Mr. private island Reif für die Insel? Dann nichts wie ab auf das nächstbeste wellenumtoste Eiland! Es muss ja nicht immer Mallorca, Usedom oder Mainau sein: Die eigene Privatinsel hat auch ihre Vorzüge – und muss nicht mehr kosten als ein Wagen der gehobenen Mittelklasse. Wer’s nicht glaubt, der fragt Farhad Vladi, Eigentümer von Vladi Private Islands in Hamburg, den Mann, der mit Inseln handelt wie andere mit Streuselkuchen.
Wir machen schon mal den Anfang. I n t e r v i e w : R e n é Kr e u z f e ld
Herr Vladi, warum sollten wir uns eine Insel kaufen? Damit Sie sich zurückziehen können vom Stress und den negativen Umwelt einflüssen in den großen Städten. Unsere typischen Käufer sind Naturliebhaber, die ein unberührtes Stück Land, das von Wasser umgeben ist, suchen. Sie kaufen die Insel eher aus emotionalen als aus wirtschaftlichen Gründen, für die persönliche Erholung. Zudem ist es ja auch heute viel leichter auf einer Insel zu leben als früher. Hochmoderne Stromgewinnungs- und Wasseraufbereitungsanlagen, komfortabelste Fertighäuser, gute technische Möglichkeiten zum Anlegen von Verkehrswegen und elektronische Kommunikation erleichtern die Erschließung. Danach hat der Eigentümer meist eine starke emotionale Bindung zu seinem Land entwickelt. Auch einige Unternehmen kaufen heute Inseln – zum Beispiel, um Seminare zu halten, oder um sie in Resorts umzugestalten wie Bonefish Cay auf den Bahamas, das ich an einen niederländischen Geschäftsmann verkauft habe. Wie kommt man auf die Idee, Inseln zu verkaufen? 1971 habe ich als Student in der Zeitung gelesen, dass eine tropische Insel im Indischen Ozean für nur 2.000 USDollar verkauft wurde. Für eine Insel ist das nichts! Ab dem Moment wusste ich, dass ich selbst eine Insel brauche. Ich wollte sofort dorthin und mir anschauen, welche Inseln zum Verkauf stehen. Der Großteil meines Kapitals ging leider schon für die Reise zu den
Seychellen drauf – Billigflieger gab es damals noch nicht. Als ich ankam, war das günstigste Angebot Cousine Island für 100.000 Dollar, viel mehr Geld, als ich hatte. Enttäuscht fuhr ich nach Hause und fragte einen Hamburger Geschäftsmann, ob er nicht eine Insel kaufen möchte. Er kaufte Cousine Island – ungesehen – und bezahlte mir fünf Prozent Provision. Das war die beste Werbung, die ich kriegen konnte. Später kamen noch eine ganze Reihe anderer Hamburger Geschäftsmänner und baten mich, Inseln für sie zu finden. Wie wird man zum glücklichen Inselkäufer? Worauf muss man achten? Ob jemand glücklich ist auf seiner Insel, ist zunächst einmal eine ganz persönliche Sache. Es hängt davon ab, ob man sich wohlfühlt. Andererseits muss die eigene Insel natürlich sehr sorgfäl tig ausgesucht werden. Dabei dürfen dann nicht nur Emotionen eine Rolle spielen. Das Klima, der Grundbucheintrag, die Entfernung zum Festland, die Infrastruktur, Trinkwasservorkommen, Baugenehmigung, politische Stabilität des Staates – das alles muss bedacht werden. Auch wenn es Tausende Privatinseln weltweit gibt, nur wenige sind bewohnbar. Manche Staaten erlauben auch keinen Privatbesitz von Inseln für Ausländer oder haben bestimmte Auflagen. Was haben Sie so im Angebot? Wir haben in den unterschiedlichsten Regionen der Welt Privatinseln im Angebot. Beispielsweise im hohen Norden die Insel Løksøya, bereits erschlossen
mit einem Ferienhaus und kleinen Cottages. Im Mittelmeer Trinity Island, nördlich von Athen. In Nova Scotia in Kanada die kleine, noch unbebaute Küsteninsel Tarpaulin Island. An der Südküste, in der Nähe des Touristen städtchens Chester, die sehr luxuriös entwickelte Insel Kaulbach Island – ganz neu im Angebot. Auch in FranzösischPolynesien haben wir gerade eine Insel neu reinbekommen – Tipaemaua. Zurzeit haben wir etwa 140 Inseln im Verkauf und 100 in der Vermietung. Wie viel kostet die teuerste? Die teuerste und exklusivste Insel ist zurzeit Cave Cay auf den Bahamas. Sie kostet 110 Millionen US-Dollar. Und die billigste? Die günstigste ist Whispering Trees Island in Kanada für 56.000 kana dische Dollar. Wie entwickeln sich derzeit die Preise? Es gibt zwei Inselkategorien. Einerseits sind da die Qualitätsinseln, andererseits die Inseln, die unbewohnbar sind – weit entfernt, nicht erreichbar –, die wir Abenteuerinseln nennen. Von allen Privatinseln auf dieser Welt sind lediglich fünf Prozent Qualitätsinseln. Die Preise für Qualitätsinseln sind stabil und erhöhen sich selbst in einer Rezession. Die Abenteuerinseln sind im absoluten Preisverfall. Es waren zu viele Spekulanten am Werk. Die meisten Transaktionen finden zwischen 200.000 und 800.000 US-Dollar mit einem Durchschnittspreis von 300.000 Dollar statt. Man muss kein
Inselmakler Farhad Vladi? Nein. Tom Hanks in der Robinsonade „Cast Away – Verschollen“. © PARAMOUNT
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Forsyth Insel, Neuseeland Kann man auch mieten: 1.000 Euro/Tag
Schiffbrüchiger wie Robinson Crusoe oder Millionär sein – wenn man sich ein Auto leisten kann, kann man sich auch eine Insel leisten. Was sind das für Menschen, die sich bei Ihnen Inseln kaufen? In fast vier Jahrzehnten habe ich charakterlich unterschiedlichste Inseleigentümer kennenlernen dürfen, die – unabhängig von ihrem Beruf oder gesellschaftlichen Stand – eines gemein haben: Sie alle sind ausgeprägte Individualisten mit einer großen Ausdauer, wenn es um die Erfüllung ihrer persönlichen Vorhaben geht. Und sie können mit Herausforderungen umgehen.
