Leseprobe Die Bücherbande - Die Legende der Himmelreiter

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M I C H A E L

R E E F S

BÜCHER

BANDE DIE

DIE LEGENDE DER HIMMELREITER

EIN

GROßER HIT

IN HOLL AND!



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BÃœCHER

BANDE DIE

BAND 1: DIE LEGENDE DER HIMMELREITER



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BANDE DIE

DIE LEGENDE DER HIMMELREITER



Die Legende der Himmelreiter Es ist Herbst - die ersten Blätter fallen… 12 Männer reiten auf Pferden. In der dunkelsten Stunde der Nacht, erreichen sie ein Dorf, umgeben von Nebel. Es ist Winter - die ersten Schneeflocken fallen… 12 Männer erfüllen ihre Aufgabe, umgeben von finsteren Mächten, beobachtetet durch einen schrecklichen Mann. Es ist Frühling - die ersten Blumen blühen… 12 Männer erreichen das Haus auf dem Hügel. Das riesige Schloss erscheint, wo der Mann mit der Axt auf sie wartet. Es ist Sommer – die ersten Sonnenstrahlen erscheinen… 12 Männer werden auf grausame Weise ermordet. Ihre Seelen sind eingeschlossen in den Katakomben des Gebäudes, verbannt in geheimnisvollen Gemälden. Feuerwerk verkündet das neue Jahr, es ist Jetzt… 5 Kinder hören die Hilfeschreie der 12 Männer. Jeden Monat geschehen neue Ereignisse, hoffend, dass die 12 Männer vor dem Ende des Jahres gerettet werden können.



KAPITEL 1

Eine gruselige Legende

G

- Sonntag, 1. Januar eisterhaft. Dass war das erste Wort, das Luca Littel einfiel, als sie die hölzerne Ruine aus der Nähe sah. Von einigen andern Punkten in Südbucht sah sie ein-

fach wie ein verfallenes, altmodisch Landhaus aus. Aber hier, am Fuße des enormen Hügels, schien es, als ob man eine andere Welt betrat. Unheimliche Schatten verdeckten die Spitze und das dichte Gestrüpp sorgte dafür, dass man fast nicht sah, wie alt und verrottet das Haus war. Die Menschen fühlten sich nicht wirklich willkommen, wenn sie dieses Haus sahen. Manche dachten sogar, dass sich in diesem Hause etwas befinden würde, das sie angreifen könnte. Nicht, dass Luca das glaubte. Deshalb waren doch sie nun schließlich hier? Das Haus konnte ihnen nichts tun, auch nicht, wenn sie es aus der Nähe betrachten würden. Luca schaute zu ihren Freunden hinüber. Roy hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schaute sie herausfordernd an. Sein schwarzes Haar war zum Teil unter dem breiten Band seiner Kopfhörer verborgen. Er stand kerzengerade im Wind und sah aus wie ein Krieger auf einem alten Gemälde. Wenn es darauf ankam konnte sie immer auf ihn zählen.

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Neben ihm stand Sander. Der war das komplette Gegenteil von Roy. Er hatte seinen Kopf gesenkt während er angeblich seine Brille putzte. Das machte er immer, wenn er sich nicht wohl fühlte. »Kommt schon, ihr wollt es doch auch oder nicht?« sagte sie. »Und nun habt ihr Angst? Ich wusste es! Es ist auch jedesmal das gleiche, wenn wir endlich irgendwann mal echt was unternehmen. Pah! Warum lass ich mich auch immer reinlegen?« Sie verschränkte ihre Arme und rümpfte ihre Nase. »Wir sind viel zu jung um zu sterben,« sagte Valerie Ernst mit weinerlicher Stimme, während sie auf ihren Nägeln kaute, und genau wie Sander ihren Kopf gesenkt hielt. Ihr halblanges, hellbraunes Haar wehte leicht über ihre Schulter. Sie stand mit einem Bein vor dem anderen und sah aus, als ob sie dringend auf die Toilette müsste. Luca lachte. So jung waren sie nun auch wieder nicht. Roy war 13; Melanie, Valerie und Sander waren 12 und sie war 11. »Warum sagst du das?« fragte sie. »Ich weiß, dass ich die jüngste und kleinste bin aber zusammen sind wir doch alt genug um ein Abenteuer zu erleben?« »Ich sage es nur, weil du denkst, dass wir schon viel älter sind.« »Du weißt was die Folgen sind, Luca.« Melanie Wunderstein band das Haargummi am Ende ihres dunkelbraunen, geflochtenen Zopf etwas fester und stellte sich etwas näher zu Luca hin. »Ich habe dicht gewarnt,« flüsterte sie hinter vorgehaltener Hand, »aber du wolltest nicht zuhören.« »Deine Vorhersagen stimmen nie!« rief Luca. »Was wenn sie dieses mal aber recht hat?« fragte Valerie.

