4 minute read
Marcel Brändli
from LEADER August 2021
by MetroComm AG
Aus der Praxis für die Praxis
Das Berufs- und Weiterbildungszentrum Buchs bildet jedes Jahr rund 3500 Kursteilnehmer in Wirtschaft, Informatik, Technik, Landwirtschaft und Sprachen weiter. Zudem kann am bzb die Höhere Fachschule in Wirtschaft, Technik und Landwirtschaft oder die Berufsmaturität absolviert werden. Marcel Brändli, Leiter der Abteilung Weiterbildung und Mitglied der bzb-Schulleitung, weiss, wie wichtig lebenslanges Lernen ist.
Marcel Brändli, wann haben Sie zum letzten Mal eine Weiterbildung gemacht?
Im letzten Jahr habe ich mich intensiv mit dem digitalen Lernen beschäftigt und ergänzend dazu eine Weiterbildung absolviert. Heuer vertiefe ich meine Italienischkenntnisse. Ich versuche, jedes Jahr etwas Neues zu lernen. Für 2022 steht mein Entscheid noch aus, ich habe aber eine Liste mit spannenden Themen zur Auswahl.
«Stetiges Lernen fordert Geist und Flexibilität – und macht nachweislich glücklich.»
Wie wichtig ist es denn, sich permanent weiterzubilden?
Essentiell wichtig. Schauen Sie nur, wie rasant sich die Welt verändert; diese Dynamik nimmt weiter zu. Es ist für Unternehmen wie auch für Mitarbeiter matchentscheidend, dass sie sich laufend weiterentwickeln und in ihre Wettbewerbsfähigkeiten investieren. Weiterbildung hat aber nicht nur einen beruflichen Nutzen: Durch stetiges Lernen fordert man seinen Geist und seine Flexibilität, lernt neue Themen und Leute kennen – und es macht übrigens auch nachweislich glücklich.
Das bzb bietet ein breit gefächertes Angebot an Weiterbildungen an. Was wird zurzeit am meisten nachgefragt?
Wir versuchen, unsere Angebote nach den Bedürfnissen des Marktes zu entwickeln. Insofern gibt es wenig «Nachfrageausreisser». Tendenziell stellen wir fest, dass der Markt unsere eidgenössisch anerkannten Abschlüsse in den Bereichen Technik, Betriebswirtschaft und Landwirtschaft stark nachfragt.
Wird diese Gewichtung so bleiben oder sehen Sie in mittelbarer Zukunft eine Verschiebung zugunsten einer anderen Weiterbildung?
Ja. Wir werden diese Lehrgänge natürlich weiter entwickeln und es werden auch neue Themen dazukommen. Grössere Verschiebungen erwarten wir hingegen in der Methodik: Wir gehen davon aus, dass Weiterbildung in Zukunft viel modularer, digitaler und individueller stattfinden wird. Corona hat zumindest diesbezüglich etwas Gutes bewirkt. Wir wollen in diesen Bereichen ein Vorreiter sein und arbeiten in verschiedenen Projekten daran, dem gerecht zu werden.
Wie setzt sich Ihre Kundschaft im Bereich Weiterbildung hauptsächlich zusammen?
Der Grossteil unserer Studenten hat eine Berufsbildung mit einem eidg. Fähigkeitszeugnis abgeschlossen und dann zwei bis drei Jahre im erlernten Beruf gearbeitet. Da unsere Lehrgänge alle berufsbegleitend stattfinden, sind unsere Studenten auch während des Studiums fest mit ihrem Beruf verbunden und können das Gelernte sofort in ihrem Betrieb umsetzen. Das ist eine grosse Stärke der berufsbegleitenden Höheren Berufsbildung!
Sie haben aber auch Quereinsteiger?
Ja – die, die etwas komplett Neues lernen wollen oder beispielsweise einer Mutterpause gemacht haben und für den Wiedereinstieg in den Beruf zuerst eine Weitebildung absolvieren möchten. In den Nachdiplomstudien sind die
Marcel Brändli:
Marktbedürfnisse erkennen.
Studenten meist etwas älter und haben bereits eine Tertiärausbildung abgeschlossen. Oft haben diese Studenten schon eine Führungsfunktion übernommen oder sind unternehmerisch tätig.
Sind darunter auch Fachkräfte aus dem Ausland zu finden, die sich bei Ihnen «fit» für einen Job bei einem Schweizer Arbeitgeber machen?
Ja, wir spüren eine zunehmende Nachfrage aus dem österreichischen Grenzraum und hören von diesen Studenten, dass sie einen in der Schweiz anerkannten Abschluss anstreben. Und dann haben wir geografisch bedingt natürlich auch einen recht grossen Anteil an liechtensteinischen Studenten – diese betrachten wir aber schon fast als Schweizer.
Und wie entwickeln Sie Ihre Lehrgänge, wie stellen Sie etwa sicher, dass das bzb-Angebot mit der Nachfrage aus der Wirtschaft korreliert?
Indem wir eng mit der Wirtschaft zusammenarbeiten. Bei der Entwicklung der Lehrpläne wirken Vertreter der Arbeitswelt jeweils aktiv mit und bringen ein, was die Wirtschaft wirklich
braucht. Zudem sind unsere Dozenten alle nebenamtlich bei uns tätig. Hauptberuflich arbeiten sie in den Bereichen, die sie unterrichten, und sind damit am Puls des Geschehens. Damit stellen wir einen hohen Praxisbezug im Unterricht sicher. Unsere Studenten sollen viel wissen, aber noch viel mehr können.
Was macht, ganz grundsätzlich gesehen, eine Weiterbildung wirklich gut?
Das ist sehr individuell. Grundlage ist sicher ein gutes Studienkonzept, also ein Lehrplan, der das abbildet, was die Studenten wirklich brauchen – und ein didaktisches Konzept, das sicherstellt, dass diese Inhalte auch bei den Studenten ankommen. Dozenten aus der Praxis sind ein wichtiger Pfeiler, eine gute Infrastruktur ebenso und dann natürlich eine gute Betreuung und Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Schlussendlich ist eine Weiterbildung dann gut, wenn wir kompetente Arbeitskräfte für die Wirtschaft ausbilden, unsere Studenten an eidgenössischen Prüfungen überdurchschnittlich erfolgreich sind und sich am bzb wohlfühlen und uns weiterempfehlen.
Buchs hat sich mit dem bzb, der NTB (OST Campus Buchs) und der ISR zu einem eigentlichen Bildungscluster im Rheintal entwickelt. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Bildungsinstitutionen?
Hervorragend! Wir pflegen diese auf verschiedenen Stufen und profitieren alle davon. Ein Vorteil ist sicher auch, dass alle drei Institute in unterschiedlichen Bereichen tätig sind und wir uns gut ergänzen. Mit dem Campus Buchs stärken wir unsere Zusammenarbeit und unsere Verbundenheit zusätzlich und schaffen ein einzigartiges und attraktives Umfeld für Unternehmen, Studenten, Mitarbeiter und die Gesellschaft. Es gewinnen alle dabei – und ich freue mich riesig darauf.
Text: Stephan Ziegler Bilder: Marlies Thurnheer