Lotter dahoam

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dahoam



Inhalt

Mein Kelheim Stadt im Fluss 100 Jahre Schäffler Tanz rund um die Krone 24 Stunden Rennen am Rad 150 Jahre Befreiung Halle der Ehre Feuer und Flamme Lichterloh brennts Weltenburg Am Donaudurchbruch Durchbruch Der Donau Vier Jahreszeiten Brau´s Dir selbst 4

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mein kelheim

4000 Jahre spannende Geschichte(n), einzigartige Natur, genussreiche regionale Spezialitäten – in Kelheim gibt es viel zu entdecken.

Stadt im Fluss

Deutschlands. Ebenso gibt es Funde aus der Römerzeit und Ausgrabungen einer bajuwarischen Siedlung (etwa Durch Ausgrabungen kann eine 600 n. Chr.). Besiedelung der Umgebung seit dem Die erste urkundliche Erwähnung Neandertaler nachgewiesen werden. stammt aus dem Jahr 866. 879 war Im Stadtgebiet befinden sich bronze- Kelheim Sitz der Kelsgaugrafen. Im zeitliche Grab- und Siedlungsfunde 11. Jahrhundert kam es in den Besitz (etwa 2.000 v. Chr.), ein bedeutendes der Wittelsbacher. Die Stadtrechte Urnengräberfeld (etwa 800 v. Chr.) wurden Kelheim (Cheleheim) 1181 und hallstattzeitliche Gräberfelder. durch den Bayernherzog Otto I. verZwischen dem dritten und ersten liehen. Bis zur ungeklärten Ermorvorchristlichen Jahrhundert befand dung seines Sohnes Ludwig, genannt sich auf dem Michelsberg ein spätkel- „der Kelheimer“, im Jahre 1231 auf tisches Oppidum namens Alkimoender Donaubrücke war die Stadt eine nis. Mit einer Fläche von 650 Hektar der bevorzugten Residenzen des baywar es das zweitgrößte im Süden erischen Herzoggeschlechtes.

Auch nach der Verlegung des Regierungssitzes nach Landshut erfuhr die Stadt an dem wichtigen Donauübergang eine bevorzugte Förderung durch die Wittelsbacher. Sie entwickelte sich zu einem wichtigen Warenumschlagplatz für Wein, Salz, Fisch, Vieh, Stein und Holz. In Kelheim befand sich auch die Einfahrt des 1846 eröffneten LudwigDonau-Main-Kanals. Ein Werksteinbetrieb leitete 1850 frühzeitig die Industrialisierung der Stadt ein. 1882 siedelte sich eine Zellulosefabrik an. 1934 folgte ein Zellwollewerk. Die Kelheim Fibres GmbH ist nun einer der größten Arbeitgeber in Kel-

heim. 1872 wurde Brauerei Weisses Bräuhaus G. Schneider & Sohn GmbH gegründet und ist heute die älteste Private Weißbierbrauerei Bayerns und bereits auf dem gesamten Weltmarkt vertreten. Tradition und regionale Verbundenheit sind das Credo der Brauerei. Dass sich Kelheim zurecht eine „Bierstadt“ nennen darf, kann es von der ältesten Klosterbrauerei der Welt, die Klosterbrauerei Weltenburg (siehe ab Seite 34), welche bereits um 1050 in Handschriften erwähnt wird, ableiten. Kelheim steht heutzutage jedoch inmitten des Wandels von einer Industrie- zu einer Einkaufs- und

FACTS:

Einwohner: ca. 16.000 Gäste/a: ca. 500.000 Tourist-Info Ludwigsplatz 1 93309 Kelheim Tel (0 94 41) 701-234 Fax (0 94 41) 701-207 [www.kelheim.de]

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Dienstleistungsstadt. Das Übergewicht der chemischen Betriebe wurde durch eine breite Branchenvielfalt abgebaut. Hochgeschwindigkeitskameras der PCO AG zum Beispiel zählen für wissenschaftliche Anwendungen weltweit zu den besten. Der Einzelhandel bietet vielfältige Einkaufsmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe. Die Innenstadt bleibt jedoch durch zahlreiche kostenlose Parkplätze weiterhin attraktiv und konkurrenzfähig. Weitere positive Standortfaktoren sind die vorhandenen Lebensgrundlagen und die intakte Landschaft. Im Gewerbegebiet „Schäfflerstraße“ sind Einkaufs- und Verwaltungszentren entstanden. Das ehemalige bayerischen Zellstoffwerk wurde aufwändig saniert und in einen Donaupark mit attraktiven Siedlungs- und Wirtschaftsmöglichkeiten umgewidmet. Neue Gewerbeansiedlungen und Dienstleistungsbetriebe bieten zukunftsträchtige Arbeitsplätze. 2011 wurde der Fund des Raubsauriers von Kelheim bekannt.

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Sehenswürdigkeiten Befreiungshalle auf dem Michelsberg (erbaut von Leo von Klenze) Donaudurchbruch mit Kloster Weltenburg, Wipfelsfurt und Klösterl Historische Altstadt mit Teilen der Stadtbefestigung aus dem 13. und 14. Jahrhundert (Donautor, Mittertor, Altmühltor), Stadtapotheke mit Erker und hebräischem Grabstein von 1249, Ludwigsplatz mit Altem Rathaus (ehemalige Stadtschreiberei, erbaut 1598) sowie Neuem Rathaus (1912 umgestalteter Renaissancebau, mit geschweiftem Giebel) Weißes Brauhaus, gegründet 1607, die älteste noch existierende Weißbierbrauerei Bayerns; davor ein Denkmal für König Ludwig I. Alter Kanalhafen (Teil des historischen Ludwig-Donau-Main-Kanals), 1846 in Betrieb genommen, mit Schleuse, Hafenbecken mit Kran, Lagerhalle und Schleusenhaus. Schleiferturm (1474–1486), fälschlich auch Römerturm genannt, da beim Bau Quader verwendet wurden, die antiken Steinen ähneln, jedoch aus dem Bergfried des im Übrigen

geschleiften Schlosses der Wittelsbacher stammen; seit 1931 Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Ottokapelle, errichtet im 13. Jahrhundert von Otto dem Erlauchten zu Ehren seines 1231 ermordeten Vaters Ludwig der Kelheimer; um 1600 als Spitalskirche verändert. Ein romanisches Portal aus dem ursprünglichen Bau ist noch vorhanden.

