15 Jahre Alumniarbeit bei MitOst

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15 Jahre Alumniarbeit Vorwort 1


Editorial

Impressum Herausgeber: MitOst e.V. – Verein für Sprach- und Kulturaustausch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa Verantwortlich: Christoph Schulz Vorstandsvorsitzender MitOst e.V.

Gehen oder bleiben? Manchmal ist diese Frage entschieden, bevor sie sich stellt. Weil man sich – im besten Sinne – gebunden fühlt. In diesem Magazin kommen Menschen zu Wort, die nach ihrer Zeit als Stipendiaten der Robert Bosch Stiftung geblieben sind – im Netzwerk der Bosch-Alumni und im Kosmos von MitOst. Ursprünglich bezeichnete der aus dem Lateinischen kommende Begriff „Alumnus“ einen „Zögling“, heute versteht man unter „Alumni“ Absolventen von Hochschulen oder Stipendienprogrammen. Bei MitOst entwickeln Alumni gemeinsam Ideen, drehen Filme, schreiben Stadtführer für Kinder oder diskutieren wie beim BoschAlumniForum mit Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft. Sie begleiten als Mentoren Stipendiaten, denken sich Projekte aus, die zu preisgekrönten Programmen werden, oder finden über MitOst die Liebe ihres Lebens. Von all dem und mehr erzählen auf den folgenden Seiten Menschen, die bleiben. Carmen Eller, Bosch-Lektorin in Cluj-Napoca von 2002 bis 2004 Vorworte „Kreativität, Visionen und Mut“ Prof. Dr. Joachim Rogall

In den Texten werden bei Personengruppen nicht immer sowohl die männlichen als auch die weiblichen Formen verwendet. Gemeint sind aber jeweils Männer und Frauen.

Alles Alumni!

Begeisterung made in Balkan Vom Projekt zum Programm

Seite 22 Seite 24

Stadtgespräch Erinnerungen an ein Alumnitreffen in Pécs

Seite 26

„Pizza, Bier und neun Lektoren“

Seite 6

Schwarze Zahlen Kleine Statistik der Alumniarbeit

Foren, Festivals und Freunde von MitOst

Seite 9

Wir sind das Netzwerk!

Botschafter meets Bosch-Alumni

Die acht Alumnigruppen bei MitOst stellen sich vor

Wie das BoschAlumniForum entstand

Theodor-Heuss-Kolleg Kulturmanager aus Mittel- und Osteuropa Robert Bosch Kulturmanager in Mittel- und Osteuropa Völkerverständigung macht Schule Deutschlehrerkolleg

MitOst-Editionen 25 ISBN 978-3-9812411-6-7

Seite 20

Paar für ein Jahr

Lektorenprogramm der Robert Bosch Stiftung

Diese Publikation wurde gefördert durch die

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Stefanie Trambow und Maxim Stepanow erzählen

Mentoren und Mentees im Interview

Interview mit dem Alumnibeauftragten Tino Rasche

Auflage: 1.500 Exemplare Druck: LASERLINE 2011

ZwischenWelten – ein Film, zwei Perspektiven

Seite 2

Internationale Vernetzung und ehrenamtliches Engagement Christoph Schulz

Konzept und Redaktion: Carmen Eller Mitarbeit: Tino Rasche, Carolin Rölle, Christoph Schulz, Julia Ucsnay, Ulrike Würz Gestaltung: Heike Reinsch und Anna Weis Korrektorat: Kathrin Kurz Foto auf dem Cover: Václav Mílek

Projekte und Programme

Tutoren/Studenten Service International (SSI) Europainstitut Klaus Mehnert

Seite 10 Seite 11 Seite 12 Seite 13 Seite 14 Seite 15 Seite 16 Seite 17

Seite 29

Alumni auf Achse Das MitOst-Festival – eine Zeitreise in Bildern

Seite 30

Wer bin ich? Wie ein Stipendium das Berufsleben prägt

Seite 34

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Für die Robert Bosch Stiftung ist das schöne Jubiläum der Alumniarbeit von MitOst insofern ein besonderes, als die Alumniarbeit der Stiftung verantwortlich für die MitOst-Gründung war. Eine meiner ersten Amtshandlungen als neuer Referent der Robert Bosch Stiftung war 1996, für das von meinem Vorgänger übernommene damalige Tutorenprogramm, das bereits drei erfolgreiche Jahre hinter sich hatte, ein Alumnitreffen anzusetzen, um die damit von uns bisher geförderten Personen kennenzulernen und mit ihnen über die Weiterentwicklung des Programms zu diskutieren. Denn deren Auswahl und Betreuung war vorher von Günter Gerstberger als „Vater“ und Sabine Krüger als „Mutter“ des Programms wahrgenommen worden. Tatsächlich war mit den Alumni eine in jeder Hinsicht kritische Masse vorhanden, die der Stiftung wertvolle Hinweise zur Verbesserung und Weiterentwicklung des Programms gab. Ein ganz praktisches Ergebnis war zum Beispiel die Umbenennung in „Lektorenprogramm“, denn unter „Tutor“ versteht man im akademischen Bereich eine Hilfskraft, während die Tätigkeit in Wahrheit der eines Lektors entsprach. Ein noch viel wichtigeres Ergebnis des Treffens aber war die „Nachlese“, als sich ein Kreis von Alumni und die Programmleitung bei Markus Hipp in Melchingen trafen, um die Anregung der Stiftung zur Gründung einer Alumniorganisation zu besprechen. Nach langer, intensiver Sitzung bis zum frühen Morgen waren dann der Name MitOst und die künftige Programmatik der Vereinstätigkeit geboren. Dabei wurde zwar der Grundsatz festgelegt, dass es kein reiner Robert Bosch StiftungAlumniverein werden sollte, aber natürlich war diese Gruppe der harte Kern und von ihr wurden die Weichen für die Zukunft gestellt. Für die Robert Bosch Stiftung war MitOst zu keiner Zeit die alleinige Alumniorganisation und die Öffnung für andere Herkunftsgruppen wurde ausdrücklich positiv gesehen. Wie sich zeigte, wurde MitOst aber attraktiv nicht nur für die ehemaligen Lektoren, sondern auch für viele andere Stiftungsprogramme. 2

Internationale Vernetzung und ehrenamtliches Engagement

15 Jahre Alumniarbeit bei MitOst

Die weitere Entwicklung des Vereins und seine Emanzipation fanden stets mit tätiger, nicht nur moralischer Unterstützung der Stiftung statt. In die internen Diskussionen hat sich die Stiftung dabei nie eingemischt, sondern ihr Vertrauen in die Kompetenz und Weitsicht seiner Mitglieder und des Vorstandes gesetzt, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Es war durchaus verständlich, dass manche Mitglieder sich zeitweise Sorgen über eine vielleicht zu große Abhängigkeit des Vereins von der Stiftung machten. Auch in der Stiftung gab es anfangs Bedenken, ob MitOst überhaupt ohne die ständige Unterstützung der Stiftung überlebensfähig wäre. Wir waren aber am Ende immer vom Potenzial und der Entwicklung des Vereins so überzeugt, dass wir sicher waren, MitOst könne auch andere von seiner Attraktivität überzeugen. Und wie sich zeigte, lagen wir damit richtig. Die Stärke von MitOst liegt unter anderem darin, die Herausforderungen, die mit großem Wachstum und einer Professionalisierung der Arbeit einhergehen, immer wieder aufs Neue mit Kreativität, Realitätssinn, aber auch Visionen und Mut gemeistert zu haben. Gemäß der amerikanischen Devise „The only easy day was yesterday“ wird das auch eine Daueraufgabe und Herausforderung bleiben. MitOst kann sich dabei darauf verlassen, dass die Robert Bosch Stiftung auch weiterhin ein verlässlicher Partner bleibt, der mindestens ebenso viel von dieser Partnerschaft profitiert, wie er in sie investiert. In diesem Sinne freuen wir uns in der Robert Bosch Stiftung auf die nächsten spannenden und erfolgreichen 15 Jahre Zusammenarbeit mit MitOst. Prof. Dr. Joachim Rogall Bereichsdirektor Völkerverständigung Mitteleuropa, Südosteuropa, GUS, China der Robert Bosch Stiftung GmbH

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„Kreativität, Visionen und Mut“

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MitOst wurde am 1. Dezember 1996 von neun ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten des Lektorenprogramms der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart gegründet. Sie hatten einige Jahre in Mittel- oder Osteuropa gelebt, durch die Arbeit an Hochschulen Erfahrungen und Eindrücke gesammelt und neue Impulse für die Zeit nach ihrer Rückkehr erhalten. Um den Kontakt zu ihren Gastländern nicht zu verlieren und den Austausch mit dem Osten aktiv zu gestalten, wurde MitOst ins Leben gerufen. 15 Jahre nach seiner Gründung ist der Verein heute ein offenes Netzwerk für insgesamt mehr als 3.000 Alumni aus acht verschiedenen Programmen der Robert Bosch Stiftung in circa 40 Ländern. MitOst ist zugleich ein Anlaufpunkt für Menschen, die sich für Kulturaustausch und bürgerschaftliche Bildung und Partizipation, besonders in den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas, begeistern und einsetzen. MitOst bietet ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten, unabhängig von einer Mitgliedschaft im Verein, ein Forum für gemeinsamen Erfahrungs- und Wissensaustausch. Die Alumni mit ihren unterschiedlichen fachlichen und regionalen Kompetenzen werden wiederum als Experten für die Projektentwicklung und -arbeit des Vereins im In- und Ausland eingebunden. MitOst bietet außerdem ein Netzwerk, das die Alumni bei der Berufsorientierung, der Weiterqualifizierung und der Jobsuche unterstützt. Mit einem Budget, das die Robert Bosch Stiftung jährlich zur Verfügung stellt, hat jede Alumna und jeder Alumnus zudem die Möglichkeit, ein eigenes Projekt, ein regionales Treffen oder eine Fortbildung zu organisieren. Die Alumnigruppen bei MitOst organisieren sich selbst und wählen dazu jedes Jahr eine ehrenamtliche Vertretung, die sich für ihre Interessen und Bedürfnisse einsetzt. Die Geschäftsstelle und der Vorstand unterstützen die Aktiven bei der Selbstorganisation, Kommunikation, Projektarbeit und Mittelverwaltung.

