Digital › DSD-Fähige D/A-Wandler
Das bereits 1999 vorgestellte DSD-Format ist zur Zeit wieder das Top-Thema in der DACEntwicklung. Doch klingt 1-Bit-Musik wirklich natürlicher als Hochbit-PCMs? Eine mögliche Antwort auf diese Frage versuchen vier DACs von 1300 bis 5000 Euro zu geben, die mit dem DSD-Format problemlos umgehen können.
Test
DSD-fähige D/A-Wandler
Luxman DA-06 Mytek Stereo192-DSD Dac Auralic Vega Chord Chordette qx
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www.audio.de ›08/2013
5000 € 1500 € 3300 € 1280 €
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One Bit Wonder?
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Test: Alexandros Mitropoulos
D
ie uralte audiophile Weisheit „je weniger Geräte im Signalweg, desto besser der Klang“ ist im übertragenen Sinne auch für die digitale Welt gültig. Und vielleicht hielten sich Sony und Philips genau an diese Faustregel, als sie die Super Audio Compact Disc (SACD) entwickelten. Herzstück der SACD ist das „Direct Stream Digital”Format – kurz: DSD. Das auf einem Bit Wortlänge basierende Format flackerte damals hell im HiFi-Firmament auf, verlor aber rasch an Bedeutung. Das Problem: Es gab nur sehr wenige DSD-Aufnahmen, da so ziemlich alle Tonstudios mit PCM-basierten Recording-Tools arbeiteten. Sony hingegen sah das anders und digitalisierte viele alte Master-Bänder (deren Zerfall immer schneller voranschritt) mit einem eigens für diesen Zweck entwickelten Aufnahmegerät in das DSD-Format. Anno 2013 scheint es das 1-Bit-Wonder wieder wissen zu wollen – offensichtlich mit Erfolg: Immer mehr DSD-fähige Quellgeräte positionieren sich am Markt (siehe Übersicht auf S.49). Der große Unterschied zu früher ist das langsam aber stetig wachsende Angebot an DSD-Musik, die man sich aus dem Internet laden kann (siehe S. 48). Erstmal auf dem Computer abgespeichert, muss ein D/A-Wandler her, der mit dem 1-Bit-Format auch etwas anfangen kann. Hier grätschen unsere vier Test-Kandidaten ein: Als Nachkomme des legendären DA-07 tritt der Luxman DA-06 in große Fußstapfen und setzt auf einen kompromisslosen Aufbau. Studio-Profi Mytek bietet den anschlussfreudigen 192-Stereo-DSD DAC an, und Auralic geht mit dem mit Features vollgepackten Vega an den Start. Und am Chord Chordette QX scheint zwar nicht viel dran zu sein – doch wie Eingangs erwähnt: Weniger ist oft mehr.
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LUXMAN DA-06 UM 5000 EURO Die japanische Traditionsmarke Luxman gibt es schon eine ganze Weile – genauer gesagt seit 1925. Am Anfang beschäftigte sich die in Osaka beheimatete Firma mit der Reparatur von Radioempfängern. Schon bald aber erkannten die Japaner, dass man eigene Produkte bauen müsse, um sich zu etablieren. Die Rechnung schien aufzugehen, denn spätestens seit Mitte der 60er-Jahren waren Luxman-Produkte – meistens in Form von Röhrenverstärkern – der Stoff, aus dem hifidele Träume gemacht sind. In die digitale Welt wagten sich die Japaner 1987 mit dem audiophilen, 27 Kilogramm schweren D/A-Wandler DA-07, der mit einer ausgefuchsten Schaltung dem schnöden Digital-Klang von CDPlayern analoge Wärme einhauchen
sollte. 2013, also gut 25 Jahre später, ist es soweit: Der spirituelle Nachfolger des DA-07 feiert sein Debüt: der Luxman DA-06. Nicht mehr ganz so schwer vom Gewicht, dafür aber mindestens nach genauso highendigen Gesichtspunkten konzipiert. Der DA-06 verarbeitet über USB Hochbit-PCM-Dateien mit bis zu 384KHz bei 32 Bit, sowie beide 1-Bit-DSD-Stufen (DSD64 und DSD128). Auch niedriger aufgelöste PCM-Signale rechnet der DAC intern auf 384kHz und 32Bit hoch. Die essentielle Aufgabe der Konvertierung übernehmen zwei (einer pro Kanal) Wandler des Typs PCM1792A des ChipSpezialisten Burr-Brown. Für die PCMWiedergabe stehen drei digitale Filter für die Signalanpassung zur Verfügung
DSD -SOF TWARE FÜR PC-USER JRIVER: Ein unter audiophilen PC-Jüngern beliebtes Programm ist der hervorragend zu bedienende JRiver-Player. Die Software gibt es für 50 US-Dollar unter www.jriver.com/de zu kaufen. JRiver kommt selbs tverständlich mit DSDs zurecht.
