Der Moment 2011 - Ausgabe 1

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Der Tag

Zeitung zum Kongress

:: Einblick: Was in den einzelnen Tracks diskutiert wird :: Ăœberblick: Termine, Tipps & alles Ăźber Hallstatt :: Weitblick: Welche Diskurse am Kongress noch laufen


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Verehrte LeserInnenschaft!

Der Tag

Inhalt GLEICHES RECHT – TRACK 7 Vor dem Gesetz sind alle gleich? Wie das in der Praxis aussieht, zeigen Beispiele aus der Arbeitswelt, der Integrationsdiskurs oder die Obsorgedebatte. ...mehr auf Seite 6

WIR UND DIE ANDEREN – TRACK 4 Wie die Konstruktion einer „Wir“-Gruppe, die sich „die Anderen“ aussuchen darf den Integrationsdiskurs verschärft. ... mehr auf Seite 4

HALLSTATT GOES GUANDONG Da hat es die HallstätterInnen fast vom Stockerl gehaut. Ihr Dorf soll 1:1 in in der südchinesischen Provinz Guandong nachgebaut werden. Schmäh ohne. ... mehr auf Seite 7

IMPRESSUM:

Momentum - Verein für kritische Wissenschaft und Politik Redaktion: Yussi Pick, Theresia Aigner, Dominik Gries, Sylvia Kuba, Sophie Wollner. Layout: Gerhard Schmadlbauer, Fotos: Daniel Novotny.

So viele Beiträge - so wenig Zeit. Wer am MomentumKongress in einem spannenden Track sitzt, fragt sich oft, ob ihm/ihr in den anderen Workshops nicht gerade jede Menge spannende Ideen und neue Konzepte entgehen. Als Redaktionsteam der Kongresszeitung „Der Moment“ verstehen wir diese Neugier voll und ganz. Unsere Mission lautet deshalb: Beiträge von TeilnehmerInnen aus allen Tracks vorzustellen und einen Überblick zu schaffen, welche Themen bearbeitet, welche Diskussionen geführt und welche Konzepte am Kongress entwickelt werden. Damit wollen wir auch den Anstoß zu weiterer Vernetzung liefern. Außerdem findest du in der Zeitung jede Menge nützliche

Informationen: Vom Internetzugang bis zum Mittagessen – wir recherchieren die besten Tipps, um das Kongressleben so angenehm wie möglich zu machen. Und weil man ja bekanntlich von Wissenschaft und Politik allein nicht gut leben kann, soll auch der Spaß nicht zu kurz kommen. In der Kongresszeitung informieren wir dich deshalb tagesaktuell über das Rahmenprogramm, Lesungen, Partygeschehen und Co. Kurz gesagt: Wir haben der Angst etwas zu verpassen den Kampf angesagt und hoffen, dich dabei gut zu unterhalten. Die Redaktion: Sylvia Kuba, Dominik Gries, Desi Aigner, Yussi Pick, Sophie Wollner

Was zum Teufel ist ein „Momentum“? Obama hat es zum Präsidenten gemacht und jetzt will es jeder haben. Wie es sich für einen ordentlichen Begriff gehört, ist er ursprünglich lateinisch und bedeutete: Augenblick, Bewegung, Schwung. Im Englischen ist es die Bezeichnung für die physikalische Größe Impuls und der Brockhaus definiert es als Einflussfaktor oder Gesichtspunkt.

Wikipedia weiß von einem gleichnamigen Film über ein militärisches Geheimprojekt, ein Verfahren zur Charakteranalyse und Teile der Neuroinformatik. Und eben auch: „politisch-wissenschaftlicher Kongress im oberösterreichischen Hallstatt“, der Impulse setzen will – für Wissenschaft, Politik und Gesellschaft“. Das wären dann wir. (SK)


Kongress

Feedback Momentum ist kein Newcomer mehr, sondern findet bereits zum vierten Mal statt. Letztes Mal wurden die TeilnehmerInnen am Ende des Kongresses per Fragebogen um ihre Meinung zum Spektakel gebeten. Das Ergebnis ist sehr erfreulich: 96 Prozent gaben an, dass Momentum das Ziel, ein Ort für kritischen Diskurs zu sein, erreicht hat. So wirklich ge-

langweilt hat sich offenbar auch niemand: 0 Personen haben den Kongress als uninteressant bewertet. Das gilt auch für die Diskussionen in den Tracks: Rund 20 Prozent hätten sogar gerne noch länger diskutiert. Die meiste Kritik gab es am Rahmenprogramm: Die Podiumsdiskussion konnte nicht alle TeilnehmerInnen begeistern und auch an der Keynote gab es

