Geithain ME-180 Review

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Lautsprecher › STANDBOXEN

RAUM UND AUFSTELLUNG Raumgröße

K M G Akustik

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Aufstellung

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Frei aufstellen, wandnah droht Bassüberhöhung. Anwinkeln nicht zwingend erforderlich, Hörabstand ab 3 m. Die Aufschlüsselung der Symbole finden Sie auf Seite 134.

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Das kontrollierte Vergnügen Der sächsische Studiospezialist ME Geithain, dessen Aktivmonitore einen legendären Ruf genießen, zeigt ein Herz für Heimanwender und stellt seine bislang größte Passivbox vor. Die neue ME 180 glänzt mit einem ausgefeilten Koax und hervorragenden Messwerten. ■

E

iner der wenigen deutschen Boxenhersteller, der mittlerweile mehr als 50 Jahre Erfahrung vorweisen kann, ist Musikelektronik Geithain, ansässig im gleichnamigen Städtchen in Sachsen, unweit von Leipzig. Geradezu Kultstatus genießt die Marke im Bereich der professionellen Audiotechnik. Aktuell erwirtschaftet die Firma rund 80 Prozent ihres Umsatzes mit Aktivboxen, die vorwiegend von qualitätsbewussten Tonstudios eingesetzt werden, auch und gerade beim Rundfunk. Klassiker und Maßstab zugleich ist der annähernd würfelförmige Regielautsprecher RL 901K, ein DreiwegeKoaxialsystem mit 16 (!) Zoll großem Bass, selbstverständlich vollaktiv. Doch weil Privatleute vielfach keine eingebauten Verstärker mögen, liefert ME Geithain seit geraumer Zeit auch Passivboxen wie die prachtvolle, mit einem Koaxialsystem ausgestattete ME 160, die AUDIO im März 2010 zu Gast hatte. Darüber rangiert nun die ME 180 als neues Flaggschiff. Mit zwei 10-Zoll-Treibern und einem Bruttovolumen von über 170 Liter ist die Box für größere Räume und Hörentfernungen bis zu sechs Meter ausgelegt. Kunden, die einen noch größeren Materialeinsatz wünschen, werden in der Aktivabteilung fündig, wo das Ende der Fahnenstange erst mit der ME 800K und zweimal 15 Zoll erreicht ist.

Test: Wolfram Eifert

Die Historie von ME Geithain ist nicht nur lang, sondern auch wechselhaft. Seniorchef Joachim Kiesler, bekannt für seine unterhaltsamen, nichtsdestotrotz lehrreichen Fachvorträge auf der Tonmeistertagung, hat das Unternehmen 1960 mit 18 Jahren gegründet und zieht noch heute die Fäden im Hintergrund. Da Privateigentum in der DDR verboten war, mutierte die Firma in den 70ern zu einem volkseigenen Betrieb und war zeitweilig einer der größten Boxenhersteller des Landes. Nach der Wende und diversen Scharmützeln mit der Treuhand lauerten schon die Rundfunkanstalten im Westen und überschütteten den cleveren Tüftler förmlich mit Aufträgen. Die Sachsen fertigen ihre Chassis zum größten Teil selbst und können deshalb auch ungewöhnliche und komplexe Lösungen verwirklichen. In der ME 180 stecken zwei 10 Zoll große Tieftöner mit Membranen aus Polypropylen, dahinter aufwendige und hochlineare Magnetsysteme aus Neodym. Der weitere Aufbau der 180 ist ebenso unkonventionell wie trickreich. Die bis auf die Staubschutzkalotte baugleichen Konuschas-

TEST

High-End-Standbox mit Koaxialsystem. ME GEITHAIN ME 180 14 000 €

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sis sind im Bassbereich parallel geschaltet und werden am untersten Rand des Spektrums von zwei im Sockel versteckten Bassreflextunneln unterstützt. Die Doppelbestückung befähigt die ME 180 zu beinahe gemeingefährlichen Maximalpegeln, die nach der strengen AUDIO-Messmethodik bei gewaltigen 114 Dezibel liegen. Der untere Konus wird bei rund 300 Hertz ausgeblendet und überlässt das weite Feld der Mitten seinem oberen Kollegen. Dank seines linearen Schwingsystems soll dieser bis 2 Kilohertz hinauf – ungewöhnlich für einen so großen Treiber – präzise und signaltreu arbeiten. Den Hochtonbereich bestreiten drei 25 Millimeter große Metallkalotten, die auf einer Art Bügel leicht zueinander versetzt aufgereiht sind. Nach der Montage

