DIE STERN-REPORTAGE
Und immer das Meer
Zwischen Luxus und Landleben: An Italiens Amalfiküste kann man prächtig urlauben – wie Will Smith oder Beyoncé. Trotzdem hat sich die Gegend ihre Ursprünglichkeit bewahrt. Vielleicht erlebt sie gerade deshalb eine Renaissance Von Ulrike von Bülow und Andrea Ritter; Fotos: Massimo Sestini
Nächtliches Bad: Die Aussicht vom Pool des Hotels Monastero Santa Rosa ist spektakulär. Hier weilte schon Fürst Albert von Monaco 28.7.2016
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Bella Italia
Bunt wie Bonbons: die Bucht von Positano mit ihrem Strand. Die Sonnenschirme sind farblich hßbsch abgestimmt auf die Fassaden der Häuser im Dorf
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Von der Grotte auf den Gipfel Einzigartig: die Blaue Grotte auf Capri und der Sessellift, der auf den höchsten Berg der Insel führt. An jeder Ecke gibt es Zitronen – und in Positano das „Chez Black“, in dem Fotos von Denzel Washington oder Lionel Richie hängen. Auch sie haben hier gespeist
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Wenn bei Capri …
… die rote Sonne im Meer versinkt: So lautet die berühmte Liedzeile aus dem Schlager „Die Capri-Fischer“, der in den 50er Jahren ein Hit war – und bei diesem Anblick wieder zum Ohrwurm wird
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V
Neapel
Vesuv
Pompei
Salerno
Positano
Sorrento
Praiano
Li Galli
Capri
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Amalfi
Von seiner Terrasse blickt er über die Bucht von Positano. Unten am Strand stehen die orangefarbenen Sonnenschirme und Liegen, eng aneinandergereiht wie Eiskonfekt in einer Schachtel. Japaner mit Rucksäcken und langärmeligen Hemden halten Selfie-Sticks in die Höhe und fotografieren sich und das Meer. Vielleicht haben sie die „Mischief“ im Bild, eine Yacht mit weißem Deck und blauem Rumpf, die draußen vor der Bucht in der Sonne schaukelt. Sie ist 54 Meter lang und hat eine Familie an Bord – die Smiths aus Amerika. Vater Will und Mutter Jada, Sohn Jaden und Tochter Willow machen Urlaub an der Amalfiküste. Kommen sie später vielleicht zum Abendessen an Land – hierher zu ihm? Antonio Sersale, ein feingliedriger Mann mit hoher Stirn und schwarzer Brille, winkt ab. „Will Smith bleibt auf seiner Yacht, wenn er hier ist“, sagt er. „Aber seine Kinder waren gestern zu Mittag bei uns.“ Ein leicht triumphierendes Lächeln, dann nimmt er das Deckelchen von seiner Espressotasse und trinkt einen Schluck daraus. Signore Sersale sitzt im „Le Sirenuse“, einem Hotel, das seiner Familie gehört. Die Sersales haben es 1951 eröffnet, es war ihr Ferienhaus, bis die Familie auf die Idee kam, dass sie hier auch ein paar mehr Leute beherbergen könnte. Und was für Leute! Das Hotel ist ein herrschaftlicher Bau, dunkelrot gestrichen, die Fens-
ter mit weißem Stuck umrandet – ein Haus mit Geschichte: Früher kam hier die Künstlerelite zusammen, die Großen des Kinos, der Musik und Literatur. Elizabeth Taylor und Marcello Mastroianni, Catherine Deneuve oder der Schriftsteller John Steinbeck, der 1953 zum ersten Mal an die Amalfiküste reiste und Positano eine Liebeserklärung schrieb, die bis heute in keinem Gespräch über den Ort unerwähnt bleibt. Wenig verwunderlich also, dass Antonio Sersale nach ein paar Minuten ein blaues Büchlein hervorholt und Steinbecks Worte vorliest: „Positano geht unter die Haut. Es wirkt nicht real, wenn du dort bist, und es wird verlockend real, wenn du gegangen bist.“ Sersale lächelt. „Hübsch, nicht wahr? Das hat er hier auf der Terrasse geschrieben.“ Und es stimmt ja auch: Die Amalfiküste hat eine besondere Schönheit. Schwer zu erklären, unmöglich, sich ihr zu entziehen. Vielleicht liegt es am Licht, das die Konturen weich werden lässt und die Farben strahlend, schwirrend. Vielleicht ist es das Meer, das hier immer nah und fern
zugleich scheint. Dessen Blau den Blick ausfüllt, beruhigend und sanft am Horizont, gewaltig und schäumend an den Klippen. Diese Küste, die so steil abfällt, dass die Häuser nicht nebeneinanderstehen, sondern übereinander. Wo man immer auf Flughöhe der Möwen ist.
