MitOst-Magazin #26

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Frühjahr 2014

Das Internationale MitOst-Festival zieht von Leipzig nach Novi Sad Ein Schritt zurück und zwei nach vorne

Stadt und Kultur

Actors of Urban Change in Griechenland und Portugal

MitBlick nach…

Kulturpolitische Entwicklung in Ägypten

Capacity Building soziales Unternehmertum in Russland und Fundraising auf dem Balkan


Editorial Liebe Leserinnen und Leser, MitOst lebt von zahlreichen regionalen Initiativen, Aktivitäten und Projekten seiner Mitglieder und von den mit Kooperationspartnern durchgeführten Programmen. In dieser Ausgabe widmen wir uns drei Themenschwerpunkten, die uns im vergangenen Jahr immer wieder beschäftigten und uns begegnet sind. Mit dem MitOst-Magazin #26 richten wir den Fokus auf das Thema Stadt und Kultur, wenden unseren MitBlick in Richtung der neuen MitOstLänder Türkei und Ägypten und eröffnen mit der Rubrik Capacity Building eine neue Option für Wissensaustausch. Wir berichten vom 11. Internationalen MitOst-Festival in Leipzig. Dort begrüßten wir gemeinsam mit dem Leipziger Festivalteam viele bekannte und zahlreiche neue Gesichter. Über 400 Besucher aus 30 Ländern kamen zum Festival. Nicht nur der Rückblick lohnt sich, sondern auch der Blick nach vorn: In einem Interview stellen wir euch die neue Festivalkoordinatorin und mit Novi Sad die Festivalstadt 2014 vor. Wir widmen uns am Ende des Hefts dem MitOstJahr 2012/13 und zeigen auch, wie die MitOst-Programme und Mitgliederprojekte in Europa und seinen Nachbarregionen aufgestellt sind. Zu guter Letzt stellen wir euch den amtierenden Vorstand und Projektbeirat vor. Viel Vergnügen beim Lesen wünschen Christoph Schulz (Vorstand) und Laura Werling (Redaktion)

Danke! Wir bedanken uns bei euch, liebe MitOst-Mitglieder, für die aktive Mitgestaltung des Vereinslebens, für eure ideelle und finanzielle Unterstützung. Vielen Dank für ein wunderbares 11. MitOst-Festival! Wir danken Elisa Satjukow und ihrem Team in Leipzig für die nette Einladung, die helfenden Hände und klugen Köpfe, die ununterbrochen für das Gelingen des Festivals im Einsatz waren, für das abwechslungs- und umfangreiche Programm und die schönen Stunden in der Festivalzentrale in Leipzig. Unser herzlicher Dank geht an alle MitOst-Regionalgruppen und an alle ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter des Vereins. Wir bedanken uns bei allen Förderern, Partnern und Freunden für die Unterstützung und die vertrauensvolle Zusammenarbeit im vergangenen Vereinsjahr. Außerdem möchten wir uns ganz herzlich bei allen Autoren, Beteiligten, Unterstützern und Förderern dieser Publikation bedanken. Vor allem bei Stephan Bull, der sich mit einer Großspende an der Finanzierung der Druckkosten beteiligt hat.

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Inhaltsverzeichnis Internationales MitOst-Festival – Von Leipzig nach Novi Sad Festivalrückblick – Mein Leipzig lob ich mir! . . . . . . . 4 Mitgliederstimmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Von Leipzig über Belgrad nach Novi Sad – Eine Busfahrt in die Festivalstadt 2014 . . . . . . . . . . . . . 8 Stadt und Kultur Meet Market und VivaCidade – Actors of Urban Change . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Gesichter einer Stadt verschwinden . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Die Wandernde Straßenuniversität – Nomadisierende Praxis im Stadtraum . . . . . . . . . . . . . 13 Eine Stadt summt – Bienen in Budapest . . . . . . . . . . . . 14 MitBlick nach… When history is happening around you . . . . . . . . . . . . 16 Gezi Park Protest and the Situation of University Students . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Role of Culture and Arts in the Future of Egypt . . . . . 20 Capacity Building Zukunftslabor in Russland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Treasures of the Balkans . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Erzähl mir (d)eine Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 MitOst – Vereinsjahr im Überblick MitOst-Jahr in Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Ihr habt gewählt! – And the Vorstandsposten goes to... . . . . . . . . . . . . . . . . 30 3mal alt + 2mal neu = der Projektbeirat 2013/14 . . . 32 Ich mach' mir die Welt widdewidde wie sie mir gefällt – Mitgliederprojekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Sitting on a Shelf is Boring – Djangos fahrende Flickwerkstatt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 MitReise – 13 Tage Georgien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Autoren dieser Ausgabe Dorothea Ahlemeyer, Olga Diatel, Uğur Elhan, Sarah Günther, Tinatin Gurchiani, Daniella Huszár, Sarah Herke, Reem Kassem, Henrieke Moll, Darius Polok, Hatem Hassan Salama, Elisa Satjukow, Anne-Kathrin Topp, Laura Werling Anmerkung der Redaktion In den Texten werden aus Gründen der besseren Lesbarkeit nicht immer sowohl die männlichen als auch die weiblichen Formen verwendet. Gemeint sind aber stets alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten.

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Mein Leipzig lob ich mir! Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute

Johann Wolfgang von Goethe

Das Internationale MitOst-Festival ist der Höhepunkt des Vereinsjahres. 2013 fand es zum elften Mal statt. Elisa Satjukow, Festivalkoordinatorin vor Ort, und ihr Team empfingen uns und über 400 Besucher im Oktober 2013 in Leipzig. Ein Rückblick von Elisa Satjukow

Das MitOst-Festival kommt nach Leipzig! Die frohe Botschaft erreichte mich im Sommer 2012. Erst kurz zuvor war ich von einem einjährigen Studienaufenthalt in Belgrad zurückgekehrt. Noch voller Eindrücke vom vergangenen Jahr und doch schon voller Tatendrang fürs kommende, machte ich mich sogleich an die Planungen für das Festival. Schon zum Kick-off-Treffen im November 2012 kamen über zwanzig Interessierte, die in den nächsten Monaten ein dynamisches und aktives Netzwerk bilden sollten. Während der von nun an regelmäßig stattfindenden Stammtische sammelten wir gemeinsam Ideen und Anregungen. Nach und nach kristallisierten sich Arbeitsgruppen heraus – sie planten ein Filmfestival, initiierten ein Künstlerresidenzprogramm, organisierten Stadtkarawanen, Hofbepflanzungen, Suppenküchen und vieles mehr von dem, was die Besucher in Leipzig erwarten sollte. Die Monate vor dem Festival vergingen wie im Flug. Das Künstlerresidenzprogramm Space LAB der beiden Kuratorinnen und MitOst-Mitglieder Kristina Semenova und Olga Vostretsova eröffnete schon im September auf dem Kunstareal der alten Baumwollspinnerei seine Pforten. Hier arbeiteten eingeladene Künstler aus acht verschiedenen Ländern gemeinsam daran, auf dem Spinnereigelände ein Labyrinth aus Geschichten und Erinnerungen zu schaffen. Auch die wandernden Horden der deutsch-ungarischen Theaterkollektive Pneuma Szöv. und Mobile Albania schu4

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fen neue Welten im Westen Leipzigs. Mit der Wandernden Straßenuniversität zogen sie im September auf dem Lindenauer Markt ein und gründeten dort den Theaterstaat Klein-Hunnia. Mit Paprikapulver und gestifteten Plakaten der letzten Bundestagswahl ausgerüstet, boten sie den Leipzigern einen Vorgeschmack auf die bunte MitOst-Welt. Das Organisationsteam überstand schließlich auch die letzten heißen und turbulenten Tage vor dem Festivalbeginn ohne größere Zwischenfälle, und so war zum 9. Oktober 2013 alles an seinem Platz: Das Festival konnte beginnen. Die über 400 angereisten Gäste aus ganz Europa ließen sich auch vom wahrlich herbstlichen Wetter nicht abschrecken. Sie boten dem abwechselnd strömenden und nieselnden Regen beim Fußballturnier um den Pokal der Völkerfreundschaft die Stirn, demonstrierten gemeinsam dafür, Nichts zu tun, bauten Hochbeete oder erkundeten die umliegenden Stadtviertel. Und wer dem Wetter nicht trotzen wollte, der blieb einfach in der Festivalzentrale, im Theatersaal und im Café des Neuen Schauspiels Leipzig, debattierte mit Politikexperten, stellte sich zu menschlichen Skulpturen auf, kochte polnische Köstlichkeiten oder lauschte einfach einem der zahlreichen spannenden Vorträge. Mit Schnaps und Tränen ging dann wie jedes Jahr die Samstagnacht zu Ende. Die Menge tanzte bis in den Morgen, und ich schlief selig, drei Tage oder mehr, glücklich und erschöpft. Bis zum nächsten Jahr in Novi Sad!


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Mitgliederstimmen

Iva Tašić and Katarina Tudor (Serbien, Rumänien)

“We joined MitOst only a few weeks before the Festival in Leipzig. We didn’t know much about the festival or the organization itself, but we were very curious about it because the program sounded promising, and we got the opportunity to present our work there as well. Our expectations were met and exceeded, and since we were participants too, our experience was even more intense. Looking forward to the next year!“

Constanze Soeder (Deutschland)

„Ich habe das erste Mal an einem MitOst-Festival teilgenommen und fand es eine hervorragende Möglichkeit, nicht nur ein vielfältiges und facettenreiches Programm zu erleben, sondern auch die Möglichkeiten, die das Netzwerk und seine vielen Mitglieder bieten, besser kennenzulernen.“

Anke Schilling (Team Leipzig)

„Für mich war am schönsten, dass uns so viele MitOst-Mitglieder und Sympathisanten in Leipzig besucht haben. Es war toll, euch alle dagehabt und den MitOst-Kosmos in der ganzen Stadt gespürt zu haben. Mit den Vorbereitungen zum Festival hat sich die MitOst-Gruppe Leipzig zusammengefunden, und ich hoffe, der Spirit lebt weiter. Wir sehen uns in Novi Sad.

Lisa Ose (Deutschland)

„Besonders begeistert hat mich die herzliche Stimmung beim Festival, die Möglichkeit, alte Bekannte wiederzusehen, neue Kontakte zu knüpfen und gemeinsam auf ungewöhnlichen Pfaden Leipzig zu erkunden.“


Cornelia Reichel (Deutschland/Russland)

„Mein erstes MitOst-Festival: Mit den Erinnerungen an spannende Begegnungen und Diskussionen, mit wichtigen Impulsen, konkreten Ideen und Partnern für die eigene Projektarbeit im Gepäck, vor allem aber mit der Freude auf mein zweites MitOst-Festival in Novi Sad bin ich nun wieder zurück in der russischen Kulturmanagerwelt!“

Octav Boban (Rumänien)

“The festival in Leipzig was again a wonderful opportunity for participating in diverse interesting workshops and events and getting to meet [again] the other members and participants. Reviving relevant relationships is exactly what the festival is supposed to do. In my respect: keep the network alive and vivid, build up the potential for new projects and happenings. The setting in Leipzig was fitting and cosy and I feel it enriched the experience.”

Norbert Boros (Ungarn)

„Ich habe mich gefreut, dass ich beim Festival in Leipzig mitmachen konnte und auch die Alumnigruppe des Carl Friedrich Goerdeler-Kollegs mit fast 20 Vertretern aus mehreren Ländern in zahlreichen Festivalprogrammpunkten aktiv war. Wir hatten auf dem Festival als zehnte und damit jüngste Alumnigruppe die Chance, uns den anderen Mitgliedern von MitOst zu präsentieren.”

Linnéa Mühlenkamp (Team Leipzig)

„Für mich als Leipzigerin war das diesjährige Festival ein ganz besonderes, denn die ganze MitOst-Welt in meiner Stadt zu treffen war einfach nur toll!“

Rufat Shamsiyev (Aserbaidschan)

“MitOst is a family and at the annual festivals I meet my family members :) Thanks to MitOst.”

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Von Leipzig über Belgrad nach Novi Sad – eine Busfahrt in die Festivalstadt 2014 Das Internationale MitOst-Festival zieht von Leipzig ins serbische Novi Sad. Gemeinsam mit Ljiljana Sotra, der Festivalkoordinatorin, machen wir uns auf den Weg von Belgrad nach Novi Sad. Eine Wolkenwand hängt über der serbischen Stadt, die etwa eine Stunde nordwestlich von Belgrad liegt. Zeit genug, um über das bevorstehende Festival 2014 zu sprechen. Ljiljana, kurz Lili genannt, pendelt seit einem Jahr zwischen den Städten Belgrad, Novi Sad und dem 50 Kilometer entfernten Zrenjanin. In Novi Sad ist sie geboren, studierte dort Germanistik, in Zrenjanin ist sie aufgewachsen, und ihre Familie lebt dort, in Belgrad arbeitet sie für Balkans, let’s get up! und unterrichtet Deutsch am Goethe-Institut. Du hast dich mit Novi Sad als Festivalstadt 2014 um die Festivalkoordination beworben. Was hat dich dazu bewogen? Warum du? Und warum Novi Sad? Ich war auf vielen MitOst-Festivals und habe immer gedacht, Novi Sad wäre eine super Festivalstadt. Seit Timișoara denke ich das schon. Eine Freundin, mit der ich damals mein erstes MitOst-Festival besuchte, war derselben Meinung. Wir beide haben gedacht: Jetzt ist es soweit, wir wollen nicht immer nur am Festival teilnehmen, wir wollen selbst eins organisieren. Wir wollen das MitOst-Festival nach Novi Sad holen.

Wie bist du zu MitOst gekommen? Oder besser wie ist MitOst zu dir gekommen? Als ich Germanistik studiert habe, bin ich über eine Lektorin der Robert Bosch Stiftung auf MitOst aufmerksam geworden. Im Jahr 2005 habe ich das Festival in Timișoara in Rumänien besucht. Das war ja ganz nah an meinem Zuhause. Dort habe ich mich von MitOst begeistern lassen. Was man alles machen konnte − und vor allem die vielen Leute, die man kennenlernen konnte. Das war super und hat mir sehr gut gefallen. Seitdem bin ich Mitglied bei MitOst und freue mich über all die Menschen, die ich kennenlernen durfte und immer wieder treffen kann – zum Beispiel bei den Festivals. Im Moment engagierst du dich in Serbien für Balkans, let’s get up! wie kam es dazu? Das ist ein Kooperationsprogramm des Theodor-HeussKollegs, bei dem wir junge Erwachsene auf dem Balkan zu ehrenamtlichem Engagement anregen und sie befähigen, ihre Projektideen umzusetzen. Dazu bin ich gekommen, weil ich selbst als Kollegiatin des Theodor-Heuss-Kollegs ein Aktivierungsjahr erlebt und ein Projekt durchgeführt habe. Als Balkans, let’s get up! initiiert wurde, wurde ich gefragt, ob ich das Programm als eine Alumna aus dem Balkan unterstützen könnte, zuerst als Mentorin und seit 2012 als Programmkoordinatorin hier vor Ort. 8

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Warum Novi Sad? Warum nicht? (lacht) Im Moment pendle ich zwischen drei Städten in Serbien hin und her. Novi Sad gefällt mir davon am besten. Sie ist keine Großstadt und keine kleine Stadt. Sie ist genau richtig! Belgrad ist supergroß, Zrenjanin ist sehr klein, fast dörflich, und Novi Sad ist genau richtig. Ich glaube die Stadt und MitOst passen gut zueinander. Für mich hat Novi Sad diese bestimmte Atmosphäre und dieses gewisse Flair, die für mich auch MitOst in sich hat. Alle sind sehr aufgeschlossen, total entspannt und zugänglich. So empfinde ich Novi Sad auch. Diese Gelassenheit kann man auch hören, die Novi Sader ziehen die Vokale beim Sprechen laaang. Spannend ist auch, dass in Novi Sad viele Minderheiten zusammenleben – miteinander und nicht nebeneinander. Novi Sad ist die Hauptstadt der Autonomen Provinz Vojvodina. Die Vojvodina ist Heimat vieler Völkergruppen. Aus diesem Grund gibt es ganze sechs Amtssprachen: Serbisch, Kroatisch, Ungarisch, Rumänisch, Slowakisch und Ruthenisch. Das kann auch für MitOst interessant sein. Denn die Implementierung der Mehrsprachigkeit ist seit einigen Jahren ein Thema. Ich wäre ganz glücklich, wenn wir auch beim Festival Ideen dazu entwickeln könnten. Hast du jetzt schon Ideen, Wünsche, eine Vorstellung davon, wie das Festival im nächsten Jahr aussehen soll? Natürlich habe ich meine ganz eigene Vorstellung davon, wie so ein Festival in Novi Sad aussehen sollte. Sie setzt sich aus all den Dingen zusammen, die mir bei meinen vergangenen Festivalbesuchen persönlich besonders gut gefallen haben.


