Friedemann und Alexia Eichhorn
Intensive Familienzeit Violinprofessor Dr. Friedemann Eichhorn über sein Leben in der Coronakrise Im April 2020 war mein Tagesablauf ziemlich geregelt. Die Schule unserer Kinder lief per Fernunterricht in Online-Lerngruppen und mit Hausaufgaben weiter. Mit meinen Studierenden arbeitete ich regelmäßig über Online-Medien. Das funktionierte besser als ich dachte, auch wenn es für uns alle neu war. Ganz gut konnte man an geigerischen Basiselementen feilen. Das Mikrophon ist unbestechlich hinsichtlich Intonation, auch rhythmischer Prägnanz. Natürlich hat die klangliche Arbeit deutliche Grenzen und wir konnten nur rein solistischen Unterricht abhalten. Die Korrepetition und das Zusammenspiel vermissten wir sehr, ebenso die Kammermusik und das Orchesterspiel. Dennoch versuchten wir das Beste aus der Situation zu machen. So viel Musik wird seit einigen Jahren online gehört bzw. gespielt! Also konzentrierten wir uns auch darauf: Wie wirkt das Spiel über die Online-Medien? Darüber hinaus wurde mein Interesse am Produzieren von Musikvideos geweckt. Mit meiner Violinklasse habe ich ein Gemeinschaftsvideo in Einzelstimmen aufgenommen, die wir zu einem Violinen-Ensemble übereinander geschnitten haben. In den Social Media haben wir es veröffentlicht. Es ist durchaus interessant, sich in diese Medienmöglichkeiten hineinzudenken. Das Projekt stellt für mich ein kleines Symbol des Zusammenhalts in der Krise dar.
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Liszt - Das Magazin der Hochschule | Sonderausgabe 2020
Ansonsten kam ich in dieser Periode selbst viel zum Üben, wobei mir die weggefallenen Konzerte fehlten. Wir Musiker lieben einfach das Spielen und das Teilen der Musik mit Zuhörer*innen. Auf der anderen Seite konnte ich mich ohne Druck zukünftigen Projekten widmen. Hierzu gehörte die Vorbereitung einer CD-Aufnahme im November 2020 mit der Jenaer Philharmonie unter der Leitung von Nicolás Pasquet. Wir haben Werke der Virtuosenbrüder Anton und Max Bohrer entdeckt, die als Zeitgenossen von Beethoven hochinteressante Solokonzerte komponiert haben. Darüber hinaus arbeitete ich an einem Projekt mit Werken für Violine und Orchester von Alfred Schnittke, das 2021 mit der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken stattfindet. Freude bereitete mir gerade in dieser Zeit auch eine „geigen-theoretische“ Beschäftigung: die Einrichtung einer Henle-Neuausgabe des a-Moll-Violinkonzerts von Viotti mit Bogenstrichbezeichnungen, Fingersätzen und Recherchen von Kadenzen. Privat fand unser Leben natürlich fast ausschließlich in den eigenen vier Wänden statt – es war eine sehr intensive Familienzeit. Kontakt mit den Großeltern, der weiteren Familie und Freunden war leider nur online oder fernmündlich möglich. Wir haben einen Garten, und da glühte der Grill und rollte der Ball häufig.