28 OUT OF OFFICE
MITTWOCH, 19. AUGUST 2009 FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND
GANZ OBEN
Rumgammeln mit Marilyn Monroe
E
씰 Gut, es ist schon ein bisschen blöd, wenn gleich die ganze Welt erfährt, dass der Herr Gemahl gar nicht beim Wandern ist, sondern zum Poussieren bei seiner Geliebten in Argentinien. Lange hat Jenny Sanford dennoch geschwiegen, über die Affäre ihres Mannes, des Gouverneurs von South Carolina. Doch nun hat sie ihr schweres Herz ein wenig erleichtert. Die Bodenhaftung habe der Politiker schon lange verloren, sagte sie der Zeitschrift „Vogue“. Er sei besessen gewesen von der geschiedenen Argentinierin. „Diese Affären sind wie eine Sucht nach Alkohol oder Pornografie.“ Abgeschlossen hat sie mit ihrem Angetrauten trotzdem noch nicht. „Wer nicht verzeihen kann, wird böse und hart“, sagte sie. Er müsse sich entscheiden. So schön kann Liebe sein.
Vladi Private Islands/Luftbild Grabowski; AP/ Alice Keeney
Schwäne, Schilf und Schafe: Für den Tollow bei Rügen wird ein neuer Besitzer gesucht
GUTE FR@GE An: Sascha Hoffmann, Sportwissenschaftler, Uni Mainz Betreff: Drei Farben Blau >Usain Bolt ist in Berlin Weltre>kord gelaufen - auf einer blauen >Bahn. Farbforscher behaupten >nun, Blau lasse Athleten be>freiter laufen. Wie blau darf >ein Leistungssportler sein? Das kommt ganz auf die Konzentration und die Sportart an. Bei Bogenschützen können schon wenige Schlucke Bier die motorischen Leistungen verbessern. Die Blutgefäße weiten sich, der Blutdruck sinkt – der Schütze ist gelassener, hat eine ruhigere Hand. Bei Sprintern wäre das fatal: Alkohol macht sie weniger nervös, die Herzfrequenz jedoch steigt, und es gelangt weniger Blut in die Muskeln. So ein Läufer könnte zwar seine Schmerzgrenze schneller überschreiten, aber bestimmt nicht die Ziellinie. Er wäre langsamer und hätte Schwierigkeiten, in der Bahn zu bleiben.
NEULICH IN ... New York Normalerweise hüten Musiker ihre Instrumente wie die Queen ihre Kronjuwelen. Nicht so der koreanische Geiger Hahn-Bin, wie die „New York Times“ berichtet. Nach einem Konzert am Sonntagabend ließ er seine 600 000 $ teure Violine in einem New Yorker Taxi liegen – er merkte es erst zu Hause, nach dem Duschen. Als Hahn-Bin den Verlust meldete, blieb die Taxizentrale cool: Sie hat jahrzehntelange Erfahrung im Wiederfinden von Instrumenten. 2001 etwa bekam ein Kollege Hahns seine 4 Mio. $ teure Stradivari wieder, die er im Taxi liegen gelassen hatte. Auch Hahn-Bins Taxifahrer samt Violine konnte dank moderner GPS-Technik geortet werden: Nach nur einer Stunde waren die Geige FTD und ihr Spieler wieder vereint.
