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Karin Vetsch
from LEADER August 2021
by MetroComm AG
Flexibilität, Tempo – und Geduld
Sie ist einer der «Hidden Champions» im Alpenrheintal: die OekoSolve AG aus Plons. 2019 gewann sie den «Goldenen David», den Raiffeisen-Unternehmerpreis Ostschweiz. Mit der Feinstaubfilter-Produzentin aus dem Sarganserland wurde eine Siegerin gekürt, die mit «unorthodoxen Vorgehensweisen und Denkansätzen kreative Ideen umsetzt». Katrin Vetsch, Mitglied der Geschäftsleitung, skizziert den Weg vom Start-up zur Marktleaderin nach.
Katrin Vetsch, warum gerade «OekoSolve»?
OekoSolve entwickelt Feinstaubfilter für Holzfeuerungen – also eine ökologische Lösung. Vielleicht kommen zukünftig noch weitere ökologischen Lösungen dazu, sodass der Name breit passend ist. Ich muss aber zugeben, dass es im allgemeinen Gebrauch – gerade im internationalen Bereich – nicht immer praktisch ist, wenn ein Firmenname aus zwei Sprachen und auch noch einem Umlaut besteht (lacht).
OekoSolve entstand 2007 aus einem Businessplan-Wettbewerb mit zwei Mitarbeitern. Heute ist sie Marktführerin bei Hightech-Filtern für Holzfeuerungen bis 300 kW. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
Vorausschauend agieren. Unsere Entwicklungsabteilung arbeitet an den Lösungen für morgen bzw. übermorgen. Wir sind abhängig von Gesetzen und Förderungen in den verschiedenen Ländern, da ist es manchmal schwierig abzuschätzen, wann wo welches Luftreinhaltegesetz eingeführt und welches Produkt dann benötigt wird. Vor allem braucht es auch Geduld. Mit dem ersten Produkt waren wir eigentlich zu früh am Markt. Erst jetzt – zehn Jahre später – boomt es. Es braucht Pioniergeist, Durchhaltevermögen und Macher, um als Unternehmen erfolgreich am Markt zu bleiben.
Was machen Sie besser als die Konkurrenz?
OekoSolve entwickelt und produziert alle Kernkomponenten eines elektrostatischen Feinstaubfilters selbst. Dies führt zu hoher Flexibilität und schnellen Reaktionszeiten auf Marktänderungen. So werden z. B. die Feinstaubabscheider immer öfter direkt in die Heizkessel integriert. OekoSolve hat sich hier sehr früh positioniert, um auch als Komponentenlieferant aufzutreten. So werden wegfallende Filteraufträge durch Komponentenaufträge kompensiert.
OekoSolve hat den Hauptsitz in Plons. Sind Sie zufrieden mit den Rahmenbedingungen im Rheintal?
Ich sehe keinen grossen Unterschied zu anderen Regionen in der Schweiz. Die Nähe zum Ausland war sicher gut für die ersten exportorientierten Unternehmen; dadurch fand wohl eine erste Cluster-Bildung statt. Dieser Cluster hat einen positiven Einfluss auf die Personalrekrutierung – und die Nähe zum Ausland verkürzt uns die Wege zu einem Grossteil unserer Kunden.
Dann ist alles eitel Sonnenschein, was die hiesigen Rahmenbedingungen angeht?
Na ja, bessere ÖV-Verbindungen wären sicher wünschenswert. Unser nächster Bahnhof – Mels – wird nur im Stundentakt bedient, was es für die Mitarbeiter nicht sehr attraktiv macht, mit dem Zug zur Arbeit zu kommen. Generell könnten die ÖV-Verbindungen im ganzen Rheintal noch verbessert werden.
OekoSolve entwickelt viele Projekte mit Schweizer Hochschulen. Auch aus der Ostschweiz?
Ja. Gerade im Bereich Hochspannung ist die OST ein guter Partner, und wir haben neben Innosuisse-Projekten auch regelmässig Studenten, die ihre Bachelor- oder Masterarbeiten bei uns absolvieren. Einige von ihnen sind heute fest bei uns angestellt! Auch RhySearch war schon in solche Entwicklungsprojekte involviert. Die OekoSolve wurde übrigens von einem früheren NTB-Dozenten und einem NTB-Abgänger gegründet.
Das Rahmenabkommen mit der EU ist geplatzt. Schlimm für OekoSolve?
OekoSolve hat einen Exportanteil von über 70 Prozent, grösstenteils in die EU. Selbstverständlich sind wir daher auf eine vernünftige Zusammenarbeit mit ihr angewiesen. Die Konsequenzen des geplatzten Rahmenabkommens werden sich erst zeigen, aber es wird sicher Bereiche geben, die OekoSolve betreffen.
Katrin Vetsch:
Vorausschauend agieren.
Was erwarten Sie von der Politik?
Dass sie eine Lösung aushandelt, die den Produktionsstandort Schweiz nicht noch weiter schwächt! Schon heute ist es allein aufgrund der Grenzen für uns schwierig, im Ausland wettbewerbsfähig sein. Gerade bei kleineren Produkten mit entsprechend tiefen Preisen schlagen sich die Zollabwicklungskosten zu stark auf den Produktpreis nieder. Wir arbeiten deswegen mit Kaminrohrherstellern in Deutschland zusammen, die unsere Produkte fertig assemblieren und innerhalb Deutschlands versenden. Das sind Arbeitsplätze, die auch in der Schweiz sein könnten.
Wahrscheinlich sind auch etwa Retouren mit hohem Administrativaufwand verbunden?
Absolut! Überlegungen für eine deutsche Servicestelle stehen bereits im Raum, um dies speditiv und kundenfreundlich abzuwickeln. Wenn jetzt noch weitere Hürden hinzukommen, erschwert dies den Export weiter. Die Schweizer Politik muss handeln! Es soll nicht plötzlich interessanter werden, den Standort in die EU zu verlegen.
Die Rheintaler sollen einen ausgeprägten Pioniergeist haben: So auch Sie?
Wir führen die OekoSolve zu dritt. Den Pioniergeist würde ich in diesem Team eher meinen beiden Kollegen zuschreiben. Sie sind die Entwickler der Produkte und haben die richtigen Ideen. Ich bin da eher der Typ «pragmatische Organisatorin und Kauffrau», die schaut, dass alles läuft.
Sie haben 2019 den «Goldenen David», den RaiffeisenUnternehmerpreis Ostschweiz, gewonnen. Was hat der Sieg gebracht?
Kurzfristig gab es eine sehr hohe Medienpräsenz; diese hat uns in der Ostschweiz bekannt gemacht. Wenn ich von der OekoSolve erzähle, erinnert sich manch einer, dass das ja «die mit dem Preis» waren. Für uns war es aber vor allem eine Bestätigung: Wir haben uns sehr gefreut, dass der ganze Einsatz der letzten Jahre mit dem Goldenen David geehrt wurde.
Text: Tanja Millius Bild: Marlies Thurnheer