9783939069904_leseprobe

Page 1

Plenumssitzungen (PL) PL-001

Plenumssitzung Visionen der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Vorsitz:

M. Schulte-Markwort, Uniklinikum Hamburg-Eppendorf, Kinder- und Jugendpsychosomatik F. Häßler, Universitätsklinikum Rostock, KJPP

001 Zur Bedeutung der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Versorgung, universitärer Lehre und Forschung Andreas Warnke, Universitätsklinikum Würzburg, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik, Psychotherapie Abstract: „Die Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie umfasst die Erkennung. Nichtoperative Behandlung, Prävention und Rehabilitation bei psychischen, psychosomatischen, entwicklungsbedingten und neurologische Erkrankungen oder Störungen sowie bei psychischen und sozialen Verhaltensauffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter“. Mindestens 10 % der Kinder und Jugendlichen leiden – nach den Ergebnissen der epidemiologischen Erhebung des Robert-Koch-Instituts – unter behandlungsbedürftigen psychischen Störungen. Die Versorgung durch das Fachgebiet lag zum 31.12.2007 in der Hand von 1 414 berufstätigen Ärzten für KJP, davon 688 ambulant und 649 stationär tätig. Noch 1993 gab es lediglich 648 berufstätige Kinder- und jugendpsychiater. Die Zahl der Tageskliniken und stationären Kliniken liegt jeweils bei etwa 140. Vom Fachgebiet werden jährlich über 500 000 Kinder und Jugendliche behandelt. In der universitären Lehre und Forschung ist die KJP mit 26 Lehrstühlen vertreten. Versorgung, Lehre und Forschung gründen in einem multifaktoriellem entwicklungsorientiertem Verständnis der Psychopathologie, Genese und Aufrechterhaltung und auch der Behandlung psychischer Störungen. Dem entsprechen eine multiaxiale Diagnostik und Klassifikation, Verhaltensanalyse und person- und lebensumfeldbezogene Anamnese. Psychotherapie und Psychopharmakotherapie sind u. a. mehr oder weniger Teil von Behandlungsprogrammen, die wiederum individuell, störungsspezifisch, entwicklungsorientiert, abhängig vom Krankheitsverlauf meist interdisziplinär in Kooperation mit den Bezugspersonen im Rahmen eines Verbundsystems der medizinischen Versorgung, und Jugendund Sozialhilfe Anwendung finden. Prävention und Rehabilitation sind wesentlich Aufgabenfelder der Kinder- und Jugendpsychiatrie.

002 Entwicklung und Psychopathologie Franz Resch, Universität Heidelberg, Kinder- und Jugendpsychiatrie

003 Chancen und Grenzen der Genetik Johannes Hebebrand, Rheinische Klinken Essen, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie

3


Plenumssitzungen

PL-002

Plenumssitzung Psychosomatik

Vorsitz:

U. Lehmkuhl, Charité, CVK Kinder- und Jugendpsychiatrie, Berlin G. Schulte-Körne, Klinikum Universität München, Kinder- und Jugendpsychiatrie

001 Neue Behandlungsoptionen bei Kindern mit Epilepsie Frank Häßler, Universitätsklinikum Rostock, KJPP Diskussion/Ergebnisse: Die Prävalenz für Epilepsie in Europa und den USA liegt zwischen 0,5 und 1,0 %, wobei sich ca. 75 % aller Epilepsien vor dem 18. Lebensjahr manifestieren. Die aktive Epilepsie im Kindesalter zeigt eine Rate von 3 bis 6/1 000 Kinder. Das Ziel der Behandlung besteht im Erreichen einer vollständigen Anfallsfreiheit bei günstiger Risiko-Nutzen-Relation bezüglich unerwünschter Therapieeffekte. In den letzten 12 Jahren sind viele neue Antiepileptika auf den Markt gekommen, die hinsichtlich Pharmakokinetik und Nebenwirkungsprofil teilweise Vorteile gegenüber den klasssischen Antikonvulsiva haben, von denen ein großer Teil aber nicht für Kinder und Jugendliche zugelassen ist. Bei therapierefraktären Epilepsien existiert neben der Epilepsiechirurgie, die nur für 20–30 % aller Betroffenen in Frage kommt, mit der Vagusnerv-Stimulation (VNS) ein einzigartiges, elektrisches Verfahren zur Behandlung, welches bereits 1997 von der FDA (Federal Drug Administration) zugelassen wurde. Der Vortrag geht sowohl auf die Vor- als auch Nachteile der „neuen“ Antiepileptika“, deren Zulassungsstatus für Kinder und Jugendliche sowie den aktuellen Stand in der VNS ein.