FEIER ABEND
MUSI K
Ostsee, eigene Insel Nicht nur in der Südsee und der Karibik stehen regelmäßig Privatinseln zum Verkauf. Auch bei Rügen ist jetzt ein deutsches Inselchen im Angebot: Das Eiland Tollow. Und es ist nicht einmal besonders teuer VON DANIELA JASCHOB, TOLLOW
D
er Ankerplatz am Ufer des Ferienorts Maltzien auf Rügen ist kaum noch zu erkennen. Schwungvoll lässt Manfred Voigt die Paddel durchs Wasser gleiten, dann setzt das Boot ruckartig auf. Voigt ist 70 Jahre alt und keucht ein wenig, als er das Bötchen auf den Strand zieht. Noch gehört ihm und seiner Frau Inge das Eiland, das man den Tollow nennt: ein etwa zwei Hektar großes Inselchen, das südlich von Rügen in einem Küstengewässer liegt; nicht im offenen Meer, sondern in einer Art Bucht. Jetzt soll der Tollow verkauft werden – eine absolute Ausnahmeerscheinung, schließlich werden deutsche Privatinseln nur ganz selten mal gehandelt. Um sich einen Überblick zu verschaffen, klettert Voigt auf den vier Meter hohen Aussichtsturm mitten auf der Insel. Der Name Tollow komme aus dem Slawischen, sagt er, und bedeute so etwas wie „Pappel“. Von Pappeln ist hier allerdings nichts zu sehen, dafür wachsen Buchen, Eschen und Eichen auf dem drei Fußballfelder großen Eiland. Voigt schaut über seinen Besitz. Nicht immer habe es hier so ausgesehen wie jetzt, sagt er. Dort, wo das Schwanenweibchen gerade quer über die Wiese zu seinem Brutplatz watschelt, habe er Schilf in den Boden
BÜHNE
LITER ATU R
gesteckt, Zentimeter für Zentimeter. Vorher sei da nichts gewesen. Und da, an dem mit vier Metern höchsten Punkt des Geländes, habe er Kiefern und Wildrosen gepflanzt. Ursprünglich hatte der Tollow mal einer Gutsherrenfamilie gehört, die sich hier auch begraben ließ. Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ging das Eiland dann in Staatseigentum über, bis es Inge Voigts Familie vor vier Jahren übernahm. Seither kümmert sich das Ehepaar aus Putbus um die Insel und die Gräber. Das Problem ist nur: Mittlerweile finden sich die Voigts zu alt, um jeden Tag mit dem Paddelboot überzusetzen und alles in Schuss zu halten. Vergangenen Herbst entschlossen sie sich deshalb, den Tollow zu verkaufen. Zuständig für die Suche nach einem Abnehmer ist Farhad Vladi, ein Hamburger Spezialmakler. Seit über 30 Jahren verkauft und vermietet seine Firma Inseln auf der ganzen Welt. Deutsche Eilande wie der Tollow seien eine absolute Rarität, sagt er: Bisher hatte Vladi überhaupt nur drei davon im Angebot.
Deutsche Privatinsel
OSTSEE
Rügen
Tollow Stralsund Greifswald
Rostock 25 km
FTD/js
Usedom
Ueckermünde
Eingetragen ist der Tollow beim Katasteramt als Maltziener Inselwald, ein Haus dürfe darauf nicht gebaut werden, sagt Vladi. Wer sich für das Stückchen Deutschland in der Ostsee interessiere, müsse ein Naturliebhaber sein und sich an dem Miniforst erfreuen können – so wie Manfred Voigt. „Wenn man so will, bin ich der Förster des Tollow“, sagt der. Unkraut jäten müsse man als Besitzer zwar nicht – sich seiner Aufgaben bewusst sein hingegen schon. Als die Insel noch dem Staat gehörte, siedelten vor allem Kormorane in Scharen auf dem Tollow. Ihr Kot tünchte Bäume zu weißen Gerippen, die Insel verkam. Bis die Voigts daraus ein kleines Paradies machten. „Hier kann man die Natur mit seinen nackten Füßen erleben und die Ruhe genießen“, sagt Voigt. Und obwohl es viel Arbeit bedeute, eine eigene Insel zu besitzen: Der Tollow sei ein Ort für die Seele. Besonders viel müsste man dafür übrigens gar nicht bezahlen. Der Tollow soll etwa so viel kosten wie eine Eigentumswohnung am Stadtrand von Hamburg: rund 150 000 €. Allerdings wartet Vladi noch auf den Bescheid zu einem Bauantrag. Wenn auf dem Tollow doch gebaut werden darf, sagt der Makler, könne der Preis auf etwa 300 000 € steigen. Der Himmel ist mittlerweile von tiefgrauen Wolken bedeckt, Voigt klettert vom Aussichtsturm herunter. Und bleibt stehen: Zwischen den Büschen lugt etwas Weißes hervor. Ein kurzes „Mäh!“, ein Huschen – und schon ist es wieder verschwunden. Auf dem Tollow leben nicht nur Schwäne, sondern auch vier Schafe. „Eine kleine Ausnahme, die ich mir erlaubt habe“, sagt Voigt. Bis September werden die Tiere einen neuen Eigentümer haben – dann soll der Tollow nämlich verkauft sein. Angebote sind bis dahin jederzeit willkommen, sagt Makler Vladi.