Mein erster Wunsch ist, dass ich Novi Sad zu einem Ort machen kann, an dem sich alle MitOstler wohlfühlen. In den vier Tagen möchte ich mit Novi Sad einen angenehmen Rahmen für die Freude am Wiedersehen schaffen. Das inhaltliche Programm für das Festival wollen und müssen wir gemeinsam gestalten. Mein zweiter Wunsch ist gutes Wetter! (lacht) Und ich wünsche mir einen Zeitpunkt, an dem möglichst viele Mitglieder kommen können. Hast du eine Botschaft an die Mitglieder? Oh, das ist eine sehr gefährliche Frage: „Sagt, was ihr gerne wollt und ich organisiere euch das.“ (lacht) Eine Botschaft an euch, liebe MitOstler: Lasst euch auf Novi Sad ein. Mit oder ohne eigene Ideen und Projekte, kommt einfach in diesem Jahr zum Festival und schaut euch MitOst und Novi Sad an. Was sind die nächsten Schritte? Das Nächste, was ich erwarte, ist eine Meldung aus dem Berliner Büro. (lacht) Im zweiten Schritt möchte ich gern ein erstes Treffen hier vor Ort anbieten. Ich will die Leute aus Novi Sad und Umgebung einladen, sich an der Planung des Festivals zu beteiligen. Ich hoffe, wir können dann schon ein kleines Festivalteam zusammenstellen. Die gute Nachricht: Es gibt schon wirklich viele Interessenten, mit denen wir Ideen spinnen. Allein bei dem Abschlussseminar von Balkans, let’s get up! im November konnten wir viele Teilnehmer für die Mitarbeit begeistern. Die Alumni des Programms sind jetzt schon daran interessiert, sich zu beteiligen. Auf die Zusammenarbeit freue ich mich natürlich. Vielleicht entsteht daraus auch das nächste größere Alumniprojekt? Oder viel besser: vielleicht viele neue kleine Alumniprojekte auf dem Balkan. Da unser Bus gerade am Busbahnhof ankommt, möchte ich zum Schluss fragen, wie sich Novi Sad für dich anfühlt? Wie soll man das nur beschreiben? Das ist ja sehr subjektiv. Jedes Mal, wenn ich nach Novi Sad einreise, egal ob von Belgrad oder von Zrenjanin aus, habe ich den Gedanken: „Ah, irgendetwas ist anders. Ah, ich bin in Novi Sad. Es fühlt sich gut an. Es wird sonnig, auch wenn es regnet.“ Die Stadt gibt mir positive Energie. Und rein optisch: Novi Sad ist keine große Stadt. Es ist keine graue Stadt. Novi Sad ist breit gebaut. Es gibt breite Fußgängerzonen, kleine Gassen und Parks. Ein sehr schöner Fluss schlängelt sich an der Stadt entlang. Wie bereits gesagt: Für mich ist Belgrad zu groß, Zrenjanin ist zu klein, und Novi Sad ist genau richtig!

DATFEestival E H T E SAVationales MitOst-ober 2014

t rn 12. Inte erbien, 1.–5. Ok d, S Novi Sa

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Stadt und Kultur Mit dem Schwerpunktthema „Stadt und Kultur“ setzen wir die Beziehung zwischen den beiden für MitOst maßgeblichen Begriffen in den Fokus unserer Betrachtung: den des aktiven Bürgers (immer auch der Bürgerin) als Citoyen und den der Kultur, verstanden als die alltägliche Kunst des Aushandelns von Interessen und der Vielfalt der Kulturen im Sinne des Gemeinwohls. Stadtentwicklung wird zunehmend als kooperative Aufgabe begriffen und Akteure aus Zivilgesellschaft, Verwaltung und Wirtschaft suchen gemeinsam nach bestmöglichen Lösungen. Kunst und Kultur gehören inzwischen in vielen Städten zu den Motoren innovativer und partizipativer Stadtgestaltung und -planung. Gemeinsam mit der Robert Bosch Stiftung beschreitet MitOst neue Wege. Mit dem Kooperationsprogramm Actors of Urban Change unterstützen wir Akteure, die sich für einen nachhaltigen Wandel der Stadt durch Kultur einsetzen. Wir stärken die transsektorale Zusammenarbeit der Kulturszene mit Akteuren aus Verwaltung und Wirtschaft. Mit VivaCidade und Meet Market stellen wir zwei dieser Projektkooperationen vor. Für MitOst ist die Beziehung zwischen Stadt, Bürgern und Kultur schon lange ein Thema. Jedes MitOst-Festival lädt dazu ein, die Festivalstadt zu erkunden, ihre Geschichte und ihr baukulturelles Erbe, die Rolle ihrer Bürger und ihre Kultur zu entdecken. Beim 11. Internationalen MitOst-Festival in Leipzig standen künstlerische Eingriffe in den Stadtraum im Fokus zahlreicher Workshops und Projekte. Über eins davon, die Wandernde Straßenuniversität, und über nomadisierende

Praxis im Stadtraum schreibt Sarah Günther. Die Beziehung zwischen Stadt und Kultur stellten auch die Preisträger des Wettbewerbs kultur-im-dialog.moe in den Vordergrund ihrer Arbeit. Das Neue Museum für Bienen in Budapest brachte in „gemischten Bienengruppen“ unterschiedliche Bevölkerungsgruppen zusammen und lockte über 1.000 Besucher an. Andreas Wolf erzählt uns von dem angeregten Dialog über Konsensbildung in der Demokratie, der um die Bienen in Budapest entstand. Die eindrücklichen Beispiele aus Athen, Aveiro, Budapest, Istanbul und Leipzig zeigen, dass Bürgerinnen und Bürger sich längst nicht mehr nur als Wähler betrachten. Sie fordern aktiv die Berücksichtigung ihrer Interessen ein. Als Experten entwickeln sie ihr Lebensumfeld aktiv mit. Sie nehmen ihre Bürgerrechte wahr und übernehmen als Citoyen Verantwortung für ihre Stadt.

Meet Market und VivaCidade – Actors of Urban Change Städtischer Wandel durch transsektorale Zusammenarbeit von Akteuren aus Kunst und Kultur, Verwaltung und Wirtschaft. Seit Griechenland von der Wirtschaftskrise betroffen ist, erschüttern heftige wirtschaftliche, politische und soziale Turbulenzen das Land. Das Straßenbild in Athen ist von geschlossenen Läden geprägt, ganze Wohnblöcke stehen verlassen da. Die Arbeitslosenquote ist bis heute auf 27 Prozent gestiegen. Extreme Armut herrscht in Teilen der Bevölkerung. Der Zustrom von illegalen Einwanderern wächst. Die Atmosphäre in den Straßen und das öffentliche Leben sind zunehmend gedämpft. Inmitten von Athen liegt der Varvakeios-Markt. Das imposante klassizistische Gebäude mit einem Dach aus Glas und Metall beherbergt traditionelle Kioske, Tavernas und Markstände. Die Region um den Varvakeios galt als eine der lebendigsten der Stadt und ist von zentraler wirtschaft10

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licher, sozialer und kultureller Bedeutung für die Bewohner Athens. Durch die Krise verwaisen und verkommen die historischen Plätze. Die Stadtmitte wird immer mehr „zum Umschlagplatz für Kriminalität, für Drogen und für Prostitution“, sagt Athens Bürgermeister Giorgos Kaminis. Stadtentwicklung ist in diesen Tagen keine leichte Aufgabe. Konkret: die Wiederbelebung der Marktkultur und der umliegenden Viertel. Dazu braucht es mehr als einen schlauen Kopf und eine Perspektive. Am besten setzt man auf drei – aus der Kulturszene, aus der Verwaltung und aus der Wirtschaft. Actors of Urban Change, das neue Programm der Robert Bosch Stiftung in Kooperation mit MitOst e.V., tut genau das. Durch Kultur soll nachhaltige und partizipative Stadt-


entwicklung gefördert werden. Die Kompetenzen transsek- Ganz im Westen Europas, im portugiesischen Aveiro, toraler Zusammenarbeit – von Akteuren aus Kultur, Ver- widmen sich Tiago Vinagre de Castro, Maria Ângela Oliwaltung und Wirtschaft – werden durch das Programm ent- viera e Cunha und Henrique Praça mit dem Projekt Vivawickelt und gestärkt. Denn aus Sicht der Initiatoren bedeu- Cidade – Dress Up the City Voids einem ähnlichen stadtplatet städtischer Wandel nicht nur formale Stadtplanung und nerischen Thema. Die Stadt Aveiro hat sich in den letzten -entwicklung, sondern vielmehr auch das Engagement der Jahrzehnten rasant entwickelt. Sie ist ein wichtiger Knotenlokalen Gemeinschaft für die urbane Entwicklung durch punkt für Zug-, Schiffs- und Autoverkehr. Die Wirtschaft kulturelle Aktivitäten. Großes Interesse an Stadtentwick- boomt. Über 40.000 Menschen leben in Aveiro, darunter lung und dem Programm besteht europaweit. Insgesamt allein 12.000 Studenten der 1973 gegründeten University of 127 Projektteams aus 35 Ländern haben sich beworben – Aveiro. Sie gilt als eine der dynamischsten und innovativsvon Portugal über Litauen und die Ukraine bis nach Geor- ten Universitäten Portugals. Immer mehr Menschen ziehen gien. Meet Market in Athen und VivaCidade in Aveiros sind nach Aveiro, die Stadt entwickelt sich prächtig. nur zwei von den ausgewählten Vorhaben, die seit Oktober Diese Entwicklung hat aber auch ihre Schattenseiten. Die 2013 vorbereitet und Februar 2014 umgesetzt werden. Bewohner Aveiros leben nebeneinanderher, und das InterProjektmanagerin Stephania Xydia von Place Identity, Ste- esse an der Alltagsrealität hinter der nächsten Tür ist nicht lios Voulgaris, Berater für zivilgesellschaftliche Fragen der groß. Das Nachbarschaftsgefüge ist gestört, und es findet Stadt Athen, und Mary Karatza von TheSwitch haben sich nur wenig Austausch statt. Die Alteingesessenen pflegen als Actors of Urban Change zusammengetan. Gemeinsam nur spärlichen Kontakt mit den Zugezogenen. Alte Stadtgewollen sie die Gegend um Varvakeios mit dem Projekt Meet schichten und -traditionen gehen verloren. Market wiederbeleben. Die Idee ist nicht neu und erfreut Einen Link zwischen den verschiedenen Bevölkerungssich unter den Athenern großer Beliebtheit. Schon seit 2007 gruppen – älteren Menschen, Kindern und Jugendlichen, wandern junge Kreative mit dem Meet Market, im wahrsten Studenten, Menschen mit Behinderungen oder MinderheiSinne des Wortes, durch die Stadt. Einmal im Monat nutzen ten wollen – Tiago, Stadtplaner und Kulturmanager, Maria sie, an unterschiedlichen Orten, den Meet Market als Prä- Angela, Architektin im Stadtplanungsbüro der Stadt, und sentations- und Verkaufsort für ihre Waren. Stephanie, Ste- Henrique, Direktor der Beratungsfirma Setepés, schaffen. lios und Mary wollen diese Idee nun an einen festen Ort Unter dem Motto VivaCidade (lebendige Stadt) wollen sie binden. Alte Kioske, die derzeit von der Stadt eingelagert drei Brachflächen im Zentrum Aveiros neu beleben. Dort sind, sollen rund um den Varvakeios Raum für den Meet soll Raum für Begegnung und Dialog entstehen. Mithilfe Market bieten. Eine Einladung an die lokale Bevölkerung, von kreativen Disziplinen und Techniken wie ArchitekMinderheiten und die Kulturtur, Malerei und traditionellem schaffenden Athens. An den Handwerk sollen die unter„The community is not aware Wochenenden sollen Designer, schiedlichen Bevölkerungsof the reality next door!” Kunstgewerbler, Sammler und gruppen zusammenkommen, selbstständige Unternehmer gemeinsam an den Gestalihre Waren präsentieren und verkaufen können. Bewoh- tungsprozessen ihrer Stadt mitwirken. Mit einer alten ner sollen ihre Tradition der Open-Air-Ausstellung von portugiesischen Tradition an Fest- und Feiertagen will das Büchern, Pflanzen und Antiquitäten oder des Verkaufs Team den Start von VivaCidade feiern. An den drei neuen von Essen aufleben lassen. Der Varvakeios soll wieder ein Orten der Begegnung werden Teppiche und Bettlaken an Treffpunkt zum Flanieren, Verweilen und ein Ort für Aus- Fenster und Balkone gehängt, die Plätze damit bedeckt. tausch werden. Unter der Woche soll der Platz mit Veran- Ganz nach dem Motto: Dress up the city. staltungen locken. Das Ziel: Die lokale Zivilgesellschaft, Die größte Herausforderung für das Projektteam: die AktiMinderheiten und auch Unternehmer beteiligen sich an der vierung der Menschen. Das Aufzeigen der verschiedenen Ausgestaltung. Die kulturelle Identität des Varvakeios wird Rollen, die sie innerhalb der Stadt einnehmen und unteraufgewertet, und die lokale Wirtschaft erfährt einen Auf- schiedlich besetzen können. Das Aufzeigen von Möglichschwung. Kreativität und Lebendigkeit kehren wieder auf keiten wie der Stadtraum von den Bewohnern selbst genutzt diesen öffentlichen Platz zurück. werden kann – um Aveiro so wieder mit Leben zu füllen. MitOst-Magazin

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Gesichter einer Stadt verschwinden Stadtentwicklung in Budapest und Istanbul: Gesichter von Städten verändern sich – das ist der Lauf der Dinge. Problematisch wird es, wenn die Diskussion um alte und neue Gebäude und die Frage, wer die Stadt wie nutzt, nicht öffentlich geführt werden. So bleiben die Menschen, die in der Stadt oder dem betroffenen Bezirk leben, bei Entscheidungen und Umgestaltungsmaßnahmen außen vor und müssen schließlich mit den Plänen der Stadtverwaltung oder privater Investoren leben oder ihnen weichen. Von Daniella Huszár und Sarah Herke Unter dem Titel „Voices Beyond Walls“ beschäftigen sich Daniella Huszár (KÉK: Kortárs Építészeti Központ, Budapest) und Ertuğrul Akgün (TAKSAV, Istanbul) im Rahmen des Programms TANDEM Kulturmanageraustausch Türkei – Europäische Union mit den Veränderungen in ihren Städten. Schon bei ihrem ersten Treffen in Izmir im Mai 2013 entdeckten die beiden Parallelen in der Infrastrukturpolitik ihrer Städte. Während in Budapest bereits 2005 für die Neuerrichtung einer architektonischen Mischform aus Apartments, Büround Einkaufszentrum im zentralen achten Bezirk der Stadt, in „Josephstadt“, mehr als tausend (meist Roma-) Familien mit dem Abriss ihrer Wohnhäuser weichen mussten, wird in Tarlabasi in Istanbul aktuell ähnlich verfahren: Eins der größten innerstädtischen Sanierungsprojekte Istanbuls wird hier durchgeführt – und Sanierung tut Not, denn das einstmals prachtvolle Viertel im Herzen der Stadt zerfällt. Wer hier wohnt, kann sich nichts anderes in der Innenstadt leisten. Und mit der Sanierung geht auch eine Verdrängung der meist kurdischen Bewohner einher. Längst hat der Bezirk seine Befugnisse an einen privaten Investor abgegeben, was die Einbeziehung der Bewohner oder gar demokratische Entscheidungsprozesse unmöglich macht. Die neu errichtete Corvin-Promenade in Budapest hat zwar den „International Property Award“ für die beste Mischnutzung eines Stadtviertels in Europa verliehen bekommen, doch gibt es auch Stimmen, die von einer „Bulldozer-Entwicklung“ sprechen. Keins der dreigeschossigen Häuser aus den 1920er Jahren, die noch immer Einschusslöcher aus dem Freiheitskampf von 1956 trugen, wurde erhalten. Ähnliches droht nun auch dem Viertel Tarlabasi in Istanbul. Die offensichtlichste Parallele der Entwicklungen in beiden Städten ist die Verdrängung der sozial schwächeren Bevölkerung aus der Innenstadt. Es sind zwei Dokumentarfilme über das Projekt Corvin-Promenade in Budapest entstanden. Sie geben den betroffenen Anwohnern eine Stimme. Die beiden Filme stellen damit eine wichtige Ergänzung zu vielen professionellen Studien und Berichten dar, die nur Kosten und Nutzen abwiegen. Die Dokumentation „Corvin Variations“ von Klára Trencsény folgt der Spur von fünf Familien, die im Zuge des Neubaus umgesiedelt wurden. Sie besucht den Ort zu einem Zeitpunkt, als die Gebäude meist schon abgerissen waren, mit den Neubauten aber noch nicht begonnen worden ist. Für ihr Porträt suchte sie nicht die „üblichen Verdächtigen“ aus, die in Budapest als Verbrecher und Prostituierte abgestempelt werden. Vielmehr schuf sie ein cineastisches Bild der vielfältigen Gesichter des achten Bezirks: das HippiePaar, das hier Raum für eine alternative Lebensform fand, 12