Wild verwunschene Landschaft Der griechische Dichter Homer verortete in dieser wild verwunschenen Landschaft aus Meer und Gebirge seine Sirenen, diese schönen Wesen, die Seefahrer erst herbeilocken und dann in den Tod führen. Sie gaben dem Hotel der Familie Sersale seinen Namen. Ins „Sirenuse“ kommen heute Mark Zuckerberg und Reese Witherspoon. Oder Kris Jenner, die Patriarchin des Kardashian-Klans, die sich mit ihrem jungen Gefährten von Capri herüberschippern lässt und all das hier bestimmt sehr „romantic“ findet. Viele Buchten sind nur vom Meer aus zu erreichen – auch deshalb haben Prominente, Royals und solche, die gern das eine oder andere wären, in den vergangenen Jahren diesen
Teil Italiens für sich wiederentdeckt. Friedlich und ungestört schaukeln die Boote vor der prächtigen Kulisse. Für die Amerikaner ist die Amalfiküste der Traum von Old Europe. Durch die Dörfer schlängeln sich schmale Straßen, und in den Kurven parken alte Fiats 500, die SUV-fahrenden Texanern vorkommen wie Autos aus dem Miniatur-Wunderland. Zu niedlich! An der Amalfiküste, rund 70 Kilometer südlich von Neapel, scheint alles noch so bella, wie es in Italia einmal war. Alles sieht aus wie in der Tourismuswerbung der 50er Jahre, als das Leben überschaubar war, gutes Essen, guter Wein, schöne Sonne. Keine Eurokrise, kein Terror. Es gibt ein Gesetz, das die Gegend konserviert wie Bernstein ein Fossil: Vom Meer bis 500 Meter ins Inland darf nicht gebaut werden. Die steilen Berge sind eine natürliche Grenze – sie verhindern, dass Positano (4000 Einwohner) oder Amalfi (5150 Einwohner) wachsen. Kaum etwas wird abgerissen, nichts hochgezogen; keine Hotelburgen und keine Apartmenttürme.
Gänzlich in Ruhe gelassen werden die ehemaligen Fischerdörfer natürlich trotzdem nicht – das massentouristische Grauen kommt heute von der Seeseite. Im Sommer verklappen die Kreuzfahrtschiffe täglich Tausende Touristen an der Küste; vor allem am Wochenende fluten die Kreuzfahrer die Küstendörfer für einen schnellen „Been there, done that“-Ausflug. Viel zu große Busse verstopfen dann die viel zu engen Straßen, ein einziges Hupen und Schieben, Fuchteln und Schwitzen. „Ich fahre nur noch Vespa“, sagt Hotelier Antonio Sersale und schaut einem Gast mit Bauch hinterher, der von der Terrasse des „Sirenuse“ zum Fahrstuhl schlurft, in Badeshorts und Nikeletten. Vermutlich ein Amerikaner, und wohl kein armer. Ein Zimmer kostet hier mitunter 1200 Euro. „Die Essenz der Amalfiküste, das ist heute Praiano“, sagt Antonio Sersale zum Abschied. Der kleine Nachbarort. Nicht ganz so touristisch und zurechtgemacht. Er ist heute noch so, wie Positano früher war: ruhig und entspannt.
