Wanne aus Naturstein, die halb im Freien steht. Auch hier erweist sich Ian Chees siche­ res Gespür für flir­ rende Kachelmuster.

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er Pate ist nicht da. Statt seiner liegt KimChee auf den gemusterten Zementfliesen und schläft den Schlaf der Gerechten, während vom Meer eine sachte Brise herüberweht. Die schwarz-weiße Kintamani-Hündin weicht nicht von Ian Chees Seite, wenn der auf Bali weilt. Mops Bama muss einstweilen auf sein Herrchen verzichten und in Singapur ausharren. Das ist hundsgemein, schließlich ist er der Namenspatron von „Casabama“, ein aus drei benachbarten Villen bestehendes Ferienhaus-Ensemble, das nur ein kleines Wäldchen aus Kokospalmen von Balis schwarzem Sandstrand abschirmt. Architekt Ian Chee erklärt lächelnd, wie es zu dem Projektnamen kam: „Bei der Suche schwirrten verschiedene Begriffe durch die Luft. Unser Strand liegt in der Saba-Bucht, dazu passt la casa, das Haus – aber Casaba klingt, als ob da noch etwas fehlt.“ Also sprang der Mops mit seinem Namen ein, und „Casabama“ war geboren. Die drei Häuser wiederum wurden nach einem javanischen Popsong benannt: Rumah Panjang bedeutet Langes Haus, Rumah Panggung Bühnen-Haus und Rumah Sandiwara Drama-Haus. Ian Chee kam in Singapur zur Welt, sein Architekturstudium absolvierte er in London, wo er 1994 sein eigenes Büro VX Design eröffnete. Mittlerweile ist Chee zurück in seiner Heimat und betreut von Singapur aus Projekte in Hongkong, Malaysia, Bangkok und Großbritannien. Indonesien und speziell Bali bilden den neusten Arbeitsschwerpunkt: „Wir haben hier auf der Insel ein Studio eingerichtet, in dem wir Designs auf handwerklicher Basis entwickeln. Statt den ganzen Tag am Rechner zu verbringen, wollen wir uns selbst die Hände schmutzig machen.“ Bali, zweieinhalb Flugstunden von Singapur entfernt, war für den Architekten schon immer ein bevorzugtes Reiseziel. Im Südosten der Insel fand er vor einigen Jahren einen Bauplatz für sein Ferienhausprojekt. Zum Flughafen der Inselhauptstadt Denpasar braucht man 40 Minuten, ähnlich nah liegt die Touristenhochburg Seminyak. „Wenn man will, ist man von hier aus überall sehr schnell, doch zum Glück geht es an unserem Strand noch geruhsam zu.“ Zudem gibt es in der Umgebung eine Reihe von Dörfern, die sich jeweils auf bestimmte Handwerkstechniken spezialisiert haben, etwa Ikat-Webereien, Spezialisten für Bambusgeflecht, Steinmetze und Schnitzwerkstätten. Der ideale Ort also für einen Designer auf der Suche nach neuen Kooperationspartnern. „Mit Balinesen zusammenzuarbeiten“, sagt Chee, „ist großartig. Sie mö-

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gen vielleicht nicht in allem so versiert sein wie ihre Kollegen in London, dafür sind sie unglaublich begeisterungsfähig, wenn es um Neuerungen geht. Sie lieben es, Dinge auszuprobieren. Schwieriger wird es, wenn digitale Haustechnik ins Spiel kommt. Keep it simple ist ein Motto, mit dem man auf Bali sehr gut fährt.“ Das Anwesen ist für fünf Ferienvillen ausgelegt, drei der Gebäude wurden bislang gebaut. Ian Chee hat sie komplett ausgestattet und die Rumah Panjang einem Freund verkauft. Zu Zeiten, in denen die Besitzer nicht selbst anwesend sind, werden die Villen an zahlende Gäste vermietet. Für deren leibliches Wohl sorgt ein Team von Angestellten, inklusive Köchen und Masseuren. Architektonisch fügen sich die Gebäude zu einem dorfartigen Ganzen. Weit auskragende Dächer und überdachte Höfe bieten viel Schatten und Platz für zwangloses Beisammensein. „Die schönste Jahreszeit“, verrät der Architekt, „ist von Mai bis Juli, wenn es nur leichte Niederschläge gibt und eine frische Brise aus Nordost weht. Ich habe die Gebäude so konzipiert, dass die Luft möglichst frei zirkulieren kann.“ Zu den baulichen Maßnahmen zählen durchbrochenes Mauerwerk, Shutters und Schiebefenster, die sich weit öffnen lassen. „In der Regenzeit, die meist von Dezember bis Februar dauert, müssen wir die Räume natürlich vor der Nässe schützen. Danach setzt eine feuchtheiße Periode ein, in der die Pools und klimatisierten Räume Abkühlung bieten.“ Die Anlage ist aber auch flexibel genug, um Gästen, die für sich sein wollen, Rückzugsmöglichkeiten zu bieten. Umgekehrt lässt sie sich zu einem durchlässigen Ganzen öffnen, etwa wenn Ian Chee, der nebenher eine klassische Pianistenausbildung genossen hat, zu Konzerten in seinen Musiksaal bittet. „Ich lade öfter befreundete Musiker zu einer Woche Urlaub mit Kammermusik ein.“ Zu Chees musikalischen Vorlieben zählen inzwischen auch die Klänge seiner gewissermaßen dritten Heimat: „Im Dorf gibt es eine der berühmtesten Tanzschulen von ganz Bali. Deren Musiker waren schon mehrfach hier bei uns zu Gast. Ich hoffe, diese Auftritte lassen sich in Zukunft noch weiter ausbauen.“ Nicht nur das Musikprogramm, auch das Interior zeugt von der Weltgewandtheit des Bauherrn. Überall verschmelzen westliche und asiatische Muster, Beton wird durch Teak gemildert, Batikund Ikat-Stoffe treffen auf Möbel mit Midcentury-Anmutung, meist Eigenentwürfe. „Ich habe keine Lieblingsperiode in der Designgeschichte“, erklärt der Designer. „Um eine Balance zu finden, setze ich hier und da Vintages ein, und auch die Leuchten sind importiert.“ Dann muss er lachen: „Wenn man nicht aufpasst, landet man hier schnell bei einem Look, der an die Flintstones erinnert.“ Doch wenn man es genau bedenkt, lag ja schon der Zauber der Sixties-Serie darin, dass die Feuersteins und Geröllheimers in Bungalows lebten, die Archaik und Moderne aufs Herrlichste miteinander in Einklang brachten. Yabba Dabba Doo!


Der Pool, ein Bambuswäldchen und Kokospalmen geben dem Garten des Langen Hauses Tiefe. Im Twin Room unter dem Satteldach der Rumah Sandiwara (linke Seite) wartet Eames’ „La Chaise“ auf zahlende Gäste. c asabama.id


Endloser

Fasano

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Tex t G esine B orcherdt Fotos G iorgio Baroni


Der Himmel über Apulien ist meerblau. Von seiner Terrassenküche kann der Architekt Pino Brescia den Wolken beim Vorbeiziehen zuschauen – oder die Treppe hinauf zum Pool nehmen.

Sommer Im süditalienischen Fasano wachsen die Häuser eng aneinandergeschmiegt aus der Tuffsteinklippe empor. Zwei davon hat ein Architekt in sein Zuhause verwandelt – und in eine Ode an Apulien.


Fast alles, was in diesem palaz­ zotto alla fasanese nicht zu den originalen Einbauten gehört, hat Pino Brescia selbst entworfen. Die Bezüge und Vorhänge sind in hellen Farben gehalten. Viele hat er neu aufarbeiten lassen. Die runden Beistelltischchen stammen aus den fünfziger Jahren. Die Wände wurden immer wieder mit Kalk überstrichen – Unregelmäßigkeiten gehören hier zum guten Ton. Besonders verliebt hat sich der Hausherr in die sechs Meter hohen Kuppeldecken, die typisch sind für die Bauten der Stadt.


F asano ist ein glücklicher Ort. Vom Meer weht eine leichte Brise hinauf auf den Hügel, an den sich dicht an dicht die weißen Häuschen schmiegen wie schlummernde Welpen. Beinahe vergisst man sie hier, die glühende Hitze Apuliens, die das Land sonst fast erdrückt, wenn es nicht gerade vom scirocco zerzaust wird. Zu den Hafenstädten Bari und Brindisi ist es nicht weit, ansonsten herrscht die Ruhe der Provinz.

Hoch hinauf: Mitten in der Alt­ stadt, gleich neben einem kleinen Lokal, führt eine steile Treppe (links) in den ersten Stock. Doch das Leben spielt sich vor allem im Freien ab: Die Terrasse oben links misst dieselbe Fläche wie das Wohn­ zimmer darunter. Die meisten Möbel sind organisch mit dem Haus verschmolzen: Sitzflä­ chen und Tische sind einge­ arbeitet und mit neuen Polstern versehen. Weil der Architekt zwei Häuser in eines verwan­ delt hat, läuft man oben auch auf dem Dach über Treppen.