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ein passionierter Flugzeugmodellbauer, der sich sorgt, ob seine Sammlung in die neue Wohnung passen wird, eine Roma-Frau, die die besondere Atmosphäre und die starke Verbundenheit der Nachbarn und Anwohner beschreibt. Der zweite Film mit dem Titel „Temporary 8“ stammt vom italienischen Künstlerkollektiv ZimmerFrei, das partizipative Methoden nutzt, um urbane Veränderungen zu kartieren. Der Film wurde mit den Bewohnern des Bezirks gemeinsam gedreht und geschnitten. Er gleicht einer traumähnlichen Collage über Josephstadt. Diese Filme nutzen Daniella und Ertuğrul als Inspiration und Ausgangspunkt für ihr Projekt, das im Frühjahr 2014 im Rahmen von TANDEM Türkei – EU Fahrt aufnehmen wird. Die beiden Kulturmanager wollen junge Filmemacher in Istanbul dazu anregen, mit ihren Filmen auch den Einwohnern von Tarlabsi eine Stimme zu geben. Noch ist es für beide Städte zu früh, um endgültige Aussagen über die sozialen Implikationen dieser beiden Bauprojekte zu treffen. Gelingt es den Filmemachern in Istanbul jedoch, ähnlich eindrucksvoll die Stimmen der heutigen Bewohner einzufangen, wird dies in Zukunft ein wichtiges Zeugnis sein.

TANDEM – Kulturmanageraustausch

TANDEM richtet sich an Kulturmanager aus der Europäischen Union und seinen Nachbarregionen und unterstützt die Entwicklung gemeinsamer kreativer Projekte und kultureller Produktionen. Dabei arbeiten die Teilnehmer in Tandems. Diese Zusammenarbeit ist der Auftakt einer langfristigen Partnerschaft im Kontext gesamtgesellschaftlicher Veränderungen. Bisherige Programme: • • • •

TANDEM Turkey – European Union TANDEM Shaml TANDEM Community & Participation TANDEM Ukraine – EU – Moldova

Alle Infos auf www.tandemexchange.org.


Die Wandernde Straßenuniversität Nomadisierende Praxis im Stadtraum: Während des diesjährigen MitOst-Festivals ging die Wandernde Straßenuniversität in Leipzig vor Anker. Das Projekt wurde 2013 in Budapest initiiert und ist der zweite Teil der deutsch-ungarischen Kollaboration 20-Forint-Operette, eines mehrteiligen Langzeitprojekts des Budapester Netzwerks Pneuma Szöv. und des deutschen Performancekollektivs Mobile Albania. Von Sarah Günther „Wandern“ im Titel bedeutet nun keineswegs, dass wir nur jedoch weit über dieses diskriminierende Gesetz gegenüber von Stadt zu Stadt ziehen, vielmehr soll es zum Ausdruck Wohnungslosen hinaus: Der öffentliche Raum ist damit per bringen, dass wir zwischen Identitätsideen und Vorstel- Gesetz nicht mehr als Lebensraum vorgesehen. lungen wandern und dabei feste Standpunkte in Bewegung Das ist nicht nur der Anonymität der Großstadt geschulsetzen. Dabei wandeln wir in einem Zwischenraum, der det. Auch der Reglementierung und Verplanung des städsowohl nationale als auch innergesellschaftliche Grenzzie- tischen Raums. Alles wird aufgeteilt und abgegrenzt. Die hungen zu überschreiten versucht. öffentlichen Plätze im achten Stadtbezirk Budapests werden Dieses Wandern bedeutet genauso eine Bewegung in unse- zu Spielplätzen umfunktioniert, wo Rauchen, Hunde, Alkorer täglichen Umgebung – dem Stadtraum. Ihn untersu- hol und Ballspielen (!) verboten sind. Für alles gibt es einen chen wir mit den Mitteln der Kunst. Unsere Recherchemit- vorgesehenen Ort in der Gesellschaft, und wir werden tel: Erstellen von performativen Kartografien mittels Aktio- beschützt vor scheißenden Hunden, Ball spielenden Kinnen geknüpft an Reflektionen im öffentlichen Raum. Unser dern, rauchenden Studenten und Bier trinkenden RandalieInteresse ist dabei ein subjektiv-wissenschaftliches. Daher rern – oder auch in anderer Kombination, denn oft rauchen auch der Name „Universität“. Universität bedeutet für uns ja die Kinder und die Randalierer spielen Ball. Wissensaustausch und das Schaffen gemeinsamen Wissens, In Ungarn wird ein Großteil der EU-Fördergelder in die nicht durch Gesprächsteure Rundumsanierung runden, sondern durch öffentlicher Plätze gesteckt Die Straßenuniversität sucht nach dem gemeinsame Schritte, die oder von seltsamen MaßPotenzial des kommunalen Raums wir tun. Wir schaffen ein nahmen verschluckt, die offenes Spielfeld und prohinterher kaum eine Verduzieren dreidimensionale, durchquerbare Vorstellungen. besserung bringen. Doch wozu tausende Euro in geschlosWir eröffnen eine neue Radiostation, werden zur magischen sene Sportplätze investieren, die dann auch nur betoniert Laterne, ziehen mit Flötenprozessionen durch die Einkaufs- und später von Unkraut überwuchert werden, wenn wir in meile oder ersetzen eine existierende Buslinie. der ganzen Stadt Sport machen können und Kinder genug Mithilfe von Radiowellen fluteten wir den Lindenauer Vorstellungskraft haben, um eine einfache Wiese in einen Markt in Leipzig, besetzten Radio BLAU und sendeten eine Abenteuerspielplatz zu verwandeln? Woche lang Radio ROT. Als Radiostation diente eine aus Während unserer Straßenbetrachtungen, Experimente den Plakatüberresten der Bundestagswahl gebaute Jurte. und Theaterarbeit haben wir gelernt: Wenn du dich anders Wir berichteten über nomadische Prinzipien zur Staats- bewegst, braucht der Raum sich nicht zu ändern. überwindung, frei nach dem Motto „Mein Land für einen Das sind Themen, die in der Wandernden StraßenuniverEsel“, diskutierten, spielten Szenen, erregten Aufsehen. sität auftauchen, wenn wir durch die Straßen steuern und Radio wurde ein Versammlungsort wie zu seinen Anfangs- über Grenzen schippern. Schiff ahoi! zeiten. Dort, wo heute in Budapest sprechende Überwachungska- Die Wandernde Straßenuniversität wurde durch die Kulturmeras installiert werden, dort, wo in Dresden Straßenmu- stiftung des Freistaates Sachsen und das Programm Szenensik Anmeldegebühr kostet, dort sieht man, dass sich unsere wechsel gefördert. Szenenwechsel ist ein Programm für interGesellschaft ändert. Unser Umgang, aber vor allem unsere nationale Kooperationen in den Darstellenden Künsten, das Idee vom öffentlichen Raum, befindet sich in einem Trans- von der Robert Bosch Stiftung gemeinsam mit dem Zentrum formationsprozess. Die Straße wird zum reinen Transitort, Deutschland des Internationalen Theaterinstituts einmal wird passiert ohne Aufenthalt, ist ein anonymer, gesichtslos jährlich durchgeführt wird. gestalteter Raum, lässt keine Lücke für das Einwirken des Einzelnen. Die Treffpunkte sind genau markiert, die Bänke Mehr Informationen unter www.szenenwechsel.org festgeschraubt, und immer mehr wird eingezäunt. In Ungarn gibt es seit dem Erlass des Anti-ObdachlosenGesetzes ein neues Unwort für diese verbotene Art der Pneuma Szöv.: www.pneumaszov.org Nutzung von öffentlichen Räumen: „életvitelszerű“ – kaum Mobile Albania: www.mobilealbania.de wortwörtlich zu übersetzen. Es sagt, LebensgewohnheiLeipziger Teil: www.sagadonkey.blogspot.com ten, alles Lebendige und Gewöhnliche, ist im öffentlichen Fotos: www.flickr.com/photos/108347014@N04/ Raum verboten. Konkret ist damit das Wohnen auf der Straße gemeint, also Obdachlosigkeit. Der Begriff geht MitOst-Magazin

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Eine Stadt summt – Bienen in Budapest Die Künstlergruppe finger eröffnete im September vergangenen Jahres das Neue Museum für Bienen in der ungarischen Hauptstadt Budapest. „Für Bienen“ nahmen die Projekt-Initiatoren Andreas Wolf, Florian Haas, Viola Kallós, Kriszta Tölgyi und Katalin Erdödi wörtlich – sämtliche Ausstellungsräume des Museums waren für den Besuch von und die Nutzung durch Bienen ausgelegt. Das Museum für Bienen und der Aufbau einer gemischten Bienengruppe in der ungarischen Hauptstadt wurden durch den Wettbewerb kultur-im-dialog.moe gefördert. Im Interview mit Martin Hoffmann erzählt Andreas Wolf, Mitglied der Künstlergruppe finger und Mit-Initiator des Bienenmuseums in Budapest, von dem Projekt.

Was habt ihr letztes Jahr mit MitOst in Budapest gemacht? Wir haben im September in Budapest das Neue Museum für Bienen eröffnet und wir haben eine gemischte Bienengruppe initiiert und angeleitet. Durch die Förderung hatten wir die Möglichkeit, drei Mal nach Budapest zu reisen, um unser Projektvorhaben in die Tat umzusetzen. Bei der ersten Reise ging es um das Eruieren der Situation vor Ort – Faktoren wie potentielle Kooperationspartner und Teilnehmer sowie die Standorte für die Bienenstände spielten dabei eine Rolle. Bei unserer zweiten Reise haben wir schon den ersten Workshop durchgeführt und Grundlagen der Imkerei vorgestellt. Beim dritten Mal brachten wir das Neue Museum für Bienen mit und bauten drei Ausstellungsräume auf. Wir hatten Glück, denn mit unserem Museum konnten wir uns auf der Treppe und auf dem wunderbaren Platz der Rückseite der Kunsthalle direkt in der Stadt ansiedeln. Wie kamt ihr auf die Idee, mit den Bienen von bunten Wiesen in die Straßenschluchten einer Stadt zu ziehen? Seit 2005 haben wir Bienen. Es waren ältere Imker, die uns rieten, doch in die Nähe der Stadt zu gehen, in die Peripherie, oder am besten gleich direkt in die Stadt. Hier seien die Lebens- und Nahrungsbedingungen für die Bienen am besten. Das klang damals auch für uns total überraschend und neu, für uns war es ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Das Ergebnis war überwältigend. Mit dem ersten Bienenstand 2007 im Bahnhofsviertel in Frankfurt am Main haben wir deutlich mehr als 50 Kilo Honig mit jedem Volk in einer Saison erwirtschaftet. Das erreichen Imker im ländlichen Raum in einer stehenden Imkerei ohne mit dem Bienenvolk zu wandern selten. 14

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Was ist eine gemischte Bienengruppe? Die gemischte Bienengruppe ist ein Szenario, mit dem wir seit 2008 unterschiedliche Teilnehmergruppen in Imkerei trainieren. Uns ist es wichtig, dass sich diese Gruppen aus ganz unterschiedlichen Menschen zusammensetzen. Großen Wert legen wir darauf, Leute in diesen Gruppen anzuleiten, die in irgendeiner Form an den Rand der Gesellschaft gedrängt worden sind. Sie nehmen damit die Möglichkeit wahr, mithilfe der Imkerei langsam wieder in Arbeitsprozesse reinzukommen und gesellschaftliche Teilhabe zu erleben. In unseren gemischten Bienengruppen in Frankfurt sind das oftmals Drogenabhängige, Arbeitslose und Langzeitarbeitslose, aber auch alte Menschen. Was erlebten die Bienen und Menschen in dem Museum in Budapest? Im ersten Ausstellungsraum begegneten die Bienen kleinen Imker-Modellfiguren mit verschiedenen Slogans der gemischten Bienengruppe. Darauf stand zum Beispiel: „Ich möchte mein Leben ändern.“ Oder, wie in der Frankfurter Gruppe, von drei Alkoholikern: „Wir sind noch nie alle gleichzeitig rückfällig geworden. Wir werden es schaffen, gemeinsam einen Bienenstand zu betreuen!“ Im zweiten Ausstellungsraum ging es um demokratische Konsensbildungsprozesse. Bienenvölker nutzen sie bei der Nistplatzsuche. So gehen sogenannte Scoutbienen auf die Suche nach neuen Standorten für das Bienenvolk. Sie informieren die Population über die Qualität der ausgekundschafteten Plätze. Gemeinsam entscheidet dann das Bienenvolk über den Umzug – ohne die Bienenkönigin übrigens. Sobald eine gewisse Menge an Bienen von einem Vorschlag überzeugt ist, startet die Population. Im dritten Ausstellungsraum


ging es um demokratische Entscheidungsfindung, diesmal aber um ein für die Bienen eher unangenehmes Thema. Die UNO hat im Mai 2013 eine Empfehlung herausgegeben und Menschen in Europa über Alternativen zum Verzehr von Rind- und Schweinefleisch, dessen Produktion sehr CO2intensiv ist, vorgestellt. Bienen könnten laut diesem Bericht als „Fleischalternative“ dienen. Wir haben diesen Vorschlag zur Abstimmung gestellt. In zwei transparenten Abstimmungsboxen konnten die Besucher entweder ihre Ja- oder ihre Nein-Stimmen einwerfen. Die Bienen selbst waren dann praktisch in der Situation, mitzuverfolgen, wie hier über sie abgestimmt wurde. Ob auch sie gegessen werden sollen oder nicht. Und die menschlichen Besucher? Was konnten die in eurem Museum erleben? Den Besuchern haben wir, und später auch die Teilnehmer der gemischten Bienengruppe, Führungen zu den ausgestellten Themen angeboten. Sie konnten auch die Seiten wechseln und selbst imkern und so Teil der Bienengruppe werden und mitarbeiten. Was waren die häufigsten Fragen, die von den Besuchern gestellt wurden? Die in Budapest häufigste Frage war mit Sicherheit eine, die wir in Frankfurt schon länger nicht mehr hören, nämlich: „Kann man das essen?“ Die Nicht-Imker haben deutlich bezweifelt, dass man den Honig, den wir erwirtschaften, wirklich essen kann. Und die ungarische Imkerschaft vor Ort hatte immense Zweifel daran, dass sich hier in der Innenstadt von Budapest viel ernten lassen würde. Alle waren dann verblüfft, dass in so kurzer Zeit irre viel, an die