002 Der Verlauf kindlicher und adoleszenter Essstörungen Beate Herpertz-Dahlmann, RWTH Aachen, KJPP Abstract: Der Verlauf der Essstörungen muss entsprechend dem jeweiligen Krankheitsbild gesondert betrachtet werden. Die Anorexia nervosa ist eine schwerwiegende Erkrankung, die mit einer deutlich erhöhten Mortalitäts- und Morbiditätsrate einhergeht. Über alle Altersgruppen hinweg nimmt die Anorexia bei ca. 20 % der Betroffenen einen chronischen Verlauf. Die Mortalitätsrate bei der adoleszenten Anorexia ist niedriger als bei der adulten, und es gibt weniger chronische Verläufe. Über mehrere Studien hinweg beträgt die Rehospitalisierungsrate für anorektische adoleszente Patienten zwischen 25 % und 63 %. Risikofaktoren für eine Rehospitalisierung sind frühe Essstörungen, ein niedriger BMI bei Entlassung, in einigen Studien körperliche Hyperaktivität sowie psychische Störungen der Eltern. Es gibt eine hohe Rate an weiteren psychischen Störungen, die im Längsschnitt auftreten können. Hierzu gehören affektive Störungen, Angst- und Zwangsstörungen sowie Substanzmissbrauch. Studien zum Heilungserfolg bei der kindlichen Anorexia sind sehr selten und stammen noch aus den 80er Jahren. Diese deuten auf einen schlechteren Heilungserfolg als bei der adoleszenten Anorexia nervosa hin, bedürfen aber dringend der Replikation. Über den Verlauf der Bulimia nervosa liegen deutlich weniger Befunde vor. Neuere Katamnesestudien, die einen Zeitraum von 5–6 Jahren übersehen, finden Remissionsraten von 30 bis 60 %. In einer deutschen 12 Jahres-Katamnese-Studie von 196 erwachsenen bulimischen Patienten konnten 70 % der Betroffenen ihre Essstörung überwinden, 10 % litten noch an einer Bulimie (Fichter und Quadflieg, 2004). Auch bei der bulimischen Essstörung sind Übergänge in affektive Störungen, Angsterkrankungen und Substanzmissbrauch und Störungen der Impulskontrolle häufig. Die Mortalität der Bulimie ist niedriger als die der Anorexia nervosa. Allerdings gibt es kaum Studien, die den Verlauf bei adoleszenten bulimischen Patienten untersucht haben.

4


PL

PL-003

003 Die Bedeutung körperlicher Beschwerden für die kindliche Entwicklung Michael Schulte-Markwort, Uniklinikum Hamburg-Eppendorf, Kinder- und Jugendpsychosomatik Ravens-Sieberer, U., Erhart, M. Diskussion/Ergebnisse: Psychische Störungen gehen gehäuft mit körperlichen Symptomen einher und körperliche Beschwerden erhöhen das Risiko psychischer Auffälligkeiten. Die aktuellen Daten aus dem Kinder- und Jugendsurvey (KIGGS) (Kurth, 2007) erlauben in einer Verknüpfung mit der BELLA-Studie (Ravens-Sieberer et al., 2008) einen neuen Blick auf das Auftreten von körperlichen Beschwerden und psychischen Symptomen. Insgesamt wurden 17 641 Kinder im Alter von 0–17 Jahren in Deutschland untersucht, davon mit dem längsschnittlichen Design im Rahmen der BELLA 4 199 im Alter von 7–17 Jahren. In diesem Beitrag wird untersucht, welche Verknüpfungen es zwischen körperlichen Symptomen und Beschwerden und der Häufigkeit und Art psychischer Störungen gibt. An Hand dieser Daten soll aufgezeigt werden, in welchem Ausmaß und mit welchen Profilen sich wiederholende Cluster auftreten und welche Implikationen sich für die Behandlung ergeben.

PL-003

Plenumssitzung Interdisziplinarität

Vorsitz:

G. Lehmkuhl, Uniklinik Köln, Kinder- und Jugendpsychiatrie J. M. Fegert, Universitätsklinikum Ulm, Kinder- und Jugendpsychiatrie

001 Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychiatrie und Psychotherapie Dieter Naber, Universitätsklinikum Eppendorf, Psychiatrie und Psychotherapie, Hamburg

002 Kinder- und Jugendpsychiatrie und Kinderheilkunde Kurt Ullrich

003 Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychosomatik Bernd Löwe, UKE Hamburg-Eppendorf, Poliklinik Psychosomatik / Psychotherapie Abstract: Während die Entwicklung vom Kind über den Jugendlichen zum Erwachsenen kontinuierlich verläuft, ist der Übergang von der Kinder- und Jugendpsychiatrie in die Erwachsenenpsychosomatik meist durch eine bestimmte Altersgrenze definiert. Dieser Beitrag untersucht die Schnittstelle zwischen Kinder-/Jugendpsychiatrie und Psychosomatik am Beispiel somatoformer Störungen und Essstörungen. Dabei werden die Entwicklungen, wissenschaftlichen Hintergründe und Therapieansätze der beiden Fächer analysiert und verglichen. Abschließend wird diskutiert, welche niederschwelligen und interdisziplinären Angebote jungen Patienten den Übergang von Kinder-/Jugendpsychiatrie in Erwachsenenpsychosomatik bzw. -psychiatrie erleichtern können.