das Museum mit dem Europäischen Museums-Sonderpreis aus. Orgelmuseum in der ehemaligen Franziskaner-Klosterkirche Der gemeinnützige Förderverein Orgelmuseum Franziskanerkirche Kelheim e. V. hat als Träger des Museums bisher die Denkmal-Orgeln aus Bruck i.d.OPf. und Geiselhöring (pneumatische Instrumente) sowie Allersdorf und Köfering (mechanische Werke) spielbar wiederaufstellen Museen lassen. Die Instrumente sind aufeinArchäologisches Museum Kelheim ander abgestimmt, um Konzerte im im Herzogskasten Zusammenspiel mit mehreren Orgeln Seit 1981 befindet sich das bereits durchführen zu können. Weitere im Jahre 1908 gegründete Museum historische Orgeln sollen folgen. Drei im spätgotischen Herzogskasten am Orgelmodelle (Schleifladenorgel, Klangfarben einer Orgel und eine Rande der Kelheimer Altstadt. Die rege archäologische Tätigkeit des His- kombinierte Taschen- und Kegellade) torischen Vereins, der große Fundan- im Obergeschoss des Kreuzgangs fall bei den Ausgrabungen im Bereich bilden derzeit das Herzstück der des Main-Donau-Kanals sowie Schen- Sammlung. kungen prähistorischer Sammlungen begründeten den Schwerpunkt des Museums, der in der Namensgebung zum Ausdruck kommt. Für die lebendige Darstellung der VerganTexte und Informationen zum Teil aus genheit zeichnete der Europarat 1983 http://de.wikipedia.org/wiki/Kelheim


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schäffler-tanz 100 Jahre Schäffler-Tanz rund um die Krone

Die Geschichte des Schäfflertanzes Der Schäfflertanz ist ein Zunfttanz der Schäffler mit Ursprung in München. Schäffler stehen für Küfer und dies waren Handwerker, die Gefäße meist aus Holz herstellten. 1463 brach in München die Pest aus, welche durch Pilger aus dem Orient eingeschleppt worden war, allerdings bald wieder eingedämmt werden konnte. Fast ein halbes Jahrhundert später, Ende 1516, brach die Pest erneut aus, diesmal jedoch mit so verheerenden Formen, dass die Bewohner der Stadt entweder flüchteten oder, falls dies

nicht möglich war, verängstigt und verzweifelt ausharrten. Viele Menschen versammelten sich dann auf dem Pichplatz der Schäffler, weil sie hofften, durch Einatmen des heißen Pechrauches von der Seuche verschont zu bleiben. So durften die Schäffler ihre Bierfässer sogar im Stadtinneren herstellen. Alle getroffenen Maßnahmen jedoch halfen nichts, und der Tod hielt grausame Ernte. Der Lebensmut der Münchner war gebrochen und da niemand mehr Lebensmittel in die Stadt bringen wollte, brach die gesamte Versorgung zusammen und eine schreckliche Hungersnot brach aus.

Am 18. Januar 1517 eilte nun ein junger, überraschend lustiger Schäfflergeselle, eine Pfanne mit brennenden Pech vor sich hertragend, durch die Gassen zur Liebfrauenkirche, ohne einem einzigen Menschen anzutreffen. Vor dem Sebastianaltar kniete er nieder und flehte lauthals um Hilfe mit der Absicht, da die Pest scheinbar nachgelassen hatte, die Münchner wieder auf die Straßen und so zu Lohn und Arbeit zu bekommen. Meister Linhart, genannt der „Himmelsschäffler“, erkannte dies und begann seinen Gesellen zu unterstützen. Die Schäffler wurden benachrichtigt und trafen sich am Abend im

Hofbräuhaus. Sie beschlossen, den Reifentanz, der schon damals Tradition des Handwerks der Schäffler, Binder, Büttner und Küfer war, ganz öffentlich und lautstark in den Gassen der Stadt vorzuführen. Und schon zwei Tage später um 9:00 Uhr früh zogen die Schäffler mit der Zunftfahne und trommelnder Musik voran durch die Straßen und zeigten den Reifentanz. Die Fenster und Türen öffneten sich und neugierig zeigten sich die verängstigen Leute. Die Schäffler jubelten ihnen zu, tranken auf Ihre Gesundheit und erklärten die Pest als besiegt. Sogar Reifenschwinger und ein Spaßmacher waren mit

FACTS:

24 Schäffler tanzen den „Pest-ist-vorbei-Tanz“ alle sieben Jahre zur Faschingszeit – in Kelheim nun seit 1911. Dazu bilden Sie in der Mitte eine Krone und drehen sich, die Beine im Takt schwingend, herum. Spaßmacher und Clowns erheitern das Publikum. Bis zu 250 Aufführungen pro Saison verlangen von den Tanzenden wirklich alles ab. [www.schaefflertanzkelheim.de]

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von der Partie und erheiterten so die Menschen bei. Herzog Wilhelm IV hörte von der außergewöhnlichen Tat und der Idee der Schäffler, beorderte sie an seinen Hof und wünschte, dass dieser Tanz zur Erinnerung an die Pest in München alle sieben Jahre wiederholt werde solle. Und seit fast einem halben Jahrtausend kommen die Münchner Schäffler diesem Wunsch nach. Die erste urkundliche Erwähnung folgte 1702. Von Anfang an durften nur unverheiratete Schäfflergesellen mit einwandfreiem Leumund, nicht jedoch Schäfflermeister oder deren Söhne am Tanz teilnehmen. Seit 1760 nun wird das Schauspiel alle 7 Jahre dargeboten. Wandernde Schäfflergesellen nahmen diesen Brauch ab ca. 1830 auch außerhalb Münchens in vielen Orten im altbayerischen Raum mit. Die zu dieser Zeit

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aufgekommenen Turnvereine nahmen gerne die Münchner Tradition mit auf und bringen den Schäfflertanz seitdem ebenfalls in dem siebenjährigen Turnus zur Aufführung. Erst ab den 1960er Jahren mussten auch in München verheiratete und berufsfremde Tänzer zugelassen werden, um die Tradition aufrechterhalten zu können. Das Schäfflerkostüm besteht aus schwarzen Schuhen, weißen Kniestrümpfen, schwarzer Hose, Schurzleder, roter Jacke und grüner Kappe mit weißem Federbusch.

Der Kelheimer Schäfflertanz Im Jahr 1910 holte sich der Turnverein Kelheim von den Münchner Schäfflern die Erlaubnis ein, den Schäfflertanz ebenfalls alle 7 Jahre aufführen zu dürfen. Nur mit großen Schwierigkeiten und mit viel Mühe und vor allem durch die breite Unterstützung der Kelheimer Bevölkerung konnten die Mittel

für die notwendigen Kostüme und Geräte aufgebracht werden. Bereits am 29.01.1911 wurde der erste Kelheimer Schäfflertanz im Langsaal zu Kelheim uraufgeführt. Die Begeisterung der Zuschauer beim Einzug – mit den farbenprächtigen Kostümen und der Zunftfahne, die übrigens heute noch erhalten ist – war überwältigend.

Das Schäfflerkostüm besteht aus schwarzen Schuhen, weißen Kniestrümpfen, schwarzer Hose, Schurzleder, roter Jacke und der obligatorischen grünen Kappe mit weißem Federbusch.

Eine Schäffler-Tanztruppe besteht aus 24 Schäfflern, davon der Oberschäffler, 1 Fahnenschwinger, 1 Kronenträger, 2 Bogenträger, 2 Fassträger, dem Reifenschwinger und zwei Gruppen mit je 8 Tänzern. Ergänzt werden die Schäffler mit drei umherspringenden Spaßmachern. Inklusive der Musikkapelle und des Begleit- und Betreuungsteams besteht der komplette Tross also aus fast 50 Personen.

