Ambivalente Flötenprofessorin über ihre Erfahrungen mit
Im Sommersemester war alles anders. Mit dem CoronaAusbruch hagelte es plötzlich Absagen – Konzerte, Meisterkurse, viele lang geplante schöne Projekte waren dahin. Nach dem ersten Schock fühlte ich aber Erleichterung. Nach Jahrzehnten voller Stress des Profimusikerlebens, im Doppelpack mit meinem Mann, war eine plötzliche Zwangspause da. Wir saßen mit unseren drei Kindern gemeinsam im Lockdown. Ein Glück, feste Stellen zu haben in dieser Zeit, was vielen unserer freischaffenden Kollegen leider nicht vergönnt ist. Nach dem Corona-Lockdown unterrichtete ich zunächst online, seit dem 4. Mai in Weimar auch endlich wieder in Präsenz. Allerdings leider noch nicht alle Studierenden, da einige noch in ihren Heimatländern „stecken geblieben“ sind. Zugriff auf das Internet zu haben war in dieser Zeit ein Segen! Man konnte vieles klar erfassen, um gut arbeiten zu können, auch Gespräche führen, um neue Ziele anzugehen, zu motivieren. Es war eine tolle Brücke um im Kontakt bleiben zu können. Das Klangerlebnis per Video ist natürlich ernüchternd, ich vermisse besonders die Entfaltung des Klanges im Raum. Was die Flöte angeht: Die Mikrofone mögen uns nicht und übersteuern gerne. Die ersten Unterrichtsstunden waren daher frustrierend oder streckenweise urkomisch. Wir haben uns jede Woche per Video gesehen und mir wurden auch regelmäßig Aufnahmen zugeschickt. Das hat viel Eigenverantwortung und Disziplin erfordert. Meine Studierenden waren Gott sei Dank alle in Sicherheit, und ich warte jetzt sehnsüchtig darauf, dass sie zurückkehren können.
„Die ersten Unterrichtsstunden waren daher frustrierend oder streckenweise urkomisch”
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Liszt - Das Magazin der Hochschule | Sonderausgabe 2020