Kritik. Und: Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen verlangen mehr Essen: 14 Befragte merkten an, während der Tracks mehr Verpflegung zu wollen. Insgesamt scheint Momentum 2010 aber einen sehr guten Eindruck hinterlassen zu haben. 97 Prozent wollten wieder kommen. Mal sehen, wieviele wir tatsächlich heuer wieder treffen. (SK)

Auszeit für Bewegung In Hallstatt ringen jährlich an die 230 Menschen um die richtigen Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen. Darum dass die Diskussionen nicht abebben und die Momentum-Idee weitergetragen wird, kümmert sich das achtköpfige Kongressteam. Der Moment hat einige Teammitglieder befragt. Auch zwischen den Kongressen wird eifrig diskutiert – das Thema fürs nächste Mal, die Ausrichtungen der Tracks, die passende Abendgestaltung. Teammitglied Ludwig Dvorak: „Ein heißes Eisen war die Entscheidung, zwei neue Zeitschriften-Formate aus der Taufe zu heben.“ Warum eigentlich Momentum? „Das steht für Eigendynamik, für Bewegung, die Momentum in politische Diskurse und Prozesse einspeisen möchte. Andererseits weil darin auch der „moment“ steckt, die Auszeit, die erforderlich ist, um sich tiefergehend mit Inhalten

auseinanderzusetzen“, sagt Leonhard Dobusch, der seine Aufgabe vor allem darin sieht, „jene TeilnehmerInnen zu vernetzen, die im Wissenschaftssystem ums Überleben kämpfen“. Nachdem die Reihe der vier sozialdemokratischen Grundwerte nun abgeschlossen ist, stellt sich die Frage: unter welchem Dach können nächste Kongresse stattfinden? „Partizipation, daran müssen wir arbeiten“, sagt Stefanie Grubich, die unter anderem für den Web 2.0-Auftritt zuständig ist. Für 2012 hat sich das Team auf

„Demokratie“ geeinigt – und ist zufrieden. Wie es danach thematisch weiter geht, das wird noch heftig diskutiert. Und was ist Momentum in zehn Jahren? „Ein etabliertes Forum zum Austausch von Gedanken und Ideen. Also insgesamt: so wie jetzt. Nur noch besser“, meint Kongresspräsidentin Barbara Blaha. Und dazwischen erfüllt sie ihre Lieblingsaufgabe: „In einer Art missionarischem Modus den Menschen von Momentum und der Idee dahinter erzählen, davon was wir hier machen – und sie dafür begeistern.“ (SW) SEITE 3


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Der Tag

Sobald Menschen nicht mehr anhand von Ethnizität und Relegion kategorisiert werden, sind ihre Probleme plötzlich nicht mehr so einzementiert.

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The Others

In der Integrationsdebatte wird eine angeblich homogene „Wir-Gruppe“ den „Anderen“, die zu uns wollen, gegenübergestellt. Sonja Fercher erklärt in ihrem Beitrag, wie diese Konstruktionen benutzt werden, um MigrantInnen gleiche Rechte zu verwehren. “Wir” und “die Anderen” ist das Grundgerüst, das hinter jeder Integrationsdebatte steckt. Dabei wird ein „wir“ als homogene Gruppe der – angeblich einheimischen – ÖsterreicherInnen und ein „die Anderen“ als ebenso homogene AusländerInnen/Flüchtlinge/AsylwerberInnen/MigrantInnen konstruiert. Sonja Fercher, Chefredakteurin beim ZARA Rassismus Report 2009 und 2010, diskutiert in ihrem Beitrag, inwieweit eine Neukonstruktion der Begriffe Gleichheit und Differenz zu einem Verständnis von Integration führen kann. Die derzeitige Debatte und Gesetzeslage, so Fercher, basiert auf einer Schieflage: Einerseits wollen „wir“ „die“ aussuchen, die sich gleich ge-

