22 Test
Phonovorverstärker Heed Thesis Phi mit Netzteil Pi
Phi mit Pi
Natürlich war es zu erwarten, dass der bis dato für seine sehr preiswürdigen Geräte bekannte Hersteller Heed mit einer Top-Class-Geräteserie aufwarten würde. Im vergangenen Jahr ist das mit der „Thesis“ Baureihe passiert, wir nehmen als Erstes die Phonovorstufe in Augen- und Ohrenschein
P
Die Thesis Phi braucht zwingend das Doppelnetzteil Pi, das kann dann auch gleich noch eine Hochpegelvorstufe versorgen
uuh. Es sind kompakte Maschinen geblieben. Was ein Glück. Keine zentnerschweren Neunzehnzöller, wie es sich für eine Flaggschiffbaureihe eigentlich gehört. Aber der feine ungarische Hersteller Heed hätte sich nicht einen so ausgezeichneten Ruf erworben, wenn er immer das getan hätte, was man so gemeinhin von einem HiFi-Unternehmen erwartet. Nein, die Thesis-Geräte – so heißt die neue Serie – sind ein bisschen größer als die der bekannten Obelisk-Reihe. Mit 22 Zentimetern Breite ist es aber immer noch möglich, zwei dieser Geräte nebeneinander zu stellen und damit auf den Platzbedarf eines „normalen“ Gerätes zu kommen.
Gegenwärtig besteht die Thesis-Reihe aus vier Geräten: dem Vorverstärker Alpha, der Monoendstufe Omega, der Stromversorgung Pi und der Phonovorstufe Phi. Wir stellen fest, dass das der Hersteller aus Budapest in Sachen Quelle also zuerst an die Phonofreunde gedacht hat, wobei es später mit Sicherheit auch digitale Zuspieler geben wird. Die Thesis-Geräte sind optisch schon ein gutes Stück weg vom etwas rustikalen Charme der kleineren Baureihen: Das klare Design mit der silbern eingerahmten schwarzen Front, das hat schon was und gibt dem Ganzen eine schön unverwechselbare Note. Wer mit Thesis Platte hören will, der braucht zwei Geräte: Neben der Phonovorstufe Phi ist das Doppelnetzteil Pi zur Speisung erforderlich. Das Doppel kostet zwar nicht mehr ganz so unbescheidene 3.500 Euro, dafür kann man günstiger weg, wenn man auch mit der Hochpegelvorstufe Alpha liebäugelt: Die stöpselt man dann nämlich an den zweiten Netzteilausgang. Auf der Front von Phi und Pi gibt’s erst einmal gar nichts außer dezent weiß hinterleuchteten Firmenlogos, alles Relevante passiert auf der Rückseite. Und da geht’s Nr_2-2015
Phonovorverstärker
Test 23
Mitspieler Plattenspieler: · Clearaudio Master Innovation / TT2 · Yamaha GT-750 / Reed 3P Tonabnehmer: · Clearaudio DaVinci · Goldring 2500 Vorverstärker: · Accuphase C-2420 Im Netzteil steck ein Vertrauen erweckender 300-VA-Transormator
Per Steckbrücke kann man verschiedene Abschlusswiderstände parallel zum Tonabnehmer schalten
bei der Phi reichlich unorthodox zu: Getrennte Eingänge für MM- und MC-Abtaster – okay, das kennen wir. Aber vier Paar Ausgangsbuchsen? Das ist neu. Tatsächlich beinhaltet die Phi zwei komplett unabhängige Phonozweige; einen für MM-Abtaster, einen für MCs. Komplett unabhängig bedingt auch getrennte Ausgänge, und davon jeweils noch zwei verschiedene. Man kann, wenn man denn den Wunsch verspüren sollte, tatsächlich zwei Tonabnehmer gleichzeitig betreiben. Ich weiß nicht genau, warum man das tun sollte, jedenfalls belegt die Phi am Vorverstärker zwei Eingänge. Die beiden mit „Gnd Chassis“ und „Gnd Signal“ beschrifteten Masseanschlüsse sind übrigens trotz unterschiedlicher Nomenklatur gleichwertig. Ebenfalls rückseitig werden die Betriebsparameter mit Steckbrücken eingestellt. Es gibt vier verschiedene MC-Eingangsimpedanzen: 100, 220, 470 und 1000 Ohm. Nicht üppig, aber in den meisten Fällen ausreichend. Die Verstärkung ist dreistufig änderbar: 62, 68 und 74 Dezibel über die „High-out“Ausgänge, jeweils 18 Dezibel weniger über die „Low-out“-Anschlüsse. Das bedient tatsächlich jede erdenkliche TonabnehmerAusgangsspannung, auch die richtig leisen Vertreter. Im Inneren gibt’s eine erkleckliche Zahl von mit diskreten Bipolartransistoren aufgebauten Verstärkerstufen und zwölf Spannungsregelschaltungen direkt vor Ort, an der jeweiligen Verstärkerstufe. Die vom Netzteil kommenden Spannungen werden zudem für beide Zweige getrennt von weiteren Reglern „empfangen“. Vor jeder Ausgangsbuchse sitzt ein dicker MKPKondensator mit eigenem Firmenlogo, wir dürfen aber annehmen, dass diese Preziosen von Mundorf kommen. Der weitge-