Es ist Freitag, zwölf Uhr, auf der Piazza San Gennaro, dem Platz vor der gelben Dorfkirche, spielen fünf Jungs Fußball, drei Mädchen schauen ihnen dabei zu. Neben der Kirche stehen weiße Häuser mit Balkonen, von denen die Wäsche an Leinen herunterhängt. An einer Ecke warten 15 Kisten Wein, die in die nächste Bar transportiert werden sollen; zu Fuß. Wer seinen Laden nicht an der Hauptstraße hat, muss schleppen. Durch die Gassen, Stufen rauf, Stufen runter. „Deshalb haben wir hier alle so kräftige Waden“, sagt Paolo Sandulli, den sie in Praiano nur „den Künstler“ nennen. Der uralte Turm, in dem Sandulli arbeitet, klebt an der Klippe wie ein übrig gebliebener Zahn. Schmal und ein wenig schief, ein Klotz aus sandbraunem Kalkstein, dessen Fenster und Türen man von Weitem nur erahnen kann, schwarze Mauselöcher in dicken Mauern. Der Turm stammt aus dem Mittelalter, „von hier wurde Ausschau nach Piraten gehalten“, sagt Sandulli. „Es gibt an der Küste noch 34 solcher Türme. Bis auf zwei sind sie jedoch alle in Privatbesitz, Zutritt verboten.“ Paolo Sandullis Kunst ist inspiriert vom Meer. Er hat in Neapel gelebt, in Rom, Bergamo und Paris, doch hier an der Küste hat er seinen Ort gefunden. Seit 1999 ist der Turm sein Atelier, ein Viertel des alten Gebäudes gehört ihm, der Rest der Gemeinde Praiano. Wenn nicht gerade Fußball läuft und Italien spielt, stehen die Türen bei ihm offen,
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Ganz in Ruhe: In der Minibucht von Praiano (o.) geht es noch immer entspannt zu. Der Ort bleibt vom Massentourismus verschont. Anders als Positano, wo Antonio Sersale (u.) das Hotel „Le Sirenuse“ führt, den Hotspot der Prominenz
„Die Essenz der Amalfiküste ist heute Praiano“
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jeder kann den Turm besichtigen und das Sammelsurium aus Skulp turen, Zeichnungen und Meeres fundstücken bewundern, das San dulli hier angesammelt hat. Das Leben in den Dörfern war nicht immer so lieblich, wie es jetzt scheint. Eingeklemmt zwischen Felsen und Meer, war man dem Wetter ausge liefert, oft rauschten Sturzbäche von den Bergen hinab und rissen alles mit, was die Menschen gebaut hatten. „Jahrhundertelang hat die Natur bestimmt, was gemacht wird, nicht menschliche Planung“, sagt Sandulli. Das kann man noch heute in den Gesichtern und Bewegungen der Menschen sehen. Etwa, wenn sie sich die steilen Treppen zu ihren Häuser hochkämpfen wie tapfere kleine Maschinen, langsam und gleichmäßig. „Die Älteren zumindest ma chen das noch so“, sagt Sandulli. „Die Jüngeren nehmen ein Motorrad.“ Eine weitere Besonderheit der Bewohner ist ihr Erfindergeist, vor allem wenn es darum geht, den scheinbar unbewohnbar schroffen Felswänden doch noch etwas Platz abzutrotzen. So wie Luca Milano, der 88
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in den 60er Jahren den Club „Africana“ eröffnete, mit Bars in den Felsgrotten über dem Meer. Damals konnte man das „Africana“ nur mit dem Boot erreichen, und der Club wurde rasch zum modernsten Treff punkt seiner Zeit. Luca Milano versammelte, zusammen mit der Ballerina Margot Fonteyn, illustre Gäste – Jackie Kennedy, Frank Sinatra oder Gore Vidal kamen zu den Partys.
Techno-DJs im Traditionsclub Heute treten am Wochenende Houseund Techno-DJs auf, es gibt ein Restaurant und eine Bar, die im Sommer täglich geöffnet haben. Der Club ist immer noch spektakulär schön, vor allem wegen der Lage, zehn Meter über dem Wasser. „Manche der Jüngeren würden hier gern noch ein Café eröffnen, noch eine Bar in die Felsen hauen“, sagt Sandulli. Manch mal fürchte er um seinen Turm, aber zum Glück sei der Bürgermeister von Praiano jemand, der verstehe, dass man die alten Sachen erhalten müsse. „Fragt nach Giovanni, wenn ihr ihn sucht. Wir benutzen hier keine Nachnamen!“
Das Bürgermeisterbüro liegt di rekt über dem Fitnessstudio. Oben studiert Giovanni Di Martino seine Papiere, unten stemmt sein Bruder Michele Gewichte, und das offenbar sehr regelmäßig, seine Oberarme sind dick wie Autoreifen. Gemein sam mit Rosalba Irace vom Touris musbüro erläutert Bürgermeister Giovanni die Vorteile seines Hei matdorfs. Gut möglich, dass Praiano weniger Touristen anziehe als Amal fi. Aber dafür herrsche dort auch nur Gedränge: „Wir fahren gar nicht erst nach Amalfi“, sagt Rosalba Irace. „Du kannst da nicht parken, du kommst nicht an den Geldautomaten, alles ist verstopft.“ Der Bürgermeister nickt. Di Martino, 41, sieht aus wie eine Mischung aus Adriano Celentano und Pierre Cosso. Kräftige Nase, zart blaue Augen. Er ist seit fünf Jahren im Amt, im Juni wurde er wiederge wählt – für weitere fünf Jahre. Praia no, sagt er, sei das Aschenputtel der Küste. Eine versteckte Schönheit, die man erst entdecken muss. „Das ist doch etwas für euch Deutsche“, sagt Giovanni Di Martino.
