Manfred G. Dinnes Workbook "Entscheidungen"

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2008 – 2 011

WORK

MANFRED G. DINNES E N T S C H E I D U N G E N



Werkschau 2008 bis 2011 | Verständnis | Leben |

„Inhalt“

Prof. Dr. Wilhelm Kaltenstadler: „Dinnes & sein Trivium“ .................................... Prof. Manfred G. Dinnes: „Die andere Sichtweise“ ...................................... KOSMOGONIA (Κοσμογονία) 2008: „Schrei der Sonne“ .............................................. Beabsichtigt in seiner Form der Substanz der Idee zu folgen, dem Teil von Welt, den nicht das Ding an sich voraussetzt, sondern das Wesenhafte selbst in Erscheinung bringt: „EIDOS I - III, 2009“ ....................................... Neue Werke, 2009: „Horizonte?“ ....................................................... VISUAL Kunst-Konzepte [Armin Karl, Manfred G. Dinnes]: _1: „UMBILICUS I - III, 2009“ .............................. _2: „Walled in – walled out“: „Orpheus 2010 – Zeitfenster – NullPunkt“ ............ „Von der Gleichzeitigkeit der Wirklichkeit“ – eine Bildserie von zwölf Werken: „Aequus Animus 2010“ ...................................... „Reflexionen - 2011“ .............................................................................

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Vita ........................................................................................................................................................... 62

2008 – 2 011

Oeuvre Manfred G. Dinnes ....................................................................................................................... 70 Gemälde ...................................................................................................................................................... 71 Skulpturen ................................................................................................................................................. 72 Autor und Regisseur ................................................................................................................................. 73 Dinnes als Theoretiker im Dialog ........................................................................................................... 75 Dinnes im sozialen Engagement ............................................................................................................ 76 Internationales humanitäres Engagment ............................................................................................... 77 Durch ehrenvolle Berufung zum Professor im Ausland ein Botschafter der Kultur ........................ 79 Dinnes als Leiter der Galerie ATELIER & GALERIE ST. JOHANN ...................................................... 80 Dinnes in der Kunsterziehung an Schulen ............................................................................................. 81 Die wichtigsten Einzelaustellungen ....................................................................................................... 86 Die wichtigsten Gruppenaustellungen ................................................................................................... 88 Bücher ........................................................................................................................................................ 89

MANFRED G. DINNES E N T S C H E I D U N G E N


Prof. Dr. Wilhelm Kaltenstadler

„Dinnes & sein Trivium“ „Trivium – Der Strom, da Wege sich kreuzen – Die Donau“

Mit Manfred G. Dinnes findet sich eine Künstlerpersönlichkeit, die sich dem Wagnis unterzieht, sein künstlerisches Werk als Bestandsaufnahme menschlicher Substanz auf den Laufsteg zu schicken. Diese Bestandsaufnahme betreibt er mit unverhohlener Prägnanz und uneingeschränkten Fragestellungen. Zentrale Aussage: Das Humanum kann nur existent sein

in der Anschauung. Das Werk selbst ist mehr als Information, weil es sich zwar darstellt, aber in seiner Darstellung etwas davon birgt, was alle betrifft, weil es Auseinandersetzung in der Form bringt. Diese Auseinandersetzung mag in vielerlei Form geschehen (was nur gut sein kann), aber gerade dadurch gibt sich ein Weg vor, der in Zukünftiges weist. Kunstwerke sind ein Versprechen, die sich eben nicht daran klammern, wohlfeiles beliebig in der Art des Illustratoren zu dokumentieren. Ihrem Wesen nach bergen

sie Visionäres, um Zukünftiges zu erlauben. Machen wir uns nichts vor: Wir selbst sind die Erfinder unserer Wirklichkeit, an die wir glauben. Zuviel an Bedeutung „geheimnissen“ wir in diese Wirklichkeit hinein, die doch nichts weiter ist als eine Seifenblase, welche die Geschicke der Schicksale ein Leben lang begleitet. Aus dieser Gewissheit und mit dem Anspruch, die Gegenwart zu erreichen, ist „TRIVIUM“ entstanden. In der Gegenwart anzukommen bedeutet dabei, Sorge dafür zu tragen, dass der Mensch nicht


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zusehends fremd bleibe im eigenen Raume, was heißt, das er nicht seine Hoffnungen birgt am Zweifel des Vergangenen, dessen Postulate der Fremdbestimmung anheim fallen. So gesehen wird das Kunstwerk zum Opfergang, das offenbart, was in anderer Form nicht geschehen kann: Nicht der logos, das Wort, steht am Anfang – es ist das Bild, durch das wir Begrifflichkeit gewinnen. Umgekehrt werden wir zu Jongleuren einer Begrifflichkeit ohne Inhalte. Das Vertraute wird damit zum Verwalteten, das Kunstwerk zum Funktionswerk, dem wir in vorauseilendem Gehorsam Folge leisten. Einer so sich selbst perforierenden Wirklichkeit versucht „TRIVIUM“ ein Bild zur Seite zu stellen, eine umfangreichere Möglichkeitsform einer mit Scheuklappen behafteten Wirklichkeitsform beizugesellen. Damit wird „TRIVIUM“ zum Vorboten der Erinnerung, was nichts weiter besagt, als dass sich Werdendes im Kunstwerk spiegelt. Das Maß der Wahrnehmung nach Manfred Dinnes

Kunst ist bei Dinnes grundsätzlich nicht ein mechanistisch-analytisches, sondern ein organisches Phänomen, welches – geradezu typisch für Dinnes – auch eine räumlich geographische Kategorie ist. Für ihn ist die räumliche Kategorie im Sinne der Kant´schen Kategorienlehre mehr als eine räumliche Dimension, welche sich im Gegenständlichen erschöpfen würde. Dinnes baut auf der Wahrnehmungstheorie des altgriechischen Philosophen Epikur auf, ohne jedoch dessen Epigone zu sein - Nach Epikur bilden Denken, Wahrnehmung und Objekt eine untrennbare Einheit. Ohne Denken keine Wahrnehmung und umgekehrt keine Wahrnehmung ohne Denken! Man würde die wirklichen Intentionen von TRIVIUM verkennen, wenn man den Untertitel des TRIVIUMProjektes, nämlich „Die Donau“ nicht beachten würde. Für Dinnes ist TRIVIUM weitaus mehr als eine Ausstellung, es ist Projekt und vor allem europäisches Programm, das – aus der Sicht der historischzeitlichen Kategorie – sich nicht auf die Gegenwart beschränkt und den Horizont der gegenwärtigen und gegenwartsbezogenen EU-Bürokratie, die große Mehrheit davon Juristen, weit überragt. TRIVIUM ist mehr als die Zur-Schaustellung von Kunst, es ist ein europäisches Programm. Es macht deutlich, dass Kultur nicht nur weitaus mehr als Kunst ist, sondern dass Kultur permanent in Bewegung ist und eine historisch-zeitliche Komponente hat, die immer wieder bis in die unmittelbare Gegenwart hineinreicht. Geschichte, vor allem die Geschichte, die nicht dem Augenblick verhaftet und im ´Fluss´ ist wie die Donau, holt uns immer wieder ein, wie die Balkankrise – die Dinnes in den entscheidenden Jahren persönlich miterlebte – in so schrecklicher Weise manifestierte.


Abb. 1: „Schrei der Sonne, Kosmogonia“, Bild 4 (Manfred Dinnes)


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Die Donau und der Raum-Zeit-Aspekt

z.B. irgendwo im karpathischen Hinterland. Auf beiden Seiten der Donau finden natürlich auch Am Modell der Donau, lässt sich die Archäologen und Frühgeein über Albert Einstein hinausschichtler weitaus mehr als im weisendes Raum-Zeit-Kontinuum Hinterland. Denn an und auf der exemplarisch darstellen. Die Donau wanderten viel größere Donau ist ein „Transportweg für Menschenmassen, die ihre Spuren Handelswaren“, schon in der Vor- hinterließen. und Frühgeschichte auf Booten und Schiffen meist donauaufZyklus wärts befördert. Sie ist aber auch „Schrei der Sonne – ein Weg, auf welchem Menschen Kosmogonia“ und Ideen transportiert wurden und werden. Über die Nebenflüs- TRIVIUM baut sich wie eine se, z.B. Inn und Drau, haben auch Zwiebel aus verschiedenen sich weiter entfernte Regionen wie überlappenden Schichten auf. Der z.B. Tirol und Norditalien, „Anteil Dinnes´sche Zyklus „Schrei der am danubischen System“. Selbst Sonne – Kosmogonia“ von 2008 Polen und der Osten von Tscheführt behutsam zum TRIVIUM chien liegen im Einzugsgebiet der hin. In diesem Zyklus schließen Donau. Es spielt dabei nur eine sich das Lied des Franziskus zum untergeordnete Rolle, dass der „Bruder Sonne“ (sole im ItalieniFluss seinen Namen gewechselt schen maskulin) und die in der hat und als Ister, Istros, Hister Toscana allgegenwärtige vorrömiund Danubius einmal männlich sche etruskische Kultur nicht aus. war und als Duna, Dunaj, DuNur wenige sind wie Dinnes in nava, Donau etc. jetzt weiblich der Lage, den Bogen von Etruist. An der Donau entlang nimmt rien (Toscana) zum Balkan und man die Spuren der Thraker, nach Sarajewo zu schlagen und Skythen, Awaren, Ungarn, Hundie starren Grenzen von Ost- und nen etc. viel deutlicher wahr als Westrom zu sprengen. In seiner

Kosmogonia gelingt ihm dieser Brückenschlag meisterhaft. Bogumilen, die häretischen Vorgänger der Albigenser, wirkten nicht nur in Oberitalien, sondern auch auf dem Balkan. Diese Sprengung des Raum-Zeit-Kontinuums durch die Ketzer und Abweichler wird im folgenden Bild aus dem Kosmogonie-Zyklus deutlich: In dem Bild Nr. 4 (links) weisen die Protuberanzen der Sonne, welche der angeblich zum Christentum bekehrte Kaiser Konstantin so verehrte, nach Osten, wohl auch auf Byzanz (Istanbul). In der Dinnes´schen Kosmogonia gibt es weder einen sog. Mittelpunkt wie die Roma aeterna, das „ewige Rom“, noch Machtschwerpunkte wie Byzanz, Alexandria oder Rom. Solche Zentren, mit denen wir in der Konsumgesellschaft des postindustriellen Systems immer mehr überflutet werden gibt es schon mehr als genug. Man kann geradezu von einer Zentrums-Inflation sprechen: Handels-, Gewerbe-, Kultur-, Bildungszentrum etc. Keiner will mehr zur Peripherie gehören.


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Abb. 2 „Umbilicus I – III“ (Manfred Dinnes)

Omphalos und Umbilicus – ein antiker Zyklus

Wer so „antik“ ist wie Dinnes, weiß schon lange, dass es vor den vielen Zentren (kentron ist übrigens ein griechisches Wort) bereits bei den Kulturvölkern der Antike den omphalós (griech.), den Nabel, gegeben hat. Dieser Nabel, lateinisch umbilicus, kann wie im folgenden Bild (oben) auch als – eine bewusst nicht perfekt geformte – Halbkugel in Erscheinung treten. Den Umbilicus oder Omphalós kann man also als ein notwendiges Zwischenglied auf dem Weg zur idealen Dinnes´schen Figur, der Kugel, die ja im Grund auch die ideale Form der Erde ist. In der Welt des Makrokosmos kommt sie eher als Elipse vor. Dinnes sieht weder den Kosmos noch die Erde zweidimensional, beide sind und erscheinen in seinen Werken fast immer dreidimensional. Seine geometrische und künstlerische Idealfigur ist die KUGEL. Selbst nicht geübte

Kunstkenner sind in der Lage, die typische Dinnes-Wahrheit wahrzunehmen: „Jeder Punkt auf der Oberfläche einer Kugel ist dessen Mittelpunkt: Umbilicus I – III macht dies anschaulich.“ Die Kugel ist also die Idealfigur sowohl des Künstlers als auch des Philosophen Dinnes. Diese Idealfigur ist kein geographisches Fixum, sondern mobil, multifunktional und wie Gott nicht an einen Ort gebunden, sondern überall. Mathematisch-geometrisch betrachtet ermöglicht die Kreation des Umbilicus, der auch in der Gestalt des altgriechischen Eidos auftauchen kann, viele geometrische Lösungen. Die Kunst von Dinnes ist – das muss einmal lapidar gesagt werden – keine Spontankunst, sondern beruht auf der genauen Berechnung durch einen Künstler, der nicht nur eine technische Aus- und Vorbildung hat, sondern auch immer wieder technische Kunstwerke, nicht selten in Kooperation mit kunstnahen Technikern, schafft. Die Wahrnehmung der idealen

Figur, welcher der Umbilicus und der spiralige Turm sehr nahe kommen, fällt Dinnes umso leichter, je mehr man sich die Dinnes´sche Form der Wahrnehmung zu eigen macht und sich der großen Gefahr der Falschnehmung, ein Produkt einer immer mehr zunehmenden verkehrten Welt, bewusst wird. Gegen eine solche Falschnehmung ist wohl auch der Künstler nicht gefeit. Die Seinsphilosophie von Manfred Dinnes

Im EIDOS-Konzept (Eidos I – III) von 2009 deutet sich also wie bei kaum einem anderen Projekt die auf Dinnes zurückgehende SeinsPhilosophie an. Diese Philosophie greift im Jahre 2010. „Walled in – walled out“ (Abb. 5) ist Ausdruck menschlicher Existenz im Zwiespalt mit der eigenen Daseinsbegrenzung. „Walled in – walled out – Orpheus 2010 – Zeitfenster – NullPunkt“


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Abb.3: „Eidos“-Figuren vor dem Dinnes´schen Haus In St. Johann

Im Jahre 2010 steuert Dinnes mit seinem Zyklus „Walled in – walled out – Orpheus 2010 – Zeitfenster – NullPunkt“ nicht nur zum Orpheus-Konzept, sondern überhaupt wieder zu den griechischen Wurzeln Europas zurück. Diese Wurzeln fanden ihren unnachahmlichen Ausdruck bereits im ATHOS-Zyklos, der nicht das Produkt künstlerischer Phantasie, sondern Ergebnis jahrelangen Dinnes´schen Wirkens in Nordgriechenland und auf dem Balkan (Lehrstühle in Mostar und Sarajewo) ist. Er bezieht weitaus mehr als alle anderen ´westlichen´ Künstler und Dichter die lange verdrängte Orthodoxie des Ostens

und die muslimisch-arianische Kultur des Balkans in die europäische Kultur mit ein. Judentum, Christentum und Islam sind dabei für Dinnes keine Gegensätze, sondern Ausdruck einer gemeinsamen symbiotischen Kultur, die sich übrigens nicht nur auf dem Balkan, sondern auch in dem von Europa vergessenen Iberien manifestiert hat. In „Walled in – walled out“ beklagt Dinnes den Zwiespalt der menschlichen Existenz „mit der eigenen Daseinsbegrenzung“ primär nicht in Worten, sondern macht diesen Zwiespalt ohne viele Worte in den Bildern zu diesem Zyklus lebendig. Mit diesen Bil-

dern durchbricht der Künstler, der sich mit dem thrakischen Sänger Orpheus über Jahrtausende verbunden weiß, „die bestehende Vorstellung von Wirklichkeit, indem er ihr die Welt der Möglichkeit entgegensetzt.“ Diese neue virtuelle Realität begreift Dinnes sowohl als „Zeit-Raum“ als auch als „Raum-Zeit“, diese werden allerdings nicht physikalisch gedeutet wie bei Albert Einstein. Diese neuen Dinnes-Bilder sind also ganz bewusst nicht mehr Bilder von „Etwas“, sondern sie sind einfach da, sie sind. Sie sind, wie Jahwe, der Seiende, ist. Diese neue Sicht der Realität, dass einfach etwas ist und damit in voller Realität etwas erfasst wird, ist ein immer wiederkehrendes Leitmotiv bei Dinnes. Der „neue Dinnes“ die Kunst des Seins und des Seienden

Das Konzept von „Walled in – walled out“ ist kein Bruch mit der bisherigen Schaffenstradition von Dinnes, es ist eine Klarstellung und Bewusstmachung eines bisher un- bzw. halbbewussten Abb. 4 : Eidos Dynamisch – „Turmbau Von St. Johann“


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Abb. 5: „Walled in – walled out – Orpheus 2010 – Zeitfenster – NullPunkt“

künstlerischen Schöpfungsprozesses. Aus diesem neuen Konzept heraus findet Dinnes zu Aussagen, die nur auf den ersten Blick als radikal bzw. revolutionär erscheinen. Im Grunde sind seine Erkenntnisse so einfach, ja beinahe banal, dass man sich wundert, dass er diese Erkenntnisse nicht schon lange in Worte gefasst hat. Ich beschränke mich hier auf seine wesentlichsten Aussagen. • Bilder verstellen den Weg: Dinnes verlässt den Weg, für ein Bild „einen Hintergrund als Hintergrund zu benützen“. In seinem neuen Bild ist also „immer nur eine Seite sicht-

bar“. Wie Cézanne in seinen • Bildwerk als Zeitfenster: Jedes Spätwerken strebt er ganz beDing hat zwei (oder sogar mehwusst die Unvollendetheit des rere) Seiten. Wir verhalten uns Bildes an. Der Gesamteindruck aber meist „einseitig“. Oft weiß kann dann „jeweils nur über man nicht einmal, vor welcher die Erinnerung zusammengeSeite man steht. „Wir vermaufügt werden.“ Man beachte: ern uns stets auf´s Neue.“ Erinnerung bezieht sich auf • Zeitfenster – NullPunkt: Der die Vergangenheit. Mein Kom- Mensch „als Sammelpunkt gementar: Gegenwart ist physiwesener Dinge bewegt sich wie kalisch betrachtet ohnehin nur eine Membrane. Er saugt nur eine infinitesimale Kategorie, ein Bild ab, das einer Abbreviaeigentlich lebt der Mensch tur gleicht.“ mehr in der Vergangenheit, • Malerei als „immerwährender die durch die „Geschichte“ Prozess“: Ein Bild wird genauso nur noch indirekt greifbar ist, wenig fertig wie ein Gedicht. und für die Zukunft, die man Hölderlin hat an manchen nicht kennt, aber trotzdem zu Gedichten ein Leben lang heplanen versucht. rumgefeilt. Von einigen seiner


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Gedichte sind mehrere Fassungen überliefert. Auch bei Dinnes tauchen immer wieder neue Versionen auf. Kaum ist die neue Version ins Leben getreten, macht er sich schon wieder an eine neue. • Wirklichkeit beginnt im Kopf: Der Gedanke ist früher als die sog. objektive Realität. Am Anfang steht nicht das Wort, sondern das Bild und – um die Musiker nicht zu vergessen – manchmal auch der Ton, der ja bekanntlich die Musik macht. Dieses Bild bzw. dieser Ton ist aber nicht statisch, sondern dynamisch. Ein Bild kann sich plötzlich in ein anderes Bild mit anderer Größe, anderen Farben etc. verwandeln. Es kann – als Folge einer evtl. gestörten Wahrnehmung – auch ganz aus dem Kopf bzw. aus dem Gedächtnis verschwinden. Die Produktion von Bildern im Kopf des Künstlers und evtl. auch im Atelier ist ein „immerwährender Prozess“ (panta rhei nach Heraklit). Dieses immer wieder gewandelte Bild muss aber in der Wiedergabe der Realität auf

Papier, Metall etc. nicht unbedingt mit der Realität unseres Denkens übereinstimmen. Das entstehende Bild kann also eine Eigendynamik entwickeln, die eigentlich vom Künstler so nicht geplant war. So mancher große Komponist sagte: Nicht ich komponiere, sondern es komponiert etwas in mir.

