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Projekt aktuell

Südsudan

Projekt aktuell: «Religion als Faktor für Frieden und Entwicklung»

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Nach fast 50 Jahren Bürgerkrieg wünschen sich die Menschen im Südsudan nichts sehnlicher, als in Frieden zu leben. Doch die Gesellschaft ist auch nach Unterzeichnung eines Friedensabkommens gespalten und die Gewalt hat noch kein Ende gefunden. Mission 21 unterstützt das Friedensengagement ihrer Partnerkirche, der Presbyterianischen Kirche des Südsudan. Ein Teil der Friedensförderung nimmt ihren Anfang im Nile Theological College. Diese kleine Hochschule vermittelt Studierenden die Fähigkeiten, um im Friedensprozess eine wichtige Rolle zu spielen.

«Ich möchte Mädchen ermutigen und ihnen den Schulbesuch ermöglichen»

Sunday Wilson Thuk studiert Theologie in Juba im Südsudan. Damit ist sie eine Ausnahme. Sie setzt sich dafür ein, dass das anders wird. Denn nur mit Bildung kommen Frauen voran. Und nur mit Bildung wird die Einigung der zerrissenen Gesellschaft im Südsudan gelingen.

Text: Christoph Rácz, Mission 21

Sunday Wilson und eine Studienkollegin im Unterricht am Nile Theological College in Juba.

Informationen zum Projekt

Die Vergabe von Stipendien ist Teil des Projekts «Religion als Mittel für Frieden und Entwicklung im Südsudan». Mission 21 unterstützt die Partnerkirche PCOSS beim Betreiben der staatlich anerkannten theologischen Hochschule Nile Theological College (NTC). Hier werden Theologinnen und Theologen darin ausgebildet, den sozialen Wandel im kriegsversehrten Land mitzutragen. Dank der Unterstützung erhalten insbesondere Frauen die Chance auf Bildung, eine eigenständige Zukunft – und die Chance, eine gerechtere Gesellschaft mitzugestalten.

Sunday Wilson Thuk ist eine von zehn Studentinnen am Nile Theological College (NTC) in Südsudans Hautpstadt Juba. Neben rund 80 Kommilitonen sind die Frauen hier klar in der Minderheit. Sunday Wilson sagt: «Ich werde als Studentin ernst genommen. Unsere Lehrkräfte schauen nicht darauf, ob wir Männer oder Frauen sind. Ihnen ist unsere Vision wichtig.» Ihre eigene Vision fasst die 25-jährige klar in Worte: «Ich möchte Mädchen ermutigen, zur Schule zu gehen. Dadurch erlangen sie die Möglichkeit, selbst über ihr Leben zu bestimmen.»

Das ist im Südsudan nicht selbstverständlich. Frauen gelten weniger als Männer. Sie sind für Haushalt und Kindererziehung zuständig und werden kaum gefördert. Das führt dazu, dass sie in der Gesellschaft kein Mitspracherecht haben.

Sunday Wilson Thuk aber fordert genau dies ein und wagt es auch, selbst ihre Stimme zu erheben und Forderungen zu stellen. «Die Regierung sollte Frauenfragen mehr Aufmerksamkeit schenken», sagt sie. Zum Beispiel müssten frühe Schwangerschaften thematisiert werden. Mädchen ohne Unterstützung seien etwa gezwungen, sich zu prostituieren und würden viel zu früh schwanger. «Mädchen müssen von der Regierung unterstützt werden, damit so etwas nicht passiert», betont Sunday Wilson.

Sie selbst wurde von ihrem Bruder und ihrer Mutter stets ermutigt, zu studieren, sagt sie. Zudem erhält sie Unterstützung durch Mission 21. Das Nile Theological College wird von der Presbyterianischen Kirche im Südsudan (PCOSS) geführt, einer Partnerkirche von Mission 21. Mission 21 vergibt an das NTC unter anderem eine feste Summe für Stipendien für Frauen.

Friedensförderung im Lehrplan verankert

Mission 21 begleitet die PCOSS zudem in der Führung des NTC und hat dazu beigetragen, die Themen Friedensförderung und Versöhnung im Lehrplan zu verankern. Eine theologische Ausbildung, die auf Friedensförderung ausgerichtet ist, ist entscheidend für die Entwicklung des Landes. Die Hochschule leistet einen wichtigen Beitrag dazu. Die Studierenden sind nach der Ausbildung in der Lage, sich für die Bevölkerung ihres Landes einzusetzen.

Bildung ist essenziell für den jungen Staat, der unter mehreren Krisen leidet. Neben den Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie ist das Land konfrontiert mit Heuschreckenplagen, Überschwemmungen und den Folgen des Bürgerkriegs. Der grösste Teil der Schulinfrastruktur wurde durch bewaffnete Konflikte zerstört, die Armut hindert viele Kinder am Schulbesuch. In verschiedenen Regionen gibt es weiterhin Kämpfe und Gewalt ist allgegenwärtig, besonders auch sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen.