60 Kilo Honig, zusammenkam. Außerdem kam uns zupass, dass die Firma Wesseling an der Bor sich kostenfrei und aus eigenem Interesse bereit erklärte, den Honig auf Rückstände und Umweltbelastungen zu untersuchen. Das Ergebnis, dass sich wie in anderen europäischen Städten keine Rückstände im Honig finden lassen, haben wir auch in Budapest. Können wir Menschen uns etwas von Bienenvölkern abschauen? Für Bienenvölker ist es extrem charakteristisch, dass sie alles für die nächste Generation tun – und ausschließlich dafür. Wenn man es auf menschliche Zusammenhänge überträgt, hat das tatsächlich großes Potenzial, das aber in unserem Alltagsleben oft verlorengeht. Im Gegensatz zu den Bienen tun wir möglichst viel für uns und jetzt und fragen uns selten, was künftige Generationen von dem, wie wir leben, haben. Mit dem Neuen Museum für Bienen und dem Wissen um Imkerei und Bienenvölker wollen wir einen Impuls geben und dazu anregen, zu schauen, wie viel wir tatsächlich für unsere nächste Generation tun. kultur-im-dialog.moe

kultur-im-dialog.moe ist ein Wettbewerb, den MitOst in Kooperation mit der Schering Stiftung realisiert. Einmal jährlich werden ein oder mehrere Kulturprojekte, die sich mit individuellen Erfahrungen oder nationalen Transformationsprozessen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa auseinandersetzen, gefördert. Weitere Informationen unter www.mitost.org

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MitBlick nach ... Die Zivilgesellschaft in den Transformationsländern Mittel- und Osteuropas zu stärken, den Austausch zwischen Ost und West in Europa zu fördern – das waren unsere Anliegen bei der Vereinsgründung im Jahr 1996. Heute führt MitOst Projekte und Programme in über 40 Ländern durch, zu denen mittlerweile auch Staaten in den Nachbarregionen Europas zählen. Sowohl im Kaukasus als auch in Nordafrika und in der Türkei arbeiten wir eng mit lokalen Partnern, mit denen wir gemeinsam unsere Erfahrungen und Instrumente den lokalen Bedürfnissen anpassen, zusammen. Wie bereits bei der Gründung des Vereins setzen wir uns auch heute noch für eine starke und unabhängige Zivilgesellschaft ein und wollen den kulturellen Austausch – insbesondere über Visagrenzen hinweg – fördern. Im Rahmen des Programms TANDEM unterstützt MitOst die Bildung von langfristigen Partnerschaften zwischen Kulturorganisationen aus Europa und der Türkei sowie den arabischen Ländern im südlichen Mittelmeerraum, insbesondere aus Ägypten. Das Theodor-Heuss-Kolleg fördert junge Menschen aus über dreißig Ländern Mittel-, Ostund Südosteuropas sowie des Kaukasus und Zentralasiens, die ihre Gesellschaft als aktive und eigenverantwortliche Bürger mitgestalten wollen. Mit dem Kooperationsprogramm Joint Civic Education ist das Kolleg bereits seit 2011 auch in der Türkei aktiv. Mit Khatwa startet das Kolleg nun im Frühjahr 2014 ein neues Programm in Ägypten. Khatwa bedeutet übersetzt „Schritt“ und fördert das bürgerschaft-

liche Engagement junger Ägypterinnen und Ägypter aus dem Nildelta. In der Rubrik „MitBlick nach …“ berichten wir über aktuelle Entwicklungen in den MitOst-Ländern. In dieser Ausgabe blicken wir in die Ukraine, die Türkei und nach Ägypten. Wir alle beobachten die Situation in der Ukraine mit großer Sorge. Aus aktuellem Anlass zeichnet Olga Diatel, Vorstandsmitglied, ein sehr persönliches Bild von den Geschehnissen in ihrer Heimat – der Halbinsel Krim. Sowohl in der Türkei als auch in Ägypten finden zurzeit tief greifende gesellschaftliche und politische Umwälzungen statt, deren Auswirkungen unsere Partner, aber auch unsere Programme direkt betreffen. Uğur Elhan, unser Kollege aus Istanbul, sowie Hatem Hassan, unser Kollege aus Alexandria, geben uns in den nachfolgenden Artikeln die Möglichkeit einen Eindruck in die Hintergründe der aktuellen Entwicklungen in ihren Heimatländern Türkei und Ägypten zu gewinnen. Die folgenden drei Artikel wurden von den Autoren in englischer Sprache verfasst und wir drucken sie ohne Übersetzung ab. Es ist ein Novum für das MitOst-Magazin und Ausdruck der von den Mitgliedern gewünschten Mehrsprachigkeit im Verein. Wir sind auf eure Rückmeldung gespannt.

When history is happening around you Was als friedlicher Protest von Studenten im November zugunsten des Assoziierungsabkommens zwischen der Europäischen Union und der Ukraine beginnt, verwandelt sich in einen Volksaufstand gegen das autokratische und korrupte Regime der Ukraine. Die drei Monate anhaltenden Proteste fordern einen hohen Preis: Tausende Demonstranten werden verletzt, etwa hundert Menschen verlieren ihr Leben. Wenige Tage nach dem Regierungsumsturz in Kiew wird das Territorium der ukrainischen Halbinsel Krim von Kampftruppen besetzt – sie sind gekommen, um die russische Bevölkerung auf der Krim zu verteidigen. Im Eilverfahren spricht sich das Krim-Parlament für eine Volksbefragung zum Status der Krim am 16. März aus. Was passiert da auf der Krim? Olga Diatel zeichnet in kurzen persönlichen Notizen ein Bild. Sie lebt auf der Krim und ist Koordinatorin des Regionalprogramms des Theodor-HeussKollges Werkstatt bürgerschaftlichen Engagements und im Vorstand von MitOst. People from neither side – those who supported the idea of Crimea joining the Russian Federation and those who didn’t 16

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– ever imagined a massive change like this could become reality and that it would happen so fast. Because this is such


an outdated idea, it should be part of last century’s history and “we are living in the 21st century now”, right? Within two weeks a referendum was organized. And now Crimea is supposed to be part of Russia. In the next weeks our time will be changed into Moscow time. And the Russian ruble will be introduced here. Within a month everything changed. Very often I wish to simply wake up from this nightmare. But in the next moment, I understand it’s simply history that is happening around here. 19 Nov: I want to travel by bike around Crimea. Who wants to join me? Crimea is wonderland! 30 Nov: Yesterday I left Kiev Maidan with a feeling of relief. It is good to rush to the train away from the tense situation that was there. Still more and more people are coming. I left with a sense of guilt and pain. My friends are still there. Today I got off the train with the mindset that these events are going to change everything. The question came to mind: how does it feel living in a country where such things are happening? 25 Jan: What will be the result in the end? (A gradual intentional pressure on the situation, leading people to radicalization, and at the same time not suppressing the uprising and pushing towards destabilization.) Obviously, someone needs a serious conflict in the country, even better/worse, a civil war. Let’s leave the question aside – who does need this? We better have to find an answer to the question – What do we, Ukrainians, have to do in order to avoid this? How do we resist this obvious manipulation? 27 Feb: Let’s take care of each other. First of all, we are human beings. 2 Mar: Sometimes silence is the better answer. 6 Mar: These are the two choices for the referendum: Are you in favor of the reunification of Crimea with Russia as a part of the Russian Federation? Are you in favor of restoring the 1992 Constitution and the status of Crimea as a part of Ukraine? 8 Mar: Guess what? They already dug holes to build the border.

9 Mar: I do understand many things. I try to understand many things. But I am not blessed to understand what is happening in front of my nose. How can people be supported who are simply stealing citizens and territory by using aggression and physical force? 16 Mar: It is happening. History will be written tomorrow. 17 Mar: The most frequent response to the question “Why are you so happy about the idea of joining Russia?” is this: “I have always been a Russian” or “I do not see my future in the Ukraine” My emotional reaction: Nothing. Emptiness. Waiting. People are celebrating on Lenin Square in Simferopol. Honestly, when I see so much joy in people, I just want to be happy too by watching them. During the speeches of Konstantinov, chairman of the Supreme Council of Crimea, and Aksyonov, Prime Minister of Crimea, it suddenly started to snow. If this is a good or a bad sign we will only know later. 17 Mar: Now I am observing all of the processes, which are, obviously, very well prepared (changing the monetary system alone is a huge task). While observing, I try to analyze the situation. I try to see not only black and white. I try to see all shades of grey in between. I try to accept different opinion of the people around me. It is a hard time for everybody on its own. In this case for me it is a pity to understand other peoples “hard times”. 18 Mar: Civil servants are already asked to prepare their documents to apply for a Russian passport. 19 Mar: Yesterday I had a thought: When the Ukrainian soldiers will leave Crimea, I will leave too. Today: maybe it is time to leave already… 23 Mar: Ongoing surrealism on Crimea’s streets. Pocket flashlights wandering around the center of Simferopol. Today the light was deactivated. Awaiting the news with interesting interpretations and different explanations – in Crimea and Ukraine – for this situation. 31 Mar: I am fine now. I just need to review my plans for the future. Besides all the trouble around here this month brought a lot of good thoughts and good people, this is important. MitOst-Magazin

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The Gezi Park protests and the situation of university students In Turkey, it is uncommon for any topic to be debated and to remain on the public agenda for a long time. Topics normally appear in the media for a couple of days, then become subsumed in the tide of news and are put aside to be forgotten without lingering long in the collective memory. However, the Gezi Park protests which started at the end of May 2013, and the protest’s various subsequent manifestations, remain hot topics. By Uğur Elhan Certainly, one of the main reasons for this is that the government has been obliged to involve itself as a party in this debate, and throughout the duration of the protests has made its position clear through statements and actions. Another reason that the protests remain so fresh is that the generation that emerged at Gezi Park is a necessary one, but which has not yet been able to find its “place” and or its self-expression. Making any remark regarding Gezi serves to bring the specific instances of protest at Gezi to the fore. Rather than summarizing it, which has been the tendency of the depiction of the protests in the international media, this article will focus on the students and their situation as one of the main groups of actors of the Gezi Park protests. Who are the people in Gezi Park?

Precisely who has taken part in these protests is one of the most intriguing questions that has emerged during the riots. This question has been frequently asked both during and after the protests, and research undertaken by different institutions, including the Turkish National Police, have attempted to answer it. In order to examine who attended the protests and why, we could take a look at the Gezi Park Survey (www.konda.com.tr), which was carried out by the KONDA Research and Consultancy with 4,411 persons around the park on 6th and 7th of June 2013. The average age of the protestors was 28. Half of them were men and half were women. Half of the people participating in the survey indicated that they decided to go to the park after observing police violence; 14% said that they decided after hearing Prime Minister Erdoğan’s statements on

the protests. Only a few people in the park represented a formal organization. Most of them did not belong to any political party and 37% of them were not represented in the 2011 elections. Commonly, the reasons many people gave for joining the protests were that “rights to freedom were being violated”, the desire “to oppose AKP and its policies” and “as a reaction to Erdoğan’s statements and attitude”. It is important to bear in mind that two-thirds of the people in the park saw themselves as “part of a group whose rights were being violated”. According to different surveys, around one-third of all protestors were students. This article concentrates on this group, as there seems to be a link between the situation of the students in Turkey and the Gezi Park protests. Municipality brutality in the METU Campus in Ankara

In October 2013, on a night when most of the students were out of town for a public holiday, Ankara Metropolitan Municipality staff entered the territory of the Middle East Technical University (METU) with the support of the police and, acting without authorisation, cut down almost 3,000 trees. These trees interfered within a highway plan passing through METU premises and thus the Municipality had for a long time planned to remove them. This plan has been opposed by both the university rectorship and the university instructors. Needless to say, university students formed the majority of the opposition, as they did not want a highway on the grounds of their university, and as a result they were exposed to police violence for days on end. The fact that the students faced such violence at their univer-

How educated are they? Why are they at Gezi Park

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sity is a matter for further study. The placing of police on a university campus was actually encouraged by Erdoğan’s statements. It can be said that the Municipality made such a move after being encouraged from the government through the investigations that were opened after Gezi Park protests. New regulations away from the Right to Education

Earlier in November, two things occurred. One has been little discussed, while the other has been debated quite disrespectfully – in particular by some political bodies; however, both of these events directly concerned university students. The former involved changes in the Student Disciplinary Regulation of Turkey’s Higher Educational Council. One of the changes makes the distribution of political manifestos a disciplinary matter; another forbids any student that is under investigation for this offence from entering the university during the course of the investigation. Assistant Professor Doctor Timuçin Köprülü notes that students could lose a semester or a whole year of study because of the execution of this disciplinary penalty, even when the investigation results in no finding of wrongdoing. Köprülü adds that students suffer most because the Disciplinary Regulation is severely lacking and because most of the disciplinary proceedings are carried out unlawfully. Between 2008 and 2012 alone, 23,236 students were investigated, and hundreds of these students were deprived of their freedom and right to education simply because they were exercising their freedom of expression and freedom of association. This demonstrates how the regulation works against the students. It is not hard to imagine how such a regulation will make more students suffer in the future. Threatening housing discussion on students’ lifestyle

Another matter of debate concerning university students was much more worrisome in terms of both its wording and its context. PM Erdoğan had expressed, that the government, as a conservative-democrat party, were against gender-mixed student houses and that they would make new legal regulations to this issue. This occurred soon after police raids on student houses identified by “informer neighbours”. The subsequent debate in both the government and the media, which has been dubbed “boys and girls” and fuelled with sexist terminology, is a further indicator of the deficiency of both institutions in serving society, and protecting it against direct interference in private lives. Nevertheless, it also reveals how Article 58 of the Constitution can be interpreted against young people instead of defending their rights. As a matter of fact, Article 20 of the Constitution regulates the right to a private life and inviolability of one’s private home and underlines the need for respect for privacy. When we look at the student houses debate in the context of students’ housing rights, it can be seen that the dormitories provided by Credit and Dormitories Agency in the Academic year 2011–2012 had the capacity for 3,310,291 students. However, they could only meet the needs of 267,046 students. Moreover, given that the housing preferences of the students are directly related to their incomes, the Credit and Dormitories Agency can hardly meet their needs of housing in the first year of education. This is the issue that the government should concentrate on rather than the

above-mentoined gender debate. Actually, the university students are clear about their housing rights. According to a survey entitled “The Needs of University Students” by the Community Volunteers Foundation in 2009, 1,886 university students from 59 universities in 43 cities thought that housing facilities and costs should be arranged according their social and financial situation and that they should take active roles in this process. Arbitrary time pressure on students

At the beginning of December 2013, there was another incident that serves as an example of the influence of the Gezi Park protests on the university students. PM Erdoğan announced that a regulation – which was revoked in 2011 and which had served to rupture the relations between university students and university in the event of failure will come into effect again. By determining the maximum number of years within which students must finish their university education, the Regulation, it is claimed, will deal with students who are benefiting from an academic amnesty and “terrorize the universities”. Definitely, such a practice will negatively impact the educational life of most of the university students, primarily those who have to work at part time jobs at the same time. The critical tie between Gezi and young people in Turkey

Government policy impacts on everything from housing, to period of study, and from self-expression to the lack of freedom of association. Erdoğan’s government tries to be the exclusive authority to regulate the lives of young people – not only university students – including on issues of their private lives. Today, the section of the population aged 15–29 makes one fourth of Turkey’s population. Out of these, 45% are students, 28% are employed and 26% are unemployed. This is the youngest and most educated population in Turkey for many years. The government has understood that this large group is important to the country’s present as well as its future, and that it has to be cared for. In 2009, the ministry of Youth and Sport was established with the motto “Strong Future”. Assuming even that this was a useful step, Erdogan’s entourage have not yet understood that the youngest and largest section of the population is not swayed by empty gestures. To date, there is no effectual youth policy. The “National Youth and Sports Policy Document”, which came into effect with a number of question marks in January 2013, has not solved these problems. Young people are demanding, amongst other things, the opportunity to participate in policy and a strict political division between private and public spheres; but these cries are not heard by the government. The Gezi Park protests can be understood as the Turkey’s young people voicing these demands against the regime, into the abyss. The protests represent the search of this new generation to find their own voice and for recognition of their policy demands. Only by involving young people’s demands and providing for their participation can the Turkish government begin to understand the young generation. Demographically this generation already exists, but is not trusted, and has to yet to be allowed to play a self-defining, and political role in society. MitOst-Magazin

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Role of culture and arts in the future of Egypt A happy society is not only a materially wealthy society but also a society in which citizens can trust one another, have a sense of freedom, and establish close social relationships. Besides education, economy, society and health, this comes through culture and art. By Reem Kassem and Hatem Hassan Salama, Alexandria December 20, 2013 For the majority of Egyptians, participation in arts and culture are a luxury! The latest statistics show that around 40% of Egypt’s 85 million people live on or below $2USD per-day, the indicator for poverty set by the World Bank. This comes as no surprise. Movies, talk shows, and the work of civil society organizations have all depicted this image in one way or another during the former regime, but minimal change has occurred. Hence, arts and culture are at the bottom of the priority list after education, health and income. Despite efforts to develop Egypt’s disadvantaged communities, which have been underway for several years now, no tangible change has been felt. A new approach needs to be taken into consideration in order to ensure that the efforts of improving the well-being of many Egyptians do not go to waste. This approach lies in the use of arts and culture in development. More attention has to be spent on finding alternative ways of achieving sustainability by investing in education, economy, society and health through culture and arts. Sustainable funding models have to be created for the cultural sector. Impact has to be assessed in different ways, and communicated to policy makers. Culture and arts affect primary, secondary and higher education, as well as continuing and lifelong learning. They also affect the economy through cultural exports, creative industries and employment, regional regeneration and tourism. Last but not least, the cultural sector can impact on society and health through ensuring the wellbeing of society and providing entertainment, engaging citizens and including disadvantaged and senior groups. This potential of culture and arts and its strong ties with other sectors (economy, education, society and health) are not well perceived or understood by policy makers in Egypt. At the same time, civil society organizations are not well prepared to advocate the social and economic benefits of culture and arts or to communicate these benefits to policy makers to ensure future sufficient investment in culture and arts. However, there are no alternative resources or mechanisms to fulfill this task, which leaves civil society organizations with a significant role in shaping the future cultural demographics of Egypt. At the moment, there are two layers in the Egyptian cultural sector: the Ministry of Culture and the independent scene. The Ministry of Culture is represented in cultural palaces, opera houses, national cultural centers and by the official dance and music groups of the Ministry. These 20

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Art nourishes freedom; art nourishes humanity. *

cultural activities were centralized by the Ministry during the past years in the capital and other major cities. The independent scene, which grew rapidly from 2009 to 2011, is represented by independent cultural organisations as well as young, emerging, independent artists of all art disciplines. This scene is rarely financed by the Ministry of Culture. They perform mainly in private or foreign cultural centers and are launched by NGOs and non-governmental initiatives in Egypt. During the past three years the independent cultural sector has tried hard to narrow the gap created by the government in centralizing all cultural activities, where the Delta, Upper Egypt, Canal, and Sinai were not considered on the cultural agenda. The sector has made many approaches to providing free access to culture and arts, exploring and engaging new audiences, and mobilizing disadvantaged communities around the message “The Right to Culture”.


