AUTARKE INSELN INTERNATIONAL
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Robinson de luxe
B
rot, Reis, Käse und Dörrfleisch – das Erste, was Robinson Crusoe nach dem Schiffbruch von Bord des Wracks auf seine Insel schaffte, war Proviant, dann folgten diverse Ausrüstungsgegenstände. Groß waren die Hindernisse, knapp die Zeit, um noch vor dem endgültigen Untergang des Schiffs einige Reste aus der Zivilisation zu retten. Daniel Defoes Literaturklassiker inspirierte Millionen von Lesern. Und alle stellten sich dieselbe Frage: Was würde ich an Robinsons Stelle tun? Auch beinahe 290 Jahre nach der Erstveröffentlichung ist dieses Gedankenspiel faszinierend. Und es muss ja nicht unbedingt ein Schiffbruch sein, der einen auf eine einsame Insel verschlägt – so mancher würde sich auch gern freiweillig auf ein unbewohntes Eiland begeben. Aber wie dort überleben? Genau dieser Frage hat sich der Hamburger Inselmakler Farhad Vladi gewidmet. Der aktuelle Kalender „Self-Sufficient Islands“ seiner Firma Vladi Private Islands präsentiert nicht nur eine Auswahl der weltweit schönsten Inseln zum Kaufen, er ist auch ein Ratgeber für all jene, die als Selbstversorger auf ihrer Insel komplett unabhängig von der Außenwelt sein wollen. Im Untertitel verspricht er: „Alles, was Sie brauchen, ist ein Hektar Garten, um komfortabel auf einer Privatinsel zu überleben.“ Nun, ein wenig mehr ist es dann doch. Im Folgenden liefern wir einen Überblick über das, was moderne Robinsons beachten sollten.
Der ultimative Aussteigertraum: die eigene Insel, auf der man sich komplett selbst versorgt. Wie und wo das funktioniert, welche Herausforderungen einen erwarten V O N D I R C K A LW E I T
Lage: Neuseeland, Marlborough Sounds. Fischen und Schafe hüten – das gehört zu den täglichen Aufgaben von Ross Webber. In den späten 50ern kaufte Ross das Eiland, jetzt, mit Mitte 70, will er sich zurückziehen. Bereut hat er sein Inseldasein nie. Auf die Frage des neuseeländischen Fernsehens, ob er sich niemals einsam gefühlt habe in all den Jahren, antwortete Ross: „Was ist Einsamkeit? Wenn man etwas zu tun hat, denkt man nicht an solche Sachen.“ Preis: NZD 5 Mio. (ca. € 2,1 Mio.)
Ernährung Ganz wie beim berühmten Vorbild steht das leibliche Wohl an erster Stelle. Zur Anlage von Gemüse- und Obstgärten braucht es einen nährstoffreichen Mutterboden. Klee und Wicke reichern ihn an, organische Dünger wie Stalldung, Torf, Meeresalgen und Guano sind
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FOTOS: Vladi Private Islands (2)
PUANGIANGI ISLAND
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„FARMING“ FÜR ANFÄNGER
Ein Hektar Schlaraffenland Was wächst wo am besten, welche Tiere brauchen welches Klima? Ein Kurzüberblick für potentielle Selbstversorger Halb und halb – das ist eine Faustregel für die Aufteilung einer Fläche von einem Hektar, wenn diese eine ausreichende Nahrungsversorgung gewährleisten soll. Die eine Hälfte ist Grasland für Kühe, Ziegen und Schweine, wobei im Winter in den meisten Fällen Futter von außerhalb beschafft werden muss. Die zweite Hälfte wird wiederum für den Anbau der wichtigsten Grundnahrungsmittel (Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Kohl und Wurzeln) viergeteilt. Ein Bienenstock, ein Gewächshaus und ein Kräutergarten runden das Angebot ab.
