Depot Basel: Exhibition 15 – Craft & Drawing

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DEPOT BASEL hat 13 Designer eingeladen, eine Serie von Arbeiten und eine – thematisch freie – Zeichnung zu präsentieren. Ein Blatt Papier wird zur Spielwiese des Designers, aus dem Crafts- wird ein Drafts-Man.    Zeichnungen haben eine ganz eigene Qualität und eine einzigartige Ästhetik: Während Produkte meist minutiös geplant und über lange Zeiträume entwickelt werden und sie deshalb die reichen imaginären Welten ihrer Entwerfer nur sehr reduziert zum Ausdruck bringen, können beim freien Zeichnen Gedanken, Inspirationen, Poesie und Vorstellungskraft spontan, direkt und ungefiltert zu Papier gebracht werden.    Die ausgestellten Objekte offenbaren ihre Eigenheiten in Farbe, Grösse und Form. Jeder Designer zeigt ein Projekt, eine Arbeit, die entweder als Serie realisiert ist oder einen Ausgangspunkt für eine nachfolgende Auseinandersetzung mit einer bestimmten Thematik darstellt. Einige Stücke sind aus Leder gemacht, andere in Stein und Keramik ausgeführt, weitere erscheinen in Holz, Glas, Metall oder in einer ungewöhnlichen Materialkombination; Die Designer interpretieren alte Handwerkstechniken neu und verbinden sie mit zeitgemässen Materialien und Verarbeitungsmethoden.    Designer sind Träumer, die fähig sind, ihre Gedanken in Zeichnungen auszudrücken. In Zeichnungen voller Ideen, Überraschungen und Selbstreflexionen; aber auch voller Formen, voller abstraktem Optimismus, Wärme und Freude: 13 kreative Positionen, umgesetzt für Handwerk & Zeichnung; 13 auf A2-Papier in Wasserfarbe, Kreide, Filz- oder Bleistift realisierte Vorstellungswelten von Designern.    Die Ausstellung zeigt die ganz unterschiedlichen Herangehensweisen der Teil­ nehmer an die Aufgabe, Objekte zu entwerfen und eine freie Zeichnung zu realisieren. 13 individu­elle und persönliche – von uns anlässlich unseres 15. Ereignisses sorgfältig ausgewählte – Ausstellungen in einer Gruppenschau. Mit den besten Absichten, Depot Basel

DEPOT BASEL presents 13 designers with a set of works alongside a self initiated artistic drawing. A blank sheet of paper becomes the designer’s playground, the designer becomes a draftsman.    Drawings express their own quality and unique aesthetic, while products usually have to be meticulously planned and developed over long periods, and thus transport the rich imaginary world of the author only in a smoothened and filtered way. In drawing the thoughts, inspirations, poetry and imagination can be spontaneously and directly expressed.    The objects in the exhibition manifest themselves through various properties of colour, size and shape. Each designer presents a project, a piece of work, (that sometimes is) whether it is a series of objects or a starting point. Some of these objects are made of leather, some done in stone and ceramics, others with wood, glass, metal or an unusual combination of materials. The designers re-interpret ancient craft techniques and reconnect them with contemporary materials and processing methods.    Designers are dreamers that are capable to represent their thoughts through drawings – full of ideas, surprises, aesthetic outcuts, self-expression, but also full of shapes, abstract optimism, warmth, and delight: 13 creative positions, realised for Craft & Drawing; 13 A2 expressions of the designer’s imagination in paint, ink, graphite, pencil and felt-tip pen. Craft & Drawing shows each designers attitude towards creating an object and a drawing. We are proud to be responsible for the 13 individual exhibitions within the group show that we carefully selected for the occasion of our 15th event. With best intentions, Depot Basel





Evonne Mackenzie Senior Design Adviser (Architektur-, Design- und Modedepartement), British Council Zeichnen kann einer der direktesten Wege sein, um eine Idee zu teilen. Denken Sie nicht auch, dass es sogar etwas ‘Erhebendes’ hat, wenn jemand in dem Moment (oft zu Beginn eines Projekts oder Gesprächs), in dem verbale Erklärungen nicht weiterhelfen, Stift und Papier hervorholt und eine kleine Skizze fertigt, die allen sofort verständlich macht, worum es geht? Die Zeichnung eines Designers kann sehr kunstfertig sein – muss aber nicht. Sogar die einfachste grobe Kritzelei ist befriedigend, solange sie etwas klar vermittelt. Aber Zeichnen ist mehr als nur ein Medium der Kommunikation. Für Designer ist es oft auch ein Teil des kreativen Prozesses, ein Mittel, um etwas aufzunehmen, zu analy­ sieren, um Entwürfe zu entwickeln und verschiedene Möglichkeiten rasch gegeneinander abzuwägen. Zeichnungen sind auch so besonders, weil sie universell sind. Sie sind etwas vom Ersten, was wir als Kinder schaffen, sind wir erwachsen, überwinden wir mit ihrer Hilfe Grenzen, die uns die Sprache setzt. Zeichnen verbindet Architektur, Design und Mode, weil es ein integraler Bestandteil aller dieser Disziplinen ist. Skizzen gehören zum Entwurfsprozess (ob es sich nun um Gebäude, Objekte, Silhouetten oder Kollektionen handelt), sie können aber genauso – etwa als Illustrationen – eigenständige Werke sein. Wir arbeiten im kulturellen Kontext und das bedeuted, dass unser Interesse an Design auch darin begründet ist, dass es Ideen und Weltanschauungen zeigt und transportiert, und persönlichen Geschichten und Kultur im weitesten Sinne sichtbar macht. Wir zeigen und teilen Design, um Ideen und Werte zu diskutieren und zu selektieren, immer in der Hoffnung, dass es und alle am Ende etwas reicher macht. Drawing can be one of the most immediate ways to share an idea. For example, don’t you think that there is something a bit uplifting about that moment, often at the beginning of a project or conversation, when a verbal description just isn’t working and someone pulls out a notebook or a scrap of paper and with their pen (or pencil) produces a small drawing that allows others to understand? The drawing, if it’s by a designer, might be skilfully done but it doesn’t have to be. Even the most basic or crude sketch can be satisfying when it communicates effectively. But drawing is more than just a means of communicating, for designers it’s often also part of the creative process and used for recording, analysing, developing designs and quickly working through alternatives. Drawing is also special because it is so universal. When we’re children, drawings are some of the very first things we create and as adults they can transcend language. Drawing is one of the things that unite architecture, design and fashion, because it’s so integral to each of them. Whether sketching building elevations, object forms, silhouettes or collections drawings are part of the design process but can also, in the case of illustration, be the work in itself. We work in cultural relations, and this means that our interest in design is that it also holds and reveals our ideas, our perspective on the world, our personal stories and – in the wider sense – our culture. We present and share design as a means to discuss and unpick ideas and values together with the hope is we’re all richer as a result.

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LILIANA OVALLE & COLECTIVO 1050° Die Zeichnung beschreibt Teile des Prozesses, der hinter dem SinkholeProjekt steht. Von einem persönlichen Interesse an Dolinen ausgehend, illustriert sie Vermutungen, Erwartungen und Erzählungen rund um dieses Leitmotiv. Diese Einblicke werden beim Treffen mit den Keramikern von Oaxaca, die eine komplexe Auffassung von der Idee des Verlusts haben, in Frage gestellt und bereichert.    The drawing depicts extracts of the process behind the Sinkhole project. Starting form a personal interest in sinkholes, it illustrates speculations and narratives around the theme. These insights are con­ fronted and enriched by the encounter with the ceramists in Oaxaca, which reveal a complex dimension to the notion of loss. Filzstift auf Papier  Waterbased markers on paper BERTILLE & MATHIEU Die Zeichnung drückt unsere Faszination für die mehrdeutige Ver­bin­ dung zwischen Gusseisen und Sand aus. Für einen flüchtigen Moment tauschen die zwei Materialien ihren Zustand. Der Sand, normalerweise formlos und ätherisch, wird fest, nimmt Gestalt an, um zu einer Form zu werden. Gusseisen, normalerweise fest, wird verflüssigt, um dann wieder fest und zu einem Objekt zu werden.    The drawing expresses our fascination with the ambiguous link between cast iron and sand. For a fleeting moment, those two materials change their state. The sand, normally shapeless and ethereal, is solidified and takes shape to become a mould. Cast iron, normally solid, is liquefied and then turned solid again in order to become an object. Sand auf Papier  Sand on paper FREDRIK PAULSEN Ich nutzte die Frottage-Technik, ein Abreibverfahren, um die Oberfläche des Beistelltisches PRISM 2 zu reproduzieren. Die Zeichnung manifestiert die taktilen Qualitäten der Oberfläche und schafft eine direkte Beziehung zwischen Objekt und Papier.    I used frottage as a method to replicate the top of a PRISM 2 side table. The drawing describes the tactile qualities of the surface and creates a direct relation between the object and the paper. Frottage auf Papier  Frottage on paper

