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1 –Prolog
1. AKT
(Während das Publikum eintrifft, sieht man ein Himmelbett in der Mitte der Bühne. Jeweils auf beiden Seiten stehen, weniger beleuchtet, ein Stuhl und eine Chaiselongue. Am vorderen Bühnenrand, rechts und links, stehen zwei Schminktische und dahinter jeweils Regale und Haken, an denen man verschiedene Requisiten und Kostümteile aus der Show sehen kann. Scheinwerfer hängen deutlich sichtbar vom Schnürboden herab. - Wenn alles bereit ist, wird die Einlassstimmung zu einem Black Out gedimmt. Dann, wenn die MUSIK beginnt und das Licht angeht, sehen wir MICHAEL und AGNES an ihren Schminktischen sitzen. Ihre Gesichter werden von kleinen Birnen, die an den Spiegeln angebracht sind, erleuchtet. Diese können als Tischplatte weggeklappt werden. - Halb angezogen an ihren Tischen sitzend, blicken SIE ins Publikum und beginnen zu singen)
#1 – Prolog MICHAEL ALLE SIND HEUT’ GEKOMMEN, VON FERN UND VON NAH AGNES MANCHE SIND NOCH FREMD, ANDRE WAR’N LANG NICHT DA MICHAEL ONKELS, TANTEN, IN KLEIDCHEN, MIT HUT AGNES DER JUNGE, DER MICH AUF DEN SCHULBALL EINLUD MICHAEL DAS MÄDCHEN DORT, DAS FAND ICH MAL ECHT GUT AGNES MEIN ONKEL HERBERT AUS DEM FORSCHUNGSINSTITUT BEIDE NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de UND SIE ALLE SIND HIER MIT NUR EINEM ZIEL: SIE WOLL’N VON UNS HÖR’N:
„ICH WILL.“
(BEIDE klappen die Spiegel herunter und der Spot auf MICHAELS Seite wird heller während er sich zu Ende anzieht)
MICHAEL
ICH WILL, ICH WILL SIE WOLLN, DASS ICH ES SAG ICH WILL, ICH WILL DAS SAG ICH JEDEN TAG ICH TAT’S, ICH TAT’S ICH SAGT ES GESTERN NACHT JA, BEI DER PROBE IN DER KIRCHE HAB ICH’S SCHON GEMACHT ICH WILL, ICH WILL, DAS SAGT SICH GAR NICHT SCHWER WAS WÜRD PASSIEREN, WENN ICH SAGTE: „ICH WILL DOCH NICHT MEHR“ (Das Licht auf seiner Seite wird schwächer. Bei AGNES wird es heller, während sie das Oberteil ihres Hochzeitskleides anzieht und singt) AGNES ICH HABE HEUT NICHT GUT GESCHLAFEN UND WACHTE SEHR FRÜH AUF ICH NAHM MEINE ALTE BILDERSCHACHTEL MIT DER KLEINEN FEE OBENDRAUF EINEN HEISSEN TEE HAB ICH MIR GEMACHT UND DANN HAB ICH, WIE ES SCHEINT BEIM BETRACHTEN DER ALTEN FOTOS NUR GEWEINT… MICHAEL ICH WILL! AGNES GEWEINT! NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de
MICHAEL
ICH WILL!
AGNES
GEWEINT!
MICHAEL
ICH WILL! ICH WILL!