004 Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychologie Silvia Schneider, Universität Basel, Kinder- und Jugendpsychologie, Schweiz

005 Kinder- und Jugendpsychiatrie und Medizinische Psychologie Martin Härter, Uni-Klinikum Hamburg-Eppendorf, Psychiatrie und Psychotherapie

5



Hauptsymposien (HS) HS-001 Hauptsymposium Neue Befunde zur Genetik kinderpsychiatrischer Krankheitsbilder Vorsitz:

C. Freitag, Universität Frankfurt, Kinder- und Jugendpsychiatrie J. Hebebrand, Rheinische Klinken Essen, Kinder- und Jugendpsychiatrie

001 Wie viele Gene bestimmen unser Körpergewicht? Johannes Hebebrand, Rheinische Klinken Essen, Kinder- und Jugendpsychiatrie

002 15q11.2 copy number variants as risk factor for autism and schizophrenia Wouter Staal, Utrecht, Niederlande

003 Genomweite Kopplungsanalyse bei ADHS-Großfamilien Marcel Romanos, Universität Würzburg, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Klinische Neurobiologie Freitag, C., Jacob, C., Dempfle, A., Nguyen, T., Walitza, S., Renner, T., Schäfer, H., Meyer, J., Warnke, A., Lesch, K.-P. Einleitung: Durch genomweite Kopplungsanalysen bei der Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung können neue Kadidatenregionen identifiziert werden. Die meisten bisherigen Studien verfolgten den affected-sib-pair-Ansatz, nur eine Studie erfolgte in multigenerationalen Familien eines genetischen Isolats. Methode: Wir untersuchten 8 multigenerationale Großfamilien deutscher Abstammung mithilfe zweier parametrischer und einer nicht-parametrischen Methode. Klinisch wurde zwischen einem breit gewählten Phänotyp und einer engen Definition unterschieden. Diskussion/Ergebnisse: Neben der Identifikation verschiedener neuer Loci konnten Befunde an Kandidatenloci früherer Untersuchungen repliziert werden. Weitere Untersuchungen (finemapping, Genomweite Assoziationsstudien, Metaanalysen) sollen die Relevanz der Befunde weiter klären. Die hohe Übereinstimmung zwischen den bisherigen Linkagestudien ist ein Indiz für populationsübergreifende gemeinsame ätiologische Faktoren trotz der komplexen multifaktoriellen Genese der Störung.

004 Genetisch bedingte Resilienz gegenüber Umweltrisikofaktoren bei ADHS Christine Freitag, Universität Frankfurt, Kinder- und Jugendpsychiatrie Hänig, S., Schneider, A., Seitz, C., Palmason, H., Meyer, J. Einleitung: Die Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine der häufigsten kinderpsychiatrischen Erkrankungsbilder und zeichnet sich durch hohe phänotypische Variabilität sowie eine hohe Rate an psychiatrischer Komorbidität aus. Neben genetischen bestimmen auch Umweltfaktoren die Ausprägung der Erkrankung. Das Ziel dieser Studie war, funktionelle Polymorphismen des serotonergen Systems im Hinblick auf Gen-Umweltinteraktion und eine mögliche protektive Funktion im Blick auf familiäre Belastungsfaktoren zu untersuchen. Methode: Bei 220 Kindern mit ADHS wurden in einem strukturierten Interview psychosoziale Belastungsfaktoren nach Achse 5 des MAS sowie funktionellen Varianten im 5-HTT-, MAO-A- und TPH2-Gen untersucht. Elterliches ADHS wurde über Fragebögen erfasst.

7


Hauptsymposien

Diskussion/Ergebnisse: Es zeigten sich überwiegend Haupteffekte von Umweltfaktoren sowie von einzelnen Genotypen auf den Schwergrad der ADHS-Symptomatik und die Häufigkeit der komorbiden Erkrankungen. Eine mögliche genetisch bedingte Resilienz bezüglich des Effekts von Umweltfaktoren konnte nicht belegt werden.

HS-002 Hauptsymposium Kooperationsmodelle in der psychosomatischen Versorgung/ Österreichische Perspektiven (ÖGKJP in Kooperation mit der DGKJP) Vorsitz:

G. Spiel, LKH Klagenfurt NPKJ, Österreich F. Resch, Universität Heidelberg, Kinder- und Jugendpsychiatrie

001 Die psychosomatische Versorgung von Kindern und Jugendlichen im Bundesland Salzburg Adrian Kamper, Uniklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Psychosomatik, Salzburg, Österreich Einleitung: Psychosomatik definiert sich als umfassendes, ganzheitliches Verständnis der medizinischen Versorgung von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen, unter besonderer Berücksichtigung biologischer, psychischer und sozialer Einflussfaktoren auf die Gesundheit und die Entwicklung von Krankheiten sowie der Miteinbeziehung der altersrelevanten, besonderen Entwicklungseinflüsse und der individuellen und familiären Bewältigungsmöglichkeiten. Im österreichischen Bundesland Salzburg wurde unter Würdigung dieser Definition an den Salzburger Landeskrankenanstalten (SALK) ein interdisziplinäres Kooperationsmodell zwischen dem Department für Kinder+Jugendpsychosomatik der Universitätsklinik für Kinder-und Jugendheilkunde und der Abteilung für Kinder-und Jugendpsychiatrie entwickelt. Die gesundheitspolitischen Vorraussetzungen und strukturellen Rahmenbedingungen sind durch den Österreichischen Strukturplan Gesundheit (ÖSG) im Jahr 2006 geschaffen worden, der ausdrücklich eine Etablierung von Psychosomatik Schwerpunkten und Departments in den einzelnen Bundesländern vorsieht und – zwar noch nicht veröffentlichte – Vorgaben zur Strukturqualität beinhaltet. Vorbestehend gibt es im Bundesland einen weiteren Psychosomatik Schwerpunkt an der Kinder+Jugendabteilung des Kardinal Schwarzenbergschen Krankenhauses in Schwarzach/Pongau. Das Salzburger Kooperationsmodell kennzeichnet sich durch die permanente ärztliche Mitarbeit i. S. eines kinder+jugendpsychiatrischen Konsiliar+Liäsondienstes an dem Psychosomatik Department der Kinderklinik aus. Indizierte PatientInnen Transfers in beide Richtungen können rasch und unkompliziert gehandhabt werden. Die Umsetzung der vereinbarten, gemeinsam erarbeiteten Regelung der Zuständigkeiten zeigt sich in den deutlich unterschiedlichen Diagnosespektren, die im Vortrag vorgestellt werden. Die übergreifende Zusammenarbeit aller drei Einheiten erfolgt nach dem Modell der Versorgungsebenen. Auf diese Weise ist gewährleistet, dass sowohl in der Zentralregion als auch in der Peripherie die stationäre Diagnostik und die stationäre psychosomatisch-psychotherapeutische Behandlung im gesamten Versorgungsgebiet gewährleistet ist. Die Auswertung der Daten zeigt, dass der typische Psychosomatik Patient des Säuglings-, Kindes- und Jugendalters primär an psychosomatischen Zentren der Kinderspitäler versorgt wird. Es wird deutlich, dass für eine adäquate Versorgung der zum Psychosomatik Spektrum zählenden PatientInnen sehr fundierte Kenntnisse beider Fachrichtungen, sowohl Kinder-und Jugendheilkunde als auch Kinder-und Jugendpsychiatrie einerseits und eine intensive Zusammenarbeit zwischen den Fachgebieten KJP und Kinderheilkunde andererseits unbedingt erforderlich sind.

002 Kooperation zwischen Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychosomatik im stationären Bereich Katharina Purtscher, Landesnervenklinik S. Freud, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Graz, Österreich

8


HS

HS-003

003 Mutter-Kind-Therapien: Eine Aufgabe der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Eltern-Kind-Zentrum des LKH Klagenfurt Augustine Gasser, LKH-Klagenfurt, Neurologie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Österreich Spiel, G., Winkler, R. Einleitung: Kinder- und jugendpsychiatrische Störungen werden bekanntermaßen oft zu spät erkannt und behandelt. Die Folge sind häufig chronifizierte Verhaltensauffälligkeiten, die nur schwer therapierbar sind. Von den Grundannahmen ausgehend, dass bei vielen Störungen die Prognose einer Störung umso besser ist, je früher sie diagnostiziert und behandelt wird und dass die Berücksichtigung des Beziehungsgefüges bei jeder Therapie essentiell ist, entwickelten wir an der Abteilung für Neurologie und Psychiatrie des Kindes- und Jugendalters des LKH Klagenfurt (NPKJ) in Kooperation mit den medizinischen Abteilungen des Eltern-Kind-Zentrums (ELKI) ein Konzept zur Früherfassung der Kinder, die unter Risikobedingungen aufwachsen. Der Kumulation und Wechselwirkung gefährdender psychosozialer Risikobedingungen und elterlicher psychischer Belastungen wurde besonderes Augenmerk geschenkt. Methode: In einer retrospektiven Studie wurden die Erfahrungen dieser Kooperation der letzten drei Jahre (die NPKJ ist seit Jänner 2006 Teil des Eltern-Kind-Zentrums) ausgewertet. Untersucht wird die Fragestellung, ob wir in Zusammenarbeit mit dem Eltern-Kindzentrum, der Psychiatrie sowie dem Jugendamt Familien mit multiplen psychosozialen, biologischen und genetischen Risikofaktoren frühzeitig erfassen und mit entsprechender Eltern-KindDiagnostik und Therapie eine umfassende therapeutische Intervention einleiten konnten. Diskussion/Ergebnisse: Je mehr Risikofaktoren vorliegen, desto gefährdeter ist das Kind in seiner gesunden Entwicklung. Präventive Interventionen bei Familien mit erhöhten Risikobelastungen sollten sehr früh eingeleitet werden. Zur Identifikation gefährdeter Familien ist die interdisziplinäre und abteilungsübergreifende Zusammenarbeit aller Einrichtungen unbedingt erforderlich. Die Vielschichtigkeit und Komplexität der Problemstellungen erfordert ein gut funktionierendes Netz aller kooperierenden Institutionen. Gute Vernetzung, sowohl vor als auch nach dem stationären Aufenthalt, ist die wesentliche Grundlage für umfassende diagnostische und therapeutische Maßnahmen.