hend diskrete Aufbau hat schon die Phonovorstufe „Quasar“ zum Erfolgsmodell gemacht (von der gibt’s neuerdings auch eine neue Ausgabe), das wird hier kaum schlechter tun. Das ungleich gewichtigere Doppelnetzteil namens Pi ist ebenfalls mit reichlich Inhalt gesegnet. Wenn man als ausschließlicher Betreiber der Phonovorstufe auch nur die Hälfte des hier Gebotenen nutzt – es gibt immer noch reichlich. Im vorderen Abteil sorgt ein satter 300-VA-Ringkerntrafo für Gewicht und ungebremsten Nachschub. Aus getrennten Sekundärwicklungen geht’s auf die zwei identischen „Netzteilhälften“. Die arbeiten mit aus Einzeldioden aufgebauten Gleichrichtern, edlen MundorfSiebelkos und pro Seite wieder einmal vier
Endverstärker: · Accuphase A-46 Lautsprecher: · KLANG+TON Nada · Audio Physic Avantera Zubehör: · Netzsynthesizer PS Audio P10 · Kabel von Transparent und van den Hul · Plattenwaschmaschine von Clearaudio
Gegenspieler Phonovorstufen: · MalValve preamp three phono · Accuphase AD-2820
Auf der Rückseite des Netzteils können die Betriebsspannungen an sechspoligen Buchsen abgeholt werden
Die Phonovorstufe enthält zwei komplett getrennte Verstärkerzüge, jeder mit zwei Ausgängen Nr_2-2015
Phonovorverstärker Heed Thesis Phi mit Netzteil Pi
Leonard Cohen – Popular Problems
24 Test
Gespieltes Leonard Cohen Popular Problems
Kadavar Live In Antwerp
Loreena McKennitt Nights from the Alhambra
Lonely Camel Shit City
Beide Verstärkerzüge – hier die MM-Abteilung im Bild – sind komplett diskret aufgebaut
Spannungsregelschaltungen. Unmittelbar an den Ausgangsbuchsen gibt’s noch mal einen Satz von den dicken MKP-Kondensatoren, dann darf der zu diesem Zeitpunkt schon höchst highendig aufbereitete „Saft“ an die Ausgangsbuchsen. Zwei gut einen Meter lange Anschlusskabel gehören zum Lieferumfang des Netzteils, das eröffnet eine gewisse Freiheit bei der Platzierung der Geräte. Bei uns standen sie nebeneinander im Rack und waren mit dem Clearaudio DaVinci verkabelt, das für dieses Heft meine bevorzugte Signalquelle darstellte. Wir spielen Leonard Cohens jüngstes Werk „Popular Problems“. Hoppala. „Slow“ tönt ganz anders als über das ausgezeichnete Phonoteil des Accuphase C-2420. Dunkler. Bedrohlicher. Tatsächlich mit mehr Zug in den tiefen Lagen, was ganz besonders erstaunt. Kein Irrtum möglich: Beim gezupften E-Bass geht die Thesis Phi wirklich markerschütternd zur Sache. Tolle Sprachverständlichkeit, sehr entschlackter Sound. Pari bei der Darstellung des Nachhalls der Solostimme, das Dickicht aus Chor, Hammond-Orgel und Bläsern durchdringt der Accuphase etwas müheloser. Ich will nicht ausschließen, dass die Unterschiede auch von einem leicht unterschiedlichen Tonabnehmerabschluss herrühren: Beim Accuphase fahre ich das DaVinci mit 300 Ohm, beim Heed mit 470, was zumindest exakt der Herstellerspezifikation entspicht. Aber das hier, das rumort so schön unten herum, das ist großartig. Gleiches Bild bei
Dieser Block bildet nur den Vorregler einer der beiden Netzteilhälften
Heed Thesis Phi / Pi · Preis 3.500 Euro · Vertrieb B+T HiFi, Erkrath · Telefon 02104 175560 · Internet www.bt-vertrieb.de · Garantie 2 Jahre · Ausführungen schwarz · B x H xT 220 x 85 x 335 mm (pro Gerät)
Unterm Strich … » Sie tun‘s wieder, die Ungarn, aber diesmal richtig: Mit viel Technik schaffen sie einen herrlich untechnischen, absolut ergreifenden Sound. So muss Platte klingen!