Die Deutschen hatten schon immer eine große Sehnsucht nach dem Süden Italiens – ganze Bücherschränke lassen sich mit Berichten darüber füllen. Goethes Hymnen auf die neapolitanische Lebensfreude. Rilke, der auf und über Capri seine schönsten Gedichte schrieb. Ab Ende des 19. Jahrhunderts bereiste dann nahezu die gesamte Denker- und Künstler boheme Capri, den Golf von Neapel und die südlich gelegene Halbinsel von Sorrent, wo sich, wie der Schriftsteller Adolf von Hatzfeld 1925 in seinem Reisebericht schrieb, das Gebirge wie ein „ungeheures Tier“ am Meer auftürmt, frei und gefährlich. 1999 zog es auch einen deutschen Kanzler an die Amalfiküste: Gerhard Schröder, der Ferien in Positano machte und dabei einen Wein entdeckte, den er kistenweise nach Berlin mitnahm. Ich hab da mal was aus Italien mitgebracht.
Es war der Wein von Marisa Cuomo, deren Weingut oberhalb von Praiano liegt, in einem Örtchen mit dem schönen Namen Furore. Auch Pierce Brosnan war schon hier, um ihren Wein zu bestellen, der tatsächlich sehr besonders ist: An den Steilhängen um Furore wächst er nicht von unten nach oben, sondern aus der Felswand heraus, parallel zum Boden. Gestützt werden die zum Teil über 80 Jahre alten Weinstöcke von einem Gerüst aus Kastanienholz. „Der Boden ist hier so knapp, jeder Zentimeter wird genutzt“, erklärt Andrea Ferraioli, der Mann von Marisa Cuomo. Gemeinsam betreibt das Ehepaar seit 1980 das kleine Weingut, von dem Ferraioli nicht ganz ohne Pathos sagt: „Ich habe auf meinen Namen verzichtet und das Gut meiner Frau zur Hochzeit gewidmet! Ihr Name ist nun berühmt!“ Marisa Cuomo, in Blaumann und Gummistiefeln, sagt, dass sie das Reden über den Wein lieber ihrem Mann überlasse. „Damals, als er mir das Gut gewidmet hat, gab es hier ja noch gar nichts“, sagt sie. „Er hat mir eine Vision geschenkt. Heute würde er das bestimmt nicht mehr so machen!“ Eine Frau als Unternehmerin und Namensgeberin – das sei in den 80er Jahren in Süditalien noch sehr ungewöhnlich gewesen, erzählt Ferraioli. „Ich wurde immer gefragt: Deine Frau, ist die dein Chef? Dabei ist die Frau ja immer der Chef.“ Cuomos Wein hat von hier aus die Welt erobert – die Familie selbst
wollte niemals woanders leben als an der Amalfiküste. Das Land scheint seine Bewohner genauso zu verzaubern wie die Touristen: Wer hier wohnt, zieht nicht weg. Wozu auch, die Welt kann man sich hier wie überall nach Hause holen: Gesenkter Kopf, Blick auf das Smartphone – das gehört auch an der Amalfiküste dazu. Um dann online schön zu verfolgen, wer hier wo auf welcher Yacht umherschippert. Oft kreisen die Yachten um drei kleine Inseln, die „Li Galli“ genannt werden; die Hähne. Zwei davon sind unbewohnt, die dritte, „Il Gallo Lungo“ – der lange Hahn –, gehörte einst dem russischen Balletttänzer Rudolf Nurejew. Er kaufte die Insel 1989, mit ihrer pfirsichfarbenen „Villa Massine“, benannt nach dem Vorbesitzer, dem großen Choreografen Léonide Massine, der sie mit Le Corbusier umbaute und ein geräumiges Tanzstudio einrichtete. Nurejew ließ später die Lichtschalter in den Boden einbauen – Kuriosität eines Tänzers, der sagte: „Ich habe mein Leben lang alles mit den Füßen gemacht!“ Der Mann, der das erzählt, heißt Farhad Vladi. Der Makler aus Hamburg ist spezialisiert auf Luxusimmobilien – er verkauft und vermietet überall auf der Welt Privatinseln, auch Il Gallo Lungo. Nach Nurejews Tod 1993 war die Insel für 4,5 Millionen Mark zu haben. Giovanni Russo, ein italienischer Geschäftsmann, kaufte sie. Heute hätte Italiens Regierung die Insel gern zurück, aber Russo verlangt 100 Millionen