in Grab direkt über der Gruft eines Sexsymbols: Reiche Fans von Marilyn Monroe können sich den Traum von dieser letzten Ruhestätte jetzt erfüllen. Im Internet versteigert eine Witwe den exklusiven Kryptaplatz auf dem Westwood Village Memorial Park Cemetary in Los Angeles. Gestern Nachmittag lag das höchste Gebot beim Auktionshaus Ebay bereits bei über 4,5 Mio. $ („Crypt Above Marilyn Monroe For Sale“). Angeboten wird die Ruhestätte über Monroe von der US-Amerikanerin Elsie Poncher. Deren verstorbener Ehemann hatte den Platz von Joe DiMaggio erworben, der nach seiner Scheidung von Monroe nicht mehr im Tod mit ihr vereint sein wollte. Ponchers Mann hatte laut Berichten des Fernsehsenders NBC noch auf dem Sterbebett darum gebeten, mit dem Gesicht nach unten – Marilyn zugewandt – bestattet zu werden. Seine Witwe erfüllte ihm den Wunsch. Mittlerweile ist Elsie Poncher in Geldnot geraten und will mit dem Erlös aus dem Kryptaplatz ihre Hypothekenschulden in Höhe von 1 Mio. $ begleichen. Die sterblichen Überreste ihres auf dem Bauch liegenden Mannes habe sie bereits in eine preisgünstigere Grabstätte gebracht, hieß es. Für das Höchstgebot der Ebay-Auktion gibt es außer der unmittelbaren Nähe zu Marilyn Monroe auch die ewige Nachbarschaft von Hollywoodgrößen wie Dean Martin, Jack Lemmon, Natalie Wood und Farrah Fawcett. DPA
Juwelenräuber offenbar identifiziert
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ast zwei Wochen nach dem spektakulärsten Juwelenraub in der britischen Geschichte hat die Polizei womöglich eine heiße Spur. Mindestens eines der Mitglieder der Bande sei durch DNA-Spuren identifiziert worden, berichtete gestern die „Times“. Die Polizei hoffe nun, den Tätern auf die Schliche zu kommen. Zwei bewaffnete Männer hatten am 6. August bei einem Juwelier in London Schmuck im Wert von 40 Mio. £ geraubt, dabei wurden sie von einer Sicherheitskamera gefilmt. Die Ermittler gehen davon aus, dass es mehrere Hintermänner oder Helfer gab. Scotland Yard hatte nach der Tat Spuren in einem Fluchtauto sichergestellt, außerdem an Material, das die Täter zur Tarnung nutzten. DPA
Deutscher mit 320 Kilo Kokain erwischt
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ie spanische Küstenwache hat auf einer Segeljacht vor der Küste Südspaniens 320 Kilogramm Kokain sichergestellt. Ein 36-jähriger Deutscher und ein 45 Jahre alter Amerikaner wurden festgenommen. Das Kokain hatte einen Schwarzmarktwert von 12 Mio. €, wie die Polizei gestern in Huelva mitteilte. Die Beamten waren bei einer Patrouillenfahrt vor der Küste auf die Jacht aufmerksam geworden. Einer der Männer habe beim Anblick des Polizeiboots vor Schreck seine Angel ins Meer geworfen und sei ins Innere der Jacht gelaufen. Dort sei er von den Beamten bei dem Versuch überrascht worden, zusammen mit seinem Komplizen das Rauschgift zu verstecken. Zunächst war nicht bekannt, wohin die Männer das Kokain bringen wollten. DPA
FILM
Verbrechen
Mit leeren Händen
Schlaf ein, mein Kind
Kalter Süden
Autor Ferdinand von Schirach Piper Verlag, 205 S., 16,95 €
Autor Valerio Varesi Rowohlt Verlag, 272 S., 8,95 €
Autor Andrew Brown BTB, 384 S., 9 €
Autor Liza Marklund Ullstein Verlag, 528 S., 19,90 €
Ein Ehemann, der seine Frau nach fast 50 Jahren Ehe mit einer Axt teilt, braucht einen guten Strafverteidiger. So einer ist Ferdinand von Schirach. Sein tägliches Brot ist die Schuld der anderen. Und täglich läuft er Gefahr, ihr Komplize zu werden. Mit Schuld und Sühne, mit den Motiven hinter Straftaten beschäftigt sich von Schirach in seinem Debüt-Erzählband „Verbrechen“. Die Vermutung liegt nahe, dass das Thema auch mit den Verstrickungen seiner Familie in Nazideutschland zu tun hat: Ein Großvater des Autors war Reichsjugendführer Baldur von Schirach, der andere Heinrich Hoffmann – jener Fotograf, vor dessen Kamera Hitler seine Posen übte. Man könnte das Buch als gerissene Form der Werbung eines Mannes abtun, der als teuerster Strafverteidiger Berlins gilt – wenn er die Verbrechen nicht so fesselnd, so menschlich nachvollziehbar und vor allem so fabelhaft aufgeschrieben hätte. Elf Episoden, anonymisiert und doch ganz nah an der Wirklichkeit. Im Fall des Gattinnenmörders – der ersten Geschichte im Buch – gelang ihm ein Coup: Die Ehe sei wie ein Gefängnis gewesen, der Mann habe aus einer Art psychologischer Notwehr gehandelt. Drei Jahre. Im offenen Vollzug. Mehr nicht.