Auch bei Lotter hielten die Schäffler Einzug und schenkten dem Unternehmen mit ihrem fröhlichen Tanz Kraft und Zuversicht fürs ganze Jahr.

2011 feierten die Kelheimer Schäffler ihr 100-jähriges Jubiläum somit die fünfzehnte Tanzsaison.


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24 Stunden Rennen am Rad

24 Stunden

Oh Gott, schlimmer gehts nimmer

24, in Worten vierundzwanzig, Stunden auf einen schmalen Sattel gepfercht, die Lunge aus dem Leib getreten und die Muskeln bis zum letzten entbrannt, schrauben sich die mutigsten der Mutigen, die stärksten der Starken und die härtesten der Harten die quälenden 170 Höhenmeter an einem Stück – zur Befreiungshalle hinauf – gut 8 km lang nach oben über Serpentinen durch ewig dahinziehende Wälder. Dann oben angekommen wieder hinunter und lange auf der Geraden wieder hinein

nach Kelheim. Dort direkt durchs gut gefüllte Bierzelt hindurch, vorbei an dem anfeuernden und schreienden und johlenden Publikum – je nach Tages- bzw. Nachtzeit. Dann schnell bei der Schikane abgesprungen, zum Kollegen gehechtet, ihm den Stab in die Hand gedrückt und der – ab die Post. Bis zu 47 mal in den 24 Stunden. Wahnsinn!

nein hielt das S..wetter an und klarte erst in den frühen Morgenstunden mit dann wärmendem Sonnenschein wieder auf.

Umso mehr ist die Leistung der Fahrer zu bewundern, noch dazu wenn sie nicht im Team – die sich ja immerhin noch abwechseln konnten und so zyklisch zu je einer halben Stunde Schlaf oder zumindest Erholung kamen – unterwegs waren.

Ein paar Spaßfahrer mit Kinderbikes nahmen die Hürden des Anstiegs bravourös und konnten auch ohne größere Ausfälle die 24 Stunden durchhalten.

Lotter hatte heuer ein eigenes Team unter dem Flaggennamen „Lotter´s antike Hoblschoatn“ mit fünf Fahrern aufgestellt, das – neben dabei sein ist alles – einen respektablen siebten Und begonnen hat alles um 14 Uhr Platz einfahren konnte (Siehe Seite mit einem Paukenschlag, der zugleich 22 oben rechts). Und das, obwohl in die überquellende Wolkendecke zum Der älteste Fahrer war mit über 78 einer Runde ein Fahrer mit gerissener Einsturz brachte und Massen von Jahren noch äußerst zielstrebig und Kette nach der Hälfte auf Schusters Wasser über die Fahrer und Besucher flott unterwegs und drehte auch gan- Rappen zum Lager zurückkehren ausschüttete. Bis weit in die Nacht hi- ze 30 Runden klasse mit. musste.

FACTS:

Pro Runde 17,2 km. Ein Drittel Anstieg, der Rest flach oder abwärts. 170 Höhenmeter. Jährlich seit 1997. Herren-, Damen-, Mixedund Seniorenteams. Und für die wirklich Harten: Einzelfahrer. Herren: 120 Teams Damen: 7 Teams Senioren: 18 Teams Mixed: 27 Teams Einzel Herren: 148 Einzel Damen: 11 Schnellste Rundenzeit: 23:13 Meiste Runden: 47 [www.race-24.de]

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Wirklich beachtlich, was die Herren des „Seniorenteams“ hier geleistet haben. Aber ebenso beachtlich, wie die Kel-

heimer selbst mit dem Fest umgehen. Irgendwie ist Kelheim ja schon immer anders gewesen, und in dem Fall erst recht. Also, statt die Fahrprofis an den Stadtrand zu verbannen und im Zentrum Lust und Laune und Bier und Schnaps zu verkosten, haben sie die Trasse mitten durchs Bierzelt hindurchgeführt mit den Schlachtenbummler und Anfeuerungspulks auf

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echte Tuchfühlung. Und so war auch die Stimmung fast immer am Kochen, gut, zwischen 2 Uhr Nachts und 7 Uhr Morgens, waren die Bänke schon spärlicher besetzt, aber man konnte dennoch immer wieder motivierende Schreie und Tröten vernehmen. Allerdings war dies mehr dem grausig grauen, Wasser in Wasser versetzten Wetter zuzurechnen, das erst den ganzen Start beinahe überschwemmte in jedem Falle jedoch durchnässte und später dann, kurz vor Mitternacht begann und bis in die Morgengrauenstunden nicht mehr aufhören wollte. Welche Leistung konditioneller, motivatorischer und psychischer Art war dies! Hut ab.

lassen hatten und mit lauter Musik, Fanfaren, anfeuerndem Gebrüll und tröstenden Worten den HardcoreRadlern den Rücken stärkten. Auch in den Fahrerlagern ging es hoch her. Alkohol und Wasser floss in Strömen, so manche Tränen auch, sägeähnliche Schlafgeräusche allerorten, dazwischen Emsige debattierend über die neueste Felgen- und Rahmengeometrien, andere wiederum fluchs ihre Ausrüstung auswechselnd und anpassend, wieder andere Schafkopf spielend, die Karten links, das Bier rechts und wohl schon seit Tagen auf den Beinen.

In der Früh ging bis Mittag hin noch einmal ein Ruck durch die Fahrer und deren Läger, das spürte man, und jeder gab sein letztes Bestes. Unsere Spaßfahrer auf den KiddieÜbrigens auch Armin Wolf, seineszeibikes waren knallhart und wild entchens die Sportmoderatorenlegende schlossen unterwegs und kämpft25 en sich verbissen die doch ganz schön aus Regensburg, der die anschliehappigen Steigungen auf Ihren 4 Zoll ßende viel umjubelte Siegerehrung Reifen hinauf. Helfen konnten da nur begleitete und auch die italienische die zahlreichen Fans und Bewunderer, Delegation, die gerade zufällig anwesend war, humorvoll mit einbezog. die sich dort in Gruppen niederge-


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halle der ehre FACTS:

Innenhöhe: 45 m Durchmesser: 29,5 m Gewicht Kupferdach: 17.725 kg Bauzeit: 21 Jahre

Die Geschichte der Befreiungshalle

Der mächtige Rundbau der Befreiungshalle auf dem Michelsberg, 22 „Spricht man von der Befreiungshal- km südwestlich von Regensburg, le, meint man Kelheim, was umgeist in der Tat ziemlich imposant. kehrt auch gilt. Das Monument auf König Ludwig I. ließ die Gedenkdem Michelsberg hat unsere Stadt stätte als Mahnmal für die Einheit geprägt in den vergangenen 150 Deutschlands und für die siegreiJahren.“ chen Schlachten gegen Napoleon in den Befreiungskriegen 1813–1815 Dieses Zitat von Dr. Christoph Lickle- errichten. Die Befreiungshalle und der anlässlich der Planung zum Jubi- weitere Monumentalbauten gab läumsjahr der Befreiungshalle 2013, Ludwig I. zum Ruhm Bayerns und zeigt die Beziehung der Kelheimer der deutschen Nation in Auftrag: zum weithin sichtbaren Wahrzeichen die Feldherrnhalle, das Siegestor hoch über der Donau. und die Ruhmeshalle mit der Bavaria in München sowie die Walhalla bei Regensburg.

