Test: DAC Mytek Manhattan
DAC Vorverstärker
Hochgearbeitet Wenn Firmen, die eigentlich Equipment für Aufnahmestudios herstellen, plötzlich in den Heim-HiFi-Bereich wechseln, findet man öfter mal abgespeckte Technik in plumpen Gehäusen. Im Falle von Myteks DAC Manhattan kann davon keinerlei Rede sein.
M
Peripherie: – Quellen: MacBook Pro, Audirvana 2.0.9 MacBook Pro, WiMP HiFi – Endstufe: Accuphase A-46 – Lautsprecher: KLANG+TON „Nada“ – Kopfhörer: B&W P5 S 2
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ytek Digital sitzt im Stadtteil Brooklyn der US-Metropole New York City. Ein Viertel, das über die letzten Jahrzehnte hinweg den Sprung vom Arbeiter- und Künstlerquartier zum angesagten Immobilienparadies gemacht hat. Dort produzierte die Firma seit 1992 Geräte, die im professionellen Studiobereich ihren Platz fanden, bis man sich nun entschied, neben bezahlten Musikern auch auf audiophile Hörer zu setzen. So entstand bereits der Stereo 192-DSD DAC, der jedoch immer noch stark den Eindruck von Studiotechnik vermittelte. Auf der High End 2014 wurde in München das neue Flaggschif präsentiert, das
man sich höchstens in einem Studioapartment vorstellen kann, denn von der kargen Optik reiner Nutzgeräte ist nichts mehr übrig geblieben. Stattdessen zeigt sich der vollformatige D/A-Wandler in einem aufwendig gestalteten Gehäuse aus aluminiumumanteltem Stahl. Hunderte von Einbuchtungen auf den Seitenteilen und der Frontpartie strahlen dabei das einfallende Tageslicht in die verschiedensten Richtungen zurück. Nur auf der Oberseite weichen die vielen wabenförmigen Schuppen einer glatten Oberläche, die in ihrer Mitte vom Firmenlogo geziert wird, das aus einer Vielzahl kleiner Löcher zur Belüftung der inneren Komponenten besteht. An der Front wird das wellige Design jedoch gnadenlos durchgezogen, so dass selbst der Powerknopf und die vier Bedientasten nicht mit glatten Oberlächen versehen sind. Lediglich beim Drehregler an der rechten Seite machte man eine Ausnahme. In der Mitte beindet sich dann eine ebenso eigenwilliges Display, dessen Dot-Matrix in hellem Weiß erstrahlt. Dabei nimmt die geringe Anzahl der recht großen Leuchtpunkte die Designsprache des
Gehäuses erneut hervorragend auf. Nun lässt sich über Geschmack ja wie immer streiten und die Optik wird sicherlich nicht bei jedem Nutzer auf Gegenliebe stoßen, doch eines ist klar: Nach dröger Studiotechnik sieht es hier nicht aus. Stattdessen erhält man ein sehr aufälliges Gerät, das sicher als Gesprächsstof dienen kann, wenn Gäste die eigene Anlage begutachten. Wenn man aber selbst gefallen an der Optik gefunden hat und keine Gäste zum Reden da sind, dann muss der Manhattan natürlich auch in den wirklich wichtigen Disziplinen überzeugen. Bei der Funktionsvielfalt zum Beispiel gibt es wohl keine zwei Meinungen, denn hier hat sich die Proierfahrung der Firma durchgesetzt. Einerseits natürlich weil der Manhattan nicht nur ein D/A-Wandler ist, sondern gleichzeitig auch ein Kopfhörerverstärker und eine Vorstufe. Hauptsächlich aber, weil er eine ungemeine Vielzahl von Anschlussmöglichkeiten bietet und ein Blick auf die Rückseite dann doch einen Hauch von Aufnahmestudio verströmt. Als Eingänge stehen hier gleich zwei USB-B-Anschlüsse zur Verfügung, bei denen einer in der Version 1.1 und einer in 2.0 verbaut ist. Das hat den Grund, dass man bei der Verwendung der 2.0- Buchse den passenden Treiber auf seinem Computer installieren muss, um in den vollen Genuss des Gerätes zu kommen, sogar bei einem Mac. Bei der Verwendung des 1.1-Anschlusses kann auf einen Treiber verzichtet
Gehörtes: – Willie Nelson Shotgun Willie (WiMP HiFi-Strem, 44,1 kHz, 16 Bit)
– Tom Waits Bad As Me (FLAC, 96 kHz, 24 Bit)
– Marialy Pacheco Introducing (FLAC, 88,2 kHz, 24 Bit)
– Bryan Adams Tracks of My Years (FLAC, 96 kHz, 24 Bit)
– DSD und DXD Testdateien (DSD, 2.8224 MHz,1 Bit und 5.6448 MHz, 1 Bit) (DXD, 352,8 kHz, 24 Bit)
– Danko Jones B-Sides (ALAC, 44,1 kHz, 16 Bit)
werden, die mögliche Abtastrate ist so jedoch auf 96 kHz begrenzt. Für weitere Signalübertragung steht außerdem ein Firewire-Anschluss zur Verfügung. Dazu kommen natürlich Toslinkund S/PDIF-Verbindungen, ergänzt durch einen AES/EBU-Anschluss. Als Letztes kommt noch ein separater DSD-S/PDIF Input dazu. Doch auch analoge Quellgeräte können zumindest vom Vorverstärker des Manhattan proitieren, wobei sogar gleich drei Anschlüsse zur Verfügung stehen. Wurde im Menü das Autoscanning aktiviert, sucht sich der Manhattan beim Einschalten bereits die richtige Quelle aus, wobei die Prioritäten hier selbst bestimmt werden können.
