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Moderation: E. Rüther
Es ist eine ganz große Ehre, dass ausgerechnet ein Psychiater diesen Zyklus beginnen darf. Das hat Frau Professor Nickl-Weller sicher mit Absicht gemacht, weil sie weiß, wenn viele Disziplinen zusammenkommen, dann gibt es Probleme, und da soll ein Psychiater wahrscheinlich schlichten. Ich werde versuchen, das zu tun. Die Zukunft der Gesundheitslandschaft im sozialen Rahmen hat für die Psychiatrie eine ganz große Bedeutung, und ich will es an drei Bildern in Bezug auf die Architektur kurz zeigen. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts war die Psychiatrie ein Fach, das es nicht gab. Es gab schlechte Verrückte, die waren vom Teufel besessen und gute Verrückte, die hatte der liebe Gott inspiriert. Man hat dann gedacht, das kann
Abb. 1
(Kraepelin E., Psychiatrie, Ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte, Barth Verlag, Leipzig 1910)
Prof. Dr. Eckart Rüther Universität Göttingen Geboren 1940 in Friedrichshafen. Nach seinem medizinischen Staatsexamen in München folgte 1966 die Promotion zum Dr. med., 1985 die Habilitation und 1986 die Professur für Psychiatrie. Seit 1987 ist Prof. Dr. Rüther unter anderem Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie in Göttingen.
ja wohl so nicht sein. Man soll die doch irgendwo sammeln und etwas Herzliches für sie tun und eine dieser Ideen war in Wien dieser „Narrenturm“. Eingeschlossen, eingekerkert, auch damals noch. Im 19. Jahrhundert hat man gemeint, diese sozial nicht opportunen Menschen am besten in ihrem seelischen Befinden heilen zu können. Später hat man die Patienten in Landeskrankenhäuser außerhalb der Städte in die Natur verlegt. (Abb. 1) Und erst dann im Laufe des 20. Jahrhunderts kam Göttingen nach dem Krieg der erste Bau, in dem ich jetzt arbeite (s. Abb. 2). Der Entwurf 1952. Das erste Mal, dass man wirkliche, hochwissenschaftliche, universitäre Psychiatrie machte, zeigt sich im Bau. Und als ich das übernommen habe, wurde von mir
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