HS-003 Hauptsymposium Risikokonstellationen im Säuglings- und Kleinkindalter: Identifikation, prädiktive Bedeutung und Präventionsmöglichkeiten Vorsitz:

U. Pauli-Pott, Universität Gießen, Medizinische Psychologie K. Becker, Universitätsklinikum Marburg, Kinder- und Jugendpsychiatrie

001 Von Regulationsstörungen im Säuglingsalter zur Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) in der Kindheit: Gibt es einen Moderatoreffekt des Dopamin D4-Rezeptorgenpolymorphismus? Katja Becker, Universitätsklinikum Marburg, Kinder- und Jugendpsychiatrie Blomeyer, D., El-Faddagh, M., Banaschewski, T., Laucht, M. Einleitung: Die Identifikation von Vorläufern und frühen Faktoren, die die Entwicklung einer ADHS beeinflussen, ist von besonderem klinischem und wissenschaftlichem Interesse. In der vorliegenden Untersuchung soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit das Risiko von Säuglingen mit frühkindlichen Regulationsstörungen, später eine ADHS zu entwickeln, von genetischen Faktoren (Dopamin D4 Rezeptorgen (DRD4) Exon 3 VNTR Polymorphismus) abhängig ist. Methode: In der Mannheimer Risikokinderstudie wurden die Daten von 300 15-jährigen Jugendlichen in Hinblick auf frühkindliche Regulationsstörungen, DRD4 Genotyp, und ADHS

9


Hauptsymposien

in Kindheit und Jugendalter analysiert. Es kamen lineare und logistische Regressionen zum Einsatz, um Moderatoreffekte auf ADHS-Symptome und -diagnosen zu prüfen. Hierbei wurden zuerst Haupteffekte des DRD4-Genotyps (Träger vs. Nicht-Träger des 7r Allels) und früher Regulationsstörungen (vorhanden vs. nicht vorhanden) in das Modell eingeführt und anschließend der Interaktionsterm auf Signifikanz geprüft. Die Analysen wurden getrennt nach Geschlecht durchgeführt und für Gestationsalter statistisch kontrolliert. Diskussion/Ergebnisse: Bei Jungen, die im Alter von drei Monaten Regulationsstörungen aufwiesen, erhöhte das Vorhandensein des DRD4-7r Allels das Risiko, im weiteren Verlauf eine ADHS zu entwickeln. Keine Assoziation zwischen DRD4 Genotyp und ADHS fand sich dagegen bei Jungen ohne frühkindliche Regulationsstörungen. Diese Interaktion war auf das männliche Geschlecht beschränkt und bei Mädchen nicht nachweisbar. Schlussfolgerung Der DRD4-Genotyp scheint den Zusammenhang zwischen frühkindlichen Regulationsstörungen und späterer ADHS bei Jungen zu moderieren. Vor weiteren Hypothesen muss dieser Befund allerdings erst in einer unabhängigen Stichprobe repliziert werden.

002 Verhaltensregulation von Säuglingen misshandelter Mütter Eva Möhler, Universität Heidelberg, Kinder- und Jugendpsychiatrie Finke, P., Marysko, M., Resch, F. Einleitung: Die intergenerationale Weitergabe mütterlicher Misshandlungserfahrungen ist bislang ein gesellschaftlich und wissenschaftlich ungelöstes Problem. Methode: Die vorliegende Studie untersucht daher eine Gruppe von 58 Müttern mit schweren Misshandlungserfahrungen in der Kindheit im Vergleich zu einer nach psychosozialen Kriterien gematchten Kontrollgruppe von 61 Müttern. Untersuchungszeitraum waren der Zeitraum nach der Geburt eines Kindes bis zum Abschluss des ersten Lebensjahres. Diskussion/Ergebnisse: Entwicklungsstand und Verhaltensregulation der Säuglinge wurden im Alter von 5 und 12 Monaten mithilfe der Bayley Mental Motor und Behavioral Scale erhoben. Es zeigten sich keine kognitiven Unterschiede, aber kindliche Verhaltensunterschiede innerhalb der Mutter-Kind-Interaktion. Die Ergebnisse werden im Hinblick auf die Entwicklung präventiver Ansätze für den Postpartalzeitraum bei Risikodyaden diskutiert.