Kann sich sehen lassen: Phi und Pi haben nicht nur klanglich einiges zu bieten, sie gefallen auch dem Elektronikästheten
Nr_2-2015
analoge
Plattenspieler
Gemessenes Messtechnik-Kommentar
Phi und Pi gönnen sich einen Frequenzgang etwas abseits der reinen Lehre: Es gibt eine etwa 0,5 Dezibel große Überhöhung um 100 Hertz herum, sonst verläuft die Amplitude mustergültig bis 100 Kilohertz. Wir maßen Fremdspannungsabstände von 82,2 Dezibel(A) (MM, 5 mV) und 63,6 Dezibel(A) (MC, 0,5 mV) – das ist ziemlich gut. Die Kanaltrennung liegt auf gleichem Niveau, respektive ist nicht besser messbar. Verzerrungen gibt’s kaum: Wir maßen 0,008 Prozent (MM) und 0,061 Prozent (MC) Klirr. Die Stromaufnahme beträgt konstant 16,3 Watt.
„Almost Like the Blues“ – es groovt einfach wie verrückt. Der Raum geht auf, das Klavier perlt frei schwebend im Raum, der Chor schwebt gleichermaßen. Meister Cohen steht wie der sprichwörtliche Fels in der Brandung, alles um ihn herum tanzt und schwebt durch den Raum. Das nenne ich Atmosphäre, ganz große Klasse. Die Thesis Phi scheint von Minute zu Minute besser zu werden. Umklemmen auf Vergleichsgeräte habe ich längst aufgegeben. Die Ungarin musiziert ergreifend, mitreißend, hoch emotional. Geht hier und da noch eine Spur mehr Silbrigkeit ganz oben? Vermutlich – aber wen interessiert‘s? Ich brauch was Robustes. Da kommen Kadavar mit ihrem ausgezeichneten Livealbum „Live In Antwerp“ gerade recht. Da ist sie wieder, die auffällig gute Sprachverständlichkeit, und er ist auch wieder da: er, der Groove. Die Fuhre schiebt, dass es die wahre Freude ist. Rhythmisch ein Feuerwerk, Fußwippen, Headbanging, alles Pflicht. Wir machen ein wenig Pause mit Loreena McKennitt. Ihr fantastisches in der Alhambra aufgenommenes Livealbum ist Emotion pur, besonders in dieser Konfiguration. Engelsgleich und glockenrein tönt die Stimme wie angenagelt in der Mitte. Ja. Okay. Das geht andernorts noch ein bisschen stabiler und kompakter, aber so beseelt wie bei der Heed tönt das ganz selten. Sängerin und Begleitband verschmelzen zu einer pulsierenden, lebendigen Einheit, Erbsenzählerei erscheint hier so deplatziert wie nur was. Zurücklehnen, abschalten, sich mitreißen lassen. Das ist es, worum es beim Musikhören gehen soll, und das geht mit dieser Maschine perfekt. Holger Barske
CS 600 Das neue Top-Modell aus dem Hause Dual. Ausgestattet mit einem, eigens für diesen Plattenspieler, neu entwickelten Tonarm.
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