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Roy Schild und Sander Berghof hielten ihre Blicke starr auf die Spitze des Hügels gerichtet. »Es sieht genauso aus wie in dem Buch,« sagte Sander leise. »Na und?« sagte Luca sofort schnippisch, während sie sich zwischen die beiden Jungen stellte. »Nur, weil die Legende in einem Buch erwähnt wurde, heißt dass nicht, dass die Legende auch tatsächlich passiert ist. Deshalb sind wir ja jetzt hier um das herauszufinden.« »Deine Oma hat uns die Geschichte aber auch erzählt,« sagte Roy zu ihr. »Durch sie sind wir auf die Idee gekommen den Hügel zu untersuchen.« »Es geht um mehr als du dir vorstellen kannst.« Melanie stellte sich direkt hinter Luca. »Es gibt Dinge die wir nicht erklären können. So wie das enorme Schloss, das auch hier auf der Spitze stehen sollte. Siehst du es? Ich nicht. Und doch muss es dort stehen.« Luca seufzte. Jeder sah das Haus immer als ein Mysterium. Und nun wollten sie es sich ansehen und ihre Freunde hatten auf einmal Angst. Obwohl sie die Hügelspitze oft genau beobachtet hatten und noch nie etwas Merkwürdiges passiert war. Natürlich, sie standen hier nun zu fünft auf dem großen mit Moos bewachsenem Platz am Fuße des Hügels und wirklich gemütlich sah es hier nicht aus. Am Rande des Platzes, standen hinter ihnen ein paar verlassene, alte Häuser mit spitzen Dächern. In der Ferne konnte man den Glockenturm des Rathauses sehen. Ansonsten war der Platz sehr kahl und jeder konnte sehen, dass hier kein Mensch mehr wohnte. Selbst die Zäune, die früher den Platz von den Wiesen getrennt hatte, waren heruntergekommen. Der Rest der Südbucht war viel gemütlicher und aufgeräumter - aber dieser Teil

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war von den Einwohnern abgestoßen und vergessen. Auf dem Hügel konnte man ganz schwer den Umriss eines Pfads erkennen aber man konnte ihn nicht betreten. Luca war sich sicher, dass sie nach oben klettern mussten und dass das nicht einfach werden würde. Sie frierte. Der Himmel wurde immer grauer. Es würde nicht mehr lange dauern bis es anfangen sollte zu regnen. »Was machen wir jetzt?« fragte sie. »Vielleicht solltest du die Geschichte noch einmal erzählen,« sagte Roy zu Sander. »Du kannst sie bestimmt auswendig.« »Ich will es nicht noch mal hören,« sagte Valerie mit zitternder Stimme. »Doch,« sagte Luca entschlossen. »Erzähl es nur noch einmal sodass jeder weiß warum wir hier sind.« Sander kratzte sich am Kopf. Luca wusste, er über ein ziemlich ausgeprägtes Allgemeinwissen verfügte. Er las tausende Bücher, über allerlei merkwürdige Themen, die auf der Erde passierten. Die Geschichte aus Südbucht interessierte ihn am meisten. »Also gut,« sagte Sander zögernd. »Aber nicht hier.« Die fünf Kinder überquerten den runden Platz und blieben in der Nähe der kahlen Sträucher stehen, die am Anfang des Hügels wuchsen. Hier ging es ganz steil nach oben zur Spitze. In der Nähe eines dicken Baumes setzen sie sich hin. Sander räusperte sich und begann. »Die Nacht wurde durch einen Blitz erhellt, der sich durch die Luft schlängelte. Der Anführer der Himmelreiter verkroch sich in seiner Jacke und ermutigte sein Pferd weiter zu gehen. Er war der letzte sei-

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ner Gruppe. Seine 11 Männer waren einer nach dem anderen verschwunden und schließlich wurde er durch den König seines Landes geschickt um heraus zu finden, wo sie geblieben waren. Dass einzige was er wusste, war, dass sie das letzte Mal in Südbucht gesehen wurden. Die Hufe seines Pferdes klapperten auf den Steinen der Strassen. Er zog die Zügel etwas an und brachte das Tier zum Stillstand, als er den Hügel erreichte. Hier stieg er ab. Während er zu dem sich schlängelnden Pfad lief, zog er seinen Mantel zu. Mit großen schritten lief er auf dem Pfad nach oben und blieb vor dem Haus auf der Spitze stehen. Hinter ihm lag die Südbucht, die er nicht mehr erkennen konnte. Alles war dunkel und verschwommen. In einem Wimpernschlag veränderte sich das Haus vor ihm in ein riesiges Schloss. Der Mann fühlte sein Herz in seinem Hals klopfen und griff nach seiner Waffe in seiner Manteltasche. Aber... da war nichts?! Verwirrt sah er auf seine lehre Schneide. Wo… Er schaute sich um. Vielleicht auf…? Mit einem Ruck kam er zum Stillstand, als das eiserne Tor knarrte. Das Knarren ging in ein Brüllen über und etwas schlängelte sich über den Boden. Etwas, dass verdächtig nach einer Schlange aussah. Es schoss nach vorne, während der Himmelreiter rückwärts rannte. Vergeblich, da sich ein dickes Seil blitzschnell um die Füße des Mannes wickelte und sich festzog. Der Mann fiel hintenüber und schlug mit seinem Kopf gegen den Boden. Das Seil zog den fast bewusstlosen Mann in die dunkeln und kalten Kerker des Schlosses.« Ein Blitz am Himmel erschien. Das Unwetter donnerte durch die Luft. Die Kinder zuckten zusammen und Luca hielt sich mit ihren Händen die Ohren zu, während sie den dunkeln Himmel beobachtete. »Es wird passieren,« sagte Melanie und sie schlug ihre Hand