003 Kinder psychisch kranker Eltern – eine familienorientierte Prävention für Vorschulkinder aus Familien mit psychisch kranken Eltern Silke Wiegand-Grefe, UKE, Kinder- und Jugendpsychiatrie S 30, Hamburg Halverscheid, S., Romer, G., Plaß, A. Einleitung: Nach aktuellen Zahlen (Mattejat 2006, Mattejat & Remschmidt 2008) leben in Deutschland nach Schätzungen ca. 2–3 Millionen Kinder psychisch kranker Eltern. Es wird davon ausgegangen, dass sich das Erkrankungsrisiko eines Kindes mit einem schizophrenen Elternteil von 1 % (Risiko der Gesamtbevölkerung) auf 13 %, auf 37 % bei schizoaffektiv erkrankten Eltern und bei depressiven Eltern auf 24 % (gegenüber 8 %) erhöht. Betrachtet man sämtliche psychische Erkrankungen, auch z. B. Persönlichkeitsstörungen, Suchterkrankungen, so gehen die Zahlen betroffener Familien in die Millionen. Neben genetischen Faktoren spielen psychosoziale Umweltbedingungen, Belastungs- und Risikofaktoren eine wesentliche Rolle bei der Frage, ob die Kinder später selbst erkranken. Präventive Projekte sind notwendig, um betroffene Familien frühzeitig zu unterstützen. Im Vortrag wird eine familienorientierte Prävention für Kinder im Vorschulalter im Rahmen des Forschungs- und Präventionsprojekt CHIMPs für Familien mit einem psychisch kranken Elternteil vorgestellt, die gegenwärtig in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf entwickelt und evaluiert wird. Außerdem werden erste Ergebnisse einer Elternbefragung über die Auffälligkeiten der Kinder verschiedener Altersgruppen vorgestellt. Methode: In einer Elternbefragung werden psychisch kranke Eltern über psychische Auffälligkeiten ihrer Kinder mittels CBCL befragt und die Kinder in drei Altersgruppen (3–6, 7–12 und 13–18 Jahre) unterschieden.

10


HS

HS-003

Diskussion/Ergebnisse: In den Auffälligkeiten der Kinder verschiedener Altersgruppen (3–6, 7–12 und 13–18 Jahre) ergaben sich keine bedeutsamen Unterschiede. Tendenziell wurden die älteren Kinder auffälliger eingeschätzt, die 13–18 jährigen Kinder waren am auffälligsten, die 4–6 jährigen Kinder am unauffälligsten. Es ist fraglich, inwieweit die Expositionsdauer der elterlichen Erkrankung eine Rolle dabei spielt, dass die Kinder mit steigendem Alter auffälliger eingeschätzt werden. Dieser Effekt wird gegenwärtig geprüft. Auch meßmethodische Gegebenheiten können eine Rolle bei diesen Ergebnissen spielen, möglicherweise bildet die CBCL die Auffälligkeiten der jüngeren Kinder nicht adäquat ab.

004 Temperamentsentwicklung im Säuglingsalter, Bindungsqualität und Serotonintransportergen-Polymorphismus (5-HTTLPR): Exploration einer Gen x Umwelt-Interaktion Ursula Pauli-Pott, Universität Gießen, Medizinische Psychologie Friedl, S., Hinney, A., Hebebrand, J. Einleitung: Es existieren Hinweise darauf, dass der sog. Serotonin-Transportergen-Polymorphismus (5-HTTLPR) frühkindliche Gehirnentwicklungsprozesse beeinflusst und die Wirkung von Umweltmerkmalen auf die Emotionalitätsentwicklung moderiert. Empirische Untersuchungen an menschlichen Säuglingen sind jedoch selten. Daher sind wir der Frage nachgegangen, ob der 5-HTTLPR Genotyp mit einer für die frühe emotionale Entwicklung ungünstigen Pflegeumwelt im Hinblick auf die Entwicklung der negativen Emotionalität (Ärger/Frustration; Ängstlichkeit) interagiert. Methode: Untersucht wurde eine Stichprobe von 69 gesunden, erstgeborenen Säuglingen. Im Alter der Säuglinge von 4, 8 und 12 Monaten wurden die negative und die positive Emotionalität multimethodal (Verhaltensbeobachtungen, Elternurteile) erfasst. Eine ungünstige Pflegeumwelt wurde durch die (ab Ende des ersten Lebensjahres erfassbare) Unsicherheit der Bezugsperson-Kind-Bindungsbeziehung operationalisiert. Durchgeführt wurde der Fremde Situation Test im Alter von 18 Monaten. Hier wird die Erwartung des Säuglings an das Verhalten der Bezugsperson in Stresssituationen (Gedächtnisrepräsentation der zurückliegenden Erfahrungen mit der Bezugsperson) beobachtet und klassifiziert. Bezüglich des 5-HTTLPR Genotyps wurden bzgl. der s-Allele homozygote Säuglinge mit den Übrigen kontrastiert. Berechnet wurden dreifaktorielle Varianzanalysen mit dem Genotyp (s/s vs. s/l, l/l) und der Bindungsklassifikation (sicher vs. unsicher) als Gruppenfaktoren und den Messwiederholungen als drittem Faktor. Diskussion/Ergebnisse: Es ergaben sich signifikante 3-fach Interaktionen von mittlerer Effektstärke. Unsere Hypothese, nach der s/s-Träger aus unsicheren Bindungsbeziehungen eine Zunahme von Ärger/Frustration und Ängstlichkeit zeigen konnte bestätigt werden. Auch zeigten diese Kinder eine Abnahme der positiven Emotionalität. Konklusion: Die Ergebnisse stellen Hinweise auf eine erhöhte Vulnerabilität der s/s-Träger für frühe ungünstige Pflegebedingungen dar.