liegen die Hochtöner übereinander, weshalb die Abstrahlung vertikal etwas enger ausfällt als horizontal. Fußboden und Zimmerdecke erzeugen dadurch weniger Reflexionen. Das Abstrahlverhalten ME 180, Profis sprechen in diesem Zusammenhang lieber vom Bündelungsmaß, ist so ausgelegt, dass der Klang in drei bis sechs Meter Entfernung sein volles Potential entfaltet. Integraler Bestandteil des Koaxialsystems ist eine dreidimensional geformte Abdeckung aus stabilem Lochblech. Darunter ist ein rund vier Millimeter starker Schaumstoff verlegt, der für die Hochtöner eine Art Schallwand simuliert und die Mitten, die von der Konusmembran dahinter erzeugt werden, ungehindert passieren lässt. Die Blende lässt sich nicht entfernen, denn ohne ihr Zutun würde das Koaxialsystem nicht perfekt funktionieren. Über Steckbrücken im Anschlussterminal lassen sich zwei in die Frequenzweiche integrierte Ortsfilter zuschalten, die bei 200 und 3000 Hertz raumbedingten Klangveränderungen entgegenwirken. Dem Wunsch vie-

ler Käufer entsprechend fertigen die Sachsen die ME 180 in einer riesigen Palette von Farben und Furnieren, auch Sonderausführungen sind möglich. Die Verarbeitung muss sich vor Nobelprodukten anderer Hersteller in keinster Weise verstecken. Viel Sorgfalt steckt zum Beispiel in der farblichen Abstimmung der Chassiskörbe auf die unmittelbar anschließende, stets dunkelgraue Gehäuseblende. Trotz unterschiedlichem Untergrund (Aluminiumdruckguss und MDF) haben die Teile den hundertprozentig gleichen Farbton. Dank üppiger Membranfläche und kräftiger Antriebe zeigt sich die ME 180 elektrisch wenig anspruchsvoll und verlangt keine Amps mit überbordender Gegenkopplung. Bereits ein mit 30 Watt an vier Ohm nicht wirklich kräftiger Röhrenvollverstärker wie der CS 55A von Cayin (2000 Euro, Test in AUDIO 12/2013) hatte die sächsische Paradebox faszinierend gut im Griff. Solange sich die Tester mit gehobener Zimmerlautstärke zufrieden gaben, zeigte die Kombi nicht die geringste Spur von

SPIELWIESE: Das sehr kontaktfreudige Anschlussfeld erlaubt über zwei vergoldete Steckbrücken eine für schwierige räumliche Verhältnisse absolut sinnvolle Möglichkeit zur Klangkorrektur. Die Filter wirken sehr praxisgerecht bei 200 Hertz (Oberbass und Grundton) sowie bei 3000 Hertz (oberer Mitteltonbereich).

MESSLABOR Die ME 180 zeigt ein sehr ausgewogenes Frequenzgangverhalten auch bei großen Raumwinkeln. Die untere Grenzfrequenz liegt bezogen auf -3 dB bei erstklassigen 27 Hz. Der Maximalpegel erreicht 114 dB bezogen auf 1 m. Die Verzerrungen sind selbst bei 100 dB (Diagramm rechts) im gesamten Messbereich auffallend gering. Sehr hoher Wirkungsgrad, dank Korrekturfilter gutmütige Impedanz. AK=46. 132

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110 dB

Musikelektronik Geithain ME 180 85 dB

90 dB

Pegel- & Klirrverlauf 95 dB

100 dB

100 dB 90 dB 80 dB 70 dB 60 dB 50 dB 20 Hz

50 Hz

100 Hz

200 Hz

500 Hz

1 kHz

2 kHz

5 kHz


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PENIBEL AUSTARIERT: Die aufwendige Weiche mit Trennfrequenzen bei 300 und 2000 Hz ruht direkt hinter dem Terminal.