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LILIANA OVALLE & COLECTIVO 1050째


BERTILLE & MATHIEU


FREDRIK PAULSEN


KLÁRA SˇUMOVÁ Das Geschenk und seine Plattform sind von gleichem Wert.    The gift and its platform are of equal value. Kreide auf Papier  Chalk on paper GIULIO PARINI Dieses neolithische Artefakt ist einer der ersten Beweise der menschlichen Fähigkeit, etwas zu kreieren, was das Leben weniger mühselig macht. Die Form ist das Resultat seines Zwecks, und das Material ist grund­ legend für den Gebrauch. Falls es das Ziel von Design ist, das Bedürfnis eines bestimmten Menschen zu erfüllen, wird also genau dieses Stück zu gutem Design – über das Ästhetische hinaus. Proportionen, Materialien, Farben, Formen werden zum integralen Bestandteil des Bildes; wir sehen sie als Selbstverständlichkeit, ohne die Schönheit des Objektes wahr­ zunehmen, die fast unbemerkt bleibt.    This Neolithic artefact is one of the first to prove the human capacity of creating something that makes life less tiring. Its form is derived from its purpose and the choice of material is essential for the use of the artefact. When the real goal of design is to respond to the need of a specific man, the object unquestionably becomes a good piece of design, going beyond any aesthetic... Proportions, materials, colors, shapes become an integral part of the image, we take them as a given without noticing the beauty of the object, which passes by, unacknowledged. Grafit- und Kohlestift auf Papier Graphite and carbon pencil on paper JOSH BITELLI Das Erscheinungsbild meiner für Craft&Drawing entworfenen Objekte ist nicht vorherbestimmt. Es gibt vor der Kreation kaum Vorstellungen von den Objekten, weil die Stücke selbst wie Zeichnungen sind. Ich habe mit Bleistift auf Papier gezeichnet und damit einen Weg gefunden, die Objekte zu bewältigen; um genau zu verstehen, was tatsächlich ist, was ich gemacht habe; und um mir zu überlegen, in welche Richtung sich dieses Experiment entwickeln kann.    The objects, made for Craft&Drawing exhibition, are not pre­de­ termined; there are few preconceptions as they are, somewhat, drawings in themselves. I have put pencil to paper as a way of coming to terms with the objects, to understand exactly what it is that I have made and to consider what this experiment could evolve into. Grafitstift und Druck auf Papier  Graphite and print on paper

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KLÁRA SˇUMOVÁ


GIULIO PARINI


JOSH BITELLI


LOLA LELY Meine Faszination für Farben, Muster und Formen verbinde ich mit meinem Interesse an Chemie und Wissenschaft. Meine Zeichnung ist ziemlich farbig. Das ist für mich zweckmässig und notwendig, denn Farbe gibt einem Objekt seine Form und Bedeutung. Ich habe ver­ schiedene Mittel benutzt, um die Illustration zu machen; Prozesse laufen bei mir oft aufs Geratewohl ab. Aber hinter der Zufälligkeit stehen sehr wohl auch Kontrolle und Abwägung.    I have a fascination with colour, pattern and form and I combine it with my interest in science and chemistry. My drawing has quite a bit of colour. This is absolutely functional and necessary to me. Colour gives an object its form and meaning. I have used various mediums to create my drawing; my process is generally haphazard, but there is an element of control and consideration behind the randomness. Filzstift, Tinte, Kreide, Collage  Marker pens, ink, chalk, collage LIO DE BRUIN Ich habe meine Fantasieeinrichtung gemalt – einen Boden aus Punkten, Wände aus kleinen Karos, ein Sofa und Teppiche aus Streifen, eine ganze, aus verschiedenen Mustern und Texturen gebaute Einrichtung. Einen imaginativen Raum, in dem ausgedrückt ist, was mich fasziniert.    I drew a picture of my fantasy interior. Floor made of dots, walls of small squares, a couch and carpets out of stripes, a whole interior built out of different patterns and textures. An imaginative room in which my fascinations are visualized. Fineliner auf Papier  Fineliner on paper YA WEN CHOU Island hat mich während des Schaffensprozesses inspiriert. Es ist ein Land der extremen Kontraste, ein Ort, an dem Feuer und Eis koexistieren und dunklen Wintern die Mitternachtssonne entgegengesetzt wird. Die Isländer sind weise, sie gewinnen 80% der Energie aus erneuerbaren Quellen und praktizieren eine nachhaltige Entwicklung. Die grossartige Natur und die Landschaft erinnern mich an meine eigene Vorstellung vom Paradies. Die Fotos und das Bild, das ich nach meiner Reise gemacht habe, spiegeln meinen Glauben daran, dass Natur und Mensch in gegen­ seitigem Respekts koexistieren können.    Iceland inspired me during my creation process. It is a country of extreme contrasts, a place where fire and ice co-exist; where dark winters are set against midnight sun. The people in Iceland use their wisdom to recycle 80% of their energy from nature and practice sus­ tainable development. The great nature and landscape of the place remind me of my imagination of paradise. The photos and the painting I made after the trip reflect my belief that humans and nature could co-exist in a mutually respectful way. 16 Drawings

Acrylfarbe, Wasserfarbe, Tinte  Acryllic paint, water colour


LOLA LELY


LIO DE BRUIN


YA WEN CHOU


LUKAS WEGWERTH Die Zeichnung ist in Zusammenarbeit mit Carl Khamlao (4 Jahre) ent­ standen. Sie ist eines von 58 Blättern, die in ca. 30 min gezeichnet wurden.    The drawing was created in cooperation with Carl Khamlao (4 years old). It is one of 58 pages drawn within around 30 min.    Sprühdose, Kugelschreiber, Nagellack, Glitter-Malfarbe, Filzstift, Buntstift, Wachsmalstift   Aerosol spray, pen, glitter pen, nail polish, felt pen, colored pencil and crayon SANDER WASSINK Zeichnungen dieser Art machte ich in China. Sie symbolisieren die ge­wal­ tigen, wuchernden städtischen Gebiete, die ich dort antraf. Ober­flächlich tragen sie individuelle Züge, doch zusammen formen sie einen Riesen­ organismus. Beständig in Bewegung, sich anpassend und gemäss aktueller Bedürfnisse verändernd.    I made drawings like this one during my stay in China. Its a repre­ sentation of the immense uncontrolled urban areas I encountered. On a basic level, they represent individuality; but together, they form an organism of the greatest kind. Constantly moving, adapting and changing according to the current needs. Fineliner auf Papier  Fine-liner on paper FABIEN CAPPELLO Ich entwerfe nicht nach strikten Methoden. Jedes Projekt ergibt und entwickelt sich anders. Das Gemeinsame meiner Arbeiten liegt in der Fülle vorangegangener Beobachtungen. Dazu gehört die Betrachtung der Typologie eines Objektes. Für mich hat Entwerfen wenig mit Zeichnen und viel mit Verbinden zu tun – nicht nur Materialien, auch Tatsachen, Menschen, Fähigkeiten, Verhaltensweisen, Kulturen, Systeme, his­tori­ sche und designbezogene Tendenzen. Mein Bild zeigt Uhren, die in der Entwicklung von mechanischen Werken wichtig waren. Die Auswahl stellt ‚Clock 2013‘ in ihren Kontext und macht verständlich, wie sie sich (gesunde Neugier) von früheren Beispielen unterscheidet und ihnen doch (bewusste Wiederholung) ähnlich ist.    I never feel that designing is connected to a strict method. Each project seems very different in the way it arises, develops, and exists. The only common factor is that each project is the result of a huge amount of observations. And an important part of it, is the careful observation of the typology within which the new projected object belongs. Designing isn’t much about drawing, but about connecting – not only materials, but facts, people, skills, behaviours, cultures, economies, systems or an object to a historical design evolution. This drawing represents different clocks chosen for their importance in mechanical evolution, which allows to put back the new clock into its context, and understand how it differs (sane curiosity) from past examples and yet how it belongs (aware repetition) to its species. 20 Drawings

Tinte auf Papier  Ink on paper


LUKAS WEGWERTH


SANDER WASSINK


FABIEN CAPPELLO


MARIA JEGLINSKA Jede neue Zeichnung ist eine Entdeckung. Das Zeichnen ist für mich ein zentraler Teil der Ideenfindung und –ent­ wicklung; es ist für mich zu einem vom 3D-Objekt unabhängigen Prozess geworden, ist inzwischen fast eine eigenständige Aktivität. Es ist ähnlich wie beim Musiker, der einen Lauf übt: Die Idee entwickelt sich durch die Repetition der gleichen Bewegung, sie verfeinert sich und wird schliess­lich auf andere Medien übertragen. Momentan mache ich viele Zeichnungen, in denen ich ein bestimmtes Element repetiere, wohl auch infolge einer Art Selbst-Beschränkung. Vielleicht hat die Idee, ein System aus einem Element zu schaffen, es zu wiederholen und zu sehen, welche Möglichkeiten sich daraus ergeben, mit meinem Hintergrund als Desi­ gnerin zu tun ... Was ich am meisten geniesse, ist die totale Konzentration, die man erreicht, wenn man sich dem Zeichnen hingibt. Every new drawing is a discovery. For me, drawing is a crucial part in the process of defining ideas. It has become an activity in its own right, independent from the threedimensional work. This process is analogous to a musician mastering a new score on his instrument. It is only through the repetition of these motions that an idea develops, gets refined, and eventually gets trans­ posed into other mediums. Lately I have been doing a lot of drawings based on the repetition of one element, maybe also as a form of con­ straint. This probably comes from my background as a designer – the idea of creating a system out of a single element and exploring all its possibilities when multiplied … What I enjoy the most in drawing is the concentration one achieves while abandoning oneself to the process. Posca-Stift auf Papier  Posca marker on paper