macht haben und konstruieren dabei eine Aufnahmegesellschaft in ihrer angeblichen Homogenität, andererseits wird MigrantInnen die Gleichberechtigung durch ein strenges StaatsbürgerInnenschaftsrecht lange verweigert. Tatsächlich ist der Begriff der Gleichheit der Opponent eines progressiven Integrationsdiskurses, der, so die Autorin, viel mehr unter der Perspektive der Vielfalt diskutiert werden müsse. Sobald Menschen nicht mehr anhand von Ethnizität und Religion kategorisiert werden, sind ihre Probleme plötzlich nicht mehr so einzementiert wie sie vorher schienen. Als Beispiel nennt Fercher Arbeitslosigkeit: Zwar sind MigrantInnen stärker von Arbeitslosigkeit

betroffen aber „nicht weil sie MigrantInnen sind, sondern weil sie in Branchen arbeiten, die stärker von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Fercher plädiert für diese grundlegende Veränderung des Standorts um eine Diskursveränderung herbei zu führen. Die Sozialdemokratie tue gut daran, im Diskurs die ethnische Brille ab- und ein Denkmodell entlang von sozialen Schichten anzulegen, das Probleme lösbar macht. Als Lösungsansatz nennt Fercher vor allem den Bildungsbereich und im speziellen die Einführung der Gesamtschule. Über diesen Weg führt sie den Begriff der Gleichheit wieder in die Integrationsdebatte ein: Nämlich in Form der Chancengleichheit. (YP)

Empörungsbewirtschaftung Paul Aigner konstantiert in seinem Beitrag, dass Politik daraus besteht, dass sich die AkteurInnen gegenseitig Verstrickung in Skandale vorwerfen und fragt angesichts zunehmender Skandalisierung und Personalisierung von Politik: Was tun? Das Verhältnis von BürgerInnen, Parteien und PolitikerInnen untersucht der Tiroler Paul Aigner in seinem Beitrag “Personalisierung und Politik.” Dabei diskutiert er, ausgehend von der Debatte in Innsbruck, inwieweit ein Fokus auf Personen, der “gemeinsam mit SEITE 4

der Stärkung direktdemokratischer Elemente so häufig als Rezept gegen Politikverdrossenheit genannt wird, tatsächlich eine Stärkung der Demokratie“ sei. Mit prägnanter Feder führt uns Aigner durch die Definitionen von Personalisierung und arbeitet

sich an Colin Crouchs Begriff der Postdemokratie ab, der als eine von vielen Elementen eine Entkoppelung der politischen Eliten von BürgerInnen bei gleichzeitiger Verknüpfung der politischen mit der wirtschaftlichen Elite attestiert. Der österreichisch geschulten


Schwerpunkt: Track 4 Leserin gibt er dann einen Begriff mit auf den Weg, der sie befähigt, die innenpolitische Lage mit einem Kompositum zu beschreiben: „Empörungsbewirtschaftung.“ Der von der Schweizerin Gret Haller geprägte Begriff beschreibt eine Politik “als eine Abfolge von Skandalen, die sich die handelnden AkteurInnen gegenseitig vorwerfen.” Per-

sonalisierung von Politik ist für Haller eine Strategie mit Unsicherheit umzugehen. Da aber Personalisierung „starke Sprüche“ und „einfache Lösungen“ inne wohnen, die Erwartungen schüren, die in einer komplexen Welt nicht erfüllt werden können, entsteht noch mehr Verunsicherung. „Personalisierung und Verunsicherung verstärken

sich also gegenseitig. Für die Demokratie heißt das: Gefahr in Verzug. Und der Autor Aigner stellt zur Diskussion, wie man diesen demokratiefeindlichen Tendenzen entgegen wirken kann und konfrontiert seine Track-KollegInnen mit der Frage: „Was können Gleiche unter Gleichen für mehr Gleichheit auf der politischen Bühne tun?“ (YP)

Zerrbilder des Widerstands Auch Literatur über politische Aktivität reproduziert sozial gemachte Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Cathrin Hermann hat untersucht wie sich Rollenbilder auf die Forschungsliteratur auswirken zum politischen Widerstand auswirken. „Von mutigen Helden und helfenden Frauen“ - so betitelt beginnen Cathrin Hermanns Überlegungen zu den Geschlechterbildern in der Literatur über den Widerstand, am Beispiel zweier Widerstandsgruppen: der katholisch-konservativ verorteten Österreichischen Freiheitsbewegung um den Augustinerchorherren Roman Karl Scholz und die Tschechische Sektion der KPÖ. Die Autorin will zeigen, dass sich zeitgenössisch geprägte Geschlechterbilder auf die jeweilige Forschungsliteratur auswirken. Was die österreichische Geschichtsschreibung betrifft, bedeutet das auch eine Korrelation mit dem jeweils vorherrschenden Gesellschaftsbild. In der Literatur der unmittelbaren Nachkriegszeit bis hin zum umfassenden Werk Wolfgang Neugebauers aus 2008 werden die Darstellungen der beiden Widerstands-