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Maßarbeit: Die Holzfronten der Küche links sind in Kassetten aus Tuffstein eingelassen, aus dem das gesamte Haus oder eigentlich fast ganz Apulien besteht. Die Knäufe sind aus Keramik, ein Handwerk, für das die Gegend um Fasano berühmt ist. Auf den Schränken reihen sich gefüllte Wasserflaschen aneinander: Von unten beleuchtet, bilden sie eine indirekte Lichtquelle. Auf dem Boden hat der Hausherr einen hellen Stein aus der Umgebung verlegt, der die Platte des Esstisches bedeckt. Auch das Schlafzimmer unten mit seinen Bögen und Nischen ist ganz in Steinweiß gehalten.

Und dennoch hat Fasano, wie so viele Städtchen Apuliens, eine erstaunliche Ele­ ganz, wie man sie in dieser entlegenen, oft auch brüchigen Gegend nicht unbedingt erwarten würde. Pino Brescia stammt von hier. Apulien ist seine Heimat, man hört es an dem weichen Akzent und an der Liebe, die in seiner Stimme mitschwingt, wenn er sagt: „Ich bin im Süden verwurzelt. Man lebt hier gut, allein das Essen ist ein Grund, nicht wegzuziehen.“ Auch wenn der Ar­ chitekt oft auf Reisen ist und in Mailand studiert hat: Spätestens als er das Haus, Pardon, die beiden Häuser vom Ende des 18. Jahrhunderts im Stadtzentrum entdeck­ te, stand sein künftiger Standort fest. Und so verwandelte Brescia zwei Bauten in eine, die Vergangenheit bemerkt man nur noch an den beiden Eingängen. Die steile Treppe neben einem kleinen Lokal hinauf, landet man im ersten Stock, wo sich das Leben des Hausherrn abspielt, wenn er nicht gerade auf einer der beiden Terrassen ist: Die eine sitzt auf dem Dach vom einstigen Nachbarhaus, die andere im dritten Stock über dem Schlafzimmer und dem Bad des Haupthauses. „In Fasano wur­ de so gebaut, dass ein Großteil des Lebens im Freien stattfinden kann. Unsere Som­ mer sind ja sehr lang“, sagt Brescia. „Die Terrasse mit dem Esstisch hat die gleiche Größe wie das Wohnzimmer. Früher hat man hier Wasser gesammelt und durch die Wände nach unten in eine Zisterne gelei­ tet.“ Die sechs Meter hohen Kuppeldecken

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im Innern haben dagegen eine so noble Anmutung, dass praktische Überlegungen schnell vergessen sind. Diese Bauweise ist typisch für Fasano. Viele Elemente sind noch original – et­ wa die Türen und die Bereiche für die Einbauten. Der Gesamteindruck ist orga­ nisch, frisch und sanft zugleich. Und es hat einfach Charme, wenn die Wände so oft in Kalkfarbe gestrichen sind, dass sie wirken, als würden sie atmen. „Um den Geist der Geschichte einzufangen, habe ich auch die Möbelentwürfe angepasst, mit einem kleinen zeitgenössischen Dreh. Minimal Mediterranea nenne ich das“, sagt Brescia. Man versteht ihn: Wer von hier kommt, will nie wieder weg.


Freiraumwohnung: Früher wurde Regenwasser von den Terrassen in eine Zisterne geleitet, heute plätschert nur ein kleiner Strahl. Geschützt von Mauervorsprüngen, ragen auf dem Dach des ersten Stocks mannshohe Kakteen wie Windfänge oder archaische Skulpturen empor. Auf derselben Terrasse befindet sich eine überdachte Küche. Im Grunde hat der Architekt also nicht nur zwei Häuser vereint, sondern auch zwei Wohnflächen im Freien.


AD bei …

Loulou Berg, Gil Eilin

Andreas Murkudis, Christian Haas

Rebecca Rupcic, Sarah Buschor, Sophia von Westerholt

Meissen bei Boffi Ende Mai luden Meissens Kreativdi­ rektoren Otto Drögsler und Jörg Ehrlich zur Präsentation neuer und historischer Stücke der Porzellan­ manufaktur in den Showroom von Boffi Berlin. Fast 250 Gäste bestaun­ ten die eklektische Inszenierung des ikonischen Schwanen­Service mit klassischen Vogelfiguren, Vasen und den neuen Serien „Vitruv“ und „Col­ lage“ – auf Neuheiten von Boffi und DePadova. Ein gelungener Mix! FW Gekonntes Mix & Match: Meissens neue Kollektionen und ikonische Klassiker auf einem Marmortisch von Boffi.

Andrea Latten, Andreas Henke

Thomas Rook, Lennart Franz, Sally Fuls, Melissa Antonius

Georg Nussdorfer

Monika Czosnowska, Catharina Mende, Hans Thedieck

Michael Albert, Barbara Hickl

Stefanie Geipel, Michelle Gross, Nine-Christine Müller, Beatrice Mosca

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Otto Drögsler, Olaf Hajek, Jörg Ehrlich, Oliver Jahn

William Fan, Nelson Abulencia

Fotos: Michael Homberg

Jürgen Mayer H.


AD Summaries

Miami (p. 100) Peter Marino designs a smart Star Island abode for a couple and their A-list art.

Situated on one of Biscayne Bay’s desir­ able small islands, the clients’ site was long, rectangular, and less than ideal – “a shoebox plot” in architect Peter Marino's words. His imaginative solution was to add two more rectangular boxes – a nar­ row two­story volume featuring a double­ height library, guest rooms, and a moody master suite, plus a shorter, wider one be­ hind containing a high­ceilinged living/ dining area. In each, the limestone walls are pierced with variously sized openings that call to mind carefully hung pictures, while the hall floor has a rug­like, Marino­ designed marble mosaic that inspired the living room’s actual rugs. Commissioned pieces such as Claude Lalanne furnishings and a geometric Johanna Grawunder light fixture also feature, along with skillfully integrated Asian sculptures and contem­ porary paintings from the owners' first­ class collection.

Ibiza (p. 110) Pascal Cheikh Djavadi realizes a couple’s dream of an elegant, view-filled home.

For these French­Iranian buyers, finding the envisioned Ibizan retreat proved sur­ prisingly difficult. After numerous fruit­ less viewings, they finally struck gold in the island's north, discovering a sixties villa with the desired coastal setting and beautiful views. Choosing an architect, by contrast, could hardly have been easier: Pascal Cheikh Djavadi was an old Paris acquaintance whose refined eye they had long admired. Here, his task was to update the building without being unfaithful to its roots, he says. The clean­lined, white­ walled shell was thus left intact, but, in­ side, living spaces were opened up and overhauled. For the decors, the trio took their cue from the architecture, choosing modernist pieces by the likes of Ponti, Paulin, and Guariche, while the former's blue­and­white floor tiles, designed in the 1960s for a Sorrento hotel, connect the liv­ ing room, bedroom and hall.

Walnut Creek (p. 116) Ruth Bancroft passed away in 2017, but her unique succulent garden survives.

She lived to 109 and left a remarkable bo­ tanical legacy. After marrying a fruit grow­

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er in 1939 and moving to his family farm in Walnut Creek, Ruth Bancroft remained true to her love of plants, cultivating an English flower garden and growing countless suc­ culents in small pots. In 1971, her husband gave her a three­acre plot to develop, which she filled with exotica such as agaves, eche­ verias, and cacti, gradually transforming it into one of the world’s foremost dry gar­ dens – a remarkable feat given the seasonal weather swings in this corner of northern California. No less remarkable is that she continued tending it daily well into her 90s. Even when that became too difficult, she would still drop by, says Brian Kemble, who began helping out in 1980 and, as the Ruth Bancroft Garden’s head curator, is among those ensuring her vision lives on.

Cape Town (p. 124) Two fashion designers land a color-filled spaceship on the South African coast.

There’s a distinctly male vibe to Malcolm Kluk and Christiaan Gabriël Du Toit’s ex­ pansive home. The upstairs living area has a muscular granite dining table plus a steel kitchen island with echoes of the Enter­ prise’s bridge, while the almost omnipresent coffered ceilings could likewise be straight from a Star Trek set, though they also refer­ ence John Lautner’s iconic Sheats­Goldstein Residence. Built by architects Annemie van den Heever and Christiaan van Aswegen based on a sketch by Kluk, the house, which overlooks the ocean from a lofty hillside perch, is split into two equal­sized apart­ ments, both of which the couple use. Along­ side sci­fi cues, their interiors boast strident color clashes (think salmon­pink Moroso armchairs against burgundy cabinet fronts) and bold abstract works by selected con­ temporary artists.