Bereits als Kurprinz bereiste der spätere König die Donau von Weltenburg bis Kelheim. Stadt und Landschaft waren ihm auch durch viele Besuche sehr vertraut. Der günstig gelegene Platz inmitten vor- und frühgeschichtlicher Wallanlagen auf dem Bergspitz zwischen Donau- und Altmühltal, mit dem weiten Blick auf das von Jurahängen umschlossene Donautal, zu Füßen das historische Kelheim mit seinen vielfältigen Beziehungen zur Frühgeschichte der Wittelsbacher, waren entscheidend für seine Ortswahl. Das Baugrundstück mit 46 Hektar wurde bereits 1838/39 erworben und

Öffnungszeiten: 03–12: 9–18 Uhr 11–03: 9–16 Uhr Eintritt: 3,50 € Einen virtuellen Rundgang gibt es rechts > Verwaltung der Befreiungshalle Kelheim Befreiungshallestraße 3 93309 Kelheim Tel (0 94 41) 6 82 07-10 Fax (0 94 41) 6 82 07-20 [www.schloesser.bayern.de] Spruch König Ludwigs I.: MOECHTEN DIE TEUTSCHEN NIE VERGESSEN WAS DEN BEFREIUNGSKAMPF NOTHWENDIG MACHTE UND WODURCH SIE GESIEGT. (Inschrift im Mamorfussboden beim Eingang)

http://www.schloesser-bayern.com/fileadmin/sites/schlbay/pano/nbay/kelh-bfh/pano-sv.html?pano=eg/R001/pano.xml

150 Jahre Befreiungshalle Kelheim

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drei Jahre später innerhalb der damalig extrem kurzen Spanne von acht Wochen eine für Baufahrzeuge geeignete Straße in den Berg gepflügt. Dabei kamen mehr als 800 Menschen aus der Umgebung in Lohn und Brot. Wie geplant konnte dann am 19. Oktober 1842 in Anwesenheit des Königs, der Hofgesellschaft sowie der Bewohner von Kelheim und den umliegenden Ortschaften die Grundsteinlegung gefeiert werden mit festlich geschmückt Häusern, die auf Wunsch des Magistrates hin sogar einen neuen Anstrich erhalten hatten. Zur Feier des Tages erscholl ein vierstimmiger Männerchorgesang, komponiert vom Königlich Bayerischen Hofkapellmeister Joseph Hartmann Stuntz, weithin über Wald und Flur.

umgeben, Und kein Teutschland gab es damals mehr; Ihr doch schwangt auf‘s Neue es zum Leben, Siegreich ragt es wieder hoch und hehr!

vergeben. Die dritte Stufe des Sockels war noch nicht errichtet, als der Architekt Friedrich von Gärtner unerwartet am 21. April 1847 verstarb.

Dass die Zwietracht schmählich uns gekettet, Dies vergessen werde nie und nie, Dass die Eintracht uns allein gerettet, Die der Heimath Ruhm und Sieg verlieh.

Sofort wurden die Arbeiten eingestellt und kurz darauf beauftragte der König den Klassizisten Leo von Klenze (1784-1864) mit allen planerischen Freiheiten mit dem Projekt. Nur drei Monate später präsentierte Klenze dem König seine ersten Entwürfe, in denen er die Gärtnersche Idee des äußeren Umganges und der Kuppel noch übernahm, die Bauformen jedoch entsprechend seiner klassizistischen Architekturauffassung ausgebildet hatte. In der weiteren Planung jedoch entschloss sich Klenze, mit Ausnahme des fast fertig gestellten Sockels auf diese Konzeption zu verzichten, und erarbeitete in etlichen Entwurfsstufen den schließlich finalen Plan. Klenze, einer der wichtigsten deutschen Architekten des Klassizismus, war der Lieblingsbaumeister Ludwigs I. Seine Werke formten das Stadtbild Münchens im 19. Jahrhundert wie

Durch der Zeiten weite Ferne schlinge Immer sich der Eintracht heilig Band, In des Teutschen Seele sie durchdringe, Unbesiegt bleibt dann das Vaterland.“

Die Bauarbeiten begannen im Frühjahr 1843. Die Fundamentierung des Bauwerks auf dem zerklüfteten Bergmassiv gestaltete sich schwierig und Den Text hatte der König dauerte, obschon über 160 Arbeiter selbst gedichtet: beschäftigt waren, zwei volle Jahre. „Heil Euch, wack‘re Männer, muth‘ge Im Sommer 1842 begannen dann 50 Steinmetze aus etwa 750 Zentner Krieger, Die errungen Ihr den Heldenkranz, Heil Euch, treue Teutsche, schweren Steinquadern den Unterbau in drei Stufen zu errichten. Dazu tapf‘re Sieger! Ewig währet Eurer wurden auch die übrigen Aufträge Thaten Glanz. für die erforderlichen Baumaterialien Dumpf und finster hatt es uns

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die Alte Pinakothek und die komplette Ludwigstraße. Mit dem Bau der Befreiungshalle gelang ihm eine Architektur, die den Bogen zwischen der Erhabenheit antiker Tempel und der Wehrhaftigkeit eines mittelalterlichen Burgturms vollbringt. Am 1. März 1848 starteten die Bauarbeiten von neuem, jedoch bedingte die Abdankung König Ludwigs I. keine drei Wochen später die völlige Aufgabe der Baustelle. Die größeren 36 Säulen für den äußeren und inneren Umgang, die noch Gärtner beim Steinbruch Freudensee bei Hauzenberg in Auftrag geben hat, wurden nun nicht mehr benötigt. Die schon ein Jahr zuvor gelieferten kleineren Säulen (5,25 Meter Höhe mit 6,5 Tonnen Gewicht) für den Innenraum waren jedoch zwischenzeitlich per Schiff und Karren an der Baustelle eingetroffen. Die 18 größeren, über 34 Tonnen schweren Säulen für die äußere Arkadenreihe konnten nicht einmal bis zur Donau geschafft werden, da die über den Erlaubach führende Brücke unter dem Gewicht


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dieser Steinkolosse sicherlich eingebrochen wäre. Diese blieben dann am Bachufer ungenutzt liegen, da ja Klenze den Plan dahingehend verändert hatte, dass die Säulen keine Verwendung mehr fanden. So unterblieb dann auch die Verstärkung bzw. der Neubau der Brücke. Nur je zwei der kleineren und zwei der größeren Säulen fanden schließlich in staatlichen Neubauten Münchens im Portikus der Akademie unter Architekt Gottfried von Neureuther und im Erweiterungsbau der Universität unter Architekt German Bestelmeyer Verwendung. Jedoch ein Jahr später entschloss sich der Ludwig 1., den Bau aus eigenen, privaten Mitteln – immerhin zweiein-