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Inspiriert vom Meer: Der Künstler Paolo Sandulli arbeitet in einem kleinen Turm in Praiano (o. l.). Das halbe Dorf kauft bei Angela ein, der netten Gemüse-Frau. Sehr zu empfehlen ist das Restaurant „Kasai“ mit seiner offenen Küche – exzellente Pasta, die auch Bürgermeister Giovanni Di Martino (u.) zu schätzen weiß
„Fragt nach Giovanni, wir benutzen keine Nachnamen“
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Die Weinkönigin: Marisa Cuomo betreibt mit ihrem Mann Andrea Ferraioli (r.) ein berühmtes Gut. Er hat es ihr gewidmet
kann. Man muss bloß zu Fuß in die Stadt gehen (alle anderen nehmen den Funicolar, die Seilbahn). Man streift die berühmte Piazzetta nur und lässt sich dann von den mit Pinien und Kiefern bewaldeten Wegen weiter hinaufführen. Im Osten wird die Insel ganz still. Dort, wo sich einzelne Luxusvillen hinter beeindruckenden Dschungelpflanzen verstecken, wo aber auch die normalen Menschen wohnen, mit ihren Gemüsegärten und Wäscheleinen.
Wie Jackie Kennedy auf Capri
DIE AMALFIKÜSTE: ÜBERNACHTEN
Tipps mit Aussicht
Hotel Torre Saracena: kleines Hotel mit großer Aussicht. Der Blick aufs Meer macht den 50erJahre-Charme der Zimmer wett. In Praiano. DZ/F ab 80 Euro, Via Roma 21–25, Tel.+39/089/813 13 29, www.hoteltorresaracena.com Grand Hotel Tritone: hoch gelegen in Praiano, mit Pool und einem Fahrstuhl, der Gäste hinunter ans Meer bringt zur hoteleigenen Terrasse. DZ/F ab 230 Euro. Via Campo 5, Tel. +39/089/87 43 33, www.tritone.it Hotel Pupetto: in einer kleinen Bucht neben der Hauptbucht von Positano, nur einen kurzen Klippen-Fußweg entfernt. Hat den Strand vor der Tür. Ideal, wenn man mit Kindern reist. Kein übermäßiger Chic, aber Zimmer mit Balkon oder Terrasse. DZ/F ab 120 Euro, Via Fornillo 37, Tel. +39/089/87 50 87, www.hotelpupetto.it Le Sirenuse: Luxushotel in Positano, wird gern von den Schönen und Berühmten gebucht. Wem die Übernachtung zu teuer ist, dem sei ein Drink in „Fransco’s Bar“ empfohlen – Open Air zum Sonnenuntergang. DZ/F ab 540 Euro, Via Cristoforo Colombo 30, Tel. +39/089/87 50 66, www.sirenuse.it Z
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ESSEN UND TRINKEN
Kasai: Das schönste Restaurant in Praiano, hat erst im Mai 2015 eröffnet. Mit offener Küche und Terrasse zum Meer. Die Gerichte sind traditionell italienisch. Pasta mit Ragu alla napoletana. Via Umberto I 84, Tel. +39/089/87 41 08 La Moressa: Das Bistro in Praiano besticht vor allem mit seinem Ausblick hoch über dem Meer – herrlich für Frühstück und Lunch. Piazza Moressa 1, Tel. +39/089/935 50 17 Chez Black: Promi-Restaurant an der Strandpromenade von Positano. Erinnert an eine Schiffskajüte, mit Holzplanken, Meerjungfrauen und Kellnern in Chefsteward-Uniform. Via del Brigantino 19, Tel. +39/089/87 50 36, www.chezblack.it Aurora: sehen und gesehen werden auf Capri gelingt in dem CelebrityHotspot. Mit klassischer italienischer Küche, teuer. Via Fuorlovado 18, Tel. +39/081/837 01 81, www.auroracapri.com Lo Zodiaco: solides und relativ preiswertes Fischrestaurant am Hafen von Capri. Marina Grande, Piazzetta Ferraro 2/3, Tel. +39/081/837 63 32, www.lozodiacocapri.com