Le Muy (p. 132) India Mahdavi sprinkles her magic dust over an art-filled Provençal retreat.

When Paris­based gallerist Jean­Gabriel Mitterrand, nephew of the famous former president, bought Domaine du Muy on the Côte d’Azur, it soon became clear that the original plan of making just minor alter­ ations wouldn’t do. “We wanted to create something special, a signature piece,” ex­ plains his son Edward, and so the pair turned to star architect and designer India Mahdavi. Today, the previously unspectac­ ular house wows visitors with striking B y Iain Reynolds

silvery façades, while the inside has been completely remodeled, gaining a larger living room, a 200 sq m space for display­ ing and storing art, plus decors that blend Mediterranean flair with avant­garde, of­ ten geometric designs. The gardens, too, have been transformed – into a bucolic sculpture park showcasing pieces by Sol LeWitt, Tomás Saraceno, and many more.

Denpasar (p. 140) East and west combine winningly at Ian Chee’s idyllic Balinese retreat.

Two and a half hours away by plane, Bali has long been a regular haunt for Singapore­ based Ian Chee. Having already set up a design studio on the island, the architect has now established a tranquil mini­resort on its southeast coast. Comprising a trio of adjacent villas, the ensemble has a villagey feel and is built for comfort in tropical con­ ditions, with overhanging roofs, shady cov­ ered areas, and air bricks to help ventilate the rooms. Inside, exposed concrete is tem­ pered by warm teak and vibrant Indonesian tiles, while batik and ikat fabrics contrast with vintage furniture and Chee­designed mid­century­style pieces. When not occu­ pied by their owners, the properties are rented out to paying guests, whose needs are catered for by a support staff including masseurs and chefs.

Fasano (p. 150) Merging two Puglian townhouses gives Pino Brescia a charming, calming abode.

Fasano is a blissful little place, an elegant coastal town where whitewashed houses stand huddled together on tuffstone rock. Small wonder architect Pino Brescia, who grew up here but studied in Milan, decid­ ed to return, setting up home in an 18th­ century townhouse – or, to be precise, a pair of townhouses now seamlessly com­ bined (the only clues to their once sep­ arate existences are the extra front door and the two roof terraces, one of which is as large as the living room below). Inside, the interiors feel fresh yet muted and or­ ganic. Period features such as six­meter­ high vaulted ceilings, wooden doors, and original storage recesses blend easily with bespoke furnishings, which Brescia de­ signed to match the historic ambience but also gave a contemporary twist. “I call it Minimal Mediterranean,” he says of their pared­back look.


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AD erscheint bei CondÊ Nast Germany, Oskar-von-Miller-Ring 20, D-80333 Mßnchen; Tel.: 089/38104-994, Fax: 089/38104-270; Amtsgericht Mßnchen HRB 56733, USt-IdNr.: DE 129 318 186; Geschäftsfßhrerin: Jessica Peppel-Schulz

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Shaping a City

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Seit 40 Jahren lebt David Rockwell schon in New York. Und so lange prägt der Architekt auch diese Stadt – etwa mit einem temporären 9/11-Denkmal, Set-Designs für den Broadway, dem Kulturzentrum The Shed und dem neuen „Moxy“-Hotel (o.) in Chelsea. Wir trafen Rockwell in New York. M ehr auf ad-magazin.de

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Urheber- und Reproduktionsrechte © VG Bild-Kunst, Bonn 2019

© Courtesy Galerie Eigen + Art, Leipzig/Berlin/

S. 11: Andrzej Urbanski, Gemälde S. 13: Stéphane Parmentier, Interieur S. 34: Pierre Jeanneret, Stuhl

VG Bild-Kunst, Bonn 2019 S. 94: Carsten Nicolai, Installation

S. 102: Jean Dubuffet, Gemälde S. 102: Alberto Burri, Gemälde S. 103: Alberto Burri, Gemälde S. 103: Claude Lalanne, Tisch S. 106: Jean Dubuffet, Gemälde S. 106: Yonel Francois Lebovici, Skulptur S. 109: Fernand Léger, Gemälde S. 125: Andrzej Urbanski, Gemälde S. 126: Andrzej Urbanski, Gemälde S. 127: Gerrit Thomas Rietveld, Stuhl

© Damien Hirst and Science Ltd. All rights reserved/VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Published under Joint Venture Brasilien: Vogue, Casa Vogue, GQ, Glamour Russland: Vogue, GQ, AD, Glamour, GQ Style, Tatler, Glamour Style Book

S. 102: Damien Hirst, Gemälde © Lucio Fontana by SIAE/VG Bild-Kunst, Bonn 2019 S. 102: Lucio Fontana, Gemälde S. 103: Lucio Fontana, Gemälde © Successió Miró/VG Bild-Kunst, Bonn 2019 S. 103: Joan Miró, Skulptur

S. 130: Andrzej Urbanski, Gemälde

© Niki Charitable Art Foundation/

S. 131: Andrzej Urbanski, Gemälde S. 138: Pierre Jeanneret, Stuhl

VG Bild-Kunst, Bonn 2019 S. 137: Niki de Saint Phalle, Skulptur

S. 138: Anne und Patrick Poirier, Fotografie

Abonnementbetreuung Deutschland und Österreich: AD ARCHITECTURAL DIGEST Leserservice, Postfach 290, 77649 Offenburg, Tel. 0781 6394509, E-Mail abo@ad-magazin.de. Schweiz: AD ARCHITECTURAL DIGEST Leserservice, Postfach, 6002 Luzern, Tel. +41 41 3292244, E-Mail ad@leserservice.ch. USA: AD ARCHITECTURAL DIGEST (German) (USPS no 0024066) is published monthly by Condé Nast Verlag GmbH. Subscription price for USA is $ 80 per annum. K.O.P.: German Language Pub., 153 S Dean St, Englewood NJ 07631. Periodicals postage is paid at Englewood NJ 07631 and additional mailing offices. Postmaster: Send address changes to: AD Architectural Digest (German), GLP, P.O. Box 9868, Englewood NJ 07631. All other countries: see Deutschland. © 2019 by Condé Nast Germany GmbH, München. AD ARCHITECTURAL DIGEST is published 10 times in 2019. AD STIL, DESIGN, KUNST & ARCHITEKTUR NR. 201 © 2019 Condé Nast Germany GmbH ARCHITECTURAL DIGEST erscheint in den USA bei The Condé Nast Publications Inc.

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Indien Vogue, GQ, Condé Nast Traveller, AD

Published under License or Copyright Cooperation Australien: Vogue, Vogue Living, GQ Bulgarien: Glamour China: Vogue, AD, Condé Nast Traveler, GQ, GQ Style, Condé Nast Center of Fashion & Design, Vogue Me, Vogue Film Deutschland: GQ Bar Berlin Griechenland: Vogue Hongkong: Vogue Island: Glamour Korea: Vogue, GQ, Allure, W Mittlerer Osten: Vogue, Condé Nast Traveller, AD, GQ, Vogue Café Riyadh Niederlande: Vogue, Glamour, Vogue The Book, Vogue Man, Vogue Living Polen: Vogue, Glamour Portugal: Vogue, GQ, Vogue Café Porto Rumänien: Glamour Russland: Vogue Café Moscow, Tatler Club Moscow Serbien: La Cucina Italiana Südafrika: House & Garden, GQ, Glamour, House & Garden Gourmet, GQ Style, Glamour Hair Thailand: Vogue, GQ Tschechische Republik und Slowakei: Vogue, La Cucina Italiana Türkei: Vogue, GQ, La Cucina Italiana Ukraine: Vogue, Vogue Café Kiev Ungarn: Glamour Chairman of the Board of Directors Jonathan Newhouse

Foto: Michael Kleinberg

S. 44: Jean Emile Victor Prouvé, Raumtrenner

Mexiko und Lateinamerika Vogue Mexico and Latin America, Glamour Mexico, AD Mexico, GQ Mexico and Latin America


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Die ehemalige First Lady nimmt uns mit in ihre Welt und berichtet von den Erfahrungen, die sie zu der starken Frau gemacht haben, die sie heute ist. Sie erzählt von ihrer Kindheit in der South Side Chicagos, von den Jahren als Anwältin und leitende Angestellte, von der Zeit als berufstätige Mutter sowie von ihrem Leben an Baracks Seite und dem Leben ihrer Familie im Weißen Haus.