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halb Millionen Mark – zu beenden, „freilich in längerer Zeit und minder kostbar, doch bleibt der Umfang und die Großartigkeit“, wie er schrieb. 1854/55 erkrankte der König dann schwer und die Fertigstellung des Monuments schien erneut zu scheitern. Aber alles ging gut und so konnte am 18. Oktober 1863, rechtzeitig zum 50. Jahrestag der Völkerschlacht, das Denk- und Mahnmal von Ludwig feierlich eröffnet werden.

deutschen Volksstämme. Den Auftrag hierfür erhielt der Bildhauer Johann Halbig. Die Zahl Achtzehn steht zugleich für das Datum der Völkerschlacht bei Leipzig am 18.10.1813, an dem ja die Truppen Napoleons von der Koalition vernichtend geschlagen wurden.

fahrer und Gehbehinderte per Aufzug bequem erreichbar.)

Das Innere der Halle ist als großer Kuppelsaal gestaltet, der, wie schon erwähnt, lediglich durch ein Opaion, ein kreisrundes Rauchloch, im Mittelpunkt der Kuppel erhellt wird. Durch die 18 Segmentbogen-Nischen, über Die runde Halle hat eine Höhe von 45 denen sich ein Bereich für Inschriften befindet, werden die Wände geglieMetern und einen Durchmesser von 29 Metern. Ihr Inneres wird lediglich dert sowie durch eine abschließende durch eine kleine Kuppel in der Decke Säulengalerie nach toskanischer Ordnung. Die Nischen tragen die Namen Der Grundriss der Befreiungshalle ist erhellt. 125 Stufen führen in die inein achtzehneckiges Polygon. Auf den nere Empore, weitere 40 Stufen dann der Schlachten der Befreiungskriege, auf die äußere Aussichtsterrasse, von davor stehen jeweils zwei 3,30 Meter kräftigen Strebepfeiler der Außenfassade stehen achtzehn Kolossalsta- der der Blick bis weit ins Donau- und hohe Siegesgöttinnen, die Viktorien, so dass sich zusammen die Zahl von tuen (Höhe 5,80 Meter) aus DonauAltmühltal reicht. Kalkstein, nämlich die Allegorien der (Der Kuppelsaal ist auch für Rollstuhl- 34 Standbildern ergibt. Mit Aus-


nahme der beiden direkt neben dem Eingang stehenden Figuren reichen sich die Viktorien feierlich die Hände zu einem spannenden Reigen. Diese wurden aus weißem Carrara-Marmor gefertigt, nur die beiden beim Eingang aus dem äußerst kostspieligen weißem Marmor aus Tirol, entworfen hat sie Ludwig Schwanthaler. In den Nischen finden sich zwischen den Viktorien 17 vergoldete, bronzene Schilde, die wie das 7 Meter hohe Eingangstor aus konfiszierten Geschützen gegossen wurden. Die Anzahl der Siegesgöttinnen repräsentiert die Zahl der Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes, die in Wirklichkeit zwischen 39 und 35 schwankte, der Einfachheit halber hier

auf 34 beschränkt war. In einer Geste des Zusammenschlusses reichen sich alle die Hände. Somit war die Befreiungshalle auch ein politisches Bekenntnis der damaligen Machtverhältnisse und ein „Ja“ zum fürstenstaatlichen Föderalismus in Deutschland, der im Gegensatz zu dem von der Bürgerschicht aus geforderten gesamtdeutschen Nationalstaat eine weitumfängliche Eigenständigkeit der einzelnen Staaten bedeutete. Die üppig verzierte Kassettendecke der Kuppelhalle (Höhe über 45 Meter) und die geschickte Einteilung der Wand in Nischen, Arkadenreihe und Galerie schaffen eine ganz besondere Akustik, die zusammen mit der

frei nach Texten von Ludwig I. komponiert, startet, bietet viele weitere Höhepunkte wie der Historische Festzug am 5. Mai 2013 und der Festakt zum Jubiläum am 18. Oktober 2013. Mit der Ludwigsbahn kommt man Die Sonderausstellungen „150 Jahre am bequemsten den steilen Anhang Befreiungshalle – eine runde Sache“ hinauf, regelmäßig startet dieser weiß-blaue Minizug an der Schiffsan- (22. März bis 30. Juni 2013) und „150 Jahre Befreiungshalle in Kelheim legestelle an der Donauseite. – Vom Nationaldenkmal zum WeltEin wunderbarer Ausblick auf die erbe“ vom 9. August bis 27. Oktober Stadt und die beiden Flusstäler und 2013 im Archäologischen Museum viel Wissenswertes sind die Belohund eine spannende Vortragsreihe nung hierfür. ergänzen die Feierlichkeiten auch 2013 feiert die Befreiungshalle ihren mit Informationen und Wissen rund 150. Geburtstag. Das bunte, hochum das Denk- und Mahnmal Ludwig wertige und abwechslungsreiche des Ersten, die Befreiungshalle zu Veranstaltungsprogramm, welches Kelheim. am 26. Januar 2013 mit der Welturaufführung der „Hummelkantate“, Architektur und dem festlich farbigen Interior eine starke Erhabenheit zaubert.

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Genau um 18.30 Uhr heißt es „Leinen los“ an den Kelheimer Schiffsanlegestellen, dann werden die Gäste mit Sekt an Bord begrüßt. Im festlichen Schiffskonvoi schippert man gemächlich donauabwärts in Richtung Bad Abbach. Für das leibliche Wohl an Bord ist mit einem festlich servierten 3-GängeMenü bestens gesorgt. In Kapfelberg wendet der Konvoi und dampft dann gemeinsam wieder zurück nach Kelheim. Um viertel vor Neun machen sich die Schiffe langsam zur Einfahrt in den Main-Donau-Kanal. Wenn es noch geht, sollten Sie sich einen guten Platz auf dem Freideck

feuer &

flamme

Lichterloh brennts, die Donau und Altmühl in Flammen. Immer im November.

ergattern, denn von dort aus lassen sich die bengalische Beleuchtung der Flussufer rechts und links entlang des Stadtbereichs Kelheim optimal miterleben. Der nächsten Höhepunkt erwartet Sie dann an der Fußgängerbrücke: das erste Feuerwerk und der LichtWasserfall. Sie werden staunen und begeistert sein. Anschließend steuern die Schiffe im engen Konvoi durch die bengalisch beleuchteten Flussufer entlang des Main-Donau-Kanals bis hin zur Schleuse Kelheim. Davor nehmen die Schiffe dann ihre Halteposition

ein. Denn um neun Uhr ist dann der Startschuss zum Feuerwerk mit klassischer Musik. Das höchst professionelle FeuerwerksTeam um Uli Faulhaber und Horst Wörner feuern dann 20 Minuten lang ein Höhenfeuerwerk mit musikalischpyrotechnischer Inszenierung ab, bei dem ein Highlight das nächste jagt.