auch beim Aequus animus wieder im Vordergrund. Für Dinnes ist dieser „kein in sich abgeschlossener Vorgang, der isoliert betrachtet werden könnte. Das bedeutet, dass jedes Wahrgenommene nur deshalb geschehen kann, „weil bereits eine lange Reihe ähnlicher Vorgänge eingelagert ist.“ Wir nehmen also nur „die Summation eines endlosen Vorgangs, aus Die Bildserien, welche TRIVIUM dem wir unsere Vorstellung nähim Jahre 2010 unmittelbar voraus- ren“, wahr. Wahrgenommen wird gehen, scheinen so gar nicht in also nach Epikur/Dinnes rein subdie bisherige Linie des Dinnes´ jektiv nur das, was unserem Bild schen Schaffens zu passen. Man von der Wirklichkeit entspricht weiß allerdings, dass Dinnes imund was uns zusagt. Es wird also mer für Überraschungen und Pa- das nicht wahrgenommen, was radoxien gut ist. Das wird beson- das Wahrnehmungssubjekt verders deutlich im wegweisenden drängt oder was man nicht wahrProjekt „Aequus animus 2010“. nehmen will. Natürlich erfolgt dieser sehr subjektive Prozess fast immer unbewusst. Vorstellung Projekt „Aequus und abgebildetes Objekt stehen animus 2010 – Von „demnach in Konflikt zu Wahrgeder Gleichzeitigkeit nommen-Wollendem, in dessen der Wirklichkeit. Spannungsfeld wir pendeln.“ Eine Bildserie von Die zehn Bilder dieser Aequuszehn Werken“ animus-Serie sollen zeigen, „wie Das in früheren Jahren und oben sich Struktur der eigenen Vorstellungswelt zu verändern vermag.“ angeschnittene Phänomen der Wahr- und Falschnehmung steht Dabei erfolgt – als dynamischer


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Prozess – eine stete Umwandlung der Vorstellung, was auch die Veränderung des sog. objektiven Bildes zur Folge hat. Ich kann das mit meinen Worten nicht besser sagen und lasse damit Manfred Dinnes persönlich zu Wort kommen: „Wir leben in einer Welt von Dingen. Dinge sind es, die uns umgeben, Dinge sind es, an denen wir uns messen — und Dinge sind es auch, die durch uns entstehen. Viele Dinge sind von Sinngehalten besetzt. Ungefähr, wie: ´Spieglein, Spieglein an der Wand´, oder, ´das Wandern ist des Müllers Lust´. Den meisten Dingen jedoch schenken wir keine Beachtung. Wir sehen Wolken, die am Himmel treiben, aber es ist Wind, der diese treiben lässt, — wir sehen einen Stein zu Boden fallen, aber nicht die Kraft, die ihn dazu zwingt. Was wir sehen, ist bestenfalls Oberfläche, sei es ein Klumpen Gold, ein Blatt, ein Mensch, eine Ölsardine, oder ein Aschenhaufen. Das Innere, das Wesenhafte sehen wir nicht. Naturgemäß versucht der Mensch, da er gerne alles in einen Topf wirft, sich ein Bild von den Dingen zu machen. Glaubt er es zu haben, wird er es erzählen, als handele es sich da-

dentin, verdeutlicht. Diese nicht mehr greifbare Wirklichkeit ist eigentlich eine bedrückende Tatsache. Ist es denn eine Tatsache? Man braucht als Mensch darum eine innere Form von Wirklichkeit. Die Stoiker des 5. Jahrhunderts v. Chr. haben uns vorgemacht, wie diese inneDie Dinge ändern sich also mehr re Wirklichkeit beschaffen sein könnte: Sie ist geprägt durch den und schneller, als dass sie sich Gleichmut, den aequus animus, gleich bleiben. Wir müssen uns und die Unerschütterlichkeit des immer mehr bewusst machen, dass unser Bild von der Wirklich- Gemüts, der ataraxia. Sie sind keit ein subjektives ist und einem die unabdingbare Voraussetzung der inneren Freiheit, welche die steten Wandel unterworfen ist. griechischen Stoiker und auch Noch schwieriger wird es, wenn der in Spanien geborene Römer man sich die Dinnes´sche TheSeneca der äußeren politischse von der „Gleichzeitigkeit der Wirklichkeit“ vergegenwärtigt. In gesellschaftlichen Freiheit, welche sie als ungenügend und sekundär unser Bild von der Realität spieempfunden haben, gegenüberlen immer wieder Elemente der Vergangenheit herein, ohne dass stellen. Diese stoische ataraxia, welche sich die meisten Menschen der ´Gegenwart´ dieser sich einschlei- sich durch die außerhalb meines chenden Vergangenheitselemente Wahrnehmungszentrums ablaubewusst werden. Vergangenheit, fenden Ereignisse und Wechselfälle nicht verwirren lässt, braucht auch die politische Vergangenheit, z.B. in Deutschland, wird ja vor allem der Künstler, weil er den schmalen Pfad der infinite‚gerne´ verdrängt, wie die Neubewertung der Kriegsschuldfrage simalen Gegenwart zwischen der schattenhaften für immer unam 2. Weltkrieg im September 2010 durch zwei Mitarbeiter des wiederbringlichen Vergangenheit und der nur geahnten und erBundes der Vertriebenen und durch Frau Steinbach, der Präsi- ahnbaren Zukunft – mehr als der bei um eine Wahrheit, die 1000 Jahre zu gelten habe. Der Inhalt hat ihn längst überholt, ja in seinem Beharren auf dem Standpunkt wird er nicht einmal bemerken, dass dieser Standpunkt, ohne dass er selbst es bemerkte, sich auch veränderte“.


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Abb. 6:

Herdenmensch - als besondere Bedrohung und Aufgabe empfindet. Damit dieser schmale Weg begehbar wird, braucht er ein TRIVIUM, einen Weg, auf welchem er Begleiter findet. Schon der „Prediger“ (Kohelet) des Alten Testamentes hat das Leben des Einzelgängers ohne Freunde und Gefährten als das schlimmste aller Leben erkannt. Sein zentrales Motto heißt „Besser zwei als einer! Sie haben guten Lohn von ihrer Mühe.“ Mehr als der sog. Normalmensch braucht der Künstler, der Dichter, der kreative Mensch, der das Leben intensiver lebt und mehr darunter leidet, das TRIVIUM; einen Weg, der breiter ist als der Weg der Gegenwart. Der Weg zwischen Vergangenheit und Zukunft wird breiter bzw. erscheint zumindest breiter, wenn man ihn mit den richtigen Gefährten, geht. Es muss jedoch ein Trivium sein, in welches die Vergangenheit hineinwirkt, aber die Gegen-

„Reflexionen – 2011 – Die Gegenwartsfalle“ Die Abbildung soll den Balanceakt der schmalen Gegenwart zwischen den massiven Aggregaten „Vergangenheit“ und „Zukunft“ verdeutlichen und die Vergangenheit und Zukunft den beiden großen Blöcken zuordnen.

wart nicht verdrängt, in welches die Zukunft hineinragt, aber die Gegenwart nicht vernebelt. Der Donauweg könnte ein solches Trivium sein, vor allem für kreative Menschen wie z.B. Albrecht Altdorfer, Georg Britting Abb. 7: „Reflexionen – 2011, Zeitturbulenz“, und natürlich auch für Manfred entstanden 2011 Dinnes. Mit besonderem Gleichmut (atraxia) kann man aber an der Donau über bestimmte Dinge des Lebens nachdenken. Kaiser Marcus Aurelius, ein Stoiker, tat das mit besonderer Intensität in der Gegend von Wien, wohl an der Donau bei Carnuntum, wo er gute Gedanken für seine „Selbstbetrachtungen“ fand. Es müsste also auch Manfred Dinnes mit der griechischen Ataraxia und dem lateinischen aequus animus in St. Johann und anderen sakralen Orten an der Donau zu einer ausgewogenen Erkenntnis der eigenen zwischen Vergangenheit und Zukunft eingezwängten Gegenwart zu gelangen, ohne von der „Gegenwartsfalle“ (siehe rechts) erdrückt zu werden. Abb. 8: „Reflexionen – 2011, Chaosmos I“, entstanden 2011


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„Die andere Sichtweise“ Prof. Manfred G. Dinnes

Definitionen sind dazu angetan, den Charakter von Wirklichkeitsbildern zu untermauern. Sie tun dies mit beharrlicher Intention und in verschiedenen Zeitabständen. Nur – diese Wirklichkeitsbilder und damit schlechterdings Wirklichkeit selbst, sind ein Substrat unserer eigenen Erfindungsgabe, die, sind sie einmal postuliert, lediglich glauben, bewahren zu müssen. Nennen wir dieses Element eine soziokulturelle Prägung. Wehe – der Boden unter den Füssen entgleitet uns. Dieser einseitigen „Wirklichkeit“ gilt es aus dem Reich des bildnerischen Denkens ein Werk beizugesellen, das in umfassenderer Art und unter Einbeziehung der weitreichenderen Möglichkeit aufzuzeigen vermag, wie viel wir überhaupt imstande sind wahrzunehmen.

Die Frage, ob Kunst diese Aufgabe bewerkstelligen kann, stellt sich nicht – sie tut es. Die Akzeptanz, monolithische Daseinsstrukturen zu verlassen, sich selbst in seiner sich verändernden Struktur und damit einhergehenden Sichtweise zu begreifen, bildet die Substanz künstlerischen, schöpferischen Wirkens. Dies mag dazu angetan sein, dass der Mensch nicht mehr fremd bleibt im eigenen Raum, in seiner Zeitblase. Dieser nie endende Prozess bildet Zugang und Zielsetzung meines Werkes. Es erübrigt sich Seelenzustände, Parabeln oder Seinsweisen zu dokumentieren, es fordert, Entwürfe des Noch-NichtDenkbaren in Bild zu setzen, es anschaubar zu machen, um es einer Begrifflichkeit auszusetzen. Dies entspricht den Werkzeugen unseres menschli-


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chen Geistes: Am Anfang ist das Bild von Etwas, das im Begriff mündet. In den letzten vier Jahren, 2008 – 2011 entstanden die vorliegenden Exponate, die als Sequenzen zu verstehen sind und in mannigfaltiger Weise Veranschaulichungen bieten.

Die vorgestellten Werke sind Teil des Kulturprojektes: „Die Goldene Strasse – Rekonstruktion einer Kulturregion“. Prof. Manfred G. Dinnes ist Kurator der Ausstellung, die bisher in folgenden Orten gezeigt werden konnte: 2010 2010

„SCHREI DER SONNE KOSMOGONIA (Κοσμογονία) 2008“

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„EIDOS I - III, 2009“ 2011

„Horizonte?“ – Neue Werke, 2009 2011 „Umbilicus I – III, 2010“

2011 2011

„Walled in – walled out ORPHEUS 2010 – Zeitfenster – NullPunkt, 2010 „AEQUUS ANIMUS 2010 Von der Gleichzeitigkeit der Wirklichkeit, 2010“

2012

Stadtmuseum Amberg „Gedankengebäude“, Burg Wernberg Schloss Bor, Tschechien Krafft´sche Halle Nürnberg Tschechisches Rundfunkhaus Pilsen Raiffeisenbank Waldsassen Museum Zehentstadel Nabburg DEZ-Galerie Regensburg Franziskanerkirche in Cheb, Tschechien wird das Konzept in den Räumen der Parlamentarischen Gesellschaft in Brüssel gezeigt.

„REFLEXIONEN – 2011“ Kurator der Ausstellung und Laudatio: Prof. Manfred G. Dinnes

gefördert von der Europäischen Union


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KOSMOGONIA (Κοσμογονία) 2008

„Schrei der Sonne“

In der Abgeschiedenheit einer Almhütte in der Steiermark entstanden in den letzten Sommerwochen in der Folge die Exponate „Schrei der Sonne“. Nach Beendigung des Werkes fiel erster Schnee. Zeitgleich:

Vom Schall getragen: Im Inneren der Sonne brütet ein Reaktor Temperaturen von 15 Millionen Grad aus. An der sichtbaren Oberfläche unserer Sonne, Photosphäre genannt, sind davon „nur“ noch knappe 6.000 Grad messbar. Das ist schon ziemlich heiß für den durchschnittlichen Erdbewohner. Doch in Sonnendimensionen ist das gar nichts: Denn über ihrer Oberfläche steigen die Temperaturen plötzlich wieder an - und zwar gewaltig. In der Chromosphäre, einer rund 2.000 Kilometer dicken Gasschicht über der Photosphäre, steigt die Temperatur schon etwa auf das Doppelte, in der äußeren Korona dann sogar auf bis zu zwei Millionen Grad an. Seit dieser Temperaturanstieg 1939 entdeckt wurde, rätseln Wissenschaftler, wo diese gewaltige Hitze herkommt. Vermutlich sind starke lokale Magnetfeld-Konzentrationen auf der Sonnenoberfläche eine Ursache des starken Aufheizens. Doch wie wird die dort erzeugte Hitze in die oberen Schichten der Korona transportiert? Der Physiker Wolfgang Schmidt vom KIS widmet sich gerade diesem Rätsel - und hat eine ganz erstaunliche Theorie dazu: Seiner Ansicht nach wird die Hitze von Schallwellen nach außen getragen. Zeitgleich:

Vom Klang der Sonne: Denn unsere Sonne tönt ein bisschen: Sie schwingt und pulsiert - die so genannte chromosphärische Oszillation. Dieses Schwingen in den Gashüllen der Sonne könnte man sogar hören, würde das leere All zwischen der Sonne und uns nicht jeglichen Schall „schlucken“. Für den Physiker kein Problem: Er macht den Schall einfach sichtbar. Sie zerlegen das Sonnenlicht in seine Spektralfarben - und schon sehen sie den Schall: Die Ränder der Spektrallinien bewegen sich - sie schwingen im Schall. Der Dichter Franciscus von Assisi wusste also schon viel früher als die Physiker des 20. Jahrhunderts, dass es einen „Sonnengesang“ gibt. Zeitgleich:

CERN: Im August 2008 nimmt der „Large Hadron Collider (LHC)“ seine Arbeit auf, der den Tunnel des LEP übernahm, der dafür im Jahr 2000 abgeschaltet wurde. Noch im selben Jahr hatte es einen ersten Hin-


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weis auf die Entstehung eines Quark-Gluon-Plasmas am Relativistic Heavy Ion Collider (RHIC) gegeben, Folgeexperimente am LHC mit dem ALICE-Detektor sind vorgesehen. 2002 gelang die Produktion und Speicherung von mehreren tausend „kalten“ Antiwasserstoff-Atomen durch die ATHENA-Kollaboration, ebenso begann die Datenaufnahme im COMPASS-Experiment. Am LHC sollen Energien erreicht Abb. 1: werden, die in herkömmlichen „Schrei der Sonne“, entstanden 2008 Teilchenbeschleunigern bisher nicht möglich waren (bis 14 TeV). Die sind für die Suche nach dem Higgs-Boson, sowie schweren supersymmetrischen Teilchen notwendig; weiterhin für die genauere Untersuchung des Quark-Gluon-Plasmas. Damit Kollisionen bei sehr hohen Energien durchgeführt werden können, muss der Speicherring auf Betriebstemperatur heruntergekühlt und dann kontrolliert hochgefahren werden. Am 8. August 2008 wurden die ersten Protonen in den LHC geschossen, am 10. September 2008 folgte der erste offizielle Rundumlauf von Protonen. Der erste Versuch scheiterte. Erst ein Jahr später konnte erneut die Versuchsreihe aufgenommen werden. Dabei sollen Temperaturen entstehen, die 100.000 mal heißer sind als im Inneren der Sonne. Laudato sie, mi signore, cun tucte le tue creature, spetialmente messor lo frate sole, lo qual’è iorno, et allumini noi per loi. Et ellu è bellu e radiante cun grande splendore, de te, altissimo, porta significatione.

(Franziskus von Assisi: Canticum fratris solis vel Laudes creaturarum / XIII secolo)

Gelobt seist du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen, zumal dem Herrn Bruder Sonne; er ist der Tag, und du spendest uns das Licht durch ihn. Und schön ist er und strahlend in großem Glanz, dein Sinnbild, o Höchster.


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„Schrei der Sonne“

Der Lago di Bolsena ist ein Kratersee und auf Schritt und Tritt Unweit des Lago di Bolsena, bemerkt man den vulkanischen also altem Etruskerland, schneiUrsprung. Turmaline finden sich den Wassermassen tiefe, skurrile im See, und in den meterhohen Schluchten in das vulkanische Tuffgebilden befinden sich merkTuffgestein, und das seit Jahrtau- würdige Aschengebilde. Ein Land senden. An einer dieser senkaus dem Feuer geboren. Die im rechten Wände ist bis heute ein Zenit stehende Sonne heuchelt Schriftzug auszumachen: „Schrei Trugbilder, begleitet von dem der Sonne“. Im Jahre 1990, ich schrillen Gesäge der Zikaden. Ich arbeite gerade an dem zyklischen wandere den steilen Hang hinauf Werk „West- östlicher Divan“, zu einem Feigenbaum, der seines eine Hommage an Johann Wolf- Gleichen sucht. In knöcheltiefem gang v. Goethe, verbringe hier Tuffstaub entfaltet er ein Blättereinige Wochen. Ich schneide diese dach, als wolle er die Sterne erBuchstaben in eine dieser urreichen. In seinem Wurzelgebälk, weltlichen Wände, begleitet vom tief eingegraben, katakombentausendfältigen Kreischen der ähnliche Verliese ohne Zeitbegriff. Zikaden in gleißender Sonne. Jetzt zur Mittagszeit schwitzen Noch keine Ahnung, dass ich die Blätter, glänzen vor Schweiß, die nächsten Jahre in Bosnien – der nach Katzenpisse riecht. Im Herzegovina verbringen werde, in Umkreis geplünderte Gräber, Mostar. blinde Schächte, geschnitten in den Tuff – Etruskerland – son-

nengeboren. Weinstöcke, an dürre Holzpfähle gezurrt, schaukeln sacht im Wind als Takelagen zukünftiger Kellerfreuden. Hier haust der Weinbauer, weitab seiner eigentlichen Wohnstätte, weitab von der Frau – Mona oder Lisa. Draußen, weit unten liegt der See, bleiern wie die Luft, wie der Staub, wie die eigene Erschlaffung. Selbst der Schatten brennt auf der Haut.

„Bilder sind das Spiel des Geistes Die sich im Spiel des Lichtes widerspiegeln“ (Manfred Dinnes)

Sarajevo 1990: Hier, am Schnittpunkt mannigfaltiger Kulturkreise, die weit in die Vergangenheit reichen, die sich wie bei einem


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Abb. 2 – 7: „Schrei der Sonne“, entstanden 2008

Wirbel gegenseitig überlagern, bis die Dinge nicht mehr durchschaubar sind, bis nicht mehr erkennbar ist, was Ursache und was Wirkung ist, versuche ich systematisch aus meinem bildnerischen Denken heraus Antworten zu finden. Es entsteht Bild um Bild, wie Perlen auf eine Schnur gereiht. Keine Illustration der Gegebenheiten, nicht das visuell Augen-Scheinliche, sondern ein Impuls, der zum Sammelpunkt der Vielfalt des Vokabulars des Lebens selbst wird. Genau hier ist die Schnittstelle zu suchen, weshalb ich dieses Werk Johann Wolfgang von Goethe widme. Ein kosmopolitischer Geist, der zusammenfügt, was bis dato unvorstellbar war, der Fragen aufwirft, wo niemand Bedarf vermutet. Bei mir sind es Bildwerke, die eine Ahnung von Zeit-Triftungen zum Erscheinen bringen. Ohne Pathos und ohne erhobenem Zeigefinger.