Berlin wird erwachsen David Chipperfield über die Vollendung der Museumsinsel

Retreat im Regenwald

Juli&August 2019 Deutschland 8 € Deutschland, Österreich/ 13 SFr Schweiz

Ruanda auf den Spuren eines großen Entdeckers

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ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur


AD Genie & Spleen

Illus tration Emiliano Ponzi

Über den Dächern von Paris

Gustave Eiffel war in der Pariser Hautevolee nicht wohlgelitten. Anfangs, weil der von ihm entworfene Turm als ein „die Stadt überragender, düsterer Fabrikschlot“ abgewatscht wurde – später, weil herauskam, dass er ein Stück des Turms für sich behalten hatte: ein Apartment, 285 Meter über der Stadt, mit Ausblick auf den Triumphbogen und den Invalidendom. Es war nicht groß, aber gut ausgestattet, mit Möbeln, Ölbildern, sogar einem Klavier. Betuchte boten Eiffel ein kleines Vermögen für nur eine Nacht, doch der lehnte ab. Viel lieber blieb er allein hier, mit sich, seinen Gedanken und seinem Lebenswerk. FS

Die September-Ausgabe erscheint am 14. August 2019 162


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Sonderheft Juli / August 2019

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Architectural Digest. Stil, Design, Kunst & Architektur erscheint in der Condé Nast Germany GmbH Oskar-von-Miller-Ring 20, 80333 München Telefon 089 38104-0 mail@condenast.de, www.condenast.de ad@admagazin.de, www.admagazin.de Chefredakteur Oliver Jahn Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt Redaktion Stv. Chefredakteur & Style Director Dr. Simone Herrmann Art Director Inka Baron Editorial Design Judith Pretsch Textchef Barbara Gärtner Managing Editor Eike Schrimm Textredaktion Andreas Kühnlein, Florian Siebeck Bildredaktion Thomas Skroch (Ltg.), Isa Lim, Samantha Taruvinga Art Department Viviana Tapia (Stv. Art Director), Anastasia Novikova (Trainee) Assistenz der Chefredaktion Johanna Hänsch Mitarbeiter dieser Ausgabe Reinhard Krause, Carola Plappert Autoren dieser Ausgabe Till Briegleb, Bettina Schneuer Fotograf dieser Ausgabe Thomas Skroch Illustrator dieser Ausgabe Jelka Lerche Büro Mailand Anna Riva, Paola Dörpinghaus Tel. +39 02 29000718, p.dorpinghaus@condenast.it Büro New York Christina Schuhbeck Tel. +1 212 2866856, christina_schuhbeck@condenast.com Schlussredaktion/Dokumentation Lektornet Syndication syndication@condenast.de Redaktion admagazin.de Andreas Kühnlein (Ltg.), Valerie Präkelt (Feature & Social Media Ltg.), Clara Westhoff (Trainee)

Quartier machen Nach Startproblemen scheint aus Hamburgs HafenCity doch noch mehr zu werden als nur ein Stadt-Avatar.

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Hangarlage Ein alternatives Wohnkonzept schafft Lebensqualität in Detroit – und vitalisiert die alternde Industriestadt.

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Kaufobjekte 2019

Die schönsten Villen, Apartments, Lofts und Chalets auf dem Markt. Von Chile über Italien bis in die USA.

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Farbe, satt

Bei Ziegert Knight Frank in Frankfurt: das neu gestaltete Verkaufsbüro mit starken Tönen und deutschem Design.

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Flex Work

Vor den Toren Münchens baut Euroboden eine neue Form des Büros, das Arbeit und Ausgleich vereint.

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Gute Aussichten

Das Bellevue di Monaco steht für eine andere Flüchtlingspolitik, wie Architekt Matthias Marschner erklärt.

6 Internationales Impressum

Publisher André Pollmann Anzeigen/Vermarktung Sales Christina Linder, Head of Sales christina.linder@condenast.de, Tel. -430 Christine Weinsheimer, Head of Digital Sales christine.weinsheimer@condenast.de, Tel. -466 Brand Advertising Andrea Latten, Brand Director Vogue & AD andrea.latten@condenast.de, Tel. -276 (verantwortlich für Anzeigen) Marketing Angela Reipschläger, Head of Marketing angela.reipschlaeger@condenast.de, Tel. -793 Ingrid Hedley, Marketing Director ingrid.hedley@condenast.de, Tel. -142 Kathrin Ölscher, Marketing Director kathrin.oelscher@condenast.de, Tel. -746 Creative Studio Carsten Schilkowski, Head of Creative Studio carsten.schilkowski@condenast.de, Tel. -365 Advertising Operations Katharina Schumm, Head of Revenue Management, Ad & Marketing Service katharina.schumm@condenast.de, Tel. -135 Vertrieb Alima Longatti, Head of Direct Marketing & CRM alima.longatti@condenast.de, Tel. -301 Einzelverkauf MZV GmbH & Co. KG, Karsten Reißner (Bereichsleitung) Herstellung Leitung Lars Reinecke, Director Production Digitale Vorstufe/Druck Mohn Media, Mohndruck GmbH Carl-Bertelsmann-Straße 161 m, 33311 Gütersloh Unternehmenskommunikation/PR Henrike Zock, Director Corporate Communications presse@condenast.de, Tel. -413 Finanzen Roland Riedesser, Finanzdirektor Geschäftsführerin und Herausgeberin Jessica Peppel-Schulz

Cover: Jelka Lerche; Foto: Diana Pfammatter

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Abbildungen aus Sicht des Illustrators

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W. E. Meerwein / B. G. J. Hanssen (1878 / 79), Umbau: MRLV Architekten ältestes Gebäude in der HafenCity, Museum, Gastronomie

Turm Cinnamon

Elbphilharmonie Herzog & de Meuron Konzerthaus, öffentliche Terrasse, Hotel, Wohnen, Gastronomie, Parken

Turm Coffee Plaza

Bürogebäude Ericusspitze Henning Larsen Architects Büros, SpiegelGruppe

Bolles + Wilson Wohnen, Gastronomie

Richard Meier & Partners Architects LLP Büros, Gastronomie

Musikerhaus 360grad+ Architekten GmbH Musikerwohnungen (z. T. mit schallentkoppelten Räumen), Einzelhandel, Dienstleistung, Gastronomie

Gebäude am Strandkai diverse Architektenbüros Genossenschafts- und mietpreisgedämpfte Wohnungen

Marco Polo-Tower Behnisch Architekten Wohnen

HafenCity Universität Hamburg Code Unique Architekten Universität für ca. 2300 Studierende und 450 Mitarbeiter

Kreuzfahrtterminal Turm am Strandkai Hadi Teherani Architects Wohnen

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Christian de Portzamparc zwei Liegeplätze für Kreuzfahrtschiffe, Hotels, Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistung


Hamburg lernt Quartier machen Nach Startproblemen deutet vieles darauf hin, dass die HafenCity mehr wird als nur ein Stadt-Avatar. Tex t T ill B riegleb Illus tration Jelka Lerche

Campus Tower DMAA Delugan Meissl Associated Architects, SOP Slapa Oberholz Pszczulny Architekten Büros (z. T. preisgedämpft für Start-ups), Wohnen (z. T. gefördert), Einzelhandel, Dienstleistung, Gastronomie

Turm Wildspitze Störmer Murphy and Partners Deutschlands höchstes Holzgebäude mit Wohnungen (z. T. gefördert), Büros, Ausstellungen, Gastronomie

Elbtower Wasserweg 10,5 Kilometer Kaipromenade und 3,1 Kilometer Uferkante an der Elbe

David Chipperfield Architects Büros, Hotel, Dienstleistung, Einzelhandel, Gastronomie

Wasserhäuser ARGE SzyszkowitzKowalski + Partner ZT GmbH, PBP Prasch Buken Partner Architekten PartG mbB Wohnen (z. T. preisgedämpft), Pflegeresidenz für demenzkranke Menschen

Wohnungen für Studenten KPW Papay Warncke und Partner Architekten mbB, Meck Architekten, Schenk + Waiblinger Architekten Wohnen (mietpreislimitiert und gefördert, auch Studentenapartments), Einzelhandel, Gastronomie, Parken