Wer von den Reichen, Schönen und Wichtigen hat bei Ihnen schon Inseln gekauft? Einer der Ersten, der mit einer Privat insel seinen Luxus definierte, war Onassis mit seiner Insel Skorpios. Viele andere folgten – unter anderem Marlon Brando, Malcolm Forbes, Richard Branson, der Schah von Persien, Jonny Depp, Tony Curtis, Brooke Shields, Björn Borg, Ferragamo, John Wayne, Diana Ross, Rockefeller, Baron Rothschild. In den letzten 35 Jahren kam ein Milliardär zum anderen, weil sie gemerkt haben, dass das der einzige Weg ist, der Masse zu entkommen.
Gibt es auch Inselkäufer, die ernsthaft die Robinson-CrusoeNummer durchziehen? Die meisten Inselkäufer mieten eine Insel, die voll erschlossen ist. So gut wie niemand möchte in einem Zelt oder unter einem Baum auf einer Insel verweilen. Welche Inseln sind im Augenblick besonders gefragt? Inseln mit bestehender Bebauung, die in unumschränktem Eigentum sind, in der Nähe der europäischen oder nordamerikanischen Küsten, zu erreichen in relativ kurzer Zeit. Die beliebtesten Gegenden sind Westeuropa, Karibik
und Südpazifik, aber die meisten werden an der Küste Kanadas und der USA verkauft. Die anderen Gebiete gelten als exotisch und problematisch, weil sie Naturgewalten ausgesetzt sind und nicht uneingeschränkt privat ver kauft werden können. Neue Märkte – zum Beispiel die Philippinen oder Indonesien – könnten nur durch Gesetzesänderungen entstehen. Generell kann man sagen, dass der Inselmarkt vergleichbar ist mit dem von Ölgemälden: Nur wenige Inseln kommen auf den Markt, und die wirklich guten findet man auf keiner Website und in keinem Katalog. Die werden unter der Hand privat vergeben.
Gibt es so etwas wie Inseltausch? Es gibt Inseln, die zur Vermietung anstehen, sodass sich mehrere Leute eine Insel zu verschiedenen Zeiten mieten können. Inseltausch gibt es nicht. Was ist Ihr Geheimrezept gegen Inselkoller? Wir haben über 2000 Inseln verkauft, und bis auf zwei Ausnahmen sind die meisten Besitzer nur im Urlaub dort. Insofern kann auch kein Inselkoller entstehen. Sind Sie selbst Inselbesitzer? Ja, ich habe eine in Neuseeland. Ich nutze sie zur Erholung.
Farhad Vladi, 1945 geboren, Kanadier, gründete 1971 in Hamburg „Vladi Private Islands“. Inzwischen ist das Unternehmen das weltgrößte Insel-Maklerbüro und Vladi der weltgrößte Privatinselexperte. www.vladi-private-islands.com
CHECKLISTE für IHREN Inselkauf • Ist das Eigentumsrecht unbelastet? • Wie sieht das soziale Umfeld aus? • Werden ausländische Investitionen akzeptiert? • Ist die Insel zugänglich? Hafen, Ankerplatz, Landeplatz vorhanden? • Ist medizinische Versorgung innerhalb von 90 Minuten zu erreichen? • Wie läuft die Erschließung? Motu Moute Insel, Tahaa, Pazifischer Ozean 1.000.000 Euro
• Ist ein friedliches Miteinander mit der einheimischen Tierwelt (Moskitos, Sandmücken, etc.) möglich? • Wie ist es um die Vor- und Nachteile der Pflanzenwelt bestellt? • Sind Wetter und Klima akzeptabel? • Baugenehmigung verfügbar? • Wasserver- und Abwasserentsorgung vorhanden? Elektrizität, Internet?
• Wie groß darf das Haus maximal sein? • Wie sieht es in der Nachbarschaft/ Inselumgebung aus? • Wie hoch ist die Kriminalitätsrate? • Sind Dienstleistungen verfügbar? • Wert der Insel (Investition) Inselmarkt: örtlich bestimmt und/oder von Ausländern
Fort Morgan Cay, Port Royal Bay, Honduras 26.500.000 US-Dollar
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Spirit in the sky
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