„Und solang du das nicht hast Dieses: Stirb und werde! Bist du nur ein trüber Gast Auf der dunklen Erde.“ (Johann Wolfgang v. Goethe: „West- östlicher Divan)

„Der kleinste Stein noch birgt jegliche Antwort in sich, welche dein Fragen umreißen könnte. Jeder Halm, jegliches Geziefer – eine Meereswoge. Der kleinste Teil von „Welt“ birgt alle Antworten, weil er Repräsentant von Welt ist, weil das Ganze in ihm wirkt. Verborgen bleibt nur das, von dem du nicht verstehst, die richtige Frage zu formulieren. Dann legst du achtlos den Stein beiseite, ohne Bedauern zerquetscht du die Blume unter deinem Fuß, eine Mücke stört – die Woge flößt Angst ein. Frage und Antwort sind filigrane Gebilde, und die

Richtung ihres Auftauchens ist im Voraus nicht zu ahnen. Wir sind in der Regel gewohnt, nur jenes anzufragen, von dem Antworten zu erwarten sind, die unser bisheriges Denken bestätigen. Erscheint uns eine Antwort unverständlich, so wird die Frage nicht angepasst und revidiert. Nein – sie wird wiederholt, und wieder wiederholt und wird hinausgebrüllt: Dann breitet sich zuerst eine stille Leere aus wie bei einem Sog, der kurz bevorsteht. Schließlich erhalten wir verzerrte Gebilde wie bei einem Echo, welche wir fälschlicherweise für Antworten halten. Dabei sind sie nichts anderes als verzerrte Fragmente unserer Frage, gebrochen von tausend Graten – unverständlich. An diesen Fragmenten ergötzen wir uns – glauben Antworten in Händen zu halten und dabei sind es nur Zerrbilder der eige-


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„Schrei der Sonne“ – Weltenschöpfung – Wirklichkeit beginnt im Kopf – Die Stunde des Pan

Das Trägermaterial besteht aus gepresster Baumwolle, welches in einer speziellen Technik aufbereitet wird. Schuppen von Phlogopyt-Glimmer, schwimmend aufgetragen und ausgetrocknet, Technische Angaben: ergeben einen Bildhintergrund, Sommer 2008: der in seinem Erscheinungsbild In Folge entstehen 16 Exponate, sich selbst in seiner Struktur die ein zyklisches Werk darstellen. bricht. Farbpigmente in unterschiedlichs„Schrei der Sonne – ten Emulsionen gelöst, werden Richtige Antworten liegen derteils deckend, teils lasierend weil überall – in jedem Stein, in KOSMOGONIA (Κοσμογονία) aufgetragen. jedem Blatt, in jedem Stern, der 2008“ Die Exponate sind nahezu quavom Himmel leuchtet...“ dratisch (60 x 60 cm). Gerahmt (Manfred Dinnes) In einem aufwändigen, technischen Verfahren entsteht Exponat hinter Glas (80 x80 cm) um Exponat. nen Stagnation. Dieser Vorgang wiederholt und wiederholt sich, bis etwas „Drohend- Turmhaftes“ entsteht – ein Rätselturm. Dieser birgt keine einzige echte Antwort, besteht er doch nur aus den eigenen verzerrten Fragefragmenten. Aber er ist mächtig – dieser Rätselturm – und man vertraut ihm, weil an ihn geglaubt wird.

2008: Manfred G. Dinnes bei der Arbeit. Hoch über Oberwölz in der Steiermark, auf einer abgelegenen Almhütte entsteht das Werk „Schrei der Sonne“ Foto: ©2008 Karin Dinnes


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Abb. 8 – 16: „Schrei der Sonne“, entstanden 2008


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Beabsichtigt in seiner Form der Substanz der Idee zu folgen Dem Teil von Welt, den nicht das Ding an sich voraussetzt Sondern das Wesenhafte selbst in Erscheinung bringt

„EIDOS I - III, 2009“ Skulpturen in den Weg gestellt!

Fragen sind Resultat der Auseinandersetzung von Individuum und dessen Empfinden in gesellschaftlicher Struktur. „EIDOS I – III“ sind Objekte des Mahnens. Sie stellen etwas vor, das der Mensch meidet, dem er nicht gewillt ist, ins Auge zu blicken: die eigene Zeitlichkeit, in der er vergeht.

Beschaffungsstruktur. Das Maß der Dinge, die ihn umgeben, muss er selbst bleiben mit seinen Werten, seinen ca. 80 Jahren Lebensdauer.

Darin findet sich dann auch der sinnfällige Untertitel von „EIDOS – II“. „Glaube ist Stoff der Dinge und der Beweisgrund für die Unsichtbaren“. Dante Alighieri, von dem dieser Satz stammt und der nichts anderes besagt, als dass die Es ist nicht von ungefähr, wenn Vorausschau des Menschen eng eine der Skulpturen, „EIDOS I“ begrenzt ist – diese Zeilen vor den folgenden Untertitel trägt: rd. 1500 Jahren als „NON FUI – „NON FUI – FUI - NON SUM – FUI - NON SUM – NON CURO“ NON CURO“. niedergeschrieben, geben wieder, Diese Inschrift, römischen Urdass Menschsein eingebettet ist in sprungs, mag ihren Ausdruck die Abläufe seines eigenen Werdarin finden, dass sie gemahnt an dens. Nichts anderes entspräche unzählige Schicksale. „Einst war seinem Sinngehalt. „EIDOS – II“ ich nicht – Dann war ich – Jetzt wird zum Ausdruck dafür, welche bin ich nicht – Und es grämt Rolle der Mensch als Individuum mich nicht“. Worte, die nachsich selbst zuschreibt und was ihn denklich stimmen, angesichts in Zukünftiges leitet. eines Umbaus der Gesellschaft, der dazu angetan sein sollte, den „Laß´ die Moleküle rasen, was sie Menschen wieder in den Vorder- auch zusammenknobeln! Laß´ das grund zu stellen. Ihn nicht als Tüfteln, laß´ das Hobeln, heilig Ware verkommen zu lassen, als halte die Ekstasen“. Diese Worte, Rad im Getriebe einer unseligen geschrieben von Christian Mor-

genstern und wieder verwendet als Untertitel von „EIDOS – III“, belegen einmal mehr den Standpunkt des Werkes, der daran ermessen werden mag, wohin wir uns bewegen. Diese Bewegung als Aktivposten entspräche mehr der Entwicklung unseres menschlichen Daseins. Seine Qualität läge in der Voraussetzung, dieses Sich- Entwickeln zu akzeptieren.

„EIDOS I – III“ sind damit aus künstlerischer Sicht nicht lediglich Skulpturen, die Wege beschreiten, sondern durch ihr Gewordensein Wege durchkreuzen mit der Frage, wie viel wahrzunehmen wir fähig sind und wie viel wir umzusetzen vermögen aus der gewonnenen Weltschau.


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EIDOS I

Eine Skulptur bestehend aus Stahl und Edelstahl. Körper wasserdicht verschweißt. Rundumbemalung mit wasserfesten, wetterunabhängigen Lacken. Frostsicher. Höhe: 2700 mm Breite: 740 mm Tiefe: 450 mm Gewicht: ca. 70 kg


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2009: Manfred G. Dinnes und Armin Karl, Begründer der Kooperation „VISUAL – KunstKonzepte“ bei der Fertigstellung von „EIDOS I – III“ in der Einöde von St. Johann nahe der Donau. Foto: ©2010 Karin Dinnes

EIDOS II

Eine Skulptur bestehend aus Stahl und Edelstahl. Körper wasserdicht verschweißt. Rundumbemalung mit wasserfesten, wetterunabhängigen Lacken. Frostsicher. Höhe: 3400 mm Breite: 950 mm Tiefe: 380 mm Gewicht: ca. 110 kg


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EIDOS III

Eine Skulptur bestehend aus Stahl und Edelstahl. Körper wasserdicht verschweißt. Rundumbemalung mit wasserfesten, wetterunabhängigen Lacken. Frostsicher. Höhe: 3350 mm Breite: 880 mm Tiefe: 400 mm Gewicht: ca. 130 kg


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„Horizonte?“ Neue Werke, 2009

Kunstwerke sind Versprechen, die sich eben nicht daran klammern, Wohlfeiles beliebig in der Art des Illustranten zu dokumentieren. Ihrem Wesen nach bergen sie Visionäres, um Zukünftiges zu erlauben. Machen wir uns nichts vor: Wir selbst sind die Erfinder unserer Wirklichkeit, an die wir glauben. Zuviel an Bedeutung „geheimnissen“ wir in diese Wirklichkeit hinein. Diese aber ist nichts weiter als eine Seifenblase, welche den Künstler und sein Schaffen ein Leben lang begleitet. Aus der Gewissheit und dem Anspruch, die Gegenwart zu erreichen. In der Gegenwart anzukommen bedeutet dabei, Sorge dafür zu tragen, dass der Mensch nicht zusehends fremd bleibt im eigenen Raume. Das heißt, dass er nicht seine Hoffnungen birgt

am Zweifel des Vergangenen, dessen Postulate der Fremdbestimmung anheimfallen. So gesehen wird das Kunstwerk zum Opfergang, das offenbart, was in anderer Form nicht geschehen kann: Nicht das Wort, der Logos, steht am Anfang – es ist das Bild, durch das wir Begrifflichkeit gewinnen. Umgekehrt werden wir zu Jongleuren einer Begrifflichkeit ohne Inhalte. Das Vertraute wird damit zum Verwalteten, das Kunstwerk zum Funktionswerk, dem wir in vorauseilendem Gehorsam Folge leisten. Einer so sich selbst perforierenden Wirklichkeit versuche ich ein Bild zur Seite zu stellen, einer mit Scheuklappen behafteten Wirklichkeitsform eine umfangreichere Möglichkeitsform (Virtualität) zu ´verpassen´. Damit wird das Werk zum Vorboten der Erinnerung, was nichts weiter besagt, als dass sich Werdendes – nicht Seiendes - im Kunstwerk spiegelt. So gesehen unterziehe ich mich dem Wagnis, das Werk als Bestandsaufnahme menschlicher Substanz ohne modische Ambitionen auf den Laufsteg

Manfred G. Dinnes vor dem Werk „Wahrnehmungssperre I - 2009“ Foto: ©2009 Julia Dinnes

zu schicken. Ich tue das mit unverhohlener Prägnanz und uneingeschränkten Fragestellungen. Das Humanum kann nur existent sein in der Anschauung. Das Werk selbst ist mehr als die Summe seiner Details, weil es sich zwar darstellt, aber in seiner Darstellung etwas davon birgt, was alle betrifft, weil es Auseinandersetzung in der Form bringt. Diese Auseinandersetzung mag in vielerlei Form geschehen (was nur gut sein kann), aber gerade dadurch gibt sich ein Weg vor, der in Zukünftiges weist.


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1. „Horizonte – wie viel Wirklichkeit braucht der Mensch“ 2009, Öl auf Leinwand Größe: Höhe – 102 cm, Breite – 118 cm 2. „Chaosmos – wo Schicksale sich kreuzen“ 2009, Öl auf Leinwand, Größe: Höhe – 115 cm, Breite – 105 cm


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3. „Wirklichkeit beginnt im Kopf“ 2009, Öl auf Leinwand, Größe: Höhe – 108 cm, Breite – 122 cm 4. „Die Grenzen überwinden“ 2009, Öl auf Leinwand, Größe: Höhe – 95 cm, Breite – 130 cm


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5. „Anatomie des Augenblicks“ 2009, Öl auf Leinwand, Größe: Höhe – 122 cm, Breite – 117 cm 6. „Der Verlust der eigenen Geschichte“ 2009, Öl auf Leinwand, Größe: Höhe – 102 cm, Breite – 118 cm


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7. „Modi der Zeit – Inhalte von Raum“ 2009, Öl auf Leinwand, Größe: Höhe – 100 cm, Breite – 97 cm 8. „Wahrnehmungssperre I“ 2009, Öl auf Leinwand, Größe: Höhe – 90 cm, Breite – 80 cm


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9. „Wahrnehmungssperre II“ [Titelbild] 2009, Öl auf Leinwand, Größe: Höhe – 90 cm, Breite – 80 cm 10. „Realität – Wirklichkeit – Tatsächlichkeit?“ 2009, Öl auf Leinwand, Größe: Höhe – 80 cm, Breite – 80 cm


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11. „… ist das, was wir wahrnehmen auch wirklich ?“ 2009, Öl auf Leinwand, Größe: Höhe – 155 cm, Breite – 155 cm 12. „Wo Möglichkeit zur Wirklichkeit gerinnt“ 2009, Öl auf Leinwand, Größe: Höhe – 155 cm, Breite – 195 cm


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„UMBILICUS I - III, 2009“ VISUAL Kunst-Konzepte_1

Man vergisst zu leicht, wie filigran jegliches Machwerk von Menschen an seinen Rändern zu beurteilen ist. Sind wir überhaupt in der Lage, Wirkliches wahrzunehmen und das Ausmaß unseres Handelns abzuschätzen? Wohl kaum, werden wir angesichts der Großwetterlage politischer und wirtschaftlicher Strukturen sehr bald feststellen. Wir dümpeln dahin im Meer des Ungewissen, verzagen am Bodensatz geringfügigster Abweichungen – fallen aus dem Bild. Wir haben verlernt, uns selbst zu erfinden, geschweige denn zu definieren. Dafür entstehen Skulpturen. Weil sie versinnbildlichen, dass der

[Armin Karl, Manfred G. Dinnes]:

Mensch nach wie vor im Mittelpunkt stehen muss. Weil diese in dem ganzen Zivilisationsirrsinn, dem Aberglauben des AllesMachbaren durch ausgeklügelte Technologien, standhalten. Kunst ist Energie, will stets erobert werden im Sinne von Deutung. Sie ist nicht marktschreierisch, verzagt aber nicht. Kunst muss auch als Transportmittel begriffen werden. Mit ihr werden Visionen sichtbar, um IDEE zu entwickeln. Das ist ein Ziel, Versprechen, Orientierung. Kunst ist ´SCHON´ und bietet die Möglichkeit, das Wirklichkeitsbild umzuwandeln in Tatsächlichkeit.

Manfred G. Dinnes nach der Fertigstellung von „UMBILICUS I – III, 2010“ Foto: ©2010 Julia Dinnes

Jeder Punkt auf der Oberfläche einer Kugel ist deren Mittelpunkt: Umbilicus I – III macht dies anschaulich.

Umbilicus I - III ist nach EIDOS I – III die sichtbare Ausweitung skulpturaler Erscheinungsformen im Werkcharakter. Dabei entwickelt sich ein Raumkörper, der das Werden in den Vordergrund stellt. Das Seiende tritt in den Hintergrund. Werden ist dabei auch als Frage zu verstehen.


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UMBILICUS I

UMBILICUS II

UMBILICUS III

Eine Stele aus Holz und Edelstahl,

Eine Stele aus Holz und Edelstahl,

Eine Stele aus Holz und Edelstahl,

Rundumbemalung

Rundumbemalung

Rundumbemalung

Hรถhe: 2450 mm

Hรถhe: 2700 mm

Hรถhe: 2450 mm

Breite: 720mm

Breite: 400 mm

Breite: 720mm

Tiefe:

Tiefe: 2000 mm (Pendelwirkung:

Tiefe:

hรถchste Ausladung)

Gewicht: 60 kg

300 mm

Gewicht: 60 kg

Gewicht: 100 kg

300 mm


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„Orpheus 2010 – Zeitfenster _2: „Walled in – walled out“

Das Konzept von „Walled in – Walled out“ ist Ausdruck menschlicher Existenz im Zwiespalt mit der eigenen Daseinsbegrenzung. Das Leitbild des endlosen Schei-

terns durchzieht dieses, sein Leben und die eigene schöpferische Potenz vergilbt angesichts dieses Bewusstseins zum Klagelaut. Die Zerrissenheit benötigt keine

Mänaden; der Mensch vollzieht diesen Prozess selbst, an sich selbst zu jeder Stunde, tagein, tagaus, er mutiert ohne geistige Metamorphose zum Schatten.

„Walled in – walled out“ORPHEUS 2010 – Zeitfenster – NullPunkt“

durchbricht die bestehende Vorstellung von Wirklichkeit, indem sie ihr die Welt der Möglichkeit entgegensetzt.

Hier tritt das Werden in den Hin„Zeit – Räume“ und tergrund. „Raum – Zeiten“ prägen das Werk. Es ist nicht Bild von „Etwas“ – ES IST.


DINNES05 Das Konzept:

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– NullPunkt“

Bilder verstellen den Weg

Die übliche Art des Bildes, Wand, Mauer oder Landschaft als Hintergrund zu benützen, wird aufgegeben. Stattdessen bildet dieses zyklische Werk selbst eine Mauer. Das Werk ist beidseitig – nicht unbedingt immer nahräumig - zu umgehen, jedoch ist immer nur eine Seite sichtbar. Der gesamte Eindruck kann jeweils nur über die Erinnerung zusammengefügt werden. Das Bildwerk als Zeitfenster

So wie der Mensch bruchstückhaft aus Tatsächlichkeit ein Wirklichkeitsbild erstellt, verhält sich das Werk. Jedes Ding hat zwei Seiten, immer nur verhalten wir uns einseitig. Dabei lässt sich nicht erörtern, vor welcher Seite wir gerade stehen. Wir Ver-Mauern uns stets auf´s Neue. „Walled in – walled out“ „ORPHEUS 2010 – Zeitfenster – NullPunkt“

ist Ausdruck der Existenz, die einerseits von der Substanz der Dinge seine Orientierung ableitet, andererseits jedoch das Ding an sich nur von der Warte der Summation von eigenen Erinnerungen und Prägungen wahrzunehmen vermag. Der Philosoph Immanuel Kant lässt grüßen. Der Mensch als Sammelpunkt gewesener Dinge bewegt sich wie eine Membrane. Er saugt nur ein Bild ab, das einer Abbreviatur gleicht.

Technische Angaben: „Walled in – walled out“ ORPHEUS 2010 – Zeitfenster – NullPunkt“

Das Werk, bestehend aus sechs Bildwerken mit zwölf Seiten entstand von März bis August 2010 Die Exponate (70 x 70 cm), beidseitig bearbeitet, hängen schwebend in sechs einzelnen Edelstahlrahmen, die ihrerseits wieder in eigenen Ständern aufgehängt sind. Größe der jeweiligen Exponate: Höhe: 220 cm, Breite: 80 cm, Basistiefe der Sockel: 80 x 80 cm, Tiefe der Edelstahlrahmen: 60 mm. Die Konstruktion ist freistehend.


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DINNES DerHintergrund:

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Unter Berufung auf Amor erbittet Orpheus die Frau zurück. Ohne Umschweife, nüchtern und knapp spricht er das Unmögliche aus: „Eurydices, oro, properata retexite fata!“ „Macht Eurydikes Tod rückgängig!“

Dann versucht er, mit den Göttern zu verhandeln: Sie herrschten ohnehin am längsten über das Menschengeschlecht, da ihnen früher oder später alle Menschen anheim fielen. Eurydike habe aber die Jahre, die ihr zuständen, noch nicht vollendet. Er wolle sie nicht als Geschenk, sondern nur als Leihgabe haben und droht gar mit dem eigenen Tod, sollten die Götter ihm diese Gnade verweigern. Der Weg zum Einlenken wird indirekt beschritten. Er führt über unglaubliche Reaktionen der ewig Verdammten auf seinen klagenden Gesang hin : Die unerbittliche Ordnung des Totenreichs wird außer Kraft gesetzt: „Tantalus griff nicht nach der fliehenden Welle, staunend stand Ixions Rad still, die Vögel zerfleischten nicht die Leber des Tityos, die Belliden ließen ihre Krüge stehen, und du, Sisyphus, saßest auf deinem Stein (X, 41-44). Orpheus hat also die ehernen Gesetze der Unterwelt durchbrochen, - durch die Macht seines Gesanges. Dennoch wird die Unvollkommenheit und Schwäche des Menschen im Folgenden deutlich vor Augen geführt: Orpheus scheitert nicht an der Verweigerung der Götter, sondern an sich selbst. Auch wenn die Orpheuserzählung dem ersten Anschein nach keine eigentliche Verwandlungsgeschichte ist, so stellt sie, wenn man das Ende, Orpheus Tod, einbezieht, die wichtigste, „größte Metamorphose“ dar, insofern sie sich auf das Leben als Ganzes bezieht. Orpheus wird vom Leben in das Totenreich und wieder zurück versetzt. Der Versuch, Tod in Leben zu verwandeln, scheitert.


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Eindrucksvoll hat Rilke die Unmöglichkeit des Unterfangens ausgedrückt:

Manfred G. Dinnes und die Ausstellung „UMBILICUS I – III, 2010“ in Paris Foto: ©2007 Karin Dinnes

Rainer Maria Rilke: Orpheus. Eurydike. Hermes (1904) ... Sie war schon nicht mehr diese blonde Frau, die in des Dichters Liedern manchmal anklang, nicht mehr des breiten Bettes Duft und Eiland und jenes Mannes Eigentum nicht mehr. Sie war schon aufgelöst wie langes Haar und hingegeben wie gefallner Regen und ausgeteilt wie hundertfacher Vorrat. Sie war schon Wurzel. Und als plötzlich jäh der Gott sie anhielt und mit Schmerz im Ausruf die Worte sprach: Er hat sich umgewendet -, begriff sie nichts und sagte leise: Wer? Erst jenseits des Todes, im Reich der Seligen,- so Ovid in Buch XI - kann das flüchtige Erdenglück in ewiges Leben verwandelt werden. Dass es sich hier um eine Grundüberzeugung Ovids handelt, wird am Ende der ‚Metamorphosen‘ deutlich, wenn der Dichter - auf sich selbst bezogen - das Werk mit den Worten beschließt: „Parte tamen meliore mei super alta perennis astra ferar ...“ - XV, 875. „Mit meinem besseren Teil werde ich mich unsterblich hoch über die Gestirne erheben.“


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„Von der Gleichzeitigkeit der Wirklichkeit“ Eine Bildserie von zehn Werken

„Aequus Animus 2010“ Die Wahrnehmung steht in dieser Bildreihe im Vordergrund, wird zur Spur jenes Vorgangs, der in unablässiger Weise jenen Zufluss speist, der unser Denken bestimmt. Wahrnehmung ist kein in sich abgeschlossener Vorgang, der isoliert betrachtet werden könnte. Das bedeutet, dass jedes Wahrgenommene nur deshalb geschehen kann, weil bereits eine lange Reihe ähnlicher Vorgänge eingelagert ist. Was wir also wahrzunehmen vermögen, ist jeweils die Summation eines endlosen Vorgangs aus dem wir unsere Vorstellung nähren. Diese Vorstellung

prägt jeweils die Auswahl des Noch-Wahrzunehmenden, die ihrerseits wiederum die Vorstellung um das Neu-Wahrgenommene hinzu-korrigiert. Vorstellung beruht auf einer Vielzahl von Reizen, die unsere Wirklichkeit bilden. Was diesem Wirklichkeitsbild nicht entspricht, wird nicht wahrgenommen. Unsere Wirklichkeit ist eine Erfindung von uns selbst, herausgehoben aus dem Pool unzähliger Möglichkeiten. Vorstellung und Denken stehen demnach in Konflikt zu Wahrgenommen-Wollendem, in dessen Spannungsfeld wir pendeln.