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Immobilien 2019

HafenCity in Zahlen

A

1997 Ankündigung des Projekts

2005

Einzug der ersten Bewohner ls der erste Bauabschnitt der HafenCity 2005 ferschen Konzernzentralen und Genossenschaftstiggestellt war, wirkten die acht Gebäude am wohnungen. Und wer seine Besucher lieber im 2017 Sandtorkai wie ein Prolog des Scheiterns. Eine Hotel unterbringt als auf der Couch, der findet inEröffnung der Elbphilharmonie Reihe viel zu luftig verteilter Solitäre stand zwischen diverse Design-Unterkünfte von mittda fremdartig auf einem meterhohen Flutschutzlerer bis hoher Preislage in der Nachbarschaft. bis 2030 Auch den dritten Kardinalfehler aus den Pubersockel aus nacktem Beton. Passanten auf der voraussichtliche Fertigstellung Straße hatten das Gefühl, an einer Gefängnistätstagen der HafenCity, die einseitige Errichtung mauer entlangzulaufen. Auch zur Wasserseite von hochpreisigen Apartmentgebäuden, korrigiert über 7500 Wohnungen stellte sich keinerlei Verbindung her zwischen die Stadt Hamburg jetzt mit einigen Mühen. Denn (davon ca. 2000 gefördert) für 15 000 Bewohner den Baublöcken und dem Stadtraum. Die abgenatürlich will jeder Investor wie auch die Finanzbehörde, die den Entwicklern die städtischen hobenen Architekturen für Büros und Eigenab 6,50 Euro/m2 tumswohnungen ließen das Versprechen der Grundstücke verkauft, möglichst viel an dieser Monatsmiete für Erfolgsgeschichte verdienen. Doch solch ein MakStadt, hier werde ein „lebendiger Vorzeigestadtgeförderte Wohnungen teil“ entstehen, wie blanken Hohn wirken. lerparadies bildet die vielfältigen Bedürfnisse ei2 14 Jahre später, da die HafenCity-Planung zur ner Stadt nicht ab, schon gar nicht einer Metrobis 20 Euro/m Hälfte umgesetzt ist, erscheint die neue Stadt auf pole wie Hamburg, die vor allem bezahlbaren Monatsmiete für frei finanzierte Wohnungen den Kaianlagen des einstigen Freihafens dem Wohnraum benötigt. Hohe Grundstückspreise sind Besucher weit freundlicher, ja in vielen Belangen das Wurzelübel städtischer Entmischung, die ab 3500 Euro/m2 doch aus guten Händen entwickelt. Eine ganz normale Bürger an den Stadtrand verdrängt. Will Kaufpreis für geförderte entscheidende Lehre aus der missglückten Poman das nicht, wie der Hamburger Senat stets Eigentumswohnungen destlösung für die erste Gebäudereihe, durch die entschieden erklärt, muss man andere Ziele ausru2 Haus und Straße auseinandergerissen wurden, fen als nur die Rendite. über 10 000 Euro/m war die konsequente Entwicklung der Erdge„Konzeptausschreibung“ heißt das Werkzeug, Kaufpreis für Penthouses schosszonen. Es ist seit Jahrhunderten die golmit dem die HafenCity-Gesellschaft für Vielfalt 2 2,5 Millionen m und soziale Differenzierung sorgen will. Nicht das dene Regel für jede lebensfreundliche QuarGebäudefläche tiersstimmung, dass Bauten zur Straße halb Höchstpreisangebot soll entscheiden, sondern die 40 % Büro, 36 % Wohnen, 15 % öffentliche Räume zeigen. überzeugendste Antwort auf städtische Vorgaben. Wissenschaft, Bildung, Freizeit, Und so entwickelt sich gerade das nächste QuarErst Läden, Werkstätten, Kneipen, DienstleisKultur, Hotel, 9 % Einzelhandel, tier Richtung Elbbrücken als ein Wohnstandort tungs- und Kulturangebote wie Kinos und GaGastronomie, Dienstleistung lerien, die sich unkompliziert vom Gehsteig bemit geförderten Mieten, der trotzdem architektotreten lassen, geben einem Viertel die einladende nische, ökologische und städtische Qualitäten erAura einer lebenswerten Stadt. So kann man heute von der Elbbringen soll. Für das Umfeld hat die Stadt dazu bereits eine Lummerlandinsel mit Spielplatz, Aussichtshügel und Picknickwiesen philharmonie bis zum Ostrand des bislang fertig bebauten Areins Hafenbecken gesetzt, wo demnächst auf Stelzen im Wasser als am Baakenhafen fast durchweg an Schaufenstern vorbeilauauch mehrere Wohntürme für Familien, Studenten und Senioren fen. Vom Bäcker und Kiosk bis zur Architekturgalerie, vom entstehen sollen. Supermarkt bis zur Boutique, vom Biorestaurant bis zum Filmtheater reicht inzwischen das vielfältige Nutzungsangebot im Sicherlich werden in der HafenCity nicht alle goldenen ReSockel der Blöcke. Nachdem die jahrzehntelange Filetierung der geln auch medaillentauglich umgesetzt. Bei der architektoStadt nach den Regeln der Moderne in getrennte Wohn-, nischen Gestaltung fällt durchaus auf, dass hinter der ElbphilArbeits-, Einkaufs- und Freizeitbezirke endlich als Irrweg erharmonie kaum noch wirklich originelle Entwürfe realisiert wurden. Und auch die schiere Größe der Hausblöcke ist oft nicht kannt wurde, zeigt sich die HafenCity wie ein Phönix urbaner Gründerzeitquartiere – nur in zeitgenössischer Fassadenmode. dienlich für das Gefühl des menschlichen Maßstabs, wie ihn die Denn auch die zweite goldene Regel der glücklichen Stadt, kleinteiligen Quartiere der Gründerzeit so vorbildhaft umgesetzt haben. Aber die Belebt- und Beliebtheit der HafenCity nimmt die wilde Mischung, wurde für den rund drei Kilometer langen Uferstreifen viel besser befolgt als bei den meisten modernen doch mit jedem weiteren Verdichtungsschritt merklich zu. Die Neubauquartieren. In manchen Gebäuden der Wasserstadt könnStraßen sind längst nicht mehr nur von Touristen bevölkert, die te man im Idealfall von der Wohnung über den Flur ins Büro Boulevards am Wasser werden intensiv für Spaziergänge genutzt, die Gastronomien sind mittags proppenvoll. Es lohnt sich also, gehen, unten im Haus einkaufen, frühstücken und die Kinder in die Kita bringen. Fußläufig gibt es hier staatliche und private aus Fehlern zu lernen. Dann kann auch aus einer vermurksten Universitäten, eine Schule mit Pausenhof auf dem Dach zwiOuvertüre noch eine spannende Oper werden.

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Residenz

In der Premium-Wohnresidenz in München Alt-Bogenhausen entstehen für die Generation 60 plus 2- bis 3-Zimmer-Wohnungen mit 50 m² – 160 m² Wohnfläche.

W W W . L E G AT- L I V I N G . D E · T

49 89 25 54 6666


Immobilien 2019 Im Detroiter Viertel Core City ist das True North links der erste Neubau seit 60 Jahren: Die acht Wohngebäude und 30 Bäume u. li. ergeben einen lockeren Verbund. Die stählernen Hüllen u. erinnern an Flugzeughangars – das Design geht auf vorgefertigte Militärbaracken, die „Nissen huts“, zurück.

Hangarlage

USA

Ein alternatives Wohnkonzept schafft Lebensqualität in Detroit. Tex t Andreas Kühnlein

B

raucht Detroit, diese halb leere Stadt, neuen Wohnraum? Wenn es nach Edwin Chan geht, ja. Lebenswert sollte der sein und vor allen Dingen günstig. Sein kleines Blechensemble mit dem klingenden Namen True North ist eine Wiederbelebungsmaßnahme für eine Metropole, die sich langsam wiederfindet. Das Prinzip geht auf ein Patent des britischen Offiziers und Ingenieurs Peter Norman Nissen zurück, der 1916 seine „Nissen huts“ für den Armeegebrauch entwickelte. Chan adaptierte das utilitaristische Design vier Kilometer vom Stadtzentrum fürs dauerhafte Wohnen – mit flexiblen Grundrissen und großzügigen Gemeinschaftszonen in acht zweistöckigen Halbzylindern.

Fotos: Chris Miele (2); Jason Keen

e c 3 .us, prince concepts.com, truenor thdetroit.com



Immobilien 2019 GB

WF 2 0 4 m 2 3 , 8 25 Mio. P fund

Duplex London White City Move-in ready: Designerin Bella Freud stattete diese extravagante Wohnbühne auf zwei Ebenen im umgewidmeten BBC-Ringbau aus. Der Zugang zum exklusiven „Soho House Gym“ mit Pool und zum Privatkino gehört zum Leasehold, hier für sagenhafte 975 Jahre. zo opla.co.uk

WF 14 0 m 2 Preis auf Anfrage

Im Zentrum des Künstlerdorfs steht diese frisch renovierte Perle im sardischen Stil. Das 900 m2 große Grundstück mit Bewässerungssystem verfügt über eine Außenküche, BBQ und ein Gästehaus. Die deutschen Immobilienscouts bieten auch Baubetreuung, Personalsuche und Liegeplatz-Organisation. bsimmobilienconsulting -sardinien.com

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Re dak tion & Tex t B et tina S chneuer

I

Fotos: The Modern House (5); Soho House (2); Caterina Monaco

Villetta Sardinien Porto Rafael


#1 ERLANGEN

Vorabillustration, Änderungen vorbehalten. © ZOOM VP.AT

Fichtestraße 11

Informieren Sie sich über aktuelle Raumwerk Projekte. 3 Baukörper 21 Wohnungen 2–4 Zimmer ca. 60–165 qm

