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Andreas Wälti
from LEADER August 2021
by MetroComm AG
Kondensieren für Fortgeschrittene
Es ist eine der Erfolgsgeschichten im Rheintal: die Evatec AG in Trübbach. 2020 gewann die Dünnschicht-Beschichtungssysteme-Spezialistin den Prix SVC Ostschweiz; sie überzeugte die Jury mit ihrer Innovationskraft und der Schaffung von hochqualifizierten Arbeitsplätzen. Im Gespräch erklärt Evatec-CEO und Mitgründer Andreas Wälti, was es braucht, um auf den Weltmärkten mitzuspielen.
Andreas Wälti, der Prix SVC Ostschweiz liegt nun ein Jahr zurück: Was hat die Auszeichnung Evatec gebracht?
Der Gewinn des Prix SVC Ostschweiz hat die Wahrnehmung von Evatec in der Schweiz erhöht. Wir haben festgestellt, dass in den Tagen nach dem Sieg die Besucherzahlen auf unserer Website in die Höhe geschossen sind. Des Weiteren hat uns der Gewinn sicherlich dabei geholfen, als attraktiver Arbeitgeber in der Ostschweiz wahrgenommen zu werden.
Sie haben das Unternehmen 2004 zusammen mit Marco Padrun gegründet – damals waren es gerade mal vier Mitarbeitende, heute sind es knapp 600, wovon etwa 380 in Trübbach arbeiten. Was macht den Erfolg von Evatec aus?
Die richtigen Leute – die mit viel Herzblut hinter dem stehen, was sie machen – am richtigen Ort zu haben! Ausserdem war uns immer wichtig, dass wir in die Zukunft investieren, sprich uns technologisch weiterentwickeln. Für mich persönlich ist und bleibt es wichtig, dass ich jeden Tag mit Freude und Passion arbeiten kann. Und ich glaube, vielen unserer Angestellten geht es ähnlich.
Was ist das Herzstück von Evatec, mit dem Sie auf den Weltmärkten so gefragt sind?
Wir dürfen unsere Kunden mit Beschichtungsanlagen beliefern, die hauchdünne Schichten auf Substrate auftragen. So werden vor allem elektronische und optische Bauteile in den Bereichen Advanced Packaging, Power Devices, MEMS, Optoelektronik, Wireless Technologies und Photonics mit Evatec-Maschinen hergestellt. Man kann sich das folgendermassen vorstellen: Sie kochen einen Topf Spaghetti. Das kochende Wasser ist das Material, das Sie auf ein Bauteil aufbringen wollen. Das heisst, Sie halten das Bauteil über den Topf und werden dann feststellen, dass das verdampfende Wasser auf dem Bauteil kondensiert. Wir machen das alles sehr genau, in einem Reinraum und unter Vakuum – mit dem Ziel, die Schichten möglichst homogen und rein aufzubringen.
Andreas Wälti: Freude und Passion.
Womit hebt sich Evatec von den Mitkonkurrenten bei Hightech-Dünnfilm-Beschichtungsanlagen ab?
Wir versuchen immer, unsere Kunden zu verstehen und ihnen mit unseren Lösungen weiterzuhelfen. Technologisch sind dies zum Teil sehr anspruchsvolle Aufgaben, die uns aber im nahen Kontakt mit unseren Kunden halten, was wiederum wichtig ist für eine gute Partnerschaft. Unsere weltweiten Kunden beschichten mit unseren Anlagen ja vor allem elektronische und optische Bauteile. Die Mikrochips und Filter werden zum Beispiel in Endgeräten wie Handys, Computern oder Kameras verbaut. Aber auch in Autos kommen LED-Beleuchtungen zum Einsatz, die mit Lösungen «Made in Trübbach» produziert werden.
Trübbach ist ein gutes Stichwort: Wie ist das Alpenrheintal zu einem eigentlichen Hightech-Firmen-Cluster geworden?
Durch das Zusammentreffen von verschiedenen Regionen (CH, FL, AT, DE) und somit verschiedenen Interessen auf engstem Raum war es für die Bewohner des Alpenrheintals immer notwendig, unkonventionelle Lösungen zu finden. Das gibt dem Tal wohl seinen speziellen Charakter. Dann gibt es im Rheintal viele qualifizierte Fachkräfte – ein unschätzbarer Vorteil für Hightech-Firmen. Zusätzlich ist hier die für uns wichtige Fachhochschule OST (ehemals NTB), mit der wir eng zusammenarbeiten. Allerdings dürfen wir nicht vergessen, dass wir uns in einem Vier-Länder-Cluster befinden und gute, grenzüberschreitende Lösungen für die Bildung, aber auch für die Unternehmen haben.
«Unsere weltweiten Kunden beschichten mit unseren Anlagen vor allem elektronische und optische Bauteile.» Das intelligenteste Hemd aller Zeiten.
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Das bringt uns zum geplatzten Rahmenabkommen mit der EU. Was bedeutet das für die Evatec?
Für uns ist es der Status quo, es gelten nach wie vor die bilateralen Verträge. Wir erwarten aber von der Politik, dass wir uns als guten, gleichwertigen Partner der EU positionieren. Die Beziehungen sind nach wie vor gut – und gute Nachbarn halten solche Situationen auch aus, können sogar darauf aufbauen. Mit annähernd 100 Prozent Exportanteil erwarten wir natürlich auch, dass auf wirtschaftlicher Ebene gute und einfache Lösungen für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ausgearbeitet werden. Ich bin überzeugt, dass dies möglich ist.
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Ein Wegzug war also nie ein Thema, auch nach dem «Aus» fürs Rahmenabkommen?
Nein, nie.
Text: Tanja Millius Bild: Evatec