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Tabubruch Scheitern: Vom Mut zum Verfehlen
darum, die Dinge »richtig« zu tun. Was richtig ist, zeigen ihnen ihre Bezugspersonen. Je mehr Kinder ein Fehlerbewusstsein ausbilden, desto häufiger verlieren sie ihre Spielfreude, ihre Kreativität und die Leichtigkeit des Wagens, d.h. ihren Mut, das Neue trotz aller Ungewissheit zu entdecken. Wir Erwachsene schaffen es, Kinder in unsere sicherheitsorientierte Welt zu schubsen und ihnen einen Rucksack mit Angst aufzuschnallen. Jahre später fragen wir uns dann, warum die heutige Jugend nicht mutig gestaltet.
In einem Beratungsprozess sagte mir eine Führungskraft der mittleren Managementebene, die ich auf die übermäßig auf Perfektion und Fehlervermeidung ausgerichtete Kultur ihres Unternehmens ansprach: »Ganz ehrlich, ich will keinesfalls vor Mitarbeitern, Managerkollegen oder Kunden mein Gesicht verlieren. Ich möchte meine Außenwirkung selbst bestimmen.« Eine gefährliche Einstellung. Dieses Statement ist mehr als nur eine Meinung. Wenn ein Fehlermanagement dazu führt, dass alle Anstrengungen darauf ausgerichtet werden, Fehler zu vermeiden, gehen wertvolle Kraftressourcen verloren.
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Was wäre, wenn wir es schaffen würden, unser Fehlermanagement in eine Fehlerkultur zu verwandeln? Was wäre, wenn wir uns selbst nicht so wichtig nehmen und dem Verfehlen einen Sinn abgewinnen würden? Wenn wir uns selbst als Forscher betrachten könnten, dann wäre jedes neue Handeln nicht nur ein Wagnis, sondern auch ein Versuch, eine Lösung oder das Unbekannte, das Neue zu finden. Wir würden spielerisch auf der Suche sein und uns im Experimentieren unserem Ziel nähern. Wir würden verfehlen und erforschen, ohne unser Handeln in Erfolg oder Misserfolg zu kategorisieren. »Trial and Error« wäre unser Lebensprinzip. Vielleicht würden wir dabei etwas Neues entdecken, das wir gar nicht gesucht haben, aber das der Gesellschaft dienlich ist. Ohne ein Fehlertabu wäre doch alles viel einfacher, wenn wir uns auf die Suche nach Lösungen aufmachen und im Wandel erfolgreich agieren und Zukunft bauen. Für den Bildungsalltag würde es bedeuten, dass Jugendliche zum Gestalten ermutigt werden.
Mut-Quickie
Mut entsteht dann, wenn wir unser Denken über das Verirren, das Verfehlen und das Scheitern revolutionieren. Fehler zu machen bedeutet nicht, etwas grundsätzlich falsch gemacht zu haben. Im Gegenteil, es ist in der Regel gar nicht möglich, alles richtig zu machen. Und mehr noch: Es ist gar nicht notwendig, ausnahmslos alles richtig zu machen. Dafür sind Fehler zu komplex und zu unterschiedlich. Erfolg und Fehler bilden eine Einheit: 1. Wie gehen wir mit Fehlern auf dem Weg zum Erfolg um? 2. Sind wir bereit, Fehler klar zu kommunizieren und aus ihnen zu lernen? 3. Nutzen wir tatsächlich die Möglichkeiten und Chancen, die uns das Leben manchmal ganz zufällig anbietet? Die Herausforderung: Üben Sie sich im Mut, zu verfehlen.
Zu rasant, zu digital, zu komplex: Zukunft wird aus Mut gemacht
Die Zukunft wird immer wieder schön. (Prof. Klaus Mainzer)
Zu rasant, zu digital und zu komplex: Es nicht einfach, die Zusammenhänge dieser Welt in ihrer komplexen Dynamik zu verstehen, ohne sich in seinem Handeln verunsichern zu lassen. Was früher der Säbelzahntiger für uns war, ist heute eine komplexe Welt. Für so manchen ist die rasch fortschreitende Digitalisierung beängstigend. All die Möglichkeiten, die sie uns eröffnet, wiegen unsere Sorge um unseren Kontrollverlust nicht auf.