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Immobilien 2019

Farbe, satt … bei Ziegert Knight Frank in Frankfurt: mit starken Tönen und deutschem Design. Tex t Florian Sieb e ck

D

Fotos: Diana Pfammatter

as Verkaufsbüro, sagt Oskar Melzer, ist doch die Visitenkarte jeder Immobilienfirma. „Umso überraschter war ich, dass selbst eine Starbucks-Filiale oft schöner aussieht.“ Als Ziegert Knight Frank den Designer mit der Gestaltung der neuen Räume in Frankfurt beauftragte, ließ man Melzer völlige Freiheiten: „Wir verlassen bewusst das altbekannte Image eines Maklerbüros und spielen mit mutigen Farben und hochwertigen Möbeln, passend zu unserem Portfolio“, sagt Dorothea Metasch, Head of Residential des Im neuen Verkaufsraum Wohnungsvermarkters. Die blaue von Ziegert Knight Wand hinter Möbeln von E15 und Frank in Frankfurt arbei­ New Tendency entpuppt sich als tete Oskar Melzer mit maßgefertigter Einbauschrank, geleuchtenden, starken Farben, um das wenige baut vom Schweizer Küchenherhereinfallende Tages­ steller Orea. Die Firma wurde auf licht optimal zu nutzen. Wunsch von Ziegert engagiert – „Der Fokus liegt auf kein Problem für Melzer: „NieQualität“, sagt der Desi­ gner, „und ich glaube, der mand baut präzisere Schränke als Kunde sieht das auch.“ Schweizer Küchenhersteller.“

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Foto: Jean-Marc Wullschleger

Das Beste aus der Welt des Stils

ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur


Immobilien 2019

D WF 2 0 9 m 2 Preis auf Anfrage

Friesenhaus Sylt

B

Erste Wattreihe mit unverbaubarem Meerblick: Das Kulturdenkmal unter Reet wurde 1790 gebaut, was reizende Delfter Fliesen samt Holzvertäfelungen bezeugen. Es bietet vier Schlafund drei Badezimmer. 1700 m2 Grundstück! p eter s-sylt.de

WF 3 0 0 m 2 9 0 0 0 0 0 Euro

Zeitkapsel Brüssel Der Materialconnaisseur und Innenarchitekt Jules Wabbes schuf 1966 das perfekt erhaltene Interieur dieser Maisonette aus Marmor, Palisander, Messing und Stahl. Das Haus, entworfen von Jacques Cuisinier, ist ein Baudenkmal.

D WF 61 –24 6 m 2 Preise auf Anfrage

Wohnungen Berlin Kurfürstendamm Die klassische Formensprache von Hilmer Sattler Architekten Ahlers Albrecht zitiert die prächtigen Gründerzeitfassaden am nahen Kurfürstendamm. Großzügige Grundrisse der 114 Einheiten, ihre gehobene Ausstattung und die malerische Lage am Platz im Parkstil fügen sich zu einer markanten Adresse. amho chmeis terplat z.c om

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Fotos: Immofoto Sylt/Lars Neugebauer; Brussels Sotheby’s International Realty (2); Ziegert Immobilien

sothebysrealt y.b e


D WF 3 0 –2 0 0 m 2 Preise auf Anfrage

Hochhäuser Frankfurt Bankenviertel

Foto: Groß & Partner, FOUR Frankfurt

Architektonische Höchstform: Im Zentrum der Metropole entsteht bis 2023 durch das Quartett FOUR Frankfurt ein neues Quartier mit urbanem Nutzungsmix aus Wohnen und Arbeiten, Hotels und Ein­ zelhandel. Der skulpturale Entwurf mit seinen subtilen Fassaden­Faltungen, den Stararchitekt Ben van Berkel mit sei­ nem UNStudio­Team realisierte, sorgt für atemberaubende Ausblicke und beamt Frankfurt auf New Yorker Niveau. Tow­ er 3, der 120 Meter aufragt, wird Apart­ ments auf 30 Etagen bieten. 4frank fur t.de


Immobilien 2019

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WF 9 2 2 m 2 Preis auf Anfrage

Im Herzen der Altstadt wurde dieses barocke Juwel revitalisiert. Die Moderne brachte Klimaanlage und La Cornue-Küche – uralte Holzböden und Pawlatschengänge im Innenhof unterm neuen Skylight erinnern an die Historie. Weinkeller und Kino liegen in den unteren Gewölben. Die Beletage von Archies Home birgt Kaminzimmer, Salon, Esszimmer und offene Küche auf 150 Quadratmetern. Im zweiten Stock erstreckt sich die Rückzugsoase: Masterbedroom, Living, zwei Ankleiden und Bäder. Die Etage darüber ist ähnlich luxuriös gestaltet. Einen Arbeitsbereich bietet das Dach – und on top eine Terrasse. f ir s tkitzbuehel.com

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Fotos: Florian Mitterer; Ludwig Mies van der Rohe, © VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Stadthaus Wien 1010


40 JAHRE VOGUE DEUTSCHLAND

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Immobilien 2019 USA

WF 3 8 0 m 2 1 8 , 5 Mio. D ollar

Lofthaus New York Paul Rudolph, Meister der Moderne, baute sich auf seinem historischen Townhouse am East River einen luftigen Adlerhorst mit diversen Galerien, Zwi­ schenebenen und Dachterrassen. Sein Raumlabor in Weißtönen wurde sorgfältig saniert. Die Geschos­ se darunter sind als separate Wohnungen vermietet. lenadat waniglobal.com

F WF 5 0 0 m 2 9, 2 Mio. Euro

Atelier Paris Marais Unikat für Wohnen und Gewerbe in einem Pracht­ bau aus dem 17. Jahrhundert: Originale Balken und Backsteine und über vier Meter hohe Räume schaffen einen besonderen Ort für Büroflächen, vier Schlafzimmer und zwei Küchen. Großer beheiz­ ter Gewölbekeller, Zugang zum idyllischen Hof. propriete sparisienne s.com

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WF 5 4 –1 3 0 m 2 Preise auf Anfrage

Wohnungen Berlin-Westend In der begehrten Villenkolonie erstrahlt ein historisches Stadthaus neu: Es ent­ stehen fünf kernsanierte und wohl­ proportionierte Apartments mit großen Ost­ und Westterrassen, ideal gelegen zwischen dem idyllischen Grunewald und der Flaniermeile Kurfürstendamm. lenz werk.com

Fotos: Nina Poon/MW Studios (2); Lenzwerk; Propriétés Parisiennes Sotheby’s International Realty

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Foto: Manuel Nieberle / Condé Nast Verlag; Bildschirmfoto: Ames

Inspiration auf allen Kanälen: ad-magazin.de

Das Beste aus der Welt des Stils ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur


Flex Work Das Hammerschmidt liegt nur 15 S-BahnMinuten von Münchens Innenstadt entfernt. Das Gebäude aus rohem Sichtbeton rechts besteht aus sechs Etagen, sogenannten Decks, deren Büromietflächen beliebig kombiniert und konfiguriert werden können. Auf Deck 1 (oben) wird ein Café entstehen. Interessant ist das Haus besonders für TechFirmen und Start-ups.

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Tex t Florian Sieb e ck

Vor den Toren Münchens baut Euroboden eine neue Art von Büro: Das Hammerschmidt vereint Arbeit und Ausgleich.


Immobilien 2019

Ort der Begegnung: Menschen, die im Hammerschmidt arbeiten, sollen nicht nur am Pool (oben auf den Ren­ derings zu sehen) eine Auszeit von ihrem Arbeitsalltag finden – auf der 2000 Quadratmeter großen Dachter­ rasse sind noch Fitness­Parcours und Gemeinschaftsgarten geplant. Die Bauherren wollen im Hammerschmidt eine neue Arbeitskultur etablieren. Der Konferenzraum u. führt auf die Terrasse und steht allen zur Verfügung.

Renderings: Euroboden/Forbes Massie Studio, London/Kopenhagen

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as Hammerschmidt in Dornach soll kein weiteres Bürohaus im Münchner Umland werden. Das offenbart sich schon in der Architektur: Das Gebäude aus rohem Sichtbeton steht auf Stützen über einem halb offenen Parkdeck, von wo aus eine Kaskadentreppe hoch bis zur Dachterrasse führt, auf der Pool und Gemeinschaftsgarten untergebracht sind. Raumhohe Fenster und umlaufende Balkone bringen die Natur auf den sechs „Decks“ näher ins Büro, ein Café gibt es natürlich auch. „Das Besondere ist für mich die urbane Roughness seiner Architektur an einem Ort, an dem man so etwas zunächst überhaupt nicht erwartet“, sagt Stefan F. Höglmaier. Der Gründer des Immobilienentwicklers Euroboden, der sich bislang auf hochwertigen Wohnungsbau spezialisierte, verwirklicht das Projekt zusammen mit den Architekten Arno Brandlhuber und Muck Petzet. Zwischen 2020 und 2021 soll das Hammerschmidt fertig sein. Unternehmen jeder Art und Größe werden dann frei einteilbare Mietflächen ab 340 Quadratmetern individuell gestalten können: „Das Hammerschmidt ist einerseits eine radikale architektonische Antwort auf das Wachstum der Stadt, andererseits werden die Vorzüge des Ortes – also die Weite, die Natur, die Ruhe und die Stadtnähe – in ein Gebäude übertragen, in dem neue Arbeitskulturen und Work-Life-Balance eine architektonische Entsprechung finden.“ Das Haus liegt am S-Bahnhof Riem, eine Viertelstunde von der Münchner Innenstadt entfernt.