Diesem Vorgang sind die zehn folgenden Bilder gewidmet. Sie zeigen eine Spur dessen, wie sich Struktur der eigenen Vorstellungswelt zu verändern vermag. Das Werk, bildnerisch in Form gebracht, zeigt die eigene Existenz als Momentaufnahme – immer neue Impressionen aneinander gereiht. Der Zustand des gefrorenen Augenblicks gewinnt Substanz im Bild, wird Dokument, zeigt auf. Diese Aufzeichnungen – substrathaft – geben Einblick in die stete Umwandlung. Es geschieht im und am Bild.

„Wir leben in einer Welt von Dingen. Dinge sind es, die uns umgeben, Dinge sind es, an denen wir uns messen — und Dinge sind es auch, die durch uns entstehen. Viele Dinge sind von Sinngehalten besetzt. Ungefähr, wie: „Spieglein, Spieglein an der Wand“, oder, „das Wandern ist des Müllers Lust“. Den meisten Dingen jedoch schenken wir keine Beachtung. Wir sehen Wolken, die am Himmel treiben, aber es ist Wind, der diese treiben lässt, — wir sehen einen Stein zu Boden fallen, aber nicht die Kraft, die ihn dazu zwingt. Was wir sehen, ist bestenfalls Oberfläche, sei es ein Klumpen Gold, ein Blatt, ein Mensch, eine Ölsardine, oder ein Aschenhaufen. Das Innere, das Wesenhafte sehen wir nicht. Naturgemäß versucht der Mensch, da er gerne alles in einen Topf wirft, sich ein Bild von den Dingen zu machen. Glaubt er es zu haben, wird er es erzählen, als handele es sich dabei um eine Wahrheit, die 1000 Jahre zu gelten habe. Der Inhalt hat ihn längst überholt, ja in seinem Beharren auf dem Standpunkt wird er nicht einmal bemerken, dass dieser Standpunkt, ohne dass er selbst es bemerkte, sich auch veränderte“.


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„Inhalt eines Bildes, der, einmal auf dem Bildträger manifestiert, stellt keine Konstante dar, sondern ist einer stetigen Veränderung unterworfen. Stabilität betrifft nur den Moment der Fertigstellung. Dieser Augenblick bezeugt die innere Geschlossenheit, um im Anschluss als Katalysator Reflexionen, mittels des Ichs aufzunehmen. Inhalt verändert sich in dem Maße, wie sich die Basis des Betrachters stetig verändert, mich eingeschlossen. Nicht nur, dass Gefundenes als Zustand von Basis, für noch zu Findendes Anstoß verleiht. Diese angenommene Basis verändert sich selbst. Ihrer Struktur nach bleibt es dasselbe Bild. Jedoch durch die Betrachtung, mit der Auseinandersetzung verändert es sich inhaltsmässig. Auch Betrachtungsweisen selbst unterliegen ja Veränderung. Das Bild trägt dazu bei, Betrachtungsweisen zu verändern, da es selbst als Beispiel gelten muss, wie Welt und Ich sich stets in Veränderung befinden. D. h., obwohl die Dinge selbst von Bestand sind, verändern sich die Schlüsse, die daraus zu ziehen sind, aus der Betrachtung heraus. Inhaltlich resultieren daraus neue Ergebnisse. Es gibt keine Standpunkte, die ein für allemal als gesichert erscheinen dürfen. Für unser Zurechtfinden in der Welt benötigen wir Modelle. Jedoch dürfen wir Modelle nicht mit Wirklichkeit verwechseln. Geometrie ist ein Modell der Proportion — nicht die Proportion, Parallelen sind ein Modell der Symmetrie — nicht die Symmetrie“.

„Einem Rätsel habe ich Gestalt verliehen. Die Lösung dazu liegt in ihm selbst offenbart. Ich bin in ihm selbst — eine kurze Zeitspanne nur, und mache mich wieder auf den Weg. Von einer Reise brachte ich ein Geheimnis mit, keine Auflösung, keine Deutung. Rein soll es bleiben, und nicht geschunden werden, nicht degradiert auf eine Ebene der gedachten Lehren, die sich wie Warzen durch die Menschheit ziehen. Das Wissen, soviel man davon auch konsumiert, wird nicht genügen, um seine Existenz zu begründen. Es ist sein Ausgangspunkt selbst, immerwährend. Einem Rätsel habe ich Gestalt verliehen …“.

Realität, wenn es dies überhaupt gibt. Man presst sich viel zu sehr in das Dilemma der Vordergründigkeit. Solche Bastionen stürzen dann sehr schnell ein, was die neuere Geschichte ja in vollem Maße beweist. Man pocht auf den Un-Sinn der Erklärbarkeit und glaubt, man hätte ein Bild von Welt. Angstvoll schaudernd reagieren wir, zerrinnt es uns zwischen den Fingern, ähnlich dem Vorfall, als aus einer Scheibe plötzlich ein Globus wurde“.

„Ich male ein Bild, um zu erfahren, was es mir mitzuteilen hat. Diese Mitteilung geht in mich über, während des Geschehens, Schritt für Schritt. Am Ende bin ich Träger dieser Mitteilung. Deshalb bedeutet mir wahrscheinlich ein fertig gestelltes Werk „Lässt sich das, was man einen Auauch sehr wenig. In dem Maße, wie genblick vorher erlebte, erfuhr, einen das Werk sich formiert, strukturiere Augenblick später in dem gleichen ich selbst mich um. Am Endpunkt des Maße wiedergeben — matrixhaft? Werkes zu stehen, bedeutet für mich, Herrgott, wie mich die Erwartungen Anfang oder Verdichtung, zu dem an meine Bilder anöden . . . Alles ist Punkt, an welchem das neue Werk letztendlich Erinnerung. Eine Tasse beginnt, plus des Vorganges, der das Kaffee, die ich gerade trinke, ist in vorangegangene Werk entstehen ließ. weniger Zeit, als wir glauben ErinneDie Frage nach der Beeinflussung ist rung. Wenn ich mir die Aufgabe stelle, nicht auflösbar. ein Bild zu malen — wohlgemerkt: Apfel, Tisch, Rembrandt, Blau, Liebe Ich stelle mir die Aufgabe — habe ich und Juckreiz — wer möchte diese Verkeine Idee, keine lausige Geschichte, kettung mit einer akzeptablen Lösung keine Emotion. auseinander halten“. Ich habe Augen — ein Augenmensch. Ein Bild ist keine Geschichte, strotzend von der Genugtuung, ein hüb„Malen ist ein immerwährender sches Szenarium aufzuzeigen. Prozess. Ein Transportmittel, in dem Das Potential nicht wahrgenommener die Darstellung des sich darstellenden Erinnerung bildet ein vernetztes SysIch‘s unter einem geistigen Konzept tem mit den wahrgenommenen und vonstatten geht. Sein Ausgangspunkt plötzlich entsteht das Bild einer neuen ist das Sein selbst, das sich begreifen


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möchte, innerhalb von Welt, nicht jedoch in der Form von Ab-Bildhaftigkeit, sondern darauf abzielend, wie Welt sich formiert unter einer Kategorie. Jedoch ist diese Kategorie auf Grund der ständigen Formierung in sich selbst in adäquatem Maße gewandelt. Es gibt sozusagen keinen eindeutigen Standpunkt, bestenfalls eine gemeinsame Achse. In der so entstehenden Bildreihe stellt sich also nicht das Ich in verschiedenen Situationen dar, es ist so, dass ich das Ich aufgeben muss, und einen Balanceakt herzustellen gezwungen bin, um die Zäsur zwischen Sein und Welt zu überbrücken. Da helfen keine Konzepte und Rezepte, denn diese benötigen nun einmal einen Standpunkt“. Während des Malens gebe ich mich auf, werde zum Werkzeug dessen, was vor meinen Augen geschieht. Das Bewusstsein spielt in diesem Prozessieren die Rolle, das nicht sein Inhalt sich verändert, sondern seine Struktur. Malen bedeutet, Erkenntnissprünge zu tun, bedeutet Hinterfragung von Dinghaftigkeit, hinter der man keine Fragestellung vermutet, bedeutet, eine Absage an den Absolutitätsglauben. Ich werde zu einer einzigen Frage — das Sein ist nichts als körperhafte Frage. Ich male meine Antworten dem Leben entgegen“.

„Wahrnehmungsinhalte sind nur deshalb für das Denken verwendbar, weil die Wahrnehmung selbst Typisierungen bildet und nicht nur Einzelfälle von Begebenheiten sammelt; und umgekehrt, dass der Geist nichts zu denken hätte, würde das Sinnenmaterial nicht in ihm verbleiben. Die Methodik eines ordnenden Prinzips erfordert eine Einstellung, welche einer möglichen Struktur der Dinge, ein mögliches Bild von Welt zur Seite stellt, sozusagen optimale Deckungsgleichheit schafft. Dies ist jedoch kein einmaliger Vorgang, sondern ein immerwährender Prozess. Schöpfung ist nicht an irgendeinem Punkt abgeschlossen, sondern wir existieren innerhalb von Schöpfung. Das Abbild liefert einen kläglichen Versuch, die Dinge in ihrer momentan resümierenden Situation festhalten zu wollen. Diese „Form-Enden“ beschränken sich auf Momentaufnahmen, die bezugslos innerhalb von Schöpfung gestreut sind, wie Staubpartikel auf einer Glasplatte. Sie stören nur. Sie sind Produkte einer illustrativen Rückschau auf das eigene Denkgebäude, dessen Resultate ja doch nur Stückwerk bilden. Innerhalb von Schöpfung sind es die Form-Kräfte, die es zulassen, verschiedenerlei Ausformung zu gestalten. Diesem Urbild nachzuspüren, sozusagen Abbreviaturen unter Einbeziehung der eigenen Struktur, die zum Sammelpunkt wird, zu schöpfen, bildet die Grundlage meines Schaffens. Das Werk zeitigt sich als Zustand, in einer Welt, in der der Mensch fremd im eigenen Raum ist“.

„Die Fläche stellt ihrem Wesen nach, den Zustand der Urerregung dar — sie wird zum fordernden Element. Die ihr zugrunde liegenden Spannungsverhältnisse, die sich aus der Begrenzung ergeben, bestimmen aus sich heraus bereits das, was formal in Erscheinung treten möchte. Die Fläche bestimmt den Charakter dessen, was auf ihr zu Tage treten könnte und charakterisiert das, auf ihr in Erscheinung Getretene. Fläche bedeutet nicht Anonymität, sondern ist Träger der Aufhebung von Widersprüchen. Das auf ihr Geschehende ist nicht unabhängig von ihr; sie bildet die Basis und den Verlauf. Dieser Verlauf ist eine Verdichtung der Spannungslinien, die der Fläche innewohnend sind. Die Entscheidung zur Verdichtung entstammt ihr selbst. Fläche ist ein Spannungsraum, in dem die Beziehungen der Spannungen untereinander aufzutreten vermögen, aber nur in der, der Fläche adäquaten Form. Dieses Finden der Form gleicht dem Klang, der sein Echo findet. Die Begrenzung der Fläche erstreckt sich jedoch nicht auf den Inhalt in dem Maße, dass dieses Volumen einem bestimmten Spektrum entspräche. Vielmehr modifiziert sie den Standpunkt. Dieses ,WO‘ als Frage bezieht die Leere der Fläche, diese, im Moment der Frage, unglaublich wirkende Weite in einer Art Umstülpung in die Aktion mit ein“.


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Alle Exponate der Serie „AEQUUS ANIMUS 2010“ Eitempera auf handgeschöpftem Büttenpapier, Dammarüberfang Blattgröße: Höhe – 37 cm, Breite – 52 cm Gerahmt auf: Höhe – 54 cm, Breite – 70 cm

„Von der Gleichzeitigkeit der Wirklichkeit 1.“ „Von der Gleichzeitigkeit der Wirklichkeit 2.“


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„Von der Gleichzeitigkeit der Wirklichkeit 3.“ „Von der Gleichzeitigkeit der Wirklichkeit 4.“


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„Von der Gleichzeitigkeit der Wirklichkeit 5.“ „Von der Gleichzeitigkeit der Wirklichkeit 6.“


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„Von der Gleichzeitigkeit der Wirklichkeit 7.“ „Von der Gleichzeitigkeit der Wirklichkeit 8.“


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„Von der Gleichzeitigkeit der Wirklichkeit 9.“ „Von der Gleichzeitigkeit der Wirklichkeit 10.“


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„Von der Gleichzeitigkeit der Wirklichkeit 11.“

Von links nach rechts: Dr. Mattias Henkel (Direktor der Museen der Stadt Nürnberg), Prof. Dr. Wilhelm Kaltenstadler, Prof. Manfred G. Dinnes (Kurator), Karl Buchner (MdEP / CSU), Ismael Ertug (MdEP / SPD) während der Ausstellung „Die Goldene Strasse – Rekonstruktion einer Kulturregion in Nürnberg. Im Hintergrund: „Walled in – walled out“ Foto: ©2010 Jürgen Herda


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„Von der Gleichzeitigkeit der Wirklichkeit 12.“


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„Reflexionen - 2011“ Das Netz an zu Erfahrendem, an Erlebtem, der Wahrnehmungen und Beziehungen untereinander postuliert sich im Bild. Dieser Vorgang ist ein dynamischer Prozess. Wahrnehmung und Denken bedingen sich gegenseitig, d. h., der Denkapparat bezieht seine Quellen aus der Wahrnehmung, andererseits wird die Wahrnehmung kontrolliert durch das Denken. Während Denken eher als etwas Statisches zu betrachten ist, wird über die Wahrnehmung dem Denken eine dynamische Kategorie zugeführt. Nur über die Abstraktion können beide Mechanismen miteinander verbunden sein. Nimmt eine dieser Funktionen überhand, kommt es zu Fehlleistungen. Durch bloßes Anstarren gewinne ich keine Begrifflichkeit vom Gegenstand. Ebenso wird durch das Denken allein eine Stagnation, die sich auf ´Einfachstheit´ zurückzieht, postuliert. Mir, als Findendem – nicht als Suchendem, wird die Notwendigkeit der Bildwerdung zum Kulminationspunkt einer in Farbe, Form und Komposition gebrachten

zu machen, an dem er Orientierung findet. Dieses „Sich ein Bild machen“ ist ein immerwährender Prozess. Auch unsere Denkwelt ist hier mit einzubeziehen in dieses Werden, das als Bewegung wahrgenommen wird. Bewegung aber bedeutet Veränderung. Wir bewegen uns innerhalb der bewegten Welt, sind Teil von ihr, Nur was ich wahrzunehmen verebenso wie die Welt ein Teil von mag, kann ich definieren, kann uns ist. Ein Akt der Wahrnehmung dem einen Begriff verleihen, was mir als Gegenüber in Erscheinung ist nie isoliert; er ist nur die jüngste Phase eines Ablaufs unendlich tritt. Der Inhalt der Bildwerdung vieler, ähnlicher Akte, die in der ist der Gang des Geistes, der mit der Existenz unmittelbar verbun- Vergangenheit ausgeführt wurden und im Gedächtnis fortleben. den ist durch die Handlung. Die Und ebenso werden zukünftige Vorstellung, das Bild müsse das Wahrnehmungen von den gegenzum Ausdruck bringen, was sich wärtigen vorgeformt, die ihrerseits als gemeinsamer Nenner in Form aufgespeichert und den vorhergevon Widererkennbarkeit bestähenden angepasst worden sind. tigt, hat Stagnation des Geistes Wahrnehmung und Denken zur Folge, führt nicht zu größebedingen sich gegenseitig, d. h., rer Wahrnehmung, sondern zu trivialer Falsch-Nehmung. Das Bild einerseits muss der Denkapparat ist nicht Bestätigung des eigenen ständig mit der Außenwelt über seine Sinne in Verbindung stehen, Seins in der Welt, sondern beandererseits muss das Wahrzudeutet Welt. Sie wird durch das Sein erfahrbar. Wir alle, nicht nur nehmende bereits während des Wahrnehmungs-Vorganges so die Künstler, sind die Seienden. behandelt werden, dass es für das Das Vermögen des menschlichen Geistes besteht darin, sich ein Bild Denken brauchbar ist. Wäre es Ordnung. Einer Ordnung jedoch, die sich stets verändert, einer Ordnung, welche die gebrochene Form in ihrer Wandelbarkeit anerkennt. Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges fließen zusammen in einen Punkt, der zeitlos ist – weil er nun selbst Zeit ist.


1. „Reflexionen – 2011, Chaosmos I“

anders, so entglitte bereits beim Wahrnehmen die ungeheuere Fülle von Sinneseindrücken in die Orientierungslosigkeit. Einmal bestehende Wahrnehmungsinhalte müssen also zwangsläufig auf eine gemeinsame Basis hin korrigiert werden in dem Moment, wo eine neue Wahrnehmung aufgenommen wird. Das Verständnis der eigenen Existenz des Menschen in seinem Umfeld wird nicht dadurch begreifbar, dass er Rückgriffe auf bestehende Bilder vornimmt. Auf diese Weise illustriert sich das Individuum im bereits Bestehenden, verkarikiert

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Alle Werke dieser Serie sind 2011 entstanden. Eitempera auf handgeschöpftem Bütten; Größe: Höhe – 41 cm, Breite – 59 cm

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sich bis zur Wahrnehmungssperre. Dies kann dann eine Welt der –Ismen zur Folge haben, die längst von der jeweiligen Gegenwart überholt wurde, an der aber festgehalten wird. Geschichte wird dadurch nicht lebendig, sondern der Mensch solcher Gesellschaften bezeugt eher, dass er kein Geschichtsbewusstsein vorzuweisen hat oder sich ein solches vorgaukelt. Dieses Diktat der vorgeformten, zementierten Begrifflichkeiten führt letztlich zu einer Versorgungsmentalität in allen gesellschaftlichen Prozessen. Die Freiheit einer Gesellschaft und der

Kunst besteht jedoch darin, Inhalte der Wahrnehmung und des Denkens zu verknüpfen - sinnvoll zu verknüpfen. „Ich male meine Antworten dem Leben entgegen.“ Aus einer solchen Konstellation erwachsen die Gedankenbilder, ohne die der Mensch nicht auskommt. Diese innere Schau erzeugt eine Einstellung, die einer möglichen Struktur der Dinge ein mögliches Bild von Welt zur Seite stellt. Innerhalb dieses Faktorennetzes bewege ich mich als Maler. Es ist der forschende Geist, der Resultate


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zeitigt, mit denen wir VERSTEHEN platz der Dinge, die er als Idee entwirft, als Bild formt und als lernen. Modell entwickelt. Ist er im Sinne der griechischen Philosophie auch Die Kategorisierungen innerhalb das Maß aller Dinge? meiner Bildwerdungen deuten auf jene Schnittstellen menschlichen Geistes, an denen sich Idee Wir hinken unserer formiert – geboren wird. „Ich eigenen Lebenszeit male meine Antworten dem Leben hinterher. entgegen“ bedeutet die Akzeptanz der Handlungsbereitschaft, Das im Sprachraum gebräuchliche die über das bloße Kunstwerk „Sich ein Bild von den Dingen hinausreicht, formt das eigene machen ...“, kann als Forderung Dasein, die Lebensform selbst mit gelten, Dinge immer und immer einbezieht. Dieses Humanum wird wieder neu zusammen zu setzen, im Kunstwerk formiert, existent je nach Stand des menschlichen jedoch muss es im Menschsein Wissens und seiner Errungenwerden. Der Mensch ist der Schau- schaften; und dieses nicht zu

verallgemeinern, sondern als Möglichkeit zu betrachten. Der Raum also verändert sich in der Zeit und nicht die Zeit verändert den Raum. Dieses neu zu behandelnde Spannungsfeld erfordert eine neue Denk- und Sichtweise. Grundsätze, die sich nicht von bestehenden Sinngehalten nähren, sondern Betrachtungsweisen heranziehen, die uns als Handelnde begreifen im Sinne einer „Neuen Tatsächlichkeit“. Nicht der Inhalt des Bewusstseins steht hier zur Disposition, sondern seine Struktur.


