Bikes Without Borders Freie Fahrradwerkstatt f端r Asylbewerber in Karlsruhe
Bikes Without Borders
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Content
Initiative des Freundeskreis Asyl Karlsruhe e.V Gemeinnütziges Projekt seit Juli 2012 Beteiligte: Bürger der Stadt Karlsruhe im Ehrenamt
Projekt Werkstattbau Fertigstellung: Mai 2015 Ort: Alter Schlachthof Karlsruhe Planung: „Praktiker“, Lorenz del Chin, Max Mütsch, Michael Wald
04 Hintergrund 06 Verortung 08 Projektverlauf 10 Entwurf 12 Realisierung 14 Medien
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Hintergrund
Fahrräder für Flüchtlinge
Flucht aus ihrem Heimatland in Deutschland eintreffen, ist die LEA eine erste Anlaufstelle. Nicht weit davon vereint das Menschenrechtszentrum Karlsruhe (MRZ) einige Hilfsorganisationen unter einem Dach, die den Bewohnern der LEA erste Unterstützung anbieten, sei es durch Beratung, rechtlichen Beistand, Sprachkurse oder durch freien austausch und Kontakt bei der wöchentlichen Teestunde. Im Juli 2012 wurde BWB auf Initiative von Tobias Boßman und Tobias Fleiter gegründet um den Menschen vor Ort nachhaltig zu helfen. Ihr Projekt bietet dabei jedem der danach sucht eine gute Möglichkeit sich mit zu engagieren und gleichzeitig beim gemeinsamen Schrauben mit Flüchtlingen in Kontakt zu treten.
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Bikes Without Borders (BWB) ist ein ehrenamtllicher Verein junger Bürger aus Karlsruhe die sich in ihrer Freizeit sozial engagieren und einen aktiven Beitrag zur Unterstützung Bedürftiger leisten. Bei BWB sammeln sie alte, defekte und ausrangierte Fahrräder als Spenden, machen sie wieder fahrtauglich und verteilen diese anschließend kostenlos und unbürokratisch an die Bewohner des Asylbewerberheims. In Karlsruhe befindet sich die Landeserstaufnahmestelle (LEA) für Asylanten in Badenwürtenberg. Dort werden Flüchtlinge, die in diesem Bundesland Asyl beantragen, vorläufig untergebracht und registriert bevor sie auf dauerhafte Unterkünfte verteilt werden. Für viele Menschen, die soeben wegen Vertreibung und
01 Reparieren mit Fl端chtlingen, 2014 02 Reparaturtreff, 2013
03 Lagerung Fahrradspenden, 2014
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Verortung
Ein Treffpunkt vor dem Menschenrechtszentrum
07 In Karlsruhe entand 1996 das Menschenrechtszentrum als Dachverband verschiedener Hilfsorganisationen um unter einem Dach arbeiten und Synergien besser nutzen zu können. Als gemeinsames Haus bot sich ein Gebäude auf dem ehemaligen Schlachthofgelände an, wo sich Vereine wie Amnesty International und Freundeskreis Asyl zusammenschlossen. Seit dem bildet es eine zentrale Anlaufstelle für Menschen in Not, insbesondere für Flüchtlinge die um Asyl suchen und Information, Rat oder Unterstützung brauchen. Im Zuge der Stadtplanung und Erweiterung wurde das Areal des alten Schlachthofs umgewitmet in einen „Kreativpark“ der ausschließlich Unternehmen aus der Kreativbanche vorbehalten ist. Das MRZ bildet darin eine Ausnahme, da es schon vor der Umgestaltung dort angesiedelt war und sein Nutzungsrecht weiterhin behalten kann. Das Umfeld hat sich mitlerweile von einer Randlage zu einem von Karlsruhern rege besuchten Ort mit vielfältigen kulturellen Veranstaltungen entwickelt. Weil die Landeserstaufnahmestelle sich ausserhalb der Stadt zwischen Bahntrasse und Autobahn befindet sind die Bewohner weit entfernt von öffentlicher Infrastruktur, auch weil für fast alle die öffentlichen
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Menschenrechtszentrum
LEA
Verkehrsmittel auf grund der Kosten nicht in frage kommen. Der alte Schlachthof ist hingegen noch gut erreichbar und liegt auf direktem Weg zwischen der Innenstadt und der LEA. Tobi B. und Tobi F. begannen die Initiative Bikes Without Borders indem sie sich einmal die Woche auf dem Parkplatz vor dem MRZ einfanden um dort schrottreife Fahrräder zu reparieren und sie direkt an vorbeikommende Flüchtlinge zum kostenlosen Verleih anboten. Ein Fahrrad ist in Karlsruhe das beste Mittel um den Menschen ausreichend Mobilität zu bieten und es erleichtert ihren Alltag und bereichert ihre Freizeit. Da die Reparaturtreffen im freien stattfanden fehlte es an Möglichkeiten Werkzeug und ersatzteile zu lagern und währed der kalten Jahreszeit musste die Arbeit eingestellt werden. Die Räume im MRZ waren voll ausgelastet und auf Grund der Einschränkungen zur Nutzung im Bebauungsplan des Schlachthofareals war es nicht möglich als gemeinnütziger Verein einen Werkstattraum in sinnvoller Nähe anzumieten. Daraus entsand die Idee zur Errichtung eines eigenen Werkstattgebäudes um das Projekt zu festigen.