(Glockenschläge sind zu hören, als AGNES ihren Schleier anlegt und das Brautbouquet nimmt. Wenn AGNES und MICHAEL in der Zeremonie vorwärtsschreiten, erscheint oben ein farbiges Kirchenfenster. Die MUSIK wird einfacher und strenger.) MICHAEL EIN MANN UND EIN MÄDCHEN GEHÖREN ZUSAMMEN GEHÖREN ZUSAMMEN ALS GATTE UND FRAU AGNES VON NUN AN, DA WERD’ ICH DICH EWIGLICH LIEBEN DICH EWIGLICH LIEBEN DAS WEISS ICH GENAU BEIDE ZUSAMMEN FÜR IMMER FÜR IMMER ZUSAMMEN SO IST MEIN VERSPRECHEN AN DICH ZUSAMMEN FÜR IMMER FÜR IMMER ZUSAMMEN FÜR SÄMTLICHE TAGE, OB FREUD, OB LEID FÜRS LEBEN, VERLASS DICH AUF MICH AGNES ZU LIEBEN, ZU EHREN UND NIE EINEN ANDERN UND NIE EINEN ANDERN IN REICHTUM UND NOT MICHAEL IN KRANKHEIT, GESUNDHEIT STETS WERD’ ICH DIR TREU SEIN NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de STETS WERD’ ICH DIR TREU SEIN UNS TRENNT NUR DER TOD
BEIDE
ZUSAMMEN FÜR IMMER FÜR IMMER ZUSAMMEN SO IST MEIN VERSPRECHEN AN DICH ZUSAMMEN FÜR IMMER FÜR IMMER ZUSAMMEN FÜR SÄMTLICHE TAGE, OB FREUD, OB LEID FÜRS LEBEN, VERLASS DICH AUF MICH (ER steckt ihr den Ring an. Ein Moment der Stille, als er ihren Schleier hebt und sie küsst. Sie drehen sich nach vorne und die MUSIK spielt weiter – eine spannungsgeladene, fast träumerische Atmosphäre entsteht, als sie nach vorne schreiten, als würden sie’ vor den Traualtar treten) AGNES EINE FREMDE WELT ÖFFNET SICH, SOBALD DU SAGST ICH WILL… MICHAEL ICH WILL… AGNES EINE FREMDE WELT UND DEIN INNERSTES WIRD PLÖTZLICH STILL… MICHAEL SO STILL… AGNES DEINE FREUNDE LACHEN UND DU LACHST ZURÜCK MICHAEL DU HOFFTEST IMMER AUF EIN KLEINES STÜCK NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de
BEIDE
WER WILL SCHON GLAUBEN AN DAS GROSSE GLÜCK ICH WILL! ICH WILL!
AGNES
IN DER FREMDEN WELT DIE SICH ÖFFNET, WENN DU SAGST ICH WILL!
MICHAEL ICH WILL! DA ERKENNST DU GLEICH DAS DIE ZUKUNFT HERRLICH WIRD UND NIE… AGNES ZU VIEL! BEIDE KEINE ZWEIFEL MEHR VERGISS DIE TRAUMATA DENN DAFÜR IST AB JETZT DIE EHE DA! BEIDE ICH WILL! ICH WILL! ICH WILL! (Die MUSIK wird schneller und ihre Bewegungen auch. Wenn es die Möglichkeit eines Laufsteges oder einer Passerella gibt, wie in der originalen Broadway Produktion, sollten sie diese hier entlanglaufen. Bei einem kleineren Zuschauerraum könnten sie den einen Gang hoch und den anderen Gang wieder zurück zur Bühne benutzen, während die PLATZANWEISER sie mit Konfetti bewerfen. Vielleicht schütteln sie auch ein paar Hände. „Hallo, Tante Gladys! Schön, dass ihr kommen konntet! Danke für den Toaster.“ etc. Jedenfalls, wenn sie zur Bühne zurückkommen, sollte genug Zeit sein, dass AGNES ihren Brautstrauß ins Publikum werfen kann. Dann hebt MICHAEL sie hoch und trägt sie von der Bühne. Die MUSIK steigert sich und das LICHT konzentriert sich auf das Himmelbett) NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de
AGNES
(MICHAEL trägt sie auf die Bühne –„über die Schwelle“)
IN DER FREMDEN WELT DIE SICH ÖFFNET, WENN DU SAGST
MICHAEL (& AGNES)
ICH WILL!
ICH WILL! (ICH WILL!)
(ICH WILL!) MICHAEL DA ERKENNST DU GLEICH BEIDE DASS DIE ZUKUNFT HERRLICH WIRD UND NIE ZU VIEL! MICHAEL KEINE ZWEIFEL MEHR VERGISS DIE TRAUMATA AGNES DENN DAFÜR IST AB JETZT DIE EHE DA! BEIDE (abwechselnd) ICH WILL! (ICH WILL!) ICH WILL! (ICH WILL!) ICH WILL! ICH WILL! ICH WILL! ICH…WILL…! (Mittlerweile ist MICHAEL wieder rausgerannt und hat das Gepäck geholt. Er stellt seinen Koffer auf seine Seite, sie nimmt ihren und stellt ihn auf ihre Seite. ER hat seinen Zylinder auf den Bettpfosten am Fußende platziert – SIE NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de ihren Brautschleier auf ihrem Bettpfosten. Auf den letzten Ton der MUSIK fallen beide rückwärts aufs Bett und beenden die Nummer so mit einem Button. - Am Ende des Applauses setzt AGNES sich auf)
AGNES
Meine Füße tun weh.