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Für Ai Weiwei

Wie wirklich ist die Erinnerung das Sehen - Hören - Riechen - Spüren - der Traum? Stellt der „Wirklichkeitssinn“ ein Modell dar, um „Welt“ zu begegnen? Welcher „Welt“? Genügt die bloße Existenz, um wirklich zu sein? ICH glaube Meine Wirklichkeit - bin ich also? Oder bin ich in Wirklichkeit die Wirklichkeit eines Anderen und Anderen und Anderen - eines Konsortiums, einer Trilogie oder eines Badeschwammes? Ist das Wahrgenommene (Falschgenommene?) Wirklichkeit – die Erde keine Scheibe? Weiß ich, was ich wahrnehme – denke ich, was Wirklichkeit ist? Sind Sterne vielleicht LÖCHER und keine KÖRPER? Löcher in was? Sirius ein Hundefriedhof? Gespenster der Wirklichkeit, vor denen graut, Götter, Teufel, Medusen und Tyrannen. Eine Wolke gleicht der Form eines Kameles, eines Wales. Ein Baum in der Dämmerung - als ob...? Wirklichkeit - als ob...? Zurecht parameterisiert - ein Modell von einem Modell des Modelles? Zustände in einer Welt des Fremdseins im eigenen Raum, Abbreviaturen von Ebenen der Hierarchie von Modellen möglicher Wirklichkeiten U N B E S T I M M B A R, eine Gleichung ohne Lösung! Ich male meine Antworten dem Leben entgegen – Meine Antworten -? Metamorphe Zustände im Dialog der Bewegung Mit sich selbst im Spiegelbild des Anderen Pure Begegnung – eingefrorener Augenblick Parallaxen rush- hour!!! QUO VADIS Troglodyt? Taubenvergiften in Tschetschenien (Damaskus) und Kammerjäger in Sarajewo (Misrata) und Tortenguß auf gespiegelten Schattenbildern wird wirklich WIRKLICH? Was verbirgt der Spiegel vor mir? OMNES VULNERANT – ULTIMA (HORA) NECANT

(Alle verwunden – das Letzte tötet)

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3. „Reflexionen – 2011, Spannungen“ 4. „Reflexionen – 2011, Gegenläufig“


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5. „Reflexionen – 2011, Zeitturbulenz“ 6. „Reflexionen – 2011, Zeitschatten“


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7. „Reflexionen – 2011, Zerfall“ 8. „Reflexionen – 2011, Zeitschnitte“


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Nähme man 1000 kubische gläserne Behältnisse mit einem Fassungsvermögen, sagen wir, von einem Liter, gäbe in jedes dieser Gefäße randvoll Wasser plus einen kleinen Goldfisch und stapelte diese wieder zu einem Kubus, dann sähen wir 1000 Fische frei herum schwimmen, denn die Begrenztheit würden wir nicht wahrnehmen. Ein herausstechendes Bild des Erlebens der momentanen Gegenwart. Niemals würden die Fische die Zahl 1001 erreichen.

9. „Reflexionen – 2011, Der Verlust der Gegenwart“ 10. „Reflexionen – 2011, Verkettung von Momenten“


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11. „Reflexionen – 2011, Zeitfenster“


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12. „Reflexionen – 2011, Raum-Zeit“

Prof. Manfred G. Dinnes eröffnet die Ausstellung „Die Goldene Strasse – Rekonstruktion einer Kulturregion“ in Marienbad/Tschechien Foto: ©2010 Jürgen Herda


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Vita, Einzelausstellungen, Mitwirkung an Gemeinschaftsausstellungen, Bücher

„Manfred G. Dinnes“


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Maler, Bildhauer, Autor und Regisseur, Kurator Leiter von ATELIER & GALERIE, St. Johann, Pfatter Redaktionsleiter Kulturressort europeonline-magazine.eu

VITA

Manfred G. Dinnes ist gebürtiger Regensburger (1950). Im Jahr 1969 brach er aus dem bürgerlichen Leben aus. Er unternahm zum Studium anderer Kulturen Reisen durch Europa (Spanien), den Vorderen Orient (Türkei, Syrien und Irak) und Nordafrika (Marokko, Algerien, Mauretanien). Zur Finanzierung der Reisen arbeitete er als Hafenarbeiter, Bordmechaniker, Lastwagenfahrer. Nach schwerer Erkrankung kehrte er 1972 über Casablanca nach Europa zurück. Gründung des Strassentheaters: „Der (Umwelt) Verschmutzungsteufel“.

Dinnes bei der Arbeit 1972 in Dobra Voda bei Ulcinij / Crna Gora (Montenegro). Foto: ©Karin Dinnes

absolvierte er eine Ausbildung als Kirchenmaler und Restaurator. Auch erlernte er das Handwerk der Glasmalerei und Glasbläserei an der Glasfachschule Zwiesel kennen. 1974 begann er ein Studium der Freien Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg bei Prof. Gerhard Wendland, Prof. Ludwig Scharl und Prof. Dr. Dr. Franz Winzinger. 1976 heiratete er die Regensburgerin Karin geb. Hahn. Im selben Jahr wird die Tochter Julia geboren. In Nürnberg erhielt er 1977 und 1978 Akademiepreise. 1973/74

Dinnes in seinem Atelier 1974. Foto: ©Karin Dinnes

Dinnes beim Malen mit Tochter Julia 1977 in der Schweiz. Foto: ©Karin Dinnes


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Dinnes während eines Interviews durch NBC News New York während des Projektes „Der Hiroshima Gedenkkreis“, anlässlich des 38. Jahrestages des Atombombenabwurfs über Hiroshima.

Dinnes bei der Arbeit 1979 im Olivenhain von Antivari / Crna Gora (Montenegro). Foto: ©Karin Hahn

Überreichung des Kulturförderpreises der Stadt Regensburg durch Oberbürgermeister F. Viehbacher. Foto: ©Dieter Nübler

Foto: ©Fritz Stegerer

wurde er Meisterschüler von Gerhard Wendland. Er schloss das Nürnberger Akademiestudium 1979 mit „sehr gutem Erfolg“ ab 1978 Ausstattung der Landesgewerbeanstalt, Regensburg. Ankauf aus dem Zyklus „Die Kykladen“ 1979 Dinnes wagte anschließend den Sprung in die freiberufliche künstlerische Tätigkeit. Er richtete sich ein Atelier ein. Schon 1979 konnte sich sein Organisationstalent und sein an Europa ausgerichtetes Denken in der Konzeption der Ausstellung „Europa an der Schwelle – Junge Kunst in Europa“ im Auftrag des Thomas Dehler-Instituts beweisen. Die in Regensburg unter Beteiligung von 30 Künstlern aus neun Ländern gezeigte Ausstellung wurde anschließend in Berlin, Bremen, Nürnberg, Stuttgart, Rom, Straßburg und München gezeigt. Schirmherrschaft: Dr. Hildegard Hamm – Brücher, Staatsministerin im Auswärtigen Amt. 1980 wurde ihm der Kulturförderpreis der Stadt Regensburg durch Oberbürgermeister Friedrich Viehbacher verliehen und aus diesem 1978

Anlass eine Ausstellung im Museum der Stadt Regensburg / Galerie des 20. Jahrhunderts ausgerichtet. Hierzu erschien die Künstlermonographie „Spiegel des Werdens“ mit einer Einführung von Prof. Dr. L Fischer, Los Angeles. 1982 Ausstattung von 14 Hörsälen in der Universität, Regensburg inkl. Foyer mit Tafelbildern 1983 „GEDENKEN AN HIROSHIMA“, NBC-Filmreportage. Redaktion: Fritz Stegerer 1984 Glasfenstergestaltung und Fresco-Altarwand in der Kirche St. Benedikt, Regensburg/Oberisling 1985 Ankauf der Universität Passau – Glasfenstergestaltung im Sportzentrum Lappersdorf – Glasfenstergestaltung in der Aussegnungshalle Stamsried 1986 Glasfenstergestaltung der Kirche zur Hl. Familie, Amberg – Ankauf St. Marien-Krankenhaus, Amberg – Ankauf von Tafelbildern, Neubau Amtsgericht, Regensburg Es entsteht der „Wackersdorfer Totentanz“. 1988 bildete er sich mit einem Studium an der


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1990: Dinnes vor seinem Atelier mit Hund Sigi. Dinnes mit Dr. Werner Timm, Direktor der Ostdeutschen Galerie Regensburg und enger Vertrauter von Dinnes.

1994: Dinnes vor der zerstörten Brücke in Mostar/Bosnien–Herzegowina. Mit zahllosen Hilfsaktionen wendet sich Dinnes innerhalb der Organisation „BRÜCKEN – für Humanität, Kultur, Toleranz und Dialog e. V.“ gegen den Krieg.

Foto: ©Andrej de Koy

Foto: ©Stefan Hanke

Hochschule der bildenden Künste, Berlin/ Kulturpädagogische Arbeitsstelle des Fachbereichs II. fort. Eine Frucht dieses Studiums war die in den 1990er Jahren einsetzende, bis heute anhaltende, kunstpädagogische Arbeit mit Schülern mehrerer Regensburger Schulen. 1989 Schulprojekt Herbert Glötzl: „Eine Spur nach irgendwo... Höchste Zeit für ein Zeichen“ Hauptschüler begegnen im Rahmen eines Projekts im Kunsterziehungsunterricht dem Maler Manfred G. Dinnes (Veröffentlichung: Pädagogische Welt, Nov. 1991) 1990 folgte er der Einladung zu zwei Studienaufenthalten nach Pocitelj in Bosnien-Herzegowina. Es entstand der Gemäldezyklus „West-östlicher Diwan“, eine Hommage an Johann Wolfgang v. Goethe, als Ausdruck der Kulturbegegnung. 1991 Ankauf von Gemälden, Neubau Deutsche Bank, Regensburg 1991 begann die Zusammenarbeit mit dem Geisteswissenschaftler und Ophtalmologen

Dinnes ist Vorstandsmitglied dieser Organisation. Foto: ©Dr. Rainer Burckhardt

– Augenarzt – Dr. Nadim Sradj (Vizepräsident der Vereinigung Arabischer Mediziner in Europa). Gemeinsam entwickelten sie eine Wahrnehmungstheorie, welche die Grundlage für die axiomatische Theorie und ihre Anwendung in der Kunst bildet. Vereinfacht ausgedrückt: Hier werden die verschiedenen Wahrnehmungen ein und desselben Gegenstandes durch verschiedene Kulturen thematisiert, die z.B. auch Ursachen von Konflikten sein können. Zu den Erkenntnissen wurden auch mehrere Ausstellungen und Buchvorstellungen in Regensburg, Paris, Aleppo (Syrien) organisiert. Höhepunkt dieser Projektarbeit war der Vortrag der Theorieergebnisse durch Dr. Sradj bei den Vereinten Nationen in New York am 12.4.2007. 1992 Glasfenstergestaltung und Keramikaußenfassade des Jugendzentrums St. Clara, Regensburg 1992 und 1993: Zwei Schulprojekte an der Grundschule Königswiesen in Regensburg: „Das sind ja Kunstwerke“ und „Der Regen-


1995: Als einer der ersten steht Dinnes vor dem zerstörten Sarajevo, das nach 66 dreijähriger Einkesselung nach wie vor von Heckenschützen bedroht wird.

Ein Jahr später gründete sich der „Deutsch – Bosnisch/Herzegowinische – Wirtschaftsclub“, als dessen Präsident Dinnes versucht weitere Aufbauhilfe zu leisten.

1995: Dinnes im Gespräch mit Hans Koschnick, EU – Administrator von Mostar, anlässlich der Buchvorstellung „Sarajevo – ein bosnisches Tagebuch“ in Regensburg.

Dinnes mit seiner Frau Karin und Micky, dem Hund in der Galerie „Kunstraum Riss“ in Samedan, Engadin 1996. Foto: ©Hans-Jürg Buob

Foto: ©Stefan Hanke

Foto: ©Mario Kunzendorf

wald beginnt vor unserer Haustür“ (Veröffentlichung: Westermann Grundschule, Juli 1992 und Oktober 1993) 1992 Studienaufenthalt in Finnland, Helsinki auf Einladung der finnischen Kulturbehörden und der Kunststation Kleinsassen/Rhön 1992 stellte sich Manfred Dinnes – zusammen mit der Künstlerin Johanna Obermüller – und dem Berufsverband bildender Künstler schützend vor den Künstler Erwin Eisch gegen rechtsradikale Angriffe. Engagiert bezog er als Künstler auch bei anderen Gelegenheiten Position gegen rechtsradikale Tendenzen. Ende 1992 schickte er seinen Gemäldezyklus „West-östlicher Diwan“ auf dem ukrainischen Schiff MS „Moldavia“ donauabwärts auf die Reise, um mit Kunst nach der Grenzöffnung 1989 auf der europäischen Wasserstraße als alter Kulturverkehrsader eine Verständigung zwischen den Völkern der Anrainerstaaten zu fördern. 1993 Schulprojekt an der Georg-Britting-Schule in Regensburg „Miteinander – zueinander“

In einer von Mai bis Dezember 1993 sich erstreckenden Zusammenarbeit verknüpften der Schulleiter der Georg-Britting-Schule in Regensburg, Alf Schleicher, und der Künstler Manfred Dinnes eine kunsterzieherische Aktion mit einer sozialen Aktion. Die Kunstaktion führte im Anschluss zu einer internationalen Jugendbegegnung in Rijeka /Kroatien. 1993 Erster Hilfstransport nach Rijeka/Kroatien. 22 Tonnen Soforthilfe gelangen an ein dortiges Waisenhaus für bosnische Kriegswaisen (Centar za Odgoj). 1994 entschloss sich Dinnes zur praktischen Hilfe für die kriegsbetroffenen Gebiete in Bosnien-Herzegowina. Er wurde zum Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Gesellschaft „Brücken – für Humanität, Kultur, Toleranz und Dialog e.V.“ In enger Zusammenarbeit mit dem in dieser Zeit eingesetzten EU-Administrator von Mostar organisierte er zahlreiche Hilfstransporte, die neben Lebensmittelspenden den Aufbau eines Notkrankenhauses, die Sicherung zahnärzt-


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1997: Dinnes stellt sein Buch „Hommage an Mostar“ der Öffentlichkeit vor.

Gleichzeitig erfolgt die Ernennung zum Professor für Interkulturelle Zusammenarbeit an der Pädagogischen Fakultät der Dzemal Bijedic Universität Mostar.

1998: Dinnes hält seine Antrittsrede anlässlich der 1999: Dinnes mit den Partnern des Ernennung zum Professor für Freie Malerei an der DBHWK Alijca Drljevic und Frank Bassen. Kunstakademie der Bildenden Künste in Sarajevo. Foto: ©Harald Raab Foto: ©Prof. Dr. Fuad Catovic

Foto: ©Zlatko Serdarevic

licher Versorgung und die Einrichtung eines Containerkindergartens ermöglichten. 1995 Glasskulptur im Außenbereich, Atrium des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder, Regensburg 1995 Gemeinsam mit W. Pappenberger vom „Roten Kreuz“ bringt Dinnes die siebenjährige Sejla Dizdarevic aus dem eingekesselten Bihac, BiH auf abenteuerliche Weise nach Frankfurt zu ihren Eltern. Als freier Mitarbeiter der Mittelbayerischen Zeitung lieferte er zahlreiche Berichte aus dem Krisengebiet. Gemeinsam mit der Musikhochschule Berlin startet die Aktion „Musikinstrumente“. Für die Stiftung „Pavarotti Musik Zentrum“ wird eine gesamte Orchestrierung, sowie Tonstudios nach Mostar verbracht. Immer auch ein Künstler, der seiner Reflexion Ausdruck zu geben vermag, veröffentlichte er zwei Bücher über die Situation: 1995 im MZ-Buchverlag „Sarajewo – ein bosnisches Tagebuch“ und drei Jahre später „Hommage an Mostar“, in dem auch die künst-

lerische Verarbeitung der Problematik mit dokumentiert wurde. 1996 Jugendtreffen auf der Burg Podsreda im Kozjanski-Nationalpark, Slowenien in Zusammenarbeit mit der Bayerisch-Slowenischen Gesellschaft unter dem Motto „Wir bauen eine Brücke“ (Mi Gradimo Most) Die Idee von Manfred Dinnes zu einem internationalen Kindertreffen in dem von Kriegen zerrütteten ehemaligen Jugoslawien als Beitrag hin auf den Weg zu einem vereinten friedlichen Europa führte im September 1996 rund 120 Kinder im Alter von 9-14 Jahren aus Slowenien, Kroatien, BosnienHerzegowina und Deutschland (u.a. aus Regensburg) auf Burg Podsreda in Slowenien zusammen. 1996 230 Krankenhausbetten, sowie mehrere Operationseinheiten werden an die Universitätsklinik Tuzla verbracht. Insgesamt 60 komplette Büroeinheiten voll ausgestattet mit technischen Geräten werden an die Dzemal Bijedic Universität in Mostar geliefert. Mehrere Stromaggregate, Beklei-


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2001: Gipfelfoto von Dinnes auf dem Mount Athos (2079m). Foto: ©Dr. Reiner Thiele

2003: Dinnes mit Dr. Nadim Sradj. Beide entwickeln gemeinsam das Programm zur „Operationalen Ästhetik“.

2004: Dinnes im Gespräch mit Hans-Jochen Vogel über die „Operationale Ästhetik“.

Foto: ©Dr. Marion Sradj

Foto: ©Anonym

dungsinventar für die Außenarbeit, Analysezentren, komplette Praxen für die zahnärztliche Versorgung werden geliefert. 1997 wurde er zum Professor für interkulturelle Zusammenarbeit an der Dzemal Bijedic Universität Mostar und zum Professor für Freie Malerei und Glasgestaltung an der Kunstakademie Sarajewo ernannt. Zugleich erhielt er den Auftrag zum Aufbau eines Kultur- und Künstlerhauses auf dem Campus der Universität Mostar. Bis 2002 übte er diese Professuren aus, pendelte von Regensburg immer wieder nach Sarajewo und Mostar, organisierte weitere Hilfstransporte und brachte als Mitbegründer und zeitweise Präsident des Deutsch-Bosnisch-Herzogovinischen Wirtschaftsklubs e.V. Projekte der wirtschaftlichen Zusammenarbeit auf den Weg. Gleichzeitig wurde er Redaktionsleiter der zweisprachigen Zeitschrift „Dialog“. Ab 2002 konzentrierte er sich nach dem äußerst kräftezehrenden Engagement im Südosten Europas auf den Aufbau seines 1999 gegründeten neuen Projekts „Atelier & Galerie

St. Johann“ im Umland von Regensburg. 2003 Schulprojekt der Grundschule Burgweinting in Regensburg „Die Erfindung, ein Bild zu erfinden ... um der Wirklichkeit näher zu sein“ 2005 wurde Dinnes als Ambassador zur Organisation des „World Oriental Music Festival“ in Sarajevo eingeladen, um hier auf einer anderen Ebene der Kultur – dem Gebiet der Musik – zur Normalisierung der Verhältnisse beizutragen. 2005 nahm er an der Intercultural conference: Shaping Communities in Times of Crisis (Narratives of Land, Peoples and Identities) im Internationalen Center of Bethlehem in Palästina teil. Hier wurde er von Rev. Dr. Mitri Raheb, dem Leiter dieses Center – der 2008 den Aachener Friedenspreis erhielt – als Berater eingeladen. Die Veranstalter suchten seine Erfahrungen und Einschätzungen im Konfliktgebiet Mostar für den Konfliktherd Palästina kennen zu lernen und nutzbar zu machen. Raheb will auch mit dem Mittel der Kunst, etwa dem Auf-


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2005: Prof. Manfred G. Dinnes, Ambassador of „WORLD MUSIC FESTIVAL”, SARAJEVO. Foto: ©Pressestelle Sarajewo

2005: Dinnes im „International Center of Bethlehem, Palästina” INTERCULTURAL CONFERENCE: Shaping Communities in Times of Crisis: Narratives of Land, Peoples and Identities.