FACTS:

Beginn: 18.30 Uhr Feuerwerk: 21.00 Uhr

Anmeldung erforderlich: Altmühltal Personenschiffahrt GmbH Kelheim Tel (0 94 41) 24 87 Fax (0 94 41) 216 99 [www.altmuehlperle.de]

Die Schiffe kehren bis ca. 23.00 Uhr wieder am Startpunkt der Reise zurück und ein zutiefst bewegendes und beeindruckendes Erlebnis liegt hinter Ihnen. Viel Vergnügen.

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weltenburg

Kloster Weltenburg am Donaudurchbruch

45 n . Chr Schon im Jahre 45 n. Chr. lag bei Weltenburg auf dem Südufer der Donau der Ausgangspunkt einer römischen Grenz- und Militärstraße, die der Donau stromaufwärts folgend bis zum Kastell Hüfingen bei Donaueschingen führte. Diese Donausüdstraße war lange Zeit eine der beiden wichtigsten Ost-West-Verbindungen nördlich der Alpen. Über der heutigen Klosteranlage, auf dem Frauenberg, siedelten bereits seit vorgeschichtlicher Zeit immer wieder Menschen, anschließend befand sich dort wohl eine römische Militärstation.

Das um 617 durch die iro-schottischen Mönche Eustachius und Agilus aus Luxeuil nach den Regeln des Heiligen Kolumban gegründete Kloster gilt als ältestes Kloster Bayerns.

Um 800 übernimmt das Kloster die Ordensregeln des heiligen Benedikt. Gegen 899 erscheinen an den Ostgrenzen des Abendlandes die Ungarn, ein räuberisches Nomadenvolk finnisch-ugrischer Herkunft und verwüsten ganz Italien, Bayern, Sachsen, die bayerische Ostmark und Schwaben. Aus Angst verlassen die Mönche im frühen 10. Jahrhunderts die Abtei.

932 wird Weltenburg ein Eigenkloster 1553–1556 Im Schmalkaldischen des Bistums Regensburg und vom Kloster St. Emmeram aus wieder neu besiedelt.

Krieg unter Kaiser Karl V. gegen ein Bündnis protestantischer Landesfürsten und Städte unter der Führung von Kursachsen und Hessen wurde 1050 erfolgte die Gründung der das Kloster geplündert. Abt Michael Klosterbrauerei und erste urkundliche II. Häusler sah sich aus wirtschaftErwähnung. licher Not heraus gezwungen, die wertvollsten Bestände der Kloster1191 wird eine neu erbaute Kirche bibliothek verkaufen. festlich eingeweiht. 1626–1659 Trotz zahlreicher Plünde1441–1450 Im 14. und 15. Jahrhundert rungen während des Dreißigjährigen erlebte das Kloster eine Zeit häufig Krieges konnte Abt Matthias Abelin wechselnder Äbte und Administratodas Kloster geordnet hinterlassen. ren. Unter Abt Konrad V. wurden deshalb die Kastler Reformen eingeführt.

FACTS:

Die älteste Klosterbrauerei der Welt. Berühmte Barock-Kirche der Gebrüder Asam. Wendepunkt der Donaudurchbruchfahrten per Schiff. [www.weltenburger.de]

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1686 gehört das Kloster zu den Gründern der bayerischen Benediktinerkongregation, einer Vereinigung selbständiger bayerischer Benediktinerklöster, die 1684 von Papst Innozenz XI. gegründet wird. 1713–1743 entstehen unter Abt Maurus I. Bächl die Frauenbergkirche, Kirchen in den inkorporierten Pfarreien. Zudem werden mehrere den Klosterhof umgebende barocke Klostergebäude und in den Jahren 1716 bis 1739 die Klosterkirche errichtet, die dem hl. Georg geweiht und von den Gebrüdern Asam, den bedeutensten Vertretern des Deutschen Spätbarocks, entworfen und ausgestaltet wurde.

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1803 Auflösung des Klosters im Zuge Mönche. Seit 1998 ist Thomas Maria Freihart Abt des Klosters. Aufgaben der Säkularisation. der Mönche sind u.a. die Pfarrseelsorge der vier angeschlossenen Am 25. August 1842 jedoch wurde Pfarreien und Gästebetreuung in der Weltenburg als Priorat des Klosters Begegnungsstätte St. Georg. Metten wieder neu errichtet und 1858 durch Papst Pius IX. nach der Säkularisation durch König Ludwig I. von Bayern gemeinsam mit den Klöstern Metten, St. Bonifaz (München) und Andechs bestätigt.

Weltenburger – ein besonderer Biergenuss seit Anno 1050

Die ersten Hinweise auf eine Brauerei im Kloster Weltenburg finden sich im 1913 wird Weltenburg wieder zur Abtei. Hauptaufgaben sind die Pfarr- Weltenburger Nekrologium, in dem vermerkt ist, dass 1035 der Brauseelsorge (Betreuung von vier Pfarreien) und die Aufnahme von Gästen meister starb. Eine weitere wissenschaftlich anerkannte Quelle ist ein in der Begegnungsstätte St. Georg. protokollarischer Eintrag im über 900 Jahre alten „Libellus Traditionum“ Heute beherbergt das Kloster Weltenburg 14 aus der Zeit kurz nach oder vor 1050.

In dem knappen Jahrtausend bis zum heutigen Tag wurde die klösterliche Bierherstellung in Weltenburg nur durch die Säkularisation von 1803 bis 1846 unterbrochen. In diesem Jahre gelangte die Brauerei wieder in klösterliches Eigentum, in dem sie bis zum heutigen Tag besteht. Die Klosterbrauerei Weltenburg kann damit als die älteste Klosterbrauerei der Welt bezeichnet werden. Unter strengster Einhaltung des bayerischen Reinheitsgebotes von 1516 und gemäß der überlieferten Braukunst wird in Weltenburg von einem erfahrenen Braumeister nun feinstes Bier gebraut – seit beinahe 1000 Jahren.


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durchbruch Der Donaudurchbruch bei Kelheim

Der Donaudurchbruch, der keiner ist!

terrassen stellte man fest, dass die Donau nur die untersten 10 bis 15 m ausschürfte, während die kleineren Der Donaudurchbruch bei Weltenburg Nebenflüsse vorher schon in den liegt am niederbayerischen Abschnitt massiven Jurafels zwischen Weltender Donau zwischen Kelheim und burg und Kelheim ein Tal von über dem Kloster Weltenburg. Geologisch 180 m Tiefe eingegraben hatten. gehört er zum Oberjura (Kalkstein), Die Urdonau hingegen grub sich vor also der fossilreichsten Formation 5 Millionen Jahren viel weiter nördDeutschlands, die vor etwa 150 Millich in die Kalktafel der Fränkischen lionen Jahren abgelagert wurde, als Alb hinein. Damals entstand das das Gebiet noch ein flaches Meer war. Urdonautal, das heutige Altmühltal zwischen Dollnstein und Kelheim. Ein wirklicher Durchbruch der Donau ist die Weltenburger Enge aus geolo- Vor ca. 150.000 Jahren nun brach gischer Sicht jedoch nicht. eine Wand zwischen den beiden Bei der Untersuchung der SchotterFlussbetten und die Donau übernahm

sozusagen ganz bequem das Bett ihres einstigen Nebenflusses und ihn mit dazu. Seitdem zwängt sich die Donau durch den Weltenburger Bruch.