24 Drawings


MARIA JEGLINSKA





JOSH BITELLI


LILIANA OVALLE & COLECTIVO 1050째

YA WEN CHOU




FREDRIK PAULSEN

BERTILLE & MATHIEU



MARIA JEGLINSKA

KLÁRA SˇUMOVÁ



LUKAS WEGWERTH



LOLA LELY

FABIEN CAPPELLO



GIULIO PARINI


SANDER WASSINK

LIO DE BRUIN



LILIANA OVALLE & COLECTIVO 1050° Liliana entwirft Objekte, deren funktio­ nale und ästhetische Bestandteile auch aus der Betrachtung von Aspekten des zeitgemässen Lebens resultieren. Colectivo 1050° sind Designer und einheimische Kunsthandwerker, die in Oaxaca, Mexiko, arbeiten: Unser Medium ist der Ton, weil wir Gebräuche hinterfragen und andere Denkmuster – in Bezug auf neue Möglich­keiten, um traditionelle Prozesse abzuwickeln –etablieren wollen. Wir wachsen an Beschränkungen; aus ihnen entwickeln sich Möglichkeiten für überraschende Kollaborationen. www.lilianaovalle.com www.1050grados.com OBJEKTE Sinkhole vessels no. 1 to no. 5 (Bola, Olludo, Botita, Bule, Chaparrito) Die Gefässe repräsentieren Dolinen, Sinklöcher, die sich jäh im Boden bilden und was vorher war verschlucken. Die Tonformen orientieren sich an traditioneller Nutzkeramik und werden von Keramikern aus Oaxaca, Mexico, gefertigt. Diese bedienen sich des Wissens ihrer Ahnen und überlieferter Techniken, die darum kämpfen, im heutigen globalen Umfeld einen Platz zu finden. Indem es sich auf verschiedene Prozesse der Auslöschung bezieht, möchte das Sinkhole-Projekt die Dauerhaftigkeit dessen re­flektieren und verlängern, was unausweichlich ins Leere zu fallen scheint. Materialien: Roter Ton (Brand über offenem Feuer, 800°), Eiche

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BERTILLE & MATHIEU Wir träumen von Objekten, die sich einer Philosophie der Langlebigkeit verpflichten, die altern, aber gut altern und in Einklang mit ihrer Umgebung bleiben. Die Arbeit des Designers besteht für uns darin, das gestische und materielle Erbe zu bewahren und zu erneuern. Wir versuchen mit Optimismus, Produkte zu schaffen, die dazu ermutigen, den Gebrauch genauso wertzuschätzen wie das Resultat. www.bertille-mathieu.ch OBJEKTE Cécile and VentrU Cécile und VentrU bedienen sich des fran­ zösischen Savoir Faire des Eisengusses und des Emaillierens. Wir re-designten den Radiator, bis anhin ungeliebt und plump, um ihm eine stärkere, wertvollere Präsenz zu geben. Seine abge­ flachte Oberseite kann als Bord oder Bank genutzt werden; in seinem Inneren lassen sich Decken, Handschuhe und andere Accessoires wärmen oder trocknen. Cécile ist eine Serie von emaillierten Gusseisenschalen. Das Email ist Schutz und Verzierung, welche die die Textur des Eisens hervorhebt. Jedes Stück wurde von talentierten Hand­ werkern gefertigt. Unser Ziel ist es, dass es bestehen bleibt und vielleicht sogar weiter­ vererbt wird. Materialien: Gusseisen, Email


LILIANA OVALLE & COLECTIVO 1050° Liliana designs objects in which the functional and the aesthetic components are accompanied by a reflection on contemporary aspects of life. Colectivo 1050° are designers and indigenous artisans working together in Oaxaca, Mexico. Our medium is clay because we want to challenge conventions and set up new paradigms about possibilities for traditional processes. Limits and borders are our source of growth, out of which surprising collaborations emerge. www.lilianaovalle.com www.1050grados.com OBJECTS Sinkhole vessels no. 1 to no. 5 (Bola, Olludo, Botita, Bule, Chaparrito) The vessels stand as a representation of sinkholes, a portrayal of those voids that emerge abruptly from the ground, dissolving their surroundings into an irretrievable space. The clay shapes, based on local archetypes for utilitarian pottery, are crafted by indigenous ceramists from Oaxaca, Mexico, by using ancestral techniques and knowledge that struggle to find a place in the contemporary global landscape. By making reference to different processes of extinction, the Sinkhole-roject aims to reflect and extend the permanence of what seems to be inevitably falling into a void. Materials: Red Clay (open fire 800°), oak

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BERTILLE & MATHIEU We dream of objects that connect to a long-lasting philosophy, of objects which age, but age well, and which are coherent with their environment. For us, the designers work is about maintaining and renewing our gestural and material heritage. We optimistically attempt to create products that encourage taking time appreciating the use as much as the result. www.bertille-mathieu.ch OBJECTS Cécile and VentrU – A work about Cast Iron Cécile and VentrU use the French savoirfaire of cast iron and enamel. We redesigned a radiator, as of now perceived as undesirable and cloddy, into a more valued existence. Its flat top may embody a shelf or bench and its interior space can accommodate blankets, gloves and other accessories to warm up or dry. Cécile is a collection of enamelled cast iron bowls using enamel as protection and decoration, highlighting the texture of cast iron. Each item is handmade by gifted manufacturers. Our aim is for them to last and, perhaps, be handed down from generation to generation. Materials: cast iron, enamel


FREDRIK PAULSEN Meine Arbeit basiert auf dem Interesse an urbanem Handwerk und entwickelt sich oft aus situationsspezifischen Kontexten. Durch Experimente mit verschiedenen Materialen und Standardkomponenten möchte ich die Art und Weise erweitern und anreichen, in der Objekte im alltäglichen Leben wahrgenommen werden. www.fredrikpaulsen.com OBJEKT PRISM PRISM ist eine Serie von Tischen, die einzeln oder in verschiedenen Kombinationen gestapelt benutzt werden können. Während meines Studiums am Londoner Royal College of Art (RCA) begann ich, mit Holzfärbe­tech­ niken zu experimentieren. Ich stellte meine eigenen Farbstoffe her und testete, wie un­terschiedliche Holzarten auf die chemischen Lösungen reagieren. Ich suchte ausserdem nach Wegen, die Kapillaraktivität von Holz zu nutzen, um Farbe zu verteilen. Während jener Zeit erarbeitete ich eine Technik, um mit Farbe auf Holz regenbogenartige Effekte zu erzielen. Sie liessen mich an optische Prismen denken und an deren Art, die Spektralfarben des Lichts sichtbar zu machen. Die PRISM-Serie ist das Resultat eines intuitiven Spiels mit Materialien. Materialien: Kiefernholz, MDF, Farbe (Bodenfarbe auf Wasserbasis eigene Entwicklungen), Epoxy-Splitter, Lack, Öl-Wachs

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KLÁRA SˇUMOVÁ Ein für mich zentrales Interesse liegt in der Verbindung von individuellen Kulturen und ihrer Anwendung von Objekten, welche seit Generationen im Umlauf sind. Dieses Interesse bezieht sich auch auf die Untersuchung des Bestrebens, sich mit bestimmten zeitlosen Elementen zu umgeben, die gemein­schaftlich und mit von der Natur gegebenen Materialien geschaffen wurden. Rohmaterialien werden in bestimmten Momenten des Mensch-Seins benutzt und mit diesen verbunden – sie machen es möglich, dass die Einzelheiten dieser intimen Beziehung zu einer physischen Form finden. www.klarasumova.com OBJEKTE Trays 1, 2, 3 Die offenen Verwendungszwecke der Ob­jekte haben ihre Proportionen, ästhetischen Qualitäten und Formen bestimmt. Wir erziehen uns selbst dazu, Objekte mit bestimmten Gestalten und Dimensionen zu benutzen und wachsen dazu heran, ihr Aussehen sofort spezifischen Funktionen zuzuordnen. In diesen Arbeiten habe ich den Fokus auf Formen gerichtet, die in ihrem Erscheinen einfach und doch vollendet sind. Die Objekte drücken alle die gleichen Prinzipien und Technologien aus, bloss ihre Proportionen und unsere vorgefassten Ideen erlauben es uns, ihre verschiedenen Zwecke zu erkennen. Die Tabletts selber werden erst lebendig, sobald wir sie mit den Erfahrungen bemalen, die wir in der Vergangenheit mit Früchten, Keksen, Kuchen und Blumen gemacht haben. Materialien: Stahl pulverbeschichtet, Kupfer- oder Ulmenholzstifte