Culture is not only at the Opera House; Culture is in Tanta and Shubra *

The social and economic impact of cultural activities is highlighted in several projects of civil society organizations and independent artists. The two following projects demonstrate the link between cultural activities and education, economy, society and health: While some private schools in Egypt do have arts and culture activities, most Egyptian schools have no arts and culture programs, and largely they are not methodologically integrated into the educational process. To have creative minds, we need to give the Egyptian students creative tools, to advance and develop analytical and critical thinking. OzOz, Ossama Helmy, is the founder of “Arab Origami Center (AOC)”. One of the focuses of the AOC is education. OzOz has conducted origami workshops in Sohag in Upper Egypt with students at a public school, using origami as an approach to explain geometry. After the workshop, one teacher told him, “In one hour they understood what I have been trying to explain in the last month, they could touch geometry now.” Reem Kassem, the founder of “AGORA for Arts and Culture”, has written an interesting paper on the correlation between access to arts and culture and the fact that Egypt has the second highest rate of sexual harassment of women in the world. One of the past projects implemented by “AGORA” was the Green Crafts Project. By creating home accessories and jewelry out of waste, women and children from rural areas were encouraged to express themselves and share their needs and fears, to engage in dialogue with their environment, and to develop skills for generating income through arts and crafts. These kinds of projects empower

participants and encourage them to act sustainably. These examples demonstrate the potential of arts for learning and social change. The sector can only fully develop this potential if “The Right to Culture” is promoted and put into practice, if closed and neglected theatres and cultural centers are revitalized, and when artistic and cultural education become an essential part of education. Drawing on this resource is an essential precondition for developing a strong and sustainable cultural industry, which can play a key role in enhancing the socio-economic development in Egypt. Culture in the form of artistic activity can help people develop skills and knowledge for coping with economic and social problems. Culture and arts are essential components of a comprehensive education ensuring the holistic development of an individual. With arts programmes being eliminated from schools due to budget cuts, and overworked and under-financed teachers and parents unable to provide their children with private art lessons, Egypt risks a future of adults with little sense of creativity and innovation. If we look back in history, we can see that art has always been a means of expression – of personalities and of communities. Art transforms constantly and reflects the values and attitudes of a culture, communicated through its language, poetry, music, visual or performing arts. In present day Egypt, it is crucial that people are provided with the knowledge and skills and, perhaps even more importantly, the values and attitudes, ethical principles and moral direction needed to become responsible citizens and guarantors of a sustainable future, for a country on the path to recovery.

* Campaign: Cultural Policy for All Egyptians, Designs commissioned by Culture Resource, Cultural Policy Program, Photo and design by Hamdy Reda, Calligraphy by Sameh Ismail MitOst-Magazin

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Capacity Building MitOst versteht sich als ein internationales Netzwerk von engagierten Menschen und vielseitig agierenden NGOs aus über 40 Ländern. Diesem Netzwerk gehören viele Experten aus diversen Bereichen der Zivilgesellschaft und der Kultur an. Ein Netzwerk lebt vom Geben und Nehmen und sollte nicht zuletzt durch Austausch so viele seiner Mitglieder und Partner wie möglich einbinden. Mit der Rubrik „Capacity Building“ wollen wir diesen Austausch von Wissen anstoßen, Erfahrungen teilen und zugänglich machen. Capacity Building umfasst Themen wie Zusammenarbeit, Weiterbildung, Personal- und Organisationsentwicklung. Schlagworte für diese Ausgabe des MitOst-Magazins lauten „soziales Unternehmertum in Russland“ und „Fundraising für Kleinstprojekte“. Wir haben mit Zoya Lukyanova gesprochen, die im Auftrag von MitOst und der BMW Stiftung Herbert Quandt eine Studie zum Stellenwert des sozialen Unternehmertums in Russland durchgeführt hat. Die Ergebnisse werden auch die künftige Ausrichtung des MitOst-Engagements in Russland beeinflussen. Zudem haben wir mit Andrea Zsigmond ein Interview geführt. Für das Programm Balkans, let’s get up!

startete sie im letzten Jahr eine Online-Fundraising-Kampagne. Sie erzählt von ihren Erfahrungen mit der Spendenplattform betterplace.org. Das Thema Fundraising spielt für viele von uns eine zunehmend wichtige Rolle. Wir haben deshalb drei Expertinnen auf diesem Gebiet nach ihrer Meinung gefragt und ein paar Tipps eingeholt.

MitOst Edition Neuerscheinungen Environment and Civil Involvement. How Can We Connect Education for Sustainable Development and Active Citizenship?

Mentoring Handbook: Providing Systemic Support for Mentees and Their Projects.

“Sustainable development, global fairness, and environmental protection are topics that are generally accepted as relevant to wide audiences today. And this implies not only green-party voters from trendy parts of Paris or Berlin. It also includes animal activists from Spain, policy experts from Central Asia who regulate national security and water management or activists in Armenia who actively oppose mining companies’ practices. The more citizens, political figures, and media address ecology and sustainable development, the more people reflect on their visions for sustainable society. With this handbook we want to motivate people to think about and participate in sustainable development and civil activism.”

“Mentoring is a journey involving two people. They work together and learn from each other. To support another person in personal development is a fulfilling and ambitious task. Mentors develop coaching and leadership skills that are useful for their work in other contexts. And mentors develop knowledge and increase their networks.” We developed this handbook for those mentors who see their roles a facilitating and cooperative ones. The inspiration for it came from members working with volunteer project managers in the TheodorHeuss-Kolleg’s international programms.

Die Publikation wurde von MitOst und Partnern des armenischen EcoLab-Programms erstellt, durch das Auswärtige Amt, die Robert Bosch Stiftung und Fundação Calouste Gulbenkian gefördert. Die Druckausgabe ist unter geschaeftsstelle@mitost.org zu beziehen, sowie online unter www.mitost.org zu lesen.

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Ein Handbuch für Multiplikatoren mit theoretischem Hintergrund und praktischem Wissen zum Thema Mentoring. Die Druckausgabe ist unter geschaeftsstelle@mitost.org zu beziehen, sowie online unter www.mitost.org zu lesen.


Zukunftslabor in Russland Zoya Lukyanova ist seit 2006 im Rahmen verschiedener Kooperationen eine wichtige Partnerin von MitOst in Russland. Mit der Verabschiedung des Gesetzes über die Registrierung von nichtstaatlichen Akteuren als sogenannte ausländische Agenten ist für zivilgesellschaftliche Akteure in Russland die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern extrem erschwert worden. MitOst und Zoya Lukyanova dachten im vergangenen Jahr über neue Formen des Engagements in Russland nach. Warum ist soziales Unternehmertum gerade auch in Russland ein so gefragtes Thema? Zum einen bietet diese Form des Engagements die Möglichkeit, Lösungen für soziale Probleme zu schaffen. Zum anderen spricht der unternehmerische Ansatz auch Akteure an, die sich selbst nicht als zivilgesellschaftliche Vertreter sehen. Den bisherigen Akteuren in diesem Feld ist es zu verdanken, dass der Begriff „Soziales Unternehmertum“ in Russland positiv besetzt ist. Ich denke, hätte sich die politische Lage in Russland nicht so verschärft und uns NGOs in der Arbeit eingeschränkt, wäre dieses Feld für uns viel weniger sichtbar geworden. Jetzt sehen wir, es gibt jede Menge Instrumente und Ideen, auf die man aufbauen kann. Eine tolle Chance, die sich ergeben hat. Wir müssen das soziale Engagement neu denken und unter Berücksichtigung der Lage im Land weiterentwickeln. Warum war es so wichtig, mit vielen verschiedenen Experten und bereits aktiven Sozialunternehmern zu sprechen? Uns schien diese Studie ein guter Anfang zu sein. Wir wollten genau wissen, wer die wichtigen Akteure in diesem Feld sind, wo und wie sie aktiv sind. Ich habe viele Gespräche geführt – in Sibirien, in Novosibirsk, in Krasnoyarsk. Ich war in St. Petersburg und Moskau und ich habe auch mit Experten und Vertretern im Bereich „soziales Unternehmertum“ in meiner Heimatstadt Perm Interviews geführt. Zum einen bildet dieses neu gewonnene Wissen die Basis für unsere zukünftige Arbeit. In Form der ausgearbeiteten Studie wollen wir es auch anderen zur Verfügung stellen. Zum anderen war es für mich eine gute Gelegenheit, mich inhaltlich weiter in die Thematik einzuarbeiten, und ich hatte die Möglichkeit, viele potenzielle Partner kennenzulernen. Was hast du von deinen Gesprächspartnern erfahren? Ich habe erfahren, dass der Begriff „soziales Unternehmertum“ nicht neu ist und die Menschen in Russland damit etwas anfangen können. Er ist anerkannt und durchaus positiv besetzt. Ich habe von den Akteuren erfahren, dass sich in vielen Regionen in Russland auf diesem Feld etwas tut und Sozialunternehmer aktiv sind. Wir betreten kein Neuland. Bei meinen Gesprächen hat sich auch klar herausgestellt, dass diese Form des gesellschaftlichen Enga-

gements inzwischen auch von staatlicher Seite unterstützt wird. Sozialunternehmer arbeiten bereits stark in den Bereichen zur Förderung von Kindern, Frauen und Menschen mit Behinderungen. Ein sehr wichtiger Aspekt ist, dass sich verschiedene Akteure als „soziale Unternehmer“ definieren. Dazu zählen nicht nur solche aus dem zivilgesellschaftlichen Bereich, sondern auch aus der Wirtschaft und der Verwaltung. Dies ist eine mögliche Grundlage für einen transsektoralen Austausch, der aus meiner Sicht insbesondere in Russland sehr wichtig ist. Was reizt dich an dem Thema und macht es für dich spannend? Der unternehmerische Ansatz reizt mich persönlich sehr. Ich glaube, das Denken und die Herangehensweise an die Lösung gesellschaftlicher Probleme ändern sich. Man denkt sich selbst neu. Man denkt noch einen Schritt weiter. Weil man überlegen muss: „Was mache ich so gut, dass es sich verkaufen lässt? Wie viel ist meine Lösung und meine Leistung wert?“. Der unternehmerische Ansatz fordert zudem ein nachhaltiges Denken im Sinne der Wertschöpfung, denn die strategische Planung muss darauf ausgelegt sein, dass sich das Unternehmen mit der sozialen Geschäftsidee selbst tragen kann. Und auch wenn wir uns vielleicht nicht in einem gänzlich neuen Feld bewegen, so gibt es dennoch viel Entwicklungspotenzial. Die Studie dient als Fundament für die zukünftige Arbeit in Russland. Was macht ihr mit dem gewonnenen Wissen? Die vielen Gespräche und Forschungen haben uns in der Annahme bestärkt, dass der Bereich „soziales Unternehmertum“ viel Potenzial hat und Bestand haben kann. Wir wollen gemeinsam diese Chance nutzen und planen in Russland ein Laboratorium für soziale Innovatoren. Die BMW Stiftung Herbert Quandt und die Robert Bosch Stiftung wollen MitOst bei der Entwicklung dieses Social Impact Labs in Moskau unterstützen. Was ist der Kerngedanke dieses Laboratoriums? Unsere gemeinsame Vision ist es, ein günstiges und nachhaltiges Klima für soziale Innovationen in Russland zu schaffen. Wir wollen soziale Innovatoren mit Fortbildungen und Werkstätten unterstützen. Wichtig ist uns dabei der transsektorale Ansatz. Wir wollen nicht nur die „üblichen Verdächtigen“ aus dem zivilgesellschaftlichen Bereich erreichen, sondern auch Business- und Verwaltungsakteure mit unserem Angebot ansprechen und einbinden. Wir wollen das Neudenken erleichtern und fördern.

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Treasures of the Balkans Seit 2009 gibt es das Kooperationsprogramm des Theodor-Heuss-Kollegs Balkans, let’s get up!. Das Team von Balkans, let’s get up! ermutigt junge Erwachsene, eigene Projekte zu entwerfen, in denen sie selbstbestimmt die Lösung eines konkreten Problems ihres gesellschaftlichen Umfelds angehen. Die Teilnehmer werden ein Jahr lang durch Projektmanagementseminare gefördert, ihre Projekte mit kleinen Fördersummen unterstützt. Mittlerweile kommen die Teilnehmer aus zehn Ländern auf dem Balkan. Und jedes Jahr entwickeln sie bis zu 15 Projektvorhaben. Für Koordination, Projektbegleitung und die Finanzierung der Projekte wird Geld, wenn auch nur in kleinen Summen, benötigt. Ein Gespräch zwischen Andrea Zsigmond und Laura Werling In diesem Jahr habt ihr zum ersten Mal ausprobiert, was es heißt, Fundraiser zu sein. Immer wieder poppte hier eine Fundraising-Fortbildung von betterplace.org auf, dort eine Aktion. Über zwei Jahre habe ich das beobachtet und konnte am Anfang, ehrlich gestanden, nicht viel damit anfangen. MitOst stellte im letzten Jahr eine Spendensammelaktion anlässlich des Festivals auf die Plattform. Das hat mich ermutigt. Und dann habe ich entschieden: Wir probieren das aus, wir gucken, wie das funktioniert! Wir haben verschiedene Ideen durchgespielt. Am Ende haben wir drei mögliche Wege getestet: Wir haben unsere Teilnehmer aktiviert, Online-Fundraising ausprobiert und haben uns persönlich aufgemacht, um potenzielle Förderer und Partner vor Ort anzusprechen. Ihr gebt einen Teil der Verantwortung an eure Teilnehmer weiter. Ihr regt sie an, Ressourcen in ihrer direkten Umgebung zu nutzen, in ihrem Umfeld selbst für ihre eigenen Ideen aktiv zu werden. Das stimmt. Wenn sie ihre Idee entwickelt haben, ein Projektplan und ein dazugehöriger Budgetplan entstehen, beraten wir sie und geben Tipps, wie sie ihre Idee auch mit kleinem finanziellem Aufwand umsetzen können. Wir machen ihnen Mut, regionale Produzenten und Firmen anzusprechen und durch sie beispielsweise Seminarverpflegung sponsern zu lassen. Wir geben ihnen Tipps, wie und wo sie zum Beispiel kostenfrei Räumlichkeiten nutzen können. Da geht es fast immer um geldwerte Leistungen und Sachmittel. Denn nicht immer ist es Geld, das fehlt. Bei einem Projekt waren die Teilnehmer darauf angewiesen, dass die Bäume, die sie pflanzen wollten, von A nach B transportiert wurden – schwierig ohne ein geeignetes Fahrzeug. In diesem Jahr habt ihr begonnen, Spenden auf der deutschen Online-Spendenplattform betterplace.org zu sammeln. Ihr habt euch auf der Plattform registriert und die Projekte eingestellt. Wir haben exemplarisch fünf Projekte ausgewählt. Die Auswahl war mehr oder weniger zufällig. Für uns war es ja auch das erste Mal und ein Test, um zu schauen, welche Themen gut angenommen werden und welche Spendensummen ideal sind. Es gab dann schon eine Reihe von bestimmten Schlagwörtern, die auf die Projekte zutrafen: serbisch-kosovarische Versöhnung, ethnienübergreifende 24