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(Normal, Low Latency und High Attenuation) und zwei weitere, diesmal analoge, für DSD (Normal und ein High Attenuation FIR-Filter), alle über Tasten auf der Frontseite abrufbar. Auf Knopfdruck lässt sich zudem die Phase der analogen Ausgänge invertieren – je nach Aufnahme kann das tatsächlich subtile Verbesserungen bringen. Der vierte Schalter auf der Frontseite deaktiviert auf Wunsch die zwei digitalen Ausgänge (coaxial, optisch)für einen puristischeren Signalweg zu erreichen. Die Suche nach einem Lautstärkepoti dürfte indes erfolglos bleiben: Der DA-06 verzichtet konsequent auf jegliche Art einer Pegelregulierung und gibt an seinen Ausgängen eine feste Spannung von 2,35V aus. Zuspieler können sich auf mehreren Wegen mit dem DAC verbinden: Jeweils zwei optische und koaxiale Eingänge stehen neben einem symmetrischen EBU-Eingang zur Verfügung. Wer DSD (und Hochbit-PCM) via USB von Windows-Rechnern abspielen will, benötigt spezielle ASIO-Treiber, welche die PC-internen Protokolle ersetzen. Für Macs kommt die DoP-Methode (DSD over PCM) zum Einsatz, die spezielle Treiber überflüssig macht. Luxman liefert sogar eine DSD-fähige Software mit, die aber nur in Verbindung mit dem DA06 funktioniert.
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LUXUSMANN: Über die dicken 10000-Stromspeicherelkos (1) würde sich so mancher Vollverstärker freuen. Nach der Analogfilterung mit rauscharmen ICs (2) bauen zahlreiche Transistoren (3) Ausgangs-Stromkraft auf. Relais (4) schalten Filter um.
STECKBRIEF
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STEINWAY UND BOESENDORFER Bereits über die unsymmetrischen Ausgänge erschuf der DA-06 eine straffe Abbildung und gefiel wegen seines luftigen Hochtons. Sein wahres Potential zeigte der japanische DAC aber über die XLR-Ausgänge: Musik jeglicher Stilrichtung entfaltete eine schier unbeschreibliche Präzision und Agilität. Den Unterschied zwischen Cinch und XLR kann man sich in etwa so vorstellen: Koax glich einem hervorragend klingenden Steinway-Flügel und XLR einem perfekt gestimmten Bösendorfer. Dabei unterstrich der DA-06 via XLR das Timbre von Instrumenten und schenkte etwa dem derben Sound der Nirvana-Klampfen bei „Smells Like Teen Spirit” eine Qualität, die eher untypisch für dieses Genre ist.