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vor ihren Mund. Luca zog die Hand direkt weg. »Es wird nichts passieren,« sagte sie. »Gar nichts.« »Luca hat recht, es ist nur ein Unwetter.« sagte Roy ruhig. »Komm schon Sander, erzähl den Rest der Geschichte.« Während Sander nach einigem Räuspern weiter machte, klammerte sich Valerie an Melanie fest. »Die Flurwände flogen an ihm vorbei. Ab und an blieb er irgendwo hängen und schrie aus vollem Halse, aber seine Stimme war schon am Anfang auf wunderliche Weise verschwunden. Er hatte noch nie solche Angst gehabt. Tief in sich wusste er, dass er hier nie mehr lebend herauskommen würde. Schließlich lockerte sich der Griff des Seils und blieb am Boden liegen. Hastig löste der Himmelreiter es und versuchte aufzustehen. Der Schmerz war unbeschreiblich, aber er gab nicht auf. Er presste die Zähne aufeinander und suchte den Weg nach oben. Weit kam er nicht. Hinter sich hörte er ein Geräusch von etwas, dass über dem Boden schleifte. Sein Herz fing gleich wieder an heftiger zu schlagen und erneut suchte er nach einer Waffe in seinem Mantel. Zu spät. Viel zu spät. Aus dem Dunkeln trat der Mann mit der Axt näher. Der Himmelreiter schaute geradewegs in die Augen seines gefürchteten Feindes und starb ein paar Sekunden später.« Es war als hätte die Geschichte Einfluss auf das Wetter. Die ersten Regentropfen fielen aus der Luft und plätscherten auf die Steine. Die fünf Freunde schauten aneinander fragend an. Niemand traute sich etwas zu sagen. Roy öffnete seinen Mund aber Luca kam ihm zuvor. »Sol-

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len wir uns dann jetzt schnell nach oben begeben?« fragte sie. Während sie sich wieder aufrichtete, verspürte sie ein Vibrieren in ihrer Hosentasche. Warum ausgerechnet jetzt? »Warum guckst du so sauer?« fragte Roy. »Mein Handy.« Sie holte es aus ihrer Hosentasche und sah „Waltraud Littel“ auf dem Display. Sie seufzte und schob mit großer Abneigung den grünen Hörer nach links, wonach sie das Handy an ihr Ohr hielt. »Mama?« fragte sie leise. Es war als ob sich das Unwetter über ihrem Kopf zusammenbraute. »Wo steckst du? Ich hatte dir noch gesagt, dass du vor dem Regen Zuhause sein musst. Nun, wo bist du? Dann komm ich dich jetzt direkt holen.« »Dass brauchst du nicht, Mama.« erwiderte Luca. »Ich bin schon unterwegs nach Hause.« »Das hoffe ich auch. Du hast eine Viertelstunde.« Ohne noch etwas zu sagen legte Luca auf. »Deine Mutter?« fragte Melanie besorgt. »Mist, weiß sie hiervon?« »Natürlich nicht.« Luca zog ihren Rucksack etwas enger. »Ich hatte eine Abmachung mit ihr und da muss ich mich dran halten.« Valerie starrte die Spitze an, während sie krampfhaft etwas in ihrer Hosentasche wie einen Talisman festhielt. Und an sich war es das auch, wusste Luca. Valerie hatte schon ihr ganzes Leben Asthma wodurch sie nie lang rennen konnte. Wenn sie wirklich Angst hatte, schlug es ihr direkt auf die Lungen. In beunruhigenden Situationen benutzte sie oft ihren Inhalator. »Ich muss jetzt wirklich gehen,« sagte Luca schnell und sie

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schaute auf ihr Handy um die Zeit zu sehen. Viertel vor zwei. Um zwei Uhr Zuhause zu sein… das müsste sie leicht schaffen. »Wir gehen auch,« sagte Roy. »Bei diesem Wetter wird man wenig erleben. Der Regen wurde heftiger. Dicke Tropfen fielen herunter und platschten auf ihren Jacken. Das Grüppchen verließ den Platz, wo sie sich trennten und jeder in eine andere Richtung lief. Ein Knall wie ein Peitschenschlag schien die Luft zu spalten. Mit einem Ruck drehte sich Luca um. Ein Lichtblitz flog wie ein fallender Stern über das Haus. Leider waren die andern des Clubs schon weg. Eine Sekunde dachte sie darüber nach ob sie sie anrufen sollte aber dafür war jetzt keine Zeit. Sie musste wirklich nach Hause. Aber vielleicht… Ihre Neugier gewann. Luca setzte den ersten Schritt in die Richtung ihres Hauses, nahm dann aber doch den Weg zum Hügel. »Mist,« sagte sie leise zu sich selbst. Sie rannte so schnell wie möglich zurück zu dem Platz und blieb am Fuße des Hügels stehen. Von hier hielt sie das Haus im Blick. Sie hörte oder sah nichts mehr. Der Regen fiel auf ihr Gesicht und tropfte an ihren Kleidern herunter. In ihrer Hosentasche vibrierte ihr Handy erneut. Widerwillig zog sie das Gerät aus ihrer Tasche. Ohne zu gucken nahm sie das Gespräch entgegen und sagte: »Ja Mama, ich bin schon unterwegs!« »Luca, was machst du noch bei dem Hügel?« erklang die Stimme von Melanie. Luca war kurz verdutzt. »Melanie?« fragte sie überrascht. »Woher weißt du das?«