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Projekte auf dem Balkan, Arbeit mit benachteiligten Kindern und Öko-Projekte. Und wir haben geschaut, dass die Bedarfe der Projekte unterschiedlich hoch waren. Sie lagen so zwischen 150 Euro und 490 Euro. Dann haben wir die Aktion in unseren Netzwerken verbreitet – über Balkans, let’s get up!, das Theodor-Heuss-Kolleg und MitOst. Ich war von den Reaktionen ziemlich überrascht. Also durchaus positiv überrascht! Die beiden Öko-Projekte wurden sehr schnell vollständig durch Spenden finanziert, was auch für uns erstaunlich war. Und es sind viele Spenden direkt an Balkans, let’s get up! gegangen. Was sind deine Learnings? Dos and Don’ts für die nächste Aktion? Online-Fundraising ist eine gute Möglichkeit, kleine Summen für Projekte zu sammeln. Insgesamt sind fast 700 Euro gespendet worden. Dafür war der Aufwand aber doch ziemlich groß. So nebenbei macht man das nicht. Ich muss aber auch dazusagen, dass wir es zum ersten Mal ausprobiert haben. Mit der Zeit werden wir sicher routinierter. Beim zweiten Versuch wird sich zeigen, ob wir ein Muster ableiten können oder ob wir etwas Falsches gelernt haben. (lacht) Ich würde auf jeden Fall noch einmal auf Öko-Projekte setzen und ich würde wieder nur fünf Projekte einstellen. Die Option, auch an die Organisation direkt zu spenden, würde ich gern überall sichtbar machen.


Habt ihr im Zuge des betterplace-Experiments Neues über Fundraising auf dem Balkan gelernt? Wir haben in Erfahrung gebracht, dass es auch in Serbien Online-Spendenplattformen gibt. Das wäre eine weitere gute Möglichkeit, um dort die serbischen Projekte vorzustellen. Natürlich sind diese Tools super, doch um Großspender und Partner zu gewinnen, ziehe ich den persönlichen Kontakt vor. Beim Deutschen Wirtschaftsclub Siebenbürgen in Rumänien oder bei den Botschaften in Serbien würde ich mich und unsere Arbeit immer persönlich vorstellen. Ich finde, dafür sollte man sich wirklich Zeit nehmen, denn man möchte ja auch etwas sehr Wichtiges – neue Partner finden.

Friedrich-Ebert-Stiftung und European Fund for the Balkans habe ich besucht. Diese Reise hat sich sehr gelohnt. Denn unsere Besuche haben weite Kreise gezogen, und so sind wir über die österreichische Botschaft in Kontakt mit der Schweizer Botschaft gekommen. Sie wollten uns unbedingt kennenlernen. Schlussendlich kam der Botschafter selbst zur Abschlusspräsentation der Projekte durch die Teilnehmer. Partner und Förderer sollten die Möglichkeit bekommen die Teilnehmer kennenzulernen, denn so kann ein gegenseitiges Vertrauen wachsen.

Auf dieser Ebene wart ihr in diesem Jahr ebenfalls sehr aktiv. Ihr habt euch umgehört und viele, viele Menschen kontaktiert, um sie als Unterstützer für Balkans, let’s get up! zu gewinnen. Im August war ich zwei Wochen in Belgrad und habe verschiedene Organisationen und Institutionen aufgesucht. Darunter waren Botschaften wie die österreichische, die norwegische und die holländische Botschaft, aber auch die

Das Programm stärkt das bürgerschaftliche Engagement junger Erwachsener zwischen 18 und 27 Jahren in der Balkan-Region, qualifiziert und unterstützt sie für die Realisierung eigener sozialer und ökologischer Projekte. Jedes Jahr bildet Balkans, let’s get up! 30 Teilnehmer aus. Mehr Infos unter www.balkansletsgetup.org

Fundraising umfasst alle Ressourcen, die zum Beispiel eine NGO für die Erfüllung ihres gemeinnützigen Zwecks benötigt. Darunter fallen neben Spendengeldern auch Sach- und Zeitspenden. Anne Stalfort Fundraiserin bei ArbeiterKind.de

Was ist dein Rezept für erfolgreiche Spendenkampagnen? Das eine Rezept für alle Gelegenheiten gibt es nicht. Jede Kampagne ist so einzigartig wie ihre Zielgruppe und das Spendenprojekt. Grundsätzlich gilt: Verbring nicht zu viel Zeit mit Lesen, sondern frag Menschen, die schon einmal Spendenkampagnen gemacht haben. Beschreib dein Projekt kurz und knackig und frag deine Freunde, ob sie dafür spenden würden! Frag auch deine Familie – und erst dann den Rest der Welt! Spende selbst für andere Projekte und Initiativen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie deine zukünftigen Spender „ticken“. Wie zeitaufwendig ist eine Spendenkampagne? Sehr zeitaufwendig! Nur schnell eine Website bauen, eine einzige Rundmail schreiben und dann auf Spenden warten – das funktioniert nicht. Deine Spendenkampagne ist nur so gut wie die Zahl deiner Kontakte und deiner Unterstützer. Du musst erst Adressen sammeln und dir überlegen, wie du wen ansprechen willst. Außerdem brauchst du ein gutes Netzwerk aus Helfern, die kontinuierlich bei interessierten Spendern anfragen und einen Dialog aufbauen.

Balkans, let’s get up!

Alexa Gröner Fundraising-Managerin, fundraising 2.0

Das geht gar nicht ... HauruckAktionen. Fundraising ist keine Feuerwehr! Viele Projektorganisatoren fangen viel zu spät mit der Planung an. Das geht gut ... Eine gute und realistische Planung. Die S.M.A.R.T.-Analyse hilft bei der Zieldefinition. Dabei sollte der Aufwand einer guten Spendenaktion nicht unterschätzt werden. Wichtig ist auch ein transparenter Dialog mit den Unterstützern und Spendern. Dr. Renate Eras European Project Management

Was sind die wichtigsten Schritte zu einem erfolgreichen EU-Fundraising? Interessierte müssen sich regelmäßig über die aktuellen EU-Politiken und die darauf aufbauenden europäischen Förderprogramme informieren. Dabei ist es vor allem wichtig, dass man die Prioritäten der Strategie 2020 der EU kennt. Die Strategie 2020 ist die Basis der EU-Förderpolitiken in den verschiedenen Bereichen. Erst wenn man den Überblick über die EUPolitiken sowie die Struktur und die Förderschwerpunkte der EU-Programme hat, kann das Matching mit dem eigenen Projektkonzept beginnen. Daraus ergibt sich eine Verteilung des zeitlichen Aufwands von 6 Monaten bis hin zu 3 Jahren (je nach Projektart) auf ca. 1/3 Recherche, 1/3 Konzepterarbeitung und 1/3 Antragschreiben.

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Erzähl mir (d)eine Geschichte Die Regisseurin Tinatin Gurchiani ist immer auf der Suche nach guten Geschichten, die sie in ihren Filmen erzählen kann. Egal ob fantastische oder reale Geschichten, ob geskriptete oder zufällig am Bahnhof aufgeschnappte Geschichten: Die junge Georgierin interessiert alles. Für ihren aktuellen Film The Machine Which Makes Everything Disappear lud sie junge Erwachsene in Georgien zu einem Filmcasting ein und bat sie, ihre eigenen Geschichten zu erzählen. Welche Geschichten sie hören würde, wusste sie vor Drehbeginn nicht. Entstanden ist ein Film, der tiefe Einblicke in ganz persönliche Lebensgeschichten junger und alter Georgier gewährt. Ein Interview mit Tinatin Gurchiani, Grenzgänger-Stipendiatin und Gewinnerin des Sundance-Awards. ihren 40 Geschichten. Ein Großteil lief als sogenanntes blindes Casting ab. Wir wussten nicht, was uns erwartet, wer durch die Tür kommt. Diese Castings waren auch der spannendste Teil der Arbeit, und Ausschnitte daraus sind unberührt – also ungeschnitten – im Film zusehen. Ich habe nur mit meinen Fragen den Rhythmus der einzelnen Erzählungen kontrolliert.

Welche Geschichte erzählst du mit dem Film The Machine Which Makes Everything Disappear? Ich wollte einen Film aus echten menschlichen Geschichten machen. Ich wollte damit zeigen, dass die wahren, die einfachen Geschichten für einen Film genauso spannend und rührend sein können wie erfundene oder spektakuläre Geschichten. Ich wollte, dass die Menschen mit ihren eigenen Geschichten zu mir kommen. Und ich wollte sie bitten, sie mir zu erzählen. Es sollten sich alle, die der Meinung sind, ihr Alltag, ihr Leben sollte verfilmt werden, eingeladen fühlen. Natürlich wusste ich nicht, welche Menschen sich melden und welche Geschichten sie erzählen würden. Das war auch für mich ein Abenteuer. Die Struktur, der Aufbau und die Vision des Films standen schon vor dem Drehbeginn fest, ich hatte den ganzen Film schon vor meinen Augen. Nur den genauen Inhalt konnte ich noch nicht kennen. Wie viele Geschichten wurden dir bei den Dreharbeiten erzählt? Wir haben den Casting-Aufruf auf Social-Media-Plattformen, in TV und Radio veröffentlicht. In den abgelegenen Regionen Georgiens, wo wir auch gern drehen wollten und nicht sicher waren, die Menschen so einfach zu erreichen, haben wir die Anzeigen selbst überall auf den Straßen ausgehängt. Daraufhin haben sich viele Menschen, besonders aus den Städten, gemeldet. Da wir für den Film nur 20 Drehtage eingeplant hatten, konnten wir nicht alle einladen. Aufgenommen haben wir um die 40 Personen mit 26

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Wie hast du die Geschichten, die du schlussendlich im Film zeigst, ausgewählt? Für mich waren alle Geschichten, die wir hörten, rührend und sehr emotional. Die Menschen sind ja mit dem Bedürfnis zu uns gekommen, etwas sehr Wichtiges und Wesentliches aus ihrem Leben mit uns zu teilen. Für mich war es sehr schwer, am Ende eine Auswahl zu treffen. Die wichtigsten Kriterien für die Auswahl waren die Authentizität und die Offenheit der Menschen und wie wesentlich das, was sie bei ihrem Auftritt vor der Kamera preisgegeben hatten, war. Hatten wir das Gefühl, die Protagonisten teilen bereits in ihren Monologen etwas sehr Wesentliches mit uns, haben wir sie mit in den Film aufgenommen. Hatten wir das Gefühl, dass eine Konfrontation mit der Realität als Ergänzung von Bedeutung wichtig wäre, haben wir den Protagonisten mit Der Film

Georgien im Jahr 2011: Die Regisseurin Tinatin Gurchiani lädt junge Leute zwischen 15 und 25 Jahren zu einem Film-Casting ein und beginnt, mit ihnen über den geplanten Film zu sprechen. Die Suche bringt sie und ihr Team an die unterschiedlichsten Orte, Dörfer und Städte. Zahlreiche Interessenten melden sich. Manche wollen beim Film eine Rolle spielen, andere wollen ihre Geschichten erzählen oder sammeln ihre Kräfte, um ihre guten Vorsätze durchzusetzen. Dieser Film erzählt, wie schön das Leben sein kann und wie schwierig, wenn man davon träumt, ein Held zu werden. Die Protagonisten dieses Films träumen alle von diesem Heldentum, ganz egal, ob sie von der Wirklichkeit davonrennen oder ihr ins Gesicht blicken. Sie sind alt und sehr jung, stehen gerade mal am Anfang ihrer Leben. Doch sie sind vereint in der Poesie des Suchens.


der Kamera in seinem Alltag begleitet. So entstand ein Film aus zwölf Monologen und vier Kurzgeschichten. Was macht deiner Meinung nach eine gute Geschichte aus? Eine Geschichte ist für mich dann gut, wenn die Menschen mit der Echtheit ihrer Dramen unsere ganz eigenen persönlichen Geschichten aufleben lassen. Wenn zwischen uns – den Protagonisten und den Zuschauern – alle Grenzen verschwinden. Grenzgänger

Jährlich zum 30. April und 31. Oktober können sich Autoren um Unterstützung für Recherchearbeiten in Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas sowie Nordafrikas für Veröffentlichungen, die die Rechercheregion grenzüberschreitend thematisieren und für ein breites Publikum aufbereiten, bewerben. Das Genre kann von literarischer und essayistischer Prosa, Fototextbänden, Kinder- und Jugendbuchliteratur über Drehbücher für Dokumentar- und Spielfilme bis zu Hörfunkbeiträgen reichen. Willkommen sind Bewerbungen von Newcomern und renommierten Autoren gleichermaßen. Das Programm wird von der Robert Bosch Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Literarischen Colloquium Berlin durchgeführt. Weitere Infos unter www.bosch-stiftung.de

Wo findet man die besten Geschichten? Die besten Geschichten findet man dort, wo nicht alles geordnet und kontrolliert ist. Warum, glaubst du, brauchen Menschen gute Geschichten? Ich weiß nicht, woher dieses Bedürfnis in uns kommt – wahrscheinlich daher, dass wir nach dem Sinn des Lebens suchen und auf diesem Weg ganz viele Fragen haben. Wir finden uns in vielen Geschichten wieder, und es ist so ein gutes Gefühl, dass wir in dieser Welt nie allein sind. Alles dreht sich im Kreis, und es ist nichts da, was nicht vorher schon dagewesen wäre. Wenn man die Geschichten aufgespürt hat, wie erzählt man sie? Es gibt viele Arten, Geschichten zu erzählen, es gibt nicht die eine Form und nicht nur einen Weg. Wahrscheinlich muss man vor allem der Welt des Protagonisten oder des Inhalts treu bleiben und eine dafür angemessene Form finden. Welchen erzählerischen Rahmen muss man schaffen, um die Geschichten auffangen zu können? Neben den schönen und lustigen, gibt es auch herzzerreißende und traurige Geschichten. Man muss einen Blick auf die Dinge und auf die Welt haben, man muss sich ihrer bewusst sein. Dieser Blick, diese Vision schafft dann auch den entsprechenden Rahmen dafür, die Geschichten aufzufangen. Die Recherchephase für den Film wurde durch das Grenzgänger-Programm der Robert Bosch Stiftung gefördert. MitOst-Magazin

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MitOst betreut im Moment etwa 4.000 Alumni: • Theodor-Heuss-Kolleg mit Alumni aus den regionalen Kooperationen • Lektorenprogramm • Völkerverständigung macht Schule • Robert Bosch Kulturmanager Netzwerk • Deutschlehrerkolleg • Tutorenprogramm / Studenten Service International • Europainstitut Klaus Mehnert • Europa gestalten – politische Bildung in Aktion • Carl Friedrich Goerdeler-Kolleg für Good Governance

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MitOst in Zahlen Die inzwischen 1.400 MitOst-Mitglieder sind in 40 Ländern zu Hause. Sie sind inzwischen auch in 6 MitOst-Regionalgruppen aktiv: in Uzhhorod, Hamburg, Stuttgart, Südkaukasus, Leipzig und Dresden.