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Zu guter Letzt musste noch geklärt werden, wie gut sich DSD über den Luxman schlägt. Dafür erstellten die AUDIO-Tester eine eigens für diesen Vergleichstest in DSD und in FLAC (24/192) gewandelte Kopie der LP „Moanin´" von Art Blakey. Was Dynamik anging, nahmen sich beide Formate nichts. Die 24-Bit-Version tönte jedoch etwas geschmeidiger – DSD wirkte direkter, intensiver, aber nicht ganz so räumlich wie sein PCMPendant. Bei „Moanin” in der FLAC-Version strahlten Details (wie etwa die Zupfund Griffbrettgeräusche während des Basssolos) prägnanter. Wirklich wichtig aber: Der DA-06 schimmerte mit beiden Digital-Formaten in einem Glanz, den nur Referenzgeräte besitzen.
www. Listenpreis Garantiezeit Abmessungen B x H x T Gewicht
LUXMAN DA-06 TCG Handels GmbH 0 59 21 / 78 84 92 7 luxman.de 5000 Euro 2 Jahre 44 x 9,2 x 40 cm 11 kg
DIGITAL IN/OUT USB Host / Stream / iPod Bluetooth / Codecs Cinch/optisch/BNC/AES Digitalausgang
–/•/– –/– •/•/–/• 2 (optisch, koax)
AUSGÄNGE Cinch / XLR Pegel regelbar schaltb. Digitalfilter
1/1 – •
Vertrieb
AUSSTATTUNG Fernbedienung Anzeige kHz / Bit max. Abtastrate Besonderheiten
– •/• 384kHz Phase umschaltbar, Digitale Filter für PCM und analoge für DSD.
AUDIOGRAMM
Klang Cinch Klang XLR Ausstattung Bedienung Verarbeitung
Å Feinauflösende Abbildung, neutraler Klang, unkomplizierter Anschluss an Computer. Í– 130 135 sehr gut sehr gut sehr gut
KLANGURTEIL PREIS/LEISTUNG
135 PUNKTE SEHR GUT
MESSLABOR Hoher Ausgangswiderstand via Cinch (308Ω) und über XLR (595Ω). Überragender Störabstand von 127dB über den symmetrischen Ausgang und 124dB über Koax. Durchschnittliche Jitter-Werte am koaxialen Eingang (314ps), die aber der USB-Eingang mit 546ps überbieten kann (Abb. 1). Mustergültige Klirramplitudenmessung (o. Abb). www.audio.de ›08/2013
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MYTEK STEREO192-DSD DAC UM 1500 EURO Damit Abhör-Komponenten bei Tontechnikern gut ankommen, müssen sie nicht unbedingt gut aussehen, sollten aber auf jeden Fall neutral klingen. Ein Elektronik-Spezialist erfüllt offensichtlich dieses Kriterium – zumindest hält er in vielen Tonstudios den Kult-Status inne: Mytek Digital. Das in zwei Ländern agierende Unternehmen (Entwicklung in den USA, Fertigung in Polen) genießt einen exzellenten Ruf, ist aber in HiFi-Kreisen eher ein Geheim-Tipp. Mytek wurde 1992 von Michal Jurewicz gegründet, der davor in den besten Tonstudios New Yorks arbeitete. Bei der Entwicklung seiner DACs sammelte Jurewicz auch in Sachen Ein-BitWandlung massig Know-How: 2001 beauftragte ihn Sony mit der Entwicklung DSD -SOF TWARE FÜR PC-USER
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eines DSD-Recorders. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse flossen auch in zwei Mytek-Produkte ein: dem achtkanaligen Studio-Wandler und dem neuen, zweikanaligen Stereo192-DSD DAC, den es in drei Varianten gibt. Die Ausführungen Black- und Silver-Preamp haben einen Eingang für analoge Zuspieler, das AUDIO-Testgerät – die Black Mastering Version – verzichtet darauf, bietet dafür aber BNC-Eingänge als S/PDIF-Schnittstelle, über die DSD-Signale in den Wandler geschickt werden können. Das ist hilfreich, will man DSD-Musik von einem 1-Bit-fähigen Recorder direkt, also ohne Zwischenstopp über einen Computer, an den Mytek übertragen. DSDDaten gelangen aber auch über einen Firewire-Anschluss oder via USB zum