FREDRIK PAULSEN My work is based on an interest in urban manufacturing and often evolves from situation-specific contexts. Through experiments with material and off-the-shelf components I want to expand the perception of objects in daily life. www.fredrikpaulsen.com OBJECTS PRISM PRISM is a series of tables which can be used individually or stacked together in different constellations. At the Royal College of Art (RCA), London, I began experimenting with techniques for coloring wood. I made my own stains and tested the reactions of different types of wood to the various chemical solutions. I also researched methods of using the capillary action in wood to distribute the stains. During this period I developed a technique to create rainbow-like effects on stained wood. These effects got me thinking of optical prisms and how they break light up into its constituent spectral colors. The PRISM series is the result of an intuitive play with materials on this theme. Materials: Pine, MDF, Paint (water based floor paint (floor paint and own stain), epoxy chips, varnish, oil wax

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KLÁRA SˇUMOVÁ A primary interest lies in the connection of individual cultures with their use of objects that have been handed down through generations; and in the history of surrounding ourselves with certain timeless elements, built collectively and using materials provided by nature. Raw materials are used and combined with moments of human nature—allowing the details of these intimate relationships to give rise to physical form. www.klarasumova.com OBJECTS Trays 1, 2, 3 The open purposes of the trays determined their proportions, aesthetic qualities and final forms. We train ourselves to use objects of certain shapes/dimensions and we grow to immediately recognise their forms as belonging to very specific functions. In these works, the focus has been on those forms which are the most basic and refined in their appearance. Every object exercises the same principles and technologies, allowing only their proportions and our pre-conceived ideas to create their different purposes. The trays become alive on their own, by drawing on our past experiences with fruits, biscuits, cakes and flowers. Materials: powder coated steel, brass or elm tree bolts


GIULIO PARINI Ich liebe es, wenn ein Objekt etwas erzählen und Emotionen weitergeben kann. Das perfekte Ziel liegt darin, dass ein Objekt jahrelang gebraucht wird und sein Benutzer eine emotionale Beziehung und Bindung dazu entwickelt. www.giulioparini.blogspot.com OBJEKTE Neolithic II collection (Projekt an der ECAL) Die Hauptcharakteristik der Kollektion ist der Kontrast zwischen den rohen Felsstücken und dem keramischen Element. Die beiden Materialien werden auf verschiedene Weisen verarbeitet: Der Stein im unteren Teil ist das Resultat eines rohen Designprozesses – ich limitierte mich dabei auf grundlegende und schnelle Arbeitstechniken, liess die Natur zur Schönheit des Objekts beitragen. Das Keramik­ element im oberen Teil wurde hingegen sorgfältig entworfen, um – in Kontrast zu dem rohen Stein – die Fertigkeit seines Machers, des Handwerkers, zu betonen. Das Neolithikum ist das Zeitalter, in dem Menschen erstmals Keramik aus Felsstaub herstellten. Die verschiedenen Grössen und Formen der Arbeiten bestimmen ihre unterschiedlichen Funktionen: Kerzenhalter, Früchteschalen und Vasen. Materialien: Granit Boschetto Scuro, Keramik

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JOSH BITELLI Meine Arbeit betrifft die alltägliche Produktion, die oft übersehen wird. Ich erarbeite meine Projekte mit Findigkeit, spüre Werkstätten auf, wo immer ich kann - sei es bei einer Strassenbaustelle, in einem Pub oder in einer Bäckerei. Ich werde von der Galerie FUMI vertreten. www.joshbitelli.co.uk OBJEKTE Weld drawings Nur mit einem Handschweissgerät und einigen anderen einfachen Werkzeugen habe ich Windungen in verflüssigten Stahl gezeichnet. Die Kessel und Kerzenständer (Objekte der Hitze) entstehen in einer abgestuften Entfaltung von aktivem und viszeralem Engagement. Wie ein Wasserfall wächst jede Windung aus der vorhergehenden und bildet die Basis für die nächste. Jedes Objekt hat eine Geschichte, erzählt etwas und wird – wie beim Weben – in seiner Form nicht durch den Entstehungsprozess bestimmt, der bloss den Rahmen setzt. Der Rhythmus der Zeit ist dem Material eingeschrieben. Material: Stahl


GIULIO PARINI I like it when an object can say something and express emotions. The perfect goal is the creation of an object or of furniture that can be used continuously over years and years, a period of time during which affective relations between the user and the object or piece of furniture are created. www.giulioparini.blogspot.com OBJECTS Neolithic II collection (Project made at ECAL) The main characteristic of the collection is the contrast created by the rough piece of rock and the ceramic element. The two materials are conceived differently: the stone below is the result of a rough design process – I limited the design to basic and rapid working techniques, letting nature contribute to the beauty of the object. The element above, on the other Hand, has been designed carefully in order to emphasize the experience of the craftsmens hand. In the Neolithic Age, human beings first created ceramic from rock powder. Different sizes and details in shape determine different functions, from candlesticks to fruit bowls and vases. Materials: Granite Boschetto scuro, ceramic

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JOSH BITELLI My work concerns everyday, overlooked production; I frame projects with resourcefulness, finding a workshop wherever I can, be it aside road works, a pub or in a bakery. I am represented by Gallery FUMI. www.joshbitelli.co.uk OBJECTS Weld drawings Using only a MIG welder and a couple of other basic tools, I drew coils in molten steel. The kettles and candlestick holders (objects of heat) come into being through a gradual unfolding of active and visceral engagement. Like a cascade, every coil grows out of the one before it and is the foundation for the next. In this way every object has a narrative, and as with weaving, the process does not specify the form – it sets the parameters. The rhythm of time is built into material. Material: steel


LOLA LELY Ich bin eine neugierige und sehr unabhängige Person. Ich mag es, eine Idee zu haben und sie zu realisieren. Zeichnen, machen und die klaren Verbindungen zwischen Material, Prozess und Macher sind in meinem Vorgehen zentral. Ich arbeite interdisziplinär – bisher mit einem Anthropologen, einem Weber, einem Koch, einem Ingenieur, einem Geschichtenerzähler und einem Silberschmied. thenewcollectivism.wordpress.com OBJEKTE WATER MARBLE, PATINA Der Hocker WATER MARBLE ist aus Holz gefertigt und mit einer Marmoriertechnik verziert, durch die sich ungewöhnliche Muster generieren lassen. Der Prozess kombiniert das alte Handwerk des Papiermarmorierens und meine eigene Methode, Tintenmuster aufzuziehen – ein im Wasser erzeugtes Muster wird auf das Objekt übertragen, um den besonderen Marmor-Effekt zu erreichen. Die PATINA-Kollektion besteht aus Pendelleuchten und Kerzenständern aus gegossener Bronze. Die Arbeiten verbinden uralte Metallfärbetechniken, innovative Formeln und Oxydierungsmethoden, um eine einzigartige Bandbreite an Mustern und Farbtönen auf die Oberfläche Metall zu bringen. Materialien: WATER MARBLE: Holz, Baustahl (Griff); PATINA: gegossene Bronze, Holz Im Auftrag von Wallpaper Handmade, 2013  Comissioned by Wallpaper Handmade, 2013

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LIO DE BRUIN Ich arbeite sehr intuitiv, liebe es, zu ex­perimentieren, und ich habe eine Leidenschaft für Farben, Materialien und Oberflächen. Ich möchte, dass meine Produkte eine Zierde für das Interieur sind. www.liodebruin.com OBJEKTE Leather Needlework, part 2, Colorblocks Ich habe mein Projekt Leather Needlework weiterentwickelt, in dem ich Lederbahnen mit alten Nadelarbeitstechniken bearbeitet habe. Ich zeige im Depot Basel zwei Arbeiten aus dieser ersten Kollektion: Colorblock, ein Stück, in dem sich zwei intensive Farben begeg­ nen, und das eine Oberfläche hat, die mit breiten und kurzen Maschen bedeckt ist. Und Plumage, eine schwarze Weberei, matt im Wechselspiel mit glänzend, mit Lederfedern, die aus ihm herauswachsen. Für die Ausstellung im Depot Basel habe ich ausserdem drei neue Stücke entworfen und auf verschiedene Arten angefertigt. Zwei sind am Webrahmen entstanden; bei einem rechteckigen Stück treten Farben fein und subtil in Erscheinung – ein weisses Baumwollgarn mit einem Kreis aus gelbem Rindsleder. Das andere ist ziemlich bunt – oranges Leder und pinke Fransen. Das dritte Stück ist ein Kreis in einem Rechteck; es ist in der Tapisserie-Technik gefertigt. Alle Stücke kommen mit zwei Farben aus. Ein klarer und doch eleganter Mix. Materialien: Leder, Baumwolle