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»Woher ich das weiß ist egal, du musst jetzt echt nach Hause ansonsten hast du große Probleme. Wir treffen uns nachher noch mal. »Ich habe gerade...« Sie wollte von dem Lichtblitz erzählen aber da hatte Melanie schon aufgelegt. Direkt drückte sie wieder auf ihr Foto. Sie hörte wie die Nummer gewählt wurde, Melanie abnahm und sofort wieder auflegte. Alle verschworen um sie von diesem morschen Haus und seinen Geheimnissen fern zu halten. Selbst der Regen und das Unwetter schienen sie auszulachen. Aber das war etwas, dass sie sich nicht nehmen ließ. Dies war IHR Abenteuer. Sie schaute noch ein letztes Mal zum finsteren Haus auf dem Hügel. Lach nur. Ich komme zurück und dann werde ich deine ganzen Geheimnisse lüften. Ich habe keine Angst. Ich habe nie Angst.

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KAPITEL 2

Ein gestohlener Bleistift

L

uca rannte durch die Straßen. Hin und wieder schaute Sie auf die Uhranzeige Ihres Handys. Sie hatte den schnellsten Weg des Hügels genommen, um den sich

ein Fluss schlängelte. Neben ihr schlug das Wasser heftig gegen das Ufer. Wellen schlugen immer höher und verschluckten einige Sträucher. Sie rannte durch den Ostkai, ihre Straße, in der alte Fischerhäuschen zwischen modernen Häusern standen. Der Ostkai war ein Beispiel für den Rest von der Südbucht, da hier ganz einfach modern neben alt gebaut wurde. Jedes Haus in der Straße stand mit der Fassade nach vorne zum Fluss Strong wodurch man eine schöne Aussicht über die Wiesen und die etwas weiter weg stehenden Berge hatte. Die meisten Häuser hatten ein ordentlich gepflegtes Blumengärtchen vor der Haustür, die allerdings im Winter ziemlich traurig aussahen. Gerade rechtzeitig erreichte Luca ihr Haus. Mit einem tiefen Seufzer steckte sie den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür. Schnell setzte sie einen Schritt über die Schwelle und stieß gegen jemanden. Ohne hoch zu schauen fragte sie: »Was ist los, Mama?« Sie zog ihre Jacke aus und warf diese auf den Garderobenständer

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und versuchte dabei ihre Mutter nicht anzugucken. Ihre Mutter war natürlich entsetzlich beunruhigt. Und das durch IHRE Schuld. Sie musste sich ruhig verhalten und nicht anfangen zu diskutieren. Dann würde ihre Mutter sich wieder beruhigen und alles wäre so wieder vorbei. »Wo bist du gewesen?« fragte ihre Mutter, die ihre Hände in die Hüften gestemmt hatte. »Oh, ich war kurz bei Valerie. Sie fragte, ob ich ihr bei einer Hausaufgabe helfen konnte.« »Sie ist ein Schuljahr weiter als du. Wie soll das denn gehen Luca?« »Vielleicht bin ich zu schlau für mein Alter,« erwiderte Luca spontan und trat einen Schritt zur Seite. Mist. Ihre Mutter blieb auf der gleichen Stelle stehen aber ihre Hände lagen nicht mehr auf ihren Hüften. »Merkwürdige Geschichte, Mädchen. Was soll ich da denn von halten? Wie auch immer, ich bin froh, dass du jetzt hier bist. Wir reden später darüber. Hast du noch Hunger? Ich habe einige Sandwiches für dich zur Seite gelegt.« »Ja, lecker! Ich komme sofort,« sagte Luca erleichtert. So sieht man, dass alles gut läuft wenn man sich ganz normal verhält. Ihre Mutter konnte manchmal sehr besorgt sein aber wütend wurde sie nur selten. Luca lief die Treppe hoch. Was macht ihr kleiner Bruder nun schon wieder? Was für ein Lärm! Die Tür von Michaels Zimmer war geschlossen - also war er mit etwas Verdächtigtem beschäftigt. Es wurde etwas gegen die Tür geschmissen. Luca versuchte durch das Schlüsselloch zu gucken. Etwas Braunes starte

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zurück. Erschrocken sprang sie nach hinten und wartete ein paar Sekunden. »Was ist los Luca?« Das war die Stimme ihres Brüderchens. »Ich sehe dich doch. Möchtest du etwa wieder an einen von meinen Socken riechen?« »Scher dich doch weg mit deinen Stinksocken,« sagte Luca würgend. »Was machst du?« »Ich baue etwas.« »Ja, ja! Veräppeln kannst du dich selbst. Du bist sieben und kannst noch nicht mal einen Hammer festhalten.« »Mama sagte, dass du zum Hügel warst,« sagte Michael um das Thema zu wechseln. »Was, woher weiß sie das denn?« Mist! Und ihre Mutter hatte nichts davon gesagt! »Also stimmt es? Mama sagte, dass du da mit Freunden warst. Dass ihr Dinge gemacht habt die nicht erlaubt sind.« Luca bewegte sich von der Tür weg und ging in ihr eignes Zimmer. Vor dem Fenster stand der Stuhl wo sie immer saß um nachzudenken. Wenn es Momente gab, dass ihr zu viele Gedanken im Kopf herumschwirrten, starrte sie nach draußen und versuchte Antworten auf brennende Fragen zu finden, die sie sich selbst nur zu gerne stellte. Oder sie zählte die vorbeirasenden Autos, schaute sich pfeifende Leute an – überraschend viele Männer pfiffen oft, hatte sie entdeckt – suchte nach Vogelnestern oder starte einfach die Wolken am Himmel an in der Hoffnung dass ihr plötzlich etwas einfallen würde. Durch den feuchten Dunst, der auf ihrem Fenster hing, sah sie nicht viel. Sie rieb mit den Ärmeln ihres Pullovers über das Fenster und machte ein kleines Guckloch. Viel half das nicht.