In den vergangenen 15 Jahren hat sich MitOst von einem Alumniprojekt zu einem offenen Netzwerk von Alumnigruppen mit regionalem Fokus auf Mittel-, Ost- und Südosteuropa sowie Zentralasien und dem Südkaukasus entwickelt. Dadurch hat sich der Verein auch als professioneller Akteur für Alumniarbeit etabliert. In den kommenden Jahren werden weitere Gruppen aus anderen Programmen, Stiftungen und Institutionen die Kompetenzen und Erfahrungen von MitOst nutzen wollen und das bestehende Netzwerk ausweiten. Mit differenzierten und regionalen Angeboten wird der Verein auf die Altersstruktur, die Herkunft, die Sprachenvielfalt, die Interessen und Tätigkeitsfelder der neuen und alten Alumni reagieren und zugleich den eigenen Horizont erweitern. Die Alumniarbeit bei MitOst wird nur ermöglicht durch das Vertrauen der Robert Bosch Stiftung in die Kompetenzen, Potenziale und Ideen der Mitglieder, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Vereins. Für dieses Vertrauen, für die gute Zusammenarbeit und für die langjährige finanzielle Unterstützung gilt der Stiftung unser herzlicher Dank. Nicht zuletzt gilt der Dank auch allen aktiven Alumni, die sich bei MitOst mit Ideen, Ausdauer und Leidenschaft engagieren. Christoph Schulz, M.A. Vorstandsvorsitzender MitOst e.V. Bosch-Lektor in Minsk von 2006 bis 2008

Kontakt: vorstand@mitost.org

Vorwort 3


Foto: SAEK

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Alles Alumni! Vorwort 5


„Pizza, Bier und neun Lektoren“ Vor 15 Jahren war MitOst eine Stammtischidee – heute ist der Verein Ansprechpartner für mehr als 3.000 ehemalige Stipendiaten. Einer von ihnen ist der Alumnibeauftragte Tino Rasche. Ein Gespräch mit dem Vorstandsmitglied über Ideenreichtum, Tombola-Gewinne und den Traum vom Alumnomaten Alumnus in Aktion: Tino Rasche klebt Plakate beim MitOst-Festival in Uschhorod

Was hast du selbst als engagierter Alumnus gelernt? Argumentieren und verhandeln. Ich habe auch gelernt, Konzepte zu schreiben und den Menschen Zusammenhänge nahezubringen. Ich bin quasi Botschafter der Alumniarbeit. Was waren in den letzten 15 Jahren die größten Veränderungen? Vor 15 Jahren ist MitOst gegründet worden von ehemaligen Bosch-Lektoren, die sich im Kultur- und Sprachaustausch mit Mittel- und Osteuropa engagieren wollten. Zugleich wurde MitOst auch der Alumniverein für diese Stipendiatengruppe. Aus der Alumniorganisation eines Programms ist dann die Aufgabe entstanden, insgesamt acht Alumnigruppen zu koordinieren. Das war der größte Schritt. Inzwischen denken wir darüber nach, auch Menschen zu betreuen, die keine Bosch-Alumni sind. Auch gesellschaftlich hat sich vieles getan. Stichwort Facebook. Wie läuft die Alumniarbeit 2.0? Wir nutzen die neuen Medien noch zu wenig. Wir müssen digitaler werden, das wird die Welt um uns auch. Ich glaube aber, wir können es uns erlauben, ein bisschen nostalgisch zu sein. Ein Beispiel: Wenn ich entscheiden müsste, ob wir 20.000 6

Euro dafür investieren, ein virtuelles Netzwerk zu entwickeln, oder dafür, dass sich Menschen treffen können, dann würde ich Letzteres wählen – auch, wenn dann vielleicht nur 20 statt 200 Menschen beteiligt sind. Warum? Jedes Mal, wenn MitOstler aufeinandertreffen, entstehen Ideen. Manchmal werden daraus Programme der Robert Bosch Stiftung. So war das etwa beim Theodor-Heuss-Kolleg. Selbst MitOst ist so entstanden. Eine Pizza, Bier und neun Lektoren, die gesagt haben: Wir gründen jetzt einen Verein. 15 Jahre später haben wir eine eigene Geschäftsstelle, betreuen zwei Stiftungsprogramme, führen Kooperationsprojekte durch und verwalten dadurch einen Haushalt von mehreren Millionen Euro.

Also: Was muss sich verändern? Wir müssen Formate finden bei MitOst, an denen Menschen teilnehmen wollen. Das können Weiterbildungen sein, Mentoring-Angebote oder Diskussionsforen. Projektarbeit spricht nicht

alle an. Wir müssen uns breiter aufstellen, weil auch unsere Alumni vielfältiger werden.

gieren. Diese Möglichkeit bietet ihnen MitOst mit Unterstützung der Robert Bosch Stiftung.

Wie hat es dich selbst zu MitOst verschlagen? Ich war Kollegiat im Theodor-Heuss-Kolleg und bin darüber zu MitOst gekommen. Eigentlich ging es los bei meinem Freiwilligendienst in der Ukraine. Dort habe ich an einer Fortbildung teilgenommen, die von der Robert Bosch Stiftung gefördert wurde. Ich war erst Alumnivertreter des Theodor-Heuss-Kollegs und bin dann in den Vorstand gewechselt. Dort habe ich mir Gedanken gemacht über das Zusammenspiel von Alumni- und Vereinsarbeit. Dabei ist mir bei einer der Planungskonferenzen der Alumnomat eingefallen.

Alumni, etwa aus dem russischen Regionalprogramm des Theodor-Heuss-Kollegs, sprechen oft kein Deutsch. Wie geht ihr damit um? Ganz pragmatisch: Die Alumnivertreter beherrschen diese Sprachen. Ich spreche zum Beispiel Deutsch, Englisch und Russisch. Schwieriger wird es bei anderen Sprachen. Da haben wir noch keinen Weg gefunden. Es gibt aber eine erste Idee: regionale Gruppen. In Uschhorod und Tbilisi entstehen zurzeit regionale MitOst-Standbeine außerhalb von Deutschland, die in Zukunft Mittler sein werden zwischen den nicht deutschsprachigen Alumni und MitOst. Wir haben auch damit angefangen, wichtige Informationen von MitOst ins Englische oder Russische zu übersetzen, und man kann Projektanträge in diesen Sprachen stellen.

Was ist das denn? Den gibt es so gar nicht, das ist eine Idealvorstellung. Man hat Stipendiaten aus irgendwelchen Programmen, diese werden Alumni, vernetzen sich weiter und bleiben aktiv. Sie machen Projekte über MitOst in ihrer Umgebung oder entwickeln neue Programme. Solche sind ja tatsächlich aus der Alumniarbeit entstanden. Und wenn diese Programme bei MitOst angedockt sind, bringen sie wieder neue Alumni hervor. Dann geht der ganze Kreislauf von vorn los und so werden es immer mehr.

Was sollte MitOst in puncto Alumniarbeit in den nächsten 15 Jahren beibehalten? Die Treffen und die Möglichkeit für Alumni, kleine, feine Projekte zu machen. Wir sollten auch am Festival festhalten, dem Höhepunkt des Vereinsjahres, und verhindern, dass es eine Low-Budget-Veranstaltung wird – in dem Sinne, dass parallel zur Mitgliederversammlung nicht viel Kultur stattfindet. Denn von solchen Sachen lebt das Netzwerk. Wichtig sind auch Arbeitstreffen, die es im Verein schon länger gibt, die aber bei der Alumniarbeit gerade erst angefangen haben. Da holt man alle, die etwas mit diesem Thema zu tun haben, an einen Tisch und spricht Klartext. Fotos: Carmen Eller, privat

Tino, als Alumnibeauftragter im Vorstand bist du für über 3.000 Menschen Ansprechpartner. Wie schafft man das? Ich koordiniere unsere acht Alumnigruppen und ja, theoretisch bin ich für alle zuständig. Praktisch gibt es für kleinere Anfragen in jeder Gruppe einen Alumnivertreter oder eine Alumnivertreterin. Zu meinen Aufgaben gehört aber selbst die Betreuung einzelner Leute, die nicht wissen, wie sie mit einem Wechselkurs umgehen sollen.

2011 sind aber auch Programme ausgelaufen: die internationalen Seminare des Theodor-Heuss-Kollegs oder „Völkerverständigung macht Schule“. Ist das nicht traurig für ein Jubiläumsjahr? Eher im Gegenteil. Denn mit der Einstellung der Programme tritt MitOst viel stärker in den Vordergrund. Gerade bei „Völkerverständigung macht Schule“ sieht man das. Da suchen die Alumni jetzt nach einer Möglichkeit, sich weiter zu treffen und zu enga-

Ein Schlusswort bitte: Mit welchen Argumenten überzeugst du Alumni, von passiven Mitgliedern zu aktiven MitOstlern zu werden? Bei MitOst findet ihr Ideen – und interessante Menschen, die aus allen möglichen Bereichen kommen. Man lernt über MitOst, Projekte zu machen, erwirbt gefragte Soft Skills und kommt an Orte, an denen man vorher nie war. Und wenn man Glück hat, gewinnt man bei der Tombola auf dem Festival kuriose historische Sachen – etwa ein sozialistisches Banner. Den Spaß, den man in den Stiftungsprogrammen hatte – beim Entwickeln von Ideen und Projekten – kann man bei uns weiter ausleben. Das Gespräch führte Carmen Eller Kontakt: alumni@mitost.org Alles Alumni! 7


Schwarze Zahlen In Worte lässt sich kaum fassen, was bei MitOst in 15 Jahren Alumniarbeit so passiert ist – in Zahlen schon

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MitOst betreut

Alumni des Lektorenprogramms der Robert Bosch Stiftung gründeten 1996 den Verein MitOst

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3123 95

Insgesamt Projekte haben die Alumni seit der Gründung des Vereins durchgeführt

In Gruppen organisieren sich die Alumni bei MitOst

Foto: Kiên Hoàng Lê (linke Seite)

Aktuell hat MitOst

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Alumni

1228

Mitglieder

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Seit der Vereinsgründung haben MitOst-Magazine über Alumniarbeit berichtet

Alles Alumni! 9


Wir sind das Netzwerk!