gruppen analysiert. Klar will Hermann erkennen, dass die Darstellung der Rollenaufteilung in der Literatur eher dem stereotypen Verständnis der Geschlechter bis in die 1970er Jahre als der tatsächlichen (heute rekonstruierbaren) Kompetenzverteilung entspricht. So werden in frühen Werken Männern die aktiveren und strategischen Tätigkeiten zugeschrieben, Frauen werden zwar „unterstützend“ eingesetzt, ihnen bleiben Hintergrundtätigkeiten. In späteren Texten, wie Neugebauers Darstellung Österreichischer Widerstand (2008) oder Erika Thurners Hans Marsalek - Der Weg eines Wiener Tschechen ins KZ (1989) hat sich die Geschlechterforschung bereits niedergeschlagen, wobei Thurners Darstellung von Frauen und Männern als besonders egalitär herausgestrichen wird. Fazit: Die Autorin weist

darauf hin, dass in den untersuchten Darstellungen ein „verzerrtes Bild beider Widerstandsgruppen transportiert“ wird. Durch Reflexion der Bedeutung von Geschlechterbildern könnte das - so die Autorin - vermieden werden. (TA)

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Der Tag

Die UN-Website zum Thema Menschen mit Behinderung findet sich unter www.un.org/disabilties/

Für die explizite Nennung von Frauen setzte sich Johanna Dohnal mit viel Mühe ein. Im Jahr 1988 wurde in Art 7 B-VG das subjektive Recht auf Verwendung weiblicher Amtsbezeichnugen verankert.

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Schwerpunkt: Track 7

Gleiches Recht Gleichberechtigung auf dem Rechtsweg? Im Track „Gleichheit im Recht“ wird die Umsetzung des Versprechen geprüft. Etwa am Beispiel von Obsorgedebatte, Integrationspolitik und Arbeitswelt. Abseits von physischen Barrieren haben Menschen mit Behinderung in der Arbeitswelt mit – zum Teil versteckten Hürden zu rechnen. Maria Osterkorn hat sich die Umsetzung des Artikels 27 (Arbeit und

Beschäftigung) der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen angesehen. So haben hörberhinderte Menschen durch fehlenden bilingualen Unterricht geringere berufliche Chancen und Frauen mit Behinderung erfahren oftmals Mehrfachdiskriminierung. Viele weichen auf einen Ersatzarbeitsmarkt aus: Werkstätten oder „fähigkeitsorientiertes Arbeiten“. Was nach einem guten Ansatz für Integration klingt, ist für viele eine Falle: Die Beschäftig-

ten sind nicht sozialversichert, scheinen nicht in der Statistik des Arbeitsmarktservice auf und gesetzliche ArbeitnehmerInnenrechte haben für sie keine Geltung. Bei der Umsetzung der UN-Konvention fehlt

in vielen Bereichen das Wissen über die konkrete Bedeutung von Barrierefreiheit. Der Ausblick: Mit Spannung wird der Nationale Aktionsplan für Menschen mit Behinderung 2011-2020 erwartet. Wenn Sprache Rechte schafft Sabine Gatt und Caroline Voithofer stellen in ihrem Beitrag Überlegungen an, wie sich Gleichbehandlung im Rechtsstaat niederschlägt und unterschiedliche Machtverhältnisse und Ausschlussmechanismen

stabilisiert – beispielsweise im Integrationsdiskurs. Sprache, Diskurs und Rechtsetzung sind eng miteinander verbunden. „Sprachkompetenz wird im Diskurs mit Integration gleichgesetzt“, so die Autorinnen. Sie beschreiben, wie verpflichtende Sprachkurse als „nationalpädagogisches Machtinstrument“ wirken und teils in Emanzipationsmaßnahmen für Frauen umgedeutet werden. Die Kritik der Autorinnen: Die Annahme, dass Migrantinnen – im Gegensatz zu „westlich“ geprägten Frauen - prinzipiell unterdrückt sind und gleichsam emanzipiert werden müssen.