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Der Regen klatschte ständig dagegen und hielt die Aussicht verdeckt. Noch keine Minute später rief ihre Mutter. Natürlich! Die Sandwiches! Luca sprang von ihrem Stuhl runter und rannte auf die andere Seite ihres Zimmers. »Ich komme schon!« rief sie. Auf der Treppe übersprang sie 3 Stufen und war innerhalb 2 Sekunden unten. Ein neuer Rekord. Ihre Mutter saß am Tisch und sogar Michael war unten. Neugieriges Äffchen. »Ich will jetzt doch noch mal darüber reden Luca. Du warst also bei Valerie? Das ist aber ein bisschen komisch.« fing ihre Mutter an. Luca schluckte. Ohoh, anscheinend fragte ihre Mutter jetzt doch weiter nach. »Wieso?« fragte sie so unschuldig wie möglich. »Valeries Mutter mag dich doch nicht?« »Das ist aber etwas übertrieben, Mama,« sagte sie verteidigend. »Sie mag mich nur halt etwas weniger im Gegensatz zum den anderen.« Ihre Mutter nickte und starte kurz. »Ja, ja. Das kommt natürlich durch die Umstände vom letzten Jahr.« »Mama! Bitte. Können wir über etwas anderes reden?« Luca nahm einen Bissen von ihrem Käse-Tomaten Sandwich, das sie am liebsten hatte. »Nein Luca, der Diebstahl war schrecklich. Ich habe mich fürchterlich darüber aufregt und kann noch immer nicht verstehen warum du so etwas getan hast. Aber du hast damals selbst erfahren was Unehrlichkeit mit einem machen kann und ich hoffte, dass du davon etwas gelernt hattest.«

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»Habe ich doch auch.« Sie sah, dass Michael sie fragend anschaute. Dieser Blick bedeutete nur Ärger. »Du stohltest einen dummen Bleistift,« sagte er lachend. »STAHLST,« korrigierte Luca ihn. »Und es war kein dummer Bleistift. Es war ein Kajal. Dummkopf.« Wann kamen sie endlich mal davon ab? Das war jetzt schon das x-te mal, dass ihre Mutter das Thema ansprach. Sie sah sich selbst augenblicklich wieder im Polizeiauto sitzen. Die Bewohner von Südbucht schauten von der Seite zu, als ob sie eine gesuchte Kriminelle war, die ins Gefängnis musste. Angefangen hatte es mit dem Diebstahl eines Kajals im Kaufhaus, weil sie endlich auch mal Make-up tragen wollte. Aber während des Diebstahls wurde sie erwischt und flüchtete danach aus dem Dorf, weil sie sich nicht nach Hause traute. Vor allem ihr Vater, ein Anwalt, würde sich dafür unglaublich schämen. Fast 2 Tage hielt sie sich an einem Ort versteckt, wo sie niemand finden konnte. Ganz Südbucht hatte inzwischen eine riesige Suchaktion begonnen da sie dachten, ihr sei etwas Schlimmes zugestoßen. Am Ende fand sie die Polizei auf halben Wege auf dem Hügel. Sie fror und war dazu noch sehr hungrig, aber ansonsten konnte sie sich kaum an die letzten Tage erinnern. »Du bist selber ein Dummkopf!« rief ihr kleiner Bruder und stieß gegen ihren Arm. »Hört jetzt endlich mal auf!« rief ihre Mutter. »Immer diese Streitereien hier im Haus. Könnte ihr nicht vernünftig mit einander umgehen?« Michael achtete nicht darauf. »Du warst mit deinen doofen Freunden unterwegs und wolltest cool sein,« höhnte er.

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»Das stimmt überhaupt nicht! Es war nur, weil Mama mir verboten hat Make-up zu tragen. Und ich wollte so gerne mal wissen wie es ist schön auszusehen.« Ihre Mutter seufzte. »Da bist du noch viel zu jung für. Voriges Jahr haben wir diese Diskussion schon einmal gehabt und da hat sich jetzt wirklich noch nichts geändert.« »Nun ich bin aber älter geworden. In meiner Klasse tragen genug Mädchen Make-up.« »Wir werden sehen. Und kannst du mir bitte jetzt die Wahrheit sagen, wo du heute Vormittag wirklich warst?« Fing sie jetzt schon wieder damit an? Anscheinend konnte sie sich dieses Mal nicht so schnell rausreden. »Nicht jetzt Mama,« sagte sie. »Ich werde es dir irgendwann noch sagen.« Ihre Mutter gab auf und ging ins Wohnzimmer, wo sie anfing ihre Porzellan Figuren abzustauben. Nach dem Essen lief Luca wieder zurück nach oben. Michael folgte ihr und verlor sie keine Sekunde aus den Augen. »Was machst du den jetzt schon wieder?« wollte sie fragen während sie sich umdrehte. Ein Kissen erwischte sie mit voller Wucht im Gesicht. »Damit kannst du dein Gesicht pudern.« Michael schrie nur so vor Lachen. Schnell hob er das Kissen vom Boden auf und rannte in sein Zimmer. »Warte nur bis ich dich erwische!« rief Luca. »Lästiger Mistkäfer.« Sie rieb mit ihrer Hand über ihr Gesicht und fühlte ein paar Federn. Eine nach der andern pflückte sie die Daunen von ihren Wangen und ließ sie durch die Luft schweben. Danach