Lektorenprogramm der Robert Bosch Stiftung

Pläne, Projekte und die eine oder andere Party – die acht Alumnigruppen von MitOst stellen sich vor

Wer sind wir? Wir sind knapp 850 ehemalige Lektorinnen und Lektoren, inklusive der Tandemlektoren, die aus den 18 Jahrgängen des Lektorenprogramms der Robert Bosch Stiftung hervorgegangen sind.

Theodor-Heuss-Kolleg Wer sind wir? Wir sind mit über eineinhalbtausend Menschen aus vielen Ländern die größte Alumnigruppe. Über unser Netzwerk organisieren wir Projekte und Fortbildungen und tauschen uns über das Theodor-Heuss-Kolleg hinaus aus. Wir treffen alte Freunde, schließen neue Bekanntschaften, entdecken Länder und veranstalten gemeinsame Treffen mit russischem und polnischem Wodka, ungarischen Liedern, slowakischen Süßigkeiten, georgischem Wein und deutschen Schlagern. Worum geht es? Durch das Theodor-Heuss-Kolleg, ein Förderprogramm der Robert Bosch Stiftung und des MitOst e.V., gestalten seit dem Jahr 2000 junge Menschen aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa sowie dem Kaukasus und Zentralasien die Gesellschaft aktiv mit. Sie erwerben Kompetenzen in Feldern wie Projektmanagement und Öffentlichkeitsarbeit und setzen eigene Projektideen um.

Worum geht es? Das Lektorenprogramm der Robert Bosch Stiftung fördert seit 1993 im Rahmen eines Stipendiums deutschsprachige Hochschulabsolventinnen und -absolventen, die an Hochschulen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa sowie in China unterrichten und Projekte durchführen. Das erste Alumniprojekt der Lektoren war 1996 die Gründung des MitOst e.V.

Wie vernetzen wir uns? Unsere Alumnigruppe erweitert sich kontinuierlich durch die regionalen Aktivitäten des TheodorHeuss-Kollegs, zum Beispiel in Russland, der Ukraine, im Südkaukasus, auf dem Balkan und im Baltikum. Es gibt einen fließenden Übergang zwischen den internationalen Seminaren, die 2011 ausliefen, und den Kooperationsprogrammen in englischer, russischer, ukrainischer und polnischer Sprache. Ehemalige Kollegiaten wirken heute als Multiplikatoren und tragen den Geist des Programms weiter. Unsere Alumni sind als Seminarleiter und Mentoren (siehe Seite 25) einbezogen in die Weiterentwicklung des Programms. Wir unterhalten außerdem eine Yahoogroup, die sich als Plattform für Information und Austausch versteht. Anmelden kann man sich mit einer leeren E-Mail an die Adresse: thk_alumni-subscribe@yahoogroups.de.

Wie vernetzen wir uns? Wir organisieren Alumnitreffen sowie Projekte und unterhalten eine interne Alumnimailingliste, die als Plattform für den Informationsaustausch, die Organisation regionaler Treffen und die Veröffentlichung von Jobangeboten und Veranstaltungen dient. Eine Anmeldung ist möglich unter boschalumni-subscribe@yahoogroups.de. Außerdem gibt es eine Xing-Gruppe für ehemalige Stipendiaten und Stipendiatinnen. LektorInnenmails und Jobmails sind darüber hinaus E-MailSerien, in denen Informationen und Stellenangebote aus dem Hochschulwesen, aus Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen und der Spracharbeit zusammengefasst werden. Infos zur Anmeldung gibt es unter oez@boschlektoren.de

Kontakt: thk@mitost.org

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Fotos: Christoph Schulz, Ulrike Würz

Fotos: MitOst

Kontakt: lektoren@mitost.org

man sich entstehen nur dann, wenn „Ideen für schöne Projekte kleine sieht. Daher sollte es viele auch hier und da im Alltag itten. Es bys ßballspielen, Kochen, Ba lokale Initiativen geben: Fu mniarbeit ren Reisen, auf denen Alu teu , ßen gro die ht nic d sin denen der kleinen Begegnungen, in passiert, sondern die vielen i weiter ms in den Leben der Alumn ram rog enp tor Lek des ist Ge anderem t es seit diesem Jahr unter eine Rolle spielt. Daher gib der Welt, , geordnet nach Städten in der in , ste -Li ach tm Mi e ein sie andere äten vorstellen, zu denen Alumni ihre Freizeitaktivit Alumni einladen.“ 9 in Chisina˘u von 2007 bis 200 Julian Gröger, Bosch-Lektor

Das Tandemlektorenprogramm Tandemlektoren sind engagierte Hochschulmitarbeiter in den Gasthochschulen der Lektoren mit besonderem Interesse an Projektarbeit und Lehre sowie Experten für das jeweilige Hochschulsystem. Seit 2002 unterstützt die Robert Bosch

Stiftung die Tandemlektoren finanziell und fördert deren Qualifizierung sowie Vernetzung untereinander und mit den deutschsprachigen Lektoren. Kontakt: tandemlektoren@mitost.org Alles Alumni! 11


Kulturmanager aus Mittel- und Osteuropa

Robert Bosch Kulturmanager in Mittel- und Osteuropa

Wer sind wir? Wir sind knapp 100 ehemalige Stipendiaten aus 21 Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas. Jeder von uns hat ein spannendes Jahr in Deutschland hinter sich, im Laufe dessen wir die aktuelle Kunst- und Kulturszene, Arbeitsverfahren im Kulturmanagement und die Besonderheiten der Projektplanung in Deutschland kennenlernten.

Wer sind wir? Das Netzwerk der Robert Bosch Kulturmanager Alumni wurde 2006 ins Leben gerufen. Zum damaligen Zeitpunkt gab es rund 15 Alumni des seit 2002 bestehenden Programms „Robert Bosch Kulturmanager in Mittel- und Osteuropa“, wobei auch die Region Südosteuropa mit vielen Einsatzorten dazuzählt. Inzwischen haben wir uns stark vergrößert. Seit Frühling 2009 gehören auch die Absolventen des Programms „Robert Bosch Kulturmanager in der arabischen Welt“ zu unserer Gruppe und bringen ihre Erfahrungen im Kulturmanagement an Dialogpunkten des Goethe-Instituts in Marokko, in Ägypten und im Libanon in unser Netzwerk ein. Die ehemaligen „Kulturmanager in der Russischen Förderation" stießen 2011 hinzu.

Worum geht es? Ziel des seit 2004 bestehenden Programms ist es, dem deutschen Publikum die Vielfalt unserer Länder nahezubringen und Vernetzungsstrukturen für Kooperationen zwischen Deutschland und seinen östlichen Nachbarn zu stärken. Nach der Rückkehr in unsere Heimatländer steigen wir als Nachwuchskräfte für den internationalen Kulturaustausch mit neuen Kenntnissen und Erfahrungen ins Berufsleben ein. Die meisten von uns sind weiter im Kulturmanagement aktiv, einige haben ihr Berufsprofil neu gestaltet. Trotz der Entfernung verbindet uns unser Alumninetzwerk.

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Fotos: Antje Kohlrusch

Kontakt: moe-kulturmanager@mitost.org

Kontakt: kulturmanager@mitost.org

Worum geht es? Im Rahmen des Programms arbeiteten wir bis zu drei Jahre in leitenden Positionen an Kulturinstitutionen und Bildungseinrichtungen. Wir konzipierten und organisierten vor Ort Kultur- und Bildungsveranstaltungen, waren Ansprechpartner für lokale Künstler und Einrichtungen und vernetzten Menschen und Institutionen in Deutschland mit jenen des Gastlandes.

Fotos: MitOst, Jan Zappner, MitOst, MitOst

Wie vernetzen wir uns? Unsere Alumniaktivitäten beinhalten die Pflege und Erweiterung unseres Netzwerkes, Weiterbildung im Bereich des internationalen Kulturmanagements und Förderung des beruflichen und interkulturellen Austauschs zwischen ehemaligen und derzeitigen Kulturmanagern wie Kulturschaffenden aus Mittel- und Osteuropa und anderen Ländern. Außerdem pflegen wir den Kontakt mit Stipendiaten und Alumni anderer Programme der Robert Bosch Stiftung. Wir veranstalten Alumnitreffen wie 2010 in der Kulturhauptstadt Pécs (siehe Seite 26) und Projekte wie „Spielplatz: Theater“ oder „Päckchen für Kirgistan“.

Wie vernetzen wir uns? Wir pflegen den Austausch der knapp 60 Alumni untereinander sowie zu den aktuellen Kulturmanagern der Robert Bosch Stiftung sowie anderen Alumnigruppen. Wir betreiben Networking mit deutschen Kulturinstitutionen, Stiftungen sowie mit Akteuren des internationalen Kulturaustauschs und Kulturmanagements. Wir bilden uns weiter und tauschen Ideen aus zu Themen wie Kulturpolitik in Deutschland, Europa oder zu internationalen Zusammenhängen. Zudem nehmen wir an nationalen wie internationalen Foren teil wie etwa dem European Cultural Parliament, der Initiative „A Soul for Europe“ oder dem European Grantmakers East.

Alles Alumni! 13


Völkerverständigung macht Schule

Deutschlehrerkolleg

Wer sind wir? Zu unserer Alumnigruppe zählen mehrere Hundert ehemalige Stipendiaten von „Völkerverständigung macht Schule (VmS)“, einem Programm der Robert Bosch Stiftung. Es bestand von 2001 bis 2011.

Wer sind wir? Das Internationale Deutschlehrerkolleg der Robert Bosch Stiftung für Fortbildende in Mittel- und Osteuropa war von 1997 bis 2008 ein Programm zur Weiterqualifizierung von Lehrerfortbildern im Fach Deutsch als Fremdsprache. Die Alumnigruppe besteht aus mehreren Hundert Ehemaligen.