2006: Dinnes im Gespräch. Foto: ©Karl-Heinz Gabler

Foto: ©Pressestelle Bethlehem

bau einer Kunstakademie, Konflikte überwinden. 2006 betrat er als Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Kultur & Theatercompanie „Regensburger Doana-Gsindl“ neuen Boden auf dem Gebiet des Brauchtums (Raunachtstreiben) und historischer Szenen. 2007 Schulprojekt der Nardini- Realschule Mallersdorf: „Wir sind Kinder dieser Welt“, die richtige Art der Globalisierung: Über 600 Jugendliche aus drei Nationen arbeiten am Kunstprojekt. 2007 gehörte er zu den Mitbegründern der Gruppe „Visual – Kunst-Konzepte“. In der Folge schuf er Grosskulpturen, gemeinsam mit Armin Karl (Technische Leitung). 2008 beteiligte sich Dinnes mit der Skulptur „Metamorphose 2008“ an der „Entente Florale“ in Regensburg (Herzogspark). 2009 Schulprojekt: „Schrei der Sonne“ mit der Grundschule Regensburg-Burgweinting Am 16. Mai 2009 besuchten über 80 Kinder der Grundschule Regensburg-Burgweinting die Malerwerkstatt von Prof. Dinnes in St.

Johann im Rahmen des Kunstunterrichts.. Unter dem Motto des Bilderzyklus von Dinnes „Schrei der Sonne“ wurden die Kinder zur Schaffung eigener Malereien inspiriert. Der Erlös der veräußerten Werke kam auf Anregung von Dinnes der Kinder-KrebsHilfe St. Hedwig in Regensburg zugute. 2009 führte er in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Wilhelm Kaltenstadler das Schauspiel „Haberfeldtreiben“ auf. Er organisierte im Rahmen des Kulturprogramms des Landkreises Regensburg „Kultur in Alten Mauern“ die „Kunst-Tage“ vom 15.-17. Mai 2009 in St. Johann. 2009 Redaktionsleiter Kulturressort europeonline 2010/2011 Beginn des Ausstellungskomplexes: „Die Goldene Straße – Rekonstruktion einer Kulturregion“. Ausstellungsorte sind: Stadtmuseum Amberg, „Gedankengebäude“Burg Wernberg, Schloß Bor (Tschechien), Krafft´sche Halle Nürnberg, Tschechischer Rundfunk Pilsen, Raiffeisenbank Waldsassen, Museum Zehentstadel Nabburg, DEZGalerie Regensburg. 2012 wird die Ausstel-


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2006: Dinnes entwickelt das Modell “Time-Spaces – Space-Times”.

2007: Dinnes mit Sybille Gruber, Leiterin der Galerie “KA 20 –München“.

2008: Dinnes stellt die Skulptur „Kosmogonia“ fertig.

Foto: ©Manfred G. Dinnes

Foto: ©Karin Dinnes

Foto: ©Manfred G. Dinnes

lung in den Räumen der Parlamentarischen Gesellschaft in Brüssel gezeigt. Kurator der Ausstellung und Laudatio: Prof. Manfred G. Dinnes

Oeuvre Manfred G. Dinnes

Manfred G. Dinnes hat ein künstlerisches Oeuvre geschaffen, das sich aus der Zeit seines Akademiestudiums in Nürnberg in den 1970er Jahren bis heute kontinuierlich entwickelt hat und zu einem äußerst respektablen Lebenswerk angewachsen ist. Alle seine Werke tragen seine unverkennbare stilistische Handschrift, gleichsam einen Stempel Manfred G. Dinnes. Über seinen Lehrer Prof. Gerhard Wendland, einen späten Nachfahren von Paul Klee, ist eine entfernte Nähe zu diesem modernen Klassiker spürbar, teilweise auch zur Ästhetik des Joan Miró. Doch das Werk von Dinnes lässt diese Vorbilder vergessen. Dinnes-Schöp-

fungen haben von ihrer Komposition, dem Material, der Farbigkeit, der Dichte ihrer Aussagen, ihrer Ästhetik ihre ganz eigene Aussagekraft. Dinnes-Werke sind immer auch Inspirationen geistesgeschichtlich relevanter Gedanken, Ideen und Vorstellungen der abendländischen Kulturgeschichte. Von der bildnerischen Kunst her lassen sich bei Dinnes folgende Gattungen unterscheiden: ____ Gemälde ____ Glaskunst ____ Skulpturen


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2008: Dinnes während der Arbeit an der Skulptur „Metamorphose 2008“.

Dinnes bei der Arbeit an dem Werk „Wahrnehmungssperre I“, aus dem Zyklus „Werke 2009“.

Foto: ©Karin Dinnes

Foto: ©Julia Dinnes

2009: Dinnes bei der Fertigstellung des Werkes „Horizonte – wie viel Wirklichkeit braucht der Mensch“, aus dem Zyklus „Werke 2009. Foto: ©Karin Dinnes

Gemälde

Dinnes ist ein Künstler, der aus der Erfahrung des Kulturaustausches lebt und arbeitet. Zu seiner Identität gehört es, Inspirationen aus der Heimat und aus der Ferne zu beziehen. Deshalb gehören auch Reisen in verschiedenste Länder zu seiner Künstlerexistenz und Werkkonzeption. Ergebnisse sind dann große Gemäldezyklen, u.a. Bilderzyklus „Raunacht“, 24-teilig 1986 Bilderzyklus „Wackersdorfer Totentanz“ Bilderzyklus „Tierkreis und Planeten“, 24-teilig 1989 Bilderzyklus „Carnevale di Venezia“ 1990 Bilderzyklus „West-Östlicher Diwan“, 40-teilig 1991 Bilderzyklus „Böhmische Dörfer“ 1993 Bilderzyklus „Kreuzweg der Kinder von Sarajevo 1993 Bilderzyklus „Brücken für Mostar“, 24-teilig 1994 Bilderzyklus „Adaptionen, Morphisch, Ikarus“ 1985

Bilderzyklus „Homage an Mostar“, 40-teilig 2001 Bilderzyklus „Athos 2001“, 40-teilig 2003 Bilderzyklus „Induzierte Welten – Begegnungen“ 2003-2005 Bilderzyklus „Divina Comedia“ 2008 Bilderzyklus „Schrei der Sonne – Kosmogonia“ 1996/97

In Dinnes Gemälden finden sich Motive volkskundlich-brauchtumsmäßiger Rückblende („Rauhnacht“), philosophisch-meditativer Reflexion des kulturellen Austausches und der Grenzüberschreitung („West-östlicher Diwan“), aber auch der Gesellschaftskritik und des Protests gegen das Kriegsleid („Kreuzweg der Kinder von Sarajewo“) oder der humanitären Hilfsgesinnung („ Brücken für Sarajewo“).


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2010: Dinnes an seinem 60. Geburtstag in St. Johann. Foto: ©Manfred G. Dinnes

2010: Dinnes vor dem Werk „Briefe nach Sarajewo – Frieden für Sarajewo“ aus dem Jahr 1994 im Museum „Leerer Beutel“ in Regensburg.

2011: Dinnes in seinem Atelier in St. Johann umgeben von Teilen seines Werkes. Foto: ©Manfred G. Dinnes

Foto: ©Pressestelle Regensburg

Glaskunst

Die in der Glasfachschule Zwiesel erworbene handwerkliche und technische Fähigkeit versetzte Dinnes in die Lage, auch die Ausstattung von Kirchen und Kapellen zu übernehmen. 1984 erhielt er den Auftrag zur künstlerischen Ausstattung der Kirche St. Benedikt in Regensburg-Oberisling. Es entstanden 9 Glasfenster mit einer Fläche von 120 qm sowie die Altarwand mit einer Höhe von 17 Metern und einer Breite von 8 Metern für Heilige, wie Benedikt und Scholastika, Katharina und Franz von Assisi. Dass Dinnes 1988 auch die Aussegnungshalle in Stamsried und 1989 die Kirche zur hl. Familie in Amberg mit Glasfenstern ausstattete, sei nebenbei erwähnt. Für Regensburg bemerkenswert ist die Erringung des 1. Preises 1992 mit anschließender Realisierung für eine Turmgestaltung im Jugendzentrum St. Klara mit Glasfenstern und keramischer Außenfassadengestaltung und eines 1. Preises 1993 für eine Atriums-

gestaltung im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Regensburg mit einer freischwebenden dreidimensionalen Glasplastik.

Skulpturen

Bei den Skulpturen griff Dinnes oft auf Fundstücke aus dem alltäglichen Umfeld oder bäuerlichen Raum (Eisenreifen, Fassdauben, Ketten, Riegel, Holzstücke, Ziegel, Metallplatten usw.) zurück, denen er durch Neukomposition, Verfremdung, Farbgebung und Bemalung eine „Zukunft“ gibt. Der „Totentanz“ von 1986/87 eröffnete einen neuen Reigen von Skulpturen. Als weitere Spezialform schuf er seine so genannten Kastenobjekte, in denen er Fundstücke effektvoll einordnete. Auch entstanden Standfiguren mystisch-archaischen Charakters.


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2008: Dinnes bei der Fertigstellung großer Skulpturen gemeinsam mit Armin Karl.

2009: Fertigstellung von „Eidos – 2009“.

2008: Detail zu „Medusa – 2008“.

Foto: ©Julia Dinnes

Foto: ©Karin Dinnes

Foto: ©Karin Dinnes

In den 1980 und 1990er Jahren fertigte er eine Reihe von Glasskulpturen, z.B. auch die frei schwebende Glasskulptur in einem Foyer des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Regensburg. Er beteiligte sich an den Ausstellungen „Zeitgenössisches Glas“ in Chartres (1985/87) und Nimes (1987). Seit der Gründung der Gruppe „Visual – Kunstkonzepte“ 2007 realisiert Dinnes auch große Skulpturen von 7 bis 8 Metern Höhe, wie z.B. die Stele „Metamorphose 2008“ oder „Schrei der Sonne – Kosmogonia 2008“. Die technischen Detailausführungen erarbeitet dabei sein Partner Armin Karl.

Autor und Regisseur

„Rauhnacht“ Anknüpfend an einen 1985 geschaffenen 24-teiligen Gemäldezyklus über die Raunacht hatte Dinnes eine zündende Idee: Er ließ die in seinen Gemälden in seiner Malsprache festgehaltenen Urtypen der Rauhnacht – jenen Nächten um die Jahreswende, von der längsten Nacht vor Weihnachten bis zu Heilig Drei König – in phantasievollen, im Brauchtum überlieferten Masken und Kostümen, in die Wirklichkeit treten: Die Habergeiß, die Nebelfrau, den „bluadigen Thamerl“, die „bluatige Luzie“, das Mehlweibl, den Klaubauf, den Schnabelspecht, die gehörnten Perchten und tanzenden Hexen. Dinnes hat ab 2006 das brauchtumsmäßig früher weit verbreitete Auftreten von Rauhnachtsgestalten für den Raum Regensburg wiederbelebt. Er gründete dazu die Theater- und Komödiantengruppe „Regensburger Doana-Gsindl“ – für die Raunachtauftritte auch „Doana-Deifln“


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Dinnes 2006 als Autor und Regisseur des Prozessionstheaters „Rauhnacht“. Fotos: ©Tom Leather Karin Dinnes Dr. Werner Chrobak

genannt – und entwarf für sie eigene, in der Tradition begründete Kostüme und Masken und entwickelte für deren Auftritte die Dramaturgie in eigener Regie. In der Stadt Regensburg trat er mit seiner Companie des „Doana-Gsindl“ bzw. der „DoanaDeifln“ in Raunachtauftritten mehrfach auf, so in einer Kooperationsveranstaltung mit dem Heimatpfleger der Stadt Regensburg am 19. Dezember 2007. Die Raunachtsgestalten zogen vom Domgarten bis zum Runtingerhaus; als Abschluss bot Prof. Dinnes nach der praktischen Vorführung in einem Vortrag die theoretischen Grundlagen der Geschichte der Raunacht im Großen Runtingersaal. Erneut wurde die Raunacht am 24. Januar 2009 auf den Winzerer Höhen bei Regensburg inszeniert.

„Pesthauch über der Stadt“ Das Auftreten der Pest in der zweiten Jahreshälfte des Jahres 1348 in Regensburg war für Dinnes der Anlass, beim Bürgerfest 2007 die Uraufführung des Stückes „Pesthauch über der Stadt“ zu inszenieren. Schauplatz war dabei ein Stück der authentischen mittelalterlichen Stadt, das Runtingerhaus in der Keplerstraße. Das dramatische Geschehen des Seuchenverlaufs wurde in vier Szenen in Form eines Prozessionstheaters, auf dem Hintergrund des mittelalterlichen Volksglaubens und der zeitgenössischen Erklärungsversuche der Pest als spannungsgeladene Auseinandersetzung zwischen den verschiedenen sozialen Schichten der Stadtbewohner entwickelt. Dinnes brachte hier ein Stück Stadtgeschichte mit den Mitteln des Laien-Theaters als kulturellen Beitrag zum Regensburger Bürgerfest eindrucksvoll zum Bewusstsein.


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Dinnes 2007 als Akteur in dem Stück „Pesthauch über der Stadt“. Uraufführung anlässlich des Regensburger Bürgerfestes 2007. Fotos: ©Pressestelle Regensburg Karin Dinnes

„Haberfeldtreiben – a wenig a Gaudi deaf scho sei“ Im Rahmen der erstmals 2009 aus der Taufe gehobenen Veranstaltungsreihe des Kulturreferats des Landkreises Regensburg „Kultur in alten Mauern“ wurde am 15. Mai 2009 in St. Johann bei Regensburg unter dem Motto „Kunst und Brauchtum reichen sich die Hand“ das Schauspiel und Spektakel „Haberfeldtreiben“ uraufgeführt. Text und Idee stammten von Prof. Dr. Wilhelm Kaltenstadler und Prof. Manfred G. Dinnes. Dabei handelt es sich um eine Satire auf das Haberfeldtreiben, einen früher in Oberbayern verbreiteten Brauch einer Autoritätsoder Sozialkritik, in dem das Volk in seinen Augen bestehende Missstände gegenüber Obrigkeiten oder beliebigen Personen in Lärmaktionen oder Katzenmusiken zum Ausdruck brachte. Als Akteure waren wiederum die Laienschauspieler des „DoanaGsindls“ im Einsatz.

Dinnes als Theoretiker im Dialog

Im Jahre 1989 begegnen sich Dr. Nadim Sradj (Ophtalmologie) und der Maler Prof. Manfred G. Dinnes. In der Folgezeit entwickelt sich ein Dialog, ein interdisziplinäres Spannungsfeld, das auf die Brechung konventioneller Wahrnehmungsgewohnheiten abzielt und eine neue Begrifflichkeit konstituiert. In der Folgezeit entsteht eine Reihe von Büchern und Schriften ____ „Dynamik des Sehens“ ____ „Wahrnehmung und Falschnehmung von Raum und Zeit“ ____ „Operationale Ästhetik“ ____ „Politische Philosophie der operationalen Ästhetik zwischen Emotionalität und Rationalität“ Mehrere Ausstellungen gepaart mit Vorträgen in ____ New York (Vortrag von Dr. Sradj bei den Vereinten Nationen in New York am 12.4.2007)


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„Haberfeldtreiben – a wenig a Gaudi deaf scho sei“ 2009: Dinnes mit Prof. Dr. Wilhelm Kaltenstadler, mit dem Dinnes das Stück konzipierte als Akteur und Regisseur. Fotos: ©Tom Leather Karin Dinnes

____

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Paris (INVITATION À L´EXPOSITION: PARIS: CENTRE CULTUREL ARABE, SYRIEN) London (Exhibition: KUFA GALLERY, LONDON) Bonn, Bad Godesberg (Ausstellung und Vortragsreihe) Istanbul (Ausstellung und Vortragsreihe) Ajman (Arabische Emirate): (Ausstellung und Vortragsreihe) Aleppo (Syrien) (Ausstellung und Vortragsreihe)

Bereits 1991 erscheint ein Aufsatz im „DEUTSCHES ÄRZTEBLATT - ÄRZTLICHE MITTEILUNGEN 88. Jahrgang / Heft 46, A: Seite 4042 /14. November 1991 1992

werden Ergebnisse auf dem Strabologenkongress in Tunis gezeigt.

2003

ERFAHRUNGSHEILKUNDE: Veröffentlichung: Februar 2003/ EHK 1/2003, Seite 23 - 29

Grußworte: Dr. Gerhard Schmid, Vizepräsident a.D. des Europäischen Parlaments Dr. h.c. Hans Zehetmair, Staatsminister a.D. S. E. Salem Quateen, Botschafter der Arabischen Liga, Berlin

Dinnes im sozialen Engagement

Entdeckung der Donau als völkerverbindende Kulturstraße bereits 1992 Nach der Grenzöffnung 1989 in Europa startete Dinnes unter dem Motto „Die Donau – ein europäischer Strom“ bereits eine Aktion, in der die Donau als Verständigungsbrücke zwischen verschiedenen Kulturen begriffen wurde. Orientiert an Johann Wolfgang von Goethes Gedichtzyklus „West-östlicher Diwan“ hatte er 1990 auf Einladung des Künstlerverbandes von Bosnien-Herzegowina in zwei Studienaufenthalten in Pocitelj, nahe der Stadt


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Prof. Manfred G. Dinnes und Dr. Nadim Sradj entwickeln die „Operationale Ästhetik“. Fotos: ©Dr. Marion Sradj Manfred G. Dinnes Karin Dinnes

Mostar, den 40-teiligen Gemäldezyklus „West-östlicher-Diwan“ geschaffen. Diesen Gemäldezyklus schickte er in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Lloyd auf dem ukrainischen Personenschiff MS „Moldavia“ für eine Ausstellung auf den Weg. Während dieser Zeit fand auf dem Schiff die Konferenz der Donau-Anrainerstaaten statt. Die Menschen der vorher teilweise abgeschotteten Länder sollten über das Medium Kunst wieder miteinander ins Gespräch kommen. Die Bevölkerung der Donaustädte Passau, Linz, Wien, Bratislava und Budapest wurde zur Besichtigung der Bilder auf das Schiff eingeladen. Zum Abschluss wurde die Ausstellung im Ost-West-Museum in Odessa gezeigt.

Internationales humanitäres Engagement

engagierte sich Dinnes mit humanitären Hilfsmaßnahmen für die durch die

1994-1996

Kriege im ehemaligen Jugoslawien stark betroffenen Menschen in Mostar (BosnienHerzegowina). Dinnes wollte nicht zu denen gehören, die bei den täglichen Berichten des Fernsehens dem Völkermord gleichsam von der Tribüne aus zuschauten. Ignoranz als Programm kam für ihn nicht in Frage, so drückte er es in dem 1997 erschienen Buch „Hommage an Mostar“ aus. Sein Beitrag zur Lösung des Konflikts war es, die Kriegsbetroffenen tatkräftig mit Hilfslieferungen zu unterstützen und Hilfe zur wirtschaftlichen Selbsthilfe zu geben. Zur Organisierung der Hilfslieferungen rief Manfred Dinnes 1994 zusammen mit dem Weidener Zahnarzt Dr. Rainer Burckhardt die Gesellschaft „Brücken für Humanität, Kultur, Toleranz und Dialog e.V.“ ins Leben. Die Gesellschaft „Brücken“ betrachtete ihren Einsatz in Bosnien-Herzegowina im Hinblick auf den europäischen Gedanken. Ebenso wichtig wie die humanitäre Hilfe sollte der Dialog zwischen verschiedenen


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Ab 1994 ist Dinnes abwechselnd in Mostar, Bihac, Sarajewo mit der Hilsorganisation „BRÜCKEN – für Humanität, Kultur, Toleranz und Dialog e. V.“ unterwegs. Fotos: ©Ibro Omerika Pressestelle Bihac Zlatko Serdarevic

Kulturkreisen in Richtung eines friedvollen vereinten Europa sein. Die Hilfsleistungen liefen vielfach in praktischer Zusammenarbeit mit dem EU-Administrator von Mostar, dem früheren Bremer Bürgermeister Hans Koschnick. Dinnes hatte die Fähigkeit, Regensburger Firmen und Institutionen immer wieder zu großen Spendenaktionen zu aktivieren: Ein erster Lkw mit Hilfsgütern für das Krankenhaus in Bijelo Polje bei Mostar im Oktober 1994 war mit einem Anästhesieund EKG-Gerät des Evangelischen Krankenhauses Regensburg und Betten des Krankenhauses Wöllersdorf beladen. Weitere Lkw´s brachten etwa 120 Krankenhausbetten, überlassen von den Barmherzigen Brüdern in Regensburg, an das Universitätsklinikum nach Tuzla. Auch folgte ein kompletter Notoperationssaal. Die Telekom Regensburg stiftete einen Lastzug voller Büromöbel, die an die Dzemal Bijedic Universität in Mostar übergeben wurden. Drei Zahnarztpraxen in Ostmostar wurden mit

kompletter Einrichtung versehen. Im November 1995 wurde in Ost-Mostar ein kompletter Container-Kindergarten für 140 Kinder mit Unterstützung der Stadt Regensburg errichtet, Oberbürgermeister Schaidinger sandte dazu eine Grußbotschaft. Mit dem Anstoß zu einem Deutsch-Bosnischen Wirtschaftklub“, gegründet 1997, suchte Dinnes Hilfestellung auch auf anderer Ebene zu geben: Durch Wirtschaftskooperation sollten Arbeitsplätze geschaffen werden. So wurde eine Forellenzucht mit Räucherei und eigener Verpackungsanlage eingerichtet. Das Neutraublinger Graphische Systemhaus „bt-gravure“ ließ sich dank Dinnes Vermittlung auf eine Kooperation ein.