LOLA LELY I am a curious person with a highly independent nature. I like having an idea and trying to make it happen. Drawing, making and the explicit connections between material, process and maker are all central to my practice. I like to work in interdisciplinary environments and have collab足o足 rated with an anthropologist, a weaver, a chef, an engineer, a storyteller and a silversmith. thenewcollectivism.wordpress.com OBJECTS WATER MARBLE, PATINA The WATER MARBLE stool is made from wood and decorated with a marbling technique to create unusual patterns. This process combines the ancient craft of paper marbling and my method of ink pattern lifting - where the pattern is first created in water and then transferred onto the object to create a marbled effect. Made from cast bronze, the PATINA collection of candleholders and pendant lights combines age-old metal colouring techniques with innovative formulae and oxidization methods, to create a truly original range of patterns and hues onto surface metal. Materials: WATER MARBLE: wood, mild steel (handle); PATINA: cast bronze, wood

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LIO DE BRUIN I work very intuitively, love to experiment and I am passionate about materials, colors and textures. I want my products to be an adornment for the interior. www.liodebruin.com OBJECTS Leather Needlework, part 2, Colorblocks I continued my project Leather Needlework, in which I processed sheets of leather using old needlework techniques. I am showing two of my pieces from the first collection at Depot Basel; the Colorblock: a surface covered with wide and short loops, where two intense colors meet, and Plumage, which is a black weave, alternating shiny and matt, with leather feathers growing out of it. For Depot Basel I designed and made three new pieces using different techniques. Two out of three are made with the weaving loom; one square piece which is subtle in its use of color, white cotton yarn with a circle of yellow cow leather. The other one is quite colorful, using orange leather and pink leather fringes. The last piece is a leather circle within a square made with the tapestry technique. All pieces consist of two colors, a duotone outcome. A clear yet elegant mix. Materials: Leather, cotton


YA WEN CHOU Mein Interesse ist es, Objekte zu schaffen, die Geschichten erzählen und zwischen öst­ lichen und westlichen Kulturen vermitteln. Deshalb suche ich nach Materialkombinationen und versuche, ihr Potential bezüglich Variationen von Farben und Oberflächen zu ergründen. arwenchou.tumblr.com OBJEKTE Precious Objects Es begann mit der Erforschung traditioneller Taiwanesischer Handwerkstechniken. Die Urbewohner glaubten, dass allem ein Geist innewohne, und übernahmen die Philosophie der harmonischen Koexistenz von Mensch und Natur, in der Hoffnung, selbst zu jenen heiligen Wesen zu werden und über ihre Nachfahren zu wachen. Heute nehmen wir alles für selbstverständlich hin; Traditionen sterben aus. Wir sind gezwungen, aus einer synthetischen Realität Schönheit wiederzuentdecken und aus ihr heraus auch unseren Glauben zu stärken. Mein Ziel ist es, ein Paradies wiederherzustellen, in dem man Zwiesprache mit der Natur halten und Geschichten als Erbe an folgende Generationen weitergeben kann. Materialien: u.a. Harz, Metall, Ton, Latex, Glas, Hanfschnüre, Bambus, elektrogeformtes Kupfer, Silber und Gold, Schichtholz, Emaillack, Glas, Perspex

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LUKAS WEGWERTH Jeder Nullpunkt basiert auf einem Konsens … Ich bin auf der Suche nach den kleinen Defekten, die sich in unsere Welt von Standards und Perfektion schleichen ... Das Eigenleben der Dinge und die Transformation von Material in seine Aggregatzustände – das Flüchtige, die Momentform … Die Frage nach einem System hinter dem Chaos und die Unvollkommenheit als Beweis für die Kraft des Individuellen ... www.lukaswegwerth.com OBJEKTE Untitled Vases (Crystallization No. 3 No. 7, No. 8, No. 9, No. 10 , No. 11, No. 14 , No. 15, No. 16, No. 21) Untitled Vases ist eine fortlaufende Serie durch Kristallisation veränderter und reparierter Objekte. Meine Reparatur versucht nicht, Brüche zu verstecken und das Gewesene wieder herzustellen. Sie nutzt die Systemen innewohnende Kraft der Selbstorganisation, um nach der Zerstörung zu einer neuen Ordnung zu gelangen. Technik: Kristallisation oder Metallguss


YA WEN CHOU My interest is to create objects with stories that communicate between Eastern and Western cultures by seeking different combination of materials and finding their potential of variations in color and materials. arwenchou.tumblr.com OBJECTS Precious Objects It started as an exploration of traditional crafts from native culture in Taiwan. In the past, the natives believed that spirits inhabit everything, and thus adopted the philosophy of a harmonious coexistence of humanity and nature, hoping that they could become one of the sacred existences watching over their offspring in the afterlife. Today, we take things for granted and traditions are dying. We are forced to rediscover the beauty and restore belief out of a processed, synthetic reality. The goal is to recreate a paradise where one may commune with nature and pass down the story to future generations as heirlooms. Materials: Resin, metal, clay, latex, hemps, enamel paint, glass, bamboo, electroformed copper, silver and gold, plywood, Perspex et al.

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LUKAS WEGWERTH Every point of origin is based on a consensus … I look for small defects that have stolen into our world of standard and perfection … The life of their own and the transformation of material into its states of aggregation – the fluid, the momentum. The question about the existence of a system behind the chaos and the incompleteness as proof of the power of the individual. www.lukaswegwerth.com OBJECTS Untitled Vases (Crystallization No. 3, No. 7, No. 8, No. 9, No. 10 , No. 11, No. 14 ,No. 15, No. 16, No. 21) Untitled Vases is a ongoing series of objects changed and repaired by crystal growth. My repairing should not try to hide cracks or recreate what has been. It uses the power of self-organization inherent to systems in order to return to a new order after their destruction. Technique: crystallization or cast metal


SANDER WASSINK Sander Wassink ist ein Künstler und Designer, der uns ermutigt, unsere Vorstellungen von Schönheit und von ästhetischem Wert und das Bild, das wir uns von Design machen, zu überdenken. Nachdem ich realisiert hatte, dass das Bild im zeitgenössischen Design im Begriff steht, viel wichtiger zu werden als das physische Objekt, begann ich, meinen Fokus auf die Dokumentation zu richten. Welche Erleichterung. www.sanderwassink.nl PROJEKT State of Transience, digitized and destructed Das aktuelle Projekt, State of Transcience ist ein reaktionsfähiger Designprozess, der sich über die Zeit immer wieder verändert. Anhand des relativ einfachen Design-Archetyps des Stuhles nutze ich Materialen um, füge hinzu, nehme weg und verändere, um anzudeuten, wie unmöglich es ist, eine endgültige oder feste Form zu finden. Jede neue Version dieses Stuhles, stufenweise in verschiedenen Phasen dokumentiert, zeigt Hinweise auf vorhergehende Konstruktionsweisen und wirft einen kleinen Blick auf seine zukünftigen Möglichkeiten. Jede neue Version ist ein Zeugnis des Einfallsreichtums menschlicher Produktion und der Zerbrechlichkeit vermeintlich starrer Konstruktionen. Auf diese Weise bleibt das Projekt eine Aneinanderreihung seiner Ausgestaltungen, bewahrt den zurückliegenden Verlauf und zeigt gleichzeitig zukünftige Entwicklungen auf. Materialien: State of Transience, digitized and destructed: 2 Drucke auf handgeschöpftem Seidenpapier; State of transience, Original: Fotodruck zwischen Plexi und Dibond

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FABIEN CAPPELLO Mein Vorgehen ist gemeinschaftlich: Ich verbinde Ideen, Menschen und Technik, nehme das kulturelle Erbe und meine Umgebung auf und lasse sie in meine Arbeit einfliessen. Meine Inspirationsquelle ist das Alltägliche; ich nehme mir Zeit, unsere eigenen Handlungen zu beobachten und in Dingen auch jene Qualitäten zu finden, die sonst oft übersehen werden. www.fabiencappello.com OBJEKT Clock 2013 (Prototype) Die Uhr ist aus Materialien gemacht, die aufgrund ihrer Qualitäten (Ansicht, Struktur, Preis, Eignung für maschinelle Bearbeitung) gewählt und angeordnet wurden und eine präzise Funktion erfüllen. Sie sind miteinander verbunden und werden von 12 Kreuzschrauben aus Nylon gehalten. Jeder Schraubenkopf sym­ bolisiert auch eine Stunde auf dem Zifferblatt. Die Grösse der Uhr macht sie für den öffent­ lichen Raum geeignet, aber das Konzept lässt sich in jeder Grösse realisieren. Materialien: RG 1000-Plastik, eloxiertem Aluminium, 25 Birkensperrholz; Glas; Uhrwerk: Quartz Seiko No JEWELS