Worum geht es? Während eines drei- beziehungsweise sechsmonatigen Praktikums an Schulen in Mittel-, Ost-, Südosteuropa, China oder Kasachstan unterrichteten die Stipendiaten Deutsch als Fremdsprache und initiierten schulische Projekte. Im Juni 2011 feierten die Programmteilnehmer am Werbellinsee und in Berlin das zehnjährige Jubiläum von „Völkerverständigung macht Schule“. Detaillierte Einblicke in das Programm, die konkrete Arbeit an den Schulen, Erlebnisberichte und Hintergründe bietet die 2011 erschienene Jubiläumsbroschüre „hin und weg! 10 Jahre VmS“.

Worum geht es? Das Deutschlehrerkolleg beinhaltete eine 22-monatige Zusatzausbildung für erfahrene Deutschlehrer im Sekundarschulbereich, die bereits erste Erfahrungen als Lehrerfortbilder vorweisen konnten. Die Ausbildung erfolgte in insgesamt vier Abschnitten: Beim ersten Durchlauf fanden die Phasen eins und drei in den Herkunftsländern der Teilnehmer, Phase zwei und Phase vier in Blockseminaren in Deutschland statt. Die Robert Bosch Stiftung initiierte das „Internationale Deutschlehrerkolleg für Fortbilder in Mittel- und Osteuropa“ in Zusammenarbeit mit folgenden Institutionen: der EberhardKarls-Universität Tübingen, interDaF e.V. am Herder Institut der Universität Leipzig sowie den Goethe-Instituten Inter Nationes Prag, Bratislava, Tallinn, Riga und Vilnius. Das Projekt unterstützten die Bildungsministerien der Förderländer Estland, Lettland, Litauen, Tschechien und Slowakei.

Wie vernetzen wir uns? Wir organisieren Treffen und schaffen Fortbildungsmöglichkeiten in unterschiedlichsten Alumniprojekten. Außerdem ist unsere Gruppe sehr gut virtuell vernetzt – über Yahoogroups, Facebook und StudiVZ. Bei Yahoogroups sind für die Mailingliste moe_praktikanten rund 200 ehemalige und aktuelle Stipendiaten angemeldet. Wer neu dazukommen will, schickt eine leere E-Mail an: moe_praktikanten-subscribe@ yahoogroups.de. Über die Facebook-Gruppe „Völkerverständigung macht Schule – VmS“ können sich Ehemalige über aktuelle Geschehnisse rund um unsere Alumniarbeit informieren und selbst Infos, Wünsche und Kommentare posten. Im StudiVZ sind wir in der jahrgangsübergreifenden Gruppe VmS-Alumni/ehemalige Bosch-Stipendiaten zu finden.

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Fotos: MitOst, Nils-Eyk Zimmermann

Fotos: Dirk Kollar, Alexander Simonow

Kontakt: vms@mitost.org

Kontakt: deutschlehrer@mitost.org

Alles Alumni! 15


Tutoren/Studenten Service International (SSI) Wer sind wir? Unsere Alumnigruppe „Tutoren-SSI“ ist offen für ehemalige Stipendiaten des Tutorenprogramms und des Studenten Service International – zwei Programme der Robert Bosch Stiftung und des Deutschen Studentenwerks.

Europainstitut Klaus Mehnert

Worum geht es? Zwischen 1992 und 2005 wurden rund 600 junge Hochschulabsolventen aus Frankreich, Polen, Tschechien, Russland und den USA Tutoren. Inhalt des Programms war die eigene Lehrtätigkeit und Projektarbeit mit Studierenden an deutschen Universitäten und Studentenwerken. Das Stiftungsprogramm mit dem Schwerpunkt Mittel- und Osteuropa endete im Sommer 2005. Im gleichen Jahr wurde der „Studenten Service International (SSI)“ auf die Beine gestellt. Ziel dabei war, Praktika von Nachwuchsführungskräften in den Service- und Beratungseinrichtungen der Studentenwerke zu fördern. Aufgrund der Ähnlichkeiten beider Programme wurde entschieden, die insgesamt über 600 ehemaligen Stipendiaten in einer Alumnigruppe zu vereinigen. Wer sind wir? Wir sind eine deutschsprachige interkulturelle Gruppe mit Menschen aus West-, Mittel- und Osteuropa sowie der GUS. Im einjährigen postgradualen Europastudiengang des Europainstituts Klaus Mehnert Kaliningrad (EIKM) haben wir uns mit Fragen rund um die europäische Integration befasst, unter anderem auf den Gebieten Recht, Kulturgeschichte oder Internationale Beziehungen. Seit der Gründung im Jahr 2005 haben über 80 Studenten das Europastudium absolviert.

Wie vernetzen wir uns? Jährlich beantragt ein Team das Alumnitreffen als Projekt beim MitOst e.V. Bislang kamen wir 2005 in Krakau, 2007 in Budweis, 2008 in Danzig, 2009 in Kaliningrad, 2010 in Mikulov und 2011 in Minsk zusammen. Alle Jahre wieder erscheint außerdem unser selbst gestalteter Fotokalender. Seit November 2005 gibt es eine Mailingliste, in der derzeit über 80 ehemalige Stipendiaten aus Polen, Russland, Tschechien und Frankreich angemeldet sind. Wer sich anmelden will, schickt eine leere E-mail an tutoren_alumni-subscribe@ yahoogroups.de.

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Fotos: Maria Shamaeva

Kontakt: tutoren_ssi@mitost.org

Fotos: Ekaterina Lapshinova-Koltunski

seres Netzwerks besteht „Der praktische Nutzen un sr einander auch im Beruf darin, dass die Mitgliede Bereich unterstützen. Die leben oder im kulturellen ttform, über die InformaAlumnigruppe ist eine Pla änglich gemacht werden. tionen gesammelt und zug ander als AnsprechpartDie Ehemaligen dienen ein ntakte bei regelmäßigen ner und vertiefen ihre Ko en Projekten.“ Treffen und in gemeinsam ˇ Pecka, Alumnivertreter Zdenek

Worum geht es? Wir möchten die Kommunikation untereinander ausbauen und den Bezug zu Kaliningrad als Pilotregion für die europäisch-russischen Beziehungen aufrechterhalten. Weitere Themenschwerpunkte unserer Alumniarbeit sind Umwelt, kulturelle Zusammenarbeit und berufliche Weiterbildung. Unser größtes Potenzial sehen wir in der Vielfalt an Wissen und an Kulturen, die das Europainstitut zusammenbringt.

Wie vernetzen wir uns? Nicht nur geografisch, sondern auch was die berufliche Weiterentwicklung der einzelnen Absolventen anbelangt, ist unser Netzwerk sehr breit aufgestellt. Dies soll sich auch in der Alumniarbeit niederschlagen. Wir entwickeln eine „Alumni- und Expertendatenbank“, die zukünftigen Studierenden zur Verfügung gestellt werden soll. Angestrebt wird dabei eine Diskussionsplattform, auf der Veranstaltungen ausgearbeitet und Infos wie Stellenanzeigen ausgetauscht werden können. Zudem bauen wir ein Mentoringprogramm für Studenten des Europainstituts auf. Ziel dieses Programms ist es, dass Alumni ihre Erfahrungen an derzeitige Studierende weitergeben und diese bei Praktikum und Berufseinstieg begleiten. Dazu gibt es jährliche Alumnitreffen, das Projekt Kantgrad (www.kantgrad.eu.pn) sowie themenbezogene Routen im Kaliningrader Gebiet. Hier ist die Idee, touristische Touren zu ausgewählten historischen und kulturellen Objekten auszuarbeiten. Außerdem gibt es ein Alumniforum auf der Homepage des Europainstituts, einen regelmäßigen Newsletter und eine Alumni-Facebook-Gruppe. Kontakt: eikm@mitost.org

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Foto: Mobile European Trailer Theater

Projekte und Programme


„ZwischenWelten“ – ein Film, zwei Perspektiven Für ihr Alumniprojekt begleitete Stefanie Trambow einen russischen Studenten mit der Kamera – von Berlin bis Jekaterinburg. Hier erzählen die Filmemacherin und ihr Protagonist von gruppendynamischen Prozessen, deutschen Laubsaugern und Szenen auf dem Hausdach

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Stefanie Trambow lebt als freie Filmemacherin in Berlin.

Märchenland der Ideen

Fotos: Carmen Eller, Stefanie Trambow

„Warum meldest du dich nicht?“ Das fragt Maxims russische Mutter ihren Sohn in Deutschland am liebsten. In meinem Film „ZwischenWelten“ geht es um eine Erfahrung, die eben schwer Familie und Freunden zu vermitteln ist: das Leben im Ausland. Der Titel „ZwischenWelten“ ist zweideutig. Einerseits heißt das für mich: Man steht zwischen zwei Kulturen. Indem man die eine Welt entdeckt, entfernt man sich von der anderen – und umgekehrt. Damit sind aber auch Welten gemeint, die „dazwischen“ liegen: internationale Communitys wie die Seminare des Theodor-Heuss-Kollegs. Ich habe Maxim mit der Kamera begleitet: als DAAD-Stipendiaten in Kassel und bei seiner Ausbildung zum Seminarleiter des Theodor-Heuss-Kollegs. Aus 50 Stunden Material wurden 26 Minuten Film. Der Fisch für das Cover ist meinem Grafiker eingefallen, der fand, dass dieses Tier gut zu Maxim passt, weil er so ein stiller Typ ist. Er wagt sich hinaus in die Welt – wie ein Fisch, der neue Gewässer erkundet. Im Film läuft Maxim einmal durch einen Park und überlegt: Wie kann ich vermitteln, was ich in Deutschland erlebe? An einem Fluss greift er nach einem Fisch im Wasser. Ich sehe das als Metapher – für eine Erfahrung, die man nicht verbalisieren kann. In dem Moment

schafft er, etwas zu greifen, was eigentlich nicht greifbar ist. Und dann entgleitet es ihm wieder – wie ein Fisch. Mit Maxim war es deshalb nicht immer einfach. Wenn ich sagte: „Jetzt reflektiere mal“, er aber gerade selbst noch zu sehr in bestimmten Prozessen steckte, dann hatte er auch nicht immer Lust dazu. Identität ist etwas Fließendes und ein wichtiges Thema meines Films. Einmal sieht man Maxim in der MitOst-Gemeinschaft auf der Skipiste. Er fährt zum ersten Mal Snowboard, noch etwas wackelig, hat aber eine andere Art der Fortbewegung entdeckt – ähnlich ist es auch mit der deutschen Sprache. Der fremde Sprachraum begrenzt ihn, eröffnet aber auch neue Möglichkeiten. Einen Kulturschock hat Maxim weniger in Deutschland als vielmehr bei seiner Rückkehr nach Russland. Am Ende sitzt er in Jekaterinburg an seinem Computer. Seine neuen Freunde sind jetzt nur virtuell vorhanden und er hat Schwierigkeiten, wieder in seine realen Beziehungen hineinzufinden. Wie am Anfang des Films steht er am Ende auf seinem Hausdach, hat aber nun eine größere Distanz zu seiner Stadt. Sie wirkt auf ihn grau und fremd. Plötzlich stören ihn auch der Dreck und die Baustellen. Das Filmende ist offen. Man weiß nicht, was Maxim weiter tun wird. Durch mein Alumniprojekt bin ich im MitOst-Netzwerk wahrgenommen worden als „die mit der Kamera“. Und mit einem Mal kamen Anfragen für andere Dokumentationen. Letzlich hat mir das den Mut gegeben, mich als Filmemacherin selbstständig zu machen. Heute drehe ich Filme für Stiftungen und Vereine, am liebsten im Bereich Sprach- und Kulturaustausch. Aber das Wertvollste, was bei dem Projekt herauskam, ist meine Beziehung zu Maxim. Wir haben inzwischen geheiratet.