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schloss sie die Tür ihres Zimmers gut ab und schaute durch das Schlüsselloch, ob ihr kleiner Bruder auch wirklich auf seinem Zimmer blieb. Es war Zeit um Melanie anzurufen. Sie musste wissen was heute auf dem Hügel passiert war. Heute Nachmittag wollte sie unbedingt noch mal dahin. Diesmal meldete Melanie sich sofort. »Du wolltest noch etwas sagen?« fragte sie. »Ja,« sagte Luca. »Ich habe doch noch etwas gesehen als ihr schon weg ward. Wir müssen zurück zum Hügel bevor es zu spät ist.« »Ich glaube nur nicht, dass Valerie noch mit möchte, ich glaube sie hat genug gehabt.« »Das geht nicht! Sag ihr, dass sie kommen MUSS! Ich versuche eine Ausrede für meine Mutter zu finden und komme dann sofort.« »Ich bin in einer halben Stunde da.« Melanie legte auf. Wenn Melanie es jetzt nur gelang Valerie zu überzeugen. Glücklicherweise wohnte Valerie in der Nähe des Hügels, also konnten sie sie auch als letzte mit allen zusammen überzeugen, wenn es denn sein musste. Eine Minute später saß sie auf ihrem Stuhl vor dem Fenster, während sie in die Ferne schaute. Es regnete noch immer, was man an den großen Kreisen auf dem Fluss und dem kleinen Wasserfall an ihrem Fenster deutlich sehen konnte. Auf irgendeine Art und Weise gab es ihr ein ruhiges Gefühl. Ihre Gedanken wanderten immer wieder zu dem merkwürdigen Lichtblitz. Was genau war das gewesen? Vielleicht eine Sternschnuppe? Aber so etwas konnte man doch tagsüber nicht sehen?

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»Luca?« Ihre Mutter klopfte auf die Tür. »Ja?« Die Tür ging auf und ihre Mutter kam mit einem Wäschekorb herein. »Deine saubere Wäsche,« sagte sie und setzte den Korb auf ihr Bett während sie sich den Rest ihres Zimmers anschaute. »Mädchen, Mädchen. Was hast du nur wieder für eine Unordnung gemacht.« Luca blieb auf ihrem Stuhl sitzen. »Mama, du weisst doch, dass ich gestern eine kleine Feier hatte.« Ihre Mutter nahm eine leere Flasche von ihrem Schreibtisch. »Ihr habt ziemlich viel getrunken,« fügte sie hinzu. »Apfelschorle. Man darf ja wohl Apfelschorle an Silvester trinken?« Luca merkte, dass ihre Mutter nun hinter ihr stand weil sie auf einmal ihre Arme in ihrem Nacken spürte. Zwei warme Hände, die ihren Nacken ganz sanft massierten. Ein herrliches Gefühl aber dem durfte sie nicht nachgeben, denn wenn ihre Mutter in so einer anhänglichen Stimmung war, dann wollte sie reden, reden und nochmals reden. »Was ist doch los mit dir? Ich mache mir wirklich Sorgen um dich. Jedesmal bist du weg und wenn ich wissen möchte, wo du warst, weichst du mir aus. Was beschäftigt dich, meine kleine?« fragte ihre Mutter während ihr Griff etwas fester wurde. »Nichts besonders Mama. Ganz normale Dinge.« Da sieht man’s, reden! Ihre Mutter war wieder besorgt und kurz davor, ihr sämtliche Dinge zu verbieten. Nun, nicht mit ihr. Es war ihr Leben und sie würde selbst darüber entscheiden. Und Schluss damit! Es war, als ob die Mutter ihre Gedanken lesen konnte. »Solange du hier bei uns lebst, musst du dich an bestimmte

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Regeln halten. Obwohl dein Vater in so was strenger ist als ich, bin ich in diesem Fall mit ihm einer Meinung. Manchmal gehst du zu weit, Kleines. Wir machen doch Abmachungen um uns daran zu halten, oder nicht?« Luca schluckte. Mamas Stimme klang so lieb und so besorgt, was sollte sie jetzt sagen? »Ich eh… ich versuche auch mich daran zu halten Mama, wirklich, aber das ist nicht immer leicht.« In ihrer Hosentasche vibrierte ihr Handy wieder. Ein kurzes Vibrieren, das hieß dass sie ihr jemand eine Sms geschickt hatte. Hoffentlich hatte Melanie gute Nachrichten. »Kann ich noch schnell nach draußen?« fragte sie. Ihre Mutter schaute durch das Fenster. »Bei diesem Wetter?« »Melanies Eltern sind weg und wir wollen noch ein paar Dinge für die Schule fertig machen.« Etwas anders fiel ihr jetzt nicht ein. Ihre Mutter drehte sich um und guckte sie streng an. Ihre Stimme war noch immer lieb, aber jetzt mischte sich ein scharfer Unterton dazu. »Luca… jetzt fängt das schon wieder an. Du erzählst mir nicht alles. Was hast du vor?« »Nichts Mama, wirklich. Ich bin bald wieder da. Du kannst Melanie anrufen. Tschüss!« Unten zog sie die Jacke vom Garderobenständer und setzte eine Mütze auf. Kurz bevor sie die Tür hinter sich zuzog, rief ihre Mutter noch etwas Unverständliches. Draußen auf der Straße holte Luca ihr Handy aus ihrer Tasche. Na siehste, eine Sms von Melanie. Valerie kam ohne irgendwelche Proteste zum Hügel. Gut.