03 Verortung im Stadtplan
Innenstadt
01 Visualisierung zum Entwurf 02 Modell zm Entwurf,
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Alter Schlachthof
Projektverlauf
Der Bau der Werkstatt wurde von Anfang an als Bekanntheitgrad half dabei den Kreis der aktiven Helfer kontinuirlicher Wachstumsprozess betrachtet, der zu vergrößern und weitere Geldspenden zu aquirierne, eine vielseitige Beteiligung erforderte, die erst noch die für den Innenausbau und die Verkleidung nötig mobilisiert werden musste. Es waren zu Beginn erst waren. einige Unbekannte zu klären, wie die Finanzierung, Die Realisierung war zu jeder Zeit abhänging von das Einhohlen notwendiger Genehmigungen oder einer gewissen Gruppendynamik der Akteure und den Erwerb weiterer ehrenamtlicher Helfer, um ihrer konstanten Zuversicht in die Machbarkeit. Daraus die Machbarkeit absehen zu können. Dazu wurde entstand die Kette aus aufeinander aufbauenden ein flexibler Phasenplan erstellt mit einbeziehung Impulsen die den Bau der Werkstatt möglich gemacht verschiedener Akteure um möglichst vorrausschauend haben. Bemerkenswert ist dabei, dass mit der notwendige Maßnahmen zu planen, die die Grundlagen fortschreitenden Entwicklung des Werkstattgebäudes, für eine Realisierung schaffen würden. die Initiative Bikes Without Borders selbst immer weiter Es wurde davon ausgegangen, dass jeder Schritt in gewachsen ist. der Vorbereitung und Planung auch Auswirkungen auf den nächsten haben würde oder förderliche Ereignisse für den weiteren Prozess herbeiführen könnte. Zum Beispiel war die Erstellung eines Entwurfs mit Visualisierungen für das Werkstattgebäude nicht nur eine erste Planungsgrundlage, es eignete sich auch hervorragend al Kommunikationsmittel um für das Vorhaben zu werben. Neben der Erzeugung von konkreten Bildern war es aber ebenso wichtig keine fixe Endvision vorzugeben um während des Verlaufs auch auf günstige Fügungen spontanTreagieren zu können. T Folge von Ereignissen, Aeine Tatsächlich ergab sich 2014 T S K welche im Ganzen den Bau der Werkstatt R R ermöglicht E E haben. Durch W die Insolvenz B der Baumarktkette D R A E Praktiker AG konntenW anfang des Jahres alle Bauteile RRstatischen Konstruktion E H der günstig rimu- Ausverkauf B A L s r F Y arl äan erworben Swerden. Bei der Teilnahme de mehreren E K I A r n E r o . v der Verein h zweimal Förderwettbewerben konnte die ÜR FR ein te Fa tellen sen FJury r e mit dessen Konzept t V überzeugen s und aPreisgelder er kapu ung ktph zur h c t in bedeutender Weiterentwicklung ihrer tli höhe e zur füg Proje stat eugs h r m u e a sr Tätigkeit k z V gemeinnützigen erwerben. Darauf folgte eine r r n re arl zur vie We Werk h e K n n Resonanz rvon Meldungen in eder ria inverstärkte n mediale ne urde eine des . i e t n h t a i is de d wzum gTV Beitrag d Derumerhöhte er nd bis ng imanZDF. t i n rs erbLokalzeitung u n a r u e B t, m un st ru ing n w de rd Bo ylbe ache itglie alisie terbr rund naler es is gen t n s u g e l tho ür A lich m en M ie R n, Un rder nktio Zie ichtu en i f ug t d W e d Vo ltifu ssen Einr ativ i es ie a nd r Bik rn, d fahrt on m enen dspe er im mu n, de iven nteg i d k d i t t . n a ra rä n de he der era ei b Fahr Fahr d da wer inistr eine affen wie Koop ert r un ert m nd ch er In muli g d ur de den alisi n ad en u zu s n n for geru arat Spe au re lb vo tret raum p La d Re von in B erha kt zu ions t un hilfe nte e auß onta nika t on en K i n M n k ng mu ni i lie chtl ime d Kom Flü hnhe - un Wo eits b Ar
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Bauen als Prozess einer dynamischen Impulskette
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01 aus dem Stegreifentwurf zu BWB Plan 1/4
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Konstruktion ergeben. An dem Tragwerk können im Inneren dann Werkbänke, Regalkomponenten zur Aufbewahrung oder Aufhängungen flexibel angebracht und den Bedürfnissen jederzeit angepasst werden. Zur Bildung der äußeren Hülle fiel die Wahl auf Polycarbonatplatten, die ebenfalls einfach zu montieren sind und einen gewissen gestalterischen Anspruch vermitteln. Eine Fassade aus Polycarbonat erwies sich in diesem Fall such als Funktional, da auf zusätzliche Öffnungen zur Belichtung verzichtet werden konnte weil das Material transluzent ist, und es bei Dunkelheit beleuchtet werden kann um zusätzlich Aufmerksamkeit zu generieren.