2012 und 2013 wurden 24 MitOst-Mitgliederprojekte in Georgien, Armenien, Aserbaidschan, Kasachstan, Ukraine, Deutschland, Bulgarien, Russland, Tschechien, Ungarn, Belarus, Bosnien und Herzegowina und der Türkei realisiert. Theodor-Heuss-Kolleg: Im letzten Jahr beteiligten sich in den acht regionalen Kooperationsprogrammen mehr als 500 Kollegiaten und mehr als 100 Seminarleiter und Mentoren. Sie initiierten 175 ehrenamtliche Projekte. Das Programm Actors of Urban Change fördert in seinem Pilotjahr 10 transsektorale Projekte. TANDEM brachte mit TANDEM Turkey – EU, TANDEM Shaml und TANDEM Community & Participation insgesamt 55 Kulturmanager und -organisationen zusammen und es entstanden 26 Kooperationsprojekte. Insgesamt gingen über 360 Bewerbungen für die Programme ein.

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Ihr habt gewählt! And the Vorstandsposten goes to … Du erreichst den Vorstand unter vorstand@mitost.org Den weitesten Weg nach Berlin hatte wohl Elena. Sie lebt in der sibirischen Stadt Krasnoyarsk in Russland. Seit 2009 ist sie MitOst-Mitglied. Als Vorsitzende der russischen NGO Interra arbeitet Elena in den Bereichen non-formale bürgerschaftliche Bildung und internationaler Jugendaustausch. Mit ihrem Team führt sie auch das Kooperationsprogramm des Theodor-Heuss-Kollegs Von der Idee zur Aktion durch. Als Vorstandsmitglied möchte sich Elena vor allem den Themen institutionelle Mitgliedschaft und Vernetzung von NGOs widmen sowie weiteren strategischen Entwicklungen im Bereich bürgerschaftliche Bildung. Wenn Elena nicht für MitOst oder Interra unterwegs ist, verbringt sie ihre Zeit mit Familienausflügen und Flamencotanzen. Olga reiste von Stalnoe auf der ukrainischen Halbinsel Krim nach Berlin. Seit 2009 engagiert sich Olga für das Kooperationsprogramm des Theodor-Heuss-Kollegs Werkstatt bürgerschaftlichen Engagements – Maysternia. Über diese Verbindung und einen Besuch des MitOst-Festivals 2010 in Perm lernte sie MitOst kennen. Für die 24-jährige Ukrainerin ist MitOst vor allem ein riesiges Netzwerk an Freunden und Kollegen zugleich, in dem jeder mit Professionalität und Freude bei der Sache ist. In ihrer Heimat arbeitet sie als Projektmanagerin im Bereich non-formale Bildung und engagiert sich für die Entwicklung neuer Ideen zur Förderung ihrer Heimatregion, der Krim. Olga möchte die Kompetenzen des Vereins im Bereich Mehrsprachigkeit weiterentwickeln und stärken. Schon jetzt trägt sie dazu bei, dass die Vorstandssitzungen von MitOst zweisprachig geführt werden. Die Reiserouten von Eszter sind ganz unterschiedlich. Griesheim, Hamburg, Pécs zählen zu ihren Wohnorten. Sie stammt aus Ungarn, lebt und promoviert in Deutschland. MitOst lernte sie durch das Programm Kulturmanager aus Mittel- und Osteuropa kennen. Seit Oktober 2010 ist sie im Vorstand und war verantwortlich für die Projektarbeit. Von ihrer Kollegin Katarzyna wird sie wegen ihrer guten Ideen und ihres nicht nachlassenden Engagements geschätzt: „Eszter ist eine tolle Kollegin, die die Vorstandstreffen durch ihr fröhliches Auftreten immer zu einer sehr schönen Zeit macht!“ Wenn Eszter sich nicht für MitOst, den ungarischen Verein kultúrAktív oder baukulturelle Bildung engagiert, dann lehrt und lernt sie, schreibt und spielt für ihre anstehende Dissertation über die spielerischen Formen der Kinderbeteiligung in der Stadtplanung.

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Die Vorstandsmitglieder für das Vereinsjahr 2013/14 repräsentieren die bunte Vielfalt von MitOst. Sie kommen aus Deutschland, Polen, Russland, der Ukraine und Ungarn. Sie engagieren sich in den Bereichen Kulturaustausch, aktive Bürgerschaft, Alumniarbeit und Projektförderung. Im Oktober wählten die Mitglieder Christoph Schulz und Eszter Tóth als Vorsitzende. Anja Kretzer und Katarzyna Lorenc wurden in ihren Ämtern bestätigt. Neu in den Vorstand wurden Elena Bobrovskaya und Olga Diatel gewählt. Im Dezember kam der Vorstand zu einem ersten Treffen in Berlin zusammen. Zeit für ein erstes Kennenlernen. Befragt man die Kolleginnen zu Christoph, kommt fast einhellig „unser Quotenmann“ oder „der Hahn im Korb“. Der 33-jährige Politik- und Sozialwissenschaftler wurde das vierte Mal in Folge als Vorstandsvorsitzender bestätigt. Einst Lektor der Robert Bosch Stiftung in Minsk arbeitet der Wahl-Potsdamer heute im Arbeits- und Sozialministerium des Landes Brandenburg. MitOst ist für ihn vor allem ein stets offener Raum zum MitDenken, MitReden, MitGestalten und MitWirken, ein innovatives Labor, ein beachtenswerter Kompetenzträger sowie ein einmaliges Netzwerk. Im aktuellen Vereinsjahr möchte sich Christoph vor allem für die Balance der Interessen und Erwartungen zwischen Mitgliedern, Mitarbeitern der Geschäftsstelle, Förderern und Partnern bei den dynamischen Entwicklungen des Vereins einsetzen. Neben seiner Mitarbeit bei MitOst engagiert er sich für eine Suppenküche und eine „Tafel“, die er vor 17 Jahren mitgründete, und ist zudem in der Sozialdemokratie aktiv. Katarzyna ist seit 2008 Mitglied bei MitOst und engagiert sich dort seit 2012 im Vorstand von MitOst. Sie stammt aus Polen und arbeitet als freiberufliche Projektmanagerin für Kultur- und Kunstprojekte in Berlin. Das Netzwerk von MitOst ist für Katarzyna ein sehr gelungenes Beispiel für Alumniarbeit, bei dem interkulturelle, sprachliche und fachliche Kompetenzen der Mitglieder optimal genutzt werden. Im aktuellen Vereinsjahr möchte sie die Arbeit am Konzept des Alumnibereichs und an damit verbundenen neuen Formaten fortsetzen. Wie man aus verlässlicher Quelle weiß, ist die Wahl-Berlinerin eine echte Kennerin der Stadt, und neben der Alumniarbeit gestaltet sie auch oft das nach einer anstrengenden Vorstandsitzung verdiente Abendprogramm. Für einen ausgeglichenen Haushalt im Verein sorgt Anja als Schatzmeisterin. Nach Stationen als Kulturmanagerin in Klaipėda und später als Projektleiterin beim DeutschRussischen Forum e.V. ist sie nun als freiberufliche Projektund Fördermittelmanagerin tätig, organisiert Konferenzen, begleitet Studienreisen und schreibt Projektanträge. Anja lebt und arbeitet in Berlin. „Auch wenn uns anderen manchmal beinahe der Atem ausgeht, möchte Anja Dinge doch gern zu Ende diskutieren“, beschreibt Carolin Rölle, die ehemalige zweite Vorstandsvorsitzende, eine der Stärken von Anja. Im kommenden Vereinsjahr will Anja weitere Ideen zur Konsolidierung des Vereinsbudgets entwickeln und sich den Themen Fördermitgliedschaften, Fundraising-Konzepte und unternehmerisches Denken bei MitOst widmen.

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3-mal alt + 2-mal neu = der Projektbeirat 2013/14 Marta Gawinek-Dagargulia, Felix Krause, Varsenik Minysan, Ivanna Chupak und stellvertretend für den Vorstand Olga Diatel bilden das fünfköpfige Team des aktuellen Projektbeirats von MitOst. Die drei wiedergewählten und zwei neu gewählten MitOst-Mitglieder betreuen für das Vereinsjahr 2013/14 Projektvorhaben der Mitglieder, prüfen Projektanträge und ihre Finanzierungspläne und standen bereits im Dezember 2013 vor der schwierigen Entscheidung, welche ausgewählten Projekte in die vereinsinterne Förderung für 2014 aufgenommen werden sollen.

Marta stammt aus Polen und lebt seit einigen Jahren mit ihrer Familie in Georgien. Als Alumna des Theodor-HeussKollegs engagiert sie sich für die Förderung bürgerschaftlichen Engagements und Konflikttransformation, sie leitet Seminare und organisiert Veranstaltungen. Die zweifache Mutter ist selbst aktive Projektmanagerin und rät allen Gleichgesinnten: “Be bold and visionary in creating a project idea.” Zuletzt arbeitete sie an dem Projekt Ursus Surprise mit, das die Bewohner des Warschauer Bezirks Ursus durch GPS-Systeme und Methoden des Storytellings und Geocachings animiert, ihren Stadtteil selbst zu entdecken. Als Mitglied des Projektbeirats ist sie für den Bereich Kommunikation verantwortlich. Sie engagiert sich besonders dafür, dass die Projektarbeit im Rahmen von MitOst den Mitgliedern sowie den Alumni internationaler Kooperationsprogramme bezüglich der Sprachenvielfalt und der Flexibilität der Antragstellung zugänglicher gemacht wird. „Es nicht zu kompliziert machen und immer einen Zeitpuffer einplanen, weil sich viele Dinge doch anders entwickeln als geplant“, rät der Fachmann Felix. Der 31-Jährige arbeitet als Angestellter im öffentlichen Dienst in Hannover und ist Wochenendpendler nach Berlin. Dem Projektbeirat gehört er nun bereits zum dritten Mal an; sein Fachgebiet sind alle Fragen rund um das Thema Internet. So stressig und hektisch es bei einem Projekt auch werden kann, seiner Meinung nach sollte es nie an der Zeit für das gesellige Beisammensein am Abend und für den Austausch fehlen. 32

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An einem vertrauten Team und guten Partnern darf es für die aus Armenien stammende Varsenik beim Projektemachen nicht fehlen. Die 27-Jährige studiert und lebt in Madgeburg. Ihr Projektrezept: „Man nehme ein Glas Zeit und Kraft, einen großen Löffel Veränderungswunsch und schütte ein Kilo Engagement dazu. Dann bedarf es eines Kilos verrückter und innovativer Methoden – und zum Schluss darf natürlich der funktionierende Backofen, auch Team genannt, nicht fehlen.“ Dem aktuellen Projektbeirat gehört Varsenik als Projektmanagerin an. „Revolution“ in Kiew, Start ihres Mutterschutzes und der Umzug mit der ganzen Familie nach Ivano-Frankivsk halten Ivanna neben der Arbeit im Projektbeirat gerade auf Trapp. Die 28-Jährige ist Alumna des Theodor-Heuss-Kollegs, für dessen Regionalprogramm Maysternya sie sich seit vielen Jahren engagiert. Nach den MitOst-Stationen Praktikum 2005 in der Berliner Geschäftsstelle, Festivalorganisation 2008 in ihrer Heimatstadt Uzhhorod und 2009–2011 Mitglied im Vorstand gehört Ivanna nun bereits das zweite Jahr dem Projektbeirat als erfahrene Projektmanagerin an.

Du erreichst den Projektbeirat unter projektbeirat@mitost.org


Mitgliederprojekte 2012/2013

Ich mach’ mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt MitOst unterstützt das ehrenamtliche Engagement seiner Mitglieder. Aus eigenen Finanzmitteln fördert MitOst Projekte seiner Mitglieder in den Bereichen Kulturaustausch, Völkerverständigung und Zivilgesellschaft. Mit den drei Ausschreibungen Sprach- und Kulturprojekte, Kleinstprojekte und KlickOst werden die Mitgliederprojekte jährlich mit einer Summe von bis zu 10.000 Euro gefördert. Darüber hinaus schreibt MitOst den Wettbewerb kultur-im-dialog. moe in Kooperation mit der Schering Stiftung aus. Mit insgesamt 9.084 Euro wurden im Vereinsjahr 2012/13 neun Mitgliederprojekte gefördert – sechs Sprach- und Kulturprojekte und drei KlickOst-Projekte. Approaches to Happiness Die multimediale Ausstellung setzte der in Bulgarien „Kultur des Jammerns“ neue Impulse entgegen. Das Projekt entstand in einer Zeit, in der laut eines UN-Berichts von 2012 die Bulgaren zu den unglücklichsten Menschen der Welt zählten. Das Ziel des Artist-in-Residence-Programms war und ist es, zu zeigen, welche Vorstellungen Einheimische und Reisende in Plovdiv von einem glücklichen Leben haben und welche Gestaltungsmöglichkeiten sie sehen. Wo? Plovdiv, Bulgarien Wann? Juni 2013 Projektleitung: Evelyna Kokoranova Kategorie: Sprache und Kultur MitOst-Förderung: 1. 500 Euro

Lieder, Tänze und Geschichten aus Chiva, ... Puppenspiel und Theaterpädagogik spannten einen kulturellen Bogen zwischen Menschen verschiedener Lebenswelten und Kulturräume. Das Projekt ermöglichte die Begegnung eines usbekischen Provinztheaters mit der Bevölkerung der kleinen Orte im Darmstädter und Frankfurter Raum. Beispielsweise mit einem Stück über den usbekischen Till Eulenspiegel, das die Möglichkeit bot, in beiden Kulturen ähnlich ausgeprägte Volksweisheiten zu erkennen und zu verstehen. Wo? Taschkent, Usbekistan Wann? September 2013 Projektleitung: Abduvakhid Suleymanov Kategorie: Sprache und Kultur MitOst-Förderung: 1 .000 Euro

Josefstadt – Reise ins achte Budapester Weltmeer Im Kern der interaktiven und partizipativen Ausstellung stand die Entwicklung einer gemeinsamen, subjektiven Karte des achten Budapester Stadtbezirks. Die Karte lud die Besucher dazu ein, ihre persönlichen Geschichten, Orte und Erlebnisse auf ihr zu dokumentieren. Ergänzt wurde das Programm durch mentale und physische Streifzüge, Diskussionen, performative Übungen, Filmvorführungen und gemeinsames Singen. Wo? Budapest, Ungarn Wann? Januar–April 2013 Projektleitung: Sarah Günter Kategorie: Sprache und Kultur MitOst-Förderung: 1 .610 Euro MitOst-Magazin

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Snow White and the Seven Gender Stereotypes Die Open-Air-Performance des Märchens „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ hatte zum Ziel, den Dialog über Stereotypen anzustoßen und das Bewusstsein dafür, dass von einer Gesellschaft abverlangte Geschlechterrollen und Verhalten nicht zwangsläufig eingehalten werden müssen. Dabei wurden die weiblichen Charaktere zu männlichen und anders herum. Im Anschluss diskutierte das Publikum über das Thema Gleichberechtigung der Geschlechter in Armenien. Wo? Jerewan, Armenien Wann? September 2013 Projektleitung: Aram Simonyan, Diana Chobanyan, Maria Hovhannisyan Kategorie: KlickOst MitOst-Förderung: 286 Euro

„Unter uns“ – Menschen mit Behinderung in Weißrussland Studenten unterschiedlicher Fachrichtungen und Herkunftsländer diskutierten und stärkten das Bewusstsein über die Lebenswirklichkeit von Menschen mit Behinderung in Belarus. Dieser Austausch wurde dabei sowohl auf interdisziplinärer als auch interkultureller Ebene verwirklicht. Zentraler Aspekt der Begegnung: Nicht über, sondern mit Menschen mit Behinderung zu sprechen, um ihre persönliche Sichtweise auf ihr Leben in Belarus in den Mittelpunkt zu rücken. Wo? Baranovichi, Belarus Wann? März 2013 Projektleitung: Stefan Kehl, Johanna Zahn, Alexander Wolf Kategorie: Sprache und Kultur MitOst-Förderung: 1. 500 Euro

Fe*Slam Die bosnisch-herzegowinische Gesellschaft ist nach wie vor stark patriarchal geprägt, und eine große Diskrepanz besteht zwischen öffentlicher und privater Sphäre. Ziel von Fe*Slam war es, dass sich Frauen unterschiedlicher sexueller Orientierung ihrer Stimme bewusst werden. Mit dem Schreiben von Prosa und Poesie und dem Vortragen dieser mithilfe verschiedener Ausdrucksformen, sollten sie eigene Themen setzen und sich neue (öffentliche) Räume erschließen. Wo? Sarajevo, Bosnien und Herzegowina Wann? 11.–14. Januar, 9.–10. Februar 2013 Projektleitung: Dorothee Baumann, Lamija Topcagic Kategorie: Sprache und Kultur MitOst-Förderung: 492 Euro