Lage: USA, St. Lawrence Seaway. „Ich habe den besten Job der Welt“, sagt Scott Garris. Der „caretaker“ lebt das ganze Jahr über auf Singer Castle, dem inseleigenen Schloss. Er kümmert sich um die Gäste, organisiert Hochzeiten und hält das Gebäude in Schuss. Das Schloss selbst mit seinen 28 Zimmern sowie die dazugehörige Anlage mit Bootshaus, Trink- und Abwassersystem, Restauration und Squash-Halle wurden in den letzten Jahren aufwendig renoviert. Preis: auf Anfrage
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Energie Sonne und Wind – davon sollte auf der autarken Insel genug vorhanden sein. Moderne Photovoltaiksysteme haben eine garantierte Betriebszeit von 25 Jahren, die gewonnene Energie kann direkt ins inseleigene Netz eingespeist oder auch gespeichert werden. Ergänzend dazu lässt sich der Strombedarf auch durch Windenergie decken, aufgrund der meist exponierten Lage von Inseln eine geradezu ideale Quelle. Da die Natur aber lau-
GEMÄSSIGTE ZONE Obst
Schafe
Ziegen Weide
Kühe
Kompost
Bohnen
Gras
Weizen
Frühbeet
Erbsen Blumenkohl
Kohl
Weizen, Gemüse, Vieh und ein Gewächshaus zur Verlängerung der Saison – die ideale Aufteilung in Nord- und Zentraleuropa, den USA und Kanada
Bienen
Fischzucht
Enten
Gewächshaus
Zwiebeln
Kartoffeln
Spinat
Kürbis
Tomaten
Rhabarber
SUBTROPISCHE ZONE Walnüsse
In mediterranen Breiten, Kalifornien, Südafrika sowie Teilen von Australien und Neuseeland gedeihen Oliven, Aprikosen und Orangen
Obst Orangen Ziegen
Limonen
Oliven Geflügelhaltung
Aprikosen
Kompost
Kohl Farnpalmen
Zucchini Zwiebeln Erdbeeren Kräuter
Tomaten
Rhabarber
Kartoffeln
Pastinaken
Weizen
Mangold
Stachelbeeren
Kürbisse
Broccoli
Bohnen Salat
FOTOS: Vladi Private Islands (4); ILLUSTRATIONEN: www.atelier-piel.de
DARK ISLAND
der Chemie vorzuziehen, da diese langfristig für die Mikroorganismen im Boden schädlich ist. Ist der Boden bereitet, geht es an den Anbau. Kohl, Hülsenfrüchte und Kartoffeln gedeihen fast überall, die weitere Anreicherung des Speiseplans ist abhängig von der Klimazone (siehe Kasten rechts). Klassiker sind Zwiebeln, Spinat, Salat, Porree und Karotten. Aus Sonnenblumensamen lässt sich eigenes Öl pressen, der Kräutergarten sorgt für die nötige Würze. Was das Obst angeht, sollte man auf kleine, ertragreiche Bäume zurückgreifen. Ganz wichtig: eine ausreichende Bewässerungsanlage nicht vergessen! Bei Fisch und Fleisch sind die Anforderungen schon höher. Der Aufbau einer Fischfarm erfordert einiges an Sachkenntnis, bei Landtieren kommt noch der Platzbedarf hinzu. Bestimmte Kuhrassen benötigen flaches Terrain mit genügend Gras, andere verlangen viel Aufmerksamkeit. Nigel Mitchell, Manager der zu Neuseeland gehörenden Insel Pohuenui Island, empfiehlt Angus-/Hereford-Rinder: Sie sind pflegeleicht und genügsam, eben echte Inseltiere. Allerdings ist bei ihnen der Milchertrag geringer als zum Beispiel bei den Artgenossen aus Jersey. Und auch Schafe haben so ihre Eigenarten. Oder hätten Sie gewusst, dass ein Schaf vor dem Scheren mindestens zwei Tage lang trocken gehalten werden muss?
Tierfutter
TROPISCHE ZONE Kokosnüsse Wasserbüffel
Mangos
Papayas
Aprikosen Tomaten
Gurken
Bohnen Wassermelonen
Rhabarber
Taros (Wasserbrotwurzeln) Ananas
Wasserbüffel, Kokosnüsse, Bananen und viel Solarenergie – all das ist prägend für die Inselfarmen in Regionen wie den Seychellen, Fidschi und Zentralamerika
Bananen Kohl
Manioks Hirse
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nisch ist, gilt als Faustregel, dass der Energiespeicher bis zu 20 Tage am Stück vorhalten muss, ohne aufgefüllt zu werden. Sowohl bei den Sonnenkollektoren als auch bei den Windkraftanlagen gibt es eine breite Angebotspalette, die vom Do-ityourself-Bausatz bis zur Hightech-Einrichtung reicht. Und im Fall der Fälle hilft immer noch der gute, alte Dieselgenerator.