Familienrecht vs. Frauenrechte? Kommt die Debatte um die gemeinsame Obsorge auf, sind erhitzte Gemüter nicht weit. Die Diskussion dreht sich – gerade dank der immer lauteren „Väterbewegung“ – um die Frage nach Rechten und Pflichten der Eltern nach einer Trennung. Ilia Dib und Lisa Schindler setzen sich in ihrem Beitrag aus frauenpolitischer Sicht mit dem Thema auseinander, sie fragen unter anderem, welche Argumente unter Berücksichtigung des Gleichheitsgrundsatzes ins Treffen geführt werden können und in welchem juristischen Bereich es eine ähnliche Abwägung von Rechten und Pflichten gibt. (SW)


Hallstatt

Hallstatt goes Guandong Da hat es die HallstätterInnen fast vom Stockerl gehaut. Ihr Dorf soll 1:1 in in der südchinesischen Provinz Guandong nachgebaut werden. Der Moment hat nachgeforscht was dahinter steckt und nachgefragt, was denn die HallstätterInnen nun dazu denken. Die Aufregung am Hallstättersee war groß im Juni dieses Jahres: Das romantische Dorf Hallstatt im oberösterreichischen Salzkammergut, sollte tausende Kilometer entfernt in der südchinesischen Provinz Guandong nachgebaut werden. Aber nicht etwa im Minimundus-Format sondern im Maßstab 1:1, an einem noch anzulegenden, zweiten „Hallstättersee“. Nur durch Zufall hatte Bürgermeister Alexander Scheutz durch einen österreichischen Wirtschaftsdelegierten in Hongkong vom Kopie-Vorhaben erfahren. Erst daraufhin habe sich das für den Bau verantwortliche chinesische Unternehmen bei Scheutz gemeldet und eine StädtepartnerInnenschaft zwischen Hallstatt I und Hallstatt II vorgeschlagen. Die BewohnerInnen des von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärten Originals waren dem medialen Vernehmen nach, nicht gerade begeistert. Die Krone berichtete empört über die „chinesischen ArchitekturSpinone, die seit Monaten jeden Stein vermessen und abfotografiert haben“. Dass das in einer Gemeinde, in der sich jährlich bis zu 800.000 Tagesgäste durch die schmalen Straßen schlängeln nicht auffällt, verwundert wenig. Aber nicht nur für den Boulevard war die „Plagiats-Geschichte“

ein gefundenes Fressen, das kleine Örtchen hat es durch die chinesische Unterstützung neben dem ORF und sämtlichen österreichischen Tageszeitungen auch in die „Süddeutsche“ und in den „Spiegel“ geschafft. „Jedenfalls war die „Bevölkerung nicht begeistert, dass das hinter ihrem Rücken passiert ist“, so der Bürgermeister in einem Interview am Sommeranfang. Das bestätigt auch Peter Wesenauer, freischaffender Komponist und Dirigent. Er wurde in Hallstatt geboren und lebt nach seinem Kunststudium im Ausland heute wieder im Hallstatt und ist scharfer Kritiker seiner Dorfgemeinde, genießt aber laut eigener Aussage den „Bonus des Durchgeknallten“. Auf die Frage hin, wie er die Diskussion um den chinesischen Nachbau Hallstatts wahrgenommen hat, antwortet er: „Da hat’s schon ganz komische Sachen gegeben“, überhaupt sei ihm die Diskussion ziemlich auf den „Hammer gegangen“. Im weiteren Gespräch attestiert er seiner Gemeinde nicht gerade „ausländerfreundlich zu sein,“ wenngleich man vom Tourismus lebe. Ob sich eine begeisterte Hallstatt-Delegation auf nach Guandong zur Partnerschaftsbekundung macht, bleibt also abzuwarten. (TA)

Guandong Facts: :: Bevölkerungsreichste Provinz China‘s :: Drittreichste Provinz Chinas :: 11 Prozent Anteil des BIP :: Transport, Telekommunikation, Post und Finanzdienstleistungen sind die größten Wirtschaftszweige :: Umschließt Hongkong :: Heimat der Kantonesischen Sprache (Yue) SEITE 7


To Dos & Tipps Good to know

Lauter Premieren

Kohle fürs Klim-Bim Hallstatt ist voll von kleinen Souvenirshops, in denen man das eine oder andere glitzernde Klim-Bim erstehen kann. Wer Geld dafür abheben muss, kann das beim Bankomat der Sparkasse am Marktplatz oder bei der Volksbank auf der Seestraße tun.