11


Hauptsymposien

HS-004 Hauptsymposium Konsiliar- und Liaisondienste – Strukturen und Prozesse Vorsitz:

R. Frank, Medizin. Universität München, Kinder- und Jugendpsychiatrie A. Richterich, UKE Hamburg-Eppendorf, Kinder- und Jugendpsychosomatik

001 Konsiliar- und Liaisondienst in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie an einem universitären Zentrum der Maximalversorgung Sibylle Winter, Charite – CVK, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Berlin Pfeiffer, E., Lehmkuhl, U. Einleitung: In den Kinderklinken werden ca. 10.000 stationäre Patienten jährlich behandelt. Eine Konsiliaranfrage wird für ca. 4 % aller Patienten gestellt, die durch eine Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie beantwortet wird. Eine engere Kooperation (Liaisondienst) besteht mit einer allgemeinpädiatrischen Station mit einer wöchentlichen Fallbesprechung. Es gibt einen ausgesprochenen Mangel an Studien in diesem Bereich. Methode: Es werden die BaDo-Daten aller Konsilpatienten der Jahre 06 und 07 ausgewertet und mit den Daten der übrigen (ambulanten und stationären) Patienten der Klinik verglichen. Dabei wird spezielles Augenmerk auf Migranten mit türkischem Hintergrund gelegt. Diskussion/Ergebnisse: Im Rahmen des Konsiliar- und Liaisondienstes wurden in den Jahren 2006 und 2007 insgesamt 759 Patienten gesehen, davon waren 51 % Patienten ohne Migrationshintergrund. Von den 49 % der Patienten mit Migrationshintergrund hatten 12 % der Patienten einen türkischen Migrationshintergrund. Auffallend ist, dass im Konsilbereich deutlich mehr Patienten mit Migrationshintergrund vorgestellt werden als in der Allgemeinbevölkerung oder in anderen Bereichen der Klinik (Kinder- und jugendpsychiatrische Inanspruchnahmepopulation). Dies zeigt, dass der Konsilbereich für Migranten eine wichtige Zugangsmöglichkeit darstellt. Beim Vergleich der Psychiatrischen Diagnosen (Achse 1) gibt es zwischen türkischen und deutschen Patienten keine statistisch signifikanten Unterschiede. Beim Vergleich der psychosozialen Belastungen (Achse 5) gibt es signifikante Unterschiede. Der Konsiliar- und Liaisondienst ist ein wichtiger Teilbereich innerhalb der Kinder- und Jugendpsychiatrie- und psychotherapie mit einem hohen Anteil an Migranten und sollte in seiner Bedeutung ausgebaut werden.

002 Konsiliartätigkeit als Prozess: Verhaltensbeschreibung aus Sicht der anfordernden Station und aus Sicht des Konsiliars; Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der LMU, München Annika Gahl-Lang, Medizin. Universität München, Kinder- und Jugendpsychiatrie Frank, R. Einleitung: Aus den Kliniken eines Großklinikums wird bei einigen Kindern und Jugendlichen ein Konsil angefordert. Nur selten wird explizit eine Fragestellung formuliert. Die anfragende Klinik füllt einen strukturierten Fragebogen zur Verhaltenseinschätzung von Kind und Eltern aus. Der Konsiliarbericht enthält eine psychopathologische Befundbeschreibung. Dieser Vortrag geht der Frage nach: Liefern stationäre Aufnahmediagnose und Verhaltenseinschätzung einen Hinweis auf die eigentliche Fragestellung? Methode: Aus den Daten einer strukturierten Konsildokumentation über 7 Jahre wurden für diesen Vortrag per Clusteranalyse die Verhaltenseinschätzung von Station, und der psychopathologische Befund des Konsiliarius ausgewertet. Diskussion/Ergebnisse: Bei 95 Kindern lagen Daten zur stationären Verhaltenseinschätzung (hier ließen sich 4 sinnvolle Cluster bilden mit folgenden Namen: externalisierende Gruppe, kontaktscheue Gruppe, unauffällige Gruppe, ängstliche Gruppe) und zum psychopathologischen Befund (hier ließen sich 3 sinnvolle Cluster bilden: unauffällige Gruppe; Mischgruppe mit Störung von Stimmung und Affekt, Interaktion, Antrieb, Aufmerksamkeit und Impuls-