SANDER WASSINK Sander Wassink is an artist and designer who encourages us to reconsider our ideas of beauty, aesthetic value and the relation we have with the image of design. After realizing that the image in contemporary design is be­coming far more important than the physical object I started to shift my focus towards documentation. What a relief. www.sanderwassink.nl PROJECT State of Transience, digitized and destructed The on-going project State of Transience is a responsive design process which is continuously shifting over time. Using the relatively simple design archetype of a chair, I repurpose materials, make additions, subtractions and mutations, to suggest the impossibility of a final or fixed form. Each new version of this chair, documented in incremental stages, shows evidence of its past constructions and glimpses into its future potential. Every new state is a testament to ingenuity of human production and the fragility of supposedly rigid constructions. In this way, the project maintains a lineage of its arrangements, preserving both its past iterations and suggesting future possible developments simultaneously. Materials: State of Transience, digitized and destructed: 2 prints on ragpaper satin; State of transience, original: Photoprint in between plexi and Dibond

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FABIEN CAPPELLO My approach is collaborative: I connect ideas, people, and technique, absorbing the cultural heritage and context around me and infusing it into my work. My main inspiration is the mundane within our daily life; I take the time to observe our actions, in order to discover qualities in things that are often overlooked. www.fabiencappello.com OBJECT Clock 2013 (Prototype) The Clock is made from materials chosen and arranged for their qualities (aspect, structure, price, machinability) and in order to fulfil a precise function. Everything is stacked to-­ gether and fastened by means of 12 crossheaded screws. Each screw‘s head represents an hour on the clock front. The size of the clock makes it appropriate for public spaces. A clock designed like this one can be applied to any scale. Materials: RG 1000-plastic, anodised aluminium, birch plywood, glass; Clockwork: Quartz Seiko No JEWELS


MARIA JEGLINSKA Ich bin überzeugt, dass in der heutigen Welt Forschung neue Formen von Fragen und Antworten hervorbringen kann. www.mariajeglinska.com OBJEKTE The ASH series, TIE series Die Objekte sind eine Reaktion auf meine vorherigen Designs und auf meine übliche Arbeitsweise. Es war meine erste richtige Begegnung mit Holz; ich strebte einfache ­Formen an, die jene natürlichen und unvorhersehbaren Maserungsmuster zulassen würden, die nun die Essenz dieser Serie sind – für einmal sollten nicht Konstruktionszeichnungen bestimmend wirken. Die Objekte können fast als eigenständige Skulpturen gesehen werden, von denen die natürliche Wärme des Materials ausgeht. Materialien: Wandleuchte Eclipse: Eschenholz und LED; Superbowl: Eschenholz Die Serie TIE beruht auf zwei Elementen, einem Glasbehälter und Griffen, in denen die Funktionen der Objekte aufgeschlüsselt werden: Beinhalten und Gehaltenwerden. Die Griffe entstehen einfach, indem Plastikbänder um das Gefäss geschlungen werden. Zur Serie gehören ein Krug und eine Tasse. Im Auftrag von DesignMarketo für die Barbican Art Gallery (November 2010) und die Sofia Design Week (Mai 2011).

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MARIA JEGLINSKA I am convinced that in todays world, re-­ search can trigger and generate new forms of answers and offers. www.mariajeglinska.com OBJECTS The ASH series, TIE series These objects were designed as a reaction to my previous designs, and my usual way of working. This was my first proper encounter with wood. I wanted to work with basic forms that would allow the natural and unpredictable wood grain patterns, instead of my drawings, to be the objects essence. They could almost be seen as independent sculptures, emanating the materials natural warmth. Materials: Eclipse, wall lamp: solid ash and leds Superbowl: solid ash The TIE range is based on two separate elements: a glass container and handles. A breakdown of the objects functions: to contain and to hold. The simple act of tying plastic ties around a vessel created the containers handles. The series is composed of a jug and a cup. Commissioned by DesignMarketo for the Barbican Art Gallery (November 2010) and Sofia Design week (May 2011)





Meret Ernst, Redaktorin Hochparterre 2011 gegründet, 2012 geehrt mit dem ersten Kultur Förderpreis Basel-Stadt, 2013 nominiert für den Eidgenössischen Designpreis für Vermittlung: Nein, kein neues Label. Auch keine Messe, kein Festival, kein Showroom, keine Galerie. Sondern ein Depot, wie Laura Pregger, Matylda Krzykowski, Moritz Walther, Elias Schäfer und Rebekka Kiesewetter ihr Projekt nennen. Ein Raum, in dem kontemporäre Gestaltung zur Diskussion gestellt wird. Mit dem ehemaligen Getreidesilo auf der Basler Erlenmatt war die Homebase gefunden, zwar temporär, aber ziemlich perfekt. Respektive perfekt gemacht, denn die leere Hülle galt es in einem ersten Schritt einzurichten, daraus einen Ort zu machen, den man gerne besuchte. Eine gestalterische Aufgabe. Zu sehen gab es dort Entwürfe von jungen Designerinnen und Künstlern aus dem In- und Ausland, meist als Unikate oder in Klein­ serien realisiert, in thematischen Ausstellungen zur Diskussion gestellt. Und auch wenn man die präsentierten Objekte kaufen konnte, verlangten die Veranstalter keine Kommission. Wir wollen die Dinge in Umlauf bringen, darum geht es. Der Gedanke dahinter: Wenn der volle Erlös den Designern und Künstlerinnen zu Gute kommt, können neue Objekte entstehen. Dinge, die zeigen, was Gestalten bedeutet. Für die Gesellschaft, für jeden Einzelnen. Das ist es, was die Macherinnen und Macher vom Depot Basel interessiert. Und was, an von ihnen realisierten Veranstaltungen, nicht nur in Basel, sondern bereits auch in London, Breslau, Zürich debattiert wurde. Unter welchen Bedingungen entstehen Produkte? Wie sollen wir heute, wie in Zukunft leben? Kann Design die Welt verändern? Aber auch: Wie vermittelt man, weshalb Gestaltung wichtig ist? Wie stellt man Design aus? Die Finanzierung über Stiftungen und Sponsoren bleibt schwierig. Das gilt für alle Projekte, die sich im Dazwischen bewegen. Was kontemporäre Gestaltung ist, muss den potenziellen Geldgebern jedes Mal aufs Neue erklärt werden. Dabei reicht es, um besser zu verstehen, einen Blick in das Depot zu werfen. Wer den Schritt gemacht hat, begreift das Projekt. Er führt allerdings nicht länger in das Silo. Die temporäre Nutzung ist zu Ende. Von der Erlenmatt geht es nun an den Hafen, an einen neuen, wiederum nur vorübergehend nutzbaren Ort. Was heisst das für das Projekt? Nicht das Ende. Räume sind wichtig, aber Mittel zum Zweck. Depot Basel spielt geschickt mit der Spannung zwischen dem konkreten Raum der Begegnung und dem eng geknüpften Netzwerk, das weit über Basel hinausgreift. Getragen wird es vom Wissen um ähnliche Interessen, die junge Designer und Künstlerinnen verbindet. Es wächst mit jedem Austausch mit Gleichgesinnten; angetrieben wird es von virtuellen und analogen Begegnungen. Die Bedeutung von Orten zu unterschätzen, ist allerdings unklug. Eine Basis braucht es, um in die Welt auszustrahlen. Vorerst gehört das Glück den Tüchtigen. Auch dieser Ort wird nicht auf ewig bleiben. Trotzdem: Was hätte Besseres passieren können, als an den Hafen zu ziehen? An den Ort, an dem Kommunikation beginnt? Und das ist es, was ich dem Depot Basel wünsche: Dass die Kommunikation weiter, über die Grenzen der Szene hinaus, wächst. Denn Gleichgesinnte erreicht man einfach. Die grösste Herausforderung bleibt, diejenigen mit an Bord zu holen, die indifferent sind. In Bewegung zu bleiben, ist ein Anfang, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen ein zweiter Schritt. Erklären und gehört werden, weshalb Gestaltung alle betrifft, wird das Ziel sein.