Das Jurameer – ein subtropisches Unterwasserparadies

bruch ist also der Überrest dieser damaligen Riffe, in denen sich in großer Formfülle und bis zu einer Größe von 1,5 Metern Ammoniten mit ihren spiraligen Gehäuse finden lassen.

In den Mischwäldern des Naturschutzgebiets Weltenburger Enge darf Im Erdzeitalter des Jura war der Totholz liegen bleiben und bietet so Kelheimer Raum von einem flachen, Heimat für Spechte, Fledermäuse und warmen Meer ähnlich der Karibik andere Tierarten. Die Felsnischen und bedeckt. Korallen und Schwämme -vorsprünge werden von Wanderfalke lebten und gediehen prächtig und und Uhu genutzt. Die Donau selbst erschufen so ein mächtiges Riff, das ist Lebensraum für selten gewordene wir heute als die bis zu 70 Meter Tiere wie der Huchen, besser bekannt senkrecht aufragenden Jurafelsen be- als Donaulachs, der hier bis zu einem wundern können. Der DonaudurchMeter lang wird.

TIPP:

Es gibt verschiedenste Möglichkeiten, die Schönheit des Donaudurchbruchs zu erleben. Sie können z. B. auf einem der 11 ausgeschilderten Wanderwege die Weltenburger Enge erkunden [cms.tourismus-landkreis-kelheim.de] oder den Donaudurchbruch bei einer Schifffahrt zum Kloster Weltenburg bewundern. [www.schiffahrtkelheim.de]

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vier jahreszeiten Braus Dir selbst: Brauhandwerk in Kelheim

Thomas Brückl Biersommellier Im BRAUHANDWERK Vier Jahreszeiten haben Sie die Gelegenheit, in aller Ruhe inmitten einer Brauerei zwischen Sudhaus und Gärkeller ein frisches, naturbelassenes und unfiltriertes Bier zu genießen. Schauen Sie mir beim Brauen über die Schulter und lassen Sie sich die einzelnen Schritte der Brauvorgänge erklären. Neben interessanten, internationalen Bieren habe ich zum Start von BRAUHANDWERK ein besonderes Märzen eingebraut. Nur Biere, die Gold, Silber oder Bronze beim World Beer Cup

gewinnen konnten, werden abwechselnd als Gast-Biere ins Sortiment von BRAUHANDWERK aufgenommen. Da in meiner Brauerei keine Speisen angeboten werden (sie sitzen ja mitten im Brauhaus und nicht im Wirtshaus) dürfen Sie ihre Brotzeit selbstverständlich zum Verzehr mitbringen, so wie es die alte Tradition erlaubt.

So hat der Mensch das Bier (ge-)funden Die Geschichte des Bieres reicht weit in die Geschichte der Menschheit zurück: Bier ist eines der ältesten alkoholischen Getränke. Es ist vermutlich bekannt, seit im Gebiet des

Fruchtbaren Halbmondes Menschen begannen, vor etwa 10.000 Jahren Getreide zu sammeln und in unterirdischen Speichern zu lagern. Dabei entdeckten sie wohl zufällig, dass Getreidebrei versetzt mit wilder Hefe, den man einige Tage stehen ließ, zu gären anfing und damit Alkohol mit der bekannten Wirkung produzierte. Dabei entschied die Menge des vorher zugefügten oder zufällig eindringenden Wassers ob nun Ur-Bier (Alkohol) oder Ur-Brot (Fladen) entstand. Etwa gleichzeitig mit vergorenem Gerstensaft entdeckte man auch die Gärung von Honig (Met) und der Gärung von Fruchtsaft (Wein).

Die frühesten Nachweise für Bier gibt es aus dem mesopotamischen Raum. Die ältesten Überreste von Bier, die aus einer Zeit von 3500–2900 v. Chr. stammen, wurden in Godin Tepe im heutigen West-Iran entdeckt. Schriftliche Zeugnisse aus dem Mesopotamien des 3. Jahrtausend vor Christus nennen über 20 verschiedene Biersorten. Ähnlich alt, aus der Zeit des 34. Jahrhunderts vor Christus, sind Funde aus Hierakonpolis in Oberägypten.

CONTACT:

BRAUHANDWERK Vier Jahreszeiten Thomas Brückl Biersommelier Ludwigsplatz 6 93309 Kelheim Tel. 094 41 / 68 56 04 Mob. 0175 / 34 52 55 3 info@brauhandwerk.com [www.brauhandwerk.com] Geschichte und weitere Erläuterungen: [www.bierundwir.de/ geschichte]

Bayern und das Bier Zwar gilt Bayern als das Bierland schlechthin, doch zog dort erst mit

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BILDER:

1) Anschlüsse 2) Steuerung 3) Prüfen mit Jod 4) Zugabe des Hopfens in der Kochpfanne 5) Sauber, sauber 6) Anschluss mit Schauglas zur Kochpfanne 7) Die Maische wird in den Läuterbottich gepumpt 8) Abgewogener Hopfen

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dem Dreißigjährigen Krieg, der von 1618 bis 1648 dauerte, das Bier ein. Vorher hatten die Hanse an der Nordsee und Ostsee das Handelsgut „Bier“ fest in ihrem Besitz wie Hamburg mit seinen 1376 nicht weniger als 457 Brauereien (heute noch sieben). Dies geschah nicht ganz uneigennützig, denn Bierbrauen war ein einträgliches Geschäft und brachte der Hanse Wohlstand und Reichtum. Das sah bei den Bayern etwas anders aus, denn sie kochten ihr Bier nur für den Hausgebrauch und unter Beigabe vielerlei Zutaten wie Kräuter und Wurzeln, Rosmarin und Eichenrind, Honig und auch Ochsengalle, die allesamt das Bier schmackhafter und haltbarer machen sollten. Der bayerische Hof in München

bestellte demnach sein Hausbier bis zur Gründung des Hofbräuhauses bei Brauereien aus der Hansestadt Einbeck, wo man ausschließlich Hopfen verwendete. So lagen denn auch die bedeutendsten Hopfenanbaugebiete des späten Mittelalters in Norddeutschland, Mecklenburg, Pommern und Sachsen.

bräuhauses so hoch, dass Herzog Maximilian I. von Bayern, wie er mit Freuden feststellte, damit fast allein die Kosten des Dreißigjährigen Krieges aufbringen konnte. Zudem kam den Bayern ihr angestammter katholischer Glaube über die Tradition der Klosterbrauereien zupass. So schossen innerhalb weniger Jahrzehnte die unterschiedlichsAber erst der bayerische Wein ten Brauereien und Biersorten wie die Noch im 18. Jahrhundert konnte der Pilze aus dem Boden. damalige Staatskanzler von KreittDiese Verflechtung aus Leidenschaft mayer verlautbaren, Bayern sei ein und Politik führte zum Beispiel dazu, glückliches Land, weil hier der Essig dass in München das Hofbräuhaus an den Weinhängen wächst. dem bayerischen Finanzministerium Aber steuerliche und Ordnungspolit- und die Brauerei Weihenstephan dem sche Vorteile gaben den Ausschlag, Wissenschaftsministerium gehört – Bayern in ein Bierland zu verwandeln. mit allen Annehmlichkeiten des wirtSo waren die Umsätze des Hofschaftlichen Erfolges, versteht sich.