Fotos: Carmen Eller, Stefanie Trambow

Der Fisch auf dem Snowboard

Mir ist spät bewusst geworden, dass ich in diese Geschichte mit dem Film hineingeraten bin. Als Steffi angefangen hat, im Theodor-Heuss-Kolleg zu filmen, war für mich gerade die Seminarleiterausbildung ein großes, aufregendes Kapitel in meinem Leben. Am Anfang hatte ich Zweifel, ob meine Geschichte oder Persönlichkeit etwas hergibt für einen Dokumentarfilm, aber dann habe ich gedacht: Sie muss ja wissen, was sie tut. Ich war zu der Zeit für ein Auslandssemester als DAAD-Stipendiat in Kassel. Steffi hat mir Fragen gestellt und mich so zum Nachdenken gebracht – darüber, wie es mir geht in meinem Auslandssemester, wie ich meine Umgebung wahrnehme, was mir von zu Hause fehlt. Es gab Fragen, zu denen ich die Antwort sofort hatte. Zum Beispiel: Was ist in Deutschland anders als in Russland? Im Herbst gehen hier Straßenarbeiter mit einer Art Staubsauger auf die Straße und fegen die Blätter weg, das macht man in Russland nicht. Schwerer zu beantworten waren Fragen nach den inneren Prozessen: Wie verändere ich mich durch die Begegnung mit der anderen Kultur? Ein wichtiger Teil des Films war meine Rolle als Seminarleiter. Der Kern dieser Arbeit ist für mich, mit Gruppen zu arbeiten, die sich in einer ständigen Entwicklung befinden, Projekte zu betreuen, Lernprozesse anzustoßen. Ich bin mir durch den Film der Welten bewusster geworden, zwischen denen ich mich bewege, der verschiedenen Gesellschaften und Gruppen, zwischen denen ich vermitteln muss. Am größten ist die Kluft in Bezug auf meine Familie. Im Film erzählt meine Mutter von Deutschland. Ihr fällt nicht mehr ein als gängige Klischees und der Zweite Weltkrieg. Es ist schwierig, ihr

meine Erfahrungen in Deutschland zu vermitteln. Jugendarbeit, politische Bildung – diese Konzepte gibt es in Russland so nicht. Der Film hat mir dann sehr gefallen. Er sagt aber auch Dinge über mich, die ich vielleicht gar nicht wissen wollte. Ich rede da auch über Probleme im Seminar. Es gibt schwierige gruppendynamische Phasen. Zeiten, in denen man allein sein musste. Man sollte das aber mit Humor sehen. Die dreijährige Ausbildung zum Seminarleiter hat mir viele Perspektiven eröffnet. Man lernt, mit Gruppen umzugehen, und erfährt viel über sich selbst. Heute studiere ich in Berlin. Ich fühle mich immer noch als Zwischenweltler. Das heißt für mich, zu reisen, mit anderen Perspektiven konfrontiert zu sein und souverän damit umzugehen. Wenn ich mich nicht für die Seminarleiterausbildung beworben hätte, wäre ich vielleicht heute Deutschlehrer in Russland. Das TheodorHeuss-Kolleg war für mich der Durchbruch. Im Film sage ich: „Es ist ein Märchenland. Man ist wie unter Freunden und denkt darüber nach, wie man gemeinsam die Welt verändern kann.“ Maxim Stepanow ist Seminarleiter im Theodor-Heuss-Kolleg und Student der Politik- und Sozialwissenschaften in Berlin. Die Gespräche führte Carmen Eller Projekte und Programme 21


Begeisterung made in Balkan

Anne, Maria & Sebastian Deutschland

„Balkans, let’s get up!“ startete 2010 als Alumniprojekt. Inzwischen ist es ein preisgekröntes Programm mit zwölf Teammitgliedern und eigenen Alumni. Von Bosnien bis Bulgarien entwickeln junge Menschen quer über den Balkan Ideen für eine lebendige Zivilgesellschaft. Hier erzählen drei von ihnen, warum sie dabei sind

Matthias Österreich Andrea Rumänien

Nevena Serbien

Darijo Kroatien l Bosnien

Ausgezeichnet!

erhielt 2010 den JugenddemokraDas Projekt „Balkans, let’s get up!“ tische Bildung. tiepreis der Bundeszentrale für poli denen Ländern des Balkans kleine „Die Preisträger möchten in verschie en, die zeigen, was sogar das kleinste praxisnahe Jugendprojekte anstoß ch das Projekt fördern die Jugendli Engagement bewirken kann. Dur u daz Engagement und möchten so chen nachhaltig gesellschaftliches Miteinander der Menschen in den beitragen, das Zusammenleben und s lang fristig zu verbessern.“ verschiedenen Ländern des Balkan deszentrale für politische Bildung Thomas Krüger, Präsident der Bun

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Projekts „Breakin’ the Wall“

„Kleine Handlungen, große Wirkung“ Besjana Kuci, Albanien Durch „Balkans, let’s get up!“ erhielt ich die Möglichkeit, in Tirana mein Projekt „Think before you throw“ zu organisieren. Es richtet sich an Kinder zwischen acht und zehn Jahren und findet in Schulen der albanischen Hauptstadt statt. In einem zweitägigen Workshop denken wir über einfache und originelle Wege nach, wie wir Müll reduzieren und unser Wissen über Umweltschutz erweitern können. Mich an „Balkans, let’s get up!“ zu beteiligen, bedeutet für mich, die Gesellschaft zu verändern – durch kleine Handlungen mit großer Wirkung. Daneben konnte ich durch das Programm außergewöhnliche Menschen aus der Balkanregion kennenlernen und Stereotype aufbrechen. Ich habe Einblicke in das Projektmanagement erhalten und einiges über Teamwork gelernt. Und das Tollste ist: Bei dem Ganzen wurde ich immer unterstützt und hatte viel Spaß!

Aleksandra & Biljana Mazedonien

So sieht sich das Organisationsteam:

Mit Herzblut gegen Vorurteile Radan Pešic´, Serbien

Fotos: Illustration: Balkans, let´s get up! Foto: privat

Ich habe im April 2010 am ersten Seminar von „Balkans, let’s get up!“ in Sremski Karlovci teilgenommen, weil ich etwas in der Gesellschaft verändern möchte. Unsere Seminarleiter Sebastian, Silvena, Anne and Darijo inspirierten uns, weil sie wirklich den aufrichtigen Wunsch haben, Dinge zu verbessern. Zusammen mit zwei anderen Rumäninnen habe ich im Anschluss an das Seminar ein Internetprojekt in Cluj-Napoca organisiert. Es hieß „Click it and Fix it“ und sollte jungen Rumänen und Ungarn helfen, einander besser zu verstehen. Es war nicht leicht, aber wir sind sehr stolz, dass wir es zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht haben. Heute betreue ich als Mentorin selbst ein Projekt und fühle, dass auch dieses Team wieder vom Geist unseres Ursprungsseminars beseelt ist: dem Wunsch nach Veränderung.

des Vielfalt macht stark – Teilnehmer

Fotos: Radan Pešic´, privat, privat

„Wunsch nach Veränderung“ Ecaterina Pascanu, Rumänien

Nevila Albanien

Ivelina & Silvena Bulgarien

Das Projekt, das ich mit einer Kroatin und einer Serbin in Zagreb auf die Beine stellte, hieß „Breakin’ the wall“. Wir hatten die Idee, Schüler aus Bosnien, Kroatien und Serbien zusammenzubringen, um gegen Vorurteile anzugehen. Von denen gibt es in diesen Ländern nämlich noch genug – als Folge von Kriegen und Konflikten. Neun Leute konnten teilnehmen, aber wir hatten über 100 Bewerbungen. Die Seminarleiter von „Balkans, let’s get up!“ gaben uns Mut und vermittelten uns das praktische Wissen, um unsere Ideen umzusetzen. Besonders mag ich an dem Programm, dass junge Leute sich gemeinsam etwas ausdenken, was dann auch wirklich realisiert wird. Sie sind mit Herzblut bei der Sache und diese guten Vibes übertragen sich wieder auf den nächsten Jahrgang.

Wir sind zwölf junge Erwachsene zwischen 23 und 29 Jahren aus Albanien, Bulgarien, Bosnien, Deutschland, Mazedonien, Kroatien, Österreich, Rumänien und Serbien. Aufgrund unserer Herkunft, unseres Studiums und unseres Berufs interessieren wir uns für die Gesellschaft, die Politik und die Menschen auf dem Balkan und haben Erfahrung mit Seminarleitung, Projektmanagement, zivilgesellschaftlichen Prozessen sowie Öffentlichkeitsarbeit. Wir führen internationale Seminare durch, für die sich Jugendliche bewerben können, um dort ihre Ideen für Projekte zu verwirklichen.