FAZIT Wolfram Eifert AUDIO-Mitarbeiter

Faszinierenderweise gingen Korrektheit und Spielfreude bei der Geithain Hand in Hand. Der amerikanische Bassist Kyle Eastwood spielt auf seinem Album „The View From Here“ in bester New-JazzManier einen saftigen, fließenden Kontrabass, lustvoll unterstützt von Blechbläsern und Schlagzeug. Das Album muss spektakulär und bassprall klingen – und genau so handhabt es die ME 180. Selbst bei den gemächlicheren Titeln klang die Geithain so energiegeladen und selbstverständlich, dass wir Tester große Mühe hatten, uns nach der unvermeidlichen Rückgabe wieder mit kleineren Schallwandlern anzufreunden.

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Überforderung. Der Bass kam für Röhrenverhältnisse erstaunlich trocken, die Mitten rein und gehaltvoll, während obenhinaus jene Leichtigkeit herrschte, die Freunde des genussvollen Tons so sehr auf diese Sorte Verstärker abfahren lässt. Doch ebenso gerne ließ sich die Geithain von wattstarken Boliden an die Leine nehmen. Mit dem PA 3000 HV von T+A (10000 Euro, AUDIO 4/2013) klang sie nicht ganz so schöngeistig, dafür noch neutraler, während es in Sachen Dynamik so gut wie keine Grenzen mehr gab. Auch wenn die Leistungsanzeigen öfter mal in Richtung Anschlag zuckten, ließ die ME 180 keine Anzeichen der Anstrengung erkennen. Selbst die stets natürlichen Klangfarben blieben bis in den äußersten Grenzbereich stabil. Wenn eine Box in dieser noch gutbürgerlichen Liga das Attribut „Fels in der Brandung“ verdient, dann ist es die ME 180. Geithain-Entwickler Markus Schmidt hatte bei seinem Besuch ein von David Chesky komponiertes Ballet namens „The Zephyrtime“ als HiRes-Download im Gepäck, das im Stil eines Sinfonieorchersters instrumentiert jede Kette bis zum äußersten fordert. Mit der ME 180 fühlten sich die Tester in einen akustisch hervorragenden Konzertsaal versetzt und genossen einen räumlich absolut korrekten und dynamisch unlimitierten Klangeindruck. Auch wer kein Faible für akustische Instrumente hat, spürt, dass die Box extrem viel richtig macht.

Müssen erstklassige Boxen stets aus fernen Landen kommen und sündhaft teuer sein? Die ME 180 ist der beste Beweis, dass feinste Nobelprodukte auch hierzulande prächtig gedeihen können. Dass in diesem Fall Membranfläche und Gehäusevolumen üppiger als gewohnt ausfallen, ist für den Klang nur von Vorteil. Durch den hohen Wirkungsgrad genießen Anwender ungewöhnlich große Freiheiten bei der Auswahl eines Verstärkers. Meine Wette: An der erfrischend klangrichtigen und raumgenauen Box werden Sie lange Freude haben. EMPFEHLUNG

STECKBRIEF

REFERENZKLANG

ME GEITHAIN Vertrieb www. Listenpreis Garantiezeit Maße B x H x T Gewicht Furnier/Folie/Lack Farben Arbeitsprinzipien Raumanpassung Besonderheiten

ME 180 Musikelektronik Geithain GmbH 03 43 41 / 31 10 me-geithain.de 14 000 Euro 2 Jahre 35,7 x 116,5 x 41,9 cm 53 kg •/–/• Esche Schwarz furniert, andere Hölzer und Farben auf Anfrage 2,5 Wege, Bassreflex Steckbrücken, 200/3000 Hz Koaxialsystem, drei Hochtöner

AUDIOGRAMM ÅTonal wie dynamisch sehr ausgewogen, breitbandig und klangrichtig, authentischer Bass, präzise Ortbarkeit Í–

ERSTKLASSIGE TREIBER: Die jeweils 10 Zoll großen Konuschassis nutzen kompakte, dennoch kraftvolle Neodymmagnete, die auf äußerste Linearität getrimmt sind. Der Koax (oben) verfügt über drei Hochtöner.

Neutralität (2x) Detailtreue (2x) Ortbarkeit Räumlichkeit Feindynamik Maximalpegel Bassqualität Basstiefe Verarbeitung

105 105 105 95 100 105 100 105 überragend

KLANGURTEIL PREIS/LEISTUNG

103 PUNKTE SEHR GUT

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