FOOBAR 2000: Eine weitere vollwertige Abspielsoftware für PCs, die mit DSD-Dateien zurecht komm t, ist der kostenlose Foobar-Player. Dafür muss man lediglich ein zusät zliches PlugIn installieren, das es ebenfalls umsonst gibt. Download unter : www.foobar200 0.org
DAC. Für die problemlos Kommunikation mit möglichst vielen Rechnern stehen gleich zwei USB-Ports bereit (USB 1.1 und 2.0): Dank 1er-USB kommt der Mytek-DAC vollkommen treiberlos mit Mac und PC zurecht – unterstützt dann aber maximal 96 kHz. Um das volle Potential nutzen zu können (Hochbit-PCM bis 192kHz bei 24Bit oder eben DSD), muss der Mytek an USB 2.0 -Schnittstelle oder Firewire andocken. Dafür sind eigene Treiber nötig, selbstverständlich Teil des Lieferumfangs. Einzig die USB-Installation am Test-Mac (OSX 10.8) verlief nicht reibungslos und der DAC wurde nicht erkannt – via Firewire traten indes keine Probleme auf. Momentan unterstützt der Mytek DSDs mit 2,8224 MHz. Mit einer neuen FirmwareVersion (zur Zeit in Arbeit) könnte bald auch DSD128 möglich sein, zumal der Prozessor-Chip auch dies mühelos bewältigen könnte. Neben USB und Co. bietet der Mytek auch einen Coax-Eingang, ein optisches Toslink-Türchen und eine AES-Buchse als digitale Verbindungs-Pforte an. Über Wordclock In- und Outputs in Studio-typischer BNC-Ausführung kann ein externes Takt-Signal oder die DAC-interne Clock einem anderen Gerät übertragen werden. Ein hochmoderner ES90165 aus der nagelneuen Sabre32-Ultra-DAC-
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FÜR ALLE ETWAS DABEI: Der nagelneue Sabre32-Chip (1) ist ein 32bit-ler und kann im Mytek bis 192kHz wandeln. Ein Altera Cyclon III (2) nimmt die Rolle der FPGASchaltzentrale ein, bevor es zum DAC geht. Das Kopfhörer-Signal durchläuft eine eigene Ausgangsstufe (3).
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STECKBRIEF
1 www. Listenpreis Garantiezeit Abmessungen B x H x T Gewicht
MYTEK 192STEREO-DSD DAC Pro Audio Services 0611 / 20 56 03 1 mytekdigital.com 1500 Euro 2 Jahre 21,9 x 25 x 25 cm 1,5 kg
DIGITAL IN/OUT USB Host / Stream / iPod Bluetooth / Codecs Cinch/optisch/BNC/AES Digitalausgang
–/•/– –/– •/•/•/• –
AUSGÄNGE Cinch / XLR Pegel regelbar schaltb. Digitalfilter
1/1 • •
Vertrieb
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Linie von ESS ist für die D/A-Wandlung verantwortlich. Für den Anschluss an eine Kette (etwa an einer Vorstufe oder direkt an Aktiv-Boxen) gibt es an der Black Mastering Edition symmetrische XLRBuchsen. Wer Wert auf Cinch-Ausgänge legt (oder einen analogen Eingang benötigt) nimmt am besten die PreampVersion – dann muss man aber auch auf die kultigen Aussteuerungs-LEDs verzichten. Der Ausgangs-Pegel wird auf digitaler Ebene, direkt im DAC-Chip angepasst. Per Relais kann man die Lautstärkeregelung aber komplett abschalten, was besonders Freunde des puristischen Signalwegs erfreut – das Poti wirkt dann nur noch auf den KopfhörerOut. Das logisch aufgebaute Menü mit vielen Einstelloptionen hätte indes ein höher auflösendes Display verdient.