Es ist so heiß auf Parmas Straßen, dass sich Commissario Soneri nur schwer mit dem Gedanken an langwierige Ermittlungen anfreundet. Doch die stehen ihm bevor, als ein scheinbar unbescholtener Geschäftsmann in seiner Wohnung erschlagen wird. In „Mit leeren Händen“ von Valerio Varesi macht sich Soneri Sorgen um sein Parma: Menschen verrohen, Werte verfallen. Der Commissario kämpft gegen organisiertes Verbrechen, so viel wird bald klar. Aber wer hat dort eigentlich das Sagen? Nicht nur Soneris Parma, auch dessen Unterwelt befindet sich im Umbruch. Varesi spricht Probleme unserer Zeit an und bedient sich dabei einer wunderschönen Sprache, die mit ihren vielen Vergleichen stellenweise etwas ermüdend wirkt. Die Hitze Parmas brennt sich dennoch ein – bis ins ungleich kühlere Deutschland.
Als in der südafrikanischen Stadt Stellenbosch die Leiche einer jungen Weißen im Fluss treibt, ist schnell ein Verdächtiger gefunden: Ein Immigrant aus Burundi soll es gewesen sein. Der Polizist Eberard Februarie, eigentlich damit beschäftigt, sein Leben wieder auf die Reihe zu kriegen, nimmt ihn fest. Doch im Lauf der Ermittlungen stoßen Februarie und seine Kollegin auf Ungereimtheiten – und als sie ein Notizbuch der Toten finden, nehmen die Untersuchungen einen ungeahnten Verlauf. Mit „Schlaf ein, mein Kind“ ist Andrew Brown ein packender Krimi gelungen, der mit dem Sunday Times Fiction Prize ausgezeichnet wurde. Zugleich gibt er einen spannenden Einblick in die Gesellschaft Südafrikas, die sich noch lange nicht vollständig von Rassismus und ihrer kolonialen Vergangenheit befreit hat.
Annika Bengtzon ist eine Macherin – privaten und beruflichen Problemen zum Trotz. Damit avancierte sie zum heimlichen Star der skandinavischen Krimiliteratur. In „Kalter Süden“ reist die Reporterin nach Spanien, wo ein schwedischer Eishockeystar bei einem Giftgasanschlag ermordet worden ist. Wie immer hat die Autorin sauber recherchiert: Der unrealistisch erscheinende Giftgasüberfall etwa zählt zu den häufigsten Einbruchsmethoden in Spanien, ist also gar nicht so unplausibel. Bei aller Faktenliebe geht das Buch über die übliche Tätersuche anderer Krimis hinaus. Wer sich auf eine Journalistin als treibende Ermittlerin einlassen will, bekommt mit „Kalter Süden“ mehr als soliden Krimistoff, der auch anspruchsvollere Leser zufriedenstellen wird – trotz einiger missglückter Sprachbilder.
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PETER LITTGER
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CARLA QUICK
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MERETE ELIAS
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FRAUKE KABERKA, DPA