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Meret Ernst Editor Hochparterre Launched in 2011, honored with the first Kultur Förderpreis of Basel in2012, nominated for the Swiss Federal Design Award for Mediation in 2013: no, not a new label. No fair, either – no festival, no showroom, no gallery. But a Depot, as Laura Pregger, Matylda Krzykowski, Moritz Walther, Elias Schäfer and Rebekka Kiesewetter have chosen to name their project. A room in which contemporary design is set up for discussion. A base of operation was found in the former grain storehouse on the Erlenmatt in Basle, and even though temporary, it was a rather perfect one. Perfectly made, actually, since the empty shell called for someone to make the first step and turn it into a space one would like to visit. An artistic endeavor. Exhibited there were the works of young designers and artists both local and from abroad, mostly unique objects or small series, put up for discussion in thematic exhibitions. And even though the presented objects were up for sale, the organizers did not claim any commissions. We want things to come into circulation; this is what it is about. The thought behind it: if the full profit goes to the designers and artists, new objects that illustrate how designing works can be created. For society, for individuals. This is what the makers of Depot Basel are interested in. And in that which was debated during the events they organized – not only in Basle, but also London, Warsaw and Zurich. What are the circumstances needed for products to be created? How should we live today and in the future? Can design change the world? But also: how do you mediate, why design is important? How do you exhibit design? Financing through foundations and sponsoring remains difficult. This applies to all projects moving between borders. What contemporary design signifies needs to be communicated to a potential donor every time from scratch. Yet a simple look at the Depot could help come to a better understanding. Those who take the step comprehend the project. The road does not lead to the former grain storage, though: the temporary use has come to an end. From the Erlenmatt they are now moving to the harbor, to a new, yet again only temporary usable space. What does this mean for the project? It is not the end. Space is important, but only a means to an end. Depot Basel cleverly plays with the tension between the concrete meeting space and the tight network, which goes way beyond Basel. It is supported by the awareness of common interests that connect young designers and artists. It grows with every exchange among the like-minded and it is pushed onwards by virtual and analogue encounters. Underestimating the meaning a space can carry would not be wise, though. It is necessary to have a basis in order to project something into the world. As of now, fortune favors the diligent. This space too will not stay forever. Nevertheless: what better could have happened than to move to the harbor? To a place which marks the beginning of communication? And this is what I wish the Depot Basel: that communication can continue to grow beyond the borders of the scene. Like-minded people can be found, undoubtedly. The greatest challenge will be to get those on board who are still indifferent towards their vision. Staying on the move is a beginning. Looking beyond the own comfort zone is a further step forwards. Explaining why design concerns us all and being heard while doing it will be the final goal.

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Depot Basel ist Es ist eine merkwürdige Sache mit den Namen: Man bestimmt sie oft aus einer Laune heraus, vielleicht nachlässig und zu einem Zeitpunkt, in dem man nicht wissen – sondern sich bestenfalls wünschen – kann, wie die Zukunft des Täuflings aussehen wird. Und doch wirken Namen und die mit ihnen verbundenen Assoziationen irgendwie richtungsweisend, fast programmatisch. Man kennt es aus dem Freundeskreis: Was wäre, wenn Nina Gertrud hiesse oder aus Tom Dieter würde? Eben: Das ginge gar nicht. Klar, man wächst in seinen Namen hinein, schafft ihn sich selber, füllt ihn nach und nach aus. Und irgendwann IST man er. Depot Basel also: Es hiess so, es heisst so und es wird auch in Zukunft so heissen. Auch wenn die ursprüngliche Idee, im Sinn eines Museums­ depots eine Sammlung anzulegen und daraus Ausstellungen zu bestücken, in den Hintergrund getreten ist. Doch obwohl sich Depot Basel in seinem rund zweijährigen Bestehen nicht durch spektakuläre Ankäufe hervortat – Lagerbestände hat es doch: Physische – das Infrastruktur-Mobiliar etwa, das bei der ersten Aktion entstanden ist - und immaterielle: Der Fundus von Depot Basel besteht wesentlich aus Ideen, aus den Finger-, Fuss- und Geistesabdrücken, die Beitragende und Besucher hinterlassen haben. Sie sind archiviert, werden weitergedacht und -vermittelt. Auch ein Ideendepot ist ein Depot. Depot bleibt Depot – auch wenn der ursprünglich genutzte Raum im Getreidesilo auf dem NT-Areal Geschichte ist: Einiges wird mitgenommen (siehe oben); etwas bleibt haften (ach, hübsche Welt der NamensSpekulation!): Silos arbeiten nicht nach dem First-in-first-out- Verfahren. Früher und später in den Silotrichter gefüllte Stoffe treten als Gemenge wieder aus, wird der Getreidespeicher definiert. Funktioniert Depot Basel nicht genauso?: Alt und neu werden weder als Qualitätsmerkmale ver­ standen noch getrennt gesehen; was aktuell ist, kann ohne das, was damals entstanden ist, nicht sein, es baut darauf auf, entwickelt es weiter; Depot Basel lässt Älteres und Neueres gemeinsam wirken, schafft Verbindungen, stellt sie dar und vermittelt sie. Was nicht schon von irgendeiner schicksalhaften Laune in der Onomatogenese vorbestimmt ist, wird durch das Handeln von Depot Basel mit seinem Namen verbunden. Depot Basel ist, was man auf der Webseite, in Anträgen, in Wettbewerbsund Stiftungseingaben, auf Blogs und in Zeitschriften darüber lesen kann. Aber: Depot Basel ist mehr als Gedrucktes, mehr als eine Absichtserklärung. Depot Basel ist das, was seine Macher, die Beitragenden und Besucher erleben: Depot Basel ist, zu merken, dass Gestalter mehr sind als ihre Objekte. Wenn bei der Veranstaltung Insight der fokussierte Denker Brent Dzekciorius witzig über Londons Rolltreppen schwadroniert oder zu Tage kommt: Designer frühstücken ungesund. Depot Basel ist, wenn Kinder im Rahmen eines Workshops begreifen, dass man auch wiederverwenden kann, und sie aus Abfallmaterial Dinge entwerfen, die jedem Besucher – wenn auch keine neuen Erkenntnisse über Produktdesign – so doch ein Lächeln entlocken. 62 Voices


Depot Basel is It is a curious thing with names: they are chosen on a whim, somewhat randomly, at a time when one couldn’t possibly know – at best, wish – how the future might look. Yet the associations connected to the names still seem to come to a fulfillment; they appear as guidelines, program­ matically or simply shaping. Imagine the situation in your circle of friends: what if Nina was actually Gertrude, or Tom became Dieter? Clearly, this wouldn’t be possible. Of course, growing into one’s name is a process of life, during which one creates it, by filling it out little by little. And at some point, you end up BEING it. So, Depot Basel: this is its name, this was its name, and this will continue to be its name in the future. Even though the original idea, which was to buy design pieces in order to set up a museum’s depot in the classical sense, out of which exhibitions could be assembled, might have ended up being pushed to the background. But even though Depot Basel has not distinguished itself in its two-year existence through spectacular acquisitions, it has accumulated an impressive storage: physical – for instance, all of the infrastructural furniture, which was put together in the first activity of the project – and immaterial. Depot Basel’s main stock consists to a large amount of ideas, of finger-, foot- and spirit-prints left by contributors and visitors. They are archived, and they will be pro­ cessed, expanded and mediated. A depot of ideas is a depot just as well. Depot stays Depot – even though the originally used space in the former grain storehouse on the NT-Areal is history: many things have come along (see above). And some things stayed (oh, name-giving, you lovely world of speculation!): Grain storages do not work according to a firstin-first-out-principle. Materials added to the silo funnel at different points in time re-emerge as a mixture, is the definition of the grain storage unit. Doesn’t Depot Basel work in precisely this manner? Old and new, from past times and from today are neither perceived as attributes to quality nor seen as separate from each other. What is current could not exist without that, which was created in the past; it builds up on it and develops it further; Depot Basel lets the old and new function as a whole, it creates references, presents connections and mediates them. That which has not already been presupposed in a fateful quirk of onomatogenesis gets connected to Depot Basel’s name through its activities. Depot Basel is what you read about it on its Website, in applications, in texts for foundation entries, in blogs and in magazines. But: Depot Basel is more than a declaration, more than something printed. Depot Basel is what its makers, contributors and visitors experience:

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Depot Basel is to realize, that there’s more to designers than just their objects. For instance during the ,Insight’ event, when focused Brent Dzekciorius goes on a funny rant on London’s system of escalators, or it is revealed that designers eat unhealthy breakfasts. Depot Basel is children realizing during a workshop that it is possible to recycle, and they then go on to design things out of waste material that, despite not providing much new insight on product design, manage to put a smile on every visitor’s face.


