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1 Am Anfang war der Mut: Mut als Zukunftskompetenz
KAPITEL 1
AM ANFANG WAR DER MUT:
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MUT ALS ZUKUNFTSKOMPETENZ
Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit. Und das Geheimnis der Freiheit ist der Mut. (Perikles)
Change und schon wieder Change: Vertraute Sicherheiten lösen sich immer wieder auf. Mit einem neuen Blick auf diese Veränderungen sind den Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt. Disruptionen sind schöpferische Zerstörungsprozesse und als ein innovativer Antrieb zu verstehen. Die Idee des Neuen ist am Ende größer als alle Bedenken und alle Ängste, die im Moment der schöpferischen Zerstörung ausgelöst werden.
So war es auch in Peters Geschichte. Der Unternehmer Peter Kowalsky gilt als der Getränkepionier in Deutschland. Mit seiner Erfindung der Bionade gelang ihm in den 90er Jahren eine der ganz großen Innovationen in der Getränkeindustrie. Heute ist das Getränk längst zu einem Kultgetränk geworden. Was die wenigsten wissen, hinter seinem Erfolg lagen lange Jahre des intensiven Experimentierens. Getragen hat ihn und sein Team in dieser langen Zeit, so beschreibt er es selbst: Zuversicht. Viele seiner Freunde fragten ihn damals: Was macht ihr da eigentlich? Treue Mitarbeiter verließen mutlos die Brauerei und suchten sich einen neuen Arbeitsplatz. »Eine tiefe innere Überzeugung hat uns dennoch weitermachen lassen, ganze 10 Jahre Unsicherheit. Außerdem waren
wir von der Grundidee getragen, dass man nicht scheitern kann, wenn man bei seinen Werten bleibt.« (Peter Kowalsky im Interview für den Mutausbrüche-Podcast). In unsicherem Gelände zu agieren, gehört nach wie vor für Peter Kowalsky zum Prozess des Erschaffens. Dahinter steht der Grundsatz: Wenn man das Scheitern nicht als Möglichkeit in Betracht zieht, dann kann man nicht aus der Vielfalt der Möglichkeiten schöpfen. Diese Aussage ist die alles entscheidende Haltung erfolgreichen Unternehmertums und allen Beginnens. Das Neue kann nur aus dem ergebnisoffenen Experiment, aus Verirrungen und Momenten des Scheiterns entspringen, eben weil es in dem Moment der Veränderung in seiner Gestalt noch nicht definiert werden muss bzw. definiert werden kann. Alles andere entspräche einem stupiden Anvisieren bekannter Ziele, also nur eine Wiederholung des Alten. Sicherheit bringt uns nicht vorwärts.
Möglichkeiten wahrzunehmen, geht nicht, ohne sich auszuprobieren und Wege zu gehen, die noch niemand vor mir gegangen ist.
Viele Unternehmer sagen in meinen Beratungsgesprächen immer wieder, es könne so nicht weitergehen. Sie müssten etwas verändern, aber was genau und wohin die Reise eigentlich gehen solle, dass wüssten sie nicht. Es scheint, es ist der Preis, den wir an unsere VUKA-Welt zahlen. Eine Welt, die von Volatilität (Unstetigkeit), Unsicherheit, Komplexität (Verflochtenheit) und Ambiguität (Mehrdeutigkeit) gekennzeichnet ist.
Eine neue Kompetenz ist gefragt, der Mut zum Kontrollverlust. Schnell kommen Fragen auf: Weshalb etwas ändern, das sich bewährt hat? Warum darf es nicht so bleiben, wie es ist? Müssen wir das Rad noch einmal neu erfinden? Ist denn das Alte gar nichts mehr wert? Sind Routinen nicht das, was unser Leben einfacher macht? Ist neu wirklich immer besser? Change nervt. In dem Moment, wo wir uns solche Fragen stellen, stellen wir uns dem Unbe-
kannten unmittelbar. Nein, der Mensch ist nicht von Natur aus veränderungsbereit. Er ist bequem. Hand aufs Herz … wer kennt das nicht? Die Komfortzone ist unser liebster Lebensraum. Vom Sofa aus scheinen wir uns in Sicherheit wiegen zu können. Doch das ist ein fataler Irrtum! So manches Sofa ist tatsächlich gar nicht so sicher, wie wir glauben. Veränderung ist nicht nur ein Akt, welchen wir aktiv anstoßen. Die meisten Veränderungen passieren einfach und wir können uns ihnen nicht entziehen. Es ist fatal, wenn wir nicht agieren, sondern nur reagieren, oder gar hoffen mit den Erfahrungen von gestern das Neue zu gestalten. Machen wir uns also in jeder Situation bewusst, ob wir selbst gestalten oder ob wir von etwas oder von jemanden gestaltet werden. Entscheiden Sie selbst: Couch-Potatoe oder Gestalter? Wenn Sie sich nicht leicht entscheiden können, dann hat das einen Grund, der sowohl privat als auch öffentlich in den meisten Fällen tabuisiert wird: Angst. Das Vermeiden der selbstbestimmten Handlung ist die Angst vor dem Neuen, vor der undurchdringbar scheinenden Komplexität, verbunden mit der Angst, Fehler zu machen, zu scheitern. Sicherheit anzustreben, das Alte mit aller Kraft bewahren zu wollen, statt sich dem Neuen zu stellen ist jedoch bei Weitem anstrengender als wir glauben. Doch es ist die Lieblingsdisziplin der Deutschen. Nicht umsonst ist die Wortschöpfung »German Angst« eine international gängige, die keiner Übersetzung bedarf. Doch Angst ist bekanntlich nicht nur ein schlechter Berater, sie lähmt und raubt uns im wahrsten Sinne des Wortes unsere Kraft. Was für eine Ver-