12


HS

HS-004

kontrolle; und eine Gruppe mit funktionellen und somatoformen Störungen) vor. Schlussfolgerung: Der Fragebogen zur Verhaltenseinschätzung gibt den Anfragen eine Struktur, Verhalten überhaupt zu benennen. Er liefert wertvolle Informationen, um komplexe Situationen einschätzen zu können. Verhaltenseinschätzung von Patienten durch den Anfrager im Vorfeld eines Konsils ist ein wichtiger Baustein für die Diagnostik des Konsiliarius. Der psychopathologische Befund soll ein Feedback an die anfordernde Station geben. Beide Verhaltenseinschätzungen sind als Komponenten der interdisziplinären Zusammenarbeit Grundlage für Diagnostik und Behandlungsplanung.

003 Hilfreich oder hilflos? Chancen und Grenzen der psychosozialen Arbeit in der pädiatrischen Onkologie Alain Di Gallo, KJPK, Basel, Schweiz Einleitung: Krebserkrankungen bei Kindern sind heute in über 70 % heilbare Leiden mit lang dauernden körperlichen, seelischen und sozialen Belastungen. Die pädiatrische Psychoonkologie wurde während der letzten 25 Jahre zu einem integralen Bestandteil der Therapie krebskranker Kinder und Jugendlicher und hat im inhaltlichen wie auch im strukturellen Bereich nachhaltige Konzepte entwickelt. Sie kann als Modell wichtige Ansatzpunkte für die psychosoziale Liaisontätigkeit in anderen pädiatrischen Fachbereichen bieten. 1997 wurde von einer Arbeitsgruppe der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) das Projekt einer Leitlinienentwicklung in Angriff genommen, das im letzten Jahr mit der Publikation einer S3-Leitlinie eine wichtige Etappe erreichte. 2004 veröffentlichten die GPOH und die Deutsche Leukämie-Forschungshilfe ein gemeinsames Positionspapier, in dem Ziele und Rahmenbedingungen für eine kontinuierliche, in enger Kooperation mit dem onkologischen Behandlungsteam stehende psychosoziale Betreuung definiert wurden. In der seit dem 1.1.2007 geltenden Vereinbarung des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Krebserkrankungen ist die Anforderung einer quantitativ angemessenen und spezifischen pädiatrisch-hämato-onkologischen Be-handlung durch Mitarbeitende aus dem psychologisch-psychotherapeutischen und sozialpädagogisch-sozialarbeiterischen Bereich für die Patienten und ihre Familien verbindlich festgehalten. Methode: Im Jahre 2006 wurde eine briefliche Stellenumfrage bei den psychoonkologischen Diensten von 96 Kinderkliniken in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt. Diskussion/Ergebnisse: 57 (59 %) nahmen an der Evaluation teil. Im Durchschnitt verfügten diese Kliniken über 2,6 Vollzeitstellen, hauptsächlich aus den folgenden vier Berufsgruppen: Psychologie, Sozialarbeit, Pädagogik und Kunsttherapie. Auffällig ist die geringe Anzahl Kinderpsychiater, die meist nur in Krisensituationen oder bei psychopharmakologischen Fragestellungen beigezogen werden. Die Vernetzung der bestehenden psychoonkologischen Strukturen mit der Psychiatrie und die Intensivierung der Versorgungsforschung stellen eine Herausforderung für die Zukunft dar. Die gute personelle Ausstattung mancher psychosozialer Teams darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass deren Arbeitsstrukturen sehr heterogen sind und noch wenig Evidenz bezüglich Wirksamkeit psychoonkologischer Interventionen bei Kindern und Jugendlichen besteht.

004 Strukturen und Prozesse in der Liaisonarbeit: Psychosomatische Versorgung in kooperativen Ambulanzen und Arbeitsgruppen Andreas Richterich, UKE Hamburg-Eppendorf, Kinder- und Jugendpsychosomatik Schulz, K.-H., Lenhartz, H., Richter, A., Kohlschütter, A., Schulte-Markwort, M. Einleitung: Psychosomatik kann verstanden werden als integrative Sichtweise unter Berücksichtigung somatischer, psychischer rund sozialer Faktoren bei der Entstehung, im Verlauf, vor allem aber in der Behandlung menschlicher Krankheiten. Konsil- und Liaisondienste der Kinder- und Jugendpsychiatrie stellen somit einen wesentlichen Bereich der psychosomatischen Versorgung dar. Die komplexe Verwobenheit kinder- und jugendpsychiatrischer, päd-

13


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.