Durch den Bürgerkrieg war auch das NTC betroffen. Die theologische Hochschule wurde 1992 von der PCOSS gegründet und hatte den Sitz etliche Jahre in der Stadt Malakal. Doch

Malakal wurde im Bürgerkrieg zerstört, rund 170 000 Menschen flohen. Das NTC musste 2015 in der Hauptstadt Juba neu beginnen, mit nur gerade 18 Studenten. Heute zählt das NTC wieder 86 Studierende. Die Hochschule ist staatlich anerkannt. Das NTC ist offen für Angehörige aller Kirchen und für alle Ethnien. Und vor allem vermittelt es in einem Land, das viele Wunden des Kriegs trägt, Wege zu Heilung und Versöhnung.

Lösungs-Strategien für aktuelle Probleme

Die Studierenden besuchen Kurse in biblischer und sozialer Ethik. Lehrveranstaltungen thematisieren die gegenwärtigen, schwerwiegenden Probleme des Landes und die Studierenden lernen und erarbeiten Lösungs- und Handlungsstrategien. Nach dem Abschluss geben sie ihr Wissen zum Beispiel in Kirchgemeinden und Schulen weiter. Eine verantwortungsvolle Aufgabe im bürgerkriegsversehrten Südsudan.

Auch Sunday Wilson Thuk möchte das erworbene Wissen aus ihrem Studium anderen Menschen vermitteln. Wie wichtig es ist, als Vorbild zu wirken, erlebt sie gerade selbst: «Es gibt eine Dozentin am NTC. Sie ist wirklich engagiert und ermutigt uns ständig, als Frauen aufzustehen und uns zu beteiligen!»

Austausch ist zentral: Das NTC steht Angehörigen aller Kirchen und Ethnien offen.

Wir brauchen Ihre Unterstützung

«Kooperationsprogramm Südsudan»: Nr. 179.1001 Spenden: Konto PC 40-726233-2, Vermerk 179.1001 oder online: www.mission-21.org/spenden

Die gute Nachricht

zVg

James Bol Obwonyo war früher Stipendiat und ist heute Dozent am Nile Theological College in Juba, Südsudan.

Seid zuverlässige Leitende!

«Was du vor vielen Zeugen von mir gehört hast, das vertraue zuverlässigen Menschen an, die dann fähig sein werden, wieder andere zu lehren.» (2 Tim. 2:2)

Als ich über diesen Vers nachdachte, stiess ich auf das Wort «zuverlässig». In der Tat suchen unsere Familien, Gemeinschaften, die Nation, die Kirche und die Welt verzweifelt nach zuverlässigen Leitenden. Die Bibel ist voll von Aussagen zur Qualität verlässlicher Führungspersonen. Ich erwähne fünf davon. Im Buch Exodus 18:21-23 nahm Mose an, dass er sich allein um das grosse Volk Israels kümmern könnte. Sein Schwiegervater, Priester Jethro von Midian, führte ihm die Nachteile eines autokratischen Führungsstils vor Augen. Er sagte zu Mose: «Du aber suche dir (...) tüchtige, gottesfürchtige Männer aus, zuverlässige Männer, die unlauteren Gewinn hassen.» Im Johannes-Evangelium (20,24-28) bat die Mutter von Jakobus und Johannes: «Lass meine zwei Söhne sitzen in deinem Reich, einen zu deiner Rechten und den andern zu deiner Linken.» Sie trafen sich mit Jesus unter vier Augen, ohne dass die anderen Jünger es wussten. Als diese von dem geheimen Treffen erfuhren, waren sie entrüstet. Es war der Beginn einer Führungskrise unter den Jüngern. Mutter und Söhne wurden von der Antwort Jesu enttäuscht. Er sagte: «Zu wählen, wer zu meiner rechten oder linken Hand sein soll, ist nicht meine Aufgabe.» Er rief alle Jünger, auch Jakobus und Johannes, und belehrte sie in ihrem gottlosen autoritären Führungsanspruch eines Besseren. Er sagte: «Wer aber gross sein will unter euch, der muss euer Diener sein». Eine zuverlässige Leitungsperson ist: · Eine fähige Person, berufen und mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Kraft im Dienst Gottes. · Eine gottesfürchtige Person, in Worten und in Taten. · Eine vertrauenswürdige Person, die Wort hält, das

Böse und die Lüge meidet und die Wahrheit liebt. · Eine integre Person, die Bestechung hasst. · Eine dienende Person, die anderen nicht ihren

Willen und ihre Wünsche aufzwingt. · Ein Mensch, von Gott auserwählt, ihm zu dienen. Liebe Schwestern und Brüder in Christus! Unsere Familien, Gemeinschaften, die Nation, die Kirche und die ganze Welt brauchen dringend zuverlässige Leitende. Möget Ihr solche sein! Gott segne Euch.

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