PRÄZISE UND DOCH CHARMANT Der Mytek beeindruckte von Beginn an durch sein akkurat-detailreiches Spiel. Im Vergleich zum ähnlich teuren Chord (siehe S. 52) wirkte seine Abbildung (am Cinch-Out) tiefer, breiter und insgesamt stimmiger. Über die symmetrischen XLR-Ausgänge zeigte er sich straffer und etwas druckvoller im Tiefton – blieb aber in jeder Lage seiner kompromisslos genauen Art treu. Dennoch wirkte der 192Stereo-DSD DAC nie steif und nüchtern, sondern entwickelte einen geradezu kumpelhaften, charmanten Charakter. DSDs klangen etwas räumlicher und sonorer als ihre PCM-Pendants, die dafür aber dynamischer, irgendwie natürlicher wirkten, und bei den Testern deswegen auch besser ankamen.
AUSSTATTUNG Fernbedienung Anzeige kHz / Bit max. Abtastrate Besonderheiten
– •/• 192kHz DSD-fähig, Firewire-Anschluss, DSD-Ins via BNC, Kopfhörerausgang.
AUDIOGRAMM
Klang Cinch Klang XLR Ausstattung Bedienung Verarbeitung
Å Präziser Klang, schnelles Timing, viele Anschlüsse. Í Keine Fernbedienung, USB-Treiber bei MAC 120 125 überragend befriedigend gut
KLANGURTEIL PREIS/LEISTUNG
125 PUNKTE SEHR GUT
MESSLABOR Der Frequenzgang des Mytek 192Stereo-DSD DAC verläuft brettgerade (Abb 1). Der Ausgangswiderstand an Cinch beträgt 76Ω (XLR 149Ω) mit einem Störabstand von 107dB. Hoher Jitter-Wert über USB mit 1565ps der am koax sogar auf 2342ps klettert (Abb. 2). Die Klirramplitude zeigt eine Betonung von K2 und K3. www.audio.de ›08/2013
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AURALIC VEGA UM 3300 EURO Der Auralic Vega ist mehr als nur ein D/A-Wandler: Dank einer ausgeklügelten Ausgangsschaltung soll er in einer klassischen HiFi-Kette auch als vollwertige digitale Vorstufe fungieren. Das will ein besonders leistungsstarkes Ausgangs-Modul namens „Orfeo” ermöglichen, das Auralics Firmenmitbegründer und Chefentwickler Xuanqian Wang konzipierte. Das Orfeo arbeitet in klassischer Class-A-Manier und und basiert auf dem Schaltungsplan der legendären Tonstudio-Konsole Neve 8078 von Elektronik-Pionier Rupert Neve. Wie beim Original kommen auch im Orfeo ausschließlich auf Linearität ausgewählte Bauteile zum Einsatz, deren Positionierung sie gegen elektronische und thermische Interferenzen schützt. Der Auf-
bau des überdimensionierten Ringkerntrafos soll eine Abschottung vor elektromagnetischen Feldern und vor Einstreuungen benachbarter Baugruppen erreichen. Hierfür nutzt Auralic eine dreifache Abschirmung: eine innere Isolierung zwischen Primär- und Sekundärwicklung, sowie zwei äußere, von denen eine sogar aus teurem Mu-Metall besteht. Mu-Metall hat den großen Vorteil, dass es eine große elektromagnetische Abschottung erreicht, ist dafür aber sehr aufwendig in der Herstellung. Der Vega unterstützt nicht nur die Wiedergabe von Hochbit-PCM (bis 384kHz), sondern spielt auch DSD-Streams mit 2,8224 MHz und sogar mit 5,6448 MHz (alias DSD128) ab. Die dafür erforderliche rechenintensive Arbeit übernimmt
DSD -SOF TWARE FÜR MAC -USER AUDIRVANA PLUS: Ein beliebtes DSD-fähiges Abspieltool heißt „Audirvana” und koste t 59 Euro. Die Bedienung ist sehr einfach obwohl das Programm viele praxisorientierte Einstellungen erlaubt. Download: www. audir vana.com