Baku Street Theatre Theater, und im Besonderen Straßentheater, ist in Aserbaidschan eine unpopuläre Kunstform. Zwei Theateraufführungen im ländlichen Raum und eine im Zentrum der Hauptstadt Baku luden Zuschauer ein, Straßentheater mit Musik, Tanz und Pantomime kennenzulernen. Inhaltlich beschäftigten sich die Performances mit gesellschaftsrelevanten Themen. Die anschließenden Publikumsgespräche regten dazu an, das eigene Theaterverhalten zu hinterfragen. Wo? Baku, Aserbaidschan Wann? Mai–August 2013 Projektleitung: Zarif Bakirova, Ellada Abbasova, Aygul Salehova, Melek Usubova Kategorie: Sprache und Kultur MitOst-Förderung: 1. 600 Euro

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Body Che Künstler, Aktivisten und die Bewohner von Cherkassy erarbeiteten gemeinsam einen neuen Blick auf ihre Lebenswelt, die Stadt. Sie suchten Antworten ,darauf, inwiefern Bewohner und Stadt sich gegenseitig beeinflussen, welche Energien in der Stadt herrschen und wie die Stadt Kultur und Lebensentwürfe formt. Durch Street-Art analysierten die Teilnehmer das Potenzial des städtischen Raums und erneuerten sein Selbstverständnis am Beispiel von Cherkassy. Wo? Cherkassy, Ukraine Wann? 1.–4. August 2013 Projektleitung: Anna Mygal Kategorie: Klick-Ost MitOst-Förderung: 600 Euro

KORDONek Das Sticken als traditionelle Volkskunst verbindet man nicht auf den ersten Blick mit den großen Fragen zum Grenzverlauf zwischen Ländern, Menschen und Kulturen. KORDONek dokumentiert, wie sich Stickmuster zwischen zwei Ländern und zwei Kulturen bewegen. Kann die Musterstickerei die polnischukrainische Grenze überqueren, unabhängig von politischen und historischen Ereignissen? Auf dem Blog www.kordonek.eu sind Forschungsergebnisse und Reiseberichte nachzulesen. Wo? Polnisch-ukrainisches Grenzgebiet Wann? August 2013 Projektleitung: Anna Mygal Kategorie: KlickOst MitOst-Förderung: 514 Euro

Neues Museum für Bienen Die Künstlergruppe finger gründete im Sommer 2013 das Neue Museum für Bienen in Budapest. „Für Bienen“ wurde dabei wörtlich genommen. So waren sämtliche Ausstellungsräume des Museums für den Besuch von und die Nutzung durch Bienen ausgelegt. Neben der Möglichkeit die fleißigen Insekten zu beobachten, schaffte das Museum einen Überblick über die lange Tradition von Bienen als Vorbild für gesellschaftsgestaltende Prozesse. Wo? Budapest, Ungarn Wann? Juni–September 2013 Projektleitung: Katalin Erdödi Kategorie: kultur-im-dialog.moe Fördersumme: 12. 000 Euro

Wohin – Nereye

Wohin – Nereye ist die theatrale Suche nach den Auswirkungen der städtischen Verdrängungsprozesse im multikulturellen Istanbuler Stadtteil Fener-Balat. Im Rahmen von Zeitzeugenwerkstätten wurden Interviews zu den Erfahrungen von Einwanderung, Auswanderung und Rückwanderung geführt. Aus dem Material entstand ein Theaterparcours. Durch die aktuelle Situation in Istanbul verschiebt sich die Uraufführung. Sie wird im März im Rahmen eines türkischen Theaterfestivals stattfinden. Wo? Istanbul, Türkei Wann? Voraussichtlich März 2014 Projektleitung: Cagla Ilk, Paulina Papenfuß, Urszula Wozniak Kategorie: kultur-im-dialog.moe Fördersumme: 6. 000 Euro Die Projekte Wohin – Nereye und Neues Museum für Bienen in Budapest sind die Gewinner des Wettbewerbs kultur-imdialog.moe 2013 – ein Wettbewerb der Schering Stiftung und des MitOst e.V. . MitOst-Magazin

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Sitting on a shelf is boring – Djangos fahrende Flickwerksatt Für alle, die an schräge Vögel glauben. Für alle, die wissen wollen, woher die Dinge kommen. Für alle, die bezweifeln, dass die Flügel, die man fühlt, das eigene Gewicht schon tragen können. Von Dorothea Ahlemeyer Im August 2012 reisen Vanessa Puschmann, Dorothea Ahlemeyer und Efi Kontogeorgou in einem VW-Bus Richtung Osten. Angestiftet werden sie von Django, einem Stofftier aus Stoffresten. Auf ihrer Reise durch Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Bosnien und Herzegowina und Kroatien spüren sie gemeinsam dem Zauber des Alltäglichen und der Fantasie nach. Unterwegs wird genäht, geschrieben und fotografiert. Gemeinsam mit den Menschen vor Ort fügen sie alte Stoffe neu zusammen und verweben die Geschichten verschiedener Menschen und Regionen miteinander. Menschen, Dinge und Orte erzählen ihre Geschichten, geben etwas von sich ab und werden dadurch Teil eines Ganzen. Auf der Reise entstehen acht Gefährten, die Django helfen, seine Mission zu erfüllen: ein Loblied zu singen auf die einfachen Dinge, die sich durch Aufmerksamkeit zu etwas Magischem entwickeln können, auf Weggeworfenes und Vergessenes, auf Kleines, das zu Großem wird, auf den Schmetterlingsflügel, der im anderen Teil der Welt einen Orkan auslöst. Auf der Reise entstand ein Buch: ein Reisebericht von Dorothea, Vanessa und Efi – und als Pendant dazu erzählt auch Django seine Geschichte. Neben den vielen fantastischen Stoffgestalten, gefahrenen Kilometern und Ländergrenzen, schönen Erinnerungen an helfende Hände, Gelächter und dicke Tränen sind den Reisenden einige Erkenntnisse im Gedächtnis geblieben. Fremde Menschen sind fantastischen Anliegen gegenüber erstaunlich offen und generell viel freundlicher und hilfsbereiter, als man glaubt. „Was haben wir nicht alles geschenkt bekommen! Eine Schweizer Familie schnitt sich in Pécs spontan für uns die Knöpfe von der Jacke. Ein Nepalese schenkte uns in Budweis einen Buddha. Unser Gastgeber in Mostar überließ uns ein Portemonnaie samt altem jugoslawischem Geld, das ihm viel bedeutete. Viele MitOstler haben uns zu sich nach Hause eingeladen. Und je mehr Stofftiere es wurden, mit denen wir durch die Straßen zogen, desto größer wurde das Interesse unsere Geschichte zu hören und selbst zu erzählen.“ Kilometer sind nicht das Maß, mit dem sich Erfahrung messen lässt. „Ursprünglich hatten wir vor, von Deutschland über Kroatien, Albanien, Mazedonien und Griechenland bis nach Ruse

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in Bulgarien zu fahren: 5.000 Kilometer in vier Wochen. Doch Bogdan, der VW-Bus, hat dem Plan dankenswerter Weise einen Strich durch die Rechnung gemacht. In Kroatien ist ihm die Kupplung durchgebrannt, und wir saßen zehn Tage lang in dem kleinen Küstendorf Grgurići fest. Dort haben wir wider Erwarten unsere größten Abenteuer erlebt und die wertvollsten Geschenke bekommen. Man hat uns unglaublich herzlich aufgenommen, tagelang haben wir mit unserer Gastgeberin Baba Janje zusammen auf der Veranda gesessen, und immer wieder kam jemand vorbei und brachte uns neue Stoffe und Geschichten. Viele davon handelten vom Krieg. In den Hotelanlagen von Grgurići, in denen heute ununterbrochen Abba läuft, hausten vor zwanzig Jahren Soldaten. Eines Nachts zerstörten sie das Dorf fast vollständig. Baba Janje konnte in dieser Nacht nur ein paar Goldbarren und einen kleinen goldenen Engel aus ihrem brennenden Haus retten. Den Engel hat sie uns am Ende unseres Besuchs geschenkt. Aus ihm ist eine der Puppen geworden, die uns seither begleitet.“ Spielen macht Spaß – wer das vergessen hat, ziehe mit einer Horde sprechender Stofftiere durch Leipzig! „In Leipzig haben wir nach vier Wochen Projekttour und 700 Kilometern Tagesreise unseren letzten gemeinsamen Abend verbracht. Zur Abschlussfeier sind wir noch einmal mit allen Puppen durch die Straßen gezogen – und die Leipziger haben uns tanzen lassen. Das hat uns so gut gefallen, dass wir zum MitOst-Festival in Leipzig ein Revival gefeiert haben: Im Rahmen eines Alumniprojekts fand sich eine Band zusammen, die unsere Abenteuer vertonte und sie auf die Bühne des Neuen Schauspiel Leipzigs brachte. Wir danken MitOst sehr für die Unterstützung bei all diesen Aktionen und sind gespannt, welches Abenteuer als nächstes auf uns wartet!“

Djangos Geschichte und alle Reiseerkenntnisse finden sich auf der Homepage djangosjourney.de und in Djangos fahrende Flickwerkstatt – ein Buch für alle, die an schräge Vögel glauben.


Das MitOstMagazin nach Deinem Geschmack!? MitTexten erlaubt! Wir sind immer auf der Suche nach frischen Texten, interessanten Geschichten, aufregenden Projekten und engagierten Redakteuren und freuen uns 端ber euer Feedback und Anregungen!

Kontakt: magazin@mitost.org Du bist noch kein Mitglied? Informier dich unter www.mitost.org/mitglieder/mitglied-werden und werde Teil eines internationalen Netzwerks engagierter Menschen, die sich f端r kulturelle Vielfalt und eine lebendige Zivilgesellschaft einsetzen.


MitReise – 13 Tage Georgien Unter dem Motto „Stadterneuerung – eine neue Seele für das alte Tiflis“ ging die MitReise 2013 in die Hauptstadt Georgiens. Das Stadtbild ist geprägt von Bauruinen vergangener Spekulationen, vom städtischen Selbstdarstellungsbedürfnis und dem Bestreben der Zivilgesellschaft, eine behutsame Stadterneuerung durchzusetzen. Die Reisenden erkundeten die Stadt und erlebten ein Tiflis abseits der klassischen Touri-Orte. Von Henrieke Moll

HenriekeMoll @mitreise2013 13 Jul. Willkommen in #Tiflis und im 3. Stock einer ehemaligen sowjetischen Textilfabrik – unserem Hostel. #sowjetcharme HenriekeMoll @mitreise2013 13 Jul. Wir lernen uns kennen und genießen ein georgisches Abendessen. #esschmecktvorzüglich HenriekeMoll @mitreise2013 14 Jul. Wir verschwinden tief unter #Tiflis. Eine Fahrt mit der Metro in die Altstadt. Tiefe Einblicke in umstrittene Modernisierungsarbeiten der Stadt. HenriekeMoll @mitreise2013 15 Jul. Zu Gast im #Kaukasischen Haus. Gespräche über Konflikte innerhalb der Kaukasusregion. HenriekeMoll @mitreise2013 15 Jul. Wiedersehensfreude! Treffen mit #THK-Alumni und den Koordinatorinnen von #JointCivicEducation in Tiflis. HenriekeMoll @mitreise2013 15 Jul. Das traditionelle #Georgien lernen wir beim #FolkloreFestival kennen. #Kultur HenriekeMoll @mitreise2013 16 Jul. Fahrt in die ehemalige Hauptstadt #Mzcheta und nach #Gori. HenriekeMoll @mitreise2013 16 Jul. Besuch im #Stalinmuseum in #Gori. #Diskussion mit der Museumsdirektorin über Stalin und die Diktatur. #Kontroverse HenriekeMoll @mitreise2013 17 Jul. Einblick ins zivilgesellschaftliche und ökologische Georgien: Die #Heinrich-Böll-Stiftung, das #HumanRightsHouseTbilisi und die Organisation #GreenAlternative heißen uns willkommen. HenriekeMoll @mitreise2013 18 Jul. #Kunst, #Kultur und #Literatur – Streifzug durch die klassische und moderne Museen- und Galerienlandschaft von #Tiflis.

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HenriekeMoll @mitreise2013 18 Jul. Wir sehen Wandgestaltung im 'Haus von Arshakuni', der heutigen Kunsthochschule der Stadt. #Qajar art style #Geheimzimmer HenriekeMoll @mitreise2013 18 Jul. Abschiedsbier. Unsere Gruppe schrumpft, nicht alle kommen mit auf die Wanderung. #eswarschönmiteuch #guteHeimreise HenriekeMoll @mitreise2013 18 Jul. Auf nach #Khevsureti. #Vollbepackt mit Zelten, Schlafsäcken und Essen geht es los. Die Zeltgemeinschaften finden sich. HenriekeMoll @mitreise2013 21 Jul. Auf unserem Weg treffen wir Schafhirten, tauschen gezuckerte Milch gegen selbst gemachten Schafskäse. HenriekeMoll @mitreise2013 22 Jul. Besteigen den Pass. Die Sonne scheint, zum Glück. Warum machen wir das? #laufen #laufen #laufen HenriekeMoll @mitreise2013 22 Jul. Pass erklommen. WOW. Was für eine Aussicht. #atemberaubend #eshatsichgelohnt HenriekeMoll @mitreise2013 23 Jul. Regen. Die Tage zählen wir nicht mehr. Es gilt nur noch vor und nach dem Regen. #nass HenriekeMoll @mitreise2013 23 Jul. #überallwasser – Wanderung wird von übergetretenen Flussufern gleich mitgerissen. HenriekeMoll @mitreise2013 23 Jul. #landunter #wirwatendurchdenFluss – Wir können nicht an ihm entlang, nicht unter ihm durch, nicht über ihn drüber, wir müssen mitten hindurch. HenriekeMoll @mitreise2013 24 Jul. Ein Teil des „weißen Goldes“, auch Toilettenpapier genannt, bleibt bis zum Schluss trocken. #Danke #kleineDingewerdengroß HenriekeMoll @mitreise2013 25 Jul. Zurück in der Zivilisation. Adé, du wilde Natur mit saftigen Wiesen, Schluchten und Bergkämmen. #heimwärts HenriekeMoll @mitreise2013 26 Jul. Lust auf mehr! Mehr MitWandern, MitEntdecken, MitErleben. #MitReisen Mehr Informationen unter www.mitost.org/mitglieder/mitreisen

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Impressum MitOst-Magazin #26 / Frühjahr 2014 Herausgeber: MitOst e.V. – Verein für Sprach- und Kulturaustausch In Mittel, Ost- und Südosteuropa. Verantwortlich: Christoph Schulz, Vorstandsvorsitzender MitOst e.V. Alt-Moabit 90, 10559 Berlin Redaktion: Anne-Kathrin Topp, Laura Werling Lektorat: Karen Am Ende Gestaltung: Maxim Neroda Auflage: 2000 St.

Bildnachweis: Cover Xavier Ribas: „Sundays“ (Barcelona picture 19941997; Fotografie), Seite 4, 5, 6 Julian Gutmann, Rufat Shamsiyev, Uta Protzmann Seite 8, 9, Acka 27, Aktron / Wikimedia Commons, Elisa Satjukow, Laura Werling Seite 11 Felipe Morozini; Seite 14, 15 Pál Péter Seprűs Seite 20, 21, Photo and design by Hamdy Reda, Calligraphy by Sameh Ismail, Designs commissioned by Culture Resource, Cultural Policy Program Campaign: Cultural Policy for All Egyptians Seite 23 Maria Shamaeva; Seite 24 Laura Werling Seite 26 Levan Kherkeulidze; Seite 36 Efi Konotgeorgou Seite 38, 39 Henrieke Moll, Nina Salomon, Tobias Till Geschäftstelle MitOst e.V. Alt-Moabit 90, 10559 Berlin Tel.: +49 (0) 30 315174-70 Fax: +49 (0) 30 315174-71 geschaeftsstelle@mitost.org www.mitost.org facebook.com/mitost Interesse an der Förderung von Grassroot-Projekten? Bewirb dich als MitOst-Mitglied mit deiner eigenen Projektidee. Keine Zeit? Dann hilf mit deiner Spende Projekte zu fördern. http://bit.ly/MitOstSpende


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