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Am 26. Mai 1997 erfolgt die Berufung an die Dzemal Bijedic Universität Mostar als ordentlicher Professor für Interkulturelle Zusammenarbeit innerhalb der Pädagogischen Fakultät.

Am 15. März 1997 erfolgt die Berufung an die Akademie der Bildenden Künste Sarajewo als ordentlicher Professor für Freie Malerei und Glasgestaltung.

Seit 1997 Präsident des Deutsch – Bosnisch – Herzegowinischen – Wirtschaftsclubs. Foto: ©Pressestelle Mostar

Foto: ©Frank Bassen

Foto: ©Zlatko Serdarevic

Durch ehrenvolle Berufung zum Professor im Ausland ein Botschafter der Kultur

Auf dem Hintergrund des Gedankenfundaments der von Dinnes mitbegründeten Gesellschaft „Brücken für Humanität, Kultur, Toleranz und Dialog e.V.“ wurde der akademische Maler Manfred G. Dinnes mit Urkunde vom 26. Mai 1997 zum ordentlichen Professor für den Fachbereich „Interkulturelle Zusammenarbeit“ an der Dzemal BijedicUniversität Mostar in der Republik Bosnien und Herzegowina ernannt. Gleichzeitig mit der Ernennung zum Professor wurde Dinnes mit der Erstellung eines Aufbauprogramms für ein Kultur- und Künstlerhaus auf dem Campus der Universität Mostar beauftragt. Bereits mit Schreiben vom 15. März 1997 war Dinnes zum Professor für Freie Malerei und Glasgestaltung an der Kunstakademie Sarajewo bestellt worden.

Dinnes hat diese Lehraufträge – unter großen persönlichen Opfern mit immer wiederkehrenden Fahrten von Regensburg nach Mostar und Sarajewo – bis 2002 wahrgenommen. Er konnte den Aufbau des Kultur- und Künstlerhauses erfolgreich auf den Weg bringen. Damit gelang es Dinnes, neben der parallel geleisteten humanitären Hilfe, eben auch dem Gedanken der Völkerverständigung und des kulturellen Austauschs in Europa Rechnung zu tragen sowie in dem kriegszerstörten Land kulturelle Aufbauhilfe zu leisten. In dieser Funktion trug er auch den Namen Regensburgs ins Ausland und wurde damit zu einem Botschafter der Regensburg-Kultur. 1994 Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Hilfsorganisation „BRÜCKEN – für Humanität, Kultur, Toleranz und Dialog e.V.“ Haupteinsatzgebiet neben Sarajevo, Tuzla und Bihac ist Mostar. In Zusammenarbeit mit dem EU-Administrator Hans Koschnick enstehen Krankenhäuser, Kindergärten, Schulen, Analysezentren


Mittlerweile konnte ATELIER & GALERIE JOHANN sein 10-jähriges Bestehen feiern.

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Dr. Reiner Thiele (Photografie), Edel Rolinski (Malerei und Glasdruck), Erwin Eisch (Malerei und Glasskulptur), Manfred G. Dinnes (Malerei), Gräfin Schwarz – Lerchenfeld (Malerei).

Josef Weitzer (stellvertretender Landrat Regensburg) im Gespräch mit Dinnes.

Ismael Ertug MdEP und Manfred G. Dinnes.

Foto: ©Julia Dinnes

Foto: ©Jürgen Herda

Foto: ©Karin Dinnes

1996

Mitbegründer und Präsident des „Deutsch Bosnisch Herzegowinischen Wirtschafts Clubs“. Kooperationen zwischen Deutschen und Bosnisch-Herzegowinschen Handelspartnern werden forciert und tragen zur Arbeitsplatzsicherung und -erweiterung bei.

Dinnes als Leiter der Galerie ATELIER & GALERIE ST. JOHANN

St. Johann, eine Einöde, wird erstmals um 1140 urkundlich erwähnt als Gehöft des Klosters St. Emmeran, Regensburg. Mönche machten hier das Hochauenland der Donau urbar. Die Donau, damals dem Hof noch wesentlich näher, dürfte von hier aus auch mit einem Fährbetrieb ausgestattet gewesen sein. Um 900 soll hier ein in der Nähe gelegenes Dorf niedergebrannt worden sein. Bis zur Säkularisation 1803 war St. Johann in klösterlichem Besitz, wechselte mehrmals den Besitzer und gelangte schließlich in

den Besitz des uralten Adelsgeschlechtes derer von Lerchenfeld. Bereits 1930 wurde hier biologischer Anbau betrieben, was jedoch durch die Wirren des 2. Weltkrieges zunichte gemacht wurde. In der Zeit von 1960 – 1998 fanden hier Sommerakademiekurse unter der Leitung von Menny Schwarz, Gräfin Lerchenfeld, statt. Seit 1998 lebt Prof. Manfred G. Dinnes mit seiner Familie auf dem Gehöft. Nach mühsamen Umbaumaßnahmen ist seit 2001 der Schritt gemacht, die Öffentlichkeit teilhaben zu lassen am Schaffen des Künstlers, der darüber hinaus auch andere kulturelle Veranstaltungen anbietet. Es gilt nach wie vor das Motto: St. Johann als ein Ort des Friedens, der Begegnung und der Kunst. Eingebettet in Wiesen und tiefe Wälder ist St. Johann eine unangetastete Insel mit ihrer eigenen Zeit. Nur wer sich dieses Zustandes bewusst werden kann, begreift, welche Kraft dem Maler Manfred G. Dinnes hier zufließt. In dieser Abgeschiedenheit entstehen Werke, die unvergleichlich sind,


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1996: Die Bayerisch-Slowenische Gesellschaft und der Kozjanski-Park auf der Burg Podsreda. 1. Internationaler Kindertreff «Mi Gradimo Most».

Bosnische, kroatische, slowenische und bayerische Schüler arbeiten zusammen unter der Schirmherrschaft der Gattin des slowenischen Staatspräsidenten Štefka Kučan.

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2003: „Die Erfindung – ein Bild zu erfinden ... um der Wirklichkeit näher zu sein“ Schüler treffen auf die Bilder des Malers Manfred G. Dinnes Foto: ©Pressestelle Regensburg

2009: Schüler der Schule Regensburg – Burgweinting treffen auf Dinnes. Der Erlös aus dem Projekt kommt der Kinderkrebshilfe Odessa zugute. Foto: ©Isabella Binder

Foto: ©Mario Kunzendorf

chen Kooperationen mit Schulen, besonders auch mit Regensburger Schulen, unter Beweis. Den Schülern wird die Hemmschwelle vor moderner Kunst genommen, mehr noch: Werke der modernen Kunst werden für sie zu interessanten Objekten, zu denen sie einen Zugang aus eigenem Erleben, mit eigenen Fragestellungen und eigenem Blickwinkel erhalten.

weil ihre Bemessensgrundlage nur der Maler selbst ist. Daneben ist jedoch auch Zeit für das Gespräch, den Austausch, die Auseinandersetzung, denn der Mensch ist Schauplatz und Bezugspunkt der Kunst. Hier in St. Johann vereinigt sich die Unberührtheit der Natur, die Stille, die ein geübtes Ohr hören kann, mit der Schaffenskraft des Künstlers Manfred G. Dinnes. 1991

Dinnes in der Kunsterziehung an Schulen

Der Künstler Dinnes beschreitet neue Wege in der Vermittlung von Kunst an Schulen. Manfred Dinnes begnügt sich nicht damit, als Künstler selbst produktiv zu sein. Es ist ihm ein großes Anliegen, moderne Kunst in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen begreifbar und nachvollziehbar zu machen. Diese didaktische Komponente der Kunstvermittlung stellte er seit 1991 in mehrfa-

Schulprojekt an der Hans-Hermann-Schule in Regensburg: „Eine Spur nach irgendwo ... – Höchste Zeit für ein Zeichen“. In einem fächerübergreifenden Projekt unter der Leitung von Dr. Herbert Glötzl setzten sich in der Begegnung mit dem Künstler unter Einbindung der Kunsterzieherin Rosa Hutterer zwei 7. Jahrgangsstufen der Hans-Hermann Hauptschule in einem Kunsterziehungskurs unter Einbindung des Seminars für Volksschullehrer mit den zeitgenössischen Bildern des Künstlers Manfred G. Dinnes auseinander.


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Porträt von Dinnes 2011 Foto: ©Julia Dinnes

das behutsame „bewusste Wahrnehmen und Beobachten“. Aufgefordert zu eigener schöpferischer Tätigkeit, hängten dann die Schüler ihre Bilder und diejenigen des Künstlers unmittelbar an der Schauwand einander gegenüber und stellten sie damit auch aus. Die Kinder erfuhren den künstlerischen Prozess, der im Künstler bei der Schaffung von Kunstwerken abläuft, an der eigenen Person. Anknüpfend am Ausdruck„Regenwald“, lernten die Kinder durch die Heranführung seitens des Künstlers an den Begriff „Wiese“, was unter Lebensraum zu verstehen ist und wie er künstlerisch dargestellt werden kann.

Dinnes lehrte die Kinder „das Sehen“ moderner Kunst, gab ihnen Hintergründe über die Maltechnik, die Bedeutung von Farben und Symbolen, animierte sie zu eigenen Werken moderner Kunst mit Zeichensymbolen, führte sie heran zu Motiven der Adventsund Weihnachtszeit. (Veröffentlichung: Pädagogische Welt, Nov. 1991)

und 1993: Zwei Schulprojekte an der Grundschule Königswiesen in Regensburg: „Das sind ja Kunstwerke“ und „Der Regenwald beginnt vor unserer Haustür“. Ausgelöst durch eine Ausstellung des Regensburger Kulturamtes mit Werken von Manfred Dinnes aus den Jahren 1985 bis 1991, sah sich Lehrerin Karin Schmidt als Leiterin des Projekts veranlasst, Schülern des zweiten Schuljahrs und auch deren Eltern einen Zugang zu moderner Kunst durch die Gegenwart des Künstlers zu erschließen. Mit Vorstellung von Originalen – des damals frisch entstandenen Gemäldezyklus „Böhmische Dörfer“ – lernten die Schüler 1992

(Veröffentlichung: Westermann Grundschule, Juli 1992 und Oktober 1993) 1993

Schulprojekt an der Georg-Britting-Schule in Regensburg: „Miteinander – zueinander.“ In einer von Mai bis Dezember 1993 sich erstreckenden Zusammenarbeit verknüpften der Schulleiter der Georg-Britting-Schule in Regensburg, Alf Schleicher, und der Künst-


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ler Manfred Dinnes eine kunsterzieherische mit einer sozialen Aktion. Den Ausgangspunkt bildete die Teilnahme der Schüler der Klassen 1-4 an einem Malwettbewerb, den die Kinderkunstwerkstätte im kroatischen Rijeka zum Thema „Liebe, Frieden, Natur – Lasst einen neuen Fluss fließen“ ausgeschrieben hatte. Der Wettbewerb wurde von den Regensburger Schülern unter Anleitung von Manfred Dinnes gewonnen. Die Kunstaktion führte im Anschluss zu einer internationalen Jugendbegegnung. Eine Gruppe der Kinderkunstwerkstatt Rijeka (mit 13 Schülerinnen und Schülern) wurde nach Regensburg eingeladen. Dabei handelte es sich um Kinder, die ihre Eltern in Jugoslawien durch den Krieg verloren hatten und deren Traumata seitens der Kunstwerkstatt durch Beschäftigung mit Kunst aufgearbeitet wurden. Die Kunstwerke der Regensburger Schule und der Kinder aus Jugoslawien wurden anlässlich dieses Besuches bei einer Ausstellung in der Jüdischen Gemeinde von Regensburg gezeigt. Die menschlichen

Kontakte der deutschen und kroatischen Schüler führten zu einer Sammelaktion der Georg-Britting-Schule zugunsten des Waisenhauses in Rijeka. Veröffentlichung: 15. Dezember 1993: Bericht der Journalistin Ines Miculinic in der Tageszeitung von Rijeka „NOVI LIST“ über den Besuch der Kinderkunstwerkstätte in Regensburg. Veröffentlichung: 12. November 1993: Bericht des Journalisten Marcus Baumann (Mittelbayerische Zeitung, Regensburg) über die Ausstellung in der Jüdischen Gemeinde Regensburg. Veröffentlichung: 11. November 1993: Bericht in der Mittelbayerischen Zeitung über das Ausstellungsprojekt „MITEINANDER – ZUEINANDER“, in der Jüdischen Gemeinde Regensburg. Veröffentlichung: 16. November 1993: Mittelbayerische Zeitung, Regensburg berichtet über den Besuch der Kinderwerkstätte Rijeka. Veröffentlichung: November 1993: Bericht der Journalistin Ines Miculinic in der Tageszeitung „NOVI LIST, Rijeka, über die Zusammenarbeit an der Georg-BrittingSchule. Veröffentlichung: 25. Oktober 1993: Bericht in der Mittelbayerischen Zeitung, Regensburg über das „MAILART-PROJEKT“, an der Georg-Britting-Schule unter Leitung von Manfred G. Dinnes . Veröffentlichung 3. Dezember 1993: Bericht in der Mittelbayerischen Zeitung, Regensburg über die Hilfsaktion


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2005: Al-Kahf Arts & Crafts Center, International Center of Bethlehem, Bethlehem/Palestine

2007: Centre Culturel Arabe Syrien á Paris Foto: ©Syrische Botschaft

2009: Kunstraum “RISS”, Samedan / Engadin, Schweiz Foto: ©Jon Duschletta, Engadiner Post

Foto: ©Pressestelle Bethlehem

zugunsten von Waisenkindern in Rijeka zu Kriegszeiten. Veröffentlichung: 5. Februar 1994: Bericht des Chefredakteurs der Mittelbayerischen Zeitung, Regensburg, Kurt Hofner über das Engagement von Manfred G. Dinnes.

1996

Jugendtreffen auf der Burg Podsreda im Kozjanski-Nationalpark, Slowenien in Zusammenarbeit mit der Bayerisch-Slowenischen Gesellschaft unter dem Motto „Wir bauen eine Brücke“ (Mi Gradimo Most) Die Idee von Manfred Dinnes zu einem internationalen Kindertreffen in dem von Kriegen zerrütteten ehemaligen Jugoslawien als Beitrag hin auf den Weg zu einem vereinten friedlichen Europa führte im September 1996 rund 120 Kinder im Alter von 9-14 Jahren aus Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Deutschland (u.a. aus Regensburg) auf Burg Podsreda in Slowenien zusammen. Unter der Schirmherrschaft der Gattin des slowenischen Staatspräsidenten wurde als symbolträchtiges Zeichen mit Hilfe des oberpfälzischen Malteserdienstes und slowenischer Pioniere

eine Brücke über die Bistrica gebaut.

Veröffentlichung: 24. September 1996. Im September 1996 erhält der Journalist Mario Kunzendorf den Auftrag Manfred G. Dinnes nach Bosnien zu begleiten und darüber eine mehrteilige Reportage zu schreiben. Einer dieser Besuche gilt der Burg Podsreda im Kozjanski-Park/ Slowenien, wo Dinnes gerade eine Ausstellung eröffnet und der 1. Internationale Kindertreff ein Projekt verwirklicht.

2003

Schulprojekt der Grundschule Burgweinting in Regensburg „Die Erfindung, ein Bild zu erfinden ... um der Wirklichkeit näher zu sein“. Im Rahmen des Kunstunterrichts wurden Schüler der Klassen 2b und 4e der Grundschule Burgweintig von den Lehrerinnen Karin Schmidt und Ingeborg Hecht an Werke von Manfred Dinnes herangeführt. Nach Ermutigung durch den Künstler durften Kinder Werke mit den gesehenen Themen selbst malen. Sogar ein Besuch der Kinder mit Eltern im Atelier von Manfred Dinnes stand mit auf dem Programm. Die Kinderbilder wurden zunächst gemeinsam mit Werken des Künstlers in der Grundschule


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Von-der-Tann-Grundschule. Am 23. April 2009 – genau am Gedenktag – wurden drei Klassen der Grundschule in der Turnhalle der Schule zum Zeichnen und Malen der sie am meisten beeindruckenden Szenen aus einem Bilderbogen zum Geschehen der Zeit ermuntert. Anschließend zogen die Schüler mit einer Napoleonfigur auf einem Leiterwagen an die Originalschauplätze des Kampfes, wo sie Regensburger Passanten befragten, was sie von diesem Tage wussten.

Burgweinting ausgestellt, dann im Kunstkaufhaus am Donaumarkt in der Vorweihnachtszeit 2003 gezeigt und zugunsten von Straßenkindern in Odessa, einer Patenstadt von Regensburg, verkauft. Erziehung zur Kunst und Erziehung zu sozialer und humanitärer Verantwortung gingen auch in dieser Aktion wieder eine Verbindung ein. Veröffentlichung: Mittelbayerische Zeitung, Regensburg Oktober 2003, Margot Walter. Donau-Post, Regensburg Oktober 2003, Isabella Binder. 2007

Schulprojekt der Nardini-Realschule Mallersdorf: „Wir sind Kinder dieser Welt“, die richtige Art der Globalisierung: Über 600 Jugendliche aus drei Nationen arbeiten an den Kunstprojekt. Prof. Manfred G. Dinnes entwickelt mit Schülern der Nardini-Realschule in Mallersdorf, dem Nardini-Convent in Süd Afrika sowie dem Ordenszentrum Odorhei in Rumänien ein Kunstprojekt für die Landesgartenschau in Waldkirchen. Im Rahmen der Gartenschau wird das grenzüberschreitende Schulprojekt „Himmelsstangen“ mit Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus verwirklicht.

Veröffentlichung: Passauer Neue Presse, 5. Juli 2007 – Straubinger Tagblatt, 5. Juli 2007. 2009

Schulprojekt „Die Eroberung Regensburgs durch Napoleon am 23. April 1809“ in der Von-der-Tann-Schule in Regensburg Ein Geschichts- und Kunstprojekt zum Gedenken an die Eroberung Regensburgs durch Napoleon vor 200 Jahren realisierte der Künstler Manfred Dinnes in Zusammenarbeit mit Stadtheimatpfleger Dr. Werner Chrobak und Sieglinde Glaab, Rektorin der

Veröffentlichung: Mittelbayerische Zeitung, Regensburg, 25. April 2009 2009

Schulprojekt: „Schrei der Sonne“ mit der Grundschule Regensburg-Burgweinting Am 16. Mai 2009 besuchten über 80 Kinder der Grundschule Regensburg-Burgweinting die Malerwerkstatt von Prof. Dinnes in St. Johann im Rahmen des Kunstunterrichts.. Unter dem Motto des Bilderzyklus von Dinnes „Schrei der Sonne“ wurden die Kinder zur Schaffung eigener Malereien inspiriert. Der Erlös der veräußerten Werke kam auf Anregung von Dinnes der Kinder-KrebsHilfe St. Hedwig in Regensburg zugute.

