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Für viele ist Harkotten ein großes Stück Heimat

„Für viele ist Harkotten ein großes Stück Heimat.“

Ein Gespräch mit Myriam Freifrau von Korff über das Leben und Arbeiten in einem Denkmal. Myriam und Ferdinand von

Korff im jüngst restaurierten Gelben Kabinett

Frau von Korff, wie sieht für Sie ein typischer Arbeitstag aus? Gibt es so etwas überhaupt auf einem Schloss? Das gibt es schon. Von März bis Mitte Oktober ist bei uns eigentlich ständig Programm. Da beginnt der Tag mit ganz normalen organisatorischen Dingen. Nachmittags gibt es in der Regel Buchungen für Führungen. Diese Gäste führe ich dann auch gerne persönlich durch das Haus.

Was bedeutet es für Sie, für ein so bedeutendes Anwesen Verantwortung zu tragen? Man wächst in so etwas hinein. Es ist eine Verantwortung, die wir tragen, die Generationen vor uns auch schon getragen haben. Ich vergleiche das immer mit anderen Jobs. Dort trägt man auch Verantwortung. Wir haben einen besonders schönen Beruf.

War es für Ihre Familie je ein Thema, Teile des Hauses unterzuvermieten? Eine Vermietung kam bisher nicht in Frage. Wir haben im Gegenteil alles dafür getan, dass dies nicht passiert. Und das ändert sich auch in den nächsten Generationen nicht. Dafür ist die Familie hier viel zu sehr beheimatet. Wir haben immer eher nach Alternativmöglichkeiten gesucht, wie das Ganze zu stemmen ist. Bisher hat das immer gut funktioniert – auch dank der Hilfe von vielen Personen, Personenkreisen und Institutionen.

Haus Harkotten ist Teil einer Doppelschlossanlage. Was ist die Geschichte dahinter – warum entstanden damals zwei Schlösser in so direkter Nachbarschaft? Das hat mit der Familiengeschichte zu tun. Es hat hier einen Vorgängerbau aus dem 14. Jahrhundert gegeben. Im 18. Jahrhundert lebten in dieser Burg zwei Familien, die sich zerstritten hatten. Die alte Burg war zu der Zeit baufällig, so dass man sich entschied, zwei voneinander unabhängige Schlossanlagen bauen zu lassen. Diese waren so angelegt, dass man sich möglichst nicht begegnen wollte. Heute leben wir in sehr guter Nachbarschaft.

© Bildarchiv Foto Marburg/Andreas Lechtape

© Bildarchiv Foto Marburg/Andreas Lechtape

Das Erdgeschoss des Herrenhauses ist im Rahmen von Führungen zu besichtigen.

Fantasielandschaften schmücken das einstige Schlafzimmer des Freiherrn von Korff.

© Bildarchiv Foto Marburg/Andreas Lechtape Worin liegt eigentlich genau der Unterschied zwischen einem Schloss und einem Herrenhaus? Beide Häuser sind in unterschiedlichen Epochen erbaut, Barock und Klassizismus. Unser Herrenhaus ist ein klassizistischer Bau. Die Epoche vor dem Klassizismus war der Barock, da hat man sehr repräsentativ gelebt und gebaut, wie man es auch bei dem barocken Nachbarschloss deutlich erkennt. Der Klassizismus war eine sehr aufklärerische und moderne Zeit. Es wurden die Räume kleiner, die Architektur veränderte sich zugunsten des privaten, familiären Verhältnisses.

Sie haben vor einigen Jahren ganz zufällig hinter Tapeten Wandmalereien des bekannten Hofmalers Philipp Bartscher entdeckt. War Ihnen sofort klar, welche bedeutende Entdeckung das war? Ja, das war sehr schnell klar. Wir haben damals aber auch sofort die richtigen Personen angesprochen, weil wir wussten, dass wir etwas Besonderes wiederentdeckt hatten – unter anderem auch die ganze Bauakte des Architekten Adolf von Vagedes sowie des Künstlers Philipp Bartscher mit allen Kostenvoranschlägen und detaillierten Beschreibungen. Daraufhin begleiteten uns die Denkmalbehörden in regelmäßiger Feinabstimmung. Kurze Zeit später wurden wir dann auch als Denkmal von überregionaler Bedeutung eingestuft, was uns ermöglichte, Fördermittel vom Bund zu beantragen.

Was fasziniert denn die Besucher am meisten am Haus Harkotten? Es sind ja ganz unterschiedliche Menschen, die zu uns kommen. Die Wandmalereien sind sicherlich für viele ein Anlass. Wenn man aber mit den Gästen ins Gespräch kommt, interessieren sich viele auch für die Familiengeschichte. Gerade Besucher aus der Region identifizieren sich oft stark mit dem Haus und seiner Geschichte. Für viele bedeutet es ein Stück Heimat.

Die Räume sind so unterschiedlich, so schön, so farbenfroh. Myriam Freifrau von Korff

Auf Ihrem Schloss finden Hochzeiten, Seminare, Firmenpräsentationen und kulturelle Veranstaltungen statt. Haben Sie für die Zukunft weitere Ideen, wie man das Haus nutzen kann? Unser Ziel ist es, möglichst viele kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte hier stattfinden zu lassen. Auch das Gartenfestival, das bislang zweimal pro Jahr stattfindet, ist ausbaubar. Darüber hinaus planen wir gemeinsam mit dem Förderverein ein modernes, multimediales Infocenter für Besucher.

Was bedeutet es heute, ein Haus wie Harkotten denkmalgerecht zu erhalten? Im Vordergrund steht natürlich die Abstimmung mit den Denkmalbehörden. Bisher habe ich diese Zusammenarbeit als sehr kompetent und förderlich erlebt, wofür wir sehr dankbar sind. Ein Denkmal zu erhalten bedeutet Engagement, Geduld und Durchhaltevermögen. Das Ergebnis spricht für sich.

Haben Sie persönlich Tipps für Besucherinnen und Besucher Ihres Hauses? Ich bin immer wieder fasziniert von den restaurierten Wanddekorationen. Die Räume sind so unterschiedlich, schön und farbenfroh. Das ist einfach unvergleichbar! So aufwändig und schön würde man heute sicher nicht mehr gestalten.

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Du möchtest Haus Harkotten live erleben? Hier gibt es weitere Informationen:

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