Euro. Ein wenig übertrieben, findet Farhad Vladi: „Die ist vielleicht zwölf Millionen Euro wert.“ Wer die Privatinsel mieten möchte, muss 250 000 Euro pro Woche zahlen. Die Interessenten, so Vladi, kämen vor allem aus Russland oder den Vereinigten Arabischen Emiraten. Und sie alle wünschen natürlich – einen Ausflug nach Capri. Denn auch der alte Sehnsuchtsort aus den Schlagertexten der 50er Jahre erlebt zurzeit eine Renaissance. Mal mit Hibiskusblüte im Haar, mal mit weißem Sonnenhut vor türkisblauem Meer, im Hintergrund die Küste – so präsentierten sich Jay Z und Beyoncé auf Instagram. Familienurlaub im Retro-Schick. Mit Capri ist es ja so: Man fährt auf diese grün schimmernde Insel zu, und der Hafen sieht immer noch aus, als würden gleich Sophia Loren und Clark Gable um die Ecke tänzeln, sich küssen und bunte Luftballons in den Himmel steigen lassen. Diese Szene stammt aus dem Film „Es begann in Neapel“, und Sophia Loren singt darin das berühmte Lied: „Tu Vuo Fa L’Americano“ – „Du wärst so gern Amerikaner“. 1960 wurde er auf Capri gedreht, und noch immer bröckeln die Fassaden der von uralter Patina überzogenen Häuser am Hafenrand so malerisch wie damals im bunten Technicolor. Capri ist eine der Haupttouristenattraktionen Italiens, und das wirklich Erstaunliche ist, dass man den Massen, die täglich auf die Insel strömen, mühelos entkommen
„Das Gute ist: Um 18 Uhr fahren die letzten Boote zum Festland und nehmen die Tagestouristen mit“, sagt Gianni Tedesco. „Dann ist es auf Capri gemütlicher als in so manchem Küstenort.“ Gianni, der sich auch nach 35 Jahren auf der Insel am Telefon immer noch mit „Gianni aus Neapel“ meldet, organisiert Bootstouren. Luxuriöse Yachten kann man bei ihm mieten oder Vintage-Schiffchen à la Jackie Kennedy. Man findet Gianni in seinem Lieb lingscafé „Caffè Augusto“, das zugleich sein Büro ist. Es liegt an der Marina Grande, sehr praktisch, so laufen ihm die Kunden direkt in die Arme. „Ich bin Anfang der Achtziger nach Capri gekommen. Und weil das Nachtleben hier so gut ist, waren meine Rechnungen in den Tavernen bald ziemlich hoch“, erzählt Gianni. Seinen Wein bezahlte er, indem er Touristen auf dem Familienboot um die Insel schipperte. Die Bewohner Capris seien verwöhnt und nicht besonders geschäftstüchtig, sagt Gianni. Er musste nur zugreifen und sein Angebot vergrößern. Gerade erst hat ein brasilianisches Fernsehteam bei ihm Boote für den unsterblichen Klassiker gebucht: den Sonnenuntergang von Capri. „Das läuft dann da im Fernsehen. Unser Sonnenuntergang. In Brasilien!“
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Ulrike von Bülow und Andrea Ritter haben besonders genossen, dass man an der Amalfiküste immer das Meer sieht. Egal, wo man geht, steht oder sitzt – im Blick diese schimmernde Aussicht