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ein Sanctuary-Prozessor, der beachtliche 1000 MIPS (Millionen Arbeitsbefehle pro Sekunde) leisten kann. Intern rechnet der Chip alle eintreffenden PCM-Signale zunächst einmal auf 1,5 MHz und 32bit hoch, um eine höhere Nyquist-Grenze zu erreichen. Damit erhofft man sich eine genauere und vor allem detailreichere Rekonstruktion der Audio-Informationen. Für eine Jitter-arme Wiedergabe liefert eine Clock ein präzises Taktsignal und macht gleichzeitig unerwünschtem Phasenrauschen den Garaus. Gleich vier verschiedene Arbeitsmodi stehen bei der Clock zur Auswahl, erreichbar über das Menü: Die Option „Auto” stellt die Signalqualität fest und wählt den optimalen Betriebsmodus. „Exact” steht nur bei hochauflösendem Audio-Material zur Verfügung und sollte wegen der enormen Datenmenge nur mit modernen Computern benutzt werden. Der Anschluss an einen Mac-Rechner verläuft spielend: einstöpseln und fertig! Für PCs benötigt man hingegen extra Treiber-Software, die Auralic natürlich kostenlos (auf www.auralic.com) zum Download bereitstellt. Über den Dreh/Druck-Schalter auf der dicken Frontplatte zappt man flott durch das Menü des Vega über das gute und konstrastreiche Display. Dort wählt
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ARBEITSAUFTEILUNG: Der DSDfähige USB-Chip (1) gibt eintreffende Streams an den Sanctuary-Chip weiter (2). Dieser rechnet das Signal intern auf 1,5MHz und 32bit hoch. Die analoge Ausgangsstufe (3) ist einem Neve-Pult nachempfunden.
2 STECKBRIEF
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man unter anderem auch den gewünschten Eingang aus. Neben USB stehen die alle weiteren wichtigen digitalen Anschluss-Wege wie optisch, koaxial oder symmetrisch via AES/EBU zur Verfügung. Die gewandelten analogen Signale verlassen den Vega entweder über ein Cinch-Buchsenpärchen oder via störungsunempfindlicheren XLR-Türen. Das USB-Modul haben die Entwickler gleich in einen separaten Chip ausgelagert, um elektromagnetische, von Computern verursachte Einstreuungen – besser bekannt als PC-Dunst – geschickt zu umgehen.
VIVA LAS VEGA Auffällig beim Hörtest: Der Auralic klang mit FLAC-Dateien minimal offener als mit DSDs. Die Klangfarben der Instru-
mente (etwa im Intro von „Along Came Betty” von Art Blakey) wirkten insgesamt intensiver und lebendiger. Die DSD-Versionen hatten hingegen eine, wenn auch eher marginale, homogenere Abbildung mit einer gefühlt tieferen Raumdarstellung. Über die XLR-Ausgänge nicht ganz so feingliedrig wie der Luxman, zeigte der Auralic dennoch eine enorme Detailtreue. Das Timbre der Basstrommel im Intro von Cougars „Rhinelander” (aus dem Album Patriot) kam besonders gut zur Geltung und hatte einen ordentlichen Bumms. Dabei ging der DAC mit einer derart lässigen Art zur Sache, dass die Tester sich schnell einig waren: Der Auralic ist ein sympathisches Multitalent, das klanglich mühelos, selbst mit deutlich teureren Mitbewerbern konkurrieren kann.