Lage: Neuseeland, Marlborough Sounds. Jan und Peter Hood sorgen als Verwalterehepaar dafür, dass es den Gästen auf der Mietinsel an nichts mangelt. Forsyth bietet alles, um die täglichen Grundbedürfnisse zu befriedigen: frisches Quellwasser, einen Obst- und einen Gemüsegarten, einen Olivenhain, eine Bienenzucht und diverse Kleintiere – ideal für alle, die das autarke Leben erproben wollen. Und sollte doch mal etwas fehlen: Wellington ist nur 20 Helikopterminuten entfernt. Mietpreis (komplette Insel): € 1.000 pro Tag
Kommunikation Telefon, Fernsehen, Internet – dafür benötigt man keine Kabel mehr. Via Satellit lassen sich auch am Ende der Welt sämtliche modernen Kommunikationsformen nutzen. Allerdings sind die Kosten ungleich höher als auf dem infrastrukturell voll erschlossenen Festland, Dauergespräche mit den Lieben daheim können also teuer werden. Der zweite Nachteil: Die Bandbreite ist (noch) gering, schnelles Surfen auf der Lieblings-Webseite somit schwierig. Außerdem erfordert die Verbindung zum Satelliten eine klare Sicht, schlechtes Wetter kann die Verbindung zur Außenwelt schnell kappen.
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Wasser Das Gemeine an Inseln: Sie sind komplett von Wasser umschlossen – das aber ist in den meisten Fällen leider nicht genießbar. Ideal ist es daher, wenn man eine eigene Quelle oder Zugang zum Grundwasser hat. Ist beides nicht vorhanden, muss eine Entsalzungsanlage her. Diese Systeme werden mitunter im großen Stil verwendet (Dubai gewinnt sein Trinkwasser zum Beispiel fast zu 100 Prozent aus Entsalzungsanlagen), aber auch für den Hausgebrauch. Spezialisierte Firmen bieten sie meist in Kombination mit Windund Solaranlagen an, so dass sich die Süßwassergewinnung quasi selbst mit der nötigen Energie versorgt. Neben dem sorgsamen Umgang mit dem kostbaren Nass ist auch die Filterung und Weiterverwendung wichtig. Über Tanks
SANT’ANTONIO Lage: Italien, bei Venedig. 26 Jahre lebt der jetzige Besitzer bereits auf der Insel, und er ist ein echter Selbstversorger. „Nicht zu 100 Prozent“, wie er zugibt – aber dank des Frischwassers aus dem eigenen Brunnen, des organisch angebauten Obsts, Getreides und Gemüses sowie einer Solaranlage habe „die Insel das Potential für ein komplett autarkes Leben“. Dazu trägt sicher auch die Tatsache bei, dass dort Rot- und Weißwein produziert wird. Preis: auf Anfrage
FOTOS: Vladi Private Islands (6)
FORSYTH ISLAND
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INTERVIEW
„Apotheke der Seele“ Farhad Vladi vermittelt seit über 30 Jahren Inseln und hat über 2.000 Angebote abgewickelt. Ein Gespräch über Vorteile und Risiken des unabhängigen Insellebens BELLEVUE: Herr Vladi, welche Voraussetzungen muss eine Insel erfüllen, damit man auf ihr autark leben kann? Farhad Vladi: Eigentlich die gleichen, die für alle Inseln gelten. Das sind Punkte wie Klima, Zugang, Infrastruktur und noch einiges mehr. Die medizinische Versorgung muss zum Beispiel von einer Insel aus nach unseren Qualitätskriterien innerhalb von 90 Minuten erreichbar sein. Unser Schwerpunkt liegt auf bewohnbaren Inseln. Auf unserer Webseite haben wir eine ausführliche Checkliste, die jeder potentielle Inselkäufer erst einmal durchgehen sollte.
und Bewässerungsrohre lassen sich beispielsweise die Abwässer des Haushalts noch als Brauchwasser für den Gemüseund Obstgarten verwerten.
Lage: Italien, Lagune von Venedig. Ideale Selbstversorgerinsel (circa 38 Hektar) mit kleiner Farm, Fischzuchtanlagen und top renoviertem Anwesen. Preis: auf Anfrage
BAPTISTE ISLAND
MAHARE ISLAND
Lage: Kanada, Nova Scotia. Knapp 40 Hektar große „Farminsel“ mit kleinen Buchten, Stränden und Mischwäldern. Preis: CAD 988.800 (ca. € 610.000)
Lage: Französisch-Polynesien. Insel mit guter Durchfahrt zum offenen Ozean und guten Ankermöglichkeiten für große Yachten. Preis: € 2,5 Mio.