Um das ganze Jahr über ein angenehmes Innenklima zu ermöglichen, werden die Betondecken im Winter mit 85 Grad warmem Thermalwasser geheizt, das aus 2700 Meter Tiefe kommt. Im Sommer wird mit lokalem Grundwasser gekühlt. Als Ort für neue Arbeitskulturen, der offen für eigene Gestaltungswünsche ist, wird das Hammerschmidt vor allem für Firmen aus der Kreativbranche, Start-ups und Tech-Firmen interessant. „Was die Menschen dort einen wird“, sagt Höglmaier, „ist eine Begeisterung für starke, urbane Architektur, ein Sinn für Gemeinschaft und der Wunsch, das Arbeitsleben neu zu denken.“

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Immobilien 2019

D

WF 5 8–1 6 4 m 2 Preise auf Anfrage

Wohnungen Erlangen Das Ensemble aus drei hintereinander errichteten Gebäuden mit stillen grünen Höfen umfasst insgesamt 21 Wohnungen; der größte, straßensei­ tige Bau zeigt eine raffiniert geknickte, graue Natursteinfassade auf WDVS. Alle Fenster sind bodentief und werden elegant mit Stahl gerahmt.

USA

raumwerk.de WF 1 5 6 m 2 2 , 9 5 Mio. D ollar

Mid Mod­Meisterstück: Craig Ellwood ent­ warf 1956 dieses Mondrian­Gemälde in 3D. Sein Kuderna House wurde nun authen­ tisch restauriert. Die offene Raumstruk­ tur blieb, alle Einbauten aus Walnuss sind aufgearbeitet, der Terrazzoboden und die Bäder neu. Separates Gästeapartment, schmaler Pool und: Traumblick auf L. A. par tridge e s tate s.com

WF 2 8 0+ 4 6 0 m 2 2 , 2 Mio. Euro

Domaine Languedoc Das neue Gutshaus, errichtet mit alten Steinen aus den Weinbergen, und drei charmant sanierte Gästehäuser aus dem 16. Jahrhundert bieten viel Raum samt großer neuer Poolanlage. Dazu kommen Stallungen, Koppeln und der hauseigene Olivenhain – die Weinkellerei ist noch vermietet. house s-and-home s.com

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Fotos: © Zoom VP; Partridge Estates Group (4); H & H Immobilien

F

Bungalow Los Angeles


Elementarteilchen: Alejandro Aravena, der Pritzker-Preisträger 2016, erdachte die Betonkuben an den Klippen der Pazifikküste seiner chilenischen Heimat. Außen rau und verschlossen, wandelt sich das Haus zum Wasser dank raumhoher Glasfronten (aus Deutschland) zum eleganten Ruhepol. Darüber liegen Schlafzimmer mit Blick ins Land. sothebyrealt y.com

WF 2 5 0 m 2 1 , 249 Mio. D ollar

Fotos: William Rojas for Chile Sotheby’s International Realty

Trutzburg Los Vilos

CHL


Immobilien 2019 WF 3 9 –1 5 7 m 2 ab c a. 14 0 0 0 0 Euro

Ökoresort Vemdalen

S

Zwischen Stockholm und Oslo liegt ein Sportund Naturparadies: drei Skigebiete, zwei Golfplätze – Fischen, Reiten, Wandern. Aus lokalen Hölzern und Kalkstein der Region entstehen Ferienhäuser, die klare Formen und traditionelle Handwerkskunst vereinen. Windkraft ist der Energieträger für dieses autarke Projekt. idet f jallby.se

D

WF 5 0 –1 6 0 m 2 Preise auf Anfrage

Altersresidenz München

legat-living.de

WF 1 2 7–2 1 6 m 2 Preise auf Anfrage

Wohnungen Düsseldorf Zooviertel D

Klassischer Wittmunder Klinker kleidet die charmante Fassade mit stilprägenden Erkern und Bögen. Wertbeständige Lage im grünen Düsseltal mit 18 Einheiten. ralf schmitz.com

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Fotos: Kontur Arkitektkontor (2); Sebastian Treese/Ralf Schmitz; Legat Living

Für die Generation 70 plus: In Bogenhausen entstehen 53 Premiumwohnungen mit gemeinschaftlicher Dachterrasse, Kaminsalon, Bistro, Spa- und Fitnessbereich. Den Service kann, wenn es nötig wird, eine ambulante Pflege und Rundumbetreuung durch den renommierten Betreiber Tertianum ergänzen.


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ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur


WF 2 0 0 m 2 1 , 3 8 8 Mio. Euro

Loft Berlin Kreuzberg Historismus trifft auf avantgardistische Architektur: Das Gestalterduo Mar plus Ask verwandelte die Erdgeschossfläche des Berliner Hauses in ein Raumlabor für Wohnen und Arbeiten durch versetzte Bodenebenen, bis zu vier Meter hohe Decken und Fensterdurchbrüche mit Eichenlaibungen. Kleine Gartenidylle im Innenhof. fantas tic frank.de

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Fotos: Piet-Albert Goethals/STØR

Vom Supermarkt zum Superloft: Den Mittelpunkt des Erdgeschosses bildet die vor Ort gegossene Kücheninsel aus Beton. Zum Privatgärtchen liegt das Schlafzimmer mit sanft poliertem Betonboden. Rechts: Raumhohe rahmenlose Einbauten nutzen Nischen im Living.


Immobilien 2019

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WF 4 3 8 m 2 3 , 8 5 Mio. D ollar

Duplex Lissabon Alfama Umwerfend renovierte Maisonette im Herzen von Alfama, Lissabons historischem Viertel: Das Klein­ od aus dem 16. Jahrhundert bietet vier Schlaf­ zimmer, sechs prächtige Bäder – und Tejo­Blick! chris tie sreale s tate.com

WF 1 749 m 2 Preis auf Anfrage

Villa Mallorca Andratx Über Port d’Andratx, dem schönsten Hafen der Insel, ver­ schmelzen Eleganz, Komfort und unverbauter Meerblick zur Casa Dalí: Haupt­ und Gästehaus bieten sieben Schlaf­ zimmer und sieben En suite­Bäder, Spa mit Hammam und Boffi­Küche auf einem 2500 m2 großen Grundstück.

Fotos: Francisco Nogueira (2); One Forty West/Commerz Real; Engel & Völkers Private Office

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Wohnturm Frankfurt Hochformat: Bodentiefe Panoramafenster und gläserne Balkonbrüstungen sorgen für freie Sicht auf Skyline oder Taunus. Offene Grundrisse in drei Größen von der 32. Etage auf 110 Meter Höhe bis zum Endgeschoss. Dazu: 24/7­Con­ ciergeservice, Weinkeller­Abteile, Tiefgarage mit Ladestationen – und Hundewaschplatz! onefor t y we s t.de

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Fotos: xxxxxxxxxx

Aneignung von unten, bespielt von oben: Eigentlich sollte das Gebäudeensemble im Münchner Glockenbachviertel abgerissen werden. Dank der Genossenschaft Bellevue di Monaco bietet es heute Geflüchteten Wohnraum und Gemeinschaft mitten in der Innenstadt. Auf dem Dach soll bald ein Bolzplatz entstehen.


Immobilien 2019

Gute Aussichten Das Bellevue di Monaco ist Vorzeigeprojekt einer anderen Flüchtlingspolitik – ein Gespräch mit Architekt Matthias Marschner.