MICHAEL
(setzt sich ebenfalls auf, tief besorgt) Ach, Liebling, das tut mir leid! AGNES (kommt vor und setzt sich auf die Bettkiste am Fußende) Nein, nein, schon in Ordnung. Es sind diese Schuhe. Ich muss sie ausziehen, bevor sie mich umbringen. MICHAEL Warte. Lass mich das machen. Bitte. AGNES Na gut. (ER kniet sich neben sie und schiebt ihr sanft das Kleid hoch. Ihr Bein wird sichtbar und er küsst ihren Fuß.) AGNES Michael! Was machst du? MICHAEL Ich verehre dich. AGNES Abermeine Füße tun weh! MICHAEL Schhh. NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de (ein weiterer Kuss auf den Fuß)
Ist das nicht himmlisch? Ich könnte die ganze Nacht damit verbringen,dich auszuziehen.
AGNES
Aber ich habe dich nicht gebeten, mich auszuziehen. Das kann ich allein.
(neckisch nimmt SIE den Zylinder vom Bettpfosten und setzt ihn ihm auf. Doch plötzlich lässt ER den Schuh fallen und sieht sie mit einem seltsamen Ausdruck an) Michael, was ist denn? Warum starrst du mich so an? MICHAEL Das ist früher schon einmal passiert. AGNES Was? MICHAEL Erinnerst du dich?Ichhabdir doch erzählt, dasswir uns schon in einem früheren Leben begegnet sind? AGNES Ja? MICHAEL Ich bin mir jetzt absolut sicher. Ich hatte plötzlich das Gefühl, das alles schon mal erlebt zu haben: Du sitzt da in deinem Hochzeitskleid, ich kniehier in Frack und Zylinder. –Oh, mein Schatz, ich bin so glücklich. AGNES Muss du mich jetzt zum Heulen bringen? MICHAEL Es ist in Ordnung. Ich versteh das. Irgendwie ist deine Jugend ja jetzt vorbei. AGNES NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de Spinnst du? Wie kannst du sowas zu mir sagen?
(SIE sieht ihn verblüfft an)
MICHAEL
Ich hab doch nur gesagt, dass ich glücklich bin.
AGNES
Du tanzt durchs Zimmer, verbringst die Nacht damit,mich auszuziehen und meine Füße zu küssen… (durch ihre Tränen hindurch) …hast mich dazu gebracht,all diesen Champagner zu trinken –während du keinen Tropfen angerührt hast. (und ein weiterer Schwall Tränen bricht aus ihr heraus, während sie, einen Schuh an, einen Schuh aus, zu ihrer Chaise humpelt) MICHAEL (geht rüber zu ihr) Aber Liebling, das stimmt doch nicht. Ich hatte kistenweise Champagner. Also ich hatte mindestens drei Flaschen. Hier, riech mal. (er atmet sie an) Ho. Ho. Ho. (und plötzlich weint sie nicht mehr. ER ist ihr sehr nah und eine spürbare sexuelle Spannung erfüllt den Raum. Sanft küssen sie sich. Dann leidenschaftlicher. Aber bevor sie weitergehen, dreht sie sich plötzlich um und nimmt ihren Koffer. AGNES Bin gleich wieder da. MICHAEL Was? Wo gehst du hin? (anstatt zu antworten lächelt sie einfach nur und verschwindet in ihrem ‘Ankleidebereich’) Aber, Agnes –was willst du mitdeinem Koffer? (Plötzlich durchfährt es ihn) NUR ZUR ANSICHT NICHT FÜR AUFFÜHRUNGEN VERTRIEB DURCH MUSIK UND BÜHNE www.musikundbuehne.de
Oh!