Mit 64 x 8 Zeilen zwar kein HD, aber trotzdem wird alles Wichtige auf dem Display angezeigt
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Test: DAC Mytek Manhattan
Zwei große Ringkerne sorgen für eine stabile Stromversorgung und selbst hier wurde auf das Design geachtet
Der ESS-Wandler-Chip spielt auf professionellem Niveau und bekommt im Manhattan eine Menge zu tun
Mit den Wordclock-Anschlüssen können die ankommenden Datenströme auch von einer externen Clock geordnet werden, falls man die intern verwendete Femtoclock umgehen möchte. Vor der Wandlung durch den ES9018S DAC-Chip kann auch noch ein Upsampling eingestellt werden, das auf Wunsch PCM-Signale auf 192 kHz hochrechnet, während DSD-Signale eine Aufwertung auf DSD256 erfahren. Auch verschiedene Filter können ausgewählt werden, wobei sich die Möglichkeiten auch hier für PCM und DSD unterscheiden. Eingestellt wird das Ganze mit den Funktionstasten an der Front und dem Drehregler, der natürlich auch für die Lautstärke verantwortlich ist. Die beiden Tasten links und rechts neben dem Display können frei mit verschiedenen Funktionen belegt werden, wie zum Beispiel einer Phaseninvertierung,
Stummschaltung oder einer Lautstärkereduzierung um 20 dB. Eine clevere Lösung, gerade weil als Fernbedienung nur eine Apple-Remote beiliegt. Doch die Bedienung am Gerät funktioniert mit Tasten und Drehregler eigentlich wunderbar, so dass auch diese Fernbedienung für die übrigen Zwecke reicht. Was schließlich über die beiden 6,3 Millimeter Kopfhöreranschlüsse an der Front oder an den XLR bzw. RCAAusgängen an der Rückseite herauskommt, klingt wieder nach professionellem Studioanspruch. Relativ neutral macht der ESS-Chip seine Arbeit und löst dabei sehr schön deiniert auf. Selbst Bässe kommen mit einer knackscharfen Präzision aus den Lautsprechern, so dass auch die Rockszene in Brooklyn mit dem Manhattan ihre Freude hätte. Studioansprüche verbinden sich in dem extravaganten DAC ausgezeichnet mit Anforderungen der gehobenen Hörerschaft, und so macht auch Mytek einen Wandel durch, der dem ihres Stadtviertels gleicht.
Mytek Manhatten · Preis: um 4.500 Euro · Vertrieb:Pro Audio Services, Wiesbaden · Telefon: 0611 2056031 · Internet: www.mytekdigital.com · B x H x T: · Eingänge:
432 x 59 x 290 mm 1 x Firewire 400/800 2 x USB-B 1 x Toslink optisch 1 x S/PDIF koaxial 1 x AES/EBU 1 x Wordclock 1 x DSD Stereo 2 x RCA Stereo 1 x XLR Stereo · Unterstützte Abtastraten: PCM bis 384 kHz, 32 Bit DSD bis 11. 2869 MHz, 1 Bit · Ausgänge: 1x RCA, 1x XLR 1 x Wordclock 2 x 6,3-mm-Kopfhöreranschluss (vorne)
HiFi
</checksum> Philipp Schneckenburger
Anschlüsse en masse: Gleich zwei Arten USB, dazu Firewire und die Möglichkeit eine externe Clock zu verwenden
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„Selbst wer sich mit dem glamourösen Design des Manhattan nicht anfreunden kann, der kann immer noch von der enormen Anschluss- und Optionsvielfalt profitieren. Mytek liefert mit seiner aufwendigen DAC/Vorverstärkerkombi den Beweis, dass Studiotechnik auch zu Hause ihren Platz finden kann,“