Kontakt: info@balkansletsgetup.org www.balkansletsgetup.org

Projekte und Programme 23


Linke Seite: Gespräche über die Zukunft: Mentorin Katharina Lampe (rechts) mit Mentee Johanna Kant beim Zwischentreffen in Berlin

Paar für ein Jahr Stipendiaten machen Erfahrungen – und Alumni geben diese weiter. Auf diesem Prinzip beruht das Mentoring. In zwei Programmen mit unterschiedlichen Zielgruppen agieren Alumni als Mentoren. Hier erzählen eine ehemalige Lektorin und zwei Alumni des TheodorHeuss-Kollegs von der Kunst der guten Betreuung und langen Sitzungen via Skype

Katharina, muss man sich das Mentoring als Vitamin-B-Spritze vorstellen? Einfach einen Kontakt mehr in einem Berufsfeld zu haben – darauf würde ich das Programm nicht reduzieren. Es geht nicht darum, über Beziehungen direkt einen Job zu bekommen, sondern um eine Stärkung des Mentees. Das Mentoringprogramm unterstützt Lektoren am Ende ihrer Förderzeit beim beruflichen (Wieder-)Einstieg in Deutschland. Dabei begleitet ein ehemaliger Lektor als Mentor einen aktuellen Lektor (Mentee) während dessen letztem Lektoratshalbjahr und für sechs weitere Monate. Kontakt: mentoring @boschlektoren.de

Inwiefern? Das Mentoringprogramm ermöglicht Einblicke in bestimmte Berufsfelder. Ich war als Lektorin selbst Mentee und habe das als große Unterstützung erfahren, auch wenn ich beruflich eine andere Richtung eingeschlagen habe als meine damalige Mentorin. Deine Mentee Johanna macht ein Praktikum bei deinem Arbeitgeber, der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ). Ja, Johanna interessiert sich sehr für diesen Bereich. Mentoren können Perspektiven eröffnen oder Ansprechpartner vermitteln, aber der erfolgreiche Berufseinstieg bleibt hundertprozentig der Verdienst des Mentee. Wie hast du praktisch mit Johanna gearbeitet? Was man nach dem Lektorat macht, ist ja eine Art Weichenstellung. Damit Johanna sich nicht überfahren lässt, haben wir Methoden wie die Kompetenzanalyse erprobt und gemeinsam überlegt, wie sie eine gute berufliche Entscheidung treffen kann. 24

Ein Gespräch mit der rumänischen Theodor-Heuss-Kolleg-Mentorin Catalina Ene Onea und ihrer Mentee Diana Hader

Wie profitierst du von dem Programm? Ich bin nach drei Jahren in der Zentrale der GIZ wieder in den Osten gegangen – nach Aserbaidschan. Johanna kennt diese Kultur. So konnten wir uns austauschen, etwa über gute Russischkurse. Wichtig für mich war auch Johannas Erfahrung in der Organisationsentwicklung. Ich konnte mit ihr Methoden der Gesprächsführung ausprobieren.

Diana, was hast du dir von deiner Mentorin erwartet? Diana: Am Anfang wusste ich gar nicht, ob ich überhaupt eine brauche. Durch die Seminare im Theodor-Heuss-Kolleg wussten wir ja schon viel. Später merkte ich, wie sehr es hilft, eine Person zu haben, die dich unterstützt, wenn du mal keine Ideen hast oder enttäuscht bist.

Worauf sollten Lektoren beim Berufseinstieg achten? Ein wichtiger Punkt ist, selbst das Ruder zu übernehmen und sich zu fragen: Welche Werte sind mir wichtig? Wie soll mein Arbeitgeber sein? Wo möchte ich eigentlich hin? Man sollte nicht den Stellenanzeigen hinterherhecheln, sondern Selbstbewusstsein entwickeln und aktiv auf Institutionen zugehen.

Catalina, was zeichnet eine gute Mentorin aus? Catalina: Es gibt kein Rezept. Jede Mentoring-Beziehung sieht anders aus. Das ist wie in einer Beziehung oder Ehe: Was für mich gut ist, muss nicht unbedingt auch für dich gut sein. Diana: Catalina hat ein Rezept, sie will es nur nicht verraten. In unserem ersten Gespräch ging es nicht um mein Projekt. Wir haben nur über uns geredet, und das fand ich sehr gut. Catalina: Ja, mir war wichtig, dass wir erst einmal diesen persönlichen Kontakt schaffen und ich nicht sage: So, ich bin deine Mentorin und jetzt musst du das und das machen.

Wie oft seht ihr euch während des Programms? Offiziell gibt es ein Auftakt-, Bilanz- und Abschlusstreffen. Zwischendurch haben wir uns in Frankfurt gesehen und mindestens einmal im Monat via Skype unterhalten. Wenn nicht so viel anstand, haben wir trotzdem gequatscht. Wir sind aber auch beide sehr redefreudig. Katharina Lampe war von 2005 bis 2007 Bosch-Lektorin am Bulgarisch-Rumänischen Interuniversitären Europa-Zentrum (BRIE) in Rousse und ist heute Teamleiterin Aserbaidschan „Regionalprogramm Südkaukasus Kommunalentwicklung“ bei der GIZ. Sie ist Mentorin von Johanna Kant, die von 2009 bis 2011 als Bosch-Lektorin im Profil Organisationsentwicklung in Moskau und in Blagoweschensk arbeitete.

Foto: Carmen Eller

Lektoren-Mentorin Katharina Lampe über den selbstbewussten Berufseinstieg

„Ich habe ihr fest die Daumen gedrückt!“

Übrigens geht es im Unterschied zum Coaching beim Mentoring um einen gegenseitigen Mehrwert.

Fotos: Jana Ennullat, privat

„Mein Rat: Selbst das Ruder übernehmen!“

Ein gutes Team: Mentorin Catalina Ene Onea (links) trifft ihre Mentee Diana Hader

Diana, in welcher Situation hast du dringend Rat von deiner Mentorin gebraucht? Diana: Bei der Öffentlichkeitsarbeit zu meinem Projekt – es hieß „Nimm dir Zeit, mit mir zu reden“ und drehte sich darum, dass Eltern und Kinder mehr miteinander sprechen sollen. Die Flyer sahen irgendwie nicht gut aus. Catalina hat mir Hinweise gegeben, was da vielleicht nicht passt. Gab es auch Punkte, bei denen ihr unterschiedlicher Meinung wart, und wenn ja, wie seid ihr damit umgegangen?

Catalina: Natürlich. Manchmal hätte ich als Projektmanagerin einen anderen Weg gewählt. Aber dann habe ich ihn Diana als Alternative vorgeschlagen. Diana: Catalina hat mir immer offene Fragen gestellt und nie gesagt: Mach es so! Vielleicht hätten die Gespräche dann zehn Minuten gedauert statt einer Stunde, aber so musste ich mir selbst Gedanken machen. Ich habe gespürt, wie ich mich mit ihrer Hilfe weiterentwickele. Catalina: Am Tag ihres Projekts habe ich mitgefiebert und Diana fest die Daumen gedrückt! Aber auch wenn es scheitern sollte, was bei Diana nicht der Fall war, sollte man nicht enttäuscht sein. Es zählt, wie sich die Kollegiatin verändert. Das Projekt im Theodor-Heuss-Kolleg ist kein Produkt, sondern ein Prozess. Hast du jetzt auch Lust bekommen, die Mentoring-Ausbildung zu machen? Diana: Ganz sicher, ich habe das Bedürfnis, etwas zurückzugeben. Catalina: Bei der letzten Mentoring-Fortbildung kam die Frage auf: Wenn wir uns mit Fahrradteilen vergleichen, als was sehen wir uns dann? Einige sahen sich als Sattel, andere als Rad, einige als Lenker. Für mich ist das Fahrrad Diana mit ihrem Projekt und ich hoffe, ich bin das Öl gewesen, damit es besser läuft. Catalina Ene Onea war 2007 bis 2008 Theodor-Heuss-Kollegiatin, ist seit 2008 Mentorin und promoviert an der HumboldtUniversität zu Berlin im Bereich Literaturwissenschaft und Interkulturalität. Diana Hader war 2010 bis 2011 Theodor-Heuss-Kollegiatin und arbeitet jetzt als Referentin bei einem deutschen Konzern in Sibiu. Die Gespräche führte Carmen Eller Projekte und Programme 25

Das Theodor-HeussKolleg fördert und begleitet ProjektTeams während ihres gesellschaftlichen Engagements. Das MentoringKonzept basiert auf einer individuellen Mischung aus Beratung und Coaching und unterstützt das selbst gesteuerte Lernen – ein zentrales Element im Theodor-HeussKolleg. Die Mentoren sind erfahrene Projektleiter und Multiplikatoren, die für diese Aufgabe qualifiziert werden. Kontakt: zimmermann @mitost.org


Stadtgespräch Wo MitOstler sich treffen, entstehen Ideen – so wie 2010 beim gemeinsamen Alumnitreffen der Kulturmanager im ungarischen Pécs. Rund 80 junge Menschen streiften an drei Märztagen durch die Kulturhauptstadt. Zwei Teilnehmerinnen erinnern sich an die besten Momente

So viele interessante Menschen, so viele spannende Projekte! Man wusste gar nicht, wo man anfangen sollte. Es war beeindruckend, die geballten Kompetenzen im Kulturbereich an einem Ort versammelt zu sehen. Ich habe mich sehr gefreut, dass so viele Alumni den Weg nach Pécs gefunden haben, die mitten in Projekten oder dem ganz normalen Wahnsinn der Kulturarbeit steckten – denn die Zeit ist immer knapp. Das Vernetzungstreffen inhaltlich mit der „Kulturhauptstadt Pécs 2010“ zu verknüpfen, empfand ich als eine gute Idee. Bei der Zusammenstellung des Programms habe ich darauf geachtet, dass die Kulturmanager das Konzept und die wichtigsten Akteure kennenlernen. So gab es zusätzlich zum Input innerhalb des Netzwerks auch Impulse von außen.

Eszter Tóth war von 2009 bis 2010 als Kulturmanagerin in Düsseldorf und engagiert sich als Beisitzerin für Kulturaustausch und Projektarbeit im Vorstand von MitOst.

Sarah Herke war Stipendiatin des Programms „Völkerverständigung macht Schule“ in Košice und ist heute Projektleiterin bei MitOst im Referat Kulturaustausch.