www. Listenpreis Garantiezeit Abmessungen B x H x T Gewicht
AURALIC VEGA audioNEXT 0 201 / 50 73 95 0 audionext.de 3300 Euro 2 Jahre 33 x 6,5 x 23 cm 3,3 kg
DIGITAL IN/OUT USB Host / Stream / iPod Bluetooth / Codecs Cinch/optisch/BNC/AES Digitalausgang
–/•/– –/– •/•/–/• –
AUSGÄNGE Cinch / XLR Pegel regelbar schaltb. Digitalfilter
1/1 • •
Vertrieb
AUSSTATTUNG Fernbedienung Anzeige kHz / Bit max. Abtastrate Besonderheiten
• •/– 384kHz DSD-Kompatibel (DSD64 und DSD128)
AUDIOGRAMM
Klang Cinch Klang XLR Ausstattung Bedienung Verarbeitung
Å Detailreiche Abbildung, klingt neutral und sehr musikalisch zugleich, Fernbedienung. Í– 130 130 sehr gut sehr gut sehr gut
KLANGURTEIL PREIS/LEISTUNG
130 PUNKTE SEHR GUT
MESSLABOR Der Frequenzgang des Vega ist kerzengerade und breitbandig (1). Mit 126dB Störabstand einer der rauschärmsten DACs, die das Labor je gemessen hat. Der Ausgangswiderstand ist extrem niedrig (XLR 0,4Ω). Niedriger Jitter-Wert, der mit 148ps (koaxial) am Rand des Möglichen liegt (Abb. 2). Klirr findet sich praktisch keiner. www.audio.de ›08/2013
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CHORD CHORDETTE QX UM 1280 EURO Das Spannende an der DSD-Technik ist die Einfachheit der Signalbearbeitung. Für eine Rekonstruktion des Analogsignals würde theoretisch ein simpler Tiefpassfilter genügen, der das bei der Wandlung entstehende Rauschen entfernt (ein einfaches Noise-Shaping verlagert Rauschen in einen für Menschen nicht wahrnehmbaren Frequenzbereich, der Filter schneidet dieses Band ab). Passend zur relativ simplen Wandlung von DSD-Dateien erscheint die ebenfalls auf ein Minimum reduzierte Ausstattung des Chord Chordette QX als besonders treffend: Die Front ist blank – keine Schalter und kein Lautstärkepoti. Nur die Rückseite zeigt einige wenige Ausstattungsmerkmale: Neben einem analogen Cinch-Ausgang warten ein op-
tisches und ein koaxiales (via BNC) Digitaltürchen sehnsüchtigst auf eintreffende Signale. Hierarchisch über diesen beiden sitzt der USB-Eingang: Wenn sich ein Computer via USB mit dem Chord verbindet, wird diesem Signal eine höhere Priorität eingeräumt (und Koax ist analog dazu „wichtiger” als der optische Eingang). Eine manuelle Eingangswahl gibt es also nicht. Ein nettes, optisches Gimmick ist die Beleuchtung im Chord: Je nach anliegender Abtastfrequenz ändert sich die Farbe, die durch das kleine Bullauge auf der Gehäuseoberseite strahlt. Der Chordette QX unterstützt Hochbit-PCM-Signale mit einer maximalen Auflösung von 192kHz bei 24Bit. Dafür sind jedoch für PC wie auch Mac spezielle Treiber nötig,
DSD -SOF TWARE FÜR MAC -USER PUREMUSIC: Koste t 106€ . Das reizvolle ist, dass sich das Programm an iTunes „heftet”. Somi t stehen alle Funk tionen des Apple -Players zur Verfügung – plus die Vorzüge, die PureMusic biete t. Download: www. channld.com/puremusic
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die Chord mitliefert. Nach deren Installation ist auch die Wiedergabe von DSDDateien möglich. Die Übertragung findet dabei im bewährten DoP-Verfahren (DSD over PCM) statt, einem universellen Übertragungsstandard. Dabei gaukelt das Abspielprogramm dem Computer vor, dass es sich beim DSD-Stream um ein PCM-Signal handle. Der Rechner gibt dieses dann bereitwillig an den externen DAC weiter, der den Datenstrom als DSD erkennt und entsprechend wandelt. Leider unterstützt der Chord (bislang) nur DSD64, also mit einer Samplingfrequenz von 2,8224MHz. Technisch gesehen weist aber selbst das „einfache” DSD-Format einen großen Vorteil gegenüber seinem PCM-Pendant auf: Gerade bei niedrigen Lautstärken können bei 16-Bit-Technik häufiger Quantisierungsfehler auftreten. DSD-Technik arbeitet aber nicht mit Quantisierungen, weshalb keine Verzerrungen entstehen. Und dank seiner hohen Abtastfrequenz erreicht DSD bei leisen Pegeln eine bessere Auflösung. Jedenfalls theoretisch...