Tex t Andreas Kühnlein Fotos Thomas Skro ch

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Werkstattkeller, in dem die Möbel entstehen, auf denen man vorne im Café sitzt und die man auch kau­ rojekte wie dieses gibt es nicht fen kann. Die einstige Auffahrt ist viele in München, oder? jetzt ein Amphitheater für Veranstal­ Nein, obwohl eine Menge Leute tungen, eine winzige Kammer ein unzufrieden sind mit der Richtung, Möbellager, weiter hinten im Keller­ gewölbe entstand eine provisorische in die sich die Stadt entwickelt. Da liegt durchaus großes Potenzial. Fahrradwerkstatt. Das Ensemble Die Bereitschaft, sich ohne Ge­ wird genutzt bis in den letzten Win­ genleistung einzubringen, war hier kel, vom Keller bis unters Dach. wirklich überwältigend. Wie gingen Sie dabei vor? Den geplanten Abriss hatte das Wir hatten es mit drei Teilen zu tun, Ensemble auch kaum verdient … einem 50er Jahre­Bau, einem Wohn­ Das kommt auf die Perspektive an. haus von 1884, einem Gewerbe­ Die Stadt München muss zwangs­ bau, der irgendwo dazwischenliegt, läufig mit ihren Standards anders im Krieg zerstört und danach wie­ rechnen, als eine Genossenschaft der aufgebaut wurde. Wir haben er­ das kann. Das gilt auch für die Kli­ halten, was immer sich erhalten mabilanz: In einem solchen Bau ist ließ, den kaputten Terrazzo ergänzt, immens viel „graue Energie“ ent­ die marode Holztreppe im ältes­ halten, die verloren geht, wenn man ten Gebäudeteil aufwändig gerettet, abreißt und neu baut. Bis die bes­ Türen aufgearbeitet und teils an­ sere Dämmung eines Neubaus das derswo wieder eingesetzt. Am auf­ dabei freigesetzte CO2 ausgegli­ wändigsten war der Dachstuhl chen hat, vergeht ein Jahrhundert – des alten Textilbetriebs – die Akus­ tikdecke darunter haben wir per­ das steht in keinem Verhältnis zur sönlich angeschraubt. Nutzungsdauer des Gebäudes. Au­ Wie haben Sie dafür eine gestalßerdem erzeugt jeder Neubau Son­ Mat thias Mar schner terische Linie definiert? dermüll, selbst wenn man sich wie Die grobe Idee ist eine Art „goldenes Band“, das die drei Häuser wir dem ökologischen Bauen verschrieben hat. Wer komplett auf nicht recycelbare Verbundmaterialien verzichten will, produ­ wie eine Klammer zusammenhält. Eine komplett stringente ziert Kosten, die kein öffentlicher Bauherr bezahlen kann. Also Gestaltung wäre für ein derart zusammengewürfeltes Ensemble müssen wir anfangen, über den Bestand anders nachzudenken. zu viel – wir haben einen Mittelweg versucht, der von der Ganz kurz: Was haben Sie hier eigentlich gemacht? Nutzung ausgeht. Schritt für Schritt haben wir das Haus quasi Unser Konzept kann man als kreative Aneignung und Umgestal­ „anprobiert“, was uns als Architekten viel Flexibilität abverlangt. Und doch wirkt das Ergebnis geradezu durchdesignt … tung beschreiben: um einerseits den Charakter des Bestands zu erhalten, andererseits durch vorsichtige Eingriffe so umzubauen, Warum muss Ehrenamt auch immer in Sackleinen daherkommen? Eine vernünftige Gestaltung zieht auch andere Bevölkerungs­ dass das Ganze neuen Ansprüchen genügt. Die Genossenschaft hatte das Gebäude schon vor der Renovierung bezogen, dadurch schichten an, und hier ist die Idee ja, möglichst unterschiedli­ che Leute zusammenzubringen. Natürlich ruft Schönes auch gab es bereits Erfahrungen, was fehlt, was gebraucht wird, was sich bewährt hat. Zu den vielfältigen Aktivitäten im Bellevue ge­ Neider hervor, damit muss man umgehen. Dabei muss gute Ge­ hört das gemeinsame Kochen, deshalb ist ein zentraler Teil eine staltung nicht teuer sein. Die eigens für das Projekt entworfe­ gut ausgestattete Küche. Die ehemalige Tiefgarage wurde zum nen Möbel sind billiger als alles, was man hätte kaufen können.

„Wem gehört die Stadt – das ist die Frage, um die es eigentlich geht.“

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Immobilien 2019

Chief Executive Officer Roger Lynch In the USA Artistic Director, Anna Wintour Vogue, Vanity Fair, Glamour, Brides, Self, GQ, GQ Style, The New Yorker, Condé Nast Traveler, Allure, AD, Bon Appétit, Epicurious, Wired, W, Golf Digest, Teen Vogue, Ars Technica, Pitchfork, Them, Iris International Wolfgang Blau, President London HQ, Vogue Business, Condé Nast College of Fashion and Design

Begegnungsstätte: Die von Designer Michael Geldmacher mit Studenten der Hochschule München für das Café unten entworfenen Möbel kann man kaufen – mehr Informationen unter b e ll ev ue dim o n a c o.de

Wie kamen Sie selbst zu dem Projekt? Ich war Teil des Bürgerprotests und bin mit den Initiatoren befreundet. Das erste Sanierungskonzept kam von mir, damals privat. Als sich die Genossenschaft formierte, wurde das Projekt öffentlich ausgeschrieben, und schließlich wurde unser Büro Hirner & Riehl offiziell mit der Sanierung beauftragt. Das Projekt entstand parallel zur Flüchtlingsdebatte – hat Ihnen die öffentliche Aufmerksamkeit geholfen? Nach dem Herbst 2015 hat das Projekt plötzlich eine wahnsinnige Wichtigkeit erhalten, auch als Aushängeschild für die Stadt. Das Engagement war immens, und die Debatte gab dem Projekt eine breite gesellschaftliche Basis. Ob das ohne die sogenannte Flüchtlingskrise anders gewesen wäre? Schwer zu sagen. Gebraucht hat die Stadt ein solches Projekt so oder so, glaube ich. Mich wundert eigentlich, dass bei allem Erfolg nicht mehr daraus entstanden ist. Dabei reagiert das doch auf ein großes gesellschaftliches Bedürfnis! Das sich keineswegs auf Flüchtlinge beschränkt … Wem gehört die Stadt, das ist die Kernfrage. Ein Projekt wie dieses treibt eine Menge Leute um, aber es braucht immer noch die, die es anstoßen. Mich wundert, dass die meist aus meiner Generation kommen. Warum nicht einmal 20-, 30-Jährige? Jenseits aller Ideologie liegt doch auf der Hand, dass uns die Konzepte, die wir bisher verfolgt haben, in die Irre führen. Wir brauchen eine Umverteilung, alle warten darauf – aber wer fängt damit an?

Großbritannien Vogue, House & Garden, Brides, Tatler, The World of Interiors, GQ, Vanity Fair, Condé Nast Traveller, Glamour, Condé Nast Johansens, GQ Style, Love, Wired Frankreich Vogue, Vogue Hommes, AD, Glamour, Vogue Collections, GQ, AD Collector, Vanity Fair Italien Vogue, Glamour, AD, Condé Nast Traveller, GQ, Vanity Fair, Wired, La Cucina Italiana, Experienceis Deutschland Vogue, GQ, AD, Glamour, GQ Style Spanien Vogue, GQ, Vogue Novias, Vogue Niños, Condé Nast Traveler, Vogue Colecciones, Vogue Belleza, Glamour, AD, Vanity Fair Japan Vogue, GQ, Vogue Girl, Wired, Vogue Wedding, Rumor Me Taiwan Vogue, GQ, Interculture Mexiko und Lateinamerika Vogue Mexico and Latin America, Glamour Mexico, AD Mexico, GQ Mexico and Latin America Indien Vogue, GQ, Condé Nast Traveller, AD Published under Joint Venture Brasilien: Vogue, Casa Vogue, GQ, Glamour Russland: Vogue, GQ, AD, Glamour, GQ Style, Tatler, Glamour Style Book Published under License or Copyright Cooperation Australien: Vogue, Vogue Living, GQ Bulgarien: Glamour China: Vogue, AD, Condé Nast Traveler, GQ, GQ Style, Condé Nast Center of Fashion & Design, Vogue Me, Vogue Film Deutschland: GQ Bar Berlin Griechenland: Vogue Hongkong: Vogue Island: Glamour Korea: Vogue, GQ, Allure, W Mittlerer Osten: Vogue, Condé Nast Traveller, AD, GQ, Vogue Café Riyadh Niederlande: Vogue, Glamour, Vogue The Book, Vogue Man, Vogue Living Polen: Vogue, Glamour Portugal: Vogue, GQ, Vogue Café Porto Rumänien: Glamour Russland: Vogue Café Moscow, Tatler Club Moscow Serbien: La Cucina Italiana Südafrika: House & Garden, GQ, Glamour, House & Garden Gourmet, GQ Style, Glamour Hair Thailand: Vogue, GQ Tschechische Republik und Slowakei: Vogue, La Cucina Italiana Türkei: Vogue, GQ, La Cucina Italiana Ukraine: Vogue, Vogue Café Kiev Ungarn: Glamour Chairman of the Board of Directors Jonathan Newhouse

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