Veröffentlichung: Mittelbayerische Zeitung, Regensburg, 14. Mai 2009 – Donau-Post, Regensburg, 1. April, 15. Mai, 20. Mai 2009.


2010 Ausstellung Goldene Strasse“, Nürnberg, von links nach rechts:

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Dr. Matthias Henkel (Direktor der Nürnberger Museen), Prof. Dr. Wilhelm Kaltenstadler, Prof. Manfred G. Dinnes, Klaus Burger MdEP/CSU, Ismael Ertug MdEP/SPD.

2010 Ausstellung „Die Goldene Straße“, Marienbad, Tschechien Pavel Poc, MdEP / Tschechien, Prof. Manfred G. Dinnes.

2007: Ausstellung in der Galerie KA 20, München (Induzierte Welten). Foto: ©Manfred G. Dinnes

Foto: ©Jürgen Herda

Foto: ©Jürgen Herda

Die wichtigsten Einzelausstellungen 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991

1992 1993

Museum des XX. Jahrhunderts, Regensburg Galerie C.C. Paul, München Galerie Kunstkabinett, Regensburg Galerie Tassilo, Nürnberg Kulturbahnhof Nord, Neuss Palais Stutterheim, Erlanger Kunstverein, Erlangen Gallery Mueller-Zilch, USA, San Francisco Galerie Ouroborus, Berlin Galerie Boisserée, Köln Galerie „Der Riss“, Schweiz, St. Moritz Galerie Kunsthaus Pocitelj, Yugoslawien Pocitelj; Galerja „Novi Hram“, Yugoslawien, Sarajewo; Kunststation Kleinsassen, Kleinsassen / Rhön Art-Exposition, International Art Gallery, Belgien, Antwerpen; Gallery Tkany, USA, New York; Hipp-Kunsthalle, Österreich, Gmunden am Traunsee; Galerie Derix, Taunusstein; Galerie Frankengasse, Schweiz, Zürich Kulturamt Regensburg, DEZ-Galerie, Regensburg; Künstlerhaus Kebbl-Villa, Schwandorf / Fronberg; Bischöfliches Ordinariat, Regensburg; Städtisches Kulturhaus, Ismail / Ukraine Ausstellungsschiff MS „Moldavia“, ein ukrainisches Passagierschiff wird zur schwimmenden Galerie. Haltepunkte: Passau – Linz – Wien – Budapest, West-Ost Museum, Odessa / Ukraine, Staatliche Kunstgalerie, Kiew / Ukraine, Haus der Kunst, Cherson / Ukraine, Staatliches Museum, Nikolaew / Ukraine


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1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2009 2011

Kunst u. Gewerbeverein, Regensburg; Staatl. Zentralbibliothek, Weiden; Kunsthof Weichmann, Regensburg; Galerie BMW-Pavillon, München Galerie „Der Riss“, Schweiz, Samedan; Kunst im Schloß, Burg Podsreda, Slowenien, Podsreda; Galerie Bosna, BiH, Mostar Kultursommer Dobrinj, Koratien, Dobrinj, Krk; Akademie der Bildenden Künste, BiH, Sarajewo, Bociansci- Zentrum, BiH – Mostar; Kunstkontor Westnerwacht, Regensburg Kamerni Theater, BiH, Sarajewo; Städtisches Museum Makarska, Kroatien; Kunstkontor „Westnerwacht“, Regensburg; Städt. Museum „Leerer Beutel“, Regensburg Kunstkontor „Westnerwacht“, Regensburg Galerie St. Johann bei Regensburg Dreifaltigkeitskirche, Haus der Begegnung, Ulm; Atelier & Galerie St. Johann Dreifaltigkeitskirche, Haus der Begegnung, Ulm; Galerie, „Nachtcafe“, München KUFA-GALLERY, England, London; SPD-Bundesparteitag, Bochum Congress: Arab-med., Türkei, Istanbul; Galerie KA20, München; Atelier & Galerie St. Johann Al-Kahf Arts & Crafts Center, International Center of Bethlehem, Bethlehem / Palestine; Galerie KA 20, München CENTRE CULTUREL ARABE, SYRIEN, Paris (ESTHETIQUE OPERATIONNELLE - DE LA MALPERCEPTION A LA THEORIE DE L´ART, Dr. Nadim Sradj / Prof. Manfred G. Dinnes „Kunstraum RISS“, Schweiz, Samedan „PSG Kunstevent“, München Hotel Le Méridien


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Die wichtigsten Gruppenausstellungen

„KUNSTSALON“, Haus der Kunst, München 1980-82 „AQUARELL IN BAYERN“, Regensburg, Aschaffenburg, Bamberg, Würzburg, Philadelphia, New York, Washington 1983-85 “EUROPA AN DER SCHWELLE“, Thomas-Dehler Institut, Goethe-Institut: Regensburg, Berlin, Bremen, Frankfurt, Stuttgart 1984-88 Erlanger Kunstverein Schloss Pommersfelden, Kunst des 20. Jahrhunderts 1985-86 „VITRAIL CONTEMPORAINE“, Chartres, Nimes, Darmstadt 1989 „VITRAIL CONTEMPORAINE“, Chartres, Nimes, Metz 1992 „NEUE KONZEPTIONEN IN DER ARCHITEKTUR“, Mayer´sche Hofkunstanstalt, München, Künstlerhaus Helsinki 1995 „KUNST UND KIRCHE“, Diözesanmuseum Regensburg Gastaussteller bei der Jahresausstellung Gruppe Kunst der Weltenburger Akademie, Kelheim „FRIEDEN“, St. Oswald Regensburg (Koordinator) 1997 „20 GODINE DZEMAL BIJEDIC UNIVERZITET“, Mostar (Bosnien-Herzegowina) 1998 „SARAJEWSKA ZIMA ´98“, Sarajewo (Bosnien-Herzegowina) 2008 Die Stadt Regensburg bewirbt sich 2008 um einen der vorderen Plätze bei der „ENTENTE FORALE“, einem Bundeswettbewerb. Dinnes, mit der ARGE „VISUAL“, beteiligt sich bei einem Skulpturenpark. Regensburg erhält die Silbermedaille. 2009 „Kultur in alten Mauern“, Kunst-Tage in St. Johann 2010 „Die Goldene Straße“ – Rekonstruktion einer Kulturregion, Amberg, Wernberg-Köblitz, Bor, Prag, Marienbad, Nürnberg, Hersbruck, Sulzbach-Rosenberg, Brüssel, Pilsen 1977-85


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BÜCHER 1979

Titel: Manfred G. Dinnes Vorwort: Ulrich Kelber, Grußwort: Prof. Wendland, Prof. Dr. Dr. Winzinger Einmalige Ausgabe von 2000 nummerierten Exemplaren. Die Nummern 1—50 sind mit einem Aquarell versehen. Alle Rechte sind bei Babl-Verlag, Regensburg, printed in Germany, Februar 1979

1980

Spiegel des Werdens - Die Bilder des Malers Manfred G. Dinnes Vorwort: Prof. Dr. Ludwig Fischer, California Das Werkstattbuch 6 »Die Bilder des Malers Manfred G. Dinnes«, herausgegeben von Horst Wanetschek und Klaus Halmburger. Es erscheint anlässlich der Verleihung des Kulturförderpreises 1980 der Stadt Regensburg an Manfred G. Dinnes in Zusammenarbeit mit dem Museum der Stadt Regensburg. Das Werkstattbuch 6 liegt in einer Mappe zusammen mit 20 Farbdrucken von in den Jahren 1979 und 1980 entstandenen Bildern. Die 200 Exemplare der Vorzugsausgabe enthalten zusätzlich die vier nummerierten und signierten

1980

Siebdrucke: Minos - Bacchanal - Raub der Europa Das goldene Vlies, Druck bei Siegbert Wiesendanger, Murnau-Riedhausen. Lithos: Erhardi Druck, Regensburg, und Siegbert Wiesendanger, Murnau-Riedhausen Siegfried Israel, München (20 Farblithos) ©1980 Verlag »Das Werkstattbuch«, Am Stocket 14, 8110 Murnau Alle Rechte vorbehalten Nachdruck, fotomechanische Wiedergabe usw. nicht gestattet ISBN 3-921773-03-2 (Br in Mappe) ISBN 3-921773-04-0 (Br in Mappe mit 4 Siebdrucken)

DINNES Vorwort: Dr. Werner Timm (Zum Werk von Manfred G. Dinnes) Essay: Prof. Dr. Joachim Christian Horn (1. Der Maler und sein Versprechen, 2. Das Gegenthema, 3. Materialisation: Das Individuum zwischen Mythos, Alphabet und Runen). Essay: Dr. Christina M. K. Pfeifer: (Begegnungen mit Dinnes. 1. Besuch bei Dinnes, 2. Dinnes beim Malen, 3. Gang durch ein Bild von Dinnes) Das Projekt konnte dank folgender Institutionen durchgeführt werden: Landkreis Fulda, Kunststation Kleinsassen Art Exposition INC. Antwerpen, Washington DC, Kunstverein Erlangen, Wilhelm Derix, Kunstverglasung, Wiesbaden/ Taunusstein, Rottweil, London Feuerverzinkerei Lössei, A-Vorchdorf/Oberösterreich, Kunsthaus Waldkraiburg Kulturamt der Stadt Regensburg, Stadt Schwandorf,

1992

Druck: Erhard Druck GmbH, Regensburg, Foto: Christiane Spitta-Nerl, Stuttgart, Petra Höfer, Regensburg Gestaltung: Robert Buchner

Künstlerhaus Schwandorf/Fronberg Isar-Post, Druck- und Verlags-GmbH, Landshut Copyright © 1990 Kunstkabinett, Regensburg Galerie ,Riss‘, St. Moritz Abbildungen, Kataloggestaltung, Umschlagentwurf Manfred Dinnes. Bild Schutzumschlag: ,Carnevale di Venezia‘ 1989 aus dem gleichnamigen Zyklus I Fotonachweis: Dinnes neben dem Objekt ,Ecce homo‘ 1990 Foto: Helmut Eberhöfer, St. Moritz (Seite 2) Dinnes arbeitet an dem Bild: Mythische Form S. 30 Dinnes, Gesamtaufnahme S. 95 Foto: Frühjahr 1990, Karin Dinnes Gesamtherstellung: Isar-Post, Druck- und VerlagsGmbH, Landshut

Regensburger Almanach (Band 25) Dr. Werner Timm: („Fenster möchte ich malen zu anderen Welten“, zum Werk des Regensburger Malers Manfred G. Dinnes – Seite 150 bis 157) Mittelbayerische Druckerei- und Verlags-Gesellschaft mbH, 93049 Regensburg, Kumpfmühler Straße 11 Telefon (09 41) 20 70 Telefax (09 41) 2 7173

Herstellung: MZ-DRUCK - Regensburg Buchbinderische Verarbeitung: Friedrich Pustet — Regensburg ISBN 3-927529-20-6


90

1995

Manfred G. Dinnes: „SARAJEVO - EIN BOSNISCHES TAGEBUCH“ Geleitwort: Dr. Hildegard Hamm – Brücher (Staatsministerin a. D.) Vorwort: Dr. Rudolf Ebneth (Pressesprecher von BMW): Kunst und Wiklichkeit Essay: Kurt Hofner (Chefredakteur des Mittelbayerischen Druck- und Verlagshauses): Die Kunst, die sich einmischt, Manfred Dinnes, der „Westöstliche Diwan“ und der Krieg auf dem Balkan. Interview: Dr. M. K. Christina Pfeifer im Gespräch mit Manfred G. Dinnes: Malerei – zwischen Dialog und Wirklichkeit Gedruckt mit Unterstützung von: BMW AG, Werk Regensburg, DDSG-Cargo GmbH, Wien, EhingerSchwarz: Schmuck-Ideen-Gestaltung, Ulm, Pharma

1997

Prof. Manfred G. Dinnes, Prof. Dr. Fuad Ćatović: „HOMMAGE AN MOSTAR“ Geleitwort: Safet Oručević (Vizebürgermeister von Mostar), Auf dem Weg vom Bösen zur Vernunft Vorwort: Hans Koschnick (EU-Administrator von Mostar), Manfred G. Dinnes – ein Leben zwischen Dialog und Kunst, Begleittext: Prof. Dr. Fuad Ćatović (Dekan der Džemal Bijedić Universität, Mostar), Einige Worte als Botschaft Prof. Manfred G. Dinnes, Prof. Dr. Fuad Ćatović HOMMAGE AN MOSTAR (Sonderausgabe) Deutsch - Bosnisch – Englisch Vorwort: Hans Koschnick, Safet Oručević; Fotos: Jakub Hadžić, Sven Widera, Manfred G. Dinnes, Stefan Hanke; Übersetzungsarbeiten: Prof. Dr. Miloš Okuka, München Susanne Strasser - Klotz M.A., Josef Stras-

1998

ser M.A., Regensburg; Buchgestaltung und Idee: Prof. Manfred G. Dinnes, bt-gravure GmbH, Umschlaggestaltung: Gregor Heininger-Jakobs, Grafisches Systemhaus, bt - gravure GmbH, Neutraubling SLOVO, Druckerei- u. Verlagshaus Mostar, BiH ISBN 3-9806046-0-8

Werner Mayer, Sammlung Bezirk Oberpfalz. Künstler aus der Region. Oberpfälzer Künstlerhaus Schwandorf-Fronberg. Malerei, Grafik, Plastik. Werner Mayer: Manfred G. Dinnes (Seite 32 – 35) Herausgegeben vom Bezirk Oberpfalz. Mit einem Vorwort von Heiner Riepl. © Mittelbayerische Druck- und Verlags-Gesellschaft mbH Regensburg, 1998 © Fotos der Kunstwerke: Stefan Hanke

2004

Stulln GmbH Manfred G. Dinnes: SARAJEVO -Ein bosnisches Tagebuch © Mittelbayerische Druck- und Verlags-Gesellschaft mbH Regensburg, 1995 Gestaltung: Ruth Ibanez, Regensburg Fotografien: Stefan Hanke, Regensburg Gesamtherstellung: Druckzentrum der Mittelbayerischen Zeitung Regensburg ISBN 3-927529-01-X

© Foto der Kebbel-Villa: Gerhard Götz Umschlaggestaltung: Heribert Bürger Satz und Litho: Vollnhals Fotosatz, Neustadt/Donau Druck: International Publishing, München ISBN 3-931904-39-3

M. und N. Sradj, „DYNAMIK DES SEHENS, von der Wahrnehmungsanomalie bei Maculadegeneration zur Operationalen Ästhetik“ unter Mitwirkung von Prof. Manfred G. Dinnes und W. Bauer; Grußworte: Salem Quateen (S. E. , Botschafter der Arabischen Liga in Berlin), Dr. Hans Zehetmair (Bayerischer Staatsminister a. D., München), Dr. Gerhard Schmid (Vizepräsident des Europäischen Parlaments) © Copyright Idee und Text: Dr. Nadim Sradj und Dr. Marion Sradj; Abbildungen: Prof. M. G. Dinnes (Abb. F15-F24,F28-30) W.H. Bauer (Abb.38, F31 ), Badaoui (Abb.40), N. Sradj + M.Dinnes (Abb. F5-F10, F11-F14,

F25-F27 + Abb.5-7) Sradj: Abb. 8,9,15,24,33-37 Herstellung: Dr. Marion Sradj 2004 ISBN 3-00-013811 -0


DINNES

91

2004

Nadim Sradj, Manfred G. Dinnes: „OPERATIONALE ÄSTHETIK – Von der Wahrnehmungsstörung zur Kunsttheorie“ Englisch – Französisch – Deutsch Informationsschrift des Bundesverbandes

2007

Politische Philosophie der Operationalen Ästhetik zwischen Emotionalität und Rationalität, Vortrag gehalten am 12.4.2007 in New York bei den Vereinten Nationen Abbildungen /Pictures/ Images: 6 Bilder zu Themen des Zeitgeistes, 6 pictures about the spirit of age, 6 images sur les themes de l´esprit du temps: Prof. Man-

2007

derlich war. Die gesamte Vielfalt der Gestalten der längsten Nächte des Jahres, lässt sich nur erahnen. Fotos: Tom Neumeier, Thomas Oberberger, Manfred G. Dinnes; Layout, Gestaltung: Frank Bassen Idee und Konzept: Prof. Manfred G. Dinnes ©2007 Textpassagen, auch auszugsweise, sind nur mit Genehmigung des Verfassers gestattet

„Regensburger Doana – Gsindl“, Kultur- und Theatercompanie Regensburg „Pesthauch über der Stadt“, Uraufführung: Bürgerfest Regensburg 2007 Herausgeber: „Regensburger Doana - Gsindl“, Josef Köstlmeier, Redaktion: Prof. Manfred G. Dinnes. Die hier verwendeten Texte wurden von Prof. Manfred G. Dinnes in jahrzehntelanger Arbeit zusammengetragen. Vielfältige Recherchen waren dafür notwendig. Manches lebte nur als flüchtige Erinnerung, so dass eine Rekonstruktion der einzelnen Fragmente erfor-

2010

fred G. Dinnes und Dr. Nadim Sradj Übersetzungen, Translations, Traductions: R. Beier, Regensburg

Manfred G. Dinnes: Von Perchten, Hexen, Rauhnachtsgsindl Informationsbroschüre zu einem Prozessionstheater der „Regensburger Doana – Deifln Herausgeber: „Regensburger Doana - Gsindl“, Josef Köstlmeier; Redaktion: Prof. Manfred G. Dinnes Die hier verwendeten Texte wurden von Prof. Manfred G. Dinnes in jahrzehntelanger Arbeit zusammengetragen. Vielfältige Recherchen waren dafür notwendig. Manches lebte nur als flüchtige Erinnerung, so dass eine Rekonstruktion der einzelnen Fragmente erfor-

2007

Macula–Degeneration e. V.

derlich war. Die gesamte Vielfalt der Gestalten der längsten Nächte des Jahres, lässt sich nur erahnen. Fotos: Tom Neumeier, Thomas Oberberger, Manfred G. Dinnes; Layout, Gestaltung: Frank Bassen Idee und Konzept: Prof. Manfred G. Dinnes ©2007 Textpassagen, auch auszugsweise, sind nur mit Genehmigung des Verfassers gestattet

In “Kunst auf dem Campus”, Hrsg. von Christoph Wagner 224 S., Universitätsverlag, Regensburg, ISBN 978-386845-030-9, € 16,90 19 Autorinnen und Autoren untersuchen in 47 monografischen Beiträgen über 120 Kunstwerke der letzten vier Jahrzehnte im öffentlichen Raum der Universität Regensburg. Darunter befinden sich künstlerische Arbeiten von Horst Antes, HAP Grieshaber, Johannes Itten, Fritz Koenig, Florian Lechner, Adolf Luther, Ro-

bert Schad oder Wilhelm Uhlig. In kurzen Essays und eindrucksvollen Fotografien entsteht so ein exemplarisches Bild der Hauptströmungen der Nachkriegs- und Gegenwartskunst sowie eine Problemgeschichte der Kunst im öffentlichen Raum am Welterbestandort Regensburg. Laura Ritter über Manfred G. Dinnes: »Das Abstrakte ist noch Gegenstand genug«

Die Zusammenstellung zum Werk von Prof. Manfred G. Dinnes übernahm dankenswerterweise Dr. Werner Chrobak, Stadtheimatpfleger der Stadt Regensburg. Die Gestaltung des vorliegenden Buches stammt von Michael Jaugstetter, Regensburg.


Buchgestaltung: info@jaugstetter.com

E N T S C H E I D U N G E N

2008 – 2011

WORK MANFRED G. DINNES

Dinge verstehen, heißt: „sich ein Bild von den Dingen machen“. Verstehen ist demnach ein wandelbarer Begriff, der sich stets neu definieren muss. Verständnis, gemessen an unserem heutigen Begrifflichkeit, bedeutet: Einbeziehung des Lebensraumes in den Denkraum in globaler Hinsicht.

Dies ist eine kulturelle Leistung, die bisher so nicht existent war. Mein Werk, wie es sich auch ausgestaltet, ist der genetische Abdruck dieser Leistung, kulminiert in der Fassung des Werkes selbst – der Wandelbarkeit des menschlichen Denkens in seiner Umwelt.

Wir bewegen uns in einer bewegten Welt: Mein Werk ist Resümee und Durchgangsstadium einer zukunftsorientierten geistigen Haltung, welche sich an den Prämissen dieser Wandelbarkeit manifestiert. „Ich male meine Antworten dem Leben entgegen.“


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