Fotos: privat, Petra Vidovic

Pécs ist meine Heimatstadt und es war ein tolles Gefühl, sie den Alumni der Kulturmanagerprogramme zu zeigen. An manche Ereignisse erinnere ich mich besonders gern. Zum Beispiel an das Rundtischgespräch mit Akteuren der lokalen Kulturszene über das laufende Kulturhauptstadtjahr, bei dem offen erzählt und manchmal richtig gestritten wurde. Das war spannend für die Kulturmanager. Der Austausch mit ihnen hat mir geholfen, meine Stadt mit anderen Augen zu sehen. Schöne Erinnerungen sind auch die thematischen Spaziergänge, auch wenn sie an unzähligen Baustellen der „Kulturhauptstadtentwicklung“ vorbeiführten. Im Rahmen meiner Stadtführung zum Thema Minderheiten konnte ich das vielfältige, multikulturelle Gesicht der Stadt zeigen. Wir

Input und Impulse

haben das Kulturzentrum der Roma, das Lenau-Haus und das kroatische Theater angeschaut. Einen tollen Abschluss hatten wir beim Ausflug nach Villány, einer bekannten Weinregion, wo wir bei gutem Wein intensive Gespräche führten. An unserem Alumnitreffen gefielen mir besonders die Zeiten des informellen Austauschs und die Workshops in kleineren Gruppen, die es uns ermöglichten, Alumni aus anderen Jahrgängen und von beiden Programmen kennenzulernen. So erfuhren auch andere Kulturmanager von meinem Buchprojekt „Pécs für Kinder“, das ich zu dieser Zeit mit drei anderen Stipendiatinnen auf die Beine stellte. Mittlerweile entstehen durch Alumni des Kulturmanagerprogramms drei Folgeprojekte in Ungarn, Rumänien und Russland.

Fotos: Hans Martin Fleischer, Petra Vidovic

Von der Baustelle zum Weinkeller

Spaziergänge, Workshops, Rundtischgespräche: Die Alumni der Kulturmanager entdecken Pécs und Villány

Projekte und Programme 27


Botschafter meets Bosch-Alumni

Foren, Festivals und Freunde von MitOst

Fotos: Maria Shamaeva (linke Seite), privat, Christoph Schulz

Große Namen, kleiner Kreis – das BoschAlumniForum ist eine Plattform für Diskussion und Debatte. Hier erzählt Initiator Stephan Bull über die Ursprünge der Idee und erklärt, warum das Forum auch den Alumni nützt, die gar nicht teilnehmen

Wie können wir bei MitOst ältere Alumni erreichen, die sich von klassischer Projektarbeit nicht mehr angesprochen fühlen? Mit dieser Frage kam mir 2007 die Idee zum BoschAlumniForum. Wenn man Alumniarbeit im beruflichen Umfeld ansiedelt, ist die Motivation besonders hoch. Das BoschAlumniForum sollte ein exklusives Angebot sein – mit einem Bewerbungsverfahren, etwa 20 Alumni und zehn renommierten Gästen. Das hat bei MitOst zunächst für Diskussionen gesorgt. Auf den ersten Blick läuft es der Gründungsidee eines offenen Vereins zuwider – entsprach aber den Bedürfnissen der Menschen, die wir erreichen wollten. Ich war damals im Vorstand und begeisterte auch Christopher Schuhmann und Susann Heinecke für die Idee. Markus Lux von der Robert Bosch Stiftung hat das Vorhaben unterstützt. Externe Partnerorganisationen waren die Staatskanzlei in Brandenburg und die Universität Stuttgart. Natürlich lebt so ein Programm auch von Namen. Zum ersten Forum 2008 in Berlin und Potsdam über den „Demokratisierungsprozess in Mittel-, Ost- und Südosteuropa“ kamen der brandenburgische Ministerpräsident a.D. Manfred Stolpe und der ehemalige ungarische Botschafter Gergely Pröhle, der seine kritische Sicht auf Ungarns Entwicklung in einem faszinierenden Vortrag beschrieb. Beim zweiten Forum 2009 in Stuttgart lösten wir uns mit dem Thema „Wirtschaft und Zivilgesellschaft“ ein Stück weit von Osteuropa, um alle Alumnigruppen der Robert Bosch Stiftung anzusprechen. Das klingt alles verdammt steif. Köpfe, Köpfe, Köpfe. Wenn man aber so ein exklusives Forum haben will, muss man auf klassische Formate wie Vorträge oder Kaminabende zurückgreifen. Dafür legt dann aber auch mal ein Manfred Stolpe nach ein paar Minuten sein Redemanuskript beiseite. Man trifft sich auf Augenhöhe: Die Alumni können ihre Erfahrungen einbringen

Teilnehmer des ersten Forums in Potsdam ziehen Bilanz

und die Gäste sprechen in einem exklusiven Rahmen anders als auf dem großen Podium. In der Regel haben die Teilnehmer einen vollen Terminkalender. Deshalb ist das BoschAlumniForum kurz und knackig. Freitagabend Kennenlernen, Samstagfrüh bis Samstagabend Hauptprogramm, Sonntagvormittag vielleicht noch ein touristischer Akt. Am Abend ist die Atmosphäre informeller, etwa im Kaminzimmer, wo die Gäste frei die Tische wechselten. Referenten wie Teilnehmer waren in einem Speed-Dating-Modus. 2012 geht es in Dresden weiter – mit dem Thema „Die demografische Entwicklung in Europa: Kollaps oder Zukunftschance?“. Was sind die Erfolge des BoschAlumniForums? Wir haben Menschen mit wenig Zeit und ehemalige Mitglieder von MitOst erreicht, die meinten, der Verein sage ihnen nichts mehr. Weil beim zweiten Forum auch Amerikaner und Franzosen im Boot waren, ist das Spektrum der Persönlichkeiten größer geworden. Ich verstehe das BoschAlumniForum als neues, eng an MitOst angedocktes Netzwerk. Dadurch haben alle Vereinsmitglieder einen Vorteil – selbst, wenn sie nicht daran teilnehmen. Man muss ihn nur nutzen. Aufgezeichnet von Carmen Eller Stephan Bull war 2002 bis 2004 BoschLektor in Torun´ und 2008 bis 2010 Vorstandsvorsitzender von MitOst. Heute koordiniert er als Referent der SPD-Bundestagsfraktion die Themen Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Foren, Festivals und Freunde von MitOst 29


Alumni auf Achse

Workshops, Projekte, Konzerte: Das MitOst-Festival ist eine Kreativwerkstatt, ein Schmelztiegel, ein Mikrokosmos. Seit der Premiere in Pécs 2003 machten die Alumni Station in sieben weiteren Ländern. Eine Zeitreise in Bildern 8

9

1

Pécs 2003

Breslau 2005

3

Fotos: MitOst Lorem ipsum (1, 2, 3), Jan Zappner (4, 6, 7) Sascha Götz (5)

4 5

Vilnius 2004 30

6

7

Fotos: Dirk Lorem Enters ipsum (8), Jochen Staudacher (9), Sascha Götz (10), Silvia Baranayova (11), MitOst (12, 13, 14, 15)

2

11 10

13 12

Temeswar 2006

14

15

Foren, Festivals und Freunde von MitOst 31


Uschhorod 2008

32 3

5

6

7 8 Lorem ipsum Fotos: Carolin Rölle (9, 11), Kiên Hoàng Lê (10, 13, 14, 15, 16), Stephanie Endter (12)

Görlitz 2007

Fotos: SAEK Lorem(1, ipsum 3), Julia Ucsnay (2, 5, 6, 7, 8), Maria Shamaeva (4)

Ipsum

Lorem

1 9

4

Perm 2010

10

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Danzig 2009 11 12

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15 16

Foren, Festivals und Freunde vonVorwort MitOst 33


Wer bin ich? Es begann mit Small Talk auf einer schwedischen Party, einer Entscheidung aus Leidenschaft oder der Sehnsucht nach der Kurischen Nehrung – jeder Alumnus und jede Alumna hat eine eigene Geschichte zu MitOst und der Frage, wie das Stipendium den Beruf prägte. Wo aber arbeiten Alumni heute und was nützen ihnen die Erfahrungen von damals? Neun Menschen, die etwas bewegen, geben Antworten

Tornike Guruli War 2004 bis 2005 Kollegiat des Theodor-Heuss-Kollegs Ist Leiter der Marketing- und PR-Abteilung bei der Wissol Group Lebt in Tiflis Auf einer schwedischen Party habe ich einen Bosch-Lektor mit Hund kennengelernt, der sich langweilte und allein Wodka 34

trank. Das hat mein Leben verändert. Durch ihn erfuhr ich vom Theodor-Heuss-Kolleg. Die Begeisterung dafür, das eigene Umfeld mit Ideen zu verändern, ist geblieben. Ich wurde Seminarleiter und war fast zehn Jahre im Kolleg aktiv. Dabei habe ich nicht nur gelernt, wie man Projekte durchführt und demokratische Werte in die Gesellschaft einbringt, sondern auch eine ganze Menge engagierter Menschen getroffen. Was ich durch meine Alumniaktivitäten im Heuss-Kolleg über Zeitmanagement, Teamarbeit und Organisation weiß, erleichtert mir meine heutige Arbeit. Und wenn ich Nachrichten aus Polen oder Serbien lese, denke ich an meine Freunde, die dort leben.

Auch wenn es in meinem Beruf viele Anknüpfungspunkte zu meinen Aktivitäten als Alumnus gibt, bin ich vor allem dankbar, dass mir unser Netzwerk einen thematischen wie sozialen Ausgleich zur beruflichen Tätigkeit bietet. Natürlich ist es heutzutage methodisch hilf- wie lehrreich, sich in Netzwerken zu organisieren und eventuell gemeinsamen Zielen nachzugehen. Aber als erstes Ziel der Alumniarbeit würde ich die Pflege der persönlichen Ebene nennen: das Zusammenkommen und den Austausch mit Kollegen über die gemeinsame Zeit in einem Programm hinaus. Geteilte Erfahrung ist eine unbezahlbare Ressource, da sie Menschen stärker verbinden kann als eine gleiche Herkunft oder Berufsbildung, und sie bietet die beste Basis, auf der im Alumninetzwerk Tipps und Ideen für den Beruf vermittelt werden können. Nostalgie und Karriereinteresse: Vielleicht bewegt sich Alumniarbeit zwischen diesen Polen.