Bayerisches Reinheitsgebot Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg und der Wiedervereinigung der bayerischen Teilherzogtümer mussten auch die bis dahin unterschiedlichen bayerischen Landrechte harmonisiert werden. Die Tatsache, dass in dieser neuen harmonisierten Verordnung von Gersten und nicht von Malz die Rede ist, weist darauf hin, dass die Söhne von Herzog Albrecht IV. auf das „Münchner Reinheitsgebot“ ihres Vaters und nicht auf das spätere „Landshuter Reinheitsgebot“ Bezug genommen und dieses insoweit auf ganz Bayern erweitert haben. Die Landesverordnung wurde schließlich am 23. April 1516 durch die bayerischen Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. in Ingolstadt erlassen.


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Die Brauvorschriften waren eine Reaktion auf zahlreiche Klagen über schlechtes Bier. Dabei waren die obrigkeitlichen Bierpreisfestlegungen selbst ein wesentlicher Grund für Bierfälschungen. Um ihren Gewinn trotz steigender Rohstoffpreise und unterschiedlicher regionaler Bedingungen zu sichern, reagierten viele Brauer mit einer schlechteren Qualität. Ein weiterer Grund für den Erlass war die Sicherstellung der Lebensmittelversorgung: Der wertvollere Weizen oder Roggen war den Bäckern vorbehalten. Frühe Vorschriften zu Qualität und Preis des Bieres wurden 1156 für Augsburg, 1293 für Nürnberg, 1363 für München und 1447 für Regensburg erlassen.

Das Brauen

festgestellt, ob die gelöste Stärke vollständig verzuckert ist. Daraufhin wird Beim Bierbrauen werden die Zudie Maische im Läuterbottich geläutaten Wasser, Malz und Hopfen tert. Der Malztreber und die Würze miteinander vermischt und teilweise (so heißt der flüssige, vergärbare Teil durch Hefe biochemisch verändert. der Maische) werden voneinander geNachdem aus Getreide (Gerste) Malz trennt. Durch Nachgüsse mit heißem hergestellt wurde, wird dieses geschrotet. Der eigentliche Brauprozess Wasser wird die Würze aus dem Treber gespült und anschließend in der beginnt mit dem Maischen. Dabei Kochpfanne mit Hopfen gekocht. Den wird Wasser auf etwa 60°C erwärmt folgenden Vorgang nennt der Brauer und das geschrotete Malz hinzugeAusschlagen. Dabei wird der Sud aus fügt. Die so entstandene Maische wird unter ständigem Rühren je nach der Würzepfanne in einen Whirlpool oder durch einen Filter gepumpt, um Verfahren bis auf etwa 75°C erhitzt. Bei verschiedenen Rast-Temperaturen das geronnene Eiweiß und andere Schwebstoffe von der Ausschlagwürsetzen Enzyme die Stärke aus dem ze zu trennen. Zuletzt wird die nun Malz in Malzzucker um. Alternativ Anstellwürze genannte Flüssigkeit werden Teile der Maische gekocht. Mit einer Jodprobe wird anschließend in einem Kühler auf die optimale

Gärtemperatur abgekühlt und je nach Biersorte die passende Hefekultur zugesetzt. Obergärige Hefesorten vergären bei Temperaturen zwischen 18°C und 24°C, untergärige bei 8°C bis 14°C. Bei der alkoholischen Gärung setzt die Hefe den in der Würze gelösten Zucker zu Ethanol und Kohlendioxid um. Dieses Gas bleibt zum Teil im fertigen Bier unter Druck als Kohlensäure gebunden. Nach der Hauptgärung, die etwa eine Woche dauert, muss das Jungbier noch etwa vier bis sechs Wochen nachgären und lagern. Das gereifte Bier wird in der Regel nochmals gefiltert und schließlich in Flaschen, Fässer oder Dosen abgefüllt.

BILDER:

1) Die komplette selbst gefertigte Brauanlage 2) Nachguss zum Ausspülen der Würze aus dem Treber 3) lebendige Hefe 4) Schaubrau 5) Hygiene ist das oberste Gebot Texte und Informationen zum Teil aus http://de.wikipedia.org/wiki/ Geschichte_des_Bieres und http:// de.wikipedia.org/wiki/Bierbrauen

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Dank

Unser Dank geht an alle, die dieses Jahr möglich gemacht haben. Unseren Mitarbeitern, die einen Großteil ihrer Zeit in den Dienst unserer gemeinsamen Sache gesteckt haben, ihr unermüdlicher Einsatz, ihr Engagement, ihre übernommene Verantwortung – herzlichen Dank hierfür. Unseren externen Unternehmern, deren Hilfe und tatkräftige Unterstützung oftmals lebensnotwendig gewesen waren. Ihnen – unseren Kunden, die es erst ermöglichen, dass wir ein Unternehmen in der Größenordnung und Verantwortlichkeit gestalten und leiten können, Danke! Und nicht zuletzt unseren Familien, die an unserer Seite an unsere Sache geglaubt haben und über ihre Motivation und ihren Rückhalt dieses Jahr erst möglich gemacht haben, dank Euch. Thomas und Bernd Lotter.

PS: Falls Sie durch unser Buch ein paar Anregungen gefunden haben und das eine oder andere Kelheimsche Highlight selbst in Augenschein nehmen wollen, würden wir uns sehr freuen. Und wenn Sie vorher kurz anrufen, werden wir Sie zudem mit einem typisch Lotterschen Spezialkaffee und -kuchen etwas verwöhnen. DANKE.

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Credits: Text Fotografie Design und Layout

Wo entsprechend vermerkt, frei formuliert nach Wikipedia unter „common license“ und den jeweiligen Webpräsenzen. (Mein Kelheim | 150 Jahre Befreiung | Feuer und Flamme | Weltenburg | Durchbruch) Rainer Schneck [www.fotografie-schneck.de] (100 Jahre Schäffler | 24 Stunden | Vier Jahreszeiten) Michael Jaugstetter [www.michael-jaugstetter.com] Edelweiss Verlag UG, Augsburg, info@michael-jaugstetter.com



Lotter Objekt Starenstrasse 62 Tel. 09441-5005-0 info@lotter-objekt.de MÜbelwerkstätten GmbH 93309 Kelheim Fax 09441-5005-19 www.lotter-objekt.de


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