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Moondog
Foto: Schallplattencover von 1969, Columbia Records Photo Studio (Don Hunstein) LOKALHELDEN
MOONDOG MOONDOG
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Zwischen Carnegie Hall und Wolbecker Straße
Aus dem veganen Restaurant Bucks an der Wolbecker Straße wurde im Frühjahr 2021 das „Mondhund Schallplatten Café“. „Mondhund“? Komischer Name, dachten wir uns, und fragten mal nach. Als Namenspatron entdeckten wir schließlich den legendären Jazz & New-Classic Musiker „Moondog“ und eine irre Lebensgeschichte, die den blinden Straßenmusiker von Manhattan bis nach Münster führte. Heute liegt er auf dem Zentralfriehof begraben, während seine Musik über 250.000 Menschen monatlich auf Spotify hören. 12 Millionen Mal wurde seine bekannteste Komposition dort bis dato gestreamt. Aber der Reihe nach.
Louis Thomas Hardin verlor mit 16 sein Augenlicht. Kein leichtes Schicksal im Mittleren Westen der USA in den 30er Jahren. Dafür trainierte er seine musikalische Gehörbildung umso mehr. Nach dem Krieg ging der blinde Multi-Instrumentalist und Komponist nach New York – als Straßenmusiker. Er legte sich den Künstlernamen „Moondog“ (nach seinem Blindenhund) zu und wählte ein Wikingerkostüm als Markenzeichen. Mit Hörnerhelm, Rauschebart, Fellmantel und Speer stand er gegenüber vom Hilton Hotel in Manhattan und musizierte und dichtete. Der skurrile Typ wurde bald eine New Yorker Attraktion. Er lernte Musiker der New Yorker Philharmoniker kennen, die ihn zu Orchesterproben in die Carnegie Hall einluden, wo er später ein und aus ging. In den 50er und 60er Jahren nahm er auch erste eigene Schallplatten auf. Charlie Parker, Janis Joplin und Leonard Bernstein gehörten zu seinen Fans und spielten sogar eigene Versionen seiner Stücke. Bis in die frühen 70er Jahre war er fast täglich in Manhattan an der Ecke 6th Avenue/54th Street anzutreffen. Der Legende nach soll das Hilton Hotel sogar Anzeigen geschaltet haben, in denen es seine Adresse mit „gegenüber von Moondog“ angab.
Von Manhattan nach Münster Dann war Moondog plötzlich verschwunden – viele New Yorker hielten ihn für tot. Dabei war er lediglich einer Konzerteinladung nach Deutschland gefolgt, wo es ihm so gut gefielt, dass er kurzentschlossen blieb. Seine Straßenmusiker-Karriere führte er fortan in Hamburg, Hannover, Münster (u.a. in der Ludgeristraße und an der Lambertikirche) und schließlich in Recklinghausen fort. 1977 spielte er dort mal wieder an seinem Stammplatz in der Altstadt, als ihn eine junge Studentin ansprach. Sie hatte ihn schon länger beobachtet und seine Schallplatten für sich entdeckt. Aus Mitleid lud sie ihn zu sich nach Hause ein. „Ich konnte nicht glauben, dass jemand, der solche Musik schreiben kann, so leben muss“.
Moondog 1974 in Münsters Ludgeri-Fußgängerzone.
Von nun an managte Ilona Goebel Moondogs Leben und seine Karriere – und zog schließlich mit ihm nach Münster. Obwohl schon im Rentenalter, komponierte er – nun ohne Wikingerkostüm – unermüdlich: Moondog schuf in 50 Jahren rund 1.500 Werke zwischen Avantgarde, Jazz und Klassik und dirigierte große Orchester. Anfang der 90er gelang ihm mit 75 Jahren sogar ein Comeback in den USA, doch seiner neuen Wahlheimat Münster blieb er treu. Manchmal konnte man ihn die Wolbecker Straße entlang flanieren sehen, vermutlich auch dort entlang, wo heute das Mondhund Schallplatten Café von Marcus „Bolte“ Krause zuhause ist. Der Jazzfan, der erst kürzlich aus Heidelberg nach Münster gezogen ist, ließ es sich nicht nehmen, seinen Mix aus Recordstore und Café nach dem Musiker zu benennen, der seine letzten Lebensjahre in der Westfalen-Metropole verbracht hat. 1999 starb Moondog in Münster an Herzversagen, sein Grab auf dem Zentralfriedhof ist seither eine Pilgerstätte für Fans – auch wegen der imposanten Büste, die den Meister mit Rauschebart zeigt. Seit 2011 teilt er sich das Grab mit seiner Mentorin Ilona Goebel.
Mehr erfahren?
moondog-music.com (Offizielle Seite) moondogscorner.de (deutsche Fanseite von Wolfgang Gnida
MOONDOG SCHALLPLATTENCAFÉ
Gute Musik, guter Kaffee Wohl dem, der seine Talente und Hobbies zum Beruf bündeln kann. Marcus „Bolte“ Krause ist Koch, Bäcker, Lindy-Hop Tänzer und MusikFan. Was lag da näher, als einen Schallplattenladen in ein Café zu integrieren – in dem auch Tanzen nicht verboten ist.
Hier gibt es selbstgebackenen Kuchen (Mmh, lecker!) und RoestbarKaffee, dazu kann man in Ruhe das Sortiment an neuen und secondhand LPs durchstöbern. Natürlich legt der Chef die Platten auch gerne auf. Es gibt aber nicht nur Moondog- und Jazz-Scheiben, sondern auch andere Genres, vom Morricone-Soundtrack bis Motörhead. In Kürze soll es auch DJ-Abende geben. Abweichend von den regulären Öffnungszeiten ist manchmal auch sonntags geöffnet, aber nur, wenn der Chef Lust hat…
Wo? Wolbecker Str. 128, Herz-Jesu-Viertel („Klein Muffi“) Tel. (0251) 93132347 www. mondhund.info Di.-Sa. 11-18 Uhr, So.+Mo. Ruhetag