FEINSCHMECKER Denn in der Praxis sah es anders aus – beziehungsweise hörte sich anders an: Zunächst einmal waren die DSD-Files leiser als ihre FLAC-Versionen, was bei
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ZWILLINGE: Der Chordette QX ist identisch aufgebaut wie der QuteHD (1), hat nur ein anderes Gehäusedesign. Neun LEDs sorgen für die Party-Beleuchtung (2) durch das Bullauge. Ein Spartan-Chip von Xilinx leistet die nötige Rechenpower (3) und kommt mit 32/384er-Signalen zurecht, was ein späteres Firmware-Update vielleicht nutzen wird. Das Chord-DAC-Array bestehet aus vier D/A-Chips (4).
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CHORD CHORDETTE QX Dynaudio International 0 41 08 / 41 80 0 chord-electronics.co.uk 1280 Euro 5 Jahre 16 x 5 x 7 cm 0,5 kg
DIGITAL IN/OUT USB Host / Stream / iPod Bluetooth / Codecs Cinch/optisch/BNC/AES Digitalausgang
–/•/– –/– •/•/–/– –
AUSGÄNGE Cinch / XLR Pegel regelbar schaltb. Digitalfilter
1/– – –
AUSSTATTUNG Fernbedienung Anzeige kHz / Bit max. Abtastrate Besonderheiten
– –/– 192kHz DSD64
Vertrieb
buntgemischten Playlists mit unterschiedlichen Formaten zwar etwas nervte, aber nicht kriegsentscheidend war. Dass im Vergleich zu den anderen DACs im Testfeld DSD über den Chord zurückhaltend klang schon eher: Bei Art Blakeys „Are You Real?” wirkten die Bläser, als hätten sie sich während der Aufnahme von den Mikros leicht abgewandt. Ein-Bit-Musik schien eine geringere Höhen-Auflösung zu liefern, was eine leicht geschrumpfte Abbildungstiefe ergab. Mit den gleichen Stücken im PCM-Format hingegen zeigte sich der Chordette QX von einer ganz anderen, vorzüglichen Seite und spielte nun so, wie man es von einem Chord erwarten kann: Der Klang tönte straffer, hatte genaueres Timing, zeigte eine große, natürliche Bühne und war feiner strukturiert.
FAZIT Alexandros Mitropoulos AUDIO-Redakteur
Während dieses Tests kam ich zu dem Schluss, dass DSD nicht zwangsläufig besser oder schlechter klingt als 192KHz-PCM. Viel mehr kommt es auf den DAC an: Der Chord klingt mit 24BitPCM deutlich offener und präziser als mit 1-Bit-Musik. Beim Mytek, der erstaunlich viel DAC fürs Geld bietet, verhält es sich (wenn auch nicht ganz so extrem) ähnlich. Auralics Vega und der Luxman DA06 beeindrucken hingegen mit beiden Formaten.
AUDIOGRAMM
Klang Cinch Klang XLR Ausstattung Bedienung Verarbeitung
Å Verarbeitung, präzise, hochauflösende Abbildung von Hochbit-PCM. Í DSDs klingen etwas weicher als PCMs. 115 – gut gut sehr gut
KLANGURTEIL PREIS/LEISTUNG
115 PUNKTE GUT
MESSLABOR Der Frequenzgang des Chord verläuft absolut gerade (1). Sein Ausgangswiderstand beträgt 68Ω. Guter Störabstand von 116dB. Der Jitter über den Koax beträgt vorbildliche 170ps (über USB 284ps). Leicht hektische Oberwellen im Klirrspektrum (o. Abb.) bei 96kHz und 192kHz. K4 dominiert stellenweise die erste Oberwelle. www.audio.de ›08/2013
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