Marta Gawinek War 2006 bis 2007 Kollegiatin des Theodor-Heuss-Kollegs Ist Projektassistentin im Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen in Polen Lebt in Warschau Es mag pompös klingen, aber das Theodor-Heuss-Kolleg hat mein Leben verändert. Die Erfahrung dort hat mich ermutigt, Grenzen zu überschreiten – geografische, aber vor allem persönliche. Die erworbenen Kompetenzen in den Bereichen Projektmanagement und Seminarleitung nutze ich jeden Tag in meiner Arbeit. Im Theodor-Heuss-Kolleg habe ich mit einem kleinen Workshop für Studenten angefangen; heute setze ich Projekte auf internationaler Ebene um. Offen zu sein sowie kreativ und mutig mit Herausforderungen umzugehen und meinen Weg zu reflektieren – diese im Kolleg erworbenen Kompetenzen waren besonders wichtig bei der Arbeit mit Flüchtlingen in Ge-

Fotos: privat, Vika Shtscherbakova, Manuel Frauendorf

Mein Interesse an Mittel- und Osteuropa führte mich 2004 zuerst in den MitOst-Salon und dann noch weiter – durch „Völkerverständigung macht Schule“ nach St. Petersburg und als Lektorin nach Omsk und Woronesch. Ich erfuhr nicht nur, wie man Projekte managt und Landeskunde vermittelt, sondern lernte auch die Vernetzung über Länder- und Programmgrenzen hinweg besonders schätzen. Seit 2007 bin ich in Stuttgart, inmitten von anderen MitOst-Mitgliedern. Wir treffen uns zu Stammtischen, verkaufen Skurriles auf Flohmärkten und haben im letzten Herbst den ersten MitOst-Salon in Stuttgart organisiert. Ich muss sagen: Spannender als Gast zu sein, ist es, einen Salon selbst mitzugestalten.

Axel Halling War 2004 bis 2007 Robert Bosch Kulturmanager in Pécs Ist Referent der Initiative Bürgerstiftungen im Bundesverband Deutscher Stiftungen Lebt in Berlin

Fotos: privat, privat, privat

Melanie Dahms War 2004 Stipendiatin des Programms „Völkerverständigung macht Schule“ in St. Petersburg und 2005 bis 2007 BoschLektorin in Omsk und Woronesch Ist EU-Projektmanagerin am Osteuropazentrum der Universität Hohenheim Lebt in Stuttgart

orgien. Das alles hat für mich aber nur dann Sinn, wenn es nicht nur um Arbeit geht, sondern auch um Begeisterung. Neue Ideen bekomme ich dabei von Menschen, die ich durch das TheodorHeuss-Kolleg kennengelernt habe.

Iryna Herasimovich War 2006 bis 2008 Tandemlektorin in Minsk und 2008 bis 2009 Kulturmanagerin in Dresden Ist freie Kulturmanagerin und Übersetzerin Lebt in Minsk Wenn ich an die Programme der Robert Bosch Stiftung zurückdenke, erinnere ich mich vor allem an das wunderbare

„Wir-Gefühl“ durch die Zusammenarbeit mit den Lektoren Christoph Schulz und Eva Maria Steiner in meiner Zeit als Tandemlektorin in Minsk. Völkerverständigung war für mich nie abstrakt, sondern bestand aus gemeinsamen Projekten, Reisen und Gesprächen. Die Seminare und das MitOst-Festival, wo ich Kontakt zu anderen Lektoren hatte, stärkten in mir das Gefühl, Teil eines internationalen Netzes zu sein. Als ich nicht mehr unterrichten wollte, fand ich bei der Robert Bosch Stiftung etwas, was mich weiter getragen hat: Ich wurde Stipendiatin des Kulturmanagerprogramms. Das Gefühl, mit der Welt vernetzt zu sein, prägt mich bis heute und ist für mich in Belarus, dem nicht gerade offensten Land Europas, existenziell wichtig. MitOst sehe ich als Möglichkeit, dieses „internationale Wir“ zu leben.

Markus Hipp War 1994 bis 1996 Bosch-Lektor in Budweis und Brünn Ist Geschäftsführender Vorstand der BMW Stiftung Herbert Quandt Lebt in Paretz Es gibt Entscheidungen mit langfristigen Nebenwirkungen. Meine Entscheidung vor 15 Jahren, MitOst mit ins Leben zu rufen und mich einige Jahre als Gründungsvorstand und Redakteur der ersten Magazine zu engagieren, hat mein Leben verändert. Damals wie heute bin ich beim Gedanken an MitOst von einer Leidenschaft getrieben: Jeder von uns kann zu kultureller Vielfalt und einer lebendigen europäischen Bürgergesellschaft beitragen. Mitgestalten, nicht nur reden! Was ich beim experimentellen Zusammenmixen von MitOst nicht ins Kalkül nahm, waren die Risiken und Nebenwirkungen. MitOst nahm mich ein paar Jahre ganz schön in Beschlag. Meine Frau war manchmal ziemlich eifersüchtig. Ein tragbares Risiko! Und die Nebenwirkungen? Man lernt unendlich viel nebenbei: andere für seine Ideen zu begeistern, gut miteinander zu streiten und Entscheidungen herbeizuführen, anzupacken und wieder loszulassen, um Raum für andere zu schaffen. MitOst ist genauso alt oder jung wie mein ältester Sohn. Toll, wie einem die Kinder über den Kopf wachsen – zu Hause oder auf mitost.org. Danke! Foren, Festivals und Freunde von MitOst 35


Es sind vor allem zwei Dinge, die ich aus meiner Zeit als Lektor für meine späteren Tätigkeiten mitnehmen konnte: Zum einen lernte ich als Fundraiser beim Jüdischen Museum in Riga quasi das „Handwerk“ im Stiftungswesen, zum anderen forderte mich der Auslandsaufenthalt zur ständigen Reflexion über mich und mein Tun heraus. Als Mitglied bei MitOst wird man regelrecht zum Aktivsein animiert, Passivität würde einen großen Verlust in diesem besonderen Netzwerk bedeuten (auch wenn der Grund meines Beitritts ein eher passiver war: Ich wollte an der ersten Mitgliederreise 1997 auf die Kurische Nehrung teilnehmen ...). Gleichzeitig erfahre ich durch die Teilhabe an den Aktivitäten des Vereins und seiner Mitglieder indirekt auch eine Bestätigung für meine tägliche Arbeit – die Umsetzung des Stifterwillens im Sinne der Völkerverständigung.

Dr. Gereon Schuch War 1998 bis 2000 Bosch-Lektor in Pécs Ist Leiter des Zentrums für Mittel- und Osteuropa der Robert Bosch Stiftung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik Lebt in Berlin Meine Zeit als Lektor der Robert Bosch Stiftung in Ungarn und die daraus entstandenen Kontakte zu vielen anderen Lektoren in Mittel- und Osteuropa haben meinen Erfahrungshorizont, den ich aus dem Studium mitbrachte, enorm erweitert. Das BoschNetzwerk bot die Möglichkeit, einen Teil der Welt auf eigene Initiative zu erkunden. Im Kreis der Stipendiaten und danach im Alumninetzwerk von MitOst, wo ich auch als Vorstand aktiv war, entstanden immer wieder spannende Ideen. Selten habe ich eine so kreative Zeit erlebt. Daneben nutzte ich die Jahre 36

als Lektor zur Vertiefung meiner Regional- und Sprachexpertise und habe auch meine berufliche Perspektive in diese Richtung entwickelt. Dabei hat sich das aus dem Lektorenprogramm und MitOst erwachsene Netzwerk als gewinnbringende Unterstützung erwiesen, woraus bis heute gemeinsame Projekte entstehen.

Rita Valiukonyte War 2004 bis 2005 Kulturmanagerin in Hamburg Ist Kulturattaché der Republik Litauen in Österreich und Kroatien Lebt in Wien Während meiner Zeit als Kulturmanagerin am Literaturhaus Hamburg organisierte ich mein erstes großes Projekt. Es hieß „Lieben Sie Litauen?“ und beinhaltete Veranstaltungen in den Bereichen Jazz, Literatur und Kunst. Ich selbst bin in der Nähe von Kaunas aufgewachsen. Mein Projekt lief sehr gut und hat mir viel Selbstvertrauen gegeben. Seit dieser Zeit weiß ich: Ich schaffe das! Das ist auch für meine jetzige Arbeit ein Motto. Was ich damals gelernt habe – etwa über Budgetierung, Sponsoring, Projektmanagement oder Kommunikation –, brauche ich heute jeden Tag. In einem unserer letzten Seminare für Kulturmanager ging es um die berufliche Zukunft. Darius Polok sagte uns damals, es sei am besten, wenn nicht wir nach der Arbeit suchen, sondern die Arbeit uns findet. Dieser Gedanke hat mir viel gegeben. Heute kann ich das aus eigener Erfahrung bestätigen.

Fotos: privat, privat, Paulius Kalmantas

Markus Lux War 1996 bis 1999 Bosch-Lektor in Riga Ist Programmleiter bei der Robert Bosch Stiftung Lebt in Stuttgart


MitOst MitOst wurde 1996 von Alumni der Robert Bosch Stiftung gegründet. Der in Berlin ansässige gemeinnützige Verein engagiert sich in den Bereichen Kulturaustausch und aktive Bürgerschaft und führt internationale Bildungs- und Austauschprojekte, vor allem in den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas, durch. Die 1.200 Mitglieder in rund 40 Ländern, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Geschäftsstelle sowie die acht Alumnigruppen mit mehr als 3.000 Ehemaligen verbinden sich zu einem umfassenden Kontakt- und Informationsnetzwerk.

MitOst e.V. Geschäftsstelle Alt-Moabit 90, 10559 Berlin Telefon: +49 (0)30 31 51 74 70 Telefax: +49 (0)30 31 51 74 71 E-Mail: geschaeftsstelle@mitost.org

www.mitost.org www.facebook.com/mitost

MitOst-Editionen 25 ISBN 978-3-9812411-6-7


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