Depot Basel ist, wenn Absolventen eines Workshops danach ein gemeinsames Projekt initiieren; ist, wenn Designer um Teilnahme anfragen oder Freunde als Ausstellende vorschlagen. Depot Basel ist, nach einem Workshop die daran Beteiligten heiss zu lieben und schmerzlich zu vermissen, obwohl den meisten davor die Aussicht, eine ganze Woche mit Fremden zu verbringen, gemeinsam zu arbeiten, zu kochen und im gleichen Raum zu schlafen alles andere als attraktiv erschienen ist. Depot Basel ist, wenn am Abend vor der Eröffnung von Handwerk & Szenografie Kaspar Hamacher, John Franzen und das DepotTeam nach getaner Arbeit bis 3 Uhr in der Früh Jakub Zak und Nicholas Bellavance-Lecompte (die extra aus Italien anreisten) dabei helfen, kilometerweise Schnüre an den Rahmen ihrer Installation zu tackern. Depot Basel ist, mit Llot Llov in Berlin tagelang arbeitsbedingt zusam­ menzukleben und dennoch gemeinsam Nächte durchzutanzen. Depot Basel ist, die in der Ausstellung Personal Content 2012 gezeigten Vasen von Giorgia Zannellato 2013 im Petite-Friture-Katalog zu entdecken. Oder Damien Gernays Beam-Tables, entstanden beim ersten Workshop, von einer grösseren Firma produziert und vertrieben zu sehen. Depot Basel ist, sich mit Transportformularen, Zollerklärungen und Liefer­ terminen herumzuschlagen; Ist, die Ankunft eines Exponates täglich zu erwarten, jeden Abend enttäuscht zu sein und es kurz vor Ausstel­ lungsbeginn doch in Empfang zu nehmen. Depot Basel ist, sich bisweilen mit kritischen Kommentaren konfrontiert zu sehen und daraus zu lernen. Depot Basel ist das Aha-Erlebnis jener, die nach dem Besuch einer Ausstellung im Vorfeld der nächsten nicht mehr fragen: Welche KÜNSTLER stellt ihr aus? Und ist das Aha-Erlebnis derer, die nach dem Kontakt eines Designers fragen und etwas bei ihm kaufen, auch wenn es anderswo (vermeintlich) ähnlich und günstiger wäre. Depot Basel ist, sich ums In und Out gemäss medial konstruierten Trends nicht zu scheren. Sondern unabhängig von Meinungen, Institutionen und Erwartungen das zu finden, aufzubereiten und zu vermitteln, was für alle Beteiligten heute und morgen Relevanz hat. Depot Basel ist Wochenend- und Nachtarbeit; ist tagelang mehr mit dem Team zu reden als mit sonst wem; ist zu Unzeiten Skype-Konferenzen zu halten; ist Fragenstellen und Antworten finden. Depot Basel ist, sich Geldsorgen zu machen, Stiftungen anzuschreiben, Zuwendungen zu beantragen und Sponsoren zu überzeugen; ist sich zu freuen, wenn’s klappt, enttäuscht zu sein, wenn nicht; und am Ende dennoch alles in der angestrebten Qualität hinzubekommen. Depot Basel ist, auch in schwierigen Momenten nie daran zu zweifeln, auf dem richtigen Weg zu sein. Depot Basel ist, weiterzumachen und weiterhin Spass daran zu haben. Depot Basel ist, sich zu freuen, dass sich alle anderen freuen.

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Depot Basel is people initiating a joint project after a shared exhibition or workshop; is designers requesting a collaboration or bringing their friends as co-workers on board. Depot Basel is dearly loving and missing everybody who was involved in a workshop after it ends, even though the prospect of living, working, cooking and sleeping in the same space with strangers for a whole week initially did not seem too attractive. Depot Basel is Kaspar Hamacher, John Franzen and the Depot-Team helping Jakub Zak and Nicholas Bellevance-Lecompte, who came from Italy especially for this occasion, staple miles of string to the frame of their installation at the eve of the opening of the Craft & Scenography exhibition until 3 AM. Depot Basel is being glued to Llot Llov in Berlin all day for work and still staying together to dance through the night. Depot Basel is discovering Giorgia Zannellato’s vases, which were shown in the 2012 exhibition Personal Content, in the 2013 Petite-Friture-Catalogue. Or seeing how Damien Gernay’s Beam Tables, created during the very first workshop, are being produced and sold by a major. Depot Basel is dealing with transport forms, customs declarations and late deliveries; is daily awaiting a still missing exhibit and the disap­ pointment felt when it did not arrive by evening, just to receive it shortly before the exhibition begins. Depot Basel is being confronted with critical comments every once in a while and learning from them. Depot Basel is the insightful experience of those who will not repeat the question which ARTISTS are you exhibiting? before attending the next event. It is also the experience of those who take home the contact with a designer and who will buy their next piece of furniture from him, even though they might have gotten a (seemingly) similar and much cheaper one somewhere else. Depot Basel is not caring about the Ins and Outs of media-pushed trends. Instead, it is to find, prepare, present and mediate independently from opinions, institutions and expectations that which is the most relevant in the future of everyone involved. Depot Basel is working weekends and nights, it is communicating more with the team than anyone else for days; it is to squeeze in Skype-meetings at every possible ungodly hour; it is asking questions and finding answers, a constant exchange and reflection. Depot Basel is worrying about money, writing foundations over and over, applying for public donations and convincing sponsors – for materials, for example. And being happy when it works out, disappointed and at a loss when it doesn’t; yet still managing to put together everything in the quality hoped for at the end. Depot Basel is never questioning the path you are on, even in difficult moments. Depot Basel is continuing on and continuing to have fun doing it. Depot Basel is being happy about everybody else being happy.

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Mateo Kries, Direktor Vitra Design Museum Angesichts der Bedeutung von Design in unserer Gesellschaft ist es erstaunlich, wie wenig gute Ausstellungsorte es gibt. Die Suche nach zeitgemässen Ausstellungsorten und -konzepten für Design ist heute also aktueller denn je. Doch anders als in Kunst und Architektur gibt es kaum Vorbilder. Kunstgewerbemuseen bieten dem Design oft nur einen Nischenplatz; Designzentren haben ihre Glaubwürdigkeit durch allzu kommerzielle Auftritte verspielt. Grosse, spezialisierte Häuser wie das Designmuseum London und das Vitra Design Museum haben sich zwar mit Erfolg etabliert, stellen aber nur eine Möglichkeit dar, wie man Design ausstellen kann, braucht es doch dafür nicht unbedingt ein Museum mit einer Sammlung oder ein Mehrspartenhaus, das auf grosse Themen setzt. Auch junge, unabhängige Räume, in denen experimentiert wird und die Grenzen der Disziplinen ausgelotet werden, wären wichtig. Erst wenn neben grossen Designmuseen auch solche Institutionen wachsen und eine Vielfalt an Ausstellungsformaten und anspruchsvollen kurato­ rischen Zugängen entsteht, wird deutlich, dass Design ein lebendiger Teil unserer Kulturlandschaft ist. Hier hat Depot Basel Pionierarbeit geleistet. Es setzt auf den Charme des Improvisierten, tut dies jedoch überaus professionell. Es hat begriffen, dass Entwurf und Produktion immer enger zusammenrücken und hat dies in Ausstellungskonzepte umgesetzt. Es bietet einen Raum, in dem alles möglich ist, in dem das Mögliche aber auch kritisch hinterfragt wird – auf seine Relevanz hin, auf seine Qualität, auf seinen Neuigkeitswert. Designer lieben den Begriff der Innovation, und Depot Basel hat es paradoxerweise geschafft, ihn in eine Institution zu giessen. Oder doch nur in eine Plattform, um ein weiteres Lieblingswort der Szene zu benutzen? Egal. Jedenfalls ist das Ergebnis eine Bereicherung der Designszene, und man darf hoffen, dass es so weitergeht. Considering the importance of design in our society, it is still astonishing how few good exhibition spaces there are. This means that the search for contemporary exhibition spaces and concepts is more relevant than it has ever been. But in contrast to art or architecture, there are barely any role models in this area. Museums for applied art often only provide a niche for design; design centers lost their credibility through overly commercialized appearances. Large, specialized museums such as the Design Museum in London or the Vitra Design Museum successfully established themselves internationally, but present just one possibility of exhibiting design. Because doing that, does not necessarily mean a museum with a collection or a multidisciplinary venue placing their emphasis on big themes. It is also the young and independent exhibition spaces, in which experimentation is happening, in which the borders of the discipline are stretched, that would be important. Only then, when such small institutions can grow alongside the large design museums, when a multitude of exhibition formats are formed and ambitious curators can bring in their perspectives, will design be recognized as a living part of our cultural landscape. In this area, Depot Basel has been a pioneer. It sets its emphasis on the charisma of the improvised while being highly professional at the same time. It has understood that concept and production are steadily edging closer towards each other and implemented this idea in exhibition concepts. It provides a space in which everything is possible, but the possible is also critically questioned – on its relevance, its quality, its novelty. Designers love the term innovation and Depot Basel paradoxically achieved to shape it into an institution. Or is it maybe just a platform, to use another favorite word of the scene? It does not matter. Either way, the result is an enrichment for the contemporary design scene and one can only hope that it will continue on as it has. 66 Voices


Grundlage unseres Publikationskonzepts ist der logistische Aspekt einer Gruppenausstellung. Der Zustand, der die Objekte nach Ankunft in Basel und noch vor ihrer Integration in das Ausstellungskonzept definiert. Our publication concept is based on the logistical aspects of a group exhibition. The state that defines the objects after arriving on location in Basel and close before being integrated in the exhibition concept.    severafrahm, Johannes Breyer


Laura Pregger Matylda Krzykowski Rebekka Kiesewetter Elias Sch채fer Moritz Walther PUBLICATION Photography & Art Direction severafrahm Graphic Design Johannes Breyer Typeface DT Grow (dinamo.us) THANK YOU Christine Benz Simon Denzler Hannah Lora Freeman Adrian Grisard Luc Gross Martin Kiesewetter Basia Krzeska Evonne Mackenzie Christian Pregger-Laufner Angie Ruefer Yvonne Sutter Robert Thiemann Costas Voyatzis Urs P. Walther Gaspard Weissheimer Supported by


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