SANDA ISLAND Lage: Schottland, Mull of Kintyre. Eine eigene Schaffarm ist hier schon vorhanden. Wer will, kann die Insel probeweise auch mieten. Preis: GBP 3,25 Mio. (ca. € 3,7 Mio.)
Abfall Die vielleicht größte Herausforderung: Wohin mit dem Dreck? Grundsätzlich gilt es, so viel wie möglich zu recyceln. Die Varianten reichen vom guten, alten Komposthaufen für organisches Material bis zur Abwasseraufbereitung. Und: Die Müllvermeidung beginnt schon bei der Anschaffung von Materialien. Brauche ich das wirklich? Tut es das alte nicht auch noch? Von der kleinsten Schraube bis hin zum alten Brett kann vieles wiederverendet werden, eigentlich muss man (fast) nichts wegwerfen. Echte Selbstversorger sind erfinderisch und haben für einen Gegenstand gleich mehrere Nutzungsmöglichkeiten. Für ein Problem gibt es allerdings keine Patentlösung: Autark zu sein heißt auch, auf niemanden angewiesen zu sein – und das kann einen manchmal ziemlich einsam machen. Inselbesitzer mit Selbstversorgungsanspruch sollten also darauf achten, dass sie nicht zu unabhängig werden und wenigstens manchmal zwischenmenschliche Kontakte pflegen. Auch Robinson brauchte schließlich seinen Freitag. ■
Wie viel muss man für eine „Selbstversorgerinsel“ mindestens anlegen? Da eine der Grundvoraussetzungen ist, dass es sich um eine Qualitätsinsel handelt, muss man mit rund 500.000 Euro rechnen. Welche Standards sind denn für ein Inseldasein lebenswichtig? Auf jeden Fall Wasser. Ideal wäre ein Brunnen, den auch beinahe alle Inseln auf der Nordhalbkugel und im äußersten Süden der Südhalbkugel bieten. Wenn es auf der Insel kein Wasser gibt und der Grundwasserspiegel so tief gesunken ist, dass die Pflanzen nicht versorgt werden, hilft eine Entsalzungsanlage. Die Kosten hierfür liegen bei
Aus welcher Region der Welt stammen in Ihrem Portfolio die meisten der für Selbstversorger geeigneten Angebote? Mit Sicherheit aus Kanada und dort aus den gemäßigten Zonen wie zum Beispiel Nova Scotia – wegen der Nähe zum Golfstrom ist die Region selbst im Winter gut geeignet. Ansonsten selbstverständlich aus den subtropischen Gebieten wie Neuseeland. Welche Voraussetzungen sollte ein Käufer Ihrer Meinung nach erfüllen, bevor er sich für ein autarkes Leben entscheidet? Die entsprechende Person muss wissen, wie sie mit sich selbst zurechtkommt, und Freude daran haben, wieder zur Natur zurückgefunden zu haben. Dann wird sie die Insel als Apotheke der Seele empfinden. Was gibt es sonst noch zu bedenken, was sollte vor dem Kauf in die Planung einbezogen werden? Der Käufer sollte am besten erst einmal eine Insel für vier oder sechs Wochen mieten, um festzustellen, ob er und seine Familie mit dem Inselleben „eins“ sind und seine Vorstellungen überhaupt erfüllt werden können. Kontakt: Vladi Private Islands GmbH, Ballindamm 7, 20095 Hamburg, Tel.: 040 33 89 89, www.vladi.de
FOTOS: Vladi Private Islands (5)
SANTA CRISTINA
Transport Jeder Insulaner benötigt – na klar – ein Boot. Dessen Größe und Nutzung hängt von der Beschaffenheit des eigenen Hafens beziehungsweise der Anlegestelle ab. Zum Transport größerer Güter oder Vorräte können Boote auch gechartert werden, alternativ nutzen zahlreiche Inselbewohner Helikopter. Auf den Inseln erweisen sich – so es das Terrain zulässt – Golf-Buggys oft als praktische Vehikel, zumal sich ihr Elektroantrieb auch aus selbst gewonnener Energie speisen lässt.
bis zu 50.000 US-Dollar. Wie gesagt, unsere Checkliste beschäftigt sich ausführlich mit genau diesen Fragen.
Der „Inselkalender 2009“ mit Tipps und Angeboten kann im Online-Inselshop unter www.vladi-private-islands.de bestellt werden. Preis: 20 Euro plus Versandkosten
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