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KAPITEL 3

Ein monsterhaftes Schloss

D

ie Straße war verlassen, also konnte sie in aller Ruhe über den Ostkai laufen und dem Weg zum Hügel folgen. Unterwegs kickte sie ein paar Steine, sprang rauf

und runter vom Bürgersteig und lief quer durch tiefe Pfützen. Während sie dem Hügel immer ein Stück näher kam, ver-

krampfte sich etwas in ihrem Magen. Stell dir mal vor, die Legende wäre tatsächlich wahr. Das würde doch… das würde doch schrecklich sein? Die ersten Bäume des Hügels kamen in Sicht. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte Luca etwas auf der Spitze zu sehen. Alles war dunkel und verlassen, so wie immer. Zum Glück regnete es nicht mehr. Die letzten paar Meter rannte sie, bis sie endlich den großen Platz unter erreichte. Hier kam sie zum Stehen, während der Rest der Gruppe auf sie wartete. »Was ist los?« fragte Roy. »Melanie sagte, dass du etwas gesehen hast.« Luca sah, dass Valerie ihre Asthma-Pumpe aus ihrem Rucksack holte und sie fest umklammerte. Mit ihrer anderen Hand hielt sie Melanie fest. »Wir gehen nach oben,« sagte Luca. »Ich sah einen Lichtblitz

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und ich denke, dass da oben noch mehr zu entdecken ist.« »Bist du dir sicher?« fragte Roy. »Natürlich bin ich mir sicher. Die zwölf Männer sind hier in Südbucht an dieser Stelle verschwunden. Wenn sie wirklich da oben sind, werden wir sie sehen.« Sie setzte den ersten Schritt in Richtung des Hügels, aber die anderen blieben stehen. Sehr vorsichtig ging sie weiter. Erst als sie am Rande des Hügels stand, kamen die anderen in langsam nach. Jeder hatte seinen Rucksack fest auf den Rücken geschnürt. »Vielleicht ist das hier doch nur ein Irrtum,« murmelte Melanie. »Das hier fühlt sich einfach falsch an.« »Sag so etwas doch nicht!« rief Valerie, während sie ihre Hände zusammen drückte. Roy lief an Luca vorbei und packte mit seinen Händen einen Baumstamm. Er zog sich daran hoch und lehnte sich mit seinem Rücken an die andere Seite. Er kletterte durch einige Sträucher und hielt sich wieder an einem Baum fest. »Geht’s?« rief Luca. »Es sieht schwierig aus.« Roy drehte sich um und hielt sich an einem niedrighängenden Ast fest, sodass er nicht nach vorne fallen konnte. »Es tut ziemlich weh an den Händen. Manche Äste haben Dornen.« »Gut, die überspringen wir also,« sagte Luca. Sie drehte sich um. Der Rest der Truppe sah nicht wirklich gut aus. Im Gegensatz zu Melanie sahen Valerie und Sander ein bisschen blass aus. Trotzdem war sich Luca sicher, dass Melanie nicht vor Freude jauchzte.

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»Ich glaube, du willst überhaupt nicht. Warum sagst du das nicht einfach?« fragte sie. Melanie wich ihrem Blick aus. »Weil ich wusste, dass du nicht aufgeben würdest.« »Das ist nicht wahr!« Luca wusste nicht was sie hörte. Sah Melanie sie so? Wie ein Mädchen, das unbedingt ihren Willen durchsetzen musste? »Du redest oft genug davon,« stimmte Sander Melanie zu. »Das ist deine Chance um alles zu sehen. Und das ist in Ordnung, aber danach hörst du auch auf damit, okay?« »Meinetwegen. Soll ich dann als nächste gehen?« fragte Luca, um weitere Streitigkeiten zu vermeiden. »Ich gehe,« sagte Sander und lief ohne noch etwas zu sagen an ihr vorbei. In der Nähe des Baumes, den Roy auch schon benutzt hatte um den Hügel raufzuklettern, zog er sich hoch. Ab und zu rutschte er ein Stück zurück, aber er konnte sich immer noch gerade rechtzeitig an einer anderen Stelle festhalten. »Ich komme und helfe dir!« rief Melanie. Valerie lief direkt hinter ihr her und verlor sie keinen Augenblick aus den Augen. Obwohl Luca geplant hatte als erste zu gehen, ging sie als letzte. Zur Sicherheit schaute sie noch einmal über ihre Schulter. Zum Glück war dort niemand. Schnell verschwand sie zwischen den Sträuchern hinter dem Baum. Der Rest der Truppe war schon nicht mehr zu sehen. Oben an der Spitze kletterte sie erschöpft über den Rand. Meine Güte, war sie jetzt die erste? Dass musste so sein, denn wo war der Rest der Gruppe? »Ist schon jemand da?«

