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SCHEHERAZADE

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ORCHESTER

ORCHESTER

MI 18. MAI 2022

Abonnementskonzert

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Stadthaus Winterthur

Beginn 19.30 Uhr Pause gegen 20.10 Uhr Ende gegen 21.15 Uhr CHF 78/65/43/30 Abo 12/8 09.30 Uhr Öffentliche Generalprobe CHF 20 Mitglieder gratis 18.45 Uhr Konzerteinführung mit Felix Michel im Stadtratsaal

Musikkollegium Winterthur

LEITUNG Roberto González-Monjas MEZZOSOPRAN Sophie Koch

SCHEHERAZADE

Igor Strawinsky (1882 – 1971) «Chant funèbre», op. 5 (1908) 12'

Maurice Ravel (1875 – 1937) «Shéhérazade» Drei Gedichte von Tristan Klingsor für Gesang und Orchester (1903) 15'

Asie: Très lent (Vieux pays merveilleux) La flûte enchantée: Très lent (L'ombre est douce) L’indifférent: Lent (Tes yeux sont doux)

Charles Koechlin (1867 – 1950) «Épiphanie» op. 17/3 für Sopran und Orchester (1900) 7'

— Pause —

Nikolai Rimski-Korsakow (1844 – 1908) «Scheherazade», op. 35 Sinfonische Suite aus «Tausendundeine Nacht» (1885) 40'

Das Meer und Sindbads Schiff: Largo e maestoso Die Geschichte vom Prinzen Kalender: Lento Der junge Prinz und die junge Prinzessin: Andantino quasi allegretto Feier in Bagdad: Allegro molto – Das Meer: Lento – Das Schiff zerschellt an einer Klippe unter einem bronzenen Reiter: Tempo come I

In Zusammenarbeit mit

Erstmals zu Gast Roberto González-Monjas ist ein äusserst gefragter Dirigent und Geiger, der sich in der internationalen Szene schnell einen Namen machte. Er ist Chefdirigent des Musikkollegiums Winterthur sowie Chefdirigent und künstlerischer Berater der Dalasinfoniettan und ab 2022/23 Erster Gastdirigent des Belgian National Orchestra. Als leidenschaftlicher und engagierter Pädagoge und Förderer einer neuen Generation talentierter Musiker hat Roberto González-Monjas zusammen mit dem Dirigenten Alejandro Posada die Iberacademy gegründet. Ziel dieser Institution ist es, ein effizientes und nachhaltiges Modell der musikalischen Ausbildung in Lateinamerika zu schaffen, das sich auf benachteiligte Bevölkerungsschichten konzentriert und hochtalentierte junge Musiker fördert. Er ist ausserdem Professor für Violine an der Guildhall School of Music & Drama und ist regelmässig Mentor und Dirigent des Guildhall School Chamber and Symphony Orchestra in der Barbican Hall in London. Roberto González-Monjas war zuvor sechs Jahre lang Konzertmeister des Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia sowie bis zum Ende der vergangenen Saison Konzertmeister des Musikkollegiums Winterthur.

Die französische Mezzosopranistin Sophie Koch studierte am Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris bei Jane Berbié und gewann den Ersten Preis beim Gesangswettbewerb in ’s-Hertogenbosch. Nach ihrem Debüt in Frankreich feierte sie ihre ersten grossen Erfolge am Royal Opera House Covent Garden in London als Rosina und Dorabella. Es folgten «Don Giovanni» und «L’Orfeo» an der Bayerischen Staatsoper München. An der Wiener Staatsoper gab sie 1999 ihr Debüt als Cherubino und als Octavian – eine Rolle, die zum Markenzeichen ihrer Karriere wurde und die sie seither in aller Welt gesungen hat. Im Jahr 2000 debütierte sie bei den Salzburger Festspielen, 2014 folgte endlich ihr Debüt an der Metropolitan Opera New York als Charlotte. Nach ihren weltweiten Erfolgen als Mozart- und Strauss-Interpretin erweiterte Sophie Koch ihr Repertoire um Rollen des französischen und deutschen Fachs. Sie ist auch als Lied- und Konzertsängerin erfolgreich und spielte mehrere CD- und DVD-Aufnahmen ein.

Besetzung: 3 Flöten, 3 Oboen, 3 Klarinetten, 3 Fagotte, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauke, Schlagwerk, Harfe, Streicher

Uraufführung: 17. Januar 1909, St. Petersburg, Orchester des Grafen Scheremetew, Leitung Felix Blumenfeld

Musikkollegium Winterthur:

Dieses Werk wird zum ersten Mal aufgeführt.

Besetzung: Mezzosopran solo, 2 Flöten, Piccolo, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 3 Posaunen, Schlagwerk, Harfe, Streicher

Uraufführung: 20. Januar 1901, Paris, Orchestre Colonne, Leitung Édouard Colonne, Solistin Jeanne Hatto

Musikkollegium Winterthur:

Dieses Werk wird zum ersten Mal aufgeführt. Igor Strawinsky «Chant funèbre» Wenn der junge Igor Strawinsky frei hätte wählen können, hätte er ja von Anfang an Musik studiert – doch die Eltern wollten ihn abgesichert wissen, also schrieb er sich für Jura ein. Im selben Jahrgang studierte Wladimir Rimski-Korsakow, der jüngste Sohn des Komponisten. Er stellte Igor seinem berühmten Vater vor, und schon bald ging Strawinsky bei den Rimski-Korsakows ein und aus. Zweimal pro Woche nahm er Kompositionsunterricht und durfte zum Abendessen bleiben; an den Soirées des Hauses präsentierte er erste Werke, und bis zum Jura-Staatsexamen war er ein ausgereifter Musiker geworden – ohne je einen Fuss ins Konservatorium gesetzt zu haben. Als sein Mentor im Juni 1908 starb, war Strawinsky tief erschüttert und komponierte kurz nach der Beerdigung das Orchesterwerk «Chant funèbre». Eine klagende Melodie schwingt sich immer und immer wieder auf, dazwischen ein paar matte Trompetenfanfaren: Hier verleiht ein vollendeter Komponist seinem Schmerz Ausdruck. Der «Chant funèbre» erlebte eine einzige Aufführung anlässlich eines Gedenkkonzerts für Rimski-Korsakow, anschliessend gingen die Noten spurlos verloren. Erst 2015 tauchte das Werk aus der Tiefe des St. Petersburger Konservatoriums wieder auf – zu spät für Strawinsky, gerade rechtzeitig für uns.

Maurice Ravel «Shéhérazade»

Schon 1898 schrieb Maurice Ravel eine «Shéhérazade»-Ouvertüre geschrieben, offensichtlich unter dem Eindruck von Rimski-Korsakows Suite. Dass er fünf Jahre später einen gleichnamigen Zyklus von drei Orchesterliedern in Angriff nahm, ist in erster Linie Tristan Klingsor zu verdanken. Der Dichter mit dem doppelt bei Wagner entlehnten Künstlernamen war mit Ravel bekannt und gab 1903 einen «Shéhérazade»-Band mit einhundert Gedichten heraus: symbolbeladen, sinnlich und in unterschiedlichster Art auf den Orient bezogen. Ravel griff sich sogleich drei Stück heraus und vertonte sie für Gesang und Orchester. Schillernde Orchesterfarben, fremdartige Harmonien und natürlich der Osten als Orientierungspunkt waren mittlerweile – ein Vierteljahrhundert nach Rimski-Korsakows «Schéhérazade» – schwer in Mode. Das erste Lied «Asie» thematisiert den Exotismus-Trend gleich selber: Es ruft eine Vielzahl fremder Kulturen auf, stets auf dem Grat zwischen abstossend und begehrenswert – und am Ende trinkt die Sängerin ihren Tee doch lieber in der europäischen guten Stube.

Besetzung: Mezzosopran solo, 2 Flöten, Piccolo, 2 Oboen, Englischhorn, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauke, Schlagwerk, Harfe, Celesta, Streicher Uraufführung: 17. Mai 1904, Paris, Orchestre de la Société Nationale de Musique, Leitung Alfred Cortot, Solistin Jeanne Hatto

Musikkollegium Winterthur:

Erstmals aufgeführt am 16. Dezember 1924, Leitung Wilhelm Arbenz, Solistin Vera Janacópulos; letztmals am 13. Mai 2015, Leitung Jac van Steen, Solistin Stella Doufexis

Besetzung: 3 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauke, Schlagwerk, Harfe, Streicher

Uraufführung: 28. Oktober 1888, St. Petersburg, Leitung Nikolai Rimski-Korsakow

Musikkollegium Winterthur:

Erstmals aufgeführt am 10. Januar 1941, Leitung Ernst Klug; letztmals am 12. September 2019, Leitung Thomas Zehetmair Charles Koechlin «Épiphanie» Mit etwas mehr Glück hätte Charles Koechlin den Erfolg eines Ravel oder Debussy teilen können. Aber bereits seine Zeitgenossen nahmen ihn als Komponisten nicht richtig ernst – zu Unrecht, wie das frühe Orchesterlied «Épiphanie» zeigt. Das Gedicht von Leconte de Lisle ist in seiner poetischen Sprache schon so bezugsreich, dass Koechlin es fast monoton und in langgezogenen Noten von der Singstimme vortragen lässt. Darüber wogt ein Schleier ätherischer Geigenklänge, ein BassFundament tritt im Lauf des Stücks dazu und entgleitet dann wieder. Zusammen mit den Kombinationen entfernter Harmonien wird so die träumerisch-surreale Atmosphäre der titelgebenden Erscheinung evoziert: eine Technik, von der sich nicht nur der Kollege Ravel eine Scheibe abschnitt. Koechlin hielt «Épiphanie» für eines seiner gelungensten Werke – sie ist bestimmt nicht das einzige, auf dessen Wiederentdeckung wir uns freuen dürfen.

Nikolai Rimski-Korsakow «Scheherazade»

Nikolai Rimski-Korsakow hatte als Komponist bereits so ziemlich alles erreicht, doch was er im Sommer 1888 komponierte, stellte all seine bisherigen Werke in den Schatten: eine «sinfonische Suite» nach den Erzählungen aus «Tausendundeiner Nacht». Das arabische Sammelwerk war in Europa schon lange beliebt und diente Rimski-Korsakow gleich doppelt als Inspiration: Die fantastischen Geschichten waren eine willkommene Anregung für einen, der keine einfachen Sinfonien mehr schreiben wollte; und der Schauplatz Orient half, so manch kompositorisches Experiment unter dem Deckmantel des Exotischen zu rechtfertigen. Neben dem titelgebenden Bezug auf die Erzählerin Scheherazade aus der Rahmenhandlung des Buchs – die man vielleicht im berühmten Violinsolo erkennen möchte – wollte Rimski-Korsakow ursprünglich in den Satzüberschriften auf einzelne Geschichten verweisen. Doch er entschied sich dagegen, weil er seine Musik nicht als blosse Illustration der Handlung verstanden wissen wollte. So bleibt es jeder Hörerin und jedem Hörer selbst überlassen, sich von Scheherazades Erzählungen ein Bild zu machen.

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