Momentum ist kein Jungspund mehr, sondern findet heuer schon zum vierten Mal statt. Damit sich das Projekt weiter entwickelt, gibt es dieses Jahr einige Neuerungen:

Heimweh & Suchtfaktor Wer Grüße aus dem laut Humboldt „schönsten Seeort der Welt“ an die Lieben daheim schicken will, bekommt Karten und Co in der örtlichen Trafik. Und für alle, die das Gesundheitssystem mit ihrer Nikotinsucht belasten wollen: Tschick gibts da auch. (Seestraße 157, geöffnet: 7.30 - 12.00 Uhr und 14.00 - 18.00 Uhr) Netzwerken Drei Minuten ohne Luft, drei Tage ohne Wasser, drei Wochen ohne Essen, kommt man aus, heißt es. Und ohne Internet? Lieber gar nicht erst versuchen. Deshalb gibt’s im Eingangsbereich des Kongresszentrums Zugang zum Surfen (den Zugang zu anderen Tageszeitungen mussten wir auch heuer sperren wegen Konkurrenz. Bitte um Verständnis, der Zeitungsmarkt ist hart).

Pre-Conference Workshops Die vier Basis-Workshops, die heute von 14:00 bis 17:30 (Orte siehe Terminbox) stattfinden, sollen den TeilnehmerInnen Themen anbieten, die im ausgewählten Track vielleicht nicht diskutiert werden. Interesse an Wirtschaftstheorien, Hegemonie, Intersektionalität oder „Neuer Arbeit, Neuer Kultur“? Alle sind willkommen, hineinzuschnuppern. Ideenforum Momentum soll ein Ort der Vernetzung für kritische Geister sein. Heuer gibt es deshalb beim Vernetzungsfrühstück am Sonntagvormittag zwei Runden: eine für JungwissenschaftlerInnen und eine unter dem Motto „Parteien verändern“. Interesse am Ideenaustausch? Vormerken und vorbeischauen. Momentum goes Obertraun Zwei Tracks sowie die Abschlussparty am Samstagabend finden diesmal in Obertraun statt. Warum? Momentum will seinen TeilnehmerInnen die bestmöglichen Rahmenbedingungen bieten. In Obertraun haben wir Räumlichkeiten gefunden, die wunderbare Workshopatmosphäre bieten - und abends kann ungestört der sprichwörtliche Bär steppen. Für den Transfer wird mittels Shuttle-Service gesorgt. Näheres zu den Abfahrtszeiten im Programmheft, beim Check-In und beim Org-Team. Abschlussmatinee am Sonntag Zum krönenden Abschluss des Kongresses sollen in gemütlicher Atmosphäre noch einmal die Köpfe rauchen. Diskutiert wird am Sonntagvormittag mit der Ökonomin Helene Schuberth und dem Publizisten Robert Misik über “Mehrheit, Minderheit und Freiheit“. (SK)

To Be – Termine, die man heute besser nicht versäumt Schnupper-Workshops Von 14:00 bis 17:30 Uhr finden die „Pre Conference Workshops“ statt. Sie werden zu vier Bereichen angeboten: Wirtschaftstheorien (Gemeindesaal, gegenüber Kongresshaus), Diskriminierung (Kongresshaus, Seminarraum I), Hegemonie (Kongresshaus,

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SR II) und Neue Arbeit & Neue Kultur (Haus Seethaler, hinter dem Kongresshaus). Vorhang auf! Um 18.00 Uhr begrüßen die KongressleiterInnen Josef Weidenholzer und Barbara Blaha. (Im großen Saal des Kongresshaus, 1. Stock)

Key Note: Die Journalistin und Autorin Elfriede Hammerl eröffnet Momentum nach der Begrüßung mit einer Key Note. Essen fassen... ... heißt es dann ab 20:30 Uhr am Buffet im Kongresshaus. Bei Musik und Plauderei las-

sen wir den Abend dort gemeinsam ausklingen. To Do des Tages Blickfang: Zur Bootsanlegestelle spazieren und den Blick über den See streifen lassen. Der ist so idyllisch, dass es schon fast wieder kitschig ist. Jedenfalls ein „Must see“. (SK)


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