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Keine Antwort. Plötzlich bebte der Boden unter ihren Füssen. Verflucht, was passierte den jetzt? Es war wie eine Art Erdbeben das aus dem tiefsten Innern des Berges zu kommen schien. Sie musste ganz normal mit ihren Füßen auf dem Gras stehen bleiben. Auch wenn ihr ganzer Körper sich hin und her bewegte und sie sich nur mit Mühe aufrecht halten konnte. Sie griff nach ein paar Ästen neben sich. Das Erdbeben hörte langsam auf und auf einmal wurde es sehr still. Eigentlich merkwürdig, es war ihr noch nie in den Sinn gekommen das ein Erbeben so laut sein konnte aber… was war das? Wer schrie da so schrecklich? Das konnte doch nur einer von ihren Freunden sein! Sie drehte sich um aber durch das dichte Dickicht sah sie niemanden. »Was ist hier los?« Ihre Stimme klang hohl und stieß irgendwo gegen, fast als ob eine unsichtbare Wand vor ihr stand. Verwundert lief sie ein Stück zurück und rief noch einmal. »Valerie, warst du das?« Es blieb ungewöhnlich still. Sie hörte niemanden mehr schreien aber sie bekam auch keine Antwort. Wo war der Rest geblieben? Sie suchte die Spitze des Hügels ab. Das Haus war nicht mehr da. Was war so eben passiert? Die Stelle schien verlassen, vollkommen leer. »Leute? Seid ihr noch da?« rief sie erneut. Sie hörte selbst wie stumpf und hohl ihre Stimme klang. Sie zog zischend die Luft ein und drehte sich um. Ganz Südbucht war dunkel geworden und lag viel weiter weg als vorher. Es roch auch anders. Kurz nachdem sie die Spitze erklommen hatte, roch es noch nach nassem Grass. Nun stach der Geruch nach verbranntem Holz

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in ihre Nase als ob jemand ein Lagerfeuer angezündet hätte. In ihrem Magen schien ein schwerer Stein zu liegen. Warum hatte sie nicht auf Melanie gehört? Sie trat ein paar Schritte vor, bis sie gegen etwas Massives stieß. Mit einem Ruck stolperte sie rückwärts und rieb über ihr Gesicht. Aus dem Nichts war ein hohes Schloss vor ihrer Nase aufgetaucht. Sie bemerkte, dass es genau an der Stelle stand wo das Haus vorher war. Der hohe Turm ragte fast in den pechschwarzen Himmel. Das massive Eisengitter war heruntergelassen. Gänsehaut zog über ihren Rücken. Das konnte doch nicht sein? »Leute, wo seid ihr?« Ihre Stimme klang immer weiter weg und ihr Mund war staubtrocken. Während sie in ihre Arm kniff um sicher zu sein, dass das hier kein Traum war, stolperte sie einige Schritte nach hinten. »Melanie, ich glaube dir! Komm bitte zurück, es ist alles meine Schuld. Es tut mir leid.« Es kam niemand. Fast direkt vor ihr erklang ein lauter Schlag und sie sprang vor Schreck hoch. Alles in ihr schrie, dass sie sich schleunigst aus dem Staub machen sollte. Die Gruselgeschichten um die Legende waren alle wahr! Das realisierte sie jetzt. Mit einem knarrenden Geräusch öffnete sich langsam das schwere Tor des Schlosses. Sie wollte so schnell wie möglich weg von diesem Ort, aber aus unerklärlichem Grunde ging das nicht, weil ihre doofen Beine auf einmal viel zu schwer waren. Eine silberfarbene Glut schwebte über den Boden und kam auf sie zugeschossen. Sie fühlte, dass es sich wie eine Art Seil um ihre Knöchel schlängelte und ihre Beine unter ihrem Leib wegzog. Mit einem Schlag landete sie mit ihrem Gesäß auf den Boden. Das Seil schliff sie Meter für Meter zur Finsternis, die

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hinter dem Tor lag, fast wie eine schmale Zunge, die sie in ein offenes Maul zog. »Hilfe! Roy! Melanie! Irgendjemand!« Mit einem knirschenden und krachenden Geräusch rollte das Tor langsam nach unten. Luca sah wie die spitzen Zacken auf sie zukamen als sie unter ihnen durch rutschte. Ein letztes Mal schaute sie hinter sich. Das Tor viel mit einem Ohrenbetäubenden Knall zu, wodurch das gesamte Gebäude in seinen Grundmauern erschütterte. Selbst der Boden unter Luca bebte. Sie war eingeschlossen in dem Schloss das dem Mann mit der Axt gehörte.

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Das abenteuer

wa rt e t

auf

Dich!

Ein uraltes Geheimnis verbirgt sich in den Katakomben der alten Burg im Dorf Südbai. Als die Burg abgerissen wird, um an diesem Ort eine Bibliothek zu bauen, entdecken fünf Kinder, welche Gefahr sich dort verbirgt. Luca, Sander, Melanie, Roy und Valerie stellen sich der schwierigen Aufgabe, Südbai vor dem Untergang zu bewahren. Dafür gründen sie die “Bücherbande”. Die Freunde schließen ein Bündnis, um die Himmelreiter zu retten und riskieren damit ihr Leben. In einem Kampf gegen die Zeit müssen die Kinder alles geben, um den Mann mit der Axt fern zu halten.

SCHAU DIR DEN BUCHTRAILER AN

www.diebücherbande.de


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