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Der Entwurf zum Werkstattgebäude basiert auf dem System von Schwerlastregalen wie sie auch in größenren Baumärkten eingesetzt werden. Die Bestandteile konnten anfang 2014 beim Ausverkauf in einer Max Bahr Filiale günstig erworben werden. Das System bietet viele Vorteile, die für den Bau der Werkstatt Bedingung waren. Es ist schnell und unaufwändig in Eigenregie auf- und notfalls wieder abbaubar ohne die Notwendigkeit von professionellen Montören. Es vereint statische Elemente mit Regalaufbauten und Funktionswänden in wenigen Komponenten. Die Bestandteile können einfach und flexibel kombiniert und personalisiert werden womit die Erwartungen an die Funkrionalität gedeckt wurden. Die Teile des Systems wurden zusammen mit weiteren „lowbudget“ Elementen in einem Funduskatalog gelistet und anschließen neu Interprätiert. Durch die Umkonfiguration der Bestandteile entsteht ein raumhaltiges Tragwerk aus drei voreinander geschalteten Regalsegmenten. Die Steckverbindungen der Querträger sind gleichzeitig aussteifende Elemente, so dass die einzelnen Segmente, verbunden über einen Stahlrahmen als Unterbau, gemeinsam eine stabile
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Entwurf
Reuse Design
Stegreifentwurf „Eine Fahrradwerkstatt für BWB“ 01 Plan 1/4
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03 Plan 2/4 04 Plan 3/4
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Realisierung
Fester Ort der Integration
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Im Jahr 2015, während europaweit zunehmender Flüchtlingszahlen, konnte auch BWB nach dem Bau der Werkstatt im Frühjahr eine steigende Aktivität verzeichnen. Die Reparaturtreffen finden dort nun zweimal die Woche statt mit durchschnittlich zen Helfern die mit schrauben. Jeden Dienstag werden die instandgesetzten Fahrräder an die Flüchtlinge verteilt, von denen sich oft um die dreißig Personen um die Räder bewerben. Der verfügbare Fuhrpark umfasst mttlerweile im November 2015 fast fünfhundert Fahrräder. Ziel der Initiative Bikes Without Borders ist es, neben dem Betrieb als Werkstatt zur Unterstützung von Asylbewerbern in Karlsruhe, einen offenen Arbeits- und Kommunikationsraum zu schaffen, der es ermöglicht
außerhalb von administrativen Einrichtungen und Wohnheimen mit Flüchtlingen in Kontakt zu treten. Der Verein leistet im kleinen einen wichtigen Beitrag zur Integration indem er einen vorbehaltlosen Austausch ermöglicht. Durch das Werkstattgebäude konnte dieser Ort auf dauer gefestigt werden und bildet nun eine wichtige Adresse für Neuankömmlinge in der LEA. Die Architektur ist auf das nötigste reduziert, erfüllt aber genau ihren Zweck, auch indem sie Teil der notwendigen Selbstdarstellung nach Außen ist. Im Rückblick bleibt nur die Frage offen, ob ein Projekt, das so stark auf das Vertrauen vieler Menschen angewiesen ist, tatsächlich planbar ist, oder neben dem guten Willen auch immer eine gute Portion Glück benötigt wird. Aber das lässt sich auch einplanen.
01 Allwöchentlicher Reparaturtreff, 09.2015 02 Innenraum der Werkstatt
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03 Beleuchtung während des Schlachthof Festival 04 Aufschließen der Werkstatt
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TV Beiträge „Freiheit auf zwei Rädern: Bikes without Borders“ Die Bundesregierung, Gut Leben In Deutschland, 22.09.2015 https://www.gut-leben-in-deutschland.de/SharedDocs/Blog/DE/09-September/2015-09-22-bikeswithout-borders.html „frag odysso - Wie werden Städte lebenswerter und sozialer?“ Axel Wagner, SWR Fernsehen, 10.09.2015 http://www.swr.de/odysso/frag-odysso-wie-werden-staedte-lebenswerter-und-sozialer/-/id=1046894/ did=16132496/nid=1046894/s5bjvr/index.html
Medien
„Fahrräder zur Integration“ Rebecca Müller, SWR Landesschau Aktuell Baden-Württemberg, 21.06.2014 „Fahrräder für Flüchtlinge“ Solveig Frick, ZDF Heute-Journal, 13.06.2014
Zeitungsartikel „Zwei Räder bedeuten ein Stück Freiheit“ Anne Weiss, BNN, 27.08.2015 „Fahrräder ohne Grenzen“ Ekart Kinkel, Der Sonntag, 12.10.2014
Links Bikes Without Borders Karlsruhe http://bikeswithoutborders.blogspot.de/
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Freundeskreis Asyl Karlsruhe e.V. http://freundeskreis-asyl.de/